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Die Balkankriege 1912/13 Erster Weltkrieg: Die 2. und 3. OHL ...

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geführt. Tresckow erhielt bereits um<br />

den 8. März – unter Umgehung des<br />

<strong>Die</strong>nstweges – von Oster Informationen<br />

über deren Einplanung. Mitte<br />

Juni stand fest, dass die Einsatzgruppe<br />

im Bereich der Heeresgruppe B von<br />

dem Reichskriminaldirektor <strong>und</strong> SS-<br />

Brigadeführer Arthur Nebe geführt<br />

werden würde. Nebe stand in Kontakt<br />

mit Oster. <strong>Die</strong>s war Tresckow nicht bekannt.<br />

Besorgt entsandte er Schlabrendorff<br />

nach Berlin, um Erk<strong>und</strong>igungen<br />

über Nebe einzuholen. Warum Nebe<br />

seit 1938 den Widerstand unterstützte,<br />

muss aufgr<strong>und</strong> der mangelnden Überlieferung<br />

offen bleiben. Oster verbürgte<br />

sich jedoch für den SS-Führer, der den<br />

Widerstand unterstützt habe. Vor dem<br />

Überfall nahm Nebe Verbindung zu<br />

Tresckow auf. Der Inhalt ihres Gesprächs<br />

ist nicht bekannt geworden.<br />

Überliefert ist jedoch Tresckows Erleichterung<br />

aufgr<strong>und</strong> des Gesprächs<br />

mit Nebe. Er erhoffte sich von der verdeckten<br />

Zusammenarbeit mit Nebe die<br />

Sabotage der SS-Mordaktionen. Nebe<br />

hatte Tresckow also offenbar die Nichtausführung<br />

der Mordbefehle oder zumindest<br />

die Minimierung der Mordaktionen<br />

seiner Einsatzgruppe zugesichert.<br />

Am 31. Mai 1941 gab die Heeresführung<br />

den von Hitler ausgehenden<br />

»Kriegsgerichtsbarkeitserlass« an die<br />

Truppe weiter, der die Zivilbevölkerung<br />

praktisch für »vogelfrei« erklärte.<br />

Am <strong>13</strong>. Juni folgte der »Kommissarbefehl«,<br />

der die Ermordung der sowjetischen<br />

Parteifunktionäre im Offizierrang<br />

anordnete. Damit wurde das Heer<br />

selbst zum Träger der verbrecherischen<br />

Kriegführung. Tresckow versuchte, dagegen<br />

Widerstand zu mobilisieren,<br />

scheiterte aber bereits an seinem eigenen<br />

Oberbefehlshaber. Ohne Befehlsgewalt,<br />

eingeb<strong>und</strong>en in die Kommandostrukturen<br />

einer Heeresgruppe unter<br />

einem Oberbefehlshaber <strong>und</strong> unter<br />

einem Generalstabschef, war Treskkows<br />

Handlungsspielraum auf den<br />

fortwährenden Versuch beschränkt,<br />

seine Umgebung zu beeinflussen oder<br />

seine Gesprächspartner zu überzeugen.<br />

Der Übergang zum kompromisslosen<br />

Widerstand<br />

Mit dem Überfall auf die Sowjetunion<br />

am 2<strong>2.</strong> Juni 1941 wurde die Heeresgruppe<br />

B in Heeresgruppe Mitte umbenannt.<br />

Der Kriegsgerichtsbarkeitser-<br />

5Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte Generalfeldmarschall Fedor von<br />

Bock (im Vordergr<strong>und</strong> grüßend), der 1. Generalstabsoffizier Oberstleutnant i.G. von<br />

Tresckow (daneben), der Adjutant Major d.R. Graf von Hardenberg (dahinter mit<br />

Mütze) <strong>und</strong> weitere Offiziere des Stabes im Hauptquartier in Borissow (zwischen dem<br />

11. <strong>und</strong> 30. Juli 1941).<br />

Privat. Uta Freifrau von Aretin<br />

lass machte dem Oberkommando der<br />

Heeresgruppe eine eindeutige Sprachregelung<br />

zur Aufrechterhaltung der<br />

Disziplin in der Truppe unmöglich,<br />

<strong>und</strong> der Kommissarbefehl wurde von<br />

zahlreichen Verbänden befolgt. Demgegenüber<br />

fiel es nicht ins Gewicht,<br />

dass Tresckow – seine Befugnisse überschreitend<br />

– einmal die Ermordung<br />

eines Kommissars verbot oder einen<br />

Soldaten mit einem Kriegsgerichtsverfahren<br />

bedrohte, nachdem dieser einen<br />

Kriegsgefangenen erschossen hatte.<br />

<strong>Die</strong> militärischen Operationen verliefen<br />

indessen planmäßig. Am <strong>13</strong>. Juli<br />

ging aber bei der Heeresgruppe die<br />

Nachricht ein, dass Hitler plane, den<br />

Angriffsschwerpunkt im Mittelabschnitt<br />

– also das Angriffsziel Moskau<br />

– aufzugeben. Dabei begann sich zu<br />

dieser Zeit das Lagebild zu verdichten,<br />

dem zufolge die sowjetischen Reserven<br />

zwischen der Heeresgruppe Mitte <strong>und</strong><br />

Moskau zu treffen waren. Für Tresckow<br />

war damit der gesamte Feldzug – <strong>und</strong><br />

damit die weitere Existenz des Deutschen<br />

Reiches – infrage gestellt. Am 25.<br />

Juli besuchte der Chef des Oberkommandos<br />

der Wehrmacht (OKW) Generalfeldmarschall<br />

Wilhelm Keitel die<br />

Heeresgruppe, um die neue Operationsplanung<br />

zu vertreten <strong>und</strong> Hitlers<br />

Idee für die künftige Kampfweise darzustellen.<br />

Keitel sagte: »Führer [= Hitler]<br />

wünscht [...], dass militärische Führung<br />

sich von großen, operativen Einkreisungsschlachten<br />

umstellt auf taktische<br />

Vernichtungsschlachten in<br />

kleineren Räumen, in denen gestellter<br />

Feind 100%ig vernichtet wird.« <strong>Die</strong>se<br />

von Hitlers Brutalität diktierte Vorstellung<br />

kam einer Verhöhnung damaliger<br />

militärischer Vernunft gleich. Gleichwohl<br />

setzte Hitler im August die<br />

Schwerpunktverlagerung nach Nord<br />

<strong>und</strong> Süd durch.<br />

Noch deutlicher wurde die Ohnmacht<br />

Tresckows angesichts des Vorgehens<br />

der Einsatzgruppe B. Ob Nebe<br />

seinen Handlungsspielraum zur Verhinderung<br />

von Mordaktionen tatsächlich<br />

voll ausschöpfte, bleibt unklar.<br />

Sicher ist, dass bei einem solchen Unterfangen<br />

die Unterstützung des Oberbefehlshabers<br />

der Heeresgruppe Mitte<br />

kaum vorhanden war, vor allem aber,<br />

dass Nebe dabei seinem Vorgesetzten,<br />

dem Höheren SS- <strong>und</strong> Polizeiführer<br />

Mitte Erich von dem Bach-Zelewski,<br />

sowie den untergebenen Chefs der Ein-<br />

Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 2/2008<br />

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