Österreichischer Rechtspfleger Juni 2011 - ZA Justiz
Österreichischer Rechtspfleger Juni 2011 - ZA Justiz
Österreichischer Rechtspfleger Juni 2011 - ZA Justiz
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INFORMATIONSORGAN FÜR DIPLOMECHTSPFLEGERINNEN UND LEITENDE JUSTIZBEDIENSTETE IN ÖSTERREICH<br />
€ 4,50 Ausgabe <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong><br />
Aktuelles aus<br />
der Standes-<br />
und Personal -<br />
vertretung<br />
VdRÖ aktuell<br />
Prüfschema zu<br />
§ 14 WEG<br />
GesmbH:<br />
Steuerliche<br />
Anknüpfungspunkte<br />
Beweisaufnahme<br />
im Ausland<br />
Gespräch mit <strong>Justiz</strong>ministerin<br />
Mag. a Dr. in Beatrix Karl<br />
Neu:<br />
Der österreichische<br />
Recht§pfleger jetzt Online<br />
auf www.rdb.at
Dr. Ludwig Scharinger, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ:<br />
„Offene Grenzen sind eine<br />
Jahrhundertchance!“<br />
Die Konjunktur in Oberösterreich wird immer<br />
sichtbarer. Tolle Erfolge feiern die Unternehmen<br />
vor allem auf ausländischen<br />
Märkten. „Die offenen Grenzen sind eine<br />
Jahrhundertchance“, betont Dr. Ludwig<br />
Scharinger, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank<br />
OÖ, der heuer wieder ein<br />
Ansteigen der Exporte auf 58 Prozent der<br />
gesamten Wirtschaftsleistung erwartet.<br />
Aufschwung in Deutschland<br />
und Osteuropa<br />
Innerhalb der Europäischen Union ist<br />
Deutschland derzeit die stärkste Konjunkturlokomotive.<br />
Das nützen die Unternehmen,<br />
die die Raiffeisenlandesbank OÖ bei<br />
ihren Exportprojekten ins Nachbarland begeleitet.<br />
Riesiges Potenzial ortet Scharinger<br />
darüber hinaus in Osteuropa. Dort werde<br />
die Wirtschaft in den nächsten Jahren Prognosen<br />
zufolge viel stärker wachsen als in<br />
Westeuropa. „An dieser Entwicklung wollen<br />
wir teilhaben“, so Scharinger.<br />
Rauchende Köpfe statt<br />
rauchender Schlote<br />
Entscheidend sei für Unternehmen, nicht<br />
mehr über „rauchende Schlote“ sondern<br />
über „rauchende Köpfe“ zu exportieren.<br />
Derzeit begleitet die Raiffeisenlandesbank<br />
OÖ 19.795 mitteleuropäische Unternehmen<br />
bei ihren Aktivitäten in Osteuropa, davon<br />
alleine 405 Unternehmen in Russland.<br />
Weiters werden 742 Unternehmen nach<br />
China und 284 Unternehmen nach Indien<br />
begleitet.<br />
Beteiligung an südrussischer Bank<br />
Zu den prosperierendsten Regionen Russlands<br />
zählt die Olympiaregion Krasnodar,<br />
wo 2014 in Sotschi die Winterspiele stattfinden<br />
werden. Um ihre Kunden noch besser<br />
beim Nützen von Chancen begleiten<br />
zu können, hat sich die Raiffeisenlandesbank<br />
OÖ an der Krayinvestbank, die der<br />
Regierung in Krasnodar gehört, beteiligt.<br />
Begleitung rund um den Globus<br />
„Von dieser verstärkten Zusammenarbeit<br />
profitieren die Kunden der Raiffeisen-<br />
Dr. Ludwig Scharinger, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ: „In Osteuropa wird die Wirtschaft<br />
in den nächsten Jahren Prognosen zufolge viel stärker wachsen als in Westeuropa. Diese<br />
Entwicklung bietet enorme Chancen für unsere starke Exportwirtschaft.“<br />
landesbank OÖ, die in Russland tätig<br />
sind oder Fuß fassen wollen“, so Scharinger.<br />
Denn gerade in Osteuropa sind<br />
gute Kontakte zu Regierungsstellen<br />
und Marktkenntnisse besonders wichtig.<br />
Um ihren Kunden die gewohnte Gestaltungskraft<br />
auf allen Teilen der Welt<br />
bieten zu können, hat die Raiffeisenlandesbank<br />
OÖ ein dichtes Netzwerk<br />
bestehend aus 15 Korrespondenz- und<br />
1.668 Kooperationsbanken entwickelt,<br />
das die gesamten Erdkugel umspannt.<br />
Energiesparen sorgt für<br />
Binnenkonjunktur<br />
Neben der Exportkonjunktur braucht<br />
Österreich auch eine stabile Binnenkonjunktur.<br />
Mit dem im Jahr 2009 gestarteten<br />
Sonderkonjunkturprogramm leistet<br />
Foto: RLB OÖ<br />
die Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich<br />
einen wichtigen Beitrag zur Belebung<br />
der Konjunktur im Land.<br />
Das Programm forciert die thermische<br />
Sanierung von Ein- und Mehrfamilienhäusern<br />
sowie die Revitalisierung von<br />
Ortskernen. Bisher wurden bei 13.867<br />
Häusern umfangreiche Sanierungsmaßnahmen<br />
durchgeführt bzw. eingeleitet.<br />
Dazu kommen 141 Ortskernrevitalisierungsprojekte.<br />
Dadurch konnte ein<br />
Gesamtinvestitionsvolumen von rund<br />
954,5 Millionen Euro ausgelöst werden.<br />
„Das ist ein wichtiger Beitrag zur inländischen<br />
Konjunkturbelebung, es stärkt<br />
insbesondere die Klein und Mittelbetriebe<br />
und schont die Umwelt“, unterstreicht<br />
Scharinger.
Der Österreichische Recht§pfleger Kommentar<br />
Werner<br />
Gschwandtner<br />
Chefredakteur<br />
E-Mail:<br />
werner.gschwandtner@justiz.gv.at<br />
Kommentar<br />
Die Richtung stimmt<br />
Seit Jahresbeginn führen die Österreichischen<br />
<strong>Rechtspfleger</strong> die Funktionsbezeichnung „Diplomrechtspfleger“.<br />
Damit wurde im Rahmen der Budgetbegleitgesetze<br />
einer langjährigen Forderung der<br />
Standes- und Personalvertretung Rechnung getragen.<br />
Allerdings hat die <strong>Justiz</strong>ministerin mit diesem<br />
Zugeständnis nur einen kleinen Teil unseres Forderungsprogramms<br />
verwirklicht. Seit vielen Jahren<br />
verlangen die gesetzliche Personalvertretung, die<br />
<strong>Justiz</strong>gewerkschaft und die Vereinigung der Österreichischen<br />
<strong>Rechtspfleger</strong> gemeinsam vehement<br />
die Aufwertung der <strong>Rechtspfleger</strong>ausbildung auf<br />
das Niveau einer Fachhochschule. Auf diesem<br />
Weg sind wir bisher nur ein kleines Stück weiter<br />
gekommen. Alle Argumente liegen am Tisch und<br />
wurden mit dem <strong>Justiz</strong>ministerium mehrfach ausgetauscht.<br />
Ein Erfolg blieb bisher verwehrt. Grund<br />
genug, dieses Thema auch in den Vordergrund<br />
beim Interview mit der neuen Bundeministerin für<br />
<strong>Justiz</strong> zu stellen.<br />
Das Interview<br />
Ernsthaft, überlegt und betont freundlich war die<br />
Begegnungskultur mit Dr. Beatrix Karl beim Interview<br />
in ihrer neuen Funktion. Eine sehr professionelle<br />
Gesprächsführung und großer Sachverstand<br />
waren die Grundlagen unseres konstruktiven Treffens.<br />
Eine lösungsorientierte Topmanagerin, die<br />
ihre Aufgabe ernst nimmt, ist mein Eindruck. Sie<br />
zeigt viel Verständnis für die Anliegen der Standesund<br />
Personalvertretung und betont immer wieder,<br />
dass sie das Vertrauen in die <strong>Justiz</strong> stärken will. Ihr<br />
ist bewusst, dass ein Erfolg von vielen Faktoren<br />
abhängig, und nur gemeinsam mit allen Bedienstetengruppen<br />
erreichbar ist. Sehr klar habe ich zum<br />
Ausdruck gebracht, dass<br />
Zusammenarbeit keine Einbahnstraße<br />
sein kann. Das<br />
Interview lesen Sie auf den<br />
folgenden Seiten.<br />
Vor Ihnen liegt die neue Ausgabe<br />
des „Österreichischen<br />
Recht§pflegers“. Darin finden<br />
Sie neben standespolitischen<br />
Informationen wieder viele<br />
interessante Beiträge aus den<br />
juristischen Fachbereichen zur<br />
Unterstützung Ihrer täglichen<br />
Arbeit. Erfreulich ist, dass<br />
unsere Zeitung künftig auch in<br />
der digitalen Rechtsdatenbank<br />
des MANZ Verlages (RDB)<br />
abrufbar ist.<br />
Eine schöne Urlaubszeit und<br />
gute Erholung<br />
wünscht<br />
Werner Gschwandtner<br />
1
Inhalt Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Inhalt<br />
Kommentar ...................................................................... 1<br />
Impressum ....................................................................... 2<br />
Zentralausschuss aktuell ................................................. 3<br />
Aktuelles aus dem VdRÖ ................................................ 5<br />
Interview mit Bundesministerin<br />
Maga. Drin. Beatrix Karl ................................................... 8<br />
Außerstreit ...................................................................... 11<br />
– § 14 WEG ................................................................... 12<br />
– Rechtsmittelentscheidungen ..................................... 18<br />
Firmenbuch .................................................................... 28<br />
Impressum:<br />
DER ÖSTERREICHISCHE RECHTSPFLEGER<br />
Herausgeber und Medieninhaber:<br />
Sozialwerk für <strong>Justiz</strong>bedienstete<br />
Verein zur Förderung der <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />
Hersteller: A3 Druck und Werbeservice GmbH, Linz<br />
Chefredakteur:<br />
Werner GSCHWANDTNER<br />
4010 Linz, Gruberstraße 20, Tel.: 0676/89 89 41 111<br />
E-Mail: werner.gschwandtner@justiz.gv.at<br />
Fachredakteure:<br />
Außerstreit: Siegmund GRUBER<br />
Firmenbuchsachen: Rainer JÄGER<br />
Grundbuchsachen: Johannes KUSTER<br />
Zivilprozess-, Exekutionsund<br />
Insolvenzsachen: Martin METZ<br />
<strong>Justiz</strong>verwaltung: Walter <strong>ZA</strong>UNMÜLLER<br />
2<br />
– Die GesmbH: Steuerliche Anknüpfungspunkte ...... 28<br />
Grundbuch ..................................................................... 36<br />
Exekution ....................................................................... 43<br />
– Zustellung und Beweisaufnahme im Ausland ........ 43<br />
– Rechtsmittelentscheidungen ..................................... 49<br />
<strong>Justiz</strong>verwaltung ............................................................. 55<br />
– <strong>Justiz</strong>verwaltung-Grundausbildung – NEU –<br />
ein Zwischenbericht ................................................. 55<br />
<strong>Justiz</strong>bildungszentrum Schwechat ................................ 58<br />
Abo-Bestellung .............................................................. 60<br />
Grundlegende Richtung: Juristische Fachpublikation für<br />
Diplomrechtspfleger sowie für sonstige interessierte Personen,<br />
Organisationen und Firmen.<br />
Inhalt der Zeitschrift sind insbesondere juristische Fachinformationen<br />
(Rechtsmittelentscheidungen, Fachbeiträge<br />
u. Ä.) sowie standespolitische Informationen für Rechts -<br />
pfleger.<br />
Zitierweise: „ÖRPfl“<br />
Kontaktadresse:<br />
1016 Wien, Schmerlingplatz 11<br />
Tel.: 01/52 152-3430<br />
Fax: 01/52 152-3401<br />
E-Mail: susanne.mazura@justiz.gv.at<br />
Bankverbindung:<br />
Raiffeisenbank Wels<br />
BLZ 34680, Kto.Nr. 641019
Der Österreichische Recht§pfleger Zentralausschuss aktuell<br />
Gerhard<br />
Scheucher<br />
Vorsitzender des Zentral aus -<br />
schusses beim Bundes minis -<br />
terium für <strong>Justiz</strong><br />
E-Mail:<br />
gerhard.scheucher@justiz.gv.at<br />
Liebe Kolleginnen<br />
und Kollegen!<br />
Als Vorsitzender des Zentralausschusses beim<br />
Bundesministerium für <strong>Justiz</strong> und der Bundesvertretung<br />
<strong>Justiz</strong> in der GÖD freut es mich, im „Österreichischen<br />
Recht§pfleger“ über einige interessante Themen und<br />
Neuigkeiten zu berichten.<br />
Grundausbildung für den gehobenen Dienst<br />
erneuert<br />
Eine langjährige Forderung der gesetzlichen Personalvertretung<br />
konnte am 6. April <strong>2011</strong> im BMf<strong>Justiz</strong><br />
realisiert werden. Den ersten 15 Absolventen<br />
der modularen Grundausbildung für den gehobenen<br />
<strong>Justiz</strong>verwaltungsdienst wurden in einem Festakt<br />
die Prüfungszeugnisse überreicht. In insgesamt<br />
11 Modulen wurden den Lehrgangsteilnehmern/innen<br />
Wissen im Dienstrecht – Teil I und II, Personalführung,<br />
Gebäudeverwaltung und Spezialbereiche,<br />
Revisionsgrundlagen, Selbstmanagement und<br />
soziale Kompetenz, Budget und Beschaffung,<br />
Besoldung, Justivzerwaltung, Gerichtsgebühren<br />
und Befreiungsvorschriften sowie dem Gebührenanspruchsgesetz<br />
näher gebracht.<br />
Der besondere Dank der Personalvertretung gilt<br />
allen, die am Gelingen dieser doch elitären Ausbildungsvorschriften<br />
mitgewirkt haben.<br />
Belastungsgrenze im Rechtsprechungsbereich<br />
erreicht<br />
Die Personalanforderungsrechnung für das Jahr<br />
2010 weisst für die <strong>Rechtspfleger</strong>/-innen im Bundesgesetz<br />
eine Belastung von 117,84 %, oder aber<br />
einen Fehlbestand von knapp 110 Vollzeitkapazitäten<br />
aus. Bei den Landesgerichten ist der Fehlbestand<br />
mit knapp 20 <strong>Rechtspfleger</strong>/-innen und<br />
einer Auslastung von 133,73 nach PAR noch dramatischer.<br />
Der Zentralausschuss beim Bundesministerium für<br />
<strong>Justiz</strong> ersucht die Dienstbehörde, alle offenen „B“ -<br />
oder „v2“-Planstellen so rasch wie möglich mit<br />
<strong>Rechtspfleger</strong>anwärter/-innen zu besetzen. Insbesonders<br />
sollten unterwertige Besetzungen – auf<br />
einer v2-Planstelle sitzt ein/e Mitarbeiter/-in der<br />
Gerichtskanzlei – vermieden werden. Obwohl die<br />
Rechtsprechung in diversen Bereichen wie Außerstreit<br />
etc. nur durch das besondere Engagement<br />
und die Leistung von Überstunden funktioniert,<br />
muss es Anliegen aller sein,<br />
die Arbeitsbedingungen so zu<br />
gestalten, dass eine Auslastung<br />
in allen Bereichen der Rechtspflege<br />
nicht mehr als 100 %<br />
beträgt. Des Weiteren sollten<br />
eine Verbesserung der Aufnahmekriterien,<br />
besondere Eignungsüberprüfungen<br />
für die<br />
verschiedenen Sparten sowie<br />
speziell geschulte Ausbildungsrechtspfleger/innen<br />
Standard<br />
für eine weitere hochwertig<br />
qualitative Ausbildung des<br />
<strong>Rechtspfleger</strong>nachwuchses<br />
sein. Das Vorhaben flächendeckendFachhochschulausbildung<br />
für den gehobenen<br />
Dienst einzuführen wäre eine<br />
weitere Möglichkeit, die Qualität<br />
der Rechtsprechung in<br />
Österreich zu steigern.<br />
Besonders stolz können wir<br />
sein, dass die Europäische<br />
Union der <strong>Rechtspfleger</strong> das<br />
österreichische Firmenbuch<br />
dazu auserkoren hat, als<br />
Modell für die europäischen<br />
Länder Pate zu sein.<br />
Ein besonderer Dank gebührt<br />
dem Vizepräsidenten der Vereinigung<br />
d. österr. <strong>Rechtspfleger</strong>,<br />
DiplRpfl Walter Szöky vom HG<br />
Wien, der unermüdlich die<br />
Qualität der österreichischen<br />
Rechtsprechung durch Diplomrechtspfleger<br />
den interessierten<br />
Staaten Europas und der ganzen<br />
Welt präsentiert.<br />
3
Vereinigung der <strong>Rechtspfleger</strong> Österreich Der Österreichische Recht§pfleger<br />
4<br />
Weitere Personaleinsparungen bedeuten Verfahrensverzögerungen<br />
und Serviceeinschränkungen<br />
für den österreichischen Staatsbürger<br />
Obwohl dem Bundesministerium für <strong>Justiz</strong> in den<br />
Verhandlungen über den Budgetrahmen viel<br />
gelungen ist, wird jedoch im Jahre 2012 der rote<br />
Sparstift nur im Bereich der Beamten und Vertragsbediensteten<br />
innerhalb der <strong>Justiz</strong> zu einer Verringerung<br />
der Planstellen führen. Umsomehr ist es<br />
notwendig, Arbeitsinhalte in den Gerichtskanzleien<br />
und der Rechtsprechung zu hinterfragen und zu<br />
evaluieren.<br />
Es ist nicht zu beschönigen, dass es in letzter Zeit<br />
eine verstärkte Anzahl von Malversationen im <strong>Justiz</strong>bereich<br />
gegeben hat. Es gibt aber kein Personal<br />
und keine Ressourcen, um Ideen einer stark überzogenen<br />
Kontrolle im Bereich der <strong>Justiz</strong> zur<br />
Umsetzung zu bringen. Die Personalvertretung<br />
unterstützt selbstverständlich Maßnahmen um Malversationen<br />
zu verhindern, lehnt aber überzogene<br />
Konzepte zur Verhinderung von Datenmissbrauch<br />
in der <strong>Justiz</strong> ab.<br />
Für weitere Auskünfte stehe<br />
ich gerne unter der Tel.-Nr.<br />
01/52 152-3491 oder 3430 zur<br />
Verfügung.<br />
Mit den besten Wünschen verbleibe<br />
ich<br />
mit kollegialen Grüßen<br />
I h r<br />
(Gerhard Scheucher)<br />
Die Redaktion wünscht<br />
einen wunderschönen und<br />
erholsamen Urlaub.
Der Österreichische Recht§pfleger Vereinigung der <strong>Rechtspfleger</strong> Österreichs<br />
Michael<br />
Lackenberger<br />
Präsident der Vereinigung der<br />
<strong>Rechtspfleger</strong> Österreichs<br />
E-Mail:<br />
michael.lackenberger@justiz.gv.at<br />
Alles neu macht<br />
der Mai …<br />
… lautet die erste Zeile in einer Volksweise von<br />
Hermann Adam von Kamp, die zu einer Redensart<br />
geworden ist.<br />
Manchmal stimmen auch Redensarten nicht ganz,<br />
denn der österreichischen <strong>Justiz</strong> brachte bereits der<br />
April eine neue Chefin. Vom Bundespräsidenten am<br />
Gründonnerstag angelobt übernahm Mag. a Dr. in Beatrix<br />
Karl in der Karwoche das <strong>Justiz</strong>ressort von ihrer<br />
Vorgängerin. Hoffentlich kein schlechtes Zeichen,<br />
dass die <strong>Justiz</strong> gerade in der Woche des Leidens und<br />
Sterbens Christi ein neues Oberhaupt erhält, sondern<br />
vielmehr ein Zeichen der „Auferstehung“.<br />
Die österreichische <strong>Justiz</strong> ist aber keineswegs so<br />
schlecht aufgestellt, wie es Medienvertreter immer<br />
wieder der Bevölkerung vorgaukeln. Nur „bad stories<br />
are good stories“, aber neben Testamentsfälschern<br />
und „Datenverkäufern“ gibt es auch uns –<br />
Tausende von Beamten und Vertragsbediensteten,<br />
die tagtäglich und hochmotiviert eine sehr gute<br />
Arbeit leisten, ohne die das Funktionieren des<br />
Rechtsstaates nicht gegeben wäre. Aber welcher<br />
Journalist schreibt schon von freundlichen Beamten,<br />
raschen Erledigungen und rechtlich perfekten<br />
Beschlüssen ? Das interessiert niemanden. Nur wenn<br />
etwas nicht funktioniert wird’s interessant.<br />
Ich glaube, dass eine der Aufgaben der neuen Bundesministerin<br />
sein wird, dafür Sorge zu tragen, dass<br />
wir <strong>Justiz</strong>mitarbeiter in Ruhe und ohne Einfluss von<br />
Medien ihre Arbeit verrichten können. Das „Schäkern“<br />
mit den Medien mag für den einen oder anderen<br />
(Ex-)Politiker vielleicht zur lieben Gewohnheit<br />
geworden sein, führt schlussendlich aber nur dazu,<br />
dass das Ansehen der <strong>Justiz</strong> in der österreichischen<br />
Bevölkerung sinkt. Wir können stolz auf unsere<br />
Arbeit sein und brauchen uns keineswegs verstecken.<br />
Allerdings ist die <strong>Justiz</strong> nicht dazu da Unterhalter<br />
oder Lieferant von „netten G’schichteln“ zu sein,<br />
um die Kolumnen der Zeitungen zu füllen.<br />
Was bleibt von der Amtsperiode von Mag. a Claudia<br />
Bandion-Ortner? Eine massive Flut von Gesetzesnovellen<br />
(darunter durchaus auch positive) und weitere<br />
Sparmaßnahmen haben dazu geführt, dass die österreichische<br />
<strong>Justiz</strong> etwas aus der (Bus)-Spur geraten ist.<br />
Eine vorübergehende Einkehr und Ruhe von äußerli-<br />
Michael Lackenberger<br />
chen Einflüssen würde durchaus<br />
gut tun. Man muss nicht zwanghaft<br />
gut Funktionierendes Änderungen<br />
herbeiführen, nur um<br />
beschäftigt zu sein oder die<br />
Bilanz aufzufetten.<br />
Als Präsident der Vereinigung<br />
der <strong>Rechtspfleger</strong> Österreichs ist<br />
mir ein sehr nettes und freundliches<br />
Vorstellungsgespräch mit<br />
Mag. a Bandion-Ortner und ihrem<br />
Kabinettschef in Erinnerung<br />
geblieben. Leider war’s das auch<br />
schon. Denn gleich einige<br />
Wochen später wurde die VdRÖ<br />
von der Teilnahme an Gesprächen<br />
über mögliche organisatorische<br />
Einsparungsmöglichkeiten<br />
innerhalb der <strong>Justiz</strong> ausgeschlossen<br />
(Begründung: es sind eh’<br />
schon zu viele Teilnehmer, als<br />
dass ein rasches Ergebnis erzielt<br />
werden kann).<br />
Ich hoffe, dass dies bei der<br />
neuen Frau Bundesministerin<br />
anders wird. Dass freundlichen<br />
Gesprächen auch die entsprechenden<br />
Handlungen folgen.<br />
Dass jahrzehntelange Forderungen<br />
und Versprechungen (z.B.<br />
die Fachhochschule für <strong>Rechtspfleger</strong>)<br />
endlich angegangen<br />
werden.<br />
Die VdRÖ wünscht der neuen<br />
Frau Bundesministerin für <strong>Justiz</strong><br />
Mag. a Dr. in Beatrix Karl Durchhaltevermögen,<br />
immer ein offenes<br />
Ohr für die Anliegen ihrer<br />
Mitarbeiter und viel Erfolg bei<br />
der Leitung unserer <strong>Justiz</strong>.<br />
Ich habe mit einem Sprichwort<br />
begonnen, deshalb ende ich<br />
auch mit einem:<br />
„Nur wer an die Zukunft glaubt,<br />
glaubt an die Gegenwart.“<br />
5
✃<br />
Vereinigung der <strong>Rechtspfleger</strong> Österreichs Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Außerstreit – Bericht<br />
(von Gerald Münzner)<br />
Aufgrund einer Entscheidung<br />
des EuGH ist die Änderung des<br />
Obsorgerechts – wie allgemein<br />
bekannt – unumgänglich. Diesbezüglich<br />
fand im Juli 2010<br />
eine parlamentarische Enquete<br />
statt. Diese Gelegenheit konnte<br />
die VdRÖ nutzen, erstmals an<br />
derartigen Veranstaltungen teilzunehmen.<br />
Anschließend an<br />
die parlamentarische Enquete<br />
fanden mehrere Arbeitsgruppensitzungen<br />
im BMJ unter der<br />
Leitung von Dr. Stormann und<br />
Dr. Kathrein statt. Die VdRÖ<br />
war als einzige Vertretung der<br />
<strong>Rechtspfleger</strong>schaft an allen Sitzungen<br />
beteiligt. Es ist uns<br />
gelungen sowohl einen bleibenden<br />
Eindruck zu hinterlassen<br />
als auch neue Ideen einzubringen.<br />
Die notwendigen<br />
Änderungen im Obsorgebereich<br />
sind derzeit jedoch noch nicht<br />
absehbar. Wir werden diesbezüglich<br />
natürlich am Ball bleiben<br />
und weiter berichten.<br />
Im Zuge der Arbeitssitzungen<br />
kam ein Kontakt mit Frau Dr.<br />
Täubl-Weinreich (RiV) zustande,<br />
der für die <strong>Rechtspfleger</strong> nur<br />
positive Auswirkungen hatte.<br />
Die VdRÖ wurde nämlich zu<br />
weiteren Arbeitsgruppen (Stärkung<br />
der Familiengerichtsbarkeit,<br />
Aus- und Fortbildung)<br />
unter der Leitung von Dr. Stormann<br />
und Dr. Barth ins BMJ<br />
eingeladen. Gerade im Bereich<br />
Aus- und Fortbildung besteht<br />
große Übereinstimmung mit der<br />
Richterschaft und können diesbezüglich<br />
vereinte Ressourcen<br />
6<br />
verwendet werden. So ist z.B. im Zuge der Änderungen<br />
im Supervisionserlass nunmehr auch die<br />
Möglichkeit der Supervision für <strong>Rechtspfleger</strong> möglich.<br />
Auch in Zukunft wird diese Zusammenarbeit<br />
Früchte tragen, zumal bereits weitere Sitzungen im<br />
Mai und <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> geplant sind.<br />
Grundbuch NEU im Jahr <strong>2011</strong><br />
(von Wolfgang Benigni)<br />
„Ein Klick ins Grundbuch“ – ein Zeitungsartikel des<br />
öffentlichen Notars Mag. Alexander Winkler erregte<br />
im November 2009 die Gemüter der Kollegenschaft.<br />
In einer Entgegnung vom 10. November 2009 hat<br />
die VdRÖ schon damals darauf hingewiesen, dass<br />
dies wohl frommer Wunsch denn Realität sei, und<br />
die große Belastung der Grundbuchsrechtspfleger/innen<br />
und der Kanzleimitarbeiter/innen durch<br />
die doppelte Aktenbearbeitung im „NEUEN“ und<br />
„ALTEN“ Grundbuchsprogramm hervorgehoben.<br />
Die genannte Entgegnung endete mit dem Satz:<br />
„Somit rückt „EIN KLICK INS GRUNDBUCH“<br />
wohl in weite Ferne…“.<br />
Und heute ?<br />
Nachdem der letztgenannte, vom BMJ öffentlich<br />
bekanntgegebene, Termin für die Umstellung auf<br />
das Grundbuch „NEU“ – der 16.08.2010 – nicht eingehalten<br />
werden konnte, wird nun eine neue Strategie<br />
verfolgt. Einen „Big Bang“ – eine Umstellung<br />
des Grundbuches auf das neue System, mit gleichzeitiger<br />
Einführung aller angedachten Neuerungen,<br />
Verbesserungen und Erweiterungen – wird es nicht<br />
geben.<br />
Vielmehr wurde ein, aus Sicht der VdRÖ durchaus<br />
sinnvoller Stufenplan entwickelt:<br />
– In einem ersten Schritt wird das System Grundbuch<br />
„ALT“ vollständig durch das neue System<br />
abgelöst. Der Arbeitsablauf für uns <strong>Rechtspfleger</strong><br />
soll sich nicht wesentlich verändern.<br />
„Das Grundbuch NEU soll können, was das Grundbuch<br />
ALT kann.“<br />
In diesem ersten Schritt soll auch die Bearbeitung<br />
der Trennstücktabelle möglich sein und sollen die<br />
neuen Regelungen bezüglich Simultanpfandrecht<br />
Gutschein<br />
(Code VdRÖ-<strong>2011</strong>-50%)<br />
für die 50 %ige Ermäßigung des Mitgliedsbeitrags, wenn ein neuer Beitritt<br />
im Zeitraum Mai <strong>2011</strong> bis einschließlich September <strong>2011</strong> bei der Vereinigung<br />
der <strong>Rechtspfleger</strong> Österreichs erfolgt.<br />
Gutschein gilt nur für neue Beitritte. Pro Person kann nur ein Gutschein<br />
eingelöst werden.<br />
und Ab- und Zuschreibung zwischen<br />
zwei oder mehreren<br />
Gerichten greifen.<br />
– Daneben wird in Arbeitsgruppen<br />
an den geplanten Erweiterungen<br />
und Neuerungen gearbeitet,<br />
und werden diese nach<br />
und nach ins Grundbuch „NEU“<br />
übernommen.<br />
Vorteil: hoffentlich nur ausreichend<br />
erprobte, getestete und<br />
funktionierende Anwendungen<br />
werden in den Echtbetrieb<br />
übernommen.<br />
Nachteil: Termine für die<br />
geplanten Umstellungen wurden<br />
vom BMJ nicht veröffentlicht<br />
– weshalb nicht absehbar<br />
ist, wie lange die große „Doppelbelastung“<br />
für <strong>Rechtspfleger</strong>/innen<br />
und Kanzleimitarbeiter/innen<br />
bleibt!<br />
Die VdRÖ wird vom BMJ die<br />
Veröffentlichung der Termin -<br />
planung urgieren und mit der<br />
Personalvertretung in Gespräche<br />
bezüglich Arbeitsanfall und<br />
Aktenzählung treten.<br />
Sie sind noch nicht Mitglied der<br />
VdRÖ? Sie haben Interesse, der<br />
Vereinigung der <strong>Rechtspfleger</strong><br />
Österreichs als ordentliches<br />
oder außerordentliches Mitglied<br />
beizutreten ? Dann nutzen Sie<br />
die Gelegenheit und lösen Sie<br />
einen 50 %-Gutschein ein,<br />
indem Sie den u.a. Code bei<br />
Ihrer schriftlichen Anmeldung<br />
anführen. Details zur Anmeldung<br />
finden Sie im Menüpunkt<br />
„Beitritt“ auf unserer Homepage:<br />
www.vdroe.at
Ministerinterview Der Österreichische Recht§pfleger<br />
8<br />
Interview<br />
mit Frau BM Mag. a<br />
Dr. in Beatrix KARL<br />
Die aus der Steiermark stammende Universitätsprofessorin<br />
für Arbeits-, Sozial- und Europarecht<br />
Mag. a Dr. in Beatrix Karl ist seit 21. April <strong>2011</strong><br />
unsere neue <strong>Justiz</strong>ministerin. Wie sie ihr Amt<br />
sieht und wie sie mit der großen Verantwortung<br />
und den Vorhaben des Regierungsprogramms<br />
umgehen will, erklärt sie im Interview mit Chefredakteur<br />
Werner Gschwandtner.<br />
Redaktion: Vorerst noch herzliche Gratulation<br />
zur Ministerbestellung! Die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter im <strong>Justiz</strong>ressort haben Sie als Bundesministerin<br />
für Wissenschaft und Forschung sowie<br />
als Generalsekretärin des ÖAAB und Sprecherin<br />
der ÖVP für Wissenschaft und Forschung kennen<br />
gelernt.<br />
Worin sehen Sie die Herausforderung jetzt als<br />
Bundesministerin für <strong>Justiz</strong>?<br />
Bundesministerin Mag. a Dr. in Beatrix Karl: Herausforderungen<br />
gibt es in diesem spannenden Ressort<br />
viele. Aber ich sehe es als meine wichtigste<br />
Aufgabe, das Vertrauen in die <strong>Justiz</strong> wieder herzustellen<br />
und zu stärken. Und damit meine ich<br />
sowohl das Vertrauen der Bevölkerung in die <strong>Justiz</strong>,<br />
als auch das Vertrauen innerhalb der <strong>Justiz</strong>.<br />
Egal ob Richter, Staatsanwälte, <strong>Rechtspfleger</strong>, <strong>Justiz</strong>wachebeamte,<br />
Anwälte, Notare und natürlich<br />
die Mitarbeiter meines Hauses – es ist doch unser<br />
gemeinsames Anliegen, dass die <strong>Justiz</strong> als Fundament<br />
unserer Gesellschaft wieder jenes Vertrauen<br />
bekommt, das sie verdient. Gerade wenn ich mir<br />
auch die tägliche Arbeit der <strong>Rechtspfleger</strong>innen<br />
und <strong>Rechtspfleger</strong> vor Augen führe – was in der<br />
<strong>Justiz</strong> geleistet wird, ist weit mehr, als ein paar in<br />
den Medien inszenierte Großverfahren. Auch das<br />
müssen wir wieder stärker hervorstreichen.<br />
Werner Gschwandtner<br />
Redaktion: Welche Schwer -<br />
punkte wollen Sie als <strong>Justiz</strong> -<br />
ministerin setzen?<br />
Bundesministerin Mag. a Dr. in<br />
Beatrix Karl: Mein erstes<br />
Gesetzesprojekt ist das Lobbyistengesetz,<br />
aber es stehen<br />
noch einige Themen an. Zum<br />
Beispiel beim Schutz der Kinder,<br />
wo ich einen besonderen<br />
Schwerpunkt setzen will.<br />
Reformen werden wir auch im<br />
Familienrecht brauchen, insgesamt<br />
ist das 200-jährige Jubiläum<br />
des ABGB heuer ein guter<br />
Anlass, in Teilbereichen mit<br />
einer Modernisierung zu<br />
beginnen.<br />
Redaktion: Was sind hier ihre<br />
konkreten Vorhaben für die<br />
nächsten Monate?<br />
Bundesministerin Mag. a Dr. in<br />
Beatrix Karl: Mein wichtigstes<br />
Vorhaben in den nächsten<br />
Monaten ist, mit möglichst vielen<br />
Angehörigen der <strong>Justiz</strong><br />
Gespräche zu führen, mir ein<br />
realistisches Bild zu machen<br />
und dann die richtigen Schritte<br />
zu setzen. Aber natürlich<br />
gibt es auch bereits einige<br />
ganz konkrete Vorhaben, die<br />
schon in Umsetzung sind, wie<br />
eben das Lobbyistengesetz,<br />
das noch vor dem Sommer
Der Österreichische Recht§pfleger Ministerinterview<br />
beschlossen werden soll, oder eben die Obsorge -<br />
regelung. Und natürlich auch die Evaluierung der Strafprozessordnung<br />
– der Bericht ist fertig, jetzt geht es<br />
darum, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.<br />
Redaktion: Österreichweit erledigen derzeit ca. 700<br />
Diplomrechtspfleger/innen rund 85 % des gesamten<br />
Geschäftsanfalles der <strong>Justiz</strong> und leisten damit einen<br />
wesentlichen Beitrag zur Verfahrensbeschleunigung.<br />
Wie sehen Sie die Arbeit der Diplomrechtspfleger/innen<br />
als neue <strong>Justiz</strong>ministerin?<br />
Bundesministerin Mag. a Dr. in Beatrix Karl: Diese Zahlen<br />
alleine sprechen schon für sich. Die Diplomrechtspflegerinnen<br />
und Diplomrechtspfleger sind eine tragende Säule<br />
im System, ihre Arbeit ist nicht hoch genug einzuschätzen.<br />
Sie sind auch das Bindeglied zur Bevölkerung und<br />
haben damit eine echte Schlüsselrolle.<br />
Redaktion: Ein Punkt des Regierungsübereinkommens<br />
betrifft die Schaffung eines Diplomrechtspflegers in Strafsachen.<br />
Welche Aufgaben werden dieser Berufsgruppe<br />
zufallen und wann ist mit der Realisierung zu rechnen?<br />
Bundesministerin Mag. a Dr. in Beatrix Karl: Das ist ein<br />
Punkt, an dem im Ministerium gerade noch gearbeitet<br />
wird.<br />
Redaktion: Ein großer Wunsch der Personalvertretung<br />
und der Diplomrechtspfleger/innen ist die Aufwertung<br />
der Ausbildung auf das Niveau einer Fachhochschule.<br />
Hier gibt es konstruktive Vorschläge der Personalvertretung<br />
und des Vereins der österreichischen Diplomrechtspfleger.<br />
Damit könnte eine Chancengleichstellung mit<br />
Verwendungen in anderen öffentlichen Bereichen wie<br />
des Militärs, Exekutive, Sozialberufe und pädagogischen<br />
Berufe erreicht werden. Können Sie sich eine Realisierung<br />
vorstellen? Und wenn ja, in welchem Zeitraum?<br />
Bundesministerin Mag. a Dr. in Beatrix Karl: Eines vorweg:<br />
Ich bin natürlich für eine Aufwertung der Ausbildung<br />
und kann mir dazu auch eine Bachelor-Ausbildung in<br />
Rechtswissenschaften – wenn die Unis die Umstellung<br />
der Rechtswissenschaften vollziehen, durchaus auch an<br />
der Universität – vorstellen. Aber ich will da keine falschen<br />
Hoffnungen wecken – wir müssen uns das natürlich<br />
auch leisten können.<br />
Redaktion: Danke für das Gespräch.<br />
Mag. a Dr. in Beatrix Karl<br />
privat:<br />
Geburtsdatum: 10. 12. 1967<br />
Geburtsort: Graz<br />
Familienstand: ledig<br />
Staatsbürgerschaft: Österreich<br />
Sternzeichen: Schütze<br />
9
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
ADir.<br />
Siegmund<br />
Gruber<br />
Fachredakteur Außerstreit<br />
BG Mattersburg<br />
E-Mail:<br />
siegmund.gruber@justiz.gv.at<br />
Fachbereich<br />
Außerstreit<br />
Der Fachbereich Außerstreit beschäftigt sich in<br />
dieser Ausgabe wieder mit einem Fachartikel und<br />
der Zusammenstellung von veröffentlichten Entscheidungen<br />
aus verschiedenen Entscheidungssammlungen<br />
bzw. Fachzeitschriften.<br />
