Innenansichten Sie stehen im Rampenlicht, aber wo wohnen Prominente? Kein Fahrstuhl, aber Fernblick Jan K. Kube vom Expertenteam der sogar europaweit bekannten TV-Sendung „Kunst & Krempel“ und seine Frau Manuela, die dort hinter den Kulissen mitwirkt, sind in einem 16 VON Ute Fürböter I FOTOS Mile Cindrić Schloss in Mittelfranken zu Hause. Die stolzen Schlossbesitzer aus Sugenheim erzählten uns ihre ganz private, beeindruckende Geschichte.
Über 600 Jahre hatte das Alte Schloss von Sugenheim auf dem Buckel, als Sie es entdeckten. Aber es war eine Ruine. Wieso verliebt man sich Hals über Kopf in so etwas? Schon als Kind habe ich davon geträumt, einmal in einem Schloss zu leben. Bestimmt, weil ich in Franken aufgewachsen bin, wo sozusagen an jeder Ecke ein Schloss steht. Meine spätere Frau, die ich mit 15 kennenlernte, fand meine Vision toll. Doch zunächst wurden wir sehr früh Eltern einer und dann gleich noch einer Tochter. Danach habe ich erst einmal einen anderen Traum wahr gemacht: Mit knapp zwanzig und frisch von der Schule weg gründete ich in München ein Spezialgeschäft für Militaria, Orden, alte Waffen und historische Objekte. 1974 fand die erste Auktion statt – heute gilt unser Spezial-Auktionshaus als das älteste, stets in einer Hand befindliche in Deutschland. Doch zurück in die Vergangenheit: Am Ostersonntag 1975 besuchten wir meine Großmutter in Bad Windsheim. Es war eiskalt, als wir zufällig auf das Alte Schloss in Sugenheim mit seinen vier, richtiger nur noch dreieinviertel imposanten Ecktürmen stießen. Schlotternd rannten wir ums Gemäuer. Schon nach zehn Minuten war klar: Wir kaufen es! Nur das oberste Stockwerk wollten wir privat nutzen, das Erdgeschoss mit dem Großen Saal und der erste Stock sollten fürs Geschäft sein sowie fürs Spielzeugmuseum meiner Frau. Diese Einteilung, bei der es auch geblieben ist, stand tatsächlich sofort fest. Rein als Privatspaß hätten wir uns das Schloss auch gar nicht leisten können. Hatten Sie keine Angst, sich zu viel aufzuhalsen? Wahr ist: Im Schloss gab es kein Wasser, keinen Strom, das Fundament war nass, von oben regnete es rein und außerdem, um bloß einige Übel aufzuzählen, war kein einziges der 106 Fenster heil. Später hat uns der alte Baron von Seckendorff erzählt, dass es ihm schon als Kind verboten gewesen sei, einen Fuß ins ruinöse Alte Schloss zu setzen. Dazu muss man wissen, dass der Baron 1914 geboren wurde. Weil mit der alten gotischen Wasserburg kein Staat zu machen war, hatte sich seine Familie zwischen 1746 und 1749 das Neue Schloss in unmittelbarer Nachbarschaft erbauen lassen. Die alte Burg wurde zwar 1806 bis 1812 zum neugotischen Wohnschloss umgebaut. Doch das stand ab 1834 schon wieder leer und zwar für rund 100 Jahre. Kurzzeitig wurde es durch die Hitlerjugend genutzt und nach dem Krieg wohnten über 100 Vertriebene hier. 1963, nach einem tragischen Todesfall, ließ der Kaminkehrer das Gebäude sperren. Der Abriss schien besiegelt. Aber selbst das scheiterte am Geld. Zum Glück! Wir haben uns gesagt, das Alte Schloss wird wieder wunderschön! Und wir hatten keinen Zweifel, dass wir das schaffen. Sie haben die Ärmel hochgekrempelt und gleich losgelegt? Das hätten wir gern getan. Aber uns waren die Hände gebunden. Sechs Jahre mussten ins Land gehen. Der Zustand des Schlosses wurde nicht besser. Endlich, im Januar 1981, kam die Zusage, dass uns die öffentliche Hand unterstützt. Mit uns an einem Strang zogen die Gemeinde Sugenheim, der Landkreis Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim, der Bezirk Mittelfranken, auch aus dem der Entschädigungsfonds des Freistaats <strong>Bayern</strong> flossen Zuschüsse – ganz allein hätten wir es nicht geschafft. Am 30. März standen die ersten zwei Baugerüste und Ende April, Anfang Mai ging es richtig los. Wir haben jeden Quadratmeter innen und Manuela Kube in der Schlossküche. Nur hier hat die Moderne Einzug gehalten. Aber in den bestechend schlichten, dunklen und eigens angefertigten Schränken stehen doch wieder – Antiquitäten. außen bearbeitet, jeden! Dabei saß uns die Zeit im Nacken, denn am 4. Juni 1983 sollte bereits die Eröffnungsfeier sein. So stand es auch auf den Einladungen, die wir ein Jahr im Voraus verschickten. Und – den Termin haben wir gehalten. Aber vorher ist noch viel Schweiß geflossen! Unter der Woche sind wir regelmäßig zwei Mal jeweils für ein paar Stunden hergekommen, am Wochenende wurde prinzipiell Schutt geräumt. 110 Handwerker haben auf unserer Baustelle gearbeitet, sie kamen sämtlich aus der Gegend. Um sieben Uhr morgens ging der Lärm los – natürlich auch, wenn die Kinder Ferien hatten. Wir haben ihnen schon eine Menge abverlangt! Ende gut, alles gut? Wir waren stolz, aber fürs Erste auch pleite. Den vierten Turm mussten wir bis 1992 als Torso stehen lassen. 1821 hatte man ihn wegen Baufälligkeit abgebrochen. Doch alles andere stimmte bereits bis ins Detail. Angefangen vom historischen Pflaster im Hof über das Renaissance-Maßwerk an der Fassade bis hin zum Goldocker, in dem das Schloss leuchtet. Dieses so genannte Maria- Theresien-Gelb hat übrigens kein anderes Schloss in Franken. Zu verdanken ist das Alexander von Seckendorff, einem General, der in kaiserlich-österreichischen Diensten stand und sehr viel in Wien war. Dort war der Farbton äußerst beliebt, er hat ihn mitgebracht und bei der Renovierung von 1806 verwendet – und wir haben das übernommen. Nun glich das Schloss mit seinen stolzen Zinnen wieder einem Juwel, aber von München aufs Land zu ziehen war wagehalsig, oder? 17 Innenansichten