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ENTHÄLT SHOGUN: TOTAL WAR UND DAS OFFIZIELLE MONGOL ...

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INCLUDES <strong>SHOGUN</strong>: <strong>TOTAL</strong> <strong>WAR</strong> <br />

AND THE OFFICIAL EXPANSION PACK,<br />

<strong>MONGOL</strong> INVASION<br />

CONTIENT <strong>SHOGUN</strong>: <strong>TOTAL</strong> <strong>WAR</strong> <br />

ET L'EXTENSION OFFICIELLE<br />

<strong>MONGOL</strong> INVASION<br />

<strong>ENTHÄLT</strong> <strong>SHOGUN</strong>: <strong>TOTAL</strong> <strong>WAR</strong> <br />

<strong>ENTHÄLT</strong> <strong>SHOGUN</strong>: <strong>TOTAL</strong> <strong>WAR</strong><br />

<strong>UND</strong> <strong>DAS</strong> <strong>OFFIZIELLE</strong> <strong>MONGOL</strong> INVASION<br />

ERWEITERUNGSPAKET<br />

<br />

<strong>UND</strong> <strong>DAS</strong> <strong>OFFIZIELLE</strong> <strong>MONGOL</strong> INVASION<br />

ERWEITERUNGSPAKET<br />

CONTIENE <strong>SHOGUN</strong>: <strong>TOTAL</strong> <strong>WAR</strong> <br />

Y EL PACK DE EXPANSIÓN<br />

OFICIAL <strong>MONGOL</strong> INVASION


Einleitung ................................2<br />

1: Die Entstehung<br />

Japans ............................................6<br />

Das Frühe Japan ....................7<br />

Die Ersten Samurai ..............8<br />

Der Gempei-Krieg ..............10<br />

Die Frühen Shogunate ........11<br />

Sengoku - Die Zeit der<br />

kämpfenden Länder ............12<br />

Das letzte Shogunat ............28<br />

Geschichte in<br />

diesem Spiel ........................29<br />

Die Daimyo in<br />

Shogun: Total War ..............30<br />

2: Die Samurai ..................34<br />

Bushido:<br />

Der Weg des Kriegers ........35<br />

Waffen und Rüstungen ........39<br />

Samuraiverbände ................46<br />

Truppenteile ........................50<br />

Kampf um Schlösser<br />

und Festungen ....................56<br />

Artillerie ..............................57<br />

Flotte ................................58<br />

Strategische Einheiten ........58<br />

3: Das Land<br />

Der Daimyo ........................62<br />

Rebellionen, Bauernaufstände<br />

& Ronin ..............65<br />

Militärische Einrichtungen ..68<br />

4: Drei Samurai-<br />

Feldzüge ..................................78<br />

Eine Taktische Revolution ..........79<br />

1<br />

Die Schlachten von<br />

Oda Nobunaga, 1560-1575 ......80<br />

Die Schlachten von Toyotomi<br />

Hideyoshi, 1582-1590 ..............86<br />

Die Schlachten von Tokugawa<br />

Ieyasu, 1564-1600 ....................91<br />

5: Die Mongolen ............98<br />

Wer waren die Mongolen? ........98<br />

Temüdschin ................................99<br />

Kubilai Khan ............................103<br />

Die Invasion Japans ..................106<br />

Das Mongolische Heer ............110<br />

Mongolische Einheiten<br />

in Shogun: Total War ..............115<br />

Mitwerkende ............................118<br />

Lizenzvereinbarung ..................118<br />

Garantie....................................120<br />

Kundendienst............................120


Einleitung<br />

“Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert<br />

Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst<br />

du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind<br />

noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Shogun: Total War –Gold Edition spielt größtenteils in der Sengoku-Periode der japanischen<br />

Geschichte. Im Moment wisst Ihr dies vermutlich nicht einzuordnen, es sei denn, Ihr seid ein<br />