Die Zusammenstellung von Entscheidungen aus<br />
verschiedenen Veröffentlichungen hat sich in der<br />
Praxis seit vielen Jahren bewährt, und es besteht<br />
nach wie vor Nachfrage nach dieser Form von<br />
Veröffentlichung von „Leitsätzen“ anstatt von Volltextversionen.<br />
Für Wünsche und Anregungen<br />
nach Änderung, Verbesserung oder sonstige Vorschläge<br />
aus der Kollegenschaft stehe ich als Fachredakteur<br />
gerne zur Verfügung.<br />
Der „Aufsatzteil“ dieser Ausgabe beschäftigt sich<br />
mit einem immer wieder kehrenden Thema und<br />
zwar der Eigentumswohnung (bzw. einem Teil<br />
davon) im Todesfall und mit den bestehenden<br />
Sonderbestimmungen. Die Unterlage basiert auf<br />
eine Vorlage aus Anlass des Praxisworkshops der<br />
Notariatsakademie mit Notaren und Notarsubstitu-<br />
ten, sowie AußerStreit Diplomrechtspflegern<br />
im Herbst 2010.<br />
Zur Vertiefung wurde der Vortrag<br />
im Rahmen der monatlichenDiplomrechtspflegerbesprechungen<br />
beim Bezirksgericht<br />
Innere Stadt Wien am<br />
4.4.<strong>2011</strong> neuerlich durchgeführt.<br />
Ich bedanke mich bei Herrn<br />
Mag. Klaus Baumgartner, Notariatssubstitut<br />
in 1030 Wien,<br />
dem Urheber der Unterlage,<br />
der dieses Thema bei beiden<br />
Veranstaltungen vorgestellt hat<br />
und der Fachredaktion des<br />
Österreichischen <strong>Rechtspfleger</strong>s<br />
(ÖRpfl) dankenswerterweise<br />
unentgeltlich zur Verfügung<br />
gestellt hat.<br />
■<br />
11
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
§ 14 WEG<br />
12<br />
Mag. Klaus Baumgartner
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
Vereinbarung nach<br />
§ 14 Abs 5 (1)<br />
■ Schriftform<br />
■ „Vor Notar geschlossen“<br />
> das heißt wohl identer<br />
Maßstab wie unter anwaltlicher<br />
Mitwirkung<br />
■ „Unter anwaltlicher Mitwirkung“<br />
iSd § 10 Abs 4 RAO<br />
> umfassende Information<br />
über Gestaltungsmöglichkeiten<br />
und Rechtswirkungen,<br />
Feststellung<br />
der Identität und der<br />
Geschäftsfähigkeit<br />
■ Problem: Feststellungen zur<br />
gültigen Form im Übernahmeprotokoll<br />
■ § 58 Abs 6: neue Form gilt<br />
für ab 1.10.2006 geschlossene,<br />
alte bleiben aber gültig<br />
Achtung: Inhalt immer nur<br />
nach neuer Rechtslage zu<br />
beurteilen; d.h. insbesondere<br />
urspr. vereinbarte<br />
Unentgeltlichkeit wird<br />
durch Pflicht zum Zahlen<br />
eines Übernahmepreises<br />
überlagert<br />
Vereinbarung nach § 14<br />
Abs 5 (2)<br />
■ Inhalt<br />
■ Dritter erhält „schuldrechtlichen<br />
Anspruch“ auf Übereignung<br />
des erbl. Mindestanteils<br />
■ „Vertrag zugunsten Dritter“,<br />
mE aber nicht nach §§ 881 f<br />
ABGB<br />
■ Substitution möglich<br />
(mE aber nur Ersatz-,<br />
nicht Nachbegünstigter)<br />
Vereinbarung nach § 14<br />
Abs 5 (3)<br />
■ mE Überlebensbedingung<br />
und Wirksamkeit<br />
erst mit Ableben, daher<br />
im System des ABGB echtes<br />
Rechtsgeschäft von<br />
Todes wegen:<br />
■ Materielle Höchstpersönlichkeit:<br />
Erblasser muss<br />
Dritten selbst bestimmen,<br />
aA z.B. Gantner<br />
■ Formelle Höchstpersönlichkeit:<br />
auf Seite des Erblassers<br />
keine Stellvertretung<br />
zulässig (weder gesetzlich<br />
noch gewillkürt)<br />
■ Erblasser muss testier- und geschäftsfähig sein<br />
■ Partner muss (nur) geschäftsfähig sein<br />
Vereinbarung nach § 14<br />
Abs 5 (4)<br />
■ To do im VS-Verfahren<br />
■ Übernahme/Zustellen der Vereinbarung nach<br />
§ 152 AußStrG<br />
■ Verständigung und Belehrung des Dritten<br />
Wirkung und Rechtsfolgen<br />
Übernahmepreis (insb. Höhe, Privilegierung)<br />
■ „angemessene“ Frist setzen, wenn Dritter sich<br />
nicht sofort entscheidet<br />
■ Feststellungen zur Ermittlung der Höhe des<br />
Übernahmepreises (d.h. zu einer allfälligen<br />
Privilegierung)<br />
■ Protokollierung des Antrags auf Amtsbestätigung<br />
samt Belehrung über Anzeige nach<br />
GRESTG und Herstellen des Grundbuchs -<br />
standes<br />
■ Amtsbestätigung durch VS-Gericht<br />
Vereinbarung nach § 14<br />
Abs 5 (5)<br />
■ To do im VS-Verfahren<br />
(> im Protokoll)<br />
■ Belehren der Erben über<br />
Wirkung des Anspruches des Dritten<br />
Übernahmepreis (insb. Höhe, Privilegierung,<br />
Fällig stellen, Notwendigkeit des gericht -<br />
lichen Geltendmachens)<br />
Möglichkeit und Rechtsfolgen des einvernehmlichen<br />
Festlegens<br />
Vornehmen des Erlassens des Übernahmepreises<br />
bei Befreiungsvermächtnis<br />
Möglichkeiten, das Erlassen des Übernahmepreises<br />
zu bekämpfen<br />
■ Belehren der Noterben über ihre Rechte,<br />
das einvernehmliche Festlegen des Übernahmepreises<br />
zu bekämpfen<br />
das Erlassen des Übernahmepreises zu<br />
bekämpfen<br />
Vereinbarung nach § 14 Abs 5 (6)<br />
■ Wirkungen für Begünstigten<br />
■ Muss Anspruch fristgerecht geltend machen;<br />
sonst Verlust (d.h. Frist wirkt materiellrechtlich:<br />
kein Nachholen bis Rechtskraft EU etc. zulässig)<br />
■ L uneinig, ob Begünstigter Gläubiger oder<br />
Legatar ist<br />
■ Im VS-Konkurs: Aussonderungsrecht bei dringendem<br />
Wohnbedürfnis<br />
■ > d.h. am besten wie Legatar behandeln<br />
Vereinbarung nach § 14 Abs 5 (7)<br />
■ Wirkungen für Begünstigten<br />
■ Hat grundsätzlich Übernahmepreis zu zahlen<br />
■ Höhe des Übernahmepreises nach § 14 Abs 2<br />
oder Abs 3 (wenn Begünstigter Noterbe ist<br />
und dringendes Wohnbedürfnis<br />
hat) > siehe unten<br />
bei Partner<br />
■ Erlassen des Übernahmepreises<br />
nach § 14 Abs 4<br />
möglich > siehe unten bei<br />
Partner<br />
■ Übergang von Lasten und<br />
Rückgriffs-Verhältnis zu<br />
Erben? Keine Aussage in<br />
Rspr/Lehre<br />
Vereinbarung nach § 14<br />
Abs 5 (8)<br />
■ Verbücherung<br />
■ Nicht gesetzlich geregelt<br />
■ Vereinbarung in gesetzlicher<br />
Form reicht nicht aus<br />
■ Möglichkeiten:<br />
Amtsbestätigung (§ 182<br />
AußStrG scheint direkt<br />
anwendbar)<br />
Errichten einer grundbuchstauglichenVereinbarung<br />
Zuwachs an Partner trotz<br />
Vereinbarung nach<br />
§ 14 Abs 5<br />
■ Bei folgenden Konstellationen<br />
■ Dritter macht Anspruch<br />
nicht fristgerecht geltend<br />
■ Dritter erlebt Erbanfall<br />
nicht<br />
■ Dritter verstirbt zwischen<br />
Erbanfall und Grundbucheintragung<br />
(>problematisch<br />
für VS-verfahren, daher<br />
rasch abwickeln!)<br />
■ > lt. Gesetzeswortlaut<br />
sofort Zuwachs; keine<br />
Möglichkeit zum Verzicht<br />
oder zur Vereinbarung iSd<br />
§ 14 Abs 1 Z 2 (von L aber<br />
teilw. vertreten, weil durchaus<br />
sinnvoll)<br />
Vereinbarung nach § 14<br />
Abs 1 Z 2 (1)<br />
■ Ist eine Vereinbarung<br />
■ Zwischen Nachlass und<br />
Partner<br />
■ Unter Zustimmung der<br />
(= aller) Noterben<br />
> d.h. Parteistellung für<br />
Noterben; ist/war Problem<br />
bei „falschen“ Erbübereinkommen,<br />
bei denen § 14<br />
übersehen wurde<br />
Allenfalls Genehmigung<br />
13
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
durch P-Gericht<br />
notwendig, nicht<br />
durch VS-Gericht<br />
■ Mindestinhalt<br />
■ Übertragen (nur!) des erbl.<br />
Mindestanteils<br />
■ An eine natürliche Person<br />
(vgl § 2 Z 10)<br />
Vereinbarung nach § 14<br />
Abs 1 Z 2 (2)<br />
■ Weiterer möglicher<br />
Inhalt (siehe OGH<br />
Entscheidung)<br />
■ Übertragen (auch) des<br />
Mindestanteils des Partners<br />
An dieselbe/eine andere<br />
natürliche Person<br />
An dieselbe juristische<br />
Person<br />
■ Gegenleistungen<br />
■ Begründung neuer Rechte,<br />
z.B. Wohnrecht, Frucht -<br />
genuss<br />
> diese Vereinbarung muss<br />
grundbuchstauglich sein<br />
(Titel, Aufsandung, Beglaubigung,<br />
etc)<br />
Vereinbarung nach § 14<br />
Abs 1 Z 2 (3)<br />
Verbücherung<br />
■ Allenfalls unterschiedliche<br />
Titelurkunden<br />
■ Für Übertragen (nur) des<br />
erbl Mindestanteils<br />
Amtsbestätigung iSd<br />
§ 182 AußStrG (auch für<br />
Erben)<br />
Grundverkehrsbehördliche<br />
Erwägungen sind bei Ausstellen<br />
nicht anzustellen<br />
(5 Ob 200/05 f)<br />
■ Für jeden weiteren Inhalt<br />
(Übertragen auch des Mindestanteils<br />
des Partners,<br />
Einräumen neuer Rechte)<br />
> Grundverkehr unter<br />
Lebenden<br />
> eigene grundbuchstaug -<br />
liche Urkunde (5 Ob<br />
200/05 f)<br />
Zuwachs nach § 14 Abs 1<br />
Z 1 (1)<br />
■ „wohnungseigentumsspezifisch<br />
sui generis“<br />
■ Unmittelbarer außerbücherlicher<br />
Eigentumserwerb<br />
Keine erbrechtliche<br />
Anknüpfung<br />
14<br />
Keine erbrechtliche Erwerbsalternative für<br />
Partner<br />
> Testament etc. ist unwirksam, ebenso Erbübereinkommen<br />
oder Einantworten des halben<br />
Mindestanteils<br />
Keine Möglichkeit, den Zuwachs zu entziehen<br />
oder vorweg darauf zu verzichten (weil<br />
zwingende sachenrechtliche Zuordnungsvorschrift)<br />
Zuwachs nach § 14 Abs 1 Z 1 (2)<br />
■ „Erbl halber Mindest anteil fällt aus dem<br />
Nachlass<br />
■ Amtsbestätigung: Kann zur Sicherstellung<br />
von Ansprüchen der Noterben mit der<br />
Bedingung versehen werden, dass das<br />
Eigentumsrecht gleichzeitig mit „den<br />
bestimmt zu bezeichnenden Pflichtteilsforderungen<br />
für ...“ im Grundbuch eingetragen<br />
wird. (OGH 23.3.1993, 5 Ob 29/93, zu § 10<br />
WEG 1975)<br />
> aber keine zwangsweise Pfandrechtsbegründung<br />
mit Amtsbestätigung<br />
■ mE ist diese bei dieser Amtsbestätigung<br />
anders vorzugehen als bei §182 AußStrG,<br />
weil die Rechts lage anders ist: Der Eigentumserwerb<br />
ist bereits außerbücherlich eingetreten,<br />
die AB wirkt nur deklarativ ><br />
Zustimmung Erben etc. erscheint daher<br />
sinnlos, sind daher mE weder formelle noch<br />
materielle Partei > Zustellen reicht, aber<br />
dazu weder Lit noch Rspr)<br />
Zuwachs nach § 14 Abs 1 Z 1 (3)<br />
■ To do Im VS-Verfahren (> im Protokoll)<br />
■ Belehren des Partners über<br />
Wirkung des Zuwachses<br />
Weitere Möglichkeiten (Vereinbarung, Verzicht)<br />
Übernahmepreis (insb. Höhe, Privilegierung)<br />
Möglichen Antrag auf Stundung bzw. Ratenzahlung<br />
Unabhängig von Erbantrittserklärung<br />
■ Frist setzen, wenn Partner sich nicht sofort entscheidet<br />
>Auftrag an GK<br />
■ Feststellungen zur Ermittlung der Höhe des<br />
Übernahmepreises (d.h. zu einer allfälligen Privilegierung)<br />
■ Protokollierung des Antrags auf Amtsbestätigung<br />
samt Belehrung über Anzeige nach GRESTG<br />
und Herstellen des Grundbuchsstandes<br />
■ Amtsbestätigung durch VS-Gericht<br />
Zuwachs nach § 14 Abs 1 Z 1 (4)<br />
■ To do Im VS-Verfahren (> im Protokoll)<br />
■ Belehren der Erben über<br />
Wirkung des Zuwachses<br />
Übernahmepreis (insb. Höhe, Privilegierung,<br />
Fällig stellen, Notwendigkeit des gerichtlichen<br />
Geltendmachens)<br />
Möglichkeit und Rechtsfolgen des einver-<br />
nehmlichen Festlegens<br />
Vornehmen des Erlassen<br />
des Übernahmepreises<br />
bei Befreiungsvermächtnis<br />
Möglichkeiten, das Erlassen<br />
des Übernahmepreises<br />
zu bekämpfen<br />
■ Belehren der Noterben<br />
über ihre Rechte,<br />
Das einvernehmliche<br />
Festlegen des Übernahmepreises<br />
zu bekämpfen<br />
das Erlassen des Übernahmepreises<br />
zu<br />
bekämpfen<br />
Übernahmepreis –<br />
Allgemeines<br />
■ Ist Forderung des Nachlasses<br />
und muss gegen Partner<br />
geltend gemacht werden<br />
>Vertretung notwendig<br />
■ Nach § 904 ABGB „ohne<br />
unnötigen Aufschub“ fällig<br />
> nach Ablauf Schwebezustand<br />
(d.h.: Ablauf Frist<br />
oder Entscheidung Partner<br />
über Zuwachs)<br />
■ iZw durch Klage einzubringen;<br />
Streit nur im Rechtsweg<br />
zu klären > keine<br />
Zuständigkeit des VS-<br />
Gerichts<br />
■ VS-Gericht bzw. Gerichtskommissär<br />
hat nur über<br />
den im Inventar anzusetzenden<br />
Übernahmepreis zu<br />
entscheiden<br />
> Feststellungen im Protokoll<br />
treffen (insb. zu<br />
dringendem Wohnbedürfnis)<br />
> Feststellungen in<br />
Beschluss-Begründung<br />
> keine Wirkung über<br />
VS-Verfahren hinaus<br />
Übernahmepreis § 14<br />
Abs 2 (1)<br />
■ Höhe im Regelfall<br />
■ Hälfte des Verkehrswertes<br />
des gesamten Mindestanteils<br />
zum Todestag<br />
Bewertung nach dem<br />
LBG<br />
Kein Abschlag wegen<br />
Miteigentum<br />
> Surrogationsprinzip<br />
> Schätzung im VS-Verfahren,<br />
obwohl nicht
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
mehr nachlasszugehörig<br />
■ Zwingend, wenn ein<br />
Inventar zu errichten ist<br />
■ Sonst einvernehmliche<br />
Bestimmung möglich<br />
Übernahmepreis Abs 2 (1)<br />
■ Einvernehmliche Bestimmung<br />
der Höhe<br />
■ Vereinbarung zwischen<br />
Partner und Nachlass<br />
> Vertretung des Nachlasses<br />
notwendig<br />
■ „... soweit nicht in Rechte<br />
von Gläubigern und<br />
Pflichtteilsberechtigten eingegriffen<br />
wird... „<br />
Bedeutung unklar<br />
EB nennen Anfechtungsklage<br />
für Gläubiger bzw.<br />
Pflichtteilsergänzungsklage<br />
für Noterben<br />
L ist skeptisch; einvernehmliche<br />
Bestimmung<br />
kann mE durch Antrag<br />
auf Nachlassabsonderung<br />
und/oder Inventarisierung<br />
verhindert werden<br />
Übernahmepreis § 14<br />
Abs 3 (1)<br />
■ Privilegierter (= verringerter)<br />
Übernahmepreis<br />
■ 2 Voraussetzungen für<br />
Privilegierung<br />
■ Partner ist konkret pflichtteilsberechtigt<br />
und<br />
■ Partner hat dringendes<br />
Wohnbedürfnis<br />
> Feststellungen im<br />
Protokoll<br />
> Feststellungen in<br />
Beschlussbegründung<br />
Übernahmepreis Abs 3 (2)<br />
■ Ad konkrete Pflichtteilsberechtigung<br />
Pflichtteilsberechtigung<br />
nach ABGB<br />
Enterbung, Erbunfähigkeit<br />
und -unwürdigkeit<br />
schaden<br />
Bei Pflichtteilsverzicht:<br />
nach hL ist durch Aus -<br />
legung des Verzichtsvertrages<br />
zu ermitteln, ob<br />
sich dieser Verzicht auch<br />
auf § 14 Abs 3 bezieht<br />
Übernahmepreis Abs 3 (3)<br />
■ Ad dringendes Wohn -<br />
bedürfnis<br />
■ Strittig; Meinungen:<br />
Heranziehen Rspr zu § 30 Abs 2 Z 4 und<br />
Z 6 MRG<br />
Ermöglichen des wie-bisher-weiter-Wohnens<br />
EB: auch künftiges Wohnbedürfnis ist zu<br />
berücksichtigen > hL: eher streng, weil<br />
sonst Vermögensschutz statt (historisch<br />
beabsichtigtem) Schutz vor Obdachlosigkeit<br />
■ Kein gewöhnlicher Aufenthalt erforderlich ><br />
offenbar kein Dauerkriterium mehr notwendig<br />
auch kurzes/temporäres Wohnbedürfnis relevant<br />
Rspr zu WEG 1975 nicht mehr ohne Weiteres<br />
verwendbar<br />
Übernahmepreis Abs 3 (4)<br />
■ Gestaffelte Höhe<br />
1. Variante<br />
keine Überschuldung<br />
keine weiteren Noterben<br />
2. Variante<br />
Überschuldung<br />
keine weiteren Noterben<br />
3. Variante<br />
keine Überschuldung<br />
weitere Noterben<br />
4. Variante<br />
Überschuldung<br />
weitere Noterben<br />
Übernahmepreis Abs 3 (5)<br />
■ 1. Variante<br />
(keine Überschuldung, keine Noterben)<br />
■ Partner hat keinen Übernahmepreis zu<br />
zahlen<br />
■ Kein Nachteil für Gläubiger oder Noterben<br />
denkbar<br />
Übernahmepreis Abs 3 (6)<br />
■ 2. Variante<br />
(Überschuldung, keine Noterben)<br />
■ Partner hat „den zur Deckung der Nachlassverbindlichkeiten<br />
erforderlichen Betrag“ zu zahlen<br />
Umfasst wohl alle Verbindlichkeiten, d.h.<br />
auch Verfahrenskosten, Masseforderungen<br />
und Legate (weil mE lex specialis zu § 783<br />
ABGB)<br />
Problem: Schulden sind im Nachlassverfahren<br />
nur mit einfachen Mitteln festzustellen;<br />
laut den EB ist auch keine Gläubigereinberufung<br />
notwendig > Höhe des Übernahmepreises<br />
ist im Streitfall nur im Prozess zu<br />
klären<br />
■ Höchstens jedoch die Hälfte des Übernahmepreises<br />
nach Abs 2 (d.h.:. Zahlungspflicht 0<br />
bis 25% des Verkehrswertes des gesamten<br />
Mindestanteils >Deckelung)<br />
Aufteilung des Nachlasses zwischen Gläubigern,<br />
Erben, und Noterben nach allgemeinem<br />
Recht<br />
Übernahmepreis Abs 3 (7)<br />
■ 3. Variante (keine Überschuldung,<br />
weitere Noterben)<br />
■ Neben Partner ist zumindest<br />
ein weiterer konkret<br />
Pflichtteilsberechtigter vorhanden<br />
> Partner hat die Hälfte des<br />
Übernahmepreises nach<br />
Abs 2 (= 25% des Verkehrswertes<br />
des gesamten<br />
Mindestanteils) an<br />
den Nachlass zu zahlen<br />
Fixer Betrag, d.h. unabhängig<br />
ob bzw. in welcher<br />
Höhe Pflichtteile<br />
überhaupt zustehen<br />
(:: Variante 2)<br />
Aufteilung des Nachlasses<br />
zwischen Gläubigern,<br />
Erben, und Noterben<br />
nach allgemeinem<br />
Recht<br />
Übernahmepreis Abs 3 (8)<br />
■ 4. Variante<br />
(Überschuldung, weitere<br />
Noterben)<br />
■ Ist Kombination der Varianten<br />
2. und 3.<br />
■ Partner hat fix die Hälfte<br />
des Übernahmepreises<br />
nach Abs 2 an den Nachlass<br />
zu zahlen<br />
Aufteilung des Nachlasses<br />
zwischen Gläubigern,<br />
Erben, und Noterben<br />
nach allgemeinem<br />
Recht<br />
Übernahmepreis Abs 3 (9)<br />
■ Einvernehmliche Bestimmung<br />
der Höhe<br />
(wie bei Abs 2 geregelt)<br />
■ Durch Partner und Nachlass<br />
>Vertretung notwendig<br />
■ „... soweit nicht in Rechte<br />
von Gläubigern und<br />
Pflichtteilsberechtigten eingegriffen<br />
wird... „<br />
Bedeutung unklar<br />
Mat nennen Anfechtungsklage<br />
für Gläubiger bzw.<br />
Pflichtteilsergänzungsklage<br />
L ist skeptisch; einvernehmliche<br />
Bestimmung<br />
kann durch Antrag auf<br />
Nachlass absonderung<br />
und/oder Inventarisierung<br />
verhindert werden<br />
15
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Pflichtteilsansprüche in<br />
§ 14 Abs 3<br />
■ hL<br />
(Nach Hofmann, FamZ<br />
2006, 231)<br />
■ Berechnungsgrundlage<br />
ist nicht privilegierter<br />
Übernahmepreis nach<br />
Abs 3, sondern voller nach<br />
Abs 2<br />
■ mE: Nachlasspflichtteil<br />
berechnet sich vom privilegierten<br />
Übernahmepreis<br />
■ > Ersparnis durch Privilegierung<br />
ist als Bereicherung<br />
über Anrechnungsregeln<br />
zu lösen<br />
(Lösung der hL ist<br />
erster Schritt des<br />
JB 114)<br />
Übernahmepreis und Hypotheken<br />
(1)<br />
■ Haftung für Hypothekarschulden<br />
■ Völlig unklar, nur 1 Lehrmeinung<br />
v Czermak, auf<br />
die verwiesen wird<br />
Lasten sind abzuziehen<br />
(Solidarschulden iZw zur<br />
Hälfte, Einzelschulden<br />
des Erblassers zur Gänze)<br />
und verringern den Wert<br />
des zugewachsenen<br />
Anteils und daher den<br />
Übernahmepreis<br />
Schuldbeitritt des Partners<br />
zu den Schuldverhältnissen,<br />
die den übernommenen<br />
Hypotheken zugrunde<br />
liegen<br />
Regress nach § 896 ABGB<br />
für denjenigen (Erben<br />
oder Partner), der von<br />
Gläubigern in Anspruch<br />
genommen wird<br />
Übernahmepreis und Hypotheken<br />
(2)<br />
■ Haftung für Hypothekarschulden<br />
■ Probleme dieser Ansicht<br />
Abziehen von Lasten<br />
wird von Czermak nicht<br />
begründet, sondern<br />
vorausgesetzt; Geldlasten<br />
verringern aber nach hA<br />
den Verkehrswert nicht,<br />
sondern sind zu beseitigen<br />
(Depurierung nach<br />
16<br />
§ 928 ABGB)<br />
Schuldbeitritt des Partners zu seinen eigenen<br />
Solidarschulden ist dogmatisch fragwürdig<br />
Regress nach § 896 ABGB bei Vorweg-Abziehen<br />
nicht berechenbar, weil Zirkelschluss<br />
■ Ergebnis Workshop Retz: nicht abziehen, sondern<br />
Übernahmepreis und Erblasseranteil der<br />
Verbindlichkeiten ansetzen<br />
Erlassen des Übernahmepreises (1)<br />
■ § 14 Abs 4<br />
■ Institute – womit kann erlassen werden?<br />
■ Befreiungsvermächtnis, errichtet nach dem<br />
30.9.2006<br />
■ Schenkungsvertrag auf den Todesfall, errichtet<br />
nach dem 30.9.2006<br />
■ Schriftl. Vereinbarung iSd § 14 Abs 5 WEG<br />
2002, errichtet vor dem 30.9.2006 (Folgen<br />
unklar!)<br />
■ Umfang – was kann erlassen werden?<br />
■ Übernahmepreis nach § 14 Abs 2<br />
■ Übernahmepreis nach § 14 Abs 3<br />
■ jeweils ganz oder teilweise<br />
■ Gewähren von Zahlungskonditionen, Ersetzungsbefugnis,<br />
etc.<br />
Erlassen des Übernahmepreises (2)<br />
■ Durch Befreiungsvermächtnis iSd § 663 ABGB<br />
> verpflichtet Nachlass/Erben zum Schulderlass<br />
(passiert nicht ipso iure durch Kodizill!)<br />
> Nachlass muss vertreten sein<br />
> Erlassen sollte protokolliert werden (Einantwortungsnachweis)<br />
Sonderfall: (als solche ungültige) letztwillige<br />
Verfügung über Mindestanteil zugunsten<br />
Partner<br />
hA: Konversion in Befreiungsvermächtnis<br />
möglich, wenn es dem wahren Erblasserwillen<br />
entspricht (Gantner, in Hausmann/Vonkilch,<br />
Österr. Wohnrecht WEG § 14 Rzz 5, 50)<br />
■ Durch Schenkungsvertrag auf den Todesfall<br />
Erlassen des Übernahmepreises (3)<br />
■ Gläubigerschutz bei Befreiungsvermächtnis<br />
Gläubiger gehen Vermächtnisnehmern vor<br />
> Kürzung durch bedingte Erbantrittserklärte<br />
Erben oder Verlassenschaftskurator nach<br />
§ 692 ABGB (dieser hat gegebenenfalls<br />
Schulderlass und Kürzung vorzunehmen)<br />
Insolvenz: Vermächtnisse nach § 58 Z 3 IO<br />
ausgeschlossen<br />
■ D.h.: Partner wird um so viel gekürzt, wie notwendig<br />
ist, um Nachlassverbindlichkeiten<br />
abzudecken<br />
■ Gilt genauso auch für Schenkungsvertrag nach<br />
dem Todesfall nach Vermächtnislösung der hA.<br />
Erlassen des Übernahmepreises (4)<br />
■ Schutz der Noterben bei Befreiungsvermächtnis<br />
Für die Bemessung des Pflichtteils werden<br />
Vermächtnisse generell<br />
nicht abgezogen<br />
(materielle) Beitragspflicht<br />
des Partners nach<br />
§ 783 ABGB (auch) für<br />
unbedingt erbantrittserklärte<br />
Erben<br />
Kürzung nach § 692<br />
ABGB für bedingt erbantrittserklärte<br />
Erben und<br />
Verlassenschaftskurator<br />
■ Gilt genauso auch für<br />
Schenkungsvertrag auf den<br />
Todesfall nach Vermächtnislösung<br />
der hA<br />
Erlassen des Übernahme -<br />
preises (5)<br />
■ Gläubigerschutz bei Schenkungsvertrag<br />
auf den<br />
Todesfall nach Vertrags -<br />
lösung<br />
Gläubiger können nach<br />
§ 29 Z 1 IO und § 3 Z 1<br />
AO anfechten<br />
Bei Überschuldung: Verteilung<br />
des Nachlassvermögens<br />
durch bedingt<br />
erbantrittserklärte Erben<br />
oder Verlassenschaftskurator<br />
nach IO<br />
Insolvenz: Forderung aus<br />
Schenkungsvertrag nach<br />
§ 58 Z 3 IO nachrangig ><br />
gilt auch bei Überlassung<br />
des Nachlasses an<br />
Zahlungs statt<br />
■ D.h.: Partner wird um so<br />
viel gekürzt, wie notwendig<br />
ist, um Nachlassverbindlichkeiten<br />
abzudecken<br />
Erlassen des Übernahme -<br />
preises (6)<br />
■ Schutz der Noterben bei<br />
Schenkungsvertrag auf den<br />
Todesfall nach Vertrags -<br />
lösung<br />
Pflichtteil wird nach<br />
Abzug des erlassenen<br />
Übernahmepreises<br />
bemessen (daher niedrigereBemessungsgrundlage)<br />
Keine Beitragsflicht des<br />
Partners nach § 783<br />
ABGB (aA Umlauft: subsidiäre<br />
Beitragspflicht<br />
nach allen anderen Legaten)<br />
Nur Schenkungsanrech-
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
nung nach §§ 785 iVm<br />
951 ABGB (2-Jahresfrist<br />
idR kein Problem, weil<br />
Erfüllung erst mit Ableben<br />
möglich)<br />
Inventarisierung (1)<br />
■ Nach Zuwachs iSd Abs 1<br />
Z 1:<br />
Aktivieren: Übernahmepreis<br />
(nach Abs 2 oder<br />
3)<br />
Passivieren: Der dem<br />
Erblasser zuzurechnende<br />
Anteil an den hypothekarisch<br />
gesicherten Solidarschulden/seineEinzelschulden<br />
■ Erlassen des Übernahmepreises<br />
nach Abs 4:<br />
keine Passivierung bei<br />
Befreiungsvermächtnis<br />
(nur bei Nachweis zu<br />
behandeln)<br />
Wert des zugewachsenen<br />
Mindestanteils bei<br />
Schenkungsvertrag auf<br />
den Todesfall nach Vertragslösung<br />
Inventarisierung (2)<br />
■ Bei Verzicht oder Vereinbarung<br />
nach § 14 Abs 1 Z 2:<br />
Aktivieren: erbl Mindestanteil<br />
(d.h. 3-facher EW<br />
od. Schätzwert)<br />
Passivieren: Der dem<br />
Erblasser zuzurechnende<br />
Anteil an den hypothekarisch<br />
gesicherten Solidarschulden/seineEinzelschulden<br />
Inventarisierung (3)<br />
■ Vereinbarung nach § 14<br />
Abs 5:<br />
Aktivieren: erbl Mindestanteil<br />
Passivieren: Der dem<br />
Erblasser zuzurechnende<br />
Anteil an den hypothekarisch<br />
gesicherten Solidarschulden/seineEinzelschulden<br />
■ Erlassen des Übernahmepreises:<br />
keine Passivierung bei<br />
Befreiungsvermächtnis<br />
(nur bei Nachweis zu<br />
behandeln)<br />
Wert des zugewachsenen<br />
Mindestanteils bei Schenkungsvertrag auf<br />
den Todesfall nach Vertragslösung<br />
■ Lit: teilweise wird (mE zu Unrecht, weil wie<br />
Aufgriffsrecht zu behandeln) vertreten, den<br />
Mindestanteil UND den Übernahmepreis zu<br />
aktivieren, und die Schulden UND den Übereignungsanspruch<br />
zu passivieren<br />
Inventarisierung (4)<br />
■ Zwingende Schätzung des erbl Mindestanteils?<br />
mE nein, wegen Surrogationsprinzip Gleichbehandlung<br />
mit (sonstigem) Liegenschaftsvermögen<br />
Schätzung nur im Zusammenhang mit Nachweisen<br />
(va pflegebefohlenen Beteiligten)<br />
Ansetzen 3-facher EW nach § 167 Abs 3<br />
AußStrG<br />
Vermögenserklärung<br />
■ Grundsätzlich wie Inventar<br />
■ Außer: bei Aktiven:<br />
Einbekannter bzw. einvernehmlich bestimmter<br />
Übernahmepreis<br />
Sonst Ansetzen 3-facher EW wohl auch hier<br />
zulässig<br />
Beitragspflicht des Partners nach § 783 ABGB<br />
■ In § 14 Abs 2: nein, weil voller Wertausgleich<br />
■ In § 14 Abs 3: nach hL nein, weil Anordnung<br />
der (wenn auch reduzierten) Zahlung lex specialis<br />
ist und damit den notwendigen Beitrag<br />
des Partners endgültig regelt<br />
■ In § 14 Abs 4:<br />
ja für Befreiungsvermächtnis, weil (normales)<br />
Vermächtnisrecht und daher § 783<br />
ABGB gilt<br />
nein für Schenkungsvertrag auf den Todesfall<br />
nach Vertragslösung, weil Partner Nachlassgläubiger<br />
ist<br />
Überlassung an Zahlung statt<br />
■ Ist bei Zuwachs nach § 14 Abs 1 Z 1 nach<br />
OGH zu § 10 WEG möglich<br />
■ Weitere Voraussetzungen zu § 154 f AußStrG:<br />
Vertreter (idR Verlassenschaftskurator) macht<br />
Übernahmepreis gegen Partner geltend<br />
Vertreter (idR Verlassenschaftskurator) beurteilt<br />
dabei, ob Voraussetzungen nach § 14<br />
Abs 2 oder 3 (privilegierter Übernahmepreis)<br />
vorliegen, z.B. (Nicht-)Anerkennen<br />
eines dringenden Wohnbedürfnisses<br />
Vertreter (idR Verlassenschaftskurator)<br />
nimmt allenfalls Kürzung eines nach § 14<br />
Abs 4 erlassenen Übernahmepreises nach<br />
§ 692 ABGB vor<br />
Die den sichergestellten Darlehen zugrunde<br />
liegenden Forderungen sind als Absonderungsrechte<br />
bevorrechtet (IO)<br />
Eigene Forderungen des Überlassungsgläubigers<br />
muss er nicht nach Abs 2 oder 3<br />
abdecken<br />
Einzelfragen (1)<br />
■ Generelle Zuständigkeit<br />
des VS-Gerichts bzw. des<br />
Gerichtskommissärs (Ausnahme:<br />
Entscheidung über<br />
Übernahmepreis im streitigen<br />
Verfahren)<br />
■ IPR: § 14 ist Eingriffsnorm,<br />
daher ungeachtet Staatsbürgerschaft<br />
des Erblassers<br />
anwendbar (aber: Ermittlung<br />
der Erben und der<br />
Pflichtteilsberechtigung und<br />
Quoten nach Personalstatut)<br />
■ § 14 Abs 6: Privilegierung<br />
des § 14 Abs 3 und Abs 5<br />
Z 1 (Aussonderungsrecht<br />
des Dritten) gilt auch für<br />
KFZ-Stellplatz, wenn der<br />
von beiden Partnern zur<br />
einheitlichen Benützung<br />
zusammen mit der Wohnung<br />
gewidmet war > Feststellungen<br />
ins Protokoll<br />
und in Beschlussbegründung<br />
Einzelfragen (2)<br />
■ GK-Gebühr: für gesonderte<br />
Amtshandlung wegen<br />
Zuwachs (Antrag Amtsbestätigung<br />
etc.) wohl<br />
Anspruch nach § 17 GKTG<br />
(sonstige Handlung); Zahlungspflicht<br />
für Partner,<br />
Bemessungsgrundlagen<br />
beachten<br />
■ Pauschalgebühr > Revisor<br />
fragen?<br />
■ § 15: nacheheliches Aufteilungsverfahren<br />
geht vor<br />
§ 14<br />
> iZw nachfragen<br />
■ Versteigerung: hA „E in A“;<br />
d.h. im VS-Verfahren Versteigerung<br />
nach §§ 352 ff<br />
EO; versteigert wird die<br />
gesamte Eigentumswohnung,<br />
der Partner erhält die<br />
Hälfte des Versteigerungserlöses<br />
■ Generell: Übergangsrecht<br />
bei jeder Novelle beachten:<br />
idR bleibt altes Recht für<br />
alte Sachverhalte anwendbar<br />
> im Einzelfall beachten<br />
und prüfen<br />
17
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Rechtsmittelentscheidungen<br />
1) <strong>Rechtspfleger</strong>sammlung<br />
AußerStreit<br />
Die in der Sammelmappe der<br />
<strong>Rechtspfleger</strong>besprechung<br />
abgedruckten Entscheidungen<br />
werden nur auszugsweise<br />
angeführt. Sollte Interesse an<br />
Bezug der Sammelmappe mit<br />
den anonymisierten Volltextentscheidungen<br />
bestehen,<br />
kann diese entweder bei ADir.<br />
Walter Tatzber, BG Innere<br />
Stadt Wien 01/51528/545 oder<br />
ADir. Siegmund Gruber<br />
02626/62715/21 bestellt werden.<br />
a) RpflSlgA 9263<br />
LG für ZRS Wien vom<br />
28.5.2010, 45 R 81/10k<br />
Unterhalt: Im Hinblick<br />
auf § 1501 ABGB ist die<br />
Verjährung im Verfahren<br />
erster Instanz geltend zu<br />
machen; eine amtswegige<br />
Wahrnehmung findet<br />
nicht statt<br />
Im Hinblick auf § 1501 ABGB<br />
ist die Verjährung im Verfahren<br />
erster Instanz geltend zu<br />
machen; eine amtswegige<br />
Wahrnehmung findet nicht<br />
statt (7 Ob 132/02s=EFSlg<br />
103.372), wobei an die<br />
Bestimmtheit eines Antrages<br />
um eine Verjährungsunterbrechung<br />
herbeizuführen, im Verfahren<br />
außer Streitsachen<br />
keine allzu strengen Anforderungen<br />
zu stellen sind (Gitschthaler<br />
aaO Rz 71a).<br />
Ein Einwand der Verjährung ist<br />
in erster Instanz nicht erstattet<br />
worden, sodass nach dem bis-<br />
18<br />
herigen Stand des Verfahrens rückwirkend die<br />
über drei Jahre hinausgehen Unterhaltsansprüche<br />
geltend gemacht werden konnten.<br />
b) RpflSlgA 9265<br />
OGH vom 17.6.<strong>2011</strong>, 2 Ob 229/09d<br />
Verlassenschaften: Fehlt es einer Partei<br />
aufgrund eines Erb- und Pflichtteilsverzichtes<br />
an der Eigenschaft als Noterbin, so<br />
ist auch deren Antrag auf Inventarisierung<br />
und Schätzung des Nachlasses abzuweisen<br />
Begehre der Noterbe die Absonderung des Nachlasses,<br />
so sei die damit verbundene Einschränkung<br />
der Verfügungsbefugnis des Erben nicht<br />
gerechtfertigt, wenn bescheinigt werde, dass der<br />
Noterbe wirksam enterbt worden sei und seine<br />
Pflichtteilsforderung daher nicht zu Recht bestehe.<br />
Dies müsse umso mehr gelten, wenn der Noterbe<br />
formgerecht auf sein Erb- und Pflichtteilsrecht verzichtet<br />
habe und die darüber erstellte Urkunde<br />
dem Verlassenschaftsgericht vorliege.<br />
c) RpflSlgA 9266<br />
LG für ZRS Wien vom 6.7.2010, 44 R<br />
212/10t<br />
Unterhalt: Einstweilige Verfügungen erlangen<br />
mit Zustellung Wirksamkeit und Vollstreckbarkeit<br />
Da es sich bei der Entscheidung über den Antrag<br />
eines Minderjährigen auf Gewährung vorläufigen<br />
Unterhalts nach § 382a EO um eine einstweilige<br />
Verfügung im Sinne der §§ 378ff EO handelt und<br />
daher in verfahrensrechtlicher Hinsicht, auch<br />
wenn die einstweilige Verfügung im Rahmen<br />
eines außerstreitigen Verfahrens erlassen wird,<br />
grundsätzlich die Vorschriften der EO gelten,<br />
kommt auch die Bestimmung des § 67 EO zur<br />
Anwendung, wonach, sofern gesetzlich nichts<br />
anderes bestimmt ist, die Beschlüsse schon vor<br />
Ablauf der Rekursfrist in Vollzug gesetzt werden<br />
können (Abs 1) und eine Rechtsmittel hemmende<br />
Wirkung nur in den im Gesetz bezeichneten Fällen<br />
zukommt (Abs 2). Dies ist jedenfalls dann der<br />
Fall, wenn der Unterhaltsschuldner zur Zahlung<br />
ADir. Siegmund Gruber<br />
sofort nach Zustellung des<br />
Beschlusses verpflichtet wird.<br />
Ausnahmebestimmungen im<br />
Sinne § 67 EO sind für einstweilige<br />
Verfügungen § 382a<br />
EO nicht gegeben, weshalb<br />
auch sie grundsätzlich vom<br />
Zeitpunkt deren Wirksamkeit,<br />
das heißt von ihrer Zustellung<br />
an, vollstreckbar sind.<br />
d) RpflSlgA 9270<br />
LG für ZRS Wien vom<br />
13.7.2010, 44 R 324/10p<br />
Sonderbedarf: Sprach -<br />
ferien werden grundsätzlich<br />
von der Rechtsprechung<br />
als Sonderbedarf<br />
anerkannt, dienen<br />
jedoch nicht nur der<br />
Ausbildung, sondern<br />
auch der Erholung, verbunden<br />
mit einem<br />
Besichtigungsprogramm.<br />
Sprachferien werden von der<br />
Rechtsprechung zwar grundsätzlich<br />
als Unterhaltssonderbedarf<br />
anerkannt, jedoch ist zu<br />
berücksichtigen, dass diese<br />
regelmäßig nicht nur der Ausbildung,<br />
sondern auch zur<br />
Erholung dienen und mit<br />
