«Die Renaissance der Mediaplanung» - Publisuisse SA
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Ausgabe Juli 2012<br />
Magazin impactDas von publisuisse<br />
<strong>«Die</strong> <strong>Renaissance</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Mediaplanung»</strong><br />
Spitzenwerber und Markenfachmann Florian Haller<br />
über Werbung im digitalen Zeitalter.<br />
Seite 4<br />
Cartiers Coup<br />
Longspot zum Jubiläum<br />
sorgt für Aufsehen.<br />
Seite 13<br />
Chefsache<br />
Die Schweizerische Mobiliar<br />
und die Werbung.<br />
Seite 16<br />
Werbe-Traumpaar<br />
Warum Scout24 auf<br />
TV-Werbung setzt.<br />
Seite 18
picked up<br />
Der Kapitän in <strong>der</strong> Brandung<br />
Sicheres Navigieren in <strong>der</strong> komplexen Medien- und Kommunikationswelt ist Gold wert. Das weiss auch Urs Schnei<strong>der</strong>,<br />
Schweizer Werber des Jahres 2012. Dass mit dem Geschäftsführer <strong>der</strong> Agentur Mediaschnei<strong>der</strong> erstmals ein Media-<br />
Fachmann mit diesem Preis ausgezeichnet wurde, zeigt, wie wichtig strategische Mediaplanung heute ist. Und Urs Schnei<strong>der</strong><br />
weiss um den Wert von Navigationshilfen bei dieser Tätigkeit. Deshalb liess er sich gerne als Werbeträger für das neue<br />
strategische Planungstool «mediacompass» von publisuisse einspannen – und fürs Shooting entsprechend stylen.<br />
➔➔ Trend-Artikel➔zur➔strategischen➔Mediaplanung➔im➔impact➔ab➔Seite➔8<br />
➔➔ Hintergrund➔zum➔strategischen➔Planungstool➔«mediacompass»➔im➔impact➔zoom➔ab➔Seite➔2<br />
➔Foto:➔publisuisse.<br />
2 impact 2 | Juli 2012<br />
impact 2 | Juli 2012<br />
3<br />
impact<br />
4 face to face<br />
Spitzenwerber Florian Haller über erfolgreiche<br />
Werbung und die Bedeutung des Mediums TV in <strong>der</strong><br />
«internetisierten» Welt.<br />
8 trend<br />
Warum strategische Mediaplanung für erfolgreiches<br />
Marketing und effektive Werbung immer wichtiger wird.<br />
13 market<br />
Gegentrend Longspots: Wie Cartier mit einer<br />
High-End-Produktion zum Jubiläum weltweit aufhorchen<br />
liess.<br />
16 portrait<br />
«Chefsache»: Urs Berger, Verwaltungsratspräsident<br />
<strong>der</strong> Mobiliar-Versicherung, über Werbung.<br />
18 spotlight<br />
Traumpaar TV/Online: Die Schweizer Onlinemarktplätze<br />
von Scout24 setzen stark auf TV-Werbung.<br />
20 spotlight<br />
Erfolg mit bescheidenem Budget: Prodis zeigt,<br />
wie auch kleine Unternehmen mit dem Medium TV<br />
werben können.<br />
22 agenda/mixed zone<br />
23 side view<br />
Gastkolumne von Prof. Dr. Albert Alexan<strong>der</strong> Stahel,<br />
Experte für Sicherheitsfragen und Strategie.<br />
impact zoom<br />
Welche Vorteile hat das neue strategische Planungstool<br />
«mediacompass» von publisuisse und wie funktioniert<br />
es? Wie bewirbt man ein Produkt mit einer spezifischen<br />
Zielgruppe effektiv? Das Unternehmen YouMedical<br />
macht es vor. Die neue Rubrik «MdZ-Report» befasst<br />
sich mit dem «Lagerfeuer-Effekt» <strong>der</strong> Medien. Und das<br />
Beispiel <strong>der</strong> Tour de Romandie zeigt, wie ein Sport-<br />
veranstalter seinen Sponsoren einen attraktiven crossmedialen<br />
Auftritt sichert.<br />
Titelbild: Florian Haller, fotografiert von Manu Frie<strong>der</strong>ich.<br />
Strategie in <strong>der</strong> Werbung<br />
Das Wort «strategós», von dem sich «Strategie»<br />
ableitet, stammt aus dem Altgriechischen<br />
und bedeutete damals «Feldherr, Kommandant».<br />
Heute ist <strong>der</strong> Begriff omnipräsent,<br />
sei es in <strong>der</strong> Wirtschaftswelt, beim Militär<br />
(wie die Kolumne von Albert Stahel zeigt),<br />
beim Spielen o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Software-Entwicklung.<br />
Auch in <strong>der</strong> Werbung werden Strategien<br />
immer wichtiger. In <strong>der</strong> digitalisierten<br />
und fragmentierten Kommunikationswelt<br />
von heute ist die strategische Mediaplanung<br />
entscheidend für den Erfolg von Werbung. «Sie ist zentral für eine Kampagne<br />
und untrennbar mit <strong>der</strong> Entwicklung des Kreativkonzepts verbunden», sagt<br />
etwa Spitzenwerber Dominique von Matt.<br />
Die Individualisierung <strong>der</strong> Menschen schlägt sich auch im Medienkonsum<br />
nie<strong>der</strong>. Das Motto heisst «Anything, anytime, anywhere and any quality».<br />
Florian Haller, CEO <strong>der</strong> grössten inhabergeführten Agenturgruppe Europas,<br />
spricht in diesem Zusammenhang von einer «Internetisierung» <strong>der</strong> Medien:<br />
<strong>«Die</strong> allermeisten Medien werden in Zukunft auf <strong>der</strong> Plattform Internet<br />
stattfinden – auch TV.» Dabei sei das Internet nur das Betriebssystem und<br />
kein Inhalt: «Für die Inhalte muss weiterhin <strong>der</strong> Fernseh- o<strong>der</strong> Bewegtbildmacher<br />
sorgen. Und <strong>der</strong> Bedarf wächst laufend.» Angesichts dieser Entwicklung<br />
sei <strong>der</strong> Abgesang auf das Fernsehen «ein grosses Missverständnis».<br />
In <strong>der</strong> Tat zeigen viele Beispiele, dass es das Medium TV für den Erfolg von<br />
Werbekampagnen braucht. Cartier etwa sorgte mit einem Longspot zum<br />
165-jährigen Bestehen weltweit für Aufsehen. Viele Onlineunternehmen<br />
wie Tutti, Ricardo o<strong>der</strong> Scout24 setzen auf das Traumpaar TV/Online,<br />
um Bekanntheit zu erlangen und im Internet überhaupt auffindbar<br />
zu werden o<strong>der</strong> «top of mind» zu bleiben. Und das Beispiel des Sicherheits-<br />
unternehmens Prodis zeigt, wie man auch mit kleinem Budget im Fernsehen<br />
effektiv werben kann. Dass es dafür eine gute Strategie braucht, versteht<br />
sich von selbst.<br />
Genau deshalb hat publisuisse mit dem «mediacompass» ein strategisches<br />
Intermedia-Planungstool entwickelt, das mit seinem innovativen, medienübergreifenden<br />
Ansatz den Fachleuten in den Unternehmen und Agenturen<br />
bei <strong>der</strong> strategischen Planung unter die Arme greifen soll.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spass bei <strong>der</strong> «strategischen»<br />
Lektüre dieser Ausgabe.<br />
Martin Schnei<strong>der</strong><br />
Direktor publisuisse<br />
editorial
face to face Florian Haller, Spitzenwerber und Markenfachmann<br />
<strong>«Die</strong> Medienplanung<br />
erlebt eine <strong>Renaissance</strong>»<br />
Authentisch, überraschend und relevant. Das müssen Werbebotschaften<br />
im digitalen Zeitalter gemäss Florian Haller sein. Der deutsche Spitzenwerber<br />
mit Schweizer Wurzeln ist überzeugt, dass die strategische Mediaplanung<br />
in <strong>der</strong> «internetisierten» Welt wie<strong>der</strong> enorm an Gewicht gewinnt.<br />
impact: Herr Haller, welche Werbebotschaften<br />
haben Sie in den letzten 24 Stunden bewusst<br />
wahrgenommen?<br />
Florian Haller: Die Launchkampagne für den<br />
i8, den Elektro-Car von BMW, in <strong>der</strong> Süddeutschen<br />
Zeitung, dann Amazon-Werbungen auf<br />
meinem Handy, Bannerwerbung im Internet,<br />
die iTunes-Kampagne auf meinem iPad und<br />
schliesslich Radiowerbung im Auto, die mir<br />
jetzt nicht mehr präsent ist.<br />
Sie sagten bereits, welche Kommunikations-<br />
mittel Sie selber benutzen, nämlich Handy,<br />
iPad, Zeitungen und klassische elektronische<br />
Medien. Sie sind damit ein Paradebeispiel<br />
für die Entwicklung, die in <strong>der</strong> Medienwelt<br />
im Gange ist.<br />
Sie haben mich ertappt. Ich bin in <strong>der</strong> Tat<br />
typisch für das verän<strong>der</strong>te Nutzungsverhalten<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung. Die Gesellschaft wird<br />
immer individualistischer, und damit wird<br />
auch die Medienauswahl immer individualistischer.<br />
Das heisst aber nicht, dass das Fernsehen<br />
keine goldene Zukunft vor sich hat. Ich<br />
selber komme abends sehr unregelmässig<br />
nach Hause. Mein Fernsehverhalten ist darauf<br />
angelegt, dass ich dann gerade sehen kann,<br />
was ich möchte. Das bringt mich also stark in<br />
den Video-on-demand-Bereich. Zum Beispiel<br />
habe ich gestern spätabends noch den Kriegsfilm<br />
Darfur zu Ende gesehen. Natürlich hat <strong>der</strong><br />
Durchschnittskonsument abends etwas mehr<br />
Zeit zur Verfügung, um linear fernzusehen.<br />
Für die Digitalisierung des Alltags haben Sie<br />
ein eigenes Wort geprägt – Sie sprechen von<br />
<strong>der</strong> «Internetisierung», welche die Bedeu-<br />
tung des bewegten Bildes auch in <strong>der</strong> Werbung<br />
massiv steigert.<br />
Die Digitalisierung ist für mich <strong>der</strong> technische<br />
Standard. In Wirklichkeit geht es um die Internetisierung<br />
<strong>der</strong> Medien. Die allermeisten<br />
Medien werden in Zukunft auf <strong>der</strong> Plattform<br />
