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<strong>Entwicklung</strong> <strong>eines</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong><br />

<strong>Codes</strong> <strong>zur</strong> <strong>numerischen</strong> Berechnung<br />

der Turbomaschinenströmung<br />

Arno Gehrer


<strong>Entwicklung</strong> <strong>eines</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong><br />

<strong>Codes</strong> <strong>zur</strong> <strong>numerischen</strong> Berechnung der<br />

Turbomaschinenströmung<br />

Dissertation<br />

<strong>zur</strong> Erlangung des akademischen Grades <strong>eines</strong><br />

Doktors der technischen Wissenschaften,<br />

eingereicht an der<br />

Fakultät für Maschinenbau der Technischen Universität Graz<br />

von<br />

Dipl.-Ing. Arno Gehrer<br />

Erstbegutachter: Prof. Dr. techn. H. Jericha<br />

Institut für Thermische Turbomaschinen und<br />

Maschinendynamik,<br />

Technische Universität Graz<br />

Zweitbegutachter: Prof. Dr. techn. K. Pucher<br />

Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik,<br />

Technische Universität Graz<br />

Graz, im Oktober 1998


Vorwort<br />

Diese Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter und<br />

in weiterer Folge als Universitätsassistent am Institut für Thermische Turbomaschinen<br />

und Maschinendynamik der Technischen Universität Graz. Die Idee zu dieser Arbeit<br />

kam von Univ.-Prof. Dr. Herbert Jericha, der großes Interesse an den Ergebnissen<br />

zeigte. Ich danke ihm für die Unterstützung und für das während der Arbeit gewährte<br />

Vertrauen sehr. Mein Dank gilt auch Univ.-Prof. Dr. Karl Pucher für die Übernahme<br />

der Zweitbegutachtung.<br />

Ich möchte mich auch bei allen bedanken, die mich bei diesem Projekt unterstützt<br />

haben, insbesondere bei Dipl.-Ing. Wolfgang Artner, Dipl. Ing. Ales Schuemie und<br />

Dipl. Ing. Johannes Mayerhofer, die mir bei der Programmierung des Rechen-<br />

algorithmus und bei der Validierung des Rechenverfahrens sehr behilflich waren.<br />

Dank gebührt weiters Dipl. Ing. Alois Goller vom Institut für maschinelles Sehen und<br />

Darstellen der TU-Graz, dem ich im Zuge der Optimierung und Beschleunigung des<br />

Computerprogrammes wertvolle Tips zu verdanken habe.<br />

Besonderer Dank gilt auch Ao.Univ.-Prof. Johann Lang und Univ.-Prof. Otto Röschel<br />

vom Institut für Geometrie der TU-Graz, die mir bei Fragen <strong>zur</strong> Definition der<br />

Geometrie und bei Problemen der Rechennetzgenerierung stets weitergeholfen haben.<br />

Weiters sei an dieser Stelle Prof. Tony ARTS vom "Von Karman Institute for Fluid<br />

Dynamics (VKI)" für die <strong>zur</strong> Verfügungstellung von Meßdaten sowie für die<br />

Kooperationsbereitschaft während der im Rahmen von "ERCOFTAC - Seminar and<br />

Workshop on <strong>3D</strong> Turbomachinery Flow Prediction VI" durchgeführten Berechnungen<br />

gedankt.<br />

Diese Arbeit wurde aus Mitteln des Fonds <strong>zur</strong> Förderung der wissenschaftlichen Forschung<br />

(FWF) im Rahmen des Projektes S6801-TEC gefördert.<br />

Graz, im Oktober 1998 Arno Gehrer


Kurzfassung<br />

In dieser Arbeit wird ein Zeitschrittverfahren auf Finite-Volumen Basis <strong>zur</strong> Berechnung der<br />

dreidimensionalen, kompressiblen, reibungsbehafteten und turbulenten Strömung in Schaufelgittern<br />

thermischer Turbomaschinen vorgestellt.<br />

Bei der verwendeten Berechnungsmethode, die sowohl sub- als auch transsonische Strömungen<br />

berechnen kann, erfolgt die Diskretisierung der konvektiven Terme entweder mit einem TVD-<br />

Upwindverfahren oder, alternativ dazu, mittels <strong>eines</strong> zentralen Verfahrens mit numerischer<br />

Dissipation. Die diffusiven Terme und allfällige Quellterme werden mit Hilfe <strong>eines</strong> zentralen<br />

Verfahrens diskretisiert.<br />

Die zeitliche Integration der Erhaltungsgleichungen kann, unabhängig von der räumlichen<br />

Diskretisierung, mit einem expliziten Vierschritt-Runge-Kutta-Verfahren oder mit einem voll<br />

impliziten Zeitschrittalgorithmus durchgeführt werden. Die im Falle der impliziten Zeitintegration für<br />

jeden Zeitschritt notwendige Lösung des sehr großen nichtlinearen Gleichungssystems wird durch<br />

Anwendung <strong>eines</strong> Newton-Algorithmus und einer Gauß-Seidel Relaxationstechnik auf die iterative<br />

Lösung blocktridiagonaler Gleichungssysteme reduziert.<br />

Für stationäre Berechnungen wird die Konvergenz durch die Verwendung lokal veränderlicher<br />

Zeitschritte und durch die gleichzeitige Verwendung unterschiedlich feiner Rechengitter (Multi-Grid)<br />

beschleunigt.<br />

Die Modellierung der turbulenten Schwankungsbewegung erfolgt durch drei verschiedene<br />

Wirbelviskositätsmodelle (0-Gleichungs-, 1-Gleichungs-, 2-Gleichungsmodell), welche die<br />

Auflösung von Wandgrenzschichten bis in die laminare Unterschicht hinein erfordern (Low-Re-<br />

Modelle).<br />

Das Berechnungsgebiet wird in mehrere strukturierte Rechennetze unterteilt (Multiblock), die<br />

wiederum einer vom Benutzer beliebig vorgegebenen Netzbewegung und Netzverformung unterliegen<br />

können, wobei in dem für Turbomaschinen wichtigen Sonderfall der gleichförmigen Rotation auf die<br />

Beschreibung im Relativsystem mit absoluten Größen übergegangen werden kann. Die Generierung<br />

dieser Multiblocknetze erfolgt einerseits mit algebraischen Methoden, basierend auf Bézier-Kurven<br />

und Flächen, die zusätzlich mit einem differentiellen Netzgenerierungs-verfahren kombiniert werden.<br />

Diese Werkzeuge <strong>zur</strong> Netzgenerierung gestatten die benutzerdefinierte Steuerung der Netzverteilung<br />

sowie ein möglichst orthogonales Aufsetzen der Netzlinien an den Berandungen.<br />

Die Validierung des entwickelten Rechenprogrammes erfolgt zunächst mit reibungsfreien oder<br />

laminaren Strömungsproblemen, deren analytische Lösung bekannt ist und die möglichst gezielt die<br />

einzelnen Programmodule abtesten sollen (Lavaldüse, Stoßwellenrohr, Hobson-Impulsgitter,<br />

schwingendes Plattengitter, rotierendes Gefäß, laminare ebene Plattengrenzschicht).<br />

Ein Vergleich der implementierten Zeitschrittverfahren wird anhand einer ebenen, instationären<br />

laminaren Wirbelstraße mit Re1=100 gezeigt.<br />

Weiters werden ebene turbulente Strömungen im Vergleich mit Meßdaten <strong>zur</strong> Verifizierung der<br />

Turbulenzmodellierung herangezogen (turbulente ebene Plattengrenzschicht, transsonische<br />

Tragflügelströmungen, Nachlauf hinter einem Turbinengitter, Wärmeübergang an einer<br />

transsonischen Leitschaufelkaskade), wobei speziell bei Wärmeübergangsberechnungen auf die<br />

Problematik der Transitionsvorhersage eingegangen wird.<br />

Schließlich wird anhand der <strong>3D</strong>-Strömungssimulation einer transsonischen Turbinenkaskadenströmung<br />

mit Reibung und Turbulenz der Vergleich mit Meßdaten, insbesondere im Hinblick auf<br />

Sekundäreffekte durchgeführt.<br />

Abschließend werden noch <strong>3D</strong>-Euler-Stufenberechnungen <strong>zur</strong> aerodynamischen Auslegung der<br />

transsonischen Versuchsturbinenbeschaufelung des Institutes für thermische Turbomaschinen sowie<br />

Berechnungen, die im Rahmen des am ITTM durchgeführten Turbinenschaufelkühlungs-projektes<br />

durchgeführt wurden, dokumentiert.


ABSTRACT<br />

Subject of this work is the development of a <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> solver for computing the threedimensional,<br />

compressible, viscous and turbulent flow in thermal turbomachines. In the present<br />

work, a time-stepping algorithm, based on a cell-centred finite volume concept is introduced.<br />

The convective (Euler) parts are discretized either using a third-order-accurate, TVD-upwind scheme<br />

or a by applying a central difference method, coupled with a non-linear artificial dissipation model.<br />

In order to construct the numerical viscous flux vector at the cell interfaces, it is necessary to<br />

evaluate first-order derivatives of the dependant variables, which is done in a central-differencing<br />

manner, using Green's theorem.<br />

The governing equations are discretized in time using the Euler implicit method leading to a set of<br />

non-linear finite difference equations which is solved using a Newton procedure. Alternatively the<br />

explicit four stage Runge-Kutta time-stepping scheme is adopted.<br />

In stationary simulations convergence is optimised by using a local time step based on a local<br />

stability criterion. Furthermore, a Multi-Grid procedure is used to accelerate convergence to a steady<br />

state.<br />

The turbulent stresses are calculated using the Boussinesq assumption, which relates the turbulent<br />

stress tensor with the mean strain-rate tensor by an eddy viscosity μt. The eddy viscosity is modelled<br />

using either an algebraic turbulence model, a one-equation turbulence model or a low-Reynoldsnumber<br />

k-ε model.<br />

In order to discretize the flow region, moving body-fitted Multi-Block grids, which are generated<br />

with an algebraic method, based on Bézier curves and/or a numerical technique, are introduced.<br />

The code is tested on simple benchmark problems (Laval-nozzle, shock-tube, Hobson's blade profile,<br />

vibrating cascade of flat-plates, laminar flat-plate boundary layer) where analytical solutions are<br />

available. The performance of the implemented time-stepping schemes is investigated by computing<br />

the unsteady vortex shedding past a cascade of cylinders.<br />

Several turbulent flow problems (turbulent flat-plate boundary layer, transonic airfoil flows, the<br />

wake flow downstream of a linear turbine cascade, external heat transfer predictions in a highlyloaded<br />

transonic linear turbine guide vane cascade, secondary flow effects in a transonic cascade)<br />

are considered to validate the present solver.<br />

Finally <strong>3D</strong> computations, which were carried out during the design of the institute's transonic test<br />

turbine and simulations of underexpanded transonic jet layers, applied to gas turbine blade film<br />

cooling are presented.


Inhalt<br />

EINLEITUNG 1<br />

1. Forschungsarbeiten am ITTM 1<br />

2. Physikalische Vorgänge in Schaufelreihen 2<br />

3. Überblick über die numerische Strömungsberechnung in Turbomaschinen 3<br />

4. Aufgabenstellung und Auswahl des <strong>numerischen</strong> Verfahrens 8<br />

5. Bemerkungen <strong>zur</strong> Gliederung der eingereichten Dissertation 10<br />

1. GRUNDGESETZE DER STRÖMUNGSMECHANIK 12<br />

1.1 Transporttheorem für Volumenintegrale 12<br />

1.2 Erhaltung der Masse (Kontinuität) 13<br />

1.3 Impulssatz 13<br />

1.4 Energiesatz 13<br />

1.5 Die <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen in Flußvektorschreibweise 13<br />

1.6 Bilanz am Oberflächenelement (Cauchy'sche Formel) 14<br />

1.7 Schubspannungen und Wärmeströme für laminare Strömungen 15<br />

1.8 Zeitliche Mittelung der <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen 15<br />

1.8.1 Definition: Reynolds/Favre-Mittelung 15<br />

1.8.2 Turbulente Spannungen 15<br />

1.8.3 Turbulente Energieströme 16<br />

1.9 Ansatz von Boussinesq, Wirbelviskosität μt 17<br />

1.10 Reynolds/Favre-gemittelte <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen 18<br />

1.11 Verwendete Turbulenzmodelle 18<br />

1.11.1 Algebraisches Turbulenzmodell nach Arnone & Pacciani, 1996 19<br />

1.11.2 Eingleichungsmodell nach Spalart & Allmaras, 1994 20<br />

1.11.3 Low-Re k-ε Modell nach Biswas und Fukuyama, 1994 22<br />

2. NUMERISCHER LÖSUNGSALGORITHMUS 24<br />

2.1 Strukturiertes Rechennetz 25<br />

2.2 Netzbewegung/Netzverformung 26<br />

2.3 Zusätzlicher Quellterm für gleichförmige Rotation 27<br />

2.4 Approximation der Volumenintegrale und der Quellterme 28<br />

2.5 Diskretisierung der Eulerflüsse 29<br />

2.5.1 Finite-Volumen-Formulierung des Eulerflusses 29<br />

2.5.2 Stabilitätsbetrachtung des Konvektionsproblems 30<br />

2.5.3 Numerisch stabile Approximation des Konvektionsproblems durch<br />

vorzeichenrichtige, einseitige Diskretisierung der charakteristischen<br />

Gleichungen 32<br />

2.5.4 TVD Upwind Verfahren nach ROE, 1981 33<br />

2.5.5 Zentrales Verfahren mit numerischer Dissipation 37<br />

2.6 Diskretisierung der Diffusiven Flüsse Eν 38<br />

2.6.1 Finite-Volumen-Form des Diffusiven Flusses 38<br />

2.6.2 Geschwindigkeits/Temperatur-Gradienten <strong>zur</strong> Bestimmung der<br />

Schubspannungen und Wärmeströme 38<br />

2.6.3 Thinlayer-Approximation der Diffusionsflüsse 41<br />

2.7 Semi - diskrete Erhaltungsform 41<br />

2.8 Implementierung der Randbedingungen 42<br />

2.9 Zeitliche Integration der semi-diskreten Erhaltungsform 45


Inhalt<br />

2.9.1 Explizites Vier Schritt Runge-Kutta Verfahren 45<br />

2.9.2 Implizites Verfahren 46<br />

2.10 Konvergenzbeschleunigungstechniken für stationäre Probleme 50<br />

2.10.1 Lokales Zeitschrittverfahren 50<br />

2.10.2 Mehrgitterverfahren (Multigrid) 51<br />

3. NETZGENERIERUNG 55<br />

3.1 Werkzeuge <strong>zur</strong> Rechennetzgenerierung im ℜ2 55<br />

3.1.1 Definition der Berandungen 56<br />

3.1.2 Rechennetz zwischen zwei parametrisch gegebenen Kurven mittels Bézier-<br />

Kurven dritter Ordnung 56<br />

3.1.3 Steuerung der Netzverteilung 57<br />

3.1.4 Vergleichmäßigung der Netze durch die Lösung partieller elliptischer<br />

Differentialgleichungen 58<br />

3.2 Beispiele für 2D-Multiblock-Netzkonfigurationen <strong>zur</strong> Berechnung der<br />

Turbomaschinenströmung 61<br />

3.3 Generierung von <strong>3D</strong>-Netzen für axiale Turbomaschinen 63<br />

PAPER 1 66<br />

4. VALIDIERUNG DES RECHENVERFAHRENS 75<br />

4.1 Berechnung der reibungsfreien Strömung in einer Lavaldüse<br />

mit Verdichtungsstoß 76<br />

PAPER 2 80<br />

4.2 Berechnung der Strömung in einem Stoßwellenrohr 90<br />

4.3 Kolbenbewegung in einem Rohr 92<br />

4.4 Erstes Impulsgitter von Hobson 93<br />

4.5 Das schwingende Plattengitter 97<br />

4.6 Gleichförmig rotierendes geschlossenes Gefäß 100<br />

4.7 Laminare ebene Plattengrenzschicht 101<br />

4.8 Laminare Wirbelstraße hinter einer Zylinderkaskade 104<br />

4.9 Turbulente Plattengrenzschicht 108<br />

4.10 Transsonische Tragflügelströmungen 112<br />

4.11 Nachlauf hinter einem Turbinengitter (Bemerkungen zu PAPER 3) 117<br />

PAPER 3 118<br />

4.12 Wärmeübergang an einer Leitschaufelkaskade (Bemerkungen zu PAPER 4) 129<br />

PAPER 4 132<br />

4.13 Sekundärströmungen in einer transsonischen Turbinenkaskade 141


Inhalt<br />

5. AUSLEGUNGSRECHNUNGEN ZUR VERSUCHSTURBINE DES ITTM 155<br />

5.1 Nachrechnung der Ergebnisse aus Paßrucker, 1997 156<br />

5.2 Entwurf einer neuen Leitschaufel 163<br />

PAPER 5 172<br />

ZUSAMMENFASSUNG 181<br />

LITERATURANGABEN 183


Einleitung 1<br />

Einleitung<br />

Die Verfeuerung fossiler Energieträger, die vor Jahrmillionen entstanden und somit nur im<br />

begrenzten Ausmaße verfügbar sind, richtet irreparable ökologische Schäden an Natur und<br />

Umwelt an. Während der Umstieg auf regenerative Energiequellen eine längerfristige, aber<br />

notwendige Zukunftsperspektive ist, muß mittelfristig bei der Senkung des Energieverbrauchs<br />

durch den Einsatz neuer Technologien angesetzt werden. Die Kraftwerkstechnik, die einen<br />

beträchtlichen Anteil am Verbrauch fossiler Energieträger hat, kann durch neue Arten der<br />

Prozeßführung sowie durch Verbesserung der Wirkungsgrade der Einzelkomponenten den<br />

Wirkungsgrad der Energieumsetzung erhöhen.<br />

In dieser Hinsicht kommt der Optimierung der <strong>zur</strong> Stromerzeugung eingesetzten thermischen<br />

Turbomaschinen sehr große Bedeutung zu. Schon geringe Wirkungsgradverbesserungen<br />

bewirken eine merkliche Erhöhung des Gesamtwirkungsgrades des Kraftwerkes.<br />

Neben Maßnahmen, wie der Erhöhung der Turbineneintrittstemperatur ist auch die<br />

rechnerische Erfassung der Strömung in den Schaufelkanälen ein wichtiger Beitrag <strong>zur</strong><br />

optimalen Auslegung, Leistungssteigerung und Wirkungsgradverbesserung thermischer<br />

Turbomaschinen.<br />

Um die Strömungssituation möglichst wirklichkeitsgetreu zu erfassen, werden immer größere<br />

Ansprüche an die Stömungsrechnung gestellt. Mit der rasanten <strong>Entwicklung</strong> in der<br />

Computerindustrie und der damit verbundenen Steigerung der Rechenleistung können moderne<br />

Strömungssimulationsprogramme neben Effekten wie Transsonik, Reibung, Turbulenz und<br />

Dreidimensionalität auch den instationären Charakter der Strömung berücksichtigen. Ein<br />

solches Rechenprogramm ermöglicht dem Ingenieur ein detailliertes Verständnis der<br />

Strömungssituation und schafft damit die Vorraussetzung für ein optimales aerodynamisches<br />

Design moderner Turbomaschinenbeschaufelungen.<br />

1. Forschungsarbeiten am ITTM<br />

Diese Arbeit gliedert sich ein in die vom österreichischen Fonds <strong>zur</strong> Förderung der<br />

wissenschaftlichen Forschung (FWF) unterstützten Forschungsprojekte, welche derzeit am<br />

Institut für Thermische Turbomaschinen und Maschinendynamik der TU-Graz (ITTM)<br />

durchgeführt werden.<br />

Forschungsschwerpunkt S68 "Thermische Energieerzeugung –Wirkungsgradsteigerung<br />

und Emissionsminderung von Wärmekraftwerken"<br />

Dieser Forschungsschwerpunkt ist derzeit der größte im Bereich der<br />

österreichischen Ingenieurswissenschaften und wurde von o.Univ.-Prof. Dr.<br />

Herbert Jericha, Leiter des Institutes für Thermische Turbomaschinen und<br />

Maschinendynamik, initiiert.<br />

Die Aufgabenstellung dieses Schwerpunktes ist die Optimierung und<br />

Emissionsminderung bei der Energieproduktion durch thermische Kraftwerke.<br />

Neben der Optimierung der Turbomaschinen <strong>eines</strong> thermischen<br />

Kraftwerksprozesses, (Projekte S6801, S6807 und S6809), sollen auch


Einleitung 2<br />

Verbesserungen des gesamten thermischen Prozesses gesucht werden (Projekt<br />

S6811).<br />

Unterstützt werden diese Bemühungen durch die Suche nach neueren,<br />

temperaturbeständigeren Werkstoffen (Projekt S6805).<br />

Projekt S6801: "Wirkungsgradsteigerung durch Strömungsoptimierung"<br />

Das Ziel dieses Projektes ist die Verbesserung der Strömung durch<br />

Turbomaschinenbeschaufelungen und damit des Gesamtwirkungsgrades von<br />

Turbomaschinen. Deshalb sollen Messungen der Strömung durch eine<br />

transsonische Versuchsturbine, die im Rahmen dieses Projektes gebaut wird (s.<br />

Dissertation Erhard, 1998), ein besseres Verständnis dieser komplizierten<br />

Strömungssituation erlauben.<br />

Andererseits sollen diese Messungen als Grundlage für die <strong>Entwicklung</strong> effizienter<br />

numerischer Verfahren für die Strömungsvorhersage in thermischen<br />

Turbomaschinen dienen.<br />

Einen wissenschaftlichen Beitrag <strong>zur</strong> <strong>Entwicklung</strong> numerischer Rechenmethoden für<br />

Turbomaschinenströmungen zu leisten ist Ziel dieser Dissertation, welche im Rahmen des<br />

Forschungsprojektes S6801 durchgeführt wurde.<br />

2. Physikalische Vorgänge in Schaufelreihen<br />

Die reale Strömung durch Schaufelreihen von Lauf- und Leiträdern ist entsprechend der<br />

komplexen Geometrie dreidimensional, reibungsbehaftet, turbulent (Reynoldszahlen ≈10 6 ),<br />

Abb.1: Strömungsvorgänge in Schaufelreihen thermischer Turbomaschinen


Einleitung 3<br />

instationär und im Falle von transsonischer Strömung auch stoßbehaftet. Einen Überblick über<br />

einige typische Strömungsvorgänge innerhalb einer Schaufelreihe zeigt Abb. 1.<br />

Durch die Umlenkung der Strömung in der Schaufel entstehen große Druckunterschiede in<br />

axialer, radialer und in Umfangsrichtung. Durch die Reibung entstehen an den<br />

Festkörperoberflächen der Seitenwände und der Schaufeln Grenzschichten, die stromabwärts<br />

der Schaufelhinterkante ein Nachlaufgebiet erzeugen. Die Strömung kann laminar,<br />

transitional oder voll turbulent sein, sie kann bei großen Druckgradienten ablösen und sich<br />

gegebenenfalls wieder anlegen.<br />

Bei höheren Machzahlen entstehen Verdichtungsstöße, die zu einer unstetigen Verzögerung<br />

und Druckzunahme und damit zu Totaldruckverlusten führen. Bei komplexer Strömung bilden<br />

diese Stöße verwundene Flächen, die zu einem ungleichmässigen Entropiefeld und damit zu<br />

einer rotationsbehafteten Strömung führen. Die Wechselwirkung von Stoß und Grenzschicht<br />

führt oftmals zu einer Ablösung der Strömung und zu zusätzlichen Verlusten.<br />

Die Ursachen für das Auftreten von Sekundärströmungen sind vielfältig. Sie entstehen durch<br />

Druckunterschiede am Gehäusespalt, durch verminderte Geschwindigkeiten in den<br />

Grenzschichten, durch eine ungleichförmige Zuströmung und durch Zentrifugalkräfte. In<br />

Turbinen sind diese Sekundärströmungen von großer Bedeutung, da sie beachtliche<br />

dreidimensionale Strömungsverzerrungen und Verluste in Wandnähe hervorrufen, die bis zu<br />

50% der Gesamtverluste ausmachen können.<br />

Instationäre Vorgänge treten durch die Relativbewegung zwischen Leit- und Laufrad auf, oder<br />

wenn der Betriebszustand stark vom Auslegungspunkt abweicht (rotierendes Abreißen,<br />

Pumpen, Schaufelflattern). Des weiteren können sich instationäre Zustände in den<br />

Ablösegebieten im Bereich der Schaufelvorder- und -hinterkante ergeben.<br />

Der Wärmeübergang zwischen Strömung und der festen Berandung spielt bei gekühlten<br />

Gasturbinenbeschaufelungen eine entscheidende Rolle, wobei im Falle von filmgekühlten<br />

Beschaufelungen die Vermischung zwischen dem kalten Kühlfilm und der heißen<br />

Hauptströmung von Bedeutung ist.<br />

3. Überblick über die numerische Strömungsberechnung<br />

in Turbomaschinen<br />

Nahezu alle derzeit existierenden <strong>Codes</strong> lassen sich nach der Art des Lösungsverfahrens in drei<br />

Gruppen einteilen, und zwar in zeititerative Verfahren, in Druckkorrekturverfahren und in<br />

Verfahren auf der Basis der Finite-Element-Methode. Im folgenden soll näher auf die Gruppe<br />

der zeititerativen Verfahren eingegangen werden, da diese im Bereich der thermischen<br />

Turbomaschinen am häufigsten angewandt werden und die Grundlage der vorgelegten Arbeit<br />

sind.


