SPEISEPLAN September/ Oktober 2010 - Studentenwerk Berlin
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NAHAUFNAHME<br />
HEUTE VON DER<br />
SV HALBAUER WEG<br />
Tief im Süden <strong>Berlin</strong>s<br />
Es gibt grundsätzlich viele Möglichkeiten, <strong>Berlin</strong> zu erkunden. Eine bisher<br />
allgemein wohl eher wenig beachtete und auch von mir im Vorfeld<br />
deutlich unterschätzte ist der Besuch von Einrichtungen des <strong>Studentenwerk</strong>s.<br />
Diese erstrecken sich, abgesehen von wenigen Ausnahmen,<br />
kreuz und quer über das gesamte Stadtgebiet. Heute steht ein Treffen<br />
mit Teilen der Studentischen Selbstverwaltung (SV) des Wohnheims<br />
Halbauer Weg auf dem Programm. Jener Wohnheimkomplex befindet<br />
sich noch einige Busstationen hinter dem U-Endbahnhof Alt-Mariendorf<br />
und somit in einer Gegend, die man aufgrund ihrer Lage ohne triftigen<br />
Anlass selten in Augenschein nehmen würde. Für meine Person<br />
gibt es an diesem Tag einen sehr guten und wichtigen Grund, nämlich<br />
die Besichtigung des frisch renovierten Studentenclubs.<br />
Die drei von der Schankstelle<br />
Verabredet bin ich mit drei Bargruppenmitgliedern, den sogleich<br />
Hauptverantwortlichen für das durchgeführte Projekt. Nicole Döring<br />
studiert Anglistik an der FU <strong>Berlin</strong>. Die aus Weimar stammende,<br />
langjährige Bewohnerin und SV-Vorsitzende verlässt das Wohnheim<br />
allerdings in diesem Herbst genauso wie der Pharmaziestudent Oliver<br />
Köhn. Der Neubrandenburger weilte seit 2004 am Halbauer Weg und<br />
war ebenfalls in der SV aktiv. Jurastudent Sven Treskow ist dort seit<br />
2007 beheimatet und der einzige Anwesende, der dem Wohnheim auch<br />
20 Nahaufnahme<br />
Foto: STW<br />
Oliver Köhn, Nicole Dring und Sven Treskow<br />
in Zukunft erhalten bleibt. In diesem Fall trifft die Formulierung den<br />
Kern der Sache. Wie auch in anderen Wohnheimen gibt es große Nachwuchsprobleme<br />
in der SV. „Da kommen einige Probleme zusammen.<br />
Gravierend ist der Großteil Erasmus-Studierender im Wohnheim. Durch<br />
die kurze Verweildauer sinkt die Motivation sich im Wohnheim zu engagieren.<br />
Dazu gesellt sich die Tatsache, dass ein Studium inzwischen<br />
zu viel Zeit beansprucht, um nebenbei noch aktiv zu werden.“ So erklärt<br />
sich der für Außenstehende vielleicht ungewöhnliche Zeitpunkt für die<br />
Aufpeppung der Barräume, kurz bevor einige daran maßgeblich Beteiligte<br />
das Wohnheim verlassen.<br />
Es wird gut, was lange währt<br />
„Die Idee für die Umgestaltung der in die Jahre gekommenen Schankstube<br />
schwebte schon seit langer Zeit im Raum. Bedingt durch den immensen<br />
Zeitaufwand haben wir das Projekt aber über die Jahre vor uns<br />
hergeschoben.“ Das angesparte Geld der SV bot den nötigen Spielraum,<br />
was nun zur Plünderung des Kontos führte, ohne Zuschüsse des <strong>Studentenwerk</strong>s.<br />
„Über den gesamten Zeitraum waren fünf bis sechs Leute mit<br />
den Arbeiten beschäftigt. Wir haben uns vor dem Beginn Gedanken darüber<br />
gemacht, ob wir eine Komplettrenovierung durchführen oder nur<br />
Teile erneuern sollten.“ Herausgekommen ist letztlich ein freundlicher,<br />