Internet stattfinden. Das trifft auch auf TV zu.<br />
Werblich und programmlich haben wir in diesem<br />
Rahmen ganz an<strong>der</strong>e Möglichkeiten als<br />
heute im linearen Fernsehen.<br />
Sie haben einmal gesagt, das Internet werde<br />
zum Betriebssystem für das Fernsehen.<br />
Genau. Und wenn man sich ein bewegtes<br />
und ein statisches Bild ansieht und überlegt,<br />
worauf unser Gehirn ausgelegt ist, liegt die<br />
Antwort auf <strong>der</strong> Hand. Bewegte Bil<strong>der</strong> sind<br />
angenehmer für uns und lösen viel mehr<br />
Emotionen aus. Der Anteil des bewegten Bildes<br />
wird deshalb weiter zunehmen. Der Abgesang<br />
aufs Fernsehen ist angesichts dieser<br />
Entwicklung ein grosses Missverständnis. Internet<br />
ist ein Betriebssystem und kein Inhalt.<br />
Für die Inhalte muss weiterhin <strong>der</strong> Fernseh-<br />
o<strong>der</strong> Bewegbildmacher sorgen. Und <strong>der</strong> Bedarf<br />
wächst laufend.<br />
Die Fragmentierung <strong>der</strong> Kommunikations-<br />
und Medienwelt macht die Arbeit für Werberinnen<br />
und Werber nicht eben einfacher.<br />
Wie spricht man in dieser komplexen Welt<br />
Zielgruppen effektiv an?<br />
Als Folge <strong>der</strong> Individualisierung <strong>der</strong> Menschen<br />
wird die Medienwelt immer fragmentierter.<br />
Darauf müssen wir uns in <strong>der</strong> Werbung einstellen.<br />
Es wird immer weniger <strong>der</strong> Fall sein,<br />
dass man mit einer grossen Massenkampagne<br />
alle Schweizer, Deutschen o<strong>der</strong> Österreicher<br />
erreicht. Über neue und alte Kanäle lassen<br />
sich Menschen viel individueller und zielgerichteter<br />
ansprechen. So gesehen müssen wir<br />
von <strong>der</strong> Zielgruppe in <strong>der</strong> Werbung allmählich<br />
zu kleinsten Einzel-Clusters kommen und das<br />
Verbraucherverhalten wirklich verstehen.<br />
Wir müssen wissen, wer was zu welchem<br />
Zeitpunkt wünscht. So wie Amazon das heute<br />
schon macht, indem mir vorgeschlagen<br />
wird, welche Bücher mich noch interessieren<br />
könnten o<strong>der</strong> mir Kamera-Angebote gezeigt<br />
werden, wenn ich mich im Netz über Kameras<br />
informiere.<br />
Demografische Zielgruppen halten Sie für<br />
überholt?<br />
Ich finde, dass die klassische Zielgruppe 14–49<br />
selbst als Referenzzielgruppe ein sehr archaisches<br />
Instrument ist. Sie wird <strong>der</strong> Altersstruktur<br />
und <strong>der</strong> Zahlungskraft <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
nicht gerecht. Heute geht man deshalb eher<br />
von Käuferzielgruppen aus. Da ordnet man die<br />
Menschen nicht mehr nach ihrer soziodemografischen<br />
Beschaffenheit, son<strong>der</strong>n nach ihren<br />
Interessen rund ums Kaufverhalten. Was ist<br />
wichtiger: Wie alt ein Mensch ist o<strong>der</strong> ob er<br />
einen konkreten Bedarf nach einem Auto hat?<br />
Weil das Einkaufsverhalten immer hybri<strong>der</strong><br />
wird und sich heute 55-Jährige verhalten wie<br />
an<strong>der</strong>e Mitte dreissig, sind soziodemografische<br />
Zielgruppen nicht mehr aussagekräftig. Eine<br />
mo<strong>der</strong>ne internetbasierte Planung geht von<br />
Einzelkäuferprofilen aus. Dabei gehts um Interessen,<br />
Kaufabsichten und die Anzahl <strong>der</strong> Ansprachen,<br />
die das einzelne Profil davor hatte.<br />
Diese Entwicklung halte ich für wegweisend.<br />
➔<br />
Agenturmann und Media-Persönlichkeit des Jahres<br />
Florian Haller (45) ist Hauptgeschäftsführer <strong>der</strong> grössten inhabergeführten Agentur Europas,<br />
<strong>der</strong> Serviceplan-Gruppe. Nach seinem Wirtschaftsstudium in St. Gallen arbeitete <strong>der</strong> Münchner<br />
mit Schweizer Wurzeln zunächst bei <strong>der</strong> Werbeagentur Lintas in New York und war danach Brand Manager<br />
bei Procter&Gamble. 1996 stieg er als Geschäftsführer einer Werbeagentur bei <strong>der</strong> Serviceplan-Gruppe ein,<br />
die von seinem Vater Peter, einem Berner, mitbegründet wurde. 2006 wurde er von <strong>der</strong> Zeitschrift Horizont<br />
als «Agenturmann des Jahres» und 2010 vom Branchenmagazin W&V als deutsche<br />
«Media-Persönlichkeit des Jahres» ausgezeichnet.<br />
4 impact 2 | Juli 2012 impact 2 | Juli 2012<br />
5
➔<br />
face to face Florian Haller, Spitzenwerber und Markenfachmann<br />
«Internet<br />
ist das Betriebssystem<br />
fürs Fernsehen.»<br />
Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> zunehmenden<br />
Komplexität <strong>der</strong> Medienwelt wird die strategische<br />
Mediaplanung immer wichtiger.<br />
Was muss sie alles können?<br />
Wir erleben diesbezüglich wirklich eine <strong>Renaissance</strong><br />
– die Bedeutung <strong>der</strong> medialen Planung<br />
gewinnt wie<strong>der</strong> enorm an Gewicht. Die<br />
Grundanfor<strong>der</strong>ung besteht darin, zu verstehen,<br />
wo man die Verbraucher und Konsumentinnen<br />
erreicht, und zu wissen, zu welchem<br />
Zeitpunkt sie welche Medien nutzen. Denn<br />
das än<strong>der</strong>t sich im Tagesablauf ständig. Darauf<br />
aufbauend, muss dann eine Kampagne<br />
entwickelt werden – es geht also nicht darum,<br />
sich nur Werbemittel auszudenken und die<br />
Medienbudgets grob zu verteilen. Um hier in<br />
die Tiefe zu arbeiten und echtes Touchpoint<br />
Planning anbieten zu können, braucht es<br />
enormes Know-how.<br />
Sie sprechen von Touchpoint Planning –<br />
nicht mehr von Channel Planning wie in <strong>der</strong><br />
klassischen strategischen Mediaplanung.<br />
Ja, ich will damit sagen, dass wir in Zukunft<br />
nicht mehr von <strong>der</strong> klassischen Kanalsicht<br />
ausgehen dürfen. Vielmehr müssen wir uns<br />
die Frage stellen, wo wir den einzelnen Konsumenten<br />
denn erreichen.<br />
Aufseiten <strong>der</strong> Werbeauftraggeber kommt in<br />
dieser komplexen Welt immer stärker <strong>der</strong><br />
Wunsch nach einem integrierten Angebot<br />
<strong>der</strong> Werbeagenturen auf. Ein Bedürfnis, das<br />
Sie mit Ihrer Agentur Mediaplus schon früh<br />
erkannt haben.<br />
Ich stelle zwei parallele Trends fest. Das zeigt,<br />
dass die Medaille zwei Seiten hat. Da ist einerseits<br />
<strong>der</strong> Wunsch nach einem integrierten<br />
Angebot. Denn je fragmentierter die Medien<br />
sind, desto wichtiger ist es, dass eine Marke<br />
wie<strong>der</strong>erkennbar auftritt und für eine Botschaft<br />
steht – dass man also die komplexen<br />
Rahmenbedingungen nicht mit inhaltlicher<br />
Komplexität <strong>der</strong> Marke beantwortet. Auf <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Seite erfor<strong>der</strong>t die Fragmentierung<br />
<strong>der</strong> Medienwelt immer mehr Spezialisten-<br />
Know-how. Wir brauchen also sowohl Integration<br />
und ganzheitliches Denken als auch<br />
Spezialisierungen. Es reicht nicht, als Agentur<br />
alles zu machen – man muss es auch mit den<br />
entsprechenden Spezialisten tun. Bei Mediaplus<br />
versuchen wir das in unseren «Häusern<br />
<strong>der</strong> Kommunikation» anzubieten. Dass einige<br />
grosse Netzwerke erst jetzt auf den Gedanken<br />
kommen, die Kreativagentur und die Mediaagentur<br />
gemeinsam in einen Pitch zu schicken,<br />
erstaunt mich schon ein bisschen, wenn<br />
ich das als Spitze hier platzieren darf.<br />
Auf <strong>der</strong> Website des zu Ihrer Serviceplan-<br />
Gruppe gehörenden Unternehmens Mediaplus<br />
wird <strong>der</strong> Mediaplaner als Künstler<br />
inszeniert, <strong>der</strong> wie ein Konzertpianist vor<br />
seinem Laptop sitzt. Ist Mediaplanung in <strong>der</strong><br />
Werbung die grosse Kunst <strong>der</strong> Zukunft?<br />
Ja, die Anfor<strong>der</strong>ungen an die mediale Planung<br />
sind mit <strong>der</strong> steigenden Komplexität <strong>der</strong> Medienwelt<br />
dramatisch gestiegen. Wir wollen<br />
damit zeigen, dass Mediaplanung heute über<br />
weite Strecken auch ein ganz kreatives und<br />
intuitives Geschäft sein kann. Also nicht nur<br />
analytische Zahlenschubserei. Die ganze Kreativität<br />
einer Kampagne hilft gar nichts, wenn<br />
wir den Menschen nicht o<strong>der</strong> zur falschen Zeit<br />
erreichen.<br />
Sie sprechen die Kreation an – wie sieht denn<br />
wirkungsvolle Werbung in <strong>der</strong> Zukunft aus?<br />
Sie muss erstens eine relevante Botschaft<br />
haben. Und sie muss authentisch sein. Verlogene<br />
Werbewelten entlarven sich heute sehr<br />
schnell. Die Botschaft muss dann emotional,<br />
unterhaltsam und überraschend inszeniert<br />
werden. Früher konnte man den Konsumenten<br />
etwas vorsetzen und ein Stück weit auch<br />
etwas vormachen – es war Absen<strong>der</strong>-Marketing.<br />
Heute, im Zeitalter <strong>der</strong> Interaktivität, betreiben<br />