Einleitung 4<br />

Diskretisierung der konvektiven Terme<br />

Für die Stabilität und Genauigkeit des Algorithmus von entscheidender Bedeutung ist die<br />

Diskretisierung der in den Erhaltungsgleichungen auftretenden konvektiven Terme (Euler<br />

Terme), insbesondere im Falle der eindeutig konvektionsdominierten, kompressiblen<br />

Turbomaschinenströmung.<br />

Speziell bei transsonischen Strömungen, wo das zu lösende Differentialgleichungssystem in<br />

Unter- / Überschallbereichen von unterschiedlichem Typus ist (Unterschall: elliptisch,<br />

Überschall: hyperbolisch) und Sprunglösungen in den Erhaltungsgleichungen möglich sind<br />

(Verdichtungsstoß, Kontaktunstetigkeit) ist die physikalisch richtige Lösung des<br />

Konvektionsproblems durch die Numerik von fundamentaler Bedeutung.<br />

Die Diskretisierung dieser konvektiven Anteile erfolgt nun hauptsächlich mit zentralen oder<br />

Upwind-Verfahren.<br />

Die zentralen Verfahren sind einfach programmierbar, rechnerisch effizient, benötigen aber <strong>zur</strong><br />

Stabilisierung zusätzliche numerische Dissipationsterme. Ein häufig verwendetes zentrales<br />

Verfahren geht auf die Arbeit von Beam und Warming, 1978 <strong>zur</strong>ück. Ein Nachteil dieser<br />

Verfahren ist, daß erstens durch die künstlichen Dissipationsterme die Genauigkeit der Lösung<br />

in der Grenzschicht leiden kann, und zweitens, daß die physikalische Ausbreitungsrichtung von<br />

Störungen nicht berücksichtigt wird.<br />

Die Einbringung der physikalischen Störungsausbreitung in den Diskretisierungsprozeß führt<br />

zu den sogenannten Upwind-Verfahren. Immer häufiger werden dabei die Godunov-Typ-<br />

Verfahren angewandt, die auf der grundlegenden Arbeit von Godunov aus dem Jahre 1959<br />

basieren. Godunov nahm an, daß die konservativen Variablen in jeder Netzzelle stückweise<br />

konstant sind und die zeitliche <strong>Entwicklung</strong> der Strömung der exakten Lösung des Riemann-<br />

Problems im Stoßwellenrohr folgt, sodaß Eigenschaften der exakten Lösung der Euler-<br />

Gleichungen für die Diskretisierung herangezogen werden können. Diese Methode wurde auf<br />

höhere Interpolationsordnungen für den Verlauf der Variablen erweitert (MUSCLE, Monotone<br />

Upwind Scheme for Conservation Laws), die exakte Lösung des Riemann-Problems durch<br />

approximative Lösungen ersetzt. Die Interpolationen sind im allgemeinen vom TVD-Typ<br />

("Total Variation Diminishing"), um unphysikalische Oszillationen zu vermeiden (s. dazu<br />

Chakravarthy, 1988). Bei den approximativen Riemann-Lösern sind heute die von Osher<br />

(Engquist und Osher, 1980) und Roe, 1981 sehr weit verbreitet. Der Vorteil der Upwind-<br />

Verfahren ist ihre Fähigkeit der genauen Auflösung von Strömungsdiskontinuitäten, ihre<br />

genauere Erfassung von Grenzschichtströmungen und ihre höhere numerische Stabilität, ihr<br />

Nachteil ist der erhöhte Aufwand an Rechenzeit.<br />

Diskretisierung der diffusiven Anteile<br />

Die Diskretisierung der viskosen Terme (Schubspannungen und Wärmeströme) hat im<br />

Vergleich <strong>zur</strong> Diskretisierung der konvektiven Terme eher geringen Einfluß auf Genauigkeit<br />

und Stabilität des Gesamtalgorithmus und erfolgt daher meist mit Hilfe von zentralen<br />

Differenzen oder durch direkte Anwendung des Gauß'schen Integralsatzes auf ein finites<br />

Volumen.


Einleitung 5<br />

Zeitliches Integrationsverfahren<br />

Ein weiteres Unterscheidungskriterium bei den zeititerativen Verfahren ist die Art der<br />

zeitlichen Integration. Explizite Verfahren berechnen die neuen zeitlichen Strömungszustände<br />

aus den Bilanzen zum alten Zeitschritt und sind einfacher in der Anwendung, weisen aber<br />

geringe numerische Stabilität auf. Das 4-Schritt-Verfahren von Runge-Kutta, ist hier das<br />

gebräuchlichste explizite Verfahren (s. z. B.: Jameson, 1981, Arnone und Swanson, 1993).<br />

Im Gegensatz dazu versuchen implizite Verfahren eine simultane Lösung <strong>eines</strong><br />

Gleichungssystems, das auf Gleichgewichtsbilanzen zum neuen Zeitschritt aufgebaut ist. Sie<br />

sind theoretisch unbegrenzt stabil, der dadurch mögliche größere Zeitschritt beim Fortschreiten<br />

der zeititerativen Lösung wiegt den erhöhten <strong>numerischen</strong> Aufwand auf. Die Lösung der<br />

Systemmatrix, die durch zeitliche Taylor-Reihenentwicklung der Flußvektoren gewonnen wird,<br />

erfolgt entweder durch approximative Faktorisierung nach Beam und Warming, 1978 (s. auch<br />

Sanz, 1993, Paßrucker, 1997) oder durch Gauß-Seidel-Linienrelaxation (s.z.B. Gehrer, 1994,<br />

Lücke, 1997). Beide Verfahren führen zu Block-tridiagonalen Gleichungssystemen.<br />

Randbedingungen<br />

Als Randbedingungen treten in thermischen Turbomaschinen im allgemeinen folgende Fälle<br />

auf, die in der nachstehenden Abbildung dargestellt sind:<br />

• Zu-/Abströmbedingungen<br />

• Konturbedingungen<br />

• Periodizitätsbedingungen<br />

• Grenzen zwischen verschiedenen bzw. denselben Rechennetzen<br />

Randbedingungen in Schaufelkanälen thermischer Turbomaschinen (aus Paßrucker, 1997)


Einleitung 6<br />

Die Vorgabe der Randbedingungen erfolgt dabei grundsätzlich im Einklang mit der<br />

eindimensionalen Charakteristikentheorie (s. Benetschik, 1991, Sanz, 1993, Gehrer 1994).<br />

So ist es beispielsweise bei stationären subsonischen Strömungen üblich, am Eintritt<br />

Totaldruck, Totaltemperatur und Strömungswinkel und am Austritt den statischen Druck<br />

vorzugeben. Die Vorgabe konstanter Werte an diesen Grenzen kann zu Reflexionen von<br />

Störungen und vor allem von Verdichtungsstößen führen. Man behilft sich im allgemeinen<br />

durch sehr lange Rechennetze insbesondere im Abströmbereich. Ist dies nicht möglich, so<br />

werden vielfach sogenannte nichtreflektierende Randbedingungen von Giles, 1990 verwendet<br />

(s. dazu auch Paßrucker, 1997).<br />

An festen Konturen werden Tangentialbedingungen für Euler-Strömungen bzw. Null-<br />

Geschwindigkeiten für reibungsbehaftete Strömungen vorgegeben.<br />

Um bei einem Ringgitter nicht alle Schaufelkanäle modellieren zu müssen, nimmt man an, daß<br />

sich in allen Kanälen eine idente Strömung einstellt. Dies wird durch Vorgabe von<br />

Periodizitätsbedingungen an den Rändern in Umfangsrichtung erreicht.<br />

Weiters werden <strong>zur</strong> stationären Berechnung von Rotor - Stator Interaktionen spezielle<br />

Übergangsbedingungen zwischen verschiedenen Rechennetzen benötigt. Am Austritt von<br />

Ringgittern wird außerdem die Druckverteilung vielfach mit Hilfe des radialen<br />

Gleichgewichtes bestimmt (s. dazu auch Kap. 2).<br />

Konvergenzbeschleunigungstechniken<br />

Die Größe des möglichen Zeitschrittes hängt sowohl bei expliziten als auch impliziten<br />

Verfahren von der Zellgröße ab. Bei instationären Problemstellungen bestimmt damit die<br />

kleinste Netzzelle die Größe des möglichen Zeitschrittes. Bei stationären Strömungen kann<br />

man den globalen Zeitschritt durch lokale Zeitschritte ersetzen und damit die<br />

Konvergenzgeschwindigkeit deutlich steigern (siehe dazu Sanz, 1993, Gehrer 1994).<br />

Bei expliziten Verfahren wird meist zusätzlich das sogenannte "Residual Smoothing"<br />

verwendet, das von Jameson, 1983 für den Runge-Kutta-Algorithmus adaptiert wurde.<br />

Während jeder Stufe wird eine zusätzliche implizte Gleichung gelöst, deren Aufgabe die<br />

Glättung der Residien (= Bilanz der Flüsse) über das Strömungsfeld ist. Die maximale<br />

Zeitschrittgröße kann damit um einen Faktor zwei bis drei erhöht werden (Arnone und<br />

Swanson, 1993).<br />

Die sog. Mehrgitter ("Multigrid") -Technik wird ebenfalls bei sowohl impliziten als auch<br />

expliziten Strömungslösern <strong>zur</strong> Konvergenzbeschleunigung verwendet (s. z. B. Jamson 1986).<br />

Der Grundgedanke ist, daß auf gröberen Rechennetzen infolge größerer möglicher Zeitschritte<br />

Störungen schneller das Rechengebiet verlassen. Deshalb werden ausgehend von einem feinen<br />

Netz auf immer gröberen Netzen die Erhaltungsgleichungen gelöst und die Lösung auf das<br />

feine Netz rückinterpoliert. Als effektiver Zeitschritt ergibt sich bei N Netzabstufungen<br />

ungefähr (2 N -1)Δt, wobei Δt der erlaubte Zeitschritt auf dem feinsten Netz ist.<br />

Turbulenzmodellierung<br />

Es wird allgemein angenommen, daß die <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong>-Gleichungen turbulente Strömungen<br />

ausreichend genau beschreiben. Um alle relevanten Strömungsphänomene einer turbulenten<br />

Strömung mit Hilfe einer direkten <strong>numerischen</strong> Simulation (DNS) zu erfassen, ist es einerseits<br />

notwendig, daß das Rechennetz die Auflösung aller charakteristischen Längenmaßstäbe<br />

gewährleistet, und andererseits, daß die Zeitschrittgröße so gering ist, daß eine zeitliche


Einleitung 7<br />

Auflösung turbulenter Vorgänge möglich ist. Die direkte Lösung der <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong>-<br />

Gleichungen (DNS) ist daher derzeit nur für relativ geringe Reynoldszahlen möglich. Diese<br />

Ergebnisse können aber als Datenbasis für die Erprobung von Turbulenzmodellen verwendet<br />

werden. In absehbarer Zeit ist jedoch trotz der immensen Fortschritte in der Leistungsfähigkeit<br />

der Computer die technische Anwendung der DNS nicht möglich, sie wird aber das Fernziel<br />

der Turbulenzforschung sein.<br />

Man führt nun entsprechend einem Vorschlag von Reynolds eine zeitliche Mittelung der<br />

Erhaltungsgleichungen durch und bestimmt die dadurch auftretenden zusätzlichen Terme mit<br />

Hilfe von Turbulenzmodellen ("Schließungsproblem der Turbulenzmodellierung").<br />

Turbulenzmodelle lassen sich nach der Art der Modellannahme in drei Gruppen einteilen, in die<br />

Wirbelviskositätsmodelle, in die Reynolds'schen Schubspannungsmodelle und in die Gruppe<br />

der "Large Eddy Simulation (LES)".<br />

Die meisten derzeit im Turbomaschinenbereich verwendeten Modelle fallen in die erste Gruppe<br />

der Wirbelviskositätsmodelle, die auf einen Ansatz von Boussinesq <strong>zur</strong>ück gehen, der aufgrund<br />

von Analogieüberlegungen zu den viskosen Molekülbewegungen die scheinbaren turbulenten<br />

Spannungen mit den tatsächlichen Scherspannungen mit Hilfe einer scheinbaren oder<br />

turbulenten Viskosität in Beziehung bringt.<br />

Die immer noch häufig verwendeten algebraischen Turbulenzmodelle bestimmen diese<br />

turbulente Viskosität direkt aus den Größen des Strömungsfeldes unter Zuhilfenahme des<br />

Prandtl'schen Mischungswegansatzes (Prandtl, 1925). Auf der Arbeit von Baldwin und Lomax,<br />

1978 basierende Modelle liefern recht gute Ergebnisse für dünne anliegende<br />

Grenzschichtströmungen entlang fester Berandungen bei nahezu orthogonalen Rechennetzen,<br />

bereiten jedoch Schwierigkeiten bei Strömungen mit starken Sekundäreffekten, Ablösungen,<br />

oder für die Modellierung des Nachlaufs.<br />

Verbesserungen in der Turbulenzmodellierung werden durch die Berücksichtigung von<br />

Transportvorgängen mittels sogenannter Eingleichungsmodelle, die die Lösung einer<br />

zusätzlichen Differentialgleichung verlangen, erzielt (s. dazu Baldwin & Barth, 1990, Spalart &<br />

Allmaras, 1994).<br />

Des weiteren wird sehr häufig versucht, eine zweite Transportgleichung zu lösen. Im<br />

allgemeinen wählt man die turbulente kinetische Energie (k) als erste Transportgröße, und als<br />

zweite Größe eine Variable der Form Z=k n l m (Vandromme, 1991), wobei l das turbulente<br />

Längenmaß darstellt. Das k-ε-Modell ist das derzeit am häufigsten verwendete<br />

Zweigleichungsmodell, bei dem eine zweite Differentialgleichung für die Dissipation ε der<br />

kinetischen Energie (ε ≈ k 3/2 l -1 ) gelöst wird.<br />

Um komplexe Strömungen zu simulieren wird daran gearbeitet, das Schließungsproblem der<br />

Turbulenzmodellierung durch Transportgleichungen für die turbulenten Spannungen zu<br />

bewerkstelligen. ("Reynolds Stress Closure" bzw. "Second Order Closure"). Die Vorteile<br />

dieses recht aufwendigen Ansatzes zeigen sich insbesondere bei Strömungen mit<br />

Ablöseerscheinungen, Rotation, Auftrieb oder starker Stromlinienkrümmung. Da der<br />

rechnerische Aufwand doch sehr groß ist, können sich diese Modelle für die<br />

Turbomaschinenströmung noch schwer durchsetzen.<br />

Das Verbindungsglied zwischen den statistischen Verfahren, die auf die Reynolds'schen<br />

Gleichungen beruhen, und der DNS-Methode stellen die sogenannten "Large Eddy<br />

Simulation"-Verfahren (LES) dar. Diese Verfahren lösen die großen turbulenten<br />

Wirbelstrukturen direkt und modellieren nur die kleinen Turbulenzstrukturen, die sogenannten<br />

"Subgrid Scale"-Bewegungen, wobei die Unterscheidung nicht immer eindeutig ist. Der


Einleitung 8<br />

Rechenaufwand der LES-Verfahren liegt zwar deutlich unter dem der DNS-Methode, er ist<br />

jedoch für technische Anwendungen noch immer viel zu groß.<br />

Diskretisierung der Geometrie<br />

Eine Schlüsselfrage bei der Konstruktion <strong>eines</strong> <strong>numerischen</strong> Algorithmus stellt auch die<br />

Diskretisierung der Geometrie dar. Diesbezüglich unterscheidet man grundsätzlich zwischen<br />

strukturierter Vernetzung und unstrukturierter Netzgenerierung.<br />

Es sind sehr viele Arbeiten durchgeführt worden, wobei die traditionell gebräuchliche<br />

strukturierte Vernetzung des Rechengebietes durch eine unstrukturierte Netzgenerierung<br />

ersetzt wurde, was bei steigender Komplexität der Geometrie sehr von Vorteil ist und eine<br />

lösungsabhängige Netzverfeinerung ermöglicht.<br />

Die Nachteile unstrukturierter Rechengitter sind jedoch vor allem der große Aufwand bei der<br />

Netzgenerierung, die kompliziertere Speicherplatzorganisation beim Berechnungsverfahren<br />

sowie die nur unvollkommen mögliche Charakteristiken-Zerlegung der Konvektionsterme<br />

aufgrund der irregulären Orientierung der Zelloberflächen (s. z.B. Gallus et al, 1995).<br />

Die Generierung der Rechengitter erfolgt im wesentlichen nach zwei verschiedenen Verfahren:<br />

• Algebraische Methoden zeichnen sich durch Einfachheit und geringe Rechenzeit aus,<br />

leiden aber darunter, daß singuläre (sich überschneidende) Bereiche nicht<br />

ausgeschlossen werden können und daß Unstetigkeiten der Berandung des<br />

Rechengebietes sich weit in das Rechennetz hinein bemerkbar machen.<br />

• Differentielle Methoden erzeugen durch das Lösen von partiellen<br />

Differentialgleichungen grundsätzlich qualitativ hochwertige Netze, benötigen aber<br />

größere Rechenzeiten und erschweren das benutzerdefinierte Manipulieren des<br />

Rechengitters (z.B.: lokales Verdichten des Netzes, Erzwingen orthogonaler<br />

Rechenlinien in der Nähe fester Wände, etc.)<br />

4. Aufgabenstellung und Auswahl des <strong>numerischen</strong> Verfahrens<br />

Zur möglichst genauen Erfassung der oben beschriebenen physikalischen Vorgänge in<br />

Schaufelreihen thermischer Turbomaschinen soll in dieser Arbeit ein modular aufgebautes<br />

Programmpaket (jeder einzelne Baustein 'Modul' ist für einen exakt definierten<br />

Aufgabenbereich zuständig), entwickelt werden, welches folgende Struktur aufweist:


Einleitung 9<br />

Modul Aufgabe<br />

"Eulerflußbilanzierung"<br />

(Lösung des 'Konvektionsproblems')<br />

Massenflußbilanzierung,<br />

Ermittlung der<br />

Druck- und Impulskräfte<br />

und der Totalenthalpieströme<br />

"Diffusionsflußbilanzierung" Berechnung der<br />

Schubspannungen, Wärmeströme<br />

"Turbulenzmodellierung" Modellierung der turbulenten<br />

Schwankungsbewegungen<br />

(turbulente Scheinspannungen,<br />

turbulente Wärmeströme)<br />

"Netzbewegung-/Verformung" Berücksichtigung einer<br />

zeitlichen Geometrieänderung<br />

des Rechengitters<br />

(Sonderfall: gleichförmige Rotation)<br />

"Rand" Aufprägen sämtlicher Randbedingungen<br />

"Zeitschrittverfahren"<br />

(Konvergenzbeschleungung)<br />

Berechnung der Zustandsverteilung<br />

zum nächsten Zeitpunkt<br />

aufgrund der Gesamtflußbilanz<br />

Als Ergebnis soll ein zeitabhängiger Forschungscode entstehen, der durch das einfache<br />

Austauschen einzelner Module als Werkzeug <strong>zur</strong> <strong>Entwicklung</strong> effizienterer numerischer<br />

Algorithmen und besserer physikalischer Modelle (z.B. <strong>zur</strong> Turbulenzmodellierung)<br />

herangezogen werden kann. Die nachfolgende Auflistung gibt einen Überblick über die<br />

Eigenschaften der im Rahmen dieser Arbeit entwickelten Programmbausteine:<br />

Zur Eulerflußbilanzierung wurde ein TVD-Upwind Verfahren nach Roe, 1981 ausgewählt,<br />

wobei eine, auf Godunov, 1959 <strong>zur</strong>ückweisende Charakteristikenzerlegung der Eulerflußbilanz<br />

die größtmögliche Konsistenz zwischen Physik und Numerik sicherstellen soll (z.B.: Gallus et<br />

al. 1995). Neben den Vorzügen der charakteristikenorientierten Diskretisierung der Eulerterme<br />

weisen diese Godunov-Typ-Verfahren zudem Konsistenz mit der integralen Form der<br />

Erhaltungsgleichungen auf.<br />

Als Alternative wird dem Benutzer auch ein zentrales Verfahren mit numerischer Dissipation<br />

(z.B.: Sanz, 1993, Paßrucker 1997), <strong>zur</strong> Verfügung gestellt.<br />

Die Diffusionsflußbilanzierung wird, wie allgemein üblich, durch ein zentrales Verfahren,<br />

bzw. durch direktes Anwenden des Gauß'schen Integralsatzes auf ein Bilanzvolumen<br />

approximiert.<br />

In dieser Arbeit wurden drei verschiedene Wirbelviskositätsmodelle <strong>zur</strong> Turbulenzmodellierung<br />

implementiert:<br />

• Algebraisches Turbulenzmodell nach Arnone & Pacciani, 1996<br />

• Eingleichungsmodell nach Spalart & Allmaras, 1994<br />

• Low-Re k-ε-Modell nach Biswas & Fukuyama, 1994


Einleitung 10<br />

Zwei verschiedene Zeitschrittverfahren können, unabhängig von der vom Benutzer<br />

spezifizierten räumlichen Diskretisierung verwendet werden:<br />

• Explizites Vier Schritt Runge-Kutta Verfahren<br />

• Implizites Verfahren<br />

Je nach Problemfall muß dann abgeschätzt werden, wie der günstigste Kompromiß hinsichtlich<br />

Gesamtrechenzeit zwischen Stabilität, Aufwand (Rechenzeit) je Zeitschritt, und zeitlicher<br />

Genauigkeit (nur bei instationären Berechnungen) zu finden ist.<br />

Speziell für stationäre Problemstellungen wurde ein lokales Zeitschrittverfahren, sowie ein<br />

geometrisches Mehrgitterverfahren (Multigrid) nach Jameson & Yoon 1986, Siikonen 1991<br />

<strong>zur</strong> Konvergenzbeschleunigung adaptiert.<br />

Das hier vorgestellte Verfahren wird für strukturierte Rechennetze, die einer beliebigen<br />

Netzbewegung-/Verformung (-> Sonderfall: gleichförmige Rotation) unterliegen können,<br />

ausgelegt, wobei allerdings mehrere solcher Netzblöcke beliebig miteinander kombiniert<br />

werden können (Multi-Block).<br />

Zusammenfassend erscheint nach dem Stand der Forschung für die vorliegende Arbeit die<br />

Erstellung <strong>eines</strong> wahlweise expliziten/impliziten zeitabhängigen finite-Volumen Verfahrens für<br />

sich bewegende/verformende strukturierte Multi-Block-Netze als angemessener Beitrag für die<br />

Strömungssimulation in Turbomaschinen.<br />

Weiters werden einige Werkzeuge <strong>zur</strong> Erstellung von strukturierten Multi-Block-Netzen<br />

vorgestellt, deren Grundlagen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geometrie der TU-Graz<br />

entwickelt wurden.<br />

An dieser Stelle sei noch darauf hingewiesen, daß für die Visualisierung sämtlicher<br />

Rechenergebnisse ein vom Autor entwickeltes Grafikpaket zum Einsatz kam, welches mit dem<br />

Hintergrund entwickelt wurde, die am ITTM gewonnenen Rechen- und Meßergebnisse mit ein<br />

und demselben Post-Processing verarbeiten und vergleichen zu können.<br />

5. Bemerkungen <strong>zur</strong> Gliederung der eingereichten Dissertation<br />

In der vorgelegten Dissertation wird ausführlich auf die <strong>Entwicklung</strong> und Validierung des<br />

<strong>numerischen</strong> Verfahrens, sowie die Erstellung der Rechennetze eingegangen.<br />

Im Rahmen der Tätigkeit des Autors als Forschungsassistent im Forschungsprojekt S6801<br />

sowie als Universitätsassistent am ITTM entstanden in der Zusammenarbeit mit den Kollegen<br />

Veröffentlichungen die ebenfalls in dieser Arbeit vorgestellt werden sollen.<br />

Auf die Übersetzung ins Deutsche wird aufgrund der Tatsache, daß im Bereich der<br />

<strong>numerischen</strong> Strömungsberechnung sich Englisch vollends als Fachsprache etabliert hat,<br />

verzichtet.


