Entwicklung eines 3D-Navier-Stokes Codes zur numerischen ...
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<strong>Entwicklung</strong> <strong>eines</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong><br />
<strong>Codes</strong> <strong>zur</strong> <strong>numerischen</strong> Berechnung<br />
der Turbomaschinenströmung<br />
Arno Gehrer
<strong>Entwicklung</strong> <strong>eines</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong><br />
<strong>Codes</strong> <strong>zur</strong> <strong>numerischen</strong> Berechnung der<br />
Turbomaschinenströmung<br />
Dissertation<br />
<strong>zur</strong> Erlangung des akademischen Grades <strong>eines</strong><br />
Doktors der technischen Wissenschaften,<br />
eingereicht an der<br />
Fakultät für Maschinenbau der Technischen Universität Graz<br />
von<br />
Dipl.-Ing. Arno Gehrer<br />
Erstbegutachter: Prof. Dr. techn. H. Jericha<br />
Institut für Thermische Turbomaschinen und<br />
Maschinendynamik,<br />
Technische Universität Graz<br />
Zweitbegutachter: Prof. Dr. techn. K. Pucher<br />
Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik,<br />
Technische Universität Graz<br />
Graz, im Oktober 1998
Vorwort<br />
Diese Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter und<br />
in weiterer Folge als Universitätsassistent am Institut für Thermische Turbomaschinen<br />
und Maschinendynamik der Technischen Universität Graz. Die Idee zu dieser Arbeit<br />
kam von Univ.-Prof. Dr. Herbert Jericha, der großes Interesse an den Ergebnissen<br />
zeigte. Ich danke ihm für die Unterstützung und für das während der Arbeit gewährte<br />
Vertrauen sehr. Mein Dank gilt auch Univ.-Prof. Dr. Karl Pucher für die Übernahme<br />
der Zweitbegutachtung.<br />
Ich möchte mich auch bei allen bedanken, die mich bei diesem Projekt unterstützt<br />
haben, insbesondere bei Dipl.-Ing. Wolfgang Artner, Dipl. Ing. Ales Schuemie und<br />
Dipl. Ing. Johannes Mayerhofer, die mir bei der Programmierung des Rechen-<br />
algorithmus und bei der Validierung des Rechenverfahrens sehr behilflich waren.<br />
Dank gebührt weiters Dipl. Ing. Alois Goller vom Institut für maschinelles Sehen und<br />
Darstellen der TU-Graz, dem ich im Zuge der Optimierung und Beschleunigung des<br />
Computerprogrammes wertvolle Tips zu verdanken habe.<br />
Besonderer Dank gilt auch Ao.Univ.-Prof. Johann Lang und Univ.-Prof. Otto Röschel<br />
vom Institut für Geometrie der TU-Graz, die mir bei Fragen <strong>zur</strong> Definition der<br />
Geometrie und bei Problemen der Rechennetzgenerierung stets weitergeholfen haben.<br />
Weiters sei an dieser Stelle Prof. Tony ARTS vom "Von Karman Institute for Fluid<br />
Dynamics (VKI)" für die <strong>zur</strong> Verfügungstellung von Meßdaten sowie für die<br />
Kooperationsbereitschaft während der im Rahmen von "ERCOFTAC - Seminar and<br />
Workshop on <strong>3D</strong> Turbomachinery Flow Prediction VI" durchgeführten Berechnungen<br />
gedankt.<br />
Diese Arbeit wurde aus Mitteln des Fonds <strong>zur</strong> Förderung der wissenschaftlichen Forschung<br />
(FWF) im Rahmen des Projektes S6801-TEC gefördert.<br />
Graz, im Oktober 1998 Arno Gehrer
Kurzfassung<br />
In dieser Arbeit wird ein Zeitschrittverfahren auf Finite-Volumen Basis <strong>zur</strong> Berechnung der<br />
dreidimensionalen, kompressiblen, reibungsbehafteten und turbulenten Strömung in Schaufelgittern<br />
thermischer Turbomaschinen vorgestellt.<br />
Bei der verwendeten Berechnungsmethode, die sowohl sub- als auch transsonische Strömungen<br />
berechnen kann, erfolgt die Diskretisierung der konvektiven Terme entweder mit einem TVD-<br />
Upwindverfahren oder, alternativ dazu, mittels <strong>eines</strong> zentralen Verfahrens mit numerischer<br />
Dissipation. Die diffusiven Terme und allfällige Quellterme werden mit Hilfe <strong>eines</strong> zentralen<br />
Verfahrens diskretisiert.<br />
Die zeitliche Integration der Erhaltungsgleichungen kann, unabhängig von der räumlichen<br />
Diskretisierung, mit einem expliziten Vierschritt-Runge-Kutta-Verfahren oder mit einem voll<br />
impliziten Zeitschrittalgorithmus durchgeführt werden. Die im Falle der impliziten Zeitintegration für<br />
jeden Zeitschritt notwendige Lösung des sehr großen nichtlinearen Gleichungssystems wird durch<br />
Anwendung <strong>eines</strong> Newton-Algorithmus und einer Gauß-Seidel Relaxationstechnik auf die iterative<br />
Lösung blocktridiagonaler Gleichungssysteme reduziert.<br />
Für stationäre Berechnungen wird die Konvergenz durch die Verwendung lokal veränderlicher<br />
Zeitschritte und durch die gleichzeitige Verwendung unterschiedlich feiner Rechengitter (Multi-Grid)<br />
beschleunigt.<br />
Die Modellierung der turbulenten Schwankungsbewegung erfolgt durch drei verschiedene<br />
Wirbelviskositätsmodelle (0-Gleichungs-, 1-Gleichungs-, 2-Gleichungsmodell), welche die<br />
Auflösung von Wandgrenzschichten bis in die laminare Unterschicht hinein erfordern (Low-Re-<br />
Modelle).<br />
Das Berechnungsgebiet wird in mehrere strukturierte Rechennetze unterteilt (Multiblock), die<br />
wiederum einer vom Benutzer beliebig vorgegebenen Netzbewegung und Netzverformung unterliegen<br />
können, wobei in dem für Turbomaschinen wichtigen Sonderfall der gleichförmigen Rotation auf die<br />
Beschreibung im Relativsystem mit absoluten Größen übergegangen werden kann. Die Generierung<br />
dieser Multiblocknetze erfolgt einerseits mit algebraischen Methoden, basierend auf Bézier-Kurven<br />
und Flächen, die zusätzlich mit einem differentiellen Netzgenerierungs-verfahren kombiniert werden.<br />
Diese Werkzeuge <strong>zur</strong> Netzgenerierung gestatten die benutzerdefinierte Steuerung der Netzverteilung<br />
sowie ein möglichst orthogonales Aufsetzen der Netzlinien an den Berandungen.<br />
Die Validierung des entwickelten Rechenprogrammes erfolgt zunächst mit reibungsfreien oder<br />
laminaren Strömungsproblemen, deren analytische Lösung bekannt ist und die möglichst gezielt die<br />
einzelnen Programmodule abtesten sollen (Lavaldüse, Stoßwellenrohr, Hobson-Impulsgitter,<br />
schwingendes Plattengitter, rotierendes Gefäß, laminare ebene Plattengrenzschicht).<br />
Ein Vergleich der implementierten Zeitschrittverfahren wird anhand einer ebenen, instationären<br />
laminaren Wirbelstraße mit Re1=100 gezeigt.<br />
Weiters werden ebene turbulente Strömungen im Vergleich mit Meßdaten <strong>zur</strong> Verifizierung der<br />
Turbulenzmodellierung herangezogen (turbulente ebene Plattengrenzschicht, transsonische<br />
Tragflügelströmungen, Nachlauf hinter einem Turbinengitter, Wärmeübergang an einer<br />
transsonischen Leitschaufelkaskade), wobei speziell bei Wärmeübergangsberechnungen auf die<br />
Problematik der Transitionsvorhersage eingegangen wird.<br />
Schließlich wird anhand der <strong>3D</strong>-Strömungssimulation einer transsonischen Turbinenkaskadenströmung<br />
mit Reibung und Turbulenz der Vergleich mit Meßdaten, insbesondere im Hinblick auf<br />
Sekundäreffekte durchgeführt.<br />
Abschließend werden noch <strong>3D</strong>-Euler-Stufenberechnungen <strong>zur</strong> aerodynamischen Auslegung der<br />
transsonischen Versuchsturbinenbeschaufelung des Institutes für thermische Turbomaschinen sowie<br />
Berechnungen, die im Rahmen des am ITTM durchgeführten Turbinenschaufelkühlungs-projektes<br />
durchgeführt wurden, dokumentiert.
ABSTRACT<br />
Subject of this work is the development of a <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> solver for computing the threedimensional,<br />
compressible, viscous and turbulent flow in thermal turbomachines. In the present<br />
work, a time-stepping algorithm, based on a cell-centred finite volume concept is introduced.<br />
The convective (Euler) parts are discretized either using a third-order-accurate, TVD-upwind scheme<br />
or a by applying a central difference method, coupled with a non-linear artificial dissipation model.<br />
In order to construct the numerical viscous flux vector at the cell interfaces, it is necessary to<br />
evaluate first-order derivatives of the dependant variables, which is done in a central-differencing<br />
manner, using Green's theorem.<br />
The governing equations are discretized in time using the Euler implicit method leading to a set of<br />
non-linear finite difference equations which is solved using a Newton procedure. Alternatively the<br />
explicit four stage Runge-Kutta time-stepping scheme is adopted.<br />
In stationary simulations convergence is optimised by using a local time step based on a local<br />
stability criterion. Furthermore, a Multi-Grid procedure is used to accelerate convergence to a steady<br />
state.<br />
The turbulent stresses are calculated using the Boussinesq assumption, which relates the turbulent<br />
stress tensor with the mean strain-rate tensor by an eddy viscosity μt. The eddy viscosity is modelled<br />
using either an algebraic turbulence model, a one-equation turbulence model or a low-Reynoldsnumber<br />
k-ε model.<br />
In order to discretize the flow region, moving body-fitted Multi-Block grids, which are generated<br />
with an algebraic method, based on Bézier curves and/or a numerical technique, are introduced.<br />
The code is tested on simple benchmark problems (Laval-nozzle, shock-tube, Hobson's blade profile,<br />
vibrating cascade of flat-plates, laminar flat-plate boundary layer) where analytical solutions are<br />
available. The performance of the implemented time-stepping schemes is investigated by computing<br />
the unsteady vortex shedding past a cascade of cylinders.<br />
Several turbulent flow problems (turbulent flat-plate boundary layer, transonic airfoil flows, the<br />
wake flow downstream of a linear turbine cascade, external heat transfer predictions in a highlyloaded<br />
transonic linear turbine guide vane cascade, secondary flow effects in a transonic cascade)<br />
are considered to validate the present solver.<br />
Finally <strong>3D</strong> computations, which were carried out during the design of the institute's transonic test<br />
turbine and simulations of underexpanded transonic jet layers, applied to gas turbine blade film<br />
cooling are presented.
Inhalt<br />
EINLEITUNG 1<br />
1. Forschungsarbeiten am ITTM 1<br />
2. Physikalische Vorgänge in Schaufelreihen 2<br />
3. Überblick über die numerische Strömungsberechnung in Turbomaschinen 3<br />
4. Aufgabenstellung und Auswahl des <strong>numerischen</strong> Verfahrens 8<br />
5. Bemerkungen <strong>zur</strong> Gliederung der eingereichten Dissertation 10<br />
1. GRUNDGESETZE DER STRÖMUNGSMECHANIK 12<br />
1.1 Transporttheorem für Volumenintegrale 12<br />
1.2 Erhaltung der Masse (Kontinuität) 13<br />
1.3 Impulssatz 13<br />
1.4 Energiesatz 13<br />
1.5 Die <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen in Flußvektorschreibweise 13<br />
1.6 Bilanz am Oberflächenelement (Cauchy'sche Formel) 14<br />
1.7 Schubspannungen und Wärmeströme für laminare Strömungen 15<br />
1.8 Zeitliche Mittelung der <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen 15<br />
1.8.1 Definition: Reynolds/Favre-Mittelung 15<br />
1.8.2 Turbulente Spannungen 15<br />
1.8.3 Turbulente Energieströme 16<br />
1.9 Ansatz von Boussinesq, Wirbelviskosität μt 17<br />
1.10 Reynolds/Favre-gemittelte <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen 18<br />
1.11 Verwendete Turbulenzmodelle 18<br />
1.11.1 Algebraisches Turbulenzmodell nach Arnone & Pacciani, 1996 19<br />
1.11.2 Eingleichungsmodell nach Spalart & Allmaras, 1994 20<br />
1.11.3 Low-Re k-ε Modell nach Biswas und Fukuyama, 1994 22<br />
2. NUMERISCHER LÖSUNGSALGORITHMUS 24<br />
2.1 Strukturiertes Rechennetz 25<br />
2.2 Netzbewegung/Netzverformung 26<br />
2.3 Zusätzlicher Quellterm für gleichförmige Rotation 27<br />
2.4 Approximation der Volumenintegrale und der Quellterme 28<br />
2.5 Diskretisierung der Eulerflüsse 29<br />
2.5.1 Finite-Volumen-Formulierung des Eulerflusses 29<br />
2.5.2 Stabilitätsbetrachtung des Konvektionsproblems 30<br />
2.5.3 Numerisch stabile Approximation des Konvektionsproblems durch<br />
vorzeichenrichtige, einseitige Diskretisierung der charakteristischen<br />
Gleichungen 32<br />
2.5.4 TVD Upwind Verfahren nach ROE, 1981 33<br />
2.5.5 Zentrales Verfahren mit numerischer Dissipation 37<br />
2.6 Diskretisierung der Diffusiven Flüsse Eν 38<br />
2.6.1 Finite-Volumen-Form des Diffusiven Flusses 38<br />
2.6.2 Geschwindigkeits/Temperatur-Gradienten <strong>zur</strong> Bestimmung der<br />
Schubspannungen und Wärmeströme 38<br />
2.6.3 Thinlayer-Approximation der Diffusionsflüsse 41<br />
2.7 Semi - diskrete Erhaltungsform 41<br />
2.8 Implementierung der Randbedingungen 42<br />
2.9 Zeitliche Integration der semi-diskreten Erhaltungsform 45
Inhalt<br />
2.9.1 Explizites Vier Schritt Runge-Kutta Verfahren 45<br />
2.9.2 Implizites Verfahren 46<br />
2.10 Konvergenzbeschleunigungstechniken für stationäre Probleme 50<br />
2.10.1 Lokales Zeitschrittverfahren 50<br />
2.10.2 Mehrgitterverfahren (Multigrid) 51<br />
3. NETZGENERIERUNG 55<br />
3.1 Werkzeuge <strong>zur</strong> Rechennetzgenerierung im ℜ2 55<br />
3.1.1 Definition der Berandungen 56<br />
3.1.2 Rechennetz zwischen zwei parametrisch gegebenen Kurven mittels Bézier-<br />
Kurven dritter Ordnung 56<br />
3.1.3 Steuerung der Netzverteilung 57<br />
3.1.4 Vergleichmäßigung der Netze durch die Lösung partieller elliptischer<br />
Differentialgleichungen 58<br />
3.2 Beispiele für 2D-Multiblock-Netzkonfigurationen <strong>zur</strong> Berechnung der<br />
Turbomaschinenströmung 61<br />
3.3 Generierung von <strong>3D</strong>-Netzen für axiale Turbomaschinen 63<br />
PAPER 1 66<br />
4. VALIDIERUNG DES RECHENVERFAHRENS 75<br />
4.1 Berechnung der reibungsfreien Strömung in einer Lavaldüse<br />
mit Verdichtungsstoß 76<br />
PAPER 2 80<br />
4.2 Berechnung der Strömung in einem Stoßwellenrohr 90<br />
4.3 Kolbenbewegung in einem Rohr 92<br />
4.4 Erstes Impulsgitter von Hobson 93<br />
4.5 Das schwingende Plattengitter 97<br />
4.6 Gleichförmig rotierendes geschlossenes Gefäß 100<br />
4.7 Laminare ebene Plattengrenzschicht 101<br />
4.8 Laminare Wirbelstraße hinter einer Zylinderkaskade 104<br />
4.9 Turbulente Plattengrenzschicht 108<br />
4.10 Transsonische Tragflügelströmungen 112<br />
4.11 Nachlauf hinter einem Turbinengitter (Bemerkungen zu PAPER 3) 117<br />
PAPER 3 118<br />
4.12 Wärmeübergang an einer Leitschaufelkaskade (Bemerkungen zu PAPER 4) 129<br />
PAPER 4 132<br />
4.13 Sekundärströmungen in einer transsonischen Turbinenkaskade 141
Inhalt<br />
5. AUSLEGUNGSRECHNUNGEN ZUR VERSUCHSTURBINE DES ITTM 155<br />
5.1 Nachrechnung der Ergebnisse aus Paßrucker, 1997 156<br />
5.2 Entwurf einer neuen Leitschaufel 163<br />
PAPER 5 172<br />
ZUSAMMENFASSUNG 181<br />
LITERATURANGABEN 183
Einleitung 1<br />
Einleitung<br />
Die Verfeuerung fossiler Energieträger, die vor Jahrmillionen entstanden und somit nur im<br />
begrenzten Ausmaße verfügbar sind, richtet irreparable ökologische Schäden an Natur und<br />
Umwelt an. Während der Umstieg auf regenerative Energiequellen eine längerfristige, aber<br />
notwendige Zukunftsperspektive ist, muß mittelfristig bei der Senkung des Energieverbrauchs<br />
durch den Einsatz neuer Technologien angesetzt werden. Die Kraftwerkstechnik, die einen<br />
beträchtlichen Anteil am Verbrauch fossiler Energieträger hat, kann durch neue Arten der<br />
Prozeßführung sowie durch Verbesserung der Wirkungsgrade der Einzelkomponenten den<br />
Wirkungsgrad der Energieumsetzung erhöhen.<br />
In dieser Hinsicht kommt der Optimierung der <strong>zur</strong> Stromerzeugung eingesetzten thermischen<br />
Turbomaschinen sehr große Bedeutung zu. Schon geringe Wirkungsgradverbesserungen<br />
bewirken eine merkliche Erhöhung des Gesamtwirkungsgrades des Kraftwerkes.<br />
Neben Maßnahmen, wie der Erhöhung der Turbineneintrittstemperatur ist auch die<br />
rechnerische Erfassung der Strömung in den Schaufelkanälen ein wichtiger Beitrag <strong>zur</strong><br />
optimalen Auslegung, Leistungssteigerung und Wirkungsgradverbesserung thermischer<br />
Turbomaschinen.<br />
Um die Strömungssituation möglichst wirklichkeitsgetreu zu erfassen, werden immer größere<br />
Ansprüche an die Stömungsrechnung gestellt. Mit der rasanten <strong>Entwicklung</strong> in der<br />
Computerindustrie und der damit verbundenen Steigerung der Rechenleistung können moderne<br />
Strömungssimulationsprogramme neben Effekten wie Transsonik, Reibung, Turbulenz und<br />
Dreidimensionalität auch den instationären Charakter der Strömung berücksichtigen. Ein<br />
solches Rechenprogramm ermöglicht dem Ingenieur ein detailliertes Verständnis der<br />
Strömungssituation und schafft damit die Vorraussetzung für ein optimales aerodynamisches<br />
Design moderner Turbomaschinenbeschaufelungen.<br />
1. Forschungsarbeiten am ITTM<br />
Diese Arbeit gliedert sich ein in die vom österreichischen Fonds <strong>zur</strong> Förderung der<br />
wissenschaftlichen Forschung (FWF) unterstützten Forschungsprojekte, welche derzeit am<br />
Institut für Thermische Turbomaschinen und Maschinendynamik der TU-Graz (ITTM)<br />
durchgeführt werden.<br />
Forschungsschwerpunkt S68 "Thermische Energieerzeugung –Wirkungsgradsteigerung<br />
und Emissionsminderung von Wärmekraftwerken"<br />
Dieser Forschungsschwerpunkt ist derzeit der größte im Bereich der<br />
österreichischen Ingenieurswissenschaften und wurde von o.Univ.-Prof. Dr.<br />
Herbert Jericha, Leiter des Institutes für Thermische Turbomaschinen und<br />
Maschinendynamik, initiiert.<br />
Die Aufgabenstellung dieses Schwerpunktes ist die Optimierung und<br />
Emissionsminderung bei der Energieproduktion durch thermische Kraftwerke.<br />
Neben der Optimierung der Turbomaschinen <strong>eines</strong> thermischen<br />
Kraftwerksprozesses, (Projekte S6801, S6807 und S6809), sollen auch
Einleitung 2<br />
Verbesserungen des gesamten thermischen Prozesses gesucht werden (Projekt<br />
S6811).<br />
Unterstützt werden diese Bemühungen durch die Suche nach neueren,<br />
temperaturbeständigeren Werkstoffen (Projekt S6805).<br />
Projekt S6801: "Wirkungsgradsteigerung durch Strömungsoptimierung"<br />
Das Ziel dieses Projektes ist die Verbesserung der Strömung durch<br />
Turbomaschinenbeschaufelungen und damit des Gesamtwirkungsgrades von<br />
Turbomaschinen. Deshalb sollen Messungen der Strömung durch eine<br />
transsonische Versuchsturbine, die im Rahmen dieses Projektes gebaut wird (s.<br />
Dissertation Erhard, 1998), ein besseres Verständnis dieser komplizierten<br />
Strömungssituation erlauben.<br />
Andererseits sollen diese Messungen als Grundlage für die <strong>Entwicklung</strong> effizienter<br />
numerischer Verfahren für die Strömungsvorhersage in thermischen<br />
Turbomaschinen dienen.<br />
Einen wissenschaftlichen Beitrag <strong>zur</strong> <strong>Entwicklung</strong> numerischer Rechenmethoden für<br />
Turbomaschinenströmungen zu leisten ist Ziel dieser Dissertation, welche im Rahmen des<br />
Forschungsprojektes S6801 durchgeführt wurde.<br />
2. Physikalische Vorgänge in Schaufelreihen<br />
Die reale Strömung durch Schaufelreihen von Lauf- und Leiträdern ist entsprechend der<br />
komplexen Geometrie dreidimensional, reibungsbehaftet, turbulent (Reynoldszahlen ≈10 6 ),<br />
Abb.1: Strömungsvorgänge in Schaufelreihen thermischer Turbomaschinen
Einleitung 3<br />
instationär und im Falle von transsonischer Strömung auch stoßbehaftet. Einen Überblick über<br />
einige typische Strömungsvorgänge innerhalb einer Schaufelreihe zeigt Abb. 1.<br />
Durch die Umlenkung der Strömung in der Schaufel entstehen große Druckunterschiede in<br />
axialer, radialer und in Umfangsrichtung. Durch die Reibung entstehen an den<br />
Festkörperoberflächen der Seitenwände und der Schaufeln Grenzschichten, die stromabwärts<br />
der Schaufelhinterkante ein Nachlaufgebiet erzeugen. Die Strömung kann laminar,<br />
transitional oder voll turbulent sein, sie kann bei großen Druckgradienten ablösen und sich<br />
gegebenenfalls wieder anlegen.<br />
Bei höheren Machzahlen entstehen Verdichtungsstöße, die zu einer unstetigen Verzögerung<br />
und Druckzunahme und damit zu Totaldruckverlusten führen. Bei komplexer Strömung bilden<br />
diese Stöße verwundene Flächen, die zu einem ungleichmässigen Entropiefeld und damit zu<br />
einer rotationsbehafteten Strömung führen. Die Wechselwirkung von Stoß und Grenzschicht<br />
führt oftmals zu einer Ablösung der Strömung und zu zusätzlichen Verlusten.<br />
Die Ursachen für das Auftreten von Sekundärströmungen sind vielfältig. Sie entstehen durch<br />
Druckunterschiede am Gehäusespalt, durch verminderte Geschwindigkeiten in den<br />
Grenzschichten, durch eine ungleichförmige Zuströmung und durch Zentrifugalkräfte. In<br />
Turbinen sind diese Sekundärströmungen von großer Bedeutung, da sie beachtliche<br />
dreidimensionale Strömungsverzerrungen und Verluste in Wandnähe hervorrufen, die bis zu<br />
50% der Gesamtverluste ausmachen können.<br />
Instationäre Vorgänge treten durch die Relativbewegung zwischen Leit- und Laufrad auf, oder<br />
wenn der Betriebszustand stark vom Auslegungspunkt abweicht (rotierendes Abreißen,<br />
Pumpen, Schaufelflattern). Des weiteren können sich instationäre Zustände in den<br />
Ablösegebieten im Bereich der Schaufelvorder- und -hinterkante ergeben.<br />
Der Wärmeübergang zwischen Strömung und der festen Berandung spielt bei gekühlten<br />
Gasturbinenbeschaufelungen eine entscheidende Rolle, wobei im Falle von filmgekühlten<br />
Beschaufelungen die Vermischung zwischen dem kalten Kühlfilm und der heißen<br />
Hauptströmung von Bedeutung ist.<br />
3. Überblick über die numerische Strömungsberechnung<br />
in Turbomaschinen<br />
Nahezu alle derzeit existierenden <strong>Codes</strong> lassen sich nach der Art des Lösungsverfahrens in drei<br />
Gruppen einteilen, und zwar in zeititerative Verfahren, in Druckkorrekturverfahren und in<br />
Verfahren auf der Basis der Finite-Element-Methode. Im folgenden soll näher auf die Gruppe<br />
der zeititerativen Verfahren eingegangen werden, da diese im Bereich der thermischen<br />
Turbomaschinen am häufigsten angewandt werden und die Grundlage der vorgelegten Arbeit<br />
sind.