modischer und einladender Studentenclub mit hohem Wohlfühlfaktor.<br />
Der alte Teppichboden wies seinerzeit ein Eigenleben mit einer ganz<br />
eigentümlichen, auf ausgetretenen Zigaretten und ähnlichen Fremdstoffen<br />
basierenden Duftnote auf. Er wurde jetzt durch Laminat ersetzt,<br />
das Ton in Ton mit dem ebenfalls vollständig erneuerten Mobiliar<br />
daherkommt. Als handwerklich talentiertester der Gruppe war Herr Treskow<br />
die treibende Kraft und übernahm die Rolle des Vorarbeiters. Der<br />
Entwurf des Tresens stammt von ihm. „Das gute Stück ist in Eigenarbeit<br />
entstanden. Wir haben die Bretter abgemessen, im Baumarkt bestellt,<br />
anschließend gestrichen und dann zusammengebaut.“ Mit berechtigtem<br />
Stolz berichten die drei, dass der Umbau Marke Eigenbau ist.<br />
Lohn der Arbeit<br />
Neben dem Barraum findet man in der Vergnügungsstätte noch einen<br />
separaten Raum, den ein nagelneuer turniertauglicher Kickertisch ziert.<br />
Der alte wurde an das Wohnheim in Eichkamp verschenkt. Andere noch<br />
brauchbare Einrichtungsgegenstände wanderten in den Aufenthaltsraum.<br />
Gewerkelt wurde vier Wochen am Stück. „Wir haben Anfang Mai<br />
begonnen und wollten den renovierten Club zum ersten Spiel der deutschen<br />
Mannschaft bei der Fußball-WM eröffnen. Deshalb haben wir uns<br />
unter der Woche mit Dingen wie Wände und Deckenplatten streichen<br />
teilweise die Nächte um die Ohren geschlagen.“ Wenn man das im neuen<br />
Glanz erstrahlende Ergebnis betrachtet, haben sich investierte Zeit<br />
und vergossener Schweiß gelohnt. Bleibt zu hoffen, dass sich auch die<br />
Bewohner in Zukunft häufiger einfinden.<br />
Mehr Initiative gewünscht<br />
Denn genau das ist das grundlegende Problem, mit dem der Studentenclub<br />
im Halbauer Weg zu kämpfen hat. „Aufgrund der wenigen<br />
Besucher hatten wir versucht, das Getränkesortiment zu erweitern.<br />
Die aus dem Internet abgekupferten Cocktails waren anfangs auch ein<br />
Erfolg, nach kurzer Zeit ließ die Resonanz aber wieder deutlich nach.<br />
Deshalb kann man die Neugestaltung auch als nächsten Versuch ansehen,<br />
Begeisterung zu wecken.“ Bei der Eröffnung im Rahmen des ersten<br />
deutschen WM-Gruppenspiels war die Lokalität jedenfalls schon mal<br />
sehr gut gefüllt. Die Bargruppe setzt bei der Nutzung auch auf Eigeninitiative.<br />
„Jeder Studierende hat die Möglichkeit, den Club selbst zu<br />
bewirtschaften. Wer dies möchte, übernimmt am betreffenden Abend<br />
die Kasse, darf maßvoll kostenlos trinken und wird gebeten anschließend<br />
sauber zu machen.“ Selbst ein neuer Beamer steht zur Verfügung.<br />
Dessen Anschaffung erfolgte jedoch notgedrungen. „Der alte krepierte<br />
uns während der Fußball-WM – kurz vor dem Viertelfinale Niederlande<br />
gegen Brasilien. Da am nächsten Tag Deutschland gegen Argentinien<br />
spielte, musste schnellstens Ersatz her. So haben wir das Nachmittagsspiel<br />
spontan beim Elektrofachhändler geschaut.“ Es wäre schön, wenn<br />
das Interesse der Bewohner am eigenen Wohnheim, insbesondere der<br />
Tätigkeit in der SV und der Bargruppe, wieder zunimmt. Der Club bietet<br />
dafür nun allerbeste Voraussetzungen.<br />
Ich danke für das nette Gespräch!<br />
[Carsten Ueberschär]