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Österreichischer Rechtspfleger Juni 2011 - ZA Justiz

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INFORMATIONSORGAN FÜR DIPLOMECHTSPFLEGERINNEN UND LEITENDE JUSTIZBEDIENSTETE IN ÖSTERREICH<br />

€ 4,50 Ausgabe <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong><br />

Aktuelles aus<br />

der Standes-<br />

und Personal -<br />

vertretung<br />

VdRÖ aktuell<br />

Prüfschema zu<br />

§ 14 WEG<br />

GesmbH:<br />

Steuerliche<br />

Anknüpfungspunkte<br />

Beweisaufnahme<br />

im Ausland<br />

Gespräch mit <strong>Justiz</strong>ministerin<br />

Mag. a Dr. in Beatrix Karl<br />

Neu:<br />

Der österreichische<br />

Recht§pfleger jetzt Online<br />

auf www.rdb.at


Dr. Ludwig Scharinger, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ:<br />

„Offene Grenzen sind eine<br />

Jahrhundertchance!“<br />

Die Konjunktur in Oberösterreich wird immer<br />

sichtbarer. Tolle Erfolge feiern die Unternehmen<br />

vor allem auf ausländischen<br />

Märkten. „Die offenen Grenzen sind eine<br />

Jahrhundertchance“, betont Dr. Ludwig<br />

Scharinger, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank<br />

OÖ, der heuer wieder ein<br />

Ansteigen der Exporte auf 58 Prozent der<br />

gesamten Wirtschaftsleistung erwartet.<br />

Aufschwung in Deutschland<br />

und Osteuropa<br />

Innerhalb der Europäischen Union ist<br />

Deutschland derzeit die stärkste Konjunkturlokomotive.<br />

Das nützen die Unternehmen,<br />

die die Raiffeisenlandesbank OÖ bei<br />

ihren Exportprojekten ins Nachbarland begeleitet.<br />

Riesiges Potenzial ortet Scharinger<br />

darüber hinaus in Osteuropa. Dort werde<br />

die Wirtschaft in den nächsten Jahren Prognosen<br />

zufolge viel stärker wachsen als in<br />

Westeuropa. „An dieser Entwicklung wollen<br />

wir teilhaben“, so Scharinger.<br />

Rauchende Köpfe statt<br />

rauchender Schlote<br />

Entscheidend sei für Unternehmen, nicht<br />

mehr über „rauchende Schlote“ sondern<br />

über „rauchende Köpfe“ zu exportieren.<br />

Derzeit begleitet die Raiffeisenlandesbank<br />

OÖ 19.795 mitteleuropäische Unternehmen<br />

bei ihren Aktivitäten in Osteuropa, davon<br />

alleine 405 Unternehmen in Russland.<br />

Weiters werden 742 Unternehmen nach<br />

China und 284 Unternehmen nach Indien<br />

begleitet.<br />

Beteiligung an südrussischer Bank<br />

Zu den prosperierendsten Regionen Russlands<br />

zählt die Olympiaregion Krasnodar,<br />

wo 2014 in Sotschi die Winterspiele stattfinden<br />

werden. Um ihre Kunden noch besser<br />

beim Nützen von Chancen begleiten<br />

zu können, hat sich die Raiffeisenlandesbank<br />

OÖ an der Krayinvestbank, die der<br />

Regierung in Krasnodar gehört, beteiligt.<br />

Begleitung rund um den Globus<br />

„Von dieser verstärkten Zusammenarbeit<br />

profitieren die Kunden der Raiffeisen-<br />

Dr. Ludwig Scharinger, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ: „In Osteuropa wird die Wirtschaft<br />

in den nächsten Jahren Prognosen zufolge viel stärker wachsen als in Westeuropa. Diese<br />

Entwicklung bietet enorme Chancen für unsere starke Exportwirtschaft.“<br />

landesbank OÖ, die in Russland tätig<br />

sind oder Fuß fassen wollen“, so Scharinger.<br />

Denn gerade in Osteuropa sind<br />

gute Kontakte zu Regierungsstellen<br />

und Marktkenntnisse besonders wichtig.<br />

Um ihren Kunden die gewohnte Gestaltungskraft<br />

auf allen Teilen der Welt<br />

bieten zu können, hat die Raiffeisenlandesbank<br />

OÖ ein dichtes Netzwerk<br />

bestehend aus 15 Korrespondenz- und<br />

1.668 Kooperationsbanken entwickelt,<br />

das die gesamten Erdkugel umspannt.<br />

Energiesparen sorgt für<br />

Binnenkonjunktur<br />

Neben der Exportkonjunktur braucht<br />

Österreich auch eine stabile Binnenkonjunktur.<br />

Mit dem im Jahr 2009 gestarteten<br />

Sonderkonjunkturprogramm leistet<br />

Foto: RLB OÖ<br />

die Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich<br />

einen wichtigen Beitrag zur Belebung<br />

der Konjunktur im Land.<br />

Das Programm forciert die thermische<br />

Sanierung von Ein- und Mehrfamilienhäusern<br />

sowie die Revitalisierung von<br />

Ortskernen. Bisher wurden bei 13.867<br />

Häusern umfangreiche Sanierungsmaßnahmen<br />

durchgeführt bzw. eingeleitet.<br />

Dazu kommen 141 Ortskernrevitalisierungsprojekte.<br />

Dadurch konnte ein<br />

Gesamtinvestitionsvolumen von rund<br />

954,5 Millionen Euro ausgelöst werden.<br />

„Das ist ein wichtiger Beitrag zur inländischen<br />

Konjunkturbelebung, es stärkt<br />

insbesondere die Klein und Mittelbetriebe<br />

und schont die Umwelt“, unterstreicht<br />

Scharinger.


Der Österreichische Recht§pfleger Kommentar<br />

Werner<br />

Gschwandtner<br />

Chefredakteur<br />

E-Mail:<br />

werner.gschwandtner@justiz.gv.at<br />

Kommentar<br />

Die Richtung stimmt<br />

Seit Jahresbeginn führen die Österreichischen<br />

<strong>Rechtspfleger</strong> die Funktionsbezeichnung „Diplomrechtspfleger“.<br />

Damit wurde im Rahmen der Budgetbegleitgesetze<br />

einer langjährigen Forderung der<br />

Standes- und Personalvertretung Rechnung getragen.<br />

Allerdings hat die <strong>Justiz</strong>ministerin mit diesem<br />

Zugeständnis nur einen kleinen Teil unseres Forderungsprogramms<br />

verwirklicht. Seit vielen Jahren<br />

verlangen die gesetzliche Personalvertretung, die<br />

<strong>Justiz</strong>gewerkschaft und die Vereinigung der Österreichischen<br />

<strong>Rechtspfleger</strong> gemeinsam vehement<br />

die Aufwertung der <strong>Rechtspfleger</strong>ausbildung auf<br />

das Niveau einer Fachhochschule. Auf diesem<br />

Weg sind wir bisher nur ein kleines Stück weiter<br />

gekommen. Alle Argumente liegen am Tisch und<br />

wurden mit dem <strong>Justiz</strong>ministerium mehrfach ausgetauscht.<br />

Ein Erfolg blieb bisher verwehrt. Grund<br />

genug, dieses Thema auch in den Vordergrund<br />

beim Interview mit der neuen Bundeministerin für<br />

<strong>Justiz</strong> zu stellen.<br />

Das Interview<br />

Ernsthaft, überlegt und betont freundlich war die<br />

Begegnungskultur mit Dr. Beatrix Karl beim Interview<br />

in ihrer neuen Funktion. Eine sehr professionelle<br />

Gesprächsführung und großer Sachverstand<br />

waren die Grundlagen unseres konstruktiven Treffens.<br />

Eine lösungsorientierte Topmanagerin, die<br />

ihre Aufgabe ernst nimmt, ist mein Eindruck. Sie<br />

zeigt viel Verständnis für die Anliegen der Standesund<br />

Personalvertretung und betont immer wieder,<br />

dass sie das Vertrauen in die <strong>Justiz</strong> stärken will. Ihr<br />

ist bewusst, dass ein Erfolg von vielen Faktoren<br />

abhängig, und nur gemeinsam mit allen Bedienstetengruppen<br />

erreichbar ist. Sehr klar habe ich zum<br />

Ausdruck gebracht, dass<br />

Zusammenarbeit keine Einbahnstraße<br />

sein kann. Das<br />

Interview lesen Sie auf den<br />

folgenden Seiten.<br />

Vor Ihnen liegt die neue Ausgabe<br />

des „Österreichischen<br />

Recht§pflegers“. Darin finden<br />

Sie neben standespolitischen<br />

Informationen wieder viele<br />

interessante Beiträge aus den<br />

juristischen Fachbereichen zur<br />

Unterstützung Ihrer täglichen<br />

Arbeit. Erfreulich ist, dass<br />

unsere Zeitung künftig auch in<br />

der digitalen Rechtsdatenbank<br />

des MANZ Verlages (RDB)<br />

abrufbar ist.<br />

Eine schöne Urlaubszeit und<br />

gute Erholung<br />

wünscht<br />

Werner Gschwandtner<br />

1


Inhalt Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Inhalt<br />

Kommentar ...................................................................... 1<br />

Impressum ....................................................................... 2<br />

Zentralausschuss aktuell ................................................. 3<br />

Aktuelles aus dem VdRÖ ................................................ 5<br />

Interview mit Bundesministerin<br />

Maga. Drin. Beatrix Karl ................................................... 8<br />

Außerstreit ...................................................................... 11<br />

– § 14 WEG ................................................................... 12<br />

– Rechtsmittelentscheidungen ..................................... 18<br />

Firmenbuch .................................................................... 28<br />

Impressum:<br />

DER ÖSTERREICHISCHE RECHTSPFLEGER<br />

Herausgeber und Medieninhaber:<br />

Sozialwerk für <strong>Justiz</strong>bedienstete<br />

Verein zur Förderung der <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />

Hersteller: A3 Druck und Werbeservice GmbH, Linz<br />

Chefredakteur:<br />

Werner GSCHWANDTNER<br />

4010 Linz, Gruberstraße 20, Tel.: 0676/89 89 41 111<br />

E-Mail: werner.gschwandtner@justiz.gv.at<br />

Fachredakteure:<br />

Außerstreit: Siegmund GRUBER<br />

Firmenbuchsachen: Rainer JÄGER<br />

Grundbuchsachen: Johannes KUSTER<br />

Zivilprozess-, Exekutionsund<br />

Insolvenzsachen: Martin METZ<br />

<strong>Justiz</strong>verwaltung: Walter <strong>ZA</strong>UNMÜLLER<br />

2<br />

– Die GesmbH: Steuerliche Anknüpfungspunkte ...... 28<br />

Grundbuch ..................................................................... 36<br />

Exekution ....................................................................... 43<br />

– Zustellung und Beweisaufnahme im Ausland ........ 43<br />

– Rechtsmittelentscheidungen ..................................... 49<br />

<strong>Justiz</strong>verwaltung ............................................................. 55<br />

– <strong>Justiz</strong>verwaltung-Grundausbildung – NEU –<br />

ein Zwischenbericht ................................................. 55<br />

<strong>Justiz</strong>bildungszentrum Schwechat ................................ 58<br />

Abo-Bestellung .............................................................. 60<br />

Grundlegende Richtung: Juristische Fachpublikation für<br />

Diplomrechtspfleger sowie für sonstige interessierte Personen,<br />

Organisationen und Firmen.<br />

Inhalt der Zeitschrift sind insbesondere juristische Fachinformationen<br />

(Rechtsmittelentscheidungen, Fachbeiträge<br />

u. Ä.) sowie standespolitische Informationen für Rechts -<br />

pfleger.<br />

Zitierweise: „ÖRPfl“<br />

Kontaktadresse:<br />

1016 Wien, Schmerlingplatz 11<br />

Tel.: 01/52 152-3430<br />

Fax: 01/52 152-3401<br />

E-Mail: susanne.mazura@justiz.gv.at<br />

Bankverbindung:<br />

Raiffeisenbank Wels<br />

BLZ 34680, Kto.Nr. 641019


Der Österreichische Recht§pfleger Zentralausschuss aktuell<br />

Gerhard<br />

Scheucher<br />

Vorsitzender des Zentral aus -<br />

schusses beim Bundes minis -<br />

terium für <strong>Justiz</strong><br />

E-Mail:<br />

gerhard.scheucher@justiz.gv.at<br />

Liebe Kolleginnen<br />

und Kollegen!<br />

Als Vorsitzender des Zentralausschusses beim<br />

Bundesministerium für <strong>Justiz</strong> und der Bundesvertretung<br />

<strong>Justiz</strong> in der GÖD freut es mich, im „Österreichischen<br />

Recht§pfleger“ über einige interessante Themen und<br />

Neuigkeiten zu berichten.<br />

Grundausbildung für den gehobenen Dienst<br />

erneuert<br />

Eine langjährige Forderung der gesetzlichen Personalvertretung<br />

konnte am 6. April <strong>2011</strong> im BMf<strong>Justiz</strong><br />

realisiert werden. Den ersten 15 Absolventen<br />

der modularen Grundausbildung für den gehobenen<br />

<strong>Justiz</strong>verwaltungsdienst wurden in einem Festakt<br />

die Prüfungszeugnisse überreicht. In insgesamt<br />

11 Modulen wurden den Lehrgangsteilnehmern/innen<br />

Wissen im Dienstrecht – Teil I und II, Personalführung,<br />

Gebäudeverwaltung und Spezialbereiche,<br />

Revisionsgrundlagen, Selbstmanagement und<br />

soziale Kompetenz, Budget und Beschaffung,<br />

Besoldung, Justivzerwaltung, Gerichtsgebühren<br />

und Befreiungsvorschriften sowie dem Gebührenanspruchsgesetz<br />

näher gebracht.<br />

Der besondere Dank der Personalvertretung gilt<br />

allen, die am Gelingen dieser doch elitären Ausbildungsvorschriften<br />

mitgewirkt haben.<br />

Belastungsgrenze im Rechtsprechungsbereich<br />

erreicht<br />

Die Personalanforderungsrechnung für das Jahr<br />

2010 weisst für die <strong>Rechtspfleger</strong>/-innen im Bundesgesetz<br />

eine Belastung von 117,84 %, oder aber<br />

einen Fehlbestand von knapp 110 Vollzeitkapazitäten<br />

aus. Bei den Landesgerichten ist der Fehlbestand<br />

mit knapp 20 <strong>Rechtspfleger</strong>/-innen und<br />

einer Auslastung von 133,73 nach PAR noch dramatischer.<br />

Der Zentralausschuss beim Bundesministerium für<br />

<strong>Justiz</strong> ersucht die Dienstbehörde, alle offenen „B“ -<br />

oder „v2“-Planstellen so rasch wie möglich mit<br />

<strong>Rechtspfleger</strong>anwärter/-innen zu besetzen. Insbesonders<br />

sollten unterwertige Besetzungen – auf<br />

einer v2-Planstelle sitzt ein/e Mitarbeiter/-in der<br />

Gerichtskanzlei – vermieden werden. Obwohl die<br />

Rechtsprechung in diversen Bereichen wie Außerstreit<br />

etc. nur durch das besondere Engagement<br />

und die Leistung von Überstunden funktioniert,<br />

muss es Anliegen aller sein,<br />

die Arbeitsbedingungen so zu<br />

gestalten, dass eine Auslastung<br />

in allen Bereichen der Rechtspflege<br />

nicht mehr als 100 %<br />

beträgt. Des Weiteren sollten<br />

eine Verbesserung der Aufnahmekriterien,<br />

besondere Eignungsüberprüfungen<br />

für die<br />

verschiedenen Sparten sowie<br />

speziell geschulte Ausbildungsrechtspfleger/innen<br />

Standard<br />

für eine weitere hochwertig<br />

qualitative Ausbildung des<br />

<strong>Rechtspfleger</strong>nachwuchses<br />

sein. Das Vorhaben flächendeckendFachhochschulausbildung<br />

für den gehobenen<br />

Dienst einzuführen wäre eine<br />

weitere Möglichkeit, die Qualität<br />

der Rechtsprechung in<br />

Österreich zu steigern.<br />

Besonders stolz können wir<br />

sein, dass die Europäische<br />

Union der <strong>Rechtspfleger</strong> das<br />

österreichische Firmenbuch<br />

dazu auserkoren hat, als<br />

Modell für die europäischen<br />

Länder Pate zu sein.<br />

Ein besonderer Dank gebührt<br />

dem Vizepräsidenten der Vereinigung<br />

d. österr. <strong>Rechtspfleger</strong>,<br />

DiplRpfl Walter Szöky vom HG<br />

Wien, der unermüdlich die<br />

Qualität der österreichischen<br />

Rechtsprechung durch Diplomrechtspfleger<br />

den interessierten<br />

Staaten Europas und der ganzen<br />

Welt präsentiert.<br />

3


Vereinigung der <strong>Rechtspfleger</strong> Österreich Der Österreichische Recht§pfleger<br />

4<br />

Weitere Personaleinsparungen bedeuten Verfahrensverzögerungen<br />

und Serviceeinschränkungen<br />

für den österreichischen Staatsbürger<br />

Obwohl dem Bundesministerium für <strong>Justiz</strong> in den<br />

Verhandlungen über den Budgetrahmen viel<br />

gelungen ist, wird jedoch im Jahre 2012 der rote<br />

Sparstift nur im Bereich der Beamten und Vertragsbediensteten<br />

innerhalb der <strong>Justiz</strong> zu einer Verringerung<br />

der Planstellen führen. Umsomehr ist es<br />

notwendig, Arbeitsinhalte in den Gerichtskanzleien<br />

und der Rechtsprechung zu hinterfragen und zu<br />

evaluieren.<br />

Es ist nicht zu beschönigen, dass es in letzter Zeit<br />

eine verstärkte Anzahl von Malversationen im <strong>Justiz</strong>bereich<br />

gegeben hat. Es gibt aber kein Personal<br />

und keine Ressourcen, um Ideen einer stark überzogenen<br />

Kontrolle im Bereich der <strong>Justiz</strong> zur<br />

Umsetzung zu bringen. Die Personalvertretung<br />

unterstützt selbstverständlich Maßnahmen um Malversationen<br />

zu verhindern, lehnt aber überzogene<br />

Konzepte zur Verhinderung von Datenmissbrauch<br />

in der <strong>Justiz</strong> ab.<br />

Für weitere Auskünfte stehe<br />

ich gerne unter der Tel.-Nr.<br />

01/52 152-3491 oder 3430 zur<br />

Verfügung.<br />

Mit den besten Wünschen verbleibe<br />

ich<br />

mit kollegialen Grüßen<br />

I h r<br />

(Gerhard Scheucher)<br />

Die Redaktion wünscht<br />

einen wunderschönen und<br />

erholsamen Urlaub.


Der Österreichische Recht§pfleger Vereinigung der <strong>Rechtspfleger</strong> Österreichs<br />

Michael<br />

Lackenberger<br />

Präsident der Vereinigung der<br />

<strong>Rechtspfleger</strong> Österreichs<br />

E-Mail:<br />

michael.lackenberger@justiz.gv.at<br />

Alles neu macht<br />

der Mai …<br />

… lautet die erste Zeile in einer Volksweise von<br />

Hermann Adam von Kamp, die zu einer Redensart<br />

geworden ist.<br />

Manchmal stimmen auch Redensarten nicht ganz,<br />

denn der österreichischen <strong>Justiz</strong> brachte bereits der<br />

April eine neue Chefin. Vom Bundespräsidenten am<br />

Gründonnerstag angelobt übernahm Mag. a Dr. in Beatrix<br />

Karl in der Karwoche das <strong>Justiz</strong>ressort von ihrer<br />

Vorgängerin. Hoffentlich kein schlechtes Zeichen,<br />

dass die <strong>Justiz</strong> gerade in der Woche des Leidens und<br />

Sterbens Christi ein neues Oberhaupt erhält, sondern<br />

vielmehr ein Zeichen der „Auferstehung“.<br />

Die österreichische <strong>Justiz</strong> ist aber keineswegs so<br />

schlecht aufgestellt, wie es Medienvertreter immer<br />

wieder der Bevölkerung vorgaukeln. Nur „bad stories<br />

are good stories“, aber neben Testamentsfälschern<br />

und „Datenverkäufern“ gibt es auch uns –<br />

Tausende von Beamten und Vertragsbediensteten,<br />

die tagtäglich und hochmotiviert eine sehr gute<br />

Arbeit leisten, ohne die das Funktionieren des<br />

Rechtsstaates nicht gegeben wäre. Aber welcher<br />

Journalist schreibt schon von freundlichen Beamten,<br />

raschen Erledigungen und rechtlich perfekten<br />

Beschlüssen ? Das interessiert niemanden. Nur wenn<br />

etwas nicht funktioniert wird’s interessant.<br />

Ich glaube, dass eine der Aufgaben der neuen Bundesministerin<br />

sein wird, dafür Sorge zu tragen, dass<br />

wir <strong>Justiz</strong>mitarbeiter in Ruhe und ohne Einfluss von<br />

Medien ihre Arbeit verrichten können. Das „Schäkern“<br />

mit den Medien mag für den einen oder anderen<br />

(Ex-)Politiker vielleicht zur lieben Gewohnheit<br />

geworden sein, führt schlussendlich aber nur dazu,<br />

dass das Ansehen der <strong>Justiz</strong> in der österreichischen<br />

Bevölkerung sinkt. Wir können stolz auf unsere<br />

Arbeit sein und brauchen uns keineswegs verstecken.<br />

Allerdings ist die <strong>Justiz</strong> nicht dazu da Unterhalter<br />

oder Lieferant von „netten G’schichteln“ zu sein,<br />

um die Kolumnen der Zeitungen zu füllen.<br />

Was bleibt von der Amtsperiode von Mag. a Claudia<br />

Bandion-Ortner? Eine massive Flut von Gesetzesnovellen<br />

(darunter durchaus auch positive) und weitere<br />

Sparmaßnahmen haben dazu geführt, dass die österreichische<br />

<strong>Justiz</strong> etwas aus der (Bus)-Spur geraten ist.<br />

Eine vorübergehende Einkehr und Ruhe von äußerli-<br />

Michael Lackenberger<br />

chen Einflüssen würde durchaus<br />

gut tun. Man muss nicht zwanghaft<br />

gut Funktionierendes Änderungen<br />

herbeiführen, nur um<br />

beschäftigt zu sein oder die<br />

Bilanz aufzufetten.<br />

Als Präsident der Vereinigung<br />

der <strong>Rechtspfleger</strong> Österreichs ist<br />

mir ein sehr nettes und freundliches<br />

Vorstellungsgespräch mit<br />

Mag. a Bandion-Ortner und ihrem<br />

Kabinettschef in Erinnerung<br />

geblieben. Leider war’s das auch<br />

schon. Denn gleich einige<br />

Wochen später wurde die VdRÖ<br />

von der Teilnahme an Gesprächen<br />

über mögliche organisatorische<br />

Einsparungsmöglichkeiten<br />

innerhalb der <strong>Justiz</strong> ausgeschlossen<br />

(Begründung: es sind eh’<br />

schon zu viele Teilnehmer, als<br />

dass ein rasches Ergebnis erzielt<br />

werden kann).<br />

Ich hoffe, dass dies bei der<br />

neuen Frau Bundesministerin<br />

anders wird. Dass freundlichen<br />

Gesprächen auch die entsprechenden<br />

Handlungen folgen.<br />

Dass jahrzehntelange Forderungen<br />

und Versprechungen (z.B.<br />

die Fachhochschule für <strong>Rechtspfleger</strong>)<br />

endlich angegangen<br />

werden.<br />

Die VdRÖ wünscht der neuen<br />

Frau Bundesministerin für <strong>Justiz</strong><br />

Mag. a Dr. in Beatrix Karl Durchhaltevermögen,<br />

immer ein offenes<br />

Ohr für die Anliegen ihrer<br />

Mitarbeiter und viel Erfolg bei<br />

der Leitung unserer <strong>Justiz</strong>.<br />

Ich habe mit einem Sprichwort<br />

begonnen, deshalb ende ich<br />

auch mit einem:<br />

„Nur wer an die Zukunft glaubt,<br />

glaubt an die Gegenwart.“<br />

5


✃<br />

Vereinigung der <strong>Rechtspfleger</strong> Österreichs Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Außerstreit – Bericht<br />

(von Gerald Münzner)<br />

Aufgrund einer Entscheidung<br />

des EuGH ist die Änderung des<br />

Obsorgerechts – wie allgemein<br />

bekannt – unumgänglich. Diesbezüglich<br />

fand im Juli 2010<br />

eine parlamentarische Enquete<br />

statt. Diese Gelegenheit konnte<br />

die VdRÖ nutzen, erstmals an<br />

derartigen Veranstaltungen teilzunehmen.<br />

Anschließend an<br />

die parlamentarische Enquete<br />

fanden mehrere Arbeitsgruppensitzungen<br />

im BMJ unter der<br />

Leitung von Dr. Stormann und<br />

Dr. Kathrein statt. Die VdRÖ<br />

war als einzige Vertretung der<br />

<strong>Rechtspfleger</strong>schaft an allen Sitzungen<br />

beteiligt. Es ist uns<br />

gelungen sowohl einen bleibenden<br />

Eindruck zu hinterlassen<br />

als auch neue Ideen einzubringen.<br />

Die notwendigen<br />

Änderungen im Obsorgebereich<br />

sind derzeit jedoch noch nicht<br />

absehbar. Wir werden diesbezüglich<br />

natürlich am Ball bleiben<br />

und weiter berichten.<br />

Im Zuge der Arbeitssitzungen<br />

kam ein Kontakt mit Frau Dr.<br />

Täubl-Weinreich (RiV) zustande,<br />

der für die <strong>Rechtspfleger</strong> nur<br />

positive Auswirkungen hatte.<br />

Die VdRÖ wurde nämlich zu<br />

weiteren Arbeitsgruppen (Stärkung<br />

der Familiengerichtsbarkeit,<br />

Aus- und Fortbildung)<br />

unter der Leitung von Dr. Stormann<br />

und Dr. Barth ins BMJ<br />

eingeladen. Gerade im Bereich<br />

Aus- und Fortbildung besteht<br />

große Übereinstimmung mit der<br />

Richterschaft und können diesbezüglich<br />

vereinte Ressourcen<br />

6<br />

verwendet werden. So ist z.B. im Zuge der Änderungen<br />

im Supervisionserlass nunmehr auch die<br />

Möglichkeit der Supervision für <strong>Rechtspfleger</strong> möglich.<br />

Auch in Zukunft wird diese Zusammenarbeit<br />

Früchte tragen, zumal bereits weitere Sitzungen im<br />

Mai und <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> geplant sind.<br />

Grundbuch NEU im Jahr <strong>2011</strong><br />

(von Wolfgang Benigni)<br />

„Ein Klick ins Grundbuch“ – ein Zeitungsartikel des<br />

öffentlichen Notars Mag. Alexander Winkler erregte<br />

im November 2009 die Gemüter der Kollegenschaft.<br />

In einer Entgegnung vom 10. November 2009 hat<br />

die VdRÖ schon damals darauf hingewiesen, dass<br />

dies wohl frommer Wunsch denn Realität sei, und<br />

die große Belastung der Grundbuchsrechtspfleger/innen<br />

und der Kanzleimitarbeiter/innen durch<br />

die doppelte Aktenbearbeitung im „NEUEN“ und<br />

„ALTEN“ Grundbuchsprogramm hervorgehoben.<br />

Die genannte Entgegnung endete mit dem Satz:<br />

„Somit rückt „EIN KLICK INS GRUNDBUCH“<br />

wohl in weite Ferne…“.<br />

Und heute ?<br />

Nachdem der letztgenannte, vom BMJ öffentlich<br />

bekanntgegebene, Termin für die Umstellung auf<br />

das Grundbuch „NEU“ – der 16.08.2010 – nicht eingehalten<br />

werden konnte, wird nun eine neue Strategie<br />

verfolgt. Einen „Big Bang“ – eine Umstellung<br />

des Grundbuches auf das neue System, mit gleichzeitiger<br />

Einführung aller angedachten Neuerungen,<br />

Verbesserungen und Erweiterungen – wird es nicht<br />

geben.<br />

Vielmehr wurde ein, aus Sicht der VdRÖ durchaus<br />

sinnvoller Stufenplan entwickelt:<br />

– In einem ersten Schritt wird das System Grundbuch<br />

„ALT“ vollständig durch das neue System<br />

abgelöst. Der Arbeitsablauf für uns <strong>Rechtspfleger</strong><br />

soll sich nicht wesentlich verändern.<br />

„Das Grundbuch NEU soll können, was das Grundbuch<br />

ALT kann.“<br />

In diesem ersten Schritt soll auch die Bearbeitung<br />

der Trennstücktabelle möglich sein und sollen die<br />

neuen Regelungen bezüglich Simultanpfandrecht<br />

Gutschein<br />

(Code VdRÖ-<strong>2011</strong>-50%)<br />

für die 50 %ige Ermäßigung des Mitgliedsbeitrags, wenn ein neuer Beitritt<br />

im Zeitraum Mai <strong>2011</strong> bis einschließlich September <strong>2011</strong> bei der Vereinigung<br />

der <strong>Rechtspfleger</strong> Österreichs erfolgt.<br />

Gutschein gilt nur für neue Beitritte. Pro Person kann nur ein Gutschein<br />

eingelöst werden.<br />

und Ab- und Zuschreibung zwischen<br />

zwei oder mehreren<br />

Gerichten greifen.<br />

– Daneben wird in Arbeitsgruppen<br />

an den geplanten Erweiterungen<br />

und Neuerungen gearbeitet,<br />

und werden diese nach<br />

und nach ins Grundbuch „NEU“<br />

übernommen.<br />

Vorteil: hoffentlich nur ausreichend<br />

erprobte, getestete und<br />

funktionierende Anwendungen<br />

werden in den Echtbetrieb<br />

übernommen.<br />

Nachteil: Termine für die<br />

geplanten Umstellungen wurden<br />

vom BMJ nicht veröffentlicht<br />

– weshalb nicht absehbar<br />

ist, wie lange die große „Doppelbelastung“<br />

für <strong>Rechtspfleger</strong>/innen<br />

und Kanzleimitarbeiter/innen<br />

bleibt!<br />

Die VdRÖ wird vom BMJ die<br />

Veröffentlichung der Termin -<br />

planung urgieren und mit der<br />

Personalvertretung in Gespräche<br />

bezüglich Arbeitsanfall und<br />

Aktenzählung treten.<br />

Sie sind noch nicht Mitglied der<br />

VdRÖ? Sie haben Interesse, der<br />

Vereinigung der <strong>Rechtspfleger</strong><br />

Österreichs als ordentliches<br />

oder außerordentliches Mitglied<br />

beizutreten ? Dann nutzen Sie<br />

die Gelegenheit und lösen Sie<br />

einen 50 %-Gutschein ein,<br />

indem Sie den u.a. Code bei<br />

Ihrer schriftlichen Anmeldung<br />

anführen. Details zur Anmeldung<br />

finden Sie im Menüpunkt<br />

„Beitritt“ auf unserer Homepage:<br />

www.vdroe.at


Ministerinterview Der Österreichische Recht§pfleger<br />

8<br />

Interview<br />

mit Frau BM Mag. a<br />

Dr. in Beatrix KARL<br />

Die aus der Steiermark stammende Universitätsprofessorin<br />

für Arbeits-, Sozial- und Europarecht<br />

Mag. a Dr. in Beatrix Karl ist seit 21. April <strong>2011</strong><br />

unsere neue <strong>Justiz</strong>ministerin. Wie sie ihr Amt<br />

sieht und wie sie mit der großen Verantwortung<br />

und den Vorhaben des Regierungsprogramms<br />

umgehen will, erklärt sie im Interview mit Chefredakteur<br />

Werner Gschwandtner.<br />

Redaktion: Vorerst noch herzliche Gratulation<br />

zur Ministerbestellung! Die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter im <strong>Justiz</strong>ressort haben Sie als Bundesministerin<br />

für Wissenschaft und Forschung sowie<br />

als Generalsekretärin des ÖAAB und Sprecherin<br />

der ÖVP für Wissenschaft und Forschung kennen<br />

gelernt.<br />

Worin sehen Sie die Herausforderung jetzt als<br />

Bundesministerin für <strong>Justiz</strong>?<br />

Bundesministerin Mag. a Dr. in Beatrix Karl: Herausforderungen<br />

gibt es in diesem spannenden Ressort<br />

viele. Aber ich sehe es als meine wichtigste<br />

Aufgabe, das Vertrauen in die <strong>Justiz</strong> wieder herzustellen<br />

und zu stärken. Und damit meine ich<br />

sowohl das Vertrauen der Bevölkerung in die <strong>Justiz</strong>,<br />

als auch das Vertrauen innerhalb der <strong>Justiz</strong>.<br />

Egal ob Richter, Staatsanwälte, <strong>Rechtspfleger</strong>, <strong>Justiz</strong>wachebeamte,<br />