Einleitung 4<br />
Diskretisierung der konvektiven Terme<br />
Für die Stabilität und Genauigkeit des Algorithmus von entscheidender Bedeutung ist die<br />
Diskretisierung der in den Erhaltungsgleichungen auftretenden konvektiven Terme (Euler<br />
Terme), insbesondere im Falle der eindeutig konvektionsdominierten, kompressiblen<br />
Turbomaschinenströmung.<br />
Speziell bei transsonischen Strömungen, wo das zu lösende Differentialgleichungssystem in<br />
Unter- / Überschallbereichen von unterschiedlichem Typus ist (Unterschall: elliptisch,<br />
Überschall: hyperbolisch) und Sprunglösungen in den Erhaltungsgleichungen möglich sind<br />
(Verdichtungsstoß, Kontaktunstetigkeit) ist die physikalisch richtige Lösung des<br />
Konvektionsproblems durch die Numerik von fundamentaler Bedeutung.<br />
Die Diskretisierung dieser konvektiven Anteile erfolgt nun hauptsächlich mit zentralen oder<br />
Upwind-Verfahren.<br />
Die zentralen Verfahren sind einfach programmierbar, rechnerisch effizient, benötigen aber <strong>zur</strong><br />
Stabilisierung zusätzliche numerische Dissipationsterme. Ein häufig verwendetes zentrales<br />
Verfahren geht auf die Arbeit von Beam und Warming, 1978 <strong>zur</strong>ück. Ein Nachteil dieser<br />
Verfahren ist, daß erstens durch die künstlichen Dissipationsterme die Genauigkeit der Lösung<br />
in der Grenzschicht leiden kann, und zweitens, daß die physikalische Ausbreitungsrichtung von<br />
Störungen nicht berücksichtigt wird.<br />
Die Einbringung der physikalischen Störungsausbreitung in den Diskretisierungsprozeß führt<br />
zu den sogenannten Upwind-Verfahren. Immer häufiger werden dabei die Godunov-Typ-<br />
Verfahren angewandt, die auf der grundlegenden Arbeit von Godunov aus dem Jahre 1959<br />
basieren. Godunov nahm an, daß die konservativen Variablen in jeder Netzzelle stückweise<br />
konstant sind und die zeitliche <strong>Entwicklung</strong> der Strömung der exakten Lösung des Riemann-<br />
Problems im Stoßwellenrohr folgt, sodaß Eigenschaften der exakten Lösung der Euler-<br />
Gleichungen für die Diskretisierung herangezogen werden können. Diese Methode wurde auf<br />
höhere Interpolationsordnungen für den Verlauf der Variablen erweitert (MUSCLE, Monotone<br />
Upwind Scheme for Conservation Laws), die exakte Lösung des Riemann-Problems durch<br />
approximative Lösungen ersetzt. Die Interpolationen sind im allgemeinen vom TVD-Typ<br />
("Total Variation Diminishing"), um unphysikalische Oszillationen zu vermeiden (s. dazu<br />
Chakravarthy, 1988). Bei den approximativen Riemann-Lösern sind heute die von Osher<br />
(Engquist und Osher, 1980) und Roe, 1981 sehr weit verbreitet. Der Vorteil der Upwind-<br />
Verfahren ist ihre Fähigkeit der genauen Auflösung von Strömungsdiskontinuitäten, ihre<br />
genauere Erfassung von Grenzschichtströmungen und ihre höhere numerische Stabilität, ihr<br />
Nachteil ist der erhöhte Aufwand an Rechenzeit.<br />
Diskretisierung der diffusiven Anteile<br />
Die Diskretisierung der viskosen Terme (Schubspannungen und Wärmeströme) hat im<br />
Vergleich <strong>zur</strong> Diskretisierung der konvektiven Terme eher geringen Einfluß auf Genauigkeit<br />
und Stabilität des Gesamtalgorithmus und erfolgt daher meist mit Hilfe von zentralen<br />
Differenzen oder durch direkte Anwendung des Gauß'schen Integralsatzes auf ein finites<br />
Volumen.
Einleitung 5<br />
Zeitliches Integrationsverfahren<br />
Ein weiteres Unterscheidungskriterium bei den zeititerativen Verfahren ist die Art der<br />
zeitlichen Integration. Explizite Verfahren berechnen die neuen zeitlichen Strömungszustände<br />
aus den Bilanzen zum alten Zeitschritt und sind einfacher in der Anwendung, weisen aber<br />
geringe numerische Stabilität auf. Das 4-Schritt-Verfahren von Runge-Kutta, ist hier das<br />
gebräuchlichste explizite Verfahren (s. z. B.: Jameson, 1981, Arnone und Swanson, 1993).<br />
Im Gegensatz dazu versuchen implizite Verfahren eine simultane Lösung <strong>eines</strong><br />
Gleichungssystems, das auf Gleichgewichtsbilanzen zum neuen Zeitschritt aufgebaut ist. Sie<br />
sind theoretisch unbegrenzt stabil, der dadurch mögliche größere Zeitschritt beim Fortschreiten<br />
der zeititerativen Lösung wiegt den erhöhten <strong>numerischen</strong> Aufwand auf. Die Lösung der<br />
Systemmatrix, die durch zeitliche Taylor-Reihenentwicklung der Flußvektoren gewonnen wird,<br />
erfolgt entweder durch approximative Faktorisierung nach Beam und Warming, 1978 (s. auch<br />
Sanz, 1993, Paßrucker, 1997) oder durch Gauß-Seidel-Linienrelaxation (s.z.B. Gehrer, 1994,<br />
Lücke, 1997). Beide Verfahren führen zu Block-tridiagonalen Gleichungssystemen.<br />
Randbedingungen<br />
Als Randbedingungen treten in thermischen Turbomaschinen im allgemeinen folgende Fälle<br />
auf, die in der nachstehenden Abbildung dargestellt sind:<br />
• Zu-/Abströmbedingungen<br />
• Konturbedingungen<br />
• Periodizitätsbedingungen<br />
• Grenzen zwischen verschiedenen bzw. denselben Rechennetzen<br />
Randbedingungen in Schaufelkanälen thermischer Turbomaschinen (aus Paßrucker, 1997)
Einleitung 6<br />
Die Vorgabe der Randbedingungen erfolgt dabei grundsätzlich im Einklang mit der<br />
eindimensionalen Charakteristikentheorie (s. Benetschik, 1991, Sanz, 1993, Gehrer 1994).<br />
So ist es beispielsweise bei stationären subsonischen Strömungen üblich, am Eintritt<br />
Totaldruck, Totaltemperatur und Strömungswinkel und am Austritt den statischen Druck<br />
vorzugeben. Die Vorgabe konstanter Werte an diesen Grenzen kann zu Reflexionen von<br />
Störungen und vor allem von Verdichtungsstößen führen. Man behilft sich im allgemeinen<br />
durch sehr lange Rechennetze insbesondere im Abströmbereich. Ist dies nicht möglich, so<br />
werden vielfach sogenannte nichtreflektierende Randbedingungen von Giles, 1990 verwendet<br />
(s. dazu auch Paßrucker, 1997).<br />
An festen Konturen werden Tangentialbedingungen für Euler-Strömungen bzw. Null-<br />
Geschwindigkeiten für reibungsbehaftete Strömungen vorgegeben.<br />
Um bei einem Ringgitter nicht alle Schaufelkanäle modellieren zu müssen, nimmt man an, daß<br />
sich in allen Kanälen eine idente Strömung einstellt. Dies wird durch Vorgabe von<br />
Periodizitätsbedingungen an den Rändern in Umfangsrichtung erreicht.<br />
Weiters werden <strong>zur</strong> stationären Berechnung von Rotor - Stator Interaktionen spezielle<br />
Übergangsbedingungen zwischen verschiedenen Rechennetzen benötigt. Am Austritt von<br />
Ringgittern wird außerdem die Druckverteilung vielfach mit Hilfe des radialen<br />
Gleichgewichtes bestimmt (s. dazu auch Kap. 2).<br />
Konvergenzbeschleunigungstechniken<br />
Die Größe des möglichen Zeitschrittes hängt sowohl bei expliziten als auch impliziten<br />
Verfahren von der Zellgröße ab. Bei instationären Problemstellungen bestimmt damit die<br />
kleinste Netzzelle die Größe des möglichen Zeitschrittes. Bei stationären Strömungen kann<br />
man den globalen Zeitschritt durch lokale Zeitschritte ersetzen und damit die<br />
Konvergenzgeschwindigkeit deutlich steigern (siehe dazu Sanz, 1993, Gehrer 1994).<br />
Bei expliziten Verfahren wird meist zusätzlich das sogenannte "Residual Smoothing"<br />
verwendet, das von Jameson, 1983 für den Runge-Kutta-Algorithmus adaptiert wurde.<br />
Während jeder Stufe wird eine zusätzliche implizte Gleichung gelöst, deren Aufgabe die<br />
Glättung der Residien (= Bilanz der Flüsse) über das Strömungsfeld ist. Die maximale<br />
Zeitschrittgröße kann damit um einen Faktor zwei bis drei erhöht werden (Arnone und<br />
Swanson, 1993).<br />
Die sog. Mehrgitter ("Multigrid") -Technik wird ebenfalls bei sowohl impliziten als auch<br />
expliziten Strömungslösern <strong>zur</strong> Konvergenzbeschleunigung verwendet (s. z. B. Jamson 1986).<br />
Der Grundgedanke ist, daß auf gröberen Rechennetzen infolge größerer möglicher Zeitschritte<br />
Störungen schneller das Rechengebiet verlassen. Deshalb werden ausgehend von einem feinen<br />
Netz auf immer gröberen Netzen die Erhaltungsgleichungen gelöst und die Lösung auf das<br />
feine Netz rückinterpoliert. Als effektiver Zeitschritt ergibt sich bei N Netzabstufungen<br />
ungefähr (2 N -1)Δt, wobei Δt der erlaubte Zeitschritt auf dem feinsten Netz ist.<br />
Turbulenzmodellierung<br />
Es wird allgemein angenommen, daß die <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong>-Gleichungen turbulente Strömungen<br />
ausreichend genau beschreiben. Um alle relevanten Strömungsphänomene einer turbulenten<br />
Strömung mit Hilfe einer direkten <strong>numerischen</strong> Simulation (DNS) zu erfassen, ist es einerseits<br />
notwendig, daß das Rechennetz die Auflösung aller charakteristischen Längenmaßstäbe<br />
gewährleistet, und andererseits, daß die Zeitschrittgröße so gering ist, daß eine zeitliche
Einleitung 7<br />
Auflösung turbulenter Vorgänge möglich ist. Die direkte Lösung der <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong>-<br />
Gleichungen (DNS) ist daher derzeit nur für relativ geringe Reynoldszahlen möglich. Diese<br />
Ergebnisse können aber als Datenbasis für die Erprobung von Turbulenzmodellen verwendet<br />
werden. In absehbarer Zeit ist jedoch trotz der immensen Fortschritte in der Leistungsfähigkeit<br />
der Computer die technische Anwendung der DNS nicht möglich, sie wird aber das Fernziel<br />
der Turbulenzforschung sein.<br />
Man führt nun entsprechend einem Vorschlag von Reynolds eine zeitliche Mittelung der<br />
Erhaltungsgleichungen durch und bestimmt die dadurch auftretenden zusätzlichen Terme mit<br />
Hilfe von Turbulenzmodellen ("Schließungsproblem der Turbulenzmodellierung").<br />
Turbulenzmodelle lassen sich nach der Art der Modellannahme in drei Gruppen einteilen, in die<br />
Wirbelviskositätsmodelle, in die Reynolds'schen Schubspannungsmodelle und in die Gruppe<br />
der "Large Eddy Simulation (LES)".<br />
Die meisten derzeit im Turbomaschinenbereich verwendeten Modelle fallen in die erste Gruppe<br />
der Wirbelviskositätsmodelle, die auf einen Ansatz von Boussinesq <strong>zur</strong>ück gehen, der aufgrund<br />
von Analogieüberlegungen zu den viskosen Molekülbewegungen die scheinbaren turbulenten<br />
Spannungen mit den tatsächlichen Scherspannungen mit Hilfe einer scheinbaren oder<br />
turbulenten Viskosität in Beziehung bringt.<br />
Die immer noch häufig verwendeten algebraischen Turbulenzmodelle bestimmen diese<br />
turbulente Viskosität direkt aus den Größen des Strömungsfeldes unter Zuhilfenahme des<br />
Prandtl'schen Mischungswegansatzes (Prandtl, 1925). Auf der Arbeit von Baldwin und Lomax,<br />
1978 basierende Modelle liefern recht gute Ergebnisse für dünne anliegende<br />
Grenzschichtströmungen entlang fester Berandungen bei nahezu orthogonalen Rechennetzen,<br />
bereiten jedoch Schwierigkeiten bei Strömungen mit starken Sekundäreffekten, Ablösungen,<br />
oder für die Modellierung des Nachlaufs.<br />
Verbesserungen in der Turbulenzmodellierung werden durch die Berücksichtigung von<br />
Transportvorgängen mittels sogenannter Eingleichungsmodelle, die die Lösung einer<br />
zusätzlichen Differentialgleichung verlangen, erzielt (s. dazu Baldwin & Barth, 1990, Spalart &<br />
Allmaras, 1994).<br />
Des weiteren wird sehr häufig versucht, eine zweite Transportgleichung zu lösen. Im<br />
allgemeinen wählt man die turbulente kinetische Energie (k) als erste Transportgröße, und als<br />
zweite Größe eine Variable der Form Z=k n l m (Vandromme, 1991), wobei l das turbulente<br />
Längenmaß darstellt. Das k-ε-Modell ist das derzeit am häufigsten verwendete<br />
Zweigleichungsmodell, bei dem eine zweite Differentialgleichung für die Dissipation ε der<br />
kinetischen Energie (ε ≈ k 3/2 l -1 ) gelöst wird.<br />
Um komplexe Strömungen zu simulieren wird daran gearbeitet, das Schließungsproblem der<br />
Turbulenzmodellierung durch Transportgleichungen für die turbulenten Spannungen zu<br />
bewerkstelligen. ("Reynolds Stress Closure" bzw. "Second Order Closure"). Die Vorteile<br />
dieses recht aufwendigen Ansatzes zeigen sich insbesondere bei Strömungen mit<br />
Ablöseerscheinungen, Rotation, Auftrieb oder starker Stromlinienkrümmung. Da der<br />
rechnerische Aufwand doch sehr groß ist, können sich diese Modelle für die<br />
Turbomaschinenströmung noch schwer durchsetzen.<br />
Das Verbindungsglied zwischen den statistischen Verfahren, die auf die Reynolds'schen<br />
Gleichungen beruhen, und der DNS-Methode stellen die sogenannten "Large Eddy<br />
Simulation"-Verfahren (LES) dar. Diese Verfahren lösen die großen turbulenten<br />
Wirbelstrukturen direkt und modellieren nur die kleinen Turbulenzstrukturen, die sogenannten<br />
"Subgrid Scale"-Bewegungen, wobei die Unterscheidung nicht immer eindeutig ist. Der
Einleitung 8<br />
Rechenaufwand der LES-Verfahren liegt zwar deutlich unter dem der DNS-Methode, er ist<br />
jedoch für technische Anwendungen noch immer viel zu groß.<br />
Diskretisierung der Geometrie<br />
Eine Schlüsselfrage bei der Konstruktion <strong>eines</strong> <strong>numerischen</strong> Algorithmus stellt auch die<br />
Diskretisierung der Geometrie dar. Diesbezüglich unterscheidet man grundsätzlich zwischen<br />
strukturierter Vernetzung und unstrukturierter Netzgenerierung.<br />
Es sind sehr viele Arbeiten durchgeführt worden, wobei die traditionell gebräuchliche<br />
strukturierte Vernetzung des Rechengebietes durch eine unstrukturierte Netzgenerierung<br />
ersetzt wurde, was bei steigender Komplexität der Geometrie sehr von Vorteil ist und eine<br />
lösungsabhängige Netzverfeinerung ermöglicht.<br />
Die Nachteile unstrukturierter Rechengitter sind jedoch vor allem der große Aufwand bei der<br />
Netzgenerierung, die kompliziertere Speicherplatzorganisation beim Berechnungsverfahren<br />
sowie die nur unvollkommen mögliche Charakteristiken-Zerlegung der Konvektionsterme<br />
aufgrund der irregulären Orientierung der Zelloberflächen (s. z.B. Gallus et al, 1995).<br />
Die Generierung der Rechengitter erfolgt im wesentlichen nach zwei verschiedenen Verfahren:<br />
• Algebraische Methoden zeichnen sich durch Einfachheit und geringe Rechenzeit aus,<br />
leiden aber darunter, daß singuläre (sich überschneidende) Bereiche nicht<br />
ausgeschlossen werden können und daß Unstetigkeiten der Berandung des<br />
Rechengebietes sich weit in das Rechennetz hinein bemerkbar machen.<br />
• Differentielle Methoden erzeugen durch das Lösen von partiellen<br />
Differentialgleichungen grundsätzlich qualitativ hochwertige Netze, benötigen aber<br />
größere Rechenzeiten und erschweren das benutzerdefinierte Manipulieren des<br />
Rechengitters (z.B.: lokales Verdichten des Netzes, Erzwingen orthogonaler<br />
Rechenlinien in der Nähe fester Wände, etc.)<br />
4. Aufgabenstellung und Auswahl des <strong>numerischen</strong> Verfahrens<br />
Zur möglichst genauen Erfassung der oben beschriebenen physikalischen Vorgänge in<br />
Schaufelreihen thermischer Turbomaschinen soll in dieser Arbeit ein modular aufgebautes<br />
Programmpaket (jeder einzelne Baustein 'Modul' ist für einen exakt definierten<br />
Aufgabenbereich zuständig), entwickelt werden, welches folgende Struktur aufweist:
Einleitung 9<br />
Modul Aufgabe<br />
"Eulerflußbilanzierung"<br />
(Lösung des 'Konvektionsproblems')<br />
Massenflußbilanzierung,<br />
Ermittlung der<br />
Druck- und Impulskräfte<br />
und der Totalenthalpieströme<br />
"Diffusionsflußbilanzierung" Berechnung der<br />
Schubspannungen, Wärmeströme<br />
"Turbulenzmodellierung" Modellierung der turbulenten<br />
Schwankungsbewegungen<br />
(turbulente Scheinspannungen,<br />
turbulente Wärmeströme)<br />
"Netzbewegung-/Verformung" Berücksichtigung einer<br />
zeitlichen Geometrieänderung<br />
des Rechengitters<br />
(Sonderfall: gleichförmige Rotation)<br />
"Rand" Aufprägen sämtlicher Randbedingungen<br />
"Zeitschrittverfahren"<br />
(Konvergenzbeschleungung)<br />
Berechnung der Zustandsverteilung<br />
zum nächsten Zeitpunkt<br />
aufgrund der Gesamtflußbilanz<br />
Als Ergebnis soll ein zeitabhängiger Forschungscode entstehen, der durch das einfache<br />
Austauschen einzelner Module als Werkzeug <strong>zur</strong> <strong>Entwicklung</strong> effizienterer numerischer<br />
Algorithmen und besserer physikalischer Modelle (z.B. <strong>zur</strong> Turbulenzmodellierung)<br />
herangezogen werden kann. Die nachfolgende Auflistung gibt einen Überblick über die<br />
Eigenschaften der im Rahmen dieser Arbeit entwickelten Programmbausteine:<br />
Zur Eulerflußbilanzierung wurde ein TVD-Upwind Verfahren nach Roe, 1981 ausgewählt,<br />
wobei eine, auf Godunov, 1959 <strong>zur</strong>ückweisende Charakteristikenzerlegung der Eulerflußbilanz<br />
die größtmögliche Konsistenz zwischen Physik und Numerik sicherstellen soll (z.B.: Gallus et<br />
al. 1995). Neben den Vorzügen der charakteristikenorientierten Diskretisierung der Eulerterme<br />
weisen diese Godunov-Typ-Verfahren zudem Konsistenz mit der integralen Form der<br />
Erhaltungsgleichungen auf.<br />
Als Alternative wird dem Benutzer auch ein zentrales Verfahren mit numerischer Dissipation<br />
(z.B.: Sanz, 1993, Paßrucker 1997), <strong>zur</strong> Verfügung gestellt.<br />
Die Diffusionsflußbilanzierung wird, wie allgemein üblich, durch ein zentrales Verfahren,<br />
bzw. durch direktes Anwenden des Gauß'schen Integralsatzes auf ein Bilanzvolumen<br />
approximiert.<br />
In dieser Arbeit wurden drei verschiedene Wirbelviskositätsmodelle <strong>zur</strong> Turbulenzmodellierung<br />
implementiert:<br />
• Algebraisches Turbulenzmodell nach Arnone & Pacciani, 1996<br />
• Eingleichungsmodell nach Spalart & Allmaras, 1994<br />
• Low-Re k-ε-Modell nach Biswas & Fukuyama, 1994
Einleitung 10<br />
Zwei verschiedene Zeitschrittverfahren können, unabhängig von der vom Benutzer<br />
spezifizierten räumlichen Diskretisierung verwendet werden:<br />
• Explizites Vier Schritt Runge-Kutta Verfahren<br />
• Implizites Verfahren<br />
Je nach Problemfall muß dann abgeschätzt werden, wie der günstigste Kompromiß hinsichtlich<br />
Gesamtrechenzeit zwischen Stabilität, Aufwand (Rechenzeit) je Zeitschritt, und zeitlicher<br />
Genauigkeit (nur bei instationären Berechnungen) zu finden ist.<br />
Speziell für stationäre Problemstellungen wurde ein lokales Zeitschrittverfahren, sowie ein<br />
geometrisches Mehrgitterverfahren (Multigrid) nach Jameson & Yoon 1986, Siikonen 1991<br />
<strong>zur</strong> Konvergenzbeschleunigung adaptiert.<br />
Das hier vorgestellte Verfahren wird für strukturierte Rechennetze, die einer beliebigen<br />
Netzbewegung-/Verformung (-> Sonderfall: gleichförmige Rotation) unterliegen können,<br />
ausgelegt, wobei allerdings mehrere solcher Netzblöcke beliebig miteinander kombiniert<br />
werden können (Multi-Block).<br />
Zusammenfassend erscheint nach dem Stand der Forschung für die vorliegende Arbeit die<br />
Erstellung <strong>eines</strong> wahlweise expliziten/impliziten zeitabhängigen finite-Volumen Verfahrens für<br />
sich bewegende/verformende strukturierte Multi-Block-Netze als angemessener Beitrag für die<br />
Strömungssimulation in Turbomaschinen.<br />
Weiters werden einige Werkzeuge <strong>zur</strong> Erstellung von strukturierten Multi-Block-Netzen<br />
vorgestellt, deren Grundlagen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geometrie der TU-Graz<br />
entwickelt wurden.<br />
An dieser Stelle sei noch darauf hingewiesen, daß für die Visualisierung sämtlicher<br />
Rechenergebnisse ein vom Autor entwickeltes Grafikpaket zum Einsatz kam, welches mit dem<br />
Hintergrund entwickelt wurde, die am ITTM gewonnenen Rechen- und Meßergebnisse mit ein<br />
und demselben Post-Processing verarbeiten und vergleichen zu können.<br />
5. Bemerkungen <strong>zur</strong> Gliederung der eingereichten Dissertation<br />
In der vorgelegten Dissertation wird ausführlich auf die <strong>Entwicklung</strong> und Validierung des<br />
<strong>numerischen</strong> Verfahrens, sowie die Erstellung der Rechennetze eingegangen.<br />
Im Rahmen der Tätigkeit des Autors als Forschungsassistent im Forschungsprojekt S6801<br />
sowie als Universitätsassistent am ITTM entstanden in der Zusammenarbeit mit den Kollegen<br />
Veröffentlichungen die ebenfalls in dieser Arbeit vorgestellt werden sollen.<br />
Auf die Übersetzung ins Deutsche wird aufgrund der Tatsache, daß im Bereich der<br />
<strong>numerischen</strong> Strömungsberechnung sich Englisch vollends als Fachsprache etabliert hat,<br />
verzichtet.
