26.01.2013 Aufrufe

syltimpuls 1/2012 - SYLTIMPULS | Das Nachrichtenmagazin für Sylt

syltimpuls 1/2012 - SYLTIMPULS | Das Nachrichtenmagazin für Sylt

syltimpuls 1/2012 - SYLTIMPULS | Das Nachrichtenmagazin für Sylt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

12<br />

Die Angst<br />

des Politikers<br />

Da war sie wieder, die Angst des politischen<br />

Quereinsteigers vor der Kritik. Vor allem, da<br />

die Verantwortungsträger der Insel bis vor Kurzem<br />

durch die Aussage: „Was würden die Feriengäste<br />

von uns denken?“ vor dieser unseligen, an<br />

sich jedoch leistungssteigernden Kritik geschützt<br />

waren. Daher sprach einem <strong>Sylt</strong>er Politiker wieder<br />

einmal der Engländer Harold Pinter aus dem<br />

Herzen, der Kritiker „im Ganzen <strong>für</strong> ein ziemlich<br />

überfl üssiges Pack“ hielt.<br />

Kritik ist ein unverzichtbares Element unserer<br />

Demokratie. Politiker, die gerne die demokratischen<br />

Grundsätze beschwören, auch wenn sie<br />

diese oft mit der Überzeugung verwechseln, dass<br />

sie alles wissen und immer recht haben, müssen<br />

sich an diesem Glauben messen lassen. So auch<br />

ein Bundespräsident, dessen Hauptschuld darin<br />

liegen könnte, dass er als intelligenter Mensch mit<br />

einer soliden akademischen Ausbildung nicht in<br />

die Wirtschaft ging, wo er jährlich hätte Millionen<br />

verdienen können, sondern in die Politik, wo er als<br />

Ministerpräsident von Niedersachsen gerade einmal<br />

das Einkommen eines Abteilungsleiters eines<br />

Großunternehmens hatte und sich jetzt da<strong>für</strong> von<br />

Hinz und Kunz in ein Schmierentheater größten<br />

Ausmaßes zerren lassen muss. Zu Recht, denn<br />

wer sich in öff entliche Gefahr begibt, kommt darin<br />

um. Wäre er in die Wirtschaft gegangen, hätte<br />

ihm höchstens das Aus blühen können, wenn er<br />

goldene Löff el gestohlen oder Arbeitnehmervertretern<br />

das Bordell bezahlt hätte. Bei schlechtem<br />

Abschluss wäre er im Falle des Abschieds mit einer<br />

hohen Abfi ndung beglückt worden. Günstige<br />

Kredite von Freunden oder billige Urlaubsreisen<br />

hätten ihm nicht das Genick brechen können, da<br />

er in dem Fall als Einkommensmillionär anderen<br />

die Kredite und Reisen fi nanziert hätte. Dumm,<br />

öff entliche Macht und Pfl ichten dem Reichtum<br />

vorzuziehen.<br />

Aber reden wir nicht vom Bundespräsidenten,<br />

sondern vom Bürgervorsteher der Gemeinde <strong>Sylt</strong>,<br />

der sich in seinem Fall in der Politik noch eine anerkennenswerte<br />

verspätete Altersbeschäftigung<br />

gesucht hat. Und nun befi ndet er sich, nachdem<br />

<strong>Sylt</strong> Nachrichten<br />

Kritik auf <strong>Sylt</strong> plötzlich und unerwartet Urstände<br />

feiert, als erfolgreicher Getränkegroßhändler<br />

in den Tücken der demokratischen Fallstricke.<br />

So bemängelt er in einem öff entlichen Gespräch<br />

mit dem Vorsitzenden der Morsumer Kulturfreunde,<br />

Alfred Bartling, dass „die Betreff enden<br />

häufi g mehr Kritik als Lob erfahren“ und dass in<br />

der Kommunikation zwischen den Vereinen und<br />

der Politik mehr nach Gemeinsamkeiten gesucht<br />

werden solle, anstatt es bei Kritik zu belassen.<br />

Es ist unbestritten, dass sehr viel Kritik aus<br />

Gerüchten, aus Informationen aus zweiter, dritter,<br />

vierter, fünfter und weiteren Händen gespeist<br />

wird. <strong>Das</strong>s Telefone heißlaufen, um unliebsame<br />

Personen, deren Hauptvergehen darin liegt, dass<br />

sie intelligenter, besser ausgebildet und eventuell<br />

reicher sind als andere, bloß zu stellen und ihnen<br />

zu schaden. Aber es ist eben auch unbestritten,<br />

dass die Politik nicht gerade mit gutem Beispiel<br />

vorangeht. Wenn die Politik sich rein an der Sache<br />

orientiert und sich nicht nach persönlicher<br />

Sympathie ausrichtet, fällt es auch den Vereinen<br />

mit ihren vielen Ehrenamtlichen leichter, sich einer<br />

höheren Sachlichkeit in der Öff entlichkeit zu<br />