einem Besichtigungsprogramm<br />
verbunden sind. Daher sind<br />
nur die notwendigen und<br />
zweckmäßigen Kosten der<br />
Sprachförderung zu ersetzen,<br />
in Anwendung des § 34<br />
AußStrG ist die „Sonderbedarfsquote“<br />
mit einem Viertel<br />
der Gesamtkosten anzusetzen<br />
(EFSlg 110.573, 116.647).<br />
e) RpflSlgA 9273<br />
LG für ZRS Wien vom
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
14.9.2010, 42 R 413/10m<br />
Kuratoren: Die Bestellung<br />
eines Abwesenheitskurators<br />
nach § 270<br />
ABGB ist nur subsidiär<br />
zulässig, wenn nicht in<br />
anderer Weise, etwa<br />
durch die Bestellung<br />
eines Kurators in einem<br />
bestimmten gerichtlichen<br />
Verfahren durch<br />
das dort zur Entscheidung<br />
berufene Gericht,<br />
für die Wahrung dieser<br />
Rechte Sorge getragen<br />
werden kann.<br />
Ergibt sich daher in einem<br />
zivilgerichtlichen Verfahren die<br />
Notwendigkeit der Vertretung<br />
einer Partei unbekannten Aufenthalts,<br />
so hat das Gericht,<br />
welches dieses Verfahren führt,<br />
zu prüfen, ob auch andere<br />
Handlungen als nur die im<br />
anhängigen Verfahren zu setzenden<br />
für die Wahrung der<br />
Rechte des Abwesenden notwendig<br />
sein werden. Ist lediglich<br />
die Vertretung des Abwesenden<br />
im anhängigen Verfahren<br />
erforderlich, so hat das<br />
Gericht in diesem Fahren – je<br />
nachdem, ob es sich um ein<br />
streitiges oder um ein außerstreitiges<br />
Verfahren handelt –<br />
gemäß § 116 ZPO oder § 5<br />
Abs. 2 Z 1 lit b AußStrG selbst<br />
einen Kurator zu bestellen.<br />
Nur wenn von vornherein klar<br />
ist, dass wegen weiterer erforderlicher<br />
Handlungen für den<br />
Abwesenden außerhalb des<br />
Verfahrens die Voraussetzungen<br />
des § 270 ABGB vorliegen,<br />
hat es gemäß § 5 Abs. 2<br />
U 2 lit a AußStrG für die<br />
Bestellung eines Abwesenheitskurators<br />
nach § 270 ABGB<br />
durch das zuständige Pflegschaftsgericht<br />
Sorge zu tragen.<br />
f) RpflSlgA 9278<br />
LG Ried im Innkreis vom<br />
5.10.2010, 6 R 285/10v,<br />
6 R 286/10s<br />
Unterhalt: Wird das aus<br />
einer Ausgleichszahlung<br />
stammende Vermögen<br />
gespart, dann ist es bei<br />
gegebener Zumutbarkeit<br />
und Unfähigkeit, die erforderlichen Unterhaltsleistungen<br />
aus dem laufenden Einkommen<br />
zu bestreiten, als Bemessungsgrundlage<br />
heranzuziehen.<br />
Wird das aus einer Ausgleichszahlung stammende<br />
Vermögen zwar gespart, soll es aber nicht den der<br />
Ausgleichszahlung zugrunde liegende Zwecken<br />
dienen, etwa weil der Unterhaltspflichtige anderweitig<br />
für die Wohnmöglichkeit vorsorgen konnte,<br />
dann ist dieses Vermögen bei gegebener Zumutbarkeit<br />
und Unfähigkeit, die erforderlichen Unterhaltsleistungen<br />
aus dem laufenden Einkommen zu<br />
bestreiten, heranzuziehen. Verwendet der Unterhaltspflichtige<br />
auch das Vermögen selbst, um<br />
damit einem höheren Lebensstandard zu finanzieren,<br />
ohne die Zwecke der Ausgleichszahlung zu<br />
verwirklichen, so ist in diesem Umfang auch der<br />
Vermögensstamm in die Bemessungsgrundlage<br />
einzubeziehen (RIS-<strong>Justiz</strong> RS0047414). Den Unterhaltsschuldner<br />
trifft die Beweislast dafür, dass er<br />
die erhaltene Ausgleichszahlung dem mehrfach<br />
genannten Zweck entsprechend verwendet hat<br />
oder zu verwenden beabsichtigt (OGH<br />
17.11.1993, 1 Ob 622/93 mwN).<br />
g) RpflSlgA 9285<br />
OGH vom 13.10.2010, 3 Ob 134/10t<br />
Unterhalt: Nicht ausgeschüttete Gewinne<br />
aus der Beteiligung an einer GmbH sind<br />
nur ausnahmsweise nicht in die Unterhaltsbemessungs<br />
grundlage einzubeziehen.<br />
Zu einer Kommanditgesellschaft wurde bereits<br />
ausgesprochen, dass einbehaltene Gesellschaftsgewinne<br />
dann als nicht verfügbares Einkommen<br />
angesehen wurden, wenn dem unterhaltspflichtigen<br />
Vater aufgrund seiner durch den Gesellschaftsvertrag<br />
oder bindender Gesellschafterbeschlüsse<br />
bestimmten Rechtsstellung keine Möglichkeit<br />
offen stand, die Einbehaltung des Gewinnes<br />
zu verhindern (3 Ob 89/97b).<br />
h) RpflSlgA 9286<br />
OGH vom 19.10.2010, 10 Ob 66/10v<br />
Unterhaltsvorschuss: Durch § 16 Abs. 2<br />
Satz 1 UVG idF KindRÄG 2009 wird klargestellt,<br />
dass die Innehaltung mit Beschluss<br />
anzuordnen ist und nicht durch faktisches<br />
Vorgehen, z.B. durch einen Anruf oder<br />
E-Mail an den Präsidenten des Oberlandesgerichtes.<br />
Wie bereits ausgeführt wird durch § 16 Abs. 2 Satz<br />
1 UVG idF KindRÄG 2009 klargestellt, dass die<br />
Innehaltung generell mit Beschluss anzuordnen ist<br />
und nicht durch faktisches Vorgehen, z.B. durch<br />
einen Anruf beim Präsidenten des Oberlandesgerichtes<br />
(Neumayr, Äderungen des UVG mit dem<br />
FamRÄG 2009, ÖJZ 2010, 164 [168]). Die den<br />
zitierten Materialien zu § 16<br />
Abs. 2 Satz 1 UVG idF KindRÄG<br />
2009 zu entnehmende<br />
Intention des Gesetzgebers<br />
war ausdrücklich darauf<br />
gerichtet, der rein faktischen<br />
Innehaltung ohne Beschlussfassung<br />
„entgegenzuwirken“.<br />
Demgemäß ist die bekämpfte<br />
Beurteilung, dass ein formloses<br />
Ersuchen um Innehaltung<br />
mit der Auszahlung der Unterhaltsvorschüsse<br />
(mit E-Mail!)<br />
keine Rechtswirkung entfaltet<br />
und daher nicht angefochten<br />
werden kann (Kodek in Rechberger³<br />
Vor § 514 ZPO Rz 1;<br />
Zechner in Fasching/Konecny²<br />
IV/1 Vor § 514ff ZPO Rz 26),<br />
zu billigen. Eines Schutzes der<br />
Minderjährigen gegen „solche<br />
Vorgehensweisen“ (wie vom<br />
Revisionsrekurs angestrebt)<br />
bedarf es nicht, weil diese<br />
ohnehin bedeutungslos sind.<br />
i) RpflSlgA 9290<br />
LG für ZRS Wien vom<br />
26.11.2010, 42 R 540/10p<br />
Unterhaltsvorschuss:<br />
Vorschüsse sind einzustellen,<br />
wenn das Kind<br />
für die Dauer des Zivildienstes<br />
des Vaters Familienunterhalt<br />
nach dem<br />
HGG bzw. die halbe<br />
ruhende Rente für die<br />
Dauer der Haft des<br />
Vaters erhält.<br />
Gemäß § 89 Abs. 1 ASVG<br />
ruhen die Leistungsansprüche<br />
in der Kranken-, Unfall- und<br />
Pensionsversicherung, so lange<br />
der Anspruchberechtigte eine<br />
Freiheitsstrafe verbüßt (Abs. 1<br />
Z 1 leg cit). Hat ein Versicherter<br />
dessen Leistungsanspruch<br />
in der Unfallversicherung und<br />
in der Pensionsversicherung<br />
beruht, im Inland Angehörige,<br />
so gebührt diesen im Inland<br />
sich aufhaltenden Angehörigen,<br />
die im Falle des Todes<br />
des Versicherten Anspruch auf<br />
Hinterbliebenenrente (Pension)<br />
haben, eine Rente (Pension)<br />
in der Höhe der halben<br />
ruhenden Rente (Pension) mit<br />
Ausnahme allfälliger Kinderzuschüsse<br />
(Abs. 5 leg cit).<br />
19
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
j) RpflSlgA 9291<br />
LG für ZRS Wien vom<br />
14.12.2010, 44 R 536/10i<br />
Verlassenschaften: Eine<br />
bloß zufällig verletzte<br />
oder verloren gegangene<br />
letztwillige Anordnung<br />
ist weiterhin wirksam.<br />
Eine formgültig erklärte schriftliche<br />
letztwillige Verfügung ist<br />
auch bei Verlust der Urkunde<br />
oder zufälliger Beschädigung<br />
rechtswirksam, wenn ihr Inhalt<br />
bewiesen werden kann (vgl.<br />
NZ 2006, 298) und die Urkunde<br />
ohne Wissen und Willen<br />
des Testators beschädigt oder<br />
vernichtet wurde (§ 722<br />
ABGB).<br />
k) RpflSlgA 9296<br />
LG für ZRS Wien vom<br />
25.1.<strong>2011</strong>, 48 R 365/10x<br />
Unterhalt: Kann aufgrund<br />
amtswegiger<br />
Beweiserhebungen eine<br />
ausreichende Tatsachengrundlage<br />
nicht geschaffen<br />
werden, trifft die<br />
objektive Beweislast<br />
auch das die Unterhaltserhöhung<br />
begehrende<br />
Kind.<br />
Kann aber aufgrund amtswegiger<br />
Beweiserhebungen (§ 16<br />
AußStrG) eine ausreichende<br />
Tatsachengrundlage nicht<br />
geschaffen werden, so trifft die<br />
objektive Beweislast für ein<br />
zumutbarerweise erzielbares<br />
höheres Einkommen die durch<br />
den Anspannungsgrundsatz<br />
begünstigte Partei – hier das<br />
eine Unterhaltserhöhung<br />
begehrende Kind (Schwimann/KolmaschUnterhaltsrecht5<br />
62, RIS-<strong>Justiz</strong> RS0006261<br />
[T5]; EFSlg 122.544; 10 Ob<br />
67/10s).<br />
2) Notariatszeitung<br />
a) NZ 2010/77<br />
OGH vom 10.11.2009,<br />
5 Ob 105/09a<br />
§§ 165, 183 AußStrG –<br />
Aufnahme nachträg -<br />
licher Aktivposten in<br />
20<br />
das Inventar<br />
Forderungen des Nachlasses – und somit allfällige<br />
Aktivposten – sind im Verlassenschaftsverfahren<br />
auch nach rechtskräftiger Einantwortung zu<br />
berücksichtigen. Das Inventar ist entsprechend zu<br />
ergänzen.<br />
b) NZ 2010/78<br />
OGH vom 29.10.2009, 9 Ob 48/09p<br />
§§ 785, 952 ABGB – Berücksichtigung einer<br />
geschenkten Sache für die Schenkungsanrechnung<br />
Hat ein Beschenkter das Realisat eines ihm<br />
geschenkten Sparbuchs dafür verwendet, seine<br />
Schulden zu bezahlen, ist er so zu stellen, wie<br />
wenn er das ihm geschenkte Geld verbraucht<br />
hätte. Es ist grundsätzlich von seiner Redlichkeit<br />
auszugehen. Die Schenkung hat daher bei der<br />
Ermittlung des Schenkungspflichtteils außer<br />
Betracht zu bleiben.<br />
c) NZ 2010/79<br />
OGH vom 17.12.2009, 6 Ob 204/09g<br />
§§ 692f ABGB – Verhältnismäßige Kürzung<br />
des Legats bei späterer Zuteilung<br />
Solange der Umfang der verhältnismäßigen Kürzung<br />
der Legate unsicher ist, tritt keine Fälligkeit<br />
des Legatsanspruchs ein. Hat der Vermächtnisschuldner<br />
trotzdem davor geleistet, steht ihm ein<br />
Anspruch auf Rückerstattung des Nutzungsentgelts<br />
bis zum Zeitpunkt der Fälligkeit zu. Dies gilt auch<br />
dann, wenn der Legatar zugleich (Mit)Erbe ist.<br />
d) NZ 2010/92<br />
OGH vom 25.3.2010, 5 Ob 208/09p<br />
§ 16 Abs. 2 Z 6 RpflG; § 477 Abs. 1 Z 2 ZPO;<br />
§§ 58, 62, 55 AußStrG; § 53 GBG<br />
– Kommt die Notwendigkeit des Berücksichtigens<br />
einer ausländischen Rechtsvorschrift<br />
zumindest in Betracht, wird der<br />
Richtervorbehalt nach § 16 Abs. 2 RpflG<br />
wirksam.<br />
1.) Ein vom <strong>Rechtspfleger</strong> in Überschreitung der<br />
ihm vom Gesetz eingeräumten Entscheidungsgewalt<br />
erlassener Beschluss leidet an Nichtigkeit<br />
nach § 447 Abs. 1 Z 2 ZPO.<br />
2.) Die Nichtigkeit ist, auch wenn sie im RM nicht<br />
geltend gemacht wurde, bis zur rk Beendigung<br />
des Verfahrens wahrzunehmen; diese Konsequenz<br />
folgt auch aus § 58 Abs. 4 Z 2 iVm § 58 Abs. 3<br />
AußStrG.<br />
e) NZ 2010/86<br />
OGH vom 14.1.2010, 6 Ob 210/09i<br />
§§ 647ff ABGB – Antragstellung des Substitutionskurators<br />
auf Liegenschaftsschätzung<br />
Dem für die Ungeborenen bestellten Substituti-<br />
onskurator steht nicht die<br />
Möglichkeit offen, alleine auf<br />
Grund des Bestehens der Substitutionskuratel<br />
die Vornahme<br />
einer Liegenschaftsschätzung<br />
im Verlassenschaftsverfahren<br />
durchzusetzen.<br />
f) NZ 2010/85<br />
OGH vom 27.1.2010,<br />
3 Ob 260/09w<br />
§§ 147, 176 AußStrG –<br />
Legatssicherstellung für<br />
geschäftsfähigen Vermächtnisnehmer<br />
1.) Ein voll geschäftsfähiger<br />
Legatar hat keinen Anspruch<br />
auf Sicherstellung seines<br />
Legats nach § 176 AußStrG.<br />
2.) Dem Gerichtskommissär<br />
stehen nach § 147 AußStrG<br />
verschiedene Möglichkeiten<br />
zur Sicherung des Nachlasses<br />
zur Verfügung. Kommt er seiner<br />
Sicherungsverpflichtung<br />
nicht nach, hat das Verlassenschaftsgericht<br />
gemäß § 7 a<br />
GKG entsprechende Maßnahmen<br />
zu setzen.<br />
g) NZ <strong>2011</strong>/7<br />
OGH vom 3.3.2010,<br />
9 Ob 31/09p<br />
§ 10 AußStrG – Keine<br />
Wirksamkeit bloß telefonischer<br />
Erklärungen der<br />
Parteien und ihrer Vertreter<br />
im Außerstreitverfahren<br />
1.) § 10 AußStrG normiert,<br />
dass Anträge Erklärungen und<br />
Mitteilungen (Anbringen) in<br />
der Form eines Schriftsatzes<br />
beim Gericht erster Instanz<br />
eingebracht oder zu Protokoll<br />
erklärt werden können.<br />
2.) Telefonische Anbringen<br />
sind im AußStrG nicht vorgesehen,<br />
sind daher wirkungslos.<br />
h) NZ <strong>2011</strong>/20<br />
OGH vom 3.9.2010,<br />
9 Ob 66/09k<br />
§§ 81ff ABGB; §§ 175, 178<br />
AußStrG – Stellung des<br />
Legatars im Verlassenschaftsverfahren<br />
Ein volljähriger Legatar hat im
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
Verlassenschaftsverfahren nur<br />
insoweit Parteienstellung und<br />
ist damit rekursberechtigt, als<br />
er von seinen Rechten nach<br />
§§ 811f, 815 ABGB Gebrauch<br />
macht oder sonst unmittelbar<br />
in seine Vermögensrechte eingegriffen<br />
wird. Er kann daher<br />
nicht die Aufnahme eines ihm<br />
vermachten Fruchtgenussrechts<br />
an einer erbl. Liegenschaft in<br />
den Einantwortungsbeschluss<br />
erzwingen.<br />
3. Österreichische<br />
Juristenzeitung:<br />
a) EvBl-LS <strong>2011</strong>/2<br />
OGH vom 1.9.2010, 6 Ob<br />
136/10h<br />
Pflichtteilsminderung<br />
mangels Naheverhältnisses<br />
Die mit 1.7.2001 in Kraft<br />
getretene Bestimmung des<br />
§ 773a Abs. 3 ABGB, wonach<br />
das Recht auf Pflichtteilsminderung<br />
nicht zusteht, wenn<br />
der Erblasser die Ausübung<br />
des Rechts auf persönlichen<br />
Verkehr mit dem Pflichtteilsberechtigten<br />
grundlos abgelehnt<br />
hat, bezieht sich –<br />
ebenso wie Abs. 1 dieser<br />
Gesetzesstelle nicht auf den<br />
Zeitpunkt der Errichtung der<br />
letztwilligen Verfügung, sondern<br />
erfasst die gesamte<br />
Beziehung zwischen dem<br />
Erblasser und dem Pflichtteilsberechtigten.<br />
b) EvBl-LS <strong>2011</strong>/4<br />
OGH vom 19.10.2010,<br />
10 Ob 66/10v<br />
Unterhaltsvorschuss –<br />
Innehaltungsanordnung<br />
nur in Beschlussform<br />
Formlose Ersuchen um Innehaltung<br />
mit der Auszahlung<br />
von Unterhaltsvorschüssen<br />
(hier: mit E-Mail) haben keine<br />
Rechtswirkungen und können<br />
nicht angefochten werden.<br />
c) EvBl <strong>2011</strong>/9<br />
OGH vom 17.8.2010,<br />
10 Ob 38/10a<br />
Unterhaltsvorschüsse erst ab dem Folgemonat<br />
nach Vollstreckbarkeit des Titels<br />
§ 3 UVG (§ 4 Z 1 UVG, § 43 Abs. 1 AußStrG)<br />
Die Unterhaltsvorschussgewährung nach § 3<br />
oder § 4 Z 1 UVG setzt – neben dem vollstreckbaren<br />
Unterhaltstitel – voraus, dass der Unterhaltsschuldner<br />
nach Eintritt der Vollstreckbarkeit<br />
den laufenden Unterhaltsbeitrag nicht zur Gänze<br />
leistet. Konnte zum maßgebenden Zeitpunkt der<br />
Entscheidung erster Instanz noch kein Rückstand<br />
an laufendem Unterhalt iSd § 3 Z 2 UVG<br />
bestehen, weil ein nach Eintritt der Vollstreckbarkeit<br />
laufender Unterhaltsbeitrag noch nicht<br />
(Anm: sondern erst im nächsten Monat) fällig<br />
war, sind nicht alle Gewährungsvoraussetzungen<br />
erfüllt.<br />
d) EvBl <strong>2011</strong>/16<br />
OGH vom 18.8.2010, 8 Ob 75/10b<br />
Unterhaltsbemessung unter Berücksichtigung<br />
der Vergleichsrelation und von privaten<br />
Pensionsvorsorgeleistungen<br />
§ 140 ABGB<br />
Für die Lösung der Frage, ob die aus dem<br />
Unterhaltsvergleich ersichtliche Relation zwischen<br />
Einkommen und Unterhaltshöhe trotz<br />
der eingetretenen Änderung mehrerer Bemessungsparameter<br />
beibehalten oder ob die Neubemessung<br />
völlig losgelöst von der vergleichsweisen<br />
Regelung erfolgen soll, ist entscheidend,<br />
was die Parteien im Einzelfall mit ihrem<br />
Unterhaltsvergleich für die Zukunft regeln wollten,<br />
ob somit Umstände vorliegen, die auf ein<br />
längerfristiges Konzept der Eltern schließen lassen.<br />
Da die staatliche Pensionsversicherung die<br />
Funktion der Existenzsicherung im Alter noch<br />
nicht aufgegeben hat und weil grundsätzlich<br />
nur existenzsichernde Ausgaben von der<br />
Bemessungsgrundlage abzugsfähig sind, stellen<br />
Beiträge zur privaten Pensionsvorsorge im Allgemeinen<br />
weiterhin keine Abzugspost von der<br />
Unterhaltsbemessungsgrundlage dar.<br />
e) EvBl-LS <strong>2011</strong>/19<br />
OGH vom 17.8.2010, 10 Ob 47/10z<br />
Unterhaltsvorschüsse gem. § 3 Z 2 UVG<br />
erfordern aktuelle zielführende Exekutionsmaßnahmen<br />
§ 3 Z 2 UVG idgF (seit 1.1.2010) ist teleologisch<br />
zu reduzieren: Das Kind kann sich dessen Voraussetzungen<br />
nicht dadurch erhalten, dass es „irgendwann“,<br />
also ohne konkreten Zusammenhang mit<br />
einem Vorschussantrag einen Exekutionsantrag<br />
gestellt hat.<br />
f) EvBl <strong>2011</strong>/33<br />
OGH vom 13.10.2010, 3 Ob 134/10t<br />
Gewinnverwendung und Unterhalt<br />
§ 140 ABGB<br />
Unter Einkommen wird die<br />
Summe aller dem Unterhaltsschuldner<br />
tatsächlichen zufließenden<br />
Mittel unter Berücksichtigung<br />
unterhaltsrechtlich<br />
relevanter Abzüge und Aufwendungen<br />
verstanden. Bei<br />
selbstständigen Erwerbstätigen<br />
ist als Bemessungsgrundlage<br />
grundsätzlich der tatsächlich<br />
verbliebene Reingewinn<br />
heranzuziehen. Werden<br />
Gewinne nicht ausgeschüttet,<br />
so ist zu beurteilen, ob diese<br />
Entscheidung ex ante unternehmerisch<br />
geboten und<br />
damit gerechtfertigt war. Auch<br />
kommt es auf die gesellschaftsrechtlicheGestaltungsmöglichkeit<br />
des Unterhaltsschuldners<br />
an, für eine (Teil-)<br />
Ausschüttung der Gewinne zu<br />
sorgen.<br />
g) EvBl-LS <strong>2011</strong>/34<br />
OGH vom 20.10.2010,<br />
1 Ob 159/10d<br />
Beginn der Verjährungsfrist<br />
für Pflichtteilsansprüche<br />
Die dreijährige Verjährungsfrist<br />
zur Geltendmachung des<br />
gesetzlichen Pflichtteilsanspruchs<br />
nach § 1487 ABGB<br />
beginnt seit dem Inkrafttreten<br />
des Außerstreitgesetzes 2005<br />
allgemein mit der Errichtung<br />
des Übernahmeprotokolls iSd<br />
§ 152 AußStrG.<br />
h) EvBl <strong>2011</strong>/36<br />
OGH vom 9.11.2010,<br />
10 Ob 72/10a<br />
Versagung von Unterhaltsvorschüssen<br />
in<br />
Gewährungs- bzw. im<br />
Einstellungs- und Herabsetzungsverfahren<br />
§ 7 Abs. 1 UVG (§ 11 UVG;<br />
§ 16 AußStrG)<br />
Nach der neuen Rechtslage<br />
soll die Gewährung von Titelvorschüssen<br />
nur versagt werden,<br />
wenn das Gericht bereits<br />
aufgrund der Aktenlage (also<br />
ohne weitere Erhebungen)<br />
„mit hoher Wahrscheinlichkeit“<br />
vom Vorliegen der Versagungs-<br />
21
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
gründe des § 7 Abs. 1 Z 1<br />
UVG (idF FamRÄG 2009)<br />
überzeugt ist. Es entspricht<br />
jedoch der – weiterhin aktuellen<br />
– stRsp, dass im Einstellungsverfahren<br />
ebenso wie im<br />
Herabsetzungsverfahren keine<br />
Einengung der Stoffsammlung<br />
nach § 11 UVG, sondern unbeschränkt<br />
der Stoffsammlungsgrundsatz(Untersuchungsgrundsatz)<br />
nach § 16 AußStrG<br />
gilt.<br />
i) EvBl <strong>2011</strong>/44<br />
OGH vom 20.10.2010,<br />
1 Ob 155/10s<br />
Gegen Scheinrechtskraft<br />
hilft nur ein Abänderungsantrag<br />
§§ 73, 183 AußStrG<br />
In den Fällen nicht erkannter<br />
Prozessunfähigkeit oder fehlender<br />
gesetzlicher Vertretung<br />
kann (auch) im Außerstreitverfahren<br />
ein in Scheinrechtskraft<br />
erwachsener Beschluss nicht<br />
mit einem ordentlichen RM,<br />
sondern nur mit einem Abänderungsantrag<br />
bekämpft werden.<br />
Eine nach dem Todeszeitpunkt<br />
eingetretene Werterhöhung findet<br />
im Verlassenschaftsverfahren<br />
keine Berücksichtigung.<br />
j) EvBl-LS <strong>2011</strong>/50<br />
OGH vom 17.12.2010,<br />
6 Ob 153/10h<br />
Rekurslegitimation des<br />
übergangenen Noterben<br />
Auch nach dem Außerstreitgesetz<br />
BGBl 2003/111 ist der<br />
Noterbe dem Verlassenschaftsverfahren<br />
beizuziehen und ist<br />
selbst dann zum Rekurs gegen<br />
die Einantwortungsurkunde<br />
legitimiert, wenn dies nicht<br />
der Fall war.<br />
k) EvBl <strong>2011</strong>/51<br />
OGH vom 22.10.2010,<br />
7 Ob 183/10b<br />
Gerichtliche Überwachung<br />
der Vermögensverwaltung<br />
durch den<br />
Sachwalter<br />
§ 133 AußStrG (§§ 229, 275<br />
22<br />
Abs. 3 ABGB)<br />
Zum Wohl der betroffenen Person besteht die<br />
wesentliche Rolle des Gerichts nach § 133<br />
AußStrG darin, gegebenenfalls Maßnahmen zur<br />
Sicherung der Vermögenswerte zu setzen und den<br />
Sachwalter bei der Verwaltung des Vermögens zu<br />
überwachen. Sind Eltern, Großeltern oder Pflegeeltern<br />
mit der Vermögensverwaltung im Rahmen<br />
der Obsorge betraut, hat das Gericht die Verwaltung<br />
gemäß § 133 Abs. 2 AußStrG nur dann zu<br />
überwachen, wenn eine unbewegliche Sache zum<br />
Vermögen gehört oder der Wert des Vermögens<br />
oder der Jahreseinkünfte € 10.000,-- wesentlich<br />
übersteigt. Hingegen hat bei der Vermögensverwaltung<br />
durch sonstige gesetzliche Vertreter (also<br />
konkret durch Sachwalter) bei nennenswertem<br />
Vermögen immer – also nicht nur bei Vorliegen<br />
einer konkreten Gefahr für das Wohl des Betroffenen<br />
– eine Überwachung zu erfolgen.<br />
l) EvBl-LS <strong>2011</strong>/59<br />
OGH vom 20.12.2010, 5 Ob 202/10g<br />
Ohne Einvernehmen gibt es keine gemeinsame<br />
Obsorge<br />
Eine Aufrechterhaltung der Obsorge beider Eltern<br />
(nach Scheidung oder einer Vereinbarung) ist<br />
gegen den Willen eines Elternteils ausgeschlossen.<br />
Zur Aufhebung genügt der zum Ausdruck<br />
gebrachte Wegfall des Willens eines Elternteils zur<br />
Aufrechterhaltung der gemeinsamen Obsorge bzw.<br />
des erzielten Einvernehmens. In einem solchen<br />
Fall widerspricht die Übertragung der Obsorge nur<br />
in einem Teilbereich auf nur einen Elternteil der<br />
Anordnung des § 177a Abs. 2 ABGB. Es ist daher<br />
– ungeachtet des Begehrens – einen Elternteil<br />
allein mit der gesamten Obsorge zu betrauen.<br />
4) Juristische Blätter<br />
a) JBl 2010/12 – DOI 10.1007/s00503-010-<br />
2051-5<br />
OGH vom 4.8.2010, 3 Ob 79/10d<br />
Gutachten über die Mündelsicherheit von<br />
Aktien<br />
§§ 230e und 1295ff ABGB:<br />
Die Richtigkeit eines Gutachtens über den Erwerb<br />
von Wertpapieren zur Anlegung von Mündelgeld<br />
iSd § 230e ABGB ist einer ex-ante-Prüfung zu<br />
unterziehen. Bei der Beurteilung von Aktien darf<br />
sich ein Sachverständiger auf öffentlich zugängliche<br />
Erkenntnisquellen (Jahresabschlüsse, Prüfberichte,<br />
Börsenstatistiken, Presseberichte) beschränken,<br />
solange keine begründeten Zweifel an deren<br />
Richtigkeit bestehen.<br />
Ein dem Pflegschaftsgericht vorgelegtes Privatgutachten<br />
reicht für die Genehmigung des Erwerbs<br />
der Wertpapiere nicht aus, könnte aber durchaus<br />
als Entscheidungsgrundlage mit herangezogen<br />
werden, wenn ein anderer<br />
Sachverständiger dem Gericht<br />
die Richtigkeit des Privatgutachtens<br />
bestätigt. Eine allfällige<br />
Amtshaftung schließt die Haftung<br />
des Privatgutachters nicht<br />
aus, sondern tritt nur zu dieser<br />
Haftung solidarisch hinzu.<br />
Der Zweck eines Gutachtens<br />
über die Sicherheit von Wertpapieren<br />
iSd § 230e ABGB<br />
besteht auch in der Schaffung<br />
einer Vertrauenslage für Dritte.<br />
b) JBl <strong>2011</strong>/1 – DOI<br />
10.1007/s00503-010-<br />
2068-9<br />
OGH vom 8.6.2010,<br />
4 Ob 42/10w<br />
Berücksichtigung fiktiver<br />
Mietkosten als Naturalunterhalt<br />
Der fiktive Mietwert einer dem<br />
Unterhaltsberechtigten überlassenen<br />
Wohnung ist wegen der<br />
damit verbundenen Verminderung<br />
des Unterhaltsbedarfs<br />
ganz oder teilweise als Naturunterhalt<br />
anzurechnen. Dies<br />
setzt nicht voraus, dass der<br />
Unterhaltspflichtige (noch) Kreditrückzahlungen<br />
für den<br />
Erwerb der Wohnung leistet.<br />
Sowohl bei Anrechnung der<br />
fiktiven Mietkosten als auch der<br />
Wohnungsbenützungskosten ist<br />
darauf Bedacht zu nehmen,<br />
weshalb der geldunterhaltspflichtige<br />
Ehegatte die (vormalige)<br />
Ehewohnung verlassen<br />
hat. Das Verlassen der Ehewohnung<br />
infolge einer polizeilichen<br />
Wegweisung und einer einstweiligen<br />
Verfügung nach §<br />
382b EO ist einem grundlosen<br />
Wegzug gleichzuhalten.<br />
Naturalunterhalt ist grundsätzlich<br />
nur im angemessen<br />
Umfang anzurechnen; dem<br />
Unterhaltsberechtigten hat stets<br />
ein in Geld zu leistender Unterhalt<br />
zuzukommen, weil er von<br />
der Wohnung allein nicht leben<br />
kann. Wo diese Angemessenheitsgrenze<br />
liegt, ist nach den<br />
Umständen des Einzelfalls zu<br />
beurteilen. Jedenfalls dann,<br />
wenn sich der Geldunterhalt<br />
aufgrund der Wohnversorgung<br />
um mehr als ein Viertel min-
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
dert, ist zu überprüfen, ob der<br />
Restunterhalt noch zur angemessenen<br />
Deckung der Restbedürfnisse<br />
ausreicht. Eine weitergehende<br />
Anrechnung ist<br />
dadurch jedoch nicht ausgeschlossen.<br />
Prozess- und Anwaltskosten<br />
sind grundsätzlich aus dem<br />
Anspruch nach § 94 ABGB zu<br />
decken und nicht als gesonderter<br />
Vorschuss zuzusprechen.<br />
Wenn sich allerdings ein<br />
besonderer Unterhaltsbedarf<br />
ergibt, den der Unterhaltsberechtigte<br />
aus dem laufenden<br />
Unterhalt nicht decken kann,<br />
hat der Unterhaltspflichtige<br />
einen Vorschuss zu leisten,<br />
wenn ihm das neben der laufenden<br />
Unterhaltszahlung<br />
zumutbar ist.<br />
c) JBl <strong>2011</strong>/2 – DOI<br />
10.1007/s00503-011-<br />
2093-3<br />
OGH vom 20.10.2010,<br />
1 Ob 153/10x<br />
Recht des nicht obsorgeberechtigten<br />
Elternteils<br />
auf Vorlage eines aktuellen<br />
Fotos seines Kindes<br />
§ 178 Abs. 1 ABGB; § 105 Abs.<br />
1 AußStrG:<br />
Die Vorlage eines aktuellen<br />
(maximal sechs Monate alten)<br />
Fotos des minderjährigen Kindes<br />
ist vom Informationsrecht<br />
des nicht obsorgeberechtigten<br />
Elternteils, der sein Kind trotz<br />
seiner Bereitschaft nicht persönlich<br />
treffen kann, erfasst;<br />
vermittelt ihm das Foto doch<br />
auf einfache, aber aussagekräftige<br />
Weise einen Eindruck von<br />
der Entwicklung seines Kindes.<br />
Ohne ernstliche Gefährdung<br />
des Kindeswohls zwingt<br />
die ablehnende Haltung des<br />
minderjährigen Kindes nicht<br />
zur Einschränkung dieser<br />
Informationsrechte.<br />
Die nach § 105 Abs. 1 AußStrG<br />
mögliche persönliche Anhörung<br />
eines Minderjährigen<br />
unter 14 Jahren kann nur ein<br />
Beweismittel darstellen und ist<br />
nicht der Einräumung rechtlichen<br />
Gehörs an eine Partei<br />
gleichzusetzen.<br />
d) JBl <strong>2011</strong>/2 –<br />
DOI 10.1007/s00503-010-2062-2<br />
OGH vom 6.7.2010, 1 Ob 81/10h<br />
Unterhalt infolge Eigenkündigung ohne<br />
sachliche Rechtfertigung bei niedrigerem<br />
Einkommen<br />
§ 66 EheG:<br />
Der unterhaltspflichtige (geschiedene) Ehegatte<br />
hat sich nach seiner Eigenkündigung ohne sachliche<br />
Rechfertigung so behandeln zu lassen, als<br />
hätte er seinen Arbeitsplatz behalten. Er ist auf<br />
sein bisheriges Einkommen anzuspannen.<br />
Nur wenn der Verzicht auf ein höheres Einkommen<br />
durch berücksichtigungswürdige Gründe<br />
gerechtfertigt ist, kommt der Anspannungsgrundsatz<br />
nicht zur Anwendung.<br />
e) JBl <strong>2011</strong>/3 – DOI 10.1007/s00503-011-2114-<br />
2<br />
OGH vom 29.9.2010, 7 Ob 156/10g<br />
Umfang der Verjährungsunterbrechung<br />
bei zunächst unbestimmtem Antrag auf<br />
Unerhaltsfestsetzung<br />
§§ 1497 und 1501 ABGB; §§ 9 und 36 AußStrG:<br />
Nach § 1497 ABGB unterbricht die Geltendmachung<br />
des Anspruchs im dafür vorgesehenen<br />
Außerstreitverfahren Verjährungsfristen. Die<br />
einem Auftrag nach § 9 Abs. 2 AußStrG entsprechende<br />
Präzisierung eines Geldleistungsbegehrens<br />
wirkt auf den Zeitpunkt der Einbringung<br />
des Antrags zurück. Der Anwendungsbereich<br />
des § 1501 ABGB erstreckt sich<br />
auch auf das außerstreitige Verfahren.<br />
Kommt der Antragsteller der aufgetragenen<br />
Präzisierung seines bisher unbestimmten<br />
Begehrens – trotz ungenügender Verfahrensergebnisse<br />
– nach, konsumiert er diese gesetzlich<br />
eingeräumte Möglichkeit und legt den<br />
Gegenstand des Verfahrens iSv § 36 Abs. 3<br />
AußStrG bindend fest. Unterlässt er die Präzisierung,<br />
kann er einen allenfalls ergehenden<br />
Zurückweisungsbeschluss nach § 9 Abs. 3<br />
AußStrG bekämpfen.<br />
Wird ein Anspruch mit Klagsänderung oder -<br />
ausdehnung geltend gemacht, tritt die Unterbrechungswirkung<br />
erst ab diesem Zeitpunkt<br />
ein, und zwar auch dann, wenn sich das neue<br />
Begehren auf den schon davor in der Klage<br />
vorgebrachten Sachverhalt stützt. Dies gilt<br />
auch im Verfahren außer Streitsachen.<br />
5) Zeitschrift für Ehe-<br />
und Familienrecht<br />
a) EF-Z <strong>2011</strong>/12<br />
OGH vom 22.10.2010, 7 Ob 166/10b<br />
Schmerzengeld und Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
§ 140 ABGB<br />
Schmerzengeldzahlungen sind<br />
weder Eigeneinkommen auf<br />
Seiten des Unterhaltsberechtigten<br />
noch Teil der Bemessungsgrundlage<br />
auf Seiten des<br />
Unterhaltspflichtigen.<br />
Dies gilt jedenfalls auch für<br />
nicht über gesetzliche Zinsen<br />
hinausgehende Zinsgewinne<br />
aus Schmerzengeld.<br />
Hat hingegen der Unterhaltspflichtige<br />
Gelder, die er zur<br />
Abgeltung eines Verdienstentgangs<br />
erhalten hat, nicht verbraucht,<br />
sondern (teilweise)<br />
gespart, erhöhen Zinsen aus<br />
solchem Barvermögen die<br />
Unterhaltsbemessungsgrundlage.<br />
b) EF-Z <strong>2011</strong>/13<br />
OGH vom 29.9.2010,<br />
7 Ob 156/10g<br />
Kreditaufnahme trotz<br />
Kenntnis möglicher weiterer<br />
Unterhaltspflichten<br />
§ 140 ABGB<br />
Wurde der uneheliche Vater<br />
von der Mutter des Kindes<br />
von seiner Vaterschaft informiert<br />
und hatte er Kenntnis<br />
von laufenden Abstammungsverfahren,<br />
kann nicht davon<br />
ausgegangen werden, dass er<br />
vom Entstehen einer weiteren<br />
Sorgepflicht überrascht worden<br />
wäre. Hat er daher trotzdem<br />
vor Feststellung der<br />
Vaterschaft einen Kredit für<br />
seine Eigentumswohnung aufgenommen,<br />
so hat er dies im<br />
Bewusstsein der konkreten<br />
Möglichkeit der Feststellung<br />
seiner Vaterschaft getan und<br />
musste deshalb bei dieser Entscheidung<br />
die mögliche Belastung<br />
mit einer weiteren Sorgepflicht<br />
einkalkulieren. Die<br />
Kreditrückzahlungsraten können<br />
daher die Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
nicht<br />
schmälern.<br />
c) EF-Z <strong>2011</strong>/15<br />
OGH vom 22.9.2010,<br />
6 Ob 125/10s<br />
Überlastung eines Notars<br />
durch Verlassenschaftskurateln<br />
23
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
§ 274 Abs. 2 ABGB<br />
§ 274 Abs. 2 ABGB bezieht<br />
sich neben der Sachwalterschaft<br />
(für behinderte Personen)<br />
nur auf die im 5. Hauptstück<br />
geregelten Kuratelen (für<br />
Ungeborene nach § 269 ABGB,<br />
für abwesende und unbekannte<br />
Teilnehmer nach § 270 f<br />
ABGB), sodass eine Verlassenschaftskuratel<br />
nicht darunter<br />
fällt.<br />
d) EF-Z <strong>2011</strong>/18<br />
OGH vom 10.8.2010,<br />
1 Ob 124/10g<br />
Konkurrierende Heimfallsrechte<br />
zweier Staaten<br />
§ 106 Abs. 1 Z 2 JN<br />
§ 106 Abs. 1 Z 2 lit c JN ist auf<br />
das Heimfallsrecht des österreichischen<br />
Staats nicht analog<br />
anzuwenden.<br />
e) EF-Z <strong>2011</strong>/20<br />
OGH vom 11.10.2010,<br />
6 Ob 198/10a<br />
Beweislastverschiebung<br />
im Unterhaltsverfahren<br />
§§ 382 Abs. 1 Z 8 lit a EO; §§<br />
226ff ZPO<br />
Sowohl im Unterhaltsverfahren<br />
als auch im Provisorialverfahren<br />
gilt der Grundsatz, dass<br />
jede Partei die für ihren<br />
Rechtsstandpunkt günstigen<br />
Tatsachen zu behaupten und<br />
beweisen hat.<br />
Eine Verschiebung der Beweislast<br />
(Bescheinigungslast) ist<br />
auf Ausnahmefälle beschränkt,<br />
in denen die „Nähe zum<br />
Beweis“ – im Einzelfall – den<br />
Ausschlag für die Zuteilung<br />
der Beweislast (Bescheinigungslast)<br />
gibt; etwa dann,<br />
wenn Tatfragen zu klären sind,<br />
die „tief in die Sphäre einer<br />
Partei hineinführen“.<br />
f) EF-Z <strong>2011</strong>/21<br />
OGH vom 4.8.2010,<br />
3 Ob 115/10y<br />
Mündelvermögen und<br />
Rechtsweg<br />
§ 133 AußStrG; § 1 JN<br />
Das außerstreitige Verfahren ist<br />
24<br />
nur für den Missbrauch der Vermögensverwaltungsbefugnis<br />
des Obsorgeberechtigten vorgesehen<br />
(§ 133 AußStrG). Ein Herausgabeanspruch<br />
des minderjährigen Kindes, vertreten durch den<br />
obsorgeberechtigten Elternteil, gegen den anderen<br />
Elternteil betreffend bestimmte Sparbücher ist<br />
daher auf dem streitigen Rechtsweg zu verfolgen.<br />