wir viel eher Schaltstellen-Marketing<br />
und entwickeln Produkte und Kampagnen<br />
zusammen mit den Verbrauchern.<br />
Gefragt ist also Ehrlichkeit und Kreativität<br />
auf allen Ebenen.<br />
Ja, Marken müssen lernen, ihre Botschaften<br />
sehr stark in Geschichtenform zu erzählen.<br />
Das hilft, Kampagnen über einen längeren<br />
Zeitraum aktuell zu halten und immer wie<strong>der</strong><br />
anzureichern. Konzepte wie jenes <strong>der</strong> SBB mit<br />
den drei älteren Herren o<strong>der</strong> von BMW mit<br />
den zwei Brü<strong>der</strong>n sind sehr mo<strong>der</strong>n.<br />
Werbung ist nicht immer erwünscht o<strong>der</strong><br />
akzeptiert – also muss sie mindestens so<br />
gut sein wie das Programm?<br />
Ja, sie muss so gestaltet sein, dass sie gefällt<br />
und die Menschen an überraschenden Stellen<br />
erreicht. Konsumenten wollen aber gleichzeitig<br />
immer mehr über die Produkte erfahren,<br />
die sie kaufen. Das bietet <strong>der</strong> Werbung neue<br />
Chancen und bringt uns wie<strong>der</strong> zur Authentizität<br />
zurück.<br />
Werbung und Journalismus nähern sich vor<br />
diesem Hintergrund an.<br />
Ich weiss, dass Medienschaffende das nicht<br />
gerne hören. Es stimmt aber tatsächlich.<br />
Marken werden immer mehr zu Medien, die<br />
Geschichten erzählen und authentisch sein<br />
müssen. Das führt dazu, dass Werbung und<br />
Medienwelt immer näher zueinan<strong>der</strong> rücken.<br />
Das ist auch gar nicht schlimm, denn Menschen<br />
können heute viel besser mit Werbung<br />
umgehen.<br />
Werbebotschaften müssen also aus dem Innersten<br />
<strong>der</strong> Marke kommen?<br />
Das ist wichtiger denn je. Im Zeitalter des<br />
Internets bist du als Marke o<strong>der</strong> Unternehmen<br />
extrem transparent. Alles ist nachprüf-<br />
bar. Und wenn etwas nicht stimmt o<strong>der</strong> du<br />
als Marke etwas falsch machst, echauffieren<br />
sich die Leute halt. Dann kannst du im Netz<br />
unter Umständen vernichtet werden. Die sogenannten<br />
«Shitstorms» sind verbreitet und<br />
gefürchtet.<br />
Werbung, so sagten Sie mal, könne keine<br />
Bedürfnisse kreieren.<br />
Das glaube ich tatsächlich. Ich halte es für<br />
eine gefährliche Selbstüberschätzung von uns<br />
Werbern, wenn wir sagen, wir könnten das.<br />
Nein, wir können Bedürfnisse abrufen, bestehende<br />
Bedürfnisse wecken und dramatisieren.<br />
Aber was <strong>der</strong> Markt nicht will, kann man<br />
noch so lange bewerben, es wird am Schluss<br />
nicht erfolgreich sein. Wir bringen niemanden<br />
zum Rauchen, <strong>der</strong> nicht rauchen will.<br />
Der Kreativität sind auch in den klassischen<br />
Massenmedien kaum Grenzen gesetzt, wie<br />
Ihre Agentur mit einer Lego-Kampagne bewiesen<br />
hat.<br />
Ja, neben <strong>der</strong> gestalterischen Kreativität gibts<br />
auch die mediale Kreativität. Und hier kann<br />
man oft gross punkten. Für Lego haben wir<br />
den Kin<strong>der</strong>n vor zwei Jahren einen fernsehfreien<br />
Tag zum Spielen geschenkt – ein TV-<br />
Kin<strong>der</strong>sen<strong>der</strong> hat dafür von 10 bis 18 Uhr eine<br />
Sendepause eingeschaltet. Das sorgte für viel<br />
Aufmerksamkeit und hatte für die Marke und<br />
für den TV-Sen<strong>der</strong> einen positiven Multiplikationseffekt.<br />
Solche Ideen entstehen nur, wenn<br />
Kreative einer Werbeagentur und Kreative einer<br />
Mediaagentur zusammensitzen.<br />
Macht es Ihnen immer noch Spass in diesem<br />
komplexen, lebendigen Umfeld zu arbeiten?<br />
Ich kann mir keinen an<strong>der</strong>en Job vorstellen,<br />
als Kommunikationsprofi zu sein. Ich finde<br />
das gerade in dieser Zeit spannend, in <strong>der</strong> sich<br />
so wahnsinnig viel än<strong>der</strong>t. In den Achtziger-<br />
und Neunzigerjahren hatte man das Gefühl,<br />
dass sich nicht viel verän<strong>der</strong>t und dass Marketing<br />
und Kommunikation am Ende ihres<br />
Reifegrads angekommen sind. Und plötzlich<br />
tat sich durch das Internet ein ganz neues<br />
Spektrum auf. Ich mag Innovationen, finde<br />
diese Vielfalt <strong>der</strong> Möglichkeiten extrem bereichernd<br />
und probiere gerne Neues aus.<br />
Interview: Thorsten Kaletsch. Fotos: Manu Frie<strong>der</strong>ich.<br />
Florian Haller, Spitzenwerber und Markenfachmann face to face<br />
6 impact 2 | Juli 2012 impact 2 | Juli 2012<br />
7
trend Strategische Mediaplanung wird wichtiger<br />
Programm:<br />
SF2<br />
2. Spiel Rückrunde:<br />
Basel–Thun 0:2<br />
Torschützen:<br />
0.32 Rama,<br />
0.44 Rama<br />
Strategische Mediaplanung wird wichtiger trend<br />
Die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> neuen<br />
Medien- und Konsumwelt<br />
Neue Medien, immer mehr Kommunikationskanäle, verän<strong>der</strong>te Konsumgewohnheiten:<br />
Die Arbeit von werbetreibenden Unternehmen ist in den letzten Jahren komplexer<br />
und komplizierter geworden. Fachleute sind sich einig: Angesichts dieser Entwicklung<br />
wird die strategische Mediaplanung für erfolgreiches Marketing und effektive Werbung<br />
immer wichtiger.<br />
Keine Frage: Die Gewohnheiten rund um den<br />
Medienkonsum haben sich in den letzten<br />
Jahren massiv verän<strong>der</strong>t. Die Digitalisierung<br />
und die Errungenschaften <strong>der</strong> Kommunikationstechnologie<br />
haben viele neue Medien<br />
und Kommunikationskanäle entstehen las-<br />
sen. Internet, Smartphones und Tablet Computer<br />
haben Einfluss auf unsere Freizeitgestaltung<br />
und durchdringen unsere Arbeitswelt.<br />
Einer <strong>der</strong> grossen Trends betrifft denn<br />
auch die Mediatisierung des Alltags: Die Medien<br />
nehmen in unserem Leben einen immer<br />
grösseren Raum ein. Und die Zeit, die wir mit<br />
Medien verbringen, nimmt kontinuierlich zu.<br />
Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht.<br />
Individualisierung<br />
und Fragmentierung<br />
Merkmale <strong>der</strong> neuen Medienwelt sind auch<br />
die Individualisierung und die Fragmentierung.<br />
Durch das Internet haben die Konsumenten<br />
die Möglichkeit erhalten, Inhalte<br />
und Zeitpunkt <strong>der</strong> Nutzung vermehrt selber<br />
zu bestimmen. Die Verschmelzung von TV<br />
und Internet steigert dabei die Bedeutung<br />
des Bewegtbildes. Immer mehr Anbieter<br />
drängen mit Musik-, Video-, TV- und Social-<br />
Media-Angeboten auf den Bildschirm im<br />
Wohnzimmer, und die vielen neuen Vektoren<br />
führen zu einer stärkeren Fragmentierung<br />
<strong>der</strong> Nutzung (vgl. Trend-Beitrag im impact<br />
1/2012). Spannend dabei: Die Digitalisierung<br />
mit ihren neuen Nutzungsmöglichkeiten<br />
wirkt sich nicht zulasten <strong>der</strong> klassischen<br />
elektronischen Medien aus. Durch ihre Einbettung<br />
in den Alltag <strong>der</strong> Konsumenten tra-<br />
gen Fernsehen und Radio zur Strukturierung<br />
des Tagesablaufs bei und profitieren auch<br />
weiterhin vom grossen Bedürfnis nach Leanback-Konsum<br />
(passive Rezeptionshaltung<br />
<strong>der</strong> Zuschauer und Zuhörer). Zudem haben<br />
sich klassische Massenmedien mit IP-TV<br />
(Fernsehen via Internet), Video- und Audio-<br />
on-demand o<strong>der</strong> Mobile-Angeboten an die<br />
neuen Konsumgewohnheiten angepasst.<br />
Verpasste Sendungen können je<strong>der</strong>zeit und<br />
überall nachgeschaut werden, was die Nutzungsdauer<br />
sogar verlängert.<br />
Hybrides Einkaufsverhalten,<br />
verwischte Grenzen<br />
Doch nicht nur in Bezug auf ihre Mediennutzung<br />
verhalten sich die Konsumenten an<strong>der</strong>s<br />
als früher. Auch ihr Einkaufsverhalten hat<br />
sich im Multioptions-Zeitalter nachhaltig<br />
geän<strong>der</strong>t. Der gleiche Käufer kann sich an<br />
einem Arbeitstag in <strong>der</strong> Mittagspause mit<br />
Budgetprodukten eines Discounters o<strong>der</strong> einem<br />
Fastfood-Angebot behelfen und am Wochenende<br />
für das Gourmet-Menü zu Hause<br />
Luxusartikel und hochwertige, nachhaltig<br />
produzierte Lebensmittel einkaufen. Das Einkaufsverhalten<br />
wird hybri<strong>der</strong>, die Grenzen<br />
zwischen Zielgruppen und Milieus verwischen,<br />
und konventionelle Gesellschaftsstrukturen<br />
befinden sich im Wechsel o<strong>der</strong><br />
lösen sich auf.<br />
Die neue, fragmentierte Medienwelt und <strong>der</strong><br />
soziokulturelle und demografische Wandel<br />
sind für werbetreibende Unternehmen eine<br />
echte Herausfor<strong>der</strong>ung. Denn wie erreicht<br />
man in diesem Mediendschungel die Konsumenten<br />
am besten? Wie definiert man seine<br />
Zielgruppen vor diesem Hintergrund? Wie<br />
sieht ein erfolgversprechen<strong>der</strong> Medienmix<br />
aus? Und wie setzt man letztlich das Werbebudget<br />
effizient und wirtschaftlich ein?<br />
