Brandenburgisches Ärzteblatt 06/2007 - qs- nrw
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Kammerinformationen/Gesundheitspolitik<br />
Erfolgsgeschichte Sommerfeld<br />
Klinik für Endoprothetik und Klinik für Manuelle<br />
Medizin der Sana Kliniken Sommerfeld<br />
vor 20 Jahren gegründet<br />
Manch einer, der den Weg zu den Hellmuth-<br />
Ulrici-Kliniken im Kremmener Ortsteil Sommerfeld<br />
zum ersten Mal gefunden hat, stellt<br />
sich die Frage, was wohl den Magistrat von<br />
Charlottenburg 1908 bewegt hat, die Errichtung<br />
einer Tuberkuloseheilstätte im märkischen<br />
Bauerndorf Sommerfeld zu planen.<br />
Die schon damals in Form der Kremmener<br />
Bahn bestehende Eisenbahnverbindung<br />
nach Berlin kann ebenso wenig der ausschlaggebende<br />
Grund gewesen sein wie<br />
etwa die günstigen Bodenpreise. Die noch<br />
vorhandenen Akten über die Errichtung der<br />
Klinik geben wenig Aufschluss. So bleibt für<br />
den Betrachter nur die Frage, was den Klinikstandort<br />
Sommerfeld damals und heute<br />
besonders auszeichnet.<br />
Der Ärztliche Direktor der Sana Kliniken<br />
Sommerfeld, der Pulmologe OMR Dr. med.<br />
Albrecht Weinecke, weiß vom positiven Einfluss<br />
des Klimas auf die Patienten zu berichten,<br />
dem für die Heilung von Erkrankungen<br />
der Atemwege so günstigen Mikroklima,<br />
hervorgebracht durch das natürliche Zusammenspiel<br />
des großen zusammenhängenden<br />
Waldgebietes mit dem sich angrenzenden<br />
ausgedehnten Luchgebiet.<br />
Tatsächlich diente der Klinikstandort bis<br />
Ende der 50er Jahre ausschließlich der Behandlung<br />
der Tuberkulose. Darauf aufbauend<br />
profilierte sich die Einrichtung bis zum<br />
Ende der 80er Jahre zu einem pulmologischthoraxchirurgischen<br />
Zentrum. Der Rückgang<br />
der Tuberkulose führte dazu, dass die Klinik<br />
in dieser Zeit in zunehmendem Maße nichtpulmologische<br />
Betreuungsaufgaben erfüllte,<br />
Vorboten eines generellen Strukturwandels.<br />
Schon zu Zeiten des Namenspatrons der Klinik,<br />
Chefarzt Dr. Hellmuth Ulrici, hatte man<br />
zerstörtes Lungengewebe operativ entfernt<br />
und damit begonnen, andere von der Tuberkulose<br />
befallene Körperteile wie Knochen<br />
und Gelenke durch Prothesen oder Implantate<br />
zu ersetzen. In der Folge gewann die<br />
Endoprothetik auch bei anderen Beschwerdebildern<br />
immer mehr an Bedeutung. Die offenkundigen<br />
Erfolge, die beim Austausch<br />
oder Ersatz von erkrankten oder verschlissenen<br />
Organen oder Organteilen erzielt wurden,<br />
weckten bei vielen kranken Menschen<br />
Begehrlichkeiten. Dem so entstandenen Bedarf<br />
wurde durch neue Organisationsformen<br />
der medizinischen Betreuung in Spezialabteilungen<br />
und Spezialkliniken Rechnung<br />
getragen - eine Entwicklung, die so oder<br />
ähnlich in allen Industriestaaten zu verzeich-<br />
<strong>Brandenburgisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong> 6/<strong>2007</strong> · 17. Jahrgang<br />
nen ist. So wurden 1987 am Sommerfelder<br />
Standort die Klinik für Endoprothetik und die<br />
Klinik für Manuelle Medizin und Rehabilitation<br />
gegründet und damit der Grundstein für<br />
die Errichtung einer Fachklinik für Erkrankungen<br />
des Bewegungssystems gelegt.<br />
Die Klinik für Endoprothetik verfügte bei ihrer<br />
Gründung unter Leitung von Prof. Paul im<br />
Jahr 1987 über 42 Betten und realisierte anfänglich<br />
239 Gelenkimplantationen pro<br />
Jahr. Die Steigerung dieser Zahl auf 1.030<br />
im Jahre 1996 bei 89 stationären Betten entsprach<br />
zum einen dem gestiegenen Bedarf<br />
in der Bevölkerung und spiegelte zum anderen<br />
den medizinischen und technischen Fortschritt<br />
wider.<br />
Die Leitung der Klinik für Endoprothetik liegt seit<br />