g) EF-Z <strong>2011</strong>/43<br />
OGH vom 27.5.2010, 5 Ob 37/10t<br />
Verbücherung eines Vertrags bei pflegschaftsbehördlicher<br />
Genehmigung<br />
§§ 26, 82 a GBG<br />
Bei pflegschaftsbehördlicher Genehmigung eines<br />
Vertrags ist deren Rechtskraft als Eintragungsvoraussetzung<br />
urkundlich nachzuweisen.<br />
Die fehlende Bestätigung der Rechtskraft der<br />
pflegschaftsbehördlichen Genehmigung eines Vertrags<br />
bildet keinen iSd § 82 a GBG verbesserungsfähigen<br />
Formmangel, sondern einen Inhaltsmangel<br />
iSd § 26 Abs. 2 GBG, sodass der Grundbuchsantrag<br />
abzuweisen ist.<br />
h) EF-Z <strong>2011</strong>/44<br />
OGH vom 18.1.<strong>2011</strong>, 4 Ob 218/10b<br />
Erbschaftskauf kein Vorkaufsfall<br />
§§ 1072 ff, 1278 ABGB<br />
Da die Erbschaft und nicht Liegenschaftsanteile<br />
Gegenstand des Erbschaftskaufs ist, löst dieser das<br />
Vorkaufsrecht nicht aus.<br />
i) EF-Z <strong>2011</strong>/45<br />
OGH vom 2.12.2010, 3 Ob 200/10y<br />
Ein „Vergleich“ der künftigen Erben ist<br />
kein Berufungsgrund<br />
§ 533 ABGB<br />
Ein – vor Abgabe der nach § 161 AußStrG zu<br />
beurteilenden Erbantrittserklärungen geschlossener<br />
– außergerichtlicher Vergleich ist kein (weiterer)<br />
Erbrechtstitel.<br />
j) EF-Z <strong>2011</strong>/46<br />
OGH vom 20.10.2010, 1 Ob 159/10d<br />
Zum Beginn der Verjährungsfrist für die<br />
Forderung des Pflichtteils<br />
§ 1487 ABGB<br />
Die Forderung nach Rechtssicherheit und nach<br />
Gleichbehandlung aller (bekannten und unbekannten)<br />
Erben spricht eindeutig dafür, den<br />
Beginn der Verjährungsfrist für Pflichtteilsansprüche<br />
einheitlich für alle Berechtigten mit dem<br />
Tag der Errichtung des Übernahmeprotokolls<br />
(gemeint: betreffend die letztwillige Anordnung)<br />
beginnen zu lassen. Der bis zum Inkrafttreten<br />
des neuen Außerstreitrechts vorgesehene Publizitätsakt<br />
der Kundmachung in Form der Verlesung<br />
der letztwilligen Verfügung vor zwei Zeugen<br />
konnte eine ursprünglich tendierte „Außen-<br />
wirkung“ ohnehin nicht<br />
garantieren und wurde als<br />
sinnloser Formalismus aufgegeben.<br />
Die in 1 Ob 200/06b –<br />
obiter – geäußerte, von Dehn<br />
(KBB² § 1487 ABGB Rz 2)<br />
und Likar-Peer (in Ferrari/Likar-Peer,<br />
Erbrecht [2007]<br />
362f) sowie von Scheuba<br />
(Gruber/Kalss/Müller/Schauer,<br />
Erbrecht und Vermögensnachfolge<br />
[2010] § 9 Rz 96) ohne<br />
nähere Begründung, (zT<br />
wörtlich) übernommene Auffassung,<br />
ab Inkrafttreten des<br />
neuen AußStrG werde nunmehr<br />
wohl auf die Zustellung<br />
des Übernahmeprotokolls<br />
(gemeint: der Abschrift der<br />
letztwilligen Anordnung)<br />
abzustellen sein, widerspricht<br />
dem in stRsp und Lehre vertretenen<br />
allgemeinen Grundsatz,<br />
dass es für den Lauf der<br />
Verjährungsfrist auf die<br />
Kenntnis des Berechtigten<br />
vom Bestehen seines<br />
Anspruchs nicht ankommt.<br />
6) Interdisziplinäre<br />
Zeitschrift<br />
für Familienrecht<br />
a) iFamZ 2010/217<br />
OGH vom 13.7.2010,<br />
4 Ob 74/10a<br />
§§ 140, 1042 ABGB –<br />
Erbringung von Betreuungs-<br />
und Naturalunterhaltsleistungen<br />
in der<br />
früheren Ehewohnung<br />
b) iFamZ 2010/221<br />
OGH vom 1.9.2010,<br />
6 Ob 127/10k<br />
§ 140 ABGB, § 78<br />
AußStrG, § 35 ZPO –<br />
Unterhaltserhöhung:<br />
Anpassung der<br />
Vergleichsrelationen und<br />
wesentliche Änderung<br />
der Verhältnisse<br />
c) iFamZ 2010/243<br />
OGH vom 17.6.2010,<br />
2 Ob 229/09d<br />
§§ 45 Satz 2, 165 Abs. 1 Z<br />
6 AußStrG, §§ 551, 804<br />
ABGB – Erb und Pflichtteilsverzicht,<br />
Antrag auf
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
Schätzung und Inventarisierung<br />
des Nachlasses<br />
Wer die behauptete Unwirksamkeit<br />
seines Pflichtteilsverzichts<br />
dem Verlassenschaftsgericht<br />
gegenüber nicht einmal<br />
bescheinigt, hat kein Recht auf<br />
Schätzung und Inventarisierung<br />
des Nachlasses. Der<br />
Beschluss über den Antrag auf<br />
Errichtung eines Inventars ist<br />
selbstständig anfechtbar.<br />
d) iFamZ 2010/245<br />
OGH vom 1.9.2010, 6 Ob<br />
136/10h<br />
§ 773a Abs. 3 ABGB –<br />
Ausschluss des Rechts<br />
auf Pflichtteilsminderung:<br />
erste Entscheidung<br />
des OGH<br />
Das Gefühl, von der Mutter in<br />
Bezug auf die Schwangerschaft<br />
„hineingelegt worden“ zu sein,<br />
stellt keinen ausreichenden<br />
Grund für die Ablehnung des<br />
persönlichen Verkehrs mit dem<br />
Kind dar. Dies gilt auch für die<br />
Anregung der Einleitung eines<br />
Sachwalterschaftsverfahrens<br />
durch die Mutter des Kindes.<br />
Eine begründete Weigerung<br />
iSd § 773a Abs. 3 ABGB ist<br />
beim Elternteil jedenfalls die<br />
Ausnahme.<br />
e) iFamZ <strong>2011</strong>/2<br />
OGH vom 22.10.2010,<br />
7 Ob 166/10b<br />
§ 140 ABGB, §§ 57, 58<br />
AußStrG, § 9 Abs. 2 UVG<br />
– Vom Unterhaltsschuldner<br />
bezogene Schmerzengeldbeträge<br />
und Zinsen<br />
aus ihrer Anlegung<br />
fallen nicht in die Unter -<br />
haltsbemessungsgrund -<br />
lage<br />
f) iFamZ <strong>2011</strong>/3<br />
OGH vom 13.10.2010,<br />
3 Ob 134/10t § 140 ABGB,<br />
§§ 16 Abs. 1, 49 Abs. 2<br />
AußStrG – Nicht ausgeschüttete<br />
Gewinne aus<br />
der Beteiligung an einer<br />
GmbH sind nur ausnahmsweise<br />
nicht in die<br />
Unterhaltsbemessungs-<br />
grundlage einzubeziehen<br />
g) iFamZ <strong>2011</strong>/7<br />
OGH vom 30.11.2010, 10 Ob 79/10f<br />
§ 3 Z 2 UVG nF – Titelvorschussanspruch<br />
erst nach Nichtleistung des nach Vollstreckbarkeit<br />
des Titels fällig werdenden<br />
laufenden Unterhaltsbeitrags<br />
h) iFamZ <strong>2011</strong>/8<br />
OGH vom 5.10.2010, 10 Ob 60/10m<br />
§ 3 Z 2 UVG nF – Ein Amtshilfeersuchen<br />
des Jugendwohlfahrtsträgers nach<br />
Deutschland steht nicht der Einleitung<br />
von Exekutionsschritten gleich<br />
i) iFamZ <strong>2011</strong>/12<br />
OGH vom 19.10.2010, 10 Ob 71/10d<br />
§ 18 Abs. 1 UVG – Weitergewährung: keine<br />
Herabsetzung der Vorschusshöhe bei im<br />
Wesentlichen unveränderten Verhältnissen<br />
j) iFamZ <strong>2011</strong>/13<br />
OGH vom 5.10.2010, 10 Ob 45/10f<br />
VO (EG) 883/2004 – Kein Export von Vorschüssen<br />
ab 1. Mai 2010<br />
k) iFamZ <strong>2011</strong>/27<br />
LGZ Wien vom 23.11.2010, 44 R 452/10m<br />
§ 276 ABGB, § 137 Abs. 2 AußStrG – Vorschuss<br />
auf die Sachwalterentschädigung<br />
Ein Vorschuss auf den jährlichen Entschädigungsanspruch<br />
des Sachwalters wird nur dann gewährt,<br />
wenn dadurch die ordnungsgemäße Vermögensverwaltung<br />
gefördert wird. Die Vorschussgewährung<br />
muss im Interesse einer weiteren ordnungsgemäßen<br />
Verwaltung des Vermögens der pflegebefohlenen<br />
Person erforderlich sein. Eine bloße<br />
Motivation des Sachwalters oder Bemühungen im<br />
Bereich der Personensorge können keine Vorschussgewährung<br />
rechtfertigen.<br />
l) iFamZ <strong>2011</strong>/45<br />
OGH vom 14.7.2010, 7 Ob 56/10a<br />
§§ 166, 167 Abs. 2 AußStrG, § 784 ABGB –<br />
Pflichtteilsbemessungsgrundlage und<br />
Bewertung landwirtschaftlicher Grund -<br />
stücke<br />
Die im Verfahren eines Pflichtteilsberechtigten<br />
gegen die Verlassenschaft dieser entstandenen<br />
Kosten des Verfahrens sind nicht als Nachlassschuld<br />
zu berücksichtigen. Bei der Bewertung<br />
landwirtschaftlicher Güter zur Pflichtteilsbemessung<br />
ist je nach den Umständen des Einzelfalls<br />
ein Mittelwert zwischen Ertrags- und Verkehrswert<br />
anzusetzen.<br />
m) iFamZ <strong>2011</strong>/47<br />
OGH vom 3.9.2010, 9 Ob 66/09k<br />
§§ 174ff AußStrG, §§ 811f, 815 ABGB –<br />
Parteienstellung der<br />
Legatare im Verlassenschaftsverfahren<br />
Das Verlassenschaftsgericht hat<br />
keine Zuständigkeit zur Entscheidung<br />
strittiger Legatsansprüche<br />
volljähriger und voll<br />
geschäftsfähiger Legatare. Diesen<br />
kommt insoweit keine Parteienstellung<br />
zu.<br />
n) iFamZ <strong>2011</strong>/49<br />
OGH vom 20.10.2010,<br />
1 Ob 159/10d<br />
§ 152 AußStrG, § 1487<br />
ABGB – Die Verjährungsfrist<br />
für die Geltendmachung<br />
von Pflichtteilsansprüchen<br />
beginnt mit dem<br />
Tag der Errichtung des<br />
Übernahmeprotokolls<br />
Das Bedürfnis nach Rechtssicherheit<br />
und nach Gleichbehandlung<br />
aller bekannten und<br />
unbekannten Pflichtteilsberechtigten<br />
erfordert es, die<br />
Verjährungsfrist einheitlich für<br />
alle mit dem Tag der Errichtung<br />
des Übernahmeprotokolls<br />
beginnen zu lassen.<br />
o) iFamZ <strong>2011</strong>/53<br />
OGH vom 21.12.2010,<br />
8 Ob 27/10v<br />
§ 140 ABGB – Keine<br />
Anspannung des Unterhaltspflichtigen<br />
auf ein<br />
während des Krankenstands<br />
versäumtes<br />
Arbeitseinkommens<br />
p) iFamZ <strong>2011</strong>/55<br />
OGH vom 9.11.2010,<br />
10 Ob 16/10s (10 Ob<br />
17/10g)<br />
§ 7 Abs. 1 Z 1 UVG nF –<br />
Keine begründeten<br />
Bedenken, wenn bereits<br />
der Titelschaffung<br />
zugrunde lag, dass der<br />
Vater nach Bosnien<br />
zurückgekehrt war<br />
q) iFamZ <strong>2011</strong>/57<br />
OGH vom 11.11.2010,<br />
2 Ob 74/10m<br />
Art 8 EMRK, §§ 879, 1042<br />
ABGB – Ansprüche des<br />
25
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
26<br />
Scheinvaters gegen den<br />
biologischen Vater nach<br />
Verzicht auf Feststellung<br />
der wahren Vaterschaft –<br />
Verhältnis von Verwendungs-<br />
und Unterhaltsanspruch<br />
Das rein entgeltverknüpfte<br />
Abbedingen des Grundrechtes<br />
auf Feststellung der wahren<br />
Vaterschaft ist ebenso nichtig<br />
wie der damit verbundene<br />
Verzicht auf Geltendmachung<br />
von Unterhalts- und sonstigen<br />
daraus resultierenden Ansprüchen<br />
sowie die Absicherung<br />
dieser Vereinbarung durch<br />
Schad- und Klagloshaltung.<br />
Der dem Kind endgültig und<br />
nicht nur vorschussweise<br />
belassene Unterhalt, der nicht<br />
in der Absicht geleistet wurde,<br />
keinen Ersatz begehren zu<br />
wollen, kann daher gemäß §<br />
1042 ABGB zurückgefordert<br />
werden. Der unverschuldete<br />
Irrtum über die wahre Rechtslage<br />
ist während der Unkenntnis<br />
über die wahre Vaterschaft<br />
sowie in der Zeit gegeben, in<br />
der fälschlich von der Wirksamkeit<br />
der ex tunc nichtigen<br />
Vereinbarung ausgegangen<br />
wird. Von einer vorschussweisen<br />
Zurverfügungstellung des<br />
vom Scheinvater geleisteten<br />
Unterhaltes kann nach der<br />
erfolgreich bestrittenen Vaterschaft<br />
nicht mehr ausgegangen<br />
werden, weil er mangels Vertretungsbefugnis<br />
des Kindes<br />
nicht mehr Ausgleich im Rahmen<br />
der Durchsetzung seiner<br />
Unterhaltsansprüche schaffen<br />
kann. Die Verjährung des<br />
Anspruchs auf Rückersatz von<br />
Unterhaltsleistungen, die an<br />
ein während aufrechter Ehe<br />
geborenes Kind erbracht wurden,<br />
beginnt erst mit Rechtskraft<br />
der Feststellung, dass das<br />
Kind nicht ehelich ist.<br />
r) iFamZ <strong>2011</strong>/81<br />
LG Salzburg vom<br />
22.12.2010, 21 R 436/10d<br />
§ 150 AußStrG, § 106 JN –<br />
Inhalt der Bestätigung<br />
für ein Ausfolgungsverfahren<br />
Ist über das im Inland gelegene bewegliche Vermögen<br />
nicht abzuhandeln, so hat es das Gericht<br />
auf Antrag einer Person, die aufgrund einer Erklärung<br />
der Heimatbehörde des Verstorbenen zur<br />
Übernahme berechtigt ist, mit Beschluss auszufolgen.<br />
Aus dieser Erklärung muss sich nur ergeben,<br />
dass die ausländische Behörde einer Übernahmeberechtigung<br />
nichts entgegenzusetzen hat<br />
(Fucik/Kloiber, AußStrG, § 150 Rz 2). Dazu genügt<br />
auch eine Bestätigung über die Rechtsnachfolge<br />
oder, wie im vorliegenden Fall, dass der Rechtsmittelwerber<br />
vom Amtsgericht Erlangen zum Testamentsvollstrecker<br />
über den Nachlass des Verstorbenen<br />
ernannt wurde. Dieser ist nämlich nach<br />
§ 2205 BGB berechtigt, den Nachlass zu verwalten<br />
und in Besitz zu nehmen.<br />
s) iFamZ <strong>2011</strong>/82<br />
OGH vom 11.11.2010, 3 Ob 200/10y<br />
§§ 161ff AußStrG, § 533 ABGB – Das Gesetz<br />
kennt nur drei in § 533 ABGB taxativ aufgezählte<br />
Berufungsgründe.<br />
Gemäß § 533 ABGB gründet sich das Erbrecht auf<br />
Testament, Erbvertrag oder das Gesetz. Auch<br />
wenn der OGH zu 3 Ob 34/03a Anerkenntnis,<br />
Verzicht und Vergleich über das Erbrecht als<br />
Rechtsgeschäft grundsätzlich zugelassen hat, ist<br />
daraus nicht abzuleiten, dass ein außergerichtlicher<br />
Vergleich über das Erbrecht einen (weiteren)<br />
Erbrechtstitel bilden würde, weil die erbrechtlichen<br />
Berufungsgründe in § 533 ABGB taxativ aufgezählt<br />
sind. Allfällige Ansprüche aus außerhalb<br />
des Verlassenschaftsverfahrens getroffenen Vereinbarungen<br />
sind im streitigen Rechtsweg geltend zu<br />
machen.<br />
■
Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
ADir.<br />
Rainer Jäger<br />
Fachredakteur Firmenbuch<br />
LG Wels<br />
E-Mail:<br />
rainer.jaeger@justiz.gv.at<br />
* Vortrag bei der Tagung der <strong>Rechtspfleger</strong><br />
am 30. 9. 2010 in Velden<br />
28<br />
Fachbereich<br />
Firmenbuch<br />
Die GesmbH: Steuerliche Anknüpfungspunkte*<br />
Ziel des Vortrages war, wichtige Bereiche des<br />
Körperschaftsteuerrechts schwerpunktmäßig dem<br />
Publikum nahe zu bringen. Auswahlkriterien<br />
waren einerseits formelle Anknüpfungen an das<br />
Firmenbuch und andererseits Überschneidungen<br />
des Steuerrechts mit dem materiellen Gesellschaftsrecht.<br />
Diese Strategie sollte bewirken, dass<br />
das rechtsverständige Publikum über ihm aus seinem<br />
Rechtsalltag geläufigen Anknüpfungspunkten<br />
einen Bezug zur ertragsteuerrechtlichen Seite<br />
herstellen kann. Gelegentliche „Sidesteps“ ins<br />
Umsatzsteuerrecht dienen als Hinweis für diesen<br />
großen abgabenrechtlichen Problembereich.<br />
Ertrag- und umsatzsteuerliche Tatbestände sind<br />
im betrieblichen Geschehen untrennbar verbunden<br />
und bilden die beiden (budgetären) Eckpfeiler<br />
des Steuerrechtssystems.<br />
Inhaltsangabe<br />
I Örtliche u. sachliche Zuständigkeit<br />
II Beginn u. Ende der Steuerpflicht<br />
III Gewinnermittlung allgemein<br />
IV Offene Gewinnausschüttung<br />
V Verbotene Einlagenrückgewähr – verdeckte<br />
Ausschüttungen<br />
VI Einlagen<br />
VII Einlagenrückzahlungen<br />
VIII Unternehmensgruppen<br />
IX Mantelkauf<br />
X Umgründungen nach dem UmgrStG<br />
I Örtliche und sachliche Zuständigkeit für<br />
Körperschaften<br />
Die Zuständigkeitsregelungen wurden nunmehr<br />
zur Gänze im Abgabenverwaltungsorganisationsgesetz<br />
(AVOG) 2010, BGBl I Nr. 9/2010 zusammengefasst.<br />
Davor war die örtliche Zuständigkeit<br />
in der Bundesabgabenordnung (BAO) geregelt.<br />
Gem. § 15 Abs 1 AVOG obliegt den Finanzämtern<br />
Wien 1/23, Linz, Sbg-Stadt, Graz-Stadt, Klgft,<br />
Innsbruck u. Feldkirch die sachliche Zuständigkeit<br />
für alle jurist. Personen mit Ausnahme der<br />
Vereine iSd VereinsG 2002 und der kleinen u.<br />
Dr. Ernst Körner<br />
mittel großen GmbH’s iSd UGB<br />
(= Größenmerkmale nach<br />
§ 221 UGB)<br />
Die örtliche Zuständigkeit<br />
obliegt gemäß § 21 AVOG<br />
dem Betriebsfinanzamt = FA,<br />
in dessen Bereich die Körperschaft<br />
ihren Ort der Geschäftsleitung<br />
hat. Ort der Geschäftsleitung<br />
ist nach § 27 Abs 2<br />
Bundesabgabenordnung<br />
(BAO) der Mittelpunkt der<br />
geschäftlichen Oberleitung.<br />
Wird die Geschäftsleitung der<br />
GmbH in das Ausland verlegt,<br />
knüpft die örtl. Zuständigkeit<br />
am Sitz der Gesellschaft an.<br />
Liegt Doppelansässigkeit einer<br />
GmbH vor, wird im internationalen<br />
Steuerrecht den Regeln<br />
des Art 4 Abs 3 OECD-Musterabkommen<br />
folgend dem<br />
Geschäftsleitungsstaat grundsätzlich<br />
das Besteuerungsrecht<br />
zuerkannt; dies im Gegensatz<br />
zum Gesellschaftsrecht, bei<br />
dem in der Frage des Personalstatuts<br />
zumindest im<br />
EU/EWR-Raum durch den<br />
EuGH dem Gründungsstaat<br />
der Vorrang eingeräumt<br />
wird.<br />
II Beginn und Ende der<br />
Steuerpflicht<br />
§ 79 BAO normiert, dass für<br />
die Rechts- und Handlungsfähigkeit<br />
die Bestimmungen des<br />
bürgerlichen Rechts gelten.<br />
Davon ist die abgabenrechtliche<br />
Rechtsfähigkeit zu unterscheiden,<br />
welche durch materielle<br />
Abgabenvorschriften<br />
bestimmt wird.
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />
Regelung in § 4 KörperschaftsteuerG<br />
(KStG)<br />
(1) Körperschaften im Sinne<br />
des § 1 Abs. 2 Z 1 sind ab<br />
jenem Zeitpunkt steuerpflichtig,<br />
in dem die Rechtsgrundlage<br />
wie Satzung, Gesellschaftsvertrag<br />
oder Stiftungsbrief festgestellt<br />
ist und sie erstmalig<br />
nach außen in Erscheinung<br />
treten.<br />
(2) Körperschaften im Sinne<br />
des § 1 Abs. 2 sind bis zu<br />
jenem Zeitpunkt steuerpflichtig,<br />
in dem die Rechtspersönlichkeit<br />
untergeht, jedenfalls<br />
bis zu jenem Zeitpunkt, in<br />
dem das gesamte Vermögen<br />
auf andere übergegangen ist.<br />
Körperschaften iSd § 1 Abs 2<br />
Z 1 KStG sind die jurist. Personen<br />
des privaten Rechts<br />
Beispiele: AG, GmbH, Genossenschaft,<br />
Vereine, Stiftungen<br />
u. Fonds, Versicherungsvereine<br />
auf Gegenseitigkeit, Sparkassen;<br />
auch: Societas Europaea<br />
und SCE (Europ. Genossenschaft)<br />
§ 4 gilt bei unbeschränkter<br />
Steuerpflicht.<br />
Der Beginn der Steuerpflicht<br />
stellt sich als eine Kombination<br />
von zivil-(gesellschafts-)<br />
rechtlichen und wirtschaftlichen<br />
Anknüpfungspunkten<br />
dar – es wird auch ein tatsächliches<br />
Nach-außen-in-<br />
Erscheinung-Treten gefordert<br />
(dazu reicht nach VwGH z.B.<br />
die Eröffnung eines Bankkontos<br />
zur Einbezahlung des<br />
Stammkapitals).<br />
Die (echte) Vorgesellschaft ist<br />
bereits Körperschaftsteuersubjekt,<br />
wenn sie nach außen hin<br />
auftritt (Identitätstheorie) – Rz<br />
120 ff Körperschaftsteuerrichtlinien<br />
(KStR).<br />
Wirtschaftliche Tätigkeiten<br />
einer Vorgründungsgesellschaft<br />
werden nach Rz 119<br />
KStR ausnahmsweise der späteren<br />
GmbH zugerechnet,<br />
wenn sie innerhalb von etwa<br />
3 Monaten vor Abschluss des<br />
Gesellschaftsvertrages erfolgten.<br />
Umsatzsteuer<br />
Es herrscht analoge Betrachtung zur Körperschaftsteuer<br />
– Rz 198 Umsatzsteuerrichtlinien<br />
(UStR). Vorsteuerabzugberechtigung der GmbH<br />
für an die Vorgesellschaft erbrachten Leistungen<br />
gegeben. Ausnahme für Vorgründungsgesellschaft<br />
gilt ebenfalls – GmbH ist diesfalls Leistungsempfänger,<br />
ansonsten nicht.<br />
EuGH v. 29. 4. 2004, Rs. C-137/02 „Faxworld“<br />
Vorgründungsgesellschaft ist auch dann Unternehmer,<br />
wenn einziger Umsatz in der Vermögensübertragung<br />
an GmbH besteht.<br />
Wichtig für die Finanzämter sind weiterhin die<br />
automatischen Übermittlungen der Firmenbuchauszüge<br />
zur Erfassung der Steuerpflichtigen!<br />
Das Ende der Steuerpflicht knüpft an den Verlust<br />
der Rechtspersönlichkeit an mit Vollbeendigung<br />
durch Löschung im Firmenbuch bei Vorliegen<br />
von Vermögenslosigkeit (§ 93 GmbHG).<br />
In abgabenrechtlicher Hinsicht besteht nach der<br />
Judikatur des VwGH die Rechtspersönlichkeit<br />
darüber hinaus solange fort, als noch Abwicklungsbedarf<br />
vorhanden ist, was dann der Fall ist,<br />
wenn noch Steuern der GmbH bescheidmäßig<br />
festzusetzen sind (z.B. VwGH vom 20. 9. 95,<br />
95/13/0068).<br />
Einem Auflösungstatbestand des § 84 GmbHG<br />
folgt die Liquidationsbesteuerung nach § 19 KStG,<br />
wenn tatsächlich abgewickelt wird. Im Konkursfall<br />
erst nach Beschluss auf Unternehmensschließung<br />
und Konkursabwicklung.<br />
Eine spezielle Definition des Liquidationsgewinnes<br />
wird im § 19 Abs 2 aufgestellt, daneben sind<br />
die allgemeinen Gewinnermittlungsvorschriften<br />
anwendbar (Abs 6)<br />
Es gilt ein besonderer Veranlagungszeitraum nach<br />
Abs 3: mit max. 3 bzw. 5 Jahren bei Konkursabwicklung<br />
(gilt nur bei KöSt); Verlängerung ist auf<br />
Antrag möglich<br />
USt: Unternehmerstellung dauert bis zum letzten<br />
Akt unternehmerischer Tätigkeit<br />
Im Falle von Umgründungsvorgängen ordnet § 20<br />
KStG die Gewinnrealisierung an, wenn nicht<br />
Buchwertfortführung nach dem UmgrStG vorliegt.<br />
Umgründung einer Körperschaft wird als tauschähnlicher<br />
Veräußerungsvorgang angesehen =<br />
Gesellschaftsvermögen gegen Anteilsrechte<br />
Nach Beendigung der Liquidation Löschung der<br />
GmbH auf Antrag nach § 93 Abs 1 GmbHG<br />
Löschung der GmbH wegen Vermögenslosigkeit<br />
nach § 40 Abs 1 FBG:<br />
Anhörung der Abgabenbehörde nach Abs 2;<br />
Rekursbefugnis<br />
Analog dazu § 160 Abs 3 BAO: UB durch Abgabenbehörde<br />
für Löschung<br />
Durch die „Löschungssperre“ des § 160 Abs 3 soll<br />
gewährleistet sein, dass bis<br />
zur Beendigung des Abgabenverfahrens<br />
taugliche vertretungsbefugte<br />
Organe der<br />
GmbH zur Verfügung stehen.<br />
§ 80 Abs 3 BAO übernimmt<br />
die Regel des § 93 Abs 3<br />
GmbHG als Vertreterbestimmung;<br />
gilt nicht bei Löschungen<br />
nach §§ 39 und 40 FBG!<br />
Zwecks Gewähr einer gleichmäßigen<br />
und ökonomischen<br />
Vorgangsweise wird in einem<br />
BMF-Erlass („Bescheidadressierungsleitfaden“)<br />
festgelegt,<br />
dass im Falle der Vermögenslosigkeit<br />
und dem Fehlen von<br />
Haftungsmöglichkeiten von<br />
weiteren Abgabenfestsetzungen<br />
in sinngemäßer Anwendung<br />
von § 206 lit b BAO<br />
Abstand zu nehmen ist (hier<br />
wird in einer Einzelfallbetrachtung<br />
darauf abgestellt, ob der<br />
Abgabenanspruch noch überhaupt<br />
durchsetzbar ist) und<br />
somit in diesen Fällen die<br />
Zustimmung zur Löschung<br />
gegeben werden kann.<br />
III Gewinnermittlung<br />
allgemein<br />
§ 7 Abs 2 KStG schreibt die<br />
grundsätzliche Anwendung<br />
der Vorschriften des EStG vor,<br />
soweit diese mit dem Wesen<br />
einer Körperschaft vereinbar<br />
sind oder nicht spezielle Vorschriften<br />
des KStG bestehen.<br />
Gem. § 7 Abs 3 KStG sind Einkünfte,<br />
die aufgrund ihrer<br />
Rechtsform rechnungslegungspflichtige<br />
Gesellschaften erzielen<br />
(z.B. GmbH), immer als<br />
gewerblich anzusehen.<br />
§ 7 Abs 3 bedeutet:<br />
Immer Anwendung der<br />
Gewinnermittlungsvorschriften<br />
für gewerbliche Einkünfte;<br />
IVm § 5 EStG unternehmensrechtliche<br />
GoB für GmbH mit<br />
Ausnahme zwingender<br />
Bestimmungen des Steuerrechts<br />
(z.B. Rückstellungen);<br />
Nur Betriebsvermögen.<br />
Ausnahmen (§ 7 Abs 2<br />
schlägt durch): Lt VwGH-Judikatur<br />
ist (im Gegensatz zum<br />
dt. BFH) eine außerbetriebli-<br />
29
Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
che Sphäre einer GmbH möglich<br />
Außerbetriebliches<br />
Vermögen<br />
„Liebhabereibetriebe“<br />
Bei Liebhaberei (Voluptuar)<br />
liegt aufgrund andauernder<br />
Verluste keine Einkunftsquelle<br />
vor; Beurteilungseinheiten<br />
sind auch Teilbetriebe<br />
oder einzelne Miethäuser<br />
Notwendiges Privatvermögen<br />
Rückgriff des VwGH auf das<br />
EStG bei (bisher) Wohn -<br />
objekten, die ausschließlich<br />
auf Bedürfnisse der Gesellschafter<br />
zugeschnitten sind<br />
und für die GmbH nicht<br />
anderweitig betrieblich verwertbar<br />
sind (Luxuswirtschaftsgüter)<br />
Beteiligungsertrags -<br />
befreiung<br />
§ 10 KStG neu (BBG 2009:<br />
Europarechtliche Vorgaben<br />
durch VwGH legistisch eingearbeitet):<br />
Erweiterung der (nationalen)<br />
Beteiligungsertragsbefreiung<br />
auf EU-Körperschaften gem.<br />
Anlage 2 zum EStG und vergleichbareEWR-Körperschaften<br />
mit umfassender Amts- u.<br />
Vollstreckungshilfe (nur Norwegen).<br />
Ausschüttungsbefreiung auch<br />
unter 10% Mindestbeteiligung<br />
(=Grenze für internat. Schachtelbeteiligung),<br />
keine Befreiung<br />
für Substanzgewinne/-verluste<br />
Über 10% Befreiung der Ausschüttungen<br />
und Substanzgewinne/-verluste<br />
Bei Dritt- und sonstigen EWR-<br />
Staaten (Liechtenstein und<br />
Island) wie bisher keine<br />
Befreiungen unter 10% Mindestbeteiligung.<br />
Diesbezüglich hat inzwischen<br />
der EuGh (10.2.<strong>2011</strong>, C-436/08<br />
und C-437/08 „Haribo und<br />
Österreichische Salinen“) die<br />
Gemeinschaftsrechtswiedrigkeit<br />
wegen Verstoßes gegen<br />
30<br />
die Kapitalverkehrsfreiheit (Art. 63 AEUV) fest -<br />
gestellt.<br />
Im Übrigen bleiben die bisherigen Voraussetzungen<br />
für internationale Schachtelbeteiligungen<br />
bestehen (10%-Grenze), ununterbrochene Behaltedauer<br />
der Beteiligung von mindestens 1 Jahr.<br />
Ebenfalls aufrecht bleibt die Möglichkeit für die<br />
Option auf Steuerwirksamkeit der Beteiligung bei<br />
einer internationalen Schachtel<br />
„Methodenwechsel“<br />
Keine Steuerbefreiung der internationalen<br />
Schachtel unter Anrechnung der ausländischen<br />
KöSt, Anwendung bei:<br />
EU/EWR-Körperschaften: Es besteht keine der<br />
österr. KöSt vergleichbare Steuer oder die vergleichbare<br />
Steuer liegt 10 Prozentpunkte unter<br />
der österr. KöSt oder sachliche oder persönliche<br />
Steuerbefreiung im Ausland (Ausnahme: Schachtelbefreiung)<br />
Drittstaaten und sonstiger EWR: Regelung durch<br />
Verordnung, wenn Unternehmensschwerpunkt in<br />
Passiveinkünfte besteht (z.B. Zinseinkünfte, Vermietungen,<br />
Beteiligungsverwaltung) und diese<br />
keiner vergleichbaren österr. KöSt unterliegen;<br />
Niedrigbesteuerung (
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
Aufwendungen bzw. Ausgaben<br />
zu Gunsten der Gesellschafter<br />
= direkte verdeckte<br />
Ausschüttung<br />
Verzicht oder Vorenthalten<br />
von Gewinnchancen oder<br />
angemessenen Erträgen aus<br />
Geschäften mit Gesellschaftern<br />
= indirekte verdeckte<br />
Ausschüttung<br />
Direkte verdeckte Ausschüttung<br />
Übernahme von Gesellschafterkosten<br />
ohne Rechtsgrund:<br />
z.B. Übernahme von<br />
Einkommensteuerschuld<br />
oder Begräbniskosten<br />
Scheinaufwendungen zu<br />
Gunsten des Gesellschafters:<br />
z.B. behauptete, aber nicht<br />
erbrachte Leistungen von<br />
Briefkastenfirmen<br />
Unangemessen hohe Aufwendungen<br />
zu Gunsten des<br />
Gesellschafters – z.B. überhöhte<br />
Lohn-, Miet- und<br />
Zinsaufwendungen<br />
Indirekte verdeckte Ausschüttung<br />
Verzicht auf zustehende<br />
Gewinnchance – z.B.<br />
Gewinnzuschätzungen aller<br />
Art, branchengleiche Tätigkeit<br />
des Gesellschafter-<br />
Geschäftsführers ohne klare<br />
Regelung<br />
Verzicht auf angemessene<br />
Entgelte aus Geschäften mit<br />
Gesellschafter – z.B.<br />
Gewährung unverzinslicher<br />
Darlehen, zu geringe Mietentgelte,<br />
unterpreisiger<br />
Warenverkauf<br />
VA können auch vorliegen,<br />
wenn die Vermögensminderung<br />
das Einkommen der Körperschaft<br />
nicht berührt<br />
wenn eine Darlehenshingabe<br />
an Anteilseigner nicht<br />
unter fremdüblichen Konditionen<br />
erfolgt, dann vA in<br />
Höhe des gesamten Darlehensbetrages.<br />
In der Praxis<br />
kommt dies häufig in der<br />
Variante von laufenden „Entnahmen“<br />
– steigende Forderungen<br />
der GmbH am Verrechnungskonto<br />
– und<br />
ungeregelten oder geringen<br />
Rückzahlungen durch Anteilseigner vor<br />
ABC der vA siehe Abschnitt 14.9 KStR – tatbestandsmäßig<br />
weitestgehende Deckung mit denen<br />
der vebotenen Einlagenrückgewähr<br />
Wirkung verdeckter Ausschüttungen<br />
Auf Ebene der GmbH<br />
Neutralisierung der Vermögensverminderung oder<br />
der verhinderten Vermögensvermehrung durch<br />
außerbilanzmäßige Korrektur der Aufwendungen<br />
oder Hinzurechnung der Gewinndifferenz<br />
Im Falle einer vA, die Einkommen nicht berührt<br />
(z.B. Nichtanerkennung einer Darlehenseinräumung),<br />
ergeben sich keine steuerlichen Konsequenzen<br />
bei GmbH<br />
Auf Ebene des Gesellschafters (natürliche Person)<br />
Beteiligung im Privatvermögen<br />
Einkünfte aus Kapitalvermögen iSd § 27 Abs 1<br />
Z 1 lit a EStG; gem. § 93 Abs 2 Z 1 lit a Kapital -<br />
ertragsteuerpflicht iHv 25 %; endbesteuert nach<br />
§ 97 Abs 1 – Option auf Normalversteuerung<br />
nach Abs 4 mit Hälftesteuersatz nach § 37 EStG<br />
Beteiligung im Betriebsvermögen<br />
Endbesteuerung gilt auch in diesem Fall (Erweiterung<br />
durch § 1 Abs 3 EndbestG)<br />
Gesellschafter ist GmbH<br />
nur betriebliche Einkünfte; Beteiligungsbetragsbefreiung<br />
nach § 10 KStG gilt auch für vA; KESt-<br />
Befreiung inländ. Beteiligungserträge allerdings<br />
erst ab 25 % unmittelbarer Beteiligung<br />
Vorteilsausgleich<br />
Liegt vor, wenn gegenseitig zw. Gesellschaft und<br />
Gesellschafter eingeräumte Vorteile vorliegen –<br />
verhindert vA<br />
Die beiden Rechtsgeschäfte müssen eine innere<br />
Beziehung aufweisen sowie eine eindeutige<br />
wechselseitige Vereinbarung zum Zeitpunkt der<br />
Vorteilseinräumung.<br />
Wird Vorteilsausgleich nicht anerkannt, sind die<br />
wechselseitigen Vermögenszuwendungen societatis<br />
causa isoliert zu beurteilen – idR liegt eine<br />
verdeckte Ausschüttung und eine verdeckte Einlage<br />
vor<br />
Die Rechtsfolgen einer vA auf Gesellschafts-<br />
und Gesellschafter-Ebene treten unabhängig<br />
voneinander ein – keine verfahrensmäßige<br />
Bindung zw. Körperschaft- u. Einkommensteuerbescheid<br />
Festsetzung der KESt mittels Haftungsbescheid<br />
an die GmbH (§ 95 Abs 2 EStG) oder ausnahmsweise<br />
direkt an Gesellschafter nach § 95 Abs 5<br />
Umsatzsteuer<br />
Übernahme von Kosten für<br />
vom Gesellschafter in<br />
Anspruch genommene Leistungen<br />
z.B. Übernahme von Kosten<br />
für die Errichtung eines privaten<br />
Swimmingpools: Leistung<br />
nicht für das Unternehmen,<br />
Vorsteuer steht schon nach<br />
allg. Grundsätzen nicht zu,<br />
keine weiteren ust-rechtl.<br />
Konsequenzen zw. GmbH<br />
und Gesellschafter<br />
Bezug von Leistungen durch<br />
GmbH zur Weiterleitung an<br />
Gesellschafter<br />
z.B. Anmietung der Familienwohnung<br />
des Gesellschafters<br />
durch GmbH: Gem § 12 Abs 2<br />
Z 2 lit a UStG Leistungen<br />
nicht für das Unternehmen;<br />
wenn sie überwiegend nicht<br />
abzugsfähig nach EStG (KStG)<br />
sind oder verdeckte Ausschüttungen<br />
darstellen – wie oben<br />
Unentgeltliche Überlassung<br />
von Unternehmensvermögen<br />
bzw. Erbringung von Leistungen<br />
z.B.: Computer aus dem<br />
Unternehmen werden dem<br />
Gesellschafter geschenkt –<br />
USt-Pflicht durch „Entnahmeeigenverbrauch“<br />
(§ 3 Abs 2<br />
UStG) auf den Einkaufspreis,<br />
wenn Vorsteuerabzug durch<br />
GmbH<br />
z.B.: Computer des Unternehmens<br />
dürfen unentgeltlich privat<br />
genutzt werden – USt-<br />
Pflicht durch „Verwendungseigenverbrauch<br />
(§ 3a Abs 1a Z 1<br />
UStG) auf Kostenbasis, wenn<br />
Vorsteuerabzug durch GmbH<br />
z.B.: GmbH überlässt Gesellschafter<br />
unentgeltlich Jahreskarte<br />
für Fitnessstudio des<br />
Unternehmens – USt-Pflicht<br />
durch „Leistungseigenverbrauch“<br />
(§ 3a Abs 1a Z 2<br />
UStG) auf Kostenbasis<br />
Überlassung von Unternehmensvermögen<br />
bzw. Erbringung<br />
von sonstigen Leistungen<br />
gegen unangemessen<br />
niedriges Entgelt<br />
31
Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
z.B. unterpreisige Abgabe<br />
eines Fahrrades durch Sporthandels-GmbH<br />
an Gesellschafter;<br />
wird in der Literatur kontrovers<br />
beurteilt;<br />
EuGH 20. 1. 2005, C-412/03<br />
„Scandic“: verbilligtes Entgelt<br />
ist Leistungsaustausch und<br />
unterliegt der Umsatzsteuer<br />
Österreich hat das Wahlrecht<br />
nach MwStSystRL auf eine<br />
Mindestbemessungsgrundlage<br />
noch nicht in Anspruch<br />
genommen<br />
Scheinleistungen des Gesellschafters<br />
z.B. Rechnung mit USt über<br />
Beratungsvertrag, obwohl<br />
keine Beratungsleistung getätigt<br />
wurde: USt-Schuld des<br />
Gesellschaftes aufgrund der<br />
Rechnung (§ 11 Abs 14 UStG);<br />
keine Vorsteuer für Gesellschaft<br />
Leistung des Gesellschafters<br />
gegen unangemessen hohes<br />
Entgelt<br />
z.B. Vermietung an GmbH zu<br />
Entgelt über dem marktüblichen<br />
Preis: Leistungsaustausch<br />
mit Vorsteuerabzug zum<br />
marktüblichen Entgelt, darüber<br />
hinausgehender Teil wie<br />
oben<br />
VI Einlagen<br />
Gem. § 8 Abs 1 KStG steuerlich<br />
neutral (d.h. kein<br />
Gewinn), wenn Anteilsinhaber<br />
der Gesellschaft liquide Mittel<br />
oder Wirtschaftsgüter nur aus<br />
gesellschaftsrechtlichen Erwägungen<br />
zuwenden. Erscheinungsformen<br />
von Einlagen<br />
können die unentgeltliche<br />
