Bochumer Linguistische Arbeitsberichte 7
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sicht-Sachverhalt den Ziel-Aktanten ganz ersetzt» (Detges 1999: 39). Die<br />
Beziehung dieser beiden Aktanten stellt er im Rahmen einer vierstufigen<br />
Typologie dar:<br />
(a) Das Ziel der Bewegung wird in der infinitivischen ABSICHTS-<br />
Konstruktion explizit genannt<br />
(b) Das Ziel der Bewegung ist aus dem weiteren sprachlichen Kon<br />
text inferierbar<br />
(c) Das Ziel der Bewegung ist aufgrund von Weltwissen aus dem<br />
Kontext inferierbar<br />
(d) Das Ziel der Bewegung ist für den Sprecher nebensächlich; er<br />
braucht aus diesem Grund auch vom Hörer nicht mehr inferiert zu<br />
werden<br />
(vgl. Detges 1999: 39)<br />
Dies ist auf sprachökonomische Gründe zurückzuführen: der Sprecher<br />
möchte gewisse Informationen nur einmal auf einem gewissen Raum<br />
(Satz oder Text) ausdrücken oder aber Informationen, die er als unwichtig<br />
erachtet, nicht kodieren. «Die kognitive Grundlage, die diese Sprecherstrategien<br />
sich zunutze machen, ist nicht eine ontologische Metapher der<br />
Art "eine Handlung ist ein Ort", sondern eine Kontiguitätsrelation des (trivialen)<br />
Inhalts "eine Handlung findet typischerweise an irgendeinem Ort<br />
statt (egal, ob dieser explizit genannt wird oder nicht)"» (Detges 1999:<br />
39). Dieser Kontiguität zwischen der Handlung und dem Ort der Handlung<br />
kommt nach Detges eine zentrale Rolle zu.<br />
Schauen wir auf folgende zwei Beispiele:<br />
(28) Ich gehe mal eben Zigaretten kaufen; dann sollten wir tanken fahren.<br />
(Detges 1999: 39)<br />
(29) Il est bien temps de deviser / Les personnaiges et nommer. / Je<br />
vous les veulx nommer à tous. / Je voys au Monde commencer.<br />
(Gougenheim 1921, 1971, zit. in Detges 1999: 39)<br />
In Beispiel (28) wird zwar kein Ziel mehr ausgedrückt, die Absicht kann<br />
aber trotzdem noch immer mit der Frage 'wohin?' erfragt werden, ebenso<br />
wie in den Sätzen, in denen das physikalische Ziel der Bewegung genannt<br />
wird. In Beispiel (29) hingegen wird keine Bewegung mehr ausgedrückt,<br />
sondern die Absicht. Detges verweist außerdem auf das vorangehende<br />
veulx, dass die Bedeutung von voys verdeutlicht (vgl. Detges 1999: 39 f.).<br />
Detges führt die Tatsache, dass die Periphrase besonders häufig in der ersten<br />
Person Sg. genutzt wird, darauf zurück, «daß die Sprecher diese Peri-<br />
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