Einleitung 11<br />
• Die erste Arbeit "Paper 1" beschäftigt sich mit Schaufelkonstruktion und<br />
Netzgenerierung, basierend auf Bezierkurven und -Flächen. Hier wurde der Ansatz<br />
vorgeschlagen, ausgehend von einer mathematisch - analytischen Beschreibung von<br />
Turbinenschaufelprofilen mittels Bezierkurven Rechennetze <strong>zur</strong> <strong>numerischen</strong><br />
Strömungsrechnung zu generieren (s. auch Diss. Paßrucker, 1997). Die Grundlagen<br />
dieser Methodik wurden von Ao.Univ.-Prof Johann Lang und Univ.-Prof. Otto<br />
Röschel vom Institut für Geometrie der TU-Graz entwickelt.<br />
Gehrer A., Paßrucker H., Jericha H., Lang J., 1997, "Blade design and Gridgeneration<br />
for Computational Fluid Dynamics (CFD) with Bézier-curves and Béziersurfaces",<br />
European Conference - Antwerpen March ’97, Paper No. 54,<br />
(begutachteter Tagungsbeitrag)<br />
• In der Arbeit "Paper 2" wird, quasi als Vorstufe zum endgültigen Programmpaket, ein<br />
2D-Euler-Code vorgestellt, basierend auf einem approximativen Riemann-Solver nach<br />
Roe, 1981. In dieser Studie wurde anhand einer 2D-Lavaldüsenströmung dieses<br />
reibungsfreie Verfahren mit expliziter oder impliziter Zeitintegration hinsichtlich<br />
Genauigkeit, Stabilität und Rechenzeit abgetestet. Weiters findet sich der Vergleich einer<br />
transsonischen Kaskadenströmung mit experimentellen Daten.<br />
Sanz, W., Gehrer, A.,Paßrucker, H. 1995, "An Implicit TVD Upwind Relaxation<br />
Scheme for the Unsteady 2D-Euler-Equations", ASME Paper 95-CTP-71,<br />
(begutachteter Tagungsbeitrag)<br />
• In "Paper 3" wird der Vergleich Messung - Rechnung für den Nachlauf <strong>eines</strong><br />
Turbinengitters vorgestellt. Die Messungen dazu wurden in der transsonischen Kaskade<br />
des ITTM durchgeführt.<br />
Sanz, W., Gehrer, A., Woisetschläger, J., Forstner, M., Artner, W., Jericha, H.,<br />
1998, "Numerical and Experimental Investigation of the Wake Flow Downstream of a<br />
Linear Turbine Cascade", ASME-Paper 98-GT-246,<br />
(begutachteter Tagungsbeitrag)<br />
• In der Arbeit "Paper 4" wurden transsonische, reibungsbehaftete, turbulente<br />
Gitterströmungen mit Wärmeübergang und Transition berechnet und mit experimentellen<br />
Daten verglichen. Besonderes Augenmerk galt dabei den drei hier implementierten<br />
Turbulenzmodellen, insbesondere dem Low-Re-k-ε-Modell.<br />
Gehrer, A., Jericha, H., 1998,"External Heat Transfer Predictions in a Highly-Loaded<br />
Transonic Linear Turbine Guide Vane Cascade Using an Upwind-Biased <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong><br />
Solver", ASME - Paper 98-GT-238, accepted for publication in the Transactions of the<br />
ASME (begutachteter Tagungsbeitrag und Journalveröffentlichung)<br />
• In der Arbeit "Paper 5" wurden Rechnungen zum Forschungsprojekt P10698<br />
(Schaufelkühlung) durchgeführt, wobei die Eigenschaft von Überschallstrahlen, sich an<br />
gekrümmte Wände anzuschmiegen, <strong>zur</strong> Gasturbinenschaufelkühlung ausgenützt werden<br />
soll.<br />
Gehrer, A., Woisetschläger, J., Jericha, H., 1997, "Blade Film Cooling by<br />
Underexpanded Transonic Jet Layers", ASME Paper 97-GT-246,<br />
(begutachteter Tagungsbeitrag)
Grundgesetze der Strömungsmechanik 12<br />
1. Grundgesetze der Strömungsmechanik<br />
Um die Grundgleichungen der Strömungsmechanik zu erhalten, geht man zunächst von einem<br />
beliebig geformten, sich mit der Strömung mitbewegenden Flüssigkeitsballen aus (s. Abb. 1.1).<br />
Das Fluid wird dabei als Kontinuum mit dem Volumen V(t) und der Oberfläche S(t) modelliert,<br />
das sich unter dem Einfluß von:<br />
bewegt und verformt.<br />
• Oberflächenkräften (− p n r , r τ S )<br />
• Massenkräften ( r f m )<br />
• Oberflächenwärmeströmen ( &q S )<br />
ρfmd<br />
V<br />
dS<br />
d V<br />
S<br />
q d S<br />
-p n dS<br />
S τ d S<br />
w n dS dt<br />
V (t )<br />
Abb. 1.1: Allgem<strong>eines</strong> Bilanzvolumen<br />
1.1 Transporttheorem für Volumenintegrale<br />
w<br />
V (t +d t )<br />
Die totale zeitliche Änderung des Volumenintegrals einer Feldgröße Φ = Φ(xi,t) kann<br />
mathematisch folgendermaßen formuliert werden (siehe z. B. Gretler 1987, Wohlhart 1988):<br />
d<br />
dt<br />
1 ⎡<br />
⎛ ∂Φ ⎞<br />
⎤ ∂Φ r r<br />
ΦdV = ⎢ ⎜Φ<br />
+ dt⎟dV − ΦdV⎥ = dV + Φ w⋅ n dS<br />
dt ⎝ t ⎠<br />
t<br />
⎣⎢<br />
∂<br />
+<br />
⎦⎥<br />
∂<br />
∫ ∫ ∫ ∫ ∫<br />
V( t) V( t dt) V( t) V( t) S( t)<br />
Der erste Term wird als "lokales Glied" bezeichnet, der zweite als "konvektives Glied" und<br />
entsteht durch die Durchströmung der Oberfläche (S). Das Transporttheorem wird nun auf<br />
Massenerhaltung, Impulssatz und Energiesatz angewandt, um auf diese Weise die<br />
Grundgleichungen der Strömungsmechanik in integraler Form zu formulieren.<br />
(1.1)
Grundgesetze der Strömungsmechanik 13<br />
1.2 Erhaltung der Masse (Kontinuität)<br />
Die Kontinuitätsgleichung erhält man, indem die Transportgröße Φ durch die Dichte ρ ersetzt<br />
wird:<br />
1.3 Impulssatz<br />
d<br />
dt<br />
∂ρ r r<br />
∫ ρdV<br />
= ∫ dV + ∫ ρw<br />
⋅ n dS = 0 (1.2)<br />
∂ t<br />
V( t) V S<br />
Die zeitliche Änderung des Gesamtimpulses muß sich mit der Summe aus Druckkraft,<br />
Oberflächenspannung und Massenkräften im Gleichgewicht befinden (s. Abb. 1.1). In<br />
Gleichung 1.1 kommt nun anstelle der Transportgröße Φ der volumenspezifische Impuls ρ r w .<br />
d<br />
dt<br />
1.4 Energiesatz<br />
r<br />
r ∂ ( ρw)<br />
r r r r r r<br />
S m<br />
ρw<br />
dV = dV + ρw ( w⋅ n) dS= ( − p n + τ ) dS + f ρdV<br />
(1.3)<br />
∂ t<br />
∫ ∫ ∫ ∫ ∫<br />
V( t) V S<br />
Die zeitliche Änderung der inneren Totalenergie muß sich mit der Summe der Leistungen von<br />
Druckkraft, Oberflächenspannung und Massenkräften sowie mit den Wärmeströmen im<br />
Gleichgewicht befinden. In Gleichung 1.1 wird statt der Transportgröße Φ die<br />
volumenspezifische innere Totalenergie e eingesetzt.<br />
S ( )<br />
d<br />
dt edV<br />
∂ e r r r r r r<br />
m r S<br />
∫ = ∫ dV + e w n dS p n w dS f w dV q dS<br />
t ∫ ( ⋅ ) = ∫ − + τ ⋅ + ∫ ρ⋅<br />
+ ∫ &<br />
∂<br />
V V S<br />
S<br />
S<br />
V<br />
V<br />
mit: e e w<br />
= ρ( i + )<br />
2<br />
S<br />
r 2<br />
(1.4)<br />
Für ein ideales Gas konstanter spezifischer Wärme, das in weiterer Folge vorausgesetzt werden<br />
soll, erhält man schließlich:<br />
r<br />
p<br />
p w<br />
ei = cvT = ⇒ e = + ρ<br />
ρ( κ− 1) κ−<br />
1 2<br />
1.5 Die <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen in Flußvektorschreibweise<br />
Die Erhaltungsgleichungen (1.2, 1.3, 1.4) können sehr übersichtlich in vektorieller Form<br />
angeschrieben werden. Im folgenden werden äußere Massenkräfte (z.B. Gewichtskraft)<br />
vernachlässigt, da sie bei Gasströmungen in Turbomaschinen nur eine sehr untergeordnete<br />
Rolle spielen. Die Druckkräfte werden zu den konvektiven Anteilen hinzugefügt.<br />
2
Grundgesetze der Strömungsmechanik 14<br />
∂ Q<br />
dV + ( E− Eν)<br />
dS=<br />
0<br />
∂ t<br />
∫ ∫<br />
V S<br />
⎡ρ<br />
⎤<br />
⎡0<br />
⎤ ⎡0<br />
⎤<br />
⎢ r ⎥ r r ⎢ r ⎥ ⎢r<br />
⎥<br />
S<br />
Q = ⎢ρ<br />
w⎥;<br />
E = ( w⋅ n) Q + ⎢p<br />
n ⎥;<br />
Eν<br />
= ⎢τ<br />
⎥;<br />
⎣<br />
⎢<br />
⎦<br />
⎥<br />
⎣<br />
⎢<br />
r r<br />
e<br />
p( w⋅ n) ⎦<br />
⎥ ⎢r<br />
S r S⎥<br />
⎣⎢<br />
τ ⋅ w + q&<br />
⎦⎥<br />
Der Flußvektor E beinhaltet sämtliche Anteile, die <strong>zur</strong> Beschreibung reibungsfreier<br />
Strömungen von Bedeutung sind und wird daher als Eulerfluß oder konvektiver Fluß<br />
bezeichnet. In Eν befinden sich die Reibungsterme und Wärmeströme. Dieser Flußvektor wird<br />
somit als Diffusionsfluß bezeichnet.<br />
1.6 Bilanz am Oberflächenelement (Cauchy'sche Formel)<br />
Der Oberflächenspannungsvektor r τ S und die Wärmeströme &q S werden durch Bilanzierung am<br />
infinitesimalen Oberflächenelement dS noch umgeformt (s. z.B. Celigoj et. al. 1990). Damit<br />
gelingt es, die Oberflächenspannungen r τ S durch die Komponenten des Cauchy'schen<br />
Spannungstensors τij auszudrücken, für welche in weiterer Folge ein Reibungsgesetz (s. 1.7)<br />
angenommen werden muß. Hier soll noch darauf hingewiesen werden, daß mit dem<br />
Spannungstensor rein der deviatorische Anteil desselben gemeint ist, der hydrostatische Anteil<br />
wurde bereits durch explizites Anschreiben des Druckes berücksichtigt.<br />
Weiters wird der Oberflächenwärmestrom &q S mit dem Wärmestromvektor r q und anschließend<br />
mit einem Wärmeleitungsansatz (s. 1.7) in Beziehung gebracht.<br />
-τx<br />
n dS<br />
x<br />
-<br />
τ n dS<br />
y y<br />
e z<br />
e y<br />
e x<br />
dS<br />
n<br />
τ S<br />
-τz<br />
nzdS dS<br />
q nxdS x<br />
q nydS y<br />
Abb. 1.2: Schubspannungen und Wärmeströme am Oberflächenelement dS<br />
Kräftegleichgewicht:<br />
e z<br />
e y<br />
e x<br />
dS<br />
n<br />
q n dS<br />
z z<br />
rS r r r<br />
τ = τ n + τ n + τ n ; Indexschreibweise: τ = τ n<br />
x x y y z z i S<br />
ij j<br />
(1.5)<br />
S<br />
q dS<br />
S<br />
S<br />
Wärmebilanz: q& = q& n + q& n + q& n ; Indexschreibweise: q& = q& n (1.6)<br />
x x y y z z<br />
j j
Grundgesetze der Strömungsmechanik 15<br />
1.7 Schubspannungen und Wärmeströme für laminare Strömungen<br />
Die Schubspannungen und Wärmeströme in Gleichung 1.6 können für laminare Strömungen<br />
durch folgende Gradientenansätze mit dem Geschwindigkeits- und Temperaturfeld gekoppelt<br />
werden:<br />
cp T<br />
q&<br />
i =<br />
Pr xi<br />
μ ∂<br />
∂ ∂ ∂<br />
; τ μ<br />
∂ ∂ ∂ ∂ δ<br />
⎛ u u<br />
i j 2 u ⎞<br />
k<br />
ij = ⎜ + − ⎟<br />
ij<br />
⎝ x j xi<br />
x ⎟ (1.7)<br />
3 k ⎠<br />
Dabei wird das strömende Medium als Newton'sches Fluid modelliert (s. z.B. Gretler 1987,<br />
Gretler 1990)<br />
1.8 Zeitliche Mittelung der <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen<br />
Sämtliche in dieser Arbeit verwendeten Turbulenzmodelle basieren auf den zeitlich gemittelten<br />
<strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong>-Gleichungen. Man spaltet jede Größe des Strömungsfeldes in ihren Mittelwert<br />
und die entsprechende Schwankungsgröße auf. Die anschließende zeitliche Mittelung führt zu<br />
den Reynolds/Favre-gemittelten <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen. Die Gestalt der<br />
Grundgleichungen (Gl. 1.5) kann dadurch formal erhalten bleiben, allerdings müssen die<br />
Strömungsgrößen als Reynolds/Favre-Mittelungen interpretiert werden: Als zusätzliche<br />
Unbekannte ergeben sich turbulente Scheinspannungen, turbulente Wärmeströme und die<br />
kinetische Energie der turbulenten Schwankungsbewegung. (s. z.B.: Larsson 1996):<br />
1.8.1 Definition: Reynolds/Favre-Mittelung<br />
Zwei verschiedene Definitionen <strong>zur</strong> zeitlichen Mittelung der kompressiblen <strong>Navier</strong> <strong>Stokes</strong><br />
Gleichungen erweisen sich als zweckmäßig:<br />
∫<br />
def T<br />
Φ(<br />
t) dt<br />
• Reynolds Mittelung: Φ =<br />
T<br />
; Φ′ = Φ − Φ; Φ′=<br />
0<br />
• Favre Mittelung: ~<br />
Φ<br />
def<br />
=<br />
ρΦ<br />
;<br />
ρ<br />
def<br />
Φ ′ =<br />
~<br />
Φ− Φ; ρΦ ′= 0; Φ ′≠ 0 (1.8.1)<br />
Der Druck p und die Dichte ρ werden im folgenden als Reynoldsmittelwerte interpretiert, die<br />
Geschwindigkeitskomponenten ui und die Temperatur T jedoch als Favremittelwerte.<br />
1.8.2 Turbulente Spannungen<br />
r r r<br />
Die in den Impulsgleichungen (1.3) auftretenden Impulsströme ρw ( w⋅ n)<br />
(Indexschreibweise<br />
ρuiujnj) werden durch die zeitliche Mittelung zu:<br />
( )( )<br />
ρu u n = ρ ~ u + u ′ ~ u + u ′ n = ρ~ u ~ u n − τ n<br />
i j j i i j j j i j j<br />
turb<br />
ij j<br />
turb<br />
ij<br />
def<br />
def<br />
τ = − ρu<br />
′ u ′ (1.8.2.1)<br />
i j
Grundgesetze der Strömungsmechanik 16<br />
Die Favre Mittelung der Geschwindigkeitskomponenten führt wegen Gleichung 1.7 zu einem<br />
unbekannten Zusatzterm bei der Mittelung der laminaren Spannungen, der aber vernachlässigt<br />
werden kann. Fluktuationen der Viskosität werden dabei ebenfalls vernachlässigt.<br />
τ =<br />
~<br />
τ + τ ′≅<br />
~<br />
τ<br />
{<br />
ij ij ij ij<br />
Grundgesetze der Strömungsmechanik 17<br />
Weiters ergibt die Favre Mittelung der Geschwindigkeiten zwei unbekannte Zusatzterme bei<br />
der Mittelung der Leistung der laminaren Spannungen, die wiederum vernachlässigt werden<br />
können.<br />
τ n u = ~ u τ n + u ′ τ n = ~ u ~ τ n + ~ u τ ′ n + u ′ τ n ≅ ~ u ~ τ n<br />
123 123<br />
ij j i i ij j i ij j i ij j i ij j i ij j i ij j<br />
1.9 Ansatz von Boussinesq, Wirbelviskosität mt<br />
Grundgesetze der Strömungsmechanik 18<br />
Modell), im Gegensatz zu Modellen, bei denen μt direkt berechnet wird. In dieser Arbeit wurde<br />
dieser Ausdruck grundsätzlich vernachlässigt, da k mit guter Genauigkeit als klein gegenüber<br />
p/ρ angenommen werden kann.<br />
Die turbulenten Wärmeströme werden mit einer als konstant angenommenen turbulenten<br />
Prandtlzahl Prt modelliert, was für den Gesamtwärmestrom ergibt:<br />
c<br />
~<br />
~<br />
T<br />
T<br />
q& i c T u<br />
; q& c ; Pr .<br />
Pr x<br />
Pr Pr x<br />
turb<br />
μt p ∂ ges ⎛ μ μt ⎞ ∂<br />
= − pρ ′ i′=<br />
i = ⎜ + ⎟ p<br />
t = 0 9 (1.9.4)<br />
∂ ⎝ ⎠ ∂<br />
t i<br />
1.10 Reynolds/Favre-gemittelte <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen<br />
Mit der Definition des Gesamtdrucks (Gleichung (1.9.2)) und der Gesamtschubspannungen<br />
(Gleichung (1.9.2)) sowie des Gesamtwärmestroms (Gleichung (1.9.4)) können nun die<br />
Reynolds/Favre gemittelten <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen völlig analog zu den laminaren<br />
Gleichungen 1.5 angeschrieben werden, wobei die Flußvektoren Q, E, En jetzt folgendermaßen<br />
definiert sind:<br />
⎡ ⎤<br />
⎡ ⎤<br />
⎡<br />
ρ<br />
⎢ ⎥<br />
⎢ ⎥<br />
⎢<br />
~ r ~ r r r<br />
Q = ⎢ ⎥ E = ⋅ Q + ⎢ ⎥ E =<br />
⎢r<br />
ρ ; ( )<br />
ν τ<br />
⎢<br />
⎣<br />
⎢<br />
⎦<br />
⎥<br />
⎢ r r ⎥<br />
⎣⎢<br />
( ⋅ ⎦⎥<br />
⎢r<br />
r<br />
⎣⎢<br />
τ ⋅ +<br />
~ 0 0<br />
ges<br />
~ S, ges<br />
w w n p n ;<br />
e<br />
ges<br />
p w n) ~ ~ ~<br />
w q&<br />
Wichtige Sonderfälle von Gleichung 1.10 sind:<br />
t<br />
S, ges S, ges<br />
• Reibungsfreie Strömung: μ = μt = 0 En = 0<br />
• Laminare Strömung: μt = 0 => μ ges = μ; (μ/Pr) ges = μ/Pr<br />
• Turbulente Strömung: μ ges = μ+μt; (μ/Pr) ges = μ/Pr + μt/Prt<br />
i<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎥<br />
;<br />
⎥<br />
⎥<br />
⎦⎥<br />
(1.10)<br />
Dabei ist zu beachten, daß wegen der Beziehungen (1.9.2, 1.9.4) die Berechnung des<br />
Diffusionsflusses En für laminare und turbulente Strömungen völlig identisch ist, es<br />
unterscheiden sich lediglich die Größen μ ges , (μ/Pr) ges .<br />
⎯ ∼ ges<br />
Im weiteren werden die Kennzeichnungen ( ), ( ), ( ) der Übersichtlichkeit halber<br />
weggelassen.<br />
1.11 Verwendete Turbulenzmodelle<br />
In dieser Arbeit wurden drei verschiedene Turbulenzmodelle implementiert, die im<br />
Programmsystem beliebig zu und weggeschaltet werden können. Alle Modelle sind sog. Low-<br />
Re-Modelle, d.h. sie werden bis zu festen Wänden hin gelöst und erfordern daher Rechennetze,<br />
die Grenzschichten bis in die laminare Unterschicht hinein auflösen. Des weiteren benötigen<br />
alle hier verwendeten Turbulenzmodelle den minimalen Wandabstand y im Strömungsraum (s.<br />
Abb. 1.11)
Grundgesetze der Strömungsmechanik 19<br />