Anwälte, Notare und natürlich<br />

die Mitarbeiter meines Hauses – es ist doch unser<br />

gemeinsames Anliegen, dass die <strong>Justiz</strong> als Fundament<br />

unserer Gesellschaft wieder jenes Vertrauen<br />

bekommt, das sie verdient. Gerade wenn ich mir<br />

auch die tägliche Arbeit der <strong>Rechtspfleger</strong>innen<br />

und <strong>Rechtspfleger</strong> vor Augen führe – was in der<br />

<strong>Justiz</strong> geleistet wird, ist weit mehr, als ein paar in<br />

den Medien inszenierte Großverfahren. Auch das<br />

müssen wir wieder stärker hervorstreichen.<br />

Werner Gschwandtner<br />

Redaktion: Welche Schwer -<br />

punkte wollen Sie als <strong>Justiz</strong> -<br />

ministerin setzen?<br />

Bundesministerin Mag. a Dr. in<br />

Beatrix Karl: Mein erstes<br />

Gesetzesprojekt ist das Lobbyistengesetz,<br />

aber es stehen<br />

noch einige Themen an. Zum<br />

Beispiel beim Schutz der Kinder,<br />

wo ich einen besonderen<br />

Schwerpunkt setzen will.<br />

Reformen werden wir auch im<br />

Familienrecht brauchen, insgesamt<br />

ist das 200-jährige Jubiläum<br />

des ABGB heuer ein guter<br />

Anlass, in Teilbereichen mit<br />

einer Modernisierung zu<br />

beginnen.<br />

Redaktion: Was sind hier ihre<br />

konkreten Vorhaben für die<br />

nächsten Monate?<br />

Bundesministerin Mag. a Dr. in<br />

Beatrix Karl: Mein wichtigstes<br />

Vorhaben in den nächsten<br />

Monaten ist, mit möglichst vielen<br />

Angehörigen der <strong>Justiz</strong><br />

Gespräche zu führen, mir ein<br />

realistisches Bild zu machen<br />

und dann die richtigen Schritte<br />

zu setzen. Aber natürlich<br />

gibt es auch bereits einige<br />

ganz konkrete Vorhaben, die<br />

schon in Umsetzung sind, wie<br />

eben das Lobbyistengesetz,<br />

das noch vor dem Sommer


Der Österreichische Recht§pfleger Ministerinterview<br />

beschlossen werden soll, oder eben die Obsorge -<br />

regelung. Und natürlich auch die Evaluierung der Strafprozessordnung<br />

– der Bericht ist fertig, jetzt geht es<br />

darum, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.<br />

Redaktion: Österreichweit erledigen derzeit ca. 700<br />

Diplomrechtspfleger/innen rund 85 % des gesamten<br />

Geschäftsanfalles der <strong>Justiz</strong> und leisten damit einen<br />

wesentlichen Beitrag zur Verfahrensbeschleunigung.<br />

Wie sehen Sie die Arbeit der Diplomrechtspfleger/innen<br />

als neue <strong>Justiz</strong>ministerin?<br />

Bundesministerin Mag. a Dr. in Beatrix Karl: Diese Zahlen<br />

alleine sprechen schon für sich. Die Diplomrechtspflegerinnen<br />

und Diplomrechtspfleger sind eine tragende Säule<br />

im System, ihre Arbeit ist nicht hoch genug einzuschätzen.<br />

Sie sind auch das Bindeglied zur Bevölkerung und<br />

haben damit eine echte Schlüsselrolle.<br />

Redaktion: Ein Punkt des Regierungsübereinkommens<br />

betrifft die Schaffung eines Diplomrechtspflegers in Strafsachen.<br />

Welche Aufgaben werden dieser Berufsgruppe<br />

zufallen und wann ist mit der Realisierung zu rechnen?<br />

Bundesministerin Mag. a Dr. in Beatrix Karl: Das ist ein<br />

Punkt, an dem im Ministerium gerade noch gearbeitet<br />

wird.<br />

Redaktion: Ein großer Wunsch der Personalvertretung<br />

und der Diplomrechtspfleger/innen ist die Aufwertung<br />

der Ausbildung auf das Niveau einer Fachhochschule.<br />

Hier gibt es konstruktive Vorschläge der Personalvertretung<br />

und des Vereins der österreichischen Diplomrechtspfleger.<br />

Damit könnte eine Chancengleichstellung mit<br />

Verwendungen in anderen öffentlichen Bereichen wie<br />

des Militärs, Exekutive, Sozialberufe und pädagogischen<br />

Berufe erreicht werden. Können Sie sich eine Realisierung<br />

vorstellen? Und wenn ja, in welchem Zeitraum?<br />

Bundesministerin Mag. a Dr. in Beatrix Karl: Eines vorweg:<br />

Ich bin natürlich für eine Aufwertung der Ausbildung<br />

und kann mir dazu auch eine Bachelor-Ausbildung in<br />

Rechtswissenschaften – wenn die Unis die Umstellung<br />

der Rechtswissenschaften vollziehen, durchaus auch an<br />

der Universität – vorstellen. Aber ich will da keine falschen<br />

Hoffnungen wecken – wir müssen uns das natürlich<br />

auch leisten können.<br />

Redaktion: Danke für das Gespräch.<br />

Mag. a Dr. in Beatrix Karl<br />

privat:<br />

Geburtsdatum: 10. 12. 1967<br />

Geburtsort: Graz<br />

Familienstand: ledig<br />

Staatsbürgerschaft: Österreich<br />

Sternzeichen: Schütze<br />

9


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

ADir.<br />

Siegmund<br />

Gruber<br />

Fachredakteur Außerstreit<br />

BG Mattersburg<br />

E-Mail:<br />

siegmund.gruber@justiz.gv.at<br />

Fachbereich<br />

Außerstreit<br />

Der Fachbereich Außerstreit beschäftigt sich in<br />

dieser Ausgabe wieder mit einem Fachartikel und<br />

der Zusammenstellung von veröffentlichten Entscheidungen<br />

aus verschiedenen Entscheidungssammlungen<br />

bzw. Fachzeitschriften.<br />

Die Zusammenstellung von Entscheidungen aus<br />

verschiedenen Veröffentlichungen hat sich in der<br />

Praxis seit vielen Jahren bewährt, und es besteht<br />

nach wie vor Nachfrage nach dieser Form von<br />

Veröffentlichung von „Leitsätzen“ anstatt von Volltextversionen.<br />

Für Wünsche und Anregungen<br />

nach Änderung, Verbesserung oder sonstige Vorschläge<br />

aus der Kollegenschaft stehe ich als Fachredakteur<br />

gerne zur Verfügung.<br />

Der „Aufsatzteil“ dieser Ausgabe beschäftigt sich<br />

mit einem immer wieder kehrenden Thema und<br />

zwar der Eigentumswohnung (bzw. einem Teil<br />

davon) im Todesfall und mit den bestehenden<br />

Sonderbestimmungen. Die Unterlage basiert auf<br />

eine Vorlage aus Anlass des Praxisworkshops der<br />

Notariatsakademie mit Notaren und Notarsubstitu-<br />

ten, sowie AußerStreit Diplomrechtspflegern<br />

im Herbst 2010.<br />

Zur Vertiefung wurde der Vortrag<br />

im Rahmen der monatlichenDiplomrechtspflegerbesprechungen<br />

beim Bezirksgericht<br />

Innere Stadt Wien am<br />

4.4.<strong>2011</strong> neuerlich durchgeführt.<br />

Ich bedanke mich bei Herrn<br />

Mag. Klaus Baumgartner, Notariatssubstitut<br />

in 1030 Wien,<br />

dem Urheber der Unterlage,<br />

der dieses Thema bei beiden<br />

Veranstaltungen vorgestellt hat<br />

und der Fachredaktion des<br />

Österreichischen <strong>Rechtspfleger</strong>s<br />

(ÖRpfl) dankenswerterweise<br />

unentgeltlich zur Verfügung<br />

gestellt hat.<br />

■<br />

11


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

§ 14 WEG<br />

12<br />

Mag. Klaus Baumgartner


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

Vereinbarung nach<br />

§ 14 Abs 5 (1)<br />

■ Schriftform<br />

■ „Vor Notar geschlossen“<br />

> das heißt wohl identer<br />

Maßstab wie unter anwaltlicher<br />

Mitwirkung<br />

■ „Unter anwaltlicher Mitwirkung“<br />

iSd § 10 Abs 4 RAO<br />

> umfassende Information<br />

über Gestaltungsmöglichkeiten<br />

und Rechtswirkungen,<br />

Feststellung<br />

der Identität und der<br />

Geschäftsfähigkeit<br />

■ Problem: Feststellungen zur<br />

gültigen Form im Übernahmeprotokoll<br />

■ § 58 Abs 6: neue Form gilt<br />

für ab 1.10.2006 geschlossene,<br />

alte bleiben aber gültig<br />

Achtung: Inhalt immer nur<br />

nach neuer Rechtslage zu<br />

beurteilen; d.h. insbesondere<br />

urspr. vereinbarte<br />

Unentgeltlichkeit wird<br />

durch Pflicht zum Zahlen<br />

eines Übernahmepreises<br />

überlagert<br />

Vereinbarung nach § 14<br />

Abs 5 (2)<br />

■ Inhalt<br />

■ Dritter erhält „schuldrechtlichen<br />

Anspruch“ auf Übereignung<br />

des erbl. Mindestanteils<br />

■ „Vertrag zugunsten Dritter“,<br />

mE aber nicht nach §§ 881 f<br />

ABGB<br />

■ Substitution möglich<br />

(mE aber nur Ersatz-,<br />

nicht Nachbegünstigter)<br />

Vereinbarung nach § 14<br />

Abs 5 (3)<br />

■ mE Überlebensbedingung<br />

und Wirksamkeit<br />

erst mit Ableben, daher<br />

im System des ABGB echtes<br />

Rechtsgeschäft von<br />

Todes wegen:<br />

■ Materielle Höchstpersönlichkeit:<br />

Erblasser muss<br />

Dritten selbst bestimmen,<br />

aA z.B. Gantner<br />

■ Formelle Höchstpersönlichkeit:<br />

auf Seite des Erblassers<br />

keine Stellvertretung<br />

zulässig (weder gesetzlich<br />

noch gewillkürt)<br />

■ Erblasser muss testier- und geschäftsfähig sein<br />

■ Partner muss (nur) geschäftsfähig sein<br />

Vereinbarung nach § 14<br />

Abs 5 (4)<br />

■ To do im VS-Verfahren<br />

■ Übernahme/Zustellen der Vereinbarung nach<br />

§ 152 AußStrG<br />

■ Verständigung und Belehrung des Dritten<br />

Wirkung und Rechtsfolgen<br />

Übernahmepreis (insb. Höhe, Privilegierung)<br />

■ „angemessene“ Frist setzen, wenn Dritter sich<br />

nicht sofort entscheidet<br />

■ Feststellungen zur Ermittlung der Höhe des<br />

Übernahmepreises (d.h. zu einer allfälligen<br />

Privilegierung)<br />

■ Protokollierung des Antrags auf Amtsbestätigung<br />

samt Belehrung über Anzeige nach<br />

GRESTG und Herstellen des Grundbuchs -<br />

standes<br />

■ Amtsbestätigung durch VS-Gericht<br />

Vereinbarung nach § 14<br />

Abs 5 (5)<br />

■ To do im VS-Verfahren<br />

(> im Protokoll)<br />

■ Belehren der Erben über<br />

Wirkung des Anspruches des Dritten<br />

Übernahmepreis (insb. Höhe, Privilegierung,<br />

Fällig stellen, Notwendigkeit des gericht -<br />

lichen Geltendmachens)<br />

Möglichkeit und Rechtsfolgen des einvernehmlichen<br />

Festlegens<br />

Vornehmen des Erlassens des Übernahmepreises<br />

bei Befreiungsvermächtnis<br />

Möglichkeiten, das Erlassen des Übernahmepreises<br />

zu bekämpfen<br />

■ Belehren der Noterben über ihre Rechte,<br />

das einvernehmliche Festlegen des Übernahmepreises<br />

zu bekämpfen<br />

das Erlassen des Übernahmepreises zu<br />

bekämpfen<br />

Vereinbarung nach § 14 Abs 5 (6)<br />

■ Wirkungen für Begünstigten<br />

■ Muss Anspruch fristgerecht geltend machen;<br />

sonst Verlust (d.h. Frist wirkt materiellrechtlich:<br />

kein Nachholen bis Rechtskraft EU etc. zulässig)<br />

■ L uneinig, ob Begünstigter Gläubiger oder<br />

Legatar ist<br />

■ Im VS-Konkurs: Aussonderungsrecht bei dringendem<br />

Wohnbedürfnis<br />

■ > d.h. am besten wie Legatar behandeln<br />

Vereinbarung nach § 14 Abs 5 (7)<br />

■ Wirkungen für Begünstigten<br />

■ Hat grundsätzlich Übernahmepreis zu zahlen<br />

■ Höhe des Übernahmepreises nach § 14 Abs 2<br />

oder Abs 3 (wenn Begünstigter Noterbe ist<br />

und dringendes Wohnbedürfnis<br />

hat) > siehe unten<br />

bei Partner<br />

■ Erlassen des Übernahmepreises<br />

nach § 14 Abs 4<br />

möglich > siehe unten bei<br />

Partner<br />

■ Übergang von Lasten und<br />

Rückgriffs-Verhältnis zu<br />

Erben? Keine Aussage in<br />

Rspr/Lehre<br />

Vereinbarung nach § 14<br />

Abs 5 (8)<br />

■ Verbücherung<br />

■ Nicht gesetzlich geregelt<br />

■ Vereinbarung in gesetzlicher<br />

Form reicht nicht aus<br />

■ Möglichkeiten:<br />

Amtsbestätigung (§ 182<br />

AußStrG scheint direkt<br />

anwendbar)<br />

Errichten einer grundbuchstauglichenVereinbarung<br />

Zuwachs an Partner trotz<br />

Vereinbarung nach<br />

§ 14 Abs 5<br />

■ Bei folgenden Konstellationen<br />

■ Dritter macht Anspruch<br />

nicht fristgerecht geltend<br />

■ Dritter erlebt Erbanfall<br />

nicht<br />

■ Dritter verstirbt zwischen<br />

Erbanfall und Grundbucheintragung<br />

(>problematisch<br />

für VS-verfahren, daher<br />

rasch abwickeln!)<br />

■ > lt. Gesetzeswortlaut<br />

sofort Zuwachs; keine<br />

Möglichkeit zum Verzicht<br />

oder zur Vereinbarung iSd<br />

§ 14 Abs 1 Z 2 (von L aber<br />

teilw. vertreten, weil durchaus<br />

sinnvoll)<br />

Vereinbarung nach § 14<br />

Abs 1 Z 2 (1)<br />

■ Ist eine Vereinbarung<br />

■ Zwischen Nachlass und<br />

Partner<br />

■ Unter Zustimmung der<br />

(= aller) Noterben<br />

> d.h. Parteistellung für<br />

Noterben; ist/war Problem<br />

bei „falschen“ Erbübereinkommen,<br />

bei denen § 14<br />

übersehen wurde<br />

Allenfalls Genehmigung<br />

13


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

durch P-Gericht<br />

notwendig, nicht<br />

durch VS-Gericht<br />

■ Mindestinhalt<br />

■ Übertragen (nur!) des erbl.<br />

Mindestanteils<br />

■ An eine natürliche Person<br />

(vgl § 2 Z 10)<br />

Vereinbarung nach § 14<br />

Abs 1 Z 2 (2)<br />

■ Weiterer möglicher<br />

Inhalt (siehe OGH<br />

Entscheidung)<br />

■ Übertragen (auch) des<br />

Mindestanteils des Partners<br />

An dieselbe/eine andere<br />

natürliche Person<br />

An dieselbe juristische<br />

Person<br />

■ Gegenleistungen<br />

■ Begründung neuer Rechte,<br />

z.B. Wohnrecht, Frucht -<br />

genuss<br />

> diese Vereinbarung muss<br />

grundbuchstauglich sein<br />

(Titel, Aufsandung, Beglaubigung,<br />

etc)<br />

Vereinbarung nach § 14<br />

Abs 1 Z 2 (3)<br />

Verbücherung<br />

■ Allenfalls unterschiedliche<br />

Titelurkunden<br />

■ Für Übertragen (nur) des<br />

erbl Mindestanteils<br />

Amtsbestätigung iSd<br />

§ 182 AußStrG (auch für<br />

Erben)<br />

Grundverkehrsbehördliche<br />

Erwägungen sind bei Ausstellen<br />

nicht anzustellen<br />

(5 Ob 200/05 f)<br />

■ Für jeden weiteren Inhalt<br />

(Übertragen auch des Mindestanteils<br />

des Partners,<br />

Einräumen neuer Rechte)<br />

> Grundverkehr unter<br />

Lebenden<br />

> eigene grundbuchstaug -<br />

liche Urkunde (5 Ob<br />

200/05 f)<br />

Zuwachs nach § 14 Abs 1<br />

Z 1 (1)<br />

■ „wohnungseigentumsspezifisch<br />

sui generis“<br />

■ Unmittelbarer außerbücherlicher<br />

Eigentumserwerb<br />

Keine erbrechtliche<br />

Anknüpfung<br />

14<br />

Keine erbrechtliche Erwerbsalternative für<br />

Partner<br />

> Testament etc. ist unwirksam, ebenso Erbübereinkommen<br />

oder Einantworten des halben<br />

Mindestanteils<br />

Keine Möglichkeit, den Zuwachs zu entziehen<br />

oder vorweg darauf zu verzichten (weil<br />

zwingende sachenrechtliche Zuordnungsvorschrift)<br />

Zuwachs nach § 14 Abs 1 Z 1 (2)<br />

■ „Erbl halber Mindest anteil fällt aus dem<br />

Nachlass<br />

■ Amtsbestätigung: Kann zur Sicherstellung<br />

von Ansprüchen der Noterben mit der<br />

Bedingung versehen werden, dass das<br />

Eigentumsrecht gleichzeitig mit „den<br />

bestimmt zu bezeichnenden Pflichtteilsforderungen<br />

für ...“ im Grundbuch eingetragen<br />

wird. (OGH 23.3.1993, 5 Ob 29/93, zu § 10<br />

WEG 1975)<br />

> aber keine zwangsweise Pfandrechtsbegründung<br />

mit Amtsbestätigung<br />

■ mE ist diese bei dieser Amtsbestätigung<br />

anders vorzugehen als bei §182 AußStrG,<br />

weil die Rechts lage anders ist: Der Eigentumserwerb<br />

ist bereits außerbücherlich eingetreten,<br />

die AB wirkt nur deklarativ ><br />

Zustimmung Erben etc. erscheint daher<br />

sinnlos, sind daher mE weder formelle noch<br />

materielle Partei > Zustellen reicht, aber<br />

dazu weder Lit noch Rspr)<br />

Zuwachs nach § 14 Abs 1 Z 1 (3)<br />

■ To do Im VS-Verfahren (> im Protokoll)<br />

■ Belehren des Partners über<br />

Wirkung des Zuwachses<br />

Weitere Möglichkeiten (Vereinbarung, Verzicht)<br />

Übernahmepreis (insb. Höhe, Privilegierung)<br />

Möglichen Antrag auf Stundung bzw. Ratenzahlung<br />

Unabhängig von Erbantrittserklärung<br />

■ Frist setzen, wenn Partner sich nicht sofort entscheidet<br />

>Auftrag an GK<br />

■ Feststellungen zur Ermittlung der Höhe des<br />

Übernahmepreises (d.h. zu einer allfälligen Privilegierung)<br />

■ Protokollierung des Antrags auf Amtsbestätigung<br />

samt Belehrung über Anzeige nach GRESTG<br />

und Herstellen des Grundbuchsstandes<br />

■ Amtsbestätigung durch VS-Gericht<br />

Zuwachs nach § 14 Abs 1 Z 1 (4)<br />

■ To do Im VS-Verfahren (> im Protokoll)<br />

■ Belehren der Erben über<br />

Wirkung des Zuwachses<br />

Übernahmepreis (insb. Höhe, Privilegierung,<br />

Fällig stellen, Notwendigkeit des gerichtlichen<br />

Geltendmachens)<br />

Möglichkeit und Rechtsfolgen des einver-<br />

nehmlichen Festlegens<br />

Vornehmen des Erlassen<br />

des Übernahmepreises<br />

bei Befreiungsvermächtnis<br />

Möglichkeiten, das Erlassen<br />

des Übernahmepreises<br />

zu bekämpfen<br />

■ Belehren der Noterben<br />

über ihre Rechte,<br />

Das einvernehmliche<br />

Festlegen des Übernahmepreises<br />

zu bekämpfen<br />

das Erlassen des Übernahmepreises<br />

zu<br />

bekämpfen<br />

Übernahmepreis –<br />

Allgemeines<br />

■ Ist Forderung des Nachlasses<br />

und muss gegen Partner<br />

geltend gemacht werden<br />

>Vertretung notwendig<br />

■ Nach § 904 ABGB „ohne<br />

unnötigen Aufschub“ fällig<br />

> nach Ablauf Schwebezustand<br />

(d.h.: Ablauf Frist<br />

oder Entscheidung Partner<br />

über Zuwachs)<br />

■ iZw durch Klage einzubringen;<br />

Streit nur im Rechtsweg<br />

zu klären > keine<br />

Zuständigkeit des VS-<br />

Gerichts<br />

■ VS-Gericht bzw. Gerichtskommissär<br />

hat nur über<br />

den im Inventar anzusetzenden<br />

Übernahmepreis zu<br />

entscheiden<br />

> Feststellungen im Protokoll<br />

treffen (insb. zu<br />

dringendem Wohnbedürfnis)<br />

> Feststellungen in<br />

Beschluss-Begründung<br />

> keine Wirkung über<br />

VS-Verfahren hinaus<br />

Übernahmepreis § 14<br />

Abs 2 (1)<br />

■ Höhe im Regelfall<br />

■ Hälfte des Verkehrswertes<br />

des gesamten Mindestanteils<br />

zum Todestag<br />

Bewertung nach dem<br />

LBG<br />

Kein Abschlag wegen<br />

Miteigentum<br />

> Surrogationsprinzip<br />

> Schätzung im VS-Verfahren,<br />

obwohl nicht


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

mehr nachlasszugehörig<br />

■ Zwingend, wenn ein<br />

Inventar zu errichten ist<br />

■ Sonst einvernehmliche<br />

Bestimmung möglich<br />

Übernahmepreis Abs 2 (1)<br />

■ Einvernehmliche Bestimmung<br />

der Höhe<br />

■ Vereinbarung zwischen<br />

Partner und Nachlass<br />

> Vertretung des Nachlasses<br />

notwendig<br />

■ „... soweit nicht in Rechte<br />

von Gläubigern und<br />

Pflichtteilsberechtigten eingegriffen<br />

wird... „<br />

Bedeutung unklar<br />

EB nennen Anfechtungsklage<br />

für Gläubiger bzw.<br />

Pflichtteilsergänzungsklage<br />

für Noterben<br />

L ist skeptisch; einvernehmliche<br />

Bestimmung<br />

kann mE durch Antrag<br />

auf Nachlassabsonderung<br />

und/oder Inventarisierung<br />

verhindert werden<br />

Übernahmepreis § 14<br />

Abs 3 (1)<br />

■ Privilegierter (= verringerter)<br />

Übernahmepreis<br />

■ 2 Voraussetzungen für<br />

Privilegierung<br />

■ Partner ist konkret pflichtteilsberechtigt<br />

und<br />

■ Partner hat dringendes<br />

Wohnbedürfnis<br />

> Feststellungen im<br />

Protokoll<br />

> Feststellungen in<br />

Beschlussbegründung<br />

Übernahmepreis Abs 3 (2)<br />

■ Ad konkrete Pflichtteilsberechtigung<br />

Pflichtteilsberechtigung<br />

nach ABGB<br />

Enterbung, Erbunfähigkeit<br />

und -unwürdigkeit<br />

schaden<br />

Bei Pflichtteilsverzicht:<br />

nach hL ist durch Aus -<br />

legung des Verzichtsvertrages<br />

zu ermitteln, ob<br />

sich dieser Verzicht auch<br />

auf § 14 Abs 3 bezieht<br />

Übernahmepreis Abs 3 (3)<br />

■ Ad dringendes Wohn -<br />

bedürfnis<br />

■ Strittig; Meinungen:<br />

Heranziehen Rspr zu § 30 Abs 2 Z 4 und<br />

Z 6 MRG<br />

Ermöglichen des wie-bisher-weiter-Wohnens<br />

EB: auch künftiges Wohnbedürfnis ist zu<br />

berücksichtigen > hL: eher streng, weil<br />

sonst Vermögensschutz statt (historisch<br />

beabsichtigtem) Schutz vor Obdachlosigkeit<br />

■ Kein gewöhnlicher Aufenthalt erforderlich ><br />

offenbar kein Dauerkriterium mehr notwendig<br />

auch kurzes/temporäres Wohnbedürfnis relevant<br />

Rspr zu WEG 1975 nicht mehr ohne Weiteres<br />

verwendbar<br />

Übernahmepreis Abs 3 (4)<br />

■ Gestaffelte Höhe<br />

1. Variante<br />

keine Überschuldung<br />

keine weiteren Noterben<br />

2. Variante<br />

Überschuldung<br />

keine weiteren Noterben<br />

3. Variante<br />

keine Überschuldung<br />

weitere Noterben<br />

4. Variante<br />

Überschuldung<br />

weitere Noterben<br />

Übernahmepreis Abs 3 (5)<br />

■ 1. Variante<br />

(keine Überschuldung, keine Noterben)<br />

■ Partner hat keinen Übernahmepreis zu<br />

zahlen<br />

■ Kein Nachteil für Gläubiger oder Noterben<br />

denkbar<br />

Übernahmepreis Abs 3 (6)<br />

■ 2. Variante<br />

(Überschuldung, keine Noterben)<br />

■ Partner hat „den zur Deckung der Nachlassverbindlichkeiten<br />

erforderlichen Betrag“ zu zahlen<br />

Umfasst wohl alle Verbindlichkeiten, d.h.<br />

auch Verfahrenskosten, Masseforderungen<br />

und Legate (weil mE lex specialis zu § 783<br />

ABGB)<br />

Problem: Schulden sind im Nachlassverfahren<br />

nur mit einfachen Mitteln festzustellen;<br />

laut den EB ist auch keine Gläubigereinberufung<br />

notwendig > Höhe des Übernahmepreises<br />

ist im Streitfall nur im Prozess zu<br />

klären<br />

■ Höchstens jedoch die Hälfte des Übernahmepreises<br />

nach Abs 2 (d.h.:. Zahlungspflicht 0<br />

bis 25% des Verkehrswertes des gesamten<br />

Mindestanteils >Deckelung)<br />

Aufteilung des Nachlasses zwischen Gläubigern,<br />

Erben, und Noterben nach allgemeinem<br />

Recht<br />

Übernahmepreis Abs 3 (7)<br />

■ 3. Variante (keine Überschuldung,<br />

weitere Noterben)<br />

■ Neben Partner ist zumindest<br />

ein weiterer konkret<br />

Pflichtteilsberechtigter vorhanden<br />

> Partner hat die Hälfte des<br />

Übernahmepreises nach<br />

Abs 2 (= 25% des Verkehrswertes<br />

des gesamten<br />

Mindestanteils) an<br />

den Nachlass zu zahlen<br />

Fixer Betrag, d.h. unabhängig<br />

ob bzw. in welcher<br />

Höhe Pflichtteile<br />

überhaupt zustehen<br />

(:: Variante 2)<br />

Aufteilung des Nachlasses<br />

zwischen Gläubigern,<br />

Erben, und Noterben<br />

nach allgemeinem<br />

Recht<br />

Übernahmepreis Abs 3 (8)<br />

■ 4. Variante<br />

(Überschuldung, weitere<br />

Noterben)<br />

■ Ist Kombination der Varianten<br />

2. und 3.<br />

■ Partner hat fix die Hälfte<br />

des Übernahmepreises<br />

nach Abs 2 an den Nachlass<br />

zu zahlen<br />

Aufteilung des Nachlasses<br />

zwischen Gläubigern,<br />

Erben, und Noterben<br />

nach allgemeinem<br />

Recht<br />

Übernahmepreis Abs 3 (9)<br />

■ Einvernehmliche Bestimmung<br />

der Höhe<br />

(wie bei Abs 2 geregelt)<br />

■ Durch Partner und Nachlass<br />

>Vertretung notwendig<br />

■ „... soweit nicht in Rechte<br />

von Gläubigern und<br />

Pflichtteilsberechtigten eingegriffen<br />

wird... „<br />

Bedeutung unklar<br />

Mat nennen Anfechtungsklage<br />

für Gläubiger bzw.<br />

Pflichtteilsergänzungsklage<br />

L ist skeptisch; einvernehmliche<br />

Bestimmung<br />

kann durch Antrag auf<br />

Nachlass absonderung<br />

und/oder Inventarisierung<br />

verhindert werden<br />

15


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Pflichtteilsansprüche in<br />

§ 14 Abs 3<br />

■ hL<br />

(Nach Hofmann, FamZ<br />

2006, 231)<br />

■ Berechnungsgrundlage<br />

ist nicht privilegierter<br />

Übernahmepreis nach<br />

Abs 3, sondern voller nach<br />

Abs 2<br />

■ mE: Nachlasspflichtteil<br />

berechnet sich vom privilegierten<br />

Übernahmepreis<br />

■ > Ersparnis durch Privilegierung<br />

ist als Bereicherung<br />

über Anrechnungsregeln<br />

zu lösen<br />

(Lösung der hL ist<br />

erster Schritt des<br />

JB 114)<br />

Übernahmepreis und Hypotheken<br />

(1)<br />

■ Haftung für Hypothekarschulden<br />

■ Völlig unklar, nur 1 Lehrmeinung<br />

v Czermak, auf<br />

die verwiesen wird<br />

Lasten sind abzuziehen<br />

(Solidarschulden iZw zur<br />

Hälfte, Einzelschulden<br />

des Erblassers zur Gänze)<br />

und verringern den Wert<br />

des zugewachsenen<br />

Anteils und daher den<br />

Übernahmepreis<br />

Schuldbeitritt des Partners<br />

zu den Schuldverhältnissen,<br />

die den übernommenen<br />

Hypotheken zugrunde<br />

liegen<br />

Regress nach § 896 ABGB<br />

für denjenigen (Erben<br />

oder Partner), der von<br />

Gläubigern in Anspruch<br />

genommen wird<br />

Übernahmepreis und Hypotheken<br />

(2)<br />

■ Haftung für Hypothekarschulden<br />

■ Probleme dieser Ansicht<br />

Abziehen von Lasten<br />

wird von Czermak nicht<br />

begründet, sondern<br />

vorausgesetzt; Geldlasten<br />

verringern aber nach hA<br />

den Verkehrswert nicht,<br />

sondern sind zu beseitigen<br />

(Depurierung nach<br />

16<br />

§ 928 ABGB)<br />

Schuldbeitritt des Partners zu seinen eigenen<br />

Solidarschulden ist dogmatisch fragwürdig<br />

Regress nach § 896 ABGB bei Vorweg-Abziehen<br />

nicht berechenbar, weil Zirkelschluss<br />

■ Ergebnis Workshop Retz: nicht abziehen, sondern<br />

Übernahmepreis und Erblasseranteil der<br />

Verbindlichkeiten ansetzen<br />

Erlassen des Übernahmepreises (1)<br />

■ § 14 Abs 4<br />

■ Institute – womit kann erlassen werden?<br />

■ Befreiungsvermächtnis, errichtet nach dem<br />

30.9.2006<br />

■ Schenkungsvertrag auf den Todesfall, errichtet<br />

nach dem 30.9.2006<br />

■ Schriftl. Vereinbarung iSd § 14 Abs 5 WEG<br />

2002, errichtet vor dem 30.9.2006 (Folgen<br />

unklar!)<br />

■ Umfang – was kann erlassen werden?<br />

■ Übernahmepreis nach § 14 Abs 2<br />

■ Übernahmepreis nach § 14 Abs 3<br />

■ jeweils ganz oder teilweise<br />

■ Gewähren von Zahlungskonditionen, Ersetzungsbefugnis,<br />

etc.<br />

Erlassen des Übernahmepreises (2)<br />

■ Durch Befreiungsvermächtnis iSd § 663 ABGB<br />

> verpflichtet Nachlass/Erben zum Schulderlass<br />

(passiert nicht ipso iure durch Kodizill!)<br />

> Nachlass muss vertreten sein<br />

> Erlassen sollte protokolliert werden (Einantwortungsnachweis)<br />

Sonderfall: (als solche ungültige) letztwillige<br />

Verfügung über Mindestanteil zugunsten<br />

Partner<br />

hA: Konversion in Befreiungsvermächtnis<br />

möglich, wenn es dem wahren Erblasserwillen<br />

entspricht (Gantner, in Hausmann/Vonkilch,<br />

Österr. Wohnrecht WEG § 14 Rzz 5, 50)<br />

■ Durch Schenkungsvertrag auf den Todesfall<br />

Erlassen des Übernahmepreises (3)<br />

■ Gläubigerschutz bei Befreiungsvermächtnis<br />

Gläubiger gehen Vermächtnisnehmern vor<br />

> Kürzung durch bedingte Erbantrittserklärte<br />

Erben oder Verlassenschaftskurator nach<br />

§ 692 ABGB (dieser hat gegebenenfalls<br />

Schulderlass und Kürzung vorzunehmen)<br />

Insolvenz: Vermächtnisse nach § 58 Z 3 IO<br />

ausgeschlossen<br />

■ D.h.: Partner wird um so viel gekürzt, wie notwendig<br />

ist, um Nachlassverbindlichkeiten<br />

abzudecken<br />

■ Gilt genauso auch für Schenkungsvertrag nach<br />

dem Todesfall nach Vermächtnislösung der hA.<br />

Erlassen des Übernahmepreises (4)<br />

■ Schutz der Noterben bei Befreiungsvermächtnis<br />

Für die Bemessung des Pflichtteils werden<br />

Vermächtnisse generell<br />

nicht abgezogen<br />

(materielle) Beitragspflicht<br />

des Partners nach<br />

§ 783 ABGB (auch) für<br />

unbedingt erbantrittserklärte<br />

Erben<br />

Kürzung nach § 692<br />

ABGB für bedingt erbantrittserklärte<br />

Erben und<br />

Verlassenschaftskurator<br />

■ Gilt genauso auch für<br />

Schenkungsvertrag auf den<br />

Todesfall nach Vermächtnislösung<br />

der hA<br />

Erlassen des Übernahme -<br />

preises (5)<br />

■ Gläubigerschutz bei Schenkungsvertrag<br />

auf den<br />

Todesfall nach Vertrags -<br />

lösung<br />

Gläubiger können nach<br />

§ 29 Z 1 IO und § 3 Z 1<br />

AO anfechten<br />

Bei Überschuldung: Verteilung<br />

des Nachlassvermögens<br />

durch bedingt<br />

erbantrittserklärte Erben<br />

oder Verlassenschaftskurator<br />

nach IO<br />

Insolvenz: Forderung aus<br />

Schenkungsvertrag nach<br />

§ 58 Z 3 IO nachrangig ><br />

gilt auch bei Überlassung<br />

des Nachlasses an<br />

Zahlungs statt<br />

■ D.h.: Partner wird um so<br />

viel gekürzt, wie notwendig<br />

ist, um Nachlassverbindlichkeiten<br />

abzudecken<br />

Erlassen des Übernahme -<br />

preises (6)<br />

■ Schutz der Noterben bei<br />

Schenkungsvertrag auf den<br />

Todesfall nach Vertrags -<br />

lösung<br />

Pflichtteil wird nach<br />

Abzug des erlassenen<br />

Übernahmepreises<br />

bemessen (daher niedrigereBemessungsgrundlage)<br />

Keine Beitragsflicht des<br />

Partners nach § 783<br />

ABGB (aA Umlauft: subsidiäre<br />

Beitragspflicht<br />

nach allen anderen Legaten)<br />

Nur Schenkungsanrech-


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

nung nach §§ 785 iVm<br />

951 ABGB (2-Jahresfrist<br />

idR kein Problem, weil<br />

Erfüllung erst mit Ableben<br />

möglich)<br />

Inventarisierung (1)<br />

■ Nach Zuwachs iSd Abs 1<br />

Z 1:<br />

Aktivieren: Übernahmepreis<br />

(nach Abs 2 oder<br />

3)<br />

Passivieren: Der dem<br />

Erblasser zuzurechnende<br />

Anteil an den hypothekarisch<br />

gesicherten Solidarschulden/seineEinzelschulden<br />

■ Erlassen des Übernahmepreises<br />

nach Abs 4:<br />

keine Passivierung bei<br />

Befreiungsvermächtnis<br />

(nur bei Nachweis zu<br />

behandeln)<br />

Wert des zugewachsenen<br />

Mindestanteils bei<br />

Schenkungsvertrag auf<br />

den Todesfall nach Vertragslösung<br />

Inventarisierung (2)<br />

■ Bei Verzicht oder Vereinbarung<br />

nach § 14 Abs 1 Z 2:<br />

Aktivieren: erbl Mindestanteil<br />

(d.h. 3-facher EW<br />

od. Schätzwert)<br />

Passivieren: Der dem<br />

Erblasser zuzurechnende<br />

Anteil an den hypothekarisch<br />

gesicherten Solidarschulden/seineEinzelschulden<br />

Inventarisierung (3)<br />

■ Vereinbarung nach § 14<br />

Abs 5:<br />

Aktivieren: erbl Mindestanteil<br />

Passivieren: Der dem<br />

Erblasser zuzurechnende<br />

Anteil an den hypothekarisch<br />

gesicherten Solidarschulden/seineEinzelschulden<br />

■ Erlassen des Übernahmepreises:<br />

keine Passivierung bei<br />

Befreiungsvermächtnis<br />

(nur bei Nachweis zu<br />

behandeln)<br />

Wert des zugewachsenen<br />

Mindestanteils bei Schenkungsvertrag auf<br />

den Todesfall nach Vertragslösung<br />

■ Lit: teilweise wird (mE zu Unrecht, weil wie<br />

Aufgriffsrecht zu behandeln) vertreten, den<br />

Mindestanteil UND den Übernahmepreis zu<br />

aktivieren, und die Schulden UND den Übereignungsanspruch<br />

zu passivieren<br />

Inventarisierung (4)<br />

■ Zwingende Schätzung des erbl Mindestanteils?<br />

mE nein, wegen Surrogationsprinzip Gleichbehandlung<br />

mit (sonstigem) Liegenschaftsvermögen<br />

Schätzung nur im Zusammenhang mit Nachweisen<br />

(va pflegebefohlenen Beteiligten)<br />

Ansetzen 3-facher EW nach § 167 Abs 3<br />

AußStrG<br />

Vermögenserklärung<br />

■ Grundsätzlich wie Inventar<br />

■ Außer: bei Aktiven:<br />

Einbekannter bzw. einvernehmlich bestimmter<br />

Übernahmepreis<br />

Sonst Ansetzen 3-facher EW wohl auch hier<br />

zulässig<br />

Beitragspflicht des Partners nach § 783 ABGB<br />

■ In § 14 Abs 2: nein, weil voller Wertausgleich<br />

■ In § 14 Abs 3: nach hL nein, weil Anordnung<br />

der (wenn auch reduzierten) Zahlung lex specialis<br />

ist und damit den notwendigen Beitrag<br />

des Partners endgültig regelt<br />

■ In § 14 Abs 4:<br />

ja für Befreiungsvermächtnis, weil (normales)<br />

Vermächtnisrecht und daher § 783<br />

ABGB gilt<br />

nein für Schenkungsvertrag auf den Todesfall<br />

nach Vertragslösung, weil Partner Nachlassgläubiger<br />

ist<br />

Überlassung an Zahlung statt<br />

■ Ist bei Zuwachs nach § 14 Abs 1 Z 1 nach<br />

OGH zu § 10 WEG möglich<br />

■ Weitere Voraussetzungen zu § 154 f AußStrG:<br />

Vertreter (idR Verlassenschaftskurator) macht<br />

Übernahmepreis gegen Partner geltend<br />

Vertreter (idR Verlassenschaftskurator) beurteilt<br />

dabei, ob Voraussetzungen nach § 14<br />

Abs 2 oder 3 (privilegierter Übernahmepreis)<br />

vorliegen, z.B. (Nicht-)Anerkennen<br />

eines dringenden Wohnbedürfnisses<br />

Vertreter (idR Verlassenschaftskurator)<br />

nimmt allenfalls Kürzung eines nach § 14<br />

Abs 4 erlassenen Übernahmepreises nach<br />

§ 692 ABGB vor<br />

Die den sichergestellten Darlehen zugrunde<br />

liegenden Forderungen sind als Absonderungsrechte<br />

bevorrechtet (IO)<br />

Eigene Forderungen des Überlassungsgläubigers<br />

muss er nicht nach Abs 2 oder 3<br />

abdecken<br />

Einzelfragen (1)<br />

■ Generelle Zuständigkeit<br />

des VS-Gerichts bzw. des<br />

Gerichtskommissärs (Ausnahme:<br />

Entscheidung über<br />

Übernahmepreis im streitigen<br />

Verfahren)<br />

■ IPR: § 14 ist Eingriffsnorm,<br />

daher ungeachtet Staatsbürgerschaft<br />

des Erblassers<br />

anwendbar (aber: Ermittlung<br />

der Erben und der<br />

Pflichtteilsberechtigung und<br />

Quoten nach Personalstatut)<br />

■ § 14 Abs 6: Privilegierung<br />

des § 14 Abs 3 und Abs 5<br />

Z 1 (Aussonderungsrecht<br />

des Dritten) gilt auch für<br />

KFZ-Stellplatz, wenn der<br />

von beiden Partnern zur<br />

einheitlichen Benützung<br />

zusammen mit der Wohnung<br />

gewidmet war > Feststellungen<br />

ins Protokoll<br />

und in Beschlussbegründung<br />

Einzelfragen (2)<br />

■ GK-Gebühr: für gesonderte<br />

Amtshandlung wegen<br />

Zuwachs (Antrag Amtsbestätigung<br />

etc.) wohl<br />

Anspruch nach § 17 GKTG<br />

(sonstige Handlung); Zahlungspflicht<br />

für Partner,<br />

Bemessungsgrundlagen<br />

beachten<br />

■ Pauschalgebühr > Revisor<br />

fragen?<br />

■ § 15: nacheheliches Aufteilungsverfahren<br />

geht vor<br />

§ 14<br />

> iZw nachfragen<br />

■ Versteigerung: hA „E in A“;<br />

d.h. im VS-Verfahren Versteigerung<br />

nach §§ 352 ff<br />

EO; versteigert wird die<br />

gesamte Eigentumswohnung,<br />

der Partner erhält die<br />

Hälfte des Versteigerungserlöses<br />

■ Generell: Übergangsrecht<br />

bei jeder Novelle beachten:<br />

idR bleibt altes Recht für<br />

alte Sachverhalte anwendbar<br />

> im Einzelfall beachten<br />

und prüfen<br />

17


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Rechtsmittelentscheidungen<br />

1) <strong>Rechtspfleger</strong>sammlung<br />

AußerStreit<br />

Die in der Sammelmappe der<br />

<strong>Rechtspfleger</strong>besprechung<br />

abgedruckten Entscheidungen<br />

werden nur auszugsweise<br />

angeführt. Sollte Interesse an<br />

Bezug der Sammelmappe mit<br />

den anonymisierten Volltextentscheidungen<br />

bestehen,<br />

kann diese entweder bei ADir.<br />

Walter Tatzber, BG Innere<br />

Stadt Wien 01/51528/545 oder<br />

ADir. Siegmund Gruber<br />

02626/62715/21 bestellt werden.<br />

a) RpflSlgA 9263<br />

LG für ZRS Wien vom<br />

28.5.2010, 45 R 81/10k<br />

Unterhalt: Im Hinblick<br />

auf § 1501 ABGB ist die<br />

Verjährung im Verfahren<br />

erster Instanz geltend zu<br />

machen; eine amtswegige<br />

Wahrnehmung findet<br />

nicht statt<br />

Im Hinblick auf § 1501 ABGB<br />

ist die Verjährung im Verfahren<br />

erster Instanz geltend zu<br />

machen; eine amtswegige<br />

Wahrnehmung findet nicht<br />

statt (7 Ob 132/02s=EFSlg<br />

103.372), wobei an die<br />

Bestimmtheit eines Antrages<br />

um eine Verjährungsunterbrechung<br />

herbeizuführen, im Verfahren<br />

außer Streitsachen<br />

keine allzu strengen Anforderungen<br />

zu stellen sind (Gitschthaler<br />

aaO Rz 71a).<br />

Ein Einwand der Verjährung ist<br />

in erster Instanz nicht erstattet<br />

worden, sodass nach dem bis-<br />

18<br />

herigen Stand des Verfahrens rückwirkend die<br />

über drei Jahre hinausgehen Unterhaltsansprüche<br />

geltend gemacht werden konnten.<br />

b) RpflSlgA 9265<br />

OGH vom 17.6.<strong>2011</strong>, 2 Ob 229/09d<br />

Verlassenschaften: Fehlt es einer Partei<br />

aufgrund eines Erb- und Pflichtteilsverzichtes<br />

an der Eigenschaft als Noterbin, so<br />

ist auch deren Antrag auf Inventarisierung<br />

und Schätzung des Nachlasses abzuweisen<br />

Begehre der Noterbe die Absonderung des Nachlasses,<br />

so sei die damit verbundene Einschränkung<br />

der Verfügungsbefugnis des Erben nicht<br />

gerechtfertigt, wenn bescheinigt werde, dass der<br />

Noterbe wirksam enterbt worden sei und seine<br />

Pflichtteilsforderung daher nicht zu Recht bestehe.<br />

Dies müsse umso mehr gelten, wenn der Noterbe<br />

formgerecht auf sein Erb- und Pflichtteilsrecht verzichtet<br />

habe und die darüber erstellte Urkunde<br />

dem Verlassenschaftsgericht vorliege.<br />

c) RpflSlgA 9266<br />

LG für ZRS Wien vom 6.7.2010, 44 R<br />

212/10t<br />

Unterhalt: Einstweilige Verfügungen erlangen<br />

mit Zustellung Wirksamkeit und Vollstreckbarkeit<br />

Da es sich bei der Entscheidung über den Antrag<br />

eines Minderjährigen auf Gewährung vorläufigen<br />

Unterhalts nach § 382a EO um eine einstweilige<br />

Verfügung im Sinne der §§ 378ff EO handelt und<br />

daher in verfahrensrechtlicher Hinsicht, auch<br />

wenn die einstweilige Verfügung im Rahmen<br />

eines außerstreitigen Verfahrens erlassen wird,<br />

grundsätzlich die Vorschriften der EO gelten,<br />

kommt auch die Bestimmung des § 67 EO zur<br />

Anwendung, wonach, sofern gesetzlich nichts<br />

anderes bestimmt ist, die Beschlüsse schon vor<br />

Ablauf der Rekursfrist in Vollzug gesetzt werden<br />

können (Abs 1) und eine Rechtsmittel hemmende<br />

Wirkung nur in den im Gesetz bezeichneten Fällen<br />

zukommt (Abs 2). Dies ist jedenfalls dann der<br />

Fall, wenn der Unterhaltsschuldner zur Zahlung<br />

ADir. Siegmund Gruber<br />

sofort nach Zustellung des<br />

Beschlusses verpflichtet wird.<br />

Ausnahmebestimmungen im<br />

Sinne § 67 EO sind für einstweilige<br />

Verfügungen § 382a<br />

EO nicht gegeben, weshalb<br />

auch sie grundsätzlich vom<br />

Zeitpunkt deren Wirksamkeit,<br />

das heißt von ihrer Zustellung<br />

an, vollstreckbar sind.<br />

d) RpflSlgA 9270<br />

LG für ZRS Wien vom<br />

13.7.2010, 44 R 324/10p<br />

Sonderbedarf: Sprach -<br />

ferien werden grundsätzlich<br />

von der Rechtsprechung<br />

als Sonderbedarf<br />

anerkannt, dienen<br />

jedoch nicht nur der<br />

Ausbildung, sondern<br />

auch der Erholung, verbunden<br />

mit einem<br />

Besichtigungsprogramm.<br />

Sprachferien werden von der<br />

Rechtsprechung zwar grundsätzlich<br />

als Unterhaltssonderbedarf<br />

anerkannt, jedoch ist zu<br />

berücksichtigen, dass diese<br />

regelmäßig nicht nur der Ausbildung,<br />

sondern auch zur<br />

Erholung dienen und mit<br />

einem Besichtigungsprogramm<br />

verbunden sind. Daher sind<br />

nur die notwendigen und<br />

zweckmäßigen Kosten der<br />

Sprachförderung zu ersetzen,<br />

in Anwendung des § 34<br />

AußStrG ist die „Sonderbedarfsquote“<br />

mit einem Viertel<br />

der Gesamtkosten anzusetzen<br />

(EFSlg 110.573, 116.647).<br />

e) RpflSlgA 9273<br />

LG für ZRS Wien vom


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

14.9.2010, 42 R 413/10m<br />

Kuratoren: Die Bestellung<br />

eines Abwesenheitskurators<br />

nach § 270<br />

ABGB ist nur subsidiär<br />

zulässig, wenn nicht in<br />

anderer Weise, etwa<br />

durch die Bestellung<br />

eines Kurators in einem<br />

bestimmten gerichtlichen<br />

Verfahren durch<br />

das dort zur Entscheidung<br />

berufene Gericht,<br />

für die Wahrung dieser<br />

Rechte Sorge getragen<br />

werden kann.<br />

Ergibt sich daher in einem<br />

zivilgerichtlichen Verfahren die<br />

Notwendigkeit der Vertretung<br />

einer Partei unbekannten Aufenthalts,<br />

so hat das Gericht,<br />

welches dieses Verfahren führt,<br />

zu prüfen, ob auch andere<br />

Handlungen als nur die im<br />

anhängigen Verfahren zu setzenden<br />

für die Wahrung der<br />

Rechte des Abwesenden notwendig<br />

sein werden. Ist lediglich<br />

die Vertretung des Abwesenden<br />

im anhängigen Verfahren<br />

erforderlich, so hat das<br />

Gericht in diesem Fahren – je<br />

nachdem, ob es sich um ein<br />

streitiges oder um ein außerstreitiges<br />

Verfahren handelt –<br />

gemäß § 116 ZPO oder § 5<br />

Abs. 2 Z 1 lit b AußStrG selbst<br />

einen Kurator zu bestellen.<br />

Nur wenn von vornherein klar<br />

ist, dass wegen weiterer erforderlicher<br />

Handlungen für den<br />

Abwesenden außerhalb des<br />

Verfahrens die Voraussetzungen<br />

des § 270 ABGB vorliegen,<br />

hat es gemäß § 5 Abs. 2<br />

U 2 lit a AußStrG für die<br />

Bestellung eines Abwesenheitskurators<br />

nach § 270 ABGB<br />

durch das zuständige Pflegschaftsgericht<br />

Sorge zu tragen.<br />

f) RpflSlgA 9278<br />

LG Ried im Innkreis vom<br />

5.10.2010, 6 R 285/10v,<br />

6 R 286/10s<br />

Unterhalt: Wird das aus<br />

einer Ausgleichszahlung<br />

stammende Vermögen<br />

gespart, dann ist es bei<br />

gegebener Zumutbarkeit<br />

und Unfähigkeit, die erforderlichen Unterhaltsleistungen<br />

aus dem laufenden Einkommen<br />

zu bestreiten, als Bemessungsgrundlage<br />

heranzuziehen.<br />

Wird das aus einer Ausgleichszahlung stammende<br />

Vermögen zwar gespart, soll es aber nicht den der<br />

Ausgleichszahlung zugrunde liegende Zwecken<br />

dienen, etwa weil der Unterhaltspflichtige anderweitig<br />

für die Wohnmöglichkeit vorsorgen konnte,<br />

dann ist dieses Vermögen bei gegebener Zumutbarkeit<br />

und Unfähigkeit, die erforderlichen Unterhaltsleistungen<br />

aus dem laufenden Einkommen zu<br />

bestreiten, heranzuziehen. Verwendet der Unterhaltspflichtige<br />

auch das Vermögen selbst, um<br />

damit einem höheren Lebensstandard zu finanzieren,<br />

ohne die Zwecke der Ausgleichszahlung zu<br />

verwirklichen, so ist in diesem Umfang auch der<br />

Vermögensstamm in die Bemessungsgrundlage<br />

einzubeziehen (RIS-<strong>Justiz</strong> RS0047414). Den Unterhaltsschuldner<br />

