Die Balkankriege 1912/13 Erster Weltkrieg: Die 2. und 3. OHL ...
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<strong>Die</strong> <strong>Balkankriege</strong> <strong>1912</strong>/<strong>13</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Balkankriege</strong><br />
<strong>1912</strong>/<strong>13</strong><br />
Kriege <strong>und</strong> Vertreibungen<br />
in Südosteuropa<br />
Serben <strong>und</strong> Albaner betrachten das<br />
seit Februar 2008 unabhängige<br />
Kosovo als Mittelpunkt der eigenen<br />
Geschichte <strong>und</strong> als Herz des Balkans<br />
gleichermaßen. Wem das Kosovo<br />
»eigentlich« gehört, ist zwischen beiden<br />
Völkern bis heute heftig umstritten.<br />
Der jugoslawische Präsident Slobodan<br />
Milošević suchte die Streitfrage<br />
durch die großangelegte Vertreibung<br />
von Albanern zu lösen – was 1999 zur<br />
internationalen Besetzung des Kosovo<br />
<strong>und</strong> 2008 zur Unabhängigkeitserklärung<br />
eines albanisch dominierten<br />
Staates führte.<br />
<strong>Die</strong> Geschichte Jugoslawiens im 20.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> die Kriege <strong>und</strong> Konflikte<br />
auf dem Balkan im ausgehenden<br />
20. <strong>und</strong> frühen 21. Jahrh<strong>und</strong>ert prägen<br />
unsere Wahrnehmung der Region. Dabei<br />
beherrschte vor knapp h<strong>und</strong>ert Jahren<br />
der Vorgängerstaat der heute weitgehend<br />
auf Kleinasien beschränkten<br />
Türkischen Republik, das nach seiner<br />
Sultansfamilie benannte »Osmanische<br />
Reich«, noch weite Teile Südosteuro-<br />
4 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 2/2008<br />
5 <strong>Erster</strong> Balkankrieg <strong>1912</strong>/<strong>13</strong>: Aus Kleinasien vertriebene Griechen in Saloniki.<br />
pas: Mazedonien, Albanien <strong>und</strong> Teile<br />
Griechenlands, Serbiens <strong>und</strong> Bulgariens.<br />
Auf dem Höhepunkt seiner Macht,<br />
im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert, hatte sich dieses<br />
Vielvölkerreich von Budapest bis Bagdad,<br />
von der Krim bis Kairo <strong>und</strong> Tunis<br />
erstreckt. Osmanische Armeen standen<br />
1529 <strong>und</strong> nochmals 1683 vor der Kaiserstadt<br />
Wien, nach deren Eroberung<br />
womöglich weitere Teile des Heiligen<br />
Römischen Reiches Deutscher Nation<br />
den Angreifern in die Hände gefallen<br />
<strong>und</strong> muslimisch geworden wären. Bekanntlich<br />
kam es anders. Das Osmanische<br />
Reich verlor seitdem immer<br />
mehr Grenzprovinzen an mächtiger<br />
werdende Nachbarn; Österreich-Ungarn<br />
<strong>und</strong> das Russische Zarenreich<br />
profitierten am meisten. Hinzu kam<br />
seit dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert die Sprengkraft<br />
des modernen Nationalismus,<br />
der die Zukunft der Völker nicht in<br />
multinationalen »Völkerkerkern« erblickte,<br />
sondern in einheitlichen, möglichst<br />
»sauber« getrennten »Nationalstaaten«.<br />
In nur wenig mehr als h<strong>und</strong>ert Jahren<br />
– von 1804 bis 1923 – zerstörte der<br />
Nationalismus die Stabilität der alten<br />
Vielvölkerreiche, darunter auch die des<br />
Osmanischen Reiches, von dem sich<br />
immer mehr »Nationalstaaten« abspalteten:<br />
zuerst die Serben <strong>und</strong> Griechen,<br />
dann die Rumänen, Montenegriner,<br />
Bulgaren, schließlich die Albaner. Das<br />
letzte Jahrzehnt dieser Entwicklung<br />
verlief besonders gewalttätig – beginnend<br />
mit dem »Ersten Balkankrieg«<br />
(<strong>1912</strong>/<strong>13</strong>), fortgesetzt im »Zweiten Balkankrieg«<br />
(19<strong>13</strong>) sowie unmittelbar danach<br />
im Ersten <strong>Weltkrieg</strong>, endend mit<br />
ethnischen »Säuberungen« <strong>und</strong> weiteren<br />
Kriegen bis 192<strong>3.</strong> <strong>Die</strong> Entstehung<br />
eines türkischen Nationalstaates auf<br />
den Trümmern des Osmanischen Reiches<br />
war der vorläufige Schlusspunkt<br />
dieser Entwicklung.<br />
Je nachdem, wer gerade die Oberhand<br />
in diesen militärischen Konflikten<br />
besaß: Es kam stets zu Gewalttaten<br />
auch an der Zivilbevölkerung des<br />
»Feindes«. Türkische Gräueltaten wie<br />
ullstein bild