Zeitung der Clara Schumann Musikschule - Margret von Conta
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links: Diethelm Zuckmantel und das JBO<br />
rechts: Romano Schubert und die Green-Horns<br />
am 06.05.2011 in <strong>der</strong> airberlin world<br />
Aber es gibt noch keinen Schlagzeughocker – den Sitz<br />
schon, aber ohne Untergestell – und das Drum Set ist<br />
nicht gestimmt, <strong>der</strong> Stimmschlüssel fehlt übrigens, es ist<br />
dazu ein Spezialschlüssel erfor<strong>der</strong>lich, <strong>der</strong> nicht aufzufinden<br />
ist. Aber Jazzer können ja improvisieren, und ein<br />
Problem nach dem an<strong>der</strong>en wird gelöst, so dass es nach<br />
kleiner Verspätung trotzdem mit guter Laune und Spielfreude<br />
losgehen kann. Die Band spielt auf den Punkt, tolle<br />
Soli – diese werden aber lei<strong>der</strong> nicht bewertet – und ein<br />
gewaltiger Sound wechseln mit zurückgenommenen sehr<br />
leisen, intimen Klängen. Die Fans – und nicht nur die –<br />
applaudieren begeistert. Mal schauen, wie die an<strong>der</strong>en<br />
und die Jury das gehört haben! Die Band bleibt erst mal<br />
vor Ort, um sich die an<strong>der</strong>en Bands anzuhören.<br />
Mit einigen Bandmitglie<strong>der</strong>n, die auch beim sich nähernden<br />
Auftritt des Jugendblasorchesters in <strong>der</strong> Pa<strong>der</strong>halle<br />
mitspielen, begeben wir uns dorthin, in das repräsentative<br />
Zentrum des Wettbewerbs.<br />
Großes Getümmel im Foyer, denn die dort konzertierenden<br />
Blasorchester sind groß und verarbeiten<br />
bei Kaffee und einem Bier ihre Auftritte. Für Diethelm<br />
Zuckmantel und sein inzwischen eingetroffenes Jugendblasorchester<br />
heißt es nun: umziehen, kurz einspielen und<br />
stimmen. Nicht ganz einfach in den notgedrungen engen<br />
Räumen.<br />
Das Orchester nimmt nach festgelegter Liturgie Platz,<br />
stimmt routiniert ein und erhebt sich, als Diethelm<br />
Zuckmantel die Bühne betritt. In den nächsten Minuten<br />
übertreffen sich alle selbst. Das Orchester zeigt sich als<br />
homogener Klangkörper und bietet wun<strong>der</strong>bare Farben<br />
und Klänge. Je<strong>der</strong> sitzt auf <strong>der</strong> Stuhlkante und die einzelnen<br />
Instrumentengruppen geben den Stücken Glanz und<br />
Brillanz. Alle, auch die nicht ganz unvoreingenommenen<br />
Zuhörer, sind fast entrückt bis … ja bis ganz langsam das<br />
Licht bei einem stehenden Akkord verlöscht, so dass man<br />
meinen könnte, es gehöre zur Inszenierung. Das Orches-<br />
ter lässt den Akkord fast „überirdisch“ in <strong>der</strong> Dunkelheit<br />
verklingen.<br />
Nach einer gefühlten Ewigkeit vernimmt man<br />
die leicht schmunzelnde Stimme Diethelm Zuckmantels<br />
aus <strong>der</strong> Finsternis: „Wir haben kein Licht<br />
mehr!“ „Wir auch nicht,“ antwortet die Jury, „aber<br />
für Sie ist das schlimmer!“ Raunend wartet man<br />
auf die Erleuchtung, die dann wie<strong>der</strong>um nach einer<br />
weiteren Ewigkeit die Bühne ins richtige Licht setzt.<br />
„Fahren Sie fort mit Ihrer wun<strong>der</strong>schönen Musik“,<br />
heißt es <strong>von</strong> <strong>der</strong> Jury.<br />
Wir machen nun einen Sprung in das Preisträgerkonzert,<br />
welches zwei Stunden später auf <strong>der</strong> eben<br />
verdunkelten Bühne <strong>der</strong> Pa<strong>der</strong>halle stattfand. Entertainer<br />
und Mo<strong>der</strong>ator Herbert Feuerstein verstand es,<br />
mit geschicktem Nonsens und Small Talk die zahlreichen<br />
Umbaupausen zu überbrücken, die unter<br />
an<strong>der</strong>em auch das Jugendorchester Havixbeck<br />
benötigte – eine 12.000-Einwohner-Gemeinde im<br />
Kreis Coesfeld, bekannt durch eben dieses Jugendorchester,<br />
welches einen ausgezeichneten und schon<br />
fast legendären Ruf hat. Zweifellos schienen sie<br />
auch zunächst die Sieger <strong>der</strong> Kategorie „Jugendblasorchester<br />
in Harmoniebesetzung“ zu sein. Doch es<br />
sollte an<strong>der</strong>s kommen: Ungläubig und auf keinen<br />
Fall sich zu früh freuend vernahmen die Orchester-<br />
und Bandmitglie<strong>der</strong> zunehmend stutzig die<br />
Namen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Ensembles, und die Punktzahlen<br />
wurden höher und höher, und als es am Ende<br />
hieß: 23,5 Punkte (!) und damit Weiterleitung zum<br />
Bundeswettbewerb für das Jugendblasorchester und<br />
24 (!!) <strong>von</strong> 25 möglichen Punkten für die Green-<br />
Horns, war es genau so euphorisch wie am Anfang<br />
beschrieben. Nur die Begrenztheit dieser Seiten verbietet<br />
eine ausführlichere Schil<strong>der</strong>ung.<br />
Wow!<br />
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