Zauberwort «Kommunikationsorchestrierung»<br />
Genau hier schlägt die Stunde <strong>der</strong> strategischen<br />
Mediaplanung. Fachleute sind überzeugt,<br />
dass die Bedeutung dieser Domäne in<br />
Zukunft weiter steigen wird. «Strategische<br />
Mediaplanung wird immer wichtiger, daran<br />
besteht kein Zweifel», sagt etwa Peter<br />
Schaefer, Vorstandsmitglied und ehemaliger<br />
Präsident <strong>der</strong> Account Planning Group Switzerland<br />
APGS. «Früher wurde dieser Bereich<br />
tendenziell aus Werbeagenturen ausgelagert,<br />
heute ist er hier wie<strong>der</strong> immer stärker gefragt.»<br />
Schaefer hält dies für eine sehr wichtige<br />
Entwicklung (siehe Interview).<br />
<strong>«Die</strong> Fragmentierung <strong>der</strong> Medien sorgt dafür,<br />
dass immer mehr Medien von immer weniger<br />
Menschen genutzt werden», sagt auch<br />
Dominique von Matt, CEO <strong>der</strong> Agentur Jung<br />
von Matt/Limmat. «Und wenn wir die ganze<br />
Zielgruppe nicht mehr an einem Ort erreichen<br />
können, müssen wir sie an vielen Orten<br />
in ein Gespräch mit <strong>der</strong> Marke involvieren<br />
und dafür sorgen, dass sie uns medial folgt.»<br />
Das erreiche man, indem man Geschichten<br />
über mehrere vernetzte Kanäle erzähle und<br />
Synergieeffekte nutze. «Das macht deutlich,<br />
wie zentral die strategische Mediaplanung<br />
8<br />
impact 2 | Juli 2012<br />
impact 2 | Juli 2012<br />
9<br />
➔
trend Strategische Mediaplanung wird wichtiger<br />
«Mediaplanung ist eine Kernkompetenz»<br />
Peter Schaefer,<br />
Planning Director Euro RSCG<br />
impact: Herr Schaefer, warum wird die<br />
strategische Mediaplanung immer wichtiger?<br />
Peter Schaefer: Das ist auf die Digitalisierung<br />
<strong>der</strong> Medien zurückzuführen. Früher<br />
wurden die Kreativleute gebrieft und entwickelten<br />
dann Konzepte, meistens für TV<br />
und Plakat. Anschliessend schaute man<br />
zusammen mit <strong>der</strong> Mediaagentur, welche<br />
Medien man buchen will. Heute reicht das<br />
nicht mehr. Jetzt muss alles viel schneller<br />
gehen und <strong>der</strong> Kommunikationsmix<br />
ist viel komplexer. Es gibt allein schon im<br />
Bereich <strong>der</strong> digitalen Medien 50 Unterkategorien.<br />
Was muss denn die strategische Mediaplanung<br />
können?<br />
Sie bestimmt die Zielgruppen – und zwar<br />
nicht nur die Absatzzielgruppe. Anschliessend<br />
legt sie fest, bei welchen Medien mit<br />
einer Werbung o<strong>der</strong> Markenbotschaft Prioritäten<br />
gesetzt werden. Das ist das Channel<br />
Planning.<br />
Womit unterscheidet sich denn die heutige<br />
strategische Mediaplanung im Vergleich<br />
zu früher?<br />
Die Mediaplanung ist heute ganz eng mit<br />
dem kreativen Prozess verknüpft. Früher<br />
wurde sie tendenziell aus den Werbeagenturen<br />
ausgeglie<strong>der</strong>t, und es bildeten sich<br />
Mediaagenturen. Heute ist dieses Knowhow<br />
wie<strong>der</strong> vermehrt auch in Werbeagenturen<br />
gefragt. Kompetenz in <strong>der</strong> Mediaplanung<br />
ist ein USP für eine Agentur, weil<br />
Mediaplanung schon früh in den kreativen<br />
Prozess integriert ist und entscheidenden<br />
Einfluss auf den Erfolg einer Werbung hat.<br />
Interview: Thorsten Kaletsch. Foto: zVg.<br />
10<br />
impact 2 | Juli 2012 impact 2 | Juli 2012<br />
11<br />
➔<br />
für eine Kampagne ist, und dass diese untrennbar<br />
mit <strong>der</strong> Entwicklung des Kreativkonzepts verbunden<br />
ist.»<br />
Patentrezepte für erfolgreiche Werbung gebe es<br />
nicht, son<strong>der</strong>n nur massgeschnei<strong>der</strong>te Lösungen<br />
für spezifische Aufgaben, sagt Peter Felser, CEO von<br />
Spillmann/Felser/Leo Burnett (SFLB). «Der optimale<br />
Mix <strong>der</strong> Massnahmen ist unter an<strong>der</strong>em abhängig<br />
vom Entwicklungsstand <strong>der</strong> Marke, von den Mediengewohnheiten<br />
<strong>der</strong> Zielgruppe und vom gewünschten<br />
Beitrag <strong>der</strong> Kommunikation.» Genau<br />
deshalb gewinne die strategische Mediaplanung<br />
und das Channel Planning «permanent an Wichtigkeit».<br />
Unter Channel Planning versteht man die<br />
Selektion <strong>der</strong> richtigen Touchpoints und Kanäle<br />
und das Prognostizieren <strong>der</strong> Kommunikationseffekte<br />
auf die unterschiedlichen Zielgruppen.<br />
Die Planungshilfen <strong>der</strong> Fachleute<br />
Das Zauberwort in <strong>der</strong> Werbebranche heisst jetzt<br />
«Kommunikationsorchestrierung». «Es war und<br />
bleibt die hohe Kunst <strong>der</strong> Werbung, den Konsumenten<br />
zur richtigen Zeit am richtigen Ort<br />
in <strong>der</strong> richtigen Art und Weise anzusprechen»,<br />
Strategische Mediaplanung wird wichtiger trend<br />
sagt Nadine Borter, Geschäftsführerin von Contexta.<br />
«Mit dem Unterschied allerdings, dass die Kanäle<br />
und potenziellen Kontaktpunkte zum Konsumenten<br />
um einiges vielfältiger geworden sind.» Aus<br />
diesem Grund sei es entscheidend für den Erfolg<br />
von Werbung, dass die Zielgruppen gut definiert<br />
und ein wirkungsvoller Kommunikationsmix<br />
festgelegt werde, betont Peter Schaefer von Euro<br />
RSCG.<br />
Für die Definition von Zielgruppen und die Bestimmung<br />
des optimalen Mediamix gibt es auf<br />
dem Markt verschiedene Planungshilfen. Weit<br />
verbreitet ist etwa <strong>der</strong> MA Strategy Radar mit<br />
<strong>der</strong> zugrundeliegenden Intermedia-Studie MA<br />
Strategy von <strong>der</strong> WEMF AG für Werbemedienforschung.<br />
Darin werden bewährte Funktionalitäten<br />
mit <strong>der</strong> Radar-Psychografie von DemoSCOPE<br />
ergänzt. Das erlaubt die Auswahl <strong>der</strong> Medien<br />
nach soziodemografischen Kriterien, aber auch<br />
nach Wertvorstellungen <strong>der</strong> Konsumenten.<br />
Denn diese bestimmen immer mehr das Kauf-<br />
und Konsumverhalten. Die individuelle Wertestruktur<br />
eines Konsumenten beeinflusst<br />
damit sehr direkt, welche Art Werbung in welchen<br />
Medien die beste Wirkung erzielt.<br />
➔
➔<br />
trend Strategische Mediaplanung wird wichtiger<br />
Longspots als Werbetrend market<br />
Um den strategischen Fachleuten in den<br />
Agenturen und Unternehmen unter die Arme<br />
zu greifen und ihnen neue Erkenntnisse<br />
über die Mediennutzung in <strong>der</strong> Schweiz zu<br />
liefern, hat publisuisse ein intermediales<br />
Planungstool lanciert. Basis dieser neuen<br />
strategischen Planungshilfe «mediacompass»<br />
ist die «MedienKonsumstudie». Diese<br />
repräsentative Online-Erhebung wird vom<br />
Marktforschungsinstitut GfK Switzerland<br />
jährlich im Frühjahr und im Herbst durchgeführt.<br />
Insgesamt werden mehr als 3300<br />
Personen zwischen 15 und 74 Jahren über<br />
ihr Konsumverhalten sowie 14 Tage lang<br />
täglich über ihre Mediennutzung vom Vortag<br />
befragt.<br />
Hohe Ansprüche an das Niveau<br />
<strong>der</strong> Werbung<br />
Erstmals liefert damit eine Planungshilfe<br />
einen einheitlichen Nutzungswert über alle<br />
Medien. Wertvoll ist dabei vor allem die<br />
Betrachtungsweise auf Ausgaben- und<br />
auf Tagesbasis. Ermittelt werden die<br />
Nutzungswerte «Durchschnittliche<br />
Nutzer Gestern» (DNG) und «Durch-<br />
schnittliche Nutzer pro Ausgabe» (DNA). Mit<br />
dem «mediacompass» sind nun auch die<br />
Sinus-Milieus für alle Medien verfügbar.<br />
Sinus ist europaweit die meistverbreitete psychografische<br />
Zielgruppen-Typologie. Damit<br />
enthält <strong>der</strong> «mediacompass» ein viel breiteres<br />
Spektrum an Konsuminformationen als<br />
an<strong>der</strong>e Tools. «Er ist ein wichtiges zielgruppenorientiertes<br />
Planungsinstrument und<br />
gerade auch wegen <strong>der</strong> Sinus-Abbildungen<br />
eine Bereicherung für den<br />
Markt», unterstreicht Manfred<br />
Tautscher, Geschäftsführer des<br />
Sinus-Instituts.<br />
Bei allen Planungshilfen darf<br />
aber eines nicht vergessen gehen:<br />
Die Platzierung <strong>der</strong> Botschaft<br />
ist nur ein Erfolgsfaktor<br />
für Marketing und Werbung:<br />
«Auch die Kreation wird in<br />
<strong>der</strong> heutigen Zeit immer<br />
wichtiger», sagt deshalb<br />
Marketing- und StrategiewissenschaftlerChristian<br />
Blümelhuber. Und<br />
Nadine Borter, Werberin des Jahres 2011,<br />
führt aus: «Der Wahrnehmungs- und Auffassungsprozess<br />
des Menschen ist sehr komplex.<br />
Mut zur Einfachheit <strong>der</strong> Botschaften sowie<br />
relevanter Content mit überraschenden<br />
Ideen sind auch in Zukunft wichtige Erfolgsfaktoren<br />
in <strong>der</strong> Kommunikation.» Markenexperte<br />
und Werber Dominique von Matt<br />
setzt da sogar noch einen obendrauf: «Markenkommunikation<br />
muss ein Niveau erreichen,<br />
