Ausgabe 3/2001 - aseptica
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Desinfektionsmaßnahmen sollten bei Kontamination<br />
des Umfeldes mit erregerhaltigem<br />
Material sofort durchgeführt werden, um<br />
einer Sporenbildung zuvorzukommen.<br />
Stabilität von Milzbrandsporen<br />
Als eigentliche Gefahrenquelle sind dagegen<br />
Sporen einzustufen. Im Erdreich halten sich<br />
diese über viele Jahrzehnte, sie werden jedoch<br />
bei direkter Sonnenbestrahlung in ca. 4 Tagen<br />
abgetötet. In trockener Hitze von 120-140°C<br />
gehen sie nach 3 Minuten, in strömendem<br />
Dampf von 100°C nach 5 Minuten zu Grunde.<br />
Abgesehen von der guten Stabilität im<br />
Erdboden sind Bacillus-anthracis-Sporen aber<br />
nicht als stabiler einzustufen als die zur<br />
Testung der sporiziden Wirksamkeit verwendeten<br />
Arten Bacillus cereus und Bacillus subtilis.<br />
Zur Desinfektion von Milzbrandsporen<br />
kommen damit alle geprüften und gegen solche<br />
aeroben Sporenbildner wirksamen Mittel<br />
in Frage.<br />
Umgang mit Milzbrandpatienten<br />
Beim Umgang mit Milzbrandpatienten, die<br />
keine Sporen ausscheiden, sind nach den<br />
Richtlinien des RKI Mittel und Verfahren aus<br />
der RKI-Liste mit dem Wirkungsbereich A<br />
zur Desinfektion ausreichend. Zur Behandlung<br />
von Flächen werden sogar Mittel aus der<br />
DGHM-Liste mit deren 1 h-Wert empfohlen,<br />
sofern diese gleichzeitig RKI-gelistet sind und<br />
keine massive Kontamination mit erregerhaltigem<br />
Material vorliegt. Für die Behandlung<br />
von Instrumentarium werden thermische Verfahren<br />
empfohlen. Die Desinfektion von<br />
Wäsche und Textilien soll innerhalb des Isolierungsbereiches<br />
des Patienten durchgeführt<br />
14<br />
Infektiologie<br />
werden. Die Schlussdesinfektion des Raumes<br />
hat durch Verdampfen oder Vernebeln mit<br />
Formaldehyd zu erfolgen. Danach ist eine<br />
Scheuerdesinfektion mit Mitteln und Verfahren<br />
der RKI-Liste durchzuführen. RKI-gelistete<br />
Mittel sind auch zur Desinfektion von<br />
Matratzen, Kissen und Decken zu verwenden.<br />
Handelt es sich dagegen um Sporen-kontaminiertes<br />
Material aus der Umwelt, so sind<br />
sporizide Produkte bzw. Verfahren zu verwenden.<br />
Umgang mit Milzbrandsporen<br />
Sporenhaltiges oder sporenverdächtiges Material<br />
kann nur durch Sterilisationsverfahren<br />
und / oder mit sporiziden Mitteln dekontaminiert<br />
werden. Dies sind im wesentlichen Mittel<br />
auf der Basis von Aldehyden (Formaldehyd,<br />
Glutardialdehyd), von Aktivsauerstoffabspaltenden<br />
Verbindungen (Perborate, Peressigsäure)<br />
oder Halogenverbindungen (Natriumhypochlorit).<br />
Hautkontakt, Einatmen oder<br />
Verschlucken sporenhaltigen Materials ist<br />
unbedingt zu vermeiden. Sollte es zu einem<br />
solchen Kontakt gekommen sein, so wird eine<br />
prophylaktische Behandlung mit wirksamen<br />
Antibiotika durch einen Arzt notwendig.<br />
Die Prüfung von Desinfektionsmitteln auf<br />
Wirksamkeit gegenüber Bacillus anthracis<br />
wird aus Sicherheitsgründen in Deutschland<br />
nicht durchgeführt. Deshalb ist auch in der<br />
RKI-Liste kein entsprechendes Produkt mit<br />
Wirkungsbereich C (wirksam gegen Sporen<br />
von Bacillus anthracis) gelistet. Aussagen zur<br />
sporiziden Wirksamkeit können daher nur auf<br />
Desinfektionsmittelprüfungen mit anderen<br />
aeroben Sporenbildnern beruhen. Es ist davon<br />
auszugehen, dass die so ermittelten Konzen-<br />
Aktuell<br />
Vom rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium<br />
wurden im Rahmen möglicher Milzbrandgefährdungen<br />
Hinweise für den Gesundheitsschutz<br />
erarbeitet, die an die Gesundheitsämter<br />
des Bundeslandes weitergegeben und darüber<br />
hinaus auch den Polizei- und Feuerwehrdienststellen<br />
in Rheinland-Pfalz zur Kenntnis<br />
<strong>aseptica</strong> 7. Jahrgang <strong>2001</strong> - Heft 3<br />
trationen und Einwirkungszeiten auch gegen<br />
Milzbrandsporen wirksam sind. Bei der<br />
Behandlung von Oberflächen ist sicherzustellen,<br />
dass eine vollständige Benetzung stattfindet.<br />
Reinigungsmaßnahmen sind erst nach<br />
der Desinfektion durchzuführen. Schließlich<br />
sind beim Einsatz unbedingt auch die Sicherheitshinweise<br />
der Mittel zu beachten.<br />
Weitere Hinweise und Empfehlungen<br />
sind auch auf der Internetseite des Robert-<br />
Koch-Instituts (www.rki.de) zu finden. ■<br />
Empfehlungen bei Gefährdung durch Milzbranderreger<br />
bei kriminellen Handlungen<br />
Hinweise des Ministeriums für Arbeit,<br />
Soziales, Familie und Gesundheit des<br />
Landes Rheinland-Pfalz für den<br />
Gesundheitsschutz beim Umgang mit<br />
Material und Patienten, bei dem ein<br />
Milzbrandkontakt möglich ist.<br />
(Stand 19.10.<strong>2001</strong>)<br />
Literatur<br />
Bundesgesundheitsamt/Robert Koch Institut:<br />
Anforderungen der Hygiene an die<br />
Infektionsprävention bei übertragbaren<br />
Krankheiten. Bundesgesundhbl. 37, Sonderheft<br />
A1999E vom Mai 1994<br />
Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Forsten: Richtlinie des Bundesministeriums<br />
für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Forsten über die Mittel und<br />
Verfahren für die Durchführung der Desinfektion<br />
bei anzeigepflichtigen Tierseuchen.<br />
322-3602-19/1, Mai 1993<br />
Hahn, Falke, Kaufmann, Ullmann: Medizinische<br />
Mikrobiologie und Infektiologie.<br />
Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New<br />
York (1999)<br />
Rolle, Mayr: Medizinische Mikrobiologie<br />
Infektions- und Seuchenlehre. Verlag F.<br />
Enke, 6. Aufl. 1993<br />
gebracht worden sind. Nachfolgend geben wir<br />
den Text dieser Empfehlungen wieder. Den Landesbehörden<br />
wurden zusätzlich Auflistungen von<br />
Antibiotika und Adressen von Untersuchungslaboratorien<br />
und Herstellern sowie die aktuelle<br />
Empfehlung des Robert-Koch-Institutes in einem<br />
Anhang zur Verfügung gestellt.