Einleitung 11<br />

• Die erste Arbeit "Paper 1" beschäftigt sich mit Schaufelkonstruktion und<br />

Netzgenerierung, basierend auf Bezierkurven und -Flächen. Hier wurde der Ansatz<br />

vorgeschlagen, ausgehend von einer mathematisch - analytischen Beschreibung von<br />

Turbinenschaufelprofilen mittels Bezierkurven Rechennetze <strong>zur</strong> <strong>numerischen</strong><br />

Strömungsrechnung zu generieren (s. auch Diss. Paßrucker, 1997). Die Grundlagen<br />

dieser Methodik wurden von Ao.Univ.-Prof Johann Lang und Univ.-Prof. Otto<br />

Röschel vom Institut für Geometrie der TU-Graz entwickelt.<br />

Gehrer A., Paßrucker H., Jericha H., Lang J., 1997, "Blade design and Gridgeneration<br />

for Computational Fluid Dynamics (CFD) with Bézier-curves and Béziersurfaces",<br />

European Conference - Antwerpen March ’97, Paper No. 54,<br />

(begutachteter Tagungsbeitrag)<br />

• In der Arbeit "Paper 2" wird, quasi als Vorstufe zum endgültigen Programmpaket, ein<br />

2D-Euler-Code vorgestellt, basierend auf einem approximativen Riemann-Solver nach<br />

Roe, 1981. In dieser Studie wurde anhand einer 2D-Lavaldüsenströmung dieses<br />

reibungsfreie Verfahren mit expliziter oder impliziter Zeitintegration hinsichtlich<br />

Genauigkeit, Stabilität und Rechenzeit abgetestet. Weiters findet sich der Vergleich einer<br />

transsonischen Kaskadenströmung mit experimentellen Daten.<br />

Sanz, W., Gehrer, A.,Paßrucker, H. 1995, "An Implicit TVD Upwind Relaxation<br />

Scheme for the Unsteady 2D-Euler-Equations", ASME Paper 95-CTP-71,<br />

(begutachteter Tagungsbeitrag)<br />

• In "Paper 3" wird der Vergleich Messung - Rechnung für den Nachlauf <strong>eines</strong><br />

Turbinengitters vorgestellt. Die Messungen dazu wurden in der transsonischen Kaskade<br />

des ITTM durchgeführt.<br />

Sanz, W., Gehrer, A., Woisetschläger, J., Forstner, M., Artner, W., Jericha, H.,<br />

1998, "Numerical and Experimental Investigation of the Wake Flow Downstream of a<br />

Linear Turbine Cascade", ASME-Paper 98-GT-246,<br />

(begutachteter Tagungsbeitrag)<br />

• In der Arbeit "Paper 4" wurden transsonische, reibungsbehaftete, turbulente<br />

Gitterströmungen mit Wärmeübergang und Transition berechnet und mit experimentellen<br />

Daten verglichen. Besonderes Augenmerk galt dabei den drei hier implementierten<br />

Turbulenzmodellen, insbesondere dem Low-Re-k-ε-Modell.<br />

Gehrer, A., Jericha, H., 1998,"External Heat Transfer Predictions in a Highly-Loaded<br />

Transonic Linear Turbine Guide Vane Cascade Using an Upwind-Biased <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong><br />

Solver", ASME - Paper 98-GT-238, accepted for publication in the Transactions of the<br />

ASME (begutachteter Tagungsbeitrag und Journalveröffentlichung)<br />

• In der Arbeit "Paper 5" wurden Rechnungen zum Forschungsprojekt P10698<br />

(Schaufelkühlung) durchgeführt, wobei die Eigenschaft von Überschallstrahlen, sich an<br />

gekrümmte Wände anzuschmiegen, <strong>zur</strong> Gasturbinenschaufelkühlung ausgenützt werden<br />

soll.<br />

Gehrer, A., Woisetschläger, J., Jericha, H., 1997, "Blade Film Cooling by<br />

Underexpanded Transonic Jet Layers", ASME Paper 97-GT-246,<br />

(begutachteter Tagungsbeitrag)


Grundgesetze der Strömungsmechanik 12<br />

1. Grundgesetze der Strömungsmechanik<br />

Um die Grundgleichungen der Strömungsmechanik zu erhalten, geht man zunächst von einem<br />

beliebig geformten, sich mit der Strömung mitbewegenden Flüssigkeitsballen aus (s. Abb. 1.1).<br />

Das Fluid wird dabei als Kontinuum mit dem Volumen V(t) und der Oberfläche S(t) modelliert,<br />

das sich unter dem Einfluß von:<br />

bewegt und verformt.<br />

• Oberflächenkräften (− p n r , r τ S )<br />

• Massenkräften ( r f m )<br />

• Oberflächenwärmeströmen ( &q S )<br />

ρfmd<br />

V<br />

dS<br />

d V<br />

S<br />

q d S<br />

-p n dS<br />

S τ d S<br />

w n dS dt<br />

V (t )<br />

Abb. 1.1: Allgem<strong>eines</strong> Bilanzvolumen<br />

1.1 Transporttheorem für Volumenintegrale<br />

w<br />

V (t +d t )<br />

Die totale zeitliche Änderung des Volumenintegrals einer Feldgröße Φ = Φ(xi,t) kann<br />

mathematisch folgendermaßen formuliert werden (siehe z. B. Gretler 1987, Wohlhart 1988):<br />

d<br />

dt<br />

1 ⎡<br />

⎛ ∂Φ ⎞<br />

⎤ ∂Φ r r<br />

ΦdV = ⎢ ⎜Φ<br />

+ dt⎟dV − ΦdV⎥ = dV + Φ w⋅ n dS<br />

dt ⎝ t ⎠<br />

t<br />

⎣⎢<br />

∂<br />

+<br />

⎦⎥<br />

∂<br />

∫ ∫ ∫ ∫ ∫<br />

V( t) V( t dt) V( t) V( t) S( t)<br />

Der erste Term wird als "lokales Glied" bezeichnet, der zweite als "konvektives Glied" und<br />

entsteht durch die Durchströmung der Oberfläche (S). Das Transporttheorem wird nun auf<br />

Massenerhaltung, Impulssatz und Energiesatz angewandt, um auf diese Weise die<br />

Grundgleichungen der Strömungsmechanik in integraler Form zu formulieren.<br />

(1.1)


Grundgesetze der Strömungsmechanik 13<br />

1.2 Erhaltung der Masse (Kontinuität)<br />

Die Kontinuitätsgleichung erhält man, indem die Transportgröße Φ durch die Dichte ρ ersetzt<br />

wird:<br />

1.3 Impulssatz<br />

d<br />

dt<br />

∂ρ r r<br />

∫ ρdV<br />

= ∫ dV + ∫ ρw<br />

⋅ n dS = 0 (1.2)<br />

∂ t<br />

V( t) V S<br />

Die zeitliche Änderung des Gesamtimpulses muß sich mit der Summe aus Druckkraft,<br />

Oberflächenspannung und Massenkräften im Gleichgewicht befinden (s. Abb. 1.1). In<br />

Gleichung 1.1 kommt nun anstelle der Transportgröße Φ der volumenspezifische Impuls ρ r w .<br />

d<br />

dt<br />

1.4 Energiesatz<br />

r<br />

r ∂ ( ρw)<br />

r r r r r r<br />

S m<br />

ρw<br />

dV = dV + ρw ( w⋅ n) dS= ( − p n + τ ) dS + f ρdV<br />

(1.3)<br />

∂ t<br />

∫ ∫ ∫ ∫ ∫<br />

V( t) V S<br />

Die zeitliche Änderung der inneren Totalenergie muß sich mit der Summe der Leistungen von<br />

Druckkraft, Oberflächenspannung und Massenkräften sowie mit den Wärmeströmen im<br />

Gleichgewicht befinden. In Gleichung 1.1 wird statt der Transportgröße Φ die<br />

volumenspezifische innere Totalenergie e eingesetzt.<br />

S ( )<br />

d<br />

dt edV<br />

∂ e r r r r r r<br />

m r S<br />

∫ = ∫ dV + e w n dS p n w dS f w dV q dS<br />

t ∫ ( ⋅ ) = ∫ − + τ ⋅ + ∫ ρ⋅<br />

+ ∫ &<br />

∂<br />

V V S<br />

S<br />

S<br />

V<br />

V<br />

mit: e e w<br />

= ρ( i + )<br />

2<br />

S<br />

r 2<br />

(1.4)<br />

Für ein ideales Gas konstanter spezifischer Wärme, das in weiterer Folge vorausgesetzt werden<br />

soll, erhält man schließlich:<br />

r<br />

p<br />

p w<br />

ei = cvT = ⇒ e = + ρ<br />

ρ( κ− 1) κ−<br />

1 2<br />

1.5 Die <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen in Flußvektorschreibweise<br />

Die Erhaltungsgleichungen (1.2, 1.3, 1.4) können sehr übersichtlich in vektorieller Form<br />

angeschrieben werden. Im folgenden werden äußere Massenkräfte (z.B. Gewichtskraft)<br />

vernachlässigt, da sie bei Gasströmungen in Turbomaschinen nur eine sehr untergeordnete<br />

Rolle spielen. Die Druckkräfte werden zu den konvektiven Anteilen hinzugefügt.<br />

2


Grundgesetze der Strömungsmechanik 14<br />

∂ Q<br />

dV + ( E− Eν)<br />

dS=<br />

0<br />

∂ t<br />

∫ ∫<br />

V S<br />

⎡ρ<br />

⎤<br />

⎡0<br />

⎤ ⎡0<br />

⎤<br />

⎢ r ⎥ r r ⎢ r ⎥ ⎢r<br />

⎥<br />

S<br />

Q = ⎢ρ<br />

w⎥;<br />

E = ( w⋅ n) Q + ⎢p<br />

n ⎥;<br />

Eν<br />

= ⎢τ<br />

⎥;<br />

⎣<br />

⎢<br />

⎦<br />

⎥<br />

⎣<br />

⎢<br />

r r<br />

e<br />

p( w⋅ n) ⎦<br />

⎥ ⎢r<br />

S r S⎥<br />

⎣⎢<br />

τ ⋅ w + q&<br />

⎦⎥<br />

Der Flußvektor E beinhaltet sämtliche Anteile, die <strong>zur</strong> Beschreibung reibungsfreier<br />

Strömungen von Bedeutung sind und wird daher als Eulerfluß oder konvektiver Fluß<br />

bezeichnet. In Eν befinden sich die Reibungsterme und Wärmeströme. Dieser Flußvektor wird<br />

somit als Diffusionsfluß bezeichnet.<br />

1.6 Bilanz am Oberflächenelement (Cauchy'sche Formel)<br />

Der Oberflächenspannungsvektor r τ S und die Wärmeströme &q S werden durch Bilanzierung am<br />

infinitesimalen Oberflächenelement dS noch umgeformt (s. z.B. Celigoj et. al. 1990). Damit<br />

gelingt es, die Oberflächenspannungen r τ S durch die Komponenten des Cauchy'schen<br />

Spannungstensors τij auszudrücken, für welche in weiterer Folge ein Reibungsgesetz (s. 1.7)<br />

angenommen werden muß. Hier soll noch darauf hingewiesen werden, daß mit dem<br />

Spannungstensor rein der deviatorische Anteil desselben gemeint ist, der hydrostatische Anteil<br />

wurde bereits durch explizites Anschreiben des Druckes berücksichtigt.<br />

Weiters wird der Oberflächenwärmestrom &q S mit dem Wärmestromvektor r q und anschließend<br />

mit einem Wärmeleitungsansatz (s. 1.7) in Beziehung gebracht.<br />

-τx<br />

n dS<br />

x<br />

-<br />

τ n dS<br />

y y<br />

e z<br />

e y<br />

e x<br />

dS<br />

n<br />

τ S<br />

-τz<br />

nzdS dS<br />

q nxdS x<br />

q nydS y<br />

Abb. 1.2: Schubspannungen und Wärmeströme am Oberflächenelement dS<br />

Kräftegleichgewicht:<br />

e z<br />

e y<br />

e x<br />

dS<br />

n<br />

q n dS<br />

z z<br />

rS r r r<br />

τ = τ n + τ n + τ n ; Indexschreibweise: τ = τ n<br />

x x y y z z i S<br />

ij j<br />

(1.5)<br />

S<br />

q dS<br />

S<br />

S<br />

Wärmebilanz: q& = q& n + q& n + q& n ; Indexschreibweise: q& = q& n (1.6)<br />

x x y y z z<br />

j j


Grundgesetze der Strömungsmechanik 15<br />

1.7 Schubspannungen und Wärmeströme für laminare Strömungen<br />

Die Schubspannungen und Wärmeströme in Gleichung 1.6 können für laminare Strömungen<br />

durch folgende Gradientenansätze mit dem Geschwindigkeits- und Temperaturfeld gekoppelt<br />

werden:<br />

cp T<br />

q&<br />

i =<br />

Pr xi<br />

μ ∂<br />

∂ ∂ ∂<br />

; τ μ<br />

∂ ∂ ∂ ∂ δ<br />

⎛ u u<br />

i j 2 u ⎞<br />

k<br />

ij = ⎜ + − ⎟<br />

ij<br />

⎝ x j xi<br />

x ⎟ (1.7)<br />

3 k ⎠<br />

Dabei wird das strömende Medium als Newton'sches Fluid modelliert (s. z.B. Gretler 1987,<br />

Gretler 1990)<br />

1.8 Zeitliche Mittelung der <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen<br />

Sämtliche in dieser Arbeit verwendeten Turbulenzmodelle basieren auf den zeitlich gemittelten<br />

<strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong>-Gleichungen. Man spaltet jede Größe des Strömungsfeldes in ihren Mittelwert<br />

und die entsprechende Schwankungsgröße auf. Die anschließende zeitliche Mittelung führt zu<br />

den Reynolds/Favre-gemittelten <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen. Die Gestalt der<br />

Grundgleichungen (Gl. 1.5) kann dadurch formal erhalten bleiben, allerdings müssen die<br />

Strömungsgrößen als Reynolds/Favre-Mittelungen interpretiert werden: Als zusätzliche<br />

Unbekannte ergeben sich turbulente Scheinspannungen, turbulente Wärmeströme und die<br />

kinetische Energie der turbulenten Schwankungsbewegung. (s. z.B.: Larsson 1996):<br />

1.8.1 Definition: Reynolds/Favre-Mittelung<br />

Zwei verschiedene Definitionen <strong>zur</strong> zeitlichen Mittelung der kompressiblen <strong>Navier</strong> <strong>Stokes</strong><br />

Gleichungen erweisen sich als zweckmäßig:<br />

∫<br />

def T<br />

Φ(<br />

t) dt<br />

• Reynolds Mittelung: Φ =<br />

T<br />

; Φ′ = Φ − Φ; Φ′=<br />

0<br />

• Favre Mittelung: ~<br />

Φ<br />

def<br />

=<br />

ρΦ<br />

;<br />

ρ<br />

def<br />

Φ ′ =<br />

~<br />

Φ− Φ; ρΦ ′= 0; Φ ′≠ 0 (1.8.1)<br />

Der Druck p und die Dichte ρ werden im folgenden als Reynoldsmittelwerte interpretiert, die<br />

Geschwindigkeitskomponenten ui und die Temperatur T jedoch als Favremittelwerte.<br />

1.8.2 Turbulente Spannungen<br />

r r r<br />

Die in den Impulsgleichungen (1.3) auftretenden Impulsströme ρw ( w⋅ n)<br />

(Indexschreibweise<br />

ρuiujnj) werden durch die zeitliche Mittelung zu:<br />

( )( )<br />

ρu u n = ρ ~ u + u ′ ~ u + u ′ n = ρ~ u ~ u n − τ n<br />

i j j i i j j j i j j<br />

turb<br />

ij j<br />

turb<br />

ij<br />

def<br />

def<br />

τ = − ρu<br />

′ u ′ (1.8.2.1)<br />

i j


Grundgesetze der Strömungsmechanik 16<br />

Die Favre Mittelung der Geschwindigkeitskomponenten führt wegen Gleichung 1.7 zu einem<br />

unbekannten Zusatzterm bei der Mittelung der laminaren Spannungen, der aber vernachlässigt<br />

werden kann. Fluktuationen der Viskosität werden dabei ebenfalls vernachlässigt.<br />

τ =<br />

~<br />

τ + τ ′≅<br />

~<br />

τ<br />

{<br />

ij ij ij ij<br />


Grundgesetze der Strömungsmechanik 17<br />

Weiters ergibt die Favre Mittelung der Geschwindigkeiten zwei unbekannte Zusatzterme bei<br />

der Mittelung der Leistung der laminaren Spannungen, die wiederum vernachlässigt werden<br />

können.<br />

τ n u = ~ u τ n + u ′ τ n = ~ u ~ τ n + ~ u τ ′ n + u ′ τ n ≅ ~ u ~ τ n<br />

123 123<br />

ij j i i ij j i ij j i ij j i ij j i ij j i ij j<br />

1.9 Ansatz von Boussinesq, Wirbelviskosität mt<br />


Grundgesetze der Strömungsmechanik 18<br />

Modell), im Gegensatz zu Modellen, bei denen μt direkt berechnet wird. In dieser Arbeit wurde<br />

dieser Ausdruck grundsätzlich vernachlässigt, da k mit guter Genauigkeit als klein gegenüber<br />

p/ρ angenommen werden kann.<br />

Die turbulenten Wärmeströme werden mit einer als konstant angenommenen turbulenten<br />

Prandtlzahl Prt modelliert, was für den Gesamtwärmestrom ergibt:<br />

c<br />

~<br />

~<br />

T<br />

T<br />

q& i c T u<br />

; q& c ; Pr .<br />

Pr x<br />

Pr Pr x<br />

turb<br />

μt p ∂ ges ⎛ μ μt ⎞ ∂<br />

= − pρ ′ i′=<br />

i = ⎜ + ⎟ p<br />

t = 0 9 (1.9.4)<br />

∂ ⎝ ⎠ ∂<br />

t i<br />

1.10 Reynolds/Favre-gemittelte <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen<br />

Mit der Definition des Gesamtdrucks (Gleichung (1.9.2)) und der Gesamtschubspannungen<br />

(Gleichung (1.9.2)) sowie des Gesamtwärmestroms (Gleichung (1.9.4)) können nun die<br />

Reynolds/Favre gemittelten <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen völlig analog zu den laminaren<br />

Gleichungen 1.5 angeschrieben werden, wobei die Flußvektoren Q, E, En jetzt folgendermaßen<br />

definiert sind:<br />

⎡ ⎤<br />

⎡ ⎤<br />

⎡<br />

ρ<br />

⎢ ⎥<br />

⎢ ⎥<br />

⎢<br />

~ r ~ r r r<br />

Q = ⎢ ⎥ E = ⋅ Q + ⎢ ⎥ E =<br />

⎢r<br />

ρ ; ( )<br />

ν τ<br />

⎢<br />

⎣<br />

⎢<br />

⎦<br />

⎥<br />

⎢ r r ⎥<br />

⎣⎢<br />

( ⋅ ⎦⎥<br />

⎢r<br />

r<br />

⎣⎢<br />

τ ⋅ +<br />

~ 0 0<br />

ges<br />

~ S, ges<br />

w w n p n ;<br />

e<br />

ges<br />

p w n) ~ ~ ~<br />

w q&<br />

Wichtige Sonderfälle von Gleichung 1.10 sind:<br />

t<br />

S, ges S, ges<br />

• Reibungsfreie Strömung: μ = μt = 0 En = 0<br />

• Laminare Strömung: μt = 0 => μ ges = μ; (μ/Pr) ges = μ/Pr<br />

• Turbulente Strömung: μ ges = μ+μt; (μ/Pr) ges = μ/Pr + μt/Prt<br />

i<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎥<br />

;<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦⎥<br />

(1.10)<br />

Dabei ist zu beachten, daß wegen der Beziehungen (1.9.2, 1.9.4) die Berechnung des<br />

Diffusionsflusses En für laminare und turbulente Strömungen völlig identisch ist, es<br />

unterscheiden sich lediglich die Größen μ ges , (μ/Pr) ges .<br />

⎯ ∼ ges<br />

Im weiteren werden die Kennzeichnungen ( ), ( ), ( ) der Übersichtlichkeit halber<br />

weggelassen.<br />

1.11 Verwendete Turbulenzmodelle<br />

In dieser Arbeit wurden drei verschiedene Turbulenzmodelle implementiert, die im<br />

Programmsystem beliebig zu und weggeschaltet werden können. Alle Modelle sind sog. Low-<br />

