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Ausgabe 3/2001 - aseptica

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enbildung erfolgt außerhalb des infizierten<br />

Tieres oder Menschen im Erdreich. In den<br />

Körperflüssigkeiten oder in ungeöffneten Leichen/Tierkadavern<br />

findet keine Sporenbildung<br />

statt. Durch das Abhäuten und Zerlegen<br />

von Milzbrand-Tierkörpern und das Trocknen<br />

der Felle kommt es jedoch zu einer massenhaften<br />

Sporenbildung während des Trocknungsprozesses.<br />

Da vor allem die Sporen bei<br />

der Infektion des Menschen eine zentrale Rolle<br />

spielen, ist die Gefährdung, die von einem<br />

infizierten Menschen ausgeht, als beherrschbar<br />

einzustufen. Infektionen von Mensch zu<br />

Mensch finden nur äußerst selten statt.<br />

Krankheitsbild beim Menschen<br />

Für den Menschen ist die Infektion mit dem<br />

Erreger aber äußerst gefährlich. Man unterscheidet<br />

hier 4 Formen:<br />

1. Beim Hautmilzbrand handelt es sich<br />

um die häufigste Manifestation, die in ca.<br />

95 % aller aufgetretenen Milzbrandfälle beobachtet<br />

wird und unbehandelt bei jedem fünften<br />

Infizierten zum Tode führt.<br />

2. Weit gefährlicher ist der Lungenmilzbrand<br />

nach Einatmen von erregerhaltigem<br />

Material (Staub, Aerosole) oder der<br />

3. Darmmilzbrand nach Verschlucken des<br />

Erregers. Lungen- wie Darmmilzbrand verlaufen<br />

unbehandelt oder zu spät behandelt<br />

immer tödlich.<br />

4. Alle drei bisher genannten Formen<br />

können in die gleichfalls tödliche Milzbrandsepsis<br />

übergehen.<br />

Bei Hautmilzbrand bildet sich nach einer<br />

Inkubationszeit von 2 bis 5 Tagen an der<br />

Infektionsstelle innerhalb von 24 bis 48 Stunden<br />

eine schmerzlose Papel mit stark ödematösem<br />

Randsaum, deren Zentrum schwarznekrotisch<br />

zerfällt, während am Rand weitere<br />

seröse Bläschen entstehen. Lungenmilzbrand<br />

beginnt mit grippeähnlichen Symptomen, die<br />

sich in wenigen Stunden zu einer Pneumonie<br />

mit hohem Fieber, Atemnot und massiven<br />

Ödemen im Nacken, Thorax- und Mediastinalbereich<br />

entwickeln. Darmmilzbrand<br />

äußert sich als schwere Enteritis mit blutigserösen<br />

Ausscheidungen und Aszitesbildung.<br />

Wie viele andere bakterielle Erreger wird<br />

auch Bacillus anthracis erst durch die Bildung<br />

von Toxinen zu einem hochgradig pathogenen<br />

Mikroorganismus: Das Anthrax-Toxin besteht<br />

aus zwei enzymatisch aktiven Teilen, dem<br />

Ödem-Faktor und dem Letal-Faktor, mit<br />

Infektiologie<br />

Abb. 1: Bildung von hitze- und<br />

chemikalienresistenten<br />

Endosporen bei vegetativen<br />

Bakterien der Gattung Bacillus<br />

und Clostridium.<br />

einer katalytischen Aktivität für<br />

Makromoleküle im Zellinneren.<br />

Der dritte Faktor wird als<br />

protektives Antigen bezeichnet.<br />

Es bindet an Rezeptormoleküle<br />

auf Zelloberflächen und vermittelt<br />

die Aufnahme der beiden<br />

zuvor genannten Faktoren<br />

in die Zelle.<br />

Prävention<br />

Impfstoffe für Risikogruppen<br />

wie zum Beispiel Abdecker,<br />

Landwirte, Fleischverarbeiter<br />

oder Tierärzte sind in den meisten<br />

Ländern wegen ihrer<br />

schlechten Verträglichkeit zur<br />

Zeit nicht zugelassen. Milzbrandpatienten<br />

müssen daher<br />

unverzüglich mit wirksamen<br />

Antibiotika behandelt werden.<br />

Ebenso nehmen Expositionsprophylaxe<br />

und Desinfektionsmaßnahmen<br />

bei der<br />

Prävention eine zentrale Rolle<br />

ein. Hier ist grundsätzlich zu<br />

unterscheiden, ob man es mit<br />

dem vegetativen Erreger im<br />

Körper oder Körperflüssigkeiten<br />

eines erkrankten Individuums<br />

(Tieres oder Menschen) zu<br />

tun hat oder mit Milzbrandsporen,<br />

die sich außerhalb des<br />

Körpers haben bilden können.<br />

Resistenz des vegetativen<br />

Erregers<br />

Die vegetativen Zellen von<br />

Bacillus anthracis werden als<br />

empfindlich eingestuft und<br />

sind laut Empfehlungen des<br />

RKI (Robert Koch Institut)<br />

daher durch jedes RKI-gelistete<br />

Desinfektionsverfahren mit<br />

Wirkungsbereich A abzutöten.<br />

<strong>aseptica</strong> 7. Jahrgang <strong>2001</strong> - Heft 3 13

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