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Bochumer Linguistische Arbeitsberichte 7

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Im Vergleich der Futurperiphrase und der katalanischen Vergangenheitsperiphrase<br />

lassen sich für anar + INF «some important difference regarding<br />

the morphological, semantic and pragmatic features of the contexts<br />

where the change started» feststellen (Pérezu Saldanya/ Hualde 2003: 49).<br />

Die Zukunftsperiphrase «appears in contexts where the speaker indicates a<br />

displacement at the moment of speaking with the intention of accomplishing<br />

in the future the event designated by the infinitive» (Pérezu Saldanya/<br />

Hualde 2003: 49f.). Im Fall der Vergangenheitsperiphrase stellt sich dies<br />

anders dar:<br />

(7) E·l chomte puyn dels esperons son caval e mès-se la lansa denant,<br />

e anà ferir lo cavaler alamayn de tal vertut que la lança li passa de<br />

l’altra part per mig lo cors e abaté’l mort a terra.<br />

(Bernat Desclot, Crònica; zit. nach Pérez Saldanya/ Hualde 2003:<br />

51)<br />

Das Beispiel (7) macht deutlich, dass die Idee der Bewegung noch erhalten<br />

ist. Dennoch zeigt sich hier der Beginn der Grammatikalisierung, jedoch<br />

bezieht sich der Infinitiv nicht auf eine Handlung, die das Subjekt in<br />

der Zukunft ausführen möchte, sondern auf eine Handlung, die bereits<br />

ausgeführt wurde (vgl. Pérez Saldanya/ Hualde 2003:51).<br />

Aus morphologischer Sichtweise hat die Grammatikalisierung ihren Ausgangspunkt<br />

in Sätzen, in denen anar im Präteritum -wie beispielsweise in<br />

(7)- oder im historischen Präsens konjugiert ist, also «in tenses that refer<br />

to the past, because of their perfective aspectual value, indicate that the<br />

movement has been completed» (Pérez Saldanya/ Hualde 2003: 52).<br />

Für das Mittelalter gibt Steinkrüger (2004: 152) hiermit übereinstimmend<br />

die beiden Formen ané cantar und vaig cantar an. Außerdem ist zu dieser<br />

Zeit natürlich die synthetische Form belegt.<br />

Mit Ende des Mittelalters bildeten die Sprecher eine Auxiliarform von<br />

anar, die bis heute ausschließlich für das perfet perifràstic verwendet wird<br />

und nicht etwa für die nahe Zukunft (vgl. *vàrem a cantar, aber vàrem<br />

cantar). Die Tatsache, daß diese Auxiliarforn per Analogie vom perfet<br />

simple der a-Konjugation abgeleitet wurde (diagrammatische Motivation),<br />

ist ein weiteres Indiz dafür, daß die Sprecher die Konstruktion bereits als<br />

Perfekt interpretiert haben. (Steinkrüger 2004: 152).<br />

Die Formen ané cantar und vaig cantar kommen durchaus auch in ein<br />

und demselben Denkmal alternierend vor:<br />

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