Re-Modelle, d.h. sie werden bis zu festen Wänden hin gelöst und erfordern daher Rechennetze,<br />

die Grenzschichten bis in die laminare Unterschicht hinein auflösen. Des weiteren benötigen<br />

alle hier verwendeten Turbulenzmodelle den minimalen Wandabstand y im Strömungsraum (s.<br />

Abb. 1.11)


Grundgesetze der Strömungsmechanik 19<br />

Abb. 1.11: Linien gleichen Wandabstands (y=const) einer Turbinenleitschaufelkaskade<br />

Diese Modelle sollen im folgenden, nach steigender Komplexität geordnet, kurz beschrieben<br />

werden.<br />

1.11.1 Algebraisches Turbulenzmodell nach Arnone & Pacciani 1996<br />

Dieses 0-Gleichungsmodell ist prinzipiell eine verbesserte Version des klassischen Baldwin &<br />

Lomax Turbulenzmodells (Baldwin & Lomax, 1978). Es handelt sich dabei um einen<br />

Zweischichtansatz auf Mischungswegbasis.<br />

Für den wandnahen 'inneren' Bereich wird die bekannte Prandtl-Van Driest Formel angesetzt:<br />

+<br />

⎛ y ⎞<br />

inner<br />

−<br />

lm = y<br />

⎜ +<br />

0. 41 1−<br />

e A ⎟<br />

A y y<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ ⎠<br />

u<br />

+ + τρWall<br />

= 26, = , uτ<br />

=<br />

μWall<br />

τ<br />

ρ<br />

Wall<br />

Wall<br />

(1.11.1.1)<br />

Für den 'äußeren' Bereich wird der Mischungsweg in einem konstanten Verhältnis zu<br />

Grenzschichtdicke δ angesetzt:<br />

outer<br />

l m = 0.085<br />

δ (1.11.1.2)<br />

Die Bestimmung der Grenzschichtdicke erfolgt nach folgenden Beziehungen, wobei ymax<br />

derjenige Wert von y ist, wo das Maximum der Funktion G(y) auftritt.<br />

+<br />

y<br />

y<br />

1<br />

⎛ ⎞<br />

−<br />

G( y)<br />

= y<br />

⎜ +<br />

− e A ⎟<br />

dy<br />

y ∫ Ω 1<br />

⎜ ⎟<br />

0 ⎝ ⎠<br />

δ = 1.145 y max<br />

(1.11.1.3)<br />

Eher problematisch bei einem allgemeinen Finiten-Volumen Konzept (im Gegensatz zu rein<br />

kartesischen Rechennetzen) ist die Implementierung der Gleichungen (1.11.1.2 und 1.11.1.3),<br />

da der Weg der Integration nicht a priori feststeht. Baldwin & Lomax (deren Modell im<br />

wesentlichen für aerodynamische Untersuchungen entwickelt wurde) definierten diesen Weg


Grundgesetze der Strömungsmechanik 20<br />

als 'along a velocity profile', aber der Begriff des 'Geschwindigkeitsprofils' ist bei allgemeinen<br />

3d-Strömungen mehr als schwierig zu definieren.<br />

Eine mögliche Vorgangsweise ist es nun, entlang einer Netzlinie voranzuschreiten, die 'normal'<br />

<strong>zur</strong> festen Wand verläuft, und dem entsprechenden Wandelement dann den errechneten Wert<br />

für δ zuzuordnen. In einem beliebigen Feldpunkt wird <strong>zur</strong> Berechnung des Mischungsweges<br />

die Grenzschichtdicke δ desjenigen Wandelements verwendet, das den kürzesten Wandabstand<br />

aufweist. Dieses Konzept wurde in dieser Arbeit programmiert und erweist sich für nicht oder<br />

nur schwach abgelöste Strömungen als ausreichend genau, sofern die Netzlinien möglichst<br />

orthogonal in Wandnähe verlaufen.<br />

Die Wirbelviskosität μt erhält man schließlich durch folgende Gleichung:<br />

outer<br />

( l ) ( lm<br />

)<br />

μt ρ m ρ<br />

inner<br />

= min<br />

⎛⎜<br />

⎝<br />

Ω , Ω<br />

2 2<br />

⎞ ⎠ ⎟<br />

(1.11.1.4)<br />

Der Umschlag von laminar/turbulent (Transition) kann durch ein sehr einfaches Kriterium<br />

automatisch vorhergesagt werden:<br />

μt = 0 falls (μt)max/μ0 < 14 (1.11.1.5)<br />

Hier ist (μt)max der maximale Wert von μt entlang <strong>eines</strong> wie oben beschriebenen<br />

'Geschwindigkeitsprofils'.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß dieses Turbulenzmodell für einfache<br />

Strömungskonfigurationen mit klar definierten Wandgrenzschichten sehr gut geeignet ist, aber<br />

bei komplexen Geometrien oder bei Problemen, bei denen der Transport von Turbulenz von<br />

Bedeutung ist (Beispiel: Nachlauf einer Turbinenbeschaufelung), nur schlecht verwendbar ist.<br />

1.11.2 Eingleichungsmodell nach Spalart & Allmaras, 1994<br />

Bei diesesm 1-Gleichungs-modell wird eine empirische Transportgleichung für eine Variable<br />

~μ gelöst, welche mit der Wirbelviskosität folgendermaßen verknüpft ist:<br />

μt = fv1μ<br />

~ f<br />

v1<br />

3<br />

χ<br />

= 3<br />

χ + c<br />

3<br />

v1<br />

χ μ~<br />

=<br />

μ<br />

(1.11.2.1)<br />

Die zu lösende skalare Transportgleichung in integraler Erhaltungsform ist formal sehr ähnlich<br />

den Grundgleichungen (1.5), mit der Ausnahme, daß hier zusätzlich ein Quellterm H SA ,<br />

bestehend aus Produktion, Destruktion, Zündung und einem zusätzlichen Diffusionsterm 1.<br />

Ordnung, in Erscheinung tritt:<br />

V<br />

∂ Q<br />

∂ t<br />

SA<br />

SA SA ( ν )<br />

∫ ∫ ∫<br />

dV+ E − E dS= H dV<br />

(1.11.2.2)<br />

S<br />

V<br />

SA<br />

μ<br />

~<br />

( ρ)<br />

Q E w n Q E<br />

x n<br />

SA SA SA SA +<br />

~<br />

=<br />

~ r r<br />

μ μ ∂<br />

μ;<br />

= ( ⋅ ) ; ν =<br />

i<br />

σ ∂<br />

i


Grundgesetze der Strömungsmechanik 21<br />

μ<br />

~<br />

μ<br />

~<br />

( ρ)<br />

∂(<br />

ρ)<br />

( )<br />

⎛c<br />

f c ⎞<br />

SA<br />

w w b<br />

cb<br />

H = cb ( -ft<br />

) − ⎜ − ft<br />

⎟ ft V<br />

⎝<br />

⎠ y<br />

xi xi<br />

Zündung<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎞<br />

2<br />

~~ 1 1 μ<br />

~<br />

ρ ∂<br />

2<br />

2<br />

1 1 2 Sμ<br />

2 2 ⎟ + + ρ 1 Δ<br />

144 2443<br />

ρ ρκ ⎠ σ ∂ ∂ 14 243<br />

14 4 44 24<br />

4 4 43 14 4 24<br />

43<br />

" "<br />

"Pr oduktion"<br />

" Destruktion"<br />

" Diffusionsterm1. Ordnung"<br />

Dabei sind die Modellfunktionen des Basismodells wie folgt definiert:<br />

~<br />

~ μ<br />

χ<br />

S = Ω + 2 2 fv2 ; fv2<br />

= 1− ;<br />

ρκ y 1+<br />

c f<br />

⎛ 6<br />

1+ C<br />

f = g⎜ w 6<br />

⎝g<br />

+ C<br />

w3<br />

6<br />

w3<br />

1<br />

v1 v1<br />

⎞ 6<br />

~<br />

⎟<br />

6 μ<br />

; g = r + c w2(r<br />

- r); r = ~<br />

⎠<br />

ρSκ y<br />

2 2<br />

;<br />

(1.11.2.3)<br />

Dieses Turbulenzmodell bietet mit einer Erweiterung weiters die Möglichkeit, den Umschlag<br />

laminar/turbulent durch das Setzen von Transitionspunkten durch den Benutzer vorzugeben.<br />

Dies geschieht mathematisch durch entsprechende Modifikationen von Produktion und<br />

Destruktion sowie durch den zusätzlichen Zündungsterm. Die dafür notwendigen<br />

Modellfunktionen sind definiert als:<br />

( )<br />

Ωt<br />

2 2<br />

− Ct<br />

2 2 y + ( g td t )<br />

2<br />

( V) C ⎛ V ⎞<br />

Δ<br />

− t 4 χ<br />

Δ<br />

ft1 = Ct1g te<br />

; ft 2 = Ct3 e ; gt<br />

= min ⎜01<br />

. , ⎟<br />

⎝ ΩtΔx t ⎠<br />

(1.11.2.4)<br />

Dabei bedeutet dt den Abstand des Feldpunktes zum Transitionspunkt, Ωt die Wirbelstärke am<br />

Transitionspunkt, Δxt die Maschenweite am Transitionspunkt und ΔV die Differenz zwischen<br />

der Geschwindigkeit am Feldpunkt und der am Transitionspunkt. Die Modellkonstanten sind<br />

schließlich folgendermaßen definiert:<br />

cb1 1+<br />

cb2<br />

c b1 = 01355 . ; c b2= 0. 622;<br />

c w1=<br />

2 + ; c w2= 0. 3; c w3=<br />

2. 0;<br />

κ σ<br />

2<br />

c v1= 71 . ; σ= ; κ=<br />

0. 41; c t1= 1; c t2= 2; c t3= 12 . ; c t4=<br />

05 .<br />

3<br />

Die Randbedingungen für diese Transportgleichung lauten:<br />

(1.11.2.5)<br />

• Feste Wand: μ ~ = 0<br />

• Eintritt: Spalart und Allmaras (1994) empfehlen folgenden Wert: ~ μ / μ = 01 .<br />

• Austritt: Extrapolation von ~ μ<br />

Das Lösen einer Transportgleichung ermöglicht es nun, die Implementierung <strong>eines</strong> solchen<br />

Modells ''sauber" und für beliebige Konfigurationen durchzuführen. Das Spalart-Allmaras<br />

Modell kommt, ähnlich wie das Baldwin & Lomax Modell, von der Aerodynamik und ist auf<br />

Strömungen mit sehr niedriger Freistromturbulenz beschränkt. Weiters kann der Umschlag<br />

laminar/turbulent nicht automatisch vorhergesagt werden (und konsequenterweise auch nicht<br />

der Einfluß der Freistromturbulenz auf die Position desselben).


Grundgesetze der Strömungsmechanik 22<br />

1.11.3 Low-Re k-e Modell nach Biswas & Fukuyama, 1994<br />

Bei diesem 2-Gleichungs-Turbulenzmodell werden zwei Transportgleichungen für die<br />

turbulente kinetische Energie k, sowie für deren Dissipation ε gelöst. Prinzipiell können aus<br />

den <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen unter der Voraussetzung 'freier Turbulenz' (kein dämpfender<br />

Einfluß fester Wände) zwei Transportgleichungen für diese beiden Variablen abgeleitet<br />

werden. Dabei entstehen allerdings Terme, die neue Unbekannte beinhalten und entsprechend<br />

modelliert werden müssen. Außerdem müssen nun, um die Gleichungen bis <strong>zur</strong> festen Wand<br />

hin zu lösen, Dämpfungsfunktionen eingeführt werden.<br />

Verschiedenste Variationen von solchen Low-Re-k-ε Modellen wurden bisher in der Literatur<br />

vorgestellt (s. z. B. Biswas & Fukuyama 1994, Larsson 1996). Die hier ausgewählte Variante<br />

wurde von Biswas und Fukuyama im Hinblick auf genaue Berechnung des Umschlages<br />

laminar/turbulent entwickelt und erwies sich als Verbesserung gegenüber einigen anderen<br />

Zweigleichungsmodellen (Biswas & Fukuyama 1994, Gallus et. al. 1995, Lücke 1997). Dazu<br />

ist noch anzumerken, daß nahezu alle Low Re k-ε Modelle dieselbe mathematische Grundform<br />

besitzen, und daß daher die Erweiterung auf ein anderes Modell nur durch das Austauschen der<br />

Dämpfungsfunktionen möglich ist.<br />

Die beiden Transportgleichungen können wiederum analog zu den <strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> Gleichungen<br />

in Flußvektorschreibweise angeschrieben werden, wobei, wie beim Spalart-Allmaras<br />

Turbulenzmodell, ein Quellterm H ke auftritt:<br />

V<br />

∂ Q<br />

∂ t<br />

kε<br />

kε k ( ν )<br />

∫ ∫ ∫<br />

ε kε<br />

dV+ E − E dS= H dV<br />

(1.11.3.1)<br />

S<br />

t k<br />

i<br />

k<br />

k k k k<br />

k xi Q E w n Q E<br />

t<br />

i<br />

i<br />

n<br />

x n<br />

ε ε ε<br />

ν ε<br />

μ ∂<br />

μ<br />

ρ<br />

∂<br />

=<br />

ρε<br />

μ ∂ε<br />

μ<br />

ε ∂<br />

⎡<br />

⎢<br />

⎣<br />

⎤<br />

⎡⎛<br />

⎞ ⎤<br />

⎢⎜<br />

+ ⎟ ⎥<br />

r r ⎢⎝<br />

Pr ⎠ ⎥<br />

⎥ ; = ( ⋅ ) ; =<br />

⎢<br />

⎦<br />

⎛ ⎞<br />

⎥<br />

;<br />

⎢⎜<br />

+ ⎟ ⎥<br />

⎣⎢<br />

⎝ Pr ⎠ ⎦⎥<br />

V<br />

H k<br />

ε<br />

⎡P<br />

= ⎢<br />

ε<br />

⎢<br />

⎣k<br />

k<br />

−<br />

ρε<br />

( f1Cε Pk − f2Cε ρε)<br />

1 2<br />

Die Wirbelviskosität und die für die Dämpfungsfunktionen benötigten turbulenten<br />

Reynoldszahlen ergeben sich aus:<br />

μ<br />

2 2<br />

ρk<br />

ρk<br />

ρy<br />

k<br />

= Cμfμ ; Re = ; Re = ; (1.11.3.2)<br />

ε με μ<br />

t t y<br />

Eine enscheidende Größe im Quellterm H ke ist der Produktionsterm P k:<br />

P<br />

∂ u<br />

∂ x<br />

turb i<br />

k = τij<br />

j<br />

; (1.11.3.3)<br />

Bei der Berechnung von Strömungen mit großen Normalspannungen (z.B: Staupunkts-<br />

Strömungen) wurde bereits mehrfach in der Literatur ( Kato & Launder 1993, Gallus et. al.<br />

1995, Larsson 1996) auf eine unphysikalische Turbulenzproduktion higewiesen, die auf die<br />

Formulierung für P k in Gl. (1.11.3.3) <strong>zur</strong>ückzuführen ist. Daher wurde in dieser Arbeit dieses<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎥<br />


Grundgesetze der Strömungsmechanik 23<br />

Modell mit einer modifizierten Formulierung für Pk, welche von Kato & Launder, 1993<br />

vorgeschlagen wurde, kombiniert:<br />

2 2<br />

∂ u j⎞<br />

1 ⎛∂<br />

u ∂ u<br />

i j⎞<br />

1 ⎛∂<br />

ui<br />

Pk<br />

= μt<br />

⋅ ⎜ + ⎟<br />

⎝ x j x ⎟ ⋅ ⎜ − ⎟<br />

2 ∂ ∂ i ⎠ 2 ⎝∂<br />

x j ∂ x ⎟<br />

i ⎠<br />

Die Modellkonstanten und Dämpfungsfunktionen sind folgendermaßen definiert:<br />

(1.11.3.4)<br />

Cμ = 0. 09; Cε = 146 . ; Cε = 19 . ; Pr k = 14 . ; Pr ε = 13 . (1.11.3.5)<br />

1 2<br />

⎛ ⎞<br />

fμ = ⎜ − e ⎟<br />

⎜ ⎟ f e f e e<br />

⎝ ⎠ t<br />

+<br />

⎛ ⎞<br />

⎛ ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎜ ⎟ = + = −<br />

⎝ ⎠<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ ⎠<br />

−<br />

−<br />

− ⎛<br />

⎜<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎛ ⎞<br />

⎜ ⎟ −<br />

⎝ ⎠<br />

⎛ ⎞<br />

⎜<br />

⎝ ⎠<br />

1 1 185<br />

2 2<br />

Re Re Re<br />

.<br />

150<br />

50<br />

.<br />

; 1 1 0. 3 ; 2 1 0. 3 1<br />

Re<br />

Re<br />

⎟<br />

6 5<br />

−<br />

10<br />

t t t y<br />

Die Randbedingungen werden wie folgt spezifiziert:<br />

• Feste Wand: k = 0; ∂ε / ∂ y = 0<br />

• Eintritt: Grundsätzlich werden am Eintritt k und ε vorgeschrieben. Falls diese Werte<br />

nicht direkt verfügbar sind, so können sie aus dem Turbulenzgrad Tu und einer<br />

Annahme über den Mischungsweg lm abgeschätzt werden:<br />

2<br />

• k = 3 Tu W / 2 , ε = Cμ k / lm . (1.11.3.6)<br />

Hier ist W1 die Eintrittsgeschwindigkeit und lm wird üblicherweise in der<br />

Größenordnung von etwa 0.5÷5% der charakteristischen Länge<br />

angenommen. Hier soll bereits erwähnt werden, daß ein wesentliches<br />

Problem bei der Anwendung dieses Modells in der richtigen Abschätzung<br />

der Eintrittsrandbedingung für ε liegt.<br />

• Austritt: Extrapolation von k und ε<br />

1 2<br />

3/ 4 3/ 2<br />

Dieses Modell kann prinzipiell die Einflüsse der Freistromturbulenz berücksichtigen, auch der<br />

Umschlag laminar/turbulent wird automatisch dedektiert. Dabei soll aber darauf hingewiesen<br />

werden, daß lediglich eine Form der Transition, die sog. bypass transition, berücksichtigt wird,<br />

die allerdings im Turbomaschinenbereich weitaus am häufigsten ist.<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />


Numerischer Lösungsalgorithmus 24<br />

2. Numerischer Lösungsalgorithmus<br />

Unabhängig davon, ob und wie viele Turbulenzgleichungen gelöst werden, kann immer von<br />

derselben vektoriellen Grundstruktur der zu lösenden Gleichungen ausgegangen werden:<br />

∂Q<br />

dV+ ( E − Eν) dS= HdV<br />

∂t<br />

∫ ∫ ∫<br />

V S V<br />

Das in dieser Arbeit programmierte Verfahren <strong>zur</strong> approximativen <strong>numerischen</strong> Lösung <strong>eines</strong><br />

solchen Vektor - Gleichungssystems, bestehend aus den zeitgemittelten <strong>Navier</strong> - <strong>Stokes</strong><br />

Gleichungen (Hauptgleichungen) und allfälligen Turbulenzgleichungen, kann hinsichtlich der<br />

Diskretisierung und der verwendeteten Rechennetze folgendermaßen charakterisiert werden:<br />

• Finite-Volumen-Verfahren (räumliche Diskretisierung):<br />

Der Strömungsraum wird in endlich viele finite Volumina (Zellen) unterteilt und für jede<br />

dieser Zellen wird die Bilanz gemäß obiger Integralgleichung aufgestellt.<br />

Dazu werden die Integrale durch geeignete repräsentative numerische Mittelwerte<br />

approximiert. Dieser Vorgang ist prinzipiell in keiner Weise auf die geometrische Gestalt<br />

der Zellen beschränkt (Tetraeder, Hexaeder, ...).<br />

• Strukturierte, sich bewegende und verformende Hexaeder- Rechennetze<br />

Strukturierte Hexaedernetze erlauben im allgemeinen einen effizienten Einbau der aus<br />

Stabilitätsgründen notwendigen <strong>numerischen</strong> Diffusionsterme und ermöglichen<br />

Linienrelaxationstechniken, die sich als schnell und effizient <strong>zur</strong> iterativen Lösung der<br />

auftretenden großen linearen Gleichungssysteme erweisen.<br />

Der Berücksichtigung einer generellen Netzbewegung/Netzverformung ermöglicht große<br />

Flexibilität im Hinblick auf rotierende Kanäle, schwingende Beschaufelungen, etc.<br />

• Weiters wird eine zell-zentrierte Formulierung gewählt, welche sich als günstig für die hier<br />

verwendete Multi-Block Technik ( ≡ mehrere Netze können beliebig kombiniert werden)<br />

erweist und auf einfache Weise das Aufprägen von Randbedingungen ermöglicht.<br />

Außerdem vereinfacht eine zell-zentrierte Vorgangsweise den Einsatz von Multi-Grid<br />

(Mehrgitterverfahren) was sich als äußerst effiziente Strategie <strong>zur</strong> Konvergenzbeschleunigung<br />

erwiesen hat.<br />

• Die zeitliche Diskretisierung der Gleichungen kann mit einem<br />

• expliziten 4-Schritt Runge-Kutta-Verfahren<br />

oder mit einem<br />

• impliziten Verfahren (erster bzw. zweiter Ordnung genau)<br />

erfolgen.