oder zu unangemessen niedrigen<br />
Preisen erfolgte Übertragung<br />
von (materiellen oder<br />
immateriellen) Wirtschaftsgütern<br />
sein wie auch z.B. die<br />
Schuldübernahme und der<br />
Forderungsverzicht durch<br />
Gesellschafter, Zuschüsse, Verlustabdeckungen<br />
oder die<br />
Nutzungseinlage.<br />
Es muss eine objektive Bereicherung<br />
der Körperschaft und<br />
die Zuwendungsabsicht societas<br />
causa vorliegen.<br />
32<br />
Forderungsverzicht<br />
Einlage hinsichtlich des werthaltigen Teiles der<br />
gesellschaftsrechtlichen Forderung<br />
Nicht werthaltiger Teil wird steuerwirksam (§ 8<br />
Abs 1 KStG letzter Satz)<br />
Forderungsverzicht aus betrieblichen Gründen –<br />
z.B. im Rahmen einer allgem. Sanierungsmaßnahme:<br />
Betriebseinnahme (u.U. Sanierungsgewinn)<br />
bei Gesellschaft<br />
Nutzungseinlage<br />
Einlage von Leistungen (z.B. zinsenloses Darlehen<br />
oder unentgeltliche Dienstleistungen)<br />
Einlagefähigkeit u. somit bilanzielle Behandlung<br />
umstritten; Nach Rz 679 KStR nicht einlagefähig =<br />
kein Wirtschaftsgut<br />
Einlagen sind Tauschvorgänge: Auf Ebene der<br />
Gesellschaft Anschaffung des Wirtschaftsgutes mit<br />
dem gemeinen Wert, auf Ebene des Gesellschafters<br />
ebenfalls Tausch, kann jedoch zur Steuerpflicht<br />
führen – bekommt Anteile für Hingabe<br />
des Gutes<br />
Offene Einlagen<br />
Zuführung von Stammkapital anlässlich der Gründung<br />
oder Kapitalerhöhung samt Agio<br />
Nachschüsse gem. § 72 GmbHG<br />
Sozietäre Genussrechte samt Agio<br />
Verdeckte Einlagen<br />
Nicht explizit in § 8 KStG genannt; im Gesellschaftsverhältnis<br />
begründete Vermögenszuführungen<br />
durch Anteilseigner in verdeckter Form –<br />
„Gegenstück“ zur verdeckten Ausschüttung<br />
Verdecktes Stammkapital<br />
Unterform der verdeckten Einlage<br />
Zufuhr von Fremdmitteln (idR Darlehen oder stille<br />
Beteiligung), die aufgrund der Umstände –<br />
kein fremder Dritter würde der Gesellschaft im<br />
Hinblick auf ihre Vermögens- u. Ertragssituation<br />
Darlehen gewähren – Eigenkapital ersetzt<br />
Zinsen auf verdStKap verlieren die Abzugsfähigkeit<br />
Keine Anknüpfung am zivilrechtlichen Eigenkapitalersatz,<br />
da trotz partieller Übereinstimmungen<br />
verschiedene Regelungsbereiche – so ist für verd-<br />
StKap keine Krise iSd § 2 EKEG notwendig; entscheidend<br />
ist Zeitpunkt der Zuzählung der Valuta<br />
– kein verdStKap durch Stehenlassen<br />
VII Einlagenrückzahlungen<br />
Steuerneutrale Zuwendungen aus dem Eigenkapital<br />
der Körperschaft außerhalb von steuerlichen<br />
Ausschüttungen, die an Personen in ihrer Eigenschaft<br />
als Anteilsinhaber erfolgen; nicht<br />
deckungsgleich mit § 82 GmbHG; Tatbestand der<br />
Einlagenrückzahlung auch<br />
dann möglich, wenn u.U.<br />
gesellschaftsrechtlich nicht<br />
gedeckt<br />
Körperschaftsteuerrechtlich<br />
Abgrenzung zu offenen und<br />
verdeckten Ausschüttungen<br />
notwendig:<br />
Primär und im Zweifelsfall ist<br />
für den Tatbestand die unternehmensrechtliche<br />
und bilanzmäßige<br />
Erscheinungsform<br />
maßgebend; Organe der<br />
Gesellschaft haben im Rahmen<br />
der unternehmens- und<br />
steuerrechtlichen Möglichkeiten<br />
ein Wahlrecht auf Zuordnung<br />
zu einem der beiden<br />
Tatbestände. Gesetzlich im<br />
EStG geregelt.<br />
Definition nach § 4 Abs 12<br />
EStG:<br />
1. Einlagen im Sinne dieser<br />
Vorschrift sind das aufgebrachte<br />
Grund-, Stamm- oder<br />
Genossenschaftskapital und<br />
sonstige Einlagen und Zuwendungen,<br />
die als Kapitalrücklage<br />
auszuweisen sind oder bei<br />
Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften<br />
auszuweisen<br />
waren einschließlich eines<br />
Partizipations- und Genußrechtskapitals<br />
im Sinne des § 8<br />
Abs. 3 Z 1 des Körperschaftsteuergesetzes<br />
1988, sowie jene<br />
Verbindlichkeiten denen abgabenrechtlich<br />
die Eigenschaft<br />
eines verdeckten Grund-,<br />
Stamm- oder Genossenschaftskapitals<br />
zukommt. 2. Nicht zu<br />
den Einlagen gehören Beträge,<br />
die unter § 32 Z 3 fallen oder<br />
die infolge einer Umgründung<br />
im Sinne des Umgründungssteuergesetzes<br />
die Eigenschaft<br />
einer Gewinnrücklage oder<br />
eines Bilanzgewinnes verloren<br />
haben.<br />
Einlagenrückzahlung gilt gem.<br />
§ 4 Abs 12 als Veräußerung<br />
einer Beteiligung und führt<br />
beim Anteilsinhaber, soweit<br />
Einlagen iSd der Z 1 vorliegen,<br />
zur steuerneutralen<br />
Abstockung des Beteiligungsansatzes.<br />
Übersteigt die Rückzahlung
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />
den Buchwert, liegen die Tatbestände<br />
einer Beteiligungsveräußerung<br />
vor – bei Körperschaften<br />
liegt keine Beteiligungsbefreiung<br />
nach § 10<br />
KStG vor; Einlagenrückzahlungen<br />
lösen keine KESt-Pflicht<br />
aus.<br />
Als Beweismittel ist ein außerbilanzmäßiges<br />
Evidenzkonto<br />
zu führen, auf dem einlagebedingte<br />
Erhöhungen und<br />
rückzahlungsbedingte Verminderungen<br />
auszuweisen sind.<br />
Gewinnausschüttungen und<br />
Verlustverrechnungen beeinflussen<br />
nicht das Evidenzkonto<br />
– Abkoppelung vom unternehmensrechtlichenEigenkapital<br />
Kein personenbezogener<br />
Zusammenhang zw. Einlagen<br />
und Einlagenrückzahlung.<br />
Auch „Zuwendungen“ von<br />
Nicht-Gesellschaftern sind Einlagen.<br />
Evidenzkonto der Gesellschaft<br />
und dessen Anschaffungskosten<br />
durch den Gesellschafter<br />
können ebenfalls auseinanderdriften<br />
– z.B. bezieht sich die<br />
Rückzahlung einer alinearen<br />
Einlage auf alle Gesellschafter!<br />
Keine Einlagenrückzahlung<br />
bei Vermögensverteilung im<br />
Zuge der Liquidation<br />
VIII Unternehmensgruppen<br />
Ab Veranlagung 2005 neue<br />
Gruppenbesteuerung (§ 9<br />
KStG) als modernes Konzernsteuerrecht,<br />
womit das bisherige<br />
Organschaftsrecht abgelöst<br />
worden ist.<br />
Überwindung der Individualbesteuerung<br />
im Konzern<br />
durch Steuerzurechnung an<br />
Gruppenträger (Einkommenskonsolidierung,<br />
keine Vollkonsolidierung)<br />
Es liegt eine ausschließlich<br />
steuerliche Figur, unabhängig<br />
von Konzernabschlüssen nach<br />
UGB vor.<br />
Unternehmensrechtlich ist<br />
eine Gruppenvereinbarung mit<br />
Steuerausgleich notwendig.<br />
Europarechtliche Vorgaben:<br />
Im Urteil „Marks & Spencer II“ (13. 12. 2005, C-<br />
446/03) forderte der EuGH nur die Berücksichtigung<br />
der Verluste einer Auslandstochter im<br />
Ansässigkeitsstaat der Mutter- gesellschaft, wenn<br />
erstere in ihrem Sitzstaat keine Möglichkeit mehr<br />
hat, den Verlust zu verwerten. Nach EuGH keine<br />
Verpflichtung zur sofortigen Berücksichtigung<br />
ausländ. Verluste. In Österreich werden ausländ.<br />
Verluste sofort berücksichtigt und erst bei Verwertung<br />
im Ausland nachversteuert; andererseits<br />
werden Verluste von Auslandstöchtern nur im<br />
Beteiligungsausmaß verrechnet. Die Nachversteuerung<br />
ausländischer Verluste ist bei einem<br />
asymmetrischen System (Verlustausgleich ungeachtet<br />
der Nichter- fassung von Gewinnen) nach<br />
Gemeinschaftsrecht zulässig (EuGH v. 23. 10.<br />
2008, C-157/07 „Krankenheim Wannsee“). Besteht<br />
eine Gruppenbesteuerung (steuerliche Konsolidierung<br />
der Konzerngesellschaften), ist es mit der<br />
Niederlassungsfreiheit vereinbar, wenn Auslandstöchter<br />
nicht in die Unternehmensgruppe miteinbezogen<br />
werden (EuGH v. 25. 2. 2010, C-337/08<br />
„X Holding GmbH“)<br />
Organschaftsvoraussetzungen<br />
Finanzielle, organisatorische und wirtschaftliche<br />
Eingliederung; Ergebnisabführungsvertrag<br />
Bestand mind. 5 Jahre<br />
nur im Inland<br />
Gruppenvoraussetzungen<br />
Finanzielle Verbindung > 50%<br />
Gruppenantrag<br />
Bestand mind. 3 Jahre<br />
Auch über die Grenze<br />
Der Gruppenträger steht an der Spitze der Unternehmensgruppe.<br />
Bei ihm werden die Ergebnisse<br />
der darunterliegenden Gruppenmitglieder zusammengeführt<br />
und versteuert.<br />
Ein Gruppenmitglied, welches wiederum Muttergesellschaft<br />
einer weiteren Körperschaft ist, wird<br />
auch „beteiligte Gesellschaft“ genannt, in seiner<br />
Eigenschaft als Tochtergesellschaft hingegen<br />
„Beteiligungskörperschaft“.<br />
Eine Beteiligungsgemeinschaft ist eine Vereinigung<br />
mehrerer Körperschaften mit dem Ziel, eine<br />
ausreichende finanzielle Verbindung herzustellen.<br />
Sie können ab 1. 7. 2010 nur mehr auf der Gruppenträgerebene<br />
gebildet werden.<br />
Gruppenträger (GT)<br />
Inländische unbeschränkt steuerpflichtige Körperschaften:<br />
Kapitalgesellschaften, Erwerbs- und<br />
Wirtschaftsgenossenschaften, Versicherungsvereine<br />
auf Gegenseitigkeit nach VAG und Kreditinstitute<br />
nach BWG.<br />
Ausländische beschränkt steuerpflichtige Körper-<br />
schaften: EU-Körperschaften lt.<br />
Anlage 2 zum EStG, mit österr.<br />
Kapitalgesellschaften vergleichbareEWR-Gesellschaften,<br />
wenn diese mit einer<br />
Zweigniederlassung im österr.<br />
Firmenbuch eingetragen sind<br />
oder über eine Beteiligung an<br />
einer im FB eingetragenen<br />
Personengesellschaft verfügen;<br />
ähnliches gilt für Körperschaften,<br />
die in mehreren Staaten<br />
unbeschränkt steuerpflichtig<br />
sind.<br />
Beteiligungsgemeinschaften,<br />
wenn alle Mitglieder gruppenträgerfähige<br />
Körperschaften<br />
sind.<br />
Gruppenmitglieder (GM)<br />
Unbeschränkt steuerpflichtige<br />
Kapitalgesellschaften,<br />
Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften,<br />
ausländische<br />
Körperschaften generell,<br />
wenn sie mit einer zuvor<br />
angeführten inländ. Gesellschaft<br />
vergleichbar sind und<br />
zu mehr als 50% mit dem GT<br />
oder einem GM finanziell verbunden<br />
sind.<br />
Eine Unternehmensgruppe<br />
nach § 9 KStG muss nicht<br />
deckungsgleich mit dem Konzernverbund<br />
sein; die Errichtung<br />
einer Gruppe und deren<br />
Umfang ist optional und wird<br />
in der Praxis nach Gesichtspunkten<br />
der Steueroptimierung<br />
in Anspruch genommen.<br />
Ausreichend finanziell verbunden<br />
sind Körperschaften<br />
dann, wenn sie mehr als 50%<br />
(es reichen 51%!) am Nennkapital<br />
und die Stimmrechtsmehrheit<br />
besitzen.<br />
Eine finanzielle Verbindung<br />
kann auch mittelbar über<br />
Körperschaften und sogar<br />
Personengesellschaften , die<br />
allerdings nie GM sein können,<br />
erreicht werden.<br />
Das steuerliche Ergebnis der<br />
Gruppen besteht aus den<br />
zusammengefassten Einzelergebnissen<br />
der GM und des<br />
GT. Dies wird durch eine<br />
33
Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
schrittweise Ermittlung des<br />
Gruppeneinkommens erreicht:<br />
Das steuerliche Ergebnis wird<br />
individuell für jedes GM ermittelt.<br />
Jedes GM hat eine KöSt-Erklärung<br />
abzugeben.<br />
Das steuerliche Ergebnis wird<br />
für jedes GM bescheidmäßig<br />
festgestellt.<br />
Das festgestellte Ergebnis wird<br />
an das beteiligte GM weitergeleitet,<br />
welches über die ausreichende<br />
finanzielle Verbindung<br />
verfügt, bis es beim GT angelangt<br />
ist.<br />
Das individuelle steuerliche<br />
Ergebnis des GT wird ermittelt.<br />
Letztendlich werden alle<br />
Ergebnisse dem GT zugerechnet<br />
und wird die Steuer festgesetzt.<br />
IX Mantelkauf<br />
Sonderausgabe gem. § 8<br />
Abs 4 KStG<br />
2. ... Der Verlustabzug steht<br />
ab jenem Zeitpunkt nicht<br />
mehr zu, ab dem die Identität<br />
des Steuerpflichtigen<br />
infolge einer wesentlichen<br />
Änderung der organisatorischen<br />
und wirtschaftlichen<br />
Struktur im Zusammenhang<br />
mit einer wesentlichen Änderung<br />
der Gesellschafterstruktur<br />
auf entgeltlicher Grundlage<br />
nach dem Gesamtbild<br />
der Verhältnisse wirtschaftlich<br />
nicht mehr gegeben ist<br />
(Mantelkauf). Dies gilt nicht,<br />
wenn diese Änderungen zum<br />
Zwecke der Sanierung des<br />
Steuerpflichtigen mit dem<br />
Ziel der Erhaltung eines<br />
wesentlichen Teiles betrieblicher<br />
Arbeitsplätze erfolgen.<br />
Verluste sind jedenfalls insoweit<br />
abzugsfähig, als infolge<br />
der Änderung der wirtschaftlichen<br />
Struktur bis zum Ende<br />
des Wirtschaftsjahres der<br />
Änderung stille Reserven<br />
steuerwirksam aufgedeckt<br />
werden.<br />
Ziel dieser Bestimmung ist das<br />
34<br />
Unterbinden rechtsgeschäftlicher Verlustverwertungen<br />
außerhalb wirtschaftlich begründbarer<br />
Fälle; Tatbestände müssen kumulativ erfüllt sein;<br />
Kein fester Zeithorizont – planmäßiger Zusammenhang<br />
erforderlich<br />
Die Bestimmung war notwendig, da die Verlustvorträge<br />
lt. Judikatur als höchstpersönliches Recht<br />
der Gesellschaft galten und daher von Gesellschafterwechsel<br />
unbeeinflusst waren. Steuerrechtlich<br />
wurde das Verlustvortragsrecht an die aufrechte<br />
wirtschaftliche Identität gebunden.<br />
X Umgründungen nach dem UmgrStG<br />
Ertragsteuerliche Grundsätze<br />
Dauernorm mit zwingender Anwendung bei Vorliegen<br />
der Anwendungsvoraussetzungen; kein<br />
Wahlrecht<br />
Maßgeblichkeit des Handelsrechtes: bei Verschmelzungen,<br />
Umwandlungen, Handelsspaltungen<br />
und tw. bei Einbringungstatbeständen; durch<br />
Eintragung ins Firmenbuch wird steuerlich die<br />
Anwendung des UmgrStG dem Grunde nach<br />
eröffnet<br />
Grundsatz der Internationalisierung<br />
Zwingende steuerliche Buchwertfortführung, es<br />
sei denn, UmgrStG schafft Ausnahmen oder steuerliche<br />
Anwendungsvoraussetzungen werden verletzt<br />
Äquivalenzgrundsatz: Gleichwertigkeit von Leistung<br />
und Gegenleistung; Verzicht auf Gegenleistung<br />
führt zu Bereicherung des Partners („Schenkung<br />
stiller Reserven“)<br />
Rückwirkungsfiktion: Umgründung gilt ertragsteuerlich<br />
mit Ablauf des Umgründungsstichtages<br />
(max. 9 Monate vor Umgr-Vertrag) vollzogen;<br />
Vermögen und Einkünfte bis zum Ende des Stichtages:<br />
Zurechnung bei Rechtsvorgänger, ab Folgetag<br />
bei Rechtsnachfolger; gilt nicht für andere<br />
Steuern und Zivilrechtsverhältnisse wie z.B.<br />
Arbeits- und Bestandsverträge, Forderungen u.<br />
Verbindlichkeiten aus Leistungsbeziehungen<br />
Grundsatz der Neutralität von Buchgewinnen und<br />
-verlusten (Ausnahme: Confusiotatbestände)<br />
Grundsatz des objektbezogenen Verlustabzugs:<br />
zwingende Anknüpfung am verlustverursachenden<br />
übertragenen Vermögen, kein Verlustabzug<br />
bei Mantelkauf tatbestand<br />
Grundsatz des modularen Umgründungssteuerrechts:<br />
Mehrfache Umgründungsschritte zum selben<br />
Stichtag, dasselbe Vermögen betreffend,<br />
wenn Umgründungsplan erstellt wird (§ 39<br />
UmgrStG)<br />
Umsatzsteuerliche Grundsätze<br />
Nichtsteuerbarkeit der Umgründung<br />
Keine Vorsteuerkorrektur nur wegen Umgründung<br />
keine Rückwirkung<br />
Gebühren- und verkehrs -<br />
steuerliche Grund sätze<br />
Zweijahresfrist für Gebührenbefreiung<br />
Gebührenbefreiung bei Vertragsübernahmen<br />
(nicht bei<br />
Verschmelzungen und<br />
Umwandlungen)<br />
Doppelter Einheitswert als<br />
GrESt-Bemessungsgrundlage<br />
keine Rückwirkung<br />
Tatbestände der Gesamtund<br />
Einzelrechtsnachfolge<br />
Verschmelzungen (Art I),<br />
Umwandlungen (Art II) und<br />
Handelsspaltungen (Art VI) –<br />
Gesamtrechtsnachfolge<br />
Zusammenschluss (Art IV),<br />
Realteilung (Art V) und Steuerspaltungen<br />
(Art VI) – Einzelrechtsnachfolge<br />
Einbringung (Art III): grundsätzlich<br />
Einzelrechtsnachfolge<br />
ausnahmsweise Gesamtrechtsnachfolge<br />
bei Sondertatbeständen<br />
nach §§ 92 BWG, 61a<br />
VAG und bei Anwachsen nach<br />
§ 142 UGB<br />
Mantelkauftatbestand<br />
Generelle Übernahme der Tatbestandsmerkmale<br />
von § 8<br />
Abs 4 Z 2 KStG<br />
Erweiterung auf aufnehmende<br />
als auch übertragende Körperschaft<br />
großzügigere Sanierungsklausel<br />
Bei Verschmelzungen,<br />
Umwandlungen, Einbringungen<br />
und Spaltungen<br />
■<br />
QUELLENANGABEN<br />
Koppensteiner/Rüffler, GmbHG3, Verlag<br />
LexisNexis<br />
Lang/Schuch/Staringer (Hrsg), KStG, 2009,<br />
Verlag Linde<br />
Leitner (Hrsg), Handbuch verdeckte<br />
Gewinnausschüttung, 2009, Verlag Linde<br />
Reinweber/Seiser, Die Gruppenbesteuerung,<br />
2009, Bilanz-Verlag
Fachbereich Grundbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
ADir.<br />
Johannes<br />
Kuster<br />
Fachredakteur Grundbuch<br />
BG Graz-Ost<br />
E-Mail:<br />
johannes.kuster@justiz.gv.at<br />
36<br />
Fachbereich<br />
Grundbuch<br />
Notariatszeitung 11/2010<br />
NZ 2010/87<br />
§§ 178, 181 f AußStrG; §§ 4, 31, 33, 94, 96f, 136<br />
GBG – Erbteilung vor Einantwortung überträgt<br />
mit deren Rechtskraft dem Miterben nicht nur<br />
quotenmäßig, sondern nach Maßgabe der Erbteilung<br />
Eigentum an den ihm zufallenden Nachlassbestandteilen<br />
1. Nach §178 Abs 1 Z 3 AußStrG hat der<br />
Beschluss über die Einantwortung auch den Hinweis<br />
auf ein allfälliges Erbteilungsübereinkommen<br />
zu enthalten, auch ist gern § 178 Abs 2 Z 2<br />
AußStrG gegebenenfalls jeder Grundbuchskörper<br />
aufzunehmen, auf dem aufgrund der Einantwortung<br />
„die Grundbuchsordnung herzustellen“ sein<br />
wird.<br />
2. Wird eine Erbteilung vor der Einantwortung<br />
vorgenommen, erwirbt der Miterbe bereits mit<br />
Rechtskraft der Einantwortung das Eigentumsrecht<br />
nicht nur quotenmäßig sondern unmittelbar<br />
an den ihm aufgrund der Vereinbarung zufallenden<br />
Bestandteilen des Nachlasses.<br />
3. Bei Liegenschaften hat die Einverleibung des<br />
Erben im Grundbuch dann in Durchbrechung<br />
des Intabulationsprinzips nur mehr deklarativen<br />
Charakter iSd § 136 GBG.<br />
4. Auch ein privates Erbteilungsübereinkommen<br />
ist der Verlassenschaftsabhandlung zu Grunde zu<br />
legen, mit dem eben beschriebenen Ergebnis.<br />
5. Einantwortungsbeschlüsse und Amtsbestätigungen<br />
des Abhandlungsgerichts sind nach § 33<br />
Abs 1 lit d GBG Urkunden, aufgrund deren Einverleibungen<br />
im Grundbuch stattfinden können.<br />
6. Sonstige Beteiligte, deren Ansprüche zulässiger<br />
Gegenstand einer Erbteilungsvereinbarung<br />
sein können, die aber nicht wie Erben nach<br />
§ 797 ABGB bereits unmittelbar durch Rechtskraft<br />
der Einantwortung Gesamtrechtsnachfolger<br />
werden können, erwerben Recht auf bücherlich<br />
zu übertragende Sachen rechtsgeschäftlich, die<br />
bücherliche Eintragung hat daher konstitutive<br />
Wirkung.<br />
7. Durch eine Amtsbestätigung nach § 182 Abs 3<br />
AußStrG wird der Nachweis erbracht, dass dem<br />
ADir. Johannes Kuster<br />
angestrebten Erwerbsvorgang<br />
keine verlassenschaftsgerichtlichen<br />
Bedenken entgegenstehen;<br />
es handelt sich um einen<br />
gerichtlichen Beschluss, in<br />
dem nicht über den Bestand<br />
erst zu begründender Rechte<br />
entschieden werden darf.<br />
OGH 15. 12. 2009, 5 Ob<br />
182/09i (LG Wels 17. 6. 2009,<br />
23 R 95/09y; BG Vöcklabruck<br />
16. 4. 2009, TZ 771/09)<br />
NZ 2010/88<br />
§§ 284f, 1008 ABGB; § 31<br />
Abs 1 GBG; §§ 18, 20 KtnGVG<br />
– Vollmachtserfordernisse bei<br />
Liegenschaftsverkauf durch<br />
Bevollmächtigten<br />
1. Wird eine durch Notariatsakt<br />
erteilte allgemeine Vollmacht<br />
als „Vorsorgevollmacht“<br />
bezeichnet, ist dennoch eine<br />
allgemeine Vollmacht erteilt.<br />
2. Ein zunächst wegen Vollmachtsmangel<br />
unwirksamer<br />
Vertrag wird durch nachträgliche<br />
Genehmigung des vollmachtslosen<br />
Handelns voll<br />
wirksam. Eine solche Genehmigung<br />
ist essentieller Teil der<br />
Titelurkunde und bedarf daher<br />
wie diese des Nachweises der<br />
Echtheit der Unterschrift der<br />
Parteien des Titelgeschäfts<br />
durch gerichtliche oder notarielle<br />
Beglaubigung.<br />
3. Auch eine Negativbestätigung<br />
nach (Kärntner) Grundverkehrsrecht<br />
bedarf der<br />
Bestätigung ihrer Rechtskraft.<br />
OGH 10.11.2009, 5 Ob 222/09<br />
x (LG Klagenfurt 29.7.2009,<br />
3 R 186/09 a; BG St. Veit/Glan<br />
11.5.2009, TZ 1613/09)
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Grundbuch<br />
NZ 2010/89<br />
§ 94 Abs 1 GBG – Grenzen<br />
der Urkundenauslegung durch<br />
das Grundbuchsgericht<br />
1. Es steht dem Grundbuchsgericht<br />
durchaus zu, aus den<br />
vorgelegten Urkunden unmittelbar<br />
logische Schlussfolgerungen<br />
zu ziehen, doch hat es<br />
sich im Übrigen auf die Auslegung<br />
des Wortlautes eines<br />
Vertrags zu beschränken, keinen<br />
davon abweichenden Parteiwillen<br />
zu ermitteln und<br />
keine Zweifelsfragen durch<br />
vom Wortlaut nicht mehr<br />
gedeckte Interpretation zu klären.<br />
2. Ein Wohnungsgebrauchsrecht<br />
setzt eindeutige<br />
Beschränkung der Nutzung<br />
auf die persönlichen Bedürfnisse<br />
des Berechtigten voraus.<br />
3. Lässt sich der dem Berechtigten<br />
zustehende Nutzungsumfang<br />
ohne außervertragliche<br />
Kenntnisse über Familienverhältnisse<br />
nicht zweifelsfrei<br />
und ausreichend bestimmt<br />
klären ist das Grundbuchsgesuch<br />
abzuweisen.<br />
OGH 10.11.2009, 5 Ob 141/09<br />
k (LGZ Wien 24.4.2009, 46 R<br />
147/09 x)<br />
NZ 2010/90<br />
§§29, 57 GBG; §§137, 138 EO;<br />
§526 ZPO – Rechtskraftbindung<br />
und Beschwer bei nur<br />
im bücherlichen Rang unterschiedlichenExekutionsanträgen<br />
1. § 57 GBG ist einschränkend<br />
dahin auszulegen, dass über<br />
Antrag des Erstehers nur jene<br />
Zwischeneintragungen zu<br />
löschen sind, die eine Beeinträchtigung<br />
der dinglichen<br />
Rechte des Erwerbers bedeuten<br />
würden, nicht aber solche,<br />
die sich auf ein Recht beziehen,<br />
das der Anmerkung im<br />
Rang vorausgeht, oder keine<br />
neue Belastungen des bisher<br />
Berechtigten enthalten.<br />
2. Die Beschwer der Betreibenden<br />
liegt darin, dass das<br />
erfolgreiche Rechtsmittel ihr<br />
einen besseren, vor der<br />
Anmerkung der Rangordnung<br />
für die beabsichtigte Veräuße-<br />
rung liegenden Rang und damit Schutz vor<br />
Löschung der Versteigerungsanmerkung zu ihren<br />
Gunsten gewährte.<br />
3. Das Neuerungsverbot versagt gegenüber einer<br />
„neuen“, nämlich nach der angefochtenen Entscheidung<br />
entstandenen Tatsache.<br />
4. Prüft das Rechtsmittelgericht, ob die Beschwer<br />
an der sachlichen Erledigung nachträglich weggefallen<br />
ist, so hat es diese Prüfung vollständig vorzunehmen<br />
(Grundbuchsstand).<br />
5. Die in einem bestimmten Rang bewilligte<br />
Zwangsversteigerung unterscheidet sich von einer<br />
im späteren Rang bewilligten gerade durch den<br />
Rang, sodass es an der für die Rechtskraftwirkung<br />
erforderlichen Identität fehlt. .<br />
OGH 14. 12.2009, 3 Ob 243/09 w (LG Wr. Neustadt<br />
25.9.2009, 17 R 243/09w; BG Mödling 6. 7.<br />
2009, 5 E 116/091)<br />
NZ 2010/91<br />
§ 126 Abs 2 GBG – Mängel des Verfahrens erster<br />
Instanz, deren Vorliegen das Rekursgericht verneinte,<br />
können nicht mehr mit Erfolg im Revisionsrekursverfahren<br />
geltend gemacht werden.<br />
OGH 11.2.2010, 5 Ob 265/09 w (LG Eisenstadt<br />
5.11.2009, 13 R 95/09 g)<br />
NZ 2010/92<br />
§ 16 Abs 2 Z 6 RpflG; § 477 Abs 1 Z 2 ZPO; §§<br />
58, 62, 66 AußStrG; § 53 GBG – Kommt die Notwendigkeit<br />
des Berücksichtigens einer ausländischen<br />
Rechtsvorschrift zumindest in Betracht,<br />
wird der Richtervorbehalt nach § 16 Abs 2 RpflG<br />
wirksam<br />
1. Ein vom <strong>Rechtspfleger</strong> in Überschreitung der<br />
ihm vom Gesetz eingeräumten Entscheidungsgewalt<br />
erlassener Beschluss leidet an Nichtigkeit<br />
nach § 477 Abs 1 Z 2 ZPO.<br />
2. Die Nichtigkeit ist, auch wenn sie im RM nicht<br />
geltend gemacht wurde, bis zur rk Beendigung<br />
des Verf wahrzunehmen; diese Konsequenz folgt<br />
auch aus § 58 Abs 4 Z 2 iVm § 58 Abs 3 AußStrG.<br />
OGH 25.3.2010, 5 Ob 208/09 p (LG Linz<br />
13.8.2009, 16 R 74/09 d; BG Freistadt 27.2.2009,<br />
TZ 580/09)<br />
Notariatszeitung 12/2010<br />
NZ 2010/104<br />
§ 35 AußStrG; §§ 292, 310 ZPO; § 28 Sbg GVG<br />
2001 – Grenzen der Überprüfung öffentlicher<br />
Urkunden, ausgestellt von der Grundverkehrskommission<br />
Ein Genehmigungsbescheid mit einer der maßgeblichen<br />
Rechtslage, namentlich der § 4 BeglV<br />
entsprechenden Rechtskraftbestätigung, liegt nunmehr<br />
vor. Diese stellt dann eine öffentliche<br />
Urkunde dar, welcher Beweiskraft iSd § 292 Abs<br />
1 ZPO und die Vermutung der Echtheit nach<br />
§ 310 Abs 1 ZPO zukommt. Aus diesen Urkundenwirkungen<br />
folgt u.a., dass die beurkundete<br />
Erklärung tatsächlich vom<br />
Aussteller (hier genauer: vom<br />
Genehmigenden) stammt.<br />
Nach dem Inhalt der hier vorliegenden<br />
öffentlichen Urkunde<br />
ist es nicht Sache des<br />
Gerichts, weiter danach zu<br />
forschen, ob der unterfertigende<br />
Beamte nach Maßgabe der<br />
inneren Bestimmungen der<br />
einschreitenden Behörde zur<br />
Ausstellung der Urkunde<br />
berechtigt war, folgt doch aus<br />
dem Gesetz, dass der Vorsitz<br />
in der Grundverkehrskommission<br />
auch von einem vom<br />
Bezirkshauptmann (hier:<br />
Bezirkshauptfrau) aus dem<br />
Stand der rechtskundigen<br />
Beamten der Bezirkshauptmannschaft<br />
bestellten Vertreter<br />
wahrgenommen werden kann.<br />
Dass im Genehmigungsbescheid<br />
der Grundverkehrsbehörde<br />
als Genehmigender<br />
nicht die Bezirkshauptfrau<br />
selbst ernannt ist, sondern ein<br />
ausdrücklich als Vorsitzender<br />
der Grundverkehrskommission<br />
bezeichneter Beamter, stößt<br />
daher auf keine Bedenken.<br />
OGH 13. 10. 2009, 5 Ob<br />
197/09w<br />
NZ 2010/105<br />
§§ 8, 9, 35ff, 74 GBG; § 3 Lieg-<br />
TeilG – Vormerkung von<br />
Abschreibung und Zuschreibung<br />
unzulässig<br />
1. Abschreibung bzw.<br />
Zuschreibung von Grundstücken<br />
oder Grundstücksteilen<br />
bilden für sich als faktische<br />
Maßnahme der Flächenänderung<br />
keine Verfügung über<br />
ein bücherliches Recht.<br />
2. Eine Vormerkung für eine<br />
Abschreibung nach § 8 Z 2,<br />
§§ 35 ff GBG kommt nicht in<br />
Frage.<br />
OGH 25. 3. 2010, 5 Ob<br />
165/09i (LG Wiener Neustadt<br />
18. 6. 2009, 18 R 95/09p;<br />
BG Neunkirchen 11.5. 2009,<br />
TZ 1765/09}<br />
AGS 762<br />
§53 Abs 3 GBG; §16 RPflG<br />
Beruft sich der ASt hinsichtlich<br />
des Beglaubigungserfordernisses<br />
des § 53 Abs 3 GBG auf<br />
37
Fachbereich Grundbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
eine ausländische Vorschrift,<br />
dann gilt der Richtervorbehalt<br />
nach § 16 Abs 2 Z 6 RPflG<br />
(hier: Beglaubigung der Unterschrift<br />
des Antragstellers durch<br />
einen tschechischen Rechtsanwalt).<br />
Entscheidet dennoch<br />
der <strong>Rechtspfleger</strong>, dann<br />
bewirkt dies eine Nichtigkeit,<br />
die bis zur rechtskräftigen<br />
Beendigung des Verfahrens<br />
auch von Amts wegen wahrzunehmen<br />
ist.<br />
OGH 25. 3. 2010, 5 Ob<br />
208/09p (LG Linz 13. 8. 2009,<br />
16 R 74/09d; BG Freistadt 27.<br />
2. 2009, TZ 580/09)<br />
AGS 763<br />
§ 136 GBG; § 364c ABGB<br />
Soll ein Belastungs- und Veräußerungsverbot<br />
wegen Ablebens<br />
des Verbotsbelasteten<br />
nach § 136 GBG gelöscht werden,<br />
dann ist dessen Tod<br />
durch eine öffentliche Urkunde,<br />
etwa eine beglaubigte<br />
Sterbeurkunde, nachzuweisen.<br />
Die bloße Möglichkeit, dass<br />
sich das Grundbuchsgericht<br />
diese Kenntnis durch Einsicht<br />
in den beim selben Gericht<br />
erliegenden Verlassenschaftsakt<br />
verschaffen könnte, reicht<br />
nicht.<br />
OGH 25. 3. 2010, 5 Ob<br />
216/09i (LG Wr Neustadt<br />
29. 6. 2009, 17 R 127/09m;<br />
BG Mödling 17. 11. 2008,<br />
TZ 7706/08)<br />
AGS 764<br />
§§ 10, 19 UHG<br />
Auch nach der Aufhebung des<br />
§ 19 UGH durch die GB-Nov<br />
2008 steht dem Eigentümer<br />
der Liegenschaft, auf der ein<br />
Bauwerk iSd § 435 ABGB<br />
behauptet wird, kein Rek<br />
gegen die Hinterlegung einer<br />
Urkunde über das Bauwerk<br />
zu.<br />
OGH 25.3.2010, 5 Ob 32/10 g<br />
(LG Klagenfurt 16.12.2009, 3 R<br />
236/09 d; BG Spittal/Drau<br />
14.7.2009, Uh 8/09)<br />
Notariatszeitung<br />
01/<strong>2011</strong><br />
NZ <strong>2011</strong>/5<br />
38<br />
§ 5 Abs 2 WEG; §§ 93, 94, 122 GBG – Entscheidungsgrundlagen<br />
im Grundbuchsverfahren<br />
1. Nach § 93 GBG ist für die Beurteilung des<br />
Grundbuchsgesuchs der Zeitpunkt maßgebend,<br />
in dem dieses beim Grundbuchsgericht einlangte;<br />
maßgeblich ist daher auch für das Rekursgericht<br />
und OGH die Sach- und Rechtslage im Zeitpunkt<br />
des Einlangens desselben.<br />
2. Das Grundbuchsgericht kann bei seiner Entscheidung<br />
neben dem Buchstand, dem Gesuchsantrag<br />
und den ihm vorgelegten Urkunden nur<br />
gerichtsbekannte Tatsachen Berücksichtigen.<br />
OGH 25. 3. 2010, 5 Ob 178/09a (LG Feldkirch<br />
17. 6. 2009, 2 R 173/ 09 w)<br />
NZ <strong>2011</strong>/6<br />
§435 ABGB; §§ 9, 10 UHG – Rechtsfolgen der<br />
Ersichtlichmachung einer Urkundenhinterlegung<br />
in der betroffenen Grundbuchseinlage<br />
1. Seit der Grundbuchsnovelle 2008 ist nicht<br />
mehr das Bestehen eines Bauwerks, sondern nur<br />
der Umstand der Urkundenhinterlegung für ein<br />
Bauwerk ersichtlich zu machen; dies hängt auch<br />
nicht mehr davon ab, ob die Hinterlegung mit<br />
Zustimmung des Liegenschaftseigentümers erfolgte.<br />
2. Es geht nur darum, einer Partei, die im Grundbuch<br />
die betroffene Einlage einsieht, die Möglichkeit<br />
zu bieten, erforderlichenfalls weitere Nachforschungen<br />
darüber anzustellen, ob es sich tatsächlich<br />
um ein Bauwerk iSd § 435 ABGB handelt.<br />
3. Die Ersichtlichmachung betrifft eine unbestreitbare<br />
Rechtstatsache, durch die weder der Grundeigentümer<br />
noch andere Buchberechtigte<br />
beschwert sein können.<br />
4. Nach wie vor kann der Liegenschaftseigentümer<br />
eine Hinterlegung, mit der seine Sache zu<br />
Unrecht mit einem Überbau belastet wird, mit<br />
Löschungsklage bekämpfen.<br />
OGH 25. 3. 2010, 5 Ob 32/10 g (LG Klagenfurt<br />
16. 12. 2009,3 R 230/09d; BG Spittal an der Dräu<br />
14. 7. 2009, Uh 8/09)<br />
Notariatszeitung 02/<strong>2011</strong><br />
NZ <strong>2011</strong>/11<br />
§§ 136, 31 ff, 87, 94 GBG – Urkundlicher Nachweis<br />
der Voraussetzungen einer Grundbuchsberichtigung<br />
1. Als Grundlage der Eintragung im Fall des § 136<br />
GBG genügt der „Nachweis der Unrichtigkeit"; er<br />
ist dann erbracht, wenn die Unrichtigkeit offenkundig<br />
oder durch öffentliche Urkunden nachgewiesen<br />
ist.<br />
2. Eine schlichte, nicht beglaubigte Kopie einer<br />
Sterbeurkunde ist keine öffentliche Urkunde iSd<br />
§136 Abs 1 GBG.<br />
3. „Offenkundig" ist eine Tatsache nur dann,<br />
wenn diese das Gericht kennt, ohne dass dieses<br />
Wissen erst aus bestimmten Unterlagen gewon-<br />
nen werden müsste.<br />
OGH 25. 3. 2010, 5 Ob<br />
216/09i (LG Wiener Neustadt<br />
29. 6. 2009, 17 R 127/09m;<br />
BG Mödling 17. 11. 2008,<br />
TZ 7706/08)<br />
NZ <strong>2011</strong>/13<br />
§§ 64, 119 Z 1 GBG; § 71 Abs<br />
4 iVm § 56 AußStrG – Rekursfrist<br />
bei unterlassener, aber<br />
vorgeschriebener Zustellung<br />
im Grundbuchsverfahren<br />
1. Hätte der Beschluss des<br />
ErstG den Einschreitern gern<br />
§ 119 Z 1 GBG zugestellt werden<br />
müssen, hängt die Möglichkeit<br />
einer späteren RekErhebung<br />
der zunächst übergangenen<br />
Partei davon ab, ob<br />
durch die RekErledigung in<br />
die Rechte Dritter eingegriffen<br />
würde.<br />
2. Trifft dies zu, muss der Rek<br />
in analoger Anwendung des<br />
§ 64 GBG innerhalb von drei<br />
Jahren ab Einbringen des der<br />
bekämpften Eintragung<br />
zugrunde liegenden Gesuchs<br />
erfolgen.<br />
3. Die sachliche Erledigung<br />
eines verspäteten Rek durch<br />
das RekG ist vom OGH aus<br />
Anlass eines rechtzeitigen<br />
RevRek von Amts wegen<br />
wahrzunehmen und muss zur<br />
Aufhebung der zweitinstanzlichen<br />
Entscheidung als nichtig<br />
sowie zur Zurückweisung des<br />
an die zweite Instanz gerichteten<br />
Rekurses führen.<br />
OGH 31. 8. 2010, 5 Ob 38/10<br />
i (LG Feldkirch 10. 12. 2009,<br />
3 R 385/ 09d; BG Dornbirn<br />
15. 1. 2002, TZ 7716/01<br />
AGS 765<br />
§§ 9, 96 GBG; § 509 ABGB; § 1<br />
WrAusIGEG<br />
1. Für die Eintragung eines<br />
Vorkaufsrechts reicht die Vereinbarung<br />
über die Begründung<br />
und die Verbücherung<br />
dieses Rechts aus; der Angabe<br />
eines Rechtsgrundes in der<br />
Vereinbarung bedarf es nicht.<br />
2. Die unentgeltliche Einräumung<br />
eines Vorkaufsrechts ist<br />
keine Schenkung und unterliegt<br />
daher nicht der Notariatspflicht.