Kenner des feudalen Japans. Nach der Lektüre dieses Handbuchs und dem Genuss des<br />

Spiels wird Euch jedoch klar sein, dass das “Zeitalter der kämpfenden Länder”, so die<br />

wörtliche Übersetzung des Wortes Sengoku, zu den dramatischsten und aufregendsten<br />

Phasen in der Geschichte Japans gehört. Oder ist die Sengoku-Periode sogar das<br />

atemberaubendste Kapitel der Weltgeschichte?!<br />

“Handle erst, nachdem du Vorkehrungen getroffen hast; derjenige, der als Erster Nah<br />

und Fern erkennt, wird siegen – dies ist die Kunst des Krieges.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

In einem Zeitraum von etwa 100 Jahren kämpften riesige Samurai-Heere um die<br />

Vorherrschaft in Japan. An der Spitze dieser Verbände standen die Daimyo, mächtige<br />

Territorialfürsten mit der Machtfülle eines europäischen Königs. Einige dieser Daimyo waren<br />

zweifellos wahre Helden, andere wiederum grausame Despoten. Doch sie hatten eines<br />

gemein: Ihren unbeugsamen Ehrgeiz. Nun greift auch Ihr als Daimyo in den<br />

erbarmungslosen Kampf um Japan ein. Der Shogun bestimmt das Schicksal des Landes. Er ist<br />

mächtiger als der Kaiser selbst. Der Lohn für einen siegreichen Herrscher ist unermesslich,<br />

doch der Preis, den Ihr für Euer Versagen bezahlt, ist hoch. Der Sieger dieser<br />

Auseinandersetzung wird der neue Shogun, der militärische Herrscher über ganz Japan.<br />

Versagt Ihr, könnt Ihr Euer Haus nur durch das Seppuku vor noch größerer Schande<br />

bewahren!<br />

“Den Sieg nur zu sehen, wenn er auch von allen anderen gesehen wird, ist kein Beweis<br />

hervorragender Leistung. Eine Spinnwebe zu heben, ist kein Beweis für große Kraft;<br />

Sonne und Mond zu sehen, ist kein Beweis für ein scharfes Auge; den Lärm des<br />

Donners zu hören, ist kein Beweis für ein gutes Ohr.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Weder die Geschichte noch der Verlauf einer Schlacht unterliegen dem Zufall. Um das Spiel<br />

besser zu verstehen, solltet Ihr zunächst dieses Handbuch lesen. Ihr müsst Euch später nicht<br />

an jede Einzelheit erinnern (wir werden Euer Wissen nicht prüfen). Doch erst, wenn Ihr<br />

versteht, warum Daimyo A Daimyo B hasst, und weshalb er ein Bündnis mit Clan C<br />

eingehen möchte, könnt Ihr das Spiel in vollen Zügen genießen. Schließlich lernt Ihr die<br />

verschiedenen Territorialfürsten des Landes kennen – und wer weiß, vielleicht kann Euch<br />

das Handbuch sogar helfen, Shogun zu werden! Nur wenn Ihr denkt wie ein Daimyo,<br />

werdet Ihr siegen wie ein Daimyo!<br />

2<br />

“Siegen wird der, der weiß, wann er kämpfen muss und wann nicht.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Ihr müsst Euch in die Lage eines Daimyo versetzen und die Philosophie von Sun Tzu<br />

verstehen. Sein Werk über die Kunst des Krieges ist der Schlüssel für Euren Erfolg. Folgt Ihr<br />

seiner Lehre, werdet Ihr eines Tages über Eure Feinde triumphieren und als neuer Shogun<br />

über Japan herrschen!<br />

“Bist du umzingelt, verwende Kriegslisten; befindest du dich in einer hoffnungslosen<br />

Situation, kämpfe.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Vertraut niemandem. Beobachtet Eure Freunde … und vor allem Eure Feinde!<br />

Wer war Sun Tzu?<br />

In Shogun: Total War – Gold Edition und in diesem Handbuch findet Ihr zahlreiche Zitate aus<br />

