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DER TOPFILM DER WOCHE
Hal (Christopher Plummer) bekennt sich mit 75 Jahren zu seiner Homosexualität. Bilder: PD
Ein Vater findet sein schwules Glück,
und der Sohn schaut staunend zu
In «Beginners» entdecken Ewan McGregor
und Christopher Plummer als Vater
und Sohn das Leben neu. Abgesehen
davon handelt Mike Mills reizender Film
von allerlei möglichen Formen der
Liebe.
Es liegt in der Natur der Sache, dass
Menschen sich nach dem Tod ihrer
Lebenspartner verändern. Dass ein
über Jahrzehnte verheirateter Mann,
wie der Vater von Independent-Filmemacher
Mike Mills, nach dem Tod
seiner Gattin sein schwules Comingout
feiert, ist allerdings eher ungewöhnlich.
Basierend auf seiner eigenen
Erfahrung, hat Mills «Beginners»
gedreht: einen Film, in dem Ewan
McGregor als Sohn Oliver staunend
miterlebt, wie sein Vater Hal nach
dem frühen Tod seiner Frau in die
homosexuelle Subkultur von Los Angeles
eintaucht und die Liebe seines
Hal, der coole Superheld.
KINO
Gelb ist das Böse,
grün ist der Wille
Martin Campbells «Green Lantern» ist
ein 3-D-prächtiges Science-Fiction-
Spektakel, in dem sich Ryan Reynolds
vom tapferen Piloten zum coolen
Superhelden mausert.
Geschnödet hat die US-Filmkritik
über «Green Lantern». Dies, wie sich
erweist, sehr zu Unrecht: James-Bond-
Regisseur Martin Campbells Comic-
Lebens fndet, bevor er relativ jung
stirbt. Erzählt wird vorwiegend retrospektiv,
aus der Sicht Olivers, der von
Erinnerungen heimgesucht das Elternhaus
räumt und zur gleichen Zeit
mit der Französin Anna seine erste
grosse Liebe erlebt.
«Beginners» ist mit McGregor,
Christopher Plummer, Mélanie Laurent
und Beau Goran Visnjic als Hals
später Lover ausnehmend gut besetzt.
Er hat Witz, Charme, geht ans
Herz. Erzählt von Arrangements, die
es im Leben auszuhalten gilt, der
grossen Befreiung, zugleich Verunsicherung,
welche eine Wahrheit in
sich birgt. Und weil Mills in dieselbe
eigenwillige, kreative Ecke wie Michel
Gondry, Wes Anderson, Miranda
July gehört, fnden sich in «Beginners»
reizende Absurditäten wie
der (in Untertiteln) sprechende Hund
Arthur. IRENE GENHART
verflmung ist ein solid-unterhaltsames
3-D-Spektakel und Ryan Reynolds
alias Hal Jordan ein bald so charmant
spitzbübischer wie lässiger Superheld.
Sicher, Bat- und Superman um die Ohren
saust Hal nicht. Auch ist seine Berufung
zum Helden geradezu grotesk
unspektakulär: Von einem magischen
Ring zu einem von 3600 Beschützern
des Universums auserwählt zu werden,
ist nicht originell. Doch hübsch
kurzweilig und actionprächtig ist
«Green Lantern» alleweil.
Blake Lively als Hals Herzdame ist
eine wunderbar unerschrockene Heldenbraut.
Und die Idee, dass sich das
Kraft der Angst regierte gelbe Böse allein
mittels (grüner) Willenskraft besiegen
lässt, ist nicht nur hübsch zeitgeistig,
sondern absolut bestechend.
So, dass wir dem Fakt, dass wir in den
nächsten Jahren mit «Green Lantern»
2, 3 usw. leben werden, durchaus gelassen
entgegensehen. GEN
NEUSTARTS
■ Cars 2 Kommt hübsch bunt und
niedlich daher wie ein Trickfilm für
Kinder. Ist aber arg textlastig, erzählt
eine Art James Bond-/Mission
Impossible-Story für Autofreaks und
setzt sich so zielpublikumsmässig
ziemlich zwischen die Bänke. Schade.
(Abaton, ABC, Arena, Corso)
■ Angèle & Tony Da steht am Anfang
einer Beziehung eine Kontaktanzeige.
Und weil dieser Erstling
von Alix Delaporte in einem kleinen
Kaff Normandie spielt, die Protagonisten
ein wortkarger Kerl und eine
eigenwillige, junge Frau mit trister
Vergangenheit sind, ist was im Kleinen
geschieht auf Leinwand herzberührendgrosses
Kino.
