Selbstreflexion nach Schulz von Thun - hannahdenker.de
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„Hierbei kann es zu einer gefährlichen Selbsttäuschung kommen: In<strong>de</strong>m er aus diesen<br />
Verhaltensweisen (Selbstaufgabe, Anmk. <strong>de</strong>r Autorin) eine I<strong>de</strong>ologie macht, verbirgt<br />
er nicht nur <strong>de</strong>ren Motivierung aus <strong>de</strong>r Verlustangst vor sich selbst, son<strong>de</strong>rn er kann<br />
sich auch noch moralisch überlegen vorkommen gegenüber <strong>de</strong>nen, die weniger<br />
beschei<strong>de</strong>n, friedfertig usf. sind. So macht er recht eigentlich aus <strong>de</strong>r Not eine Tugend<br />
und meint, etwas hinzugeben und zu opfern, was er noch gar nicht entwickelt hat und<br />
besitzt: sein Ich“ (Riemann 2002: 63).<br />
Die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r moralischen Überlegenheit resultiert also aus <strong>de</strong>m Vergleich mit Menschen, die<br />
weniger hingebungsvoll bis zur Selbstaufgabe sind. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, ist es<br />
einleuchtend, dass es mir schwer fällt, dies mit meinem Verhalten in Einklang zu bringen.<br />
Denn K. ist <strong>de</strong>r Inbegriff <strong>de</strong>s Moralisten, <strong>de</strong>r sich für an<strong>de</strong>re opfert und immer hilfsbereit und<br />
prinzipientreu ist. Es fällt mir also schwer, bei unserer Kommunikation meine moralische<br />
Überlegenheit zu ent<strong>de</strong>cken. Allerdings spielt die Verlustangst wirklich eine zentrale Rolle.<br />
Er braucht mich nicht, aber ich habe <strong>de</strong>n Eindruck, ihn zu brauchen. (Also nicht nur ein<br />
Ungleichgewicht im Sinne <strong>de</strong>s Altersunterschieds, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r Bedürftigkeit an sich.).<br />
Allerdings ist K. (im Gegensatz zu mir) Unabhängigkeit bis hin zu Autarkie enorm wichtig<br />
und vielleicht ist da doch eine leise Stimme in mir, die sagt: „Ich kann mich für an<strong>de</strong>re selbst<br />
aufgeben und du klammerst dich an einen abstrakten Begriff wie Unabhängigkeit.“ Es scheint<br />
eine seltene und schwierige Konstellation zwischen selbst-losem und hilfsbereitem Stil zu<br />
sein.<br />
3.3. Spiel mir das Lied vom Stuhl<br />
Es scheint alles darauf hinaus zu laufen, mein inneres Team zu diesem Streit aufzustellen.<br />
Denn ich fürchte, dass bei mir auch einige, ich nenne sie zunächst noch „Bösewichte“ und<br />
hoffe diesen Begriff auf <strong>de</strong>r sekundären Ebene korrigieren zu können, hinter <strong>de</strong>m Vorhang<br />
warten o<strong>de</strong>r sogar mit <strong>de</strong>m Besenstil gegen die Untergrund<strong>de</strong>cke klopfen. Aber zuvor halte<br />
ich es für sinnvoll, einmal das „Spiel“, das Sie in Ihrer Vorlesung vorgeschlagen haben, in<br />
Bezug mit K. zu versuchen. Also, auf die Stühle, fertig los:<br />
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