Abb. 1.11: Linien gleichen Wandabstands (y=const) einer Turbinenleitschaufelkaskade<br />
Diese Modelle sollen im folgenden, nach steigender Komplexität geordnet, kurz beschrieben<br />
werden.<br />
1.11.1 Algebraisches Turbulenzmodell nach Arnone & Pacciani 1996<br />
Dieses 0-Gleichungsmodell ist prinzipiell eine verbesserte Version des klassischen Baldwin &<br />
Lomax Turbulenzmodells (Baldwin & Lomax, 1978). Es handelt sich dabei um einen<br />
Zweischichtansatz auf Mischungswegbasis.<br />
Für den wandnahen 'inneren' Bereich wird die bekannte Prandtl-Van Driest Formel angesetzt:<br />
+<br />
⎛ y ⎞<br />
inner<br />
−<br />
lm = y<br />
⎜ +<br />
0. 41 1−<br />
e A ⎟<br />
A y y<br />
⎜ ⎟<br />
⎝ ⎠<br />
u<br />
+ + τρWall<br />
= 26, = , uτ<br />
=<br />
μWall<br />
τ<br />
ρ<br />
Wall<br />
Wall<br />
(1.11.1.1)<br />
Für den 'äußeren' Bereich wird der Mischungsweg in einem konstanten Verhältnis zu<br />
Grenzschichtdicke δ angesetzt:<br />
outer<br />
l m = 0.085<br />
δ (1.11.1.2)<br />
Die Bestimmung der Grenzschichtdicke erfolgt nach folgenden Beziehungen, wobei ymax<br />
derjenige Wert von y ist, wo das Maximum der Funktion G(y) auftritt.<br />
+<br />
y<br />
y<br />
1<br />
⎛ ⎞<br />
−<br />
G( y)<br />
= y<br />
⎜ +<br />
− e A ⎟<br />
dy<br />
y ∫ Ω 1<br />
⎜ ⎟<br />
0 ⎝ ⎠<br />
δ = 1.145 y max<br />
(1.11.1.3)<br />
Eher problematisch bei einem allgemeinen Finiten-Volumen Konzept (im Gegensatz zu rein<br />
kartesischen Rechennetzen) ist die Implementierung der Gleichungen (1.11.1.2 und 1.11.1.3),<br />
da der Weg der Integration nicht a priori feststeht. Baldwin & Lomax (deren Modell im<br />
wesentlichen für aerodynamische Untersuchungen entwickelt wurde) definierten diesen Weg
Grundgesetze der Strömungsmechanik 20<br />
als 'along a velocity profile', aber der Begriff des 'Geschwindigkeitsprofils' ist bei allgemeinen<br />
3d-Strömungen mehr als schwierig zu definieren.<br />
Eine mögliche Vorgangsweise ist es nun, entlang einer Netzlinie voranzuschreiten, die 'normal'<br />
<strong>zur</strong> festen Wand verläuft, und dem entsprechenden Wandelement dann den errechneten Wert<br />
für δ zuzuordnen. In einem beliebigen Feldpunkt wird <strong>zur</strong> Berechnung des Mischungsweges<br />
die Grenzschichtdicke δ desjenigen Wandelements verwendet, das den kürzesten Wandabstand<br />
aufweist. Dieses Konzept wurde in dieser Arbeit programmiert und erweist sich für nicht oder<br />
nur schwach abgelöste Strömungen als ausreichend genau, sofern die Netzlinien möglichst<br />
orthogonal in Wandnähe verlaufen.<br />
Die Wirbelviskosität μt erhält man schließlich durch folgende Gleichung:<br />
outer<br />
( l ) ( lm<br />
)<br />
μt ρ m ρ<br />
inner<br />
= min<br />
⎛⎜<br />
⎝<br />
Ω , Ω<br />
2 2<br />
⎞ ⎠ ⎟<br />
(1.11.1.4)<br />
Der Umschlag von laminar/turbulent (Transition) kann durch ein sehr einfaches Kriterium<br />
automatisch vorhergesagt werden:<br />
μt = 0 falls (μt)max/μ0 < 14 (1.11.1.5)<br />
Hier ist (μt)max der maximale Wert von μt entlang <strong>eines</strong> wie oben beschriebenen<br />
'Geschwindigkeitsprofils'.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß dieses Turbulenzmodell für einfache<br />
Strömungskonfigurationen mit klar definierten Wandgrenzschichten sehr gut geeignet ist, aber<br />
bei komplexen Geometrien oder bei Problemen, bei denen der Transport von Turbulenz von<br />
Bedeutung ist (Beispiel: Nachlauf einer Turbinenbeschaufelung), nur schlecht verwendbar ist.<br />
1.11.2 Eingleichungsmodell nach Spalart & Allmaras, 1994<br />
Bei diesesm 1-Gleichungs-modell wird eine empirische Transportgleichung für eine Variable<br />
~μ gelöst, welche mit der Wirbelviskosität folgendermaßen verknüpft ist:<br />
μt = fv1μ<br />
~ f<br />
v1<br />
3<br />
χ<br />
= 3<br />
χ + c<br />
3<br />
v1<br />
χ μ~<br />
=<br />
μ<br />
(1.11.2.1)<br />
Die zu lösende skalare Transportgleichung in integraler Erhaltungsform ist formal sehr ähnlich<br />
den Grundgleichungen (1.5), mit der Ausnahme, daß hier zusätzlich ein Quellterm H SA ,<br />
bestehend aus Produktion, Destruktion, Zündung und einem zusätzlichen Diffusionsterm 1.<br />
Ordnung, in Erscheinung tritt:<br />
V<br />
∂ Q<br />
∂ t<br />
SA<br />
SA SA ( ν )<br />
∫ ∫ ∫<br />
dV+ E − E dS= H dV<br />
(1.11.2.2)<br />
S<br />
V<br />
SA<br />
μ<br />
~<br />
( ρ)<br />
Q E w n Q E<br />
x n<br />
SA SA SA SA +<br />
~<br />
=<br />
~ r r<br />
μ μ ∂<br />
μ;<br />
= ( ⋅ ) ; ν =<br />
i<br />
σ ∂<br />
i
Grundgesetze der Strömungsmechanik 21<br />
μ<br />
~<br />
μ<br />
~<br />
( ρ)<br />
∂(<br />
ρ)<br />
( )<br />
⎛c<br />
f c ⎞<br />
SA<br />
w w b<br />
cb<br />
H = cb ( -ft<br />
) − ⎜ − ft<br />
⎟ ft V<br />
⎝<br />
⎠ y<br />
xi xi<br />
Zündung<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎞<br />
2<br />
~~ 1 1 μ<br />
~<br />
ρ ∂<br />
2<br />
2<br />
1 1 2 Sμ<br />
2 2 ⎟ + + ρ 1 Δ<br />
144 2443<br />
ρ ρκ ⎠ σ ∂ ∂ 14 243<br />
14 4 44 24<br />
4 4 43 14 4 24<br />
43<br />
" "<br />
"Pr oduktion"<br />
" Destruktion"<br />
" Diffusionsterm1. Ordnung"<br />
Dabei sind die Modellfunktionen des Basismodells wie folgt definiert:<br />
~<br />
~ μ<br />
χ<br />
S = Ω + 2 2 fv2 ; fv2<br />
= 1− ;<br />
ρκ y 1+<br />
c f<br />
⎛ 6<br />
1+ C<br />
f = g⎜ w 6<br />
⎝g<br />
+ C<br />
w3<br />
6<br />
w3<br />
1<br />
v1 v1<br />
⎞ 6<br />
~<br />
⎟<br />
6 μ<br />
; g = r + c w2(r<br />
- r); r = ~<br />
⎠<br />
ρSκ y<br />
2 2<br />
;<br />
(1.11.2.3)<br />
Dieses Turbulenzmodell bietet mit einer Erweiterung weiters die Möglichkeit, den Umschlag<br />
laminar/turbulent durch das Setzen von Transitionspunkten durch den Benutzer vorzugeben.<br />
Dies geschieht mathematisch durch entsprechende Modifikationen von Produktion und<br />
Destruktion sowie durch den zusätzlichen Zündungsterm. Die dafür notwendigen<br />
Modellfunktionen sind definiert als:<br />
( )<br />
Ωt<br />
2 2<br />
− Ct<br />
2 2 y + ( g td t )<br />
2<br />
( V) C ⎛ V ⎞<br />
Δ<br />
− t 4 χ<br />
Δ<br />
ft1 = Ct1g te<br />
; ft 2 = Ct3 e ; gt<br />
= min ⎜01<br />
. , ⎟<br />
⎝ ΩtΔx t ⎠<br />
(1.11.2.4)<br />
Dabei bedeutet dt den Abstand des Feldpunktes zum Transitionspunkt, Ωt die Wirbelstärke am<br />
Transitionspunkt, Δxt die Maschenweite am Transitionspunkt und ΔV die Differenz zwischen<br />
der Geschwindigkeit am Feldpunkt und der am Transitionspunkt. Die Modellkonstanten sind<br />
schließlich folgendermaßen definiert:<br />
cb1 1+<br />
cb2<br />
c b1 = 01355 . ; c b2= 0. 622;<br />
c w1=<br />
2 + ; c w2= 0. 3; c w3=<br />
2. 0;<br />
κ σ<br />
2<br />
c v1= 71 . ; σ= ; κ=<br />
0. 41; c t1= 1; c t2= 2; c t3= 12 . ; c t4=<br />
05 .<br />
3<br />
Die Randbedingungen für diese Transportgleichung lauten:<br />
(1.11.2.5)<br />
• Feste Wand: μ ~ = 0<br />
• Eintritt: Spalart und Allmaras (1994) empfehlen folgenden Wert: ~ μ / μ = 01 .<br />
• Austritt: Extrapolation von ~ μ<br />
Das Lösen einer Transportgleichung ermöglicht es nun, die Implementierung <strong>eines</strong> solchen<br />
Modells ''sauber" und für beliebige Konfigurationen durchzuführen. Das Spalart-Allmaras<br />
Modell kommt, ähnlich wie das Baldwin & Lomax Modell, von der Aerodynamik und ist auf<br />
Strömungen mit sehr niedriger Freistromturbulenz beschränkt. Weiters kann der Umschlag<br />
laminar/turbulent nicht automatisch vorhergesagt werden (und konsequenterweise auch nicht<br />
der Einfluß der Freistromturbulenz auf die Position desselben).
Grundgesetze der Strömungsmechanik 22<br />
1.11.3 Low-Re k-e Modell nach Biswas & Fukuyama, 1994<br />
Bei diesem 2-Gleichungs-Turbulenzmodell werden zwei Transportgleichungen für die<br />
turbulente kinetische Energie k, sowie für deren Dissipation ε gelöst. Prinzipiell können aus<br />
den <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen unter der Voraussetzung 'freier Turbulenz' (kein dämpfender<br />
Einfluß fester Wände) zwei Transportgleichungen für diese beiden Variablen abgeleitet<br />
werden. Dabei entstehen allerdings Terme, die neue Unbekannte beinhalten und entsprechend<br />
modelliert werden müssen. Außerdem müssen nun, um die Gleichungen bis <strong>zur</strong> festen Wand<br />
hin zu lösen, Dämpfungsfunktionen eingeführt werden.<br />
Verschiedenste Variationen von solchen Low-Re-k-ε Modellen wurden bisher in der Literatur<br />
vorgestellt (s. z. B. Biswas & Fukuyama 1994, Larsson 1996). Die hier ausgewählte Variante<br />
wurde von Biswas und Fukuyama im Hinblick auf genaue Berechnung des Umschlages<br />
laminar/turbulent entwickelt und erwies sich als Verbesserung gegenüber einigen anderen<br />
Zweigleichungsmodellen (Biswas & Fukuyama 1994, Gallus et. al. 1995, Lücke 1997). Dazu<br />
ist noch anzumerken, daß nahezu alle Low Re k-ε Modelle dieselbe mathematische Grundform<br />
besitzen, und daß daher die Erweiterung auf ein anderes Modell nur durch das Austauschen der<br />
Dämpfungsfunktionen möglich ist.<br />
Die beiden Transportgleichungen können wiederum analog zu den <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen<br />
in Flußvektorschreibweise angeschrieben werden, wobei, wie beim Spalart-Allmaras<br />
Turbulenzmodell, ein Quellterm H ke auftritt:<br />
V<br />
∂ Q<br />
∂ t<br />
kε<br />
kε k ( ν )<br />
∫ ∫ ∫<br />
ε kε<br />
dV+ E − E dS= H dV<br />
(1.11.3.1)<br />
S<br />
t k<br />
i<br />
k<br />
k k k k<br />
k xi Q E w n Q E<br />
t<br />
i<br />
i<br />
n<br />
x n<br />
ε ε ε<br />
ν ε<br />
μ ∂<br />
μ<br />
ρ<br />
∂<br />
=<br />
ρε<br />
μ ∂ε<br />
μ<br />
ε ∂<br />
⎡<br />
⎢<br />
⎣<br />
⎤<br />
⎡⎛<br />
⎞ ⎤<br />
⎢⎜<br />
+ ⎟ ⎥<br />
r r ⎢⎝<br />
Pr ⎠ ⎥<br />
⎥ ; = ( ⋅ ) ; =<br />
⎢<br />
⎦<br />
⎛ ⎞<br />
⎥<br />
;<br />
⎢⎜<br />
+ ⎟ ⎥<br />
⎣⎢<br />
⎝ Pr ⎠ ⎦⎥<br />
V<br />
H k<br />
ε<br />
⎡P<br />
= ⎢<br />
ε<br />
⎢<br />
⎣k<br />
k<br />
−<br />
ρε<br />
( f1Cε Pk − f2Cε ρε)<br />
1 2<br />
Die Wirbelviskosität und die für die Dämpfungsfunktionen benötigten turbulenten<br />
Reynoldszahlen ergeben sich aus:<br />
μ<br />
2 2<br />
ρk<br />
ρk<br />
ρy<br />
k<br />
= Cμfμ ; Re = ; Re = ; (1.11.3.2)<br />
ε με μ<br />
t t y<br />
Eine enscheidende Größe im Quellterm H ke ist der Produktionsterm P k:<br />
P<br />
∂ u<br />
∂ x<br />
turb i<br />
k = τij<br />
j<br />
; (1.11.3.3)<br />
Bei der Berechnung von Strömungen mit großen Normalspannungen (z.B: Staupunkts-<br />
Strömungen) wurde bereits mehrfach in der Literatur ( Kato & Launder 1993, Gallus et. al.<br />
1995, Larsson 1996) auf eine unphysikalische Turbulenzproduktion higewiesen, die auf die<br />
Formulierung für P k in Gl. (1.11.3.3) <strong>zur</strong>ückzuführen ist. Daher wurde in dieser Arbeit dieses<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎥<br />
⎦
Grundgesetze der Strömungsmechanik 23<br />
Modell mit einer modifizierten Formulierung für Pk, welche von Kato & Launder, 1993<br />
vorgeschlagen wurde, kombiniert:<br />
2 2<br />
∂ u j⎞<br />
1 ⎛∂<br />
u ∂ u<br />
i j⎞<br />
1 ⎛∂<br />
ui<br />
Pk<br />
= μt<br />
⋅ ⎜ + ⎟<br />
⎝ x j x ⎟ ⋅ ⎜ − ⎟<br />
2 ∂ ∂ i ⎠ 2 ⎝∂<br />
x j ∂ x ⎟<br />
i ⎠<br />
Die Modellkonstanten und Dämpfungsfunktionen sind folgendermaßen definiert:<br />
(1.11.3.4)<br />
Cμ = 0. 09; Cε = 146 . ; Cε = 19 . ; Pr k = 14 . ; Pr ε = 13 . (1.11.3.5)<br />
1 2<br />
⎛ ⎞<br />
fμ = ⎜ − e ⎟<br />
⎜ ⎟ f e f e e<br />
⎝ ⎠ t<br />
+<br />
⎛ ⎞<br />
⎛ ⎞<br />
⎜ ⎟<br />
⎜ ⎟ = + = −<br />
⎝ ⎠<br />
⎜ ⎟<br />
⎝ ⎠<br />
−<br />
−<br />
− ⎛<br />
⎜<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎛ ⎞<br />
⎜ ⎟ −<br />
⎝ ⎠<br />
⎛ ⎞<br />
⎜<br />
⎝ ⎠<br />
1 1 185<br />
2 2<br />
Re Re Re<br />
.<br />
150<br />
50<br />
.<br />
; 1 1 0. 3 ; 2 1 0. 3 1<br />
Re<br />
Re<br />
⎟<br />
6 5<br />
−<br />
10<br />
t t t y<br />
Die Randbedingungen werden wie folgt spezifiziert:<br />
• Feste Wand: k = 0; ∂ε / ∂ y = 0<br />
• Eintritt: Grundsätzlich werden am Eintritt k und ε vorgeschrieben. Falls diese Werte<br />
nicht direkt verfügbar sind, so können sie aus dem Turbulenzgrad Tu und einer<br />
Annahme über den Mischungsweg lm abgeschätzt werden:<br />
2<br />
• k = 3 Tu W / 2 , ε = Cμ k / lm . (1.11.3.6)<br />
Hier ist W1 die Eintrittsgeschwindigkeit und lm wird üblicherweise in der<br />
Größenordnung von etwa 0.5÷5% der charakteristischen Länge<br />
angenommen. Hier soll bereits erwähnt werden, daß ein wesentliches<br />
Problem bei der Anwendung dieses Modells in der richtigen Abschätzung<br />
der Eintrittsrandbedingung für ε liegt.<br />
• Austritt: Extrapolation von k und ε<br />
1 2<br />
3/ 4 3/ 2<br />
Dieses Modell kann prinzipiell die Einflüsse der Freistromturbulenz berücksichtigen, auch der<br />
Umschlag laminar/turbulent wird automatisch dedektiert. Dabei soll aber darauf hingewiesen<br />
werden, daß lediglich eine Form der Transition, die sog. bypass transition, berücksichtigt wird,<br />
die allerdings im Turbomaschinenbereich weitaus am häufigsten ist.<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎠
Numerischer Lösungsalgorithmus 24<br />
2. Numerischer Lösungsalgorithmus<br />
Unabhängig davon, ob und wie viele Turbulenzgleichungen gelöst werden, kann immer von<br />
derselben vektoriellen Grundstruktur der zu lösenden Gleichungen ausgegangen werden:<br />
∂Q<br />
dV+ ( E − Eν) dS= HdV<br />
∂t<br />
∫ ∫ ∫<br />
V S V<br />
Das in dieser Arbeit programmierte Verfahren <strong>zur</strong> approximativen <strong>numerischen</strong> Lösung <strong>eines</strong><br />
solchen Vektor - Gleichungssystems, bestehend aus den zeitgemittelten <strong>Navier</strong> - <strong>Stokes</strong><br />
Gleichungen (Hauptgleichungen) und allfälligen Turbulenzgleichungen, kann hinsichtlich der<br />
Diskretisierung und der verwendeteten Rechennetze folgendermaßen charakterisiert werden:<br />
• Finite-Volumen-Verfahren (räumliche Diskretisierung):<br />
Der Strömungsraum wird in endlich viele finite Volumina (Zellen) unterteilt und für jede<br />
dieser Zellen wird die Bilanz gemäß obiger Integralgleichung aufgestellt.<br />
Dazu werden die Integrale durch geeignete repräsentative numerische Mittelwerte<br />
approximiert. Dieser Vorgang ist prinzipiell in keiner Weise auf die geometrische Gestalt<br />
der Zellen beschränkt (Tetraeder, Hexaeder, ...).<br />
• Strukturierte, sich bewegende und verformende Hexaeder- Rechennetze<br />
Strukturierte Hexaedernetze erlauben im allgemeinen einen effizienten Einbau der aus<br />
Stabilitätsgründen notwendigen <strong>numerischen</strong> Diffusionsterme und ermöglichen<br />
Linienrelaxationstechniken, die sich als schnell und effizient <strong>zur</strong> iterativen Lösung der<br />
auftretenden großen linearen Gleichungssysteme erweisen.<br />
Der Berücksichtigung einer generellen Netzbewegung/Netzverformung ermöglicht große<br />
Flexibilität im Hinblick auf rotierende Kanäle, schwingende Beschaufelungen, etc.<br />
• Weiters wird eine zell-zentrierte Formulierung gewählt, welche sich als günstig für die hier<br />
verwendete Multi-Block Technik ( ≡ mehrere Netze können beliebig kombiniert werden)<br />
erweist und auf einfache Weise das Aufprägen von Randbedingungen ermöglicht.<br />
Außerdem vereinfacht eine zell-zentrierte Vorgangsweise den Einsatz von Multi-Grid<br />
(Mehrgitterverfahren) was sich als äußerst effiziente Strategie <strong>zur</strong> Konvergenzbeschleunigung<br />
erwiesen hat.<br />
• Die zeitliche Diskretisierung der Gleichungen kann mit einem<br />
• expliziten 4-Schritt Runge-Kutta-Verfahren<br />
oder mit einem<br />
• impliziten Verfahren (erster bzw. zweiter Ordnung genau)<br />
erfolgen.
