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Michael Milz - RWTH Aachen University

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gibt es Hinweise, wie die Erbfaktoren auch unser Essverhalten mitbestimmen können.<br />

Nach dieser so genannten „Set point- Theorie“ steuert der menschliche Organismus<br />

immer wieder auf ein individuelles Gewicht hin. Manchmal liegt dieses Gewicht etwas<br />

über, manchmal etwas unter dem so genannten Idealgewicht. Leider führt übermäßiges<br />

Essen in der Kindheit zur Bildung einer größeren Zahl von Fettzellen und somit zu<br />

einem höheren Set point, der das Körpergewicht später reguliert (139).<br />

2.2.4 Übergewicht und Stillen<br />

Der Einfluss der frühkindlichen Ernährung auf die Entwicklung von Übergewicht<br />

wurde in einer Reihe von Untersuchungen erfasst. Eine der ersten großen Studien, die<br />

sich in Deutschland mit dem Zusammenhang zwischen Stillen und dem Risiko von<br />

Übergewicht befasst hat, war die Auswertung der im Jahre 1977 durchgeführten<br />

Einschulungsuntersuchungen in Bayern (159). In dieser Untersuchung wurde bei<br />

134.577 Kindern der Body-Mass-Index ermittelt und die Perzentilverteilung berechnet.<br />

Als Kriterium für Übergewicht wurde ein BMI > 90. Perzentile, für Adipositas ein BMI<br />

> 97. Perzentile gewählt. Bei 13.345 Kindern wurden zusätzlich die frühkindliche<br />

Ernährung, sowie aktuelle Essgewohnheiten und Lebensstilfaktoren erfaßt. Die Daten<br />

von 9357 5-6jährigen Kindern deutscher Nationalität zeigten eine Adipositasprävalenz<br />

von 4,5% bei Kindern, die niemals gestillt worden waren, bei zuvor gestillten Kindern<br />

lag die Prävalenz bei 2,8%. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass bei einer Stilldauer<br />

von bis zu 2 Monaten die Adipositasentwicklung bei 3,8% lag, und mit zunehmender<br />

Stilldauer bis auf eine Prävalenz von 0,8% bei 12-monatigem Stillen sank (3-5 Monate -<br />

2,3%, 6-12 Monate - 1,7%). Der protektive Effekt des Stillens war nicht auf<br />

Unterschiede im sozioökonomischen Status oder im Lebensstil zurückzuführen. Bei<br />

Berücksichtigung möglicher Störfaktoren erwies sich ausschließlich das Stillen als<br />

unabhängiger protektiver Faktor für die Entwicklung von Adipositas (OR 0,75; 95% KI:<br />

0,57-0,98) und Übergewicht (OR 0,79; 95% KI: 0,68-0,93). Mehrmonatiges Stillen<br />

senkt das Risiko für Adipositas in der Kindheit und somit auch im Erwachsenenalter,<br />

denn adipöse Kinder haben ein hohes Risiko, auch im späteren Leben ihre Adipositas zu<br />

behalten (77).<br />

In weiteren Studien von unter anderem Gillman et al. (2001) (52); (92); (82); (153); (56)<br />

wurden diese Ergebnisse untermauert und bestätigt. Als problematisch erwies es sich,<br />

dass in diesen Querschnittstudien Informationen über die postnatale Phase retrospektiv,<br />

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