das in Bezug auf Unterhaltung, Humor<br />
und Charme mit dem Programm gleichzieht».<br />
➔➔Weitere➔Informationen➔zum➔neuen➔Intermedia-➔ Planungstool➔«mediacompass»➔im➔impact➔zoom➔<br />
ab➔Seite➔2➔<br />
➔➔www.mediacompass.ch Text: Thorsten Kaletsch. Bil<strong>der</strong>: iStock / Getty Images.<br />
Cartier: Mit einem Panther<br />
gegen den Trend<br />
Ein TV-Spot, <strong>der</strong> dreieinhalb Minuten lang ist und zur besten Sendezeit ausgestrahlt<br />
wird: Cartier zeigt mit «L’Odyssée», dass auch Luxusbrands von <strong>der</strong> Imagekomponente<br />
des Fernsehens profitieren und dass Longspots sehr wirkungsvoll sein können.<br />
12 impact 2 | Juli 2012 impact 2 | Juli 2012<br />
13
market Longspots als Werbetrend<br />
TV-Spots sollen heute Geschichten erzählen, Vendôme von einer ganz in Rot gekleideten hen. In <strong>der</strong> Schweiz kennt das TV-Publikum<br />
unterhalten und überraschen. «L’Odyssée de Dame streicheln. «L’Odyssée de Cartier» wur- Longspot-Konzepte zu Grossanlässen spätes-<br />
Cartier» tut das. Der 3:30 Minuten lange TV- de in <strong>der</strong> ganzen Welt zur besten Sendezeit tens seit <strong>der</strong> Migros-Fanmeisterschaft M’08<br />
Spot wurde anlässlich des 165-Jahre-Jubi- ausgestrahlt – in den U<strong>SA</strong> etwa auf den drei anlässlich <strong>der</strong> UEFA EURO 2008<br />
läums von Cartier produziert und weltweit grossen TV-Networks NBC, CBS und ABC und<br />
ausgestrahlt. Rund 4 Millionen Euro soll die in <strong>der</strong> Schweiz am 4. März vor dem «Tatort»<br />
Realisierung des exklusiven Imagefilms ge- (SRF 1, 20.02 Uhr), vor «Mise au Point» (RTS<br />
kostet haben: 60 Personen und 2 Jahre Arbeit un, 20.09 Uhr) und vor «Storie» (RSI LA 1, 20.39<br />
waren für die Fertigstellung nötig.<br />
Uhr).<br />
Im Spot erwacht ein Panther aus Diamanten Gegentrend Longspots<br />
plötzlich zum Leben. Er sprengt die Diaman- Mit <strong>der</strong> Länge des spektakulären Imagefilms<br />
tenhülle in tausend Stücke und bahnt sich setzt Cartier einen Gegentrend zu den immer<br />
mit einem beherzten Sprung durch die Glas- kürzeren TV-Spots. Damit ist das Traditionskuppel<br />
des Grand Palais in Paris den Weg in unternehmen aus <strong>der</strong> Luxusgüterbranche<br />
die Freiheit. Dann durchstreift er zu pompö- nicht alleine. Auch an<strong>der</strong>e Marken haben<br />
ser klassischer Musik die Welt, durchquert die Wirkung von Longspots neu entdeckt. So<br />
das verschneite St. Petersburg <strong>der</strong> Zaren, wurden die Sportfans bei <strong>der</strong> Super Bowl im<br />
trifft an <strong>der</strong> Chinesischen Mauer auf einen American Football von einem Zweiminuten-<br />
Drachen und fliegt von Indien mit dem legen- Spot von Chrysler unterhalten. Und bei <strong>der</strong><br />
dären Motorflieger Nr. 14 von Alberto Santos- CBS-Übertragung <strong>der</strong> Grammy-Verleihungen<br />
Dumont wie<strong>der</strong> zurück nach Paris. Schliess- bekamen die Zuschauer einen 2:15 Minuten<br />
lich lässt er sich in einer Villa an <strong>der</strong> Place langen Spot <strong>der</strong> Foodkette Chipotle zu se-<br />
TM ➔ Italien, Tschechien und in <strong>der</strong> Wüste von Aragón<br />
(Spanien). Die technischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
seien sehr hoch gewesen, sagt Aveillan.<br />
.<br />
«Es gab keine Grenzen – ausser jenen unserer<br />
Vorstellungskraft.» Die Filmmusik stammt<br />
Der Erfolg solcher Massnahmen muss sich<br />
von Pierre Adenot. «Ich wollte damit eine<br />
aber nicht auf spezielle Anlässe beschränken,<br />
Sinnlichkeit vermitteln, die den Panther und<br />
wie das Beispiel von Cartier o<strong>der</strong> <strong>der</strong> zwei<br />
seine Bewegungen symbolisiert», sagt <strong>der</strong> Di-<br />
Minuten lange Chanel-N° 5-Spot mit Nicole<br />
rigent. Eingespielt wurde <strong>der</strong> Soundtrack von<br />
Kidman zeigen. Auch die Beck&Bondi-Kam-<br />
einem Orchester mit 84 Musikern und einem<br />
pagne von Swisscom, die im Jahr 2005 auf<br />
Chor mit 60 Frauen und Kin<strong>der</strong>n in den legen-<br />
1:42 o<strong>der</strong> 3 Minuten langen Spots aufbaute,<br />
dären Abbey-Road-Studios in London.<br />
ist vielen noch geläufig.<br />
Seit den Dreissigerjahren ist <strong>der</strong> Panther das<br />
Spektakel, Emotionen, Sinnlichkeit<br />
Markenzeichen von Cartier. Er ist das Symbol<br />
Ein Kurzfilm wie «L’Odyssée de Cartier» löst<br />
für die elegante, intelligente und unabhän-<br />
Emotionen aus. Das war es auch, was Regisgige<br />
Frau. Im Werbefilm durchstreift er jene<br />
seur Bruno Aveillan reizte. «Cartier wollte<br />
Län<strong>der</strong> und Städte, welche die 165-jährige<br />
ein grosses Spektakel inszenieren.» Um diese<br />
Geschichte von Cartier beson<strong>der</strong>s geprägt<br />
Magie zu vermitteln, sei klar gewesen, dass<br />
haben. Der Pioniergeist <strong>der</strong> Familie Cartier<br />
man mit echten Panthern an realen Loca-<br />
wird im Spot beleuchtet, indem <strong>der</strong> Panther<br />
tions <strong>der</strong> Firmengeschichte filmen musste.<br />
mit dem brasilianischen Flugpionier Alber-<br />
Gedreht wurde schliesslich in Frankreich,<br />
to-Santos Dumont zurück nach Paris fliegt.<br />
Storyboard<br />
1904 hatte Louis Cartier nämlich die Uhrmacherei<br />
mit einer <strong>der</strong> ersten Armbanduhren<br />
revolutioniert: mit <strong>der</strong> Santos-Uhr. Auf ihr<br />
konnte Santos-Dumont beim Fliegen die Uhrzeit<br />
ablesen, ohne die Hände vom Steuer zu<br />
nehmen. Mit dieser Erfindung wurde Cartier<br />
zum Lieferanten <strong>der</strong> Königshäuser. Das Unternehmen<br />
wurde in <strong>der</strong> Folge auf <strong>der</strong> ganzen<br />
Welt als «Juwelier <strong>der</strong> Könige und König <strong>der</strong><br />
Juweliere» bekannt.<br />
15 Millionen Downloads<br />
Diese langjährige Geschichte wird im<br />
Imagespot «L’Odyssée de Cartier» fühlbar.<br />
Das Traditionsunternehmen zeigt mit diesem<br />
eindrücklichen TV-Auftritt auch, dass es<br />
den Schritt in die Neuzeit nahtlos geschafft<br />
hat. Allein auf <strong>der</strong> Videoplattform YouTube<br />
wurde <strong>der</strong> Spot nach <strong>der</strong> TV-Ausstrahlung<br />
über 15 Millionen Mal angeklickt.<br />
➔➔Infos➔zum➔Spot:➔➔ www.publispot.ch,➔SUI<strong>SA</strong>-Nr.➔345690➔<br />
Longspots als Werbetrend market<br />
Text: Thorsten Kaletsch. Fotos: Cartier.<br />
14 impact 2 | Juli 2012 impact 2 | Juli 2012<br />
15
portrait Urs Berger, VR-Präsident Mobiliar-Versicherung<br />
«Werbung muss den Bauch treffen»<br />
Die Werbung <strong>der</strong> Mobiliar-Versicherung mit den Schadenskizzen hat in <strong>der</strong> Schweiz Kultstatus.<br />
Verwaltungsratspräsident Urs Berger weiss warum: «Sie ist überraschend, unter-<br />
haltsam, einzigartig, selbstironisch – und hat sich seit 12 Jahren im Kern nicht verän<strong>der</strong>t.»<br />
Wie man sich in einem umkämpften Umfeld<br />
durchsetzt, hat Urs Berger schon als Spitzenhandballer<br />
gelernt: Während 13 Jahren spielte<br />
er in <strong>der</strong> Nationalliga A unter an<strong>der</strong>em bei<br />
St. Otmar St. Gallen als Kreisläufer, eine Position,<br />
auf <strong>der</strong> man «einstecken und austeilen<br />
muss», wie er lachend sagt. Sein Berufsleben<br />
hat er ganz <strong>der</strong> Versicherungsbranche gewidmet:<br />
Zuletzt war <strong>der</strong> 61-Jährige während acht<br />
Jahren CEO <strong>der</strong> Mobiliar Gruppe, seit einem<br />
Jahr ist er <strong>der</strong>en Verwaltungsratspräsident.<br />
Seine Strategie: «Sei einzigartig!» Die Mobiliar<br />
ist es in verschiedener Hinsicht: Sie ist<br />
das älteste private Versicherungsunternehmen<br />
<strong>der</strong> Schweiz und als einzige <strong>der</strong> grossen<br />
Versicherungsgesellschaften als Genossenschaft<br />
organisiert. Zudem, sagt Urs Berger,<br />
agierten die Generalagenturen weitgehend<br />
selbstständig, sodass <strong>der</strong> Kunde vom Versicherungsabschluss<br />
bis zur allfälligen Schadensklärung<br />
von denselben Personen betreut<br />
werde.<br />
Sympathisch und selbstironisch<br />
Eine erfolgreiche Strategie, fügt er hinzu,<br />
dürfe nicht in <strong>der</strong> Schublade des Chefs landen,<br />
son<strong>der</strong>n müsse in den Köpfen und Bäuchen<br />
<strong>der</strong> Mitarbeitenden verankert sein,<br />
damit diese auch bei <strong>der</strong> täglichen Arbeit<br />
gelebt werde. Einzigartig ist bei <strong>der</strong> Mobiliar<br />
auch die Werbung: Das Häuschenpapier mit<br />
den Schadensskizzen hat in <strong>der</strong> Schweiz inzwischen<br />
Kultstatus. «Unsere Werbung ist<br />
einfach, überraschend, sympathisch und<br />
selbstironisch, das kommt bei den Leuten<br />
an. Und wir werben mit einem Leistungsversprechen,<br />
