Reset!Ausgabe, September 2003 als pdf - Mushroom online
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40 PLANET REPORT<br />
Von Rainy<br />
Das Leben ist ein Streben – für<br />
mich bedeutet dies die Aufteilung<br />
des Jahres in zwei Jahreszeiten,<br />
die Geldmachzeit und die Reisezeit.<br />
Seit fünf Jahren nutze ich die<br />
Winterzeit, um die Welt zu bereisen,<br />
um auszuspannen von den<br />
Problemen in Babylon. Inzwischen<br />
sind Reisen über einen Zeitraum<br />
von rund drei Monaten zu meinen<br />
Lebensinhalt geworden und beeinflussen<br />
mein Handeln und Tun.<br />
Einfach mal eine paar Monate<br />
abhauen!? Um dies zu schaffen,<br />
bedarf es mehr oder minder einer<br />
groben Planung, das heißt: eine<br />
Arbeit finden, die es ermöglicht,<br />
ein paar Monate frei zu nehmen<br />
und ausreichend Geld auf die<br />
Seite zu packen, um sich die Reise<br />
überhaupt leisten zu können. In<br />
meinen Fall musste ich einen Job<br />
sogar kündigen, da er mir keinen<br />
Raum für Reisen ließ. Nun schlage<br />
ich mich mit Saisonarbeit und<br />
diversen Kleinjobs durch. Reduziere<br />
meine Bedürfnisse auf ein<br />
Minimum und versuche, meine<br />
laufende Kosten stets zu reduzieren.<br />
Für alles dies werde ich doch<br />
entschädigt! Die Eindrücke jeder<br />
Reise helfen, diese Abstriche Jahr<br />
für Jahr wieder auf sich zu nehmen<br />
und auf ein Neues zu beginnen.<br />
Beim Reisen werden meine Akkus<br />
geladen, neue Ideen geboren,<br />
neue Bekanntschaften gemacht<br />
und bestehende gepflegt. Wie<br />
Reisen auf den Einzelnen wirkt<br />
und wie es sein weiteres Leben<br />
beeinflusst, kann man nicht voraussagen,<br />
zu vielfältig können<br />
sich Erlebnisse auswirken. Vor<br />
allem Reisen in unterentwickelte<br />
oder “Dritte Welt”-Länder bergen<br />
meist an jeder Ecke<br />
neue Erfahrungen<br />
oder Abenteuer;<br />
zum Beispiel korrupte<br />
Polizei, sehr<br />
arme Menschen,<br />
andere Wert- und<br />
Moralvorstellungen der Einheimischen.<br />
Oft wird man generell<br />
<strong>als</strong> reich eingestuft, wenn man<br />
sich überhaupt Reisen leisten<br />
kann, selbst wenn man daheim<br />
jeden Euro zweimal umdrehen<br />
muss. Wenn sich in solchen Ländern<br />
überhaupt jemand ‘nen<br />
Urlaub leisten kann, dann muss er<br />
“reich” sein oder wie eine südafrikanische<br />
Freundin sieben Jahre<br />
sparen und den Job kündigen, um<br />
”Seit fünf Jahren<br />
nutze ich die<br />
Winterzeit, um die<br />
Welt zu bereisen”<br />
einmal auf die VooV zu fahren zu<br />
können und drei Monate in<br />
Europa zu verbringen.<br />
Reisen bildet – das kann man von<br />
individuellen Reisen wohl behaupten!<br />
Vorurteile werden abgebaut,<br />
wenn man sich vor Ort mit eigenen<br />
Augen ein Bild der Situation<br />
machen kann und sieht, wie sich<br />
das Leben der Betroffenen gestaltet.<br />
Um es mit eigenen Augen zu sehen<br />
startete ich 1992 zu meiner ersten<br />
Reise in die zivilisierten USA, um<br />
mir ein Bild über die<br />
Indianerreservate zu<br />
machen und zu sehen,<br />
ob es auf den Straßen<br />
wirklich so aussieht wie<br />
in den Musikvideos auf<br />
MTV. Die Vorgehensweise in diesem<br />
ersten, richtigen Urlaub war<br />
wirklich nur sehr, sehr grob, denn<br />
ich hatte nur ein Ticket nach<br />
Chicago und wusste nur, wo in<br />
etwa das Indianerreservat lag.<br />
Ankunft um zehn Uhr abends,<br />
keine Busse, keine Bahn und ein<br />
riesiger Flughafen! Mein<br />
Schulenglisch erreichte schnell<br />
seine Grenzen und schon in der<br />
ersten Stunde USA war ich lost.