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Grundbuch<br />
3. Eine Vereinbarung, wonach<br />
einer Vertragspartei sämtliche<br />
Erträgnisse einer Liegenschaft<br />
und im Falle des Verkaufs der<br />
halbe Verkaufserlös zukommen<br />
sollen, erfüllt nicht die<br />
Voraussetzungen des § 509<br />
ABGB und kann daher nicht<br />
als Fruchtgenussrecht verbüchert<br />
werden.<br />
4. Zwischen einem Begehren<br />
auf Einverleibung eines Vorkaufsrechts<br />
und einem auf<br />
Einverleibung eines Fruchtgenussrechts<br />
besteht, auch<br />
wenn sie in einem Vertrag<br />
derselben Person zugesagt<br />
werden, kein unlösbarer<br />
Zusammenhang, der eine teilweise<br />
Stattgebung ausschließen<br />
würde.<br />
OGH 15. 7. 2010, 5 Ob<br />
131/10s (LGZ Wien 8. 4.<br />
2010,46 R 107/10s; BG Meidling<br />
18. 2. 2010, TZ 184/2010)<br />
AGS 766<br />
§§ 26, 82 a, 85 Abs 2, § 94 Abs<br />
1 Z 3 GBG; § 43 Abs 1<br />
AußStrG; § 89 b GOG; § 5 ERV<br />
2006<br />
1. Wenn in einem elektronisch<br />
eingebrachten Grundbuchsantrag<br />
fälschlich der Begehrenstyp<br />
„Eigentumsrecht“ statt<br />
„Wohnungseigentum“ angegeben<br />
wird und die<br />
Bezeichnung des wohnungs -<br />
eigen tums tauglichen Objekts<br />
fehlt, ist dies kein Abweisungsgrund.<br />
2. Das Fehlen der Bestätigung<br />
der Rechtskraft der pflegschaftsbehördlichenGenehmigung<br />
eines zu verbüchernden<br />
Kaufvertrags ist ein Abweisungsgrund;<br />
es handelt sich<br />
dabei um einen inhaltlichen<br />
Mangel, der nicht nach § 82a<br />
GBG verbessert werden kann.<br />
OGH 27.5.2010, 5 Ob 37/10 t<br />
(LGZ Wien 19.10.2009, 47 R<br />
512/ 09f; BG Hietzing 21. 8.<br />
2009, TZ 2307/2009)<br />
AGS 767<br />
§§27, 137 Abs 3; § 4 GBG<br />
§ 137 Abs 4 GBG idF der<br />
Grundbuchs-Nov 2009 gilt<br />
nicht für Grundbuchsanträge,<br />
die vor dem Inkrafttreten die-<br />
ser Novelle am 1. 8. 2009 eingebracht worden<br />
sind.<br />
OGH 25.3.2010, 5 Ob 33/10d (LG Eisenstadt<br />
29. 10. 2009, 13 R 100/09i; BG Neusiedl am See<br />
17. 6. 2009, TZ 2930/090)<br />
AGS 768<br />
§ 31 Abs 2 GBG<br />
Das Beglaubigungserfordernis des § 31 Abs 2<br />
GBG gilt auch für Privaturkunden von Gemeinden.<br />
OGH 27. 5. 2010, 5 Ob 59/10 b (LG Klagenfurt<br />
29. 1. 2010, 1 R 5/10w; BG St Veit/Glan 24. 12.<br />
2009, TZ 4145/09<br />
Notariatszeitung 03/<strong>2011</strong><br />
NZ <strong>2011</strong>/21<br />
Art 25 Anhang l EG-Abk Schweiz v 30. 4. 2002,<br />
ABI L 2002/114, 6; Art 63, 64 Abs 1 AEUV; §§ 2 ff<br />
WrAusl-GEG – Vorlage einer Genehmigung oder<br />
Negativbestätigung ist eine gegenüber der<br />
schweizerischen Eidgenossenschaft als Drittland<br />
zulässige Beschränkung der Kapitalverkehrsfreiheit<br />
OGH 31. 8. 2010, 5 Ob 44/10 x (LGZ Wien 30. 4.<br />
2008, 46 R 49/08h; BG Döbling 19. 11. 2007, TZ<br />
5463/07; GEuG 11.2.2010, C-541/08)<br />
NZ <strong>2011</strong>/22<br />
§§ 85, 95 GBG; § 2 AußStrG – Wiederholung<br />
eines Gesuchs, Parteistellung im Grundbuchsverfahren<br />
1. Die in § 95 Abs 3 GBG enthaltene Ordnungsvorschrift<br />
soll den Antragsteller in die Lage versetzen,<br />
bei einem künftigen Grundbuchsgesuch<br />
alle der Bewilligung entgegenstehenden Fehler<br />
zu vermeiden.<br />
2. Es erwachsen nicht alle Entscheidungsgründe<br />
einer Gesuchsabweisung gesondert in Rechtskraft.<br />
3. Voraussetzung der Zulässigkeit eines neuen<br />
Antrags ist, dass sich gegenüber der Vorentscheidung<br />
die maßgebliche Sachlage geändert hat,<br />
wozu auch Art und Umfang der vorgelegten<br />
Urkunden zählen.<br />
4. Die vom Eintragungserwerber zu erfüllenden<br />
Voraussetzungen des § 85 Abs 1 und 2 GBG sind<br />
bereits dann zu bejahen, wenn ein Antrag jegliches<br />
Verwechseln des Eintragungsobjekts oder<br />
eine Fehlinterpretation des Begehrens ausschließt.<br />
5. Mangels einer allgemeinen Regelung der<br />
Antragslegitimation im GBG haben die allgemeinen<br />
Anordnungen des AußStrG zu gelten.<br />
OGH 15.7.2010, 5 Ob 117/10 g (LG Feldkirch<br />
16.3.2010, 1 R 85/10y)<br />
NZ <strong>2011</strong>/23<br />
§ 122 GBG – Beschwer des Rechtsmittelwerbers<br />
1. Auch in Grundbuchssachen ist die Rekurslegiti-<br />
mation nur bei Beschwer des<br />
Rechtsmittelwerbers zu bejahen.<br />
2. Die Beschwer muss zur Zeit<br />
der Entscheidung über das<br />
Rechtsmittel noch fortbestehen.<br />
3. Ist der Rechtsmittelwerber<br />
zwar formell beschwert, wird<br />
seine Rechtsstellung aber<br />
durch die Entscheidung nicht<br />
beeinträchtigt, ist er also materiell<br />
nicht beschwert, ist sein<br />
Rechtsmittel dennoch zurückzuweisen.<br />
OGH 15.7.2010, 5 Ob 118/10d<br />
(LG Innsbruck 6. 5. 2010, 54 R<br />
41/10s; BG Innsbruck 17. 3.<br />
2010, TZ 2887/10)<br />
NZ <strong>2011</strong>/24<br />
§§ 9, 26, 93 ff GBG; §§ 480,<br />
509 ABGB – Rechtsgrund des<br />
Erwerbs bei Vorkaufsrecht<br />
nicht anzugeben; Inhalt des<br />
Fruchtgenussrechts<br />
1. Für die Eintragung eines<br />
Vorkaufsrechts bedarf es der<br />
Angabe eines gesonderten<br />
Rechtsgrundes nicht.<br />
2. Die unentgeltliche Einräumung<br />
des Vorkaufsrechts stellt<br />
keine Schenkung dar.<br />
3. § 95 Abs 2 (§ 97 Abs 1)<br />
GBG lässt die Teilstattgebung<br />
eines mehrgliedrigen Grundbuchsgesuchs<br />
zu, sofern kein<br />
unlösbarer Zusammenhang<br />
zwischen den Gesuchsteilen<br />
besteht; ein möglicher Zusammenhang<br />
– im Motiv – stellt<br />
keinen unlösbaren Zusammenhang<br />
dar.<br />
4. Eintragungsvoraussetzungen<br />
für ein Fruchtgenussrecht ist<br />
gem § 26 Abs 2 GBG der<br />
urkundliche Nachweis eines<br />
gültigen Rechtsgrunds.<br />
5. Fruchtgenuss ist das dingliche<br />
Recht auf volle Nutzung<br />
einer fremden Sache unter<br />
Schonung der Substanz. Das<br />
bloße Recht auf Erträgnisse<br />
einer Sache kommt einem<br />
Fruchtgenussrecht nicht gleich<br />
und ist nicht verbücherbar.<br />
OGH 15. 7. 2010, 5 Ob<br />
131/10s (LGZ Wien 8. 4.<br />
2010,46 R 107/10s; BG Meldung<br />
18. 2. 2010, TZ<br />
184/2010)<br />
39
Fachbereich Grundbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Nationalraszeitung<br />
04/<strong>2011</strong><br />
NZ <strong>2011</strong>/30<br />
§ 94 Abs 1 Z 3 GBG – Bedenken<br />
gegen die Bedingungslosigkeit<br />
der Aufsandungserklärung<br />
rechtfertigen Gesuchsabweisung<br />
1. Ein Ansuchen kann nur<br />
bewilligt werden, wenn der<br />
Urkundeninhalt in formaler<br />
Beziehung unbedenklich<br />
erscheint und hinsichtlich der<br />
materiell-rechtlichen Frage<br />
irgendwelche Zweifel nicht<br />
aufkommen lässt.<br />
2. Ein in der Löschungserklärung<br />
konkret und unmissverständlich<br />
hergestellter Zusammenhang<br />
zwischen einer in<br />
ihrer rechtlichen Absicherung<br />
völlig unklaren Wohnversorgung<br />
und der Löschung von<br />
nur teilweise der Wohnversorgung<br />
dienenden bücherlichen<br />
Rechten begründet erhebliche<br />
Bedenken an Bedingungslosigkeit<br />
und Umfang der beabsichtigten<br />
Rechtsaufgabe.<br />
OGH 15.7.2010, 5 Ob 27/10x<br />
(LG Klagenfurt 23.12.2009, 3 R<br />
296/09b; BG Feldkirchen<br />
25. 11. 2009, TZ 2828/09)<br />
AGS 769<br />
§ 94 Abs 1 Z 3 GBG; §§ 2, 3, 5<br />
WrAusIGEG; Art 25 Anh l EG-<br />
Abk Schweiz 2002; Art 64 Abs<br />
1 AEUV<br />
1. Die in Art 25 Anh l EG-Abk<br />
Schweiz 2002 vorgesehene<br />
Inländergleichbehandlung<br />
beim Erwerb von Liegenschaften<br />
gilt nur für natürliche Personen.<br />
2. Die Bestimmungen des<br />
WrAusIGEG, nach denen Ausländer<br />
beim Erwerb von Liegenschaften<br />
eine Genehmigung<br />
einholen oder eine<br />
Bestätigung über die Genehmigungsfreiheit<br />
vorlegen müssen,<br />
sind nach Art 64 Abs 1<br />
AEUV gegenüber der Schweiz<br />
eine zulässige Einschränkung<br />
der Kapitalverkehrsfreiheit.<br />
OGH 31. 8. 2010, 5 Ob 44/10x<br />
(LGZ Wien 30. 4. 2008, 46 R<br />
49/08h; BG Döbling 19.11.<br />
2007, TZ 5463/07)<br />
40<br />
AGS 770<br />
§§ 119, 123 GBG; § 17 Abs 2 FlVfGG; § 38 Abs 3<br />
TFLG 1996<br />
Der Beschluss über die Verbücherung eines<br />
Rechtsgeschäfts, das nach § 17 Abs 2 FlVfGG,<br />
§ 38 Abs 3 TFLG 1996 der Bewilligung der Agrarbehörde<br />
bedarf, muss dieser nicht zugestellt werden.<br />
Den Rekurs gegen diesen Beschluss kann<br />
die Agrarbehörde nur innerhalb der den Parteien<br />
offenstehenden Frist einbringen.<br />
OGH 31.8.2010, 5 Ob 35/10 y (LG Innsbruck<br />
13.11.2009, 53 R 93/09 d; BG Zell am Ziller<br />
7.8.<strong>2011</strong>, TZ 1910/01)<br />
AGS 771<br />
§ 122 GBG; §§ 54, 71 Abs 4 AußStrG<br />
Bewilligt das Erstgericht die im Rang einer<br />
Anmerkung der Rangordnung beantragte Einverleibung<br />
eines Pfandrechts nur im laufenden Rang,<br />
kommt es dadurch aber zu keiner Rangverschiebung,<br />
dann fehlt dem Antragsteller mangels<br />
Beschwer die Berechtigung zum Rekurs.<br />
OGH 23. 9. 2010, 5 Ob 170/10a (LGZ Wien<br />
28. 5. 2010, 47 R 181/10f; BG Innere Stadt Wien<br />
18. 3. 2010, TZ 3482/2010)<br />
Immolex 10/2010<br />
§ 27 Abs 2, § 98 GBG<br />
Natürliche Personen sind mit ihrem Namen und<br />
dem Geburtsdatum einzutragen. Auch nach der<br />
aktuellen Rechtslage kann ein im Firmenbuch<br />
eingetragener Einzelunternehmer nicht unter seiner<br />
Firma im Grundbuch eingetragen werden.<br />
OGH 25.3.2010, 5 Ob 219/09 f<br />
Immolex 11/2010<br />
§ 8 Z 2, §§ 35 ff, 74 GBG; § 3 LiegTeilG<br />
Die Abschreibung einer Grundstücksteilfläche als<br />
faktische Maßnahme der Flächenänderung<br />
begründet kein bücherliches Recht und kann<br />
daher nicht vorgemerkt werden.<br />
OGH 25.3.2010, 5 Ob 165/09 i<br />
Immolex 12/2010<br />
§ 136 GBG; §§ 472, 844 ABGB<br />
Grundsätzlich bestehen Grunddienstbarkeiten bei<br />
Teilung des herrschenden Grundstücks mangels<br />
gegenteiliger Vereinbarung zu Gunsten aller Teile<br />
auch ohne bücherliche Übertragung fort. Ist die<br />
bücherliche Übertragung unterblieben, hat dies<br />
nur dann eine offenkundige Unrichtigkeit des<br />
Grundbuchs iSd § 136 GBG zur Folge, wenn sich<br />
aus den Urkunden eindeutig ergibt, dass sich die<br />
Dienstbarkeit weiterhin auch auf das abgetrennte<br />
Grundstück bezieht. Ist dies nicht offenkundig<br />
und verweigerte der Eigentümer des herrschenden<br />
Grundstücks außergerichtlich die Abgabe<br />
einer Zustimmungserklärung, kann der Berechtig-<br />
te diese klageweise erzwingen.<br />
OGH 21.4.2010, 7 Ob 38/10 d<br />
Immolex 01/<strong>2011</strong><br />
§§ 26, 85, 94 GBG; § 11 ERV<br />
2006; § 43 AußStrG<br />
Das Grundbuchsgesuch samt<br />
Beilagen muss nicht im elektronischen<br />
Rechtsverkehr eingebracht<br />
werden.<br />
Eine mit dem Grundbuchsantrag<br />
vorzulegende pflegschaftsgerichtlicheGenehmigung<br />
des zu verbüchernden<br />
Kaufvertrags muss mit einer<br />
Rechtskraftbestätigung versehen<br />
sein; fehlt diese, dann ist<br />
der Grundbuchsantrag sofort<br />
abzuweisen.<br />
OGH 27.5.2010, 5 Ob 37/10 t<br />
§ 94 Abs 1 Z 2 GBG<br />
Bei Vorliegen einer dem äußeren<br />
Anschein nach unzulässigen<br />
Doppelvertretung setzt<br />
die Bewilligung der den<br />
Machtgeber belastenden Eintragung<br />
durch das Grundbuchsgericht<br />
den urkundlichen<br />
Nachweis der Zustimmung<br />
des Machtgebers<br />
voraus. Dies gilt umso mehr<br />
bei einem durch einen<br />
Geschäftsführer einer GmbH<br />
mit dieser abgeschlossenen<br />
Insichgeschäft.<br />
OGH 31.8.2010, 5 Ob 39/10 m<br />
Juristische Blätter<br />
Heft 11/2010<br />
§ 8 Z 2, §§ 35 ff und 74 GBG;<br />
§ 3 LiegTeilG:<br />
Eine Vormerkung nach § 8<br />
Z 2, §§ 35 ff GBG für die<br />
Abschreibung von Bestandteilen<br />
eines Grundbuchskörpers<br />
im Grundbuch kommt nicht in<br />
Frage.<br />
OGH 25. 3. 2010, 5 Ob 165/09<br />
i (LG Wiener Neustadt<br />
18. 6. 2009,18 R 95/09p;<br />
BG Neunkirchen 11. 5. 2009,<br />
TZ 1765/09)<br />
§ 364c ABGB; § 136 GBG:<br />
Für die Berichtigung des<br />
Grundbuchs gern § 136 Abs l
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Grundbuch<br />
GBG durch Einverleibung der<br />
Löschung eines Belastungsund<br />
Veräußerungsverbots<br />
infolge Ablebens des Verbotsbelasteten<br />
ist dessen Tod<br />
durch Vorlage einer öffentlichen<br />
Urkunde – etwa einer<br />
gerichtlich (§ 187 AußStrG)<br />
oder notariell (§ 77 NO)<br />
beglaubigten Abschrift/Kopie<br />
der Sterbeurkunde – nachzuweisen.<br />
Die bloße Möglichkeit,<br />
dass sich der Grundbuchsrichter<br />
(<strong>Rechtspfleger</strong>)<br />
diese Kenntnis durch Einsicht<br />
in den beim selben Gericht<br />
erliegenden Verlassenschaftsakt<br />
verschaffen könnte, reicht<br />
nicht.<br />
OGH 25. 3. 2010, 5 Ob<br />
216/09i (LG Wiener Neustadt<br />
29. 6. 2009, 17 R 127/ 09m;<br />
BG Mödling 17. 11. 2008,<br />
TZ 7706/08)<br />
Heft 04/<strong>2011</strong><br />
§§ 451 und 1394 ABGB; § 13<br />
Abs 2 GBG<br />
Bei der rechtsgeschäftlichen<br />
Übertragung einer besicherten<br />
Forderung zusammen mit dem<br />
Pfandrecht bedarf der Erwerb<br />
des Pfandrechts durch den Zessionar<br />
einer Übertragung nach<br />
sachenrechtlichen Grundsätzen<br />
(Modus); bei einer Hypothek<br />
also der grundbücherlichen Einverleibung<br />
der Übertragung. Da<br />
nach der Grundregel des § 9<br />
iVm § 4 GBG im Wesentlichen<br />
nur dingliche Rechte und Lasten<br />
Gegenstand der Einverleibung<br />
sein können, ist für die<br />
Übertragung der Hypothek die<br />
Einverleibung der Übertragung<br />
des Pfandrechts (und nicht der<br />
besicherten Forderung aus dem<br />
Grundgeschäft) erforderlich.<br />
OGH 21. 10. 2010, 5 Ob<br />
126/10 f (LG Salzburg 22. 4.<br />
2010, 53 R 61/10t; BG Salzburg<br />
12. 1. 2010, TZ 9721/10)<br />
Wohnrechtliche Blätter<br />
– wobl<br />
Heft 10/2010<br />
§ 424, § 425, § 431 ABGB;<br />
§ 26, § 32 GBG; § 3, § 5 Abs 1<br />
WEG:<br />
Die Festsetzung oder Ände-<br />
rung der Nutzwerte, die selbst rechtsgrundabhängig<br />
ist, also keinen eigenen Titel für Bestandsänderungen<br />
bildet, führt nicht ohne weiteres zu<br />
einer entsprechenden Angleichung der mit WE-<br />
Objekten verbundenen Miteigentumsanteile. Die<br />
Nutzwert-(neu-)festsetzung stellt (nur) die Grundlage<br />
für eine nachfolgende (erforderliche) Änderung<br />
der Mindestanteile dar. Die Berichtigung der<br />
Miteigentumsanteile im Grundbuch erfordert<br />
daher einen eigenen Titel. Darin hat der einzelne<br />
Miteigentümer bestimmte Miteigentumsanteile an<br />
bestimmte andere Miteigentümer zu übertragen,<br />
es müssen Aufsandungserklärungen vorliegen<br />
und ein Rechtsgrund angegeben werden.<br />
OGH 22. 6. 2010, 5 Ob 15/10g - Zurückweisung<br />
des ao Revisionsrekurses (LGZ Wien 46 R<br />
382/09f)<br />
Heft 11/2010<br />
§ 31 Abs 2 GBG:<br />
Dem Erfordernis des § 31 Abs 2 GBG ist nicht<br />
entsprochen, wenn eine bloß privatrechtliche<br />
Erklärung einer Gemeinde vorliegt, die zwar<br />
nach den Vorschriften der einschlägigen Gemeindeordnung<br />
privatrechtliche Wirksamkeit erzeugt,<br />
aber eben keine „Erklärung einer Behörde des<br />
Bundes oder des Landes" umfasst.<br />
OGH 27. 5. 2010, 5 Ob 59/10b (LG Klagenfurt 1<br />
R 5/10w; BG St. Veit/Glan TZ 4145/09)<br />
Heft 01/<strong>2011</strong><br />
§ 20, §§ 61 ff, §§ 131 ff GBG; § 40 Abs 2 WEG<br />
2002:<br />
Eine selbstständige Verfügung über die Anwartschaft<br />
und die Anmerkung nach § 40 Abs 2 WEG<br />
2002 ist ausgeschlossen. Sie stellt nur ein rechtliches<br />
Zubehör des Eigentums am Mindestanteil<br />
dar. Kommt ein Erwerb des Mindestanteils durch<br />
den Begünstigten endgültig nicht zustande, wird<br />
die Anmerkung gegenstandslos, sodass sie nach<br />
den Bestimmungen der §§ 131 ff GBG bei entsprechendem<br />
Nachweis auf Antrag oder amtswegig<br />
gelöscht werden kann. Mangels Verletzung<br />
eines dinglichen Rechts des Liegenschaftseigentümers<br />
kann die Beseitigung einer Anmerkung<br />
nach § 40 Abs 2 WEG nicht mit Löschungsklage<br />
geltend gemacht werden.<br />
OGH 22. 6. 2010, 5 Ob 233/09i (LGZ Wien 37 R<br />
426/08h; BG Favoriten 7 C 1985/07g)<br />
■<br />
41
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekution<br />
ADir.<br />
Martin Metz<br />
Fachredakteur Zivilprozess-,<br />
Exe kutions- und Privatinsolvenzrecht<br />
BG Steyr<br />
E-Mail:<br />
martin.metz@justiz.gv.at<br />
A. Allgemeines<br />
1. Rechtsprobleme<br />
In einem österreichischen<br />
Zivilverfahren soll entweder<br />
Jemandem zugestellt werden,<br />
der sich im Ausland<br />
aufhält oder<br />
Ein Beweis aufgenommen<br />
werden, der sich im Ausland<br />
befindet.<br />
Dies war bisher Richtersache,<br />
weil gem § 16 Abs 2 Z 2<br />
RpflG idF vor der ZVN 2009<br />
„die Schreiben an österreichische<br />
Vertretungsbehörden<br />
im Ausland, an ausländische<br />
Vertretungsbehörden im<br />
Inland, an andere ausländische<br />
Behörden und an zwischenstaatlicheOrganisationen“<br />
dem Richter/der Richterin<br />
vorbehalten waren. Mit der<br />
ZVN, BGBl I 2009/30, wurde<br />
Z 2 aufgehoben. Deshalb sind<br />
nun auch Rpfl für Zustellund<br />
Rechtshilfeersuchen<br />
zuständig.<br />
Zustellung und Beweis -<br />
aufnahme im Ausland<br />
Das bedeutet wohl gar nicht so sehr eine quantitative<br />
Mehrbelastung, aber sehr wohl eine qualitative.<br />
Die anzuwendenden Vorschriften ergeben<br />
sich nämlich nicht nur aus den nationalen Verfahrensgesetzen,<br />
sondern auch aus jeder Menge<br />
andrer Rechtsquellen (s gleich unten).<br />
Ganz einfach ist weder eine Zustellung ins Ausland<br />
noch eine Beweisaufnahme im Ausland.<br />
Beides bedeutet einen Eingriff in die Souveränität<br />
des anderen Staates. Hoheitliche Zustellungen<br />
durch Österreich können daher nur in Österreich<br />
oder mit Rechtshilfe des anderen Staates<br />
erfolgen, ebenso Beweisaufnahmen. Nur wenige<br />
Fälle sind unbedenklich, etwa wenn das Gericht<br />
anfragt, ob eine Urkunde aus dem Ausland übermittelt<br />
werden kann.<br />
In der Sache ist immer zu überlegen:<br />
1. muss die Rechtshandlung im Ausland vorgenommen<br />
werden – das ist nicht immer nötig:<br />
a) So erlaubt § 98 ZPO idF der ZVN 2009 (ab<br />
1.4.2009) die Zustellung über einen inländischen<br />
Zustellbevollmächtigten und § 93<br />
ZPO wird ab 1.1.2010 ermöglichen, jede<br />
Zustellung an eine Partei (zur TS ebenso<br />
wie zur PV) an den Vertreter vorzunehmen,<br />
dem Prozessvollmacht erteilt wurde (das<br />
muss nicht einmal ein RA sein!).<br />
b) Auch Beweisaufnahmen können ebenso gut<br />
im Inland stattfinden. Wer einen Zeugen im<br />
Ausland vernommen haben will, muss dartun,<br />
warum. Der Unmittelbarkeitsgrundsatz<br />
führt nämlich dazu, dass im Prinzip der<br />
Zeuge zum erkennenden Gericht muss und<br />
nur unübersteigliche Hindernisse eine<br />
Rechtshilfe rechtfertigen (Details in § 291a<br />
ZPO, aber auch in § 328 ZPO; sie gelten<br />
auch im Verfahren außer Streitsachen [§ 35<br />
AußStrG], Exekutionsverfahren [§ 78 EO]<br />
und Insolvenzverfahren [§ 178 KO]).<br />
2. bei Beweisaufnahme: Genügt es vielleicht,<br />
vom Parteienvertreter die Ankündigung zu<br />
erhalten, dass er für eine schriftliche Antwort<br />
sorgen wird (z.B. Gehaltsauskunft durch den<br />
LStA Dr. Robert Fucik<br />
ausländischen Dienstgeber)?<br />
3. Will der Rpfl ins Ausland<br />
reisen (§ 291a ZPO bzw.<br />
EuBVO) oder die Vernehmung<br />
durch das ausländische<br />
Rechtshilfegericht veranlassen?<br />
4. Es gibt auch den Mittelweg,<br />
bei dem weder das<br />
Gerichtsorgan noch der zu<br />
Vernehmende eine Grenze<br />
überschreiten muss,<br />
obwohl sie in verschiedenen<br />
Ländern weilen: die<br />
Vernehmung mit Hilfe elektronischer<br />
Ton- und Bildübertragungen(„Videokonferenz“)<br />
5. welchen Weg nimmt das<br />
Zustellungs- bzw. Rechtshilfeersuchen<br />
Der Weg des Rechtshilfeersuchens<br />
kann verschieden<br />
lang sein. Im Grunde gibt es<br />
folgende Kanäle (auch in der<br />
Praxis im Verhältnis zu verschiedenen<br />
Staaten):<br />
1. Diplomatischer Weg<br />
Ersuchendes Gericht<br />
> <strong>Justiz</strong>ministerium (JM)<br />
ersuchender Staat > Außenministerium<br />
(AM) ersuchender<br />
Staat > Botschaft<br />
des ersuchenden im<br />
ersuchten Staat > AM<br />
ersuchter Staat > JM<br />
ersuchter Staat > ersuchtes<br />
Gericht.<br />
2. Konsularischer Weg<br />
Ersuchendes Gericht > JM<br />
ersuchender Staat > AM<br />
ersuchender Staat > Konsul<br />
des ersuchenden im<br />
ersuchten Staat > JM<br />
43
Fachbereich Exekution Der Österreichische Recht§pfleger<br />
ersuchter Staat > ersuchtes<br />
Gericht.<br />
3. Weg über Zentralstellen<br />
Ersuchendes Gericht ><br />
Zentralstelle (meist: JM)<br />
ersuchender Staat > Zentralstelle<br />
(meist: JM)<br />
ersuchter Staat > ersuchtes<br />
Gericht.<br />
4. Direkte Kommunikation<br />
Ersuchendes Gericht ><br />
ersuchtes Gericht.<br />
Es braucht nicht viel Phantasie<br />
dazu, sich auszumalen,<br />
wie viel Zeitgewinn mit dem<br />
Wegfall eines jeden dieser Zwischenschritte<br />
verbunden ist.<br />
2. Das Sprachenproblem<br />
Wenn die Kommunikation<br />
nicht gerade zwischen<br />
Deutschland und Österreich,<br />
zwischen England und Irland<br />
oder zwischen Frankreich und<br />
dem wallonischen Teil von<br />
Belgien läuft, tritt auch das<br />
Sprachenproblem hinzu. IaR<br />
kann man von einem staatlichen<br />
Gericht nicht verlangen,<br />
in einer anderen als der Amtssprache<br />
zu kommunizieren.<br />
Eine praktische Lösung für<br />
alle Routinefälle hat die EU<br />
darin gefunden, besonders<br />
elaborierte, nahezu jeden<br />
denkbaren Fall bedenkende<br />
Formulare zu entwickeln, die<br />
bei erster Lektüre entsprechend<br />
abschreckend erscheinen,<br />
aber einen unschätzbaren<br />
Vorteil haben: Man kann sie in<br />
der eigenen Sprache ausfüllen<br />
(= um Namen, Daten und<br />
Kreuzchen in Checkboxes<br />
ergänzen), ohne idR noch<br />
irgendetwas übersetzen zu<br />
müssen, denn das Formular<br />
kann dann automatisch in der<br />
Sprache des ersuchten MS<br />
gesendet werden.<br />
3. Rechtsquellen<br />
Es gibt eine eindeutige Hierarchie<br />
der Rechtsquellen. Vorrang<br />
hat das Gemeinschaftsrecht,<br />
dann sind zweiseitige<br />
und mehrseitige Staatsverträge<br />
44<br />
zu prüfen, zuletzt das nationale Recht.<br />
Das bedeutet im Einzelnen:<br />
Ist der andere Staat ein Mitgliedstaat der EU, so<br />
gelten die einschlägigen Verordnungen, also<br />
Die Europäische ZustellVO (EuZVO) bzw<br />
Die Europäische BeweisaufnahmeVO<br />
(EuBVO).<br />
Und um es nicht „zu einfach“ zu machen: Dänemark<br />
nimmt zwar an der EuZVO teil, nicht aber<br />
an der EuBVO!<br />
Ist der andere Staat nicht Mitgliedstaat der EU<br />
(oder, im Fall der Beweisaufnahme, Dänemark),<br />
so ist ein Staatsvertrag zu suchen, der den<br />
Rechtshilfeverkehr zwischen Österreich und diesem<br />
Staat regelt.<br />
Findet sich kein solcher Staatsvertrag, so bleibt<br />
die Möglichkeit der „Gegenseitigkeit“, wenn<br />
nämlich Österreich entsprechende Ersuchen des<br />
Staates zulässt, kann es auch erwarten, dass der<br />
Staat österreichischen Ersuchen entspricht.<br />
Da liegt die Frage nahe: „Wo findet man das<br />
alles“? Erstaunlicher als die Frage ist die relativ<br />
einfache Antwort:<br />
Im Gelben Buch online<br />
Internationaler Rechtshilfeverkehr<br />
und<br />
Internationale Vollstreckungsrechtshilfe<br />
in Zivilsachen<br />
Reg.-Rat Josef Schneider<br />
KR Josefine Schwarz<br />
B. Wichtiges zur Zustellung<br />
1. Notwendigkeit der Auslandszustellung?<br />
a) Zustellung an einen Zustellungsbevollmächtigten<br />
§ 98. (1) Parteien oder Bevollmächtigten, die<br />
keine Abgabestelle im Inland haben, kann<br />
vom Gericht aufgetragen werden, innerhalb<br />
einer gleichzeitig zu bestimmenden, mindestens<br />
vierzehntägigen Frist ab Zustellung des<br />
Auftrages für diesen Rechtsstreit einen<br />
Zustellungsbevollmächtigten namhaft zu<br />
machen. Wird diesem Auftrag nicht fristgerecht<br />
nachgekommen, so erfolgen weitere<br />
Zustellungen durch Übersendung des jeweiligen<br />
Schriftstücks ohne Zustellnachweis, bis<br />
ein geeigneter Zustellungsbevollmächtigter<br />
dem Gericht namhaft<br />
gemacht oder dem Gericht<br />
eine Abgabestelle im Inland<br />
bekannt gegeben wird. Das<br />
Schriftstück gilt 14 Tage<br />
nach Aufgabe zur Post als<br />
zugestellt. Auf diese Rechtsfolge<br />
ist im Auftrag hinzuweisen.<br />
(2) Für den Zustellungsbevollmächtigen<br />
gilt § 97<br />
Abs. 5.<br />
b) Zustellung an den Parteienvertreter<br />
§ 93. (1) Hat eine Partei für<br />
einen Rechtsstreit Prozessvollmacht<br />
erteilt, so haben<br />
alle bis zur Aufhebung der<br />
Prozessvollmacht (§ 36) alle<br />
diesen Rechtsstreit betreffenden<br />
Zustellungen an den<br />
namhaft gemachten Bevollmächtigten<br />
zu geschehen.<br />
Dies umfasst auch Ladungen<br />
der Partei zu ihrer Einvernahme.<br />
c) Die Prüfung der Zustellwirkungen<br />
Zustellung von Klagen<br />
§ 106. (1) Klagen sind mit<br />
Zustellnachweis zuzustellen.<br />
Die Zustellung an<br />
einen Ersatzempfänger ist<br />
zulässig.<br />
(2) Erfolgt die Zustellung<br />
im Ausland durch Behörden<br />
des Zustellstaates, so<br />
genügt die Einhaltung jener<br />
Vorschriften, die das Recht<br />
dieses Staates für die Zustellung<br />
entsprechender<br />
Schriftstücke vorsieht. Das<br />
gilt nicht, wenn die Anwendung<br />
dieser Vorschriften<br />
mit Art. 6 der Europäischen<br />
Konvention zum Schutze<br />
der Menschenrechte und<br />
Grundfreiheiten, BGBl.<br />
Nr. 210/1958, unvereinbar<br />
wäre.<br />
2. Grundlagen des internationalen<br />
Zustellwesens<br />
Global kann sich Österreich<br />
auf das HPÜ 1954 bzw. auf<br />
bilaterale Abk stützen, unionsweit<br />
(hier auch gegenüber
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekution<br />
DK) auf die EuZVO.<br />
Mit 13.11.2008 ist die neue<br />
EuZVO in Kraft getreten. Sie<br />
gilt im Zustellverkehr zwischen<br />
allen EU-MS, also<br />
auch für Dänemark. Die entsprechende<br />
Ausdehnung des<br />
Anwendungsbereichs erfolgte<br />
durch ein zwischen der EU<br />
und DK geschlossenes<br />
Abkommen, wonach Dänemark<br />
seit dem 1.7.2007 die<br />
EuZVO ebenfalls anwendet.<br />
Dänemark hat erklärt, auch<br />
die nunmehrigen Änderungen<br />
der EuZVO anzuwenden.<br />
Zustellungen ins Ausland<br />
machen immer gewisse<br />
Schwierigkeiten. Die Materie<br />
mutet besonders technisch und<br />
trocken an, hat aber größte<br />
praktische Bedeutung: Die<br />
Zustellung soll sicherstellen,<br />
dass der Empfänger zumindest<br />
in die Lage versetzt wird<br />
(„Gelegenheit hat“), sich über<br />
den Inhalt des Zustellstücks<br />
und seine Handlungslasten zu<br />
informieren, garantiert also<br />
das rechtliche Gehör.<br />
Weder die aktuelle EuZVO<br />
noch ihre Vorgängerin haben<br />
dabei besonders mutig Neuland<br />
beschritten, wenn auch<br />
immerhin nun die direkte<br />
Kommunikation zwischen<br />
den Gerichten (bzw. Zustellorganen)<br />
zum Regelfall<br />
geworden ist. Weitergehend<br />
vereinheitlichte Zustellregeln<br />
wären aber auch sehr viel verlangt<br />
gewesen in einer Union,<br />
in der viele Staaten die Zustellung<br />
als Vorbehaltsaufgabe<br />
des Gerichtspersonals<br />
ansehen 1, andere 2 besondere,<br />
privatwirtschaftlich agierende<br />
Berufszweige für Zustellung<br />
und Vollstreckung haben<br />
(„Hussiers“) und wieder andere<br />
3 das Zustellwesen prinzipiell<br />
als Domäne der Parteienvertreter<br />
sehen.<br />
Somit beschränkt sich die VO<br />
mehr oder weniger auf technischeDurchführungsdetails<br />
und überlässt eine Reihe<br />
von wichtigen Regelungskreisen dem jeweiligen<br />
nationalen Recht, nämlich:<br />
welche Schriftstücke überhaupt zuzustellen<br />
sind (dies beurteilt der Gerichtsstaat nach seinem<br />
nationalen Verfahrensrecht);<br />
auf welche Weise, an welchem Ort und durch<br />
wen zuzustellen ist (dies beurteilt der Empfangsstaat<br />
nach seinem Recht, wobei damit<br />
vereinbare besondere Wünsche des Gerichtsstaats<br />
erfüllt werden können [Art 7 Abs 1<br />
EuZVO]);<br />
welche Folgen und Rechtswirkungen die<br />
Zustellung auslöst (dies beurteilt wiederum<br />
der Gerichtsstaat nach seiner lex fori); zumindest<br />
die Möglichkeit einer Heilung ist aber<br />
nunmehr einheitlich in Art 8 EuZVO geregelt.<br />
Als wichtigste Charakteristika seien festgehalten:<br />
Zustellung der Schriftstücke (Art 5, 7 EuZVO):<br />
Eine einmonatige Frist für die Zustellung<br />
von Schriftstücken ist zu beachten. Bei Nichteinhaltung<br />
der Frist hat die Empfangsstelle der<br />
Übermittlungsstelle die Verzögerung unter Verwendung<br />
des Formblatts 4 mitzuteilen. Die<br />
Empfangsstelle hat ungeachtet dessen weiterhin<br />
alle Schritte für die Zustellung des Schriftstücks<br />
zu setzen, wenn ihr die Zustellung<br />
innerhalb einer angemessenen Frist möglich<br />
erscheint und die Übermittlungsstelle nicht<br />
Anderes verlangt. Naturgemäß ist allerdings<br />
von weiteren Zustellbemühungen abzusehen,<br />
wenn durch die Verzögerung die von der<br />
Übermittlungsstelle vorgegebene Frist für die<br />
Zustellung überschritten wurde.<br />
Verweigerung der Annahme eines Schriftstücks<br />
(Art 8 EuZVO): Seit der neuen EuZVO muss<br />
der Empfänger ein Schriftstück ausnahmslos<br />
auch dann akzeptieren, wenn es zwar nicht in<br />
einer Amtssprache des Empfangsstaates verfasst<br />
ist, er diese andere Sprache jedoch versteht.<br />
Davor war dies nur der Fall, wenn die<br />
andere Sprache jene des Übermittlungsstaates<br />
war. Mit der neuen EuZVO wurde ein standardisiertes<br />
Formblatt 5 eingeführt, mit dem der<br />
Empfänger über sein Annahmeverweigerungsrecht<br />
informiert werden muss. Er<br />
wird darin belehrt, dass er ein nicht in einer<br />
zulässigen Sprache abgefasstes (oder nicht in<br />
diese Sprache übersetztes) Schriftstück entweder<br />
sofort (gleich beim Empfang des Schriftstücks)<br />
oder binnen einer Woche zurückgeben<br />
bzw. zurücksenden kann. Österr. Empfangsstellen<br />
haben nun bei der Zustellung<br />
von nicht in deutscher Sprache 6 verfassten<br />
Schriftstücken in Österreich dem<br />
Zustellstück dieses Formblatt anzuschließen<br />
(Art 8 Abs 1 EuZVO).<br />
Wie bisher hat die Empfangsstelle nach Art 8 Abs<br />
2 EuZVO bei Verweigerung der Annahme das<br />
Zustellersuchen samt Zustellstück unter Verwen-<br />
dung des Formblatts 7 zurückzusenden.<br />
Nach Art 8 Abs 3<br />
EuZVO kann iSd Rsp des<br />
EuGH die Zustellung bei<br />
Annahmeverweigerung<br />
dadurch bewirkt werden, dass<br />
dem Empfänger das Schriftstück<br />
zusammen mit der erforderlichen<br />
Übersetzung (nochmals)<br />
zugestellt wird. Das<br />
Schriftstück gilt in diesem Fall<br />
idR erst zum Zeitpunkt der<br />
neuerlichen Zustellung als<br />
zugestellt.<br />
Kosten der Zustellung: Der<br />
Empfangsstaat darf wie bisher<br />
für seine Tätigkeit<br />
grundsätzlich keine<br />
Gebühren oder Erstattung<br />
von Auslagen verlangen<br />
(Art 11 Abs 1<br />
EuZVO). Die Ausnahmeregel<br />
des Abs 2 (Gebühren<br />
für besondere Zustellpersonen<br />
und für besondere<br />
Formen der Zustellung)<br />
wurde entschärft: Nunmehr<br />
müssen diese Gebühren im<br />
Vorhinein mit einem<br />
bestimmten (verhältnismäßigen<br />
und nicht diskriminierenden)<br />
Betrag festgesetzt<br />
sein. Diese Festgebühren<br />
sind im Europäischen<br />
Gerichtsatlas für<br />
Zivilsachen 8 abrufbar. Derartige<br />
Kosten sind an die<br />
jeweils zuständige Empfangsstelle<br />
(in Frankreich<br />
z.B. an die „Hussiers de<br />
Justice“) zu überweisen.<br />
Zustellung durch Postdienste;<br />
unmittelbare Zustellung:<br />
1 Wie Deutschland und Österreich.<br />
2 Wie Frankreich und Belgien.<br />
3 Wie England und Irland.<br />
4 Anhang I „Bescheinigung über die<br />
Zustellung bzw. Nichtzustellung von<br />
Schriftstücken“.<br />
5 Anhang II „Belehrung des Empfängers<br />
über sein Annahmeverweigerungsrecht“.<br />
6 Präziser: Nicht in einer Amtssprache,<br />
kann doch das Verfahren (Minderheitenschutz!)<br />
in einigen Kärntner Gerichten<br />
auch in Slowenisch und in manchen<br />
burgenländischen in Kroatisch<br />
bzw. Ungarisch geführt werden.<br />
7 Anhang I „Bescheinigung über die<br />
Zustellung bzw. Nichtzustellung von<br />
Schriftstücken“.<br />
8 Z.B. für Frankreich:<br />
http://ec.europa.eu/justice_home/judi<br />
cialatlascivil/html/ds_otherinfostate<br />
_fr_de.jsp.<br />
45
Fachbereich Exekution Der Österreichische Recht§pfleger<br />
46<br />
Die Postzustellung in<br />
andere MS ist nunmehr<br />
ausschließlich durch Einschreiben<br />
mit Rückschein<br />
oder mit gleichwertigem<br />
Beleg zulässig. Die<br />
MS können keine (zusätzlichen)<br />
Bedingungen für die<br />
Postzustellung mehr festlegen<br />
(Art 14 EuZVO). Weiterhin<br />
ist eine unmittelbare<br />
Zustellung im Parteibetrieb<br />
nach Österreich oder<br />
aus Österreich in einen<br />
anderen MS nicht möglich<br />
(Art 15 EuZVO).<br />
3. Übersichten über 75<br />
(Nicht-EU)Staaten<br />
1. Ägypten: tatsächliche<br />
Übung<br />
2. Äthiopien: tatsächliche<br />
Übung<br />
3. Afghanistan: tatsächliche<br />
Übung<br />
4. Albanien: tatsächliche<br />
Übung<br />
5. Algerien: tatsächliche<br />
Übung<br />
6. Andorra: tatsächliche<br />
Übung<br />
7. Argentinien: HPÜ<br />
8. Armenien: HPÜ 1954,<br />
BGBl. 91/1957<br />
9. Aserbaidschan: keine<br />
10. Australien: Österr.-brit.<br />
Rechtshilfevertrag, BGBl.<br />
45/1932<br />
11. Barbados: Österr.-brit.<br />
Rechtshilfevertrag, BGBl.<br />
45/1932<br />
12. Brasilien: tatsächliche<br />
Übung<br />
13. Belarus: pragmatische<br />
Anwendung des HPÜ<br />
1954, BGBl. 91/1957<br />
14. Brunei: keine<br />
15. China: tatsächliche<br />
Übung; für die Sonderverwaltungsregion<br />
Macao findet<br />
weiterhin das HPÜ<br />
1954, BGBl. 91/1957,<br />
Anwendung (s. BGBl.<br />
122/2000).<br />
16. Chile: tatsächliche Übung<br />
17. Georgien: tatsächliche<br />
Übung<br />
18. Cote d’Ivoire: keine<br />
19. Dominikanische Republik:<br />
keine<br />
20. Guatemala: keine<br />
21. Indien: tatsächliche Übung<br />
22. Indonesien: tatsächliche Übung<br />
23. Irak: tatsächliche Übung<br />
24. Iran: Niederlassungsvertrag BGBl. 45/1966<br />
25. Israel: HPÜ 1954, BGBl. 91/1957, Zusatzabkommen<br />
BGBl. 225/1982<br />
26. Jamaika: Österr.-brit. Rechtshilfevertrag,<br />
BGBl. 45/1932<br />
27. Japan: HPÜ 1954, BGBl. 91/1957<br />
28. Kanada: Österr.-brit. Rechtshilfevertrag,<br />
BGBl. 45/1932<br />
29. Kasachstan: keine<br />
30. Katar: keine<br />
31. Kenia: Österr.-brit. Rechtshilfevertrag, BGBl.<br />
45/1932<br />
32. Kirgisien: Österr.-brit. Rechtshilfevertrag,<br />
BGBl. 45/1932<br />
33. Kolumbien: tatsächliche Übung<br />
34. Kongo: tatsächliche Übung<br />
35. Kroatien: Weiteranwendung des österr.jugosl.<br />
Rechtshilfevertrages, BGBl. 224/1955.<br />
HPÜ 1954, BGBl. 91/1957<br />
36. Kuba: keine<br />
37. Kuwait: tatsächliche Übung<br />
38. Libyen: tatsächliche Übung<br />
39. Liechtenstein: Österr.-liechtenstein. Rechtshilfevertrag,<br />
BGBl. 99/1968<br />
40. Marokko: HPÜ 1954, BGBl. 91/1957<br />
41. Malediven: keine<br />
42. Mazedonien: Weiteranwendung des österr.jugosl.<br />
Rechtshilfevertrages, BGBl. 224/1955.<br />
HPÜ 1954, BGBl. 91/1957<br />
43. Mexico: tatsächliche Übung<br />
44. Montenegro: Weiteranwendung des österr.jugosl.<br />
Rechtshilfevertrages, BGBl. 224/1955<br />
(BGBl. III 156/1997 und 124/2007), HPÜ<br />
1954, BGBl. 91/1957<br />
45. Monaco: tatsächliche Übung<br />
46. Neuseeland: Österr.-brit. Rechtshilfevertrag,<br />
BGBl. 45/1932<br />
47. Nigeria: Österr.-brit. Rechtshilfevertrag, BGBl.<br />
45/1932<br />
48. Norwegen: HPÜ 1954, BGBl. 91/1957,<br />
Zusatzabkommen BGBl. 455/1985<br />
49. Oman: keine<br />
50. Pakistan: keine<br />
51. Paraguay: keine<br />
52. Peru: tatsächliche Übung<br />
53. Philippinen: tatsächliche Übung<br />
54. Russland: HPÜ 1954, BGBl. 91/1957, österr.sowj.<br />
Rechtshilfevertrag, BGBl. 112/1972<br />
55. San Marino: keine<br />
56. Saudi Arabien: tatsächliche Übung<br />
57. Schweiz: HPÜ 1954, BGBl. 91/1957, Zusatzabkommen<br />
BGBl. 354/1969<br />
58. Serbien: Weiteranwendung des österr.-jugosl.<br />
Rechtshilfevertrages, BGBl. 224/1955. HPÜ<br />
1954, BGBl. 91/1957<br />
59. Seychellen: keine<br />
60. Singapur: Österr.-brit. Rechtshilfevertrag,<br />
BGBl. 45/1932<br />
61. Südafrika: tatsächliche<br />
Übung<br />
62. Syrien: tatsächliche<br />
Übung<br />
63. Taiwan: keine<br />
64. Tansania: Österr.-tans.<br />
Rechtshilfevertrag, BGBl.<br />
222/1980<br />
65. Thailand: keine<br />
66. Togo: keine<br />
67. Türkei: HPÜ 1954, BGBl.<br />
91/1957, Zusatzabkommen,<br />
BGBl. 570/1992<br />
68. Tunesien: Österr.-tun.<br />
Rechtshilfevertrag, BGBl.<br />
304/1980<br />
69. Uganda: Österr.-brit.<br />
Rechtshilfevertrag, BGBl.<br />
45/1932<br />
70. Ukraine: HPÜ 1954,<br />
BGBl. 91/1957 (BGBl. III<br />
25/2000)<br />
71. Vatikan: HPÜ 1954, BGBl.<br />
91/1957<br />
72. Venezuela: keine<br />
73. Vereinigte Arabische<br />
Emirate: keine<br />
74. USA: tatsächliche Übung<br />
75. Vietnam: tatsächliche<br />
Übung<br />
76. Sonderproblem Jersey<br />
u.a.:<br />
Siehe den Vermerk in Gelbes<br />
Buch Online:<br />
Die Kanalinseln [Guernsey,<br />
Alderney, Sark-Inseln sowie<br />
Jersey, Herm und Jethou] Insel<br />
Man, Anguilla, Bermuda, Britische<br />
Jungferninseln, Kaymaninseln,<br />
Falklandinseln und<br />
Nebengebiete, Montserrat,<br />
Hoheitszonen Akrotiri und<br />
Dhekelia [Zypern], St. Helena<br />
und Nebengebiete und Turksund<br />
Caicosinseln sind nicht<br />
Teile des Vereinigten Königreiches<br />
und nicht EU-Mitglieder;<br />
Zustellstücke sind dem BMJ in<br />
2-facher Ausfertigung, je verbunden<br />
mit beglaubigten<br />
Übersetzungen in die englische<br />
Sprache, samt einem<br />
Konsulargebührenbericht vorzulegen,<br />
vgl. Muster II/6b.<br />
Eine Zustellung durch die<br />
zuständige österreichische Vertretungsbehörde<br />
ist zwar<br />
grundsätzlich zulässig, aber<br />
nicht zweckmäßig.