was einzigartig in <strong>der</strong> Branche ist»,<br />
sagt Urs Berger. Zudem zahle sich Kontinuität<br />
aus: Die Kampagne läuft seit 12 Jahren und<br />
ein Ende sei nicht in Sicht, versichert <strong>der</strong> Verwaltungsratspräsident,<br />
weil man nach wie<br />
vor sehr positive Rückmeldungen erhalte. Als<br />
er 2003 CEO <strong>der</strong> Mobiliar wurde, stand die<br />
16<br />
Absetzung <strong>der</strong> Kampagne zur Debatte. Dass<br />
man es nicht getan habe, sei eine seiner besten<br />
Entscheidungen gewesen.<br />
Das bestätigt eine Studie, welche die Mobiliar<br />
jährlich mit sechs an<strong>der</strong>en Versicherungsunternehmen<br />
durchführt. Dabei werden<br />
1500 Kunden und Nichtkunden zu 20<br />
Imagewerten befragt (u. a. Kompetenz, Innovation,<br />
Vertrauenswürdigkeit, Beratung).<br />
Die Mobiliar ist in allen Kategorien führend,<br />
bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Werbung lässt sie die<br />
Konkurrenz beson<strong>der</strong>s deutlich hinter sich.<br />
Das ist nicht zuletzt auch auf den Umstand<br />
zurückzuführen, dass die Mobiliar im Vergleich<br />
mit an<strong>der</strong>en Versicherern überdurchschnittlich<br />
stark auf TV-Werbung setzt und<br />
dort insbeson<strong>der</strong>e auf die Programme <strong>der</strong><br />
SRG SSR in allen drei Landesteilen. Konkret:<br />
Seit 2007 investiert das Unternehmen jährlich<br />
rund 35 Prozent seines Werbebudgets<br />
in TV-Spots. Davon flossen im Schnitt rund<br />
55 Prozent zu den Programmen <strong>der</strong> SRG<br />
(SF 1, SF zwei, SF info, RTS Un, RTS Deux, RSI<br />
LA 1, RSI LA 2). Und auch im Sponsoring-Bereich<br />
vertraut <strong>der</strong> Versicherer auf die SRG-<br />
Programme in Radio und TV.<br />
Aktuell engagiert sich die Mobiliar diesbezüglich<br />
auf SF 1 (Meteo), RTS Un und RTS Deux<br />
(Votre soirée), RSI LA 1 (Menu Programmi),<br />
DRS 1 (Verkehrsinfo und Wetter), DRS 3 (Verkehrsinfo,<br />
Wetter), La Première (Météo, Info-<br />
Traffic), Option Musique (Info-Traffic, Météo),<br />
Couleur 3 (Météo), Espace 2 (Météo) und RSI<br />
Rete Uno (Meteo, Viaradio). <strong>«Die</strong> Programme<br />
<strong>der</strong> SRG bieten hohe Qualität und ein ausgesprochen<br />
glaubwürdiges Umfeld. Davon profitieren<br />
wir», sagt Urs Berger. «Zudem erreichen<br />
wir damit die grosse Masse, was gerade<br />
in unserer Branche enorm wichtig ist, weil ja<br />
fast alle potenzielle Kundinnen o<strong>der</strong> Kunden<br />
sind.»<br />
Die Werbung <strong>der</strong> Mobiliar ist auch deshalb<br />
erfolgreich, weil sie sich im Alltag verselbstständigt.<br />
Die Idee dahinter wird auch schon<br />
mal privat verwendet, wie etwa von jenem<br />
Kunden, <strong>der</strong> seine Heiratsanzeige als Schadenskizze<br />
gestaltete. Am Kloster in Einsiedeln<br />
prangt <strong>der</strong>weil auf einer Länge von<br />
40 Metern die «längste Schadenskizze <strong>der</strong><br />
Welt», womit die Mobiliar auf Anfrage des<br />
dortigen Abts Martin Werlen eine neue Bibliothek<br />
für das Kloster mitfinanzierte. Darüber<br />
hinaus betreibt die Mobiliar drei offizielle<br />
Fanseiten auf Facebook in Deutsch,<br />
Französisch und Italienisch, veröffentlicht<br />
ihre Spots auf YouTube und verfügt über Unternehmensprofile<br />
auf Xing, LinkedIn und<br />
Google+. Zudem gibt es weitere Facebook-<br />
Gruppen, die allerdings nicht von <strong>der</strong> Mobiliar<br />
ins Leben gerufen wurden. Die Vorgänge<br />
auf Social-Media-Plattformen, sagt Urs Berger,<br />
würden von <strong>der</strong> Mobiliar mit Interesse<br />
beobachtet. Bis jetzt habe man noch nie eingreifen<br />
müssen. «Unsere Werbeinhalte sind<br />
natürlich ein Balanceakt zwischen Schadenfreude<br />
und echtem Leid. Bis jetzt gab es diesbezüglich<br />
aber noch nie Beschwerden aus <strong>der</strong><br />
Bevölkerung», hält Urs Berger fest.<br />
«Werbung ist Chefsache»<br />
In seinen acht Jahren als CEO hat sich Berger<br />
immer aktiv an <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Werbeinhalte<br />
beteiligt: «Wo und wann Werbung<br />
geschaltet wird, entscheidet die Marketingabteilung.<br />
Aber <strong>der</strong> Inhalt ist ganz klar Chefsache.»<br />
Dabei, fügt er an, habe er sich immer<br />
auf sein Bauchgefühl verlassen: «Werbung<br />
muss mich überraschen und unterhalten.<br />
Dann bleibt ihre Botschaft hängen. So wie<br />
zum Beispiel auch <strong>der</strong> TV-Spot <strong>der</strong> Migros, in<br />
dem die Tiere die Produkte direkt in die Filialen<br />
liefern. Das gefällt mir!»<br />
Text: Peter Ba<strong>der</strong>. Foto: Schweizerische Mobiliar.<br />
Der Versicherungsprofi<br />
Urs Berger, 61, geboren in Winterthur, verheiratet und Vater von drei Kin<strong>der</strong>n, wohnhaft in Therwil BL.<br />
Studium <strong>der</strong> Ökonomie mit Vertiefung in Versicherung und Risk Management an <strong>der</strong> Hochschule St. Gallen.<br />
Von 1993 bis 2002 bei <strong>der</strong> Bâloise Gruppe, ab 1999 als CEO Schweiz.<br />
Seit 2003 bei <strong>der</strong> Gruppe Mobiliar als CEO, seit 2011 als <strong>der</strong>en Verwaltungsratspräsident.<br />
Mandate, unter an<strong>der</strong>en: Präsident Schweizerischer Versicherungsverband (SVV),<br />
Verwaltungsratspräsident Emch + Berger Bern AG, Verwaltungsrat BEA BernExpo AG.<br />
Hobbys: Sport (Golf, Bike), Musik (Klavier) und Literatur.<br />
impact 2 | Juli 2012 impact 2 | Juli 2012<br />
17
spotlight Werbe-Traumpaar TV/Online<br />
Scout24: Mit TV-Werbung<br />
zu mehr Traffic<br />
Scout24 setzt in <strong>der</strong> Werbung stark auf das Traumpaar TV/Online. Dank TV-Sponsoring<br />
und TV-Spots konnte das Schweizer Netzwerk von Onlinemarktplätzen die Besucherzahlen<br />
auf den beiden Plattformen AutoScout24 und ImmoScout24 markant steigern.<br />
Scout24 ist das führende Schweizer Netzwerk<br />
von Onlinemarktplätzen in den Bereichen<br />
Autos und Motorrä<strong>der</strong>, Immobilien,<br />
Stellen, Partnerschaft und Kleinanzeigen.<br />
Hinter dem boomenden Unternehmen stehen<br />
mit Ringier (über die Tochterfirma media<br />
swiss group AG) und Deutsche Telekom<br />
(über die Scout24 Holding in München)<br />
zwei starke Mutterhäuser. Seit 2007 setzt<br />
Scout24 für die Bewerbung seiner Plattformen<br />
auf TV-Werbung. Die Zielsetzung ist<br />
dabei gemäss Martin Koncilja, Marketing-<br />
leiter AutoScout24 und ImmoScout24, immer<br />
die gleiche: «Wir wollen mit unseren<br />
18<br />
Onlinemarktplätzen die Nummer 1 am<br />
Markt bleiben o<strong>der</strong> allenfalls werden.» Angesichts<br />
<strong>der</strong> sehr breiten Zielgruppen in <strong>der</strong><br />
ganzen Schweiz sei TV das ideale Medium,<br />
um die Massen zu erreichen und die Onlinemassnahmen<br />
<strong>der</strong> Plattformen zu ergänzen.<br />
Koncilja: «Studien wie ‹Medien <strong>der</strong> Zukunft›<br />
belegen, dass TV und Internet das Traumpaar<br />
in <strong>der</strong> Marketingkommunikation ist.<br />
Das ist <strong>der</strong> Mix, <strong>der</strong> es ausmacht.»<br />
Weil Scout24 eine Reichweitenstrategie verfolge,<br />
seien Online und TV deshalb ganz klar<br />
die Lead-Medien, sagt <strong>der</strong> Marketingleiter.<br />
«In diese beiden Kanäle fliesst <strong>der</strong> grösste<br />
Teil unseres Werbebudgets.» Der Anteil <strong>der</strong><br />
Onlinewerbung für das Onlinenetzwerk sei<br />
dabei logischerweise etwas grösser. «Aber<br />
wir brauchen das Medium TV, das im Bereich<br />
<strong>der</strong> breiten Zielgruppen von 18 bis 65 sehr<br />
viel erreichen kann.»<br />
TV-Sponsoring und zwei Spots<br />
Mit den Plattformen ImmoScout24 und<br />
AutoScout24, beide Marktlea<strong>der</strong> in ihren<br />
Branchen, setzt das Unternehmen seit<br />
2011 stark auf TV-Präsenz. Das begann mit<br />
dem Time-Sponsoring vor <strong>der</strong> Nachrichten-<br />
sendung «10vor10» auf SF1. «Im Bereich des<br />
TV-Sponsorings war die SRG für uns gesetzt,<br />
weil wir so unsere Zielgruppe am besten erreichen.<br />
Deshalb fuhren wir im TV sogar eine<br />
Mono-SRG-Strategie.» Als zweite Massnahme<br />
wurde für ImmoScout24 und AutoScout24 je<br />
ein TV-Spot produziert, <strong>der</strong> schwergewichtig<br />
in den SRG-Programmen in allen drei Landesteilen<br />
ausgestrahlt wurde. «Unsere Ziele<br />
erreichen wir nur, wenn wir in allen Sprachregionen<br />
führend sind», sagt dazu Martin<br />
Koncilja. «Der Immobilienmarkt in <strong>der</strong> Romandie<br />
ist für uns genauso wichtig wie <strong>der</strong><br />
Automarkt im Tessin.»<br />
Der Spot für AutoScout24 steht unter dem<br />
Motto «Bringen Sie Ihr Leben ins Rollen». Darin<br />
wird auf sympathische Art und Weise die<br />
Vielfältigkeit und Erlebbarkeit des Angebots<br />
auf <strong>der</strong> Plattform aufgezeigt. Während <strong>der</strong><br />