Numerischer Lösungsalgorithmus 25<br />

2.1 Strukturiertes Rechennetz<br />

Ein strukturiertes Rechennetz (Block) sei hier definiert als eine dreidimensionale Matrix aus<br />

Zellen (s. Abb. 2.1), wobei mehrere solche Blöcke zusammengehängt werden können (Multi-<br />

Block).<br />

i<br />

k<br />

Abb. 2.1: Strukturierter Netzblock; i,j,k-Indizierung<br />

Das Ansprechen der einzelnen Zellen erfolgt durch ein Trippel von ganzen Zahlen (Zell-<br />

Indizes) i,j,k: i=1,..,imax; j=1,..jmax; k=1,..,kmax. Die Eckpunkte (Knotenpunkte) der<br />

einzelnen Zellen sind dabei jeweils um einen halben Index versetzt, d.h. die Zelle (i,j,k) wird<br />

durch folgende acht Eckpunkte definiert (vgl. Abb. 2.2):<br />

r r r r<br />

x ; x ; x ; x ;<br />

1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />

i+ , j+ , k+ i− , j+ , k+ i− , j− , k+ i+ , j− , k+<br />

2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2<br />

r r r r<br />

x ; x ; x ; x ; (2.1.1)<br />

1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />

i+ , j+ , k− i− , j+ , k− i− , j− , k− i+ , j− , k−<br />

2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2<br />

Zur Bilanzierung jeder Zelle erweist sich die Definition der flächengewichteten Oberflächennormalvektoren<br />

(= normierter Normalvektor multipliziert mit der Fläche), ( r r<br />

N =∫ n dS ) als<br />

sehr zweckmäßig, welche den jeweiligen Indexrichtungen i,j,k zugeordnet sind (vgl. Abb. 2.2,<br />

Gl. 2.1.2).<br />

j


Numerischer Lösungsalgorithmus 26<br />

N (1)<br />

i+0.5,j-0.5,k+0.5<br />

i+0.5,j-0.5,k-0.5<br />

V i,j,k<br />

i+0.5,j+0.5,k+0.5<br />

i+0.5,j+0.5,k-0.5<br />

i<br />

N (3)<br />

k<br />

i-0.5,j-0.5,k+0.5<br />

j<br />

i- 0.5,j+0.5,k-0.5<br />

Abb. 2.2: Finites Volumen im strukturierten Rechennetz, (Zelle)ijk<br />

r ⎛<br />

⎞ ⎛<br />

( 1)<br />

r 1 r r r r<br />

N = ndS ≅ ⎜x<br />

−x<br />

⎟×<br />

⎜<br />

∫<br />

x −x<br />

+<br />

⎜ 1 1 1 1 1 1⎟<br />

⎜ 1 1 1<br />

2 ⎝<br />

⎠ ⎝<br />

1<br />

2<br />

1<br />

i+<br />

2<br />

i- 0.5,j+0.5,k+0.5<br />

1 1 1<br />

i+ , j+ , k+ i+ , j− , k− i+ , j− , k+ i+ , j+ , k−<br />

2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2<br />

r ⎛<br />

⎞ ⎛<br />

( 2)<br />

r 1 r r r r<br />

N = n dS ≅ ⎜x<br />

−x<br />

⎟×<br />

⎜<br />

∫<br />

x −x<br />

+<br />

⎜ 1 1 1 1 1 1⎟<br />

⎜ 1 1 1<br />

2 ⎝<br />

⎠ ⎝<br />

1<br />

2<br />

1<br />

j+<br />

2<br />

1 1 1<br />

i+ , j+ , k+ i− , j+ , k− i+ , j+ , k− i− , j+ , k+<br />

2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2<br />

r ⎛<br />

⎞ ⎛<br />

( 3)<br />

r 1 r r r r<br />

N = n dS ≅ ⎜x<br />

−x<br />

⎟×<br />

⎜<br />

∫<br />

x −x<br />

+<br />

⎜ 1 1 1 1 1 1⎟<br />

⎜ 1 1 1<br />

2 ⎝<br />

⎠ ⎝<br />

1<br />

2<br />

1<br />

k+<br />

2<br />

1 1 1<br />

i+ , j+ , k+ i− , j− , k+ i− , j+ , k+ i+ , j− , k+<br />

2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

( 2)<br />

N<br />

(2.1.2)<br />

Als letzte metrische Größe wird das Volumen der Zelle (i,j,k) Vijk benötigt, welches durch<br />

Aufsummieren aller 6 Tetraedervolumina aus denen die Hexaederzelle zusammengesetzt ist,<br />

bestimmbar ist (Chakravarthy 1988, Schuemie 1998).<br />

2.2 Netzbewegung/Netzverformung<br />

Die zeitliche Änderung einer Feldgröße Φ bezogen auf eine sich mit der Geschwindigkeit r w g<br />

bewegende Zelle (∂Φ/∂t)rel kann mit der zeitlichen Änderung bezogen auf einen raumfesten<br />

Punkt (∂Φ/∂t)abs durch die Beziehung


Numerischer Lösungsalgorithmus 27<br />

∂Φ<br />

Φ x w dt t dt Φ x t ∂Φ<br />

∂Φ<br />

∂t<br />

dt ∂t<br />

∂x<br />

w<br />

⎛ ⎞ i + i + − i<br />

⎜ ⎟ =<br />

=<br />

⎝ ⎠<br />

⎛<br />

( , ) ( , ) ⎞<br />

⎜ ⎟ + ⋅<br />

⎝ ⎠<br />

rel<br />

g<br />

abs<br />

i<br />

g<br />

i<br />

(2.2.1)<br />

verknüpft werden. Dadurch und durch Anwendung des Gauß'schen Integralsatzes ändert sich<br />

das lokale Glied in den Erhaltungsgleichungen folgendermaßen:<br />

⎛∂Φ⎞<br />

∂Φ<br />

∂wi<br />

g<br />

⎜ ⎟ dV = dV Φ dV Φwi<br />

ni dS<br />

⎝ ∂t<br />

⎠ ∂t<br />

∂x<br />

abs V<br />

V i S<br />

⎛ ⎞<br />

⎜ ⎟ + −<br />

⎝ ⎠<br />

144 2443<br />

14 24<br />

3<br />

∫ ∫ ∫ ∫<br />

V rel<br />

g<br />

* **<br />

(2.2.2)<br />

Term (*) in dieser Gleichung beinhaltet den Ausdruck (∂w g i/∂xi), der direkt mit der<br />

Volumenänderung einer Zelle im Zusammenhang steht. Insofern ist dieser Ausdruck nur dann<br />

von Bedeutung, wenn sich das Rechennetz verformt. Formal kann dieser Term zu den<br />

Quelltermen hinzugefügt werden:<br />

w<br />

Hrel =−Q x<br />

∂<br />

∂<br />

g<br />

i<br />

i<br />

(2.2.3)<br />

Term (**) in Gleichung (2.2.2) wird üblicherweise zu den konvektiven Flüssen E hinzugefügt.<br />

Das führt dazu, daß in denjenigen konvektiven Anteilen, die durch Anwendung des<br />

Transporttheorems (Gleichung 1.1) entstanden sind, der Ausdruck<br />

ersetzt wird durch:<br />

r r<br />

w⋅ n : Normalgeschwindigkeit<br />

r r g r<br />

( w −w ) ⋅ n : relative Normalgeschwindigkeit zwischen der<br />

Strömung und der sich bewegenden Zelloberfläche<br />

Die Eulerflüsse Erel für sich bewegende und verformende Netze lauten nun:<br />

Hauptgleichungen:<br />

⎡0<br />

⎤<br />

r r g r ⎢ r ⎥<br />

Erel = [ ( w −w ) ⋅ n] Q + ⎢p<br />

n ⎥<br />

⎣<br />

⎢<br />

r r<br />

p( w⋅n ) ⎦<br />

⎥<br />

TM<br />

E =<br />

r r g<br />

w −w r TM<br />

⋅n<br />

Q<br />

[ ]<br />

Turbulenzgl. (TM=SA,kε): rel ( )<br />

Die Diffusionsflüsse En erfahren durch die Netzbewegung folglich keine Änderung.<br />

2.3 Zusätzlicher Quellterm für gleichförmige Rotation<br />

(2.2.4)<br />

(2.2.5)<br />

Gleichförmige Rotation ist bei der Berechnung von Laufradströmungen von großer<br />

Bedeutung. Prinzipiell muß lediglich gesetzt werden:


Numerischer Lösungsalgorithmus 28<br />

g<br />

r r<br />

g r ∂wi<br />

w = Ω × x;<br />

→ = 0 (2.3.1)<br />

∂x<br />

i<br />

Will man nun rotierende Kanäle mittels bewegter Netze simulieren, so ist dies mit den bisher<br />

abgeleiteten Gleichungen durchaus möglich, allerdings müßte dabei instationär gerechnet<br />

werden.<br />

Aufgrund der Tatsache, daß die Relativströmung aber durchaus als stationär betrachtet werden<br />

kann, und man das ständige Weiterdrehen des Rechennetzes umgehen will, behilft man sich für<br />

diesen Spezialfall durch ein "Zurückdrehen" des Impulsvektors ρ r w um ( r Ωdt ) (s. Abb. 2.3).<br />

dw<br />

dw * x w dt<br />

Ω<br />

w(t +dt)<br />

x (t +dt)<br />

Ro t ation sach se<br />

r r r<br />

Abb. 2.3: Gleichförmige Rotation : * r<br />

∂w = ∂w<br />

− Ω×<br />

w dt<br />

x (t )<br />

"Zurückdrehen" des Geschwindigkeitsvektors um ( r Ωdt )<br />

w(t )<br />

r r<br />

∂ρ ( w)<br />

∂ρ ( w)<br />

r r<br />

= ρw<br />

∂t<br />

∂t<br />

⎛<br />

*<br />

⎞<br />

⎜<br />

⎟ + Ω ×<br />

(2.3.2)<br />

⎝ ⎠<br />

Diese Vorgangsweise umgeht also das instationäre Weiterdrehen des Rechennetzes, ermöglicht<br />

insbesondere alle Konvergenzbeschleunigungstechniken für stationäre Strömungen, resultiert<br />

aber in einem Quellterm für die Impulsgleichungen und entspricht damit der Beschreibung im<br />

Relativsystem mit absoluten Strömungsgrößen (s. z. B. Gallus et. al. 1995, Paßrucker 1997).<br />

H rot<br />

⎡0<br />

⎤<br />

⎢r<br />

r ⎥<br />

=− ⎢Ω×<br />

ρ w⎥<br />

(2.3.3)<br />

⎣<br />

⎢0<br />

⎦<br />

⎥<br />

2.4 Approximation der Volumenintegrale und der Quellterme<br />

Eine zell-zentrierte Formulierung ist gewissermaßen durch die Approximation der in den<br />

Grundgleichungen vorkommenden Volumenintegrale definiert:


Numerischer Lösungsalgorithmus 29<br />

∂Q<br />

∂Q<br />

∂t<br />

∂<br />

dV<br />

t V<br />

ijk<br />

∫ ≅ ijk<br />

(2.4.1)<br />

V<br />

ijk<br />

( )<br />

∫H dV≅H Qijk ⋅ Vijk = Hijk<br />

⋅ Vijk<br />

(2.4.2)<br />

V<br />

ijk<br />

Das bedeutet, daß zugehörig zu jeder Zelle (i,j,k) ihr volumetrischer Mittelwert Qijk<br />

abgespeichert wird.<br />

Die Quellterme der Turbulenzgleichungen beinhalten außerdem Ableitungen der<br />

Geschwindigkeiten (z.B.: Berechnung der Wirbelstärke W , Produktionsterm für die turbulente<br />

kinetische Energie Pk,...). Diese Gradienten werden hier im Sinne einer zentralen<br />

Diskretisierung approximiert. Wendet man den Gauß'schen Integralsatz auf eine Zelle im<br />

strukturierten Rechennetz an, und verwendet man zusätzlich die Definition der<br />

flächengewichteten Normalvektoren nach Gleichung (2.1.2), so erhält man für den Gradient<br />

einer Größe Φ:<br />

Gauß' scher Integralsatz:<br />

r r<br />

∇ ΦdV = ΦndS<br />

∫ ∫<br />

V S<br />

ijk<br />

⇒<br />

r<br />

∇ ≅<br />

ijk V ⎣<br />

⎢<br />

ijk 2<br />

+<br />

r<br />

N −<br />

2<br />

+<br />

r<br />

N<br />

1<br />

r ( 2)<br />

1<br />

+ ( Φij+ 1k + Φ ijk) N+ 1/ 2 − ( Φij− 2<br />

2<br />

r<br />

k + Φ ijk)<br />

N−<br />

1<br />

r ( 3)<br />

1<br />

+ ( Φijk+ 1 + Φ ijk) N+ 1/ 2 − ( Φijk− 2<br />

2<br />

r<br />

+ Φijk)<br />

N−<br />

1 ⎡ 1<br />

( 1)<br />

1<br />

( Φ) ( Φ i 1jk Φ ijk) 1/ 2 ( Φi jk Φ ijk)<br />

2.5 Diskretisierung der Eulerflüsse<br />

( 1)<br />

+ + −1 −1/<br />

2<br />

( 2)<br />

1 1/ 2<br />

( 3)<br />

1 1/ 2<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

(2.4.3)<br />

In diesem Abschnitt soll nun eine numerisch geeignete Form der Approximation des<br />

Oberflächenintegrals ∫SEdS einer Zelle abgeleitet werden.<br />

2.5.1 Finite-Volumen-Formulierung des Eulerflusses<br />

Für eine Hexaederzelle im strukturierten Rechennetz (s. Abb. 2.2) ergibt sich formal:<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛<br />

∫ EdS = ⎜E$<br />

⎜<br />

−E$<br />

⎟<br />

⎟<br />

+ ⎜E$<br />

⎜<br />

−E$<br />

⎟<br />

⎟<br />

+ ⎜E$<br />

⎜<br />

−E$<br />

1 1 1 1 1<br />

⎝ ⎠ ⎝ ⎠ ⎝<br />

1<br />

S i+ i− j+ j− k+ k−<br />

2 2 2 2 2 2<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

(2.5.1.1)<br />

Hier sind $ E i±1/2 die repräsentativen <strong>numerischen</strong> Flußvektoren an den Zelloberflächen. Dabei<br />

ist zu beachten, daß <strong>zur</strong> Bestimmung dieser Flüsse statt der normierten, nach außen gerichteten<br />

Einheitsvektoren r n jetzt die flächengewichteten Oberflächennormalvektoren r N gemäß<br />

Gleichung (2.1.2) herangezogen werden. Daraus erklärt sich das negative Vorzeichen an den<br />

Bilanzflächen (i-1/2), (j-1/2), (k-1/2). Da alle drei Anteile in Gleichung (2.5.1.1), welche den


Numerischer Lösungsalgorithmus 30<br />

Indexrichtungen i,j,k zugeordnet sind, völlig gleich aufgebaut sind, kann man folgenden<br />

Formalismus wählen:<br />

S<br />

⎛<br />

EdS = ⎜E$<br />

−E$<br />

⎜ 1<br />

m=<br />

1, 2, 3⎝<br />

∫ ∑<br />

( m) ( m)<br />

+<br />

2<br />

1<br />

−<br />

2<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

(2.5.1.2)<br />

Hier bezieht sich (m) auf die jeweilige Indexrichtung. Diese Schreibweise ist völlig analog <strong>zur</strong><br />

Definition der flächengewichteten Oberflächennormalvektoren nach Gl. (2.1.2) und impliziert<br />

auch, daß <strong>zur</strong> Bestimmung des numerische Flusses $ ( m )<br />

E +1/ 2 der entsprechende Normalvektor<br />

r ( )<br />

verwendet wird.<br />

N m<br />

+1/ 2<br />

2.5.2 Stabilitätsbetrachtung des Konvektionsproblems<br />

Eines der Hauptprobleme der <strong>numerischen</strong> Strömungsmechanik kann darin gesehen werden,<br />

daß eine zentrale Formulierung von Gleichung (2.5.1.2), z.B:<br />

r<br />

E$ = E$ ( Q ; N ) mit Q = 05 . ( Q + Q )<br />

i / / / /<br />

num<br />

+ 1 2 i+ 1 2 i+ 1 2 i+ 1 2 i i+<br />

1<br />

einen numerisch instabilen Algorithmus ergibt (z.B. Benetschik 1991, Sanz 1993, Paßrucker<br />

1997). Dieser Sachverhalt soll im folgenden durch ein "quasi-eindimensionales<br />

Modellproblem", (Gl. 2.5.2.1) veranschaulicht werden, bei dem nur die Beiträge der<br />

Eulerflüsse einer Indexrichtung berücksichtigt werden, die vollständig dreidimensionale<br />

Formulierung jedoch beibehalten wird:<br />

∂Q<br />

i<br />

i Ei Ei<br />

∂t<br />

∂Q<br />

i<br />

i A Q<br />

∂<br />

V<br />

Modellproblem<br />

t V<br />

→ :<br />

+ $ − $<br />

+ 1/ 2 −1/<br />

2 = 0<br />

+ Δ = 0<br />

Δ<br />

( wegen: Δ$<br />

: $ $<br />

E$<br />

∂E<br />

$<br />

E = Ei+ 1/ 2 −Ei− 1/ 2 ≅ ΔQ≅ A ΔQ;<br />

A =<br />

ΔQ ∂ Q<br />

)<br />

(2.5.2.1)<br />

Hier wird A als Jacobimatrix des Flußvektors $ E bezeichnet. Das Gleichungssystem (2.5.2.1)<br />

besteht aus (mindestens) 5 gekoppelten Gleichungen und läßt sich durch eine Eigenwert/<br />

Eigenvektorzerlegung der Flußjacobimatrix A entkoppeln (siehe z. B. Gehrer, 1994):<br />

Rechtes Eigenwertproblem:<br />

i ( i) i<br />

A r = r λ → AR = RL; mit:<br />

1<br />

R = [ r<br />

2<br />

r<br />

3<br />

r<br />

4<br />

r<br />

5<br />

r ]<br />

Linkes Eigenwertproblem:<br />

i i ( i)<br />

l A = λ l → LA = LL;<br />

mit:<br />

1<br />

L = [ l<br />

2<br />

l<br />

3<br />

l<br />

4<br />

l<br />

5<br />

T<br />

l ]<br />

Eigenvektorzerlegung der Flußjacobimatrix A: A = R L L ( R L = L R = I)<br />

(2.5.2.2)<br />

Das Entkoppeln des Modell-Gleichungssystems (2.5.2.1) kann nun durch die Zerlegung der<br />

Flußjacobimatrix A in ihre Eigenwerte und Eigenvektoren (A=RLL), sowie durch die<br />

Einführung der Charakteristischen Variablen C bewerkstelligt werden:


Numerischer Lösungsalgorithmus 31<br />

∂C<br />

i<br />

∂C = L∂Q ⇒ Vi + L ΔC= 0 (2.5.2.3)<br />

∂t<br />

Diese entkoppelten Modellgleichungen sind nun vom Typus Wellengleichung, wobei die<br />

Wellengeschwindigkeiten den Komponenten der Diagonalmatrix L entsprechen. Das Ergebnis<br />

r r r g<br />

U = ( w −w<br />

) N;<br />

k<br />

r<br />

⎡U<br />

k −c<br />

N<br />

⎤<br />

⎢<br />

⎥<br />

⎢ Uk<br />

⎥<br />

L = ⎢<br />

U<br />

⎥<br />

k<br />

(2.5.2.4)<br />

⎢<br />

⎥<br />

⎢<br />

Uk<br />

⎢<br />

r<br />

⎥<br />

⎣<br />

Uk + c N ⎥<br />

⎦<br />

bedeutet physikalisch, daß sich Störungen mit Schallgeschwindigkeit, relativ <strong>zur</strong><br />

Strömungsgeschwindigkeit oder mit Strömungsgeschwindigkeit selbst ausbreiten. Dabei wird<br />

im Rahmen der Finiten-Volumen-Approximation unter "Strömungsgeschwindigkeit" (hier U k)<br />

die (zwischen Strömung und der sich bewegenden Zelle) relative Normalgeschwindigkeit<br />

verstanden ("Kontravariante Geschwindigkeit"). Die rechte und linke Eigenvektormatrix (R,L)<br />

können ebenfalls geschlossen-analytisch ermittelt werden und wurden aus Chakravarthy, 1988<br />

übernommen.<br />

Wählt man nun <strong>zur</strong> zeitlichen Integration von Gl. (2.5.2.3) ein zeitlich explizites Verfahren<br />

erster Ordnung, so können mit dieser Gleichung elementare Stabilitätsuntersuchungen<br />

durchgeführt werden (z.B.: Paßrucker 1997).<br />

C<br />

• Zentrale Diskretisierung: ΔC≅Ci+ − C − =<br />

+ C<br />

−<br />

C + C C<br />

=<br />

−C<br />

n n in<br />

1/ 2 i 1/ 2<br />

2 2 2<br />

C C<br />

⇒ Ci C<br />

n<br />

i n<br />

i n<br />

i n<br />

t ⎛<br />

+ + − ⎞<br />

1 L Δ<br />

−<br />

= − ⎜ 1 1⎟<br />

V ⎝ 2 ⎠<br />

−<br />

• Linksseitige Diskretisierung: ( ΔC) ≅C −C<br />

+ i − + −<br />

n<br />

i n<br />

i n<br />

i n<br />

i n<br />

1 1 1 1<br />

i<br />

⇒ instabil ! (2.5.2.5)<br />

i n<br />

i− n 1<br />

⇒ Ci C I C<br />

n<br />

i n + 1 ⎛ L Δt⎞ L Δt<br />

= ⎜ − ⎟+<br />

⎝ V ⎠ V<br />

+<br />

• Rechtsseitige Diskretisierung: ( ΔC) ≅C −C<br />

i i<br />

i n<br />

−1<br />

⇒ stabil für: Vi<br />

)<br />

( k)<br />

>Δ t und λ(<br />

λ k >0 (2.5.2.6)<br />

i+ n<br />

1<br />

⇒ Ci C I C<br />

n<br />

i n + 1 ⎛ L Δt⎞ L Δt<br />

= ⎜ + ⎟−<br />

⎝ V ⎠ V<br />

⇒ stabil für: Vi<br />

−λ<br />

i n<br />

( k)<br />

Δ<br />

i i<br />

i n<br />

+ 1<br />

( )<br />

> t und λ k


Numerischer Lösungsalgorithmus 32<br />

(vorzeichenrichtige) räumlich einseitige Diskretisierung des Modellproblems (2.5.2.3) das<br />

einfache Stabilitätskriterium:<br />

Δt λmax CFL = < 1 (2.5.2.8)<br />

V<br />

2.5.3 Numerisch stabile Approximation des Konvektionsproblems durch<br />

vorzeichenrichtige, einseitige Diskretisierung der charakteristischen<br />

Gleichungen<br />

Die Ergebnisse der Stabilitätsuntersuchung im vorhergehenden Abschnitt können nun dazu<br />

benutzt werden, um für Gleichung (2.5.2.3) ein stabiles Diskretisierungsschema zu<br />

konstruieren. Das Ergebnis der Gleichungen (2.5.2.6), (2.5.2.7) kann auch so interpretiert<br />

werden, daß ein numerischer Algorithmus genau dann stabil ist, wenn die Diskretisierung mit<br />

dem Informationsfluß der sich ausbreitenden Welle konsistent ist:<br />

rechtslaufende Welle λ><br />

0 ⎫<br />

⎬<br />

Informationsfluß: von linksin die Zelle⎭<br />

linkslaufende Welle λ<<br />

0 ⎫<br />

⎬<br />

Informationsfluß: von rechts in die Zelle⎭<br />

⇒<br />

⇒<br />

linksseitige Diskretisierung<br />

rechtsseitige<br />

Diskretisierung<br />

Die mathematische Formulierung dieser Tatsache lautet mit den Schaltfunktionen L ± :<br />

oder<br />

∂C<br />

i + - - +<br />

± L ± L<br />

V i + L ( ΔC) + L ( ΔC) = 0 mit L =<br />

∂t<br />

2<br />

[ ]<br />

∂C<br />

( C) ( C) ( C)<br />

∂t<br />

V zentral<br />

+ −<br />

i + L - =<br />

L<br />

Δ Δ - Δ 0 (2.5.3.1)<br />

2<br />

Man erkennt, daß zusätzlich zum zentralen Anteil (aus Stabilitätsgründen) ein diffusiver Anteil<br />

- 0.5 L<br />

+ ( ΔC) -<br />

− ( ΔC)<br />

hinzukommt. Die Rücktransformation von den charakteristischen<br />

[ ]<br />

Variablen C auf die konservativen Variablen Q erfolgt wieder mit der Beziehung ∂C = L∂Q und mit ΔE$ = A ΔQ= ( R L L) ΔQ<br />

∂Q<br />

∂t<br />

i<br />

[ ]<br />

zentral<br />

+ −<br />

V i + ( ΔE$ 1<br />

) - R L L ( ΔQ) - ( ΔQ)<br />

= 0 (2.5.3.2)<br />

2<br />

Gleichung (2.5.3.2) dient nun als Basis für die Konstruktion des<br />

<strong>numerischen</strong> Flußvektors.<br />

Setzt man für den Q-Verlauf abschnittsweise Geraden an, so erhält<br />

man ein Verfahren erster Ordnung mit<br />

+<br />

( )<br />

ΔQ = Q −Q<br />

−<br />

1 ; ( )<br />

i+ i<br />

ΔQ = Q −Q<br />

i i−1 ,<br />

i- 1<br />

Q<br />

G e r a d e - ' li n k s '<br />

Ge ra d e -' re ch t s'<br />

i i+ 1


Numerischer Lösungsalgorithmus 33<br />

das einen <strong>numerischen</strong> Diffusionsterm zweiter Ordnung ergibt:<br />