Numerischer Lösungsalgorithmus 25<br />
2.1 Strukturiertes Rechennetz<br />
Ein strukturiertes Rechennetz (Block) sei hier definiert als eine dreidimensionale Matrix aus<br />
Zellen (s. Abb. 2.1), wobei mehrere solche Blöcke zusammengehängt werden können (Multi-<br />
Block).<br />
i<br />
k<br />
Abb. 2.1: Strukturierter Netzblock; i,j,k-Indizierung<br />
Das Ansprechen der einzelnen Zellen erfolgt durch ein Trippel von ganzen Zahlen (Zell-<br />
Indizes) i,j,k: i=1,..,imax; j=1,..jmax; k=1,..,kmax. Die Eckpunkte (Knotenpunkte) der<br />
einzelnen Zellen sind dabei jeweils um einen halben Index versetzt, d.h. die Zelle (i,j,k) wird<br />
durch folgende acht Eckpunkte definiert (vgl. Abb. 2.2):<br />
r r r r<br />
x ; x ; x ; x ;<br />
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />
i+ , j+ , k+ i− , j+ , k+ i− , j− , k+ i+ , j− , k+<br />
2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2<br />
r r r r<br />
x ; x ; x ; x ; (2.1.1)<br />
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />
i+ , j+ , k− i− , j+ , k− i− , j− , k− i+ , j− , k−<br />
2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2<br />
Zur Bilanzierung jeder Zelle erweist sich die Definition der flächengewichteten Oberflächennormalvektoren<br />
(= normierter Normalvektor multipliziert mit der Fläche), ( r r<br />
N =∫ n dS ) als<br />
sehr zweckmäßig, welche den jeweiligen Indexrichtungen i,j,k zugeordnet sind (vgl. Abb. 2.2,<br />
Gl. 2.1.2).<br />
j
Numerischer Lösungsalgorithmus 26<br />
N (1)<br />
i+0.5,j-0.5,k+0.5<br />
i+0.5,j-0.5,k-0.5<br />
V i,j,k<br />
i+0.5,j+0.5,k+0.5<br />
i+0.5,j+0.5,k-0.5<br />
i<br />
N (3)<br />
k<br />
i-0.5,j-0.5,k+0.5<br />
j<br />
i- 0.5,j+0.5,k-0.5<br />
Abb. 2.2: Finites Volumen im strukturierten Rechennetz, (Zelle)ijk<br />
r ⎛<br />
⎞ ⎛<br />
( 1)<br />
r 1 r r r r<br />
N = ndS ≅ ⎜x<br />
−x<br />
⎟×<br />
⎜<br />
∫<br />
x −x<br />
+<br />
⎜ 1 1 1 1 1 1⎟<br />
⎜ 1 1 1<br />
2 ⎝<br />
⎠ ⎝<br />
1<br />
2<br />
1<br />
i+<br />
2<br />
i- 0.5,j+0.5,k+0.5<br />
1 1 1<br />
i+ , j+ , k+ i+ , j− , k− i+ , j− , k+ i+ , j+ , k−<br />
2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2<br />
r ⎛<br />
⎞ ⎛<br />
( 2)<br />
r 1 r r r r<br />
N = n dS ≅ ⎜x<br />
−x<br />
⎟×<br />
⎜<br />
∫<br />
x −x<br />
+<br />
⎜ 1 1 1 1 1 1⎟<br />
⎜ 1 1 1<br />
2 ⎝<br />
⎠ ⎝<br />
1<br />
2<br />
1<br />
j+<br />
2<br />
1 1 1<br />
i+ , j+ , k+ i− , j+ , k− i+ , j+ , k− i− , j+ , k+<br />
2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2<br />
r ⎛<br />
⎞ ⎛<br />
( 3)<br />
r 1 r r r r<br />
N = n dS ≅ ⎜x<br />
−x<br />
⎟×<br />
⎜<br />
∫<br />
x −x<br />
+<br />
⎜ 1 1 1 1 1 1⎟<br />
⎜ 1 1 1<br />
2 ⎝<br />
⎠ ⎝<br />
1<br />
2<br />
1<br />
k+<br />
2<br />
1 1 1<br />
i+ , j+ , k+ i− , j− , k+ i− , j+ , k+ i+ , j− , k+<br />
2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎠<br />
( 2)<br />
N<br />
(2.1.2)<br />
Als letzte metrische Größe wird das Volumen der Zelle (i,j,k) Vijk benötigt, welches durch<br />
Aufsummieren aller 6 Tetraedervolumina aus denen die Hexaederzelle zusammengesetzt ist,<br />
bestimmbar ist (Chakravarthy 1988, Schuemie 1998).<br />
2.2 Netzbewegung/Netzverformung<br />
Die zeitliche Änderung einer Feldgröße Φ bezogen auf eine sich mit der Geschwindigkeit r w g<br />
bewegende Zelle (∂Φ/∂t)rel kann mit der zeitlichen Änderung bezogen auf einen raumfesten<br />
Punkt (∂Φ/∂t)abs durch die Beziehung
Numerischer Lösungsalgorithmus 27<br />
∂Φ<br />
Φ x w dt t dt Φ x t ∂Φ<br />
∂Φ<br />
∂t<br />
dt ∂t<br />
∂x<br />
w<br />
⎛ ⎞ i + i + − i<br />
⎜ ⎟ =<br />
=<br />
⎝ ⎠<br />
⎛<br />
( , ) ( , ) ⎞<br />
⎜ ⎟ + ⋅<br />
⎝ ⎠<br />
rel<br />
g<br />
abs<br />
i<br />
g<br />
i<br />
(2.2.1)<br />
verknüpft werden. Dadurch und durch Anwendung des Gauß'schen Integralsatzes ändert sich<br />
das lokale Glied in den Erhaltungsgleichungen folgendermaßen:<br />
⎛∂Φ⎞<br />
∂Φ<br />
∂wi<br />
g<br />
⎜ ⎟ dV = dV Φ dV Φwi<br />
ni dS<br />
⎝ ∂t<br />
⎠ ∂t<br />
∂x<br />
abs V<br />
V i S<br />
⎛ ⎞<br />
⎜ ⎟ + −<br />
⎝ ⎠<br />
144 2443<br />
14 24<br />
3<br />
∫ ∫ ∫ ∫<br />
V rel<br />
g<br />
* **<br />
(2.2.2)<br />
Term (*) in dieser Gleichung beinhaltet den Ausdruck (∂w g i/∂xi), der direkt mit der<br />
Volumenänderung einer Zelle im Zusammenhang steht. Insofern ist dieser Ausdruck nur dann<br />
von Bedeutung, wenn sich das Rechennetz verformt. Formal kann dieser Term zu den<br />
Quelltermen hinzugefügt werden:<br />
w<br />
Hrel =−Q x<br />
∂<br />
∂<br />
g<br />
i<br />
i<br />
(2.2.3)<br />
Term (**) in Gleichung (2.2.2) wird üblicherweise zu den konvektiven Flüssen E hinzugefügt.<br />
Das führt dazu, daß in denjenigen konvektiven Anteilen, die durch Anwendung des<br />
Transporttheorems (Gleichung 1.1) entstanden sind, der Ausdruck<br />
ersetzt wird durch:<br />
r r<br />
w⋅ n : Normalgeschwindigkeit<br />
r r g r<br />
( w −w ) ⋅ n : relative Normalgeschwindigkeit zwischen der<br />
Strömung und der sich bewegenden Zelloberfläche<br />
Die Eulerflüsse Erel für sich bewegende und verformende Netze lauten nun:<br />
Hauptgleichungen:<br />
⎡0<br />
⎤<br />
r r g r ⎢ r ⎥<br />
Erel = [ ( w −w ) ⋅ n] Q + ⎢p<br />
n ⎥<br />
⎣<br />
⎢<br />
r r<br />
p( w⋅n ) ⎦<br />
⎥<br />
TM<br />
E =<br />
r r g<br />
w −w r TM<br />
⋅n<br />
Q<br />
[ ]<br />
Turbulenzgl. (TM=SA,kε): rel ( )<br />
Die Diffusionsflüsse En erfahren durch die Netzbewegung folglich keine Änderung.<br />
2.3 Zusätzlicher Quellterm für gleichförmige Rotation<br />
(2.2.4)<br />
(2.2.5)<br />
Gleichförmige Rotation ist bei der Berechnung von Laufradströmungen von großer<br />
Bedeutung. Prinzipiell muß lediglich gesetzt werden:
Numerischer Lösungsalgorithmus 28<br />
g<br />
r r<br />
g r ∂wi<br />
w = Ω × x;<br />
→ = 0 (2.3.1)<br />
∂x<br />
i<br />
Will man nun rotierende Kanäle mittels bewegter Netze simulieren, so ist dies mit den bisher<br />
abgeleiteten Gleichungen durchaus möglich, allerdings müßte dabei instationär gerechnet<br />
werden.<br />
Aufgrund der Tatsache, daß die Relativströmung aber durchaus als stationär betrachtet werden<br />
kann, und man das ständige Weiterdrehen des Rechennetzes umgehen will, behilft man sich für<br />
diesen Spezialfall durch ein "Zurückdrehen" des Impulsvektors ρ r w um ( r Ωdt ) (s. Abb. 2.3).<br />
dw<br />
dw * x w dt<br />
Ω<br />
w(t +dt)<br />
x (t +dt)<br />
Ro t ation sach se<br />
r r r<br />
Abb. 2.3: Gleichförmige Rotation : * r<br />
∂w = ∂w<br />
− Ω×<br />
w dt<br />
x (t )<br />
"Zurückdrehen" des Geschwindigkeitsvektors um ( r Ωdt )<br />
w(t )<br />
r r<br />
∂ρ ( w)<br />
∂ρ ( w)<br />
r r<br />
= ρw<br />
∂t<br />
∂t<br />
⎛<br />
*<br />
⎞<br />
⎜<br />
⎟ + Ω ×<br />
(2.3.2)<br />
⎝ ⎠<br />
Diese Vorgangsweise umgeht also das instationäre Weiterdrehen des Rechennetzes, ermöglicht<br />
insbesondere alle Konvergenzbeschleunigungstechniken für stationäre Strömungen, resultiert<br />
aber in einem Quellterm für die Impulsgleichungen und entspricht damit der Beschreibung im<br />
Relativsystem mit absoluten Strömungsgrößen (s. z. B. Gallus et. al. 1995, Paßrucker 1997).<br />
H rot<br />
⎡0<br />
⎤<br />
⎢r<br />
r ⎥<br />
=− ⎢Ω×<br />
ρ w⎥<br />
(2.3.3)<br />
⎣<br />
⎢0<br />
⎦<br />
⎥<br />
2.4 Approximation der Volumenintegrale und der Quellterme<br />
Eine zell-zentrierte Formulierung ist gewissermaßen durch die Approximation der in den<br />
Grundgleichungen vorkommenden Volumenintegrale definiert:
Numerischer Lösungsalgorithmus 29<br />
∂Q<br />
∂Q<br />
∂t<br />
∂<br />
dV<br />
t V<br />
ijk<br />
∫ ≅ ijk<br />
(2.4.1)<br />
V<br />
ijk<br />
( )<br />
∫H dV≅H Qijk ⋅ Vijk = Hijk<br />
⋅ Vijk<br />
(2.4.2)<br />
V<br />
ijk<br />
Das bedeutet, daß zugehörig zu jeder Zelle (i,j,k) ihr volumetrischer Mittelwert Qijk<br />
abgespeichert wird.<br />
Die Quellterme der Turbulenzgleichungen beinhalten außerdem Ableitungen der<br />
Geschwindigkeiten (z.B.: Berechnung der Wirbelstärke W , Produktionsterm für die turbulente<br />
kinetische Energie Pk,...). Diese Gradienten werden hier im Sinne einer zentralen<br />
Diskretisierung approximiert. Wendet man den Gauß'schen Integralsatz auf eine Zelle im<br />
strukturierten Rechennetz an, und verwendet man zusätzlich die Definition der<br />
flächengewichteten Normalvektoren nach Gleichung (2.1.2), so erhält man für den Gradient<br />
einer Größe Φ:<br />
Gauß' scher Integralsatz:<br />
r r<br />
∇ ΦdV = ΦndS<br />
∫ ∫<br />
V S<br />
ijk<br />
⇒<br />
r<br />
∇ ≅<br />
ijk V ⎣<br />
⎢<br />
ijk 2<br />
+<br />
r<br />
N −<br />
2<br />
+<br />
r<br />
N<br />
1<br />
r ( 2)<br />
1<br />
+ ( Φij+ 1k + Φ ijk) N+ 1/ 2 − ( Φij− 2<br />
2<br />
r<br />
k + Φ ijk)<br />
N−<br />
1<br />
r ( 3)<br />
1<br />
+ ( Φijk+ 1 + Φ ijk) N+ 1/ 2 − ( Φijk− 2<br />
2<br />
r<br />
+ Φijk)<br />
N−<br />
1 ⎡ 1<br />
( 1)<br />
1<br />
( Φ) ( Φ i 1jk Φ ijk) 1/ 2 ( Φi jk Φ ijk)<br />
2.5 Diskretisierung der Eulerflüsse<br />
( 1)<br />
+ + −1 −1/<br />
2<br />
( 2)<br />
1 1/ 2<br />
( 3)<br />
1 1/ 2<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎦<br />
(2.4.3)<br />
In diesem Abschnitt soll nun eine numerisch geeignete Form der Approximation des<br />
Oberflächenintegrals ∫SEdS einer Zelle abgeleitet werden.<br />
2.5.1 Finite-Volumen-Formulierung des Eulerflusses<br />
Für eine Hexaederzelle im strukturierten Rechennetz (s. Abb. 2.2) ergibt sich formal:<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛<br />
∫ EdS = ⎜E$<br />
⎜<br />
−E$<br />
⎟<br />
⎟<br />
+ ⎜E$<br />
⎜<br />
−E$<br />
⎟<br />
⎟<br />
+ ⎜E$<br />
⎜<br />
−E$<br />
1 1 1 1 1<br />
⎝ ⎠ ⎝ ⎠ ⎝<br />
1<br />
S i+ i− j+ j− k+ k−<br />
2 2 2 2 2 2<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎠<br />
(2.5.1.1)<br />
Hier sind $ E i±1/2 die repräsentativen <strong>numerischen</strong> Flußvektoren an den Zelloberflächen. Dabei<br />
ist zu beachten, daß <strong>zur</strong> Bestimmung dieser Flüsse statt der normierten, nach außen gerichteten<br />
Einheitsvektoren r n jetzt die flächengewichteten Oberflächennormalvektoren r N gemäß<br />
Gleichung (2.1.2) herangezogen werden. Daraus erklärt sich das negative Vorzeichen an den<br />
Bilanzflächen (i-1/2), (j-1/2), (k-1/2). Da alle drei Anteile in Gleichung (2.5.1.1), welche den
Numerischer Lösungsalgorithmus 30<br />
Indexrichtungen i,j,k zugeordnet sind, völlig gleich aufgebaut sind, kann man folgenden<br />
Formalismus wählen:<br />
S<br />
⎛<br />
EdS = ⎜E$<br />
−E$<br />
⎜ 1<br />
m=<br />
1, 2, 3⎝<br />
∫ ∑<br />
( m) ( m)<br />
+<br />
2<br />
1<br />
−<br />
2<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎠<br />
(2.5.1.2)<br />
Hier bezieht sich (m) auf die jeweilige Indexrichtung. Diese Schreibweise ist völlig analog <strong>zur</strong><br />
Definition der flächengewichteten Oberflächennormalvektoren nach Gl. (2.1.2) und impliziert<br />
auch, daß <strong>zur</strong> Bestimmung des numerische Flusses $ ( m )<br />
E +1/ 2 der entsprechende Normalvektor<br />
r ( )<br />
verwendet wird.<br />
N m<br />
+1/ 2<br />
2.5.2 Stabilitätsbetrachtung des Konvektionsproblems<br />
Eines der Hauptprobleme der <strong>numerischen</strong> Strömungsmechanik kann darin gesehen werden,<br />
daß eine zentrale Formulierung von Gleichung (2.5.1.2), z.B:<br />
r<br />
E$ = E$ ( Q ; N ) mit Q = 05 . ( Q + Q )<br />
i / / / /<br />
num<br />
+ 1 2 i+ 1 2 i+ 1 2 i+ 1 2 i i+<br />
1<br />
einen numerisch instabilen Algorithmus ergibt (z.B. Benetschik 1991, Sanz 1993, Paßrucker<br />
1997). Dieser Sachverhalt soll im folgenden durch ein "quasi-eindimensionales<br />
Modellproblem", (Gl. 2.5.2.1) veranschaulicht werden, bei dem nur die Beiträge der<br />
Eulerflüsse einer Indexrichtung berücksichtigt werden, die vollständig dreidimensionale<br />
Formulierung jedoch beibehalten wird:<br />
∂Q<br />
i<br />
i Ei Ei<br />
∂t<br />
∂Q<br />
i<br />
i A Q<br />
∂<br />
V<br />
Modellproblem<br />
t V<br />
→ :<br />
+ $ − $<br />
+ 1/ 2 −1/<br />
2 = 0<br />
+ Δ = 0<br />
Δ<br />
( wegen: Δ$<br />
: $ $<br />
E$<br />
∂E<br />
$<br />
E = Ei+ 1/ 2 −Ei− 1/ 2 ≅ ΔQ≅ A ΔQ;<br />
A =<br />
ΔQ ∂ Q<br />
)<br />
(2.5.2.1)<br />
Hier wird A als Jacobimatrix des Flußvektors $ E bezeichnet. Das Gleichungssystem (2.5.2.1)<br />
besteht aus (mindestens) 5 gekoppelten Gleichungen und läßt sich durch eine Eigenwert/<br />
Eigenvektorzerlegung der Flußjacobimatrix A entkoppeln (siehe z. B. Gehrer, 1994):<br />
Rechtes Eigenwertproblem:<br />
i ( i) i<br />
A r = r λ → AR = RL; mit:<br />
1<br />
R = [ r<br />
2<br />
r<br />
3<br />
r<br />
4<br />
r<br />
5<br />
r ]<br />
Linkes Eigenwertproblem:<br />
i i ( i)<br />
l A = λ l → LA = LL;<br />
mit:<br />
1<br />
L = [ l<br />
2<br />
l<br />
3<br />
l<br />
4<br />
l<br />
5<br />
T<br />
l ]<br />
Eigenvektorzerlegung der Flußjacobimatrix A: A = R L L ( R L = L R = I)<br />
(2.5.2.2)<br />
Das Entkoppeln des Modell-Gleichungssystems (2.5.2.1) kann nun durch die Zerlegung der<br />
Flußjacobimatrix A in ihre Eigenwerte und Eigenvektoren (A=RLL), sowie durch die<br />
Einführung der Charakteristischen Variablen C bewerkstelligt werden:
Numerischer Lösungsalgorithmus 31<br />
∂C<br />
i<br />
∂C = L∂Q ⇒ Vi + L ΔC= 0 (2.5.2.3)<br />
∂t<br />
Diese entkoppelten Modellgleichungen sind nun vom Typus Wellengleichung, wobei die<br />
Wellengeschwindigkeiten den Komponenten der Diagonalmatrix L entsprechen. Das Ergebnis<br />
r r r g<br />
U = ( w −w<br />
) N;<br />
k<br />
r<br />
⎡U<br />
k −c<br />
N<br />
⎤<br />
⎢<br />
⎥<br />
⎢ Uk<br />
⎥<br />
L = ⎢<br />
U<br />
⎥<br />
k<br />
(2.5.2.4)<br />
⎢<br />
⎥<br />
⎢<br />
Uk<br />
⎢<br />
r<br />
⎥<br />
⎣<br />
Uk + c N ⎥<br />
⎦<br />
bedeutet physikalisch, daß sich Störungen mit Schallgeschwindigkeit, relativ <strong>zur</strong><br />
Strömungsgeschwindigkeit oder mit Strömungsgeschwindigkeit selbst ausbreiten. Dabei wird<br />
im Rahmen der Finiten-Volumen-Approximation unter "Strömungsgeschwindigkeit" (hier U k)<br />
die (zwischen Strömung und der sich bewegenden Zelle) relative Normalgeschwindigkeit<br />
verstanden ("Kontravariante Geschwindigkeit"). Die rechte und linke Eigenvektormatrix (R,L)<br />
können ebenfalls geschlossen-analytisch ermittelt werden und wurden aus Chakravarthy, 1988<br />
übernommen.<br />
Wählt man nun <strong>zur</strong> zeitlichen Integration von Gl. (2.5.2.3) ein zeitlich explizites Verfahren<br />
erster Ordnung, so können mit dieser Gleichung elementare Stabilitätsuntersuchungen<br />
durchgeführt werden (z.B.: Paßrucker 1997).<br />
C<br />
• Zentrale Diskretisierung: ΔC≅Ci+ − C − =<br />
+ C<br />
−<br />
C + C C<br />
=<br />
−C<br />
n n in<br />
1/ 2 i 1/ 2<br />
2 2 2<br />
C C<br />
⇒ Ci C<br />
n<br />
i n<br />
i n<br />
i n<br />
t ⎛<br />
+ + − ⎞<br />
1 L Δ<br />
−<br />
= − ⎜ 1 1⎟<br />
V ⎝ 2 ⎠<br />
−<br />
• Linksseitige Diskretisierung: ( ΔC) ≅C −C<br />
+ i − + −<br />
n<br />
i n<br />
i n<br />
i n<br />
i n<br />
1 1 1 1<br />
i<br />
⇒ instabil ! (2.5.2.5)<br />
i n<br />
i− n 1<br />
⇒ Ci C I C<br />
n<br />
i n + 1 ⎛ L Δt⎞ L Δt<br />
= ⎜ − ⎟+<br />
⎝ V ⎠ V<br />
+<br />
• Rechtsseitige Diskretisierung: ( ΔC) ≅C −C<br />
i i<br />
i n<br />
−1<br />
⇒ stabil für: Vi<br />
)<br />
( k)<br />
>Δ t und λ(<br />
λ k >0 (2.5.2.6)<br />
i+ n<br />
1<br />
⇒ Ci C I C<br />
n<br />
i n + 1 ⎛ L Δt⎞ L Δt<br />
= ⎜ + ⎟−<br />
⎝ V ⎠ V<br />
⇒ stabil für: Vi<br />
−λ<br />
i n<br />
( k)<br />
Δ<br />
i i<br />
i n<br />
+ 1<br />
( )<br />
> t und λ k
Numerischer Lösungsalgorithmus 32<br />
(vorzeichenrichtige) räumlich einseitige Diskretisierung des Modellproblems (2.5.2.3) das<br />
einfache Stabilitätskriterium:<br />
Δt λmax CFL = < 1 (2.5.2.8)<br />
V<br />
2.5.3 Numerisch stabile Approximation des Konvektionsproblems durch<br />
vorzeichenrichtige, einseitige Diskretisierung der charakteristischen<br />
Gleichungen<br />
Die Ergebnisse der Stabilitätsuntersuchung im vorhergehenden Abschnitt können nun dazu<br />
benutzt werden, um für Gleichung (2.5.2.3) ein stabiles Diskretisierungsschema zu<br />
