Karate - Cosmopolitan University 2
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Warum gehen so viele in einen Verein, wenn Sie einen Sport<br />
betreiben möchten? Ist es der Sportplatz, die Turnhalle, der<br />
Sportlehrer oder die Geräte, die ihnen zur Verfügung stehen?<br />
Ich glaube, es ist vielmehr das uneingestandene Gefühl,<br />
daß die Gemeinschaft den notwendigen äußeren Druck ausüben<br />
kann: heute ist Training. Ich muß hingehen. Bin ich<br />
da, dann hilft nichts mehr: ich muß mitmachen. Da mir der<br />
Sport guttut, ist das Ergebnis in jedem Fall positiv. Außerdem<br />
nimmt mir der Trainer das Nachdenken ab und bewahrt<br />
mich vor unnützen Anstrengungen. Seine Methode<br />
-bringt mich weiter als alle autodidaktischen Versuche.<br />
Ein anderes Beispiel: Sie möchten Ihrem Körper endlich<br />
einmal Bewegung verschaffen und verabreden sich mit einern<br />
guten Bekannten: jeden Morgen um sechs Uhr an der Landgrafensäule<br />
im Stadtwald. Dreißig Minuten Morgenlauf.<br />
Selbst wenn es kalt ist oder leicht nieselt - Sie setzen sich<br />
im Trainingsanzug in den Wagen I auf den Roller I aufs<br />
Fahrrad und sind pünktlich zur Stelle. Die Verabredung gilt.<br />
Ehrensache.<br />
Nun hatte Ihr Bekannter einen Betriebsunfall und muß ein<br />
Vierteljahr aussetzen. Ich mache weiter. Selbstverständlich.<br />
Nach einer Woche sehen Sie morgens Rauhreif auf den Wiesen.<br />
Soll ich? Soll ich nicht? Ach, bleiben wir heJ.{te mal zu<br />
Hause. Es wartet ja niemand auf mich. Außerdem ist es vergangene<br />
Nacht so spät geworden. Und einen leichten Schnupfen<br />
scheine ich auch gefangen zu haben. Ich müßte die Laufschuhe<br />
unbedingt zum Schuster bringen. Und dann habe ich<br />
heute den Monatsabschluß - welch ein Glück, wenn ich<br />
etwas früher damit beginnen kann.<br />
Der äußere Druck fehlt. Und es geht nichts über eine wenn<br />
auch nur scheinbare moralische Rechtfertigung. Ich wette, daß<br />
Sie nach drei Wochen spätestens sagen: warten wir ruhig, bis<br />
Stanislaus wieder auf den Beinen ist. Dann sollen Sie mal<br />
sehen, wie eisern wir durchhalten. Ja der Stanislaus. Er hätte<br />
übrigens an Ihrer Stelle ganz genauso gehandelt.<br />
Warum ich das erzähle? Weil ich unter der Zwangsvorstellung<br />
leide, daß 98 Prozent Stanisläuse sind. Ohne raffinierte<br />
Nachhilfe scheitern die mutigsten Versuche.<br />
Verzeihen Sie mir, wenn Sie zu den favorisierten zwei Prozent<br />
rechnen sollten. Zu jenen, die alles aus eigenem Ansporn<br />
und unabhängig von kleinen psychologischen Tricks erreichen.<br />
Wenn das der Fall ist, so haben Sie bestimmt eine<br />
Supervilla, dazugehörige Wagen, Personal in jeder Menge<br />
und eine Pension in der fürstlichen Höhe eines Ministergehaltes.<br />
Dann ist es geradezu vermessen, Sie derart jovial<br />
anzusprechen. Ich bin scharfsinnig genug anzunehmen, daß<br />
nun die weiteren Teile des Lehrbuches einer Ihrer Kraftfahrer,<br />
Hausburschen, Gärtner, Heizer oder Privatsekretäre<br />
studieren muß.<br />
Aber falls Sie nicht zu jenen zwei Prozent einer priviligierten<br />
Uberklasse gehören, haben wir uns schnell ausgesprochen:<br />
Frage 1: Wie lange wollen Sie minimal - maximal nach<br />
diesem Lehrgang arbeiten?<br />
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