Die Kunst des Krieges, dem berühmten Werk des chinesischen Philosophen Sun Tzu. Aber<br />

warum war ein chinesischer Philosoph mehrere hundert Jahre nach seinem Tod so wichtig<br />

für die Samurai Japans?<br />

“Die guten Kämpfer der Vergangenheit schlossen jede Möglichkeit einer Niederlage<br />

aus und warteten dann auf eine Gelegenheit, den Feind zu schlagen.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Sun Tzu, ein Zeitgenosse des großen Philosophen Konfuzius, lebte um 500 v.Chr. im<br />

Königreich Qi, der heutigen Provinz Shandong in Ostchina. Zu seinen Lebzeiten wurde<br />

China von mehreren Kriegen erschüttert, als sich einige Teilrepubliken des Landes gegen die<br />

Zentralregierung der kaiserlichen Zhou-Dynastie erhoben. Wie Ihr später sehen werdet,<br />

ähnelt diese Zeit der kriegerischen Wirren sehr stark der japanischen Sengoku-Periode.<br />

Aus diesem Grunde war Sun Tzu mit den verschiedenen Fassetten der Kriegsführung<br />

bestens vertraut. Angeblich hat er sein Buch für Helu, den König von Wu zwischen 514 und<br />

496 v.Chr. verfasst. Helu beherrschte das untere Jangtse-Tal und führte einen blutigen Krieg<br />

gegen das benachbarte Königreich Yue. Mehr ist über das Leben von Sun Tzu nicht bekannt.<br />

Etwa um 100 v.Chr. verfasste Sima Qian, einer seiner Chronisten, eine Biografie, in der er<br />

schildert, wie Sun Tzu seinen König von seinen Fähigkeiten als General überzeugte.<br />

Der Legende nach hatte Sun Tzu behauptet, er könne jeden Menschen dazu bringen,<br />

militärische Anweisungen zu befolgen. Also befahl ihm der König, über die Kühnheit seines<br />

Untergebenen belustigt, seine Konkubinen zu Soldaten auszubilden. Sun Tzu teilte die Frauen<br />

daraufhin in zwei Kompanien und stellte die Lieblingskonkubinen des Königs an die Spitze der<br />

Abteilungen. Natürlich waren die Frauen alles andere als Soldaten. Als Sun Tzu seine Befehle<br />

erteilte, brachen sie nur in Lachen aus. Daraufhin sagte Sun Tzu ruhig: “Wenn die<br />

Kommandoworte nicht klar und deutlich sind, wenn die Befehle nicht richtig verstanden<br />

werden, dann trifft die Schuld den General.” Geduldig wiederholte er anschließend seine<br />

Anweisungen... leider ohne Erfolg. Als die Frauen erneut in Gelächter ausbrachen, sagte er:<br />

“Wenn die Kommandos nicht klar und deutlich sind, wenn die Befehle nicht richtig<br />

3


verstanden werden, dann trifft die Schuld den General. Doch wenn seine Befehle klar sind<br />

und die Soldaten dennoch nicht gehorchen, dann ist es die Schuld der Offiziere.” Darauf gab<br />

er den Befehl, die beiden Anführerinnen der Kompanien hinzurichten. Doch der König, der<br />

das Geschehen aufmerksam beobachtet hatte, wollte seine Lieblingskonkubinen nicht<br />

verlieren. Eilig versicherte er Sun Tzu: “Wir sind zufrieden mit Euren Fähigkeiten. Wenn wir<br />

dieser beiden Konkubinen beraubt werden, verliert unser Essen und Trinken den Geschmack.<br />

Wir wünschen nicht, dass sie enthauptet werden.” Sun Tzu entgegnete jedoch: “Nachdem<br />

ich einmal von Eurer Majestät zum General ernannt wurde, gibt es gewisse Befehle, die ich<br />

nicht akzeptieren kann.” Die Frauen wurden hingerichtet.<br />

Und siehe da, plötzlich befolgten die eingeschüchterten Konkubinen alle Befehle Sun Tzus.<br />

