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Ausgabe 3/2001 - aseptica

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Fallbericht: Ein Gesundheitsamt aus<br />

Nordwürttemberg meldete eine größere<br />

Anzahl Personen (zunächst 33), die<br />

nach einem Kantinenessen an Bauchkrämpfen<br />

und Durchfall akut erkrankt<br />

waren. Fieber und Erbrechen als typische<br />

Symptome traten nicht auf. Als<br />

Inkubationszeit wurden von den Betroffenen<br />

6-18 Stunden angegeben. Bei<br />

genauerer Untersuchung zeigte sich,<br />

dass es sich bei den Erkrankten um<br />

Personen handelte, die von einer lokalen<br />

Metzgerei regelmäßig Mittagessen<br />

beziehen. Erkrankt waren nur solche<br />

Personen, die von den drei angebotenen<br />

Essen (Fleischküchle, Siedfleisch<br />

und Lasagne) das Siedfleisch verzehrt<br />

hatten. Durch einen Aufruf an alle<br />

betroffenen Personen konnten daraufhin<br />

Daten von 65 Personen erhoben<br />

werden. Hiervon aßen 59 Siedfleisch<br />

und 45 erkrankten. Sechs Personen<br />

meldeten sich, die ein anderes Menü<br />

verzehrten. Hiervon erkrankte niemand.<br />

Eine Rückfrage bei der Metzgerei<br />

ergab, dass 120-150 Portionen<br />

Siedfleisch an verschiedene Stellen<br />

geliefert bzw. verkauft worden waren.<br />

Hierbei wurde das Siedfleisch am Vortag<br />

gekocht, aufgeschnitten und bis<br />

zum darauf folgenden Tag kühl<br />

gestellt. Dann wurde es wieder erhitzt<br />

und in Warmhaltebehältern den verschiedenen<br />

Kunden geliefert.<br />

S. Brockmann, G. Klittich, R. Oehme,<br />

D. Waschko<br />

Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg<br />

Wiederholdstr. 15<br />

70174 Stuttgart<br />

E-Mail: waschko@lga.bwl.de<br />

16<br />

Autoren<br />

Infektiologie<br />

Lebensmittelinfektionen (-intoxikationen)<br />

durch Clostridium perfringens<br />

S. Brockmann, G. Klittich, R. Oehme, D. Waschko<br />

Die Untersuchung von verschiedenen Rückstellproben<br />

des entsprechenden Tages ergab<br />

für das verdächtige Siedfleisch einen Nachweis<br />

von 10 6 KBE/g Clostridium perfringens.<br />

Die anderen untersuchten Proben erbrachten<br />

keinen Nachweis von pathogenen Keimen.<br />

In vier der daraufhin eingesandten Stuhlproben<br />

erkrankter Personen konnte Clostridium<br />

perfringens (C. perfringens) nachgewiesen<br />

werden. Da ein Nachweis des Keimes in<br />

Stuhlproben bei entsprechender Epidemiologie<br />

und dem Nachweis im Lebensmittel<br />

(>10 5 KBE/g) zwar als wahrscheinlich, aber<br />

nicht als beweisend anzusehen ist, wurden<br />

die gefundenen Stämme mittels Pulseld-Gelelektrophorese<br />

(PFGE) verglichen. Hierbei<br />

konnte eine klonale Identität der aus dem<br />

Lebensmittel und den Stühlen isolierten<br />

Stämme gezeigt werden (siehe Schaubild 1).<br />

Bei bakteriellen Erregern von Lebensmittelinfektionen<br />

denkt man zunächst an Salmonellen<br />

oder Campylobacter, weniger an<br />

Clostridium perfringens, der eher als Erreger<br />

von Gasbrand bekannt ist. Jedoch werden<br />

immerhin 5–10 % aller Lebensmittelinfektionen/-intoxikationen<br />

durch C. perfringens<br />

verursacht. 4,5 Untersuchungen mehrerer Ausbrüche<br />

mit zum Teil bis zu mehr als 1.000<br />

Erkrankten in einem Großkrankenhaus sind<br />

in der Literatur beschrieben. Eine jahreszeitliche<br />

Häufung, wie sie für Salmonellen oder<br />

Campylobacter üblich ist, gibt es nicht.<br />

<strong>aseptica</strong> 7. Jahrgang <strong>2001</strong> - Heft 3<br />

C. perfringens ist ein anaerobes gram-positives<br />

sporenbildendes Stäbchenbakterium, welches<br />

ubiqitär vorkommt und auch im Darm<br />

von gesunden Tieren und beim Menschen<br />

gefunden wird. Sein Wachstumsoptimum<br />

liegt bei 43–47°C, eine Hemmung des<br />

Wachstums tritt bei Temperaturen unter 20°C<br />

auf. Cl. perfringens produzieren eine Vielzahl<br />

von hochaktiven Enzymen wie Kollagenase,<br />

Protease, Hyaluronidase, Desoxyribonuklease<br />

und Hämolysin. An Toxinen werden gebildet:<br />

letal wirkende, nekrotisierende, hämolysierende<br />

und enterotoxische. Es werden fünf<br />

C. perfringens Alpha Beta Epsilon Jota<br />

Typ<br />

A + – – –<br />

B + + + –<br />

C + + – –<br />

D + – + –<br />

E + – – +<br />

Tabelle 1 (3): Klassifikation von C. perfringens nach Toxinen<br />

Schaubild 1: Ergebnisse der Pulsfelgelelektrophorese<br />

(PFGE); M: Molekulargewichtmarker;<br />

1-4: Isolate aus Stuhlproben der<br />

Personen welche Siedfleisch verzehrten<br />

hatten; 5-7 und 10-13: Isolate anderer Herkunft<br />

8+9: Isolate aus dem betroffenen<br />

Siedfleisch.

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