trifft die Beweislast dafür, dass er<br />

die erhaltene Ausgleichszahlung dem mehrfach<br />

genannten Zweck entsprechend verwendet hat<br />

oder zu verwenden beabsichtigt (OGH<br />

17.11.1993, 1 Ob 622/93 mwN).<br />

g) RpflSlgA 9285<br />

OGH vom 13.10.2010, 3 Ob 134/10t<br />

Unterhalt: Nicht ausgeschüttete Gewinne<br />

aus der Beteiligung an einer GmbH sind<br />

nur ausnahmsweise nicht in die Unterhaltsbemessungs<br />

grundlage einzubeziehen.<br />

Zu einer Kommanditgesellschaft wurde bereits<br />

ausgesprochen, dass einbehaltene Gesellschaftsgewinne<br />

dann als nicht verfügbares Einkommen<br />

angesehen wurden, wenn dem unterhaltspflichtigen<br />

Vater aufgrund seiner durch den Gesellschaftsvertrag<br />

oder bindender Gesellschafterbeschlüsse<br />

bestimmten Rechtsstellung keine Möglichkeit<br />

offen stand, die Einbehaltung des Gewinnes<br />

zu verhindern (3 Ob 89/97b).<br />

h) RpflSlgA 9286<br />

OGH vom 19.10.2010, 10 Ob 66/10v<br />

Unterhaltsvorschuss: Durch § 16 Abs. 2<br />

Satz 1 UVG idF KindRÄG 2009 wird klargestellt,<br />

dass die Innehaltung mit Beschluss<br />

anzuordnen ist und nicht durch faktisches<br />

Vorgehen, z.B. durch einen Anruf oder<br />

E-Mail an den Präsidenten des Oberlandesgerichtes.<br />

Wie bereits ausgeführt wird durch § 16 Abs. 2 Satz<br />

1 UVG idF KindRÄG 2009 klargestellt, dass die<br />

Innehaltung generell mit Beschluss anzuordnen ist<br />

und nicht durch faktisches Vorgehen, z.B. durch<br />

einen Anruf beim Präsidenten des Oberlandesgerichtes<br />

(Neumayr, Äderungen des UVG mit dem<br />

FamRÄG 2009, ÖJZ 2010, 164 [168]). Die den<br />

zitierten Materialien zu § 16<br />

Abs. 2 Satz 1 UVG idF KindRÄG<br />

2009 zu entnehmende<br />

Intention des Gesetzgebers<br />

war ausdrücklich darauf<br />

gerichtet, der rein faktischen<br />

Innehaltung ohne Beschlussfassung<br />

„entgegenzuwirken“.<br />

Demgemäß ist die bekämpfte<br />

Beurteilung, dass ein formloses<br />

Ersuchen um Innehaltung<br />

mit der Auszahlung der Unterhaltsvorschüsse<br />

(mit E-Mail!)<br />

keine Rechtswirkung entfaltet<br />

und daher nicht angefochten<br />

werden kann (Kodek in Rechberger³<br />

Vor § 514 ZPO Rz 1;<br />

Zechner in Fasching/Konecny²<br />

IV/1 Vor § 514ff ZPO Rz 26),<br />

zu billigen. Eines Schutzes der<br />

Minderjährigen gegen „solche<br />

Vorgehensweisen“ (wie vom<br />

Revisionsrekurs angestrebt)<br />

bedarf es nicht, weil diese<br />

ohnehin bedeutungslos sind.<br />

i) RpflSlgA 9290<br />

LG für ZRS Wien vom<br />

26.11.2010, 42 R 540/10p<br />

Unterhaltsvorschuss:<br />

Vorschüsse sind einzustellen,<br />

wenn das Kind<br />

für die Dauer des Zivildienstes<br />

des Vaters Familienunterhalt<br />

nach dem<br />

HGG bzw. die halbe<br />

ruhende Rente für die<br />

Dauer der Haft des<br />

Vaters erhält.<br />

Gemäß § 89 Abs. 1 ASVG<br />

ruhen die Leistungsansprüche<br />

in der Kranken-, Unfall- und<br />

Pensionsversicherung, so lange<br />

der Anspruchberechtigte eine<br />

Freiheitsstrafe verbüßt (Abs. 1<br />

Z 1 leg cit). Hat ein Versicherter<br />

dessen Leistungsanspruch<br />

in der Unfallversicherung und<br />

in der Pensionsversicherung<br />

beruht, im Inland Angehörige,<br />

so gebührt diesen im Inland<br />

sich aufhaltenden Angehörigen,<br />

die im Falle des Todes<br />

des Versicherten Anspruch auf<br />

Hinterbliebenenrente (Pension)<br />

haben, eine Rente (Pension)<br />

in der Höhe der halben<br />

ruhenden Rente (Pension) mit<br />

Ausnahme allfälliger Kinderzuschüsse<br />

(Abs. 5 leg cit).<br />

19


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

j) RpflSlgA 9291<br />

LG für ZRS Wien vom<br />

14.12.2010, 44 R 536/10i<br />

Verlassenschaften: Eine<br />

bloß zufällig verletzte<br />

oder verloren gegangene<br />

letztwillige Anordnung<br />

ist weiterhin wirksam.<br />

Eine formgültig erklärte schriftliche<br />

letztwillige Verfügung ist<br />

auch bei Verlust der Urkunde<br />

oder zufälliger Beschädigung<br />

rechtswirksam, wenn ihr Inhalt<br />

bewiesen werden kann (vgl.<br />

NZ 2006, 298) und die Urkunde<br />

ohne Wissen und Willen<br />

des Testators beschädigt oder<br />

vernichtet wurde (§ 722<br />

ABGB).<br />

k) RpflSlgA 9296<br />

LG für ZRS Wien vom<br />

25.1.<strong>2011</strong>, 48 R 365/10x<br />

Unterhalt: Kann aufgrund<br />

amtswegiger<br />

Beweiserhebungen eine<br />

ausreichende Tatsachengrundlage<br />

nicht geschaffen<br />

werden, trifft die<br />

objektive Beweislast<br />

auch das die Unterhaltserhöhung<br />

begehrende<br />

Kind.<br />

Kann aber aufgrund amtswegiger<br />

Beweiserhebungen (§ 16<br />

AußStrG) eine ausreichende<br />

Tatsachengrundlage nicht<br />

geschaffen werden, so trifft die<br />

objektive Beweislast für ein<br />

zumutbarerweise erzielbares<br />

höheres Einkommen die durch<br />

den Anspannungsgrundsatz<br />

begünstigte Partei – hier das<br />

eine Unterhaltserhöhung<br />

begehrende Kind (Schwimann/KolmaschUnterhaltsrecht5<br />

62, RIS-<strong>Justiz</strong> RS0006261<br />

[T5]; EFSlg 122.544; 10 Ob<br />

67/10s).<br />

2) Notariatszeitung<br />

a) NZ 2010/77<br />

OGH vom 10.11.2009,<br />

5 Ob 105/09a<br />

§§ 165, 183 AußStrG –<br />

Aufnahme nachträg -<br />

licher Aktivposten in<br />

20<br />

das Inventar<br />

Forderungen des Nachlasses – und somit allfällige<br />

Aktivposten – sind im Verlassenschaftsverfahren<br />

auch nach rechtskräftiger Einantwortung zu<br />

berücksichtigen. Das Inventar ist entsprechend zu<br />

ergänzen.<br />

b) NZ 2010/78<br />

OGH vom 29.10.2009, 9 Ob 48/09p<br />

§§ 785, 952 ABGB – Berücksichtigung einer<br />

geschenkten Sache für die Schenkungsanrechnung<br />

Hat ein Beschenkter das Realisat eines ihm<br />

geschenkten Sparbuchs dafür verwendet, seine<br />

Schulden zu bezahlen, ist er so zu stellen, wie<br />

wenn er das ihm geschenkte Geld verbraucht<br />

hätte. Es ist grundsätzlich von seiner Redlichkeit<br />

auszugehen. Die Schenkung hat daher bei der<br />

Ermittlung des Schenkungspflichtteils außer<br />

Betracht zu bleiben.<br />

c) NZ 2010/79<br />

OGH vom 17.12.2009, 6 Ob 204/09g<br />

§§ 692f ABGB – Verhältnismäßige Kürzung<br />

des Legats bei späterer Zuteilung<br />

Solange der Umfang der verhältnismäßigen Kürzung<br />

der Legate unsicher ist, tritt keine Fälligkeit<br />

des Legatsanspruchs ein. Hat der Vermächtnisschuldner<br />

trotzdem davor geleistet, steht ihm ein<br />

Anspruch auf Rückerstattung des Nutzungsentgelts<br />

bis zum Zeitpunkt der Fälligkeit zu. Dies gilt auch<br />

dann, wenn der Legatar zugleich (Mit)Erbe ist.<br />

d) NZ 2010/92<br />

OGH vom 25.3.2010, 5 Ob 208/09p<br />

§ 16 Abs. 2 Z 6 RpflG; § 477 Abs. 1 Z 2 ZPO;<br />

§§ 58, 62, 55 AußStrG; § 53 GBG<br />

– Kommt die Notwendigkeit des Berücksichtigens<br />

einer ausländischen Rechtsvorschrift<br />

zumindest in Betracht, wird der<br />

Richtervorbehalt nach § 16 Abs. 2 RpflG<br />

wirksam.<br />

1.) Ein vom <strong>Rechtspfleger</strong> in Überschreitung der<br />

ihm vom Gesetz eingeräumten Entscheidungsgewalt<br />

erlassener Beschluss leidet an Nichtigkeit<br />

nach § 447 Abs. 1 Z 2 ZPO.<br />

2.) Die Nichtigkeit ist, auch wenn sie im RM nicht<br />

geltend gemacht wurde, bis zur rk Beendigung<br />

des Verfahrens wahrzunehmen; diese Konsequenz<br />

folgt auch aus § 58 Abs. 4 Z 2 iVm § 58 Abs. 3<br />

AußStrG.<br />

e) NZ 2010/86<br />

OGH vom 14.1.2010, 6 Ob 210/09i<br />

§§ 647ff ABGB – Antragstellung des Substitutionskurators<br />

auf Liegenschaftsschätzung<br />

Dem für die Ungeborenen bestellten Substituti-<br />

onskurator steht nicht die<br />

Möglichkeit offen, alleine auf<br />

Grund des Bestehens der Substitutionskuratel<br />

die Vornahme<br />

einer Liegenschaftsschätzung<br />

im Verlassenschaftsverfahren<br />

durchzusetzen.<br />

f) NZ 2010/85<br />

OGH vom 27.1.2010,<br />

3 Ob 260/09w<br />

§§ 147, 176 AußStrG –<br />

Legatssicherstellung für<br />

geschäftsfähigen Vermächtnisnehmer<br />

1.) Ein voll geschäftsfähiger<br />

Legatar hat keinen Anspruch<br />

auf Sicherstellung seines<br />

Legats nach § 176 AußStrG.<br />

2.) Dem Gerichtskommissär<br />

stehen nach § 147 AußStrG<br />

verschiedene Möglichkeiten<br />

zur Sicherung des Nachlasses<br />

zur Verfügung. Kommt er seiner<br />

Sicherungsverpflichtung<br />

nicht nach, hat das Verlassenschaftsgericht<br />

gemäß § 7 a<br />

GKG entsprechende Maßnahmen<br />

zu setzen.<br />

g) NZ <strong>2011</strong>/7<br />

OGH vom 3.3.2010,<br />

9 Ob 31/09p<br />

§ 10 AußStrG – Keine<br />

Wirksamkeit bloß telefonischer<br />

Erklärungen der<br />

Parteien und ihrer Vertreter<br />

im Außerstreitverfahren<br />

1.) § 10 AußStrG normiert,<br />

dass Anträge Erklärungen und<br />

Mitteilungen (Anbringen) in<br />

der Form eines Schriftsatzes<br />

beim Gericht erster Instanz<br />

eingebracht oder zu Protokoll<br />

erklärt werden können.<br />

2.) Telefonische Anbringen<br />

sind im AußStrG nicht vorgesehen,<br />

sind daher wirkungslos.<br />

h) NZ <strong>2011</strong>/20<br />

OGH vom 3.9.2010,<br />

9 Ob 66/09k<br />

§§ 81ff ABGB; §§ 175, 178<br />

AußStrG – Stellung des<br />

Legatars im Verlassenschaftsverfahren<br />

Ein volljähriger Legatar hat im


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

Verlassenschaftsverfahren nur<br />

insoweit Parteienstellung und<br />

ist damit rekursberechtigt, als<br />

er von seinen Rechten nach<br />

§§ 811f, 815 ABGB Gebrauch<br />

macht oder sonst unmittelbar<br />

in seine Vermögensrechte eingegriffen<br />

wird. Er kann daher<br />

nicht die Aufnahme eines ihm<br />

vermachten Fruchtgenussrechts<br />

an einer erbl. Liegenschaft in<br />

den Einantwortungsbeschluss<br />

erzwingen.<br />

3. Österreichische<br />

Juristenzeitung:<br />

a) EvBl-LS <strong>2011</strong>/2<br />

OGH vom 1.9.2010, 6 Ob<br />

136/10h<br />

Pflichtteilsminderung<br />

mangels Naheverhältnisses<br />

Die mit 1.7.2001 in Kraft<br />

getretene Bestimmung des<br />

§ 773a Abs. 3 ABGB, wonach<br />

das Recht auf Pflichtteilsminderung<br />

nicht zusteht, wenn<br />

der Erblasser die Ausübung<br />

des Rechts auf persönlichen<br />

Verkehr mit dem Pflichtteilsberechtigten<br />

grundlos abgelehnt<br />

hat, bezieht sich –<br />

ebenso wie Abs. 1 dieser<br />

Gesetzesstelle nicht auf den<br />

Zeitpunkt der Errichtung der<br />

letztwilligen Verfügung, sondern<br />

erfasst die gesamte<br />

Beziehung zwischen dem<br />

Erblasser und dem Pflichtteilsberechtigten.<br />

b) EvBl-LS <strong>2011</strong>/4<br />

OGH vom 19.10.2010,<br />

10 Ob 66/10v<br />

Unterhaltsvorschuss –<br />

Innehaltungsanordnung<br />

nur in Beschlussform<br />

Formlose Ersuchen um Innehaltung<br />

mit der Auszahlung<br />

von Unterhaltsvorschüssen<br />

(hier: mit E-Mail) haben keine<br />

Rechtswirkungen und können<br />

nicht angefochten werden.<br />

c) EvBl <strong>2011</strong>/9<br />

OGH vom 17.8.2010,<br />

10 Ob 38/10a<br />

Unterhaltsvorschüsse erst ab dem Folgemonat<br />

nach Vollstreckbarkeit des Titels<br />

§ 3 UVG (§ 4 Z 1 UVG, § 43 Abs. 1 AußStrG)<br />

Die Unterhaltsvorschussgewährung nach § 3<br />

oder § 4 Z 1 UVG setzt – neben dem vollstreckbaren<br />

Unterhaltstitel – voraus, dass der Unterhaltsschuldner<br />

nach Eintritt der Vollstreckbarkeit<br />

den laufenden Unterhaltsbeitrag nicht zur Gänze<br />

leistet. Konnte zum maßgebenden Zeitpunkt der<br />

Entscheidung erster Instanz noch kein Rückstand<br />

an laufendem Unterhalt iSd § 3 Z 2 UVG<br />

bestehen, weil ein nach Eintritt der Vollstreckbarkeit<br />

laufender Unterhaltsbeitrag noch nicht<br />

(Anm: sondern erst im nächsten Monat) fällig<br />

war, sind nicht alle Gewährungsvoraussetzungen<br />

erfüllt.<br />

d) EvBl <strong>2011</strong>/16<br />

OGH vom 18.8.2010, 8 Ob 75/10b<br />

Unterhaltsbemessung unter Berücksichtigung<br />

der Vergleichsrelation und von privaten<br />

Pensionsvorsorgeleistungen<br />

§ 140 ABGB<br />

Für die Lösung der Frage, ob die aus dem<br />

Unterhaltsvergleich ersichtliche Relation zwischen<br />

Einkommen und Unterhaltshöhe trotz<br />

der eingetretenen Änderung mehrerer Bemessungsparameter<br />

beibehalten oder ob die Neubemessung<br />

völlig losgelöst von der vergleichsweisen<br />

Regelung erfolgen soll, ist entscheidend,<br />

was die Parteien im Einzelfall mit ihrem<br />

Unterhaltsvergleich für die Zukunft regeln wollten,<br />

ob somit Umstände vorliegen, die auf ein<br />

längerfristiges Konzept der Eltern schließen lassen.<br />

Da die staatliche Pensionsversicherung die<br />

Funktion der Existenzsicherung im Alter noch<br />

nicht aufgegeben hat und weil grundsätzlich<br />

nur existenzsichernde Ausgaben von der<br />

Bemessungsgrundlage abzugsfähig sind, stellen<br />

Beiträge zur privaten Pensionsvorsorge im Allgemeinen<br />

weiterhin keine Abzugspost von der<br />

Unterhaltsbemessungsgrundlage dar.<br />

e) EvBl-LS <strong>2011</strong>/19<br />

OGH vom 17.8.2010, 10 Ob 47/10z<br />

Unterhaltsvorschüsse gem. § 3 Z 2 UVG<br />

erfordern aktuelle zielführende Exekutionsmaßnahmen<br />

§ 3 Z 2 UVG idgF (seit 1.1.2010) ist teleologisch<br />

zu reduzieren: Das Kind kann sich dessen Voraussetzungen<br />

nicht dadurch erhalten, dass es „irgendwann“,<br />

also ohne konkreten Zusammenhang mit<br />

einem Vorschussantrag einen Exekutionsantrag<br />

gestellt hat.<br />

f) EvBl <strong>2011</strong>/33<br />

OGH vom 13.10.2010, 3 Ob 134/10t<br />

Gewinnverwendung und Unterhalt<br />

§ 140 ABGB<br />

Unter Einkommen wird die<br />

Summe aller dem Unterhaltsschuldner<br />

tatsächlichen zufließenden<br />

Mittel unter Berücksichtigung<br />

unterhaltsrechtlich<br />

relevanter Abzüge und Aufwendungen<br />

verstanden. Bei<br />

selbstständigen Erwerbstätigen<br />

ist als Bemessungsgrundlage<br />

grundsätzlich der tatsächlich<br />

verbliebene Reingewinn<br />

heranzuziehen. Werden<br />

Gewinne nicht ausgeschüttet,<br />

so ist zu beurteilen, ob diese<br />

Entscheidung ex ante unternehmerisch<br />

geboten und<br />

damit gerechtfertigt war. Auch<br />

kommt es auf die gesellschaftsrechtlicheGestaltungsmöglichkeit<br />

des Unterhaltsschuldners<br />

an, für eine (Teil-)<br />

Ausschüttung der Gewinne zu<br />

sorgen.<br />

g) EvBl-LS <strong>2011</strong>/34<br />

OGH vom 20.10.2010,<br />

1 Ob 159/10d<br />

Beginn der Verjährungsfrist<br />

für Pflichtteilsansprüche<br />

Die dreijährige Verjährungsfrist<br />

zur Geltendmachung des<br />

gesetzlichen Pflichtteilsanspruchs<br />

nach § 1487 ABGB<br />

beginnt seit dem Inkrafttreten<br />

des Außerstreitgesetzes 2005<br />

allgemein mit der Errichtung<br />

des Übernahmeprotokolls iSd<br />

§ 152 AußStrG.<br />

h) EvBl <strong>2011</strong>/36<br />

OGH vom 9.11.2010,<br />

10 Ob 72/10a<br />

Versagung von Unterhaltsvorschüssen<br />

in<br />

Gewährungs- bzw. im<br />

Einstellungs- und Herabsetzungsverfahren<br />

§ 7 Abs. 1 UVG (§ 11 UVG;<br />

§ 16 AußStrG)<br />

Nach der neuen Rechtslage<br />

soll die Gewährung von Titelvorschüssen<br />

nur versagt werden,<br />

wenn das Gericht bereits<br />

aufgrund der Aktenlage (also<br />

ohne weitere Erhebungen)<br />

„mit hoher Wahrscheinlichkeit“<br />

vom Vorliegen der Versagungs-<br />

21


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

gründe des § 7 Abs. 1 Z 1<br />

UVG (idF FamRÄG 2009)<br />

überzeugt ist. Es entspricht<br />

jedoch der – weiterhin aktuellen<br />

– stRsp, dass im Einstellungsverfahren<br />

ebenso wie im<br />

Herabsetzungsverfahren keine<br />

Einengung der Stoffsammlung<br />

nach § 11 UVG, sondern unbeschränkt<br />

der Stoffsammlungsgrundsatz(Untersuchungsgrundsatz)<br />

nach § 16 AußStrG<br />

gilt.<br />

i) EvBl <strong>2011</strong>/44<br />

OGH vom 20.10.2010,<br />

1 Ob 155/10s<br />

Gegen Scheinrechtskraft<br />

hilft nur ein Abänderungsantrag<br />

§§ 73, 183 AußStrG<br />

In den Fällen nicht erkannter<br />

Prozessunfähigkeit oder fehlender<br />

gesetzlicher Vertretung<br />

kann (auch) im Außerstreitverfahren<br />

ein in Scheinrechtskraft<br />

erwachsener Beschluss nicht<br />

mit einem ordentlichen RM,<br />

sondern nur mit einem Abänderungsantrag<br />

bekämpft werden.<br />

Eine nach dem Todeszeitpunkt<br />

eingetretene Werterhöhung findet<br />

im Verlassenschaftsverfahren<br />

keine Berücksichtigung.<br />

j) EvBl-LS <strong>2011</strong>/50<br />

OGH vom 17.12.2010,<br />

6 Ob 153/10h<br />

Rekurslegitimation des<br />

übergangenen Noterben<br />

Auch nach dem Außerstreitgesetz<br />

BGBl 2003/111 ist der<br />

Noterbe dem Verlassenschaftsverfahren<br />

beizuziehen und ist<br />

selbst dann zum Rekurs gegen<br />

die Einantwortungsurkunde<br />

legitimiert, wenn dies nicht<br />

der Fall war.<br />

k) EvBl <strong>2011</strong>/51<br />

OGH vom 22.10.2010,<br />

7 Ob 183/10b<br />

Gerichtliche Überwachung<br />

der Vermögensverwaltung<br />

durch den<br />

Sachwalter<br />

§ 133 AußStrG (§§ 229, 275<br />

22<br />

Abs. 3 ABGB)<br />

Zum Wohl der betroffenen Person besteht die<br />

wesentliche Rolle des Gerichts nach § 133<br />

AußStrG darin, gegebenenfalls Maßnahmen zur<br />

Sicherung der Vermögenswerte zu setzen und den<br />

Sachwalter bei der Verwaltung des Vermögens zu<br />

überwachen. Sind Eltern, Großeltern oder Pflegeeltern<br />

mit der Vermögensverwaltung im Rahmen<br />

der Obsorge betraut, hat das Gericht die Verwaltung<br />

gemäß § 133 Abs. 2 AußStrG nur dann zu<br />

überwachen, wenn eine unbewegliche Sache zum<br />

Vermögen gehört oder der Wert des Vermögens<br />

oder der Jahreseinkünfte € 10.000,-- wesentlich<br />

übersteigt. Hingegen hat bei der Vermögensverwaltung<br />

durch sonstige gesetzliche Vertreter (also<br />

konkret durch Sachwalter) bei nennenswertem<br />

Vermögen immer – also nicht nur bei Vorliegen<br />

einer konkreten Gefahr für das Wohl des Betroffenen<br />

– eine Überwachung zu erfolgen.<br />

l) EvBl-LS <strong>2011</strong>/59<br />

OGH vom 20.12.2010, 5 Ob 202/10g<br />

Ohne Einvernehmen gibt es keine gemeinsame<br />

Obsorge<br />

Eine Aufrechterhaltung der Obsorge beider Eltern<br />

(nach Scheidung oder einer Vereinbarung) ist<br />

gegen den Willen eines Elternteils ausgeschlossen.<br />

Zur Aufhebung genügt der zum Ausdruck<br />

gebrachte Wegfall des Willens eines Elternteils zur<br />

Aufrechterhaltung der gemeinsamen Obsorge bzw.<br />

des erzielten Einvernehmens. In einem solchen<br />

Fall widerspricht die Übertragung der Obsorge nur<br />

in einem Teilbereich auf nur einen Elternteil der<br />

Anordnung des § 177a Abs. 2 ABGB. Es ist daher<br />

– ungeachtet des Begehrens – einen Elternteil<br />

allein mit der gesamten Obsorge zu betrauen.<br />

4) Juristische Blätter<br />

a) JBl 2010/12 – DOI 10.1007/s00503-010-<br />

2051-5<br />

OGH vom 4.8.2010, 3 Ob 79/10d<br />

Gutachten über die Mündelsicherheit von<br />

Aktien<br />

§§ 230e und 1295ff ABGB:<br />

Die Richtigkeit eines Gutachtens über den Erwerb<br />

von Wertpapieren zur Anlegung von Mündelgeld<br />

iSd § 230e ABGB ist einer ex-ante-Prüfung zu<br />

unterziehen. Bei der Beurteilung von Aktien darf<br />

sich ein Sachverständiger auf öffentlich zugängliche<br />

Erkenntnisquellen (Jahresabschlüsse, Prüfberichte,<br />

Börsenstatistiken, Presseberichte) beschränken,<br />

solange keine begründeten Zweifel an deren<br />

Richtigkeit bestehen.<br />

Ein dem Pflegschaftsgericht vorgelegtes Privatgutachten<br />

reicht für die Genehmigung des Erwerbs<br />

der Wertpapiere nicht aus, könnte aber durchaus<br />

als Entscheidungsgrundlage mit herangezogen<br />

werden, wenn ein anderer<br />

Sachverständiger dem Gericht<br />

die Richtigkeit des Privatgutachtens<br />

bestätigt. Eine allfällige<br />

Amtshaftung schließt die Haftung<br />

des Privatgutachters nicht<br />

aus, sondern tritt nur zu dieser<br />

Haftung solidarisch hinzu.<br />

Der Zweck eines Gutachtens<br />

über die Sicherheit von Wertpapieren<br />

iSd § 230e ABGB<br />

besteht auch in der Schaffung<br />

einer Vertrauenslage für Dritte.<br />

b) JBl <strong>2011</strong>/1 – DOI<br />

10.1007/s00503-010-<br />

2068-9<br />

OGH vom 8.6.2010,<br />

4 Ob 42/10w<br />

Berücksichtigung fiktiver<br />

Mietkosten als Naturalunterhalt<br />

Der fiktive Mietwert einer dem<br />

Unterhaltsberechtigten überlassenen<br />

Wohnung ist wegen der<br />

damit verbundenen Verminderung<br />

des Unterhaltsbedarfs<br />

ganz oder teilweise als Naturunterhalt<br />

anzurechnen. Dies<br />

setzt nicht voraus, dass der<br />

Unterhaltspflichtige (noch) Kreditrückzahlungen<br />

für den<br />

Erwerb der Wohnung leistet.<br />

Sowohl bei Anrechnung der<br />

fiktiven Mietkosten als auch der<br />

Wohnungsbenützungskosten ist<br />

darauf Bedacht zu nehmen,<br />

weshalb der geldunterhaltspflichtige<br />

Ehegatte die (vormalige)<br />

Ehewohnung verlassen<br />

hat. Das Verlassen der Ehewohnung<br />

infolge einer polizeilichen<br />

Wegweisung und einer einstweiligen<br />

Verfügung nach §<br />

382b EO ist einem grundlosen<br />

Wegzug gleichzuhalten.<br />

Naturalunterhalt ist grundsätzlich<br />

nur im angemessen<br />

Umfang anzurechnen; dem<br />

Unterhaltsberechtigten hat stets<br />

ein in Geld zu leistender Unterhalt<br />

zuzukommen, weil er von<br />

der Wohnung allein nicht leben<br />

kann. Wo diese Angemessenheitsgrenze<br />

liegt, ist nach den<br />

Umständen des Einzelfalls zu<br />

beurteilen. Jedenfalls dann,<br />

wenn sich der Geldunterhalt<br />

aufgrund der Wohnversorgung<br />

um mehr als ein Viertel min-


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

dert, ist zu überprüfen, ob der<br />

Restunterhalt noch zur angemessenen<br />

Deckung der Restbedürfnisse<br />

ausreicht. Eine weitergehende<br />

Anrechnung ist<br />

dadurch jedoch nicht ausgeschlossen.<br />

Prozess- und Anwaltskosten<br />

sind grundsätzlich aus dem<br />

Anspruch nach § 94 ABGB zu<br />

decken und nicht als gesonderter<br />

Vorschuss zuzusprechen.<br />

Wenn sich allerdings ein<br />

besonderer Unterhaltsbedarf<br />

ergibt, den der Unterhaltsberechtigte<br />

aus dem laufenden<br />

Unterhalt nicht decken kann,<br />

hat der Unterhaltspflichtige<br />

einen Vorschuss zu leisten,<br />

wenn ihm das neben der laufenden<br />

Unterhaltszahlung<br />

zumutbar ist.<br />

c) JBl <strong>2011</strong>/2 – DOI<br />

10.1007/s00503-011-<br />

2093-3<br />

OGH vom 20.10.2010,<br />

1 Ob 153/10x<br />

Recht des nicht obsorgeberechtigten<br />

Elternteils<br />

auf Vorlage eines aktuellen<br />

Fotos seines Kindes<br />

§ 178 Abs. 1 ABGB; § 105 Abs.<br />

1 AußStrG:<br />

Die Vorlage eines aktuellen<br />

(maximal sechs Monate alten)<br />

Fotos des minderjährigen Kindes<br />

ist vom Informationsrecht<br />

des nicht obsorgeberechtigten<br />

Elternteils, der sein Kind trotz<br />

seiner Bereitschaft nicht persönlich<br />

treffen kann, erfasst;<br />

vermittelt ihm das Foto doch<br />

auf einfache, aber aussagekräftige<br />

Weise einen Eindruck von<br />

der Entwicklung seines Kindes.<br />

Ohne ernstliche Gefährdung<br />

des Kindeswohls zwingt<br />

die ablehnende Haltung des<br />

minderjährigen Kindes nicht<br />

zur Einschränkung dieser<br />

Informationsrechte.<br />

Die nach § 105 Abs. 1 AußStrG<br />

mögliche persönliche Anhörung<br />

eines Minderjährigen<br />

unter 14 Jahren kann nur ein<br />

Beweismittel darstellen und ist<br />

nicht der Einräumung rechtlichen<br />

Gehörs an eine Partei<br />

gleichzusetzen.<br />

d) JBl <strong>2011</strong>/2 –<br />

DOI 10.1007/s00503-010-2062-2<br />

OGH vom 6.7.2010, 1 Ob 81/10h<br />

Unterhalt infolge Eigenkündigung ohne<br />

sachliche Rechtfertigung bei niedrigerem<br />

Einkommen<br />

§ 66 EheG:<br />

Der unterhaltspflichtige (geschiedene) Ehegatte<br />

hat sich nach seiner Eigenkündigung ohne sachliche<br />

Rechfertigung so behandeln zu lassen, als<br />

hätte er seinen Arbeitsplatz behalten. Er ist auf<br />

sein bisheriges Einkommen anzuspannen.<br />

Nur wenn der Verzicht auf ein höheres Einkommen<br />

durch berücksichtigungswürdige Gründe<br />

gerechtfertigt ist, kommt der Anspannungsgrundsatz<br />

nicht zur Anwendung.<br />

e) JBl <strong>2011</strong>/3 – DOI 10.1007/s00503-011-2114-<br />

2<br />

OGH vom 29.9.2010, 7 Ob 156/10g<br />

Umfang der Verjährungsunterbrechung<br />

bei zunächst unbestimmtem Antrag auf<br />

Unerhaltsfestsetzung<br />

§§ 1497 und 1501 ABGB; §§ 9 und 36 AußStrG:<br />

Nach § 1497 ABGB unterbricht die Geltendmachung<br />

des Anspruchs im dafür vorgesehenen<br />

Außerstreitverfahren Verjährungsfristen. Die<br />

einem Auftrag nach § 9 Abs. 2 AußStrG entsprechende<br />

Präzisierung eines Geldleistungsbegehrens<br />

wirkt auf den Zeitpunkt der Einbringung<br />

des Antrags zurück. Der Anwendungsbereich<br />

des § 1501 ABGB erstreckt sich<br />

auch auf das außerstreitige Verfahren.<br />

Kommt der Antragsteller der aufgetragenen<br />

Präzisierung seines bisher unbestimmten<br />

Begehrens – trotz ungenügender Verfahrensergebnisse<br />

– nach, konsumiert er diese gesetzlich<br />

eingeräumte Möglichkeit und legt den<br />

Gegenstand des Verfahrens iSv § 36 Abs. 3<br />

AußStrG bindend fest. Unterlässt er die Präzisierung,<br />

kann er einen allenfalls ergehenden<br />

Zurückweisungsbeschluss nach § 9 Abs. 3<br />

AußStrG bekämpfen.<br />

Wird ein Anspruch mit Klagsänderung oder -<br />

ausdehnung geltend gemacht, tritt die Unterbrechungswirkung<br />

erst ab diesem Zeitpunkt<br />

ein, und zwar auch dann, wenn sich das neue<br />

Begehren auf den schon davor in der Klage<br />

vorgebrachten Sachverhalt stützt. Dies gilt<br />

auch im Verfahren außer Streitsachen.<br />

5) Zeitschrift für Ehe-<br />

und Familienrecht<br />

a) EF-Z <strong>2011</strong>/12<br />

OGH vom 22.10.2010, 7 Ob 166/10b<br />

Schmerzengeld und Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />

§ 140 ABGB<br />

Schmerzengeldzahlungen sind<br />

weder Eigeneinkommen auf<br />

Seiten des Unterhaltsberechtigten<br />

noch Teil der Bemessungsgrundlage<br />

auf Seiten des<br />

Unterhaltspflichtigen.<br />

Dies gilt jedenfalls auch für<br />

nicht über gesetzliche Zinsen<br />

hinausgehende Zinsgewinne<br />

aus Schmerzengeld.<br />

Hat hingegen der Unterhaltspflichtige<br />

Gelder, die er zur<br />

Abgeltung eines Verdienstentgangs<br />

erhalten hat, nicht verbraucht,<br />

sondern (teilweise)<br />

gespart, erhöhen Zinsen aus<br />

solchem Barvermögen die<br />

Unterhaltsbemessungsgrundlage.<br />

b) EF-Z <strong>2011</strong>/13<br />

OGH vom 29.9.2010,<br />

7 Ob 156/10g<br />

Kreditaufnahme trotz<br />

Kenntnis möglicher weiterer<br />

Unterhaltspflichten<br />

§ 140 ABGB<br />

Wurde der uneheliche Vater<br />

von der Mutter des Kindes<br />

von seiner Vaterschaft informiert<br />

und hatte er Kenntnis<br />

von laufenden Abstammungsverfahren,<br />

kann nicht davon<br />

ausgegangen werden, dass er<br />

vom Entstehen einer weiteren<br />

Sorgepflicht überrascht worden<br />

wäre. Hat er daher trotzdem<br />

vor Feststellung der<br />

Vaterschaft einen Kredit für<br />

seine Eigentumswohnung aufgenommen,<br />

so hat er dies im<br />

Bewusstsein der konkreten<br />

Möglichkeit der Feststellung<br />

seiner Vaterschaft getan und<br />

musste deshalb bei dieser Entscheidung<br />

die mögliche Belastung<br />

mit einer weiteren Sorgepflicht<br />

einkalkulieren. Die<br />

Kreditrückzahlungsraten können<br />

daher die Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />

nicht<br />

schmälern.<br />

c) EF-Z <strong>2011</strong>/15<br />

OGH vom 22.9.2010,<br />

6 Ob 125/10s<br />

Überlastung eines Notars<br />

durch Verlassenschaftskurateln<br />

23


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

§ 274 Abs. 2 ABGB<br />

§ 274 Abs. 2 ABGB bezieht<br />

sich neben der Sachwalterschaft<br />

(für behinderte Personen)<br />

nur auf die im 5. Hauptstück<br />

geregelten Kuratelen (für<br />

Ungeborene nach § 269 ABGB,<br />

für abwesende und unbekannte<br />

Teilnehmer nach § 270 f<br />

ABGB), sodass eine Verlassenschaftskuratel<br />

nicht darunter<br />

fällt.<br />

d) EF-Z <strong>2011</strong>/18<br />

OGH vom 10.8.2010,<br />

1 Ob 124/10g<br />

Konkurrierende Heimfallsrechte<br />

zweier Staaten<br />

§ 106 Abs. 1 Z 2 JN<br />

§ 106 Abs. 1 Z 2 lit c JN ist auf<br />

das Heimfallsrecht des österreichischen<br />

Staats nicht analog<br />

anzuwenden.<br />

e) EF-Z <strong>2011</strong>/20<br />

OGH vom 11.10.2010,<br />

6 Ob 198/10a<br />

Beweislastverschiebung<br />

im Unterhaltsverfahren<br />

§§ 382 Abs. 1 Z 8 lit a EO; §§<br />

226ff ZPO<br />

Sowohl im Unterhaltsverfahren<br />

als auch im Provisorialverfahren<br />

gilt der Grundsatz, dass<br />

jede Partei die für ihren<br />

Rechtsstandpunkt günstigen<br />

Tatsachen zu behaupten und<br />

beweisen hat.<br />

Eine Verschiebung der Beweislast<br />

(Bescheinigungslast) ist<br />

auf Ausnahmefälle beschränkt,<br />

in denen die „Nähe zum<br />

Beweis“ – im Einzelfall – den<br />

Ausschlag für die Zuteilung<br />

der Beweislast (Bescheinigungslast)<br />

gibt; etwa dann,<br />

wenn Tatfragen zu klären sind,<br />

die „tief in die Sphäre einer<br />

Partei hineinführen“.<br />

f) EF-Z <strong>2011</strong>/21<br />

OGH vom 4.8.2010,<br />

3 Ob 115/10y<br />

Mündelvermögen und<br />

Rechtsweg<br />

§ 133 AußStrG; § 1 JN<br />

Das außerstreitige Verfahren ist<br />

24<br />

nur für den Missbrauch der Vermögensverwaltungsbefugnis<br />

des Obsorgeberechtigten vorgesehen<br />

(§ 133 AußStrG). Ein Herausgabeanspruch<br />

des minderjährigen Kindes, vertreten durch den<br />

obsorgeberechtigten Elternteil, gegen den anderen<br />

Elternteil betreffend bestimmte Sparbücher ist<br />

daher auf dem streitigen Rechtsweg zu verfolgen.<br />

g) EF-Z <strong>2011</strong>/43<br />

OGH vom 27.5.2010, 5 Ob 37/10t<br />

Verbücherung eines Vertrags bei pflegschaftsbehördlicher<br />

Genehmigung<br />

§§ 26, 82 a GBG<br />

Bei pflegschaftsbehördlicher Genehmigung eines<br />

Vertrags ist deren Rechtskraft als Eintragungsvoraussetzung<br />

urkundlich nachzuweisen.<br />

Die fehlende Bestätigung der Rechtskraft der<br />

pflegschaftsbehördlichen Genehmigung eines Vertrags<br />

bildet keinen iSd § 82 a GBG verbesserungsfähigen<br />

Formmangel, sondern einen Inhaltsmangel<br />

iSd § 26 Abs. 2 GBG, sodass der Grundbuchsantrag<br />

abzuweisen ist.<br />

h) EF-Z <strong>2011</strong>/44<br />

OGH vom 18.1.<strong>2011</strong>, 4 Ob 218/10b<br />

Erbschaftskauf kein Vorkaufsfall<br />

§§ 1072 ff, 1278 ABGB<br />

Da die Erbschaft und nicht Liegenschaftsanteile<br />

Gegenstand des Erbschaftskaufs ist, löst dieser das<br />

Vorkaufsrecht nicht aus.<br />

i) EF-Z <strong>2011</strong>/45<br />

OGH vom 2.12.2010, 3 Ob 200/10y<br />

Ein „Vergleich“ der künftigen Erben ist<br />

kein Berufungsgrund<br />

§ 533 ABGB<br />

Ein – vor Abgabe der nach § 161 AußStrG zu<br />

beurteilenden Erbantrittserklärungen geschlossener<br />

– außergerichtlicher Vergleich ist kein (weiterer)<br />

Erbrechtstitel.<br />

j) EF-Z <strong>2011</strong>/46<br />

OGH vom 20.10.2010, 1 Ob 159/10d<br />

Zum Beginn der Verjährungsfrist für die<br />

Forderung des Pflichtteils<br />

§ 1487 ABGB<br />

Die Forderung nach Rechtssicherheit und nach<br />

Gleichbehandlung aller (bekannten und unbekannten)<br />

Erben spricht eindeutig dafür, den<br />

Beginn der Verjährungsfrist für Pflichtteilsansprüche<br />

einheitlich für alle Berechtigten mit dem<br />

Tag der Errichtung des Übernahmeprotokolls<br />

(gemeint: betreffend die letztwillige Anordnung)<br />

beginnen zu lassen. Der bis zum Inkrafttreten<br />

des neuen Außerstreitrechts vorgesehene Publizitätsakt<br />

der Kundmachung in Form der Verlesung<br />

der letztwilligen Verfügung vor zwei Zeugen<br />

konnte eine ursprünglich tendierte „Außen-<br />

wirkung“ ohnehin nicht<br />

garantieren und wurde als<br />

sinnloser Formalismus aufgegeben.<br />

Die in 1 Ob 200/06b –<br />

obiter – geäußerte, von Dehn<br />

(KBB² § 1487 ABGB Rz 2)<br />

und Likar-Peer (in Ferrari/Likar-Peer,<br />

Erbrecht [2007]<br />

362f) sowie von Scheuba<br />

(Gruber/Kalss/Müller/Schauer,<br />

Erbrecht und Vermögensnachfolge<br />

[2010] § 9 Rz 96) ohne<br />

nähere Begründung, (zT<br />

wörtlich) übernommene Auffassung,<br />

ab Inkrafttreten des<br />

neuen AußStrG werde nunmehr<br />

wohl auf die Zustellung<br />

des Übernahmeprotokolls<br />

(gemeint: der Abschrift der<br />

letztwilligen Anordnung)<br />

abzustellen sein, widerspricht<br />

dem in stRsp und Lehre vertretenen<br />

allgemeinen Grundsatz,<br />

dass es für den Lauf der<br />

Verjährungsfrist auf die<br />

Kenntnis des Berechtigten<br />

vom Bestehen seines<br />

Anspruchs nicht ankommt.<br />

6) Interdisziplinäre<br />

Zeitschrift<br />

für Familienrecht<br />

a) iFamZ 2010/217<br />

OGH vom 13.7.2010,<br />

4 Ob 74/10a<br />

§§ 140, 1042 ABGB –<br />

Erbringung von Betreuungs-<br />

und Naturalunterhaltsleistungen<br />

in der<br />

früheren Ehewohnung<br />

b) iFamZ 2010/221<br />

OGH vom 1.9.2010,<br />

6 Ob 127/10k<br />

§ 140 ABGB, § 78<br />

AußStrG, § 35 ZPO –<br />

Unterhaltserhöhung:<br />

Anpassung der<br />

Vergleichsrelationen und<br />

wesentliche Änderung<br />

der Verhältnisse<br />

c) iFamZ 2010/243<br />

OGH vom 17.6.2010,<br />

2 Ob 229/09d<br />

§§ 45 Satz 2, 165 Abs. 1 Z<br />

6 AußStrG, §§ 551, 804<br />

ABGB – Erb und Pflichtteilsverzicht,<br />

Antrag auf


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

Schätzung und Inventarisierung<br />

des Nachlasses<br />

Wer die behauptete Unwirksamkeit<br />

seines Pflichtteilsverzichts<br />

dem Verlassenschaftsgericht<br />

gegenüber nicht einmal<br />

bescheinigt, hat kein Recht auf<br />

Schätzung und Inventarisierung<br />

des Nachlasses. Der<br />

Beschluss über den Antrag auf<br />

Errichtung eines Inventars ist<br />

selbstständig anfechtbar.<br />

d) iFamZ 2010/245<br />

OGH vom 1.9.2010, 6 Ob<br />

136/10h<br />

§ 773a Abs. 3 ABGB –<br />

Ausschluss des Rechts<br />

auf Pflichtteilsminderung:<br />

erste Entscheidung<br />

des OGH<br />

Das Gefühl, von der Mutter in<br />

Bezug auf die Schwangerschaft<br />

„hineingelegt worden“ zu sein,<br />

stellt keinen ausreichenden<br />

Grund für die Ablehnung des<br />

persönlichen Verkehrs mit dem<br />

Kind dar. Dies gilt auch für die<br />

Anregung der Einleitung eines<br />

Sachwalterschaftsverfahrens<br />

durch die Mutter des Kindes.<br />

Eine begründete Weigerung<br />

iSd § 773a Abs. 3 ABGB ist<br />

beim Elternteil jedenfalls die<br />

Ausnahme.<br />

e) iFamZ <strong>2011</strong>/2<br />

OGH vom 22.10.2010,<br />

7 Ob 166/10b<br />

§ 140 ABGB, §§ 57, 58<br />

AußStrG, § 9 Abs. 2 UVG<br />

– Vom Unterhaltsschuldner<br />

bezogene Schmerzengeldbeträge<br />

und Zinsen<br />

aus ihrer Anlegung<br />

fallen nicht in die Unter -<br />

haltsbemessungsgrund -<br />

lage<br />

f) iFamZ <strong>2011</strong>/3<br />

OGH vom 13.10.2010,<br />

3 Ob 134/10t § 140 ABGB,<br />

§§ 16 Abs. 1, 49 Abs. 2<br />

AußStrG – Nicht ausgeschüttete<br />

Gewinne aus<br />

der Beteiligung an einer<br />

GmbH sind nur ausnahmsweise<br />

nicht in die<br />

Unterhaltsbemessungs-<br />

grundlage einzubeziehen<br />

g) iFamZ <strong>2011</strong>/7<br />

OGH vom 30.11.2010, 10 Ob 79/10f<br />

§ 3 Z 2 UVG nF – Titelvorschussanspruch<br />

erst nach Nichtleistung des nach Vollstreckbarkeit<br />

des Titels fällig werdenden<br />

laufenden Unterhaltsbeitrags<br />

h) iFamZ <strong>2011</strong>/8<br />

OGH vom 5.10.2010, 10 Ob 60/10m<br />

§ 3 Z 2 UVG nF – Ein Amtshilfeersuchen<br />

des Jugendwohlfahrtsträgers nach<br />

Deutschland steht nicht der Einleitung<br />

von Exekutionsschritten gleich<br />

i) iFamZ <strong>2011</strong>/12<br />

OGH vom 19.10.2010, 10 Ob 71/10d<br />

§ 18 Abs. 1 UVG – Weitergewährung: keine<br />

Herabsetzung der Vorschusshöhe bei im<br />

Wesentlichen unveränderten Verhältnissen<br />

j) iFamZ <strong>2011</strong>/13<br />

OGH vom 5.10.2010, 10 Ob 45/10f<br />

VO (EG) 883/2004 – Kein Export von Vorschüssen<br />

ab 1. Mai 2010<br />

k) iFamZ <strong>2011</strong>/27<br />

LGZ Wien vom 23.11.2010, 44 R 452/10m<br />

§ 276 ABGB, § 137 Abs. 2 AußStrG – Vorschuss<br />

auf die Sachwalterentschädigung<br />

Ein Vorschuss auf den jährlichen Entschädigungsanspruch<br />

des Sachwalters wird nur dann gewährt,<br />

wenn dadurch die ordnungsgemäße Vermögensverwaltung<br />

gefördert wird. Die Vorschussgewährung<br />

muss im Interesse einer weiteren ordnungsgemäßen<br />

Verwaltung des Vermögens der pflegebefohlenen<br />

Person erforderlich sein. Eine bloße<br />

Motivation des Sachwalters oder Bemühungen im<br />

Bereich der Personensorge können keine Vorschussgewährung<br />

rechtfertigen.<br />

l) iFamZ <strong>2011</strong>/45<br />

OGH vom 14.7.2010, 7 Ob 56/10a<br />

§§ 166, 167 Abs. 2 AußStrG, § 784 ABGB –<br />

Pflichtteilsbemessungsgrundlage und<br />

Bewertung landwirtschaftlicher Grund -<br />

stücke<br />

Die im Verfahren eines Pflichtteilsberechtigten<br />

gegen die Verlassenschaft dieser entstandenen<br />

Kosten des Verfahrens sind nicht als Nachlassschuld<br />

zu berücksichtigen. Bei der Bewertung<br />

landwirtschaftlicher Güter zur Pflichtteilsbemessung<br />

ist je nach den Umständen des Einzelfalls<br />

ein Mittelwert zwischen Ertrags- und Verkehrswert<br />

anzusetzen.<br />

m) iFamZ <strong>2011</strong>/47<br />

OGH vom 3.9.2010, 9 Ob 66/09k<br />

§§ 174ff AußStrG, §§ 811f, 815 ABGB –<br />

Parteienstellung der<br />

Legatare im Verlassenschaftsverfahren<br />

Das Verlassenschaftsgericht hat<br />

keine Zuständigkeit zur Entscheidung<br />

strittiger Legatsansprüche<br />

volljähriger und voll<br />

geschäftsfähiger Legatare. Diesen<br />

kommt insoweit keine Parteienstellung<br />

zu.<br />

n) iFamZ <strong>2011</strong>/49<br />

OGH vom 20.10.2010,<br />

1 Ob 159/10d<br />

§ 152 AußStrG, § 1487<br />

ABGB – Die Verjährungsfrist<br />

für die Geltendmachung<br />

von Pflichtteilsansprüchen<br />

beginnt mit dem<br />

Tag der Errichtung des<br />

Übernahmeprotokolls<br />

Das Bedürfnis nach Rechtssicherheit<br />

und nach Gleichbehandlung<br />

aller bekannten und<br />

unbekannten Pflichtteilsberechtigten<br />

erfordert es, die<br />

Verjährungsfrist einheitlich für<br />

alle mit dem Tag der Errichtung<br />

des Übernahmeprotokolls<br />

beginnen zu lassen.<br />

o) iFamZ <strong>2011</strong>/53<br />

OGH vom 21.12.2010,<br />

8 Ob 27/10v<br />

§ 140 ABGB – Keine<br />

Anspannung des Unterhaltspflichtigen<br />

auf ein<br />

während des Krankenstands<br />

versäumtes<br />

Arbeitseinkommens<br />

p) iFamZ <strong>2011</strong>/55<br />

OGH vom 9.11.2010,<br />

10 Ob 16/10s (10 Ob<br />

17/10g)<br />

§ 7 Abs. 1 Z 1 UVG nF –<br />

Keine begründeten<br />

Bedenken, wenn bereits<br />

der Titelschaffung<br />

zugrunde lag, dass der<br />

Vater nach Bosnien<br />

zurückgekehrt war<br />

q) iFamZ <strong>2011</strong>/57<br />

OGH vom 11.11.2010,<br />

2 Ob 74/10m<br />

Art 8 EMRK, §§ 879, 1042<br />

ABGB – Ansprüche des<br />

25


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

26<br />

Scheinvaters gegen den<br />

biologischen Vater nach<br />

Verzicht auf Feststellung<br />

der wahren Vaterschaft –<br />

Verhältnis von Verwendungs-<br />

und Unterhaltsanspruch<br />

Das rein entgeltverknüpfte<br />

Abbedingen des Grundrechtes<br />

auf Feststellung der wahren<br />

Vaterschaft ist ebenso nichtig<br />

wie der damit verbundene<br />

Verzicht auf Geltendmachung<br />

von Unterhalts- und sonstigen<br />

daraus resultierenden Ansprüchen<br />

sowie die Absicherung<br />

dieser Vereinbarung durch<br />

Schad- und Klagloshaltung.<br />

Der dem Kind endgültig und<br />

nicht nur vorschussweise<br />

belassene Unterhalt, der nicht<br />

in der Absicht geleistet wurde,<br />

keinen Ersatz begehren zu<br />

wollen, kann daher gemäß §<br />

1042 ABGB zurückgefordert<br />

werden. Der unverschuldete<br />

Irrtum über die wahre Rechtslage<br />

ist während der Unkenntnis<br />

über die wahre Vaterschaft<br />

sowie in der Zeit gegeben, in<br />

der fälschlich von der Wirksamkeit<br />

der ex tunc nichtigen<br />

Vereinbarung ausgegangen<br />

wird. Von einer vorschussweisen<br />

Zurverfügungstellung des<br />

vom Scheinvater geleisteten<br />

Unterhaltes kann nach der<br />

erfolgreich bestrittenen Vaterschaft<br />

nicht mehr ausgegangen<br />

werden, weil er mangels Vertretungsbefugnis<br />

des Kindes<br />

nicht mehr Ausgleich im Rahmen<br />

der Durchsetzung seiner<br />

Unterhaltsansprüche schaffen<br />

kann. Die Verjährung des<br />

Anspruchs auf Rückersatz von<br />

Unterhaltsleistungen, die an<br />

ein während aufrechter Ehe<br />

geborenes Kind erbracht wurden,<br />

beginnt erst mit Rechtskraft<br />

der Feststellung, dass das<br />

Kind nicht ehelich ist.<br />

r) iFamZ <strong>2011</strong>/81<br />

LG Salzburg vom<br />

22.12.2010, 21 R 436/10d<br />

§ 150 AußStrG, § 106 JN –<br />

Inhalt der Bestätigung<br />

für ein Ausfolgungsverfahren<br />

Ist über das im Inland gelegene bewegliche Vermögen<br />

nicht abzuhandeln, so hat es das Gericht<br />

auf Antrag einer Person, die aufgrund einer Erklärung<br />

der Heimatbehörde des Verstorbenen zur<br />

Übernahme berechtigt ist, mit Beschluss auszufolgen.<br />

Aus dieser Erklärung muss sich nur ergeben,<br />

dass die ausländische Behörde einer Übernahmeberechtigung<br />

nichts entgegenzusetzen hat<br />

(Fucik/Kloiber, AußStrG, § 150 Rz 2). Dazu genügt<br />

auch eine Bestätigung über die Rechtsnachfolge<br />

oder, wie im vorliegenden Fall, dass der Rechtsmittelwerber<br />

vom Amtsgericht Erlangen zum Testamentsvollstrecker<br />

über den Nachlass des Verstorbenen<br />

ernannt wurde. Dieser ist nämlich nach<br />

§ 2205 BGB berechtigt, den Nachlass zu verwalten<br />

und in Besitz zu nehmen.<br />

s) iFamZ <strong>2011</strong>/82<br />

OGH vom 11.11.2010, 3 Ob 200/10y<br />

§§ 161ff AußStrG, § 533 ABGB – Das Gesetz<br />

kennt nur drei in § 533 ABGB taxativ aufgezählte<br />

Berufungsgründe.<br />

Gemäß § 533 ABGB gründet sich das Erbrecht auf<br />

Testament, Erbvertrag oder das Gesetz. Auch<br />

wenn der OGH zu 3 Ob 34/03a Anerkenntnis,<br />

Verzicht und Vergleich über das Erbrecht als<br />

Rechtsgeschäft grundsätzlich zugelassen hat, ist<br />

daraus nicht abzuleiten, dass ein außergerichtlicher<br />

Vergleich über das Erbrecht einen (weiteren)<br />

Erbrechtstitel bilden würde, weil die erbrechtlichen<br />

Berufungsgründe in § 533 ABGB taxativ aufgezählt<br />

sind. Allfällige Ansprüche aus außerhalb<br />

des Verlassenschaftsverfahrens getroffenen Vereinbarungen<br />

sind im streitigen Rechtsweg geltend zu<br />

machen.<br />


Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

ADir.<br />

Rainer Jäger<br />

Fachredakteur Firmenbuch<br />

LG Wels<br />

E-Mail:<br />

rainer.jaeger@justiz.gv.at<br />

* Vortrag bei der Tagung der <strong>Rechtspfleger</strong><br />

am 30. 9. 2010 in Velden<br />

28<br />

Fachbereich<br />

Firmenbuch<br />

Die GesmbH: Steuerliche Anknüpfungspunkte*<br />

Ziel des Vortrages war, wichtige Bereiche des<br />

Körperschaftsteuerrechts schwerpunktmäßig dem<br />

Publikum nahe zu bringen. Auswahlkriterien<br />

waren einerseits formelle Anknüpfungen an das<br />

Firmenbuch und andererseits Überschneidungen<br />

des Steuerrechts mit dem materiellen Gesellschaftsrecht.<br />

Diese Strategie sollte bewirken, dass<br />

das rechtsverständige Publikum über ihm aus seinem<br />

Rechtsalltag geläufigen Anknüpfungspunkten<br />

einen Bezug zur ertragsteuerrechtlichen Seite<br />

herstellen kann. Gelegentliche „Sidesteps“ ins<br />

Umsatzsteuerrecht dienen als Hinweis für diesen<br />

großen abgabenrechtlichen Problembereich.<br />

Ertrag- und umsatzsteuerliche Tatbestände sind<br />

im betrieblichen Geschehen untrennbar verbunden<br />

und bilden die beiden (budgetären) Eckpfeiler<br />

des Steuerrechtssystems.<br />

Inhaltsangabe<br />

I Örtliche u. sachliche Zuständigkeit<br />

II Beginn u. Ende der Steuerpflicht<br />

III Gewinnermittlung allgemein<br />

IV Offene Gewinnausschüttung<br />

V Verbotene Einlagenrückgewähr – verdeckte<br />

Ausschüttungen<br />

VI Einlagen<br />

VII Einlagenrückzahlungen<br />

VIII Unternehmensgruppen<br />

IX Mantelkauf<br />

X Umgründungen nach dem UmgrStG<br />

I Örtliche und sachliche Zuständigkeit für<br />

Körperschaften<br />

Die Zuständigkeitsregelungen wurden nunmehr<br />

zur Gänze im Abgabenverwaltungsorganisationsgesetz<br />

(AVOG) 2010, BGBl I Nr. 9/2010 zusammengefasst.<br />

Davor war die örtliche Zuständigkeit<br />

in der Bundesabgabenordnung (BAO) geregelt.<br />

Gem. § 15 Abs 1 AVOG obliegt den Finanzämtern<br />

Wien 1/23, Linz, Sbg-Stadt, Graz-Stadt, Klgft,<br />

Innsbruck u. Feldkirch die sachliche Zuständigkeit<br />

für alle jurist. Personen mit Ausnahme der<br />

Vereine iSd VereinsG 2002 und der kleinen u.<br />

Dr. Ernst Körner<br />

mittel großen GmbH’s iSd UGB<br />

(= Größenmerkmale nach<br />

§ 221 UGB)<br />

Die örtliche Zuständigkeit<br />

obliegt gemäß § 21 AVOG<br />

dem Betriebsfinanzamt = FA,<br />

in dessen Bereich die Körperschaft<br />

ihren Ort der Geschäftsleitung<br />

hat. Ort der Geschäftsleitung<br />

ist nach § 27 Abs 2<br />

Bundesabgabenordnung<br />

(BAO) der Mittelpunkt der<br />

geschäftlichen Oberleitung.<br />

Wird die Geschäftsleitung der<br />

GmbH in das Ausland verlegt,<br />

knüpft die örtl. Zuständigkeit<br />

am Sitz der Gesellschaft an.<br />

Liegt Doppelansässigkeit einer<br />

GmbH vor, wird im internationalen<br />

Steuerrecht den Regeln<br />

des Art 4 Abs 3 OECD-Musterabkommen<br />

folgend dem<br />

Geschäftsleitungsstaat grundsätzlich<br />

das Besteuerungsrecht<br />

zuerkannt; dies im Gegensatz<br />

zum Gesellschaftsrecht, bei<br />

dem in der Frage des Personalstatuts<br />

zumindest im<br />

EU/EWR-Raum durch den<br />

EuGH dem Gründungsstaat<br />

der Vorrang eingeräumt<br />

wird.<br />

II Beginn und Ende der<br />

Steuerpflicht<br />

§ 79 BAO normiert, dass für<br />

die Rechts- und Handlungsfähigkeit<br />

die Bestimmungen des<br />

bürgerlichen Rechts gelten.<br />

Davon ist die abgabenrechtliche<br />

Rechtsfähigkeit zu unterscheiden,<br />

welche durch materielle<br />

Abgabenvorschriften<br />

bestimmt wird.


