Die Balkankriege 1912/13 Erster Weltkrieg: Die 2. und 3. OHL ...
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4 Einzug der Befreier in Wien am<br />
<strong>13</strong>. September 1683 nach dem Entsatz<br />
der belagerten Stadt in der Schlacht am<br />
Kahlenberg, 1<strong>2.</strong> September. Holzstich,<br />
um 1860, nach einer Zeichnung von Wilhelm<br />
Camphausen, spätere Kolorierung.<br />
Bereits 1529 belagerten Truppen<br />
des Osmanischen Reiches die<br />
kaiserlich-erzherzogliche Haupt-<br />
<strong>und</strong> Residenzstadt Wien. <strong>Die</strong> Belagerung<br />
scheiterte am entschlossenen Widerstand,<br />
an zu geringer Belagerungsartillerie<br />
<strong>und</strong> an schlechten Witterungsbedingungen.<br />
<strong>Die</strong> Osmanen zogen ab,<br />
beherrschten ab 1541 allerdings große<br />
Teile des benachbarten Ungarn. 1664<br />
misslang ein erneuter Versuch, Wien<br />
zu erobern, bereits beim Anmarsch auf<br />
die Stadt. Bei St. Gotthard/Raab (heute<br />
Szentgotthárd in Ungarn) konnte einem<br />
osmanischen Truppenteil eine vernichtende<br />
Niederlage beigebracht werden.<br />
Daraufhin wurde zwischen dem Osmanischen<br />
Reich <strong>und</strong> dem Habsburgerreich<br />
ein zwanzigjähriger Friede geschlossen.<br />
Noch vor Ablauf der Friedensfrist begann<br />
das Osmanische Heer unter dem<br />
Großwesir Kara Mustafa im Frühjahr<br />
1683 erneut einen Feldzug gegen den<br />
»Goldenen Apfel« Wien, wie die Türken<br />
die Stadt unter anderem nannten. <strong>Die</strong><br />
120 000 Mann starke Truppe – manche<br />
sprechen gar von bis zu 350 000 Mann,<br />
die schließlich vor Wien standen –<br />
setzte sich am 31. März 1683 in Adrianopel<br />
(heute Edirne, Bulgarien) in Bewegung.<br />
Nach etlichen Gefechten erreichte<br />
sie in der zweiten Juliwoche die<br />
Umgebung von Wien. Ab dem 15. Juli<br />
1683 belagerten die Truppen die modern<br />
befestigte Stadt, was mit einer<br />
Verheerung des Umlandes einherging.<br />
Hinter den Stadtmauern <strong>und</strong> Bastionen<br />
standen r<strong>und</strong> 10 000 Verteidiger<br />
unter Waffen, die von Ernst Rüdiger<br />
Graf Starhemberg kommandiert wurden,<br />
unterstützt von etwa 5000 Wiener<br />
Bürgern.<br />
Schon bald neigten sich die Lebensmittelvorräte<br />
dem Ende zu. Seuchen<br />
brachen aus, welche die Verluste bei<br />
den Verteidigern der Stadt <strong>und</strong> der Bevölkerung<br />
noch zusätzlich in die Höhe<br />
schnellen ließen. Hungersnöte plagten<br />
auch die Belagerer, denn 120 000 Soldaten,<br />
ihre Pferde <strong>und</strong> der dazugehö-<br />
Das historische Stichwort<br />
22 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 2/2008<br />
Der Entsatz von<br />
Wien im<br />
September 1683<br />
rende Tross wollten versorgt werden.<br />
<strong>Die</strong> Belagerten kämpften mit zunehmender<br />
Verbissenheit <strong>und</strong> dem Mut<br />
der Verzweifelung. Nach damaligem<br />
Kriegsbrauch erhielten einfache Soldaten<br />
<strong>und</strong> Hilfstruppen geringen Sold.<br />
Ihre Entlohnung war die Beute: Eine<br />
eroberte Stadt war drei Tage lang zur<br />
Plünderung freigegeben.<br />
Das osmanische Vorgehen unterschied<br />
sich allerdings von den üblichen<br />
Belagerungen. <strong>Die</strong> Truppen Kara<br />
Mustafas verfügten über zu wenig<br />
schwere (Belagerungs-)Artillerie. Somit<br />
konnten die Befestigungen weder<br />
im Sturm genommen noch sturmreif<br />
geschossen werden. Also verlegten die<br />
Truppen sich auf die langsameren Belagerungstaktiken<br />
des Sappeurkrieges<br />
(= Grabenkrieg) <strong>und</strong> des Mineur-<br />
krieges. Beim sogenannten Minenkampf<br />
wurden unterirdische Stollen<br />
an die Bastionen Wiens getrieben, mit<br />
Schießpulver gefüllt <strong>und</strong> gezündet,<br />
was Teile der Befestigungen zum Einsturz<br />
bringen sollte. <strong>Die</strong> Gegentaktik<br />
bestand darin, selbst Tunnel zu bauen<br />
<strong>und</strong> den Angreifer zu überwältigen.<br />
Ein nicht geringer Teil der Belagerung<br />
spielte sich also unterirdisch ab. <strong>Die</strong><br />
Lage in Wien Anfang September war<br />
verzweifelt, die Stadt stand kurz vor<br />
dem Fall.<br />
<strong>Die</strong> osmanischen Belagerer hatten jedoch<br />
die nahe an Wien heranreichende<br />
Erhebung des Kahlenberges – einen<br />
Ausläufer des Wienerwaldes – weder<br />
besetzt noch aufgeklärt. Außerdem<br />
hatten sie es versäumt, sich in ihrem<br />
Rücken durch eine zweite Befesti-<br />
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