Hellwach am Steuer
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<strong>Hellwach</strong> <strong>am</strong> <strong>Steuer</strong><br />
Ursächlich können auch die erhöhte Schläfrigkeit bei Nachtfahrten oder durch Schlafstörungen, Stressbelastung, Termindruck<br />
und akute Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein. 2006 untersuchten Evers und Auerbach die Entstehung schwerer LKW-<br />
Unfälle auf Autobahnen. Übermüdung wurde in knapp 20 % der schweren Verkehrsunfälle bei Berufskraftfahrern als Hauptunfallursache<br />
eingestuft. Aronson et alii (1999) berichteten, dass auch kanadische Lastkraftwagenfahrer ein erhöhtes Risiko<br />
hatten, an Autounfällen zu sterben.<br />
Neben Verkehrsunfällen können auch Arbeitsunfälle beim Be- und Entladen oder eine Vernachlässigung der Ladungssicherung,<br />
die später zu Unfällen im Straßenverkehr führt, Folge von Tagesschläfrigkeit, Stress und Termindruck sein. Unfälle<br />
beim Be- und Entladen stellen bekanntermaßen den Schwerpunkt des Unfallgeschehens bei Lastkraftwagenfahrern dar.<br />
2.2 Gesundheitliche Lage der Lastkraftwagenfahrer<br />
2.2.1 Lebensumstände und Umweltbelastung<br />
Als Folge der Arbeitsbelastungen, aber auch der lebensstilbezogenen Risikofaktoren (Ernährung, Rauchen, langes Sitzen<br />
und Bewegungsmangel etc.) sind bestimmte Erkrankungen im Vergleich zu anderen Berufsgruppen erhöht (Übersicht bei<br />
Apostolopoulos et alii 2010, Literaturübersicht über die Thematik siehe Michaelis 2008). Hinzu kommt, dass viele Fahrer<br />
nicht ausreichend betriebsärztlich versorgt werden. So gaben im Rahmen einer ärztlichen Befragung von 256 deutschen<br />
Fernfahrern nur 20% an, schon jemals betriebsärztlich betreut worden zu sein (Müller et alii 2005).<br />
Bei einer Konferenz über Arbeitssicherheit und Gesundheit von Lastkraftwagenfahrern in den USA (Saltzman et alii 2007)<br />
wurden Zahlen zur Lebenserwartung von Lastkraftwagenfahrern in den USA vorgestellt. Danach hatten selbständige Fahrer<br />
eine Lebenserwartung von 55,7 Jahren, angestellte Fahrer von 63 Jahren. Die normale Lebenserwartung liegt in den USA<br />
für Männer bei mindestens 69,2 Jahren 8 . Quinlan (2001) berichtete bei dieser Konferenz über eine dreifach erhöhte Selbstmordrate<br />
bei australischen Lastkraftwagenfahrern, wobei die meisten dieser Fahrer im Verlauf des letzten halben Jahres vor<br />
dem Selbstmord Beziehungsverluste oder finanzielle Notlagen erlitten hatten.<br />
Lastkraftwagenfahrer leiden besonders häufig an folgenden Krankheiten oder Symptomenkomplexen:<br />
� Metabolisches Syndrom,<br />
� Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
� Schlafapnoe,<br />
� Tumore der Atemwege und des Dickdarms, multiples Myelom,<br />
� Bandscheibenschäden,<br />
� nicht-alkoholbedingte Leberzirrhose.<br />
2.2.2 Stressreaktionen<br />
Lastkraftwagenfahrer sind, wie oben ausgeführt, verschiedensten Stressoren ausgesetzt. Stressreaktionen kommen deshalb<br />
bei ihnen besonders unter Zusatzbelastungen häufig vor. Vivoli et alii stellten bei Fahrern erhöhte Adrenalinausschüttungen<br />
(Laborpar<strong>am</strong>eter für Stressreaktionen) besonders in schwierigen Verkehrssituationen und bei schlechtem Wetter fest. Dauerstress<br />
kann unter anderem zu Gewichtszunahme und Schlafstörungen, langfristig auch zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
führen. Bültmann et alii stellten fest, dass in einer Kohortenstudie Lastkraftwagenfahrer in einer holländischen Studie von<br />
allen Berufsgruppen die geringste Stressreaktionen zeigten. Dies entspricht den statistischen Ergebnissen der Krankenkassen,<br />
wider-spricht aber den Ergebnissen von Vivoli und auch den Ergebnissen unserer Studie. Eine mögliche Erklärung wäre<br />
8 Centers for Disease Control and Prevention (CDC): "Deaths: Preliminary Data for 2003." News release<br />
(http://www.webmd.com/20050228/us-life-expectancy-best-ever-says-cdc).<br />
21<br />
Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, F<strong>am</strong>ilien und Senioren Baden-Württemberg