(Riffraff)
■ Les petits ruisseaux Spielt im
ländlichen Frankreich. Erzählt von
Emile, der sich nach dem Tod seiner
Frau und seines besten Freundes mit
fast 70 Jahren nochmals aufraffen
muss. Eine wohltuend beschwingte
Emanzipations-Komödie, in der Daniel
Prévost als vergnügt die schönen
Seiten des Leben entdeckender
Ätti zu Höchstform aufläuft.
(Arthouse Nord-Süd)
■ Beginners Regenbogenbunter
Liebesfilm, in dem Christopher
Plummer als alter Vater ein spätes
Coming-Out durchgibt, Ewan McGregor
als längst erwachsener Sohn
eine erste Liebe erlebt, und die in
«Inglorious Bastards» masslos
unterforderte Mélanie Laurent beweisen
darf, dass sie nicht nur
schön, sondern auch eine grossartige
Schauspielerin ist. Ein Meisterwerklein
von Mike Mills.
(Capitol, Riffraff)
■ Green Lantern Hier verwandelt
sich Ryan Reynolds vom draufgängerischen
Piloten zum coolen Superhelden
und Peter Sarsgaard vom
Wissenschaftler zum bösen Schurken.
Abgesehen davon ist Martin
Campbells Comic-Verfilmung ein
unterhaltsames und solides 3D-Science-Fiction-Spektakel.
(Abaton, ABC, Arena, Metropol)
BEST OF
■ Klitschko Sebastian Dehnhardts
Dokuporträt der boxenden Brüder ist
spannender als die meisten Spielfilme,
die derzeit im Kino laufen. Und: Es
geht darin um viel mehr als «nur»
Sport. Ein Muss.
(Abaton)
■ Bridesmaids / Brautalarm Am einfachsten
zu umschreiben als «Hangover»
für Mädels. Oder aber: eine herz-
Mittwoch, 27. Juli 2011
haft derbhumorige Zicken-Komödie, in
der US-Komikerin Kristen Wiig zur
Höchstform aufläuft. Macht tatsächlich
saumässig Spass!
(Abaton, Arena; Capitol)
■ Life in a Day 24. Juli 2010. In 190
Ländern halten You-Tube User mit der
Kamera fest, was sie im Moment erleben,
befürchten, hoffen, lieben… Von
Kevin Macdonald zu zusammengefügt
ist ein köstlich-kunterbunter Krüsimüsi-Film
entstanden, der in praller Fülle
vom Leben auf Erden berichtet.
(Riffraff)
■ Das Lied in mir Spielt im Buenos Aires
von heute, handeltim Kern aber
von unlauteren Machenschaftenzu
Zeiten der Militärdiktatur. Ein atmosphärisch
dichtes Familiendrama von
Florian Cossen. Stark: Jessica Schwarz
auf der Suche nach ihrer wahren Vergangenheit.
(Arthouse Movie)
■ Insidious Dieser hübsch schauerliche
Gruselthriller von «Saw»-Regisseur
James Wan bewegt sich unübersehbar
auf den Spuren von
Horrorfilm-Klassikern wie «Poltergeist»,
«The Omen» und «The Exorcist».
Leider erreicht er nicht ganz deren
Niveau.
(Abaton, Arena, Capitol)
■ Harry Potter and the Deathly Hallows
– Part 2 Dies soll nun also des
wackeren Zauberlehrlings definitivletzter
Leinwand-Auftritt sein. Der von
David Yates in Szene gesetzte Film ist
bilderprächtig, trotz heftig-prächtigen,
finalen Kämpfen trotzdem recht gemächlich,
das 3D-Format allerdings
verschenkt. Gleichwohl ein würdiger
Abgang.
(Abaton, ABC, Arena, Corso)
■ La Princesse de Montpensier Ein
kostümprächtiges Historien- und
Emanzipationsdrama von Bertrand Tavernier.
Zugleich eine heisse Ode an
eine kluge und schöne Frau, bzw. deren
Darstellerin: die französische Aktrice
Mélanie Thierry.
(Arthouse Movie)
■ Los mas importante de la vida es
no haber muerto Da verliert nicht nur
der Protagonist, sondern auch der Zuschauer
bisweilen das Vertrauen in
seine Wahrnehmung. Eine hübsch surrealistische
Tragikomödie von Olivier
Pictet, Pablo Martín Torrado, Marc Recuenco
Bigrodà.
(Riffraff)
■ Carlos – der Schakal Olivier Assayas
neuster Leinwandstreich ist
das äusserst packende Porträt des
im Kalten Krieg meistgesuchten Terroristen
der Welt: Ilich Ramirez Sánchez.
(Riffraff)