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ist er meist schon nicht mehr situations­<br />

gerecht Die Umstän<strong>de</strong> und Ereignisse,<br />

die <strong>de</strong>r Manager eigenüich mit Echtzeit-Informationen<br />

beherrschen will,<br />

entziehen sich seiner Lenkung.<br />

Dieses Dilemma <strong>de</strong>r Echtzeit-Informatio­<br />

nen ist nicht lösbar. Unternehmen sind<br />

Organisationen, die es <strong>de</strong>m Management<br />

gestatten sollen, kraft ihres Willens auf<br />

Ereignisse mit bestimmten Ergebnissen<br />

einzuwirken. Zu diesem Zweck sind die<br />

hierarchischen und funktionsorientierten<br />

Glie<strong>de</strong>rungen geschaffen wor<strong>de</strong>n. Aber<br />

wenn die Zeitspanne <strong>de</strong>s Informations­<br />

flusses nach oben und <strong>de</strong>r Aktionsauf­<br />

trag nach unten weit auseinan<strong>de</strong>rklaffen<br />

und von <strong>de</strong>r Geschwindigkeit <strong>de</strong>r Verän­<br />

<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Realität noch vergrößert wird,<br />

kann das Dilemma nicht überwun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

5. Beispiel<br />

Die erste Anfor<strong>de</strong>rung an je<strong>de</strong>n Control­<br />

ler lautet, präsent zu sein: immer persön­<br />

lich auf <strong>de</strong>n Konferenzen und Diskussio­<br />

nen anwesend zu sein und immer alle<br />

Grunddaten verfügbar zu haben. Dabei<br />

soll er die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Gemütslage<br />

<strong>de</strong>r Führungskräfte beobachten und ge­<br />

gebenenfalls Ermutigung und Zuspruch<br />

bieten. Mehr noch: geübte Controller<br />

können eine Inszenierung ihrer Auf- und<br />

Abtritte planen, so daß sie schon mit<br />

ihrer Körperscprache <strong>de</strong>n zukünftigen<br />

Erfolg <strong>de</strong>s Unternehmens signalisieren.<br />

Während <strong>de</strong>r Konferenz kann er dann -<br />

en passant - Stichwörter geben, mit <strong>de</strong>­<br />

nen er <strong>de</strong>n Ablauf <strong>de</strong>r Gesprächsrun<strong>de</strong><br />

entschei<strong>de</strong>nd beeinflussen kann.<br />

Aus diesem Grun<strong>de</strong> darf er eigentlich bei<br />

Entscheidungskonferenzen niemals feh<br />

len. Denn ein nicht wie<strong>de</strong>r gutzumachen<br />

<strong>de</strong>r Fehler wäre es, wenn <strong>de</strong>r zentrale<br />

Controller seine Rolle in <strong>de</strong>r Konferenz an<br />

<strong>de</strong>zentrale Controller <strong>de</strong>legieren wür<strong>de</strong>.<br />

Diese wür<strong>de</strong>n sich nur allzu leicht und<br />

menschlich verständlich in <strong>de</strong>n Status und<br />

die Funktion einer Elite hineinträumen,<br />

da sie ja Sachkenntnis und Spezialwissen<br />

hätten. Auch wenn die <strong>de</strong>zentralen Con­<br />

troller diese Gefahr vermei<strong>de</strong>n könnten,<br />

tritt schnell ein weiteres Risikomoment<br />

auf: es kann sich eine Kluft zwischen <strong>de</strong>­<br />

nen auftun, die über Sachkenntnis, Spezi­<br />

alwissen und Denkvermögen verfügen,<br />

und <strong>de</strong>nen, die vor Ort agieren, produzie­<br />

ren und verkaufen. Wenn die Erfahrungen<br />

<strong>de</strong>r Verkäufer geringer angesehen wer­<br />

<strong>de</strong>n als die Wahrnehmungen <strong>de</strong>r Speziali­<br />

sten, dann gewinnt die Planung die Ober­<br />

hand über die Ausführung. Wenn das theo­<br />

retische Wissen das in <strong>de</strong>r Praxis erprobte<br />

Wissen verdrängt, läuft das Unternehmen<br />

Gefahr unterzugehen.<br />

6. Die Illusion <strong>de</strong>s Controllers<br />

Wie kann <strong>de</strong>r Controller mit diesen fünf<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen seine Autorität herstel­<br />

len o<strong>de</strong>r sogar bekräftigen? In<strong>de</strong>m er sich<br />