konstruieren. Das Ergebnis der Gleichungen (2.5.2.6), (2.5.2.7) kann auch so interpretiert<br />
werden, daß ein numerischer Algorithmus genau dann stabil ist, wenn die Diskretisierung mit<br />
dem Informationsfluß der sich ausbreitenden Welle konsistent ist:<br />
rechtslaufende Welle λ><br />
0 ⎫<br />
⎬<br />
Informationsfluß: von linksin die Zelle⎭<br />
linkslaufende Welle λ<<br />
0 ⎫<br />
⎬<br />
Informationsfluß: von rechts in die Zelle⎭<br />
⇒<br />
⇒<br />
linksseitige Diskretisierung<br />
rechtsseitige<br />
Diskretisierung<br />
Die mathematische Formulierung dieser Tatsache lautet mit den Schaltfunktionen L ± :<br />
oder<br />
∂C<br />
i + - - +<br />
± L ± L<br />
V i + L ( ΔC) + L ( ΔC) = 0 mit L =<br />
∂t<br />
2<br />
[ ]<br />
∂C<br />
( C) ( C) ( C)<br />
∂t<br />
V zentral<br />
+ −<br />
i + L - =<br />
L<br />
Δ Δ - Δ 0 (2.5.3.1)<br />
2<br />
Man erkennt, daß zusätzlich zum zentralen Anteil (aus Stabilitätsgründen) ein diffusiver Anteil<br />
- 0.5 L<br />
+ ( ΔC) -<br />
− ( ΔC)<br />
hinzukommt. Die Rücktransformation von den charakteristischen<br />
[ ]<br />
Variablen C auf die konservativen Variablen Q erfolgt wieder mit der Beziehung ∂C = L∂Q und mit ΔE$ = A ΔQ= ( R L L) ΔQ<br />
∂Q<br />
∂t<br />
i<br />
[ ]<br />
zentral<br />
+ −<br />
V i + ( ΔE$ 1<br />
) - R L L ( ΔQ) - ( ΔQ)<br />
= 0 (2.5.3.2)<br />
2<br />
Gleichung (2.5.3.2) dient nun als Basis für die Konstruktion des<br />
<strong>numerischen</strong> Flußvektors.<br />
Setzt man für den Q-Verlauf abschnittsweise Geraden an, so erhält<br />
man ein Verfahren erster Ordnung mit<br />
+<br />
( )<br />
ΔQ = Q −Q<br />
−<br />
1 ; ( )<br />
i+ i<br />
ΔQ = Q −Q<br />
i i−1 ,<br />
i- 1<br />
Q<br />
G e r a d e - ' li n k s '<br />
Ge ra d e -' re ch t s'<br />
i i+ 1
Numerischer Lösungsalgorithmus 33<br />
das einen <strong>numerischen</strong> Diffusionsterm zweiter Ordnung ergibt:<br />
+ − ( Δ ) ( Δ )<br />
Q − Q = Q − 2Q<br />
+ Q<br />
i+ 1 i i−<br />
1<br />
Um formal wieder die konservative Form von Gleichung (2.5.1.2) zu erhalten, inkludiert man<br />
die numerische Diffusion in die Definition des <strong>numerischen</strong> Flußvektors:<br />
∂Q<br />
∂t<br />
E$<br />
i<br />
num num<br />
V + E$ − E$<br />
= 0<br />
i<br />
1 1<br />
i+<br />
i−<br />
2 2<br />
( ) + ( )<br />
E$ Q $<br />
+ 1 E Q 1<br />
=<br />
− R L L( Qi+ 1 −Qi<br />
)<br />
(2.5.3.3)<br />
2 2<br />
num<br />
1<br />
i+<br />
2<br />
i i<br />
Für ein Verfahren höherer Ordnung setzt man zweckmäßigerweise die rechts/linksseitigen<br />
Differentiale (ΔQ + , ΔQ - ) als Tangenten von rechts/linksseitigen Parabelsegmenten an:<br />
Q<br />
Δ = Δξ + + +<br />
⎛ rechts<br />
∂ ⎞<br />
⎜ ⎟ = 05 . 2 − − 2 − 2 1 +<br />
⎝ ∂ξ ⎠<br />
+ ( Q)<br />
− ( Q)<br />
( ξ= ξ )<br />
i<br />
( ξ= ξ )<br />
( Q Q ) ( Q Q Q )<br />
i i i i i<br />
Q<br />
Δ = Δξ<br />
⎛ links<br />
∂ ⎞<br />
⎜ ⎟ = 0. 5 − + − 2 +<br />
⎝ ∂ξ ⎠<br />
i<br />
( Q Q ) ( Q Q Q )<br />
i i− 2 i i−1 i−<br />
2<br />
Der sich daraus ergebende numerische Diffusionsterm 4.Ordnung lautet:<br />
1<br />
2<br />
+ −<br />
( ΔQ) − ( ΔQ)<br />
=− ( Q − 4Q + 6Q + 4Q<br />
−Q<br />
)<br />
i+ 2 i+ 1 i i−1 i−<br />
2<br />
Auf analoge Weise erhält man wiederum eine konservative numerische Flußvektorform für die<br />
Lösung des Konvektionsproblems. Für den <strong>numerischen</strong> Fluß ergibt sich daraus:<br />
E$<br />
( ) + ( )<br />
E$ Q E$ + 1 Q 1 Q + 2 − 3Q + 1 + 3Q<br />
−Q<br />
−1<br />
=<br />
+ R L L (2.5.3.4)<br />
2 2<br />
2<br />
num i i i i i i<br />
1<br />
i+<br />
2<br />
2.5.4 TVD Upwind Verfahren nach Roe, 1981<br />
P a r a b e l - 'l i n k s '<br />
i-2 i-1<br />
i i + 1 i+ 2<br />
Eine eindimensionale, gasdynamisch motivierte Vorgangsweise um genaue, oszillationsfreie<br />
und zugleich numerisch stabile Lösungen des Konvektionsproblems zu erhalten, ist die<br />
Anwendung von sog. Riemann Lösern (z.B.: Chakravarthy 1988, Benetschik 1991, Gallus et.<br />
al. 1995, Gehrer 1994, sowie PAPER 1).<br />
Diese Technik hat sich insbesondere bei transsonischen Strömungen, wo Sprunglösungen in<br />
den Eulergleichungen enthalten sind (z.B.: Verdichtungsstoß) etabliert. Dabei wird von einer<br />
an den Zellgrenzen prinzipiell unstetigen Zustandsverteilung der konservativen Variablen Q<br />
ausgegangen (s. Abb. 2.5.4.1). Die Sprünge an jeder Zellgrenze (Q + -Q - ) werden nun als<br />
Δξ<br />
Q<br />
Δξ<br />
Pa ra be l -'r ec hts'<br />
Δξ Δξ<br />
(Δξ = 1)<br />
ξ
Numerischer Lösungsalgorithmus 34<br />
Anfangswerte <strong>eines</strong> sog. Riemann-Problems interpretiert (z.B.: das Aufbrechen <strong>eines</strong><br />
Drucksprunges in einem Stoßwellenrohr), das eindimensional analytisch gelöst werden kann (s.<br />
Abb. 2.5.4.2). Die Störungen, die durch dieses Riemannproblem in die jeweiligen Zellen<br />
transportiert werden, führen dann zu einem stabilen Algorithmus, wobei die <strong>numerischen</strong><br />
Diffusionsterme automatisch und in physikalischer Übereinstimmung mit der<br />
Störungsausbreitung generiert werden.<br />
Q<br />
Expansionsfächer<br />
r1<br />
i-1<br />
-<br />
+<br />
i-0.5<br />
-<br />
+<br />
i i+1<br />
i+0.5<br />
Zellgrenzen<br />
Abb. 2.5.4.1: Unstetige Zustandsverteilung zwischen den Berechnungszellen<br />
t<br />
r<br />
Kontaktunstetigkeit<br />
i<br />
Verdichtungsstoß<br />
Abb. 2.5.4.2: Riemann - Problem: Weg - Zeit - Diagramm, Dichteverteilung über x<br />
r2<br />
x<br />
x
Numerischer Lösungsalgorithmus 35<br />
Die Berechnung der Anfangswerte des Riemann-Problems (Q + ,Q - ) (=Projection Stage)<br />
erfolgte in dieser Arbeit mit einem TVD (Total Variation Diminishing) Interpolationsverfahren<br />
nach Chakravarthy, 1988.<br />
Der dafür verwendete MINMOD - limiter ist folgendermaßen definiert:<br />
sign(a) + sign(b)<br />
minmod(a,b) : =<br />
min a , b<br />
2<br />
( )<br />
(2.5.4.1)<br />
Damit ergeben sich die linksseitig und rechtsseitig interpolierten Zustände an den<br />
Zelloberflächen (i+1/2) als:<br />
+<br />
1+<br />
Φ ⎛ 3 −Φ<br />
Q = Q − minmod⎜Q<br />
−Q<br />
, Q Q<br />
4 ⎝ 1−<br />
Φ<br />
1<br />
i+<br />
2<br />
( − )<br />
i+ 1 i+ 1 i i+ 2 i+<br />
1<br />
1−<br />
Φ ⎛<br />
3−<br />
Φ ⎞<br />
− minmod⎜Qi+<br />
−Q<br />
i+ ( Qi+ −Q<br />
i ) ⎟<br />
4 ⎝ 2 1, 1<br />
1−<br />
Φ ⎠<br />
−<br />
1+<br />
Φ ⎛ 3 −Φ<br />
Q = Q + minmod⎜Q<br />
−Q<br />
, Q Q<br />
4 ⎝ 1−<br />
Φ<br />
1<br />
i+<br />
2<br />
( − )<br />
i i+ 1 i i i−<br />
1<br />
1−<br />
Φ ⎛ 3−<br />
Φ ⎞<br />
+ minmod⎜Qi<br />
−Q<br />
i− ( Qi+ −Q<br />
i ) ⎟<br />
⎝ 1, 1<br />
4<br />
1−<br />
Φ ⎠<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
(2.5.4.2)<br />
Φ ist dabei ein Interpolationsparameter, mit dem der Diskretisierungsfehler des Verfahrens<br />
noch variiert werden kann. Abseits von steilen Gradienten und lokalen Extrema (der minmod-<br />
Operator in Gl. (2.5.4.2) liefert dann immer den ersten Wert) erhält man<br />
+<br />
1<br />
i+<br />
2<br />
Q = Q −<br />
i+<br />
1<br />
− + −<br />
1<br />
i+<br />
2<br />
i<br />
Q = Q +<br />
1 Qi+ 2 −Q<br />
i Φ<br />
+ + 2 − + 1 +<br />
2 2 4<br />
( Q 2Q<br />
Q )<br />
i i i<br />
1 Qi 1 −Q<br />
i 1 Φ<br />
+ − +<br />
2 2 4<br />
( Q 2Q<br />
Q )<br />
i+ 1 i i−<br />
1<br />
wobei Q + durch eine Taylor-Reihenentwicklung um (i+1) im Intervall (i,..,i+2) und Q - durch<br />
eine Taylor-Reihenentwicklung um (i) im Intervall (i-1,..,i+1) ebenfalls gewonnen werden<br />
können. Φ=0 ergibt eine lineare Interpolation, während bei Φ=1/2 eine Parabel durch diese<br />
jeweils drei benachbarten Punkte gelegt wird. Üblicherweise wird Φ=1/3 gesetzt. Bei einem<br />
lokalen Extremum liefert der minmod-Operator Null und man erhält<br />
+<br />
1<br />
i+<br />
2<br />
Q = Q<br />
i+<br />
−<br />
1<br />
i+<br />
2<br />
1 sowie Q = Qi<br />
,<br />
was einer Anfangsverteilung des nur von erster Ordnung genauen Basisverfahrens nach<br />
Godunov, 1959 entspricht.
Numerischer Lösungsalgorithmus 36<br />
Roe, 1981 entwickelt seinen approximativen Riemann-Löser (Evolution Stage) nun ausgehend<br />
von einem vereinfachten Riemannproblem, das auf einfache Weise analytisch lösbar ist, sofern<br />
die Zustände innerhalb des Bilanzelementes als konstant angenommen werden (Roe 1981,<br />
Chakravarthy 1988, Gehrer 1994).<br />
∂Q<br />
i Roe⎛∂Q<br />
⎞<br />
Approximatives Riemann − Problem (Roe):<br />
i + A ⎜ ⎟ =<br />
∂t<br />
⎝∂ξ⎠<br />
V 1 0 (2.5.4.3)<br />
Die nach Roe definierte Flußjacobimatrix A Roe sei abschnittsweise konstant (im Intervall<br />
i,..,i+1), wird mit einem speziellen Roe-Mittelwert Q Roe =f(Q + ,Q - ) gebildet und erfüllt folgende<br />
Bedingung:<br />
A<br />
+ − ( , )<br />
i+<br />
2<br />
∂E<br />
$<br />
= A ⋅ Q − Q = E Q −E<br />
Q<br />
∂Q<br />
Roe Roe<br />
Roe<br />
Q= Q Q Q<br />
Die Forderung (2.5.4.4) ergibt für Q Roe :<br />
+ − ( ) $ + ( ) $ − ( )<br />
r + + r − −<br />
+ + − −<br />
Roe + − r Roe w ρ + w ρ Roe h tot ρ + h tot ρ<br />
ρ = ρ ρ ; w =<br />
; h tot =<br />
;<br />
+ −<br />
+ −<br />
ρ + ρ<br />
ρ + ρ<br />
i<br />
(2.5.4.4)<br />
(2.5.4.5)<br />
Die Lösung des (approximativen) Riemann-Problems kann wiederum auf eine konservative<br />
Erhaltungsform gebracht werden (s. z. B.: Gehrer, 1994), wobei der numerische Flußvektor<br />
folgende Form annimmt (o.B.d.A.: Δξ = 1):<br />
⎛ ⎞<br />
$ num<br />
E E$ +<br />
Q E$ −<br />
Roe + −<br />
= ⎜ ⎟ Q ( R L) Q Q<br />
i+<br />
⎜ i+ ⎟<br />
⎝ ⎠ i+ i+<br />
i+ i+<br />
+<br />
1<br />
⎛ ⎛ ⎞⎞<br />
⎜ ⎜ ⎟⎟<br />
1<br />
⎛ ⎞<br />
⎜ ⎜ ⎟<br />
− ⎜ − ⎟<br />
1<br />
1<br />
1 L<br />
⎟ 1 ⎜ 1 1⎟<br />
(2.5.4.6)<br />
2<br />
⎝ ⎝ ⎠⎠<br />
2 ⎝ ⎠<br />
2<br />
2<br />
2<br />
Es soll noch bemerkt werden, daß die hier verwendete TVD Interpolation zusammen mit dem<br />
Riemann Löser nach Roe, abseits von lokalen Extrema und steilen Gradienten (und für Φ=1/2),<br />
folgenden <strong>numerischen</strong> Diffusionsterm ergibt:<br />
1<br />
⎛<br />
− 1 −<br />
+ ⎜ 1<br />
2 i ⎝ +<br />
⎞<br />
Roe<br />
( ) ⎜ + − ⎟<br />
Roe<br />
R L L Q Q =+ ( R L L) ⋅ ( Q − 3Q + 3Q<br />
−Q<br />
)<br />
2<br />
⎟<br />
⎠<br />
1<br />
1<br />
i i+ 2 i+<br />
2 2<br />
2<br />
1<br />
2<br />
2<br />
1<br />
8<br />
2<br />
i+ 2 i+ 1 i i−<br />
1<br />
Dieses Ergebnis unterscheidet sich vom Ergebnis in Gleichung (2.5.3.4), das durch<br />
vorzeichenrichtige, einseitige Diskretisierung der charakteristischen Gleichungen (zweiter<br />
Ordnung) erhalten wurde, im wesentlichen nur durch den Vorfaktor 1/4, was einer<br />
entsprechend geringeren <strong>numerischen</strong> Dissipation entspricht.<br />
Betrachtet man das von erster Ordnung genaue Basisverfahren, wo die Zustände innerhalb<br />
<strong>eines</strong> Bilanzelements als konstant angenommen werden, also Q + i+0.5 = Qi+1 und Q - i+0.5 = Qi, so<br />
ist das Ergebnis für den diffusiven Anteil des <strong>numerischen</strong> Flusses wiederum in völliger<br />
Übereinstimmung mit der vorzeichenrichtigen einseitigen Diskretisierung der charakteristischen<br />
Gleichungen (erster Ordnung) (Gl. (2.5.3.3))
Numerischer Lösungsalgorithmus 37<br />
1<br />
⎛<br />
− 1 −<br />
+ ⎜ 1<br />
2 i ⎝ +<br />
⎞<br />
Roe<br />
( ) ⎜ + − ⎟<br />
Roe<br />
R L L Q Q =− ( R L L) ( Q −Q<br />
)<br />
2<br />
⎟<br />
⎠<br />
1<br />
1<br />
i i+ 2 i+<br />
2 2<br />
2<br />
2.5.5 Zentrales Verfahren mit numerischer Dissipation<br />
1<br />
i+ 1 i<br />
Eine weit verbreitete Vorgangsweise besteht darin, die Eigenwert-Eigenvektor-Zerlegung der<br />
Flußjacobimatrix A=RLL nicht exakt, sondern nur näherungsweise durchzuführen. Das<br />
resultiert in einer vereinfachten Form für die numerische Diffusion. Üblicherweise wird eine<br />
sog. Spektralradiusskalierung vorgenommen (z.B.: Paßrucker, 1997), d.h.:<br />
R L L ≅ελ max<br />
(2.5.5.1)<br />
λ max ist wieder der betragsmäßig größte Eigenwert der Flußjacobimatrix A und wird als<br />
Spektralradius bezeichnet. Der benutzerdefinierte, dimensionslose Vorfaktor ε dient <strong>zur</strong><br />
Steuerung der numerische Diffusion.<br />
Dissipationsfunktionen 4. Ordnung können durch Vereinfachung von Gleichung (2.5.3.4)<br />
gewonnen werden und Dissipationsfunktionen 2. Ordnung ergeben sich aus der Vereinfachung<br />
von Gleichung (2.5.3.3).<br />
Man wählt nun zusätzlich einen Drucksensor p(γ), um zwischen Funktionen 4. Ordnung<br />
(genau, mäßig stabil) und Funktionen 2. Ordnung (ungenau, sehr stabil) je nach den lokalen<br />
Druckgradienten umzuschalten (Pulliam 1986). Diese Vorgangsweise entspricht der<br />
(vereinfachten) Funktion des minmod-Limiters Gl.(2.5.4.1) bei der Anwendung des TVD-<br />
Upwind Verfahrens nach Kap. 2.5.4.<br />
Daraus ergibt sich eine mögliche Form des <strong>numerischen</strong> Flußvektors bei zentraler<br />
Diskretisierung mit numerischer Dissipation:<br />
E$<br />
( ) + ( )<br />
E$ Q E$ Q<br />
num i+ 1 i<br />
1<br />
i+<br />
2<br />
=<br />
2<br />
( 4) ( 2)<br />
max<br />
( 0 ε f γ ε ) λ I ( Qi+ 2 3Qi + 1 3Qi<br />
Qi−<br />
1)<br />
+ max , − ( ) ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ − + −<br />
1<br />
i+<br />
2<br />
( 2)<br />
max<br />
1<br />
i+<br />
2<br />
( )<br />
−f ( γ) ⋅ε ⋅λ ⋅I ⋅ Q −Q<br />
i+ 1 i<br />
p − 2p<br />
+ p<br />
mit: f ( γ) = max ( γ i, γ i+ 1)<br />
γ i =<br />
p + 2p<br />
+ p<br />
i+ 1 i i−1<br />
i+ 1 i i−1<br />
( 4) ( 2)<br />
Erfahrungswerte für ε sind: ε ≅ 0. 004 ÷ 0125 . ε ≅ 05 . ÷ 2. 0<br />
(2.5.5.2)<br />
Ein Vergleich mit den Sonderfällen des TVD - Upwind - Verfahrens in Kap. (2.5.4) führt (mit<br />
Φ = 0.5 und mit der Annahme, daß R und L etwa von der Dimension I sind) zu folgenden ε-<br />
( 4) ( 2)<br />
Werten: ε ≅ 1/ 16 = 0. 0626 ε ≅1/<br />
2
Numerischer Lösungsalgorithmus 38<br />
2.6 Diskretisierung der Diffusiven Flüsse En<br />
In diesem Abschnitt soll eine numerisch repräsentative Form der Approximation des<br />
Oberflächenintegrals ∫SEndS für eine Zelle (i,j,k) abgeleitet werden. Dabei spielt das<br />
Stabilitätsproblem im Gegensatz <strong>zur</strong> Diskretisierung der Eulerflüsse nur eine untergeordnete<br />
Rolle, da die physikalische Diffusion grundsätzlich einen stabilisierenden Effekt hat.<br />
2.6.1 Finite Volumen Form des Diffusiven Flusses<br />
Für eine Hexaederzelle im strukturierten Rechennetz ergibt sich analog zu Gleichung (2.5.1.2)<br />
S<br />
⎛<br />
E dS ≅ ⎜E$<br />
−E$<br />
⎜ 1<br />
m=<br />
1,.., 3⎝<br />
( m) ( m)<br />
ν ν<br />
+<br />
2<br />
ν 1<br />
−<br />
2<br />
∫ ∑<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎠<br />
Das impliziert wiederum, daß <strong>zur</strong> Bestimmung des <strong>numerischen</strong> Flusses $<br />
(2.6.1.1)<br />
( m )<br />
Eν+1 der<br />
/ 2<br />
entsprechende flächengewichtete Normalvektor r N m ( )<br />
nach Gleichung (2.1.2) verwendet wird.<br />
+1/ 2<br />
2.6.2 Geschwindigkeits/Temperatur-Gradienten <strong>zur</strong> Bestimmung der<br />
Schubspannungen und Wärmeströme<br />
Die Diffusionsflüsse beinhalten die Komponenten des Spannungstensors und Wärmeströme,<br />
welche durch erste Ableitungen der Geschwindigkeiten und Temperaturen nach Gleichung<br />
(1.9.2) und (1.9.4) bestimmt werden müssen.<br />
Im Rahmen <strong>eines</strong> Finite-Volumen-Konzeptes wendet man dazu zweckmäßigerweise den Satz<br />
von Gauß (z.B: Furukawa et. al., 1992) an. Für eine Größe Φ erhält man<br />
V<br />
∂Φ<br />
∂Φ<br />
dV = Φni<br />
dS → ≅<br />
∂x<br />
∂x<br />
V<br />
1<br />
∫ ∫ ∑<br />
i<br />
S<br />
wobei r N S der nach außen gerichtete, flächengewichtete Normalvektor ist.<br />
i<br />
S<br />
Φ<br />
S<br />
N<br />
S<br />
i<br />
(2.6.2.1)<br />
Zur Bestimmung der ersten Ableitungen an der Bilanzgrenze "i+1/2" wird nun Gleichung<br />
(2.6.2.1) lediglich auf ein um "+1/2" versetztes Bilanzvolumen angewendet, welches die<br />
Zelloberfläche "i+1/2" umschließt (s. Abb. 2.6.2).<br />
Völlig analog wird für die beiden anderen Zell - Indexrichtungen (j,k) vorgegangen.