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />

Regelung in § 4 KörperschaftsteuerG<br />

(KStG)<br />

(1) Körperschaften im Sinne<br />

des § 1 Abs. 2 Z 1 sind ab<br />

jenem Zeitpunkt steuerpflichtig,<br />

in dem die Rechtsgrundlage<br />

wie Satzung, Gesellschaftsvertrag<br />

oder Stiftungsbrief festgestellt<br />

ist und sie erstmalig<br />

nach außen in Erscheinung<br />

treten.<br />

(2) Körperschaften im Sinne<br />

des § 1 Abs. 2 sind bis zu<br />

jenem Zeitpunkt steuerpflichtig,<br />

in dem die Rechtspersönlichkeit<br />

untergeht, jedenfalls<br />

bis zu jenem Zeitpunkt, in<br />

dem das gesamte Vermögen<br />

auf andere übergegangen ist.<br />

Körperschaften iSd § 1 Abs 2<br />

Z 1 KStG sind die jurist. Personen<br />

des privaten Rechts<br />

Beispiele: AG, GmbH, Genossenschaft,<br />

Vereine, Stiftungen<br />

u. Fonds, Versicherungsvereine<br />

auf Gegenseitigkeit, Sparkassen;<br />

auch: Societas Europaea<br />

und SCE (Europ. Genossenschaft)<br />

§ 4 gilt bei unbeschränkter<br />

Steuerpflicht.<br />

Der Beginn der Steuerpflicht<br />

stellt sich als eine Kombination<br />

von zivil-(gesellschafts-)<br />

rechtlichen und wirtschaftlichen<br />

Anknüpfungspunkten<br />

dar – es wird auch ein tatsächliches<br />

Nach-außen-in-<br />

Erscheinung-Treten gefordert<br />

(dazu reicht nach VwGH z.B.<br />

die Eröffnung eines Bankkontos<br />

zur Einbezahlung des<br />

Stammkapitals).<br />

Die (echte) Vorgesellschaft ist<br />

bereits Körperschaftsteuersubjekt,<br />

wenn sie nach außen hin<br />

auftritt (Identitätstheorie) – Rz<br />

120 ff Körperschaftsteuerrichtlinien<br />

(KStR).<br />

Wirtschaftliche Tätigkeiten<br />

einer Vorgründungsgesellschaft<br />

werden nach Rz 119<br />

KStR ausnahmsweise der späteren<br />

GmbH zugerechnet,<br />

wenn sie innerhalb von etwa<br />

3 Monaten vor Abschluss des<br />

Gesellschaftsvertrages erfolgten.<br />

Umsatzsteuer<br />

Es herrscht analoge Betrachtung zur Körperschaftsteuer<br />

– Rz 198 Umsatzsteuerrichtlinien<br />

(UStR). Vorsteuerabzugberechtigung der GmbH<br />

für an die Vorgesellschaft erbrachten Leistungen<br />

gegeben. Ausnahme für Vorgründungsgesellschaft<br />

gilt ebenfalls – GmbH ist diesfalls Leistungsempfänger,<br />

ansonsten nicht.<br />

EuGH v. 29. 4. 2004, Rs. C-137/02 „Faxworld“<br />

Vorgründungsgesellschaft ist auch dann Unternehmer,<br />

wenn einziger Umsatz in der Vermögensübertragung<br />

an GmbH besteht.<br />

Wichtig für die Finanzämter sind weiterhin die<br />

automatischen Übermittlungen der Firmenbuchauszüge<br />

zur Erfassung der Steuerpflichtigen!<br />

Das Ende der Steuerpflicht knüpft an den Verlust<br />

der Rechtspersönlichkeit an mit Vollbeendigung<br />

durch Löschung im Firmenbuch bei Vorliegen<br />

von Vermögenslosigkeit (§ 93 GmbHG).<br />

In abgabenrechtlicher Hinsicht besteht nach der<br />

Judikatur des VwGH die Rechtspersönlichkeit<br />

darüber hinaus solange fort, als noch Abwicklungsbedarf<br />

vorhanden ist, was dann der Fall ist,<br />

wenn noch Steuern der GmbH bescheidmäßig<br />

festzusetzen sind (z.B. VwGH vom 20. 9. 95,<br />

95/13/0068).<br />

Einem Auflösungstatbestand des § 84 GmbHG<br />

folgt die Liquidationsbesteuerung nach § 19 KStG,<br />

wenn tatsächlich abgewickelt wird. Im Konkursfall<br />

erst nach Beschluss auf Unternehmensschließung<br />

und Konkursabwicklung.<br />

Eine spezielle Definition des Liquidationsgewinnes<br />

wird im § 19 Abs 2 aufgestellt, daneben sind<br />

die allgemeinen Gewinnermittlungsvorschriften<br />

anwendbar (Abs 6)<br />

Es gilt ein besonderer Veranlagungszeitraum nach<br />

Abs 3: mit max. 3 bzw. 5 Jahren bei Konkursabwicklung<br />

(gilt nur bei KöSt); Verlängerung ist auf<br />

Antrag möglich<br />

USt: Unternehmerstellung dauert bis zum letzten<br />

Akt unternehmerischer Tätigkeit<br />

Im Falle von Umgründungsvorgängen ordnet § 20<br />

KStG die Gewinnrealisierung an, wenn nicht<br />

Buchwertfortführung nach dem UmgrStG vorliegt.<br />

Umgründung einer Körperschaft wird als tauschähnlicher<br />

Veräußerungsvorgang angesehen =<br />

Gesellschaftsvermögen gegen Anteilsrechte<br />

Nach Beendigung der Liquidation Löschung der<br />

GmbH auf Antrag nach § 93 Abs 1 GmbHG<br />

Löschung der GmbH wegen Vermögenslosigkeit<br />

nach § 40 Abs 1 FBG:<br />

Anhörung der Abgabenbehörde nach Abs 2;<br />

Rekursbefugnis<br />

Analog dazu § 160 Abs 3 BAO: UB durch Abgabenbehörde<br />

für Löschung<br />

Durch die „Löschungssperre“ des § 160 Abs 3 soll<br />

gewährleistet sein, dass bis<br />

zur Beendigung des Abgabenverfahrens<br />

taugliche vertretungsbefugte<br />

Organe der<br />

GmbH zur Verfügung stehen.<br />

§ 80 Abs 3 BAO übernimmt<br />

die Regel des § 93 Abs 3<br />

GmbHG als Vertreterbestimmung;<br />

gilt nicht bei Löschungen<br />

nach §§ 39 und 40 FBG!<br />

Zwecks Gewähr einer gleichmäßigen<br />

und ökonomischen<br />

Vorgangsweise wird in einem<br />

BMF-Erlass („Bescheidadressierungsleitfaden“)<br />

festgelegt,<br />

dass im Falle der Vermögenslosigkeit<br />

und dem Fehlen von<br />

Haftungsmöglichkeiten von<br />

weiteren Abgabenfestsetzungen<br />

in sinngemäßer Anwendung<br />

von § 206 lit b BAO<br />

Abstand zu nehmen ist (hier<br />

wird in einer Einzelfallbetrachtung<br />

darauf abgestellt, ob der<br />

Abgabenanspruch noch überhaupt<br />

durchsetzbar ist) und<br />

somit in diesen Fällen die<br />

Zustimmung zur Löschung<br />

gegeben werden kann.<br />

III Gewinnermittlung<br />

allgemein<br />

§ 7 Abs 2 KStG schreibt die<br />

grundsätzliche Anwendung<br />

der Vorschriften des EStG vor,<br />

soweit diese mit dem Wesen<br />

einer Körperschaft vereinbar<br />

sind oder nicht spezielle Vorschriften<br />

des KStG bestehen.<br />

Gem. § 7 Abs 3 KStG sind Einkünfte,<br />

die aufgrund ihrer<br />

Rechtsform rechnungslegungspflichtige<br />

Gesellschaften erzielen<br />

(z.B. GmbH), immer als<br />

gewerblich anzusehen.<br />

§ 7 Abs 3 bedeutet:<br />

Immer Anwendung der<br />

Gewinnermittlungsvorschriften<br />

für gewerbliche Einkünfte;<br />

IVm § 5 EStG unternehmensrechtliche<br />

GoB für GmbH mit<br />

Ausnahme zwingender<br />

Bestimmungen des Steuerrechts<br />

(z.B. Rückstellungen);<br />

Nur Betriebsvermögen.<br />

Ausnahmen (§ 7 Abs 2<br />

schlägt durch): Lt VwGH-Judikatur<br />

ist (im Gegensatz zum<br />

dt. BFH) eine außerbetriebli-<br />

29


Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

che Sphäre einer GmbH möglich<br />

Außerbetriebliches<br />

Vermögen<br />

„Liebhabereibetriebe“<br />

Bei Liebhaberei (Voluptuar)<br />

liegt aufgrund andauernder<br />

Verluste keine Einkunftsquelle<br />

vor; Beurteilungseinheiten<br />

sind auch Teilbetriebe<br />

oder einzelne Miethäuser<br />

Notwendiges Privatvermögen<br />

Rückgriff des VwGH auf das<br />

EStG bei (bisher) Wohn -<br />

objekten, die ausschließlich<br />

auf Bedürfnisse der Gesellschafter<br />

zugeschnitten sind<br />

und für die GmbH nicht<br />

anderweitig betrieblich verwertbar<br />

sind (Luxuswirtschaftsgüter)<br />

Beteiligungsertrags -<br />

befreiung<br />

§ 10 KStG neu (BBG 2009:<br />

Europarechtliche Vorgaben<br />

durch VwGH legistisch eingearbeitet):<br />

Erweiterung der (nationalen)<br />

Beteiligungsertragsbefreiung<br />

auf EU-Körperschaften gem.<br />

Anlage 2 zum EStG und vergleichbareEWR-Körperschaften<br />

mit umfassender Amts- u.<br />

Vollstreckungshilfe (nur Norwegen).<br />

Ausschüttungsbefreiung auch<br />

unter 10% Mindestbeteiligung<br />

(=Grenze für internat. Schachtelbeteiligung),<br />

keine Befreiung<br />

für Substanzgewinne/-verluste<br />

Über 10% Befreiung der Ausschüttungen<br />

und Substanzgewinne/-verluste<br />

Bei Dritt- und sonstigen EWR-<br />

Staaten (Liechtenstein und<br />

Island) wie bisher keine<br />

Befreiungen unter 10% Mindestbeteiligung.<br />

Diesbezüglich hat inzwischen<br />

der EuGh (10.2.<strong>2011</strong>, C-436/08<br />

und C-437/08 „Haribo und<br />

Österreichische Salinen“) die<br />

Gemeinschaftsrechtswiedrigkeit<br />

wegen Verstoßes gegen<br />

30<br />

die Kapitalverkehrsfreiheit (Art. 63 AEUV) fest -<br />

gestellt.<br />

Im Übrigen bleiben die bisherigen Voraussetzungen<br />

für internationale Schachtelbeteiligungen<br />

bestehen (10%-Grenze), ununterbrochene Behaltedauer<br />

der Beteiligung von mindestens 1 Jahr.<br />

Ebenfalls aufrecht bleibt die Möglichkeit für die<br />

Option auf Steuerwirksamkeit der Beteiligung bei<br />

einer internationalen Schachtel<br />

„Methodenwechsel“<br />

Keine Steuerbefreiung der internationalen<br />

Schachtel unter Anrechnung der ausländischen<br />

KöSt, Anwendung bei:<br />

EU/EWR-Körperschaften: Es besteht keine der<br />

österr. KöSt vergleichbare Steuer oder die vergleichbare<br />

Steuer liegt 10 Prozentpunkte unter<br />

der österr. KöSt oder sachliche oder persönliche<br />

Steuerbefreiung im Ausland (Ausnahme: Schachtelbefreiung)<br />

Drittstaaten und sonstiger EWR: Regelung durch<br />

Verordnung, wenn Unternehmensschwerpunkt in<br />

Passiveinkünfte besteht (z.B. Zinseinkünfte, Vermietungen,<br />

Beteiligungsverwaltung) und diese<br />

keiner vergleichbaren österr. KöSt unterliegen;<br />

Niedrigbesteuerung (


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

Aufwendungen bzw. Ausgaben<br />

zu Gunsten der Gesellschafter<br />

= direkte verdeckte<br />

Ausschüttung<br />

Verzicht oder Vorenthalten<br />

von Gewinnchancen oder<br />

angemessenen Erträgen aus<br />

Geschäften mit Gesellschaftern<br />

= indirekte verdeckte<br />

Ausschüttung<br />

Direkte verdeckte Ausschüttung<br />

Übernahme von Gesellschafterkosten<br />

ohne Rechtsgrund:<br />

z.B. Übernahme von<br />

Einkommensteuerschuld<br />

oder Begräbniskosten<br />

Scheinaufwendungen zu<br />

Gunsten des Gesellschafters:<br />

z.B. behauptete, aber nicht<br />

erbrachte Leistungen von<br />

Briefkastenfirmen<br />

Unangemessen hohe Aufwendungen<br />

zu Gunsten des<br />

Gesellschafters – z.B. überhöhte<br />

Lohn-, Miet- und<br />

Zinsaufwendungen<br />

Indirekte verdeckte Ausschüttung<br />

Verzicht auf zustehende<br />

Gewinnchance – z.B.<br />

Gewinnzuschätzungen aller<br />

Art, branchengleiche Tätigkeit<br />

des Gesellschafter-<br />

Geschäftsführers ohne klare<br />

Regelung<br />

Verzicht auf angemessene<br />

Entgelte aus Geschäften mit<br />

Gesellschafter – z.B.<br />

Gewährung unverzinslicher<br />

Darlehen, zu geringe Mietentgelte,<br />

unterpreisiger<br />

Warenverkauf<br />

VA können auch vorliegen,<br />

wenn die Vermögensminderung<br />

das Einkommen der Körperschaft<br />

nicht berührt<br />

wenn eine Darlehenshingabe<br />

an Anteilseigner nicht<br />

unter fremdüblichen Konditionen<br />

erfolgt, dann vA in<br />

Höhe des gesamten Darlehensbetrages.<br />

In der Praxis<br />

kommt dies häufig in der<br />

Variante von laufenden „Entnahmen“<br />

– steigende Forderungen<br />

der GmbH am Verrechnungskonto<br />

– und<br />

ungeregelten oder geringen<br />

Rückzahlungen durch Anteilseigner vor<br />

ABC der vA siehe Abschnitt 14.9 KStR – tatbestandsmäßig<br />

weitestgehende Deckung mit denen<br />

der vebotenen Einlagenrückgewähr<br />

Wirkung verdeckter Ausschüttungen<br />

Auf Ebene der GmbH<br />

Neutralisierung der Vermögensverminderung oder<br />

der verhinderten Vermögensvermehrung durch<br />

außerbilanzmäßige Korrektur der Aufwendungen<br />

oder Hinzurechnung der Gewinndifferenz<br />

Im Falle einer vA, die Einkommen nicht berührt<br />

(z.B. Nichtanerkennung einer Darlehenseinräumung),<br />

ergeben sich keine steuerlichen Konsequenzen<br />

bei GmbH<br />

Auf Ebene des Gesellschafters (natürliche Person)<br />

Beteiligung im Privatvermögen<br />

Einkünfte aus Kapitalvermögen iSd § 27 Abs 1<br />

Z 1 lit a EStG; gem. § 93 Abs 2 Z 1 lit a Kapital -<br />

ertragsteuerpflicht iHv 25 %; endbesteuert nach<br />

§ 97 Abs 1 – Option auf Normalversteuerung<br />

nach Abs 4 mit Hälftesteuersatz nach § 37 EStG<br />

Beteiligung im Betriebsvermögen<br />

Endbesteuerung gilt auch in diesem Fall (Erweiterung<br />

durch § 1 Abs 3 EndbestG)<br />

Gesellschafter ist GmbH<br />

nur betriebliche Einkünfte; Beteiligungsbetragsbefreiung<br />

nach § 10 KStG gilt auch für vA; KESt-<br />

Befreiung inländ. Beteiligungserträge allerdings<br />

erst ab 25 % unmittelbarer Beteiligung<br />

Vorteilsausgleich<br />

Liegt vor, wenn gegenseitig zw. Gesellschaft und<br />

Gesellschafter eingeräumte Vorteile vorliegen –<br />

verhindert vA<br />

Die beiden Rechtsgeschäfte müssen eine innere<br />

Beziehung aufweisen sowie eine eindeutige<br />

wechselseitige Vereinbarung zum Zeitpunkt der<br />

Vorteilseinräumung.<br />

Wird Vorteilsausgleich nicht anerkannt, sind die<br />

wechselseitigen Vermögenszuwendungen societatis<br />

causa isoliert zu beurteilen – idR liegt eine<br />

verdeckte Ausschüttung und eine verdeckte Einlage<br />

vor<br />

Die Rechtsfolgen einer vA auf Gesellschafts-<br />

und Gesellschafter-Ebene treten unabhängig<br />

voneinander ein – keine verfahrensmäßige<br />

Bindung zw. Körperschaft- u. Einkommensteuerbescheid<br />

Festsetzung der KESt mittels Haftungsbescheid<br />

an die GmbH (§ 95 Abs 2 EStG) oder ausnahmsweise<br />

direkt an Gesellschafter nach § 95 Abs 5<br />

Umsatzsteuer<br />

Übernahme von Kosten für<br />

vom Gesellschafter in<br />

Anspruch genommene Leistungen<br />

z.B. Übernahme von Kosten<br />

für die Errichtung eines privaten<br />

Swimmingpools: Leistung<br />

nicht für das Unternehmen,<br />

Vorsteuer steht schon nach<br />

allg. Grundsätzen nicht zu,<br />

keine weiteren ust-rechtl.<br />

Konsequenzen zw. GmbH<br />

und Gesellschafter<br />

Bezug von Leistungen durch<br />

GmbH zur Weiterleitung an<br />

Gesellschafter<br />

z.B. Anmietung der Familienwohnung<br />

des Gesellschafters<br />

durch GmbH: Gem § 12 Abs 2<br />

Z 2 lit a UStG Leistungen<br />

nicht für das Unternehmen;<br />

wenn sie überwiegend nicht<br />

abzugsfähig nach EStG (KStG)<br />

sind oder verdeckte Ausschüttungen<br />

darstellen – wie oben<br />

Unentgeltliche Überlassung<br />

von Unternehmensvermögen<br />

bzw. Erbringung von Leistungen<br />

z.B.: Computer aus dem<br />

Unternehmen werden dem<br />

Gesellschafter geschenkt –<br />

USt-Pflicht durch „Entnahmeeigenverbrauch“<br />

(§ 3 Abs 2<br />

UStG) auf den Einkaufspreis,<br />

wenn Vorsteuerabzug durch<br />

GmbH<br />

z.B.: Computer des Unternehmens<br />

dürfen unentgeltlich privat<br />

genutzt werden – USt-<br />

Pflicht durch „Verwendungseigenverbrauch<br />

(§ 3a Abs 1a Z 1<br />

UStG) auf Kostenbasis, wenn<br />

Vorsteuerabzug durch GmbH<br />

z.B.: GmbH überlässt Gesellschafter<br />

unentgeltlich Jahreskarte<br />

für Fitnessstudio des<br />

Unternehmens – USt-Pflicht<br />

durch „Leistungseigenverbrauch“<br />

(§ 3a Abs 1a Z 2<br />

UStG) auf Kostenbasis<br />

Überlassung von Unternehmensvermögen<br />

bzw. Erbringung<br />

von sonstigen Leistungen<br />

gegen unangemessen<br />

niedriges Entgelt<br />

31


Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

z.B. unterpreisige Abgabe<br />

eines Fahrrades durch Sporthandels-GmbH<br />

an Gesellschafter;<br />

wird in der Literatur kontrovers<br />

beurteilt;<br />

EuGH 20. 1. 2005, C-412/03<br />

„Scandic“: verbilligtes Entgelt<br />

ist Leistungsaustausch und<br />

unterliegt der Umsatzsteuer<br />

Österreich hat das Wahlrecht<br />

nach MwStSystRL auf eine<br />

Mindestbemessungsgrundlage<br />

noch nicht in Anspruch<br />

genommen<br />

Scheinleistungen des Gesellschafters<br />

z.B. Rechnung mit USt über<br />

Beratungsvertrag, obwohl<br />

keine Beratungsleistung getätigt<br />

wurde: USt-Schuld des<br />

Gesellschaftes aufgrund der<br />

Rechnung (§ 11 Abs 14 UStG);<br />

keine Vorsteuer für Gesellschaft<br />

Leistung des Gesellschafters<br />

gegen unangemessen hohes<br />

Entgelt<br />

z.B. Vermietung an GmbH zu<br />

Entgelt über dem marktüblichen<br />

Preis: Leistungsaustausch<br />

mit Vorsteuerabzug zum<br />

marktüblichen Entgelt, darüber<br />

hinausgehender Teil wie<br />

oben<br />

VI Einlagen<br />

Gem. § 8 Abs 1 KStG steuerlich<br />

neutral (d.h. kein<br />

Gewinn), wenn Anteilsinhaber<br />

der Gesellschaft liquide Mittel<br />

oder Wirtschaftsgüter nur aus<br />

gesellschaftsrechtlichen Erwägungen<br />

zuwenden. Erscheinungsformen<br />

von Einlagen<br />

können die unentgeltliche<br />

oder zu unangemessen niedrigen<br />

Preisen erfolgte Übertragung<br />

von (materiellen oder<br />

immateriellen) Wirtschaftsgütern<br />

sein wie auch z.B. die<br />

Schuldübernahme und der<br />

Forderungsverzicht durch<br />

Gesellschafter, Zuschüsse, Verlustabdeckungen<br />

oder die<br />

Nutzungseinlage.<br />

Es muss eine objektive Bereicherung<br />

der Körperschaft und<br />

die Zuwendungsabsicht societas<br />

causa vorliegen.<br />

32<br />

Forderungsverzicht<br />

Einlage hinsichtlich des werthaltigen Teiles der<br />

gesellschaftsrechtlichen Forderung<br />

Nicht werthaltiger Teil wird steuerwirksam (§ 8<br />

Abs 1 KStG letzter Satz)<br />

Forderungsverzicht aus betrieblichen Gründen –<br />

z.B. im Rahmen einer allgem. Sanierungsmaßnahme:<br />

Betriebseinnahme (u.U. Sanierungsgewinn)<br />

bei Gesellschaft<br />

Nutzungseinlage<br />

Einlage von Leistungen (z.B. zinsenloses Darlehen<br />

oder unentgeltliche Dienstleistungen)<br />

Einlagefähigkeit u. somit bilanzielle Behandlung<br />

umstritten; Nach Rz 679 KStR nicht einlagefähig =<br />

kein Wirtschaftsgut<br />

Einlagen sind Tauschvorgänge: Auf Ebene der<br />

Gesellschaft Anschaffung des Wirtschaftsgutes mit<br />

dem gemeinen Wert, auf Ebene des Gesellschafters<br />

ebenfalls Tausch, kann jedoch zur Steuerpflicht<br />

führen – bekommt Anteile für Hingabe<br />

des Gutes<br />

Offene Einlagen<br />

Zuführung von Stammkapital anlässlich der Gründung<br />

oder Kapitalerhöhung samt Agio<br />

Nachschüsse gem. § 72 GmbHG<br />

Sozietäre Genussrechte samt Agio<br />

Verdeckte Einlagen<br />

Nicht explizit in § 8 KStG genannt; im Gesellschaftsverhältnis<br />

begründete Vermögenszuführungen<br />

durch Anteilseigner in verdeckter Form –<br />

„Gegenstück“ zur verdeckten Ausschüttung<br />

Verdecktes Stammkapital<br />

Unterform der verdeckten Einlage<br />

Zufuhr von Fremdmitteln (idR Darlehen oder stille<br />

Beteiligung), die aufgrund der Umstände –<br />

kein fremder Dritter würde der Gesellschaft im<br />

Hinblick auf ihre Vermögens- u. Ertragssituation<br />

Darlehen gewähren – Eigenkapital ersetzt<br />

Zinsen auf verdStKap verlieren die Abzugsfähigkeit<br />

Keine Anknüpfung am zivilrechtlichen Eigenkapitalersatz,<br />

da trotz partieller Übereinstimmungen<br />

verschiedene Regelungsbereiche – so ist für verd-<br />

StKap keine Krise iSd § 2 EKEG notwendig; entscheidend<br />

ist Zeitpunkt der Zuzählung der Valuta<br />

– kein verdStKap durch Stehenlassen<br />

VII Einlagenrückzahlungen<br />

Steuerneutrale Zuwendungen aus dem Eigenkapital<br />

der Körperschaft außerhalb von steuerlichen<br />

Ausschüttungen, die an Personen in ihrer Eigenschaft<br />

als Anteilsinhaber erfolgen; nicht<br />

deckungsgleich mit § 82 GmbHG; Tatbestand der<br />

Einlagenrückzahlung auch<br />

dann möglich, wenn u.U.<br />

gesellschaftsrechtlich nicht<br />

gedeckt<br />

Körperschaftsteuerrechtlich<br />

Abgrenzung zu offenen und<br />

verdeckten Ausschüttungen<br />

notwendig:<br />

Primär und im Zweifelsfall ist<br />

für den Tatbestand die unternehmensrechtliche<br />

und bilanzmäßige<br />

Erscheinungsform<br />

maßgebend; Organe der<br />

Gesellschaft haben im Rahmen<br />

der unternehmens- und<br />

steuerrechtlichen Möglichkeiten<br />

ein Wahlrecht auf Zuordnung<br />

zu einem der beiden<br />

Tatbestände. Gesetzlich im<br />

EStG geregelt.<br />

Definition nach § 4 Abs 12<br />

EStG:<br />

1. Einlagen im Sinne dieser<br />

Vorschrift sind das aufgebrachte<br />

Grund-, Stamm- oder<br />

Genossenschaftskapital und<br />

sonstige Einlagen und Zuwendungen,<br />

die als Kapitalrücklage<br />

auszuweisen sind oder bei<br />

Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften<br />

auszuweisen<br />

waren einschließlich eines<br />

Partizipations- und Genußrechtskapitals<br />

im Sinne des § 8<br />

Abs. 3 Z 1 des Körperschaftsteuergesetzes<br />

1988, sowie jene<br />

Verbindlichkeiten denen abgabenrechtlich<br />

die Eigenschaft<br />

eines verdeckten Grund-,<br />

Stamm- oder Genossenschaftskapitals<br />

zukommt. 2. Nicht zu<br />

den Einlagen gehören Beträge,<br />

die unter § 32 Z 3 fallen oder<br />

die infolge einer Umgründung<br />

im Sinne des Umgründungssteuergesetzes<br />

die Eigenschaft<br />

einer Gewinnrücklage oder<br />

eines Bilanzgewinnes verloren<br />

haben.<br />

Einlagenrückzahlung gilt gem.<br />

§ 4 Abs 12 als Veräußerung<br />

einer Beteiligung und führt<br />

beim Anteilsinhaber, soweit<br />

Einlagen iSd der Z 1 vorliegen,<br />

zur steuerneutralen<br />

Abstockung des Beteiligungsansatzes.<br />

Übersteigt die Rückzahlung


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />

den Buchwert, liegen die Tatbestände<br />

einer Beteiligungsveräußerung<br />

vor – bei Körperschaften<br />

liegt keine Beteiligungsbefreiung<br />

nach § 10<br />

KStG vor; Einlagenrückzahlungen<br />

lösen keine KESt-Pflicht<br />

aus.<br />

Als Beweismittel ist ein außerbilanzmäßiges<br />

Evidenzkonto<br />

zu führen, auf dem einlagebedingte<br />

Erhöhungen und<br />

rückzahlungsbedingte Verminderungen<br />

auszuweisen sind.<br />

Gewinnausschüttungen und<br />

Verlustverrechnungen beeinflussen<br />

nicht das Evidenzkonto<br />

– Abkoppelung vom unternehmensrechtlichenEigenkapital<br />

Kein personenbezogener<br />

Zusammenhang zw. Einlagen<br />

und Einlagenrückzahlung.<br />

Auch „Zuwendungen“ von<br />

Nicht-Gesellschaftern sind Einlagen.<br />

Evidenzkonto der Gesellschaft<br />

und dessen Anschaffungskosten<br />

durch den Gesellschafter<br />

können ebenfalls auseinanderdriften<br />

– z.B. bezieht sich die<br />

Rückzahlung einer alinearen<br />

Einlage auf alle Gesellschafter!<br />

Keine Einlagenrückzahlung<br />

bei Vermögensverteilung im<br />

Zuge der Liquidation<br />

VIII Unternehmensgruppen<br />

Ab Veranlagung 2005 neue<br />

Gruppenbesteuerung (§ 9<br />

KStG) als modernes Konzernsteuerrecht,<br />

womit das bisherige<br />

Organschaftsrecht abgelöst<br />

worden ist.<br />

Überwindung der Individualbesteuerung<br />

im Konzern<br />

durch Steuerzurechnung an<br />

Gruppenträger (Einkommenskonsolidierung,<br />

keine Vollkonsolidierung)<br />

Es liegt eine ausschließlich<br />

steuerliche Figur, unabhängig<br />

von Konzernabschlüssen nach<br />

UGB vor.<br />

Unternehmensrechtlich ist<br />

eine Gruppenvereinbarung mit<br />

Steuerausgleich notwendig.<br />

Europarechtliche Vorgaben:<br />

Im Urteil „Marks & Spencer II“ (13. 12. 2005, C-<br />

446/03) forderte der EuGH nur die Berücksichtigung<br />

der Verluste einer Auslandstochter im<br />

Ansässigkeitsstaat der Mutter- gesellschaft, wenn<br />

erstere in ihrem Sitzstaat keine Möglichkeit mehr<br />

hat, den Verlust zu verwerten. Nach EuGH keine<br />

Verpflichtung zur sofortigen Berücksichtigung<br />

ausländ. Verluste. In Österreich werden ausländ.<br />

Verluste sofort berücksichtigt und erst bei Verwertung<br />

im Ausland nachversteuert; andererseits<br />

werden Verluste von Auslandstöchtern nur im<br />

Beteiligungsausmaß verrechnet. Die Nachversteuerung<br />

ausländischer Verluste ist bei einem<br />

asymmetrischen System (Verlustausgleich ungeachtet<br />

der Nichter- fassung von Gewinnen) nach<br />

Gemeinschaftsrecht zulässig (EuGH v. 23. 10.<br />

2008, C-157/07 „Krankenheim Wannsee“). Besteht<br />

eine Gruppenbesteuerung (steuerliche Konsolidierung<br />

der Konzerngesellschaften), ist es mit der<br />

Niederlassungsfreiheit vereinbar, wenn Auslandstöchter<br />

nicht in die Unternehmensgruppe miteinbezogen<br />

werden (EuGH v. 25. 2. 2010, C-337/08<br />

„X Holding GmbH“)<br />

Organschaftsvoraussetzungen<br />

Finanzielle, organisatorische und wirtschaftliche<br />

Eingliederung; Ergebnisabführungsvertrag<br />

Bestand mind. 5 Jahre<br />

nur im Inland<br />

Gruppenvoraussetzungen<br />

Finanzielle Verbindung > 50%<br />

Gruppenantrag<br />

Bestand mind. 3 Jahre<br />

Auch über die Grenze<br />

Der Gruppenträger steht an der Spitze der Unternehmensgruppe.<br />

Bei ihm werden die Ergebnisse<br />

der darunterliegenden Gruppenmitglieder zusammengeführt<br />

und versteuert.<br />

Ein Gruppenmitglied, welches wiederum Muttergesellschaft<br />

einer weiteren Körperschaft ist, wird<br />

auch „beteiligte Gesellschaft“ genannt, in seiner<br />

Eigenschaft als Tochtergesellschaft hingegen<br />

„Beteiligungskörperschaft“.<br />

Eine Beteiligungsgemeinschaft ist eine Vereinigung<br />

mehrerer Körperschaften mit dem Ziel, eine<br />

ausreichende finanzielle Verbindung herzustellen.<br />

Sie können ab 1. 7. 2010 nur mehr auf der Gruppenträgerebene<br />

gebildet werden.<br />

Gruppenträger (GT)<br />

Inländische unbeschränkt steuerpflichtige Körperschaften:<br />

Kapitalgesellschaften, Erwerbs- und<br />

Wirtschaftsgenossenschaften, Versicherungsvereine<br />

auf Gegenseitigkeit nach VAG und Kreditinstitute<br />

nach BWG.<br />

Ausländische beschränkt steuerpflichtige Körper-<br />

schaften: EU-Körperschaften lt.<br />

Anlage 2 zum EStG, mit österr.<br />

Kapitalgesellschaften vergleichbareEWR-Gesellschaften,<br />

wenn diese mit einer<br />

Zweigniederlassung im österr.<br />

Firmenbuch eingetragen sind<br />

oder über eine Beteiligung an<br />

einer im FB eingetragenen<br />

Personengesellschaft verfügen;<br />

ähnliches gilt für Körperschaften,<br />

die in mehreren Staaten<br />

unbeschränkt steuerpflichtig<br />

sind.<br />

Beteiligungsgemeinschaften,<br />

wenn alle Mitglieder gruppenträgerfähige<br />

Körperschaften<br />

sind.<br />

Gruppenmitglieder (GM)<br />

Unbeschränkt steuerpflichtige<br />

Kapitalgesellschaften,<br />

Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften,<br />

ausländische<br />

Körperschaften generell,<br />

wenn sie mit einer zuvor<br />

angeführten inländ. Gesellschaft<br />

vergleichbar sind und<br />

zu mehr als 50% mit dem GT<br />

oder einem GM finanziell verbunden<br />

sind.<br />

Eine Unternehmensgruppe<br />

nach § 9 KStG muss nicht<br />

deckungsgleich mit dem Konzernverbund<br />

sein; die Errichtung<br />

einer Gruppe und deren<br />

Umfang ist optional und wird<br />

in der Praxis nach Gesichtspunkten<br />

der Steueroptimierung<br />

in Anspruch genommen.<br />

Ausreichend finanziell verbunden<br />

sind Körperschaften<br />

dann, wenn sie mehr als 50%<br />

(es reichen 51%!) am Nennkapital<br />

und die Stimmrechtsmehrheit<br />

besitzen.<br />

Eine finanzielle Verbindung<br />

kann auch mittelbar über<br />

Körperschaften und sogar<br />

Personengesellschaften , die<br />

allerdings nie GM sein können,<br />

erreicht werden.<br />

Das steuerliche Ergebnis der<br />

Gruppen besteht aus den<br />

zusammengefassten Einzelergebnissen<br />

der GM und des<br />

GT. Dies wird durch eine<br />

33


Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

schrittweise Ermittlung des<br />

Gruppeneinkommens erreicht:<br />

Das steuerliche Ergebnis wird<br />

individuell für jedes GM ermittelt.<br />

Jedes GM hat eine KöSt-Erklärung<br />

abzugeben.<br />

Das steuerliche Ergebnis wird<br />

für jedes GM bescheidmäßig<br />

festgestellt.<br />

Das festgestellte Ergebnis wird<br />

an das beteiligte GM weitergeleitet,<br />

welches über die ausreichende<br />

finanzielle Verbindung<br />

verfügt, bis es beim GT angelangt<br />

ist.<br />

Das individuelle steuerliche<br />

Ergebnis des GT wird ermittelt.<br />

Letztendlich werden alle<br />

Ergebnisse dem GT zugerechnet<br />

und wird die Steuer festgesetzt.<br />

IX Mantelkauf<br />

Sonderausgabe gem. § 8<br />

Abs 4 KStG<br />

2. ... Der Verlustabzug steht<br />

ab jenem Zeitpunkt nicht<br />

mehr zu, ab dem die Identität<br />

des Steuerpflichtigen<br />

infolge einer wesentlichen<br />

Änderung der organisatorischen<br />

und wirtschaftlichen<br />

Struktur im Zusammenhang<br />

mit einer wesentlichen Änderung<br />

der Gesellschafterstruktur<br />

auf entgeltlicher Grundlage<br />

nach dem Gesamtbild<br />

der Verhältnisse wirtschaftlich<br />

nicht mehr gegeben ist<br />

(Mantelkauf). Dies gilt nicht,<br />

wenn diese Änderungen zum<br />

Zwecke der Sanierung des<br />

Steuerpflichtigen mit dem<br />

Ziel der Erhaltung eines<br />

wesentlichen Teiles betrieblicher<br />

Arbeitsplätze erfolgen.<br />

Verluste sind jedenfalls insoweit<br />

abzugsfähig, als infolge<br />

der Änderung der wirtschaftlichen<br />

Struktur bis zum Ende<br />

des Wirtschaftsjahres der<br />

Änderung stille Reserven<br />

steuerwirksam aufgedeckt<br />

werden.<br />

Ziel dieser Bestimmung ist das<br />

34<br />

Unterbinden rechtsgeschäftlicher Verlustverwertungen<br />

außerhalb wirtschaftlich begründbarer<br />

Fälle; Tatbestände müssen kumulativ erfüllt sein;<br />

Kein fester Zeithorizont – planmäßiger Zusammenhang<br />

erforderlich<br />

Die Bestimmung war notwendig, da die Verlustvorträge<br />

lt. Judikatur als höchstpersönliches Recht<br />

der Gesellschaft galten und daher von Gesellschafterwechsel<br />

unbeeinflusst waren. Steuerrechtlich<br />

wurde das Verlustvortragsrecht an die aufrechte<br />

wirtschaftliche Identität gebunden.<br />

X Umgründungen nach dem UmgrStG<br />

Ertragsteuerliche Grundsätze<br />

Dauernorm mit zwingender Anwendung bei Vorliegen<br />

der Anwendungsvoraussetzungen; kein<br />

Wahlrecht<br />

Maßgeblichkeit des Handelsrechtes: bei Verschmelzungen,<br />

Umwandlungen, Handelsspaltungen<br />

und tw. bei Einbringungstatbeständen; durch<br />

Eintragung ins Firmenbuch wird steuerlich die<br />

Anwendung des UmgrStG dem Grunde nach<br />

eröffnet<br />

Grundsatz der Internationalisierung<br />

Zwingende steuerliche Buchwertfortführung, es<br />

sei denn, UmgrStG schafft Ausnahmen oder steuerliche<br />

Anwendungsvoraussetzungen werden verletzt<br />

Äquivalenzgrundsatz: Gleichwertigkeit von Leistung<br />

und Gegenleistung; Verzicht auf Gegenleistung<br />

führt zu Bereicherung des Partners („Schenkung<br />

stiller Reserven“)<br />

Rückwirkungsfiktion: Umgründung gilt ertragsteuerlich<br />

mit Ablauf des Umgründungsstichtages<br />

(max. 9 Monate vor Umgr-Vertrag) vollzogen;<br />

Vermögen und Einkünfte bis zum Ende des Stichtages:<br />

Zurechnung bei Rechtsvorgänger, ab Folgetag<br />

bei Rechtsnachfolger; gilt nicht für andere<br />

Steuern und Zivilrechtsverhältnisse wie z.B.<br />

Arbeits- und Bestandsverträge, Forderungen u.<br />

Verbindlichkeiten aus Leistungsbeziehungen<br />

Grundsatz der Neutralität von Buchgewinnen und<br />

-verlusten (Ausnahme: Confusiotatbestände)<br />

Grundsatz des objektbezogenen Verlustabzugs:<br />

zwingende Anknüpfung am verlustverursachenden<br />

übertragenen Vermögen, kein Verlustabzug<br />

bei Mantelkauf tatbestand<br />

Grundsatz des modularen Umgründungssteuerrechts:<br />

Mehrfache Umgründungsschritte zum selben<br />

Stichtag, dasselbe Vermögen betreffend,<br />

wenn Umgründungsplan erstellt wird (§ 39<br />

UmgrStG)<br />

Umsatzsteuerliche Grundsätze<br />

Nichtsteuerbarkeit der Umgründung<br />

Keine Vorsteuerkorrektur nur wegen Umgründung<br />

keine Rückwirkung<br />

Gebühren- und verkehrs -<br />

steuerliche Grund sätze<br />

Zweijahresfrist für Gebührenbefreiung<br />

Gebührenbefreiung bei Vertragsübernahmen<br />

(nicht bei<br />

Verschmelzungen und<br />

Umwandlungen)<br />

Doppelter Einheitswert als<br />

GrESt-Bemessungsgrundlage<br />

keine Rückwirkung<br />

Tatbestände der Gesamtund<br />

Einzelrechtsnachfolge<br />

Verschmelzungen (Art I),<br />

Umwandlungen (Art II) und<br />

Handelsspaltungen (Art VI) –<br />

Gesamtrechtsnachfolge<br />

Zusammenschluss (Art IV),<br />

Realteilung (Art V) und Steuerspaltungen<br />

(Art VI) – Einzelrechtsnachfolge<br />

Einbringung (Art III): grundsätzlich<br />

Einzelrechtsnachfolge<br />

ausnahmsweise Gesamtrechtsnachfolge<br />

bei Sondertatbeständen<br />

nach §§ 92 BWG, 61a<br />

VAG und bei Anwachsen nach<br />

§ 142 UGB<br />

Mantelkauftatbestand<br />

Generelle Übernahme der Tatbestandsmerkmale<br />

von § 8<br />

Abs 4 Z 2 KStG<br />

Erweiterung auf aufnehmende<br />

als auch übertragende Körperschaft<br />

großzügigere Sanierungsklausel<br />

Bei Verschmelzungen,<br />

Umwandlungen, Einbringungen<br />

und Spaltungen<br />

■<br />

QUELLENANGABEN<br />

Koppensteiner/Rüffler, GmbHG3, Verlag<br />

LexisNexis<br />

Lang/Schuch/Staringer (Hrsg), KStG, 2009,<br />

Verlag Linde<br />

Leitner (Hrsg), Handbuch verdeckte<br />

Gewinnausschüttung, 2009, Verlag Linde<br />

Reinweber/Seiser, Die Gruppenbesteuerung,<br />

2009, Bilanz-Verlag


Fachbereich Grundbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

ADir.<br />

Johannes<br />

Kuster<br />

Fachredakteur Grundbuch<br />

BG Graz-Ost<br />

E-Mail:<br />

johannes.kuster@justiz.gv.at<br />

36<br />

Fachbereich<br />

Grundbuch<br />

Notariatszeitung 11/2010<br />

NZ 2010/87<br />

§§ 178, 181 f AußStrG; §§ 4, 31, 33, 94, 96f, 136<br />

GBG – Erbteilung vor Einantwortung überträgt<br />

mit deren Rechtskraft dem Miterben nicht nur<br />

quotenmäßig, sondern nach Maßgabe der Erbteilung<br />

Eigentum an den ihm zufallenden Nachlassbestandteilen<br />

1. Nach §178 Abs 1 Z 3 AußStrG hat der<br />

Beschluss über die Einantwortung auch den Hinweis<br />

auf ein allfälliges Erbteilungsübereinkommen<br />

zu enthalten, auch ist gern § 178 Abs 2 Z 2<br />

AußStrG gegebenenfalls jeder Grundbuchskörper<br />

aufzunehmen, auf dem aufgrund der Einantwortung<br />

„die Grundbuchsordnung herzustellen“ sein<br />

wird.<br />

2. Wird eine Erbteilung vor der Einantwortung<br />

vorgenommen, erwirbt der Miterbe bereits mit<br />

Rechtskraft der Einantwortung das Eigentumsrecht<br />

nicht nur quotenmäßig sondern unmittelbar<br />

an den ihm aufgrund der Vereinbarung zufallenden<br />

Bestandteilen des Nachlasses.<br />

3. Bei Liegenschaften hat die Einverleibung des<br />

Erben im Grundbuch dann in Durchbrechung<br />

des Intabulationsprinzips nur mehr deklarativen<br />

Charakter iSd § 136 GBG.<br />

4. Auch ein privates Erbteilungsübereinkommen<br />

ist der Verlassenschaftsabhandlung zu Grunde zu<br />

legen, mit dem eben beschriebenen Ergebnis.<br />

5. Einantwortungsbeschlüsse und Amtsbestätigungen<br />

des Abhandlungsgerichts sind nach § 33<br />

Abs 1 lit d GBG Urkunden, aufgrund deren Einverleibungen<br />

im Grundbuch stattfinden können.<br />

6. Sonstige Beteiligte, deren Ansprüche zulässiger<br />

Gegenstand einer Erbteilungsvereinbarung<br />

sein können, die aber nicht wie Erben nach<br />

§ 797 ABGB bereits unmittelbar durch Rechtskraft<br />

der Einantwortung Gesamtrechtsnachfolger<br />

werden können, erwerben Recht auf bücherlich<br />

zu übertragende Sachen rechtsgeschäftlich, die<br />

bücherliche Eintragung hat daher konstitutive<br />

Wirkung.<br />

7. Durch eine Amtsbestätigung nach § 182 Abs 3<br />

AußStrG wird der Nachweis erbracht, dass dem<br />

ADir. Johannes Kuster<br />

angestrebten Erwerbsvorgang<br />

keine verlassenschaftsgerichtlichen<br />

Bedenken entgegenstehen;<br />

es handelt sich um einen<br />

gerichtlichen Beschluss, in<br />

dem nicht über den Bestand<br />

erst zu begründender Rechte<br />

entschieden werden darf.<br />

OGH 15. 12. 2009, 5 Ob<br />

182/09i (LG Wels 17. 6. 2009,<br />

23 R 95/09y; BG Vöcklabruck<br />

16. 4. 2009, TZ 771/09)<br />

NZ 2010/88<br />

§§ 284f, 1008 ABGB; § 31<br />

Abs 1 GBG; §§ 18, 20 KtnGVG<br />

– Vollmachtserfordernisse bei<br />

Liegenschaftsverkauf durch<br />

Bevollmächtigten<br />

1. Wird eine durch Notariatsakt<br />

erteilte allgemeine Vollmacht<br />

als „Vorsorgevollmacht“<br />

bezeichnet, ist dennoch eine<br />

allgemeine Vollmacht erteilt.<br />

2. Ein zunächst wegen Vollmachtsmangel<br />

unwirksamer<br />

Vertrag wird durch nachträgliche<br />

Genehmigung des vollmachtslosen<br />

Handelns voll<br />

wirksam. Eine solche Genehmigung<br />

ist essentieller Teil der<br />

Titelurkunde und bedarf daher<br />

wie diese des Nachweises der<br />

Echtheit der Unterschrift der<br />

Parteien des Titelgeschäfts<br />

durch gerichtliche oder notarielle<br />

Beglaubigung.<br />

3. Auch eine Negativbestätigung<br />

nach (Kärntner) Grundverkehrsrecht<br />

bedarf der<br />

Bestätigung ihrer Rechtskraft.<br />

OGH 10.11.2009, 5 Ob 222/09<br />

x (LG Klagenfurt 29.7.2009,<br />

3 R 186/09 a; BG St. Veit/Glan<br />

11.5.2009, TZ 1613/09)


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Grundbuch<br />

NZ 2010/89<br />

§ 94 Abs 1 GBG – Grenzen<br />

der Urkundenauslegung durch<br />

das Grundbuchsgericht<br />

1. Es steht dem Grundbuchsgericht<br />

durchaus zu, aus den<br />

vorgelegten Urkunden unmittelbar<br />

logische Schlussfolgerungen<br />

zu ziehen, doch hat es<br />

sich im Übrigen auf die Auslegung<br />

des Wortlautes eines<br />

Vertrags zu beschränken, keinen<br />

davon abweichenden Parteiwillen<br />

zu ermitteln und<br />

keine Zweifelsfragen durch<br />

vom Wortlaut nicht mehr<br />

gedeckte Interpretation zu klären.<br />

2. Ein Wohnungsgebrauchsrecht<br />

setzt eindeutige<br />

Beschränkung der Nutzung<br />

auf die persönlichen Bedürfnisse<br />

des Berechtigten voraus.<br />

3. Lässt sich der dem Berechtigten<br />

zustehende Nutzungsumfang<br />

ohne außervertragliche<br />

Kenntnisse über Familienverhältnisse<br />

nicht zweifelsfrei<br />

und ausreichend bestimmt<br />

klären ist das Grundbuchsgesuch<br />

abzuweisen.<br />

OGH 10.11.2009, 5 Ob 141/09<br />

k (LGZ Wien 24.4.2009, 46 R<br />

147/09 x)<br />

NZ 2010/90<br />

§§29, 57 GBG; §§137, 138 EO;<br />

§526 ZPO – Rechtskraftbindung<br />

und Beschwer bei nur<br />

im bücherlichen Rang unterschiedlichenExekutionsanträgen<br />

1. § 57 GBG ist einschränkend<br />

dahin auszulegen, dass über<br />

Antrag des Erstehers nur jene<br />

Zwischeneintragungen zu<br />

löschen sind, die eine Beeinträchtigung<br />

der dinglichen<br />

Rechte des Erwerbers bedeuten<br />

würden, nicht aber solche,<br />

die sich auf ein Recht beziehen,<br />

das der Anmerkung im<br />

Rang vorausgeht, oder keine<br />

neue Belastungen des bisher<br />

Berechtigten enthalten.<br />

2. Die Beschwer der Betreibenden<br />

liegt darin, dass das<br />

erfolgreiche Rechtsmittel ihr<br />

einen besseren, vor der<br />

Anmerkung der Rangordnung<br />

für die beabsichtigte Veräuße-<br />

rung liegenden Rang und damit Schutz vor<br />

Löschung der Versteigerungsanmerkung zu ihren<br />

Gunsten gewährte.<br />

3. Das Neuerungsverbot versagt gegenüber einer<br />

„neuen“, nämlich nach der angefochtenen Entscheidung<br />

entstandenen Tatsache.<br />

4. Prüft das Rechtsmittelgericht, ob die Beschwer<br />

an der sachlichen Erledigung nachträglich weggefallen<br />

ist, so hat es diese Prüfung vollständig vorzunehmen<br />

(Grundbuchsstand).<br />

5. Die in einem bestimmten Rang bewilligte<br />

Zwangsversteigerung unterscheidet sich von einer<br />

im späteren Rang bewilligten gerade durch den<br />

Rang, sodass es an der für die Rechtskraftwirkung<br />

erforderlichen Identität fehlt. .<br />

OGH 14. 12.2009, 3 Ob 243/09 w (LG Wr. Neustadt<br />

25.9.2009, 17 R 243/09w; BG Mödling 6. 7.<br />

2009, 5 E 116/091)<br />

NZ 2010/91<br />

§ 126 Abs 2 GBG – Mängel des Verfahrens erster<br />

Instanz, deren Vorliegen das Rekursgericht verneinte,<br />

können nicht mehr mit Erfolg im Revisionsrekursverfahren<br />

geltend gemacht werden.<br />

OGH 11.2.2010, 5 Ob 265/09 w (LG Eisenstadt<br />

5.11.2009, 13 R 95/09 g)<br />

NZ 2010/92<br />

§ 16 Abs 2 Z 6 RpflG; § 477 Abs 1 Z 2 ZPO; §§<br />

58, 62, 66 AußStrG; § 53 GBG – Kommt die Notwendigkeit<br />

des Berücksichtigens einer ausländischen<br />

Rechtsvorschrift zumindest in Betracht,<br />

wird der Richtervorbehalt nach § 16 Abs 2 RpflG<br />

wirksam<br />

1. Ein vom <strong>Rechtspfleger</strong> in Überschreitung der<br />

ihm vom Gesetz eingeräumten Entscheidungsgewalt<br />

erlassener Beschluss leidet an Nichtigkeit<br />

nach § 477 Abs 1 Z 2 ZPO.<br />

2. Die Nichtigkeit ist, auch wenn sie im RM nicht<br />

geltend gemacht wurde, bis zur rk Beendigung<br />

des Verf wahrzunehmen; diese Konsequenz folgt<br />

auch aus § 58 Abs 4 Z 2 iVm § 58 Abs 3 AußStrG.<br />

OGH 25.3.2010, 5 Ob 208/09 p (LG Linz<br />

13.8.2009, 16 R 74/09 d; BG Freistadt 27.2.2009,<br />

TZ 580/09)<br />

Notariatszeitung 12/2010<br />

NZ 2010/104<br />

§ 35 AußStrG; §§ 292, 310 ZPO; § 28 Sbg GVG<br />

2001 – Grenzen der Überprüfung öffentlicher<br />

Urkunden, ausgestellt von der Grundverkehrskommission<br />

Ein Genehmigungsbescheid mit einer der maßgeblichen<br />

Rechtslage, namentlich der § 4 BeglV<br />

entsprechenden Rechtskraftbestätigung, liegt nunmehr<br />

vor. Diese stellt dann eine öffentliche<br />

Urkunde dar, welcher Beweiskraft iSd § 292 Abs<br />

1 ZPO und die Vermutung der Echtheit nach<br />

§ 310 Abs 1 ZPO zukommt. Aus diesen Urkundenwirkungen<br />

folgt u.a., dass die beurkundete<br />

Erklärung tatsächlich vom<br />

Aussteller (hier genauer: vom<br />

Genehmigenden) stammt.<br />

Nach dem Inhalt der hier vorliegenden<br />

öffentlichen Urkunde<br />

ist es nicht Sache des<br />

Gerichts, weiter danach zu<br />

forschen, ob der unterfertigende<br />

Beamte nach Maßgabe der<br />

inneren Bestimmungen der<br />

einschreitenden Behörde zur<br />

Ausstellung der Urkunde<br />

berechtigt war, folgt doch aus<br />

dem Gesetz, dass der Vorsitz<br />

in der Grundverkehrskommission<br />

auch von einem vom<br />

Bezirkshauptmann (hier:<br />

Bezirkshauptfrau) aus dem<br />

Stand der rechtskundigen<br />

Beamten der Bezirkshauptmannschaft<br />

bestellten Vertreter<br />

wahrgenommen werden kann.<br />

Dass im Genehmigungsbescheid<br />

der Grundverkehrsbehörde<br />

als Genehmigender<br />

nicht die Bezirkshauptfrau<br />

selbst ernannt ist, sondern ein<br />

ausdrücklich als Vorsitzender<br />

der Grundverkehrskommission<br />

bezeichneter Beamter, stößt<br />

daher auf keine Bedenken.<br />

OGH 13. 10. 2009, 5 Ob<br />

197/09w<br />

NZ 2010/105<br />

§§ 8, 9, 35ff, 74 GBG; § 3 Lieg-<br />

TeilG – Vormerkung von<br />

Abschreibung und Zuschreibung<br />

unzulässig<br />

1. Abschreibung bzw.<br />

Zuschreibung von Grundstücken<br />

oder Grundstücksteilen<br />

bilden für sich als faktische<br />

Maßnahme der Flächenänderung<br />

keine Verfügung über<br />

ein bücherliches Recht.<br />

2. Eine Vormerkung für eine<br />

Abschreibung nach § 8 Z 2,<br />

§§ 35 ff GBG kommt nicht in<br />

Frage.<br />

OGH 25. 3. 2010, 5 Ob<br />

165/09i (LG Wiener Neustadt<br />

18. 6. 2009, 18 R 95/09p;<br />

BG Neunkirchen 11.5. 2009,<br />

TZ 1765/09}<br />

AGS 762<br />

§53 Abs 3 GBG; §16 RPflG<br />

Beruft sich der ASt hinsichtlich<br />

des Beglaubigungserfordernisses<br />

des § 53 Abs 3 GBG auf<br />

37


Fachbereich Grundbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

eine ausländische Vorschrift,<br />

dann gilt der Richtervorbehalt<br />

nach § 16 Abs 2 Z 6 RPflG<br />

(hier: Beglaubigung der Unterschrift<br />

des Antragstellers durch<br />

einen tschechischen Rechtsanwalt).<br />

Entscheidet dennoch<br />

der <strong>Rechtspfleger</strong>, dann<br />

bewirkt dies eine Nichtigkeit,<br />

die bis zur rechtskräftigen<br />

Beendigung des Verfahrens<br />

auch von Amts wegen wahrzunehmen<br />

ist.<br />

OGH 25. 3. 2010, 5 Ob<br />

208/09p (LG Linz 13. 8. 2009,<br />

16 R 74/09d; BG Freistadt 27.<br />

2. 2009, TZ 580/09)<br />

AGS 763<br />

§ 136 GBG; § 364c ABGB<br />

Soll ein Belastungs- und Veräußerungsverbot<br />

wegen Ablebens<br />

des Verbotsbelasteten<br />

nach § 136 GBG gelöscht werden,<br />

dann ist dessen Tod<br />

durch eine öffentliche Urkunde,<br />

etwa eine beglaubigte<br />

Sterbeurkunde, nachzuweisen.<br />

Die bloße Möglichkeit, dass<br />

sich das Grundbuchsgericht<br />

diese Kenntnis durch Einsicht<br />

in den beim selben Gericht<br />

erliegenden Verlassenschaftsakt<br />

verschaffen könnte, reicht<br />

nicht.<br />

OGH 25. 3. 2010, 5 Ob<br />

216/09i (LG Wr Neustadt<br />

29. 6. 2009, 17 R 127/09m;<br />

BG Mödling 17. 11. 2008,<br />

TZ 7706/08)<br />

AGS 764<br />

§§ 10, 19 UHG<br />

Auch nach der Aufhebung des<br />

§ 19 UGH durch die GB-Nov<br />

2008 steht dem Eigentümer<br />

der Liegenschaft, auf der ein<br />

Bauwerk iSd § 435 ABGB<br />

behauptet wird, kein Rek<br />

gegen die Hinterlegung einer<br />

Urkunde über das Bauwerk<br />

zu.<br />

OGH 25.3.2010, 5 Ob 32/10 g<br />

(LG Klagenfurt 16.12.2009, 3 R<br />

236/09 d; BG Spittal/Drau<br />

14.7.2009, Uh 8/09)<br />

Notariatszeitung<br />

01/<strong>2011</strong><br />

NZ <strong>2011</strong>/5<br />

38<br />

§ 5 Abs 2 WEG; §§ 93, 94, 122 GBG – Entscheidungsgrundlagen<br />

im Grundbuchsverfahren<br />

1. Nach § 93 GBG ist für die Beurteilung des<br />

Grundbuchsgesuchs der Zeitpunkt maßgebend,<br />

in dem dieses beim Grundbuchsgericht einlangte;<br />

maßgeblich ist daher auch für das Rekursgericht<br />

und OGH die Sach- und Rechtslage im Zeitpunkt<br />

des Einlangens desselben.<br />

2. Das Grundbuchsgericht kann bei seiner Entscheidung<br />

neben dem Buchstand, dem Gesuchsantrag<br />

und den ihm vorgelegten Urkunden nur<br />

gerichtsbekannte Tatsachen Berücksichtigen.<br />

OGH 25. 3. 2010, 5 Ob 178/09a (LG Feldkirch<br />

17. 6. 2009, 2 R 173/ 09 w)<br />

NZ <strong>2011</strong>/6<br />

§435 ABGB; §§ 9, 10 UHG – Rechtsfolgen der<br />

Ersichtlichmachung einer Urkundenhinterlegung<br />

in der betroffenen Grundbuchseinlage<br />

1. Seit der Grundbuchsnovelle 2008 ist nicht<br />

mehr das Bestehen eines Bauwerks, sondern nur<br />

der Umstand der Urkundenhinterlegung für ein<br />

Bauwerk ersichtlich zu machen; dies hängt auch<br />

nicht mehr davon ab, ob die Hinterlegung mit<br />

Zustimmung des Liegenschaftseigentümers erfolgte.<br />

2. Es geht nur darum, einer Partei, die im Grundbuch<br />

die betroffene Einlage einsieht, die Möglichkeit<br />

zu bieten, erforderlichenfalls weitere Nachforschungen<br />

darüber anzustellen, ob es sich tatsächlich<br />

um ein Bauwerk iSd § 435 ABGB handelt.<br />

3. Die Ersichtlichmachung betrifft eine unbestreitbare<br />

Rechtstatsache, durch die weder der Grundeigentümer<br />

noch andere Buchberechtigte<br />

beschwert sein können.<br />

4. Nach wie vor kann der Liegenschaftseigentümer<br />

eine Hinterlegung, mit der seine Sache zu<br />

Unrecht mit einem Überbau belastet wird, mit<br />

Löschungsklage bekämpfen.<br />

OGH 25. 3. 2010, 5 Ob 32/10 g (LG Klagenfurt<br />

16. 12. 2009,3 R 230/09d; BG Spittal an der Dräu<br />

14. 7. 2009, Uh 8/09)<br />

Notariatszeitung 02/<strong>2011</strong><br />

NZ <strong>2011</strong>/11<br />

§§ 136, 31 ff, 87, 94 GBG – Urkundlicher Nachweis<br />

der Voraussetzungen einer Grundbuchsberichtigung<br />

1. Als Grundlage der Eintragung im Fall des § 136<br />

GBG genügt der „Nachweis der Unrichtigkeit"; er<br />

ist dann erbracht, wenn die Unrichtigkeit offenkundig<br />

oder durch öffentliche Urkunden nachgewiesen<br />

ist.<br />

2. Eine schlichte, nicht beglaubigte Kopie einer<br />

Sterbeurkunde ist keine öffentliche Urkunde iSd<br />

§136 Abs 1 GBG.<br />

3. „Offenkundig" ist eine Tatsache nur dann,<br />

wenn diese das Gericht kennt, ohne dass dieses<br />

Wissen erst aus bestimmten Unterlagen gewon-<br />

nen werden müsste.<br />

OGH 25. 3. 2010, 5 Ob<br />

216/09i (LG Wiener Neustadt<br />

29. 6. 2009, 17 R 127/09m;<br />

BG Mödling 17. 11. 2008,<br />

TZ 7706/08)<br />

NZ <strong>2011</strong>/13<br />

§§ 64, 119 Z 1 GBG; § 71 Abs<br />

4 iVm § 56 AußStrG – Rekursfrist<br />

bei unterlassener, aber<br />

vorgeschriebener Zustellung<br />

im Grundbuchsverfahren<br />

1. Hätte der Beschluss des<br />

ErstG den Einschreitern gern<br />

§ 119 Z 1 GBG zugestellt werden<br />

müssen, hängt die Möglichkeit<br />

einer späteren RekErhebung<br />

der zunächst übergangenen<br />

Partei davon ab, ob<br />

durch die RekErledigung in<br />

die Rechte Dritter eingegriffen<br />

würde.<br />

2. Trifft dies zu, muss der Rek<br />

in analoger Anwendung des<br />

§ 64 GBG innerhalb von drei<br />

Jahren ab Einbringen des der<br />

bekämpften Eintragung<br />

zugrunde liegenden Gesuchs<br />

erfolgen.<br />

3. Die sachliche Erledigung<br />

eines verspäteten Rek durch<br />

das RekG ist vom OGH aus<br />

Anlass eines rechtzeitigen<br />

RevRek von Amts wegen<br />

wahrzunehmen und muss zur<br />

Aufhebung der zweitinstanzlichen<br />

Entscheidung als nichtig<br />

sowie zur Zurückweisung des<br />

an die zweite Instanz gerichteten<br />

Rekurses führen.<br />

OGH 31. 8. 2010, 5 Ob 38/10<br />

i (LG Feldkirch 10. 12. 2009,<br />

3 R 385/ 09d; BG Dornbirn<br />

15. 1. 2002, TZ 7716/01<br />

AGS 765<br />

§§ 9, 96 GBG; § 509 ABGB; § 1<br />

WrAusIGEG<br />

1. Für die Eintragung eines<br />

Vorkaufsrechts reicht die Vereinbarung<br />

über die Begründung<br />

und die Verbücherung<br />

dieses Rechts aus; der Angabe<br />

eines Rechtsgrundes in der<br />

Vereinbarung bedarf es nicht.<br />

2. Die unentgeltliche Einräumung<br />

eines Vorkaufsrechts ist<br />

keine Schenkung und unterliegt<br />

daher nicht der Notariatspflicht.