+ − ( Δ ) ( Δ )<br />

Q − Q = Q − 2Q<br />

+ Q<br />

i+ 1 i i−<br />

1<br />

Um formal wieder die konservative Form von Gleichung (2.5.1.2) zu erhalten, inkludiert man<br />

die numerische Diffusion in die Definition des <strong>numerischen</strong> Flußvektors:<br />

∂Q<br />

∂t<br />

E$<br />

i<br />

num num<br />

V + E$ − E$<br />

= 0<br />

i<br />

1 1<br />

i+<br />

i−<br />

2 2<br />

( ) + ( )<br />

E$ Q $<br />

+ 1 E Q 1<br />

=<br />

− R L L( Qi+ 1 −Qi<br />

)<br />

(2.5.3.3)<br />

2 2<br />

num<br />

1<br />

i+<br />

2<br />

i i<br />

Für ein Verfahren höherer Ordnung setzt man zweckmäßigerweise die rechts/linksseitigen<br />

Differentiale (ΔQ + , ΔQ - ) als Tangenten von rechts/linksseitigen Parabelsegmenten an:<br />

Q<br />

Δ = Δξ + + +<br />

⎛ rechts<br />

∂ ⎞<br />

⎜ ⎟ = 05 . 2 − − 2 − 2 1 +<br />

⎝ ∂ξ ⎠<br />

+ ( Q)<br />

− ( Q)<br />

( ξ= ξ )<br />

i<br />

( ξ= ξ )<br />

( Q Q ) ( Q Q Q )<br />

i i i i i<br />

Q<br />

Δ = Δξ<br />

⎛ links<br />

∂ ⎞<br />

⎜ ⎟ = 0. 5 − + − 2 +<br />

⎝ ∂ξ ⎠<br />

i<br />

( Q Q ) ( Q Q Q )<br />

i i− 2 i i−1 i−<br />

2<br />

Der sich daraus ergebende numerische Diffusionsterm 4.Ordnung lautet:<br />

1<br />

2<br />

+ −<br />

( ΔQ) − ( ΔQ)<br />

=− ( Q − 4Q + 6Q + 4Q<br />

−Q<br />

)<br />

i+ 2 i+ 1 i i−1 i−<br />

2<br />

Auf analoge Weise erhält man wiederum eine konservative numerische Flußvektorform für die<br />

Lösung des Konvektionsproblems. Für den <strong>numerischen</strong> Fluß ergibt sich daraus:<br />

E$<br />

( ) + ( )<br />

E$ Q E$ + 1 Q 1 Q + 2 − 3Q + 1 + 3Q<br />

−Q<br />

−1<br />

=<br />

+ R L L (2.5.3.4)<br />

2 2<br />

2<br />

num i i i i i i<br />

1<br />

i+<br />

2<br />

2.5.4 TVD Upwind Verfahren nach Roe, 1981<br />

P a r a b e l - 'l i n k s '<br />

i-2 i-1<br />

i i + 1 i+ 2<br />

Eine eindimensionale, gasdynamisch motivierte Vorgangsweise um genaue, oszillationsfreie<br />

und zugleich numerisch stabile Lösungen des Konvektionsproblems zu erhalten, ist die<br />

Anwendung von sog. Riemann Lösern (z.B.: Chakravarthy 1988, Benetschik 1991, Gallus et.<br />

al. 1995, Gehrer 1994, sowie PAPER 1).<br />

Diese Technik hat sich insbesondere bei transsonischen Strömungen, wo Sprunglösungen in<br />

den Eulergleichungen enthalten sind (z.B.: Verdichtungsstoß) etabliert. Dabei wird von einer<br />

an den Zellgrenzen prinzipiell unstetigen Zustandsverteilung der konservativen Variablen Q<br />

ausgegangen (s. Abb. 2.5.4.1). Die Sprünge an jeder Zellgrenze (Q + -Q - ) werden nun als<br />

Δξ<br />

Q<br />

Δξ<br />

Pa ra be l -'r ec hts'<br />

Δξ Δξ<br />

(Δξ = 1)<br />

ξ


Numerischer Lösungsalgorithmus 34<br />

Anfangswerte <strong>eines</strong> sog. Riemann-Problems interpretiert (z.B.: das Aufbrechen <strong>eines</strong><br />

Drucksprunges in einem Stoßwellenrohr), das eindimensional analytisch gelöst werden kann (s.<br />

Abb. 2.5.4.2). Die Störungen, die durch dieses Riemannproblem in die jeweiligen Zellen<br />

transportiert werden, führen dann zu einem stabilen Algorithmus, wobei die <strong>numerischen</strong><br />

Diffusionsterme automatisch und in physikalischer Übereinstimmung mit der<br />

Störungsausbreitung generiert werden.<br />

Q<br />

Expansionsfächer<br />

r1<br />

i-1<br />

-<br />

+<br />

i-0.5<br />

-<br />

+<br />

i i+1<br />

i+0.5<br />

Zellgrenzen<br />

Abb. 2.5.4.1: Unstetige Zustandsverteilung zwischen den Berechnungszellen<br />

t<br />

r<br />

Kontaktunstetigkeit<br />

i<br />

Verdichtungsstoß<br />

Abb. 2.5.4.2: Riemann - Problem: Weg - Zeit - Diagramm, Dichteverteilung über x<br />

r2<br />

x<br />

x


Numerischer Lösungsalgorithmus 35<br />

Die Berechnung der Anfangswerte des Riemann-Problems (Q + ,Q - ) (=Projection Stage)<br />

erfolgte in dieser Arbeit mit einem TVD (Total Variation Diminishing) Interpolationsverfahren<br />

nach Chakravarthy, 1988.<br />

Der dafür verwendete MINMOD - limiter ist folgendermaßen definiert:<br />

sign(a) + sign(b)<br />

minmod(a,b) : =<br />

min a , b<br />

2<br />

( )<br />

(2.5.4.1)<br />

Damit ergeben sich die linksseitig und rechtsseitig interpolierten Zustände an den<br />

Zelloberflächen (i+1/2) als:<br />

+<br />

1+<br />

Φ ⎛ 3 −Φ<br />

Q = Q − minmod⎜Q<br />

−Q<br />

, Q Q<br />

4 ⎝ 1−<br />

Φ<br />

1<br />

i+<br />

2<br />

( − )<br />

i+ 1 i+ 1 i i+ 2 i+<br />

1<br />

1−<br />

Φ ⎛<br />

3−<br />

Φ ⎞<br />

− minmod⎜Qi+<br />

−Q<br />

i+ ( Qi+ −Q<br />

i ) ⎟<br />

4 ⎝ 2 1, 1<br />

1−<br />

Φ ⎠<br />

−<br />

1+<br />

Φ ⎛ 3 −Φ<br />

Q = Q + minmod⎜Q<br />

−Q<br />

, Q Q<br />

4 ⎝ 1−<br />

Φ<br />

1<br />

i+<br />

2<br />

( − )<br />

i i+ 1 i i i−<br />

1<br />

1−<br />

Φ ⎛ 3−<br />

Φ ⎞<br />

+ minmod⎜Qi<br />

−Q<br />

i− ( Qi+ −Q<br />

i ) ⎟<br />

⎝ 1, 1<br />

4<br />

1−<br />

Φ ⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

(2.5.4.2)<br />

Φ ist dabei ein Interpolationsparameter, mit dem der Diskretisierungsfehler des Verfahrens<br />

noch variiert werden kann. Abseits von steilen Gradienten und lokalen Extrema (der minmod-<br />

Operator in Gl. (2.5.4.2) liefert dann immer den ersten Wert) erhält man<br />

+<br />

1<br />

i+<br />

2<br />

Q = Q −<br />

i+<br />

1<br />

− + −<br />

1<br />

i+<br />

2<br />

i<br />

Q = Q +<br />

1 Qi+ 2 −Q<br />

i Φ<br />

+ + 2 − + 1 +<br />

2 2 4<br />

( Q 2Q<br />

Q )<br />

i i i<br />

1 Qi 1 −Q<br />

i 1 Φ<br />

+ − +<br />

2 2 4<br />

( Q 2Q<br />

Q )<br />

i+ 1 i i−<br />

1<br />

wobei Q + durch eine Taylor-Reihenentwicklung um (i+1) im Intervall (i,..,i+2) und Q - durch<br />

eine Taylor-Reihenentwicklung um (i) im Intervall (i-1,..,i+1) ebenfalls gewonnen werden<br />

können. Φ=0 ergibt eine lineare Interpolation, während bei Φ=1/2 eine Parabel durch diese<br />

jeweils drei benachbarten Punkte gelegt wird. Üblicherweise wird Φ=1/3 gesetzt. Bei einem<br />

lokalen Extremum liefert der minmod-Operator Null und man erhält<br />

+<br />

1<br />

i+<br />

2<br />

Q = Q<br />

i+<br />

−<br />

1<br />

i+<br />

2<br />

1 sowie Q = Qi<br />

,<br />

was einer Anfangsverteilung des nur von erster Ordnung genauen Basisverfahrens nach<br />

Godunov, 1959 entspricht.


Numerischer Lösungsalgorithmus 36<br />

Roe, 1981 entwickelt seinen approximativen Riemann-Löser (Evolution Stage) nun ausgehend<br />

von einem vereinfachten Riemannproblem, das auf einfache Weise analytisch lösbar ist, sofern<br />

die Zustände innerhalb des Bilanzelementes als konstant angenommen werden (Roe 1981,<br />

Chakravarthy 1988, Gehrer 1994).<br />

∂Q<br />

i Roe⎛∂Q<br />

⎞<br />

Approximatives Riemann − Problem (Roe):<br />

i + A ⎜ ⎟ =<br />

∂t<br />

⎝∂ξ⎠<br />

V 1 0 (2.5.4.3)<br />

Die nach Roe definierte Flußjacobimatrix A Roe sei abschnittsweise konstant (im Intervall<br />

i,..,i+1), wird mit einem speziellen Roe-Mittelwert Q Roe =f(Q + ,Q - ) gebildet und erfüllt folgende<br />

Bedingung:<br />

A<br />

+ − ( , )<br />

i+<br />

2<br />

∂E<br />

$<br />

= A ⋅ Q − Q = E Q −E<br />

Q<br />

∂Q<br />

Roe Roe<br />

Roe<br />

Q= Q Q Q<br />

Die Forderung (2.5.4.4) ergibt für Q Roe :<br />

+ − ( ) $ + ( ) $ − ( )<br />

r + + r − −<br />

+ + − −<br />

Roe + − r Roe w ρ + w ρ Roe h tot ρ + h tot ρ<br />

ρ = ρ ρ ; w =<br />

; h tot =<br />

;<br />

+ −<br />

+ −<br />

ρ + ρ<br />

ρ + ρ<br />

i<br />

(2.5.4.4)<br />

(2.5.4.5)<br />

Die Lösung des (approximativen) Riemann-Problems kann wiederum auf eine konservative<br />

Erhaltungsform gebracht werden (s. z. B.: Gehrer, 1994), wobei der numerische Flußvektor<br />

folgende Form annimmt (o.B.d.A.: Δξ = 1):<br />

⎛ ⎞<br />

$ num<br />

E E$ +<br />

Q E$ −<br />

Roe + −<br />

= ⎜ ⎟ Q ( R L) Q Q<br />

i+<br />

⎜ i+ ⎟<br />

⎝ ⎠ i+ i+<br />

i+ i+<br />

+<br />

1<br />

⎛ ⎛ ⎞⎞<br />

⎜ ⎜ ⎟⎟<br />

1<br />

⎛ ⎞<br />

⎜ ⎜ ⎟<br />

− ⎜ − ⎟<br />

1<br />

1<br />

1 L<br />

⎟ 1 ⎜ 1 1⎟<br />

(2.5.4.6)<br />

2<br />

⎝ ⎝ ⎠⎠<br />

2 ⎝ ⎠<br />

2<br />

2<br />

2<br />

Es soll noch bemerkt werden, daß die hier verwendete TVD Interpolation zusammen mit dem<br />

Riemann Löser nach Roe, abseits von lokalen Extrema und steilen Gradienten (und für Φ=1/2),<br />

folgenden <strong>numerischen</strong> Diffusionsterm ergibt:<br />

1<br />

⎛<br />

− 1 −<br />

+ ⎜ 1<br />

2 i ⎝ +<br />

⎞<br />

Roe<br />

( ) ⎜ + − ⎟<br />

Roe<br />

R L L Q Q =+ ( R L L) ⋅ ( Q − 3Q + 3Q<br />

−Q<br />

)<br />

2<br />

⎟<br />

⎠<br />

1<br />

1<br />

i i+ 2 i+<br />

2 2<br />

2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

1<br />

8<br />

2<br />

i+ 2 i+ 1 i i−<br />

1<br />

Dieses Ergebnis unterscheidet sich vom Ergebnis in Gleichung (2.5.3.4), das durch<br />

vorzeichenrichtige, einseitige Diskretisierung der charakteristischen Gleichungen (zweiter<br />

Ordnung) erhalten wurde, im wesentlichen nur durch den Vorfaktor 1/4, was einer<br />

entsprechend geringeren <strong>numerischen</strong> Dissipation entspricht.<br />

Betrachtet man das von erster Ordnung genaue Basisverfahren, wo die Zustände innerhalb<br />

<strong>eines</strong> Bilanzelements als konstant angenommen werden, also Q + i+0.5 = Qi+1 und Q - i+0.5 = Qi, so<br />

ist das Ergebnis für den diffusiven Anteil des <strong>numerischen</strong> Flusses wiederum in völliger<br />

Übereinstimmung mit der vorzeichenrichtigen einseitigen Diskretisierung der charakteristischen<br />

Gleichungen (erster Ordnung) (Gl. (2.5.3.3))


Numerischer Lösungsalgorithmus 37<br />

1<br />

⎛<br />

− 1 −<br />

+ ⎜ 1<br />

2 i ⎝ +<br />

⎞<br />

Roe<br />

( ) ⎜ + − ⎟<br />

Roe<br />

R L L Q Q =− ( R L L) ( Q −Q<br />

)<br />

2<br />

⎟<br />

⎠<br />

1<br />

1<br />

i i+ 2 i+<br />

2 2<br />

2<br />

2.5.5 Zentrales Verfahren mit numerischer Dissipation<br />

1<br />

i+ 1 i<br />

Eine weit verbreitete Vorgangsweise besteht darin, die Eigenwert-Eigenvektor-Zerlegung der<br />

Flußjacobimatrix A=RLL nicht exakt, sondern nur näherungsweise durchzuführen. Das<br />

resultiert in einer vereinfachten Form für die numerische Diffusion. Üblicherweise wird eine<br />

sog. Spektralradiusskalierung vorgenommen (z.B.: Paßrucker, 1997), d.h.:<br />

R L L ≅ελ max<br />

(2.5.5.1)<br />

λ max ist wieder der betragsmäßig größte Eigenwert der Flußjacobimatrix A und wird als<br />

Spektralradius bezeichnet. Der benutzerdefinierte, dimensionslose Vorfaktor ε dient <strong>zur</strong><br />

Steuerung der numerische Diffusion.<br />

Dissipationsfunktionen 4. Ordnung können durch Vereinfachung von Gleichung (2.5.3.4)<br />

gewonnen werden und Dissipationsfunktionen 2. Ordnung ergeben sich aus der Vereinfachung<br />

von Gleichung (2.5.3.3).<br />

Man wählt nun zusätzlich einen Drucksensor p(γ), um zwischen Funktionen 4. Ordnung<br />

(genau, mäßig stabil) und Funktionen 2. Ordnung (ungenau, sehr stabil) je nach den lokalen<br />

Druckgradienten umzuschalten (Pulliam 1986). Diese Vorgangsweise entspricht der<br />

(vereinfachten) Funktion des minmod-Limiters Gl.(2.5.4.1) bei der Anwendung des TVD-<br />

Upwind Verfahrens nach Kap. 2.5.4.<br />

Daraus ergibt sich eine mögliche Form des <strong>numerischen</strong> Flußvektors bei zentraler<br />

Diskretisierung mit numerischer Dissipation:<br />

E$<br />

( ) + ( )<br />

E$ Q E$ Q<br />

num i+ 1 i<br />

1<br />

i+<br />

2<br />

=<br />

2<br />

( 4) ( 2)<br />

max<br />

( 0 ε f γ ε ) λ I ( Qi+ 2 3Qi + 1 3Qi<br />

Qi−<br />

1)<br />

+ max , − ( ) ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ − + −<br />

1<br />

i+<br />

2<br />

( 2)<br />

max<br />

1<br />

i+<br />

2<br />

( )<br />

−f ( γ) ⋅ε ⋅λ ⋅I ⋅ Q −Q<br />

i+ 1 i<br />

p − 2p<br />

+ p<br />

mit: f ( γ) = max ( γ i, γ i+ 1)<br />

γ i =<br />

p + 2p<br />

+ p<br />

i+ 1 i i−1<br />

i+ 1 i i−1<br />

( 4) ( 2)<br />

Erfahrungswerte für ε sind: ε ≅ 0. 004 ÷ 0125 . ε ≅ 05 . ÷ 2. 0<br />

(2.5.5.2)<br />

Ein Vergleich mit den Sonderfällen des TVD - Upwind - Verfahrens in Kap. (2.5.4) führt (mit<br />

Φ = 0.5 und mit der Annahme, daß R und L etwa von der Dimension I sind) zu folgenden ε-<br />

( 4) ( 2)<br />

Werten: ε ≅ 1/ 16 = 0. 0626 ε ≅1/<br />

2


Numerischer Lösungsalgorithmus 38<br />

2.6 Diskretisierung der Diffusiven Flüsse En<br />

In diesem Abschnitt soll eine numerisch repräsentative Form der Approximation des<br />

Oberflächenintegrals ∫SEndS für eine Zelle (i,j,k) abgeleitet werden. Dabei spielt das<br />

Stabilitätsproblem im Gegensatz <strong>zur</strong> Diskretisierung der Eulerflüsse nur eine untergeordnete<br />

Rolle, da die physikalische Diffusion grundsätzlich einen stabilisierenden Effekt hat.<br />

2.6.1 Finite Volumen Form des Diffusiven Flusses<br />

Für eine Hexaederzelle im strukturierten Rechennetz ergibt sich analog zu Gleichung (2.5.1.2)<br />

S<br />

⎛<br />

E dS ≅ ⎜E$<br />

−E$<br />

⎜ 1<br />

m=<br />

1,.., 3⎝<br />

( m) ( m)<br />

ν ν<br />

+<br />

2<br />

ν 1<br />

−<br />

2<br />

∫ ∑<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

Das impliziert wiederum, daß <strong>zur</strong> Bestimmung des <strong>numerischen</strong> Flusses $<br />

(2.6.1.1)<br />

( m )<br />

Eν+1 der<br />

/ 2<br />

entsprechende flächengewichtete Normalvektor r N m ( )<br />

nach Gleichung (2.1.2) verwendet wird.<br />

+1/ 2<br />

2.6.2 Geschwindigkeits/Temperatur-Gradienten <strong>zur</strong> Bestimmung der<br />

Schubspannungen und Wärmeströme<br />

Die Diffusionsflüsse beinhalten die Komponenten des Spannungstensors und Wärmeströme,<br />

welche durch erste Ableitungen der Geschwindigkeiten und Temperaturen nach Gleichung<br />

(1.9.2) und (1.9.4) bestimmt werden müssen.<br />

Im Rahmen <strong>eines</strong> Finite-Volumen-Konzeptes wendet man dazu zweckmäßigerweise den Satz<br />

von Gauß (z.B: Furukawa et. al., 1992) an. Für eine Größe Φ erhält man<br />

V<br />

∂Φ<br />

∂Φ<br />

dV = Φni<br />

dS → ≅<br />

∂x<br />

∂x<br />

V<br />

1<br />

∫ ∫ ∑<br />

i<br />

S<br />

wobei r N S der nach außen gerichtete, flächengewichtete Normalvektor ist.<br />

i<br />

S<br />

Φ<br />

S<br />

N<br />

S<br />

i<br />

(2.6.2.1)<br />

Zur Bestimmung der ersten Ableitungen an der Bilanzgrenze "i+1/2" wird nun Gleichung<br />

(2.6.2.1) lediglich auf ein um "+1/2" versetztes Bilanzvolumen angewendet, welches die<br />

Zelloberfläche "i+1/2" umschließt (s. Abb. 2.6.2).<br />

Völlig analog wird für die beiden anderen Zell - Indexrichtungen (j,k) vorgegangen.


