2008 Krim - Evangelische Aussiedlerarbeit im Dekanat Ingolstadt
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Hässliche Petrochemie-Anlagen gleiten vorüber, ein noch hässlicheres Plattenbaustädtchen,<br />
verfallene Kolchosen, umgegrabene Felder und unglaublich viele ausschließlich topmoderne<br />
Tankstellen. Dann wieder ist die Straße kilometerlang von Bäumen eingesäumt: Pappeln,<br />
Nussbäume, Espen, Kastanien, Vogelbeerbäume, Erlen und einmal sogar Birken. Sobald ein<br />
Gewässer auftaucht, ein Teich, ein See, ein Flüsschen oder auch nur ein Wassergraben, gleich<br />
sind auch die Angler da.<br />
Die erste Raststelle bietet ein großes, gemauertes Toilettenhaus<br />
an. Der Einheitspreis<br />
beträgt, wie auch anderswo,<br />
einen Griwna. Die getrockneten<br />
Fische, die zum Verkauf<br />
angeboten werden, sie<br />
werden nur bewundert. Für<br />
den Kaffee, Tee, süße und<br />
salzige Gebäckteile gilt<br />
dies nicht.<br />
Auch während der Fahrt telefoniert Anatolij unentwegt. Es geht um Geschäfte und um Geld.<br />
Eine große Kuherde steht in einer Reihe neben der Straße. Auch bei der nächsten Pause wird<br />
der angebotene Trockenfisch verschmäht. Dafür gibt Claudia anschließend <strong>im</strong> Bus ein<br />
‚Fischlein-Gedicht’ zum Besten. Ein goldenes Kriegsdenkmal blitzt auf. Dann wieder Felder,<br />
Felder, Felder.<br />
Nach den Produkten, die auf den Feldern angebaut<br />
werden, richtet sich das Angebot der Händler: Melonen,<br />
Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten. Seltenheitswert hat ein<br />
kleines Kiefernwäldchen, das unvermittelt auftaucht. Es<br />
dauert gut drei Stunden bis das einhundertzwanzig<br />
Kilometer entfernte Nikolaev erreicht ist.<br />
Ich rechne hoch und<br />
komme für heute auf<br />
eine Gesamtfahrzeit<br />
von vierzehn Stunden,<br />
doch diese<br />
Befürchtung bestätigt<br />
sich nicht. In der<br />
Hafenstadt wird an<br />
der Niklauskirche halt<br />
gemacht. Es ist eine<br />
‚arbeitende’ Kirche,<br />
wie die Russen sagen.<br />
Ein Priester geht singend vom Altar zu einer Ikone, segnet eine<br />
ältere Frau und geht wieder zum Altar. Wir zünden Kerzen an, die<br />
brennend weiter für uns beten, Wir verlassen die Kirche, vor der zwei Frauen, eine davon<br />
beidseitig beinamputiert, um ein Almosen bitten.<br />
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