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Selbstreflexion nach Schulz von Thun - hannahdenker.de

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ei<strong>de</strong>n dürfen nicht sein. Für ihre Verbannung hat „die platonische Freundin“ gemeinsam mit<br />

<strong>de</strong>r Musterschülerin schon gesorgt, die bei<strong>de</strong>n dürfen nicht sein, also sind sie nicht!<br />

Dann gibt es da noch Jeanne d’ Arc. Sie ist eine Kämpfernatur, die alles in Zweifel zieht, was<br />

K. sagt, die ihn überhaupt nicht bewun<strong>de</strong>rt und <strong>von</strong> ihm loskommen möchte. Sie möchte frei<br />

sein und möchte ihm auch beweisen, dass auch er Grenzen hat. Mit ihrem Schwert schlägt sie<br />

kräftig gegen <strong>de</strong>n Theaterbo<strong>de</strong>n. Manchmal so heftig, dass die Regisseurin, Hannah, gar<br />

nichts mehr sagen kann o<strong>de</strong>r wie parallelisiert ist. Nach <strong>de</strong>m oben beschrieben Konflikt war<br />

sie es wohl, die mich in <strong>de</strong>r Folgezeit beherrscht hat. Zunächst re<strong>de</strong>te ich mir ein, ich wüsste<br />

nur nicht, wie ich darauf reagieren sollte und erklärte mir so meine Parallelisierung, die<br />

Unmöglichkeit, mit ihm zu sprechen. Ich re<strong>de</strong>te mir ein, nur darauf zu warten, dass er<br />

reagierte. Aber bald verstand ich mein eigenes Verhalten nicht mehr. Warum war ich nicht in<br />

<strong>de</strong>r Lage ihn anzusehen? Die Verletzte, Jeanne d’Arc und Mrs. Wüterig scheinen eine Allianz<br />

eingegangen zu sein, die mich daran hin<strong>de</strong>rte, überhaupt zu han<strong>de</strong>ln. Ich verstand mich selbst<br />

nicht mehr. Von Zeit zu Zeit bemächtigte sich meiner ein Gefühl, dass ich bis dato nicht<br />

kannte. Ich fand einen Teil <strong>de</strong>r Antwort auf mein seltsames Gefühl in Simon <strong>de</strong> Beauvoirs<br />

(2001) Roman „Sie kam und blieb“. Dort heißt es, und treffen<strong>de</strong>r kann ich mein verstecktes<br />

inneres Team wohl kaum beschreiben:<br />

„Viele Male hatte sie Regungen <strong>von</strong> Eifersucht verspürt und sich versucht gefühlt, Pierre<br />

zu hassen und Xavière Böses zu wünschen, aber unter <strong>de</strong>m eitlen Vorwand, sich selbst<br />

rein zu erhalten, hatte sie in sich nichts als Leere erzeugt. (…) Francoise hatte nicht<br />

gewagt, sie selbst zu sein, und <strong>von</strong> Leid überwältigt begriff sie, dass diese feige<br />

Heuchelei sie dazu gebracht hatte, überhaupt nicht zu sein.“ (<strong>de</strong> Beauvoir 2001: 269)<br />

In meiner Darstellung <strong>de</strong>s inneren Teams habe ich Mr. Wüterig lustig durch eine Komikfigur<br />

aus „Snoopy“ dargestellt. (Ich hoffe: das gibt keine urheberrechtlichen Streitereien!). Ich<br />

glaube, das spiegelt auch ein wenig das Verhältnis meiner Regisseurin zu diesem versteckten<br />

Teammitglied wie<strong>de</strong>r. Die Regisseurin hat ihr verboten, überhaupt die Bühne zu betreten, sie<br />

hat faktisch kein Lebensrecht und muss selbst in einer reflexiven Darstellung noch ironisiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Im Grun<strong>de</strong> genommen han<strong>de</strong>lt es sich aber, glaube ich, um ein starkes Mitglied, das<br />

durch die Verdrängung (nicht im Freudschen Sinne!) eine unkalkulierbare Macht ausübt.<br />

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