Numerischer Lösungsalgorithmus 39<br />
Vi+1,j,k<br />
i<br />
Q i+1,j,k<br />
k<br />
1<br />
4<br />
j<br />
V i+0.5,j,k<br />
5<br />
6<br />
Vi,j,k<br />
2<br />
3<br />
Q i,j, k<br />
Abb. 2.6.2: Ein in i-Richtung um "+1/2" versetztes Bilanzvolumen Vi+0.5,j,k<br />
<strong>zur</strong> Berechnung der Geschwindigkeits- und Temperatur-Gradienten<br />
an der Bilanzgrenze "i+1/2"<br />
In Indexschreibweise läßt sich die wie oben beschriebene Finite-Volumen-Approximation des<br />
Oberflächenspannungsvektors folgendermaßen angeben (die hier verwendeten Indices dürfen<br />
nicht mit den Zell-Indices i,j,k verwechselt werden !):<br />
S<br />
∫<br />
+ 1/2<br />
S<br />
i<br />
τ dS ≅τ<br />
N<br />
ij<br />
( m)<br />
+ 1/ 2 j<br />
μ ∂ ⎛ u ∂u<br />
i j<br />
= ⎜ + −<br />
⎝∂x<br />
∂x<br />
j<br />
i<br />
μ ⎛ S S S S 2 S S ⎞<br />
≅ ⋅ ∑ ⎜ui<br />
N j + u jN<br />
i − uk Nkδ ij⎟N<br />
V ⎝<br />
3 ⎠<br />
+ 1/ 2 S=<br />
1,.., 6<br />
∂<br />
∂ δ<br />
2 u ⎞<br />
k ⎟<br />
ij N<br />
3 x ⎟<br />
⎠<br />
k<br />
( m)<br />
+ 1/ 2 j<br />
( m)<br />
+ 1/ 2 j<br />
(2.6.2.2)<br />
Hier muß über alle sechs Oberflächen (S=1,..,6) des versetzten Volumens V+1/2 aufsummiert<br />
werden (s. Abb. 2.6.2). Auf analoge Weise erhält man für den Wärmestrom an der Bilanzfläche<br />
+1/2:<br />
S<br />
∫<br />
+ 1/2<br />
S<br />
q& ≅q&<br />
N<br />
j<br />
( m)<br />
+ 1/ 2 j<br />
c T<br />
Pr x N<br />
μ p ∂<br />
=<br />
∂<br />
μc<br />
≅ ⋅<br />
Pr V<br />
j<br />
( m)<br />
+ 1/ 2 j<br />
p S<br />
∑<br />
+ 1/ 2 S=<br />
1,.., 6<br />
S<br />
j<br />
T N N<br />
( m)<br />
+ 1/ 2 j<br />
(2.6.2.3)<br />
Man kann nun alle die Geometrie betreffenden Ausdrücke der Gleichungen (2.6.2.2), (2.6.2.3)<br />
zu metrischen Koeffizienten zusammenfassen:
Numerischer Lösungsalgorithmus 40<br />
Definition:<br />
S<br />
i<br />
• Mu j<br />
τ ist der metrische Koeffizient bei u j S <strong>zur</strong> Bestimmung der Oberflächen-<br />
schubspannungskomponente τ i S an der Bilanzfläche S=1,..,6 des um "+1/2" versetzten<br />
Bilanzvolumens V+1/2.<br />
• M T S ist der metrische Koeffizient bei T S <strong>zur</strong> Bestimmung des Oberflächenwärmestromes an<br />
der Oberfläche S=1,..,6 des um "+1/2" versetzten Bilanzvolumens V+1/2.<br />
Mit der Definition dieser metrischen Größen erhält man für den Diffusionsfluß $<br />
E$ ν<br />
( m)<br />
+ 1/ 2<br />
⎡<br />
⎢<br />
⎢<br />
⎢<br />
⎢<br />
⎢<br />
⎢<br />
⎢<br />
= ⎢<br />
⎢<br />
⎢<br />
⎢<br />
⎢<br />
⎢<br />
⎛<br />
⎢ ⎜<br />
⎜μ<br />
⎢<br />
⎣⎝<br />
S=<br />
1,.., 6<br />
⎤<br />
0<br />
⎥<br />
⎥<br />
⎥<br />
τ1<br />
μ ∑ ⋅<br />
⎥<br />
u j ⎥<br />
= 1,.., 6<br />
⎥<br />
τ<br />
⎥<br />
2 μ ∑ ⋅<br />
= 1,.., 6<br />
τ3<br />
μ ∑ ⋅<br />
= 1,.., 6<br />
⎞ τ<br />
μ<br />
⋅ ⎟ + 1/ 2 + ⋅<br />
,<br />
⎠ Pr = 1,.., 6 ⎦<br />
S<br />
S<br />
u j S<br />
S<br />
u j S<br />
S<br />
u j S<br />
S<br />
M u<br />
j<br />
S<br />
M u<br />
j<br />
⎥<br />
⎥<br />
S<br />
⎥<br />
M u<br />
⎥<br />
j<br />
⎥<br />
⎥<br />
S<br />
k<br />
S S<br />
M u u c<br />
k p MT T<br />
⎥<br />
j<br />
⎥<br />
S<br />
∑ ∑<br />
( m )<br />
Eν+1 :<br />
/ 2<br />
(2.6.2.4)<br />
Ausgeschrieben nehmen die metrischen Terme <strong>zur</strong> Bestimmung des viskosen Flusses folgende<br />
Gestalt an:<br />
S<br />
τ 1 ⎛4<br />
( ) ( )<br />
Mu = ⎜ N N + N N + N N<br />
1 ⎝ /<br />
3 ,<br />
/ ,<br />
S m S m S ( m)<br />
1 + 1 2 1 2 + 1 2 2 3 + 1/ 2, 3<br />
S<br />
τ 1 ⎛ ( ) 2<br />
Mu = ⎜N<br />
N − N N<br />
2 ⎝ / , 3<br />
S m S ( m)<br />
1 + 1 2 2 2 + 1/ 2, 1<br />
S<br />
τ 1 ⎛ ( ) 2<br />
Mu = ⎜N<br />
N − N N<br />
3 ⎝ / , 3<br />
S m S ( m)<br />
1 + 1 2 3 3 + 1/ 2, 1<br />
S<br />
τ 2 ⎛ ( ) 2<br />
Mu = ⎜N<br />
N − N N<br />
1 ⎝ / , 3<br />
S m S ( m)<br />
2 + 1 2 1 1 + 1/ 2, 2<br />
⎞ 1<br />
⎟<br />
⎠ V<br />
+ 1/ 2<br />
⎞ 1<br />
⎟<br />
⎠ V<br />
+ 1/ 2<br />
⎞ 1<br />
⎟<br />
⎠ V<br />
+ 1/ 2<br />
S<br />
τ 2 ⎛ ( ) 4 ( )<br />
Mu = ⎜N<br />
N + N N + N N<br />
2 ⎝ / ,<br />
/<br />
3 ,<br />
S m S m S ( m)<br />
1 + 1 2 1 2 + 1 2 2 3 + 1/ 2, 3<br />
S<br />
τ 2 ⎛ ( ) 2<br />
Mu = ⎜N<br />
N − N N<br />
3 ⎝ / , 3<br />
S m S ( m)<br />
2 + 1 2 3 3 + 1/ 2, 2<br />
⎞ 1<br />
⎟<br />
⎠ V<br />
+ 1/ 2<br />
⎞ 1<br />
⎟<br />
⎠ V<br />
+ 1/ 2<br />
⎞ 1<br />
⎟<br />
⎠ V<br />
+ 1/ 2
Numerischer Lösungsalgorithmus 41<br />
S<br />
τ 3 ⎛ ( ) 2<br />
Mu = ⎜N<br />
N − N N<br />
1 ⎝ / , 3<br />
S m S ( m)<br />
3 + 1 2 1 1 + 1/ 2, 3<br />
S<br />
τ 3 ⎛ ( ) 2<br />
Mu = ⎜N<br />
N − N N<br />
2 ⎝ / , 3<br />
S m S ( m)<br />
3 + 1 2 2 2 + 1/ 2, 3<br />
⎞ 1<br />
⎟<br />
⎠V<br />
+ 1/ 2<br />
⎞ 1<br />
⎟<br />
⎠ V<br />
+ 1/ 2<br />
S<br />
τ 3 ⎛ ( ) ( ) 4<br />
Mu = ⎜N<br />
N + N N + N N<br />
3 ⎝ / ,<br />
/ , 3<br />
S m S m S ( m)<br />
1 + 1 2 1 2 + 1 2 2 3 + 1/ 2, 3<br />
( ) ( )<br />
( )<br />
( 1 + 1/ 2, 1 2 + 1/ 2, 2 3 + 1/ 2, 3)<br />
S S m S m S m<br />
T<br />
M = N N + N N + N N<br />
⎞ 1<br />
⎟<br />
⎠ V<br />
1<br />
V<br />
+ 1/ 2<br />
2.6.3 Thinlayer-Approximation der Diffusionsflüsse<br />
+ 1/ 2<br />
(2.6.2.5)<br />
Geht man von nicht oder nur schwach abgelösten Strömungen mit hoher Reynoldszahl aus, so<br />
kann mit ausreichender Genauigkeit der Einfluß der Diffusion auf die Wandgrenzschichten<br />
reduziert werden.<br />
In solchen Scherschichten müssen Rechennetze immer normal <strong>zur</strong> Strömungsrichtung sehr<br />
stark komprimiert werden, um die großen Gradienten in diese Richtung zu erfassen. Die<br />
Gradienten in Strömungsrichtung sind dabei vernachlässigbar klein. Daraus resultieren Zellen<br />
mit sehr großem Längen (-> in Strömungsrichtung) zu Breiten (quer <strong>zur</strong> Strömungsrichtung)<br />
-Verhältnis.<br />
Für die Berechnung des Diffusionsflusses bedeutet das, daß man die Summation über die<br />
Oberflächen S=1,..,6 reduzieren kann auf eine Summation über S=1,3. Betrachtet man dazu die<br />
versetzte Hilfszelle (s. Abb. 2.6.2) und nimmt an, daß die Indexrichtung i quer <strong>zur</strong><br />
Strömungsrichtung verläuft, so wären die Bilanzflächen S=2,4,5,6 klein gegenüber den Flächen<br />
S=1,3.<br />
Eine Konsequenz dieser Überlegung ist, daß der Diffusionsfluß nun lediglich eine Funktion der<br />
beiden Zustände Qi und Qi+1 ist. Von dieser Tatsache wird bei der Linearisierung des<br />
Diffusionsflusses bei der impliziten Zeitintegration Gebrauch gemacht.<br />
In dieser Arbeit wurde diese Alternative in das Programmsystem inkludiert, da sie für viele<br />
Strömungen (z.B. Aerodynamik des Tragflügels, etc.) als ausreichend genau betrachtet werden<br />
kann.<br />
2.7 Semi - diskrete Erhaltungsform<br />
Wendet man nun die Approximation der Volumenintegrale und der Quellterme, die<br />
Diskretisierung der Eulerflüsse sowie die Diskretisierung der Diffusiven Flüsse an eine Zelle<br />
(i,j,k) im strukturierten Rechennetz an, so erhält man folgendes semi-diskrete<br />
Gleichungssystem:<br />
∂Q<br />
∂t<br />
ijk<br />
( m)<br />
⎛ ⎞ ⎛<br />
num num<br />
num num<br />
∑ ⎜$<br />
$ ⎟ −<br />
⎜ ⎟ ∑ ⎜$<br />
ν − $<br />
1 1 ⎜ 1 ν 1<br />
m=<br />
1,.., 3⎝<br />
+ − ⎠ m=<br />
,.., ⎝ + −<br />
2 2<br />
1 3<br />
2 2<br />
( m)<br />
⎞<br />
Vijk + E −E<br />
E E ⎟ = H ⋅V<br />
⎟<br />
⎠<br />
ijk ijk<br />
(2.7.1)
Numerischer Lösungsalgorithmus 42<br />
Um nun verschiedene Arten von zeitlicher Integration übersichtlich zu beschreiben, empfiehlt<br />
sich die Definition des Right-Hand-Side-Vektors RHS. Gleichung (2.7.1) wird damit zu:<br />
⎡<br />
( m)<br />
1<br />
⎛ ⎞ ⎛<br />
num num<br />
RHSijk = Hijk −<br />
⎢ ⎜E<br />
−E<br />
⎟ − ⎜E<br />
V ⎢ ∑ $ $<br />
⎜ ⎟ ∑ $<br />
1 1 ⎜<br />
ijk m 1,.., 3⎝<br />
+ − ⎠ m=<br />
⎣⎢<br />
2 2<br />
1,.., 3⎝<br />
∂Q<br />
ijk<br />
= RHSijk<br />
∂t<br />
1<br />
2<br />
−E$<br />
num num<br />
=<br />
ν<br />
+<br />
ν 1<br />
−<br />
2<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎠<br />
( m)<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎥<br />
⎦⎥<br />
(2.7.2)<br />
Für stationäre Strömungen muß bei konvergenter Lösung RHS zu Null werden und kann<br />
somit direkt als (ein mögliches) Konvergenzkriterium verwendet werden.<br />
Im hier entwickelten Programmsystem können nun zwei Varianten der <strong>numerischen</strong> Eulerflüsse<br />
$<br />
num r g<br />
E +1/ 2 verwendet werden, wobei die Netzbewegung w immer in den Eulerflüssen inkludiert<br />
ist (bei ruhenden Netzen wird r w g Null gesetzt):<br />
• TVD Upwind Verfahren nach ROE<br />
(nach Kap. 2.5.4, Gleichung (2.5.4.6))<br />
• Zentrales Verfahren mit numerischer Dissipation<br />
(nach Kap. 2.5.5, Gleichung (2.5.5.2))<br />
Für die diffusiven Flüsse $<br />
num wird unterschieden zwischen<br />
Eν+1/ 2<br />
• Full-<strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> (nach Gleichung (2.6.2.4))<br />
• Thinlayer-Approximation (gemäß Kap. 2.6.3)<br />
Folgende Quellterme H ijk können berücksichtigt werden:<br />
• Quellterm der verwendeten Turbulenzgleichung (Gl. (1.11.2.2), (1.11.3.1))<br />
• Quellterm für die gleichförmige Rotation (Gl. (2.3.3))<br />
• Quellterm der Netzverformung, Volumenänderung einer Zelle (Gl. 2.2.3)<br />
2.8 Implementierung der Randbedingungen<br />
Prinzipiell werden alle Randbedingungen durch die Verwendung von Phantomzellen<br />
aufgeprägt. Dabei wird das Rechennetz am Rand um eine (virtuelle) Phantomzelle erweitert.<br />
Die Werte der konservativen Variablen Q in der Phantomzelle werden dann genau so<br />
berechnet, daß der Wert an der Berandung (=Mittelwert zwischen Phantomzelle und<br />
randnächster innerer Zelle) die entsprechende Randbedingung erfüllt. Dieses einfache<br />
Verfahren macht das Programmsystem in Bezug auf die Randbedingungen äußerst flexibel<br />
(vgl. z.B.: Furukawa et. al. 1992).
Numerischer Lösungsalgorithmus 43<br />
Grundsätzlich wird das Update der Phantomzellen immer unmittelbar vor der Berechnung des<br />
Right - Hand - Side - Vektors RHS, durchgeführt, sodaß die Flußbilanz mit den<br />
Randbedingungen immer konsistent ist. Die randnächste innere Zelle kann durch die Existenz<br />
der Phantomzelle vollkommen gleich wie jede andere Zelle bilanziert werden.<br />
Die Stabilitätsbetrachtungen in Kap. 2.5.2 ergaben, daß die Diskretisierung immer mit dem<br />
Informationstransport in einer Zelle im Einklang stehen muß. Diese Überlegungen führen auch<br />
am Rand des Berechnungsgebietes zum analogen Schluß, daß diejenigen Störungen, welche<br />
von außen in das Rechengebiet hineinlaufen, durch Randbedingungen ersetzt werden, und<br />
Störungen, die von innen kommen, durch Extrapolation nach außen transportiert werden<br />
müssen.<br />
Daraus und aus der Betrachtung der Wellengeschwindigkeiten λ (k) nach Gl. (2.5.2.4) kann man<br />
die Anzahl der aufzuprägenden Randbedingungen ableiten. Welche Größen nun als<br />
Randbedingungen gewählt werden ist grundsätzlich problemspezifisch, für Turbomaschinenströmungen<br />
erweisen sich folgende Randbedingungen als sinnvoll (s. Abb. 2.8):<br />
Abb. 2.8: Randbedingungen für den Schaufelkanal<br />
thermischer Turbomaschinen (aus Paßrucker, 1997)<br />
r r g r<br />
• Eintritt (rel. Normalgeschwindigkeit: Unterschall): ( w − w ) n / c 1<br />
• 5 Randbedingungen, alle Strömungsgrößen<br />
r r g r<br />
• Austritt (rel. Normalgeschwindigkeit: Unterschall): ( w − w ) n / c
Numerischer Lösungsalgorithmus 44<br />
• 1 Randbedingung:<br />
• Druck p<br />
• Extrapolation der Dichte ρ, und der Geschwindigkeit r w<br />
r r g r<br />
• Austritt (rel.Normalgeschwindigkeit: Überschall): ( w − w ) n / c >1<br />
• keine Randbedingungen, Extrapolation aller Strömungsgrößen<br />
• feste Wand, reibungsfrei:<br />
• 1 Randbedingung:<br />
r r g r<br />
• ( w − w ) n =0<br />
• Extrapolation von Druck, Dichte und relativer Tangentialgeschwindigkeit<br />
• feste Wand, reibungsbehaftet:<br />
• 4 Randbedingungen:<br />
r r<br />
• w w g<br />
=<br />
• adiabat : ∂T / ∂n<br />
r =0 oder isotherm T=Tw<br />
• Extrapolation des Druckes p<br />
Das Zusammenhängen verschiedener Netzblöcke kann mit diesem System ebenfalls realisiert<br />
werden (Blockrandbedingung). Hier muß der Zustandsvektor der Phantomzelle lediglich aus<br />
dem angrenzenden Nachbarblock kopiert werden.<br />
Der bei Turbomaschinen immer auftretende Fall der Umfangs-Periodizität kann in diesem<br />
Multi-Block System als Spezialfall der allgemeinen Blockrandbedingung gesehen werden.<br />
Allerdings wurde die Blockrandbedingung dafür mit der zusätzlichen Möglichkeit ausgestattet,<br />
den Geschwindigkeitsvektor um den Teilungswinkel (Δϕ Teilung = 2π/zSchaufel) zu drehen.<br />
Weiters wurden folgende turbomaschinenspezifische Randbedingungen, die insbesondere für<br />
<strong>3D</strong>-Berechnungen von Bedeutung sind, implementiert:<br />
• Radiales Gleichgewicht am Austritt (Unterschall): Da die genaue radiale<br />
Druckverteilung am Abströmrand oftmals nicht bekannt ist, kann der Druck mittels<br />
radialem Gleichgewicht bestimmt werden,<br />
p( r) = pref<br />
+ ∫<br />
r<br />
r<br />
ref<br />
ρ 2<br />
w<br />
r dr<br />
u<br />
wobei hier der umfangsgemittelte Impuls in Umfangsrichtung ρwu einzusetzen ist. Das<br />
heißt, daß lediglich ein Referenzdruck pref und ein Referenzradius rref angegeben<br />
werden müssen, und daß die radiale Druckverteilung während der Iteration<br />
mitberechnet wird.<br />
Die Aufprägung des Gegendruckes erfolgt mit der oben beschriebenen Standard-<br />
Austrittsrandbedingung.<br />
• Rotor-Stator-Interaktion (Unterschall) Bei Stufenberechnungen muß eine geeignete<br />
Schnittstelle zwischen Rotor und Stator programmiert werden. Im Sinne der hier<br />
verwendeten Finiten-Volumen Methodik werden jeweils beim Stator-Austritt und<br />
beim Rotor-Eintritt die konservativen Variablen Q volumsgewichtet gemittelt. Dabei<br />
soll angemerkt werden, daß die Mittelung des Impulsvektors ρ r w in Zylinder-
Numerischer Lösungsalgorithmus 45<br />
koordinaten erfolgt.<br />
Für die Randflächen dieser Schnittstelle wird dann für r=const vom umfangsgemittelten<br />
Zustandsvektor am Rotoreintritt die Austrittsrandbedingung für den<br />
Stator ermittelt. Vom umfangsgemittelten Zustandsvektor am Statoraustritt ergibt<br />
sich die Eintrittsbedingung für den Rotor. Die Aufprägung dieser Randbedingungen<br />
erfolgt wieder mit den oben beschriebenen Standardroutinen.<br />
Die Randbedingungen der Turbulenzgleichungen wurden bereits in Kapitel 1 angegeben und<br />
stehen ebenfalls im Einklang mit der Theorie der Störungsausbreitung.<br />
2.9 Zeitliche Integration der semi-diskreten Erhaltungsform<br />
Die Einführung der semi -diskreten Erhaltungsform (Gl. (2.7.2)) ermöglicht<br />
programmtechnisch eine völlige Trennung zwischen Flußbilanz (-> Berechnung von RHS) und<br />
zeitlicher Integration. In dieser Arbeit wurden sowohl explizite (Runge-Kutta) als auch<br />
implizite Zeitintegrationsverfahren implementiert. Je nach Problemfall muß dann abgeschätzt<br />
werden, wo der günstigste Kompromiß zwischen<br />
• Stabilität (maximal möglicher Zeitschritt (CFL),<br />
Anzahl der Schritte <strong>zur</strong> Konvergenz)<br />
• Aufwand (Rechenzeit) je Zeitschritt<br />
• Zeitliche Genauigkeit (nur bei instationären Problemstellungen von Bedeutung)<br />
zu finden ist.<br />
2.9.1 Explizites Vier.Schritt-Runge-Kutta Verfahren<br />
Dieses Verfahren zeichnet sich durch große zeitliche Genauigkeit (4. Ordnung für lineare<br />
Probleme, 2. Ordnung für nichtlineare Probleme (Arnone & Swanson, 1993)) und einfache<br />
Programmierbarkeit aus.<br />
Die Stabilität des Verfahrens kann für ein Modellproblem mit CFL=2 3/2 angegeben werden<br />
(Jameson et. al. 1981), allerdings sinkt der maximal mögliche Zeitschritt für komplexe<br />
Probleme und bei hoher räumlicher Auflösung (z.B.: TVD-Upwind dritter Ordnung) auf etwa<br />
CFL=1.<br />
Die zeitliche Integration von Gleichung (2.7.2) erfolgt mit der Definition des zeit- und<br />
zustandsabhängigen Right-Hand-Side Vektors RHS( Q,t ) nach der Vorschrift:<br />
Q (0) = Q n<br />
− − ( , ) ;<br />
( p) ( 0) ( p) ( p 1) ( p 1) ( p) ( 0)<br />
( p)<br />
Q = Q + α Δt⋅ RHS Q t t = t + α Δ t ; p=1...4 (2.9.1)<br />
Q n+1 = Q (4)<br />
mit den Koeffizienten α1=1/4, α2 = 1/3, α3 = 1/2, α4 = 1
Numerischer Lösungsalgorithmus 46<br />
2.9.2 Implizites Verfahren<br />
Dieses Verfahren ist vor allem durch Stabilität gekennzeichnet. Theoretisch liefert eine<br />
implizite Zeitintegration des Modellproblems nach Gleichung (2.5.2.1) einen unbeschränkt<br />
stabilen Algorithmus (z.B.: Benetschik 1991, Paßrucker 1997), allerdings reduzieren wiederum<br />
Näherungen und Vereinfachungen, welche getroffen werden müssen, um die resultierenden<br />
Gleichungssysteme mit vertretbarem Aufwand zu lösen, die Stabilität.<br />
Ausgangspunkt dieses Verfahrens ist die implizite Diskretisierung von Gleichung (2.7.2):<br />
n+ 1 n<br />
Q −Q<br />
Δt<br />
( )<br />
n n n+ 1 n+ 1<br />
n n<br />
( , t ) ( , t ) ( , t )<br />
= RHS Q + λ RHS Q −RHS<br />
Q<br />
(2.9.2.1)<br />
λ ist hier ein Integrationsparameter, mit dem die zeitliche Genauigkeit noch variiert werden<br />
kann.<br />
• Für λ=0 resultiert das explizite Verfahren erster Ordnung, welches in weiterer Folge nicht<br />
berücksichtigt werden soll.<br />
• Für λ=0.5 erhält man die bekannte Sehnen-Trapezregel, für das zeitliche Integral des RHS -<br />
Vektors.<br />
• Das stabilste Verfahren ist schließlich das voll-implizite Verfahren von Genauigkeit erster<br />
Ordnung mit λ=1.<br />
Gleichung (2.9.2.1) steht nun für ein nichtlineares Gleichungssystem für die unbekannten<br />
n+1 n+1<br />
Zustandsvektoren Qijk zum Zeitpunkt t . Dieses System muß nun iterativ gelöst werden.<br />
In dieser Arbeit wurde ein Newton-Algorithmus <strong>zur</strong> Lösung von Gleichung (2.9.2.1)<br />
programmiert. Die zu lösende Gleichung (2.9.2.1) wird also für einen Newton-Iterationsschritt<br />
