Dieses Bild von Günter Zint ist Teil der ... - Politikorange.de
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12<br />
Am Stuttgarter Platz entstand in einer<br />
Altbauwohnung die berühmt-berüchtigte<br />
Wohngemeinschaft „Kommune<br />
1“. Rainer Langhans und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Intellektuelle<br />
ließen sich hier während <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
stürmischen Zeiten nie<strong><strong>de</strong>r</strong>. „Der Stutti<br />
hatte einen zwielichtigen Ruf, das war<br />
nicht gera<strong>de</strong> die Vorzeigeecke <strong>von</strong><br />
Charlottenburg. Dort gab’s <strong>de</strong>shalb<br />
damals relativ große und günstige Altbauwohnungen“,<br />
so Eckhard Schmidt.<br />
Im Spätsommer 68 zog die Kommune<br />
dann in eine verlassene Fabrik in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Stephanstraße 60 in Moabit. Mit<br />
dieser zweiten Phase wer<strong>de</strong>n heute<br />
vor allem Sex, Drogen und Musik<br />
in Verbindung gebracht. Die alten<br />
Fabrikräume wur<strong>de</strong>n mittlerweile<br />
renoviert und zu Ferienwohnungen<br />
umgebaut, die man mieten kann. Auf<br />
diesem Weg können auch schwäbische<br />
Reisegruppen das wil<strong>de</strong> Leben <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kommune nachspielen.<br />
Haus <strong><strong>de</strong>r</strong> ehemaligen Kommune 1<br />
Schauplatz <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s <strong>von</strong> Benno Ohnesorg<br />
mythos68 | April 2008<br />
„Die Presse hat stark polemisiert“, kritisiert Schmidt. Wer damals einen Parka trug, sei schon<br />
allein aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Kleidung als potenzieller Staatsfeind eingestuft wor<strong>de</strong>n. Auch das negative<br />
<strong>Bild</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommune 1 sei dadurch entstan<strong>de</strong>n. Schmidt <strong>ist</strong> froh, dass im Zuge <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewegung und<br />
danach mehrere Verlage und Zeitungen gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>m Springer-Monopol entgegentraten.<br />
Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s durch die massive Hetze <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bild</strong>zeitung wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzern zum erklärten<br />
Feind <strong><strong>de</strong>r</strong> 68er. „Als ein paar Leute <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewegung die Springerwagen auf <strong>de</strong>m Parkplatz<br />
angezün<strong>de</strong>t haben, das fand ich zum damaligen Zeitpunkt okay.“ Der Anschlag auf die Transporter<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bild</strong>zeitung ereignete sich Kochstraße/Lin<strong>de</strong>nstraße. Umso grotesker <strong>ist</strong> es, dass ein <strong>Teil</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Kochstraße, <strong><strong>de</strong>r</strong> direkt am Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Axel-Springer-Verlags vorbeiführt, Anfang 2007 in<br />
Rudi-Dutschke-Straße umbenannt wur<strong>de</strong>. Schmidt muss schmunzeln: „Das fand ich im Nachhinein<br />
interessant.“ Er habe sich in seinem Leben noch nie eine <strong>Bild</strong>zeitung gekauft.<br />
„Als Benno Ohnesorg <strong>von</strong> einem Berliner Poliz<strong>ist</strong>en<br />
erschossen wur<strong>de</strong>, gab das <strong>de</strong>m Ganzen eine politische<br />
Dimension“, erinnert sich Eckhard Schmidt. „Allmählich<br />
geriet die Situation außer Kontrolle.“ Das Radio<br />
verbreitete die Nachricht über die Demonstration zum<br />
nahen<strong>de</strong>n Besuch <strong>de</strong>s Schahs <strong>von</strong> Persien schnell. Der<br />
Treffpunkt: die Deutsche Oper. Der damals Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
beobachtete das Treiben <strong>von</strong> einer Baumkrone<br />
aus, bis ein Poliz<strong>ist</strong> ihn freundlich auffor<strong><strong>de</strong>r</strong>te, herunterzukommen.<br />
Nach einem Schuss und <strong>de</strong>m Abtransport<br />
<strong>de</strong>s Toten seien die wüten<strong>de</strong>n Demonstranten<br />
dann weiter zum Kurfürstendamm gezogen. Der h<strong>ist</strong>orische<br />
Schuss fiel an <strong><strong>de</strong>r</strong> Ecke Krummestraße. Heute<br />
steht hier ein Supermarkt. Die Cornflakes-Packungen<br />
im Regal weisen je<strong>de</strong> Erinnerung an das tragische<br />
Ereignis <strong>von</strong> sich.<br />
Axel-Springer-Verlag