Hellwach am Steuer
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2.2.5 Suchtverhalten<br />
<strong>Hellwach</strong> <strong>am</strong> <strong>Steuer</strong><br />
Deutsche Untersuchungen zum Suchtverhalten von Lastkraftwagenfahrern fehlen. Die Polizei in Baden-Württemberg stellte<br />
bei 13.594 Unfällen mit LKW-Beteiligung im Jahr 2005 in 171 Fällen Alkohol und in 18 Fällen andere berauschende Mittel als<br />
Ursache fest. Bei Interviews im Rahmen des Projekts „<strong>Hellwach</strong> <strong>am</strong> <strong>Steuer</strong>“ gaben Lastkraftwagenfahrer an, dass sie versuchen,<br />
Müdigkeitsprobleme oder Stresssituationen mit Hilfe von legalen Drogen zu bewältigen. Um besser einschlafen zu<br />
können und zu entspannen, wird insbesondere bei großer Hitze und fehlender Standklimaanlage, oft ein Bier, seltener andere<br />
alkoholische Getränke, vor dem Einschlafen konsumiert. Um die Müdigkeit zu überwinden, gaben die Fahrer an, Wachmacher<br />
wie Koffein (meist Kaffee) und seltener Energy Drinks (Getränke mit anregender Wirkung auf den Organismus) zu<br />
sich zu nehmen.<br />
Untersuchungen in den USA erbrachten folgende Ergebnisse: 1.079 Fahrer von Sattelzügen wurden auf die Einnahme von<br />
Drogen untersucht. Nach einem Eingangstest auf Anzeichen von Drogeneinnahme wurden 1,6% der Fahrer wegen Fahren<br />
unter Drogeneinfluss belangt. Zusätzlich wurden auf freiwilliger Basis 822 Urinproben anonym untersucht. In 21 % der Fälle<br />
konnten Drogen, einschließlich legaler Drogen, in 7% mehr als eine Droge nachgewiesen werden. Nach Kaffee und Nikotin<br />
wurden <strong>am</strong> häufigsten wachmachende Drogen wie Meth<strong>am</strong>phet<strong>am</strong>ine, Amphet<strong>am</strong>ine, Phentermine,<br />
Ephedrin/Pseudoephedrin und Kokain (9,5%) verwendet. In 4,3% der Fälle fand man Cannabinoide und Marihuana-<br />
Abbauprodukte. Bei 1,3% der Fahrer konnte Alkohol nachgewiesen werden (Couper et alii 2002).<br />
Bei 168 tödlich verunglückten Lastkraftwagenfahrern konnte in 67% der Fälle eine oder mehrere Drogen im Blut nachgewiesen<br />
werden, in 33% Alkohol oder psychoaktive Drogen. In 8% fand man Kokainderivate bzw. Benzoylecgonin (Stoff der auf<br />
Drogenkonsum hinweist), in 7% Phenylpropanol<strong>am</strong>in, Ephedrin oder Pseudoephedrin. In 50 von 56 Fällen mit Nachweis von<br />
Alkohol oder psychoaktiven Substanzen waren diese beim Unfallgeschehen mitursächlich (Crouch et alii 1993).<br />
2.2.6 Rauchen<br />
Rauchen verschlechtert die Konzentrationsfähigkeit und die sensomotorischen Leistungen (Lacho et alii 1980). Tabakrauch<br />
verursacht durch seine krebserzeugende Wirkung verstärkt Lungenkarzinome (Hansen et alii 1998) und erhöht das Risiko für<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Arbeitstättenverordnung verbietet die Exposition von Arbeitnehmern gegenüber Passivrauch.<br />
Aus diesem Grunde darf in Fahrzeugkabinen nur dann geraucht werden, wenn diese nicht von anderen Personen<br />
genutzt werden.<br />
Jain und Smith stellten fest, dass 67 % der Fernfahrer in den USA angaben, dass sie rauchten, während nur 44% der Büroangestellten<br />
in Transportunternehmen rauchten. Korelitz et alii bestätigten dies 1993 ebenfalls. (54% Raucher bei Fahrern im<br />
Vergleich zu 30% Rauchern in der <strong>am</strong>erikanischen Bevölkerung). In China rauchten 49% der Berufskraftfahrer. In Dänemark<br />
lag die Raucherquote der Berufskraftfahrer im Durchschnitt der Arbeitnehmer (Jain et alii 2006, L<strong>am</strong> et alii 2002, Hansen et<br />
alii 1998). In zwei weiteren skandinavischen Studien (Hedberg et alii 1993, Belkic et alii 1994) waren Lastkraftwagenfahrer<br />
überdurchschnittlich oft Raucher. Eine deutsche Studie (Muth et alii 2003) ergab, dass zwei Drittel der Lastkraftwagenfahrer<br />
rauchten.<br />
2.2.7 Gesundheitliche Folgen des Schlafentzugs<br />
Experimentelle Studien zeigen, dass Schlafmangel u. a.:<br />
� zu einer Senkung der Immunabwehr,<br />
� einem erhöhten Tumorrisiko,<br />
� zu Übergewicht, Diabetes und Hypertonie,<br />
� zu verminderten Aufmerks<strong>am</strong>keits- und Gedächtnisleistungen führt.<br />
Bei Lastkraftwagenfahrern bestehen häufig Schlafdefizite oder Schlafstörungen. Schlaf gehört neben Essen und Trinken zu<br />
den Grundbedürfnissen des Menschen (Abb. 4). Er ist die Regenerationsphase unseres Körpers.<br />
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Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, F<strong>am</strong>ilien und Senioren Baden-Württemberg