Die Examensarbeit von Rolf Behr (1.08 MB) - Akademie des Zimmerer
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Einleitung und Problemstellung 3<br />
2. Baukonstruktion in der Berufsschule 5<br />
2.1. Warum ist das Lösen <strong>von</strong> baukonstruktiven Details in der<br />
Berufsschule so wichtig? 5<br />
2.2. Wie werden diese Details bisher gelöst? 6<br />
2.3. Was will ich bei den Schülern durch das Lösen <strong>von</strong> baukonstruktiven<br />
Details erreichen? 8<br />
3. Medien in der Pädagogik 9<br />
3.1. Dimension <strong>des</strong> Medienbegriffs 9<br />
3.2. Medien als Stellvertreter der Realität 11<br />
3.3. Mediendidaktik 14<br />
3.4. Besser lernen mit Medien 14<br />
3.5. Welche Medien in welchen Phasen? 16<br />
4. Condetti ? als Planungsinstrument 17<br />
4.1. Wie funktioniert Condetti ? 18<br />
4.2. <strong>Die</strong> Entwicklung <strong>von</strong> Condetti ? 19<br />
4.3. Condetti ? -Päd – Der Koffer für die Schule? 21<br />
5. Planung der Unterrichtseinheiten 22<br />
5.1. Durchgeführte Unterrichtseinheiten 23<br />
6. Unterrichtsentwurf <strong>Zimmerer</strong>-Oberstufe 24<br />
6.1. Analyse <strong>des</strong> Bedingungsfel<strong>des</strong> 24<br />
6.1.1. Analyse der curricularen Vorgaben 24<br />
6.2. Didaktisch – methodische Konzeption 24<br />
6.2.1. Sachanalyse 24<br />
6.2.2. Begründung der Auswahl- und Reduktionsentscheidung 26<br />
6.2.3. Strukturierung der Unterrichtseinheit 28<br />
6.2.4. Angestrebte Kompetenzen 29<br />
6.2.5. Methodische Strukturierung 29<br />
6.3. Geplanter Unterrichtsverlauf 31<br />
6.4. Arbeitsergebnisse (Auszug) 32<br />
6.4.1. Fachklasse <strong>Zimmerer</strong>-Oberstufe 32<br />
6.4.2. Fachklasse Dachdecker-Oberstufe 32<br />
6.4.3. Fachklasse Bauzeichner-Unterstufe 33<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
7. Reflektion der Unterrichtseinheiten 34<br />
7.1. Bewertung der Unterrichtseinheiten durch die Schüler 34<br />
7.2. Eigene Bewertung 37<br />
7.2.1. Beschreibung der Unterrichtseinheiten 38<br />
7.2.2. Zusammenfassung 41<br />
7.3. Condetti ? in der vollständigen Handlung 42<br />
7.3.1. Informieren 42<br />
7.3.2. Planen 44<br />
7.3.3. Entscheiden 44<br />
7.3.4. Ausführen 44<br />
7.3.5. Bewerten 45<br />
7.3.6. Kontrollieren 45<br />
7.4. Bewertung <strong>von</strong> Condetti ? durch die Theorie 46<br />
7.4.1. Dimension <strong>des</strong> Medienbegriffs (s. Kapitel 3.1) 46<br />
7.4.2. Beantwortung Poelchaus Leitfragen (s. Kapitel 3.3) 46<br />
7.4.3. Didaktisches Konzept Condetti-PÄD (s. Kapitel 4.3) 49<br />
7.5. Zusammenfassung 49<br />
8. Literaturverzeichnis 52<br />
9. Anhang 53<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
1. Einleitung und Problemstellung<br />
<strong>Die</strong> Erarbeitung <strong>von</strong> Details im Bauwesen stellt an alle am Bau Beteiligten höchste<br />
Anforderungen:<br />
� Der Planer/Architekt hat das normgerechte und funktionelle Detail im Hinblick<br />
auf baustoffkundliche, baukonstruktive, bauphysikalische und letztlich<br />
ästhetische Kriterien zu planen;<br />
� der Baufacharbeiter setzt diese geplanten Details unter Beachtung der o. g.<br />
Kriterien auf der Baustelle oder der Werkhalle in die Realität um.<br />
Abb. 1: Übliche technische Zeichnung<br />
(Detail Fußpunkt, R. <strong>Behr</strong>)<br />
In der realen Bauwelt (also die Welt, auf die wir die Schüler vorbereiten wollen) werden<br />
jedoch nicht alle Details vorgedacht und konzeptionell erarbeitet. Häufig ist ein<br />
umfassender Planungsprozess zeitlich nicht realisierbar, nicht bezahlbar oder durch<br />
Änderungen in der Konstruktion nicht existent. Gerade bei kleineren Bauvorhaben oder<br />
Standard-Konstruktionen werden keine Detailplanungen vorgenommen. Somit wird<br />
deutlich, warum ein Baufacharbeiter vermehrt baukonstruktive Details selber lösen<br />
muss!<br />
<strong>Die</strong> moderne Bauwelt wird sich weiterhin schnell verändern: Neue Anforderungen (z.b.<br />
die neue Energieeinsparverordnung) und neue Erkenntnisse aus der baukonstruktiven<br />
und bauphysikalischen Forschung sowie neue Baumaterialien werden das Bauen stets<br />
verändern. Aus diesem Umstand heraus sind Planer und Baufacharbeiter gefordert,<br />
alle Konstruktionen richtig auszuführen.<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
<strong>Die</strong> Berufsschule als ein Teil der dualen Berufsausbildung ist gefordert, den<br />
zukünftigen Baufacharbeitern Qualifikationen zu vermitteln, so dass sie ihre beruflichen<br />
Aufgaben erfüllen können. Darüber hinaus ist es m. E. unabdingbar, die Schüler mit<br />
Kompetenzen auszustatten, die es ihnen ermöglichen, sich auf stets veränderte<br />
Anforderungen einzustellen. <strong>Die</strong>s gilt insbesondere für neue Baustoffe und neue<br />
Detaillösungen.<br />
Das Planungsinstrument Condetti ? wird in Profi-Seminaren eingesetzt, um Details im<br />
Holzrahmenbau gemeinsam <strong>von</strong> Fachleuten (Architekten, Fachplaner, Zimmermeister,<br />
Bauphysiker,...) zu entwickeln. Hier geht es in erster Linie um den Passivhausbau, der<br />
bauphysikalisch besondere Anforderungen stellt. <strong>Die</strong>se Details können durch<br />
Condetti ? schnell und einfach in der Gruppe erarbeitet werden und anschließend sofort<br />
im Plenum diskutiert, bewertet und ggf. verändert werden.<br />
Mein Ziel dieser Arbeit ist die Überprüfung <strong>des</strong> Mediums Condetti ? auf seine<br />
Einsatzfähigkeit in der Berufsschule.<br />
Ich habe versucht auf lernwissenschaftlicher Grundlage und der Reflektion der <strong>von</strong> mir<br />
durchgeführten Unterrichtsstunden zu überprüfen, ob die folgenden <strong>von</strong> mir<br />
aufgestellten Hypothesen Gültigkeit haben:<br />
� Condetti ? kann in der Berufsschule dazu dienen Fachkompetenz in einer<br />
schülergerechten Art zu vermitteln (Fachkompetenz);<br />
� Condetti ? kann in der Berufsschule durch die Einfachheit der Methode auch<br />
später als Planungsinstrument <strong>von</strong> den zukünftigen Facharbeitern eingesetzt<br />
werden (Methodenkompetenz);<br />
� Condetti ? kann in der Berufsschule die Gruppenarbeit interessanter gestalten<br />
und die Präsentation <strong>von</strong> Arbeitsergebnissen für die Schüler erleichtern (Sozial-<br />
und Methodenkompetenz).<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
2. Baukonstruktion in der Berufsschule<br />
2.1. Warum ist das Lösen <strong>von</strong> baukonstruktiven Details in der<br />
Berufsschule so wichtig?<br />
Egal welchen Bauberuf unsere Schüler später ausüben, sie müssen entweder<br />
Baustoffe auf der Baustelle oder in der Werkstatt/Fabrikhalle entsprechend den<br />
Vorgaben sach- und fachgerecht kombinieren oder aber auch Details entwickeln und<br />
zeichnen (Bauzeichner). Hierbei gilt es, die „richtige“ Kombination herzustellen, und<br />
zwar einwandfrei hinsichtlich:<br />
� Statik, z.b. tragfähig, dauerhaft;<br />
� Feuchteschutz, z.b. wasserdicht, regensicher, hydrophobiert;<br />
� Wärmeschutz, z.b. wärmegedämmt, wärmebrückenfrei, luftdicht;<br />
� Schallschutz, z.b. Trittschallschutz, Luftschallschutz;<br />
� Verträglichkeit untereinander, z.b. ohne Korrosionsprozesse, angepasste<br />
Längenausdehnung;<br />
� Langlebigkeit, z.b. konstruktiver Holzschutz, Tauwasserfreiheit, Lochfraß und<br />
� Ästhetik u.v.m..<br />
<strong>Die</strong>se Aufzählung hat nicht den Anspruch alle Sachverhalte zu beinhalten, die bedacht<br />
werden müssen. Hieraus soll jedoch deutlich werden, welch komplexer Hintergrund<br />
<strong>von</strong> allen Bauschaffenden bei baukonstruktiven Details zu beachten ist.<br />
Nun könnte <strong>von</strong> Kritikern geäußert werden, dass Berufsschüler, also die späteren<br />
Baufacharbeiter, keine Planungsaufgaben übernehmen werden: Baufacharbeiter<br />
werden Details lesen müssen und diese abstrakte und zweidimensionale Abbildung in<br />
eine dreidimensionale Ebene umsetzen müssen. <strong>Die</strong> Aufgabe würde also nur darin<br />
bestehen, Details zu lesen und sach- und fachgerecht in die Dreidimensionalität zu<br />
übertragen. Um diese These zu widerlegen, möchte ich einen kurzen Passus aus dem<br />
Richtlinienentwurf für die Ausbildung zum <strong>Zimmerer</strong>/Zimmerin zitieren:<br />
„Lernfeld 10: Einbauen einer Holzbalkendecke – Zielformulierung<br />
<strong>Die</strong> Schülerinnen und Schüler wählen die Konstruktion für eine Holzbalkendecke. ...<br />
Sie berücksichtigen die Einflussgrößen für Balkenquerschnitte und Spannweiten sowie<br />
den Brand- und Schallschutz. Sie legen den Decken- und Fußbodenaufbau fest.<br />
<strong>Die</strong> Schülerinnen und Schüler planen die Herstellung eines Flachdaches. Sie<br />
entscheiden sich für einen konstruktiven Aufbau.“ 1<br />
1 Kultusministerium Niedersachsen (Hrsg.), Entwurf der Richtlinien für den berufsfachlichen<br />
Unterricht in der Fachstufe <strong>Zimmerer</strong>, Hannover 1998<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Aus diesem Zitat wird deutlich, wie stark der Begriff „Konstruktion“ in den<br />
Zielformulierungen enthalten ist. Als Beispiel dafür, wie eine <strong>von</strong> Schülern erarbeitete<br />
Lösung für den Anschluss einer Holzbalkendecke an eine Holzrahmenbauwand<br />
aussehen könnte, zeige ich eine Abbildung aus einem der <strong>Examensarbeit</strong><br />
vorhergehenden Unterricht. <strong>Die</strong> eingesetzten Materialien sind selbst erstellt,<br />
entsprechen jedoch bis auf die nicht vorhandenen Schraffuren den Condetti ? -<br />
Materialien.<br />
Abb. 2: Condetti ? -Detail mit selbst gestalteten Arbeitsmaterialien<br />
(Foto: Gruppenarbeitsergebnis der <strong>Zimmerer</strong>fachklasse 2001)<br />
2.2. Wie werden diese Details bisher gelöst?<br />
Abb. 3: Üblich eingesetztes Detail zur Informationsbeschaffung<br />
(aus: Informationsdienst Holz – Niedrigenergiehäuser – Planungs- und Ausführungsempfehlungen, S. 5)<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Obwohl es sicherlich noch alternative Formen <strong>von</strong> Lösungsansätzen zu dieser<br />
Thematik gibt, möchte ich hier die meiner Meinung nach gängigsten<br />
Lösungsmöglichkeiten aufzählen:<br />
1. <strong>Die</strong> Details werden in Form einer technischen Zeichnung gelöst;<br />
2. <strong>Die</strong> Details werden an der Tafel oder auf einem Blatt skizziert (in Annäherung<br />
an eine technische Zeichnung).<br />
Das Handlungsprodukt „baukonstruktives Detail“ ist abhängig <strong>von</strong> der Fähigkeit und<br />
Fertigkeit <strong>des</strong> technischen Zeichnens der Schüler. <strong>Die</strong>s ist bei dieser Betrachtung<br />
gelöst <strong>von</strong> der inhaltlichen Frage.<br />
<strong>Die</strong> Notwendigkeit der technischen Zeichnung ist meiner Meinung nach unbestritten,<br />
da es im Bauwesen ein wichtiges Kommunikationsmittel darstellt: Baufacharbeiter<br />
müssen technische Zeichnungen lesen und umsetzen können, sie müssen über<br />
technische Zeichnungen diskutieren können und ggf. selbst Zeichnungen anfertigen,<br />
um bestimmte Arbeiten ausführen zu können.<br />
Schüler, und damit natürlich auch Lehrer, stehen vor dem Problem, dass sie ohne die<br />
entsprechenden Fähigkeiten und Fertigkeiten <strong>des</strong> technischen Zeichnens in die<br />
Berufsschule kommen. Grundkenntnisse und Grundformen lassen sich erlernen. Als<br />
Vorlagen können eine Vielzahl <strong>von</strong> Medien dienen:<br />
Realien, Modelle, isometrische Darstellungen, kolorierte Darstellungen, Fotos, Folien,<br />
Dias, Videofilme, technische Zeichnungen, etc..<br />
Abb. 4: Farbige Darstellung eines Details aus einem Fachbuch<br />
(aus: Batran, Frey,....; Lernfeld Bautechnik – Fachstufe Maurer, H&T Hamburg 2001, S. 51)<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
<strong>Die</strong> Nachteile, die bei der Nutzung einer technischen Zeichnung als Medium zur<br />
Lösung baukonstruktiver Aufgaben auftreten, lassen sich folgendermaßen<br />
zusammenfassen:<br />
� Fehler/Änderungen sind schwer zu beheben;<br />
� die Konstruktion rückt in den Hintergrund;<br />
� die Umsetzung der technischen Zeichnung rückt in den Vordergrund;<br />
� die Bearbeitung in der Gruppe ist nur schwer möglich;<br />
� der Maßstab 1:1 ist nur annähernd an der Tafel möglich;<br />
� an Tafel und Zeichenbrett kann gleichzeitig nur ein Schüler arbeiten;<br />
� eine Präsentation der geleisteten Arbeit ist so nicht möglich.<br />
<strong>Die</strong> Aufgabe, eine nicht selbst erarbeitete Vorlage in eine technische Zeichnung zu<br />
„übersetzen“, ist zudem für die Schüler völlig unmotivierend.<br />
2.3. Was will ich bei den Schülern durch das Lösen <strong>von</strong><br />
baukonstruktiven Details erreichen?<br />
Bauen ist eingebettet in eine Vielzahl eigenständiger Fachwissenschaften. Daraus<br />
ergibt sich für mich nicht die Forderung an die Schüler, alle fachwissenschaftlichen<br />
Disziplinen zu beherrschen und somit alle für sie notwendigen baukonstruktiven Details<br />
selbst erarbeiten zu lassen. Es ist jedoch auch nicht nur die Übernahme <strong>von</strong> Vorgaben<br />
in eine technische Zeichnung oder sogar die Kopie einer technischen Zeichnung.<br />
Wobei ich gleichwohl anmerken muss, dass die Anfertigung einer Kopie bzw. der<br />