Obwohl der König von Wu sehr um seine beiden Lieblingsfrauen trauerte, erkannte er, dass<br />

Sun Tzu ein Heer zu führen wusste, und ernannte ihn zum General.<br />

Alles, was wir heute über Sun Tzu und seine Denkweise wissen, entnehmen wir seinem<br />

Hauptwerk Die Kunst des Krieges. Er war offensichtlich ein kluger Mann … ein kühler<br />

Denker mit militärischer Erfahrung. Sun Tzu konnte auf sein geballtes Wissen zurückgreifen,<br />

als er die Probleme und Grundregeln der Kriegsführung analysierte und seine Erkenntnisse<br />

niederschrieb. Das Resultat seiner Überlegungen war ein Buch, in dem erstmals in der<br />

Geschichte der Menschheit die Kunst der Kriegsführung zur Philosophie erhoben wurde.<br />

Natürlich ist das Buch weit mehr als eine “Wie gewinne ich einen Krieg”-Fibel. Die Kunst des<br />

Krieges behandelt als Studie der Kriegsführung alle persönlichen und internationalen Aspekte<br />

eines Krieges. Sun Tzu geht davon aus, dass ein General, der alle Eigenheiten eines<br />

bewaffneten Konfliktes kennt, unbesiegbar ist und über seine Feinde triumphieren wird,<br />

ohne eine Schlacht zu schlagen – eine bemerkenswerte Theorie. Noch bemerkenswerter ist<br />

jedoch die Tatsache, dass er die formulierten Ziele in Die Kunst des Krieges tatsächlich<br />

verwirklicht! Seine Strategie ist derart klar und weise, dass sie manchmal zu geradlinig und<br />

offensichtlich, ja beinahe simpel, erscheint ... und dennoch richtig ist.<br />

“Oh du göttliche Kunst der Geschicklichkeit und Verstohlenheit! Durch sie lernen wir,<br />

unsichtbar zu sein, durch sie sind wir unhörbar, und damit halten wir das Schicksal des<br />

Feindes in unserer Hand.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

In Shogun: Total War sind Sun Tzus Strategien und Lektionen ein wichtiger Bestandteil des<br />

Gameplays. Dem Spiel liegt Sun Tzus Philosophie zu Grunde, da auch die Daimyo und ihre<br />

Samurai seiner Lehre folgten. Die Japaner hatten über die Jahrhunderte die besten und (für<br />

sie) nützlichsten Ideen der chinesischen Kultur übernommen, ohne ihre Unabhängigkeit<br />

aufzugeben. Die Kunst des Krieges war nur eines von vielen Büchern, die vom Festland nach<br />

Japan gelangten und dort von den Japanern begierig aufgenommen wurden. Vielleicht ist das<br />

ein Grund für die Grausamkeiten während der Sengoku-Periode. Hätte nur einer der<br />

großen Daimyo Sun Tzu gelesen und verstanden, wären die Kriege vermutlich schon nach<br />

kurzer Zeit entschieden gewesen. Da jedoch alle Kriegsherren des Landes Sun Tzus Werk<br />

gelesen hatten, kämpften auf den Schlachtfeldern Japans unzählige grandiose Strategen.<br />

Die Samurai nutzten Sun Tzus Weisheit auf ihre Weise, und so verschmolz die chinesische<br />

Philosophie im Laufe der Jahre mit einer typisch japanischen Vorstellung der Kriegsführung.<br />

4<br />

“Der Weg der Strategie ist, den Feind zu fällen. Dies ist eine Notwendigkeit, die keiner<br />

Erklärung bedarf.”<br />

— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Windes<br />

Sun Tzu hätte Musashis augenscheinliche Simplifizierung der Dinge vermutlich nicht gebilligt!<br />