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Grundbuch<br />

3. Eine Vereinbarung, wonach<br />

einer Vertragspartei sämtliche<br />

Erträgnisse einer Liegenschaft<br />

und im Falle des Verkaufs der<br />

halbe Verkaufserlös zukommen<br />

sollen, erfüllt nicht die<br />

Voraussetzungen des § 509<br />

ABGB und kann daher nicht<br />

als Fruchtgenussrecht verbüchert<br />

werden.<br />

4. Zwischen einem Begehren<br />

auf Einverleibung eines Vorkaufsrechts<br />

und einem auf<br />

Einverleibung eines Fruchtgenussrechts<br />

besteht, auch<br />

wenn sie in einem Vertrag<br />

derselben Person zugesagt<br />

werden, kein unlösbarer<br />

Zusammenhang, der eine teilweise<br />

Stattgebung ausschließen<br />

würde.<br />

OGH 15. 7. 2010, 5 Ob<br />

131/10s (LGZ Wien 8. 4.<br />

2010,46 R 107/10s; BG Meidling<br />

18. 2. 2010, TZ 184/2010)<br />

AGS 766<br />

§§ 26, 82 a, 85 Abs 2, § 94 Abs<br />

1 Z 3 GBG; § 43 Abs 1<br />

AußStrG; § 89 b GOG; § 5 ERV<br />

2006<br />

1. Wenn in einem elektronisch<br />

eingebrachten Grundbuchsantrag<br />

fälschlich der Begehrenstyp<br />

„Eigentumsrecht“ statt<br />

„Wohnungseigentum“ angegeben<br />

wird und die<br />

Bezeichnung des wohnungs -<br />

eigen tums tauglichen Objekts<br />

fehlt, ist dies kein Abweisungsgrund.<br />

2. Das Fehlen der Bestätigung<br />

der Rechtskraft der pflegschaftsbehördlichenGenehmigung<br />

eines zu verbüchernden<br />

Kaufvertrags ist ein Abweisungsgrund;<br />

es handelt sich<br />

dabei um einen inhaltlichen<br />

Mangel, der nicht nach § 82a<br />

GBG verbessert werden kann.<br />

OGH 27.5.2010, 5 Ob 37/10 t<br />

(LGZ Wien 19.10.2009, 47 R<br />

512/ 09f; BG Hietzing 21. 8.<br />

2009, TZ 2307/2009)<br />

AGS 767<br />

§§27, 137 Abs 3; § 4 GBG<br />

§ 137 Abs 4 GBG idF der<br />

Grundbuchs-Nov 2009 gilt<br />

nicht für Grundbuchsanträge,<br />

die vor dem Inkrafttreten die-<br />

ser Novelle am 1. 8. 2009 eingebracht worden<br />

sind.<br />

OGH 25.3.2010, 5 Ob 33/10d (LG Eisenstadt<br />

29. 10. 2009, 13 R 100/09i; BG Neusiedl am See<br />

17. 6. 2009, TZ 2930/090)<br />

AGS 768<br />

§ 31 Abs 2 GBG<br />

Das Beglaubigungserfordernis des § 31 Abs 2<br />

GBG gilt auch für Privaturkunden von Gemeinden.<br />

OGH 27. 5. 2010, 5 Ob 59/10 b (LG Klagenfurt<br />

29. 1. 2010, 1 R 5/10w; BG St Veit/Glan 24. 12.<br />

2009, TZ 4145/09<br />

Notariatszeitung 03/<strong>2011</strong><br />

NZ <strong>2011</strong>/21<br />

Art 25 Anhang l EG-Abk Schweiz v 30. 4. 2002,<br />

ABI L 2002/114, 6; Art 63, 64 Abs 1 AEUV; §§ 2 ff<br />

WrAusl-GEG – Vorlage einer Genehmigung oder<br />

Negativbestätigung ist eine gegenüber der<br />

schweizerischen Eidgenossenschaft als Drittland<br />

zulässige Beschränkung der Kapitalverkehrsfreiheit<br />

OGH 31. 8. 2010, 5 Ob 44/10 x (LGZ Wien 30. 4.<br />

2008, 46 R 49/08h; BG Döbling 19. 11. 2007, TZ<br />

5463/07; GEuG 11.2.2010, C-541/08)<br />

NZ <strong>2011</strong>/22<br />

§§ 85, 95 GBG; § 2 AußStrG – Wiederholung<br />

eines Gesuchs, Parteistellung im Grundbuchsverfahren<br />

1. Die in § 95 Abs 3 GBG enthaltene Ordnungsvorschrift<br />

soll den Antragsteller in die Lage versetzen,<br />

bei einem künftigen Grundbuchsgesuch<br />

alle der Bewilligung entgegenstehenden Fehler<br />

zu vermeiden.<br />

2. Es erwachsen nicht alle Entscheidungsgründe<br />

einer Gesuchsabweisung gesondert in Rechtskraft.<br />

3. Voraussetzung der Zulässigkeit eines neuen<br />

Antrags ist, dass sich gegenüber der Vorentscheidung<br />

die maßgebliche Sachlage geändert hat,<br />

wozu auch Art und Umfang der vorgelegten<br />

Urkunden zählen.<br />

4. Die vom Eintragungserwerber zu erfüllenden<br />

Voraussetzungen des § 85 Abs 1 und 2 GBG sind<br />

bereits dann zu bejahen, wenn ein Antrag jegliches<br />

Verwechseln des Eintragungsobjekts oder<br />

eine Fehlinterpretation des Begehrens ausschließt.<br />

5. Mangels einer allgemeinen Regelung der<br />

Antragslegitimation im GBG haben die allgemeinen<br />

Anordnungen des AußStrG zu gelten.<br />

OGH 15.7.2010, 5 Ob 117/10 g (LG Feldkirch<br />

16.3.2010, 1 R 85/10y)<br />

NZ <strong>2011</strong>/23<br />

§ 122 GBG – Beschwer des Rechtsmittelwerbers<br />

1. Auch in Grundbuchssachen ist die Rekurslegiti-<br />

mation nur bei Beschwer des<br />

Rechtsmittelwerbers zu bejahen.<br />

2. Die Beschwer muss zur Zeit<br />

der Entscheidung über das<br />

Rechtsmittel noch fortbestehen.<br />

3. Ist der Rechtsmittelwerber<br />

zwar formell beschwert, wird<br />

seine Rechtsstellung aber<br />

durch die Entscheidung nicht<br />

beeinträchtigt, ist er also materiell<br />

nicht beschwert, ist sein<br />

Rechtsmittel dennoch zurückzuweisen.<br />

OGH 15.7.2010, 5 Ob 118/10d<br />

(LG Innsbruck 6. 5. 2010, 54 R<br />

41/10s; BG Innsbruck 17. 3.<br />

2010, TZ 2887/10)<br />

NZ <strong>2011</strong>/24<br />

§§ 9, 26, 93 ff GBG; §§ 480,<br />

509 ABGB – Rechtsgrund des<br />

Erwerbs bei Vorkaufsrecht<br />

nicht anzugeben; Inhalt des<br />

Fruchtgenussrechts<br />

1. Für die Eintragung eines<br />

Vorkaufsrechts bedarf es der<br />

Angabe eines gesonderten<br />

Rechtsgrundes nicht.<br />

2. Die unentgeltliche Einräumung<br />

des Vorkaufsrechts stellt<br />

keine Schenkung dar.<br />

3. § 95 Abs 2 (§ 97 Abs 1)<br />

GBG lässt die Teilstattgebung<br />

eines mehrgliedrigen Grundbuchsgesuchs<br />

zu, sofern kein<br />

unlösbarer Zusammenhang<br />

zwischen den Gesuchsteilen<br />

besteht; ein möglicher Zusammenhang<br />

– im Motiv – stellt<br />

keinen unlösbaren Zusammenhang<br />

dar.<br />

4. Eintragungsvoraussetzungen<br />

für ein Fruchtgenussrecht ist<br />

gem § 26 Abs 2 GBG der<br />

urkundliche Nachweis eines<br />

gültigen Rechtsgrunds.<br />

5. Fruchtgenuss ist das dingliche<br />

Recht auf volle Nutzung<br />

einer fremden Sache unter<br />

Schonung der Substanz. Das<br />

bloße Recht auf Erträgnisse<br />

einer Sache kommt einem<br />

Fruchtgenussrecht nicht gleich<br />

und ist nicht verbücherbar.<br />

OGH 15. 7. 2010, 5 Ob<br />

131/10s (LGZ Wien 8. 4.<br />

2010,46 R 107/10s; BG Meldung<br />

18. 2. 2010, TZ<br />

184/2010)<br />

39


Fachbereich Grundbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Nationalraszeitung<br />