einfach auf diese Anfor<strong>de</strong>rungen beruft<br />

und sie praktiziert? Ich <strong>de</strong>nke ja, insbe­<br />

son<strong>de</strong>re dann, wenn er drei miteinan<strong>de</strong>r<br />

konkurrieren<strong>de</strong> zeitliche Faktoren, die in<br />

einer Krise für das Unternehmen existenz­<br />

gefähr<strong>de</strong>nd sein können, gebührend be­<br />

rücksichtigt:<br />

- erstens die Eigeninitiative bedarf ei­<br />

ner gewissen Zeitspanne, bis sie voll<br />

wirksam wird,<br />

- zweitens die Reaktionszeit <strong>de</strong>r Kon­<br />

kurrenz sollte eher zu knapp, als zu<br />

lang angenommen wer<strong>de</strong>n,<br />

drittens <strong>de</strong>r eigene Zeitbedarf zur neu­<br />

en Beurteilung <strong>de</strong>r Lage und zur Ent­<br />

scheidungsfindung sollte eher zu lang,<br />

als zu kurz angenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Man darf getrost unterstellen, daß die<br />

Schnelligkeit für die bei<strong>de</strong>n ersten zeitli­<br />

chen Faktoren sich in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

beschleunigt haben. Nur <strong>de</strong>r innerbetrieb­<br />

liche EntScheidungsprozess ist nahezu<br />

konstant geblieben - trotz <strong>de</strong>r Verfüg­<br />

barkeit von Echtzeit-Informationen. Denn<br />

<strong>de</strong>r menschliche Verstand und die<br />

menschliche Zunge funktionieren nicht<br />

schneller als vor hun<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r tausend<br />

Jahren. Die Geschwindigkeit, mit <strong>de</strong>r<br />

Menschen Informationen empfangen,<br />

verarbeiten und beurteilen, um aus ih­<br />

nen Entscheidungen zu treffen, konkur­<br />

riert mit Geschwindigkeiten, die sich dy­<br />

namisch entwickeln. Die statische Ge­<br />

schwindigkeit <strong>de</strong>s Denk- und Entschei-<br />

dungsprozesses behin<strong>de</strong>rt also das Con­<br />

trolling und ganz allgemein die Unter­<br />

nehmensführung.<br />

Man kann diesen Mißstand zum Teil da­<br />

durch aufheben, daß man die Informati­<br />

onsmenge sowie <strong>de</strong>n Informationsfluß<br />

proportionalisiert. Man strebt also von<br />

<strong>de</strong>r Mannigfaltigkeit <strong>de</strong>r Informationen<br />

fort, die alles abzubil<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Lage sind.<br />

Controller magazin 5/98<br />

und zur Einfachheit und Kargheit <strong>de</strong>r<br />

Urzeit <strong>de</strong>s Controlling hin. Der Control­<br />

ler reduziert bewußt seinen Wissensbe­<br />

stand und vertraut mehr seinem Glau­<br />

ben an seine Voraussicht. Unter dieser<br />

Prämisse beurteilt er die Situation, wählt<br />

seine Alternativen aus und unterbreitet<br />

seinen Vorschlag <strong>de</strong>m Management.<br />

Aber auch hier klaffen wie<strong>de</strong>r Wunsch<br />

und Wirklichkeit weit auseinan<strong>de</strong>r Eine<br />

Flut von komplexen Informationen läßt<br />

sich zwar eindämmen und reduzieren.<br />

Aber dies gelingt nur, wenn ein Filter<br />

zwischen Controller und Wirklichkeit<br />

geschoben wird. Besteht dieser Filter aus<br />

Software-Programmen, so können sie nur<br />

das herausfiltern, wozu sie programmiert<br />

sind. Besteht <strong>de</strong>r Filter aus Menschen<br />

wie im Fall <strong>de</strong>r <strong>de</strong>zentralen Controller,<br />

muß sich <strong>de</strong>r zentrale Controller ständig<br />

vergegenwärtigen, daß die <strong>de</strong>zentralen<br />

Controller auch unter <strong>de</strong>n allerlautersten<br />

Absichten ihn manipulieren könnten. Aus<br />

dieser Falle gibt es kein Entrinnen. Der<br />

Controller muß sich ständig vor Augen<br />

halten, daß es eine Illusion ist zu glau­<br />

ben, er könne mit Wissen und Voraus­<br />

sicht einen erheblichen Beitrag zur Un­<br />

temehmensführung leisten.<br />

Fußnoten<br />

' vgl. Friedrich Kluge, Etymologisches<br />

Wörterbuch <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sprache,<br />

22. Aufl., Berlin und New York 1989.<br />

^ vgl. Remmel, Manfred, Entwicklungs­<br />

ten<strong>de</strong>nzen im Controlling, in: Con­<br />

troller Magazin 5/97, S. 303-307,<br />

hier: S. 304.<br />

' Mein Beitrag soll u. a. auch eine Er­<br />

gänzung und inhaltliche Ausfüllung<br />

<strong>de</strong>r Ausführungen von Dieter<br />

Schoeppner sein (Controlling -<br />

woher und wohin? in: Controller<br />

Magazin 1/98, S. 12-16. •<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

02 05 07 G P<br />

351

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