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Hellwach am Steuer

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2.2.8 Tumorerkrankungen<br />

<strong>Hellwach</strong> <strong>am</strong> <strong>Steuer</strong><br />

Zahlreiche Studien berichten über ein signifikant erhöhtes Lungenkrebsrisiko bei Lastkraftwagenfahrern. Auch erhöhte Risiken<br />

für Kehlkopfkrebs, Colontumoren und multiple Myelome werden diskutiert (Järvholm et alii 2003, Steenland et alii 1998,<br />

Boffetta et alii 1988, Guberan et alii 1992, Brüske-Hohlfeld et alii 1999, Hansen et alii 1998, Pfluger et alii 1994, Aronson et<br />

alii 1999, Hannerz et alii 2001). Als ursächlich werden die Belastung mit Dieselruß oder polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen<br />

im Verkehr und der Tabakkonsum gesehen (siehe Kapitel 2.2.6). Jakobsson et alii wiesen 1997 erhöhte Lungenkrebsraten<br />

nur bei Fahrern in städtischen Gebieten in Schweden, nicht aber bei Fahrern auf dem Land nach. Straif et alii<br />

berichteten 2007 über ein erhöhtes Tumorrisiko bei Nacht- und Schichtarbeit – möglicherweise durch einen Melatoninmangel<br />

(Schernh<strong>am</strong>mer et alii 2003). Aronson et alii (1999) berichteten, dass kanadische Lastkraftwagenfahrer ein erhöhtes Risiko<br />

hatten, an Darm-, Kehlkopf- und Lungenkrebs, Diabetes mellitus, kardialer oder- zerebraler Minderdurchblutung, Leberzirrhose<br />

und Autounfällen zu sterben.<br />

2.2.9 Muskel- und Skelett-Erkrankungen<br />

Lastkraftwagenfahrer klagen über ein vermehrtes Auftreten von Nacken- und Rückenschmerzen sowie Schmerzen im Bereich<br />

der Schulter. 50% der Lastkraftwagenfahrer berichteten über Schmerzen im Lendenwirbelsäulenbereich (Magnusson et<br />

alii 1996). Diese Schmerzen sind mit häufigem und schwerem Heben und Tragen sowie Vibrationsbelastung korreliert. Piazzi<br />

et alii (1991) sowie Kelsey (1975) stellten bei Lastkraftwagenfahrern gegenüber der Normalbevölkerung signifikante Häufungen<br />

von Bandscheibenvorfällen und Funktionseinschränkungen im Hals- und Lendenwirbelsäulenbereich fest. Eine Analyse<br />

in Dänemark stellte fest, dass Lastkraftwagenfahrer häufiger als normale Arbeitnehmer wegen Bandscheibenvorfällen und<br />

Verletzungen im Rückenbereich ins Krankenhaus k<strong>am</strong>en (Hannerz et alii 2001).<br />

Belastungen durch Ganzkörpervibrationen wurden in den letzten Jahren stark vermindert, sie können aber in älteren Fahrzeugen<br />

oder bei Fahren auf unebenem Gelände (z. B. auf Baustellen) noch eine Rolle spielen (Schwarze et alii, 1998, Fischer<br />

et alii 2001). Beim Be- und Entladen besteht die Möglichkeit von Belastungen durch Heben und Tragen von Lasten<br />

durch mangelndes Transportgerät.<br />

2.3 Erkrankungshäufungen bei Berufskraftfahrern in der<br />

Versicherungsstatistik<br />

Versicherungsstatistiken geben wertvolle Hinweise auf das Krankheitsgeschehen. Sie haben den Vorteil, dass ein großes<br />

Beschäftigtenkollektiv statistisch einheitlich erfasst wird. Nachteile liegen darin, dass Fehldiagnosen nicht überprüft werden<br />

können. Selbständige werden nur erfasst, wenn sie freiwillig versichert sind. Krankenversicherungen werten die Diagnosen<br />

in Arbeitsunfähigkeitsbescheini-gungen aus. Die Rentenversicherung wertet Diagnosen von Patienten aus, bei denen Rehabilitationsmaßnahmen<br />

durchgeführt wurden. Die Unfallversicherungen werten angezeigte und anerkannte Berufskrankheiten,<br />

Arbeits- und Wegeunfälle aus. Bei diesen beschreibenden Statistiken sind schon wegen des großen Kollektivs Datenschutz<br />

und Anonymität gewährleistet. Die Statistiken zeigen zwar nicht die Ursachen von Erkrankungen auf, können aber als Ausgangspunkt<br />

für weitere Untersuchungen dienen.<br />

2.3.1 Statistik der Gesetzlichen Krankenversicherungsträger<br />

Die Statistiken sind nach den üblichen Diagnosegruppen erhoben und beziehen sich auf die Berufskraftfahrer. Die Abb. 5<br />

zeigt, dass der Prozentsatz der arbeitsunfähigen Fahrer im Durchschnitt höher liegt als der Prozentsatz bei der Ges<strong>am</strong>tzahl<br />

der Versicherten.<br />

25<br />

Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, F<strong>am</strong>ilien und Senioren Baden-Württemberg

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