Protagonist auf <strong>der</strong> Onlineplattform surft,<br />
tauchen die angewählten Automodelle zu<br />
rockigem Sound real in seinem Wohnzimmer<br />
auf. Der 21 Sekunden lange Werbefilm lebt<br />
stark von Geräuschen wie dem Klappern <strong>der</strong><br />
Computertastatur, dem Zuschlagen von Auto-<br />
türen und dem Blubbern eines V8-Motors.<br />
Dazu stützen auch Display Ads, Inserate und<br />
Plakate das Kampagnenmotto. Der neue TV-<br />
Spot von ImmoScout24 erklärt in 24 Sekunden<br />
auf einfache Art die Funktionsweise <strong>der</strong><br />
Website und <strong>der</strong> Mobile App.<br />
Besucherzahlen um 40 Prozent<br />
gesteigert<br />
Mit den Resultaten ist man bei ImmoScout24<br />
und AutoScout24 sehr zufrieden. «Am eindrücklichsten<br />
war letztes Jahr sicher die<br />
Erhöhung unserer ImmoScout24-Besucherzahlen<br />
in <strong>der</strong> Romandie um rund 40 Prozent»,<br />
sagt Koncilja. «Eine solche Zahl spricht<br />
für sich – wir haben unsere Ziele mehr als erreicht.»<br />
Dies sei nur mit einem optimalen TV/<br />
00:00:02:00 00:00:08:00 00:00:14:00<br />
Werbe-Traumpaar TV/Online spotlight<br />
Online-Mix möglich gewesen. Und das auch<br />
nur, weil das Portal in <strong>der</strong> Romandie noch<br />
nicht den gleichen Bekanntheitsgrad hatte<br />
wie in <strong>der</strong> Deutschschweiz. «Das hat sich<br />
aber in <strong>der</strong> Zwischenzeit schlagartig geän<strong>der</strong>t<br />
und ImmoScout24 ist inzwischen auch<br />
in <strong>der</strong> Romandie schon die Nummer 1 – TV<br />
und Online sei Dank!»<br />
Der Marketingleiter <strong>der</strong> beiden Portale lobt<br />
die Zusammenarbeit mit publisuisse, beson<strong>der</strong>s<br />
auch im Bereich des Channel Planning.<br />
«Ich habe mich selten so gut betreut gefühlt<br />
wie bei publisuisse – die Ansprechpartner<br />
sind Profis und auch auf <strong>der</strong> zwischenmenschlichen<br />
Ebene funktioniert es super.»<br />
Angesichts dieser Ausgangslage ist es wahrscheinlich,<br />
dass Scout24 2013 wie<strong>der</strong>um im<br />
Fernsehen präsent sein wird. «Wir sind im<br />
Moment mitten in <strong>der</strong> Planungsphase, und<br />
die Chancen sind intakt», sagt Martin Koncilja<br />
und lächelt verschmitzt.<br />
Text: Thorsten Kaletsch. Fotos: Maxomedia.<br />
Shortcuts<br />
Auftraggeber: Scout24 (AutoScout24 und<br />
ImmoScout24)<br />
Ausstrahlung: SRF, RTS und RSI und private<br />
Sen<strong>der</strong>. AutoScout24 und Immo-<br />
Scout24 jeweils 314 Tage alternierend<br />
von Januar bis März 2012<br />
in <strong>der</strong> Primetime. Im Herbst ist für<br />
ImmoScout24 eine weitere Welle<br />
geplant<br />
Mediagentur: Mediakanzlei, Zürich<br />
Werbeagentur/ Maxomedia, Bern und Zürich;<br />
Produktion: Top-Fuel Entertainment, Bern.<br />
Spot: www.publispot.ch<br />
SUI<strong>SA</strong>-Nr. 342996<br />
impact 2 | Juli 2012 impact 2 | Juli 2012 19
spotlight TV-Werbung mit kleinem Budget<br />
Prodis: Mit Sicherheit<br />
zum Werbeerfolg<br />
Auch mit einem kleinen Budget kann man mit TV-Werbung viel erreichen.<br />
Das zeigt das Beispiel <strong>der</strong> Westschweizer Sicherheitsfirma Prodis, die 2011 erstmals<br />
einen TV-Spot produzierte. Der Erfolg gibt dem Kleinunternehmen recht.<br />
Knapp alle zehn Minuten wird in <strong>der</strong> Schweiz<br />
ein Einbruch verübt. Mit <strong>der</strong> wachsenden Un-<br />
sicherheit steigt das Bedürfnis nach Sicherheit<br />
und Geborgenheit. In diesem rasant<br />
wachsenden Markt für Sicherheitsinstallationen<br />
sind Emotionen ein wichtiger Aspekt:<br />
Familienglück ist unbezahlbar und will geschützt<br />
sein. Es erstaunt daher nicht, dass<br />
die Schweizer Sicherheitsfirma Prodis auf die<br />
Wirkung bewegter Bil<strong>der</strong> setzt. Überraschen<strong>der</strong><br />
ist jedoch, dass sich das Unternehmen aus<br />
dem waadtländischen Rolle mit TV-Werbung<br />
auf eine Bühne wagte, die mehrheitlich grösseren<br />
und potenteren Firmen vorbehalten ist.<br />
Doch <strong>der</strong> Erfolg gibt Prodis recht.<br />
Prodis wurde 2001 gegründet und ist vor allem<br />
in <strong>der</strong> Romandie und in <strong>der</strong> italienisch-<br />
sprachigen Schweiz stark. In <strong>der</strong> Deutschschweiz<br />
ist die Firma für Fern- und Videoüberwachungssysteme<br />
mit einem Büro<br />
20<br />
in Basel präsent und zählt in <strong>der</strong> ganzen<br />
Schweiz 40 Mitarbeiterinnen und -arbeiter.<br />
Anlässlich des 10-Jahre-Jubiläums entschloss<br />
sich Prodis, erstmals in <strong>der</strong> Unternehmensgeschichte<br />
einen TV-Spot zu produzieren. Die<br />
Hauptrolle spielt darin eine glückliche Familie<br />
auf einem Sonntagsspaziergang. «Ziel war<br />
es einerseits, unser zehnjähriges Bestehen<br />
zu würdigen», sagt Stéphane Jean, zuständig<br />
für Marketing und Kommunikation bei<br />
Prodis. «An<strong>der</strong>erseits wollten wir unsere Bekanntheit<br />
und Glaubwürdigkeit bei unseren<br />
Kunden in <strong>der</strong> Westschweiz festigen und steigern.»<br />
Das Medium TV habe sich dafür aufgedrängt.<br />
«Mit TV-Werbung lassen sich Image<br />
und Bekanntheit in kürzester Zeit steigern»,<br />
sagt auch Jeannine Theisen, Direktorin von<br />
Prodis.<br />
Im Mai und Juni 2011 wurde <strong>der</strong> 8-Sekunden-<br />
Spot von Prodis auf RTS Un, RTS Deux und auf<br />
Shortcuts<br />
Auftraggeber: Prodis <strong>SA</strong>, Rolle<br />
Produktion: L’Avenue Digital Media<br />
Ausstrahlung: RTS und TF 1 vom 30. Mai bis 12. Juni am Mittag<br />
und zur Primetime mit insgesamt 99 Austrahlungen<br />
auf RTS Un und 28 auf RTS Deux.<br />
Nachfolgekampagne im Herbst 2012.<br />
Spot: www.publispot.ch<br />
SUI<strong>SA</strong>-Nr. 344219<br />
TF1 ausgestrahlt, jeweils am Mittag und in<br />
<strong>der</strong> Primetime in einem Sendeumfeld, das<br />
<strong>der</strong> Zielgruppe (40–60) entsprach. 65 Prozent<br />
des Werbebudgets flossen im Jubiläumsjahr<br />
in TV-Werbung. Der Rest verteilte sich gleichmässig<br />
auf Print, Plakat und Online. <strong>«Die</strong>ser<br />
Entscheid war goldrichtig», sagt Jeannine<br />
Theisen. Im Programmumfeld von RTS profitierten<br />
die Spots von hohen Marktanteilen.<br />
Die Direktorin von Prodis ist denn auch hoch-<br />
TV-Werbung mit kleinem Budget spotlight<br />
erfreut über den Impact <strong>der</strong> TV-Kampagne:<br />
«Unsere Kunden haben die Ausstrahlung <strong>der</strong><br />
Spots sehr positiv aufgenommen.» Gleichzeitig<br />
habe die Zahl <strong>der</strong> Besucher auf <strong>der</strong><br />
Website messbar zugenommen und es seien<br />
mehr Informationsanfragen eingegangen.<br />
Die Kampagne habe so dank <strong>der</strong> gesteigerten<br />
Bekanntheit von Prodis indirekt zu einer Absatzsteigerung<br />
geführt.<br />
Auch für Stephan Jean ist das Experiment<br />
TV-Werbung gelungen. Er spricht sogar von<br />
einem «Coup»: «TV-Werbung funktioniert –<br />
auch mit kleinem Budget.» Beim Start ins<br />
Zeitalter <strong>der</strong> Fernsehwerbung sei Prodis von<br />
publisuisse massgeblich unterstützt worden,<br />
sagt er. <strong>«Die</strong> Beratung war gut und fundiert.»<br />
Dieser Support sei für Kleinkunden mit beschränkten<br />
Mitteln beson<strong>der</strong>s wichtig», betont<br />
Jean. Angesichts des Erfolgs ist Prodis<br />
auch 2012 wie<strong>der</strong> am Bildschirm präsent: Die<br />
Nachfolgekampagne ist gemäss Jean bereits<br />
unterwegs. «Unser Ziel war es von Anfang<br />
an, die entsprechenden Budgets zu erhöhen.»<br />
Ende Jahr werde dann entschieden, ob Prodis<br />
2013 auch in <strong>der</strong> Deutschschweiz auf TV-Werbung<br />
setzt.<br />
Text: This Rutishauser. Fotos: Prodis / shutterstock.de.<br />
impact 2 | Juli 2012<br />
impact 2 | Juli 2012<br />
21
agenda mixed zone<br />
Terminausblick<br />
Eine Auswahl interessanter Veranstaltungen<br />
für Fachleute aus den Bereichen Marketing,<br />
Werbung und Medien.<br />
23. August 2011<br />
SwissRadioDay 2012<br />
Branchenevent <strong>der</strong> Schweizer Radioszene.<br />
World Trade Center Zürich Oerlikon<br />
www.radioday.ch<br />
20./21. September 2012<br />
Schweizer Medienkongress 2012<br />
Verleger, Redaktoren, Journalisten, Wirtschaftsvertreter<br />
und Politiker treffen sich zum hochkarätigen<br />
Branchenanlass, an welchem auch die<br />
Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf<br />
begrüsst wird. Das Kongressprogramm wird die<br />
Themenblöcke «Publication – Transformation –<br />
Innovation» aufgreifen und die Zukunftsperspektiven<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Mediengattungen<br />
beleuchten.<br />
Beau-Rivage Palace Lausanne<br />
www.schweizermedien.ch<br />
27. September 2012<br />
screen-up – Der Schweizer TV-Tag<br />
