Karate - Cosmopolitan University 2

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Als ich während des Krieges und in der Nach1criegszeit
lujitsu lehrte, entsprach mein Unterricht so ziemlich dem der
üblichen Lehrbücher. Und meine Schüler fühlten sich nach
einiger Zeit relativ sicher. Aber mit ei/1er Waffe in der Hand
noch sicherer. Denn die Sicherheit verläßt Sie, wen'n eine vor
Wochen oder gar lahren gelernte Abwehr versagt - mangels
übung. Niemand findet so leicht einen Partner, mit dem
er immer wieder das Gelernte auffrischen kann. Niemand
hat die Zeit und die Beharrlichkeit, sein Können und Wissen
"taufrisch" zu halten.
Der folgende Vergleich ist etwas sehr kühn, trifft aber im
Grunde den Nagel auf den Kopf.
Ein erfahrener Experte zeigt I1znen, wie man einen Fluß
oder einen See mit einfachen, aber raffinierten Hilfsmitteln
überqueren kann: mit aufgeblasenen Schläuchen, mit Korkgürteln,
mit einem Schiltfloß. Er zeigt Ihnen auch, wie Sie
sich verhalten müssen, wenn Sie dennoch in Schwierigkeiten
kommen sollten - auf den Rücken legen, ruhig atmen, "toten
Mann" machen. Er macht mit Ihnen sogar einen Trockenkursus
im Schwimmen. Da gerade Winter ist.
Aber eines Tages stehen Sie am Seeufer. Kein Boot, keine
Schwimmweste, keine Planke in Sicht. Die Kenntnisse aus
dem Trockenschwimmkursus bringen Ihnen lediglich einen
Liter Wasser in den Magen und veranlassen Sie zu schleunigem
Rückzug.
Wer möchte behaupten, daß der Experte seine Sache nicht
verstand? Auf das Einfachste, das Schwimmenlernen, ver-
fielen Sie nicht, weil die Floßidee zu bestechend war. Weil
Sie den Experten hoch schätzten, und weil seine Kunst allgemeine
Bewunderung fand.
Schwimmkenntnisse hätten Sie nicht im Stich gelassen ­
und wenn zwanzig Jahre in der Wüste dazwischenlägen.
Aber der Schwimmlehrer hätte Ihnen zunächst, und zwar
sehr eingehend, das Brustschwimmen beigebracht. Sie hättel1
noch so nach Abwechslung jammern können - Kraul,
Schmetterlingsstil, Rückenschwimmen, Tauchen und Springen,
DLRG und weitere Finessen hätte er mit Geduld und
nachdrücklicher Bestimmtheit für einen späteren Zeitpunkt
aufgeschoben.
Warum sollten Sie anders sein als jeder .Schüler, der eine
Fremdsprache lernt? Ein Lied, ein paar hübsche Anbändelungssätzchen,
eine Serie schräger Flüche: schon ist alles
hellwach. Aber Grammatik, Volcabeln? Brrr.
Besuchen Sie später einen Abendkurs, für den Sie ordentlidt
in die Tasche greifen müssen, so sieht es gleich ganz anders
aus: auf einmal können Sie büffeln, Vokabeln lernen, schriftliche
übersetzungen machen. In dem Augenblick, da sich die
"sittliche Reife" mit dem Geschäftsgeist wohltuend verbin··
det, kann man merkwürdigerweise alles. Der Schüler wird
Student. Der Amateur mit hundert Hobbies Spezialist. Betrachten
Sie mich als einen äußerst gewissenhaften Schwimmlehrer.
Einen Schwimmlehrer, der Sie an der Leine hält, bis
Sie etwas sicher sind.