RDT 4/2006 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2006</strong><br />
10<br />
I NTERVIEW<br />
RdT: Gibt es Hoffnung, dass in China<br />
in absehbarer Zeit ein Tierschutzgesetz<br />
erlassen werden könnte?<br />
Jill Robinson: Ja, vielleicht. Zufällig<br />
habe ich vor kurzem einen starken Befürworter<br />
dieses Vorhabens getroffen,<br />
Professor Song Wie, <strong>der</strong> die Vorgaben<br />
entwirft und daran arbeitet, die Regierung<br />
zu überzeugen. Aber dies wird ein<br />
langwieriger Prozess, denn das Thema<br />
ist kompliziert und heiß diskutiert - es<br />
reicht von <strong>Tiere</strong>n in <strong>der</strong> Medizin, Unterhaltung<br />
bis hin zu den intensiven Farmpraktiken<br />
usw.<br />
Ein erster Gesetzesentwurf wurde Anfang<br />
des Jahres zur Seite gelegt. Aber<br />
<strong>der</strong> Bürgermeister <strong>der</strong> Insel Hainan<br />
(Südchina) scheint ein aktiver Befürworter<br />
des Tierschutzgesetzes zu sein,<br />
so dass möglicherweise von dort aus<br />
ein erster Schritt auf Provinzebene erfolgen<br />
und weitergehen wird.<br />
RdT: Akzeptiert die chinesische Regierung<br />
die Arbeit von Animals Asia?<br />
Jill Robinson: Ohne die Hilfe unserer<br />
Regierungspartner sowohl in Sichuan<br />
als auch in Peking könnten wir nicht<br />
in China arbeiten. Beamte des Forstministeriums<br />
in Sichuan und <strong>der</strong> China<br />
Wildlife Association in Peking haben<br />
uns in den letzten sechs Jahren unterstützt<br />
und dabei geholfen, 217 Bären<br />
zu retten. Wir haben jetzt auch För<strong>der</strong>er<br />
im Nationalen Volkskongress, die<br />
uns helfen. Trotzdem ist die Arbeit sowohl<br />
inspirierend als auch frustrierend,<br />
denn so wie uns einige Beamte unterstützen,<br />
gibt es auch an<strong>der</strong>e, die <strong>gegen</strong><br />
uns arbeiten.<br />
RdT: Können Sie ein Umdenken in <strong>der</strong><br />
B<strong>ev</strong>ölkerung hinsichtlich ihres Verhältnisses<br />
zum Tier erkennen?<br />
Jill Robinson: Manche glauben,<br />
China sei so groß und die Kultur so tief<br />
verwurzelt, dass keine Verän<strong>der</strong>ung in<br />
Gang kommen kann. Vielleicht gilt das<br />
für einen alten, streng traditionellen<br />
Dorfbewohner. Aber bei den jungen<br />
Leuten haben wir eine echte Chance.<br />
Mit den vielen Verän<strong>der</strong>ungen und den<br />
nahenden Olympischen Spielen geht<br />
Jill Robinson, Grün<strong>der</strong>ein von Animals Asia, im<br />
KOMMT DER WAN<br />
HOFFNUNG AUF EINE GESELLSCHAFT<br />
Im letzten RdT startete <strong>der</strong> bmt seine große Kampagne<br />
zum Importverbot von Haustierfellen aus<br />
Asien. Tausende von Ihnen haben unsere Protestkarten<br />
an <strong>Bund</strong>esminister Horst Seehofer und den<br />
chinesischen Botschafter Ma Canrong unterzeichnet.<br />
Der Briefträger musste die Karten in Waschkörben<br />
transportieren - so zahlreich haben Sie sich<br />
an unserer Aktion beteiligt. Das war großartig!<br />
Die Kampagne läuft noch bis Mitte Dezember,<br />
dann wird <strong>der</strong> bmt mit den gesammelten Protestunterschriften<br />
den Verbraucherschutzminister und<br />
Jill Robinson auf einem chinesischen Tiermarkt<br />
den chinesischen Botschafter in Berlin aufsuchen.<br />
Inzwischen hat die Europäische Komission einen<br />
Verordnungsentwurf auf den Weg gebracht, <strong>der</strong> in<br />
ganz Europa die Herstellung, Vermarktung sowie die Ein- und Ausfuhr von asiatischen Haustierfellen<br />
verbieten soll.<br />
Dass die Europäer sich mittlerweile für die gravierenden Tierschutzprobleme in Asien interessieren,<br />
ist beson<strong>der</strong>s Jill Robinson zu verdanken. Die Englän<strong>der</strong>in gründete 1998 Animals Asia Foundation in<br />
Peking. Über die Fortschritte ihrer Arbeit spricht sie in unserem aktuellen Interview.<br />
auch eine atemberaubende Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
einher und damit eine neue<br />
Aufmerksamkeit <strong>gegen</strong>über <strong>Tiere</strong>n und<br />
ihrem Wohlergehen. An den Universitäten<br />
sind immer mehr "grün" orientierte<br />
Studenten. Das Internet zeigt die<br />
Probleme des Arten- und Tierschutzes<br />
auf <strong>der</strong> ganzen Welt - und in China.<br />
Neben lokalen Tiergruppen spielen<br />
auch die Medien eine wichtige Rolle.<br />
Das hilft natürlich unserer Arbeit, und<br />
das Feedback darauf ist phänomenal.<br />
RdT: Haben Sie erlebt, dass Ihre Arbeit<br />
vor Ort behin<strong>der</strong>t wird?<br />
Jill Robinson: Ja, das war zum Beispiel<br />
Anfang <strong>2006</strong>, als Wang Wei vom<br />
Staatlichen Forstministerium äußerte,<br />
<strong>der</strong> Erhalt <strong>der</strong> Bärenfarmindustrie sei<br />
wegen <strong>der</strong> Traditionellen Chinesischen<br />
Medizin notwendig und dass es inzwischen<br />
eine humane und hygienische<br />
Industrie sei. Das war seine Reaktion<br />
auf ein Ereignis im Dezember 2005, als<br />
377 Mitglie<strong>der</strong> des Europäischen Parlaments<br />
sich in einer Erklärung offiziell<br />
für ein Ende <strong>der</strong> Bärenfarmen in China<br />
aussprachen.<br />
Dieser Erfolg wurde möglich durch unsere<br />
eigenen Mitarbeiter, Christa Filipowicz<br />
in Deutschland und Dave Nea-<br />
Bärenfarm zur Gewinnung von Gallensaft