Transfer einer vorhandenen technischen Zeichnung in einen anderen Maßstab für eine<br />
entsprechende Lerngruppe (z.b. BGJ o.ä.) durchaus die richtige Aufgabe sein kann.<br />
Hier ist die reine Zeichentechnik das Ziel und nicht das baukonstruktive Detail. Das<br />
Lösen <strong>von</strong> baukonstruktiven Details hat für mich folgende Aufgaben zu erfüllen:<br />
� richtige Wahl der Baustoffe (Funktion, Eigenschaften,...);<br />
� richtige Reihenfolge/Schichtung der Baustoffe (baukonstruktiv,<br />
bauphysikalisch,...);<br />
� Beachtung ausführungsrelevanter Sachverhalte (Wasserführung, Befestigung,<br />
Folienführung,...) und schließlich<br />
� die Umsetzung der erarbeiteten technologischen Grundlagen im Unterricht.<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
3. Medien in der Pädagogik<br />
Der Begriff „Medium“, lateinisch Mitte oder Mittelpunkt, wird in der Pädagogik als Mittel<br />
oder Mittler bezeichnet. In der heutigen Unterrichtspraxis findet sich eine Vielzahl <strong>von</strong><br />
Medien: Tafel, Kreide, Schulbuch, Stifte, Atlas, Overheadprojektor, Dia,... . Moderne<br />
Medien gehören gleichwohl mit in diese Liste: Personalcomputer, Videogerät,<br />
Internet... .<br />
Je nach Autor werden in Versuchen, den Begriff Medien zu definieren, unterschiedliche<br />
Funktionen betont:<br />
1. Lehr- und Lernmittel, Hilfen für den Unterricht, „Mittel zum Zweck“;<br />
2. Vermittler <strong>von</strong> Informationen im Sinne <strong>von</strong> „Mittler“ zwischen Lehrer und<br />
Schüler, wobei sowohl die Gerätschaften als auch der transportierte Inhalt<br />
gemeint sind, wie z.b. der Film, das Arbeitstransparent und das Arbeitsblatt;<br />
3. Form der Wirklichkeitspräsentation, z.b. der Lehrer, das Buch, eine<br />
Fernsehsendung und das Experiment;<br />
4. Kommunikationsmittler, Gegenstände, die zwischen Lehrer und Schüler stehen,<br />
hier z.b. das Experiment, der Overhead-Projektor und die Tafel;<br />
5. Technologie der Symbolisierung, d.h. Mittel zur Verbreitung <strong>von</strong> Symbolen, also<br />
z.b. der Druck, das Fernsehen, der Rundfunk und die Zeitung.<br />
<strong>Die</strong>ser Aufzählung liegt keine Systematik zugrunde, die genannten Funktionen<br />
überschneiden sich zum Teil erheblich.<br />
3.1. Dimension <strong>des</strong> Medienbegriffs<br />
W. Maier unterteilt die Dimensionen <strong>des</strong> Medienbegriffs hinsichtlich der Medienaspekte<br />
Technik, Semantik und Pragmatik, um auf die Bereiche der Medien und deren<br />
Nutzeranforderungen einzugehen. Bei dieser Systematik schließt er personale Medien<br />
aus. Hierbei meint Maier mit dem technischen Aspekt insbesondere das<br />
Alltagsverständnis bzgl. der Bedienung eines Mediums. Der semantische Aspekt<br />
beleuchtet die Inhalte und ihre mediale Gestaltung. <strong>Die</strong> Verwendung <strong>von</strong> Medien<br />
(Medienproduzent und Mediennutzer) als Kommunikationsmittel beschreibt der<br />
pragmatische Aspekt. 2<br />
2 W. Maier, Grundkurs Medienpädagogik Mediendidaktik, Beltz Verlag, Weinheim 1998<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Abb. 5: Dimension <strong>des</strong> Medienbegriffs<br />
Dimension <strong>des</strong> Medienbegriffs<br />
Medienaspekte Bereiche Nutzeranforderungen<br />
Technischer Aspekt Technik Bedienung<br />
Semantischer Aspekt<br />
Pragmatischer Aspekt<br />
Information:<br />
Inhalte, Gestaltung<br />
Kommunikation:<br />
Austausch, Verbreitung,<br />
Absichten, Wirkung<br />
Verständnis<br />
Verwendung<br />
(aus: W. Maier, Grundkurs Medienpädagogik Mediendidaktik, Beltz Verlag, Weinheim 1998, S. 15)<br />
Sehr interessant ist die genauere Betrachtung <strong>des</strong> semantischen Aspektes <strong>von</strong> Maier:<br />
„Eine Medieneinteilung unter dem semantischen Aspekt fragt nach der Gestaltung der<br />
Information, nach ihrer Präsentationsform und danach wie sie sich dem Zugriff durch<br />
die Zielgruppe erschließen (Wahrnehmungsleistung) und so ein Verständnis<br />
ermöglichen.“ 3 Somit werden die Medien in die Gruppen - Statische Medien, -<br />
Dynamische Medien und Interaktive Medien unterteilt.<br />
Abb. 6: Medien und Wahrnehmungsleistung<br />
Medien und Wahrnehmungsleistung<br />
Medien Präsentationsform Wahrnehmungsleistung<br />
Statische Medien<br />
z.B. Fotographie,<br />
Printmedien<br />
Dynamische Medien<br />
z.B. Fernsehen, CD,<br />
Kassetten, Video, Film<br />
Interaktive Medien<br />
z.B. interaktives<br />
Fernsehen, Computer<br />
Text, Bild, Grafik<br />
Film, Video,<br />
Tonaufzeichnungen<br />
Film, Video, Ton, Schrift,<br />
Grafik, Animation,<br />
Simulation<br />
Visuell, bei selbst bestimmter<br />
Verweildauer<br />
Visuell, auditiv, bei<br />
vorgegebener Verweildauer<br />
Visuell, auditiv mit freien<br />
Zugriffsmöglichkeiten und<br />
Gestaltung bzw. Anord-<br />
nungen der Information<br />
(aus: W. Maier, Grundkurs Medienpädagogik Mediendidaktik, Beltz Verlag, Weinheim 1998, S. 16)<br />
3 W. Maier, a.a.O.<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Obwohl Maier eingangs nur die personalen Medien in seiner Betrachtung ausschließt,<br />
also auf die materiellen Medien eingeht, finden sich wichtige materielle Medien aus<br />
dem berufsbildenden Bereich hier nicht wieder: Modelle, Realien (Baustoffe,<br />
Proben,...), Baustellenbesichtigungen, ... .<br />
Bei der Betrachtung der Wahrnehmungsleistung wird klar, dass hiernach die<br />
interaktiven Medien (z.b. interaktives Fernsehen, Computer) die höchsten Leistungen<br />
erbringen: die Informationen stehen visuell und auditiv mit freien Zugriffsmöglichkeiten<br />
zur Verfügung.<br />
3.2. Medien als Stellvertreter der Realität<br />
Einer sehr populären Darstellung aus der Medienwelt zufolge verhält sich die<br />
Behaltensleistung gegenüber den Sinnesmodalitäten und Lernaktivitäten gemäß der<br />
folgenden Abbildung:<br />
Abb. 7: <strong>Die</strong> Behaltensleistung<br />
(aus: Beyer, Creatives Lernen, Econ Verlag, Düsseldorf 1981, S. 22)<br />
Obwohl hierbei die Sinnesmodalität und Codierform als eindimensionale Konstrukte<br />
behandelt werden, lässt sich folgen<strong>des</strong> feststellen: „Kennzeichnend ist ein einfaches<br />
Realismusprinzip, da mit steigender Realitätsnähe auch die Behaltensleistung steigt.“ 4<br />
Richter versucht seine Aussage mit zwei Theorieansätzen zu belegen:<br />
<strong>Die</strong> Doppelcodierungstheorie <strong>von</strong> Pavio (1986)<br />
<strong>Die</strong>se Theorie postuliert, dass die Präsentation <strong>von</strong> Bildern zum einen in Form <strong>von</strong><br />
Vorstellungen, jedoch auch in Form <strong>von</strong> Bezeichnungen im Gedächtnis kodiert wird.<br />
Wörter hingegen werden nicht automatisch in bildhafte Vorstellungen codiert. <strong>Die</strong>se<br />
Theorie erklärt auch den empirisch belegten Bildüberlegenheitseffekt (Nelson, 1979).<br />
<strong>Die</strong>sem Effekt zufolge werden Listen mit Abbildungen bekannter Objekte besser<br />
behalten als Listen mit Namen derselben Objekte.<br />
4 Richter, A.: Multimediales Lernen, aus: http://www.psychol.uni-giessen.de/abteil/paedglo...<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
<strong>Die</strong> Theorie der Hemisphärenspezialisierung (z.b. Ornstein, 1974)<br />
Der Neocortex <strong>des</strong> Menschen ist funktionell so organisiert, dass die mentalen<br />
Präsentationen einer topographischen Aufteilung folgen. <strong>Die</strong> Verarbeitung <strong>von</strong> Sprache<br />
wird dabei <strong>von</strong> anderen Hirnarealen geleistet als die Verarbeitung <strong>von</strong> Bildern. Für den<br />
Bereich Multimediales Lernen wird oft vereinfacht angenommen, dass eine<br />
gleichzeitige Reizung verschiedener Hirnareale im Gegensatz zur einfachen Reizung<br />
lediglich eines Areals die Lern- und Behaltensleistung erhöht.<br />
Bereits 1974 haben Olson und Bruner vorgeschlagen, Medien im Zusammenhang <strong>von</strong><br />
Lehren und Lernen als „Stellvertreter der Realität“ zu betrachten. Unter Rückgriff auf<br />
die entwicklungspsychologischen Erkenntnisse Jean Piagets gehen die Autoren <strong>von</strong><br />
der Annahme aus, dass sich die Entwicklung <strong>des</strong> Menschen und seine<br />
Erfahrungsbildung in definierbaren Phasen vollzieht, die <strong>von</strong> konkreten Handlungen<br />
und anschaulicher Begriffsbildung zu abstrakten Operationen übergeht. In diesem<br />
Prozess ist zu Beginn einer neuen Lerntätigkeit jeweils die Begegnung mit der<br />
konkreten Wirklichkeit und die Ausführung konkreter Tätigkeiten erforderlich. Im<br />
weiteren Verlauf der Entwicklung können dann konkrete Tätigkeiten durch gedankliche<br />
„innere“ Operationen <strong>von</strong> zunehmender Abstraktheit abgelöst werden.<br />
<strong>Die</strong>se Abfolge – <strong>von</strong> der Tätigkeit in der Realsituation über bildhafte Anschaulichkeit<br />
hin zu kognitiven Operationen – wird auch im späteren Alter immer wieder vollzogen,<br />
wenn sich jemand ein neues Tätigkeits- oder Wissensgebiet erschließt. Dabei kann<br />
dann die Realität durch Medien ersetzt werden, die über Simulationen und<br />
Abbildungen bis hin zu schriftlichen Texten und mathematischen Symbolen reicht.<br />
Edgar Dale hat für die Mediendidaktik ein Modell entwickelt, das die Abfolge <strong>von</strong> der<br />
konkreten Tätigkeit in der Realität hin zur medienvermittelten kognitiven Operation<br />
veranschaulicht. Dale nennt sein Modell „Erfahrungskegel“ (cone of experience).<br />
Abb. 8: Der Dale´sche Erfahrungskegel<br />
(aus: Leisen und Mentges, Studienseminar Koblenz, Allgemeines Seminar, Pflichtmodul 10, Unterrichtsmedien)<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Betrachtet man Erfahrungen in wirklichen Situationen und mit realen Tätigkeiten, also<br />
Interaktionen mit realen Umgebungen, als Basis dieses Kegels, dann handelt es sich<br />
bereits bei der zweituntersten Stufe um ein Medium – nämlich um die künstlich<br />
zugerichtete Erfahrung in einer künstlichen Umgebung, etwa in einem didaktisch<br />
gestalteten Labor. Bruner und Olson bezeichnen diese Stufe, zu der auch Simulationen<br />
gehören, als „enaktiv“, die auf dieser Stufe angesiedelten Medien entsprechend als<br />
„enaktive Medien“. Auf der nächsten Stufe sind dann die ikonischen Medien<br />
angesiedelt, während die oberste Stufe <strong>von</strong> den symbolischen Medien besetzt wird.<br />
Bei enaktiven, d.h. handlungsbezogener Stellvertretung <strong>von</strong> Wirklichkeit (oder auch<br />
direkte Erfahrung) werden reale Handlungen <strong>von</strong> Menschen in realen Umwelten durch<br />
stellvertretende Handlungen in stellvertretenden Umwelten ersetzt, wie z.b. bei<br />
Experimenten oder Simulationen.<br />
Bei ikonisch, d.h. abbildenden Repräsentationen werden Handlungen <strong>von</strong> Menschen<br />
und Elemente <strong>von</strong> Umwelten durch Abbildungen <strong>von</strong> „Originalen“ im weitesten Sinnen<br />
ersetzt, wobei nicht nur visuell wahrnehmbare Abbildungen gemeint sind, sondern<br />
auch akustisch wahrnehmbare und taktil wahrnehmbare Abbildungen.<br />
Symbolische Repräsentationen <strong>von</strong> Wirklichkeit bedienen sich bestimmter<br />
Zeichensysteme mit vereinbarten Bedeutungszuordnungen. <strong>Die</strong>s gilt für die<br />
gesprochene und geschriebene Umgangssprache ebenso wie für Fachsprachen und<br />
für mathematische, logische oder kryptische Symbole.<br />
<strong>Die</strong>se Klassifikation ist zwar nicht ganz trennscharf. Man denke hier nur an illustrierte<br />
Bücher, Tonbildschauen oder komplexe Computersimulationen. Mit der Bezugnahme<br />
auf die Ansätze <strong>von</strong> Bruner, Olson und Dale ist hieraus zu schließen, dass für<br />
effektives Lernen folgende Punkte <strong>von</strong> besonderer Bedeutung sind:<br />
� „sinnvolle Lernumgebungen sind in der Regel multisensorisch, d.h. sie<br />
sprechen mehrere Sinnesorgane und damit Informationskanäle an - hierdurch<br />
sollen günstige Lernbedingungen geschaffen werden;<br />
� sinnvolle Lernumgebungen sind in der Regel multiperspektivisch, d.h. sie<br />
ermöglichen es Lernenden, zwischen den Rollen „Beobachter“, „Handelnder“<br />
und „Beurteiler“ zu wechseln, was die Lerneffektivität erhöhen soll;<br />
� sinnvolle Lernumgebungen sind in der Regel interaktiv und damit in bezug auf<br />
Lerntätigkeit multifunktional, indem sie Informationen präsentieren, zu Tätigkeit<br />
auffordern und Rückmeldung ermöglichen.“ 5<br />
5 Richter, A., a.a.O.<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
3.3. Mediendidaktik<br />
Mediendidaktik ist meiner Meinung nach die Wissenschaft vom Lernen und Lehren<br />
unter dem Aspekt der Organisation <strong>von</strong> Lernprozessen mit Hilfe <strong>von</strong> Unterrichtsmedien<br />
auf der Grundlage lernpsychologischer Erkenntnisse. Ausgehend vom Dale´schen<br />
Erfahrungskegel und den Erkenntnissen <strong>von</strong> Bruner und Olson bedeutet dies, durch<br />
Medien Möglichkeiten zu schaffen, vermehrt direkte Erfahrungen in den Unterricht zur<br />
Optimierung <strong>des</strong> Lernprozesses mit einzubeziehen. Man kann auch <strong>von</strong> der<br />
Veranschaulichung sprechen.<br />
In diesem Sinne haben Medien folgende didaktischen Aspekte durch die Nutzung der<br />
Veranschaulichung:<br />
