Brandenburgisches Ärzteblatt 06/2007 - qs- nrw
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Kammerinformationen/Gesundheitspolitik<br />
hat, was im Argen liegt und uns in unserer Arbeit<br />
beschäftigt.<br />
Sicherlich war die Weiterbildungsordnung das<br />
wohl spannendste Thema auf dem 110. Deutschen<br />
Ärztetag. Die Zersplitterung, die es gibt,<br />
schadet zwar keinem, hat aus meiner Sicht aber<br />
auch keinen Sinn. Der Internist ohne Schwerpunkt<br />
- ich weiß nicht, welche Aufgaben dieser<br />
bewältigen soll. Ich würde jungen Kollegen abraten,<br />
dieses Fachgebiet zu ergreifen. Die Entscheidung<br />
der Wiedereinführung des Facharztes<br />
für Innere Medizin, die getroffen wurde, hat<br />
mir nicht gefallen. Allerdings ist das marginal,<br />
weil es die Allgemeinmediziner nicht berührt,<br />
keinen gravierenden Einfluss auf diese hat.<br />
Ich war sehr damit einverstanden, dass das Thema<br />
Kindergesundheit in der Tagesordnung aufgegriffen<br />
wurde. Dabei wurde uns klar aufgezeigt,<br />
was die Pflichtaufgabe des Staates und<br />
welches unsere ärztliche Aufgabe ist - die Klärung<br />
der Schnittstellen war unbedingt notwendig.<br />
Elke Köhler, Fachärztin<br />
für Allgemeinmedizin<br />
in Jüterbog;<br />
Vizepräsidentin der<br />
LÄKB, zum 19. Mal<br />
Delegierte:<br />
Die Eröffnungsfeier<br />
hat mir - bis auf Frau<br />
Schmidt - sehr gut<br />
gefallen. Ich fand es<br />
von ihr eine Unverschämtheit,<br />
den Hartmannbund<br />
anzugreifen. Dieser ist heute nicht<br />
mehr der Hartmannbund, der er zur Zeit der<br />
Tarifflucht lohnt sich nicht<br />
Abschluss für Brandenburgs Klinikärzte<br />
Der Marburger Bund (MB) und die Tarifgemeinschaft<br />
Kommunaler Krankenhäuser in<br />
Brandenburg (TKB) haben sich am 28. April<br />
auf den Abschluss eines arztspezifischen Tarifvertrages<br />
verständigt. Es gilt noch eine Erklärungsfrist<br />
bis zum 16. Mai. Die zwischenzeitlich<br />
erfolgte Auflösung der TKB bleibt ohne<br />
Auswirkungen auf den MB-Tarifabschluss, da<br />
die einzelnen TKB-Mitglieder den Abschluss<br />
mit dem MB unterzeichnet haben, somit der<br />
Vertrag wie ein Haustarifvertrag fortwirkt.<br />
„Dieser Ärzte-Tarifvertrag ist ein wichtiger<br />
Schritt gegen die anhaltende Ärzteflucht aus<br />
Brandenburgs Krankenhäusern in den Westen<br />
der Republik oder ins Ausland“, zeigte sich der<br />
Verhandlungsführer des MB, Lutz Hammerschlag,<br />
zufrieden.<br />
Im Kern sieht der neue Tarifvertrag für Brandenburgs<br />
Ärzte in den TKB-Häusern höhere<br />
Gehälter, eine verbesserte Bereitschaftsdienstvergütung<br />
und eine 40-Stunden-Woche vor.<br />
Auch der Geschäftsführer des MB-Landesverbandes<br />
Berlin/Brandenburg, Manfred Husmann,<br />
wertete den Tarifabschluss positiv: „Wir<br />
haben mit der TKB einen akzeptablen Kompro-<br />
<strong>Brandenburgisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong> 6/<strong>2007</strong> · 17. Jahrgang<br />
Nationalsozialisten war. Ich bin sicher, dass wir<br />
hier noch eine Entschuldigung von ihr verlangen,<br />
denn das können wir so nicht hinnehmen.<br />
Besondere Aufmerksamkeit habe ich auf das<br />
Thema Organspende gelegt. Es ist erschreckend,<br />
dass täglich drei Leute, die auf der Warteliste für<br />
eine Spende stehen, sterben. Aus diesem Grund<br />
ist es wichtig, dass wir Ärzte mit unseren Patienten<br />
darüber sprechen und zum Nachdenken anregen,<br />
ob man sich nicht doch einen Organspendeausweis<br />
zulegen sollte. Zumindest sollte die Familie<br />
die eigene Entscheidung kennen.<br />
Ich selbst bin für den Facharzt für Innere Medizin.<br />
Da ich in einer ländlichen Region lebe, finde<br />
ich es wichtig, dass es in einem kleinen Krankenhaus<br />
einen allgemeinen Internisten gibt. Zur<br />
Elektronischen Gesundheitskarte, die beim Tätigkeitsbericht<br />
zur Sprache kam, kann ich nur<br />