04/<strong>2011</strong><br />

NZ <strong>2011</strong>/30<br />

§ 94 Abs 1 Z 3 GBG – Bedenken<br />

gegen die Bedingungslosigkeit<br />

der Aufsandungserklärung<br />

rechtfertigen Gesuchsabweisung<br />

1. Ein Ansuchen kann nur<br />

bewilligt werden, wenn der<br />

Urkundeninhalt in formaler<br />

Beziehung unbedenklich<br />

erscheint und hinsichtlich der<br />

materiell-rechtlichen Frage<br />

irgendwelche Zweifel nicht<br />

aufkommen lässt.<br />

2. Ein in der Löschungserklärung<br />

konkret und unmissverständlich<br />

hergestellter Zusammenhang<br />

zwischen einer in<br />

ihrer rechtlichen Absicherung<br />

völlig unklaren Wohnversorgung<br />

und der Löschung von<br />

nur teilweise der Wohnversorgung<br />

dienenden bücherlichen<br />

Rechten begründet erhebliche<br />

Bedenken an Bedingungslosigkeit<br />

und Umfang der beabsichtigten<br />

Rechtsaufgabe.<br />

OGH 15.7.2010, 5 Ob 27/10x<br />

(LG Klagenfurt 23.12.2009, 3 R<br />

296/09b; BG Feldkirchen<br />

25. 11. 2009, TZ 2828/09)<br />

AGS 769<br />

§ 94 Abs 1 Z 3 GBG; §§ 2, 3, 5<br />

WrAusIGEG; Art 25 Anh l EG-<br />

Abk Schweiz 2002; Art 64 Abs<br />

1 AEUV<br />

1. Die in Art 25 Anh l EG-Abk<br />

Schweiz 2002 vorgesehene<br />

Inländergleichbehandlung<br />

beim Erwerb von Liegenschaften<br />

gilt nur für natürliche Personen.<br />

2. Die Bestimmungen des<br />

WrAusIGEG, nach denen Ausländer<br />

beim Erwerb von Liegenschaften<br />

eine Genehmigung<br />

einholen oder eine<br />

Bestätigung über die Genehmigungsfreiheit<br />

vorlegen müssen,<br />

sind nach Art 64 Abs 1<br />

AEUV gegenüber der Schweiz<br />

eine zulässige Einschränkung<br />

der Kapitalverkehrsfreiheit.<br />

OGH 31. 8. 2010, 5 Ob 44/10x<br />

(LGZ Wien 30. 4. 2008, 46 R<br />

49/08h; BG Döbling 19.11.<br />

2007, TZ 5463/07)<br />

40<br />

AGS 770<br />

§§ 119, 123 GBG; § 17 Abs 2 FlVfGG; § 38 Abs 3<br />

TFLG 1996<br />

Der Beschluss über die Verbücherung eines<br />

Rechtsgeschäfts, das nach § 17 Abs 2 FlVfGG,<br />

§ 38 Abs 3 TFLG 1996 der Bewilligung der Agrarbehörde<br />

bedarf, muss dieser nicht zugestellt werden.<br />

Den Rekurs gegen diesen Beschluss kann<br />

die Agrarbehörde nur innerhalb der den Parteien<br />

offenstehenden Frist einbringen.<br />

OGH 31.8.2010, 5 Ob 35/10 y (LG Innsbruck<br />

13.11.2009, 53 R 93/09 d; BG Zell am Ziller<br />

7.8.<strong>2011</strong>, TZ 1910/01)<br />

AGS 771<br />

§ 122 GBG; §§ 54, 71 Abs 4 AußStrG<br />

Bewilligt das Erstgericht die im Rang einer<br />

Anmerkung der Rangordnung beantragte Einverleibung<br />

eines Pfandrechts nur im laufenden Rang,<br />

kommt es dadurch aber zu keiner Rangverschiebung,<br />

dann fehlt dem Antragsteller mangels<br />

Beschwer die Berechtigung zum Rekurs.<br />

OGH 23. 9. 2010, 5 Ob 170/10a (LGZ Wien<br />

28. 5. 2010, 47 R 181/10f; BG Innere Stadt Wien<br />

18. 3. 2010, TZ 3482/2010)<br />

Immolex 10/2010<br />

§ 27 Abs 2, § 98 GBG<br />

Natürliche Personen sind mit ihrem Namen und<br />

dem Geburtsdatum einzutragen. Auch nach der<br />

aktuellen Rechtslage kann ein im Firmenbuch<br />

eingetragener Einzelunternehmer nicht unter seiner<br />

Firma im Grundbuch eingetragen werden.<br />

OGH 25.3.2010, 5 Ob 219/09 f<br />

Immolex 11/2010<br />

§ 8 Z 2, §§ 35 ff, 74 GBG; § 3 LiegTeilG<br />

Die Abschreibung einer Grundstücksteilfläche als<br />

faktische Maßnahme der Flächenänderung<br />

begründet kein bücherliches Recht und kann<br />

daher nicht vorgemerkt werden.<br />

OGH 25.3.2010, 5 Ob 165/09 i<br />

Immolex 12/2010<br />

§ 136 GBG; §§ 472, 844 ABGB<br />

Grundsätzlich bestehen Grunddienstbarkeiten bei<br />

Teilung des herrschenden Grundstücks mangels<br />

gegenteiliger Vereinbarung zu Gunsten aller Teile<br />

auch ohne bücherliche Übertragung fort. Ist die<br />

bücherliche Übertragung unterblieben, hat dies<br />

nur dann eine offenkundige Unrichtigkeit des<br />

Grundbuchs iSd § 136 GBG zur Folge, wenn sich<br />

aus den Urkunden eindeutig ergibt, dass sich die<br />

Dienstbarkeit weiterhin auch auf das abgetrennte<br />

Grundstück bezieht. Ist dies nicht offenkundig<br />

und verweigerte der Eigentümer des herrschenden<br />

Grundstücks außergerichtlich die Abgabe<br />

einer Zustimmungserklärung, kann der Berechtig-<br />

te diese klageweise erzwingen.<br />

OGH 21.4.2010, 7 Ob 38/10 d<br />

Immolex 01/<strong>2011</strong><br />

§§ 26, 85, 94 GBG; § 11 ERV<br />

2006; § 43 AußStrG<br />

Das Grundbuchsgesuch samt<br />

Beilagen muss nicht im elektronischen<br />

Rechtsverkehr eingebracht<br />

werden.<br />

Eine mit dem Grundbuchsantrag<br />

vorzulegende pflegschaftsgerichtlicheGenehmigung<br />

des zu verbüchernden<br />

Kaufvertrags muss mit einer<br />

Rechtskraftbestätigung versehen<br />

sein; fehlt diese, dann ist<br />

der Grundbuchsantrag sofort<br />

abzuweisen.<br />

OGH 27.5.2010, 5 Ob 37/10 t<br />

§ 94 Abs 1 Z 2 GBG<br />

Bei Vorliegen einer dem äußeren<br />

Anschein nach unzulässigen<br />

Doppelvertretung setzt<br />

die Bewilligung der den<br />

Machtgeber belastenden Eintragung<br />

durch das Grundbuchsgericht<br />

den urkundlichen<br />

Nachweis der Zustimmung<br />

des Machtgebers<br />

voraus. Dies gilt umso mehr<br />

bei einem durch einen<br />

Geschäftsführer einer GmbH<br />

mit dieser abgeschlossenen<br />

Insichgeschäft.<br />

OGH 31.8.2010, 5 Ob 39/10 m<br />

Juristische Blätter<br />

Heft 11/2010<br />

§ 8 Z 2, §§ 35 ff und 74 GBG;<br />

§ 3 LiegTeilG:<br />

Eine Vormerkung nach § 8<br />

Z 2, §§ 35 ff GBG für die<br />

Abschreibung von Bestandteilen<br />

eines Grundbuchskörpers<br />

im Grundbuch kommt nicht in<br />

Frage.<br />

OGH 25. 3. 2010, 5 Ob 165/09<br />

i (LG Wiener Neustadt<br />

18. 6. 2009,18 R 95/09p;<br />

BG Neunkirchen 11. 5. 2009,<br />

TZ 1765/09)<br />

§ 364c ABGB; § 136 GBG:<br />

Für die Berichtigung des<br />

Grundbuchs gern § 136 Abs l


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Grundbuch<br />

GBG durch Einverleibung der<br />

Löschung eines Belastungsund<br />

Veräußerungsverbots<br />

infolge Ablebens des Verbotsbelasteten<br />

ist dessen Tod<br />

durch Vorlage einer öffentlichen<br />

Urkunde – etwa einer<br />

gerichtlich (§ 187 AußStrG)<br />

oder notariell (§ 77 NO)<br />

beglaubigten Abschrift/Kopie<br />

der Sterbeurkunde – nachzuweisen.<br />

Die bloße Möglichkeit,<br />

dass sich der Grundbuchsrichter<br />

(<strong>Rechtspfleger</strong>)<br />

diese Kenntnis durch Einsicht<br />

in den beim selben Gericht<br />

erliegenden Verlassenschaftsakt<br />

verschaffen könnte, reicht<br />

nicht.<br />

OGH 25. 3. 2010, 5 Ob<br />

216/09i (LG Wiener Neustadt<br />

29. 6. 2009, 17 R 127/ 09m;<br />

BG Mödling 17. 11. 2008,<br />

TZ 7706/08)<br />

Heft 04/<strong>2011</strong><br />

§§ 451 und 1394 ABGB; § 13<br />

Abs 2 GBG<br />

Bei der rechtsgeschäftlichen<br />

Übertragung einer besicherten<br />

Forderung zusammen mit dem<br />

Pfandrecht bedarf der Erwerb<br />

des Pfandrechts durch den Zessionar<br />

einer Übertragung nach<br />

sachenrechtlichen Grundsätzen<br />

(Modus); bei einer Hypothek<br />

also der grundbücherlichen Einverleibung<br />

der Übertragung. Da<br />

nach der Grundregel des § 9<br />

iVm § 4 GBG im Wesentlichen<br />

nur dingliche Rechte und Lasten<br />

Gegenstand der Einverleibung<br />

sein können, ist für die<br />

Übertragung der Hypothek die<br />

Einverleibung der Übertragung<br />

des Pfandrechts (und nicht der<br />

besicherten Forderung aus dem<br />

Grundgeschäft) erforderlich.<br />

OGH 21. 10. 2010, 5 Ob<br />

126/10 f (LG Salzburg 22. 4.<br />

2010, 53 R 61/10t; BG Salzburg<br />

12. 1. 2010, TZ 9721/10)<br />

Wohnrechtliche Blätter<br />

– wobl<br />

Heft 10/2010<br />

§ 424, § 425, § 431 ABGB;<br />

§ 26, § 32 GBG; § 3, § 5 Abs 1<br />

WEG:<br />

Die Festsetzung oder Ände-<br />

rung der Nutzwerte, die selbst rechtsgrundabhängig<br />

ist, also keinen eigenen Titel für Bestandsänderungen<br />

bildet, führt nicht ohne weiteres zu<br />

einer entsprechenden Angleichung der mit WE-<br />

Objekten verbundenen Miteigentumsanteile. Die<br />

Nutzwert-(neu-)festsetzung stellt (nur) die Grundlage<br />

für eine nachfolgende (erforderliche) Änderung<br />

der Mindestanteile dar. Die Berichtigung der<br />

Miteigentumsanteile im Grundbuch erfordert<br />

daher einen eigenen Titel. Darin hat der einzelne<br />

Miteigentümer bestimmte Miteigentumsanteile an<br />

bestimmte andere Miteigentümer zu übertragen,<br />

es müssen Aufsandungserklärungen vorliegen<br />

und ein Rechtsgrund angegeben werden.<br />

OGH 22. 6. 2010, 5 Ob 15/10g - Zurückweisung<br />

des ao Revisionsrekurses (LGZ Wien 46 R<br />

382/09f)<br />

Heft 11/2010<br />

§ 31 Abs 2 GBG:<br />

Dem Erfordernis des § 31 Abs 2 GBG ist nicht<br />

entsprochen, wenn eine bloß privatrechtliche<br />

Erklärung einer Gemeinde vorliegt, die zwar<br />

nach den Vorschriften der einschlägigen Gemeindeordnung<br />

privatrechtliche Wirksamkeit erzeugt,<br />

aber eben keine „Erklärung einer Behörde des<br />

Bundes oder des Landes" umfasst.<br />

OGH 27. 5. 2010, 5 Ob 59/10b (LG Klagenfurt 1<br />

R 5/10w; BG St. Veit/Glan TZ 4145/09)<br />

Heft 01/<strong>2011</strong><br />

§ 20, §§ 61 ff, §§ 131 ff GBG; § 40 Abs 2 WEG<br />

2002:<br />

Eine selbstständige Verfügung über die Anwartschaft<br />

und die Anmerkung nach § 40 Abs 2 WEG<br />

2002 ist ausgeschlossen. Sie stellt nur ein rechtliches<br />

Zubehör des Eigentums am Mindestanteil<br />

dar. Kommt ein Erwerb des Mindestanteils durch<br />

den Begünstigten endgültig nicht zustande, wird<br />

die Anmerkung gegenstandslos, sodass sie nach<br />

den Bestimmungen der §§ 131 ff GBG bei entsprechendem<br />

Nachweis auf Antrag oder amtswegig<br />

gelöscht werden kann. Mangels Verletzung<br />

eines dinglichen Rechts des Liegenschaftseigentümers<br />

kann die Beseitigung einer Anmerkung<br />

nach § 40 Abs 2 WEG nicht mit Löschungsklage<br />

geltend gemacht werden.<br />

OGH 22. 6. 2010, 5 Ob 233/09i (LGZ Wien 37 R<br />

426/08h; BG Favoriten 7 C 1985/07g)<br />

■<br />

41


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekution<br />

ADir.<br />

Martin Metz<br />

Fachredakteur Zivilprozess-,<br />

Exe kutions- und Privatinsolvenzrecht<br />

BG Steyr<br />

E-Mail:<br />

martin.metz@justiz.gv.at<br />

A. Allgemeines<br />

1. Rechtsprobleme<br />

In einem österreichischen<br />

Zivilverfahren soll entweder<br />

Jemandem zugestellt werden,<br />

der sich im Ausland<br />

aufhält oder<br />

Ein Beweis aufgenommen<br />

werden, der sich im Ausland<br />

befindet.<br />

Dies war bisher Richtersache,<br />

weil gem § 16 Abs 2 Z 2<br />

RpflG idF vor der ZVN 2009<br />

„die Schreiben an österreichische<br />

Vertretungsbehörden<br />

im Ausland, an ausländische<br />

Vertretungsbehörden im<br />

Inland, an andere ausländische<br />

Behörden und an zwischenstaatlicheOrganisationen“<br />

dem Richter/der Richterin<br />

vorbehalten waren. Mit der<br />

ZVN, BGBl I 2009/30, wurde<br />

Z 2 aufgehoben. Deshalb sind<br />

nun auch Rpfl für Zustellund<br />

Rechtshilfeersuchen<br />

zuständig.<br />

Zustellung und Beweis -<br />

aufnahme im Ausland<br />

Das bedeutet wohl gar nicht so sehr eine quantitative<br />

Mehrbelastung, aber sehr wohl eine qualitative.<br />

Die anzuwendenden Vorschriften ergeben<br />

sich nämlich nicht nur aus den nationalen Verfahrensgesetzen,<br />

sondern auch aus jeder Menge<br />

andrer Rechtsquellen (s gleich unten).<br />

Ganz einfach ist weder eine Zustellung ins Ausland<br />

noch eine Beweisaufnahme im Ausland.<br />

Beides bedeutet einen Eingriff in die Souveränität<br />

des anderen Staates. Hoheitliche Zustellungen<br />

durch Österreich können daher nur in Österreich<br />

oder mit Rechtshilfe des anderen Staates<br />

erfolgen, ebenso Beweisaufnahmen. Nur wenige<br />

Fälle sind unbedenklich, etwa wenn das Gericht<br />

anfragt, ob eine Urkunde aus dem Ausland übermittelt<br />

werden kann.<br />

In der Sache ist immer zu überlegen:<br />

1. muss die Rechtshandlung im Ausland vorgenommen<br />

werden – das ist nicht immer nötig:<br />

a) So erlaubt § 98 ZPO idF der ZVN 2009 (ab<br />

1.4.2009) die Zustellung über einen inländischen<br />

Zustellbevollmächtigten und § 93<br />

ZPO wird ab 1.1.2010 ermöglichen, jede<br />

Zustellung an eine Partei (zur TS ebenso<br />

wie zur PV) an den Vertreter vorzunehmen,<br />

dem Prozessvollmacht erteilt wurde (das<br />

muss nicht einmal ein RA sein!).<br />

b) Auch Beweisaufnahmen können ebenso gut<br />

im Inland stattfinden. Wer einen Zeugen im<br />

Ausland vernommen haben will, muss dartun,<br />

warum. Der Unmittelbarkeitsgrundsatz<br />

führt nämlich dazu, dass im Prinzip der<br />

Zeuge zum erkennenden Gericht muss und<br />

nur unübersteigliche Hindernisse eine<br />

Rechtshilfe rechtfertigen (Details in § 291a<br />

ZPO, aber auch in § 328 ZPO; sie gelten<br />

auch im Verfahren außer Streitsachen [§ 35<br />

AußStrG], Exekutionsverfahren [§ 78 EO]<br />

und Insolvenzverfahren [§ 178 KO]).<br />

2. bei Beweisaufnahme: Genügt es vielleicht,<br />

vom Parteienvertreter die Ankündigung zu<br />

erhalten, dass er für eine schriftliche Antwort<br />

sorgen wird (z.B. Gehaltsauskunft durch den<br />

LStA Dr. Robert Fucik<br />

ausländischen Dienstgeber)?<br />

3. Will der Rpfl ins Ausland<br />

reisen (§ 291a ZPO bzw.<br />

EuBVO) oder die Vernehmung<br />

durch das ausländische<br />

Rechtshilfegericht veranlassen?<br />

4. Es gibt auch den Mittelweg,<br />

bei dem weder das<br />

Gerichtsorgan noch der zu<br />

Vernehmende eine Grenze<br />

überschreiten muss,<br />

obwohl sie in verschiedenen<br />

Ländern weilen: die<br />

Vernehmung mit Hilfe elektronischer<br />

Ton- und Bildübertragungen(„Videokonferenz“)<br />

5. welchen Weg nimmt das<br />

Zustellungs- bzw. Rechtshilfeersuchen<br />

Der Weg des Rechtshilfeersuchens<br />

kann verschieden<br />

lang sein. Im Grunde gibt es<br />

folgende Kanäle (auch in der<br />

Praxis im Verhältnis zu verschiedenen<br />

Staaten):<br />

1. Diplomatischer Weg<br />

Ersuchendes Gericht<br />

> <strong>Justiz</strong>ministerium (JM)<br />

ersuchender Staat > Außenministerium<br />

(AM) ersuchender<br />

Staat > Botschaft<br />

des ersuchenden im<br />

ersuchten Staat > AM<br />

ersuchter Staat > JM<br />

ersuchter Staat > ersuchtes<br />

Gericht.<br />

2. Konsularischer Weg<br />

Ersuchendes Gericht > JM<br />

ersuchender Staat > AM<br />

ersuchender Staat > Konsul<br />

des ersuchenden im<br />

ersuchten Staat > JM<br />

43


Fachbereich Exekution Der Österreichische Recht§pfleger<br />

ersuchter Staat > ersuchtes<br />

Gericht.<br />

3. Weg über Zentralstellen<br />

Ersuchendes Gericht ><br />

Zentralstelle (meist: JM)<br />

ersuchender Staat > Zentralstelle<br />

(meist: JM)<br />

ersuchter Staat > ersuchtes<br />

Gericht.<br />

4. Direkte Kommunikation<br />

Ersuchendes Gericht ><br />

ersuchtes Gericht.<br />

Es braucht nicht viel Phantasie<br />

dazu, sich auszumalen,<br />

wie viel Zeitgewinn mit dem<br />

Wegfall eines jeden dieser Zwischenschritte<br />

verbunden ist.<br />

2. Das Sprachenproblem<br />

Wenn die Kommunikation<br />

nicht gerade zwischen<br />

Deutschland und Österreich,<br />

zwischen England und Irland<br />

oder zwischen Frankreich und<br />

dem wallonischen Teil von<br />

Belgien läuft, tritt auch das<br />

Sprachenproblem hinzu. IaR<br />

kann man von einem staatlichen<br />

Gericht nicht verlangen,<br />

in einer anderen als der Amtssprache<br />

zu kommunizieren.<br />

Eine praktische Lösung für<br />

alle Routinefälle hat die EU<br />

darin gefunden, besonders<br />

elaborierte, nahezu jeden<br />

denkbaren Fall bedenkende<br />

Formulare zu entwickeln, die<br />

bei erster Lektüre entsprechend<br />

abschreckend erscheinen,<br />

aber einen unschätzbaren<br />

Vorteil haben: Man kann sie in<br />

der eigenen Sprache ausfüllen<br />

(= um Namen, Daten und<br />

Kreuzchen in Checkboxes<br />

ergänzen), ohne idR noch<br />

irgendetwas übersetzen zu<br />

müssen, denn das Formular<br />

kann dann automatisch in der<br />

Sprache des ersuchten MS<br />

gesendet werden.<br />

3. Rechtsquellen<br />

Es gibt eine eindeutige Hierarchie<br />

der Rechtsquellen. Vorrang<br />

hat das Gemeinschaftsrecht,<br />

dann sind zweiseitige<br />

und mehrseitige Staatsverträge<br />

44<br />

zu prüfen, zuletzt das nationale Recht.<br />

Das bedeutet im Einzelnen:<br />

Ist der andere Staat ein Mitgliedstaat der EU, so<br />

gelten die einschlägigen Verordnungen, also<br />

Die Europäische ZustellVO (EuZVO) bzw<br />

Die Europäische BeweisaufnahmeVO<br />

(EuBVO).<br />

Und um es nicht „zu einfach“ zu machen: Dänemark<br />

nimmt zwar an der EuZVO teil, nicht aber<br />

an der EuBVO!<br />

Ist der andere Staat nicht Mitgliedstaat der EU<br />

(oder, im Fall der Beweisaufnahme, Dänemark),<br />

so ist ein Staatsvertrag zu suchen, der den<br />

Rechtshilfeverkehr zwischen Österreich und diesem<br />

Staat regelt.<br />

Findet sich kein solcher Staatsvertrag, so bleibt<br />

die Möglichkeit der „Gegenseitigkeit“, wenn<br />

nämlich Österreich entsprechende Ersuchen des<br />

Staates zulässt, kann es auch erwarten, dass der<br />

Staat österreichischen Ersuchen entspricht.<br />

Da liegt die Frage nahe: „Wo findet man das<br />

alles“? Erstaunlicher als die Frage ist die relativ<br />

einfache Antwort:<br />

Im Gelben Buch online<br />

Internationaler Rechtshilfeverkehr<br />

und<br />

Internationale Vollstreckungsrechtshilfe<br />

in Zivilsachen<br />

Reg.-Rat Josef Schneider<br />

KR Josefine Schwarz<br />

B. Wichtiges zur Zustellung<br />

1. Notwendigkeit der Auslandszustellung?<br />

a) Zustellung an einen Zustellungsbevollmächtigten<br />

§ 98. (1) Parteien oder Bevollmächtigten, die<br />

keine Abgabestelle im Inland haben, kann<br />

vom Gericht aufgetragen werden, innerhalb<br />

einer gleichzeitig zu bestimmenden, mindestens<br />

vierzehntägigen Frist ab Zustellung des<br />

Auftrages für diesen Rechtsstreit einen<br />

Zustellungsbevollmächtigten namhaft zu<br />

machen. Wird diesem Auftrag nicht fristgerecht<br />

nachgekommen, so erfolgen weitere<br />

Zustellungen durch Übersendung des jeweiligen<br />

Schriftstücks ohne Zustellnachweis, bis<br />

ein geeigneter Zustellungsbevollmächtigter<br />

dem Gericht namhaft<br />

gemacht oder dem Gericht<br />

eine Abgabestelle im Inland<br />

bekannt gegeben wird. Das<br />

Schriftstück gilt 14 Tage<br />

nach Aufgabe zur Post als<br />

zugestellt. Auf diese Rechtsfolge<br />

ist im Auftrag hinzuweisen.<br />

(2) Für den Zustellungsbevollmächtigen<br />

gilt § 97<br />

Abs. 5.<br />

b) Zustellung an den Parteienvertreter<br />

§ 93. (1) Hat eine Partei für<br />

einen Rechtsstreit Prozessvollmacht<br />

erteilt, so haben<br />

alle bis zur Aufhebung der<br />

Prozessvollmacht (§ 36) alle<br />

diesen Rechtsstreit betreffenden<br />

Zustellungen an den<br />

namhaft gemachten Bevollmächtigten<br />

zu geschehen.<br />

Dies umfasst auch Ladungen<br />

der Partei zu ihrer Einvernahme.<br />

c) Die Prüfung der Zustellwirkungen<br />

Zustellung von Klagen<br />

§ 106. (1) Klagen sind mit<br />

Zustellnachweis zuzustellen.<br />

Die Zustellung an<br />

einen Ersatzempfänger ist<br />

zulässig.<br />

(2) Erfolgt die Zustellung<br />

im Ausland durch Behörden<br />

des Zustellstaates, so<br />

genügt die Einhaltung jener<br />

Vorschriften, die das Recht<br />

dieses Staates für die Zustellung<br />

entsprechender<br />

Schriftstücke vorsieht. Das<br />

gilt nicht, wenn die Anwendung<br />

dieser Vorschriften<br />

mit Art. 6 der Europäischen<br />

Konvention zum Schutze<br />

der Menschenrechte und<br />

Grundfreiheiten, BGBl.<br />

Nr. 210/1958, unvereinbar<br />

wäre.<br />

2. Grundlagen des internationalen<br />

Zustellwesens<br />

Global kann sich Österreich<br />

auf das HPÜ 1954 bzw. auf<br />

bilaterale Abk stützen, unionsweit<br />

(hier auch gegenüber


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekution<br />

DK) auf die EuZVO.<br />

Mit 13.11.2008 ist die neue<br />

EuZVO in Kraft getreten. Sie<br />

gilt im Zustellverkehr zwischen<br />

allen EU-MS, also<br />

auch für Dänemark. Die entsprechende<br />

Ausdehnung des<br />

Anwendungsbereichs erfolgte<br />

durch ein zwischen der EU<br />

und DK geschlossenes<br />

Abkommen, wonach Dänemark<br />

seit dem 1.7.2007 die<br />

EuZVO ebenfalls anwendet.<br />

Dänemark hat erklärt, auch<br />

die nunmehrigen Änderungen<br />

der EuZVO anzuwenden.<br />

Zustellungen ins Ausland<br />

machen immer gewisse<br />

Schwierigkeiten. Die Materie<br />

mutet besonders technisch und<br />

trocken an, hat aber größte<br />

praktische Bedeutung: Die<br />

Zustellung soll sicherstellen,<br />

dass der Empfänger zumindest<br />

in die Lage versetzt wird<br />

(„Gelegenheit hat“), sich über<br />

den Inhalt des Zustellstücks<br />

und seine Handlungslasten zu<br />

informieren, garantiert also<br />

das rechtliche Gehör.<br />

Weder die aktuelle EuZVO<br />

noch ihre Vorgängerin haben<br />

dabei besonders mutig Neuland<br />

beschritten, wenn auch<br />

immerhin nun die direkte<br />

Kommunikation zwischen<br />

den Gerichten (bzw. Zustellorganen)<br />

zum Regelfall<br />

geworden ist. Weitergehend<br />

vereinheitlichte Zustellregeln<br />

wären aber auch sehr viel verlangt<br />

gewesen in einer Union,<br />

in der viele Staaten die Zustellung<br />

als Vorbehaltsaufgabe<br />

des Gerichtspersonals<br />

ansehen 1, andere 2 besondere,<br />

privatwirtschaftlich agierende<br />

Berufszweige für Zustellung<br />

und Vollstreckung haben<br />

(„Hussiers“) und wieder andere<br />

3 das Zustellwesen prinzipiell<br />

als Domäne der Parteienvertreter<br />

sehen.<br />

Somit beschränkt sich die VO<br />

mehr oder weniger auf technischeDurchführungsdetails<br />

und überlässt eine Reihe<br />

von wichtigen Regelungskreisen dem jeweiligen<br />

nationalen Recht, nämlich:<br />

welche Schriftstücke überhaupt zuzustellen<br />

sind (dies beurteilt der Gerichtsstaat nach seinem<br />

nationalen Verfahrensrecht);<br />

auf welche Weise, an welchem Ort und durch<br />

wen zuzustellen ist (dies beurteilt der Empfangsstaat<br />

nach seinem Recht, wobei damit<br />

vereinbare besondere Wünsche des Gerichtsstaats<br />

erfüllt werden können [Art 7 Abs 1<br />

EuZVO]);<br />

welche Folgen und Rechtswirkungen die<br />

Zustellung auslöst (dies beurteilt wiederum<br />

der Gerichtsstaat nach seiner lex fori); zumindest<br />

die Möglichkeit einer Heilung ist aber<br />

nunmehr einheitlich in Art 8 EuZVO geregelt.<br />

Als wichtigste Charakteristika seien festgehalten:<br />

Zustellung der Schriftstücke (Art 5, 7 EuZVO):<br />

Eine einmonatige Frist für die Zustellung<br />

von Schriftstücken ist zu beachten. Bei Nichteinhaltung<br />

der Frist hat die Empfangsstelle der<br />

Übermittlungsstelle die Verzögerung unter Verwendung<br />

des Formblatts 4 mitzuteilen. Die<br />

Empfangsstelle hat ungeachtet dessen weiterhin<br />

alle Schritte für die Zustellung des Schriftstücks<br />

zu setzen, wenn ihr die Zustellung<br />

innerhalb einer angemessenen Frist möglich<br />

erscheint und die Übermittlungsstelle nicht<br />

Anderes verlangt. Naturgemäß ist allerdings<br />

von weiteren Zustellbemühungen abzusehen,<br />

wenn durch die Verzögerung die von der<br />

Übermittlungsstelle vorgegebene Frist für die<br />

Zustellung überschritten wurde.<br />

Verweigerung der Annahme eines Schriftstücks<br />

(Art 8 EuZVO): Seit der neuen EuZVO muss<br />

der Empfänger ein Schriftstück ausnahmslos<br />

auch dann akzeptieren, wenn es zwar nicht in<br />

einer Amtssprache des Empfangsstaates verfasst<br />

ist, er diese andere Sprache jedoch versteht.<br />

Davor war dies nur der Fall, wenn die<br />

andere Sprache jene des Übermittlungsstaates<br />

war. Mit der neuen EuZVO wurde ein standardisiertes<br />

Formblatt 5 eingeführt, mit dem der<br />

Empfänger über sein Annahmeverweigerungsrecht<br />

informiert werden muss. Er<br />

wird darin belehrt, dass er ein nicht in einer<br />

zulässigen Sprache abgefasstes (oder nicht in<br />

diese Sprache übersetztes) Schriftstück entweder<br />

sofort (gleich beim Empfang des Schriftstücks)<br />

oder binnen einer Woche zurückgeben<br />

bzw. zurücksenden kann. Österr. Empfangsstellen<br />

haben nun bei der Zustellung<br />

von nicht in deutscher Sprache 6 verfassten<br />

Schriftstücken in Österreich dem<br />

Zustellstück dieses Formblatt anzuschließen<br />

(Art 8 Abs 1 EuZVO).<br />

Wie bisher hat die Empfangsstelle nach Art 8 Abs<br />

2 EuZVO bei Verweigerung der Annahme das<br />

Zustellersuchen samt Zustellstück unter Verwen-<br />

dung des Formblatts 7 zurückzusenden.<br />

Nach Art 8 Abs 3<br />

EuZVO kann iSd Rsp des<br />

EuGH die Zustellung bei<br />

Annahmeverweigerung<br />

dadurch bewirkt werden, dass<br />

dem Empfänger das Schriftstück<br />

zusammen mit der erforderlichen<br />

Übersetzung (nochmals)<br />

zugestellt wird. Das<br />

Schriftstück gilt in diesem Fall<br />

idR erst zum Zeitpunkt der<br />

neuerlichen Zustellung als<br />

zugestellt.<br />

Kosten der Zustellung: Der<br />

Empfangsstaat darf wie bisher<br />

für seine Tätigkeit<br />

grundsätzlich keine<br />

Gebühren oder Erstattung<br />

von Auslagen verlangen<br />

(Art 11 Abs 1<br />

EuZVO). Die Ausnahmeregel<br />

des Abs 2 (Gebühren<br />

für besondere Zustellpersonen<br />

und für besondere<br />

Formen der Zustellung)<br />

wurde entschärft: Nunmehr<br />

müssen diese Gebühren im<br />

Vorhinein mit einem<br />

bestimmten (verhältnismäßigen<br />

und nicht diskriminierenden)<br />

Betrag festgesetzt<br />

sein. Diese Festgebühren<br />

sind im Europäischen<br />

Gerichtsatlas für<br />

Zivilsachen 8 abrufbar. Derartige<br />

Kosten sind an die<br />

jeweils zuständige Empfangsstelle<br />

(in Frankreich<br />

z.B. an die „Hussiers de<br />

Justice“) zu überweisen.<br />

Zustellung durch Postdienste;<br />

unmittelbare Zustellung:<br />

1 Wie Deutschland und Österreich.<br />

2 Wie Frankreich und Belgien.<br />

3 Wie England und Irland.<br />

4 Anhang I „Bescheinigung über die<br />

Zustellung bzw. Nichtzustellung von<br />

Schriftstücken“.<br />

5 Anhang II „Belehrung des Empfängers<br />

über sein Annahmeverweigerungsrecht“.<br />

6 Präziser: Nicht in einer Amtssprache,<br />

kann doch das Verfahren (Minderheitenschutz!)<br />

in einigen Kärntner Gerichten<br />

auch in Slowenisch und in manchen<br />

burgenländischen in Kroatisch<br />

bzw. Ungarisch geführt werden.<br />

7 Anhang I „Bescheinigung über die<br />

Zustellung bzw. Nichtzustellung von<br />

Schriftstücken“.<br />

8 Z.B. für Frankreich:<br />

http://ec.europa.eu/justice_home/judi<br />

cialatlascivil/html/ds_otherinfostate<br />

_fr_de.jsp.<br />

45


Fachbereich Exekution Der Österreichische Recht§pfleger<br />

46<br />

Die Postzustellung in<br />

andere MS ist nunmehr<br />

ausschließlich durch Einschreiben<br />

mit Rückschein<br />

oder mit gleichwertigem<br />

Beleg zulässig. Die<br />

MS können keine (zusätzlichen)<br />

Bedingungen für die<br />

Postzustellung mehr festlegen<br />

(Art 14 EuZVO). Weiterhin<br />

ist eine unmittelbare<br />

Zustellung im Parteibetrieb<br />

nach Österreich oder<br />

aus Österreich in einen<br />

anderen MS nicht möglich<br />

(Art 15 EuZVO).<br />

3. Übersichten über 75<br />

(Nicht-EU)Staaten<br />

1. Ägypten: tatsächliche<br />

Übung<br />

2. Äthiopien: tatsächliche<br />

Übung<br />

3. Afghanistan: tatsächliche<br />

Übung<br />

4. Albanien: tatsächliche<br />

Übung<br />

5. Algerien: tatsächliche<br />

Übung<br />

6. Andorra: tatsächliche<br />

Übung<br />

7. Argentinien: HPÜ<br />

8. Armenien: HPÜ 1954,<br />

BGBl. 91/1957<br />