� Veranschaulichung als Motivationshilfe, um Lernprozesse in Gang zu setzen<br />
oder in Gang zu halten;<br />
� Veranschaulichung als Erkenntnishilfe, um Lernprozesse zu erleichtern und<br />
besseres Verstehen zu ermöglichen;<br />
� Veranschaulichung als Reproduktionshilfe, um Gelerntes intensiver<br />
einzuprägen und genauer wiedergeben zu können.<br />
3.4. Besser lernen mit Medien<br />
Seit der Erscheinung <strong>des</strong> Buches Orbis Pictus Rerum Sensualium, das mit<br />
Abbildungen versehene Lehrbuch <strong>von</strong> Johann Comenius, scheint es<br />
selbstverständlich, dass man durch die Anschauung der Dinge besser lernen (können)<br />
soll. Poelchau 6 diskutiert in seiner Veröffentlichung „Besser lehren und lernen mit<br />
Medien“ über die Frage, welche Art <strong>von</strong> Medieneinsatz für das Lehren und das Lernen<br />
sinnvoll, förderlich, zuträglich und wirksam ist.<br />
Medieneinsatz muss sich am Lernprozess der Lernenden orientieren<br />
Poelchau 7 formuliert als zentralen Ausgangspunkt, dass für schulisch-unterrichtliche<br />
Zwecke Medien eine dienende Funktion zur Erreichung <strong>von</strong> Bildungs- und<br />
Erziehungszielen haben. Dabei sind Medien nicht selbst zentraler Gegenstand <strong>des</strong><br />
Unterrichts, weder ihre Aufmachung, ihre technische Konfektionierung, ihre<br />
ökonomischen Rahmenbedingungen, die leichte Verfügbarkeit oder Handhabung.<br />
6 Poelchau, H.-W.: Besser lehren und lernen mit Medien, SchulVerwaltung spezial, Nr. 2/2002,<br />
S. 8-11<br />
7 Poelchau, a.a.O.<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Ausgehend <strong>von</strong> der Vorstellung vom schulischen Unterricht ergänzt er noch um einen<br />
weiten Ausgangspunkt: „Er wird hier als geplanter, zielorientierter Interaktionsprozess<br />
verstanden, <strong>des</strong>sen gewünschtes Ergebnis in der (wiedergebbaren) Kenntnis, in der<br />
Einsetzbarkeit <strong>von</strong> bestimmten Fähigkeiten und der Ausführbarkeit <strong>von</strong> bestimmten<br />
Fertigkeiten besteht.“ 8 Daraus ergibt sich für Poelchau, dass sich das Lehren, die<br />
Lehreraktivität und der bewusste Einsatz <strong>von</strong> Medien vor allem am Lernprozess der<br />
Lernenden orientieren muss.<br />
Medien zum Lernen optimal nutzen<br />
Hinsichtlich der Frage, wie Medien optimal zum Lernen genutzt werden können, wird<br />
<strong>von</strong> Poelchau 9 das Modell <strong>von</strong> Gagné, Briggs und Wagner favorisiert (aus: Strittmatter,<br />
P./Niegemann, H.: Lehren und Lernen mit Medien – eine Einführung, Darmstadt,<br />
Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2000). Danach lassen sich aufgrund lehr-<br />
lerntheoretischer Überlegungen und empirischer Unterrichtsforschung neun<br />
verschieden Schritte einer sinnhaften Gestaltung <strong>des</strong> Lehr-Lern-Prozesses<br />
herausarbeiten:<br />
1. „Aufmerksamkeit gewinnen (v.a. durch schnelle Reizwechsel, raschen<br />
Wechsel der Bildpräsentation, Vorgabe hypothetischer Situationen oder<br />
rhetorischen Fragen);<br />
2. Angabe <strong>des</strong> angestrebten Lehrzieles (dadurch kann eine zielgerichtete<br />
Erwartungshaltung aufgebaut werden, die in der Regel länger anhält);<br />
3. Aktivierung <strong>von</strong> Vorwissen (vorstrukturierende Lernhilfen tragen dazu bei,<br />
das früher Gelernte wieder aufzurufen und Anknüpfungspunkte für Neues<br />
bereitzustellen; dies kann auch durch strukturierte Fragen geschehen);<br />
4. Darstellung <strong>des</strong> Lehrstoffes mit seinen charakteristischen Merkmalen<br />
(Hervorhebung der zentralen charakteristischen Merkmale, z.b. durch grafische<br />
Hervorhebung, Merksätze, aber auch durch Anhebung der Stimme oder<br />
unterstützende Töne bei Bildschirmdarstellungen);<br />
5. Lernen anleiten (v.a. durch konkrete Beispiele abstrakter Begriffe, Herstellung<br />
<strong>von</strong> Beziehungen zu anderem Gelernten, Verwendung <strong>von</strong> Bildern und<br />
Grafiken, bewusste Darstellung <strong>von</strong> Gegenbeispielen);<br />
6. ausführen/anwenden lassen (u.a. durch Darbietung <strong>von</strong> Übungsaufgaben,<br />
Wiedergabe mit eigenen Worten, Anwendung einer Regel auf ähnliche<br />
Sachverhalte, die bisher nicht Gegenstand <strong>des</strong> Unterrichts waren);<br />
8 Poelchau, a.a.O.<br />
9 Poelchau, a.a.O.<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
7. informative Rückmeldung geben (dies geschieht v.a. durch klare Aussagen<br />
zur Korrektheit oder auch durch die Angabe <strong>des</strong>sen, was noch nicht beherrscht<br />
wird oder welche Teilleistung bestimmte Faktoren noch nicht berücksichtigt<br />
haben; ggf. soll remediales [lückenschließen<strong>des</strong>] Lernen durch Vergaben<br />
zusätzlicher Aufgaben erleichtert werden;<br />
8. erreichte Leistungen kontrollieren und beurteilen (dazu sollten neue Aufgaben<br />
gegeben und anhand der Lösung das erreichte Lernergebnis beurteilt werden);<br />
9. Behalten und Transfer sichern (durch Vergabe <strong>von</strong> Aufgaben mit neuen<br />
Anwendungsfeldern <strong>des</strong> Gelernten oder <strong>von</strong> divergierenden Beispielen).“ 10<br />
Anmerkung: Hier ist die Parallelität zur vollständigen Handlung sehr deutlich. Eine<br />
nähere Diskussion wäre interessant, ist jedoch nicht Thema dieser Arbeit.<br />
In Verbindung mit neuesten Erkenntnissen neurophysiologischer Vorgänge, die <strong>von</strong> mir<br />
hier nicht weiter aufgeführt werden, kommt der Autor zu der Erkenntnis, dass<br />
aktivitätssteigernde und motivierende Einstiege in den Unterricht <strong>von</strong> großer<br />
Bedeutung sind. Ebenso ist die Darstellung <strong>von</strong> Grundstrukturen mit ihren<br />
charakteristischen Merkmalen <strong>von</strong> zentraler Bedeutung, da ein wesentlicher Teil der<br />
Gehirnaktivität darauf gerichtet ist, anhand <strong>von</strong> verschiedenen Inputs Grundstrukturen<br />
und Differenzierungen zu erkennen und „abzuspeichern“. Letztlich stellt Poelchau für<br />
die Stufen Rückmeldung und Bewertung fest: „Durch diese Schritte wird dem<br />
Lernenden gezeigt, dass die erreichten Verknüpfungen den gesetzten Zielsetzungen<br />
entsprechen und so die „eingestellten“ Synapsengewichte zutreffend sind.“ 11<br />
3.5. Welche Medien in welchen Phasen?<br />
Bei der Auswahlentscheidung für unterrichtsrelevante Medien sollte im Vorfeld ein<br />
verstärkter „Abgleich“ mit den Phasen <strong>des</strong> geplanten Lehr-Lern-Prozesses<br />
vorgenommen werden. Daraus formuliert Poelchau Leitfragen für die<br />
unterrichtsplanerische Entscheidung über die Nutzung <strong>von</strong> Medien:<br />
� „<strong>Die</strong>nt das Medium der Aufmerksamkeitslenkung? Wie müsste der Einsatz<br />
organisiert werden, damit eine sinnvolle Aufmerksamkeitslenkung erfolgt? Sind<br />
weitere Hilfestellungen erforderlich?<br />
10 aus: Poelchau, a.a.O.<br />
11 aus: Poelchau, a.a.O.<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
� Welcher Art muss die (mediale) Präsentation sein, um das angestrebte Lernziel<br />
zu verdeutlichen? Wie kann Motivation, bezogen auf das Lernziel, erreicht<br />
werden?<br />
� Mit welcher Form medialer Präsentation kann der Lehrinhalt in seiner<br />
Grundstruktur und in seinen „differencia specifica“ am besten übermittelt<br />
werden? Welche Schrittfolgen sind einzuhalten, um zunächst die Grundstruktur<br />
und dann die Ausdifferenzierung darzustellen? Sind verschiedene mediale<br />
Präsentationen einzubringen?<br />
� Bestehen (mediale) Möglichkeiten, die erforderlichen Rückmeldungen zu<br />
leisten, wie müssen diese gestaltet sein?<br />
� Welche Form <strong>von</strong> remedialen Lernhilfen können vorgesehen werden, mit oder<br />
ohne Medien? Können sie zur Differenzierung der Grundstrukturen oder zur<br />
Abstraktion <strong>von</strong> Generalitäten genutzt werden? Sind Ähnlichkeiten<br />
präsentierbar? Wie können Abgrenzungen verdeutlicht werden?<br />
� Wie können welche medialen Präsentationen genutzt werden, um das Gelernte<br />
zu stabilisieren und so zu einer besseren Verankerung in verschiedenen<br />
neuronalen Karten beitragen (Bild, Ton, Bewegung, emotionale Bewertung<br />
etc.)?<br />
� Sind Anwendungsmöglichkeiten <strong>des</strong> Gelernten präsentierbar oder gar<br />
unumgänglich, weil sich das angestrebte Lernziel erst in einer bestimmten –<br />
eventuell erst nach einem Transfer möglich – Anwendungsformen zeigt?<br />
� Kann ein eingesetztes Medium zur Bewertung <strong>von</strong> Lernergebnissen<br />
beitragen?“ 12<br />
Ich werde in der Reflektion <strong>des</strong> Unterrichts und <strong>des</strong> Mediums Condetti ? versuchen,<br />
diese Leitfragen in der Reflektion (Kapitel 7.4.2) zu beantworten.<br />
4. Condetti ? als Planungsinstrument<br />
Condetti ? dient zur Entwicklung und Darstellung <strong>von</strong> baukonstruktiven Details. Der<br />
Schwerpunkt dieses Planungsinstruments liegt im Holzrahmenbau; mittlerweile sind<br />
Erweiterungen verfügbar, die Planungen <strong>von</strong> Konstruktionsdetails im Stahlbeton- und<br />
Mauerwerksbau (und natürlich Kombinationen untereinander) ermöglichen.<br />
12 Poelchau: a.a.O.<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Abb. 9: Condetti ? -Detail<br />
(aus: quadriga, Verlag Kastner, Wolfratshausen, Ausgabe 5/1999, S. 26)<br />
4.1. Wie funktioniert Condetti ?<br />
„Da, wo es richtig spannend wird, an den Knoten- und Kreuzungspunkten, flimmert<br />
dem Betrachter meist nur ein Wirrwarr <strong>von</strong> Linien und Schraffuren entgegen. <strong>Die</strong><br />
Darstellung <strong>von</strong> vergrößerten Ausschnitten der kniffeligsten Punkte oder <strong>von</strong><br />
Montageabläufen wird in der Regel erst gar nicht versucht.“ 13<br />
Condetti ? besteht aus farbigen Pappen zur Darstellung <strong>von</strong> Baustoffen. <strong>Die</strong>se Pappen<br />
weisen durch geeignete Farbwahl auf den Baustoff hin. Zum Beispiel ist Dämmstoff mit<br />
der Farbe gelb belegt (obwohl es auch grauen, weißen, grünen und..... Dämmstoff<br />
gibt), Holz hat die Farbe braun und Stahlbeton grau. <strong>Die</strong> Schraffuren auf den Pappen<br />
sind nicht durchgehend normgerecht. <strong>Die</strong> rasterartige Kennzeichnung lässt entgegen<br />
der Normschraffur Zuschnitte jeglicher Art der Pappen zu. Folien werden durch grüne<br />
(Dampfsperre innen) oder blaue (Wetterschutz außen) Schnüre dargestellt.<br />
13 quadriga: Verlag Kastner, Wolfratshausen, Ausgabe 6/1999, S. 33<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Abklebungen, die sonst in technischen Zeichnungen nicht gezeichnet werden können,<br />
werden durch rote Pinnnadeln verdeutlicht werden. Als weitere Werkzeuge dienen<br />
Filzstifte, Klebebänder, andersfarbige Pinnnadeln und metrische Gliedermaßstäbe.<br />
<strong>Die</strong> Darstellung der Baustoffe erfolgt im Maßstab 1:1, lediglich die sonst in technischen<br />
Zeichnungen schwer erkennbaren Folien erfahren durch die Schnüre (Breite ca. 5mm)<br />
eine Vergrößerung.<br />
Zur Verringerung <strong>des</strong> benötigten Materials werden Baustoffgruppen nach funktionalen<br />
und bauphysikalischen Gesichtspunkten zusammengefasst:<br />
� „harte“ Holzwerkstoffplatten (OSB, Sperrholz, usw.);<br />
� „weiche“ Holzwerkstoffplatten (Holzfaserdämmplatten, DWD, usw.);<br />
� Gipskarton- und Gipsfaserplatten sowie Putzschichten<br />
haben jeweils die selbe Pappenfarbe und Schraffur.<br />
<strong>Die</strong> gestellten Aufgaben zu baukonstruktiven oder bauphysikalischen Fragestellungen<br />
werden gelöst, indem die farbigen Pappen und Schnüre entsprechend der<br />
Aufgabenstellung an die Pinnwand gesteckt werden.<br />
<strong>Die</strong> Ausführung der Aufgaben erfolgt in der Regel in einer Gruppe.<br />
Durch die Größe der Darstellung (Maßstab 1:1) und deren Farbigkeit können die<br />
Arbeitsergebnisse realitätsnah visualisiert werden.<br />
? 14<br />
4.2. <strong>Die</strong> Entwicklung <strong>von</strong> Condetti<br />
Anfang der 90er Jahre wurde <strong>von</strong> der <strong>Akademie</strong> <strong>des</strong> <strong>Zimmerer</strong>- und Holzbaugewerbes<br />
e.V. zahlreiche Aktivitäten unternommen, den Holzhausbau in Deutschland zu fördern.<br />
Für diesen Zweck bot der Verein Seminarveranstaltungen an, um <strong>Zimmerer</strong>n,<br />
Architekten und Ingenieuren den modernen Holzbau mit seinen bautechnischen<br />
Aspekten näher zu bringen.<br />
Nach den ersten Seminaren haben die Veranstalter entdeckt, dass ihnen die<br />
geeigneten Arbeitsformen und –mittel fehlen.<br />
<strong>Die</strong> jeweiligen Fachreferenten dozierten über wirtschaftliche Inhalte, aber auch<br />
vermehrt über bautechnische Informationen wie Wärme-, Feuchte- und Schallschutz.<br />
Das Ziel der Veranstalter war es, mit den Seminarteilnehmern praktikable, ausführbare<br />
und bauphysikalisch optimierte Details vorzustellen und über diese zu diskutieren. Bei<br />
diesem Versuch, die Theorie in die Praxis umzusetzen, wurde das Ausmaß der<br />
Komplexität deutlich.<br />
14 quadriga: Verlag Kastner, Wolfratshausen, Ausgabe 5/1999<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Referent 1 als Schallschutzexperte stellt eines seiner Meinung ideales Detail vor,<br />