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekution<br />
C. Wichtiges zur<br />
Beweisaufnahme<br />
1. Allgemein<br />
a) Erste Überlegungen müssen<br />
immer in Richtung der<br />
Notwendigkeit gehen, uzw<br />
Allgemein: Ist dieses<br />
Beweismittel überhaupt<br />
notwendig und<br />
Konkret: Ist es notwendig,<br />
dass dieser Beweis<br />
im Ausland aufgenommen<br />
wird.<br />
1. Zulässige (nicht mit Aussicht<br />
bekämpfbare) Abweisungsgründe<br />
(= verfehlte<br />
Beweisanträge):<br />
Beweismittel ist abstrakt<br />
ungeeignet;<br />
Erkennendes Organ ist<br />
von den behaupteten<br />
Tatsachen (nicht von<br />
deren Gegenteil!) schon<br />
überzeugt;<br />
Das Beweisthema ist<br />
irrelevant<br />
Es handelt sich um<br />
einen „Erkundungsbeweis“:<br />
wenn kein konkretes<br />
Thema genannt<br />
wurde.<br />
Eine Abweisung in „vorgreifenderBeweiswürdigung“<br />
(weil dem Zeugen<br />
ohnehin nicht zu<br />
glauben sein wird) ist<br />
hingegen unzulässig!<br />
2. Keine Vernehmung Minderjähriger,<br />
wenn dies das<br />
Kindeswohl belastete<br />
(§ 289b Abs 1 ZPO idF<br />
2.GeSchG; § 13, 35<br />
AußStrG).<br />
b) Dann ist die Beweismethode<br />
zu überlegen:<br />
■ Beweismittelbeschaffung<br />
(„Import“): Ladung zum<br />
erkennenden Gericht;<br />
Auftrag zur Vorlage der<br />
Urkunde oder<br />
■ Eigene Beweisaufnahme<br />
im Ausland: Art 17<br />
EuBVO. Antrag an die<br />
aus dem <strong>Justiz</strong>atlas<br />
ersichtliche Behörde<br />
(z.B. Präsident des OLG<br />
München für Bayern,<br />
<strong>Justiz</strong>ministerium Abtei-<br />
lung internationale Angelegenheiten für die<br />
tschechische Republik, Ministry of Justice of<br />
the Slovak Republic – Division for Private<br />
International Law And International Judicial<br />
Co-operation, ungarisches <strong>Justiz</strong>ministerium.<br />
Abteilung Kollisionsrecht). Die ausländischen<br />
Behörden dulden die Beweisaufnahme<br />
(„passive Rechtshilfe“).<br />
ADRESSE:<br />
http://ec.europa.eu/justice_home/<br />
judicialatlascivil/html/te_centralbody_<br />
hu_de.htm<br />
■ Mittelbare Beweisaufnahme durch das Ausland:<br />
Rechtshilfeersuchen an das zuständige<br />
Gericht (nicht über die Zentralstelle).<br />
Das ausländische Gericht nimmt die Beweise<br />
auf („aktive Rechtshilfe“).<br />
■ Eigene Beweisaufnahme mittel Videokonferenz<br />
(§ 277 ZPO)<br />
Verwendung technischer Einrichtungen zur<br />
Wort- und Bildübertragung bei der Beweisaufnahme<br />
277. Das Gericht hat nach Maßgabe der technischen<br />
Möglichkeiten statt der Einvernahme<br />
durch einen ersuchten Richter eine unmittelbare<br />
Beweisaufnahme unter Verwendung<br />
technischer Einrichtungen zur Wort- und Bildübertragung<br />
durchzuführen, es sei denn, die<br />
Einvernahme durch einen beauftragten oder<br />
ersuchten Richter ist unter Berücksichtigung<br />
der Verfahrensökonomie zweckmäßiger oder<br />
aus besonderen Gründen erforderlich.<br />
2. Grundlagen der zwischenstaatlichen Beweisaufnahme<br />
Global kann sich Österreich auf das HPÜ 1954<br />
bzw. auf bilaterale Abk stützen, unionsweit<br />
(außer gegenüber DK) auf die EuBVO.<br />
Beweisaufnahmen mit Auslandsbezug lassen sich<br />
nach folgenden Modellen regeln: Das Beweismittel,<br />
das sich im Ausland befindet, wird in das<br />
Inland geschafft („Beweismittelimport oder<br />
-transfer“), also z.B. ein Zeuge „aus dem Ausland<br />
geladen“, der Auftrag erlassen, eine Urkunde „aus<br />
dem Ausland“ vorzulegen u.ä. Aber auch eine<br />
Beweisaufnahme im Ausland kommt in Frage.<br />
Dabei war vor der EuBVO – vom Weg konsularischer<br />
Beweisaufnahme abgesehen – ausschließlich<br />
die „klassische Rechtshilfe“ als mit der staatlichen<br />
Souveränität vereinbar erachtet worden,<br />
also die Rechtshilfe, bei der die Gerichte des<br />
Ortes, an dem die Beweisaufnahme stattfinden<br />
soll, für die Gerichte des Staates, in dem das Verfahren<br />
geführt wird, tätig werden („aktive Rechtshilfe“).<br />
Erst mit der EuBVO wird unter den MS<br />
(außer DK) auch eine unmittelbare Beweisaufnahme<br />
des erkennenden Gerichts im Ausland<br />
zugelassen. Die Gerichte des Beweisaufnahmeor-<br />
tes dulden die Beweisaufnahme<br />
durch das ersuchte Gericht<br />
(„passive Rechtshilfe“). Welchen<br />
dieser Wege ein Gericht<br />
im Einzelfall wählt, gibt die<br />
EuBVO nicht vor; dies bleibt<br />
allein dem innerstaatlichen<br />
Recht überlassen (s. dazu<br />
§ 291a ZPO).<br />
a) Grundregeln der klassischen<br />
aktiven Rechtshilfe<br />
Keine erheblichen Änderungen,<br />
nur organisatorische<br />
Erleichterungen bringt die<br />
EuBVO im Verhältnis zur<br />
„klassischen Rechtshilfe“. Der<br />
„Beweismittelimport“ und die<br />
„konsularische oder diplomatische<br />
Beweisaufnahme“ bleiben<br />
überhaupt außerhalb des<br />
Regelungsbereichs der<br />
EuBVO. Ladungen, die sich an<br />
Personen im Ausland richten,<br />
berührt die VO ebenso wenig<br />
wie etwa eine Urkundenedition.<br />
Echtes Neuland wird bei<br />
der unmittelbaren Beweisaufnahme<br />
im Ausland (s unter b)<br />
betreten.<br />
Die Regeln für die aktive<br />
Rechtshilfe lassen sich wie<br />
folgt zusammenfassen:<br />
die Übermittlung der<br />
Ersuchen erfolgt unmittelbar<br />
von Gericht zu Gericht<br />
(Art 2 Abs 1 EuBVO); nur<br />
ausnahmsweise unter<br />
Beteiligung der Zentralstelle;<br />
die zuständigen Gerichte<br />
sind elektronisch abfragbar;<br />
die Kommunikation zwischen<br />
den Gerichten wird<br />
durch die zehn standardisierten<br />
Formblätter (Anhänge<br />
A bis J) erleichtert;<br />
Ersuchen sind in der Amtssprache<br />
des ersuchten<br />
Gerichts, allenfalls in weiteren,<br />
vom ersuchten Staat<br />
zugelassenen Sprachen (in<br />
Österreich: Englisch) abzufassen<br />
(Art 5 Satz 2<br />
EuBVO);<br />
die Durchführung der<br />
Beweisaufnahme geschieht<br />
grundsätzlich nach dem<br />
Recht des ersuchten<br />
Staates (Art 10 Abs 2<br />
47
Fachbereich Exekution Der Österreichische Recht§pfleger<br />
48<br />
EuBVO), einschließlich der<br />
Zwangsmaßnahmen (Art 13<br />
EuBVO). Allerdings kann<br />
das ersuchende Gericht<br />
auch um die Erledigung<br />
nach einer besonderen<br />
Form ersuchen, die das<br />
Recht des ersuchenden<br />
Staates vorsieht (Art 10 Abs<br />
3 EuBVO). Einem solchem<br />
Ersuchen, durch das Teile<br />
fremden Verfahrensrechts<br />
gleichsam „importiert“ werden,<br />
ist grundsätzlich stattzugeben.<br />
Eine Ablehnung<br />
kommt nur in Frage, wenn<br />
die gewünschte Form „mit<br />
dem Recht des Mitgliedstaats<br />
unvereinbar oder<br />
wegen erheblicher tatsächlicher<br />
Schwierigkeiten<br />
unmöglich ist“;<br />
grundsätzlich besteht Parteiöffentlichkeit<br />
(Recht<br />
der Parteien bzw. ihrer Vertreter<br />
zur Anwesenheit bei<br />
der Beweisaufnahme), es<br />
sei denn, dies wäre im<br />
Recht des ersuchten Staates<br />
nicht vorgesehen (Art 11<br />
Abs 1 EuBVO). Eine über<br />
die Anwesenheit hinausgehende<br />
(„aktive“) Beteiligung<br />
der Parteien(vertreter)<br />
muss vom ersuchenden<br />
Gericht besonders beantragt<br />
werden;<br />
auch „Beauftragte“ des<br />
Prozessgerichts haben ein<br />
Recht auf Anwesenheit (Art<br />
12 EuBVO). Dies stellt eine<br />
„Quasi-Unmittelbarkeit“ her<br />
und kann durch Gerichtsangehörige<br />
(z.B. kommissarischer<br />
Richter, ersuchter<br />
[„grenznaher“] Richter) oder<br />
auch Sachverständige<br />
wahrgenommen werden;<br />
relativ enge zeitliche Vorgaben<br />
sorgen für eine rasche<br />
Erledigung der Rechtshilfeersuchen.<br />
Dazu werden<br />
zahlreiche Fristen vorgesehen<br />
(deren Nichteinhaltung<br />
freilich nicht unter Sanktionen<br />
gestellt ist);<br />
in Bezug auf Aussageverweigerungsgründe<br />
gilt<br />
das Kombinationsprinzip,<br />
also eine Meistbegünstigung<br />
des nicht Aussagewil-<br />
ligen, der sich kumulativ sowohl auf alle Aussageverweigerungsrechte<br />
nach dem Recht des<br />
ersuchenden, als auch nach jenem des ersuchten<br />
Gerichtes berufen kann (Art 14 EuBVO).<br />
In einem solchen Fall ist die (weitere) Durchführung<br />
der Rechtshilfe (mit Formblatt H)<br />
abzulehnen (Art 14 Abs 1 EuBVO);<br />
Rechtshilfe ist grundsätzlich (mit Ausnahmen<br />
va im Bereich der Sachverständigengebühren)<br />
unentgeltlich zu leisten und darf von keinem<br />
Kostenvorschuss abhängig gemacht werden<br />
(Art 18 EuBVO).<br />
b) Grundregeln der passiven Rechtshilfe<br />
Die passive Rechtshilfe ist von folgenden Grundregeln<br />
geprägt:<br />
die Beweisaufnahme erfolgt nach dem Recht<br />
des Prozessgerichts und in seiner Sprache;<br />
ihre Zulässigkeit ist allerdings mehrfach eingeschränkt:<br />
So kann sie nur auf freiwilliger<br />
Grundlage erfolgen (Art 17 Abs 2 EuBVO)<br />
ohne jede Möglichkeit des Prozessgerichts,<br />
Zwangsmaßnahmen zu setzen. Auch kann die<br />
nach Art 17 EuBVO zuständige Stelle des<br />
ersuchten Staates Bedingungen für die<br />
Beweisaufnahme setzen, z.B. die Anwesenheit<br />
einer Gerichtsperson des eigenen Staates oder<br />
eine Ersatzpflicht für Zeugengebühren (Die<br />
Antwort [mit Formblatt J] soll binnen 30 Tagen<br />
erfolgen, wobei nicht von stillschweigender<br />
Genehmigung mangels rechtzeitiger Antwort<br />
ausgegangen werden darf);<br />
auch Video- und Telefonkonferenzen fallen<br />
unter Art 17 EuBVO (und sind daher genehmigungspflichtig).<br />
Die Auswahl zwischen aktiver und passiver<br />
Rechtshilfe bleibt nationalem Recht (s bei § 291a<br />
ZPO) und dem Ermessen des ersuchenden<br />
Gerichts überlassen. Wägt man Vor- und Nachteile<br />
ab, so kann man im Überblick zusammenfassen:<br />
Die Unmittelbarkeit wird bei passiver Rechtshilfe<br />
stärker gewahrt (bei aktiver kann ihr nur durch<br />
Beteiligung eines vom Prozessgericht Beauftragten<br />
nahegekommen werden). Die passive Rechtshilfe<br />
folgt dem Recht des ersuchenden Staates, also den<br />
gleichen Verfahrensvorschriften wie das restliche<br />
Verfahren (bei aktiver kann dem nur durch ein<br />
Ersuchen nach Art 10 Abs 3 EuBVO nahegekommen<br />
werden). Die passive Rechtshilfe kann in der<br />
Sprache des erkennenden Gerichts durchgeführt<br />
werden (während bei aktiver Rechtshilfe die Sprache<br />
des ersuchten Gerichts zu verwenden ist).<br />
Allerdings erlaubt die passive Rechtshilfe keine<br />
Zwangsmaßnahmen (Art 17 Abs 2 EuBVO), während<br />
bei aktiver Rechtshilfe die Zwangsmaßnahmen<br />
des ersuchten Staates anwendbar sind (Art<br />
13 EuBVO), und sie ist von der Genehmigung<br />
durch die Zentralstelle des Beweisaufnahmestaates<br />
abhängig (Art 17 Abs 4 EuBVO). Am ökono-<br />
mischsten wird die Unmittelbarkeit<br />
durch Video- und Telefonkonferenzen<br />
verwirklicht,<br />
muss sich hier doch weder die<br />
vernommene Person zum vernehmenden<br />
Richter begeben<br />
noch umgekehrt. Trotzdem ist<br />
der Eindruck fast so authentisch<br />
wie bei körperlicher<br />
Anwesenheit.<br />
c) Innerstaatliche Umsetzungsakte<br />
Die EuBVO gilt als VO unmittelbar<br />
und bedarf keines<br />
Umsetzungsaktes. Schon<br />
wegen gewisser Verweisungen<br />
auf das innerstaatliche Recht<br />
gab es gleichwohl Anpassungsbedarf.<br />
Wie schon<br />
anlässlich der Anerkennung<br />
und Durchsetzung von Ehesachen<br />
und Angelegenheiten<br />
der elterlichen Verantwortung,<br />
hat der österr. Gesetzgeber<br />
keine nur auf den EU-Anerkennungs-<br />
und Vollstreckungsraum<br />
beschränkte ergänzende<br />
Gesetzgebung aktiviert, sondern<br />
umfassend das „internationale<br />
Beweisaufnahmerecht“<br />
überarbeitet, also unabhängig<br />
vom geographischen Anwendungsbereich<br />
der EuBVO mit<br />
dem BG BGBl I 2003/114<br />
Änderungen in der JN (§ 39a),<br />
ZPO (§§ 291a bis 291c), RGV<br />
und im GOG (§ 91a über die<br />
Videokonferenzen – mittlerweile<br />
mit der ZVN 2009 in<br />
§ 277 ZPO transferiert)<br />
beschlossen.<br />
Siehe auch EINFÜHRUNGSER-<br />
LASS vom 17.12.2003 zur Verordnung<br />
(EG) Nr. 1206/2001<br />
des Rates vom 28. Mai 2001<br />
über die Zusammenarbeit zwischen<br />
den Gerichten der Mitgliedstaaten<br />
auf dem Gebiet<br />
der Beweisaufnahme in Ziviloder<br />
Handelssachen (BeweisaufnahmeVO)<br />
(JMZ 30.043<br />
B/9-I 11/2003)<br />
Zuletzt die wichtigsten<br />
Links:<br />
http://ec.europa.eu/justice_ho<br />
me/judicialatlascivil/html/ds_in<br />
formation_de.htm<br />
robert.fucik@bmj.gv.at ■
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekution<br />
Rechtsmittel entscheidungen<br />
I<br />
in Zivilprozess-, Exekutions- und Insolvenzsachen,<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/1<br />
LG Linz vom 13.1.<strong>2011</strong>,<br />
14 R 119/10h<br />
Der vom anwaltlichen Vertreter<br />
der betreibenden Partei<br />
nicht im elektronischen Weg,<br />
sondern als herkömmlicher<br />
Schriftsatz eingebrachte Antrag<br />
auf Bewilligung der Forderungsexekution<br />
nach § 294 EO<br />
ist mit einem Formmangel<br />
behaftet und dem Betreibendenvertreter<br />
zur Verbesserung<br />
– nämlich durch Einbringung<br />
des Antrages im ERV oder<br />
durch Beibringung der<br />
Bescheinigung im Sinn des<br />
§ 11 Abs 1a ERV 2006 –<br />
zurückzustellen. Falls dieser<br />
dem ihm erteilten Verbesserungsauftrag<br />
nicht entspricht,<br />
ist der Exekutionsantrag<br />
zurückzuweisen.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/2<br />
LG Ried/Innkreis vom<br />
9.11.2010, 6 R 314/10h<br />
Die dem Verpflichteten zustehende<br />
Gewerbeberechtigung<br />
stellt als Bestandteil des Unternehmens<br />
ein taugliches Exekutionsobjekt<br />
dar. Das Bestehen<br />
von allfälligen Verwertungshindernissen<br />
ist nicht im<br />
Zuge der Exekutionsbewilligung,<br />
sondern erst im Rahmen<br />
einer im Verwertungsverfahren<br />
durchzuführenden Tagsatzung<br />
zu erörtern. Auch zur Pfändung<br />
eines Mietrechtes müssen<br />
nur die allgemeinen<br />
Voraussetzungen einer Exekutionsbewilligung<br />
gegeben<br />
sein. Ob jedoch (z.B. wegen der nach § 42 Abs 4<br />
MRG vorgesehenen Belassung unentbehrlicher<br />
Wohnräume) eine Verwertung stattfinden kann,<br />
ist erst im Verwertungsverfahren zu prüfen.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/4<br />
LG Ried/Innkreis vom 9.12.2010, 6 R 351/10z<br />
Falls aus dem Vorbringen des Klägers in einer<br />
Mahnklage hervorgeht, dass wegen grob schuldhaftem<br />
Zahlungsverzug des Beklagten durch die<br />
erfolgte Einschaltung eines Rechtsanwaltes aufgelaufene<br />
Betreibungskosten aus dem Titel des<br />
Schadenersatzes geltend gemacht werden, liegt<br />
eine grundsätzlich nach TP 3A RATG zu honorierende<br />
Schadenersatzklage vor. Die Kosten für die<br />
Einsichtnahme in die Ediktsdatei sind im Einheitssatz<br />
gedeckt.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/5<br />
LG Ried/Innkreis vom 15.12.2010,<br />
6 R 345/10t<br />
Die Verfahrenshilfe ist einer Partei nur soweit zu<br />
bewilligen, als sie außerstande ist, die Kosten der<br />
Führung des Verfahrens ohne Beeinträchtigung<br />
des notwendigen Unterhaltes zu bestreiten. Der<br />
notwendige Unterhalt ist aber nur dann beeinträchtigt,<br />
wenn unter Berücksichtigung der zu<br />
erwartenden Prozesskosten keine genügenden<br />
Mittel für eine einfache Lebensführung verbleiben.<br />
Eine einfache Lebensführung bedeutet eine<br />
die persönlichen Bedürfnisse des Einzelnen<br />
berücksichtigende bescheidene Lebensführung<br />
(EFSlg 79.158, 82.177ff, 105.628). Der notwendige<br />
Unterhalt liegt zwar über dem Existenzminimum,<br />
er darf aber den standesgemäßen Unterhalt nicht<br />
erreichen (EFSlg 64.007, 79.159). (Anm.: Monatliches<br />
Einkommen der Klägerin EUR 1.649,--, Sorgepflicht<br />
für 2 Kinder, zur Frage, welche Auslagen<br />
der Klägerin bei der Gewährung einer Verfahrenshilfe<br />
zu berücksichtigen sind).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/6<br />
LG Ried/Innkreis vom 8.2.<strong>2011</strong>, 6 R 17/11h<br />
ADir. i. R. Reg.-Rat Alfred Trautmann<br />
Die inländische Gerichtsbarkeit<br />
setzt voraus, dass für den<br />
geltend gemachten Anspruch<br />
ein österreichisches Gericht<br />
örtlich zuständig ist (§ 27a JN).<br />
Jede Partei hat grundsätzlich<br />
die für ihren Rechtsstandpunkt<br />
günstigen Tatsachen zu beweisen<br />
(RIS-<strong>Justiz</strong> RS0037796).<br />
Dies gilt auch für prozessuale<br />
Tatbestände, wie die örtliche<br />
Zuständigkeit oder inländische<br />
Gerichtsbarkeit (OGH vom<br />
16.2.2006, 6 Ob 190/05t).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/7<br />
LG St. Pölten vom<br />
24.1.<strong>2011</strong>, 7 R 150/10d<br />
Gemäß § 302 EO stehen dem<br />
Drittschuldner für die mit der<br />
Abgabe der Drittschuldnererklärung<br />
verbundenen Kosten<br />
EUR 25,-- als Ersatz zu, wenn<br />
eine wiederkehrende Forderung<br />
gepfändet wurde und<br />
diese besteht. Die Beendigung<br />
des Arbeitsverhältnisses ändert<br />
nichts an der Beurteilung der<br />
gepfändeten Forderung als<br />
wiederkehrend. Forderungen<br />
aus einem Arbeitsverhältnis<br />
sind grundsätzlich als wiederkehrende<br />
Leistungen zu beurteilen,<br />
zumal sie ja nicht einmalig<br />
ausbezahlt werden.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/8<br />
LG Steyr vom 4.8.2010,<br />
1 R 181/10a<br />
Der Antrag des Schuldners auf<br />
Änderung des Zahlungsplans<br />
setzt voraus, dass sich seine<br />
Einkommenslage verschlech-<br />
49
Fachbereich Exekution Der Österreichische Recht§pfleger<br />
tert hat. Dass der Schuldner<br />
während der Laufzeit des Zahlungsplans<br />
weitere Verbindlichkeiten<br />
eingeht, die er bei<br />
Fälligkeit nicht erfüllen kann,<br />
berechtigt in der Regel nicht<br />
zur Vorlage eines neuen Zahlungsplans.<br />
Jedenfalls ist er<br />
verpflichtet, das Vorliegen der<br />
Voraussetzungen nach § 198<br />
KO zu behaupten und zu<br />
bescheinigen.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/9<br />
LG Steyr vom 13.10.2010,<br />
1 R 244/10s<br />
Die Regelung des § 74a EO<br />
substituiert nur (vorläufig) den<br />
Nachweis der Höhe der verzeichneten<br />
Barauslagen, sie<br />
enthebt den betreibenden<br />
Gläubiger aber nicht der Notwendigkeit,<br />
gegebenenfalls im<br />
Kostenverzeichnis jene<br />
Umstände zu behaupten und<br />
auch zu bescheinigen, aus<br />
denen sich ergibt, dass diese<br />
Barauslagen notwendigerweise<br />
zur Rechtsverwirklichung<br />
aufgewendet wurden (Jakusch<br />
in Angst 2, RZ 1a zu § 74a EO).<br />
Die Benennung der Barauslagen<br />
mit „Auskunft Gemeinde<br />
Geburtsdatum“ ist nicht ausreichend,<br />
weil sich aus diesem<br />
Text die Notwendigkeit zur<br />
zweckentsprechenden Rechtsverfolgung<br />
nicht ableiten lässt.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/10<br />
LG Steyr vom 10.11.2010,<br />
1 R 203/10m<br />
Bei der Prüfung, ob dem Verpflichteten<br />
als Kraftfahrer zur<br />
Berufsausübung ein eigener<br />
PKW zu belassen ist, insbesonders<br />
für die Fahrt von der<br />
Wohnung zur Arbeitsstelle und<br />
zurück, ist festzustellen, ob<br />
ihm diesbezüglich Massenbeförderungsmittel<br />
bzw. das Firmenfahrzeug<br />
zur Verfügung<br />
stehen. Ist Letzteres zu verneinen<br />
und ergeben sich flexible<br />
Arbeitszeiten für den Verpflichteten,<br />
dass er auf die<br />
Benützung eines Privatfahrzeuges<br />
angewiesen ist, ist von<br />
einer Unpfändbarkeit des<br />
50<br />
eigenen PKWs auszugehen.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/11<br />
LG Steyr vom 17.11.2010,<br />
1 R 191/10x<br />
Wenn dem betreibenden Gläubiger zur Hereinbringung<br />
einer Forderung die Exekution gemäß<br />
§ 294a EO bewilligt und durch Zustellung des<br />
Zahlungsverbotes an den Drittschuldner XY ein<br />
Pfandrecht begründet wurde, ist diese Exekution<br />
„kanalisiert“. Wenn der betreibende Gläubiger in<br />
einem nachfolgenden Exekutionsantrag nach<br />
§ 294a EO zur Hereinbringung derselben Forderung,<br />
in dem in der Folge derselbe Drittschuldner<br />
bekanntgegeben wurde, nicht glaubhaft gemacht<br />
hat, dass der Verpflichtete eine neue Forderung<br />
im Sinne des § 290a EO erworben bzw. überhaupt<br />
kein Vorbringen erstattet hat, kommt die<br />
Sperrfrist des § 294a Abs 2 EO zur Anwendung.<br />
Die nachfolgende Exekution (Zweitexekution) ist<br />
gemäß § 39 Abs 2 2. Satz EO einzustellen, weiters<br />
sind dem betreibenden Gläubiger die Kosten dieses<br />
Exekutionsverfahrens gemäß § 75 EO abzuerkennen.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/12<br />
LG Steyr vom 24.11.2010, 1 R 281/10g<br />
Zwar ist die Aufzählung der Klagstypen in TP 2<br />
RATG taxativ, doch schließt auch eine taxative<br />
Aufzählung eine vorsichtige Analogie nicht aus.<br />
Regelmäßige Aufwendungen auf eine Liegenschaft<br />
(hier: „Bewirtschaftungskosten“) beinhalten<br />
zweifellos die (anteilige) Zahlung des Kaufpreises<br />
beweglicher Sachen, weiters (anteilige)<br />
Entgelte für geleistete Arbeiten und Dienste, es<br />
liegen somit die Voraussetzungen für die Honorierung<br />
nach TP 2 RATG vor. Der Umstand,<br />
dass außerdem ein Antrag auf Klagsanmerkung<br />
nach § 27 Abs 2 WEG gestellt wurde, führt<br />
nicht zur Subsumtion unter TP 3A RATG, weil<br />
über einen solchen Antrag im Prozess nach den<br />
Vorschriften des Grundbuchsverfahrens zu entscheiden<br />
ist, in dem kein Anspruch auf Kostenersatz<br />
besteht (Obermaier, Kostenhandbuch RZ<br />
562 E 8 mwN).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/13<br />
LG Steyr vom 24.2.<strong>2011</strong>, 1 R 26/11h<br />
Wenn im Exekutionsantrag nicht behauptet wird,<br />
dass das zu pfändende Arbeitseinkommen dem<br />
Gemeinschuldner zumindestens teilweise überlassen<br />
wurde, fällt es in die Insolvenzmasse und ist<br />
eine Exekution darauf gemäß § 10 Abs 1 IO<br />
unzulässig (Mohr, KO 10 E 78, 79, 80 und 89 zu<br />
§ 10 KO).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/14<br />
LG f. ZRS Wien vom 19.1.2010, 46 R 15/10m<br />
Die Restschuldbefreiung ist<br />
nach Billigkeit iSd § 213 Abs 2<br />
KO auch dann zu erteilen,<br />
wenn eine Quote von weniger<br />
als 9 % erreicht worden ist,<br />
der Grund dafür aber ausschließlich<br />
in den hohen Verfahrenskosten<br />
liegt (Kodek<br />
aaO RZ 680). Im vorliegenden<br />
Fall wurde eine Quote von<br />
8,9 % erreicht und die Verfahrenskosten<br />
machten mehr als<br />
das Doppelte jenes Betrages<br />
aus, der zur Erreichung einer<br />
10 %igen Quote fehlt.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/15<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
25.1.2010, 46 R 555/09x<br />
Während für die Dauer der<br />
Aufschiebung keine gleichartige<br />
Exekution bewilligt werden<br />
darf (vgl. Jakusch in Angst,<br />
EO 2 § 3 RZ 40), gilt diese Einschränkung<br />
nicht für die<br />
Bewilligung eines anderen<br />
Exekutionsmittels. Selbst wenn<br />
mehrere Exekutionsverfahren<br />
gemeinsam bewilligt werden,<br />
besteht zwischen den einzelnen<br />
Exekutionsverfahren kein<br />
unlösbarer Zusammenhang<br />
und sie können jeweils ein<br />
völlig verschiedenes Schicksal<br />
haben, was auch für die Fragen<br />
ihrer Aufschiebung gilt.<br />
Somit ist klargestellt, dass hinsichtlich<br />
jedes Exekutionsmittels<br />
die Aufschiebungsvoraussetzungen<br />
gesondert zu prüfen<br />
sind und die Aufschiebung<br />
gesondert zu beantragen ist,<br />
woraus deutlich wird, dass<br />
auch aus diesen Gründen ein<br />
in einer Fahrnisexekution<br />
ergangener Aufschiebungsbeschluss<br />
der Bewilligung der<br />
Forderungsexekution nicht<br />
entgegenstehen kann.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/16<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
25.1.2010, 47 R 579/09h<br />
Die Zuständigkeit des Bezirksgerichtes<br />
für die Eröffnung<br />
des Schuldenregulierungsverfahrens<br />
setzt voraus, dass der<br />
Schuldner zum Zeitpunkt der<br />
Antragstellung kein Unterneh-
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Fachbereich Privatinsolvenzrecht Exekution<br />
men betreibt. Gemäß § 4<br />
Abs 4 ASVG stehen dem<br />
Dienstnehmer im Sinne des<br />
ASVG Personen gleich, die<br />
sich aufgrund freier Dienstverträge<br />
auf bestimmte oder<br />
unbestimmte Zeit zur Erbringung<br />
von Dienstleistungen<br />
verpflichten, wenn sie aus dieser<br />
Tätigkeit ein Entgelt beziehen,<br />
die Dienstleistung im<br />
Wesentlichen persönlich<br />
erbringen und über keine<br />
wesentlichen Betriebsmittel<br />
verfügen. Dass sie beim<br />
Finanzamt als selbstständig<br />
erwerbstätig geführt werden,<br />
ändert an diesem Umstand<br />
nichts. (Zur Frage, welche<br />
Merkmale auf das Vorliegen<br />
eines Unternehmens schließen<br />
lassen).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/17<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
22.2.2010, 46 R 614/09y<br />
Die Anweisung des Gerichtes<br />
an eine Partei, die Kosten<br />
(hier: Schlosserkosten) direkt<br />
zu bezahlen, ist keine gerichtliche<br />
Entscheidung, sondern<br />
nur eine Anregung, durch die<br />
die Partei nicht beschwert ist,<br />
weshalb dagegen auch kein<br />
Rechtsmittel zulässig ist. Ein<br />
Rechtsmittel dagegen ist vielmehr<br />
als unzulässig zurückzuweisen.<br />
Die Entlohnung des<br />
vom Gerichtsvollzieher beauftragten<br />
Schlossers zur Öffnung<br />
des Vollzugsortes hat nicht<br />
nach den Bestimmungen eines<br />
bestehenden Tarifs, sondern<br />
nach Werkvertragsregeln zu<br />
erfolgen. Die Parteien können<br />
gegen die Entlohnung des<br />
Schlossers nur im Rahmen<br />
eines allenfalls gegen sie<br />
gerichteten justizverwaltungsbehördlichenEinhebungsverfahrens<br />
Stellung beziehen.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/18<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
31.3.2010, 47 R 140/10a<br />
Der Beschluss auf Bewilligung<br />
der einstweiligen Verfügung<br />
gemäß § 382g Abs 1 EO<br />
erfolgt grundsätzlich ohne<br />
Gewährung rechtlichen Gehörs an den Gegner<br />
der gefährdeten Partei, dem dann der Widerspruch<br />
gemäß § 397 EO zusteht (RIS-<strong>Justiz</strong><br />
RS0005557, zuletzt 4 Ob 177/08w). Der Gegner<br />
der gefährdeten Partei hat keinen verfahrensrechtlichen<br />
Anspruch vor der Entscheidung über<br />
den Sicherungsantrag gehört zu werden (3 Ob<br />
74/09t).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/19<br />
LG f. ZRS Wien vom 26.3.2010, 47 R 121/10g<br />
Bei der Prognoseentscheidung über die voraussichtliche<br />
Kostendeckung sind sämtliche dem<br />
Treuhänder zukommenden Beträge, so auch solche<br />
aufgrund einer während der Laufzeit des<br />
Abschöpfungsverfahrens zu erwartenden Verbesserung<br />
der Einkommenslage des Schuldners, zu<br />
berücksichtigen (Kodek, Privatkonkurs RZ 552).<br />
Dazu bedarf es eines konkreten Vorbringens,<br />
etwa zu einem konkreten neuen Arbeitsplatz<br />
oder zu konkreten Erwerbschancen (8 Ob<br />
56/01w). Lediglich allgemein gehaltene Ausführungen<br />
genügen hingegen nicht.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/20<br />
LG f. ZRS Wien vom 19.4.2010, 47 R 145/10m<br />
Gemäß § 19 Markenschutzgesetz entsteht das<br />
Markenrecht mit dem Tag der Eintragung in das<br />
Markenregister (Registrierung). Die Schutzdauer<br />
endet 10 Jahre nach dem Ende des Monats, in<br />
dem die Marke registriert worden ist. Sie kann<br />
durch rechtzeitige Zahlung einer Erneuerungsgebühr<br />
immer wieder um 10 Jahre verlängert werden.<br />
Die neue Schutzdauer ist ohne Rücksicht auf<br />
den Tag der Erneuerung vom Ende der unmittelbar<br />
vorangegangenen Schutzdauer an zu berechnen.<br />
(Zur weiteren Frage der Löschung der<br />
Marke bzw. der Einstellung der Exekution gemäß<br />
§ 39 Abs 1 Z 8 EO).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/21<br />
LG f. ZRS Wien vom 27.4.2010, 47 R 83/10v<br />
Die Vollstreckbarkeitsbestätigung bindet alle<br />
Gerichte mit Ausnahme desjenigen, das sie erteilt<br />
hat. Das über den Exekutionsantrag entscheidende<br />
Exekutionsgericht, das nicht auch Titelgericht<br />
ist, sowie die dem Exekutionsgericht übergeordneten<br />
Rechtsmittelinstanzen dürfen somit die<br />
Richtigkeit der Vollstreckbarkeitsbestätigung nicht<br />
überprüfen. Sind Titel- und Bewilligungsgericht<br />
nicht identisch, so kann das Rekursgericht die<br />
formelle Vollstreckbarkeit nicht aufgrund des<br />
Titelaktes überprüfen. Dies wäre ein Verstoß<br />
gegen das Neuerungsverbot (RIS-<strong>Justiz</strong><br />
RS0000180, vgl. auch RS0000335). Es besteht nur<br />
der Rechtsbehelf nach § 7 Abs 3 EO (Aufhebung<br />
der Vollstreckbarkeitsbestätigung beim Titelgericht).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/22<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
20.5.2010, 47 R 185/10v und<br />
47 R 186/10s<br />
Die Gewährung von Verfahrenshilfe<br />
hat zur Voraussetzung,<br />
dass die beabsichtigte<br />
Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung<br />
nicht schon ohne<br />
nähere Prüfung der Angriffsoder<br />
Abwehrmittel als erfolglos<br />
erkannt werden kann. Ob<br />
eine Rechtsverfolgung offenbar<br />