9. Aserbaidschan: keine<br />

10. Australien: Österr.-brit.<br />

Rechtshilfevertrag, BGBl.<br />

45/1932<br />

11. Barbados: Österr.-brit.<br />

Rechtshilfevertrag, BGBl.<br />

45/1932<br />

12. Brasilien: tatsächliche<br />

Übung<br />

13. Belarus: pragmatische<br />

Anwendung des HPÜ<br />

1954, BGBl. 91/1957<br />

14. Brunei: keine<br />

15. China: tatsächliche<br />

Übung; für die Sonderverwaltungsregion<br />

Macao findet<br />

weiterhin das HPÜ<br />

1954, BGBl. 91/1957,<br />

Anwendung (s. BGBl.<br />

122/2000).<br />

16. Chile: tatsächliche Übung<br />

17. Georgien: tatsächliche<br />

Übung<br />

18. Cote d’Ivoire: keine<br />

19. Dominikanische Republik:<br />

keine<br />

20. Guatemala: keine<br />

21. Indien: tatsächliche Übung<br />

22. Indonesien: tatsächliche Übung<br />

23. Irak: tatsächliche Übung<br />

24. Iran: Niederlassungsvertrag BGBl. 45/1966<br />

25. Israel: HPÜ 1954, BGBl. 91/1957, Zusatzabkommen<br />

BGBl. 225/1982<br />

26. Jamaika: Österr.-brit. Rechtshilfevertrag,<br />

BGBl. 45/1932<br />

27. Japan: HPÜ 1954, BGBl. 91/1957<br />

28. Kanada: Österr.-brit. Rechtshilfevertrag,<br />

BGBl. 45/1932<br />

29. Kasachstan: keine<br />

30. Katar: keine<br />

31. Kenia: Österr.-brit. Rechtshilfevertrag, BGBl.<br />

45/1932<br />

32. Kirgisien: Österr.-brit. Rechtshilfevertrag,<br />

BGBl. 45/1932<br />

33. Kolumbien: tatsächliche Übung<br />

34. Kongo: tatsächliche Übung<br />

35. Kroatien: Weiteranwendung des österr.jugosl.<br />

Rechtshilfevertrages, BGBl. 224/1955.<br />

HPÜ 1954, BGBl. 91/1957<br />

36. Kuba: keine<br />

37. Kuwait: tatsächliche Übung<br />

38. Libyen: tatsächliche Übung<br />

39. Liechtenstein: Österr.-liechtenstein. Rechtshilfevertrag,<br />

BGBl. 99/1968<br />

40. Marokko: HPÜ 1954, BGBl. 91/1957<br />

41. Malediven: keine<br />

42. Mazedonien: Weiteranwendung des österr.jugosl.<br />

Rechtshilfevertrages, BGBl. 224/1955.<br />

HPÜ 1954, BGBl. 91/1957<br />

43. Mexico: tatsächliche Übung<br />

44. Montenegro: Weiteranwendung des österr.jugosl.<br />

Rechtshilfevertrages, BGBl. 224/1955<br />

(BGBl. III 156/1997 und 124/2007), HPÜ<br />

1954, BGBl. 91/1957<br />

45. Monaco: tatsächliche Übung<br />

46. Neuseeland: Österr.-brit. Rechtshilfevertrag,<br />

BGBl. 45/1932<br />

47. Nigeria: Österr.-brit. Rechtshilfevertrag, BGBl.<br />

45/1932<br />

48. Norwegen: HPÜ 1954, BGBl. 91/1957,<br />

Zusatzabkommen BGBl. 455/1985<br />

49. Oman: keine<br />

50. Pakistan: keine<br />

51. Paraguay: keine<br />

52. Peru: tatsächliche Übung<br />

53. Philippinen: tatsächliche Übung<br />

54. Russland: HPÜ 1954, BGBl. 91/1957, österr.sowj.<br />

Rechtshilfevertrag, BGBl. 112/1972<br />

55. San Marino: keine<br />

56. Saudi Arabien: tatsächliche Übung<br />

57. Schweiz: HPÜ 1954, BGBl. 91/1957, Zusatzabkommen<br />

BGBl. 354/1969<br />

58. Serbien: Weiteranwendung des österr.-jugosl.<br />

Rechtshilfevertrages, BGBl. 224/1955. HPÜ<br />

1954, BGBl. 91/1957<br />

59. Seychellen: keine<br />

60. Singapur: Österr.-brit. Rechtshilfevertrag,<br />

BGBl. 45/1932<br />

61. Südafrika: tatsächliche<br />

Übung<br />

62. Syrien: tatsächliche<br />

Übung<br />

63. Taiwan: keine<br />

64. Tansania: Österr.-tans.<br />

Rechtshilfevertrag, BGBl.<br />

222/1980<br />

65. Thailand: keine<br />

66. Togo: keine<br />

67. Türkei: HPÜ 1954, BGBl.<br />

91/1957, Zusatzabkommen,<br />

BGBl. 570/1992<br />

68. Tunesien: Österr.-tun.<br />

Rechtshilfevertrag, BGBl.<br />

304/1980<br />

69. Uganda: Österr.-brit.<br />

Rechtshilfevertrag, BGBl.<br />

45/1932<br />

70. Ukraine: HPÜ 1954,<br />

BGBl. 91/1957 (BGBl. III<br />

25/2000)<br />

71. Vatikan: HPÜ 1954, BGBl.<br />

91/1957<br />

72. Venezuela: keine<br />

73. Vereinigte Arabische<br />

Emirate: keine<br />

74. USA: tatsächliche Übung<br />

75. Vietnam: tatsächliche<br />

Übung<br />

76. Sonderproblem Jersey<br />

u.a.:<br />

Siehe den Vermerk in Gelbes<br />

Buch Online:<br />

Die Kanalinseln [Guernsey,<br />

Alderney, Sark-Inseln sowie<br />

Jersey, Herm und Jethou] Insel<br />

Man, Anguilla, Bermuda, Britische<br />

Jungferninseln, Kaymaninseln,<br />

Falklandinseln und<br />

Nebengebiete, Montserrat,<br />

Hoheitszonen Akrotiri und<br />

Dhekelia [Zypern], St. Helena<br />

und Nebengebiete und Turksund<br />

Caicosinseln sind nicht<br />

Teile des Vereinigten Königreiches<br />

und nicht EU-Mitglieder;<br />

Zustellstücke sind dem BMJ in<br />

2-facher Ausfertigung, je verbunden<br />

mit beglaubigten<br />

Übersetzungen in die englische<br />

Sprache, samt einem<br />

Konsulargebührenbericht vorzulegen,<br />

vgl. Muster II/6b.<br />

Eine Zustellung durch die<br />

zuständige österreichische Vertretungsbehörde<br />

ist zwar<br />

grundsätzlich zulässig, aber<br />

nicht zweckmäßig.


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekution<br />

C. Wichtiges zur<br />

Beweisaufnahme<br />

1. Allgemein<br />

a) Erste Überlegungen müssen<br />

immer in Richtung der<br />

Notwendigkeit gehen, uzw<br />

Allgemein: Ist dieses<br />

Beweismittel überhaupt<br />

notwendig und<br />

Konkret: Ist es notwendig,<br />

dass dieser Beweis<br />

im Ausland aufgenommen<br />

wird.<br />

1. Zulässige (nicht mit Aussicht<br />

bekämpfbare) Abweisungsgründe<br />

(= verfehlte<br />

Beweisanträge):<br />

Beweismittel ist abstrakt<br />

ungeeignet;<br />

Erkennendes Organ ist<br />

von den behaupteten<br />

Tatsachen (nicht von<br />

deren Gegenteil!) schon<br />

überzeugt;<br />

Das Beweisthema ist<br />

irrelevant<br />

Es handelt sich um<br />

einen „Erkundungsbeweis“:<br />

wenn kein konkretes<br />

Thema genannt<br />

wurde.<br />

Eine Abweisung in „vorgreifenderBeweiswürdigung“<br />

(weil dem Zeugen<br />

ohnehin nicht zu<br />

glauben sein wird) ist<br />

hingegen unzulässig!<br />

2. Keine Vernehmung Minderjähriger,<br />

wenn dies das<br />

Kindeswohl belastete<br />

(§ 289b Abs 1 ZPO idF<br />

2.GeSchG; § 13, 35<br />

AußStrG).<br />

b) Dann ist die Beweismethode<br />

zu überlegen:<br />

■ Beweismittelbeschaffung<br />

(„Import“): Ladung zum<br />

erkennenden Gericht;<br />

Auftrag zur Vorlage der<br />

Urkunde oder<br />

■ Eigene Beweisaufnahme<br />

im Ausland: Art 17<br />

EuBVO. Antrag an die<br />

aus dem <strong>Justiz</strong>atlas<br />

ersichtliche Behörde<br />

(z.B. Präsident des OLG<br />

München für Bayern,<br />

<strong>Justiz</strong>ministerium Abtei-<br />

lung internationale Angelegenheiten für die<br />

tschechische Republik, Ministry of Justice of<br />

the Slovak Republic – Division for Private<br />

International Law And International Judicial<br />

Co-operation, ungarisches <strong>Justiz</strong>ministerium.<br />

Abteilung Kollisionsrecht). Die ausländischen<br />

Behörden dulden die Beweisaufnahme<br />

(„passive Rechtshilfe“).<br />

ADRESSE:<br />

http://ec.europa.eu/justice_home/<br />

judicialatlascivil/html/te_centralbody_<br />

hu_de.htm<br />

■ Mittelbare Beweisaufnahme durch das Ausland:<br />

Rechtshilfeersuchen an das zuständige<br />

Gericht (nicht über die Zentralstelle).<br />

Das ausländische Gericht nimmt die Beweise<br />

auf („aktive Rechtshilfe“).<br />

■ Eigene Beweisaufnahme mittel Videokonferenz<br />

(§ 277 ZPO)<br />

Verwendung technischer Einrichtungen zur<br />

Wort- und Bildübertragung bei der Beweisaufnahme<br />

277. Das Gericht hat nach Maßgabe der technischen<br />

Möglichkeiten statt der Einvernahme<br />

durch einen ersuchten Richter eine unmittelbare<br />

Beweisaufnahme unter Verwendung<br />

technischer Einrichtungen zur Wort- und Bildübertragung<br />

durchzuführen, es sei denn, die<br />

Einvernahme durch einen beauftragten oder<br />

ersuchten Richter ist unter Berücksichtigung<br />

der Verfahrensökonomie zweckmäßiger oder<br />

aus besonderen Gründen erforderlich.<br />

2. Grundlagen der zwischenstaatlichen Beweisaufnahme<br />

Global kann sich Österreich auf das HPÜ 1954<br />

bzw. auf bilaterale Abk stützen, unionsweit<br />

(außer gegenüber DK) auf die EuBVO.<br />

Beweisaufnahmen mit Auslandsbezug lassen sich<br />

nach folgenden Modellen regeln: Das Beweismittel,<br />

das sich im Ausland befindet, wird in das<br />

Inland geschafft („Beweismittelimport oder<br />

-transfer“), also z.B. ein Zeuge „aus dem Ausland<br />

geladen“, der Auftrag erlassen, eine Urkunde „aus<br />

dem Ausland“ vorzulegen u.ä. Aber auch eine<br />

Beweisaufnahme im Ausland kommt in Frage.<br />

Dabei war vor der EuBVO – vom Weg konsularischer<br />

Beweisaufnahme abgesehen – ausschließlich<br />

die „klassische Rechtshilfe“ als mit der staatlichen<br />

Souveränität vereinbar erachtet worden,<br />

also die Rechtshilfe, bei der die Gerichte des<br />

Ortes, an dem die Beweisaufnahme stattfinden<br />

soll, für die Gerichte des Staates, in dem das Verfahren<br />

geführt wird, tätig werden („aktive Rechtshilfe“).<br />

Erst mit der EuBVO wird unter den MS<br />

(außer DK) auch eine unmittelbare Beweisaufnahme<br />

des erkennenden Gerichts im Ausland<br />

zugelassen. Die Gerichte des Beweisaufnahmeor-<br />

tes dulden die Beweisaufnahme<br />

durch das ersuchte Gericht<br />

(„passive Rechtshilfe“). Welchen<br />

dieser Wege ein Gericht<br />

im Einzelfall wählt, gibt die<br />

EuBVO nicht vor; dies bleibt<br />

allein dem innerstaatlichen<br />

Recht überlassen (s. dazu<br />

§ 291a ZPO).<br />

a) Grundregeln der klassischen<br />

aktiven Rechtshilfe<br />

Keine erheblichen Änderungen,<br />

nur organisatorische<br />

Erleichterungen bringt die<br />

EuBVO im Verhältnis zur<br />

„klassischen Rechtshilfe“. Der<br />

„Beweismittelimport“ und die<br />

„konsularische oder diplomatische<br />

Beweisaufnahme“ bleiben<br />

überhaupt außerhalb des<br />

Regelungsbereichs der<br />

EuBVO. Ladungen, die sich an<br />

Personen im Ausland richten,<br />

berührt die VO ebenso wenig<br />

wie etwa eine Urkundenedition.<br />

Echtes Neuland wird bei<br />

der unmittelbaren Beweisaufnahme<br />

im Ausland (s unter b)<br />

betreten.<br />

Die Regeln für die aktive<br />

Rechtshilfe lassen sich wie<br />

folgt zusammenfassen:<br />

die Übermittlung der<br />

Ersuchen erfolgt unmittelbar<br />

von Gericht zu Gericht<br />

(Art 2 Abs 1 EuBVO); nur<br />

ausnahmsweise unter<br />

Beteiligung der Zentralstelle;<br />

die zuständigen Gerichte<br />

sind elektronisch abfragbar;<br />

die Kommunikation zwischen<br />

den Gerichten wird<br />

durch die zehn standardisierten<br />

Formblätter (Anhänge<br />

A bis J) erleichtert;<br />

Ersuchen sind in der Amtssprache<br />

des ersuchten<br />

Gerichts, allenfalls in weiteren,<br />

vom ersuchten Staat<br />

zugelassenen Sprachen (in<br />

Österreich: Englisch) abzufassen<br />

(Art 5 Satz 2<br />

EuBVO);<br />

die Durchführung der<br />

Beweisaufnahme geschieht<br />

grundsätzlich nach dem<br />

Recht des ersuchten<br />

Staates (Art 10 Abs 2<br />

47


Fachbereich Exekution Der Österreichische Recht§pfleger<br />

48<br />

EuBVO), einschließlich der<br />

Zwangsmaßnahmen (Art 13<br />

EuBVO). Allerdings kann<br />

das ersuchende Gericht<br />

auch um die Erledigung<br />

nach einer besonderen<br />

Form ersuchen, die das<br />

Recht des ersuchenden<br />

Staates vorsieht (Art 10 Abs<br />

3 EuBVO). Einem solchem<br />

Ersuchen, durch das Teile<br />

fremden Verfahrensrechts<br />

gleichsam „importiert“ werden,<br />

ist grundsätzlich stattzugeben.<br />

Eine Ablehnung<br />

kommt nur in Frage, wenn<br />

die gewünschte Form „mit<br />

dem Recht des Mitgliedstaats<br />

unvereinbar oder<br />

wegen erheblicher tatsächlicher<br />

Schwierigkeiten<br />

unmöglich ist“;<br />

grundsätzlich besteht Parteiöffentlichkeit<br />

(Recht<br />

der Parteien bzw. ihrer Vertreter<br />

zur Anwesenheit bei<br />

der Beweisaufnahme), es<br />

sei denn, dies wäre im<br />

Recht des ersuchten Staates<br />

nicht vorgesehen (Art 11<br />

Abs 1 EuBVO). Eine über<br />

die Anwesenheit hinausgehende<br />

(„aktive“) Beteiligung<br />

der Parteien(vertreter)<br />

muss vom ersuchenden<br />

Gericht besonders beantragt<br />

werden;<br />

auch „Beauftragte“ des<br />

Prozessgerichts haben ein<br />

Recht auf Anwesenheit (Art<br />

12 EuBVO). Dies stellt eine<br />

„Quasi-Unmittelbarkeit“ her<br />

und kann durch Gerichtsangehörige<br />

(z.B. kommissarischer<br />

Richter, ersuchter<br />

[„grenznaher“] Richter) oder<br />

auch Sachverständige<br />

wahrgenommen werden;<br />

relativ enge zeitliche Vorgaben<br />

sorgen für eine rasche<br />

Erledigung der Rechtshilfeersuchen.<br />

Dazu werden<br />

zahlreiche Fristen vorgesehen<br />

(deren Nichteinhaltung<br />

freilich nicht unter Sanktionen<br />

gestellt ist);<br />

in Bezug auf Aussageverweigerungsgründe<br />

gilt<br />

das Kombinationsprinzip,<br />

also eine Meistbegünstigung<br />

des nicht Aussagewil-<br />

ligen, der sich kumulativ sowohl auf alle Aussageverweigerungsrechte<br />

nach dem Recht des<br />

ersuchenden, als auch nach jenem des ersuchten<br />

Gerichtes berufen kann (Art 14 EuBVO).<br />

In einem solchen Fall ist die (weitere) Durchführung<br />

der Rechtshilfe (mit Formblatt H)<br />

abzulehnen (Art 14 Abs 1 EuBVO);<br />

Rechtshilfe ist grundsätzlich (mit Ausnahmen<br />

va im Bereich der Sachverständigengebühren)<br />

unentgeltlich zu leisten und darf von keinem<br />

Kostenvorschuss abhängig gemacht werden<br />

(Art 18 EuBVO).<br />

b) Grundregeln der passiven Rechtshilfe<br />

Die passive Rechtshilfe ist von folgenden Grundregeln<br />

geprägt:<br />

die Beweisaufnahme erfolgt nach dem Recht<br />

des Prozessgerichts und in seiner Sprache;<br />

ihre Zulässigkeit ist allerdings mehrfach eingeschränkt:<br />

So kann sie nur auf freiwilliger<br />

Grundlage erfolgen (Art 17 Abs 2 EuBVO)<br />

ohne jede Möglichkeit des Prozessgerichts,<br />

Zwangsmaßnahmen zu setzen. Auch kann die<br />

nach Art 17 EuBVO zuständige Stelle des<br />

ersuchten Staates Bedingungen für die<br />

Beweisaufnahme setzen, z.B. die Anwesenheit<br />

einer Gerichtsperson des eigenen Staates oder<br />

eine Ersatzpflicht für Zeugengebühren (Die<br />

Antwort [mit Formblatt J] soll binnen 30 Tagen<br />

erfolgen, wobei nicht von stillschweigender<br />

Genehmigung mangels rechtzeitiger Antwort<br />

ausgegangen werden darf);<br />

auch Video- und Telefonkonferenzen fallen<br />

unter Art 17 EuBVO (und sind daher genehmigungspflichtig).<br />

Die Auswahl zwischen aktiver und passiver<br />

Rechtshilfe bleibt nationalem Recht (s bei § 291a<br />

ZPO) und dem Ermessen des ersuchenden<br />

Gerichts überlassen. Wägt man Vor- und Nachteile<br />

ab, so kann man im Überblick zusammenfassen:<br />

Die Unmittelbarkeit wird bei passiver Rechtshilfe<br />

stärker gewahrt (bei aktiver kann ihr nur durch<br />

Beteiligung eines vom Prozessgericht Beauftragten<br />

nahegekommen werden). Die passive Rechtshilfe<br />

folgt dem Recht des ersuchenden Staates, also den<br />

gleichen Verfahrensvorschriften wie das restliche<br />

Verfahren (bei aktiver kann dem nur durch ein<br />

Ersuchen nach Art 10 Abs 3 EuBVO nahegekommen<br />

werden). Die passive Rechtshilfe kann in der<br />

Sprache des erkennenden Gerichts durchgeführt<br />

werden (während bei aktiver Rechtshilfe die Sprache<br />

des ersuchten Gerichts zu verwenden ist).<br />

Allerdings erlaubt die passive Rechtshilfe keine<br />

Zwangsmaßnahmen (Art 17 Abs 2 EuBVO), während<br />

bei aktiver Rechtshilfe die Zwangsmaßnahmen<br />

des ersuchten Staates anwendbar sind (Art<br />

13 EuBVO), und sie ist von der Genehmigung<br />

durch die Zentralstelle des Beweisaufnahmestaates<br />

abhängig (Art 17 Abs 4 EuBVO). Am ökono-<br />

mischsten wird die Unmittelbarkeit<br />

durch Video- und Telefonkonferenzen<br />

verwirklicht,<br />

muss sich hier doch weder die<br />

vernommene Person zum vernehmenden<br />

Richter begeben<br />

noch umgekehrt. Trotzdem ist<br />

der Eindruck fast so authentisch<br />

wie bei körperlicher<br />

Anwesenheit.<br />

c) Innerstaatliche Umsetzungsakte<br />

Die EuBVO gilt als VO unmittelbar<br />

und bedarf keines<br />

Umsetzungsaktes. Schon<br />

wegen gewisser Verweisungen<br />

auf das innerstaatliche Recht<br />

gab es gleichwohl Anpassungsbedarf.<br />

Wie schon<br />

anlässlich der Anerkennung<br />

und Durchsetzung von Ehesachen<br />

und Angelegenheiten<br />

der elterlichen Verantwortung,<br />

hat der österr. Gesetzgeber<br />

keine nur auf den EU-Anerkennungs-<br />

und Vollstreckungsraum<br />

beschränkte ergänzende<br />

Gesetzgebung aktiviert, sondern<br />

umfassend das „internationale<br />

Beweisaufnahmerecht“<br />

überarbeitet, also unabhängig<br />

vom geographischen Anwendungsbereich<br />

der EuBVO mit<br />

dem BG BGBl I 2003/114<br />

Änderungen in der JN (§ 39a),<br />

ZPO (§§ 291a bis 291c), RGV<br />

und im GOG (§ 91a über die<br />

Videokonferenzen – mittlerweile<br />

mit der ZVN 2009 in<br />

§ 277 ZPO transferiert)<br />

beschlossen.<br />

Siehe auch EINFÜHRUNGSER-<br />

LASS vom 17.12.2003 zur Verordnung<br />

(EG) Nr. 1206/2001<br />

des Rates vom 28. Mai 2001<br />

über die Zusammenarbeit zwischen<br />

den Gerichten der Mitgliedstaaten<br />

auf dem Gebiet<br />

der Beweisaufnahme in Ziviloder<br />

Handelssachen (BeweisaufnahmeVO)<br />

(JMZ 30.043<br />

B/9-I 11/2003)<br />

Zuletzt die wichtigsten<br />

Links:<br />

http://ec.europa.eu/justice_ho<br />

me/judicialatlascivil/html/ds_in<br />

formation_de.htm<br />

robert.fucik@bmj.gv.at ■


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekution<br />

Rechtsmittel entscheidungen<br />

I<br />

in Zivilprozess-, Exekutions- und Insolvenzsachen,<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/1<br />

LG Linz vom 13.1.<strong>2011</strong>,<br />

14 R 119/10h<br />

Der vom anwaltlichen Vertreter<br />

der betreibenden Partei<br />

nicht im elektronischen Weg,<br />

sondern als herkömmlicher<br />

Schriftsatz eingebrachte Antrag<br />

auf Bewilligung der Forderungsexekution<br />

nach § 294 EO<br />

ist mit einem Formmangel<br />

behaftet und dem Betreibendenvertreter<br />

zur Verbesserung<br />

– nämlich durch Einbringung<br />

des Antrages im ERV oder<br />

durch Beibringung der<br />

Bescheinigung im Sinn des<br />

§ 11 Abs 1a ERV 2006 –<br />

zurückzustellen. Falls dieser<br />

dem ihm erteilten Verbesserungsauftrag<br />

nicht entspricht,<br />

ist der Exekutionsantrag<br />

zurückzuweisen.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/2<br />

LG Ried/Innkreis vom<br />

9.11.2010, 6 R 314/10h<br />

Die dem Verpflichteten zustehende<br />

Gewerbeberechtigung<br />

stellt als Bestandteil des Unternehmens<br />

ein taugliches Exekutionsobjekt<br />

dar. Das Bestehen<br />

von allfälligen Verwertungshindernissen<br />

ist nicht im<br />

Zuge der Exekutionsbewilligung,<br />

sondern erst im Rahmen<br />

einer im Verwertungsverfahren<br />

durchzuführenden Tagsatzung<br />

zu erörtern. Auch zur Pfändung<br />

eines Mietrechtes müssen<br />

nur die allgemeinen<br />

Voraussetzungen einer Exekutionsbewilligung<br />

gegeben<br />

sein. Ob jedoch (z.B. wegen der nach § 42 Abs 4<br />

MRG vorgesehenen Belassung unentbehrlicher<br />

Wohnräume) eine Verwertung stattfinden kann,<br />

ist erst im Verwertungsverfahren zu prüfen.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/4<br />

LG Ried/Innkreis vom 9.12.2010, 6 R 351/10z<br />

Falls aus dem Vorbringen des Klägers in einer<br />

Mahnklage hervorgeht, dass wegen grob schuldhaftem<br />

Zahlungsverzug des Beklagten durch die<br />

erfolgte Einschaltung eines Rechtsanwaltes aufgelaufene<br />

Betreibungskosten aus dem Titel des<br />

Schadenersatzes geltend gemacht werden, liegt<br />

eine grundsätzlich nach TP 3A RATG zu honorierende<br />

Schadenersatzklage vor. Die Kosten für die<br />

Einsichtnahme in die Ediktsdatei sind im Einheitssatz<br />

gedeckt.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/5<br />

LG Ried/Innkreis vom 15.12.2010,<br />

6 R 345/10t<br />

Die Verfahrenshilfe ist einer Partei nur soweit zu<br />

bewilligen, als sie außerstande ist, die Kosten der<br />

Führung des Verfahrens ohne Beeinträchtigung<br />

des notwendigen Unterhaltes zu bestreiten. Der<br />

notwendige Unterhalt ist aber nur dann beeinträchtigt,<br />

wenn unter Berücksichtigung der zu<br />

erwartenden Prozesskosten keine genügenden<br />

Mittel für eine einfache Lebensführung verbleiben.<br />

Eine einfache Lebensführung bedeutet eine<br />

die persönlichen Bedürfnisse des Einzelnen<br />

berücksichtigende bescheidene Lebensführung<br />

(EFSlg 79.158, 82.177ff, 105.628). Der notwendige<br />

Unterhalt liegt zwar über dem Existenzminimum,<br />

er darf aber den standesgemäßen Unterhalt nicht<br />

erreichen (EFSlg 64.007, 79.159). (Anm.: Monatliches<br />

Einkommen der Klägerin EUR 1.649,--, Sorgepflicht<br />

für 2 Kinder, zur Frage, welche Auslagen<br />

der Klägerin bei der Gewährung einer Verfahrenshilfe<br />

zu berücksichtigen sind).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/6<br />

LG Ried/Innkreis vom 8.2.<strong>2011</strong>, 6 R 17/11h<br />

ADir. i. R. Reg.-Rat Alfred Trautmann<br />

Die inländische Gerichtsbarkeit<br />

setzt voraus, dass für den<br />

geltend gemachten Anspruch<br />

ein österreichisches Gericht<br />

örtlich zuständig ist (§ 27a JN).<br />

Jede Partei hat grundsätzlich<br />

die für ihren Rechtsstandpunkt<br />

günstigen Tatsachen zu beweisen<br />

(RIS-<strong>Justiz</strong> RS0037796).<br />

Dies gilt auch für prozessuale<br />

Tatbestände, wie die örtliche<br />

Zuständigkeit oder inländische<br />

Gerichtsbarkeit (OGH vom<br />

16.2.2006, 6 Ob 190/05t).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/7<br />

LG St. Pölten vom<br />

24.1.<strong>2011</strong>, 7 R 150/10d<br />

Gemäß § 302 EO stehen dem<br />

Drittschuldner für die mit der<br />

Abgabe der Drittschuldnererklärung<br />

verbundenen Kosten<br />

EUR 25,-- als Ersatz zu, wenn<br />

eine wiederkehrende Forderung<br />

gepfändet wurde und<br />

diese besteht. Die Beendigung<br />

des Arbeitsverhältnisses ändert<br />

nichts an der Beurteilung der<br />

gepfändeten Forderung als<br />

wiederkehrend. Forderungen<br />

aus einem Arbeitsverhältnis<br />

sind grundsätzlich als wiederkehrende<br />

Leistungen zu beurteilen,<br />

zumal sie ja nicht einmalig<br />

ausbezahlt werden.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/8<br />

LG Steyr vom 4.8.2010,<br />

1 R 181/10a<br />

Der Antrag des Schuldners auf<br />

Änderung des Zahlungsplans<br />

setzt voraus, dass sich seine<br />

Einkommenslage verschlech-<br />

49


Fachbereich Exekution Der Österreichische Recht§pfleger<br />

tert hat. Dass der Schuldner<br />

während der Laufzeit des Zahlungsplans<br />

weitere Verbindlichkeiten<br />

eingeht, die er bei<br />

Fälligkeit nicht erfüllen kann,<br />

berechtigt in der Regel nicht<br />

zur Vorlage eines neuen Zahlungsplans.<br />

Jedenfalls ist er<br />

verpflichtet, das Vorliegen der<br />

Voraussetzungen nach § 198<br />

KO zu behaupten und zu<br />

bescheinigen.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/9<br />

LG Steyr vom 13.10.2010,<br />

1 R 244/10s<br />

Die Regelung des § 74a EO<br />

substituiert nur (vorläufig) den<br />

Nachweis der Höhe der verzeichneten<br />

Barauslagen, sie<br />

enthebt den betreibenden<br />

Gläubiger aber nicht der Notwendigkeit,<br />

gegebenenfalls im<br />

Kostenverzeichnis jene<br />

Umstände zu behaupten und<br />

auch zu bescheinigen, aus<br />

denen sich ergibt, dass diese<br />

Barauslagen notwendigerweise<br />

zur Rechtsverwirklichung<br />

aufgewendet wurden (Jakusch<br />

in Angst 2, RZ 1a zu § 74a EO).<br />

Die Benennung der Barauslagen<br />

mit „Auskunft Gemeinde<br />

Geburtsdatum“ ist nicht ausreichend,<br />

weil sich aus diesem<br />

Text die Notwendigkeit zur<br />

zweckentsprechenden Rechtsverfolgung<br />

nicht ableiten lässt.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/10<br />

LG Steyr vom 10.11.2010,<br />

1 R 203/10m<br />

Bei der Prüfung, ob dem Verpflichteten<br />

als Kraftfahrer zur<br />

Berufsausübung ein eigener<br />

PKW zu belassen ist, insbesonders<br />

für die Fahrt von der<br />

Wohnung zur Arbeitsstelle und<br />

zurück, ist festzustellen, ob<br />

ihm diesbezüglich Massenbeförderungsmittel<br />

bzw. das Firmenfahrzeug<br />

zur Verfügung<br />

stehen. Ist Letzteres zu verneinen<br />

und ergeben sich flexible<br />

Arbeitszeiten für den Verpflichteten,<br />

dass er auf die<br />

Benützung eines Privatfahrzeuges<br />

angewiesen ist, ist von<br />

einer Unpfändbarkeit des<br />

50<br />

eigenen PKWs auszugehen.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/11<br />

LG Steyr vom 17.11.2010,<br />

1 R 191/10x<br />

Wenn dem betreibenden Gläubiger zur Hereinbringung<br />

einer Forderung die Exekution gemäß<br />

§ 294a EO bewilligt und durch Zustellung des<br />

Zahlungsverbotes an den Drittschuldner XY ein<br />

Pfandrecht begründet wurde, ist diese Exekution<br />

„kanalisiert“. Wenn der betreibende Gläubiger in<br />

einem nachfolgenden Exekutionsantrag nach<br />

§ 294a EO zur Hereinbringung derselben Forderung,<br />

in dem in der Folge derselbe Drittschuldner<br />

bekanntgegeben wurde, nicht glaubhaft gemacht<br />

hat, dass der Verpflichtete eine neue Forderung<br />

im Sinne des § 290a EO erworben bzw. überhaupt<br />

kein Vorbringen erstattet hat, kommt die<br />

Sperrfrist des § 294a Abs 2 EO zur Anwendung.<br />

Die nachfolgende Exekution (Zweitexekution) ist<br />

gemäß § 39 Abs 2 2. Satz EO einzustellen, weiters<br />

sind dem betreibenden Gläubiger die Kosten dieses<br />

Exekutionsverfahrens gemäß § 75 EO abzuerkennen.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/12<br />

LG Steyr vom 24.11.2010, 1 R 281/10g<br />

Zwar ist die Aufzählung der Klagstypen in TP 2<br />

RATG taxativ, doch schließt auch eine taxative<br />

Aufzählung eine vorsichtige Analogie nicht aus.<br />

Regelmäßige Aufwendungen auf eine Liegenschaft<br />

(hier: „Bewirtschaftungskosten“) beinhalten<br />

zweifellos die (anteilige) Zahlung des Kaufpreises<br />

beweglicher Sachen, weiters (anteilige)<br />

Entgelte für geleistete Arbeiten und Dienste, es<br />

liegen somit die Voraussetzungen für die Honorierung<br />

nach TP 2 RATG vor. Der Umstand,<br />

dass außerdem ein Antrag auf Klagsanmerkung<br />

nach § 27 Abs 2 WEG gestellt wurde, führt<br />

nicht zur Subsumtion unter TP 3A RATG, weil<br />

über einen solchen Antrag im Prozess nach den<br />

Vorschriften des Grundbuchsverfahrens zu entscheiden<br />

ist, in dem kein Anspruch auf Kostenersatz<br />

besteht (Obermaier, Kostenhandbuch RZ<br />

562 E 8 mwN).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/13<br />

LG Steyr vom 24.2.<strong>2011</strong>, 1 R 26/11h<br />

Wenn im Exekutionsantrag nicht behauptet wird,<br />

dass das zu pfändende Arbeitseinkommen dem<br />

Gemeinschuldner zumindestens teilweise überlassen<br />

wurde, fällt es in die Insolvenzmasse und ist<br />

eine Exekution darauf gemäß § 10 Abs 1 IO<br />

unzulässig (Mohr, KO 10 E 78, 79, 80 und 89 zu<br />

§ 10 KO).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/14<br />

LG f. ZRS Wien vom 19.1.2010, 46 R 15/10m<br />

Die Restschuldbefreiung ist<br />

nach Billigkeit iSd § 213 Abs 2<br />

KO auch dann zu erteilen,<br />

wenn eine Quote von weniger<br />

als 9 % erreicht worden ist,<br />

der Grund dafür aber ausschließlich<br />

in den hohen Verfahrenskosten<br />

liegt (Kodek<br />

aaO RZ 680). Im vorliegenden<br />

Fall wurde eine Quote von<br />

8,9 % erreicht und die Verfahrenskosten<br />

machten mehr als<br />

das Doppelte jenes Betrages<br />

aus, der zur Erreichung einer<br />

10 %igen Quote fehlt.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/15<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