woraufhin Referent 2 (Brandschutzexperte) dieses Detail als gutes Beispiel nahm, wie<br />
nicht geplant werden sollte. Referent 3 als Experte für Wärme- und Feuchteschutz<br />
meldete zu beiden Vorschlägen Bedenken an.<br />
Aus dieser Situation heraus haben die Veranstalter unter Mitwirkung <strong>von</strong> Experten ein<br />
Verfahren entwickelt, welches dieser Komplexität gerecht wird.<br />
In den ersten Versuchen dienten farbige Plastikfolien dazu, um Details nachzubilden<br />
und via Overheadprojektor für alle sichtbar zu machen. <strong>Die</strong>se Methode schien bedingt<br />
für die Präsentation geeignet zu sein, jedoch keinesfalls für die Erarbeitung <strong>von</strong> Details<br />
in Gruppen.<br />
In der nächsten Entwicklungsphase dienten verschiedenfarbige Pappen, die auf<br />
Pinnwänden platziert werden sollten, für die Visualisierung <strong>von</strong> Details. <strong>Die</strong>se Pappen<br />
mussten allerdings <strong>von</strong> den Teilnehmern vorab gefaltet, geschnitten und beschriftet<br />
werden. Hier zeigte sich sofort die Handlichkeit und Anschaulichkeit dieses<br />
Planungsinstruments.<br />
Mit dieser Arbeitsweise konnten schnell mehr Erfahrungen gesammelt werden; daraus<br />
entstand das „Condetti ? -Verfahren“. Es konnten Details entwickelt werden, welche die<br />
Anforderungen <strong>des</strong> Wärme- und Feuchteschutzes ebenso erfüllen wie Brand- und<br />
Schallschutzanforderungen. Besonderes Augenmerk wurde auf die Umsetzbarkeit und<br />
Wirtschaftlichkeit der erarbeiteten Lösungen gelegt.<br />
In den darauf folgenden Seminaren kam die „Condetti ? -Methode“ verstärkt zum<br />
Einsatz: Hierzu erhielten die Teilnehmer einen speziellen Koffer (s.h. Kapitel 4.3, Inhalt<br />
<strong>des</strong> Condetti-PÄD ? -Koffers), mit <strong>des</strong>sen Hilfe in Teams an Pinnwänden konkrete<br />
Aufgaben bearbeitet werden sollten. <strong>Die</strong> Referenten/Bauphysikexperten standen in<br />
Kontakt mit den Gruppen bzw. waren Ansprechpartner bei Fragen oder<br />
Schwierigkeiten. <strong>Die</strong> Aufgabenstellungen kamen aus dem Umfeld <strong>des</strong><br />
Holzrahmenbaus, insbesondere ging es um Anschlussdetails im Bereich Wand/Dach,<br />
Außen-/Innenwand oder Gebäudetrennwand.<br />
<strong>Die</strong> eingesetzten farbigen Pappen sollten das Konstruieren und das Betrachten <strong>von</strong><br />
technischen Details bzw. die kritische Auseinandersetzung mit den technischen Details<br />
erleichtern.<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
4.3. Condetti ? -Päd – Der Koffer für die Schule?<br />
Condetti-PÄD ? ist die speziell für die Schule entwickelte Version. Dem Condetti-PÄD ? -<br />
Koffer liegen folgende Materialien bei:<br />
Abb. 10: Inhalt <strong>des</strong> Condetti-PÄD ? -Koffers<br />
(Foto: R. <strong>Behr</strong>)<br />
Abb. 11: Legende für die eingesetzten Arbeitsmaterialien<br />
(aus: Zubehör <strong>des</strong> Condetti-PÄD ? -Koffers)<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Das didaktische Konzept <strong>von</strong> Condetti-PÄD ? sieht prinzipiell drei unterschiedliche<br />
Aufgabenstellungen vor, die mit diesem Medium bearbeitet werden sollen:<br />
1. Entwicklung <strong>von</strong> Regelquerschnitten für Holzbauteile;<br />
2. Detailplanung für Anschluss-Situationen;<br />
3. Genaue, objektspezifische Konstruktionsplanung 15 .<br />
Zu 1: Regelquerschnitte<br />
Bei der Anwendung kommt es laut <strong>des</strong> didaktischen Konzeptes der <strong>Akademie</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Zimmerer</strong>- und Holzbaugewerbes bei Condetti-PÄD ? auf das Grundverständnis für die<br />
bauphysikalisch richtige Schichtenfolge an. Dabei ist die millimetergenaue<br />
Konstruktionsstärke unwichtig, entscheidender ist die Beachtung der<br />
Randbedingungen für ein- und mehrschalige Konstruktionsaufbauten. Es wird im<br />
Zusammenhang mit Tauwasserrisiken und Wärmebrückeneffekten darauf verwiesen,<br />
dass es hauptsächlich auf die richtigen Verhältnisse der Haupt- und<br />
Nebendämmebenen ankommt.<br />
Zu 2: Anschlussdetails<br />
Bei derartigen Aufgabenstellungen kommt es auf die bautechnischen<br />
Konstruktionsprinzipien an. Eine Vielzahl <strong>von</strong> Schichten verschiedener Bauteile sind<br />
aneinander anzuschließen. Insbesondere die Beachtung bauphysikalischer<br />
Aufgabenstellungen und Montageabläufe sind zu berücksichtigen.<br />
Zu 3: Objektplanung<br />
<strong>Die</strong> Objektplanung benötigt die exakte, objektspezifische Bemaßung der<br />
Konstruktionsdetails. Hierzu sind in dem Condetti-PÄD ? -Koffer diverse Streifen mit<br />
einem Ausschneideraster vorhanden (für Dämmung, mineralische Baustoffe und<br />
Balkenquerschnitte).<br />
5. Planung der Unterrichtseinheiten<br />
Wie in den vorherigen Kapiteln dargelegt, ist Condetti ? ein Medium zur Visualisierung<br />
baukonstruktiver Details. Entsprechend der gewählten Lerninhalte habe ich in<br />
15 Condetti-PÄD, Hinweise zur Bearbeitung <strong>von</strong> Konstruktionsdetails im Holzbau, <strong>Akademie</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Zimmerer</strong>- und Holzbaugewerbes<br />
Seite 22
Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
unterschiedlichen Baufachklassen Unterrichte durchgeführt, die in jeweils 90 Minuten<br />
folgende Ziele hatten:<br />
� Condetti ? als „Werkzeug“ zur Entwicklung und Darstellung <strong>von</strong><br />
baukonstruktiven Details vorstellen (ca. 10 min.);<br />
� Condetti ? als „Profi-Methode“ vorstellen (ca. 10 min.);<br />
� lerngruppengerechter Arbeitsauftrag mit allen Phasen der vollständigen<br />
Handlung in 65 bis 70 Minuten.<br />
Somit lag der Schwerpunkt auf der Überprüfung <strong>des</strong> Mediums. Ich habe einen<br />
exemplarischen Unterrichtsentwurf für den durchgeführten Unterricht in der<br />
<strong>Zimmerer</strong>klasse dargestellt. Für die zwei anderen durchgeführten Unterrichte erfolgt<br />
die Dokumentation in Form <strong>des</strong> Arbeitsauftrages (oder Arbeitsaufträge bei ungleichen<br />
Aufgabenstellungen), der Darstellung ausgewählter Ergebnisse und der Auswertung<br />
durch einen Bewertungsbogen (s.h. Kapitel 7.1).<br />
5.1. Durchgeführte Unterrichtseinheiten<br />
Ich habe Unterrichte zum Thema Condetti ? in folgenden Baufachklassen durchgeführt:<br />
� Fachklasse <strong>Zimmerer</strong>-Oberstufe<br />
In der <strong>Zimmerer</strong>-Klasse unterrichte ich regelmäßig seit ca. 12 Monaten, betreut werde<br />
ich dabei <strong>von</strong> dem Klassenlehrer, Herrn Garbe.<br />
� Fachklasse Dachdecker-Oberstufe<br />
Seit August diesen Jahres hospitiere ich in der Dachdecker-Oberstufe. Nach<br />
Absprache mit dem Klassenlehrer, Herrn Tacke, habe ich eigenverantwortlich den<br />
Unterricht für das komplette Lernfeld 9 übernommen.<br />
� Fachklasse Bauzeichner-Unterstufe.<br />
In der Bauzeichnerklasse unterrichte ich nicht. In einem kurzen Vorgespräch habe ich<br />
die Bereitschaft der Klasse abgeklärt, dass sie mit einem „Unterrichtsversuch“<br />
einverstanden ist. <strong>Die</strong> Klasse hat sich durch die Unterstützung der Klassenlehrerin,<br />
Frau Vogt, auf den Versuch eingelassen, mit mir das Medium Condetti ? zu erproben.<br />
<strong>Die</strong> eingesetzten Arbeitsaufträge befinden sich im Anhang auf den Seiten iii bis v.<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
6. Unterrichtsentwurf <strong>Zimmerer</strong>-Oberstufe<br />
6.1. Analyse <strong>des</strong> Bedingungsfel<strong>des</strong><br />
Weitere Angaben zum Bedingungsfeld befinden sich im Anhang auf den Seiten i und ii.<br />
6.1.1. Analyse der curricularen Vorgaben<br />
Nach dem Entwurf <strong>des</strong> Rahmenlehrplans für den berufsfachlichen Unterricht in der<br />
Fachstufe <strong>Zimmerer</strong> 16 stehen für das Lernfeld 8 – Errichten einer tragenden Holzwand<br />
– im 2. Ausbildungsjahr laut Zeitrichtwert 60 Stunden zur Verfügung. U.a. werden<br />
folgende Ziele formuliert:<br />
? <strong>Die</strong> Schüler sollen demnach die Anforderungen an eine tragende Wand und die<br />
verschiedenen Konstruktionen in Holzbauweise erarbeiten.<br />
? Aus diesem Verständnis heraus wählen, begründen und zeichnen sie einen<br />
funktionalen Wandaufbau.<br />
? Durch qualitätssichernde Maßnahmen vermeiden sie Bauschäden und achten<br />
bei der Fertigung und Montage auf die Arbeitssicherheit.<br />
Neben anderen Inhalten sind für diese Unterrichtseinheit folgende Inhalte relevant:<br />
Holzrahmenbau, Dämmung, Winddichtigkeit, Wärmedurchgang, Verbindung und<br />
Montage.<br />
Der schulinterne Stoffverteilungsplan orientiert sich an dem o.g. Rahmenlehrplan.<br />
6.2. Didaktisch – methodische Konzeption<br />
6.2.1. Sachanalyse<br />
In dem Lernfeld 8 – Errichten einer tragenden Holzwand – stellt der Holzrahmenbau<br />
die zur Zeit modernste Holzbauweise dar. Im Gegensatz zum klassischen<br />
Fachwerkbau spielen die typischen zimmermannsmäßigen Holzverbindungen keine<br />
Rolle. Hier werden die Hölzer i.d.R. stumpf gestoßen und erhalten ihre Tragfähigkeit<br />
durch eine ein- oder beidseitige Beplankung mit Holzwerkstoffplatten oder sogar aus<br />
Gipsfaserplatten. <strong>Die</strong> Form der Aussteifung erfolgt somit nicht über Streben bzw.<br />
unverschieblicher Dreiecke, sondern über die Scheibenwirkung der Beplankung.<br />
16 Kultusministerium Niedersachsen (Hrsg.), Entwurf der Richtlinien für den berufsfachlichen<br />
Unterricht in der Fachstufe <strong>Zimmerer</strong>, Hannover 1998<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Neueste Anforderungen hinsichtlich <strong>des</strong> baulichen Wärmeschutzes sind im<br />
Holzrahmenbau einfach und wirtschaftlich umsetzbar. Allerdings kommt mit der<br />
Erhöhung <strong>des</strong> Wärmeschutzes dem Feuchteschutz (Diffusion und Konvektion) eine<br />
ganz besonders planerisch und arbeitstechnisch anspruchsvolle Rolle zu.<br />
Insbesondere ist hier die richtige Planung und Ausführung <strong>von</strong> luftdichten<br />
Anschlussdetails zu nennen. Weiterhin stellen die schallschutz- und<br />
brandschutztechnischen Lösungen hohe Anforderungen an die Bauschaffenden.<br />
Der Holzrahmenbau ist umsetzbar <strong>von</strong> allen Zimmereibetrieben – unabhängig <strong>von</strong><br />
Betriebsgröße und –ausstattung. Der Vorfertigungsgrad kann entsprechend den<br />
betrieblichen Voraussetzungen unterschiedlich sein:<br />
? der Zusammenbau <strong>von</strong> Einzelteilen kann auf der Baustelle vorgenommen<br />
werden,<br />
? Halbfertigprodukte (hergestellt in der Zimmerei) können auf der Baustelle<br />
gerichtet werden und zu kompletten Wänden bauseits ergänzt werden,<br />
? komplette Wandscheiben (hergestellt in Zimmereien mit Fertigungsstraßen)<br />
werden auf der Baustelle montiert.<br />
Der Gestaltungsvielfalt <strong>von</strong> Holzrahmenbauhäusern hinsichtlich <strong>von</strong> Grundrissen und<br />
Fassadengestaltung sind wenig Grenzen gesetzt. Fassaden lassen sich ausbilden mit<br />
Holz, Ziegel, Putz und VHF-Konstruktionen mit allen bekannten Materialien. Durch<br />
brandschutz- und schallschutztechnische Bestimmungen sind zwar wenig Grenzen<br />
vorhanden, jedoch lassen die aufwendigen Konstruktionen bei Häusern größer 3<br />
Wohneinheiten bzw. größer 2 Geschossen oft im Gegensatz zu konventioneller<br />
Bauweise keine wirtschaftliche Lösung mehr zu.<br />
<strong>Die</strong> Bauweise ermöglicht den Zimmereibetrieben, einen hohen Arbeitsanteil an der<br />
Herstellung <strong>von</strong> Häusern zu übernehmen. Somit ist es möglich, die Abkehr vom<br />
Fachbetrieb „Dach“ zum Fachbetrieb „Haus“ einzuleiten, um so neue Marktpotentiale<br />
für Zimmereibetriebe zu erschließen.<br />
<strong>Die</strong> ausgewählten Details stellen wichtige Anschlüsse dar, welche hohe Anforderungen<br />
an die Ausführenden stellen. Hier ist der spätere Qualitätsstandard <strong>des</strong> zu errichtenden<br />
Gebäu<strong>des</strong> abhängig <strong>von</strong> der sach- und fachgerechten Konstruktion sowie der<br />
qualitativen Ausführung der Arbeiten. Wie vorher erwähnt, kann der Vorfertigungsgrad<br />
der Bauteile je nach Betrieb sehr unterschiedlich sein. Da es für die Auszubildenden<br />
wichtig ist (obwohl ggf. die Bauteile als Fertigteile geliefert werden), die richtige<br />
Auswahl <strong>von</strong> Baustoffen und deren Lage zu wählen, wird es bei der Gruppenarbeit<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
hinsichtlich <strong>des</strong> konstruktiven Aufbaus keine genauen Vorgaben geben. <strong>Die</strong>se<br />
beschränken sich auf eine vorgegebene Auswahl <strong>von</strong> Baustoffen.<br />
Fachbetriebe aus dem Fertighausbau nutzen diese oder ähnliche Bauweisen schon<br />
lange für ihre Häuser. Somit ist für die Schüler der <strong>Zimmerer</strong>-Klasse (5 Schüler aus<br />
einem Fertighausbetrieb, 6 Schüler aus konventionellen Zimmereibetrieben) sehr<br />
wichtig, sich mit dieser Thematik zu beschäftigen. In Zeiten der Marktsättigung (die<br />
Baubranche hat zu viele Kapazitäten!) werden die Kunden ihre Kaufentscheidung nicht<br />
nur vom Preis abhängig machen, sondern vermehrt auch <strong>von</strong> der abgelieferten<br />
Qualität. Insbesondere beim Holzrahmenbau fallen drei Punkte ganz besonders ins<br />
