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AA Tivoli Echo #09-1213 - Alemannia Aachen

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„Man sollte der Mannschaft Zeit geben“<br />

Michael Melka hat schon viel erlebt in seiner Karriere. <strong>Alemannia</strong>s Torhüter, der sich inzwischen im Kampf um die Nummer eins<br />

durchgesetzt hat, weiß, wie schwer ein Abstieg in die Dritte Liga eine Mannschaft treffen kann. Im Interview liefert Melka eine<br />

sachliche Analyse der Gesamtsituation.<br />

Ihr habt mal wieder viel Lob für den Auftritt<br />

in Heidenheim bekommen, die volle Punktzahl<br />

sprang am Ende nicht heraus. Ist man es leid,<br />

immer nur gelobt zu werden?<br />

Um ehrlich zu sein, wäre es mir lieber, wir spielen<br />

schlecht und gehen dafür aber als Sieger vom<br />

Platz. Im Fußball zählen nur Ergebnisse und nicht<br />

die Art und Weise, wie du diese erreichst. Ich bin<br />

daher auch der Meinung, dass es zu Beginn der<br />

Saison ein Fehler war, nach dem Sieg in Saarbrücken<br />

darüber zu diskutieren, wie schlecht wir<br />

doch gespielt haben.<br />

Was genau meinst du damit?<br />

Wir haben 2:1 in Saarbrücken gewonnen, stellen<br />

uns nach Spielende hin und kritisieren unsere<br />

eigene Leistung. Jeder Sieg hätte uns mehr<br />

Selbstvertrauen gegeben, da kann man das nicht<br />

schlecht reden. Das war nicht richtig. Haben wir<br />

derzeit mehr davon, gut zu spielen aber in der<br />

Tabelle nicht voran zu kommen? Zu Beginn der<br />

Saison ist hier um Umfeld eine Atmosphäre aufgekommen,<br />

die gefährlich war.<br />

Warum gefährlich?<br />

Alle sprachen von Euphorie. Im Nachhinein<br />

betrachtet war das eine künstliche Stimmungsblase,<br />

die jetzt zerplatzt ist. Man braucht nicht<br />

viel Phantasie, um zu realisieren, dass man nach<br />

einem Abstieg in die Dritte Liga nicht einfach mal<br />

eben so aufsteigt. Das funktioniert nicht – besonders<br />

nicht, wenn man 18 Neuzugänge holt. Das<br />

gelingt keinem Verein der Welt. Das hat aber niemand<br />

im Umfeld wahrnehmen wollen. Alle waren<br />

der Meinung, dass man in dieser Dritten Liga aufläuft<br />

und gleich den Sprung nach oben schafft.<br />

Natürlich sehnen sich die Fans danach, möglichst<br />

schnell wieder aufzusteigen. Das dürfen sie auch.<br />

Aber das ist nun mal nicht so leicht.<br />

Deine Erfahrungswerte zeigen also, dass es<br />

einige Zeit braucht, wieder oben anzugreifen…<br />

Genau so ist es. Was hat denn Bielefeld letztes<br />

Jahr für eine Saison gespielt? Die standen unten<br />

drin, genau so wie Osnabrück und Preußen Münster.<br />

Diese Teams stehen derzeit über uns, aber<br />

auch sie haben dafür einige Zeit benötigt. Ich weiß,<br />

wovon ich rede. Schließlich bin ich mit Rot-Weiß<br />

Oberhausen leider nach dem Abstieg in die Zweite<br />

Liga durchgereicht worden. Man sollte der Mannschaft<br />

ein bisschen Zeit geben, auch wenn ich<br />

weiß, dass man im Fußball keine Zeit hat. Aber mit<br />

der nötigen Gelassenheit und Zeit wird hier etwas<br />

entstehen, da bin ich mir sicher.<br />

Wie schwierig ist es, wenn man in so einer<br />

Entwicklung die Ruhe, die man eigentlich<br />

benötigt, nicht hat?<br />

Das ist schon nicht so leicht, wir erleben hier<br />

gerade im Verein sowieso aufgrund der finanziellen<br />

Diskussion eine Ausnahmesituation. Andererseits<br />

bin ich auch der Meinung, dass in einem<br />

Traditionsverein nie komplett Ruhe existiert. Traditionsvereine<br />

leben davon, dass immer etwas<br />

los ist. Die ganze Stadt interessiert sich für den<br />

Verein, egal ob nun etwas Positives oder Negatives<br />

zu berichten ist. Wenn ich damit als Spieler<br />

nicht klar komme, muss ich mir einen Verein in<br />

der Provinz suchen. Da habe ich wahrscheinlich<br />

mehr Ruhe.<br />

Kommen wir zu dir persönlich: Du warst in<br />

den ersten Spielen meist noch nicht einmal<br />

im Kader. Woran lag es aus deiner Sicht?<br />

Ein wesentlicher Aspekt war natürlich meine Verletzung<br />

in der Vorbereitung. Da bist du automatisch<br />

auf einmal hinten dran. Ich habe dann ein<br />

bisschen gebraucht, um in Tritt zu kommen. Jetzt<br />

stehe ich zwischen den Pfosten und versuche, der<br />

Mannschaft so gut wie es geht zu helfen.<br />

Die Strafraumbeherrschung ist mit Sicherheit<br />

eine große Stärke von dir. Du strahlst viel Ruhe<br />

aus. Wie frustrierend ist es, in einem Spiel wie<br />

gegen Darmstadt oder Wehen Wiesbaden<br />

fast beschäftigungslos zu sein und trotzdem<br />

nicht mit weißer Weste das Feld verlassen zu<br />

können?<br />

Ich bin ein Torhüter, der sehr viel Wert darauf<br />

legt, organisiert aufzutreten. Es gibt Keeper, die<br />

fallen durch unzählige Glanzparaden auf. Ich bin<br />

der Meinung, dass man durch eine gute Organisation<br />

und guter Kommunikation mit den Vorderleuten<br />

schon sehr viel dafür tun kann, möglichst<br />

wenige Chancen zuzulassen. Das ist uns in den<br />

letzten Spielen auch immer ganz gut gelungen.<br />

Allerdings rutscht dann trotzdem hin und wieder<br />

einer durch und so gehst du nach einer völligen<br />

Dominanz wie gegen Darmstadt nur mit einem<br />

„Traditionsvereine leben davon, dass immer<br />

etwas los ist. Die ganze Stadt interessiert sich<br />

für den Verein, egal ob nun etwas Positives oder<br />

Negatives zu berichten ist. Wenn ich damit als<br />

Spieler nicht klar komme, muss ich mir einen<br />

Verein in der Provinz suchen.“<br />

Zähler vom Platz. Aber das passiert im Fußball.<br />

Du musst immer wieder daran arbeiten, es noch<br />

ein Stück besser zu machen.<br />

Du hast von hinten eine spezielle Sicht auf das<br />

Spielgeschehen. Was fehlt dem Team derzeit,<br />

um wieder in die Erfolgsspur zu kommen?<br />

Ein alter Trainer hat mal zu mir gesagt: „Jungs,<br />

ihr seid noch nicht braun genug.“ Er meinte<br />

damit, dass wir in vielen Bereichen noch nicht<br />

abgezockt genug sind. Wir sind ab und zu nicht<br />

brutal genug in den Zweikämpfen. Das heißt<br />

nicht, dass ich meinen Gegenspieler umtreten<br />

muss. Aber ich muss diese 50/50-Situationen<br />

für mich entscheiden. Wir hatten in dieser Saison<br />

noch nicht einen Elfmeter, das ist auch eine interessante<br />

Statistik.<br />

Interview<br />

9

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