sagen: Man sollte sich dem Fortschritt nicht verschließen<br />
und sie kann manchmal sicher auch<br />
lebensrettend sein. Aber: Der Datenschutz muss<br />
gewährleistet sein und die Kosten dürfen nicht<br />
auf den Ärzten sitzen bleiben.<br />
MR Dr. Dietmar<br />
Grätsch, Facharzt für<br />
Allgemeinmedizin in<br />
Schönwalde, zum 5.<br />
Mal Delegierter:<br />
Im Gegensatz zu vielen<br />
anderen sehe ich<br />
das Auftreten von unsererBundesgesundheitsministerin<br />
nicht so<br />
kritisch. Man muss ja<br />
immerhin akzeptieren, dass sie die Politik vertritt<br />
miss erzielt, der den Krankenhausärzten in<br />
Brandenburg eine sichere und einheitliche tarifliche<br />
Absicherung gewährt.“ Wichtig sei,<br />
dass mit dem Ärzte-Tarifvertrag grundsätzlich<br />
eine Anpassung an den bundesweiten Tarifabschluss<br />
des Marburger Bundes mit der Vereinigung<br />
kommunaler Arbeitgeberverbände<br />
(VKA) aus dem Jahr 20<strong>06</strong> erzielt wurde. Damit<br />
konnte die Tarifflucht der TKB aus dem bundesweiten<br />
Arbeitgeberverband vom 10. Oktober<br />
20<strong>06</strong> rückgängig gemacht werden.<br />
Positiv ist gerade auch das relativ zügige Schließen<br />
der Ost-West-Schere bei den Gehältern. So<br />
wird die Bezahlung ab dem Inkrafttreten des<br />
Vertrages zum 1. Mai <strong>2007</strong> an die Ostvergütung<br />
des bundesweiten VKA-Vertrages angeglichen.<br />
Zum 1. Oktober 2008 werden<br />
Brandenburgs Klinikärzte dann eine Gehaltserhöhung<br />
um 4,5 Prozent und zum 1. Januar<br />
2010 um weitere drei Prozent erhalten. Als kleiner<br />
Wermutstropfen ist die Bereitschaftsdienstvergütung<br />
zu sehen, die bei der Kompromissfindung<br />
zwar verbessert, aber nicht ganz an den<br />
VKA-Wert angepasst werden konnte. Dafür<br />
wurden andere wichtige Verbesserungen, auch<br />
und wir sollten in der Beurteilung sachlich bleiben.<br />
Dass uns das nicht gefällt, was sie vertritt,<br />
und wir andere Interessen haben, das ist klar.<br />
Aber mich stört teilweise die Unsachlichkeit einiger<br />
Reaktionen unserer Delegierten.<br />
Am meisten bewegt hat mich die Frage: Kommt<br />
es zur Wiedereinführung des allgemeinen Internisten?<br />
Genau deswegen wollte ich auch nach<br />
Münster fahren, weil die Problematik der Facharztweiterbildung<br />
Allgemeinmedizin - letztendlich<br />
der Facharztausbildung Innere und Allgemeinmedizin<br />
- die wir in Rostock zerstritten<br />
haben, Bestand haben und nicht in eine Konkurrenz<br />
treten soll zu einem neu geschaffenen Allgemeininternisten.<br />
Und dieser Streitpunkt zwischen<br />
dem Bund Deutscher Allgemeinärzte und<br />
dem Bund Deutscher Internisten, der schon lange<br />
besteht, ist in Münster zwar nicht begraben<br />
worden, aber zu einem Ende gekommen. Wir<br />
müssen uns dem fügen und jetzt sehen, welche<br />
Konsequenzen wir in der Ärztekammer Brandenburg<br />
daraus ziehen. Ich sehe hierbei aber<br />
das Problem, dass wieder nicht alle Kammern<br />
dieser Entscheidung folgen könnten. Dann haben<br />
wir die gleiche Ausgangsbasis wie vorher,<br />
wo fünf nicht zugestimmt hatten. Jetzt müssen<br />
wir den fünf folgen, also uns korrigieren. Sollte<br />
die gleiche Situation wieder eintreten, dann machen<br />
wir uns in der Selbstverwaltung unglaubwürdig<br />
und können damit rechnen, dass andere<br />
über uns entscheiden. Genau das rührt wieder<br />
an der Frage, ob diese föderale Struktur in der<br />
Weiterbildung sinnvoll ist, zumindest in der bestehenden<br />
Form.<br />
Fotos und Interviews: Anja Jüttner [4iMEDIA]<br />
gegenüber dem VKA-Abschluss, durchgesetzt.<br />
Husmann forderte die übrigen sechs kommunalen<br />
Krankenhäuser Brandenburgs, die nicht<br />
der TKB (sieben Kliniken) angehören, auf, sich<br />
diesem Tarifabschluss anzuschließen.<br />
Mit freundlicher Genehmigung des Marburger<br />
Bundes (www.marburger-bund.de)