Gewicht:<br />
1. Fehler in Konstruktion und/oder Ausführung können schnell zu Bauschäden<br />
führen,<br />
2. Wärmebrücken wirken sich gerade bei hochgedämmten Aufbauten besonders<br />
schwerwiegend aus,<br />
3. die Analyse der in Punkt 1. und 2. aufgeführten Mängel ist mit modernen<br />
Untersuchungsmethoden problemlos durchführbar.<br />
Perfekte Planungen und die korrekte Ausführung auf der Baustelle werden zukünftig<br />
für Betriebe oberste Priorität haben/haben müssen. Hierzu benötigen sie<br />
Fachpersonal, welches die notwendigen Kenntnisse beherrscht und diese auf der<br />
Baustelle entsprechend umsetzen kann.<br />
6.2.2. Begründung der Auswahl- und Reduktionsentscheidung<br />
<strong>Die</strong> Schüler sollen nach kurzer Informationsphase in 3 Gruppen vorbereitete<br />
Konstruktions- und Montageaufgaben lösen. <strong>Die</strong> Schüler erhalten hierfür bestimmte<br />
farbige Pappen und Schnüre, mit denen an Pinnwänden und Flipchart-Blättern<br />
vorgegebene Konstruktionsaufgaben im Maßstab 1: 1 zu lösen sind. Hier wurden <strong>von</strong><br />
mir 3 unterschiedlich schwere Details gewählt. <strong>Die</strong> eingangs erwähnten<br />
Schülergruppen werden sich nur schwer in andere Gruppenzusammensetzungen<br />
fügen. Da hierbei auch m.E. die Gefahr besteht, keine arbeitsfähigen bzw.<br />
arbeitswilligen Gruppen zu erhalten, habe ich den Schwierigkeitsgrad der einzelnen<br />
Aufgabenstellungen entsprechend den angenommenen Kenntnissen variiert. <strong>Die</strong> 3<br />
unterschiedlichen Aufgaben sehen folgendermaßen aus (schwer – leicht):<br />
1. Detail Anschluss Auflager Sohlplatte – Holzrahmenbauwand<br />
2. Detail Anschluss Holzrahmenbauwand – Holzbalkendecke (konventionell)<br />
3. Detail Anschluss Holzrahmenbauwand – nichttragende Innenwand.<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
<strong>Die</strong> zur Verfügung gestellten Arbeitsmaterialien ermöglichen das gemeinsame Arbeiten<br />
am Detail, da<br />
? der gewählte Maßstab 1 : 1 beträgt;<br />
? die „Hürde“ der technischen Zeichnung nicht vorhanden ist;<br />
? die farbigen Pappen, angelehnt an die tatsächlichen Farben der<br />
Baustoffe, die Lesbarkeit der Details enorm erhöht und<br />
? die Veränderung <strong>von</strong> Details schnell umgesetzt werden kann.<br />
Der Arbeitsauftrag beinhaltet die Aufgabe, fachlich richtige Details zu konstruieren.<br />
Obwohl bei den Arbeitsmaterialien Dampfsperren, Klebebänder u.a. Materialien<br />
vorhanden sind, die in erster Linie zur Erzielung <strong>von</strong> luftdichten Anschlüssen notwendig<br />
sind, werde ich die Thematik Luftdichtheit nicht vertiefen. Hier ist es m.E. sinnvoll, die<br />
konstruktiven Schwerpunkte als den ersten Lernschritt zu wählen, ohne besondere<br />
Aspekte der Bauphysik (hier Luftdichtheit) zu problematisieren. Folgende Gründe<br />
liegen dafür vor:<br />
? Bauphysik bzw. Feuchteschutz mit den Schwerpunkten Diffusion und<br />
Konvektion waren noch nicht Inhalt <strong>des</strong> Unterrichts, Grundlagen <strong>des</strong>sen folgen<br />
jedoch in den beiden nachfolgenden Unterrichtseinheiten;<br />
? konstruktiv und bauphysikalisch richtige Lösungen im Holzrahmenbau stellen<br />
ggf. selbst an Profis hohe Anforderungen;<br />
? durch die Arbeit mit farbigen Pappen an Pinnwänden (Condetti ? -ähnlich) ist es<br />
möglich, an diesen Details ohne Aufwand weiterzuarbeiten bzw. Änderungen<br />
vorzunehmen;<br />
? die Arbeitsergebnisse werden <strong>von</strong> mir fotografisch festgehalten und mit Hilfe<br />
<strong>des</strong> Programms Condetti-PC ? als Arbeitsvorlage aufbereitet;<br />
? die Problematisierung <strong>von</strong> luftdichten Anschlüssen durch eine Vorführung mit<br />
einer Blower-door-Anlage ist für Schüler eindeutig und nachvollziehbar.<br />
Zum einen sollen die Arbeitsergebnisse dieser Stunde als Vorlage für die Erarbeitung<br />
der nächsten Lernschritte dienen, zum anderen ist nach dem Entwurf der Richtlinien<br />
das Lernfeld 18 – Warten eines Niedrigenergiehauses – erst zum Ende <strong>des</strong><br />
Ausbildungsjahres geplant.<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
6.2.3. Strukturierung der Unterrichtseinheit<br />
Tag<br />
Zeit<br />
20.09.<br />
90´<br />
27.09.<br />
90´<br />
18.10.<br />
90´<br />
01.11.<br />
90´<br />
01.11.<br />
45´<br />
08.11.<br />
135´<br />
15.11.<br />
90´<br />
Lernschritt Grobziel Inhalte Methode<br />
Informations-<br />
beschaffung<br />
Planung <strong>von</strong><br />
Detaillösungen,<br />
Ausführung tech-<br />
nischer Zeichnung<br />
Erweiterung der<br />
Kenntnisse<br />
Planen, Aus-<br />
führen,Kontroll- ieren und Über-<br />
prüfen <strong>von</strong> Details<br />
im HRB<br />
Ausführung einer<br />
technischen<br />
Zeichnung<br />
Vertiefung der<br />
Lernergebnisse,<br />
Kennenlernen <strong>von</strong><br />
Prüfverfahren<br />
Kontrolle und ggf.<br />
Änderung der<br />
Lernergebnisse,<br />
Abschlussbewer-<br />
tung der GA<br />
Funktion <strong>von</strong> tragenden<br />
Holzwänden erarbeiten<br />
Konstruieren eines<br />
wichtigen Details einer<br />
Wandbauweise<br />
Kennenlernen <strong>des</strong><br />
Bauprinzips HRB, insb.<br />
der Montageabläufe<br />
Richtiges Konstruieren<br />
<strong>von</strong> Anschlussdetails im<br />
HRB, diese präsentieren<br />
Anschlussdetails <strong>des</strong><br />
Holzrahmenbaus<br />
zeichnerisch darstellen<br />
Berücksichtigung <strong>von</strong><br />
bauphysikalischen<br />
Konstruktionen und ent -<br />
sprechende Prüfver-<br />
fahren kennen lernen<br />
Berücksichtigung <strong>von</strong><br />
Bauphysik in<br />
Konstruktion und<br />
Montageablauf<br />
Tragende Holzwände<br />
Blockbohlen- und<br />
Brettstapelbauweise<br />
Blockbohlenbauweise –<br />
Eckdetail<br />
Grundlagen<br />
Holzrahmenbau<br />
Holzrahmenbau –<br />
Anschlussdetails, Planung<br />
<strong>von</strong> Arbeitsabläufen<br />
Holzrahmenbau –<br />
Anschlussdetails,<br />
technisches Zeichnen<br />
Luftdichtheit –<br />
Messverfahren<br />
Grundlagen Wärmeschutz<br />
und Luftdichtheit speziell<br />
im HRB<br />
Frontal, L-S-<br />
Gespräch,<br />
Fachbuch-Arbeit<br />
Partnerarbeit,<br />
techn. Zeichnung<br />
in Einzelarbeit<br />
Frontalunterricht,<br />
L-S-Gespräch<br />
Gruppenarbeit<br />
techn. Zeichnung<br />
in Einzelarbeit<br />
L-S-Gespräch auf<br />
Baustelle, Blower-<br />
door-Messung mit<br />
Leckagesuche<br />
durch S.<br />
Frontalunterricht,<br />
Vertiefung in<br />
Gruppenarbeit<br />
Seite 28
Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
6.2.4. Angestrebte Kompetenzen<br />
Zielformulierung für die Unterrichtseinheit:<br />
<strong>Die</strong> Schüler sollen in der Gruppe jeweils ein Anschlussdetail einer<br />
Holzrahmenbauwand an eine Sohlplatte/Holzbalkendecke/Innenwand mit Condetti ? in<br />
der Gruppe erarbeiten und anschließend im Plenum präsentieren.<br />
Gliederung der angestrebten Kompetenzen:<br />
<strong>Die</strong> Schüler sollen ...<br />
1. einen Polier/Gruppensprecher wählen (SK);<br />
2. zielgerichtet die zur Verfügung stehende Fachliteratur (Broschüren <strong>des</strong><br />
Informationsdienstes Holz) zur Informationsbeschaffung nutzen (FK, MK);<br />
3. sich mit dem Medium Condetti ? vertraut machen und als Planungshilfe zur<br />
Lösung eines Konstruktionsdetails einsetzen (MK);<br />
4. den genauen Wandaufbau einer Holzrahmenbauwand festlegen (FK);<br />
5. Anschlussdetails (Anschluss Sockel/Holzbalkendecke/Innenwand) im HRB<br />
planen (FK);<br />
6. Lösungsvarianten innerhalb der Gruppe diskutieren, eine auswählen und als<br />
Condetti ? -Detail umsetzen (FK, SK);<br />
7. Lösung präsentieren und kritisch beurteilen (MK, FK);<br />
8. Verbesserungsmöglichkeiten umsetzen.<br />
6.2.5. Methodische Strukturierung<br />
<strong>Die</strong> Unterrichtseinheit beginnt mit der Vorstellung der Condetti ? -Methode, eines Details<br />
aus der Zeitschrift quadriga und den entsprechenden Arbeitsmaterialien. Das genaue<br />
Thema der Stunde wird vorgestellt und in einem L-S-Gespräch problematisiert. Es wird<br />
besonders herausgestellt, dass die Planung und Ausführung dieser Details auch für<br />
<strong>Zimmerer</strong> notwendig ist, die in großen Betrieben ggf. nur stark zergliederte<br />
Arbeitsprozesse kennengelernt haben.<br />
Alle drei Arbeitsaufträge werden im Plenum <strong>von</strong> mir vorgestellt. <strong>Die</strong>ses Vorgehen<br />
dauert zwar etwas länger als später in den Gruppen die Arbeitsaufträge zu verteilen;<br />
hierdurch ist jedoch für alle S. der gesamte Arbeitsauftrag (hier Erstellen einer HRB-<br />
Wand mit Holzbalkendecke und leichter Trennwand) erkennbar.<br />
Seite 29
Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Nach der Vorstellung der Arbeitsmaterialien werden die Arbeitsgruppen festgelegt. Da<br />
es sich als sehr schwierig erwiesen hat, andere Gruppenzusammensetzungen zu<br />
erreichen, werde ich nur die Vorgabe machen, drei gleichgroße Gruppen einzuteilen<br />
und den Polier (Gruppensprecher) vorab festzulegen. Danach folgt <strong>von</strong> mir die<br />
Zuweisung der nach Schwierigkeitsgrad unterschiedlichen Aufgabenstellungen.<br />
Anschließend sind die Gruppen mit ihren Informationsquellen, den Arbeitsaufträgen<br />
und Materialien beschäftigt. Bei Fragen oder Problemen kann ich in den jeweiligen<br />
Gruppen Hilfestellung geben. Bei offensichtlichen Planungsfehlern kann ich regulativ<br />
einwirken.<br />
<strong>Die</strong> Reihenfolge der Gruppenpräsentation wird entsprechend der tatsächlichen<br />
Montagereihenfolge auf der Baustelle festgelegt: Detail 1 –3. <strong>Die</strong> vorab räumlich<br />
getrennten Pinnwände (in den jeweiligen Raumecken) werden nun zusammengestellt,<br />
um auch hierdurch den Zusammenhang der jeweiligen Planungen zu verdeutlichen.<br />
Der vorab gewählte Polier stellt nun die Arbeitsergebnisse vor, die Gesellen stehen für<br />
Ergänzungen/Fragen zur Verfügung. Hier ist es unbedingt notwendig, bei der nächsten<br />
Gruppenarbeit die Wahl der Poliere zu beeinflussen, um auch alle Schüler im Laufe der<br />
Zeit mit dieser Aufgabe zu konfrontieren. <strong>Die</strong> während der Präsentation erkannten<br />
Fehler bzw. notwendigen Veränderungen/Verbesserungen sollen nur sofort<br />
verbessert/verändert werden, wenn dies mit geringem Aufwand möglich ist.<br />
Zeitaufwendigere Fehler sollen nach der Präsentation in der Kontrollphase korrigiert<br />
werden. Eine anschließende Präsentation ist dann <strong>von</strong> den S. sehr kurz zu halten.<br />
Seite 30
Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
6.3. Geplanter Unterrichtsverlauf<br />
Lernphase Kompetenzen/<br />
Phase I<br />
Vorbereitungs -<br />
phase<br />
Motivationsphase<br />
Phase II<br />
Problemstellung<br />
Phase II<br />
Informations -<br />
phase<br />
Planungsphase<br />
Ausführung<br />
Phase IV<br />
Präsentation<br />
Phase V<br />
Kontrollphase<br />
Lernziel<br />
S. lernen Condetti ?<br />
als „Profi-Methode“<br />
kennen, lernen<br />
spezielle<br />
Arbeitsmaterialien und<br />
Arbeitsweise kennen<br />
S. sollen die<br />
Aufgabenstellung<br />
erkennen und deren<br />
Umsetzung in der<br />
Gruppe erarbeiten<br />
S. sollen sich in<br />
Fachliteratur fehlende<br />
Informationen<br />
beschaffen,<br />
S. sollen genaue<br />
Vorgaben aus dem<br />
Arbeitsauftrag<br />
umsetzen, den<br />
genauen Wandaufbau<br />
bestimmen, die<br />
Anschlussdetails<br />
festlegen<br />
S. (Poliere) sollen<br />
Arbeitsergebnisse<br />
vorstellen können, S.<br />
sollen diverse<br />
Lösungsansätze<br />
kritisch beurteilen<br />
können und dies in<br />
einem Forum mitteilen<br />
können.<br />
S. sollen Fehler bzw.<br />
Verbesserungs -<br />
möglichkeiten<br />
erkennen und<br />
umsetzen<br />
Unterrichtsverlauf,<br />
methodisches<br />
Vorgehen<br />
L. stellt Condetti ? vor,<br />
zeigt Beispiel eines<br />
Condetti ? -Details und<br />
stellt die<br />
Arbeitsmaterialien vor.<br />
L. stellt Arbeitsauftrag<br />
vor, S. bilden Gruppen<br />
unter Vorgaben, S. legen<br />
Aufgabenverteilung fest<br />
Selbständiges Ausführen<br />
vom Arbeitsauftrag durch<br />
die S., bei Bedarf nutzen<br />
S. diverse<br />
Informationsquellen, L.<br />
unterstützt bei Bedarf die<br />
Gruppen, gibt<br />
Anregungen bei in den<br />
Gruppen nicht lösbaren<br />
Schwierigkeiten<br />
S. stellen die Ergebnisse<br />
vor, Korrekturen können<br />
schnell umgesetzt<br />
werden<br />
S. sollen in der Gruppe<br />
die Anregungen<br />
umsetzen und mögliche<br />
Fehler korrigieren<br />
Sozial-<br />
form<br />
Unterrichts-<br />
mittel,<br />
Medien<br />
FU/LZ OHP-Folie, L-S-<br />
LZ<br />
Vorstellung<br />
der<br />
Aufgabe,<br />
dann<br />
Gruppen-<br />
arbeit <br />
Gruppen-<br />
arbeit<br />
S.-S.-<br />
Gespräch<br />
Gruppen-<br />
arbeit<br />
Gespräch,<br />
Condetti ? -Koffer<br />
Arbeitsauftrag,<br />
Condetti ? -<br />
Arbeits-<br />
materialien<br />
Arbeitsauftrag,<br />
Condetti ? -<br />
Arbeits-<br />
materialien<br />
Pinnwände mit<br />
Arbeits-<br />
ergebnissen<br />
Pinnwände mit<br />
Arbeits-<br />
ergebnissen,<br />
Condetti ? -<br />
Arbeitsmat,<br />
Seite 31<br />
Zeit<br />
20<br />
min.<br />
15<br />
min.<br />
30<br />
min.<br />
15<br />
min.<br />
10<br />
min.
Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
6.4. Arbeitsergebnisse (Auszug)<br />
6.4.1. Fachklasse <strong>Zimmerer</strong>-Oberstufe<br />
Abb. 12: Foto eines Gruppen-Arbeitsergebnisses<br />
(Video-Auszug R. <strong>Behr</strong>)<br />
6.4.2. Fachklasse Dachdecker-Oberstufe<br />
Abb. 13: Foto eines Gruppen-Arbeitsergebnisses<br />
(Video-Auszug R. <strong>Behr</strong>)<br />
Seite 32
Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
6.4.3. Fachklasse Bauzeichner-Unterstufe<br />
Abb. 14: Foto eines Gruppen-Arbeitsergebnisses<br />
(Video-Auszug R. <strong>Behr</strong>)<br />
Seite 33
Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
7. Reflektion der Unterrichtseinheiten<br />
7.1. Bewertung der Unterrichtseinheiten durch die Schüler<br />
<strong>Die</strong> Befragung der Schüler fand unmittelbar nach den durchgeführten<br />
Unterrichtseinheiten statt. Der abgebildete Schülerfragebogen wurde nicht verändert.<br />
Abb. 15: Schülerfragebogen zum Medium Condetti ?<br />
SCHÜLERFRAGEBOGEN Condetti<br />
Ich finde Condetti Das Arbeiten mit Condetti fällt mir<br />
gut geht so schlecht leicht geht so schwer<br />
weil: weil:<br />
Was hat Dir daran am besten gefallen? Condetti ist für den Berufsschulunterricht<br />
Maßstab 1:1 Gruppenarbeit schnell veränderbar sehr geeignet geeignet nicht geeignet<br />
kein Zeichnen bunte Darstellung schnell lernbar<br />
Was hat Dir daran überhaupt nicht gefallen? Ich habe noch weitere Anmerkungen:<br />
(Excel-Dokument R. <strong>Behr</strong>)<br />
An der Auswertung waren <strong>von</strong> den drei Klassen insgesamt 29 Schüler beteiligt. <strong>Die</strong><br />
Auswertung <strong>des</strong> Fragebogens hat folgen<strong>des</strong> ergeben:<br />
[die Angaben in runden Klammern geben die Anzahl der Antworten wieder]<br />
1. Ich finde Condetti ?<br />
gut (21), geht so (8), schlecht (/)<br />
weil (positiv): nicht langweilig, Gruppenarbeit, man versteht besser, leicht zu erlernen,<br />
man muss nicht so lange überlegen, gut veranschaulichend, M 1:1, man kann es sich<br />
bildlich vorstellen, Spaß, schnelle Ergebnisse, leichte Zusammensetzung, anders als<br />
normaler Unterricht,<br />
weil (negativ): Zeichnen ist einfacher [Bauzeichner].<br />
Seite 34
Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
2. Was hat dir daran am besten gefallen? (Mehrfachnennungen waren möglich)<br />
Maßstab 1:1 (11), Gruppenarbeit (20), schnell veränderbar (24), kein Zeichnen (11),<br />
bunte Darstellung (17), schnell erlernbar (15).<br />
3. Was hat dir daran überhaupt nicht gefallen?<br />
<strong>Die</strong> Befestigung mit Nadeln ist kompliziert, zu viel Gruppenarbeit, die Schraffuren<br />
stimmen nicht mit der Norm überein, Bauteile waren teilweise nicht eindeutig<br />
zuzuordnen, Zuschneiden der Pappen nicht möglich, Zeit war zu knapp, Bauteilstärken<br />
müssten variabel sein, Ergebnisse müssen später vorgestellt werden, Maßstab zu<br />
groß.<br />
4. Das Arbeiten mit Condetti ? fällt mir<br />
leicht (21), geht so (7), schwer (1)<br />
weil (positiv): schnell zu verstehen, kein komplizierter Text, wie auf der Baustelle,<br />
Arbeitsschritte sind nachvollziehbar, besser erkennbar als auf einer Zeichnung, man<br />
sich nicht auf das Zeichnen konzentrieren muss, gut veranschaulichend, leicht auch für<br />
die Schüler mit Zeichenschwäche, ohne Vorkenntnisse schnell erlernbar, sehr<br />
anschaulich.<br />
weil (negativ). /<br />
5. Condetti ? ist für den Berufsschulunterricht<br />
sehr geeignet (13), geeignet (16).<br />
6. Anmerkungen<br />
Positiv: /<br />
Negativ: Eignung nur bei Schülerinteresse, es hätte mehr Spielerei sein können, mehr<br />
Zeit für die Einführung, nicht für den täglichen Gebrauch, als Unterrichts-<br />
Hauptbestandteil nicht geeignet.<br />
Gesamtergebnis<br />
<strong>Die</strong> Befragung der Schüler nach dem Unterricht hat überwiegend positive Ergebnisse<br />
hervorgebracht. Kein Schüler findet Condetti ? schlecht, die Mehrheit (72%) findet<br />
Condetti ? gut. <strong>Die</strong> meiner Meinung nach wichtigsten Kommentare zu der ersten Frage<br />
waren:<br />
� der Maßstab 1:1 ist geeignet für die Entwicklung <strong>von</strong> baukonstruktiven Details;<br />
� Condetti ? ist leicht zu lernen;<br />
� man versteht besser was man macht;<br />
� die Bearbeitung findet in der Gruppe statt.<br />
Seite 35
Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
<strong>Die</strong>se Aussagen finden sich ebenfalls in der 2. Fragestellung wieder (jetzt nach der<br />
Häufigkeit der Nennungen):<br />
schnell veränderbar (24), Gruppenarbeit (20), bunte Darstellung (17), schnell erlernbar<br />
(15), kein Zeichnen und Maßstab 1:1 (beide 11).<br />
<strong>Die</strong> Frage 4 (Das Arbeiten mit Condetti ? fällt dir...) haben 72% (21 Schüler) mit „leicht“<br />
beantwortet, 24% (7 Schüler) mit „geht so“ und 3% (1 Schüler) mit „schwer“. <strong>Die</strong><br />
angegebenen Antworten waren ausschließlich positiv:<br />
� schnell zu verstehen;<br />
� wie auf der Baustelle;<br />
� Arbeitsschritte sind nachvollziehbar;<br />
� besser erkennbar als auf der Zeichnung;<br />
� gut veranschaulichend;<br />
� leicht auch für Schüler mit Zeichenschwächen;<br />
� ohne Vorkenntnisse erlernbar.<br />
<strong>Die</strong> positive Einschätzung <strong>des</strong> Planungsinstrumentes Condetti ? findet sich auch in<br />
dem Ergebnis der Frage 5 wieder (Condetti ? ist für den Berufsschulunterricht ...):<br />
45% bezeichnen Condetti ? als „sehr geeignet“, 55% zumin<strong>des</strong>t als „geeignet“. Eine<br />
Bewertung „ungeeignet“ wurde nicht vorgenommen.<br />
Auf die Frage 3 (Was hat dir daran überhaupt nicht gefallen?) wurden sehr<br />
interessante und zweckdienliche Antworten gegeben. Ich werde auf alle Antworten<br />
eingehen:<br />
� <strong>Die</strong> Befestigung mit Nadeln ist kompliziert – hier gäbe es durch einfache<br />
Veränderungen Lösungsmöglichkeiten, indem die Pinnwandplatten aus einer<br />
weicheren Unterlage bestehen, die leichter zu durchstechen ist;<br />
� die Schraffuren stimmen nicht mit der Norm überein – durch ein<br />
„breitenunabhängiges“ Muster als Ersatzschraffur (s. Condetti ? -Legende in<br />
Kapitel 4.3) ist das Zuschneiden der Pappen ohne Verlust der Erkennbarkeit<br />
möglich;<br />
� Bauteile (Baustoffe) waren teilweise nicht eindeutig zuzuordnen – die Baustoffe<br />
werden bei Condetti ? zu sinnvollen Baustoffgruppen (gleicher Ursprung und<br />
gleiche Funktion) zusammengefasst, um die Anzahl an unterschiedlichen<br />
Pappen zu begrenzen;<br />
Seite 36
Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
� das Zuschneiden der Pappen ist nicht möglich – dies ist natürlich möglich,<br />
jedoch im Rahmen der <strong>Examensarbeit</strong> ausdrücklich nicht <strong>von</strong> mir gewünscht,<br />
um den Inhalt <strong>des</strong> Condetti ? -Koffers nicht zu verändern;<br />
� die Zeit war zu knapp – dieses Phänomen kommt bei feststehenden Zeitplänen<br />
leider immer wieder vor, in „normalen“ Unterrichten kann jedoch das Arbeiten<br />
mit Condetti ? durchaus über mehrere Unterrichtsstunden verlaufen, da die<br />
Ergebnisse auf den Pinnwänden gesichert sind;<br />
� Bauteilstärken müssen variabel sein – durch das Zuschneiden (s.o.) ist dies<br />
möglich, jedoch ist die millimetergenaue Bauteildicke oftmals zweitrangig, da es<br />
um die prinzipielle Konstruktion geht;<br />
� der Maßstab ist zu groß – dieses Argument kann ich nicht akzeptieren, da<br />
gerade durch den großen Maßstab die Herstellung vereinfacht und die<br />
Lesbarkeit enorm erhöht wird;<br />
� die Ergebnisse müssen später vorgestellt werden – einige Schüler haben<br />
Schwierigkeiten Gruppenarbeitsergebnisse im Plenum zu präsentieren, auf<br />
Lösungsmöglichkeiten und unterstützende Maßnahmen gehe ich im folgenden<br />
Kapitel 7.3.4 ein.<br />
Es sei darauf hingewiesen, dass es keine wesentlichen Unterschiede bei der<br />
Bewertung <strong>von</strong> Condetti ? zwischen den drei Baufachklassen gab.<br />
7.2. Eigene Bewertung<br />
Um die annähernde Vergleichbarkeit der drei durchgeführten Unterrichte zu erreichen,<br />
ist Condetti ? als Planungsinstrument in der Ausführungsphase eingesetzt worden. <strong>Die</strong><br />
Klassen hatten bis auf die <strong>Zimmerer</strong>klasse (hier wurde bereits mit Condetti ? -ähnlichen<br />
Materialien gearbeitet) keine Vorerfahrungen mit diesem Unterrichtsmittel. Das<br />
Ablaufmuster <strong>des</strong> Unterrichts war identisch:<br />
1. Vorbereitung und Motivation: Kurze Vorstellung der Methode und der<br />
Materialien (insbesondere der Verweis auf den Einsatz als Profimethode);<br />
2. Problemstellung: Erläuterung der Aufgabenstellung (Arbeitsauftrag);<br />
3. Informations- und Planungsphase: Gruppenbildung, Informationsphase und<br />
Ausführung;<br />
4. Präsentation: Präsentation der Gruppenergebnisse im Plenum;<br />
5. Kontrolle: Arbeitsergebnisse werden kontrolliert und ggf. überarbeitet.<br />
Seite 37
Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
7.2.1. Beschreibung der Unterrichtseinheiten<br />
Sinn und Zweck dieser Unterrichtsreihe, welche in drei verschiedenen Baufachklassen<br />
durchgeführt wurde, war die Überprüfung der Tauglichkeit <strong>des</strong> Mediums Condetti ? .<br />
Daher lege ich den Schwerpunkt der Unterrichtsbeschreibung der jeweiligen<br />
Unterrichte auch in die o.g. Phasen 3 bis 5.<br />
Fachklasse <strong>Zimmerer</strong>-Oberstufe<br />
Phase 3: <strong>Die</strong> Zusammensetzung der Gruppen war identisch mit der letzten<br />
Gruppenarbeitsphase. In allen Gruppen sind die Informationsquellen bekannt und<br />
werden intensiv genutzt. <strong>Die</strong> Arbeit an den Pinnwänden beginnt jedoch sofort. Da die<br />
Schüler bereits Grundinformationen über den Konstruktionsaufbau einer<br />
Holzrahmenbauwand besitzen, werden die Wandkonstruktionen bereits mit den<br />
farbigen Pappen an den Pinnwänden gesteckt. Danach folgt sukzessive die<br />
Erarbeitung der jeweiligen Anschlussdetails. <strong>Die</strong>se Phase ist geprägt durch einen<br />
regen Informationsaustausch unter den Gruppenmitgliedern. Bis auf eine Ausnahme<br />
sind alle Schüler in allen Gruppen mit großem Interesse bei der Arbeit. Es ist<br />
auffallend, dass meine Mithilfe bei der Lösung der Aufgabenstellungen nicht erbeten<br />
wird. <strong>Die</strong> Gruppen benötigen etwas mehr Zeit als <strong>von</strong> mir vorgesehen (30 min. geplant,<br />
ca. nach 35 min. zur Präsentation der ersten Gruppe aufgefordert). <strong>Die</strong> dann<br />
präsentierten Ergebnisse sind durchweg als praxistauglich zu bewerten.<br />
Phase 4: <strong>Die</strong> Präsentation der Arbeitsergebnisse erfolgte direkt im Anschluss; es<br />
mussten keine besonderen Vorbereitungen getroffen werden, da die Arbeitsergebnisse<br />
direkt als Vorlage für die Präsentation genutzt werden konnten. Leider ist das<br />
Präsentieren nicht bei allen Schülern beliebt, insbesondere das Präsentieren im<br />
Plenum. Da ich diese Schwierigkeiten bereits kenne, habe ich im Arbeitsauftrag die<br />
Wahl <strong>des</strong> Poliers bzw. <strong>des</strong> Präsentators als erste Aufgabe formuliert. Trotzdem sind<br />
nicht alle Schüler zu der Präsentation der Arbeitsergebnisse bereit und wehren sich<br />
vehement gegen diese Aufgabe. Hier ist unbedingt über alternative<br />
Präsentationsformen nachzudenken (s.a. Zusammenfassung, Kapitel 7.3.4 und 7.5).<br />
Durch die arbeitsteiligen Aufträge war die Aufmerksamkeit der Zuhörer an der<br />
Präsentation der Konstruktionsdetails sehr hoch. Zuerst erfolgte die Vorstellung der<br />
Details, die i.d.R. ca. 3-5 min. dauerte. Anschließend wurden kritische und konstruktive<br />
Äußerungen zu den Ergebnissen abgegeben.<br />
Phase 5: Bei auftretenden Fehlern konnte teilweise sofort eine Veränderung oder<br />
Ergänzung vorgenommen werden, oder diese Arbeit erfolgte in der Kontrollphase.<br />
Seite 38
Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Fachklasse Dachdecker-Oberstufe<br />
Phase 3: Durch den arbeitsgleichen Arbeitsauftrag war es notwendig, ungefähr<br />
leistungsgleiche Gruppen zu bilden. Durch die bekannte Sozialform der Gruppenarbeit<br />
und der bereits praktizierten selbstständigen Informationsbeschaffung durch die<br />
Schüler war das Medium Condetti ? die einzige Unbekannte.<br />
<strong>Die</strong> Schüler nahmen zu Beginn dieser Phase die Materialien nicht in die Hand bzw.<br />
pinnten sie nicht an die Pinnwand, um die Details darzustellen. <strong>Die</strong>s mag daran<br />
gelegen haben, dass ich den Schülern vorab ein kompliziertes Detail auf einer Folie<br />
präsentiert habe und die eigentlichen Condetti ? -Arbeitsmaterialien in den<br />
Schubfächern nur gezeigt habe. Sinnvoll wäre es bei dem ersten Einsatz <strong>von</strong><br />
Condetti ? als Lehrer ein einfaches Detail an einer Pinnwand zu erstellen, um die<br />
einfache Anwendung zu demonstrieren. Nachdem diese anfänglichen Schwierigkeiten<br />
überwunden waren, zeigten die Schüler ein reges Interesse an der Aufgabenstellung<br />
sowie an den Arbeitsmaterialien. Obwohl an jeder Pinnwand eine Legende zur<br />
Erklärung der Bedeutung der Condetti ? -Arbeitsmaterialien hing, wurde ich häufig nach<br />
Erklärungen gefragt. Insbesondere die Farben für die Dampfsperre (grüne Schnur) und<br />
die Wassersperre (blaue Schnur) zeigten Defizite bei den Schülern hinsichtlich<br />
bauphysikalischer und baustoffkundlicher Grundkenntnisse auf. <strong>Die</strong> Condetti ? -<br />
Begründer haben bewusst Baustoffgruppen gebildet und der Funktionsmembrane auf<br />
der Außenseite <strong>von</strong> Bauteile mit wasserableitender Funktion die Farbe blau gegeben.<br />
Dem entgegen steht die Baustoffgruppe auf der Innenseite, welche hier mit der Farbe<br />
grün belegt ist. <strong>Die</strong>se Membrane hat die Aufgabe der wasserdampfsperrenden, -<br />
hemmenden oder –bremsenden Funktion. Im Unterricht haben die Schüler die<br />
Zuordnung nach innen oder außen mehrfach vertauscht. Zum Teil kamen auch<br />
Aussagen der Schüler wie z.b.: „ Bei uns im Betrieb ist die Dampfsperre immer<br />