Numerischer Lösungsalgorithmus 39<br />

Vi+1,j,k<br />

i<br />

Q i+1,j,k<br />

k<br />

1<br />

4<br />

j<br />

V i+0.5,j,k<br />

5<br />

6<br />

Vi,j,k<br />

2<br />

3<br />

Q i,j, k<br />

Abb. 2.6.2: Ein in i-Richtung um "+1/2" versetztes Bilanzvolumen Vi+0.5,j,k<br />

<strong>zur</strong> Berechnung der Geschwindigkeits- und Temperatur-Gradienten<br />

an der Bilanzgrenze "i+1/2"<br />

In Indexschreibweise läßt sich die wie oben beschriebene Finite-Volumen-Approximation des<br />

Oberflächenspannungsvektors folgendermaßen angeben (die hier verwendeten Indices dürfen<br />

nicht mit den Zell-Indices i,j,k verwechselt werden !):<br />

S<br />

∫<br />

+ 1/2<br />

S<br />

i<br />

τ dS ≅τ<br />

N<br />

ij<br />

( m)<br />

+ 1/ 2 j<br />

μ ∂ ⎛ u ∂u<br />

i j<br />

= ⎜ + −<br />

⎝∂x<br />

∂x<br />

j<br />

i<br />

μ ⎛ S S S S 2 S S ⎞<br />

≅ ⋅ ∑ ⎜ui<br />

N j + u jN<br />

i − uk Nkδ ij⎟N<br />

V ⎝<br />

3 ⎠<br />

+ 1/ 2 S=<br />

1,.., 6<br />

∂<br />

∂ δ<br />

2 u ⎞<br />

k ⎟<br />

ij N<br />

3 x ⎟<br />

⎠<br />

k<br />

( m)<br />

+ 1/ 2 j<br />

( m)<br />

+ 1/ 2 j<br />

(2.6.2.2)<br />

Hier muß über alle sechs Oberflächen (S=1,..,6) des versetzten Volumens V+1/2 aufsummiert<br />

werden (s. Abb. 2.6.2). Auf analoge Weise erhält man für den Wärmestrom an der Bilanzfläche<br />

+1/2:<br />

S<br />

∫<br />

+ 1/2<br />

S<br />

q& ≅q&<br />

N<br />

j<br />

( m)<br />

+ 1/ 2 j<br />

c T<br />

Pr x N<br />

μ p ∂<br />

=<br />

∂<br />

μc<br />

≅ ⋅<br />

Pr V<br />

j<br />

( m)<br />

+ 1/ 2 j<br />

p S<br />

∑<br />

+ 1/ 2 S=<br />

1,.., 6<br />

S<br />

j<br />

T N N<br />

( m)<br />

+ 1/ 2 j<br />

(2.6.2.3)<br />

Man kann nun alle die Geometrie betreffenden Ausdrücke der Gleichungen (2.6.2.2), (2.6.2.3)<br />

zu metrischen Koeffizienten zusammenfassen:


Numerischer Lösungsalgorithmus 40<br />

Definition:<br />

S<br />

i<br />

• Mu j<br />

τ ist der metrische Koeffizient bei u j S <strong>zur</strong> Bestimmung der Oberflächen-<br />

schubspannungskomponente τ i S an der Bilanzfläche S=1,..,6 des um "+1/2" versetzten<br />

Bilanzvolumens V+1/2.<br />

• M T S ist der metrische Koeffizient bei T S <strong>zur</strong> Bestimmung des Oberflächenwärmestromes an<br />

der Oberfläche S=1,..,6 des um "+1/2" versetzten Bilanzvolumens V+1/2.<br />

Mit der Definition dieser metrischen Größen erhält man für den Diffusionsfluß $<br />

E$ ν<br />

( m)<br />

+ 1/ 2<br />

⎡<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

= ⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎛<br />

⎢ ⎜<br />

⎜μ<br />

⎢<br />

⎣⎝<br />

S=<br />

1,.., 6<br />

⎤<br />

0<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

τ1<br />

μ ∑ ⋅<br />

⎥<br />

u j ⎥<br />

= 1,.., 6<br />

⎥<br />

τ<br />

⎥<br />

2 μ ∑ ⋅<br />

= 1,.., 6<br />

τ3<br />

μ ∑ ⋅<br />

= 1,.., 6<br />

⎞ τ<br />

μ<br />

⋅ ⎟ + 1/ 2 + ⋅<br />

,<br />

⎠ Pr = 1,.., 6 ⎦<br />

S<br />

S<br />

u j S<br />

S<br />

u j S<br />

S<br />

u j S<br />

S<br />

M u<br />

j<br />

S<br />

M u<br />

j<br />

⎥<br />

⎥<br />

S<br />

⎥<br />

M u<br />

⎥<br />

j<br />

⎥<br />

⎥<br />

S<br />

k<br />

S S<br />

M u u c<br />

k p MT T<br />

⎥<br />

j<br />

⎥<br />

S<br />

∑ ∑<br />

( m )<br />

Eν+1 :<br />

/ 2<br />

(2.6.2.4)<br />

Ausgeschrieben nehmen die metrischen Terme <strong>zur</strong> Bestimmung des viskosen Flusses folgende<br />

Gestalt an:<br />

S<br />

τ 1 ⎛4<br />

( ) ( )<br />

Mu = ⎜ N N + N N + N N<br />

1 ⎝ /<br />

3 ,<br />

/ ,<br />

S m S m S ( m)<br />

1 + 1 2 1 2 + 1 2 2 3 + 1/ 2, 3<br />

S<br />

τ 1 ⎛ ( ) 2<br />

Mu = ⎜N<br />

N − N N<br />

2 ⎝ / , 3<br />

S m S ( m)<br />

1 + 1 2 2 2 + 1/ 2, 1<br />

S<br />

τ 1 ⎛ ( ) 2<br />

Mu = ⎜N<br />

N − N N<br />

3 ⎝ / , 3<br />

S m S ( m)<br />

1 + 1 2 3 3 + 1/ 2, 1<br />

S<br />

τ 2 ⎛ ( ) 2<br />

Mu = ⎜N<br />

N − N N<br />

1 ⎝ / , 3<br />

S m S ( m)<br />

2 + 1 2 1 1 + 1/ 2, 2<br />

⎞ 1<br />

⎟<br />

⎠ V<br />

+ 1/ 2<br />

⎞ 1<br />

⎟<br />

⎠ V<br />

+ 1/ 2<br />

⎞ 1<br />

⎟<br />

⎠ V<br />

+ 1/ 2<br />

S<br />

τ 2 ⎛ ( ) 4 ( )<br />

Mu = ⎜N<br />

N + N N + N N<br />

2 ⎝ / ,<br />

/<br />

3 ,<br />

S m S m S ( m)<br />

1 + 1 2 1 2 + 1 2 2 3 + 1/ 2, 3<br />

S<br />

τ 2 ⎛ ( ) 2<br />

Mu = ⎜N<br />

N − N N<br />

3 ⎝ / , 3<br />

S m S ( m)<br />

2 + 1 2 3 3 + 1/ 2, 2<br />

⎞ 1<br />

⎟<br />

⎠ V<br />

+ 1/ 2<br />

⎞ 1<br />

⎟<br />

⎠ V<br />

+ 1/ 2<br />

⎞ 1<br />

⎟<br />

⎠ V<br />

+ 1/ 2


Numerischer Lösungsalgorithmus 41<br />

S<br />

τ 3 ⎛ ( ) 2<br />

Mu = ⎜N<br />

N − N N<br />

1 ⎝ / , 3<br />

S m S ( m)<br />

3 + 1 2 1 1 + 1/ 2, 3<br />

S<br />

τ 3 ⎛ ( ) 2<br />

Mu = ⎜N<br />

N − N N<br />

2 ⎝ / , 3<br />

S m S ( m)<br />

3 + 1 2 2 2 + 1/ 2, 3<br />

⎞ 1<br />

⎟<br />

⎠V<br />

+ 1/ 2<br />

⎞ 1<br />

⎟<br />

⎠ V<br />

+ 1/ 2<br />

S<br />

τ 3 ⎛ ( ) ( ) 4<br />

Mu = ⎜N<br />

N + N N + N N<br />

3 ⎝ / ,<br />

/ , 3<br />

S m S m S ( m)<br />

1 + 1 2 1 2 + 1 2 2 3 + 1/ 2, 3<br />

( ) ( )<br />

( )<br />

( 1 + 1/ 2, 1 2 + 1/ 2, 2 3 + 1/ 2, 3)<br />

S S m S m S m<br />

T<br />

M = N N + N N + N N<br />

⎞ 1<br />

⎟<br />

⎠ V<br />

1<br />

V<br />

+ 1/ 2<br />

2.6.3 Thinlayer-Approximation der Diffusionsflüsse<br />

+ 1/ 2<br />

(2.6.2.5)<br />

Geht man von nicht oder nur schwach abgelösten Strömungen mit hoher Reynoldszahl aus, so<br />

kann mit ausreichender Genauigkeit der Einfluß der Diffusion auf die Wandgrenzschichten<br />

reduziert werden.<br />

In solchen Scherschichten müssen Rechennetze immer normal <strong>zur</strong> Strömungsrichtung sehr<br />

stark komprimiert werden, um die großen Gradienten in diese Richtung zu erfassen. Die<br />

Gradienten in Strömungsrichtung sind dabei vernachlässigbar klein. Daraus resultieren Zellen<br />

mit sehr großem Längen (-> in Strömungsrichtung) zu Breiten (quer <strong>zur</strong> Strömungsrichtung)<br />

-Verhältnis.<br />

Für die Berechnung des Diffusionsflusses bedeutet das, daß man die Summation über die<br />

Oberflächen S=1,..,6 reduzieren kann auf eine Summation über S=1,3. Betrachtet man dazu die<br />

versetzte Hilfszelle (s. Abb. 2.6.2) und nimmt an, daß die Indexrichtung i quer <strong>zur</strong><br />

Strömungsrichtung verläuft, so wären die Bilanzflächen S=2,4,5,6 klein gegenüber den Flächen<br />

S=1,3.<br />

Eine Konsequenz dieser Überlegung ist, daß der Diffusionsfluß nun lediglich eine Funktion der<br />

beiden Zustände Qi und Qi+1 ist. Von dieser Tatsache wird bei der Linearisierung des<br />

Diffusionsflusses bei der impliziten Zeitintegration Gebrauch gemacht.<br />

In dieser Arbeit wurde diese Alternative in das Programmsystem inkludiert, da sie für viele<br />

Strömungen (z.B. Aerodynamik des Tragflügels, etc.) als ausreichend genau betrachtet werden<br />

kann.<br />

2.7 Semi - diskrete Erhaltungsform<br />

Wendet man nun die Approximation der Volumenintegrale und der Quellterme, die<br />

Diskretisierung der Eulerflüsse sowie die Diskretisierung der Diffusiven Flüsse an eine Zelle<br />

(i,j,k) im strukturierten Rechennetz an, so erhält man folgendes semi-diskrete<br />

Gleichungssystem:<br />

∂Q<br />

∂t<br />

ijk<br />

( m)<br />

⎛ ⎞ ⎛<br />

num num<br />

num num<br />

∑ ⎜$<br />

$ ⎟ −<br />

⎜ ⎟ ∑ ⎜$<br />

ν − $<br />

1 1 ⎜ 1 ν 1<br />

m=<br />

1,.., 3⎝<br />

+ − ⎠ m=<br />

,.., ⎝ + −<br />

2 2<br />

1 3<br />

2 2<br />

( m)<br />

⎞<br />

Vijk + E −E<br />

E E ⎟ = H ⋅V<br />

⎟<br />

⎠<br />

ijk ijk<br />

(2.7.1)


Numerischer Lösungsalgorithmus 42<br />

Um nun verschiedene Arten von zeitlicher Integration übersichtlich zu beschreiben, empfiehlt<br />

sich die Definition des Right-Hand-Side-Vektors RHS. Gleichung (2.7.1) wird damit zu:<br />

⎡<br />

( m)<br />

1<br />

⎛ ⎞ ⎛<br />

num num<br />

RHSijk = Hijk −<br />

⎢ ⎜E<br />

−E<br />

⎟ − ⎜E<br />

V ⎢ ∑ $ $<br />

⎜ ⎟ ∑ $<br />

1 1 ⎜<br />

ijk m 1,.., 3⎝<br />

+ − ⎠ m=<br />

⎣⎢<br />

2 2<br />

1,.., 3⎝<br />

∂Q<br />

ijk<br />

= RHSijk<br />

∂t<br />

1<br />

2<br />

−E$<br />

num num<br />

=<br />

ν<br />

+<br />

ν 1<br />

−<br />

2<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

( m)<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦⎥<br />

(2.7.2)<br />

Für stationäre Strömungen muß bei konvergenter Lösung RHS zu Null werden und kann<br />

somit direkt als (ein mögliches) Konvergenzkriterium verwendet werden.<br />

Im hier entwickelten Programmsystem können nun zwei Varianten der <strong>numerischen</strong> Eulerflüsse<br />

$<br />

num r g<br />

E +1/ 2 verwendet werden, wobei die Netzbewegung w immer in den Eulerflüssen inkludiert<br />

ist (bei ruhenden Netzen wird r w g Null gesetzt):<br />

• TVD Upwind Verfahren nach ROE<br />

(nach Kap. 2.5.4, Gleichung (2.5.4.6))<br />

• Zentrales Verfahren mit numerischer Dissipation<br />

(nach Kap. 2.5.5, Gleichung (2.5.5.2))<br />

Für die diffusiven Flüsse $<br />

num wird unterschieden zwischen<br />

Eν+1/ 2<br />

• Full-<strong>Navier</strong>-<strong>Stokes</strong> (nach Gleichung (2.6.2.4))<br />

• Thinlayer-Approximation (gemäß Kap. 2.6.3)<br />

Folgende Quellterme H ijk können berücksichtigt werden:<br />

• Quellterm der verwendeten Turbulenzgleichung (Gl. (1.11.2.2), (1.11.3.1))<br />

• Quellterm für die gleichförmige Rotation (Gl. (2.3.3))<br />

• Quellterm der Netzverformung, Volumenänderung einer Zelle (Gl. 2.2.3)<br />

2.8 Implementierung der Randbedingungen<br />

Prinzipiell werden alle Randbedingungen durch die Verwendung von Phantomzellen<br />

aufgeprägt. Dabei wird das Rechennetz am Rand um eine (virtuelle) Phantomzelle erweitert.<br />

Die Werte der konservativen Variablen Q in der Phantomzelle werden dann genau so<br />

berechnet, daß der Wert an der Berandung (=Mittelwert zwischen Phantomzelle und<br />

randnächster innerer Zelle) die entsprechende Randbedingung erfüllt. Dieses einfache<br />

Verfahren macht das Programmsystem in Bezug auf die Randbedingungen äußerst flexibel<br />

(vgl. z.B.: Furukawa et. al. 1992).


Numerischer Lösungsalgorithmus 43<br />

Grundsätzlich wird das Update der Phantomzellen immer unmittelbar vor der Berechnung des<br />

Right - Hand - Side - Vektors RHS, durchgeführt, sodaß die Flußbilanz mit den<br />

Randbedingungen immer konsistent ist. Die randnächste innere Zelle kann durch die Existenz<br />

der Phantomzelle vollkommen gleich wie jede andere Zelle bilanziert werden.<br />

Die Stabilitätsbetrachtungen in Kap. 2.5.2 ergaben, daß die Diskretisierung immer mit dem<br />

Informationstransport in einer Zelle im Einklang stehen muß. Diese Überlegungen führen auch<br />

am Rand des Berechnungsgebietes zum analogen Schluß, daß diejenigen Störungen, welche<br />

von außen in das Rechengebiet hineinlaufen, durch Randbedingungen ersetzt werden, und<br />

Störungen, die von innen kommen, durch Extrapolation nach außen transportiert werden<br />

müssen.<br />

Daraus und aus der Betrachtung der Wellengeschwindigkeiten λ (k) nach Gl. (2.5.2.4) kann man<br />

die Anzahl der aufzuprägenden Randbedingungen ableiten. Welche Größen nun als<br />

Randbedingungen gewählt werden ist grundsätzlich problemspezifisch, für Turbomaschinenströmungen<br />

erweisen sich folgende Randbedingungen als sinnvoll (s. Abb. 2.8):<br />

Abb. 2.8: Randbedingungen für den Schaufelkanal<br />

thermischer Turbomaschinen (aus Paßrucker, 1997)<br />

r r g r<br />

• Eintritt (rel. Normalgeschwindigkeit: Unterschall): ( w − w ) n / c 1<br />

• 5 Randbedingungen, alle Strömungsgrößen<br />

r r g r<br />

• Austritt (rel. Normalgeschwindigkeit: Unterschall): ( w − w ) n / c


Numerischer Lösungsalgorithmus 44<br />

• 1 Randbedingung:<br />

• Druck p<br />

• Extrapolation der Dichte ρ, und der Geschwindigkeit r w<br />

r r g r<br />

• Austritt (rel.Normalgeschwindigkeit: Überschall): ( w − w ) n / c >1<br />

• keine Randbedingungen, Extrapolation aller Strömungsgrößen<br />

• feste Wand, reibungsfrei:<br />

• 1 Randbedingung:<br />

r r g r<br />

• ( w − w ) n =0<br />

• Extrapolation von Druck, Dichte und relativer Tangentialgeschwindigkeit<br />

• feste Wand, reibungsbehaftet:<br />

• 4 Randbedingungen:<br />

r r<br />

• w w g<br />

=<br />

• adiabat : ∂T / ∂n<br />

r =0 oder isotherm T=Tw<br />

• Extrapolation des Druckes p<br />

Das Zusammenhängen verschiedener Netzblöcke kann mit diesem System ebenfalls realisiert<br />

werden (Blockrandbedingung). Hier muß der Zustandsvektor der Phantomzelle lediglich aus<br />

dem angrenzenden Nachbarblock kopiert werden.<br />

Der bei Turbomaschinen immer auftretende Fall der Umfangs-Periodizität kann in diesem<br />

Multi-Block System als Spezialfall der allgemeinen Blockrandbedingung gesehen werden.<br />

Allerdings wurde die Blockrandbedingung dafür mit der zusätzlichen Möglichkeit ausgestattet,<br />

den Geschwindigkeitsvektor um den Teilungswinkel (Δϕ Teilung = 2π/zSchaufel) zu drehen.<br />

Weiters wurden folgende turbomaschinenspezifische Randbedingungen, die insbesondere für<br />

<strong>3D</strong>-Berechnungen von Bedeutung sind, implementiert:<br />

• Radiales Gleichgewicht am Austritt (Unterschall): Da die genaue radiale<br />

Druckverteilung am Abströmrand oftmals nicht bekannt ist, kann der Druck mittels<br />

radialem Gleichgewicht bestimmt werden,<br />

p( r) = pref<br />

+ ∫<br />

r<br />

r<br />

ref<br />

ρ 2<br />

w<br />

r dr<br />

u<br />

wobei hier der umfangsgemittelte Impuls in Umfangsrichtung ρwu einzusetzen ist. Das<br />

heißt, daß lediglich ein Referenzdruck pref und ein Referenzradius rref angegeben<br />

werden müssen, und daß die radiale Druckverteilung während der Iteration<br />

mitberechnet wird.<br />

Die Aufprägung des Gegendruckes erfolgt mit der oben beschriebenen Standard-<br />

Austrittsrandbedingung.<br />

• Rotor-Stator-Interaktion (Unterschall) Bei Stufenberechnungen muß eine geeignete<br />

Schnittstelle zwischen Rotor und Stator programmiert werden. Im Sinne der hier<br />

verwendeten Finiten-Volumen Methodik werden jeweils beim Stator-Austritt und<br />

beim Rotor-Eintritt die konservativen Variablen Q volumsgewichtet gemittelt. Dabei<br />

soll angemerkt werden, daß die Mittelung des Impulsvektors ρ r w in Zylinder-


Numerischer Lösungsalgorithmus 45<br />

koordinaten erfolgt.<br />

Für die Randflächen dieser Schnittstelle wird dann für r=const vom umfangsgemittelten<br />

Zustandsvektor am Rotoreintritt die Austrittsrandbedingung für den<br />

Stator ermittelt. Vom umfangsgemittelten Zustandsvektor am Statoraustritt ergibt<br />

sich die Eintrittsbedingung für den Rotor. Die Aufprägung dieser Randbedingungen<br />

erfolgt wieder mit den oben beschriebenen Standardroutinen.<br />

Die Randbedingungen der Turbulenzgleichungen wurden bereits in Kapitel 1 angegeben und<br />

stehen ebenfalls im Einklang mit der Theorie der Störungsausbreitung.<br />

2.9 Zeitliche Integration der semi-diskreten Erhaltungsform<br />

Die Einführung der semi -diskreten Erhaltungsform (Gl. (2.7.2)) ermöglicht<br />

programmtechnisch eine völlige Trennung zwischen Flußbilanz (-> Berechnung von RHS) und<br />

zeitlicher Integration. In dieser Arbeit wurden sowohl explizite (Runge-Kutta) als auch<br />

implizite Zeitintegrationsverfahren implementiert. Je nach Problemfall muß dann abgeschätzt<br />

werden, wo der günstigste Kompromiß zwischen<br />

• Stabilität (maximal möglicher Zeitschritt (CFL),<br />

Anzahl der Schritte <strong>zur</strong> Konvergenz)<br />

• Aufwand (Rechenzeit) je Zeitschritt<br />

• Zeitliche Genauigkeit (nur bei instationären Problemstellungen von Bedeutung)<br />

zu finden ist.<br />

2.9.1 Explizites Vier.Schritt-Runge-Kutta Verfahren<br />

Dieses Verfahren zeichnet sich durch große zeitliche Genauigkeit (4. Ordnung für lineare<br />

Probleme, 2. Ordnung für nichtlineare Probleme (Arnone & Swanson, 1993)) und einfache<br />

Programmierbarkeit aus.<br />

Die Stabilität des Verfahrens kann für ein Modellproblem mit CFL=2 3/2 angegeben werden<br />

(Jameson et. al. 1981), allerdings sinkt der maximal mögliche Zeitschritt für komplexe<br />

Probleme und bei hoher räumlicher Auflösung (z.B.: TVD-Upwind dritter Ordnung) auf etwa<br />

CFL=1.<br />

Die zeitliche Integration von Gleichung (2.7.2) erfolgt mit der Definition des zeit- und<br />

zustandsabhängigen Right-Hand-Side Vektors RHS( Q,t ) nach der Vorschrift:<br />

Q (0) = Q n<br />

− − ( , ) ;<br />

( p) ( 0) ( p) ( p 1) ( p 1) ( p) ( 0)<br />

( p)<br />

Q = Q + α Δt⋅ RHS Q t t = t + α Δ t ; p=1...4 (2.9.1)<br />

Q n+1 = Q (4)<br />

mit den Koeffizienten α1=1/4, α2 = 1/3, α3 = 1/2, α4 = 1


Numerischer Lösungsalgorithmus 46<br />

2.9.2 Implizites Verfahren<br />

Dieses Verfahren ist vor allem durch Stabilität gekennzeichnet. Theoretisch liefert eine<br />

implizite Zeitintegration des Modellproblems nach Gleichung (2.5.2.1) einen unbeschränkt<br />

stabilen Algorithmus (z.B.: Benetschik 1991, Paßrucker 1997), allerdings reduzieren wiederum<br />

Näherungen und Vereinfachungen, welche getroffen werden müssen, um die resultierenden<br />

Gleichungssysteme mit vertretbarem Aufwand zu lösen, die Stabilität.<br />

Ausgangspunkt dieses Verfahrens ist die implizite Diskretisierung von Gleichung (2.7.2):<br />

n+ 1 n<br />

Q −Q<br />

Δt<br />

( )<br />

n n n+ 1 n+ 1<br />

n n<br />

( , t ) ( , t ) ( , t )<br />

= RHS Q + λ RHS Q −RHS<br />

Q<br />

(2.9.2.1)<br />

λ ist hier ein Integrationsparameter, mit dem die zeitliche Genauigkeit noch variiert werden<br />

kann.<br />

• Für λ=0 resultiert das explizite Verfahren erster Ordnung, welches in weiterer Folge nicht<br />

berücksichtigt werden soll.<br />

• Für λ=0.5 erhält man die bekannte Sehnen-Trapezregel, für das zeitliche Integral des RHS -<br />

Vektors.<br />

• Das stabilste Verfahren ist schließlich das voll-implizite Verfahren von Genauigkeit erster<br />

Ordnung mit λ=1.<br />

Gleichung (2.9.2.1) steht nun für ein nichtlineares Gleichungssystem für die unbekannten<br />

n+1 n+1<br />

Zustandsvektoren Qijk zum Zeitpunkt t . Dieses System muß nun iterativ gelöst werden.<br />

In dieser Arbeit wurde ein Newton-Algorithmus <strong>zur</strong> Lösung von Gleichung (2.9.2.1)<br />

programmiert. Die zu lösende Gleichung (2.9.2.1) wird also für einen Newton-Iterationsschritt<br />

(Iterationsindex p) in eine Taylor-Reihe bis zum ersten Glied entwickelt Q n+1 → Q p +ΔQ :<br />

p n<br />

Q + ΔQ−<br />

Q<br />

Δt<br />

⎛<br />

∂RHS<br />

Q<br />

n n p n<br />

= ( − ) RHS( Q t ) + ⎜<br />

+ 1<br />

1 λ , λ<br />

⎜<br />

RHS( Q , t ) +<br />

⎝<br />

∂Q<br />

p n+<br />

1 ( , t )<br />

Startwert: p=1: Q p = Q n<br />

Lösung für: p → ∞ ΔQ → 0 und Q p → Q n+1<br />

p<br />

⎞<br />

ΔQ⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

Das daraus resultierende lineare Gleichungssystem für ΔQ kann formal folgendermaßen<br />

angeschrieben werden:<br />

p n+<br />

1 ( , t )<br />

⎛ RHS Q ⎞<br />

⎜<br />

⎜<br />

I −λ<br />

⎟ Q Q Q<br />

⎝<br />

Q ⎟<br />

=− −<br />

⎠<br />

∂<br />

Δt p Δ<br />

∂<br />

p n ( )<br />

p n+<br />

1 ( , )<br />

+ λΔt⋅RHS<br />

Q t<br />

n n<br />

( 1 λ)<br />

Δt<br />

RHS( Q , t )<br />

+ − ⋅<br />

(2.9.2.2)