(Iterationsindex p) in eine Taylor-Reihe bis zum ersten Glied entwickelt Q n+1 → Q p +ΔQ :<br />
p n<br />
Q + ΔQ−<br />
Q<br />
Δt<br />
⎛<br />
∂RHS<br />
Q<br />
n n p n<br />
= ( − ) RHS( Q t ) + ⎜<br />
+ 1<br />
1 λ , λ<br />
⎜<br />
RHS( Q , t ) +<br />
⎝<br />
∂Q<br />
p n+<br />
1 ( , t )<br />
Startwert: p=1: Q p = Q n<br />
Lösung für: p → ∞ ΔQ → 0 und Q p → Q n+1<br />
p<br />
⎞<br />
ΔQ⎟<br />
⎟<br />
⎠<br />
Das daraus resultierende lineare Gleichungssystem für ΔQ kann formal folgendermaßen<br />
angeschrieben werden:<br />
p n+<br />
1 ( , t )<br />
⎛ RHS Q ⎞<br />
⎜<br />
⎜<br />
I −λ<br />
⎟ Q Q Q<br />
⎝<br />
Q ⎟<br />
=− −<br />
⎠<br />
∂<br />
Δt p Δ<br />
∂<br />
p n ( )<br />
p n+<br />
1 ( , )<br />
+ λΔt⋅RHS<br />
Q t<br />
n n<br />
( 1 λ)<br />
Δt<br />
RHS( Q , t )<br />
+ − ⋅<br />
(2.9.2.2)
Numerischer Lösungsalgorithmus 47<br />
Prinzipiell wäre nun eine exakte Linearisierung des RHS-Vektors denkbar, man erhält dann<br />
aber eine äußerst ungünstige Struktur der zu invertierenden Matrix. Hier wurde die<br />
Linearisierung mit genau solchen Einschränkungen durchgeführt, daß das lineare<br />
Gleichungssystem durch iteratives Lösen von mehreren Block - tridiagonalen<br />
Gleichungssystemen lösbar ist. Damit gelingt es, die sehr große, aber doch spärlich besetzte<br />
Matrix durch mehrfaches Anwenden <strong>eines</strong> Thomas-Algorithmus zu invertieren.<br />
Die Linearisierung des RHS-Vektors wird nun mit folgenden Einschränkungen durchgeführt,<br />
wobei noch darauf hingewiesen werden soll, daß diese Vereinfachungen zwar die numerische<br />
Stabilität des Verfahren beeinflussen, aber keinerlei Auswirkungen auf das Rechenergebnis<br />
haben, da nur die implizite Seite von Gleichung (2.9.2.2) davon betroffen wird:<br />
• Beschränkung auf ein Verfahren erster Ordnung für die konvektiven Flüsse, wodurch die<br />
Abhängigkeit des Eulerflusses (z.B.: in Index-Richtung i) auf die beiden Zustände Qi und<br />
Qi+1 reduziert wird. Für das TVD-Upwind Verfahren nach Roe<br />
1 Roe<br />
( ( ) ( ) ( L ) ( i i )<br />
$ num 1<br />
Ei+ 1/ 2 = E Qi+ 1 + E Qi − R L Q Q<br />
i+<br />
/ + −<br />
1 2 1<br />
2<br />
2<br />
erhält man mit der zusätzlichen Annahme, daß die Eigenwerte L und Eigenvektoren R, L<br />
der Jacobimatrix A abschnittsweise konstant sind, folgende Linearisierung des Flußvektors<br />
(s. Gallus et. al. 1995):<br />
∂E<br />
$<br />
i+<br />
∂Q<br />
num<br />
1/ 2<br />
−<br />
+<br />
i+ 1/ 2 i+ 1 i+ 1/ 2 i<br />
ΔQ= A ⋅ ΔQ + A ⋅Δ<br />
Q<br />
(2.9.2.3)<br />
wobei die Jacobimatritzen A + , A - mit der Richtung der Wellenausbreitung verknüpft sind:<br />
( ( ) ( L<br />
Roe<br />
) + )<br />
( + ) ( L<br />
Roe<br />
) +<br />
+<br />
Ai+ 1<br />
= A Qi 2<br />
+ R L<br />
i<br />
−<br />
A +<br />
1<br />
= A Q<br />
2<br />
− R L<br />
1/ 2 1/ 2<br />
( )<br />
i 1/ 2 i 1 i 1/ 2<br />
Völlig analog erhält man für das zentrale Verfahren mit numerische Dissipation:<br />
+ 1<br />
( impl)<br />
max<br />
Ai+ 1/ 2 = A( Qi ) + ε ⋅λi+ 1/ 2 ⋅I<br />
2<br />
− 1<br />
( impl)<br />
max<br />
Ai+ 1/ 2 = A( Qi+ 1) −ε ⋅λi+ 1/ 2 ⋅I<br />
2<br />
wobei Erfahrungswerte für den impliziten Dissipationsparameter ε (impl) sind:<br />
ε (impl) = 0.25-0.5<br />
• Beschränkung auf die unter Punkt 2.6.3 beschriebene Thinlayer-Approximation der<br />
Diffusionsflüsse, sodaß der Diffusionsfluß (z.B: in Index-Richtung i) auf eine Funktion der<br />
beiden Zustände Qi und Qi+1 reduziert werden kann. Betrachtet man Gleichung (2.6.2.4), so<br />
motiviert die Tatsache, daß der numerische Diffusionsfluß lediglich eine Funktion der
Numerischer Lösungsalgorithmus 48<br />
Geschwindigkeiten und Temperaturen ist, zu folgender Zustandstransformation:<br />
U = ⎡<br />
⎢<br />
⎣<br />
⎤<br />
r<br />
w<br />
T<br />
⎥<br />
⎦<br />
( ) ∂(<br />
)<br />
∂ ∂U<br />
=<br />
∂Q<br />
∂U<br />
∂Q<br />
Damit erhält man für die Linearisierung des Diffusionsflusses in Thinlayer-Approximation:<br />
num num<br />
Abhängigkeit : $ $ S= 1 S=<br />
3<br />
Eν 1 = Eν ( U , U )<br />
1<br />
+ +<br />
2 2<br />
num<br />
∂E<br />
$ ⎛ num<br />
ν ∂E<br />
$ S ⎞ ⎛ num<br />
ν ∂<br />
∂$<br />
/ / U<br />
E S ⎞<br />
i+<br />
1 2 i+<br />
νi+<br />
/ ∂U<br />
Q =<br />
⎜ 1 2 ⎟<br />
Q<br />
Q<br />
∂Q<br />
⎜ S S i+<br />
S S i<br />
⎝<br />
∂U<br />
∂Q<br />
⎟<br />
+<br />
⎜ 1 2<br />
Δ Δ<br />
⎟<br />
1 ⎜<br />
⎠ ⎝<br />
∂U<br />
∂Q<br />
⎟<br />
Δ (2.9.2.4)<br />
⎠<br />
S=<br />
1<br />
• Alle Terme in den Turbulenzgleichungen werden in Bezug auf die konservativen Größen<br />
( ρρ , , )<br />
r w e während einer Newton - Iteration "eingefroren", es wird also ausschließlich die<br />
Abhängigkeit von den turbulenten Transportgrößen selbst berücksichtigt.<br />
Umgekehrt werden sämtliche Turbulenzgrößen in der Impuls- und Energiegleichung (z.B.<br />
μt) als konstant (für die Änderung innerhalb einer Newton-Iteration) betrachtet.<br />
Die Konsequenz dieser Vorgangsweise ist, daß die tridiagonalen Gleichungssysteme der<br />
Turbulenzgleichungen von den Block-tridiagonalen Systemen der Hauptgleichungen<br />
(Kontinuität, Impuls, Energie) getrennt werden können.<br />
Diese Entkoppelung ermöglicht einen flexiblen Programmaufbau, bei dem auf einfache<br />
Weise zwischen verschiedenen Turbulenzmodellen umgeschaltet werden kann.<br />
• Bei den Quelltermen wird nur die Abhängigkeit des zentralen Terms Qijk berücksichtigt.<br />
Alle anderen Abhängigkeiten, die z.B. durch die Gradientenbildung für die Turbulenzgleichungen<br />
entstehen (s. Kap. 2.4), werden vernachlässigt:<br />
S=<br />
3<br />
∂H<br />
∂H<br />
ΔQ≅Cijk ⋅ ΔQijk<br />
mit: Cijk<br />
=<br />
(2.9.2.5)<br />
∂Q<br />
∂Q<br />
Der Vergleich der Gleichungen (2.9.2.3) und (2.9.2.4) motiviert zum Zusammenfassen der<br />
Jacobimatritzen des Eulerflusses mit den Linearisierungskoeffizienten des Viskosen Flusses in<br />
Thinlayer-Approximation. Damit wird die approximative Linearierung der <strong>numerischen</strong><br />
Flußbilanz (für die Indexrichtung i) zu:<br />
( $ num $ num<br />
Ei+ 1/ 2 −Eνi+<br />
1/ 2)<br />
∂<br />
∂Q<br />
⎛ E<br />
− − Euler i+<br />
Ai+ = ( Ai+<br />
) −<br />
⎜∂$<br />
ν<br />
1/ 2 1/ 2 ⎜<br />
⎝<br />
∂U<br />
⎛ E<br />
+ + Euler i+<br />
Ai+ = ( Ai+<br />
) −<br />
⎜∂$<br />
ν<br />
1/ 2 1/ 2 ⎜<br />
⎝<br />
∂U<br />
ijk<br />
−<br />
+<br />
i+ 1/ 2 i+ 1 i+ 1/ 2 i<br />
ΔQ= A ⋅ ΔQ + A ⋅ΔQ<br />
num<br />
1/ 2<br />
S<br />
num<br />
1/ 2<br />
S<br />
∂U<br />
∂Q<br />
∂U<br />
∂Q<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎠<br />
S=<br />
1<br />
S=<br />
3<br />
(2.9.2.6)
Numerischer Lösungsalgorithmus 49<br />
Mit den hier beschriebenen Vereinfachungen kann das Gleichungssystem (2.9.2.2) wie folgt<br />
angeschrieben werden:<br />
( 0)<br />
( 1)<br />
ijk i+ 1jk<br />
ijk i− 1jk<br />
+ K ⋅ ΔQ + K ⋅ΔQ<br />
( 2)<br />
( 3)<br />
ijk ij+ 1k<br />
ijk ij− 1k<br />
+ K ⋅ ΔQ + K ⋅ΔQ<br />
( 4)<br />
( 5)<br />
( 6)<br />
ijk ijk+ 1 ijk ijk−1 ijk ijk ijk<br />
+ K ⋅ ΔQ + K ⋅ ΔQ + K ΔQ<br />
= F<br />
wobei die Koeffizienten K (0,..,6) sich ergeben zu:<br />
( 0)<br />
λΔt<br />
K ijk A<br />
V<br />
−<br />
= i+<br />
1/ 2<br />
ijk<br />
( 2)<br />
λΔt<br />
K ijk A<br />
V<br />
−<br />
= j+<br />
1/ 2<br />
ijk<br />
( 4)<br />
λΔt<br />
K ijk A<br />
V<br />
−<br />
= k+<br />
1/ 2<br />
ijk<br />
( 1)<br />
λΔt<br />
K ijk A<br />
V<br />
=− i−<br />
1/ 2<br />
ijk<br />
+<br />
( 3)<br />
λΔt<br />
K ijk A<br />
V<br />
+<br />
=− j−<br />
1/ 2<br />
ijk<br />
( 5)<br />
λΔt<br />
K ijk A<br />
V<br />
+<br />
=− k−1/<br />
2<br />
ijk<br />
+ − + − + −<br />
( + 1/ 2 −1/<br />
2 + 1/ 2 −1/<br />
2 + 1/ 2 −1/<br />
2)<br />
( 6)<br />
λΔt<br />
K ijk = I + A − A + A − A + A − A −λΔtC<br />
V<br />
ijk<br />
(2.9.2.7)<br />
i i j j k k ijk<br />
Auf der rechten Seite des Gleichungssystems wird ein Unterrelaxationsparameter 0
Numerischer Lösungsalgorithmus 50<br />
( 4) new ( 5) new ( 6)<br />
ijk<br />
ijk<br />
ijk<br />
new<br />
K ⋅ ΔQ + K ⋅ ΔQ + K ⋅ ΔQ<br />
= F<br />
ijk+ 1 ijk− 1<br />
ijk<br />
ijk<br />
( 0) old ( 1)<br />
old<br />
( K ijk ΔQ K ijk ΔQ<br />
i+ 1 jk i− 1 jk )<br />
( 2) old ( 3)<br />
old<br />
( K ijk ΔQ K ijk ΔQ<br />
ij+ 1k ij− 1k<br />
)<br />
− ⋅ + ⋅<br />
− ⋅ + ⋅<br />
(2.9.2.9)<br />
Numerische Experimente haben gezeigt, daß es i. a. ausreichend genau ist, je Rechenlinie<br />
genau einmal den Block - Thomas Algorithmus zu durchlaufen. Des weiteren hat es sich<br />
bewährt, zuerst alle Rechenlinien mit geraden Indices zu aktualisieren und anschließend alle<br />
Rechenlinien mit ungeraden Indices (Zebra-Relaxation).<br />
2.10 Konvergenzbeschleunigungstechniken für stationäre Probleme<br />
Die Minimierung der Rechenzeit ist ein zentrales Anliegen der <strong>numerischen</strong><br />
Strömungsmechanik. Zwei weit verbreitete Techniken <strong>zur</strong> Konvergenzbeschleunigung für<br />
stationäre Problemstellungen wurden in dieses Programmpaket inkludiert.<br />
2.10.1 Lokales Zeitschrittverfahren<br />
Die Stabilitätsuntersuchung des Konvektionsproblems nach Kap.2.5.2 ergab, daß als Maß für<br />
die Stabilität des <strong>numerischen</strong> Algorithmus die CFL-Zahl nach Gl. (2.5.2.8) angegeben werden<br />
kann.<br />
Da die CFL-Zahl (i.a.) für jede Zelle einen anderen Wert annimmt, kann man nun in jeder Zelle<br />
einen anderen Zeitschritt wählen, welcher etwa das gleiche Stabilitätsmaß ergibt. Das hat<br />
schließlich <strong>zur</strong> Folge, daß in großen Zellen die Zeit schneller voranschreitet als in<br />
vergleichsweise kleinen Zellen. Die stabileren (großen) Zellen "ziehen" die kleinen Zellen<br />
sozusagen in Richtung Konvergenz mit. Wenn vergleichsweise mit konstantem Zeitschritt<br />
(instationär) gerechnet wird, diktiert die instabilste Zelle den Zeitschritt für das gesamte<br />
Strömungsfeld.<br />
Für mehrdimensionale Problemstellungen kann der Zeitschritt folgendermaßen abgeschätzt<br />
werden:<br />
⎛<br />
Δtijk = CFL⋅V ijk ⋅ ⎜ 1 1 1<br />
min<br />
⎜<br />
; ;<br />
⎝λi<br />
λj λk<br />
max max max<br />
i j k<br />
max max max<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎠<br />
(2.10.1)<br />
wobei λ , λ , λ die betragsmäßig größten Eigenwerte der Flußjacobimatrix nach<br />
Gl. (2.5.2.4) für die Indexrichtungen i,j,k darstellen.<br />
2.10.2 Mehrgitterverfahren (Multigrid)<br />
nach Jameson & Yoon 1986, Siikonen 1991
Numerischer Lösungsalgorithmus 51<br />
Die Tatsache, daß der maximal mögliche Zeitschritt nach Gl. (2.10.1) von der Zellgröße<br />
abhängt, kann als Motivation für das hier adaptierte geometrische Mehrgitterverfahren<br />
gesehen werden.<br />
Der Lösungsalgorithmus wird hier auf unterschiedlich feinen Rechennetzen (Levels)<br />
durchlaufen, wobei die Lösung auf den gröberen Netzen entsprechend Gl. (2.10.1) wesentlich<br />
schneller in zeitlicher Richtung voranschreitet.<br />
Die Lösungen für die gröberen Netze werden durch Interpolation bis auf das feinste Netz<br />
übertragen und bewirken dadurch eine enorme Konvergenzsteigerung für dieses feinste Netz<br />
(an dessen Lösung man eigentlich interessiert ist).<br />
Eine wichtige Vorraussetzung für das Verfahren in der hier implementierten Form ist, daß ein<br />
grobes Rechennetz durch Zusammenfassen von jeweils acht (<strong>3D</strong>) bzw. vier (2D) benachbarten<br />
Zellen entsteht. Das bedeutet, daß die Anzahl der Zellen die Bedingung<br />
i<br />
h+<br />
=<br />
max<br />
1<br />
max<br />
ih<br />
2<br />
erfüllen muß, wobei der Index ( )h das entsprechende Level indiziert:<br />
h = 0 → feinstes Netz<br />
⋅<br />
⋅<br />
⋅<br />
h = NMG → gröbstes Netz<br />
(2.10.2.1)<br />
Je nach Strategie können eine Vielzahl von Mehrgitter-Zyklen konstruiert werden. Eine<br />
einfache und vielfach angewendete Form ist der hier adaptierte sog. V-Zyklus, welcher<br />
schematisch in Abb. 2.10.2.1 dargestellt ist.<br />
Die Existenz mehrerer Rechennetze bietet auch eine Möglichkeit, gute Startlösungen (t=0) für<br />
die Iteration zu finden. Man führt einige Iterationen am gröbsten Rechennetz durch und<br />
interpoliert die so erhaltene Lösung bis auf das feinste Rechengitter, von wo aus dann die<br />
eigentlichen V-Zyklen gestartet werden.
Numerischer Lösungsalgorithmus 52<br />
Abb. 2.10.2.1: Schematische Darstellung <strong>eines</strong><br />
V-Zyklus (Mehrgitterverfahren)<br />
(Quelle: http://www.cerfacs.fr/~douglas/mgnet/tutorials/xwb/mg.html)<br />
• "Relax" : Dieser Schritt entspricht einem Iterationsschritt (bzw. Zeitschritt) des eigentlichen<br />
Gleichungslösers, der den RHS-Vektor zum Verschwinden bringen soll.<br />
• "Restrict": In dieser Prozedur wird sowohl der RHS-Vektor als auch der Zustandsvektor Q<br />
auf das gröbere Level transferiert.<br />
• "Interpol": Hier werden die Korrekturen der einzelnen Levels durch Interpolation auf das<br />
jeweils feinere Level transportiert.<br />
Für das implizite Zeitschrittverfahren nach Kap. 2.9.2 wurde diese Methodik nach folgendem<br />
Algorithmus adaptiert, wobei <strong>zur</strong> Verbesserung der Lösungen auf den gröberen Netzen eine<br />
zusätzliche "Forcing - Function" nach Jameson, 1986 (Ph) zum RHS-Vektor hinzugefügt<br />
wird.
Numerischer Lösungsalgorithmus 53<br />
//Finest level--------------------------------------------------------------------------------------"RELAX"<br />
update<br />
h<br />
Q = Q +Δ Q ( R )<br />
h h h<br />
R = RHS( Q ); P = 0<br />
h h h<br />
for ( h = 1 → N MG ) //For all coarser levels------------------------------------------------------------------<br />
final<br />
h<br />
update<br />
h<br />
//Recompute the solution on the finer Level-----------------------------------------------<br />
update<br />
update<br />
h−<br />
1 h−1<br />
* update<br />
h− 1 h−<br />
1 h−<br />
1<br />
R = RHS( Q ) R = R + P<br />
//Transfer residuals and variables to coarser grid-----------------------"RESTRICT"<br />
transfer *<br />
h = ∑ h−1Vh−1 Vh<br />
R R<br />
transfer<br />
h = ∑ h−1Vh−1 / Vh<br />
/ Q Q<br />
//Calculate rhe residual on the coarser grid-----------------------------------------------<br />
R h RHS Qh<br />
transfer<br />
= ( )<br />
//Calculate the forcing function--------------------------------------------------------------<br />
P = R −R<br />
h h transfer<br />
h<br />
//Add the forcing function to the residual--------------------------------------------------<br />
*<br />
R h = R h + Ph<br />
//Update the solution on the coarse grid ------------------------------------"RELAX"<br />
final<br />
h<br />
update<br />
h<br />
transfer<br />
h<br />
*<br />
h h<br />
Q = Q +Δ Q ( R )<br />
Q = Q //Coarsest Level ------------------------------------<br />
for ( h = NMG −1 → 0) //Interpolate the corrections to the finer levels---" INTERPOL"<br />
transfer<br />
h<br />
final transfer<br />
( h+<br />
1 h+<br />
1 )<br />
Q = Q + Interpol Q −Q<br />
h+ 1→<br />
h<br />
Festzuhalten ist, daß der effektive Zeitschritt dieses Verfahrens etwa wie folgt abgeschätzt<br />
werden kann:<br />
V− Cycle<br />
N ( ) h( )<br />
N<br />
1 MG MG+<br />
1<br />
1 2 2 2 1<br />
Δt = Δt + Δt + ... + Δt ≅ Δt + + ... + = Δt<br />
− (2.10.2.2)<br />
h h+ 1 h+ N h<br />
MG<br />
Weiters kann der Rechenaufwand je V-Zyklus unter der vereinfachenden Annahme, daß der<br />
Rechenaufwand (CPU) proportional <strong>zur</strong> Anzahl der Zellen ist, mit den Beziehungen
Numerischer Lösungsalgorithmus 54<br />
für <strong>3D</strong>-Berechnungen:<br />
NMG<br />
V− Cycle<br />
CPU ≅ CPUh + CPUh<br />
V− Cycle<br />
CPU CPUh<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎞<br />
⎟ +<br />
⎠<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎞<br />
⎟ + +<br />
⎠<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎞ −<br />
⎜<br />
⎟ ⎟<br />
⎝<br />
⎠ ⎟ = ⋅<br />
⎠<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
− ⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎞<br />
1<br />
1 2<br />
1<br />
1 1 1<br />
8<br />
1<br />
...<br />
8 8 8<br />
1<br />
1 ⎟<br />
8⎠<br />
8<br />
≤ ⋅<br />
7<br />
sowie für 2D-Berechnungen:<br />
NMG<br />
V− Cycle<br />
CPU ≅ CPUh + CPUh<br />
V− Cycle<br />
CPU CPUh<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎞<br />
⎟ +<br />
⎠<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎞<br />
⎟ + +<br />
⎠<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎞ −<br />
⎜<br />
⎟ ⎟<br />
⎝<br />
⎠ ⎟ = ⋅<br />
⎠<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
− ⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎞<br />
1<br />
1 2<br />
1<br />
1 1 1<br />
4<br />
1<br />
...<br />
4 4 4<br />
1<br />
1 ⎟<br />
4⎠<br />
4<br />
≤ ⋅<br />
3<br />
angegeben werden.<br />
N<br />
N<br />
MG<br />
MG<br />
+ 1<br />
+ 1<br />
(2.10.2.3)<br />
Die letzten beiden Beziehungen (2.10.2.2) und (2.10.2.3) können graphisch veranschaulicht<br />
werden (s. Abb. 2.10.2.2) und untermauern das Potential dieser Methodik, denn beispielsweise<br />
bereits bei NMG=3 erreicht man den 15-fachen Zeitschritt bei nur wenig größerem<br />
Rechenaufwand.<br />
Timestep-V-Cycle/Timestep-Single-Grid<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Performance of the Multigrid-Algorithm<br />
0<br />
1<br />
0 1 2 3 4 5 6<br />
Number of coarser Levels (N_MG)<br />
Timestep-V-Cycle/Timestep-Single-Grid Effort-V-Cycle/Effort-Single-Grid (2D) Effort-V-Cycle/Effort-Single-Grid (<strong>3D</strong>)<br />
Abb. 2.10.2.2 Leistung des Mehrgitterverfahrens,<br />
Zeitschritt und CPU-Zeit je V-Zyklus<br />
bezogen auf die Werte mit einem Rechennetz<br />
Zusammenfassend kann konstatiert werden, daß die Mehrgittertechnik umso wirkungsvoller<br />
arbeitet, je feiner das Rechennetz ist.<br />
1.5<br />
1.45<br />
1.4<br />
1.35<br />
1.3<br />
1.25<br />
1.2<br />
1.15<br />
1.1<br />
1.05<br />
Effort-V-Cycle/Effort-Single-Grid