aussichtslos ist, muss<br />
objektiv beurteilt werden. Dies<br />
stellt den Unterschied zur<br />
Mutwilligkeit dar, welche<br />
voraussetzt, dass die Partei die<br />
Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung<br />
fortsetzt, obwohl<br />
sie deren Aussichtslosigkeit<br />
bereits selbst erkannt hat.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/23<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
26.5.2010, 46 R 175/10s<br />
Die Ausscheidung eines PKWs<br />
aus der Konkursmasse ist<br />
dann gerechtfertigt, wenn dieser<br />
zum Ausgleich einer körperlichen,<br />
geistigen oder psychischen<br />
Behinderung oder im<br />
Rahmen einer medizinischen<br />
Therapie eines mit dem Verpflichteten<br />
im gemeinsamen<br />
Haushalt lebenden Familienmitgliedes<br />
benötigt wird<br />
(Anmerkung: Laut vorgelegtemSachverständigengutachten<br />
leidet der Sohn der Verpflichteten<br />
an einem Aufmerksamkeitsdefizit<br />
bzw. an einer<br />
Hyperaktivitätsstörung, ebenso<br />
an Epilepsie, die Behandlung<br />
erfolgt durch Therapien, die<br />
Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
sei nicht möglich).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/24<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
26.5.2010, 46 R 103/10b<br />
Eine Judikatsschuld verjährt in<br />
der langen (30- bzw. 40-jährigen)<br />
Verjährungsfrist des<br />
§ 1478 (1485) ABGB, gerechnet<br />
ab Rechtskraft des Urteils<br />
bzw. Rechtswirksamkeit des<br />
Vergleichs (Neumayr Exekuti-<br />
51
Fachbereich Exekution Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />
onsrecht (2004) 52). Es ist<br />
somit nicht das Datum des<br />
Exekutionstitels maßgebend,<br />
vielmehr kommt es auf den<br />
Zeitpunkt der Rechtskraft bzw.<br />
der Rechtswirksamkeit an.<br />
Gemäß § 1501 ABGB ist auf<br />
die Verjährung ohne Einwendung<br />
der Parteien von Amts<br />
wegen nicht Bedacht zu nehmen<br />
(Jakusch in Angst EO 2 RZ<br />
21 zu § 3). Eingetretene Verjährung<br />
kann durch Oppositionsklage<br />
geltend gemacht<br />
werden (Heller/Berger/Stix I<br />
373f, Jakusch aaO RZ 32 zu<br />
§ 35 EO).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/25<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
28.5.2010, 47 R 172/10g<br />
Eine vorzeitige Einstellung des<br />
Abschöpfungsverfahrens im<br />
fortgesetzten Verfahren ist nur<br />
möglich, wenn entweder der<br />
bestellte Treuhänder eine Mitteilung<br />
gemäß § 210a KO an<br />
das Gericht übermittelt oder<br />
dieses versucht, den Schuldner<br />
einzuvernehmen oder ein<br />
Konkursgläubiger die vorzeitige<br />
Einstellung des Abschöpfungsverfahrens<br />
aus einem der<br />
in § 211 Abs 1 Z 1 und 2<br />
genannten Gründen beantragt.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/26<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
10.6.2010, 47 R 26/10m<br />
Gemäß § 173 Abs 1 KO sind<br />
die Bestimmungen über die<br />
Vertretung durch Rechtsanwälte<br />
im Konkursverfahren<br />
grundsätzlich nicht anzuwenden,<br />
d.h. es besteht weder<br />
absolute noch relative An -<br />
walts pflicht. Den Parteien<br />
bleibt es allerdings unbenommen,<br />
sich eines Bevollmächtigten<br />
zu bedienen. Es gelten<br />
dann die Vorschriften der<br />
§§ 30 bis 38 ZPO (Deixler-<br />
Hübner in Konecny/Schubert,<br />
Kommentar zu den Insolvenzgesetzen<br />
§ 173 RZ 4, vgl auch<br />
Globalverweis des § 171 KO).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/27<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
16.6.2010, 47 R 213/10m<br />
52<br />
Gemäß § 176 Abs 2 KO können im Rekurs neue<br />
Tatsachen, soweit sie bereits zur Zeit der<br />
Beschlussfassung in 1. Instanz entstanden waren,<br />
angeführt werden. Werden im Rekurs Neuerungen<br />
geltend gemacht, ist mit der Aufhebung der<br />
angefochtenen Entscheidung vorzugehen und<br />
dem Erstgericht die Aufnahme der entsprechenden<br />
Beweise aufzutragen (Kodek, Privatkonkurs<br />
2002, RZ 120).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/28<br />
LG f. ZRS Wien vom 16.6.2010, 47 R 224/10d<br />
Gemäß § 8 Abs 1 Finanzprokuraturgesetz gebührt<br />
der Finanzprokuratur der Zuspruch der Kosten<br />
gleich einem Rechtsanwalt, und zwar auch dann,<br />
wenn sie sich durch einen Bediensteten einer<br />
anderen Dienststelle vertreten lässt oder diese für<br />
sie nach § 6 Abs 4 oder 5 einschreitet. Gemäß § 6<br />
Abs 5 Finanzprokuraturgesetz sind, soweit keine<br />
Anwaltspflicht besteht, die Finanz- und Zollämter<br />
ermächtigt, zur Sicherung und Einbringung von<br />
Steuern, Gebühren, Zöllen und sonstigen öffentlichen<br />
Abgaben in Vertretung der Finanzprokuratur<br />
bei den Gerichten einzuschreiten. (Da im Exekutionsverfahren<br />
keine Anwaltspflicht besteht, im<br />
vorliegenden Fall das Finanzamt gemäß § 6 Abs 5<br />
Finanzprokuraturgesetz für die Finanzprokuratur,<br />
die die Republik Österreich vertritt, einschreitet,<br />
gebührt dem Finanzamt gemäß § 8 Abs 1 Finanzprokuraturgesetz<br />
der Zuspruch der Kosten gleich<br />
einem Rechtsanwalt).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/29<br />
LG f. ZRS Wien vom 12.7.2010, 47 R 223/10g<br />
Ist die hereinzubringende Forderung eine solche<br />
auf Unterhalt und liegen ihr mehrere Exekutionstitel<br />
zugrunde, genügt es, die hereinzubringende<br />
Forderung mit dem Gesamtbetrag anzuführen<br />
(§ 54 Abs 4 EO). Nach der Vorstellung des<br />
Gesetzgebers müssen nur mehr alle Exekutionstitel,<br />
der Gesamtbetrag der daraus resultierenden<br />
Forderungen und der betriebene Restbetrag angeführt<br />
werden. Eine genaue Abrechnung hat der<br />
Unterhaltsgläubiger erst im Fall von Einwendungen<br />
gegen den Anspruch zu erstellen. (Zur Frage<br />
der Form eines Exekutionsantrages zur Hereinbringung<br />
von Unterhaltsforderungen mehrerer<br />
Unterhaltsgläubiger).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/30<br />
LG f. ZRS Wien vom 29.11.2010, 46 R 560/10h<br />
Gemäß § 292l Abs 2 EO hat der betreibende<br />
Gläubiger dem Verpflichteten binnen 4 Wochen<br />
nach dessen schriftlicher Aufforderung eine Quittung<br />
über die erhaltenen Beträge zu übersenden<br />
und die Höhe der offenen Forderung anzugeben.<br />
Der Wortlaut des Gesetzes spricht von „Übersenden“<br />
einer Quittung. Die Vorlage einer solchen<br />
im Rahmen der Äußerung<br />
zum Einstellungsantrag kann<br />
nicht als „Übersendung“ angesehen<br />
werden.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/31<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
29.9.2010, 46 R 476/10f<br />
Gemäß § 186 Abs 1 IO steht<br />
dem Schuldner im Schuldenregulierungsverfahrengrundsätzlich<br />
die Eigenverwaltung zu.<br />
Wenn er sich jedoch am Verfahren<br />
nicht beteiligt (hier:<br />
Abwesenheit von der Tagsatzung),<br />
insbesondere kein Vermögensverzeichnis<br />
vorlegt,<br />
bedeutet dies, dass seine Vermögensverhältnisse<br />
nicht<br />
überschaubar sind, was die<br />
Bestellung eines Insolvenzverwalters<br />
(Masseverwalters) zur<br />
Folge hat (§§ 180, 186 Abs 2<br />
Z 1 und 3 IO).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/32<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
14.10.2010, 47 R 383/10m<br />
Mietrechte an Wohnungen<br />
sind gegenüber jedem Gläubiger<br />
der Exekution insoweit<br />
entzogen, als sie für den Mieter<br />
und die mit ihm im<br />
gemeinsamen Haushalt lebenden<br />
Familienangehörigen<br />
unentbehrliche Wohnräume<br />
betreffen. Daher ist eine Exekution<br />
auf Mietrechte, auch<br />
wenn die Benützung der<br />
Räumlichkeiten dem Betrieb<br />
eines Unternehmens dient,<br />
grundsätzlich zulässig (SZ<br />
46/123, RIS-<strong>Justiz</strong> RS0002544).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/33<br />
Die Verlängerung des<br />
Abschöpfungsverfahrens nach<br />
§ 213 Abs 4 KO soll dem<br />
Schuldner ermöglichen, die<br />
Quote von 10 % und damit<br />
die Restschuldbefreiung doch<br />
noch zu erreichen. Nach dem<br />
klaren Wortlaut des § 213<br />
Abs 4 KO soll in solchen Fällen<br />
nur bei Vorliegen der<br />
Voraussetzungen des § 213<br />
Abs 1 KO, also einer Mindestquote<br />
von 10 % eine Rest-
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekution<br />
schuldbefreiung ausgesprochen<br />
werden können. Bei<br />
mangelndem Erreichen der<br />
10 %-Quote ist auch keine<br />
weitere „Billigkeitsentscheidung“<br />
durch analoge Anwendung<br />
der Bestimmung des<br />
§ 213 Abs 2 KO möglich, weil<br />
keine Gesetzeslücke vorliegt<br />
(RIS-<strong>Justiz</strong> RS0121181 = 8 Ob<br />
84/06 und 8 Ob 5/10h).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/34<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
29.10.2010, 47 R 406/10v<br />
Der im Aufschiebungsantrag<br />
des Verpflichteten vorgelegte<br />
Einkommensteuerbescheid ist<br />
zwar als unbedenkliche<br />
Urkunde im Sinne des § 44<br />
Abs 2 Z 1 EO anzusehen,<br />
jedoch nicht geeignet, den<br />
Einwendungssachverhalt (§§ 35<br />
und 36 EO) darzutun. Das<br />
steuerpflichtige Einkommen<br />
eines selbständig Erwerbstätigen<br />
kann nicht mit der Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
gleichgesetzt werden. Die Aufschiebung<br />
der Forderungsund<br />
der Fahrnisexekution zur<br />
Hereinbringung des Unterhaltsrückstandes<br />
ist daher<br />
unbedingt von einer Sicherheitsleistung<br />
abhängig zu<br />
machen.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/35<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
29.10.2010, 47 R 405/10x<br />
Falls das Gericht bereits mehr<br />
als 3 Monate über den Antrag<br />
der betreibenden Partei nicht<br />
entschieden hat, war deren<br />
Urgenzantrag zur zweckentsprechenden<br />
Rechtsverfolgung<br />
notwendig und nach § 74 EO<br />
zu honorieren. Das Rekursgericht<br />
teilt die vom Erstgericht<br />
zitierte Entscheidung RpflSlgE<br />
2000/33 nicht (vgl. Jakusch in<br />
Angst EO 2 § 74 RZ 15).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/36<br />
OGH vom 13.10.2010, 3 Ob<br />
139/10b<br />
Zur Frage der Exekutionsführung<br />
durch Pfändung der dem<br />
Verpflichteten als Stifter gegenüber einer<br />
bestimmten Privatstiftung zustehenden Gesamtrechte,<br />
insbesondere des Rechts auf Auflösung<br />
der Stiftung und des Rechts auf Einziehung des<br />
Liquidations- bzw. Auflösungserlöses sowie Verwertung<br />
durch Ermächtigung, die genannten<br />
Rechte im eigenen Namen geltend zu machen,<br />
insbesonders durch Abänderung der Stiftungsurkunde,<br />
die Privatstiftung zu monatlichen Ausschüttungen<br />
in bestimmter Höhe zu verpflichten.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/37<br />
OGH vom 13.10.2010, 3 Ob 167/10w<br />
Die bewilligte Exekution zur Sicherstellung geht<br />
nach Eintritt der Vollstreckbarkeit des Titels ohne<br />
neuerlichen Exekutionsbewilligungsantrag in eine<br />
solche auf Befriedigung über. Ein eigener<br />
Beschluss, der bloß den Übergang feststellt bzw.<br />
anordnet, ist überflüssig (3 Ob 10/72 = SZ 45/15,<br />
Sailer aaO § 375 RZ 18 mwN). Der auch ohne<br />
Beschlussfassung eintretende Übergang der Exekution<br />
zur Sicherstellung in eine Befriedigungsexekution<br />
ändert nichts daran, dass eine Antragstellung<br />
dafür erforderlich bleibt, dass das Exekutionsgericht<br />
weitere Vollzugsschritte unternimmt<br />
(4 Ob 599/75 = SZ 48/116, Sailer aaO,<br />
§ 375 RZ 19 mwN).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/38<br />
OGH vom 13.10.2010, 3 Ob 165/10a<br />
Der nach den §§ 331ff EO betreibende Privatgläubiger<br />
eines Gesellschafters einer KEG (KG) ist<br />
nach erfolgter Kündigung (§ 135 UGB) und Auflösung<br />
der Gesellschaft am von den Gesellschaftern<br />
durchzuführenden Liquidationsverfahren<br />
(§ 145 Abs 1 UGB) noch nicht beteiligt. Er muss<br />
das Ergebnis der Liquidation abwarten und kann<br />
erst auf die danach dem Verpflichteten zukommenden<br />
Vermögenswerte exekutiv greifen, es sei<br />
denn, die Gesellschafter beschließen – mit der<br />
Zustimmung des Privatgläubigers – eine andere<br />
Verwertung des Gesellschaftsvermögens.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/41<br />
OGH vom 11.11.2010, 3 Ob 162/10k<br />
Nach Rechtskraft des Beschlusses auf Erteilung<br />
des Zuschlages können etwaige Mängel des Verfahrens,<br />
selbst im Verfahren unterlaufene Nichtigkeiten,<br />
nicht mehr zur Beseitigung des Zuschlages<br />
führen (3 Ob 18/87 mwN, RIS-<strong>Justiz</strong><br />
RS0003128).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/42<br />
LG Steyr vom 17.2.<strong>2011</strong>, 1 R 285/10w-17<br />
Ein Parteienvertreter darf sich nicht auf unbestimmte<br />
Angaben einer Partei über das Zustell -<br />
datum einer Mahnklage verlassen, er hat vielmehr<br />
in Frist sachen genaue Erkundigungen<br />
bei den zuständigen<br />
Stellen anzustellen (Gitschthaler<br />
aaO RZ 15 und 16). Das<br />
Fehlverhalten berufsmäßiger<br />
Parteienvertreter ist der Partei<br />
selbst zuzurechnen.<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/43<br />
LG Salzburg vom 10.3.<strong>2011</strong>,<br />
53 R 405/10f<br />
Der Erlag nach § 307 EO ist<br />
nur dann zulässig, wenn zwei<br />
oder mehrere Forderungsprätendenten<br />
dem Drittschuldner<br />
gegenüberstehen (RIS-<strong>Justiz</strong><br />
RS0103060). Die Behauptung<br />
des Drittschuldners, ein Teil<br />
der Forderung sei durch Aufrechnung<br />
erloschen, bildet<br />
keinen Erlagsgrund nach § 307<br />
EO (RIS-<strong>Justiz</strong> RS0103059). Ein<br />
Streit über die Zulässigkeit der<br />
Aufrechnung bildet keinen<br />
Erlagsgrund (3 Ob 10/94).<br />
Rückstandsausweise bilden<br />
einen Exekutionstitel, wobei<br />
allerdings über Einwendungen<br />
gegen die Richtigkeit von<br />
Rückstandsausweisen mit<br />
Bescheid zu erkennen ist<br />
(10 ObS 150/03m).<br />
RpflSlgE <strong>2011</strong>/44<br />
LG Ried/Innkreis vom<br />
15.3.<strong>2011</strong>, 6 R 41/11p<br />
Bei einer im Rechtsmittelverfahren<br />
auferlegten Sicherheitsleistung<br />
ist für den Erlag eine<br />
Frist unter Hinweis auf die mit<br />
ihrem fruchtlosen Ablauf verbundenen<br />
Rechtsfolgen zu setzen<br />
(MGA EO 14 RZ 72 zu § 44<br />
EO).<br />
■<br />
53
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung<br />
ADir.<br />
Walter<br />
Zaunmüller<br />
Fachredakteur <strong>Justiz</strong>verwaltung<br />
BG Wels<br />
E-Mail:<br />
walter.zaunmueller@justiz.gv.at<br />
Fachbereich<br />
<strong>Justiz</strong>verwaltung<br />
Jv-Grundausbildung – NEU – ein Zwischenbericht<br />
Seit 1. Juli 2010 gelten die neuen Ausbildungsvorschriften<br />
als modulare Grundausbildung für die<br />
Bediensteten der Entlohnungsgruppe v2 in der<br />
<strong>Justiz</strong>verwaltung (Modulare <strong>Justiz</strong>verwaltungsgrundausbildungs-Verordnung-MJvG-V).<br />
Damit wurden die aus dem Jahre 1897 (kein<br />
Tippfehler) stammenden und gültigen Bestimmungen<br />
über die Zweite Kanzlei-Personalverordnung<br />
außer Kraft gesetzt.<br />
Mit der neuen Ausbildungsverordnung wurde ein<br />
Meilenstein in der Grundausbildung der (zukünftigen)<br />
„<strong>Justiz</strong>manager“ gesetzt, ist es doch das<br />
vorrangigste Ziel, die entsprechenden Kenntnisse<br />
und Fähigkeiten zu vermitteln, die für eine qualitativ<br />
hochwertige Erfüllung der Aufgaben erforderlich<br />
sind.<br />
Besonders zu beachten ist, dass die Ausbildung<br />
sowohl berufsspezifisches Wissen und praxisrelevante<br />
Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt,<br />
aber auch dass der Lehr- und Lernstoff nach dem<br />
neuesten Stand der Wissenschaft und den dienstlichen<br />
Erfordernissen vermittelt wird.<br />
Nachdem der erste Lehrgang bereits mit großem<br />
Erfolg abgeschlossen werden konnte und der<br />
zweite Lehrgang sich dem Ende zuneigt, habe ich<br />
Kursteilnehmer des zweiten Lehrganges um eine<br />
Zusammenfassung und um ein Stimmungsbild<br />
gebeten:<br />
Karenz, Amtsverschwiegenheit, Budget, BIG-<br />
Gesetz, soziale Kompetenz, Disziplinarverfahren,<br />
BBG-Shop, AVG, VwGG, GGG – nur einige von<br />
unzähligen Begriffen aus den verschiedensten<br />
Themenbereichen, die in der Modularen Grundausbildung<br />
<strong>Justiz</strong>verwaltung (kurz MGA-Jv)<br />
behandelt werden. So wie auch die Teilnehmer<br />
dieses 2. Lehrganges aus den unterschiedlichsten<br />
Bereichen in der <strong>Justiz</strong> kommen – Revisoren,<br />
<strong>Rechtspfleger</strong>, Mitarbeiter in den Personalverwaltungen<br />
der OLGs, Geschäftsstellenleiter.<br />
Diese bunt zusammengewürfelte Truppe aus<br />
allen Bundesländern Österreichs traf sich erstmals<br />
im Oktober 2010 zum ersten Modul dieses<br />
Grundlehrganges in Graz. Dienstrecht stand auf<br />
dem Programm und niemand der Teilnehmer<br />
Andreas Fournier<br />
konnte genau sagen, was da<br />
auf einen zukommen würde.<br />
Doch eines kristallisierte sich<br />
in diesen ersten vier Tagen<br />
heraus, nämlich, dass diese<br />
Gruppe zueinander gehört<br />
wie der Wein zum Burgenland.<br />
Gegenseitige Unterstützung<br />
war von Anfang angesagt,<br />
alles gemischt mit viel<br />
Witz und Humor.<br />
Begonnen wurde dieser erste<br />
Ausbildungsteil mit einer Kennenlernrunde,<br />
bevor es zu<br />
den ersten Vorträgen über die<br />
Grundzüge des Dienstrechts<br />
sowie des Ausschreibungsgesetzes<br />
ging. Doch auch diese<br />
eher trockene Materie wurde<br />
einerseits durch die stets witzigen<br />
Kommentare der TeilnehmerInnen<br />
aufgelockert sowie<br />
durch kompetente Antworten<br />
der Vortragenden auch auf<br />
schwierigste Fragen gemeistert.<br />
Jede/r der TeilnehmerInnen<br />
war voll bei der Sache<br />
und so wurde der Start in<br />
diese Ausbildung für alle zu<br />
einem wahren „Vergnügen“.<br />
Das zweite Modul fand im<br />
November im Hotel Sperlhof<br />
in Windischgarsten statt und<br />
hatte die Themen „Personalführung<br />
und Disziplinarwesen„<br />
zum Inhalt. Die Vortragenden<br />
liefen teilweise zur<br />
Höchstform auf, was sich wiederum<br />
auch auf das Klima<br />
dieser Teilnehmergruppe niederschlug.<br />
Selbst das Thema<br />
Leistungsfeststellung und Disziplinarwesen<br />
wurde aufgrund<br />
tiefgreifender Fragen aus dem<br />
55
Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Teilnehmerkreis zu einer wahren<br />
Episode aus Beispielen zu<br />
den einzelnen Themenkomplexen,<br />
die den Kolleginnen<br />
und Kollegen dieses doch<br />
zum Teil schwierig zu verstehende<br />
Spezialgebiet klar und<br />
verständlich darlegte.<br />
Das dritte Modul führte ins<br />
Bildungszentrum nach Kitzbühel,<br />
wo sich schon die Anreise<br />
als wahres Abenteuer herausstellte,<br />
fiel doch am Anreisetag<br />
gut und gerne 1 bis 2 m Neuschnee,<br />
was wiederum die<br />
Ausrichter des Hahnenkammrennens<br />
zu Jubelstürmen<br />
bewegte.<br />
Die Jubelstürme der KollegInnen<br />
hielten sich in diesem<br />
Modul jedoch in Grenzen,<br />
waren doch die Teilnehmer<br />
aufgrund der im Jänner bevorstehenden<br />
ersten Teilprüfung<br />
schon einigermaßen nervös.<br />
So wurde der zur Wiederholung<br />
des Stoffgebietes gedachte<br />
Tag für die meisten der<br />
Gruppe zum Aha-Erlebnis;<br />
Jede/r wusste ab jetzt, es gibt<br />
nur noch eines: Lernen, lernen,<br />
lernen. Aber auch die<br />
musikalischen, im Modul 2<br />
festgestellten, Fertigkeiten<br />
wurden vertieft und erweitert.<br />
Die anschließend an dieses<br />
Modul stattfindende E-Mail<br />
Flut kann sich kaum jemand<br />
vorstellen, zumal die TeilnehmerInnen<br />
durch die teilweise<br />
verwirrenden Meldungen in<br />
den E-Mails noch nervöser<br />
wurden - „wie war des jetzt?“<br />
– „was is da jetzt genau?“ –<br />
„habt‘s ihr des a so verstanden?“.<br />
Schlussendlich wurden im Jänner<br />
<strong>2011</strong> hervorragende Leistungen<br />
bei der ersten Teilprüfung<br />
erbracht, so dass mehr<br />
als die Hälfte der Teilnehmerinnen<br />
ein „ausgezeichnet“ im<br />
Prüfungszeugnis vorfanden.<br />
Dieses Ergebnis wurde anlässlich<br />
des 4. Moduls im <strong>Justiz</strong>bildungszentrum<br />
Schwechat<br />
auch gebührend gefeiert.<br />
56<br />
Das 5. Modul fand ebenfalls im <strong>Justiz</strong>bildungszentrum<br />
Schwechat statt und brachte zum Vorschein:<br />
Auch die nächste Teilprüfung im <strong>Juni</strong><br />
<strong>2011</strong> wird kein leichtes Unterfangen, zumal ein<br />
Großteil des Stoffgebietes den TeilnehmerInnen<br />
aus ihren bisherigen Tätigkeiten mehr oder weniger<br />
unbekannt ist.<br />
Modul 6 brachte dann wieder ein wenig<br />
Abwechslung in den grauen Theorieausbildungsplan<br />
– niemand geringerer als die über alle Grenzen<br />
hinaus bekannten Vortragenden Dr. Wimmer<br />
und Dr. Buchacher durften in dieser Woche im<br />
Parkhotel Billroth in St. Gilgen am Wolfgangsee<br />
die Gruppe unterrichten. Und die beiden waren<br />
nicht wenig überrascht, dass sie eine so homogene<br />
und so gut zusammenpassende Anzahl an <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />
vorfanden, mussten sie doch Teile<br />
ihres schon vorbereiteten Vortrages in letzter<br />
Sekunde noch einmal völlig neu konzipieren.<br />
Ihrer jahrelangen Erfahrung und vor allem ihrer<br />
Kunst, alles aus den TeilnehmerInnen herauszuholen,<br />
verdankten die TeilnehmerInnen, dass<br />
diese Tage zu Unvergesslichen wurden.<br />
Die Theorie holte die Gruppe jedoch rasch wieder<br />
ein – Modul 7 war im Mai zu meistern. Galt<br />
es doch, die noch völlig Unbekannte „Budget<br />
und Beschaffung“ kennenzulernen und einigermaßen<br />
zu begreifen. Doch auch hier schafften es<br />
die Vortragenden hervorragend, ein Stoffgebiet,<br />
das eigentlich wenig Anlass zu Scherzen gibt, in<br />
humorvoller Art und Weise an die TeilnehmerInnen<br />
heranzutragen.<br />
Zum Abschluss dieses kurzen Zwischenberichtes<br />
kann man zusammenfassend feststellen: Der Weg<br />
des Bundesministeriums für <strong>Justiz</strong>, auch für die<br />
<strong>Justiz</strong>verwaltung eine rechtspflegerähnliche Ausbildung<br />
zu schaffen, ist der absolut Richtige.<br />
Durch diesen und andere, hoffentlich noch folgende,<br />
Erfahrungsberichte sollten vor allem diejenigen<br />
Kolleginnen und Kollegen motiviert werden,<br />
diese Ausbildung zu absolvieren, die in<br />
ihrer beruflichen Laufbahn eine leitende Funktion<br />
anstreben. Doch auch diejenigen, die bereits in<br />
leitenden Funktionen tätig sind, sei diese Ausbildung<br />
ans Herz zu legen.<br />
■
<strong>Rechtspfleger</strong>kurse Der Österreichische Recht§pfleger<br />
58<br />
<strong>Justiz</strong>bildungszentrum Schwechat<br />
Diplomrechtspflegerausbildung<br />
Die <strong>Rechtspfleger</strong>prüfung im Arbeitsgebietslehrgang für Zivilprozess-, Exekutions- und Insolvenz -<br />
sachen (01. 09. – 23. 11. 2010) haben bestanden:<br />
OLG-Sprengel Wien:<br />
VB Silvia Varga, BG Leopoldstadt<br />
OLG-Sprengel Graz:<br />
VB Hanna Leczek, BG St. Veit a.d. Glan<br />
VB Susanne Lorenz, BG Graz-West<br />
VB Manuela Klinar, BG Klagenfurt<br />
OLG-Sprengel Innsbruck:<br />
VB Anja Kofler, BG Innsbruck<br />
VB Mechthild Stöckler<br />
VB Tanja Valentini, BG Landeck<br />
Die Prüfung im Grundlehrgang (15. 02. – 16. 05. <strong>2011</strong>) haben bestanden:<br />
OLG-Sprengel Wien:<br />
VB Barbara Bauer, dzt BG Hietzing<br />
VB Josef Brenner, dzt. BG Favoriten<br />
VB Martina Edelmüller, BG Josefstadt<br />
VB Christina Engelscharmüller, dzt. BG Floridsdorf<br />
VB Christina Grubwieser, dzt. BG Innere Stadt Wien<br />
VB Melinda Guelmino, dzt. BG Leopoldstadt<br />
VB Silke Helmer, BG Innere Stadt Wien<br />
VB Manuela Jahnel, BG Floridsdorf<br />
VB Birgit Markowitsch, dzt. BG Purkersdorf<br />
VB Patrick Obermoser, dzt. BG Döbling<br />
VB Bianca Raab, dzt. BG St. Pölten<br />
VB Jenny Schadinger, dzt. BG Innere Stadt Wien<br />
VB Lukas Schaub, dzt. BG Leopoldstadt<br />
VBH Nadine Schiffczyk, dzt. BG Schwechat<br />
VB Andrea Schönhofer, dzt. BG Hernals<br />
VB Katrin Schweigler, dzt. BG Ybbs/Donau<br />
VB Dagmar Weiß, dzt HG Wien<br />
OLG-Sprengel Linz:<br />
VB Ute Holzer-Stern, dzt. BG Bezirksgericht Traun<br />
VB Barbara Kronberger, dzt. BG Wels<br />
VB Markus Pötzelsberger, BG Neumarkt<br />
VB Beatric Schimpf, dzt. BG Wels<br />
OLG-Sprengel Innsbruck:<br />
VB Karin Ahornegger, BG Bregenz<br />
VB Bianca Marth, BG Kufstein<br />
VB Karin Weitlaner, BG Kitzbühel<br />
Herzlichen Glückwunsch!
Der Österreichische Recht§pfleger <strong>Rechtspfleger</strong>kurse<br />
Kurse im<br />
<strong>Justiz</strong>bildungszentrum Schwechat<br />
Arbeitsgebietslehrgang in Verlassenschaftssachen, Kindschafts-<br />
und Sachwalterschaftsangelegenheiten, sowie Angelegenheiten des<br />
Gerichtserlages und der Einziehung gerichtlicher Verwahrnisse:<br />
Kurs: 10. 01. 2012 bis 30. 03. 2012<br />
Prüfung schriftlich: 02. 04. 2012<br />
Prüfungsurlaub: 03. 04. 2012 bis 17. 04. 2012<br />
Prüfung mündlich: 18. 04. 2012<br />
Arbeitsgebietslehrgang in Zivilprozess-, Exekutions- und Insolvenz -<br />
sachen:<br />
Kurs: 10. 01. 2012 bis 28. 03. 2012<br />
Prüfung schriftlich: 29. 03. 2012<br />
Prüfungsurlaub: 30. 03. 2012 bis 13. 04. 2012<br />
Prüfung mündlich: 16. 04. 2012<br />
Arbeitsgebietslehrgang in Grundbuchs- und Schiffsregistersachen:<br />
Kurs: 07. 02. 2012 bis 18. 04. 2012<br />
Prüfung schriftlich: 19. 04. 2012<br />
Prüfungsurlaub: 20. 04. 2012 bis 04. 05. 2012<br />
Prüfung mündlich: 07. 05. 2012<br />
Arbeitsgebietslehrgang in Sachen des Firmenbuchs:<br />
Kurs: 21. 02. 2012 bis 02. 05. 2012<br />
Prüfung schriftlich: 03. 05. 2012<br />
Prüfungsurlaub: 04. 05. 2012 bis 18. 05. 2012<br />
Prüfung mündlich: 21. 05.2 012<br />
Grundlehrgang für <strong>Rechtspfleger</strong>anwärter/-innen:<br />
Kurs: 08. 03. 2012 bis 15. 06. 2012<br />
Prüfungsurlaub: 18. 06. 2012 bis 22. 06. 2012<br />
Prüfung mündlich: 25. und 26. 06. 2012<br />
59
Abo-Bestellung Der Österreichische Recht§pfleger<br />
ABO-Bestellung<br />
(für externe<br />
Interessenten aus<br />
dem Bereich<br />
der Rechtsberufe,<br />
Behörden, etc.)<br />
An das<br />
Sozialwerk für <strong>Justiz</strong>bedienstete<br />
Schmerlingplatz 11<br />
1016 Wien<br />
Ich bestelle hiermit die Zeitschrift<br />
„Der österreichische Recht§pfleger“<br />
zum Preis von € 4,00<br />
(€ 2,50 + € 1,50 Versand- und<br />
Bearbeitungsgebühr) pro Ausgabe.<br />
Diese Bestellung ist von mir jederzeit schriftlich<br />
aufkündbar.<br />
Zahlungsart: Erlagschein liegt jeder Ausgabe<br />
bei.<br />
60<br />
ABO-BESTELLUNG<br />
Name:<br />
Straße/Hausnummer/Stiege/Stock/Tür-Nr.:<br />
Postleitzahl: Ort:<br />
Datum:<br />
Unterschrift:<br />
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Monatliche Grundgebühr 10,– 8,– 20,– 16,– 35,– 28,–<br />
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Monatliche Grundgebühr 10,– 8,– 15,– 12,–<br />
Inklusivvolumen 10 GB 15 GB<br />
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Mediencenter – persönlicher Online-Speicher<br />
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10 GB Online-Speicher<br />
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Aktion gültig bis 30.06.<strong>2011</strong>. Mindestvertragsdauer 24 Monate, Taktung 60/60. Freieinheiten österreichweit, pro Abrechnungsperiode (Monat), keine Übertragung in die folgende Abrechnungsperiode. Verbindungen zu Mehrwert-/Nachrichtendienste und<br />
Sonder-/Kurzrufnummern sind nicht in den Freieinheiten inkludiert. Bei Überschreiten der inkludierten Freieinheiten € 0,29 pro Min./SMS. Bei Auslandstelefonie gelten die Preise laut Auslandszone im gewählten Tarif. Für die Inanspruchnahme des kostenpflichtigen<br />
Services SMS Empfangsbestätigung werden 5 Cent pro Bestätigungs SMS verrechnet. HIT International: 300 Auslandsminuten gelten von Österreich in sämtliche EU Mitgliedsstaaten (ausgenommen Überseegebiete), Liechtenstein, Norwegen,<br />
Bosnien, Kroatien, Serbien, Schweiz und Türkei. web‘n‘walk 500: Nach Ablauf der ersten 2 Monate werden 5,–/Monat verrechnet, bei Überschreiten des inkludierten Volumens werden € 0,10/MB verrechnet. Mediencenter 10 GB: Nach Ablauf der ersten 2<br />
Monate werden 2,90/Monat verrechnet. Alle Infos und Nutzungsbedingungen zu Mediencenter und MyCommunity unter https://mediencenter.t-mobile.at bzw. auf www.t-mobile.at/mycommunity.<br />
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Roamingpartner. Abrechnung erfolgt in 50 KB-Blöcken. Die erreichbare Geschwindigkeit ist von zahlreichen Faktoren, wie Standort, Endgerät, Tarif, Netzauslastung etc. abhängig. Übertragungsgeschwindigkeiten können nicht zugesichert werden. Maximal<br />
3,6Mbit/s Down- und 1Mbit/s Uplink. Ab Überschreitung des inkludierten Datenvolumens werden € 0,25/MB verrechnet. Microsoft Office 2010: Es gelten die Garantiebestimmungen – einsehbar unter http://www.t-mobile.at/_PDF/office_2010_nb.pdf.<br />
Unlimited Option: Verfügbar nur für ausgewählte Tarife. Nach Überschreiten des inkludierten Datenvolumen wird die Übertragungsgeschwindigkeit auf maximal 128 kbit/s reduziert. Mindestvertragsdauer 24 Monate.<br />
www.nomik.at/justizressort