Arbeitsunfall und psychische Gesundheitsschäden - Deutsche ...
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dafür der Kassiererin bzw. dem Kassierer<br />
nur einen Zettel, auf dem sie ihr Anliegen<br />
formuliert haben. Dabei kommt es vor,<br />
dass die Frau hinter dem Schalter die Einzige<br />
bleibt, die überhaupt etwas von dem<br />
Überfall mitbekommt.<br />
Nur selten – <strong>und</strong> das ist die gute Nachricht<br />
– benutzen die Täter wirklich ihre mitgebrachten<br />
Waffen. Sie schießen dann<br />
meist zu Demonstrationszwecken in die<br />
Decke um zu beweisen, wie ernst sie es<br />
meinen. Normalerweise bekommt der<br />
Täter das gewünschte Geld sofort <strong>und</strong> verlässt<br />
nun fluchtartig die Bank. Das ganze<br />
dauert in der Regel nur wenige Minuten,<br />
die den Anwesenden allerdings immer<br />
sehr viel länger vorkommen.<br />
Man sollte bei Banküberfällen im Allgemeinen<br />
nicht davon ausgehen, man hätte es<br />
hier mit hauptberuflichen Verbrechern zu<br />
tun, die die Situation vollends beherrschen.<br />
Eher das Gegenteil ist richtig. Meist<br />
handelt es sich um eher einfach strukturierte<br />
Menschen, die – aus welchen Gründen<br />
auch immer – in eine extreme finanzielle<br />
Notlage geraten sind <strong>und</strong> sich durch einen<br />
Überfall eine blitzartige Lösung all ihrer<br />
Probleme erhoffen. Normalerweise liegt<br />
es dem typischen Bankräuber fern, Angestellten<br />
<strong>und</strong> K<strong>und</strong>en irgend etwas anzutun.<br />
Bankräuber sind allein am Geld interessiert.<br />
Sie haben schon genug Probleme<br />
<strong>und</strong> wenn alles nach ihrer Nase tanzt,<br />
wollen sie ihre Situation durch Gewaltausbrüche<br />
nicht noch unnötig verschärfen. Sie<br />
denken aber leider nicht im Entferntesten<br />
daran, was sie bei ihren Opfern allein<br />
durch ihre <strong>psychische</strong> Bedrohung <strong>und</strong> die<br />
Präsenz ihrer Waffen auslösen. Für einen<br />
Bankräuber ist das einzig Wichtige, dass<br />
er die volle Kontrolle über die Situation hat<br />
<strong>und</strong> dass alles so läuft, wie er es sich vor-<br />
44<br />
gestellt hat. Bekommt er dieses Gefühl,<br />
sind die Anwesenden – so abwegig dies<br />
auch klingen mag – sogar einigermaßen<br />
sicher, da sich die Gefahr einer möglichen<br />
Kurzschlussreaktion des Täters in<br />
dem Maß verringert, in dem er zu der Auffassung<br />
gelangt, alle tun das, was er von<br />
ihnen verlangt.<br />
Diese kurze Darstellung von Überfallabläufen<br />
bezieht sich nur auf die typischen <strong>und</strong><br />
damit die Mehrzahl der Fälle. Für atypische<br />
Überfälle wie z.B., dass einem Angestellten<br />
vor Öffnung der Filiale oder bereits<br />
zu Hause aufgelauert wird, um sich somit<br />
Zutritt zum Haupttresor zu verschaffen <strong>und</strong><br />
für Geiselnahmen gelten ganz andere Verhaltensregeln,<br />
auf die ich hier aufgr<strong>und</strong><br />
der geringen Zahl der Fälle nicht eingehe.<br />
1.1. Zur Situation der Opfer nach<br />
einem Überfall<br />
Gegenwärtig ist es leider in vielen Instituten<br />
so, dass die Angestellten nach einem<br />
Überfall mit ihrer Erfahrung <strong>und</strong> der daraus<br />
folgenden Belastung ziemlich allein dastehen.<br />
Meist aus Unkenntnis oder Hilflosigkeit<br />
begnügen sich die Verantwortlichen<br />
damit, den Hauptbetroffenen einen oder<br />
zwei Tage lang dienstfrei zu geben; dies<br />
in der Hoffnung, dass sich danach alles<br />
schon wieder von selbst einrenken werde.<br />
Leider ist dies oft nicht der Fall. Manche<br />
Angestellte, die keine Möglichkeit hatten,<br />
sich mit anderen über ihr Erlebnis auszutauschen,<br />
zeigen in den Tagen nach dem<br />
Überfall erhebliche Unsicherheit <strong>und</strong><br />
haben Schwierigkeiten, ihre normale<br />
Tätigkeit wieder aufzunehmen. Im schlimmsten<br />
Fall kamen mir Aussagen von Verantwortlichen<br />
wie: „Die sollen sich nur nicht<br />
so anstellen“ zu Gehör. Dass so etwas<br />
nicht gerade förderlich für die Motivation