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Hellwach am Steuer

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<strong>Hellwach</strong> <strong>am</strong> <strong>Steuer</strong><br />

an die zeitliche und räumliche Flexibilität der Fahrer und d<strong>am</strong>it häufig auch zum Überschreiten von Arbeits- und Lenkzeiten<br />

zu Lasten der vorgeschriebenen Fahrtunterbrechungen, Pausen und Ruhezeiten. Wird die Zeit zum Entladen des Lastkraftwagens<br />

nicht als Arbeitszeit, sondern als Ruhezeit in das digitale Kontrollgerät eingegeben, kann diese Ordnungswidrigkeit<br />

zu einem späteren Zeitpunkt durch die Kontrollbehörde nicht mehr festgestellt werden. Die Folge ist Übermüdung mit der<br />

d<strong>am</strong>it einhergehenden Unfallgefahr (Roth et alii 2004, Müller et alii 2004). Seit April 2007 gelten die in der Verordnung (EG)<br />

Nr. 561/2006 bestimmten geänderten Lenk- und Ruhezeiten 6 .<br />

Die Transportbranche geht deshalb davon aus, dass der Konkurrenzdruck steigt und die Belastungen der Fahrer eher noch<br />

erhöht werden. Begründet wird dies mit der Veränderung der Pausenlage und kürzeren Wochenfahrzeiten gegenüber den<br />

vorherigen Regelungen. Schon jetzt wird von einer Zunahme von Geschwindigkeitsüberschreitungen und riskanten Überholmanövern<br />

berichtet, um aus beruflichen und f<strong>am</strong>iliären Gründen das Ziel möglichst früh zu erreichen 7 . Der situationsbedingte<br />

Kostendruck bei den Transportunternehmen führt oft zu terminlich und personell engerer Planung, die in der Praxis<br />

teilweise Probleme hervorruft.<br />

Einer <strong>am</strong>erikanischen Studie ist zu entnehmen, dass eine 10%ige Erhöhung der kilometerbezogenen Entlohnung zu einer<br />

34% geringeren Wahrscheinlichkeit von Verkehrsunfällen führte (Saltzman 2007). In diesem Zus<strong>am</strong>menhang ist anzumerken,<br />

dass in Deutschland Fahrer als Arbeitnehmer aus Gründen des Arbeitsschutzes und der allgemeinen Verkehrssicherheit<br />

nicht nach den zurückgelegten Fahrstrecken oder der Menge an transportierten Gütern entlohnt werden dürfen.<br />

Bei der Disposition (mengenmäßige Einteilung von Aufträgen) ergeben sich für die Transportunternehmen verschiedene<br />

Planungsunsicherheiten hinsichtlich:<br />

� der Regelmäßigkeit der Transporte,<br />

� der Kette von Transporten verschiedener Auftraggeber,<br />

� der sehr kurzfristigen Auftragserteilungen/-änderungen,<br />

� nicht kalkulierbarer Einflussfaktoren wie Staus, Witterung u. ä.,<br />

� dem LKW-Standort <strong>am</strong> Wochenende (Sonntagsfahrverbot in Deutschland).<br />

Dem gegenüber stehen Planungsnotwendigkeiten durch:<br />

� die Art der benötigten Fahrzeuge (Ladekapazität, Spezialfahrzeuge),<br />

� enge Terminvorgaben der Kunden,<br />

� vertragliche Verpflichtung gegenüber Kunden (Konventionalstrafen),<br />

� Reparatur– und Wartungstermine,<br />

� Fahrerbedürfnisse (Krankheit, Urlaub, private Termine),<br />

� gewinnorientierten Einsatz der Fahrzeuge im Verdrängungswettbewerb,<br />

� rechtliche Vorgaben (Lenk- und Ruhezeitvorschriften, Arbeitszeitgesetz).<br />

Im Rahmen der Disposition sind sowohl die Planungsunsicherheiten als auch die Planungsnotwendigkeiten ausreichend zu<br />

berücksichtigen. Die Disposition erfolgt in der Regel sehr kurzfristig. Hintergrund sind die immer kürzeren Lieferfristen von<br />

Gütern/Produkten (just in time) bedingt durch neue Marktinstrumente wie z. B. elektronische Vertragsanbahnung (Ausschreibungs-<br />

und Buchungsverfahren).<br />

6 Seit April 2007 müssen u. a. Fahrer von Lastkraftwagen täglich eine ununterbrochene Ruhezeit von neun statt bisher acht Stunden<br />

einhalten. Insges<strong>am</strong>t müssen die Fahrer pro Tag elf Stunden und innerhalb von zwei Wochen mindestens 45 Stunden <strong>am</strong> Stück pausieren.<br />

Die Lenkzeit darf grundsätzlich neun Stunden pro Tag nicht überschreiten, wobei zwei Mal in der Woche zehn Stunden <strong>am</strong> Lenkrad<br />

erlaubt sind. Auf die Woche hochgerechnet dürfen Fahrer von Lastkraftwagen maximal 56 Stunden <strong>am</strong> <strong>Steuer</strong> sitzen, in zwei aufeinander<br />

folgenden Wochen höchstens 90 Stunden<br />

7 Quelle (beispielhaft): Bericht des Innenministeriums Brandenburg vom 02.1.2006: „Kontrollen im gewerblichen Güter- und Personenverkehr:<br />

immer häufiger: Schrott-Lkw und übermüdete Fahrer“<br />

ULR: http://www.brandenburg.de/sixcms/detail.php?id=243185, Seitenaufruf 01.02.2007<br />

17<br />

Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, F<strong>am</strong>ilien und Senioren Baden-Württemberg

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