Januar 2001 in den Händen von Chefarzt Privat-<br />
Dozent Dr. med. Andreas Halder.<br />
Seit 1. Januar 2001 wird die Klinik für Endoprothetik<br />
von Chefarzt Privat-Dozent Dr.<br />
med. Andreas Halder geleitet. Der gebürtige<br />
Berliner, der sein Medizinstudium in Berlin<br />
und Münster/Westfalen absolviert hatte, war<br />
zuvor unter anderem zwei Jahre in den USA<br />
tätig und brachte von dort die neuesten Erkenntnisse<br />
im Bereich der Endoprothetik mit.<br />
Unter ihm nahm die Entwicklung der Gelenkchirurgie<br />
in Sommerfeld einen rasanten<br />
Aufschwung. Mit seinem Ärzte- und Pflegeteam<br />
führte Dr. Halder die Klinik für Endoprothetik<br />
mit über 3.200 operativ orthopädischen<br />
Eingriffen mit etwa 2.500 Prothesen<br />
im Jahr an die bundesdeutsche Spitze. Seit<br />
2004 verfügt diese Klinik über 100 stationäre<br />
Betten.<br />
Die Klinik für Endoprothetik setzt bei der Implantation<br />
von Hüft- und Kniegelenken vermehrt<br />
auf minimal invasive und damit schonende<br />
Operationsverfahren. Die mit der<br />
Klinikgründung Ende der 80er Jahre forcierte<br />
Einrichtung einer eigenen Blutspendeabteilung<br />
hat sich als der richtige Weg erwiesen.<br />
Heute verfügen die Sana Kliniken<br />
Sommerfeld über die größte Eigenblutspendeabteilung<br />
in den neuen Bundesländern.<br />
Mittlerweile nutzen über 2.000 Patienten pro<br />
Jahr, das sind ca. 80 Prozent unserer ortho-<br />
pädischen Patienten, die Möglichkeit, vor<br />
größeren Eingriffen ihr Eigenblut abzugeben,<br />
um während der Operation nicht auf fremde<br />
Blutkonserven angewiesen zu sein.<br />
Die Klinik für Manuelle Medizin wurde 1987<br />
gegründet. Fotos: Sana Kliniken<br />
Auch das zweite Standbein der Sommerfelder<br />
Sana Kliniken, die Klinik für Manuelle<br />
Medizin, ist dem oben beschriebenen Strukturwandel<br />
geschuldet, erwies sich doch von<br />
Anfang an eine intensive manualmedizinisch-physiotherapeutische<br />
Mit- und Nachbetreuung<br />
als unerlässlich, um durch den<br />
Wiederaufbau zerstörter beziehungsweise<br />
verkümmerter Muskulatur die einwandfreie<br />
Funktionalität der eingesetzten Gelenkprothesen<br />
zu gewährleisten, oder auch ohne<br />
chirurgische Eingriffe die Funktion der Organe<br />
des Bewegungsapparats entscheidend<br />
zu verbessern.<br />
Bereits 1987 wurde deshalb in Sommerfeld<br />
die Klinik für Physiotherapie und Rehabilitation<br />
als Fachabteilung in der Hellmuth-Ulrici-Klinik<br />
eingerichtet. Der heutige Chefarzt<br />
der Klinik für Manuelle Medizin, Dr. med.<br />
Wolfram Seidel, übernahm damals als<br />
Oberarzt die Leitung der Abteilung, die heute<br />
unter dem Namen „Klinik für Manuelle Medizin“<br />
als eigenständiges Fachkrankenhaus<br />
firmiert. Der Bedarf für solche stationären<br />
manualmedizinischen Krankenhausbehandlungen<br />
ist in den letzten Jahrzehnten enorm<br />
gestiegen. Rückenschmerzen und Gelenkerkrankungen<br />
sind zu Volkskrankheiten geworden,<br />
die mittlerweile die größte Herausforderung<br />
für das Gesundheitswesen darstellen.<br />
Allein im deutschsprachigen Raum klagt jeder<br />
dritte über Rückenschmerzen; sie sind der<br />
häufigste Grund für Klinikeinweisungen.<br />
Die Manuelle Medizin hat als diagnostisches<br />
und therapeutisches Verfahren beziehungsweise<br />
Fachgebiet in den letzten 20 Jahren<br />
entscheidende Beiträge zur Analyse und Behandlung<br />
komplexer Schmerzerkrankungen<br />
und ihrer Ursachen geleistet. Mit einem in<br />
Sommerfeld entwickelten standardisierten<br />
Befunderfassungssystem werden morphologische,<br />
funktionspathologische, psychologische<br />
und soziale Befunde erfasst und ihre<br />
Bedeutung für das Krankheitsbild des Patienten<br />
bewertet. Daraus werden individuelle Behandlungsstrategien<br />
mit speziellen Schwer-