Screen-up ist <strong>der</strong> Schweizer Branchenanlass<br />
für audiovisuelle, elektronische Medien und<br />
dreht sich um die Zukunft des Fernsehmarkts<br />
Schweiz. Neben <strong>der</strong> Programmvorschau und<br />
Positionierung <strong>der</strong> einzelnen Sen<strong>der</strong> wird die<br />
Wirkung des Mediums TV erlebbar und erfahrbar<br />
gemacht. Veranstaltet wird die screen-up von<br />
publisuisse <strong>SA</strong>, Goldbach Media (Switzerland) AG,<br />
RTL Group und SevenOne Media (Schweiz) AG.<br />
«Kaufleuten» Zürich<br />
www.screen-up.ch<br />
5. November 2012<br />
mediavision Genève<br />
Zum ersten Mal führt publisuisse ihren<br />
Branchenanlass für Fachleute aus Marketing,<br />
Kommunikation und Werbung in <strong>der</strong> französischsprachigen<br />
Schweiz durch.<br />
Studio 4, RTS, Genf<br />
www.publisuisse-mediavision.ch/fr<br />
Grosse Nachfrage nach RSI-Eigenproduktionen<br />
Fast fünf Seiten umfasst die Liste <strong>der</strong> Eigenproduktionen, die das Schweizer Radio und<br />
Fernsehen italienischer Sprache (RSI) im Jahr 2011 verkaufen konnte. Es handelt sich vorab<br />
um ausländische Sen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Kommunikationsgesellschaften, welche RSI-Produktionen<br />
einkauften. Ein russisches Kommunikationsunternehmen erwarb ganze 50 Musikerporträts<br />
namens «Musicalmente», von Gianni Morandi über Gino Paoli bis Lucio Dalla. Interesse gab<br />
es aber auch in Frankreich, Israel, Spanien, Italien und Deutschland. Der WDR erwarb<br />
beispielsweise einen Alpinistenfilm. Nicht immer gelangen die Produktionen auf Fernseh-<br />
schirme, einiges Material wird auch von Institutionen, beispielsweise Museen o<strong>der</strong> Berufs-<br />
bildungszentren, erworben. Die Einnahmen aus dem Weiterverkauf von Eigenproduktionen<br />
sind für das Budget von RSI von grosser Wichtigkeit. Im Geschäftsbericht 2011 weist die<br />
RSI rund 7,5 Millionen Franken an kommerziellen Einnahmen aus. Die im Ausland verkauften<br />
RSI-Eigenproduktionen leisteten einen grossen Teil zur Erreichung dieses Beitrags. Auch SRF<br />
und RTS sind in diesem Bereich sehr erfolgreich und verkaufen Eigenproduktionen und Sendekonzepte<br />
ins Ausland.<br />
see you Ausgabe 3/12<br />
Die nächste Ausgabe des Magazins impact mit Einlegerheft impact zoom<br />
erscheint im Oktober 2012.<br />
Impressum<br />
Herausgeberin:➔publisuisse <strong>SA</strong>, Giacomettistrasse 15, Postfach 610, 3000 Bern 31, Telefon +41 (0)31 358 31 11, Telefax +41 (0)31 358 31 00, www.publisuisse.ch.<br />
Redaktionsteam:➔Markus Hollenstein, Reto Burkhalter, Alexa Henschel, Roland Kopf, Thorsten Kaletsch (textatelier).<br />
Layout:➔tasty graphics gmbh, Bern. Redaktion: textatelier.ch, Biel. Illustrationen: dasross.ch.<br />
Urheberrecht:➔Die Verwendung von impact-Beiträgen ist nur mit Quellenangaben gestattet. Bitte senden Sie uns Belegexemplare zu.<br />
Leserbriefe, Abonnements und Adressän<strong>der</strong>ungen:➔Bitte per E-Mail an impact@publisuisse.ch.<br />
impact erscheint dreimal jährlich in deutscher und französischer Sprache und kann unter www.publisuisse.ch/impact kostenlos abonniert werden.<br />
Strategie in <strong>der</strong> Menschheitsgeschichte<br />
Strategie hat in <strong>der</strong> Menschheitsgeschichte eine wichtige Bedeutung. Bereits in den Hochkulturen<br />
fand eine Entwicklung zur organisierten Kriegführung und damit zur Strategie statt. 510 v.Chr.<br />
schrieb <strong>der</strong> Chinese Sun Tzu die «Dreizehn Grundprinzipien <strong>der</strong> Kriegskunst». Zu dieser Zeit erlebte<br />
China eine Revolution <strong>der</strong> Kriegführung. Verluste, mit denen die Vernichtung des Gegners erkauft<br />
wurden, sollten vermieden werden. Stattdessen sollte <strong>der</strong> gegnerische Staat durch Intrigen,<br />
Auseinan<strong>der</strong>brechen seiner Bündnisse, Zerrüttung seines Gesellschaftssystems, Korrumpierung<br />
hoher Beamter und Ausspionieren seiner Pläne geschwächt werden. Dazu gehörte auch die<br />
gezielte Ermordung des Fürsten. War diese «indirekte Strategie» erfolgreich, folgte <strong>der</strong> Angriff auf<br />
den geschwächten Gegner. Dabei war <strong>der</strong> gegnerische Feldherr durch Täuschungen in die Irre zu<br />
führen.<br />
Auch heute spielen militärische Strategien eine grosse Rolle. Verursacht durch Ereignisse wie die<br />
Auslagerung <strong>der</strong> Produktionsstätten nach Asien, das Konsumverhalten <strong>der</strong> US-Bevölkerung, die<br />
Verschleu<strong>der</strong>ung von über 1000 Milliarden Dollar in die Kriegführung im Irak und in Afghanistan<br />
ist ein wirtschaftlicher und politischer Abstieg <strong>der</strong> Weltmacht U<strong>SA</strong> im Gange. China nützt<br />
diese Schwäche <strong>der</strong> U<strong>SA</strong> aus und strebt für die Kontrolle <strong>der</strong> Seeverbindungen durch die Malakka-Strasse<br />
die Herrschaft über das Südchinesische Meer mit den Paracel- und Spratley-Inseln an.<br />
Der Anspruch über den Spratley-Archipel wird durch Vietnam, die Philippinen, Malaysia, Brunei,<br />
Indonesien und Taiwan bestritten. Dieser Archipel ist für China auch wegen <strong>der</strong> Erdöl- und Erdgasvorkommen<br />
interessant.<br />
Die U<strong>SA</strong>, die immer noch über den gewaltigsten Militärapparat <strong>der</strong> Welt verfügen, betrachten den<br />
westlichen Pazifik aber als Teil <strong>der</strong> eigenen Machtdomäne. Dies haben im Januar 2012 Präsident<br />
Obama und das Pentagon in einem Bericht verkündet und China damit ganz offen als Rivalen deklariert.<br />
Dabei setzen die U<strong>SA</strong> die «indirekte Strategie» von Sun Tzu ein. Die Achillesferse Chinas<br />
ist die Wirtschaft. Das Wirtschaftswachstum Chinas ist nämlich vom amerikanischen Konsum<br />
abhängig. Unter Ausnützung dieser Schwäche for<strong>der</strong>n die Amerikaner die Chinesen zur Aufwertung<br />
ihrer Währung gegenüber dem Dollar auf. Diese For<strong>der</strong>ung wird begleitet von verklausulierten<br />
Drohungen, Zölle auf chinesische Importe zu verhängen. Daneben soll die Kohärenz <strong>der</strong><br />
chinesischen Gesellschaft zerrüttet werden. Es ist denkbar, dass die Unruhen unter den Tibetern<br />
und Uighuren durch die CIA manipuliert werden. Die «Exil-Führung» <strong>der</strong> Uighuren hat ihren Sitz<br />
in den U<strong>SA</strong>. In den Fünfzigerjahren hat die CIA den Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Tibeter finanziert. Zu dieser indirekten<br />
Strategie gehört auch die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nuklearmacht Indien als Gegenmacht zu China.<br />
Für die Eindämmung von China im westlichen Pazifik unterstützen die U<strong>SA</strong> mit ihren Flugzeugträgern,<br />
die den Kern ihrer Seemacht bilden, ihre Alliierten und Freunde Australien, Indonesien,<br />
Singapur, Malaysia, Vietnam, Taiwan, die Philippinen, Japan und Südkorea und bieten ihnen Sicherheit<br />
im westlichen Pazifik gegenüber China an.<br />
Die chinesische Führung versucht <strong>der</strong> Nötigung durch die U<strong>SA</strong> auszuweichen und Zeit zu gewinnen.<br />
Zur Ausmanövrierung <strong>der</strong> amerikanischen Seestrategie finanziert China den Bau von Seehäfen<br />
im Indischen Ozean, wie Gwadar in Pakistan, Hambantota in Sri Lanka, Chittagong in Bangladesh<br />
und Sittwe in Myanmar, sowie den Bau von Erdöl- und Erdgaspipelines durch Myanmar nach<br />
China. Mit seinen Streitkräften will China eine asymmetrische Kriegführung und vor<strong>der</strong>hand<br />
einen bewaffneten Konflikt mit den U<strong>SA</strong> vermeiden, denn dieser würde zum Zusammenbruch<br />
<strong>der</strong> Wirtschaft führen. Die U<strong>SA</strong>, die jetzt noch über eine eindeutige militärische Überlegenheit<br />
verfügen, werden aufgrund ihrer wirtschaftlichen Schwäche nicht mehr so lange zuwarten können<br />
und sehr bald die Entscheidung erzwingen wollen. Strategien werden also auch in Zukunft<br />
eine bedeutende Rolle spielen.<br />
Prof. Dr. Albert Alexan<strong>der</strong> Stahel side view<br />
Prof. Dr. Albert Alexan<strong>der</strong> Stahel (69)<br />
wirkte bis 2006 als Dozent für Strategische<br />
Studien an <strong>der</strong> Militärakademie<br />
<strong>der</strong> ETH Zürich und lehrt bis heute<br />
an <strong>der</strong> Universität Zürich. Er ist Experte<br />
für Sicherheits- und geopolitische<br />
Fragen im Radio und Fernsehen und<br />
Autor von Sachbüchern.<br />
22 impact 2 | Juli 2012 impact 2 | Juli 2012<br />
23
Unterwegs zur<br />
Zielgruppe hält<br />
Sie <strong>der</strong> neue<br />
mediacompass<br />
auf Kurs.<br />
Die kreative Idee ist das Eine, die richtige Strategie das An<strong>der</strong>e. Das intermediale Planungstool<br />
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24 impact 2 | Juli 2012<br />
FORMELDREI