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Bochumer Linguistische Arbeitsberichte 7

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seinen Converses filològiques (1919-1928 [1954], zit. in Radatz 2003: 64)<br />

zwar «la sustitución metonímica del elemento adlativo por el incoativo»<br />

an, so kritisiert er den Gebrauch als Futurmarker. In seiner Gramàtica<br />

catalana von 1956 (zit. in Radatz 2003:64) räumt er jedoch ein, dass das<br />

Katalanische die Konstruktion anar + INF mit der Bedeutung einer 'nahen<br />

Zukunft' kenne, man aber vorsichtig mit ihr umgehen müsse, «para evitar<br />

posibles confusiones con el pretérito perifrástico». Badia wertet sie sowohl<br />

in seiner Gramática catalana von 1962 als auch in seiner Gramàtica<br />

de la llengua catalana von 1994 (zit. in Radatz 2003: 65) als<br />

«castellanismo», Albert Janer in seiner Gramàtica catalana von 1968 hingegen<br />

(zit. in Radatz 2003: 66) kommt auf den Aspekt der Verwechslungsmöglichkeit<br />

zu sprechen, aber «ni siquiera insinúa que se<br />

podría tratar de un calco del castellano». Aus "spanischer" Sicht ist eine<br />

Äußerung Ylleras interessant: «La perífrasis puede expresar un futuro<br />

próximo y un futuro general en esp., port., c a t ., etc. moderno» (ebd 1980:<br />

171). Die Periphrase ist dieser Aussage nach im Katalanischen "angekommen",<br />

ob nun als calco oder genuine Bildung vermag sie aber auch<br />

nicht aufzuklären.<br />

Die Uneinigkeit innerhalb der Forschungsliteratur und teilweise sogar innerhalb<br />

der Grammatiken eines Grammatikers (siehe Fabra) zeigt auf,<br />

dass die Konstruktion nicht unumstritten als calco bezeichnet werden<br />

kann und darf. Zu untersuchen wäre hier, inwiefern etwaige Differenzierungs-<br />

und Abgrenzungsbestrebungen mitgewirkt haben 22 . Auch das vorhandene<br />

oder eben nicht vorhandene Bewusstsein für die Verwechslungsgefahr<br />

müsste genaueren Untersuchungen unterzogen werden. Radatz<br />

(2003: 70) fragt zurecht, ob die Sprecher nicht die Futurperiphrase vermeiden<br />

würden 23 , wenn ihr Gebrauch missverständlich wäre, zumal Verwechselungen<br />

nur im oralen Gebrauch (und hier auch nur in einigen Formen<br />

des Paradigmas von anar) ein reales "Risiko" darstellen. Diese Verwechslungsgefahr,<br />

die auf einer Homophonie mit der Vergangenheitsperiphrase<br />

beruht, ist jedoch durchaus auch in anderen Bereichen des Verbalparadigmas<br />

des Katalanischen (vgl. zum Beispiel die erste und die dritte<br />

Person Sg. des Imperfekts) zu finden und stellt hier kein Problem dar.<br />

Nach Radatz (2003: 71) zeigt auch dies auf, dass es sich eher um eine Argumentation<br />

im Namen der Norm handelt und Begründungen wie die<br />

Verwechslungsgefahr erst im Nachhinein herangezogen wurden, um sie<br />

zu verifizieren.<br />

22<br />

Vgl. hierzu auch das Konzept negativen Interferenz in Kabatek 1997.<br />

23<br />

Für Beispiele der Periphrase als Futurmarker im Gegenwartskatalanischen siehe auch Radatz 2003:<br />

71-72.<br />

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