durchsichtig und die Unterspannbahn ist immer schwarz! <strong>Die</strong> ist hier gar nicht dabei!“<br />
<strong>Die</strong>se Aussage und die anderen im Unterricht getroffenen Erfahrungen deuten darauf<br />
hin, dass die Aufgabenstellung für diese Lerngruppe zu schwierig gewählt war. Es<br />
hätte in diesem Falle entweder vorweg entsprechender baustoffkundlicher und<br />
bauphysikalischer Informationen bedurft, oder der Arbeitsauftrag hätte anders gewählt<br />
werden müssen. Es wäre denkbar die Grundkonstruktion vorzugeben (Dampfsperre,<br />
Holztragwerk, Dämmung, Schalung, Schalungsbahn). Der <strong>von</strong> den Schülern zu<br />
lösende Schwerpunkt läge dann z.b. auf sach- und fachgerecht ausgeführten<br />
Anschlüssen bzw. der Be- und Entlüftungsöffnungen der Fassadenbekleidungen.<br />
Phase 4: <strong>Die</strong> Präsentation der Arbeitsergebnisse gestaltete sich in zwei Gruppen als<br />
sehr schwierig, da es einige Minuten dauerte, bis ein bereitwilliger Schüler gefunden<br />
Seite 39
Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
wurde, der präsentieren wollte. Bei dieser Lerngruppe ist gewiss eine andere<br />
Präsentationsform notwendig. Für weitere Schwierigkeiten sorgte der Umstand, dass<br />
alle Gruppen an einem arbeitsgleichen Arbeitsauftrag gearbeitet haben. Somit mussten<br />
die ohnehin schwer zu motivierenden Präsentatoren Ergebnisse wiederholen.<br />
Phase 5: Das Ergänzen, Verändern und/oder Modifizieren <strong>von</strong> Arbeitsergebnissen ging<br />
schnell und problemlos. Hier zeigte sich eindeutig der Vorteil der schnellen<br />
Veränderbarkeit der Details an der Pinnwand.<br />
Fachklasse Bauzeichner-Unterstufe<br />
Phase 3: <strong>Die</strong> nach Aussagen der Klassenlehrerin sehr ruhige und zurückhaltende<br />
Klasse habe ich, wie bereits in Kapitel 5.1 erwähnt, zum ersten Mal unterrichtet. <strong>Die</strong><br />
Gruppenzusammenstellung wurde selbstständig <strong>von</strong> den Schülern vorgenommen. <strong>Die</strong><br />
<strong>von</strong> mir mitgebrachten Informationsquellen (Broschüren <strong>des</strong> Informationsdienstes Holz)<br />
wurden nur teilweise genutzt. Nach Aussage der Fachlehrerin war der Holzbau noch<br />
nicht Thema in dem Berufsschulunterricht, jedoch hat die Mehrzahl der<br />
Auszubildenden bereits Erfahrungen mit dieser Bauweise durch Projekte im<br />
Ausbildungsbetrieb.<br />
Auffallend war die Herangehensweise der Schüler an die ersten Vorüberlegungen und<br />
Konstruktionsskizzen: wie im Architektur- oder Konstruktionsbüro üblich griffen die<br />
Schüler zu Skizzenpapier und Bleistift; ein Schüler skizzierte seine Ideen auf das<br />
Papier und die anderen Gruppenmitglieder gaben hierzu Statements ab. Erst nach<br />
mehrmaliger Aufforderung war es mir möglich, alle Gruppen an die Pinnwände zu<br />
bringen, um dort die „Entwicklungsarbeit“ zu leisten. Nach kurzer Zeit waren die ersten<br />
Konstruktionsbestandteile sichtbar; damit ist dem überwiegenden Teil der Klasse der<br />
Vorteil dieses Mediums deutlich geworden (insbesondere der hohe Visualisierungsgrad<br />
und die leichte Veränderbarkeit).<br />
Phase 4: In dieser Lerngruppe wurde in zwei <strong>von</strong> drei Lerngruppen sehr gut<br />
präsentiert. Fragen der Schüler wurden aufgenommen und mit Hilfe der<br />
Detaildarstellung geklärt. Fragestellungen mit hohem Anspruch aus dem Fachbereich<br />
der Bauphysik (Dampfdiffusion und Luftdichtheit) konnten zwar im Rahmen dieser<br />
Unterrichtsstunde nicht abschließend geklärt werden. Hier sehe ich jedoch keine<br />
Probleme, offene Fragen aus diesem Themenkomplex mit Hilfe <strong>von</strong> Condetti ? zu<br />
klären (genau dazu ist Condetti ? ja entwickelt worden!). Im Zuge der einzelnen<br />
Präsentationen ergaben sich sogar alternative Lösungsvarianten oder auch Fragen zu<br />
besonderen Baustoffen und Baustoffeigenschaften, die in den Konstruktionen zum<br />
Einsatz kommen können.<br />
Seite 40
Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Phase 5: Eine Änderung der erarbeiteten Details war nicht notwendig. Im Rahmen<br />
dieser Unterrichtsphase wurde jedoch weiter sehr intensiv über alternative<br />
Lösungsvarianten diskutiert. Zum Teil wurden diese gleich an den Pinnwänden<br />
umgesetzt.<br />
7.2.2. Zusammenfassung<br />
Für mich lassen sich aus meinen subjektiven Eindrücken und aus den <strong>von</strong> den<br />
Schülern getroffenen Aussagen folgende Punkte als positiv herausstellen:<br />
� die Gruppenarbeit wird zur üblichen Sozialform, da das Arbeiten an den<br />
Pinnwänden und in diesem Maßstab eine baustellenähnliche Situation<br />
schafft – hier ist das Arbeiten in der Gruppe ja üblich!;<br />
� durch den Maßstab 1:1 ist die Lesbarkeit <strong>des</strong> Details sehr hoch, auch<br />
bei der Präsentation;<br />
� die schnelle Veränderbarkeit innerhalb der Ausführungsphase, aber<br />
auch bei der Kontrollphase;<br />
� Farbigkeit und Größe sorgen für einen hohen Veranschaulichungsgrad;<br />
� das Handling der Arbeitsmaterialien ist sehr einfach;<br />
� das Condetti ? -Detail kann als Vorlage für eine technische Zeichnung<br />
dienen (Ergebnissicherung);<br />
� Normschrift, Schraffuren, Linienstärken usw. stellen keine Hürden da,<br />
gleichwohl ist das Condetti ? -Ergebnis übertragbar in eine normgerechte<br />
technische Zeichnung;<br />
� Condetti ? -Details sind mit dem Programm Condetti-PC ? auf MS<br />
Frontpage und MS Word übertragbar;<br />
� die Entwicklung eines Details ist nahe dem tatsächlichen Arbeitsablauf<br />
aus der Praxis möglich, dies sorgt für Verständnis <strong>des</strong><br />
arbeitstechnischen Hintergrun<strong>des</strong>;<br />
� die Akzeptanz <strong>des</strong> neuen Mediums erfolgt sehr schnell.<br />
Wie bereits erwähnt, erfolgte der Einsatz <strong>des</strong> Mediums in der <strong>Zimmerer</strong>klasse schon<br />
mehrfach, in den beiden anderen Klassen nun zum ersten Mal. Trotz dieses<br />
Umstan<strong>des</strong> waren keine gravierenden Unterschiede bei dem Handling der<br />
Arbeitsmaterialien zu bemerken.<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
7.3. Condetti ? in der vollständigen Handlung<br />
Als Ergebnis der Reflektion der drei Unterrichtseinheiten und diverser anderer mit<br />
Condetti ? durchgeführten Unterrichte beschreibe ich im Anschluss meiner Meinung<br />
nach sinnvolle Einsatzmöglichkeiten <strong>von</strong> Condetti ? und Condetti ? -Produkten in den<br />
einzelnen Phasen der vollständigen Handlung.<br />
7.3.1. Informieren<br />
<strong>Die</strong> Phase „Informieren“ innerhalb der vollständigen Handlung hat die Aufgabe, das<br />
Thema anzubahnen bzw. das Thema in den Fragehorizont der Schüler zu rücken. Das<br />
eigentliche Problem soll hier verdeutlicht werden und insbesondere die<br />
Vorerfahrungen, Vorkenntnisse, Ideen oder Interessen der Schüler genutzt werden.<br />
Condetti ? kann in dieser Phase eingesetzt werden, in dem z.B. ein vom Lehrer<br />
vorbereitetes Detail (möglicherweise fehlerbehaftet) diskutiert wird, als Vorlage für eine<br />
Ergänzung dient oder die Grundlage einer Sanierung darstellt. Durch diese Art der<br />
Darstellung kann problemlos eine konkrete Handlungssituation geschaffen werden.<br />
Condetti ? kann als Pinnwandbild eingesetzt werden oder auch als PC-Version<br />
(Condetti-PC ? ). Ebenso wäre es möglich den Schwerpunkt auf die Arbeitstechnik zu<br />
legen, in dem die Aufgabe für die Schüler darin besteht, eine Vorlage eines<br />
technischen Details in eine Montageanleitung umzusetzen (s. Abb. 20).<br />
Der Einsatz <strong>von</strong> Condetti ? in dieser Phase setzt allerdings entsprechende<br />
Vorerfahrungen der Schüler mit diesem Medium voraus. Hier sollte Condetti ? schon<br />
einmal in der Ausführungsphase als Konstruktionshilfe eingesetzt worden sein (s.h.<br />
Kapitel 7.3.4).<br />
Bei komplizierten bautechnischen Sachverhalten, unübersichtlichen Darstellungen aus<br />
dem Fachbuch oder arbeitstechnisch komplexen Gegebenheiten ist die sogenannte<br />
Lupenfunktion (Vergrößerung eines Teilbereiches) im herkömmlichen Sinne nicht<br />
möglich, da sich der Maßstab der vorhandenen Materialien nicht ohne Weiteres<br />
vergrößern lässt.<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Abb. 16: Montageanleitung einer Holzrahmenbauwand<br />
(aus: qaudriga, Verlag Kastner, Wolfratshausen, Ausgabe 5/1999, S. 31)<br />
<strong>Die</strong> nachfolgend abgebildeten Details (Lupenfunktion) sind in der Realität im Maßstab<br />
1:1 erzeugt worden (vergl. hierzu Detail auf S. 18). Durch die isolierte Betrachtung<br />
eines Teilbereichs, befreit <strong>von</strong> nicht relevanten Bauteilen, die im speziellen Fall nicht<br />
notwendig sind, kann der Sachverhalt enorm verdeutlicht werden. In Verbindung mit<br />
Kommentarkarten, die in der Informationsphase auch Fragen enthalten könnten,<br />
lassen sich hierdurch sehr einprägsam Probleme verdeutlichen.<br />
Abb. 17: Lupenfunktion<br />
(aus: quadriga, Verlag Kastner, Wolfratshausen, Ausgabe 5/1999, S. 28-29)<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
7.3.2. Planen<br />
Um das Handlungsziel festzulegen, muss in dieser Phase eine Grob-, Fein- und/oder<br />
Alternativplanung erarbeitet werden. Es sind in Beteiligungsspielräume festzulegen.<br />
In dieser Phase ist Condetti ? nicht einsetzbar, jedoch sind die für Condetti ? benötigten<br />
Pinnwände zur Planung in Verbindung mit Karten optimal einsetzbar.<br />
7.3.3. Entscheiden<br />
In dieser Phase muss ein Einigungsprozess erfolgen, bei dem die Vereinbarungen<br />
über die Planungsausführung festgelegt wird. <strong>Die</strong>s kann ausschließlich innerhalb der<br />
Gruppe erfolgen, das Mitwirken <strong>des</strong> Lehrers in dieser kritischen Phase ist jedoch<br />
durchaus denkbar. Weiter ist jetzt die Präsentationsform bzw. das Handlungsprodukt<br />
festzulegen und es müssen ggf. Beurteilungskriterien aufgestellt werden.<br />
Für diese Phase ist Condetti ? ebenfalls nicht geeignet, doch auch hier sind die<br />
Pinnwände als Informationsträger nutzbar.<br />
7.3.4. Ausführen<br />
<strong>Die</strong> in den drei vorherigen Phasen geplanten und vereinbarten Prozesse werden<br />
umgesetzt, indem der erarbeitete Plan zur Ausführung kommt. Nun startet also die<br />
eigentliche inhaltliche Arbeit durch die Beschaffung und Verarbeitung spezifischer<br />
Informationen, ggf. die Dokumentation <strong>des</strong> Arbeitsprozesses und die Vorbereitung und<br />
Durchführung der Präsentation. Hier entsteht das tatsächliche Handlungsprodukt,<br />
welches in den vorherigen Phasen angebahnt wurde.<br />
Condetti ? ist, die geeignete Aufgabenstellung vorausgesetzt, für den Einsatz in dieser<br />
Phase sehr gut geeignet. Das Handlungsprodukt (Baukonstruktionsdetail,<br />
Montageanleitung, etc.) ist in diversen Sozialformen (Einzel-, Partner-, Gruppenarbeit<br />
bis zu 5 Personen) erarbeitbar. Es sind mit diesem Medium die Arbeitsprozesse<br />
dokumentierbar. <strong>Die</strong> Ausführung <strong>des</strong> Handlungsproduktes ist durch den<br />
entsprechenden Maßstab gleichzeitig die Vorbereitung der Präsentation. Bei der<br />
Durchführung der Präsentation, ungeachtet der Präsentationsart, ist der Maßstab und<br />
die Farbigkeit der Darstellung als vorteilhaft anzusehen. Schülern mit Schwierigkeiten<br />
bei der Präsentation kann durch Kommentarkarten eine entsprechende Hilfestellung<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
gegeben werden. Alternativ zu der Präsentation im Plenum sind auch andere<br />
Präsentationsformen wie z.b. der Museumsrundgang einsetzbar.<br />
7.3.5. Bewerten<br />
<strong>Die</strong> Aufgabe der Bewertungsphase ist Fremd- und/oder Selbstkontrolle <strong>des</strong><br />
Arbeitsprozesses und der Arbeitsergebnisse (bzw. <strong>des</strong> Handlungsproduktes). Daher<br />
spielt die Form der Visualisierung, also die Erscheinungsform <strong>des</strong><br />
Handlungsproduktes, eine wichtige Rolle.<br />
Da die Ergebnisse als Details im Maßstab 1:1 erarbeitet werden, ist der Grad der<br />
Erkennbarkeit sehr hoch. Somit ist die Selbst- wie auch die Fremdbewertung möglich.<br />
7.3.6. Kontrollieren<br />
Als letzte Stufe der vollständigen Handlung ist nun die Reflektion <strong>des</strong> gesamten<br />
Handlungsablaufs erforderlich. Hier sollen Ursachen für Probleme ermittelt werden,<br />
Veränderungen vorgeschlagen werden und ein Vergleich mit der Zielsetzung gezogen<br />
werden. Auch hier ist die Darstellung <strong>des</strong> Handlungsproduktes ein wichtiger Faktor.<br />
<strong>Die</strong> schnelle Veränderung <strong>von</strong> den erstellten Details/Darstellungen ermöglicht es, ggf.<br />
gemachte Fehler in kurzer Zeit zu ändern. Damit ist es möglich, ein fehlerfreies<br />
Endprodukt erarbeitet zu haben. <strong>Die</strong>se Fehlerkorrektur ist enorm wichtig, da das<br />
Condetti ? -Ergebnis entweder<br />
� die Basis einer neuen Handlungssituation ist;<br />
� die Ergebnisse in eine normgerechte technische Zeichnung übertragen werden<br />
sollen;<br />
� als Vorlage für Condetti-PC ? und/oder<br />
� als Vorlage für eine Montageanleitung dienen kann.<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
7.4. Bewertung <strong>von</strong> Condetti ? durch die Theorie<br />
7.4.1. Dimension <strong>des</strong> Medienbegriffs (s. Kapitel 3.1)<br />
Eine persönliche Wertung <strong>von</strong> Condetti ? nach diesen Medienaspekten sähe wie folgt<br />
aus:<br />
� Technischer Aspekt - es sind keine komplizierten elektrischen oder<br />
elektronischen Geräte oder aufwendige Apparaturen... notwendig, um dieses<br />
Medium einzusetzen; die Bedienung ist einfach und schnell zu erlernen;<br />
� Semantischer Aspekt - durch die Anlehnung der farbigen Pappen an die<br />
Baustofffarben und den Maßstab 1:1 ist das Verstehen bzw. das Verständnis<br />
als hoch einzustufen; somit sind die Inhalte und deren Gestaltung mit diesem<br />
Medium sehr gut zu transportieren;<br />
� Pragmatischer Aspekt – die Bewertung <strong>von</strong> Condetti ? im Bereich<br />
Kommunikation, also der Austausch und die Verbreitung <strong>von</strong> Informationen und<br />
