EGHN_Paper on voluntary work

<strong>EGHN</strong>-Projekt: Key Action 2.1 Arbeitspapier: Bürgerschaftliches Engagement
Teil D: Bürgerschaftliches Engagement am Beispiel des National Trust in
Großbritannien
Dieser Teil gibt eine kurze Einführung in die Geschichte und in die Arbeit des National
Trust in Großbritannien - eine große private gemeinnützige Stiftung der Natur- und
Denkmalpflege - insbesondere in die Organisation und das Management der zahlreichen
ehrenamtlichen Helfer, der sogenannten Volunteers. Ohne den Einsatz und die Initiative
der Volunteers sind viele Projekte des National Trust nicht denkbar und auch viele Parks
und Gärten hätten in der Vergangenheit nicht restauriert werden können und könnten
auch heute nicht für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Anfang des Jahres 2004 sind die Freundes des National Trust in Deutschland e.V., ein
Zusammenschluss der in Deutschland lebenden Mitglieder und Freunde des National
Trust, partnerschaftliche Kooperationen mit zwei Properties des National Trust in
Großbritannien eingegangen, um u.a. Informationen und Erfahrungen über ehrenamtliche
Tätigkeiten auszutauschen. Ein Erfahrungsbericht über die bisherige Arbeit fließt in das
Arbeitspapier (s.u.) ein.
Der National Trust – eine englische Institution
Im Jahre 1894 hatten der Pfarrer Robert Hunter, der Rechtsanwalt Hardwicke Rawnaley
und die Sozialreformerin Oktavia Hill den National Trust gegründet. Ziel war es, durch
Industrialisierung und Zersiedlung bedrohte Landschaften, Küsten und Gebäude
aufzukaufen und damit zu schützen. Aus einer Bürgerbewegung im viktorianischen
Zeitalter ist heute ein „Großunternehmen“ mit mehr als 3.900 festen Mitarbeitern und
38.000 freiwilligen Helfern geworden.
Der National Trust ist eine vom Staat unabhängige Stiftung und
Wohltätigkeitsorganisation, die Schlösser, Landsitze und Gärten aufkauft, wenn die
Besitzer den Unterhalt und die Erbschaftssteuer nicht mehr bezahlen können. Dieses
kulturelle Erbe verwaltet er als private Treuhandgesellschaft, unabhängig vom Staat,
aber mit königlichem Segen. Die Königsmutter ist Präsidentin, Prinz Charles ist Vize-
Präsident.
Die historischen Kulturgüter im Besitz des National Trust werden für die Öffentlichkeit
zugänglich gemacht. Diese sehr englische Einrichtung befriedigt gleich mehrere
nationale Leidenschaften: Schlösser und Herrensitze zu besichtigen, den Kult des
Gartenbaus zu pflegen und das Interesse an der eigenen Geschichte zu fördern.
In den 90-er Jahren begann der National Trust, sein „Oberschicht Image“ zu korrigieren.
Auch einfache Bürgerhäuser und Industriegebäude wurden aufgekauft. Den Besuchern
wurden nicht nur Salons und Bibliotheken geöffnet, sondern auch Küchen und die Räume
von Bediensteten. Der National Trust entdeckte, dass in Herrenhäusern nicht nur Grafen,
Generäle und Politiker, sondern auch Gärtner, Köche und Hausmädchen gelebt haben.
Für rund 50 Euro Jahresbeitrag erhalten die Mitglieder der Stiftung freien Zutritt zu den
Schlössern, Gärten und Landschaftsschutzgebieten, die dem National Trust gehören.
1895 wurde der National Trust als viktorianische Elitevereinigung gegründet, heute ist sie
mit 2,7 Millionen Mitgliedern eine Volksbewegung. Der National Trust ist ein Modell, das
beim Natur- und Denkmalschutz nicht nur auf Steuer- und Lottogelder setzt, sondern vor
allem auf das Engagement der Bürger – als Mitglied, Helfer und Spendengeber.
Freunde des National Trust in Deutschland e.V. 38