syltimpuls 1/2012 - SYLTIMPULS | Das Nachrichtenmagazin für Sylt
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Mehr als Schnecken<br />
<strong>Das</strong> Esse n in guten R e staurants sollte die<br />
präch tigste Hauptsache der Welt sein. Die<br />
Ansprüche auf <strong>Sylt</strong> sind sehr hoch und klassische<br />
Koch methoden sollten zeitgenös sisch so erweitert<br />
werden, dass so wohl altes wie auch neues Publikum<br />
zufrie den ist.<br />
Dieses Rollenmodell zur klassischen und<br />
zeit genössischen Küche fi ndet sich im „Schneckenhaus“,<br />
eine der ersten Adressen in Wester land.<br />
Die Küche wächst mit, unverkrampft, ohne Brüche,<br />
ohne die alten Freunde zurückzu lassen, aber auch<br />
mit dem Reiz des Neuen <strong>für</strong> das junge Publikum.<br />
In dem Film „Brust oder Keule“ aus dem Jahr<br />
1976 spielt der französische Komiker Louis de<br />
Funès einen peniblen Restaurantkritiker. Um einen<br />
hochdekorierten Gastro nomen auf die Pro be<br />
zu stellen, verkleidet sich der Essentes ter als altes<br />
Mütterchen, während sein Mitar beiter im gleichen<br />
Lokal vorgibt, der wahre Kritiker zu sein. Es<br />
kommt wie erwar tet: Der Mitarbeiter wird überschwenglich<br />
gut bedient, das ver meint liche Mütterlein<br />
furchtbar schlecht.<br />
Dem Wirt werden daraufhin sämtli che Auszeichnungen<br />
aberkannt.<br />
Lioba Dangelmaier,<br />
eine gute Gastgeberin<br />
18<br />
Nur ein Film? Keineswegs! Er machte aber<br />
deut lich, dass zu den Gaumenfreuden nicht nur die<br />
Küche gehört, sondern auch der Service. Beide bilden<br />
<strong>für</strong> den anspruchsvollen Gast eine unaufl ösbare<br />
Einheit. Und wer Lioba Dangel maier kennt, der<br />
weiß, dass er im „Schnecken haus“ in der Norderstraße,<br />
das in diesem Jahr sein dreißigjähriges Jubiläum<br />
feiert, neben her vorragender Kochkunst auch<br />
ebenso hervorra genden Service erwarten kann.<br />
Niemand muss sich bei ihr als altes Mütterchen<br />
verkleiden, um die Klasse der Bedienung zu testen.<br />
Täglich verändert sich das spezielle Angebot, das<br />
neben der Speisekarte off eriert wird. <strong>Das</strong> beweist<br />
die besondere kulinarische Frische und Aufmerksamkeit,<br />
die dem Gast geboten wird. Da sind zum<br />
Beispiel die Kleinigkeiten vor weg. Oder die Desserts.<br />
Sie sind die Überra schungen <strong>für</strong> den neugierigen<br />
Gast. Hier er kennt er, dass die Küche einen besonderen<br />
Platz in seinem Her zen bekommen wird.<br />
Und das alles umgibt ein in warmes Licht<br />
gehüll tes gemütliches Interieur. Jetzt versteht man<br />
„Schneckenhaus“. Es ist der Ort, an dem man<br />
sich wie in ein Schneckenhaus in Ruhe zurückziehen<br />
kann. Ein wenig Holly wood lä chelt den<br />
Gast in anheimelnden, lau schigen Ni schen an<br />
und eher französisch wirkt der vorde re Gastraum.<br />
Alle Räume sind abwechslungs reich eingerichtet<br />
und erzählen unbekümmerte Ge schich ten. Dazu<br />
kommt eine Terrasse mit Mar kise und Wärmelampe,<br />
die vor allzu hefti gem Wind geschützt ist.<br />
Gäste können auch ihre Wünsche vorher anmelden.<br />
Die Küche wird sie gekonnt umset zen.<br />
Und zur Biike gibt es im Schneckenhaus das<br />
traditionelle Grünkohlessen. So, wie es sich <strong>für</strong><br />
die gehobene <strong>Sylt</strong>er Gastronomie gehört.<br />
Schneckenhaus<br />
Norderstr. 6, 25980 Westerland<br />
Tel.: 04651 23275<br />
Viel Glögg!<br />
Stockholm in der Winterzeit: Nachts, also etwa<br />
ab 15.30 Uhr, sind alle Fenster hell er leuchtet,<br />
in den meisten steht stadtfl ächen deckend dasselbe<br />
Modell eines rechtwinklig zulaufenden Kerzenständers<br />
aus weißem Holz, das off enbar zur<br />
Grundausstattung der Schweden gehört; in den<br />
Schaufenstern der vornehm mit Kronleuchtern<br />
geschmückten Fußgängerzone sind die Bilder der<br />
Königs familie mit silbernen Kugeln be hängt. <strong>Das</strong><br />
ist ungefähr alles. Stockholm ist kei ne Stadt, die<br />
dem Besucher um den Hals fällt und ihn ermattet<br />
zu Boden reißt; das Ganze voll zieht sich stiller,<br />
stilvoller, ist in seiner Pracht zurückhaltend.<br />
Solange die Sonne scheint beziehungsweise<br />
ir gendwo hinter den Wolken am Himmel steht,<br />
sind die Temperaturen erträglich, kaum ist sie weg,<br />
sticht einen die Kälte wie tausend kleine Nadeln<br />
ins Gesicht. <strong>Das</strong> schönste schwedische Wort in<br />
diesen Tagen ist de shalb „Glögg“. <strong>Das</strong> ist Glühwein,<br />
und den trinkt man hier mit Man deln und<br />
Rosi nen drin. Die Straßen sind voller Menschen<br />
mit roten Nasen. Sie haben es eilig, nach Hause<br />
zu kommen, um unter die Decke zu kriechen. Die<br />
Kälte. Muß man dahin?<br />
Soviel vorweg: Rauschhaftes Handeln ist in<br />
Stockholm auch im Winter möglich. Es g ibt ja<br />
„Glögg „- kein ordinärer Glühwein, wie er hektoliterweise<br />
auf unseren verstopften winterli chen<br />
Märkten ausgeschüttet wird. „Glögg“ ist richtig<br />
heiß und kommt in Tas sen daher. Oben drauf<br />
schwimmen ein paar helle Mandeln, und am Grund<br />
des Täßchens lauern einige Rosinen. Kurz nachdem<br />
die ses Rotwein-Glück mit seinen Aromen<br />
von Zimt und Nelke die Kehle herun tergeronnen