25.1.2010, 46 R 555/09x<br />

Während für die Dauer der<br />

Aufschiebung keine gleichartige<br />

Exekution bewilligt werden<br />

darf (vgl. Jakusch in Angst,<br />

EO 2 § 3 RZ 40), gilt diese Einschränkung<br />

nicht für die<br />

Bewilligung eines anderen<br />

Exekutionsmittels. Selbst wenn<br />

mehrere Exekutionsverfahren<br />

gemeinsam bewilligt werden,<br />

besteht zwischen den einzelnen<br />

Exekutionsverfahren kein<br />

unlösbarer Zusammenhang<br />

und sie können jeweils ein<br />

völlig verschiedenes Schicksal<br />

haben, was auch für die Fragen<br />

ihrer Aufschiebung gilt.<br />

Somit ist klargestellt, dass hinsichtlich<br />

jedes Exekutionsmittels<br />

die Aufschiebungsvoraussetzungen<br />

gesondert zu prüfen<br />

sind und die Aufschiebung<br />

gesondert zu beantragen ist,<br />

woraus deutlich wird, dass<br />

auch aus diesen Gründen ein<br />

in einer Fahrnisexekution<br />

ergangener Aufschiebungsbeschluss<br />

der Bewilligung der<br />

Forderungsexekution nicht<br />

entgegenstehen kann.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/16<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

25.1.2010, 47 R 579/09h<br />

Die Zuständigkeit des Bezirksgerichtes<br />

für die Eröffnung<br />

des Schuldenregulierungsverfahrens<br />

setzt voraus, dass der<br />

Schuldner zum Zeitpunkt der<br />

Antragstellung kein Unterneh-


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Fachbereich Privatinsolvenzrecht Exekution<br />

men betreibt. Gemäß § 4<br />

Abs 4 ASVG stehen dem<br />

Dienstnehmer im Sinne des<br />

ASVG Personen gleich, die<br />

sich aufgrund freier Dienstverträge<br />

auf bestimmte oder<br />

unbestimmte Zeit zur Erbringung<br />

von Dienstleistungen<br />

verpflichten, wenn sie aus dieser<br />

Tätigkeit ein Entgelt beziehen,<br />

die Dienstleistung im<br />

Wesentlichen persönlich<br />

erbringen und über keine<br />

wesentlichen Betriebsmittel<br />

verfügen. Dass sie beim<br />

Finanzamt als selbstständig<br />

erwerbstätig geführt werden,<br />

ändert an diesem Umstand<br />

nichts. (Zur Frage, welche<br />

Merkmale auf das Vorliegen<br />

eines Unternehmens schließen<br />

lassen).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/17<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

22.2.2010, 46 R 614/09y<br />

Die Anweisung des Gerichtes<br />

an eine Partei, die Kosten<br />

(hier: Schlosserkosten) direkt<br />

zu bezahlen, ist keine gerichtliche<br />

Entscheidung, sondern<br />

nur eine Anregung, durch die<br />

die Partei nicht beschwert ist,<br />

weshalb dagegen auch kein<br />

Rechtsmittel zulässig ist. Ein<br />

Rechtsmittel dagegen ist vielmehr<br />

als unzulässig zurückzuweisen.<br />

Die Entlohnung des<br />

vom Gerichtsvollzieher beauftragten<br />

Schlossers zur Öffnung<br />

des Vollzugsortes hat nicht<br />

nach den Bestimmungen eines<br />

bestehenden Tarifs, sondern<br />

nach Werkvertragsregeln zu<br />

erfolgen. Die Parteien können<br />

gegen die Entlohnung des<br />

Schlossers nur im Rahmen<br />

eines allenfalls gegen sie<br />

gerichteten justizverwaltungsbehördlichenEinhebungsverfahrens<br />

Stellung beziehen.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/18<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

31.3.2010, 47 R 140/10a<br />

Der Beschluss auf Bewilligung<br />

der einstweiligen Verfügung<br />

gemäß § 382g Abs 1 EO<br />

erfolgt grundsätzlich ohne<br />

Gewährung rechtlichen Gehörs an den Gegner<br />

der gefährdeten Partei, dem dann der Widerspruch<br />

gemäß § 397 EO zusteht (RIS-<strong>Justiz</strong><br />

RS0005557, zuletzt 4 Ob 177/08w). Der Gegner<br />

der gefährdeten Partei hat keinen verfahrensrechtlichen<br />

Anspruch vor der Entscheidung über<br />

den Sicherungsantrag gehört zu werden (3 Ob<br />

74/09t).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/19<br />

LG f. ZRS Wien vom 26.3.2010, 47 R 121/10g<br />

Bei der Prognoseentscheidung über die voraussichtliche<br />

Kostendeckung sind sämtliche dem<br />

Treuhänder zukommenden Beträge, so auch solche<br />

aufgrund einer während der Laufzeit des<br />

Abschöpfungsverfahrens zu erwartenden Verbesserung<br />

der Einkommenslage des Schuldners, zu<br />

berücksichtigen (Kodek, Privatkonkurs RZ 552).<br />

Dazu bedarf es eines konkreten Vorbringens,<br />

etwa zu einem konkreten neuen Arbeitsplatz<br />

oder zu konkreten Erwerbschancen (8 Ob<br />

56/01w). Lediglich allgemein gehaltene Ausführungen<br />

genügen hingegen nicht.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/20<br />

LG f. ZRS Wien vom 19.4.2010, 47 R 145/10m<br />

Gemäß § 19 Markenschutzgesetz entsteht das<br />

Markenrecht mit dem Tag der Eintragung in das<br />

Markenregister (Registrierung). Die Schutzdauer<br />

endet 10 Jahre nach dem Ende des Monats, in<br />

dem die Marke registriert worden ist. Sie kann<br />

durch rechtzeitige Zahlung einer Erneuerungsgebühr<br />

immer wieder um 10 Jahre verlängert werden.<br />

Die neue Schutzdauer ist ohne Rücksicht auf<br />

den Tag der Erneuerung vom Ende der unmittelbar<br />

vorangegangenen Schutzdauer an zu berechnen.<br />

(Zur weiteren Frage der Löschung der<br />

Marke bzw. der Einstellung der Exekution gemäß<br />

§ 39 Abs 1 Z 8 EO).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/21<br />

LG f. ZRS Wien vom 27.4.2010, 47 R 83/10v<br />

Die Vollstreckbarkeitsbestätigung bindet alle<br />

Gerichte mit Ausnahme desjenigen, das sie erteilt<br />

hat. Das über den Exekutionsantrag entscheidende<br />

Exekutionsgericht, das nicht auch Titelgericht<br />

ist, sowie die dem Exekutionsgericht übergeordneten<br />

Rechtsmittelinstanzen dürfen somit die<br />

Richtigkeit der Vollstreckbarkeitsbestätigung nicht<br />

überprüfen. Sind Titel- und Bewilligungsgericht<br />

nicht identisch, so kann das Rekursgericht die<br />

formelle Vollstreckbarkeit nicht aufgrund des<br />

Titelaktes überprüfen. Dies wäre ein Verstoß<br />

gegen das Neuerungsverbot (RIS-<strong>Justiz</strong><br />

RS0000180, vgl. auch RS0000335). Es besteht nur<br />

der Rechtsbehelf nach § 7 Abs 3 EO (Aufhebung<br />

der Vollstreckbarkeitsbestätigung beim Titelgericht).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/22<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

20.5.2010, 47 R 185/10v und<br />

47 R 186/10s<br />

Die Gewährung von Verfahrenshilfe<br />

hat zur Voraussetzung,<br />

dass die beabsichtigte<br />

Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung<br />

nicht schon ohne<br />

nähere Prüfung der Angriffsoder<br />

Abwehrmittel als erfolglos<br />

erkannt werden kann. Ob<br />

eine Rechtsverfolgung offenbar<br />

aussichtslos ist, muss<br />

objektiv beurteilt werden. Dies<br />

stellt den Unterschied zur<br />

Mutwilligkeit dar, welche<br />

voraussetzt, dass die Partei die<br />

Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung<br />

fortsetzt, obwohl<br />

sie deren Aussichtslosigkeit<br />

bereits selbst erkannt hat.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/23<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

26.5.2010, 46 R 175/10s<br />

Die Ausscheidung eines PKWs<br />

aus der Konkursmasse ist<br />

dann gerechtfertigt, wenn dieser<br />

zum Ausgleich einer körperlichen,<br />

geistigen oder psychischen<br />

Behinderung oder im<br />

Rahmen einer medizinischen<br />

Therapie eines mit dem Verpflichteten<br />

im gemeinsamen<br />

Haushalt lebenden Familienmitgliedes<br />

benötigt wird<br />

(Anmerkung: Laut vorgelegtemSachverständigengutachten<br />

leidet der Sohn der Verpflichteten<br />

an einem Aufmerksamkeitsdefizit<br />

bzw. an einer<br />

Hyperaktivitätsstörung, ebenso<br />

an Epilepsie, die Behandlung<br />

erfolgt durch Therapien, die<br />

Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

sei nicht möglich).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/24<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

26.5.2010, 46 R 103/10b<br />

Eine Judikatsschuld verjährt in<br />

der langen (30- bzw. 40-jährigen)<br />

Verjährungsfrist des<br />

§ 1478 (1485) ABGB, gerechnet<br />

ab Rechtskraft des Urteils<br />

bzw. Rechtswirksamkeit des<br />

Vergleichs (Neumayr Exekuti-<br />

51


Fachbereich Exekution Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />

onsrecht (2004) 52). Es ist<br />

somit nicht das Datum des<br />

Exekutionstitels maßgebend,<br />

vielmehr kommt es auf den<br />

Zeitpunkt der Rechtskraft bzw.<br />

der Rechtswirksamkeit an.<br />

Gemäß § 1501 ABGB ist auf<br />

die Verjährung ohne Einwendung<br />

der Parteien von Amts<br />

wegen nicht Bedacht zu nehmen<br />

(Jakusch in Angst EO 2 RZ<br />

21 zu § 3). Eingetretene Verjährung<br />

kann durch Oppositionsklage<br />

geltend gemacht<br />

werden (Heller/Berger/Stix I<br />

373f, Jakusch aaO RZ 32 zu<br />

§ 35 EO).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/25<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

28.5.2010, 47 R 172/10g<br />

Eine vorzeitige Einstellung des<br />

Abschöpfungsverfahrens im<br />

fortgesetzten Verfahren ist nur<br />

möglich, wenn entweder der<br />

bestellte Treuhänder eine Mitteilung<br />

gemäß § 210a KO an<br />

das Gericht übermittelt oder<br />

dieses versucht, den Schuldner<br />

einzuvernehmen oder ein<br />

Konkursgläubiger die vorzeitige<br />

Einstellung des Abschöpfungsverfahrens<br />

aus einem der<br />

in § 211 Abs 1 Z 1 und 2<br />

genannten Gründen beantragt.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/26<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

10.6.2010, 47 R 26/10m<br />

Gemäß § 173 Abs 1 KO sind<br />

die Bestimmungen über die<br />

Vertretung durch Rechtsanwälte<br />

im Konkursverfahren<br />

grundsätzlich nicht anzuwenden,<br />

d.h. es besteht weder<br />

absolute noch relative An -<br />

walts pflicht. Den Parteien<br />

bleibt es allerdings unbenommen,<br />

sich eines Bevollmächtigten<br />

zu bedienen. Es gelten<br />

dann die Vorschriften der<br />

§§ 30 bis 38 ZPO (Deixler-<br />

Hübner in Konecny/Schubert,<br />

Kommentar zu den Insolvenzgesetzen<br />

§ 173 RZ 4, vgl auch<br />

Globalverweis des § 171 KO).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/27<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

16.6.2010, 47 R 213/10m<br />

52<br />

Gemäß § 176 Abs 2 KO können im Rekurs neue<br />

Tatsachen, soweit sie bereits zur Zeit der<br />

Beschlussfassung in 1. Instanz entstanden waren,<br />

angeführt werden. Werden im Rekurs Neuerungen<br />

geltend gemacht, ist mit der Aufhebung der<br />

angefochtenen Entscheidung vorzugehen und<br />

dem Erstgericht die Aufnahme der entsprechenden<br />

Beweise aufzutragen (Kodek, Privatkonkurs<br />

2002, RZ 120).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/28<br />

LG f. ZRS Wien vom 16.6.2010, 47 R 224/10d<br />

Gemäß § 8 Abs 1 Finanzprokuraturgesetz gebührt<br />

der Finanzprokuratur der Zuspruch der Kosten<br />

gleich einem Rechtsanwalt, und zwar auch dann,<br />

wenn sie sich durch einen Bediensteten einer<br />

anderen Dienststelle vertreten lässt oder diese für<br />

sie nach § 6 Abs 4 oder 5 einschreitet. Gemäß § 6<br />

Abs 5 Finanzprokuraturgesetz sind, soweit keine<br />

Anwaltspflicht besteht, die Finanz- und Zollämter<br />

ermächtigt, zur Sicherung und Einbringung von<br />

Steuern, Gebühren, Zöllen und sonstigen öffentlichen<br />

Abgaben in Vertretung der Finanzprokuratur<br />

bei den Gerichten einzuschreiten. (Da im Exekutionsverfahren<br />

keine Anwaltspflicht besteht, im<br />

vorliegenden Fall das Finanzamt gemäß § 6 Abs 5<br />

Finanzprokuraturgesetz für die Finanzprokuratur,<br />

die die Republik Österreich vertritt, einschreitet,<br />

gebührt dem Finanzamt gemäß § 8 Abs 1 Finanzprokuraturgesetz<br />

der Zuspruch der Kosten gleich<br />

einem Rechtsanwalt).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/29<br />

LG f. ZRS Wien vom 12.7.2010, 47 R 223/10g<br />

Ist die hereinzubringende Forderung eine solche<br />

auf Unterhalt und liegen ihr mehrere Exekutionstitel<br />

zugrunde, genügt es, die hereinzubringende<br />

Forderung mit dem Gesamtbetrag anzuführen<br />

(§ 54 Abs 4 EO). Nach der Vorstellung des<br />

Gesetzgebers müssen nur mehr alle Exekutionstitel,<br />

der Gesamtbetrag der daraus resultierenden<br />

Forderungen und der betriebene Restbetrag angeführt<br />

werden. Eine genaue Abrechnung hat der<br />

Unterhaltsgläubiger erst im Fall von Einwendungen<br />

gegen den Anspruch zu erstellen. (Zur Frage<br />

der Form eines Exekutionsantrages zur Hereinbringung<br />

von Unterhaltsforderungen mehrerer<br />

Unterhaltsgläubiger).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/30<br />

LG f. ZRS Wien vom 29.11.2010, 46 R 560/10h<br />

Gemäß § 292l Abs 2 EO hat der betreibende<br />

Gläubiger dem Verpflichteten binnen 4 Wochen<br />

nach dessen schriftlicher Aufforderung eine Quittung<br />

über die erhaltenen Beträge zu übersenden<br />

und die Höhe der offenen Forderung anzugeben.<br />

Der Wortlaut des Gesetzes spricht von „Übersenden“<br />

einer Quittung. Die Vorlage einer solchen<br />

im Rahmen der Äußerung<br />

zum Einstellungsantrag kann<br />

nicht als „Übersendung“ angesehen<br />

werden.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/31<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

29.9.2010, 46 R 476/10f<br />

Gemäß § 186 Abs 1 IO steht<br />

dem Schuldner im Schuldenregulierungsverfahrengrundsätzlich<br />

die Eigenverwaltung zu.<br />

Wenn er sich jedoch am Verfahren<br />

nicht beteiligt (hier:<br />

Abwesenheit von der Tagsatzung),<br />

insbesondere kein Vermögensverzeichnis<br />

vorlegt,<br />

bedeutet dies, dass seine Vermögensverhältnisse<br />

nicht<br />

überschaubar sind, was die<br />

Bestellung eines Insolvenzverwalters<br />

(Masseverwalters) zur<br />

Folge hat (§§ 180, 186 Abs 2<br />

Z 1 und 3 IO).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/32<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

14.10.2010, 47 R 383/10m<br />

Mietrechte an Wohnungen<br />

sind gegenüber jedem Gläubiger<br />

der Exekution insoweit<br />

entzogen, als sie für den Mieter<br />

und die mit ihm im<br />

gemeinsamen Haushalt lebenden<br />

Familienangehörigen<br />

unentbehrliche Wohnräume<br />

betreffen. Daher ist eine Exekution<br />

auf Mietrechte, auch<br />

wenn die Benützung der<br />

Räumlichkeiten dem Betrieb<br />

eines Unternehmens dient,<br />

grundsätzlich zulässig (SZ<br />

46/123, RIS-<strong>Justiz</strong> RS0002544).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/33<br />

Die Verlängerung des<br />

Abschöpfungsverfahrens nach<br />

§ 213 Abs 4 KO soll dem<br />

Schuldner ermöglichen, die<br />

Quote von 10 % und damit<br />

die Restschuldbefreiung doch<br />

noch zu erreichen. Nach dem<br />

klaren Wortlaut des § 213<br />

Abs 4 KO soll in solchen Fällen<br />

nur bei Vorliegen der<br />

Voraussetzungen des § 213<br />

Abs 1 KO, also einer Mindestquote<br />

von 10 % eine Rest-


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekution<br />

schuldbefreiung ausgesprochen<br />

werden können. Bei<br />

mangelndem Erreichen der<br />

10 %-Quote ist auch keine<br />

weitere „Billigkeitsentscheidung“<br />

durch analoge Anwendung<br />

der Bestimmung des<br />

§ 213 Abs 2 KO möglich, weil<br />

keine Gesetzeslücke vorliegt<br />

(RIS-<strong>Justiz</strong> RS0121181 = 8 Ob<br />

84/06 und 8 Ob 5/10h).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/34<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

29.10.2010, 47 R 406/10v<br />

Der im Aufschiebungsantrag<br />

des Verpflichteten vorgelegte<br />

Einkommensteuerbescheid ist<br />

zwar als unbedenkliche<br />

Urkunde im Sinne des § 44<br />

Abs 2 Z 1 EO anzusehen,<br />

jedoch nicht geeignet, den<br />

Einwendungssachverhalt (§§ 35<br />

und 36 EO) darzutun. Das<br />

steuerpflichtige Einkommen<br />

eines selbständig Erwerbstätigen<br />

kann nicht mit der Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />

gleichgesetzt werden. Die Aufschiebung<br />

der Forderungsund<br />

der Fahrnisexekution zur<br />

Hereinbringung des Unterhaltsrückstandes<br />

ist daher<br />

unbedingt von einer Sicherheitsleistung<br />

abhängig zu<br />

machen.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/35<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

29.10.2010, 47 R 405/10x<br />

Falls das Gericht bereits mehr<br />

als 3 Monate über den Antrag<br />

der betreibenden Partei nicht<br />

entschieden hat, war deren<br />

Urgenzantrag zur zweckentsprechenden<br />

Rechtsverfolgung<br />

notwendig und nach § 74 EO<br />

zu honorieren. Das Rekursgericht<br />

teilt die vom Erstgericht<br />

zitierte Entscheidung RpflSlgE<br />

2000/33 nicht (vgl. Jakusch in<br />

Angst EO 2 § 74 RZ 15).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/36<br />

OGH vom 13.10.2010, 3 Ob<br />

139/10b<br />

Zur Frage der Exekutionsführung<br />

durch Pfändung der dem<br />

Verpflichteten als Stifter gegenüber einer<br />

bestimmten Privatstiftung zustehenden Gesamtrechte,<br />

insbesondere des Rechts auf Auflösung<br />

der Stiftung und des Rechts auf Einziehung des<br />

Liquidations- bzw. Auflösungserlöses sowie Verwertung<br />

durch Ermächtigung, die genannten<br />

Rechte im eigenen Namen geltend zu machen,<br />

insbesonders durch Abänderung der Stiftungsurkunde,<br />

die Privatstiftung zu monatlichen Ausschüttungen<br />

in bestimmter Höhe zu verpflichten.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/37<br />

OGH vom 13.10.2010, 3 Ob 167/10w<br />

Die bewilligte Exekution zur Sicherstellung geht<br />

nach Eintritt der Vollstreckbarkeit des Titels ohne<br />

neuerlichen Exekutionsbewilligungsantrag in eine<br />

solche auf Befriedigung über. Ein eigener<br />

Beschluss, der bloß den Übergang feststellt bzw.<br />

anordnet, ist überflüssig (3 Ob 10/72 = SZ 45/15,<br />

Sailer aaO § 375 RZ 18 mwN). Der auch ohne<br />

Beschlussfassung eintretende Übergang der Exekution<br />

zur Sicherstellung in eine Befriedigungsexekution<br />

ändert nichts daran, dass eine Antragstellung<br />

dafür erforderlich bleibt, dass das Exekutionsgericht<br />

weitere Vollzugsschritte unternimmt<br />

(4 Ob 599/75 = SZ 48/116, Sailer aaO,<br />

§ 375 RZ 19 mwN).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/38<br />

OGH vom 13.10.2010, 3 Ob 165/10a<br />

Der nach den §§ 331ff EO betreibende Privatgläubiger<br />

eines Gesellschafters einer KEG (KG) ist<br />

nach erfolgter Kündigung (§ 135 UGB) und Auflösung<br />

der Gesellschaft am von den Gesellschaftern<br />

durchzuführenden Liquidationsverfahren<br />

(§ 145 Abs 1 UGB) noch nicht beteiligt. Er muss<br />

das Ergebnis der Liquidation abwarten und kann<br />

erst auf die danach dem Verpflichteten zukommenden<br />

Vermögenswerte exekutiv greifen, es sei<br />

denn, die Gesellschafter beschließen – mit der<br />

Zustimmung des Privatgläubigers – eine andere<br />

Verwertung des Gesellschaftsvermögens.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/41<br />

OGH vom 11.11.2010, 3 Ob 162/10k<br />

Nach Rechtskraft des Beschlusses auf Erteilung<br />

des Zuschlages können etwaige Mängel des Verfahrens,<br />

selbst im Verfahren unterlaufene Nichtigkeiten,<br />

nicht mehr zur Beseitigung des Zuschlages<br />

führen (3 Ob 18/87 mwN, RIS-<strong>Justiz</strong><br />

RS0003128).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/42<br />

LG Steyr vom 17.2.<strong>2011</strong>, 1 R 285/10w-17<br />

Ein Parteienvertreter darf sich nicht auf unbestimmte<br />

Angaben einer Partei über das Zustell -<br />

datum einer Mahnklage verlassen, er hat vielmehr<br />

in Frist sachen genaue Erkundigungen<br />

bei den zuständigen<br />

Stellen anzustellen (Gitschthaler<br />

aaO RZ 15 und 16). Das<br />

Fehlverhalten berufsmäßiger<br />

Parteienvertreter ist der Partei<br />

selbst zuzurechnen.<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/43<br />

LG Salzburg vom 10.3.<strong>2011</strong>,<br />

53 R 405/10f<br />

Der Erlag nach § 307 EO ist<br />

nur dann zulässig, wenn zwei<br />

oder mehrere Forderungsprätendenten<br />

dem Drittschuldner<br />

gegenüberstehen (RIS-<strong>Justiz</strong><br />

RS0103060). Die Behauptung<br />

des Drittschuldners, ein Teil<br />

der Forderung sei durch Aufrechnung<br />

erloschen, bildet<br />

keinen Erlagsgrund nach § 307<br />

EO (RIS-<strong>Justiz</strong> RS0103059). Ein<br />

Streit über die Zulässigkeit der<br />

Aufrechnung bildet keinen<br />

Erlagsgrund (3 Ob 10/94).<br />

Rückstandsausweise bilden<br />

einen Exekutionstitel, wobei<br />

allerdings über Einwendungen<br />

gegen die Richtigkeit von<br />

Rückstandsausweisen mit<br />

Bescheid zu erkennen ist<br />

(10 ObS 150/03m).<br />

RpflSlgE <strong>2011</strong>/44<br />

LG Ried/Innkreis vom<br />

15.3.<strong>2011</strong>, 6 R 41/11p<br />

Bei einer im Rechtsmittelverfahren<br />

auferlegten Sicherheitsleistung<br />

ist für den Erlag eine<br />

Frist unter Hinweis auf die mit<br />

ihrem fruchtlosen Ablauf verbundenen<br />

Rechtsfolgen zu setzen<br />

(MGA EO 14 RZ 72 zu § 44<br />

EO).<br />

■<br />

53


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung<br />

ADir.<br />

Walter<br />

Zaunmüller<br />

Fachredakteur <strong>Justiz</strong>verwaltung<br />

BG Wels<br />

E-Mail:<br />

walter.zaunmueller@justiz.gv.at<br />

Fachbereich<br />

<strong>Justiz</strong>verwaltung<br />

Jv-Grundausbildung – NEU – ein Zwischenbericht<br />

Seit 1. Juli 2010 gelten die neuen Ausbildungsvorschriften<br />

als modulare Grundausbildung für die<br />

Bediensteten der Entlohnungsgruppe v2 in der<br />

<strong>Justiz</strong>verwaltung (Modulare <strong>Justiz</strong>verwaltungsgrundausbildungs-Verordnung-MJvG-V).<br />

Damit wurden die aus dem Jahre 1897 (kein<br />

Tippfehler) stammenden und gültigen Bestimmungen<br />

über die Zweite Kanzlei-Personalverordnung<br />

außer Kraft gesetzt.<br />

Mit der neuen Ausbildungsverordnung wurde ein<br />

Meilenstein in der Grundausbildung der (zukünftigen)<br />

„<strong>Justiz</strong>manager“ gesetzt, ist es doch das<br />

vorrangigste Ziel, die entsprechenden Kenntnisse<br />

und Fähigkeiten zu vermitteln, die für eine qualitativ<br />

hochwertige Erfüllung der Aufgaben erforderlich<br />

sind.<br />

Besonders zu beachten ist, dass die Ausbildung<br />

sowohl berufsspezifisches Wissen und praxisrelevante<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt,<br />

aber auch dass der Lehr- und Lernstoff nach dem<br />

neuesten Stand der Wissenschaft und den dienstlichen<br />

Erfordernissen vermittelt wird.<br />

Nachdem der erste Lehrgang bereits mit großem<br />

Erfolg abgeschlossen werden konnte und der<br />

zweite Lehrgang sich dem Ende zuneigt, habe ich<br />

Kursteilnehmer des zweiten Lehrganges um eine<br />

Zusammenfassung und um ein Stimmungsbild<br />

gebeten:<br />

Karenz, Amtsverschwiegenheit, Budget, BIG-<br />

Gesetz, soziale Kompetenz, Disziplinarverfahren,<br />

BBG-Shop, AVG, VwGG, GGG – nur einige von<br />

unzähligen Begriffen aus den verschiedensten<br />

Themenbereichen, die in der Modularen Grundausbildung<br />

<strong>Justiz</strong>verwaltung (kurz MGA-Jv)<br />

behandelt werden. So wie auch die Teilnehmer<br />

dieses 2. Lehrganges aus den unterschiedlichsten<br />

Bereichen in der <strong>Justiz</strong> kommen – Revisoren,<br />

<strong>Rechtspfleger</strong>, Mitarbeiter in den Personalverwaltungen<br />

der OLGs, Geschäftsstellenleiter.<br />

Diese bunt zusammengewürfelte Truppe aus<br />

allen Bundesländern Österreichs traf sich erstmals<br />

im Oktober 2010 zum ersten Modul dieses<br />

Grundlehrganges in Graz. Dienstrecht stand auf<br />

dem Programm und niemand der Teilnehmer<br />

Andreas Fournier<br />

konnte genau sagen, was da<br />

auf einen zukommen würde.<br />

Doch eines kristallisierte sich<br />

in diesen ersten vier Tagen<br />

heraus, nämlich, dass diese<br />

Gruppe zueinander gehört<br />

wie der Wein zum Burgenland.<br />

Gegenseitige Unterstützung<br />

war von Anfang angesagt,<br />

alles gemischt mit viel<br />

Witz und Humor.<br />

Begonnen wurde dieser erste<br />

Ausbildungsteil mit einer Kennenlernrunde,<br />

bevor es zu<br />

den ersten Vorträgen über die<br />

Grundzüge des Dienstrechts<br />

sowie des Ausschreibungsgesetzes<br />

ging. Doch auch diese<br />

eher trockene Materie wurde<br />

einerseits durch die stets witzigen<br />

Kommentare der TeilnehmerInnen<br />

aufgelockert sowie<br />

durch kompetente Antworten<br />

der Vortragenden auch auf<br />

schwierigste Fragen gemeistert.<br />

Jede/r der TeilnehmerInnen<br />

war voll bei der Sache<br />

und so wurde der Start in<br />

diese Ausbildung für alle zu<br />

einem wahren „Vergnügen“.<br />

Das zweite Modul fand im<br />

November im Hotel Sperlhof<br />

in Windischgarsten statt und<br />

hatte die Themen „Personalführung<br />

und Disziplinarwesen„<br />

zum Inhalt. Die Vortragenden<br />

liefen teilweise zur<br />

Höchstform auf, was sich wiederum<br />

auch auf das Klima<br />

dieser Teilnehmergruppe niederschlug.<br />

Selbst das Thema<br />

Leistungsfeststellung und Disziplinarwesen<br />

wurde aufgrund<br />

tiefgreifender Fragen aus dem<br />

55


Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Teilnehmerkreis zu einer wahren<br />

Episode aus Beispielen zu<br />

den einzelnen Themenkomplexen,<br />

die den Kolleginnen<br />

und Kollegen dieses doch<br />

zum Teil schwierig zu verstehende<br />

Spezialgebiet klar und<br />

verständlich darlegte.<br />

Das dritte Modul führte ins<br />

Bildungszentrum nach Kitzbühel,<br />

wo sich schon die Anreise<br />

als wahres Abenteuer herausstellte,<br />

fiel doch am Anreisetag<br />

gut und gerne 1 bis 2 m Neuschnee,<br />

was wiederum die<br />

Ausrichter des Hahnenkammrennens<br />

zu Jubelstürmen<br />

bewegte.<br />

Die Jubelstürme der KollegInnen<br />

hielten sich in diesem<br />

Modul jedoch in Grenzen,<br />

waren doch die Teilnehmer<br />

aufgrund der im Jänner bevorstehenden<br />

ersten Teilprüfung<br />

schon einigermaßen nervös.<br />

So wurde der zur Wiederholung<br />

des Stoffgebietes gedachte<br />

Tag für die meisten der<br />

Gruppe zum Aha-Erlebnis;<br />

Jede/r wusste ab jetzt, es gibt<br />

nur noch eines: Lernen, lernen,<br />

lernen. Aber auch die<br />

musikalischen, im Modul 2<br />

festgestellten, Fertigkeiten<br />

wurden vertieft und erweitert.<br />

Die anschließend an dieses<br />

Modul stattfindende E-Mail<br />

Flut kann sich kaum jemand<br />

vorstellen, zumal die TeilnehmerInnen<br />

durch die teilweise<br />

verwirrenden Meldungen in<br />

den E-Mails noch nervöser<br />

wurden - „wie war des jetzt?“<br />

– „was is da jetzt genau?“ –<br />

„habt‘s ihr des a so verstanden?“.<br />

Schlussendlich wurden im Jänner<br />

<strong>2011</strong> hervorragende Leistungen<br />

bei der ersten Teilprüfung<br />

erbracht, so dass mehr<br />

als die Hälfte der Teilnehmerinnen<br />

ein „ausgezeichnet“ im<br />

Prüfungszeugnis vorfanden.<br />

Dieses Ergebnis wurde anlässlich<br />

des 4. Moduls im <strong>Justiz</strong>bildungszentrum<br />

Schwechat<br />

auch gebührend gefeiert.<br />

56<br />

Das 5. Modul fand ebenfalls im <strong>Justiz</strong>bildungszentrum<br />

Schwechat statt und brachte zum Vorschein:<br />

Auch die nächste Teilprüfung im <strong>Juni</strong><br />

<strong>2011</strong> wird kein leichtes Unterfangen, zumal ein<br />

Großteil des Stoffgebietes den TeilnehmerInnen<br />

aus ihren bisherigen Tätigkeiten mehr oder weniger<br />

unbekannt ist.<br />

Modul 6 brachte dann wieder ein wenig<br />

Abwechslung in den grauen Theorieausbildungsplan<br />

– niemand geringerer als die über alle Grenzen<br />

hinaus bekannten Vortragenden Dr. Wimmer<br />

und Dr. Buchacher durften in dieser Woche im<br />

Parkhotel Billroth in St. Gilgen am Wolfgangsee<br />

die Gruppe unterrichten. Und die beiden waren<br />

nicht wenig überrascht, dass sie eine so homogene<br />

und so gut zusammenpassende Anzahl an <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />

vorfanden, mussten sie doch Teile<br />

ihres schon vorbereiteten Vortrages in letzter<br />

Sekunde noch einmal völlig neu konzipieren.<br />

Ihrer jahrelangen Erfahrung und vor allem ihrer<br />

Kunst, alles aus den TeilnehmerInnen herauszuholen,<br />

verdankten die TeilnehmerInnen, dass<br />

diese Tage zu Unvergesslichen wurden.<br />

Die Theorie holte die Gruppe jedoch rasch wieder<br />

ein – Modul 7 war im Mai zu meistern. Galt<br />

es doch, die noch völlig Unbekannte „Budget<br />

und Beschaffung“ kennenzulernen und einigermaßen<br />

zu begreifen. Doch auch hier schafften es<br />

die Vortragenden hervorragend, ein Stoffgebiet,<br />

das eigentlich wenig Anlass zu Scherzen gibt, in<br />

humorvoller Art und Weise an die TeilnehmerInnen<br />

heranzutragen.<br />

Zum Abschluss dieses kurzen Zwischenberichtes<br />

kann man zusammenfassend feststellen: Der Weg<br />

des Bundesministeriums für <strong>Justiz</strong>, auch für die<br />

<strong>Justiz</strong>verwaltung eine rechtspflegerähnliche Ausbildung<br />

zu schaffen, ist der absolut Richtige.<br />

Durch diesen und andere, hoffentlich noch folgende,<br />

Erfahrungsberichte sollten vor allem diejenigen<br />

Kolleginnen und Kollegen motiviert werden,<br />

diese Ausbildung zu absolvieren, die in<br />

ihrer beruflichen Laufbahn eine leitende Funktion<br />

anstreben. Doch auch diejenigen, die bereits in<br />

leitenden Funktionen tätig sind, sei diese Ausbildung<br />

ans Herz zu legen.<br />


<strong>Rechtspfleger</strong>kurse Der Österreichische Recht§pfleger<br />

58<br />

<strong>Justiz</strong>bildungszentrum Schwechat<br />

Diplomrechtspflegerausbildung<br />

Die <strong>Rechtspfleger</strong>prüfung im Arbeitsgebietslehrgang für Zivilprozess-, Exekutions- und Insolvenz -<br />

sachen (01. 09. – 23. 11. 2010) haben bestanden:<br />

OLG-Sprengel Wien:<br />

VB Silvia Varga, BG Leopoldstadt<br />

OLG-Sprengel Graz:<br />

VB Hanna Leczek, BG St. Veit a.d. Glan<br />

VB Susanne Lorenz, BG Graz-West<br />

VB Manuela Klinar, BG Klagenfurt<br />

OLG-Sprengel Innsbruck:<br />

VB Anja Kofler, BG Innsbruck<br />

VB Mechthild Stöckler<br />

VB Tanja Valentini, BG Landeck<br />

Die Prüfung im Grundlehrgang (15. 02. – 16. 05. <strong>2011</strong>) haben bestanden:<br />

OLG-Sprengel Wien:<br />

VB Barbara Bauer, dzt BG Hietzing<br />

VB Josef Brenner, dzt. BG Favoriten<br />

VB Martina Edelmüller, BG Josefstadt<br />

VB Christina Engelscharmüller, dzt. BG Floridsdorf<br />

VB Christina Grubwieser, dzt. BG Innere Stadt Wien<br />

VB Melinda Guelmino, dzt. BG Leopoldstadt<br />

VB Silke Helmer, BG Innere Stadt Wien<br />

VB Manuela Jahnel, BG Floridsdorf<br />

VB Birgit Markowitsch, dzt. BG Purkersdorf<br />

VB Patrick Obermoser, dzt. BG Döbling<br />

VB Bianca Raab, dzt. BG St. Pölten<br />

VB Jenny Schadinger, dzt. BG Innere Stadt Wien<br />

VB Lukas Schaub, dzt. BG Leopoldstadt<br />

VBH Nadine Schiffczyk, dzt. BG Schwechat<br />

VB Andrea Schönhofer, dzt. BG Hernals<br />

VB Katrin Schweigler, dzt. BG Ybbs/Donau<br />

VB Dagmar Weiß, dzt HG Wien<br />

OLG-Sprengel Linz:<br />

VB Ute Holzer-Stern, dzt. BG Bezirksgericht Traun<br />

VB Barbara Kronberger, dzt. BG Wels<br />

VB Markus Pötzelsberger, BG Neumarkt<br />

VB Beatric Schimpf, dzt. BG Wels<br />

OLG-Sprengel Innsbruck:<br />

VB Karin Ahornegger, BG Bregenz<br />

VB Bianca Marth, BG Kufstein<br />

VB Karin Weitlaner, BG Kitzbühel<br />

Herzlichen Glückwunsch!


Der Österreichische Recht§pfleger <strong>Rechtspfleger</strong>kurse<br />

Kurse im<br />

<strong>Justiz</strong>bildungszentrum Schwechat<br />

Arbeitsgebietslehrgang in Verlassenschaftssachen, Kindschafts-<br />

und Sachwalterschaftsangelegenheiten, sowie Angelegenheiten des<br />

Gerichtserlages und der Einziehung gerichtlicher Verwahrnisse:<br />

Kurs: 10. 01. 2012 bis 30. 03. 2012<br />

Prüfung schriftlich: 02. 04. 2012<br />

Prüfungsurlaub: 03. 04. 2012 bis 17. 04. 2012<br />

Prüfung mündlich: 18. 04. 2012<br />

Arbeitsgebietslehrgang in Zivilprozess-, Exekutions- und Insolvenz -<br />

sachen:<br />

Kurs: 10. 01. 2012 bis 28. 03. 2012<br />

Prüfung schriftlich: 29. 03. 2012<br />

Prüfungsurlaub: 30. 03. 2012 bis 13. 04. 2012<br />

Prüfung mündlich: 16. 04. 2012<br />

Arbeitsgebietslehrgang in Grundbuchs- und Schiffsregistersachen:<br />

Kurs: 07. 02. 2012 bis 18. 04. 2012<br />

Prüfung schriftlich: 19. 04. 2012<br />

Prüfungsurlaub: 20. 04. 2012 bis 04. 05. 2012<br />

Prüfung mündlich: 07. 05. 2012<br />

Arbeitsgebietslehrgang in Sachen des Firmenbuchs:<br />

Kurs: 21. 02. 2012 bis 02. 05. 2012<br />

Prüfung schriftlich: 03. 05. 2012<br />

Prüfungsurlaub: 04. 05. 2012 bis 18. 05. 2012<br />

Prüfung mündlich: 21. 05.2 012<br />

Grundlehrgang für <strong>Rechtspfleger</strong>anwärter/-innen:<br />

Kurs: 08. 03. 2012 bis 15. 06. 2012<br />

Prüfungsurlaub: 18. 06. 2012 bis 22. 06. 2012<br />

Prüfung mündlich: 25. und 26. 06. 2012<br />

59


Abo-Bestellung Der Österreichische Recht§pfleger<br />

ABO-Bestellung<br />

(für externe<br />

Interessenten aus<br />

dem Bereich<br />

der Rechtsberufe,<br />

Behörden, etc.)<br />

An das<br />

Sozialwerk für <strong>Justiz</strong>bedienstete<br />

Schmerlingplatz 11<br />

1016 Wien<br />

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„Der österreichische Recht§pfleger“<br />

zum Preis von € 4,00<br />

(€ 2,50 + € 1,50 Versand- und<br />

Bearbeitungsgebühr) pro Ausgabe.<br />

Diese Bestellung ist von mir jederzeit schriftlich<br />

aufkündbar.<br />

Zahlungsart: Erlagschein liegt jeder Ausgabe<br />

bei.<br />

60<br />

ABO-BESTELLUNG<br />

Name:<br />

Straße/Hausnummer/Stiege/Stock/Tür-Nr.:<br />

Postleitzahl: Ort:<br />

Datum:<br />

Unterschrift:<br />


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Sonder-/Kurzrufnummern sind nicht in den Freieinheiten inkludiert. Bei Überschreiten der inkludierten Freieinheiten € 0,29 pro Min./SMS. Bei Auslandstelefonie gelten die Preise laut Auslandszone im gewählten Tarif. Für die Inanspruchnahme des kostenpflichtigen<br />

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Roamingpartner. Abrechnung erfolgt in 50 KB-Blöcken. Die erreichbare Geschwindigkeit ist von zahlreichen Faktoren, wie Standort, Endgerät, Tarif, Netzauslastung etc. abhängig. Übertragungsgeschwindigkeiten können nicht zugesichert werden. Maximal<br />

3,6Mbit/s Down- und 1Mbit/s Uplink. Ab Überschreitung des inkludierten Datenvolumens werden € 0,25/MB verrechnet. Microsoft Office 2010: Es gelten die Garantiebestimmungen – einsehbar unter http://www.t-mobile.at/_PDF/office_2010_nb.pdf.<br />

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