Numerischer Lösungsalgorithmus 47<br />

Prinzipiell wäre nun eine exakte Linearisierung des RHS-Vektors denkbar, man erhält dann<br />

aber eine äußerst ungünstige Struktur der zu invertierenden Matrix. Hier wurde die<br />

Linearisierung mit genau solchen Einschränkungen durchgeführt, daß das lineare<br />

Gleichungssystem durch iteratives Lösen von mehreren Block - tridiagonalen<br />

Gleichungssystemen lösbar ist. Damit gelingt es, die sehr große, aber doch spärlich besetzte<br />

Matrix durch mehrfaches Anwenden <strong>eines</strong> Thomas-Algorithmus zu invertieren.<br />

Die Linearisierung des RHS-Vektors wird nun mit folgenden Einschränkungen durchgeführt,<br />

wobei noch darauf hingewiesen werden soll, daß diese Vereinfachungen zwar die numerische<br />

Stabilität des Verfahren beeinflussen, aber keinerlei Auswirkungen auf das Rechenergebnis<br />

haben, da nur die implizite Seite von Gleichung (2.9.2.2) davon betroffen wird:<br />

• Beschränkung auf ein Verfahren erster Ordnung für die konvektiven Flüsse, wodurch die<br />

Abhängigkeit des Eulerflusses (z.B.: in Index-Richtung i) auf die beiden Zustände Qi und<br />

Qi+1 reduziert wird. Für das TVD-Upwind Verfahren nach Roe<br />

1 Roe<br />

( ( ) ( ) ( L ) ( i i )<br />

$ num 1<br />

Ei+ 1/ 2 = E Qi+ 1 + E Qi − R L Q Q<br />

i+<br />

/ + −<br />

1 2 1<br />

2<br />

2<br />

erhält man mit der zusätzlichen Annahme, daß die Eigenwerte L und Eigenvektoren R, L<br />

der Jacobimatrix A abschnittsweise konstant sind, folgende Linearisierung des Flußvektors<br />

(s. Gallus et. al. 1995):<br />

∂E<br />

$<br />

i+<br />

∂Q<br />

num<br />

1/ 2<br />

−<br />

+<br />

i+ 1/ 2 i+ 1 i+ 1/ 2 i<br />

ΔQ= A ⋅ ΔQ + A ⋅Δ<br />

Q<br />

(2.9.2.3)<br />

wobei die Jacobimatritzen A + , A - mit der Richtung der Wellenausbreitung verknüpft sind:<br />

( ( ) ( L<br />

Roe<br />

) + )<br />

( + ) ( L<br />

Roe<br />

) +<br />

+<br />

Ai+ 1<br />

= A Qi 2<br />

+ R L<br />

i<br />

−<br />

A +<br />

1<br />

= A Q<br />

2<br />

− R L<br />

1/ 2 1/ 2<br />

( )<br />

i 1/ 2 i 1 i 1/ 2<br />

Völlig analog erhält man für das zentrale Verfahren mit numerische Dissipation:<br />

+ 1<br />

( impl)<br />

max<br />

Ai+ 1/ 2 = A( Qi ) + ε ⋅λi+ 1/ 2 ⋅I<br />

2<br />

− 1<br />

( impl)<br />

max<br />

Ai+ 1/ 2 = A( Qi+ 1) −ε ⋅λi+ 1/ 2 ⋅I<br />

2<br />

wobei Erfahrungswerte für den impliziten Dissipationsparameter ε (impl) sind:<br />

ε (impl) = 0.25-0.5<br />

• Beschränkung auf die unter Punkt 2.6.3 beschriebene Thinlayer-Approximation der<br />

Diffusionsflüsse, sodaß der Diffusionsfluß (z.B: in Index-Richtung i) auf eine Funktion der<br />

beiden Zustände Qi und Qi+1 reduziert werden kann. Betrachtet man Gleichung (2.6.2.4), so<br />

motiviert die Tatsache, daß der numerische Diffusionsfluß lediglich eine Funktion der


Numerischer Lösungsalgorithmus 48<br />

Geschwindigkeiten und Temperaturen ist, zu folgender Zustandstransformation:<br />

U = ⎡<br />

⎢<br />

⎣<br />

⎤<br />

r<br />

w<br />

T<br />

⎥<br />

⎦<br />

( ) ∂(<br />

)<br />

∂ ∂U<br />

=<br />

∂Q<br />

∂U<br />

∂Q<br />

Damit erhält man für die Linearisierung des Diffusionsflusses in Thinlayer-Approximation:<br />

num num<br />

Abhängigkeit : $ $ S= 1 S=<br />

3<br />

Eν 1 = Eν ( U , U )<br />

1<br />

+ +<br />

2 2<br />

num<br />

∂E<br />

$ ⎛ num<br />

ν ∂E<br />

$ S ⎞ ⎛ num<br />

ν ∂<br />

∂$<br />

/ / U<br />

E S ⎞<br />

i+<br />

1 2 i+<br />

νi+<br />

/ ∂U<br />

Q =<br />

⎜ 1 2 ⎟<br />

Q<br />

Q<br />

∂Q<br />

⎜ S S i+<br />

S S i<br />

⎝<br />

∂U<br />

∂Q<br />

⎟<br />

+<br />

⎜ 1 2<br />

Δ Δ<br />

⎟<br />

1 ⎜<br />

⎠ ⎝<br />

∂U<br />

∂Q<br />

⎟<br />

Δ (2.9.2.4)<br />

⎠<br />

S=<br />

1<br />

• Alle Terme in den Turbulenzgleichungen werden in Bezug auf die konservativen Größen<br />

( ρρ , , )<br />

r w e während einer Newton - Iteration "eingefroren", es wird also ausschließlich die<br />

Abhängigkeit von den turbulenten Transportgrößen selbst berücksichtigt.<br />

Umgekehrt werden sämtliche Turbulenzgrößen in der Impuls- und Energiegleichung (z.B.<br />

μt) als konstant (für die Änderung innerhalb einer Newton-Iteration) betrachtet.<br />

Die Konsequenz dieser Vorgangsweise ist, daß die tridiagonalen Gleichungssysteme der<br />

Turbulenzgleichungen von den Block-tridiagonalen Systemen der Hauptgleichungen<br />

(Kontinuität, Impuls, Energie) getrennt werden können.<br />

Diese Entkoppelung ermöglicht einen flexiblen Programmaufbau, bei dem auf einfache<br />

Weise zwischen verschiedenen Turbulenzmodellen umgeschaltet werden kann.<br />

• Bei den Quelltermen wird nur die Abhängigkeit des zentralen Terms Qijk berücksichtigt.<br />

Alle anderen Abhängigkeiten, die z.B. durch die Gradientenbildung für die Turbulenzgleichungen<br />

entstehen (s. Kap. 2.4), werden vernachlässigt:<br />

S=<br />

3<br />

∂H<br />

∂H<br />

ΔQ≅Cijk ⋅ ΔQijk<br />

mit: Cijk<br />

=<br />

(2.9.2.5)<br />

∂Q<br />

∂Q<br />

Der Vergleich der Gleichungen (2.9.2.3) und (2.9.2.4) motiviert zum Zusammenfassen der<br />

Jacobimatritzen des Eulerflusses mit den Linearisierungskoeffizienten des Viskosen Flusses in<br />

Thinlayer-Approximation. Damit wird die approximative Linearierung der <strong>numerischen</strong><br />

Flußbilanz (für die Indexrichtung i) zu:<br />

( $ num $ num<br />

Ei+ 1/ 2 −Eνi+<br />

1/ 2)<br />

∂<br />

∂Q<br />

⎛ E<br />

− − Euler i+<br />

Ai+ = ( Ai+<br />

) −<br />

⎜∂$<br />

ν<br />

1/ 2 1/ 2 ⎜<br />

⎝<br />

∂U<br />

⎛ E<br />

+ + Euler i+<br />

Ai+ = ( Ai+<br />

) −<br />

⎜∂$<br />

ν<br />

1/ 2 1/ 2 ⎜<br />

⎝<br />

∂U<br />

ijk<br />

−<br />

+<br />

i+ 1/ 2 i+ 1 i+ 1/ 2 i<br />

ΔQ= A ⋅ ΔQ + A ⋅ΔQ<br />

num<br />

1/ 2<br />

S<br />

num<br />

1/ 2<br />

S<br />

∂U<br />

∂Q<br />

∂U<br />

∂Q<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

S=<br />

1<br />

S=<br />

3<br />

(2.9.2.6)


Numerischer Lösungsalgorithmus 49<br />

Mit den hier beschriebenen Vereinfachungen kann das Gleichungssystem (2.9.2.2) wie folgt<br />

angeschrieben werden:<br />

( 0)<br />

( 1)<br />

ijk i+ 1jk<br />

ijk i− 1jk<br />

+ K ⋅ ΔQ + K ⋅ΔQ<br />

( 2)<br />

( 3)<br />

ijk ij+ 1k<br />

ijk ij− 1k<br />

+ K ⋅ ΔQ + K ⋅ΔQ<br />

( 4)<br />

( 5)<br />

( 6)<br />

ijk ijk+ 1 ijk ijk−1 ijk ijk ijk<br />

+ K ⋅ ΔQ + K ⋅ ΔQ + K ΔQ<br />

= F<br />

wobei die Koeffizienten K (0,..,6) sich ergeben zu:<br />

( 0)<br />

λΔt<br />

K ijk A<br />

V<br />

−<br />

= i+<br />

1/ 2<br />

ijk<br />

( 2)<br />

λΔt<br />

K ijk A<br />

V<br />

−<br />

= j+<br />

1/ 2<br />

ijk<br />

( 4)<br />

λΔt<br />

K ijk A<br />

V<br />

−<br />

= k+<br />

1/ 2<br />

ijk<br />

( 1)<br />

λΔt<br />

K ijk A<br />

V<br />

=− i−<br />

1/ 2<br />

ijk<br />

+<br />

( 3)<br />

λΔt<br />

K ijk A<br />

V<br />

+<br />

=− j−<br />

1/ 2<br />

ijk<br />

( 5)<br />

λΔt<br />

K ijk A<br />

V<br />

+<br />

=− k−1/<br />

2<br />

ijk<br />

+ − + − + −<br />

( + 1/ 2 −1/<br />

2 + 1/ 2 −1/<br />

2 + 1/ 2 −1/<br />

2)<br />

( 6)<br />

λΔt<br />

K ijk = I + A − A + A − A + A − A −λΔtC<br />

V<br />

ijk<br />

(2.9.2.7)<br />

i i j j k k ijk<br />

Auf der rechten Seite des Gleichungssystems wird ein Unterrelaxationsparameter 0


Numerischer Lösungsalgorithmus 50<br />

( 4) new ( 5) new ( 6)<br />

ijk<br />

ijk<br />

ijk<br />

new<br />

K ⋅ ΔQ + K ⋅ ΔQ + K ⋅ ΔQ<br />

= F<br />

ijk+ 1 ijk− 1<br />

ijk<br />

ijk<br />

( 0) old ( 1)<br />

old<br />

( K ijk ΔQ K ijk ΔQ<br />

i+ 1 jk i− 1 jk )<br />

( 2) old ( 3)<br />

old<br />

( K ijk ΔQ K ijk ΔQ<br />

ij+ 1k ij− 1k<br />

)<br />

− ⋅ + ⋅<br />

− ⋅ + ⋅<br />

(2.9.2.9)<br />

Numerische Experimente haben gezeigt, daß es i. a. ausreichend genau ist, je Rechenlinie<br />

genau einmal den Block - Thomas Algorithmus zu durchlaufen. Des weiteren hat es sich<br />

bewährt, zuerst alle Rechenlinien mit geraden Indices zu aktualisieren und anschließend alle<br />

Rechenlinien mit ungeraden Indices (Zebra-Relaxation).<br />

2.10 Konvergenzbeschleunigungstechniken für stationäre Probleme<br />

Die Minimierung der Rechenzeit ist ein zentrales Anliegen der <strong>numerischen</strong><br />

Strömungsmechanik. Zwei weit verbreitete Techniken <strong>zur</strong> Konvergenzbeschleunigung für<br />

stationäre Problemstellungen wurden in dieses Programmpaket inkludiert.<br />

2.10.1 Lokales Zeitschrittverfahren<br />

Die Stabilitätsuntersuchung des Konvektionsproblems nach Kap.2.5.2 ergab, daß als Maß für<br />

die Stabilität des <strong>numerischen</strong> Algorithmus die CFL-Zahl nach Gl. (2.5.2.8) angegeben werden<br />

kann.<br />

Da die CFL-Zahl (i.a.) für jede Zelle einen anderen Wert annimmt, kann man nun in jeder Zelle<br />

einen anderen Zeitschritt wählen, welcher etwa das gleiche Stabilitätsmaß ergibt. Das hat<br />

schließlich <strong>zur</strong> Folge, daß in großen Zellen die Zeit schneller voranschreitet als in<br />

vergleichsweise kleinen Zellen. Die stabileren (großen) Zellen "ziehen" die kleinen Zellen<br />

sozusagen in Richtung Konvergenz mit. Wenn vergleichsweise mit konstantem Zeitschritt<br />

(instationär) gerechnet wird, diktiert die instabilste Zelle den Zeitschritt für das gesamte<br />

Strömungsfeld.<br />

Für mehrdimensionale Problemstellungen kann der Zeitschritt folgendermaßen abgeschätzt<br />

werden:<br />

⎛<br />

Δtijk = CFL⋅V ijk ⋅ ⎜ 1 1 1<br />

min<br />

⎜<br />

; ;<br />

⎝λi<br />

λj λk<br />

max max max<br />

i j k<br />

max max max<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

(2.10.1)<br />

wobei λ , λ , λ die betragsmäßig größten Eigenwerte der Flußjacobimatrix nach<br />

Gl. (2.5.2.4) für die Indexrichtungen i,j,k darstellen.<br />

2.10.2 Mehrgitterverfahren (Multigrid)<br />

nach Jameson & Yoon 1986, Siikonen 1991


Numerischer Lösungsalgorithmus 51<br />

Die Tatsache, daß der maximal mögliche Zeitschritt nach Gl. (2.10.1) von der Zellgröße<br />

abhängt, kann als Motivation für das hier adaptierte geometrische Mehrgitterverfahren<br />

gesehen werden.<br />

Der Lösungsalgorithmus wird hier auf unterschiedlich feinen Rechennetzen (Levels)<br />

durchlaufen, wobei die Lösung auf den gröberen Netzen entsprechend Gl. (2.10.1) wesentlich<br />

schneller in zeitlicher Richtung voranschreitet.<br />

Die Lösungen für die gröberen Netze werden durch Interpolation bis auf das feinste Netz<br />

übertragen und bewirken dadurch eine enorme Konvergenzsteigerung für dieses feinste Netz<br />

(an dessen Lösung man eigentlich interessiert ist).<br />

Eine wichtige Vorraussetzung für das Verfahren in der hier implementierten Form ist, daß ein<br />

grobes Rechennetz durch Zusammenfassen von jeweils acht (<strong>3D</strong>) bzw. vier (2D) benachbarten<br />

Zellen entsteht. Das bedeutet, daß die Anzahl der Zellen die Bedingung<br />

i<br />

h+<br />

=<br />

max<br />

1<br />

max<br />

ih<br />

2<br />

erfüllen muß, wobei der Index ( )h das entsprechende Level indiziert:<br />

h = 0 → feinstes Netz<br />

⋅<br />

⋅<br />

⋅<br />

h = NMG → gröbstes Netz<br />

(2.10.2.1)<br />

Je nach Strategie können eine Vielzahl von Mehrgitter-Zyklen konstruiert werden. Eine<br />

einfache und vielfach angewendete Form ist der hier adaptierte sog. V-Zyklus, welcher<br />

schematisch in Abb. 2.10.2.1 dargestellt ist.<br />

Die Existenz mehrerer Rechennetze bietet auch eine Möglichkeit, gute Startlösungen (t=0) für<br />

die Iteration zu finden. Man führt einige Iterationen am gröbsten Rechennetz durch und<br />

interpoliert die so erhaltene Lösung bis auf das feinste Rechengitter, von wo aus dann die<br />

eigentlichen V-Zyklen gestartet werden.


Numerischer Lösungsalgorithmus 52<br />

Abb. 2.10.2.1: Schematische Darstellung <strong>eines</strong><br />

V-Zyklus (Mehrgitterverfahren)<br />

(Quelle: http://www.cerfacs.fr/~douglas/mgnet/tutorials/xwb/mg.html)<br />

• "Relax" : Dieser Schritt entspricht einem Iterationsschritt (bzw. Zeitschritt) des eigentlichen<br />

Gleichungslösers, der den RHS-Vektor zum Verschwinden bringen soll.<br />

• "Restrict": In dieser Prozedur wird sowohl der RHS-Vektor als auch der Zustandsvektor Q<br />

auf das gröbere Level transferiert.<br />

• "Interpol": Hier werden die Korrekturen der einzelnen Levels durch Interpolation auf das<br />

jeweils feinere Level transportiert.<br />

Für das implizite Zeitschrittverfahren nach Kap. 2.9.2 wurde diese Methodik nach folgendem<br />

Algorithmus adaptiert, wobei <strong>zur</strong> Verbesserung der Lösungen auf den gröberen Netzen eine<br />

zusätzliche "Forcing - Function" nach Jameson, 1986 (Ph) zum RHS-Vektor hinzugefügt<br />

wird.


Numerischer Lösungsalgorithmus 53<br />

//Finest level--------------------------------------------------------------------------------------"RELAX"<br />

update<br />

h<br />

Q = Q +Δ Q ( R )<br />

h h h<br />

R = RHS( Q ); P = 0<br />

h h h<br />

for ( h = 1 → N MG ) //For all coarser levels------------------------------------------------------------------<br />

final<br />

h<br />

update<br />

h<br />

//Recompute the solution on the finer Level-----------------------------------------------<br />

update<br />

update<br />

h−<br />

1 h−1<br />

* update<br />

h− 1 h−<br />

1 h−<br />

1<br />

R = RHS( Q ) R = R + P<br />

//Transfer residuals and variables to coarser grid-----------------------"RESTRICT"<br />

transfer *<br />

h = ∑ h−1Vh−1 Vh<br />

R R<br />

transfer<br />

h = ∑ h−1Vh−1 / Vh<br />

/ Q Q<br />

//Calculate rhe residual on the coarser grid-----------------------------------------------<br />

R h RHS Qh<br />

transfer<br />

= ( )<br />

//Calculate the forcing function--------------------------------------------------------------<br />

P = R −R<br />

h h transfer<br />

h<br />

//Add the forcing function to the residual--------------------------------------------------<br />

*<br />

R h = R h + Ph<br />

//Update the solution on the coarse grid ------------------------------------"RELAX"<br />

final<br />

h<br />

update<br />

h<br />

transfer<br />

h<br />

*<br />

h h<br />

Q = Q +Δ Q ( R )<br />

Q = Q //Coarsest Level ------------------------------------<br />

for ( h = NMG −1 → 0) //Interpolate the corrections to the finer levels---" INTERPOL"<br />

transfer<br />

h<br />

final transfer<br />

( h+<br />

1 h+<br />

1 )<br />

Q = Q + Interpol Q −Q<br />

h+ 1→<br />

h<br />

Festzuhalten ist, daß der effektive Zeitschritt dieses Verfahrens etwa wie folgt abgeschätzt<br />

werden kann:<br />

V− Cycle<br />

N ( ) h( )<br />

N<br />

1 MG MG+<br />

1<br />

1 2 2 2 1<br />

Δt = Δt + Δt + ... + Δt ≅ Δt + + ... + = Δt<br />

− (2.10.2.2)<br />

h h+ 1 h+ N h<br />

MG<br />

Weiters kann der Rechenaufwand je V-Zyklus unter der vereinfachenden Annahme, daß der<br />

Rechenaufwand (CPU) proportional <strong>zur</strong> Anzahl der Zellen ist, mit den Beziehungen


Numerischer Lösungsalgorithmus 54<br />

für <strong>3D</strong>-Berechnungen:<br />

NMG<br />

V− Cycle<br />

CPU ≅ CPUh + CPUh<br />

V− Cycle<br />

CPU CPUh<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎞<br />

⎟ +<br />

⎠<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎞<br />

⎟ + +<br />

⎠<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎞<br />

⎛<br />

⎞ −<br />

⎜<br />

⎟ ⎟<br />

⎝<br />

⎠ ⎟ = ⋅<br />

⎠<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

− ⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎞<br />

1<br />

1 2<br />

1<br />

1 1 1<br />

8<br />

1<br />

...<br />

8 8 8<br />

1<br />

1 ⎟<br />

8⎠<br />

8<br />

≤ ⋅<br />

7<br />

sowie für 2D-Berechnungen:<br />

NMG<br />

V− Cycle<br />

CPU ≅ CPUh + CPUh<br />

V− Cycle<br />

CPU CPUh<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎞<br />

⎟ +<br />

⎠<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎞<br />

⎟ + +<br />

⎠<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎞<br />

⎛<br />

⎞ −<br />

⎜<br />

⎟ ⎟<br />

⎝<br />

⎠ ⎟ = ⋅<br />

⎠<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

− ⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎞<br />

1<br />

1 2<br />

1<br />

1 1 1<br />

4<br />

1<br />

...<br />

4 4 4<br />

1<br />

1 ⎟<br />

4⎠<br />

4<br />

≤ ⋅<br />

3<br />

angegeben werden.<br />

N<br />

N<br />

MG<br />

MG<br />

+ 1<br />

+ 1<br />

(2.10.2.3)<br />

Die letzten beiden Beziehungen (2.10.2.2) und (2.10.2.3) können graphisch veranschaulicht<br />

werden (s. Abb. 2.10.2.2) und untermauern das Potential dieser Methodik, denn beispielsweise<br />

bereits bei NMG=3 erreicht man den 15-fachen Zeitschritt bei nur wenig größerem<br />

Rechenaufwand.<br />

Timestep-V-Cycle/Timestep-Single-Grid<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Performance of the Multigrid-Algorithm<br />

0<br />

1<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Number of coarser Levels (N_MG)<br />

Timestep-V-Cycle/Timestep-Single-Grid Effort-V-Cycle/Effort-Single-Grid (2D) Effort-V-Cycle/Effort-Single-Grid (<strong>3D</strong>)<br />

Abb. 2.10.2.2 Leistung des Mehrgitterverfahrens,<br />

Zeitschritt und CPU-Zeit je V-Zyklus<br />

bezogen auf die Werte mit einem Rechennetz<br />

Zusammenfassend kann konstatiert werden, daß die Mehrgittertechnik umso wirkungsvoller<br />

arbeitet, je feiner das Rechennetz ist.<br />

1.5<br />

1.45<br />

1.4<br />

1.35<br />

1.3<br />

1.25<br />

1.2<br />

1.15<br />

1.1<br />

1.05<br />

Effort-V-Cycle/Effort-Single-Grid

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