deren Wirkung, habe ich eingehend in den Kapiteln 7.3.4 bis 7.3.6<br />
vorgenommen. Mit diesen Medien kann der Austausch und die Verbreitung <strong>von</strong><br />
Informationen schülergerecht erfolgen.<br />
7.4.2. Beantwortung Poelchaus Leitfragen (s. Kapitel 3.3)<br />
Aufmerksamkeitslenkung<br />
<strong>Die</strong>nt das Medium der Aufmerksamkeitslenkung? Wie müsste der Einsatz organisiert<br />
werden, damit eine sinnvolle Aufmerksamkeitslenkung erfolgt? Sind weitere<br />
Hilfestellungen erforderlich?<br />
Antwort: Condetti ? dient m.E. eindeutig der Aufmerksamkeitslenkung, die durch die<br />
hohe Lesbarkeit der Darstellung erreicht wird. <strong>Die</strong> Nutzung <strong>des</strong> Mediums in der<br />
Informationsphase, ob als Detail in Papierform oder digital, ob als Explosionszeichnung<br />
oder Montageanleitung, ist als sinnvoll einzustufen. Es kann auch hinterfragt werden,<br />
ob heutzutage die technische Zeichnung in Baufachklassen, auch in<br />
Bauzeichnerklassen, als Lernziel/Kompetenz Bedeutung haben sollte. Wäre es ggf.<br />
nicht sinnvoller, als Vorstufe <strong>von</strong> CAD-Anwendungen analoge Condetti ? -Details mit<br />
Condetti-PC ? zu digitalisieren?<br />
Lernziel<br />
Welcher Art muss die (mediale) Präsentation sein, um das angestrebte Lernziel zu<br />
verdeutlichen? Wie kann Motivation, bezogen auf das Lernziel erreicht werden?<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Antwort: <strong>Die</strong> Präsentation (hier im Sinne der Informationsbeschaffung /<br />
Problematisierungsphase) sollte möglichst nahe der Wirklichkeit erscheinen. Realien<br />
oder Baustellenexkursionen sind sicher oft geeigneter, um ein Problem bzw. ein<br />
angestrebtes Lernziel zu verdeutlichen. Es ist jedoch nicht immer möglich, solche<br />
Präsentationen im Unterricht einzusetzen (wer hat schon immer die geeignete<br />
Baustelle vor der Schule oder das entsprechende 1:1-Modell der Deckenrandschalung<br />
mit Fenstersturz, s. Anhang S. vii und viii)? <strong>Die</strong> Darstellung <strong>von</strong><br />
Baukonstruktionsdetails, Montagedarstellungen, Explosionszeichnungen oder<br />
Grundkonstruktionen als Einstieg sind m.E. sehr sinnvolle Alternativen zur Realie. Das<br />
Entwickeln <strong>von</strong> baukonstruktiven Details oder Montageanleitungen als eigenständiges<br />
Lernziel ist durch die nicht mehr existente Hürde der technischen Zeichnung<br />
realisierbar. Des weiteren ist es mit diesem Medium auch möglich, anstatt<br />
demotivierende Einzelarbeit (bei der Anfertigung <strong>von</strong> technischen Zeichnungen <strong>von</strong><br />
Hand) sinnhafte Gruppenarbeit durchzuführen.<br />
Form der medialen Präsentation<br />
Mit welcher Form medialer Präsentation kann der Lehrinhalt in seiner Grundstruktur<br />
und in seinen „differencia specifica“ am besten übermittelt werden? Welche<br />
Schrittfolgen sind einzuhalten, um zunächst die Grundstruktur und dann die<br />
Ausdifferenzierung darzustellen? Sind verschiedene mediale Präsentationen<br />
einzubringen?<br />
Antwort: Nach dem Dale´schen Erfahrungskegel ist natürlich die unmittelbar<br />
zweckvolle Erfahrung die geeignetste Form medialer Präsentation (s.o.). Condetti ? ist<br />
jedoch durch die Vielschichtigkeit seiner Darstellungsmöglichkeiten dazu geeignet,<br />
themenspezifisch und lerngruppenspezifisch eingesetzt zu werden. Es können die<br />
einfachsten Grundkonstruktionen dargestellt werden, um dann in die Detailplanung zu<br />
gehen oder spezielle Themenstellungen zu erarbeiten (z.b. Bauphysik, aber auch<br />
Schalungsbau oder Arbeitstechnik...). <strong>Die</strong> Frage, ob verschiedene mediale<br />
Präsentationen einzubringen sind, beantworte ich eindeutig mit ja! Auch Condetti ?<br />
kann nicht alleiniges Medium oder Präsentation sein. Je abwechslungsreicher sinnvolle<br />
Medien eingesetzt werden, <strong>des</strong>to interessanter ist Unterricht zu gestalten und <strong>des</strong>to<br />
besser lassen sich Informationen transportieren.<br />
Erforderliche Rückmeldungen<br />
Bestehen (mediale) Möglichkeiten, die erforderlichen Rückmeldungen zu leisten, wie<br />
müssen diese gestaltet sein?<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Antwort: <strong>Die</strong> erforderlichen Rückmeldungen erfolgen bei der Arbeit mit Condetti ? durch<br />
das Handlungsprodukt selbst.<br />
Lernhilfen<br />
Welche Form <strong>von</strong> remedialen (lückenschließende) Lernhilfen können vorgesehen<br />
werden, mit oder ohne Medien? Können sie zur Differenzierung der Grundstrukturen<br />
oder zur Abstraktion <strong>von</strong> Generalitäten genutzt werden? Sind Ähnlichkeiten<br />
präsentierbar? Wie können Abgrenzungen verdeutlicht werden?<br />
Antwort: Lernhilfen in diesem Kontext können vor allem Realien, geeignete Modelle<br />
und insbesondere die berufliche Praxis darstellen. Bereits erwähnte Anwendungen <strong>von</strong><br />
Condetti ? in Form <strong>von</strong> Montageanleitungen und Explosionsdarstellungen können zum<br />
Aufzeigen <strong>von</strong> Grundstrukturen und Generalitäten genutzt werden. So sind<br />
selbstverständlich auch Ähnlichkeiten präsentierbar. Zur Verdeutlichung <strong>von</strong><br />
Abgrenzungen unter den einzelnen Arbeitsergebnissen trägt der große Maßstab und<br />
die Farbigkeit der Darstellungen bei.<br />
Stabilisieren<br />
Wie können welche medialen Präsentationen genutzt werden, um das Gelernte zu<br />
stabilisieren und so zu einer besseren Verankerung in verschiedenen neuronalen<br />
Karten beitragen (Bild, Ton, Bewegung, emotionale Bewertung etc.)?<br />
Antwort: Mit Condetti ? dargestellte Präsentationen können in eine technische<br />
Zeichnung „übersetzt“ werden, um eine Vertiefung <strong>des</strong> Gelernten zu erreichen. Ebenso<br />
ist der Transfer in die digitale Form mit Condetti-PC ? denkbar oder auch eine<br />
Anfertigung einer Explosionszeichnung oder Montageanleitung.<br />
Anwendung<br />
Sind Anwendungsmöglichkeiten <strong>des</strong> Gelernten präsentierbar oder gar unumgänglich,<br />
weil sich das angestrebte Lernziel erst in einer bestimmten – eventuell erst nach einem<br />
Transfer möglich – Anwendungsform zeigt?<br />
Antwort: <strong>Die</strong> Antwort auf diese Frage ist abhängig <strong>von</strong> den individuell angestrebten<br />
Lernzielen. Setzt man voraus, dass das Ziel der Beschäftigung mit baukonstruktiven<br />
Details das Verständnis <strong>von</strong> Baustoffen, Bauphysik, Arbeitstechnik und ggf. auch<br />
Arbeitssicherheit und deren Beeinflussung untereinander umfasst, so ist durch die<br />
Erarbeitung der entsprechenden Details mit Condetti ? kein Transfer notwendig, um<br />
mögliche Anwendungsformen zu zeigen.<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
Bewertung<br />
Kann ein eingesetztes Medium zur Bewertung <strong>von</strong> Lernergebnissen beitragen?<br />
Antwort: <strong>Die</strong> korrekte Detailplanung, die korrekte Montageanweisung oder die korrekte<br />
Ausführung, z.b. der luftdichten Schicht bei einer Holzrahmenbaukonstruktion, lassen<br />
sich mit Condetti ? darstellen, überprüfen und damit auch bewerten.<br />
7.4.3. Didaktisches Konzept Condetti-PÄD (s. Kapitel 4.3)<br />
Hier wird sehr deutlich, dass die <strong>Akademie</strong> zwar ein meiner Meinung nach gutes<br />
Medium entwickelt hat, jedoch die Einsatzmöglichkeiten, zumin<strong>des</strong>t in<br />
durchschnittlichen Baufachklassen aus Niedersachsen, nicht richtig einschätzen. Es ist<br />
zwar wünschenswert solche Themen im Unterricht zu behandeln. Meiner Meinung<br />
nach sind jedoch nur selten Themen wie Tauwasserrisiko und Wärmebrückeneffekte in<br />
Baufachklassen relevant.<br />
7.5. Zusammenfassung<br />
Mit dem Medium Condetti ? lassen sich entsprechend der vorhandenen Lerngruppe<br />
Baugrundkonstruktionen und Baukonstruktionsdetails erarbeiten. Der Schwerpunkt der<br />
Aufgabenstellung kann unterschiedlich bestimmt werden. So sind bauphysikalische<br />
Aufgaben (Wärme, Feuchte, Schall, Brand) möglich, aber auch arbeitstechnische<br />
Aufgaben mit jeweils an die Lerngruppen (ggf. auch eine Differenzierung innerhalb<br />
einer Klasse) angepassten Aufgabenstellungen. Ebenso habe ich Condetti ? bereits im<br />
BGJ eingesetzt, um gemeinsam eine technische Zeichnung zu lesen, indem die<br />
Schüler diese Zeichnung mit Condetti ? „nachgebaut“ haben.<br />
Mit besonderen Darstellungsformen wie Montageabläufen, der Lupenfunktion oder<br />
auch der Explosionszeichnung, lassen sich weitere interessante Aufgaben gestalten.<br />
Condetti ? kann im Rahmen der vollständigen Handlung in der Informationsphase<br />
eingesetzt werden, um das Thema anzubahnen.<br />
In den Phasen Ausführen, Bewerten und Kontrollieren ist das Medium ebenso in vielen<br />
Variationen einsetzbar.<br />
<strong>Die</strong> Bearbeitung <strong>von</strong> baukonstruktiven Details, oder auch <strong>von</strong> Baugrundkonstruktionen,<br />
ist mit Condetti ? in Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit durchführbar. Hierbei ist es<br />
grundsätzlich möglich, arbeitsgleiche oder auch arbeitsteilige Arbeitsaufträge zu<br />
erteilen. <strong>Die</strong> Präsentation <strong>von</strong> arbeitsgleichen Arbeitsaufträgen kann sich jedoch als<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
schwieriger erweisen, da bei ggf. ähnlichen oder gleichen Ergebnissen<br />
Wiederholungen vorprogrammiert sind.<br />
Das Präsentieren <strong>von</strong> Arbeitsergebnissen erfordert keine besonderen Vorkehrungen,<br />
da die Arbeitsergebnisse durch den Maßstab 1:1 selbst als Präsentationsgrundlage<br />
dienen. Hilfestellungen für Schüler mit Schwierigkeiten bei der Präsentation können<br />
durch die Kommentarkarten gegeben werden. Alternativ zur Präsentation im Plenum<br />
kann z.b. auch der Museumsrundgang eingesetzt werden.<br />
Elemente der technischen Zeichnung können problemlos integriert werden. Da es<br />
generell sinnvoll ist, die Pinnwände durch Papier zu schützen, kann ein Condetti ? -<br />
Detail auf dieser Unterlage auch vermaßt werden. Eine Beschriftung kann ebenso<br />
handschriftlich vorgenommen werden. Vorbereitete Papierstreifen mit den<br />
entsprechenden Baustoffen sind ebenfalls denkbar (s. Anhang S. vii und viii).<br />
Fazit<br />
<strong>Die</strong> in der Einleitung <strong>von</strong> mir aufgestellten Hypothesen haben sich für mich bestätigt.<br />
Daher ist meiner Meinung nach das Medium Condetti ? in der Berufsschule in<br />
vielfacher Weise als Medium einsetzbar, um Schülern das Thema Baukonstruktion und<br />
andere Inhalte der Fachtheorie in handlungsorientierter und lerngruppengerechter Art<br />
näher zu bringen.<br />
<strong>Die</strong> curricularen Vorgaben sehen bislang in allen Baufachklassen die technische<br />
Zeichnung als Lernziel vor. Gleichfalls werden die Zeichnungen als Medium eingesetzt.<br />
Condetti ? kann durchaus als Basis für eine technische Zeichnung dienen. So ist es in<br />
der Unterrichtseinheit der <strong>Zimmerer</strong>klasse auch <strong>von</strong> mir durchgeführt worden (s.<br />
Kapitel 6.2.3).<br />
Für mich stellt sich jedoch die Frage, ob eine <strong>von</strong> Hand ausgeführte technische<br />
Zeichnung als Medium oder Lernziel für die Auszubildenden <strong>des</strong> Dachdecker-, Maurer-<br />
und <strong>Zimmerer</strong>berufes sinnvoll ist. Ich habe in der Einleitung beschrieben, dass ein<br />
Baufacharbeiter vermehrt baukonstruktive Details selber lösen muss (s. Kapitel 1).<br />
Könnte der Baufacharbeiter das Detail nicht mit Condetti ? erarbeiten und darstellen?<br />
Wäre es nicht denkbar das Condetti ? -Produkt als Endprodukt gelten zu lassen? Oder<br />
ließe sich bei Bedarf nicht besser das „handgemachte“ Condetti ? -Detail mit der<br />
computergestützten Version Condetti-PC ? als Endprodukt umsetzen? Damit würden<br />
baukonstruktive Aufgaben- und Fragestellungen wieder in den Mittelpunkt <strong>des</strong> Lernens<br />
rücken und die Hürden der technischen Zeichnung könnte entfallen. In Bayern hat sich<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
mittlerweile das Lösen eines baukonstruktiven Details mit Condetti ? in der<br />
Gesellenprüfung <strong>von</strong> <strong>Zimmerer</strong>n etabliert.<br />
Ausblick<br />
<strong>Die</strong> Nutzung <strong>des</strong> Mediums Condetti ? könnte insbesondere in Klassen <strong>des</strong> BVJ und<br />
BGJ Kapazitäten freisetzen. Bei einem Verzicht auf „handgemachte“ technische<br />
Zeichnungen könnte dem Lesen der Zeichnungen im Sinne <strong>von</strong> Verstehen ein<br />
Schwerpunkt zugesprochen werden. Durch den Verzicht <strong>von</strong> Normschrift, Vermassung<br />
und Schraffuren u.v.m. könnten so Freiräume für andere Bildungsinhalte geschaffen<br />
werden.<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
8. Literaturverzeichnis<br />
� Condetti-PÄD ? , Hinweise zur Bearbeitung <strong>von</strong> Konstruktionsdetails im<br />
Holzbau, <strong>Akademie</strong> <strong>des</strong> <strong>Zimmerer</strong>- und Holzbaugewerbes<br />
� Kultusministerium Niedersachsen (Hrsg.): Entwurf der Richtlinien für den<br />
berufsfachlichen Unterricht in der Fachstufe <strong>Zimmerer</strong>, Hannover 1998<br />
� Maier, W.: Grundkurs Medienpädagogik Mediendidaktik, Beltz Verlag,<br />
Weinheim 1998<br />
� Poelchau, H.-W.: Besser lehren und lernen mit Medien, SchulVerwaltung<br />
spezial, Nr. 2/2002<br />
� Richter, A.: Multimediales Lernen, aus: http://www.psychol.uni-<br />
giessen.de/abteil/paedglo... vom 05.12.2002<br />
� quadriga, Das Holzhausbau-Magazin: Verlag Kastner, Wolfratshausen,<br />
Ausgabe 5/1999<br />
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Condetti für Baufachklassen <strong>Examensarbeit</strong> <strong>Rolf</strong> <strong>Behr</strong><br />
9. Anhang<br />
I Analyse <strong>des</strong> Bedingungsfel<strong>des</strong> i<br />
II Arbeitsaufträge iii<br />
III Beobachtungsbögen vi<br />
IV Condetti ? -Detail vii<br />
V Condetti ? -Detail viii<br />
VI Condetti ? -Legende ix<br />
VII Versicherung und Erklärung x<br />
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