Selbstreflexion nach Schulz von Thun - hannahdenker.de
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Liebe Verliebte, Frauliche, Verletzte, Einsame und Gierige. Ihr mögt K. und wollt ihn alle<br />
nicht verlieren, o<strong>de</strong>r?“ (Zustimmen<strong>de</strong>s Gemurmel.) „Jetzt stellt sich doch die Frage, was<br />
seid ihr bereit dafür zu geben? Frauliche und Verliebte, seid ihr bereit dafür, dass ihr ihn<br />
weiter sehen dürft und mit ihm sprechen, eure Bedürfnisse <strong>nach</strong> Liebe zurückzustellen?“<br />
(Ge<strong>de</strong>hntes Ja.) „Liebe Gierige bist du bereit, ein wenig Verzicht zu leisten, wenn du dafür ab<br />
und an gefüttert wirst?“ „Nein!“ antwortet sie grimmig. Aber da kommt Jeanne d’ Arc <strong>de</strong>r<br />
Regisseurin zur Hilfe. „Willst du <strong>de</strong>nn ewig abhängig und klein in <strong>de</strong>iner Gier bleiben? Wo<br />
bleiben <strong>de</strong>ine Freiheitsbestrebungen? Dafür, dass du ein wenig Verzicht leistest, hast du<br />
wie<strong>de</strong>r mehr Zeit, dich um an<strong>de</strong>re Freun<strong>de</strong> zu kümmern und dich frei zu entwickeln.“ Die<br />
Gierige nickt stumm. Die Regisseurin an <strong>de</strong>n Einsamen gewandt: „Meinst du nicht auch, es<br />
wür<strong>de</strong> dir besser gehen, wenn du dich vermehrt mit an<strong>de</strong>ren Freun<strong>de</strong>n triffst, wür<strong>de</strong> das<br />
<strong>de</strong>ine Einsamkeit nicht verringern?“ Er nickt ebenfalls.<br />
„Ich glaube mit dir, Jeanne d’ Arc, brauche ich nicht darüber zu streiten, du klingst sehr<br />
einverstan<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Lösung eines teilweisen Verzichtes. Aber was machen wir mit dir, liebe<br />
Wut? Was möchtest du genau?“ „Ich möchte ihn am liebsten einmal richtig anschreien.“<br />
„Das wird nicht gehen, da wären die an<strong>de</strong>ren Teammitglie<strong>de</strong>r wohl kaum mit<br />
einverstan<strong>de</strong>n.“ Die Intellektuelle: „Kann ich ihn nicht auf <strong>de</strong>m intellektuellen Wege<br />
schlagen?“ Regisseurin: „Nein, das wäre ein Beziehungsstreit auf <strong>de</strong>r Sachebene, genau das,<br />
was du in <strong>de</strong>m obigen Konflikt getan hast, das mag ein einfacher Weg sein, aber er führt zu<br />
nichts. An<strong>de</strong>re Vorschläge?“ Betreten<strong>de</strong>s Schweigen in <strong>de</strong>r Run<strong>de</strong>. Für Mrs. Wut gibt es wohl<br />
keinen Platz. Die Regisseurin <strong>de</strong>nkt traurig darüber <strong>nach</strong>, sie wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Untergrund zu<br />
verbannen. „So, wer fehlt noch? Du, platonische Freundin, dürftest ebenfalls zufrie<strong>de</strong>n sein,<br />
o<strong>de</strong>r? Und die Musterschülerin ebenso, o<strong>de</strong>r?“ Einstimmiges „Ja“ aus <strong>de</strong>r Run<strong>de</strong>. „Und ich<br />
darf ab und zu noch mit ihm über Camus pessimistischen Existenzialismus sprechen?“ fragt<br />
die Intellektuelle.“ Die Regisseurin nickt. (Vgl. <strong>Schulz</strong> <strong>von</strong> <strong>Thun</strong> 2002b: 144ff)<br />
3.8 Die Weiterentwicklung o<strong>de</strong>r die Lehre aus vergangenen Taten<br />
Es ist ja immer schön ein einhelliges Ergebnis zu bekommen. Ob diese „Lösung“ wirklich alle<br />
meine Schauspieler gleichermaßen befriedigt, wage ich jedoch zu bezweifeln. Wie sieht nun<br />
mein Entwicklungsquadrat aus, das ich anzustreben mich bemühen sollte, um in Zukunft<br />
besser mit K. und mir selbst umgehen zu können?<br />
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