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Bochumer Linguistische Arbeitsberichte 7

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Periphrase ab dem 14. Jahrhundert als Inchoativ- bzw.<br />

Ingressivmarkierung genutzt:<br />

(20) Et quant se prend l’une à fleurir,/ Aus pluseurs vont les fleurs mourir<br />

(Sokol 1999: 171)<br />

Im 17. und 18. Jahrhundert findet sich aller + INF «in relativ eindeutig<br />

prospektiv-futurischer Verwendung (zusammen mit der s’en aller-<br />

Periphrase)». In den Grammatiken wird sie bereits als futur prochain aufgeführt<br />

(Gougenheim 1929, zit. in Sokol 1999: 171). Erst ab hier kann<br />

aller selbst an die Stelle des Infinitivs in der Periphrase rücken. 29 Für die<br />

weitere Entwicklung der Periphrase vermutet Sokol, dass sie von der normativen<br />

Grammatik entscheidend beeinflusst wurde 30 .<br />

Die oben erwähnte intentionale Semantik geht, im Rahmen der Ausdehnung<br />

der Prädikatsklasse verloren, da sie keine agentiven Subjektreferenten<br />

erfordern (ebenso beispielsweise im Fall der s’en aller Periphrase).<br />

Außerdem zeigt sich hier auch eine Ausdehnung auf nicht agentive Subjektreferenten<br />

(Sokol 1999: 173):<br />

(21) Il s’en va midi/ temps etc.<br />

«Als Forschungskonsens kann gelten, daß im modernen Französisch die<br />

Periphrase entweder prospektiv (sog. Posterior) oder als Futur fungiert<br />

und in Vergangenheitskontexten nicht mehr erscheint. Insgesamt scheint<br />

sich seit den frühesten Belegen einer beginnenden Grammatikalisierung<br />

nicht viel und seit dem 17. Jahrhunderts nichts entscheidendes mehr geändert<br />

zu haben» (Sokol 1999: 174). Dennoch ist die Grammatikalisierung<br />

der französischen gehen-Periphrase als solche nicht unumstritten, da<br />

«[b]estimmte Eigenschaften im morphosyntaktischen Bereich […] sie<br />

immer noch als zum Paradigma der bereits genannten anderen Matrixverben<br />

mit Infinitivergänzung aus[weisen] – und nicht zu den Tempora des<br />

Französischen» (Hunnius 1994: zit. nach Sokol 1999: 174). Klump führt<br />

als Kriterien, die für die Grammatikalisierung der Konstruktion sprechen,<br />

die Reduktion der Integrität, des Skopus, der syntagmatischen und paradigmatischen<br />

Variabilität, die Erhöhung bzw. Verstärkung der<br />

Paradigmatizität und der Fügungsenge an (Klump 2007: 162). Schwegler<br />

29 Das Bewegungsverb aller konnte nicht mit allen Infinitiven kombiniert werden, in temporärer Bedeutung<br />

jedoch schon. Dies sieht Schwegler (ebd. 1990: 141 f.) als Grund für die ansteigende Häufigkeit<br />

der Periphrase.<br />

30 Sokol (ebd. 1999: 171) spricht davon, dass mit Blick auf griechische Grammatiken eine der konkurrierenden<br />

Periphrasen für das 'nahe Futur' bestimmt werden sollte. Hierbei entschied man sich in gleicher<br />

Häufigkeit für s’en aller und aller + INF, die anderen Periphrasen wurden als nicht normgerecht<br />

aussortiert. Aller + INF wurde so in temporaler Funktion etabliert.<br />

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