Bochumer Linguistische Arbeitsberichte 7
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Dies spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass das Verb gehen als<br />
Auxiliar innerhalb der Futurperiphrase nur im Imperfekt (zwischen V und<br />
AP) oder im Präsens (zwischen AP und Z) stehen kann 37 .<br />
In beiden Fällen ist die Richtung des Handlungsablaufes jene, die durch<br />
den Verlauf der Zeitachse vorgegeben ist. AP ist im ersten Fall der Referenzpunkt,<br />
von dem aus in die Zukunft geblickt wird oder im zweiten der<br />
Fixpunkt, anhand dessen die Gegenwart festgesetzt und die Geschehnisse<br />
auf der Zeitachse zur Zukunft und zur Vergangenheit hin abgegrenzt werden.<br />
38<br />
In die andere Richtung, also die einer Rückschau, ist es nicht möglich, die<br />
Präposition a zu setzen, da sie entgegen des von der Zeitachse vorgegebenen<br />
Weges verläuft und somit keinen Zielpunkt ausdrückt, sondern eher<br />
einen Start- oder Ausgangspunkt für Zukünftiges, der innerhalb des folgenden<br />
Kontextes aufgegriffen werden kann, aber nicht muss.<br />
In der französischen Futurperiphrase ist die Präposition à nicht enthalten.<br />
Es lohnt sich ein Blick in die Sprachgeschichte. Brunot (1966: 260) zeigt<br />
auf, dass die Richtung im Altfranzösischen mit der Präposition à angeschlossen<br />
wird:<br />
(35) Seignurs baruns a Carlemagnes irez (Rolandslied, v. 70, zit. in<br />
Brunot 1966: 260 39 )<br />
Auch das Ziel (fig.) und die Intention werden mit à angeschlossen:<br />
(36) Ne passa onques deus mois que il n’assemblassent a parlement a<br />
Compaigne (Villehardouin, Conqueste de Constantinople, zit. in<br />
Brunot 1966: 260 40 )<br />
(37) a Charlemagne se vuldrat acorder (Rolandslied, v. 2621, zit. in<br />
Brunot 1966: 260)<br />
Warum also ist die Präposition im Französischen nicht Teil der Periphrase?<br />
Um so überraschender ist dies vor dem Hintergrund, dass vom 7. bis<br />
zum 12. Jahrhundert «[l]’infinitif a fortement agrandi son domaine, au détriment<br />
surtout des gérondifs réduits à un seul, des supins et des participes<br />
en dus. Grâce à sa ressemblance croissante avec un substantif, il se cons-<br />
37<br />
Vgl. z.B. Gross, Maurice (1986: 14); Schwegler (1990: 143)<br />
38<br />
Vgl. auch Fernández (1999: 205): «[…] [E]xiste una tendencia a señalar la "continuidad" entre una<br />
acción y los momentos que, fenomenológicamente, la proceden o la siguen».<br />
39<br />
Brunot bezieht sich auf die Oxforder Handschrift des Rolandslieds nach der Edition von Stengel<br />
(1900).<br />
40<br />
Brunot bezieht sich auf die Edition von Wailly (1882).<br />
34