erfreuen, anstatt ständig gegen Gerüchte und Unterstellungen<br />

ankämpfen zu müssen.<br />

Demokratie ist nicht leicht, trotzdem gehört<br />

Kritik dazu. Allerdings Kritik mit Anstand sollte<br />

es sein und nicht mit boshaften Gerüchten, Unterstellungen,<br />

falschen Behauptungen und Missachtung<br />

der demokratischen Grundwerte. So ist<br />

auch Politik nicht nur besser, sondern auch viel<br />

leichter zu ertragen und das Interesse an einer<br />

Mitwirkung wesentlich größer.<br />

Hundelauf gefährdet?<br />

Die Hundelauffl äche am Flughafen, beliebt<br />

und notwendig <strong>für</strong> <strong>Sylt</strong>er und Feriengäste,<br />

ist immer wieder ein Gesprächsthema <strong>für</strong> unsere<br />

politischen Gremien, die gerne dazu neigen, unnötige<br />

Drohungen auszustoßen.<br />

Da das Land Schleswig-Holstein unbedingt<br />

noch weiteren Grund und Boden benötigt, um<br />

sein Kontingent an Naturfl ächen <strong>für</strong> die Bürokratie<br />

in Brüssel zu füllen, liegt bereits seit Jahren<br />

die Hundelauffl äche am Flughafen in der Optik.<br />

Großzügig wurde von Kiel eine Testphase unter<br />

Bedingungen gewährt. Brav haben unsere Verantwortlichen<br />

im Frühjahr eine Hundetrainerin damit<br />

beauftragt, darauf zu achten, dass während der<br />

Brutzeit der Bodenbrüter keine Hunde unangeleint<br />

über das Gelände laufen sollen.<br />

Nun sind Hundehalter häufi g renitent, daher<br />

ist es geboten, eine Person mit der Aufsicht zu<br />

betrauen, die den „Gegnern“ auch gewachsen ist.<br />

<strong>Das</strong> ist nicht so leicht, da viele Hundehalter höhere<br />

Bildung haben und dazu neigen, zu diskutieren.<br />

<strong>Das</strong> erlebte auch der Ranger im Sommer zwischen<br />

Wenningstedt und Kampen. Er hatte jedoch<br />

eine solch verständnisvolle und off ene Art,<br />

dass er bereitwillig und immer höfl ich mit den betroff<br />

enen Hundehaltern sprechen konnte und er<br />

es auf seine verbindliche Art immer schaff te, dass<br />

die Halter ihre Hunde anleinten.<br />

Unsere Hundetrainerin am Flughafen meinte<br />

es sicherlich auch gut, aber sie machte den Fehler,<br />

dass sie nicht diskutierte, sondern gleich mit<br />

Anzeige und hoher Strafe drohte. <strong>Das</strong> ist natürlich,<br />

wie sie eigentlich hätte wissen müssen, Gift<br />

auf die Seele vernarrter Hundeliebhaber. Daher<br />

kann man davon sprechen, dass die Atmosphäre<br />

im Laufe der Brutzeit reichlich vergiftet war. Zumal<br />

Schafe während dieser Zeit auf diesem Gelände<br />

weideten. Auch wenn diese Tiere während<br />

des Fressens darauf bedacht sind, keine Vogelnester<br />

zu zerstören, wenn die Hütehunde eine auseinandergezogene<br />

Schafherde zusammentreiben,<br />

nimmt kein Schaf mehr Rücksicht auf einen Vogel<br />

und sein Nest.<br />

Die meisten Vögel siedelten im Südosten der<br />

Hundelauffl äche nahe des Golfplatzes. Zum einen<br />

bewegen sich dort die wenigsten „Freunde<br />

des Menschen“ mit ihren Haltern, zum anderen<br />

wächst in diesem Bereich das höchste, schützende<br />

Gras der gesamten Fläche. Aber genau diese Fläche<br />

wurde, obwohl die Brutzeit offi ziell bis Mitte<br />

Juli dauerte, bereits Ende Juni abgemäht. Alle<br />

Spätbrüter in diesem Umfeld verloren damit ihre<br />

Brut.<br />

Es ist auch <strong>für</strong> eine<br />

Hundetrainerin nicht<br />

leicht, unter solchen<br />

Umständen mit Menschen<br />

zu diskutieren.<br />

Zumal es auch Personen<br />

darunter gibt, die<br />

Kenntnisse aus der Verhaltensforschungmitbringen.<br />

Wenn nämlich<br />

den Vögeln die Situation<br />

zu gefährlich wird,<br />

so ziehen sie zu neuen<br />

Brutstätten. <strong>Sylt</strong> hat<br />

noch zahlreiche Flächen<br />

<strong>für</strong> diesen Zweck. Aber<br />

auf der Hundelauffl äche, glaubt man dem Lärm,<br />

den die Bodenbrüter in diesem Jahr machten, hat<br />

sich die Zahl der Tiere erhöht, nicht reduziert. Sie<br />

fühlen sich also wohl, trotz der Hunde.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!