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Selbstreflexion nach Schulz von Thun - hannahdenker.de

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hergeworfen wur<strong>de</strong>n, bis sie eine mäßige Entfernung <strong>von</strong> einan<strong>de</strong>r herausgefun<strong>de</strong>n<br />

hatten, in <strong>de</strong>r sie es am besten aushalten konnten“ (Schopenhauer 1988: 559f).<br />

Dieses Zitat beschreibt bis zu diesem Punkt sehr genau, was ich auch in <strong>de</strong>r Beziehung zu K.<br />

wohl lernen muss: die richtige Entfernung zu fin<strong>de</strong>n, damit sich unsere gegenseitigen Stacheln<br />

nicht erreichen. Leicht gesagt, schwer gemacht! Aber Schopenhauer wäre nicht ein so<br />

bekannter Pessimist gewor<strong>de</strong>n, wenn er es hierbei bewen<strong>de</strong>n ließe:<br />

„- So treibt das Bedürfniß <strong>de</strong>r Gesellschaft, aus <strong>de</strong>r Leere und Monotonie <strong>de</strong>s eigenen<br />

Inneren entsprungen, die Menschen zu einan<strong>de</strong>r; aber ihre vielen wi<strong>de</strong>rwärtigen<br />

Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wie<strong>de</strong>r <strong>von</strong> einan<strong>de</strong>r ab. Die mittlere<br />

Entfernung, die sie endlich herausfin<strong>de</strong>n, und bei welcher ein Beisammenseyn bestehen<br />

kann, ist die Höflichkeit und feine Sitte. Dem, <strong>de</strong>r sich nicht in dieser Entfernung hält,<br />

ruft man in England zu: keep your distance! – Vermöge <strong>de</strong>rselben wird zwar das<br />

Bedürfniß gegenseitiger Erwärmung nur unvollkommen befriedigt, dafür aber <strong>de</strong>r Stich<br />

<strong>de</strong>r Stacheln nicht empfun<strong>de</strong>n. – Wer jedoch viel eigene, innere Wärme hat bleibt lieber<br />

aus <strong>de</strong>r Gesellschaft weg, um keine Beschwer<strong>de</strong>n zu geben, noch zu empfangen“ (ebd.:<br />

560).<br />

Schopenhauer ist mir hier ein wenig zu pessimistisch, <strong>de</strong>nn ich glaube, dass nicht allein die<br />

innere Leere und Monotonie die Menschen zueinan<strong>de</strong>r treibt. Auch die Behauptung, dass<br />

„Höflichkeit und Sitte“ (ebd.) die einzige Möglichkeit wären, eine mittlere Entfernung<br />

zueinan<strong>de</strong>r zu fin<strong>de</strong>n, halte ich für zu streng. Ich glaube, da fehlen die <strong>von</strong> Ihnen benannten<br />

Geschwistertugen<strong>de</strong>n wie Spontanität und Herzlichkeit. Und schließlich kann ich eines mit<br />

Sicherheit sagen: Ich wer<strong>de</strong> nicht <strong>von</strong> K. wegbleiben, <strong>de</strong>nn ich mag seine Stacheln ja auch<br />

sehr gern! Nun könnte Schopenhauer natürlich entgegnen, dass das daher kommt, dass ich<br />

nicht genug innere Wärme habe. Nun, vielleicht ist da sogar etwas dran, aber schließlich ist es<br />

doch am schönsten unter Menschen zu sein, o<strong>de</strong>r etwa nicht?<br />

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