Obwohl sich die Waffen im Laufe der Jahrhunderte verändert haben, steht ein militärischer<br />

Befehlshaber noch heute vor ähnlichen Problemen. Sun Tzus Lehre hat daher heute<br />

dieselbe Gültigkeit, wie vor vielen Jahrhunderten, als die Samurai sein Werk wissbegierig<br />

lasen. Bis heute gilt Die Kunst des Krieges als Standardwerk der Militärstrategie. Das Werk<br />

enthält auch für moderne Befehlshaber allgemein gültige Regeln der Kriegsführung. Alle<br />

großen Generäle der vergangenen Jahrhunderte haben dieses große Werk gelesen.<br />

5


1: Die Entstehung Japans<br />

“Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine<br />

Angelegenheit auf Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang<br />

führt. Deshalb darf sie unter keinen Umständen vernachlässigt werden.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

“Es kommt die Zeit und es gibt einen Ort, an dem wir die Waffen kreuzen müssen.”<br />

— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde<br />

In der japanischen Mythologie werden die<br />

Menschen als die Kinder der Götter<br />

bezeichnet. Einst standen der Gott Izanagi und<br />

die Göttin Izanami auf der Himmelsbrücke und<br />

stießen einen Korallenspeer in den Ozean. Als<br />

sie den Speer aus dem Wasser zogen, fielen<br />

einige Tropfen in den Ozean zurück. Diese<br />

Tropfen erstarrten und bildeten Inseln. Nun<br />

stieg das Paar aus dem Himmel herab und<br />

machten den Korallenspeer zum Zentrum<br />

ihres Hauses. Dies war die Geburtsstunde<br />

Japans.<br />

Das erste Kind von Izanagi und Izanami war Amaterasu, die Sonnengöttin. Doch wie in<br />

vielen Familien gab es schon bald Probleme ... göttliche Probleme: Izanagi erschlug sein<br />

zweites Kind, den Feuergott, da er seiner Mutter bei der Geburt schwere Verbrennungen<br />

zugefügt hatte. Izanami floh daraufhin in die Unterwelt. Susano-o, der zweite Sohn, war<br />

zügellos und gewalttätig. Er schleuderte Blitze über den Himmel und warf eines Tages nach<br />

einem Streit sogar ein Pferd nach seiner Schwester Amaterasu, die sich daraufhin in einer<br />

Höhle versteckte. Durch die Flucht der Sonnengöttin wurde die Erde in Dunkelheit gehüllt.<br />

Nur mit einer List gelang es den anderen Göttinnen und Göttern, Amaterasu aus ihrer<br />

Höhle zu locken: Sie befestigten einen Spiegel und eine Halskette mit wertvollen Juwelen an<br />

einem Baum vor ihrem Versteck. Fasziniert von ihrem eigenen Spiegelbild, verließ die<br />

Sonnengöttin ihr Versteck, und das Licht kehrte auf die Erde zurück.<br />

Susano-o machte seinen Fehler wieder gut, indem er eine riesige Schlange mit acht Köpfen und<br />

Schwänzen tötete. Die Schlange hatte ein Vorliebe für junge Mädchen und Sake. Also legte sich<br />

Susano-o mit einem Mädchen und reichlich Sake als Köder auf die Lauer. Die Schlange stürzte<br />

sich sofort auf den Sake. Susano-o wartete geduldig, bis das Ungeheuer betrunken war und<br />

hackte es schließlich in Stücke! In einem Schwanz der Schlange entdecke er ein Schwert, das er<br />

seiner Schwester Amaterasu zum Geschenk machte. Der Name der hervorragenden Klinge<br />

lautete Ame no murakomo no tsurugi oder “Regenwolkenschwert”. Am Anfang der Geschichte<br />

Japans stand also ein Schwert – ein Schwert mit magischen Kräften.<br />

Als Erstgeborene erbte Amaterasu die Erde und sandte ihren Enkel Ninigi zu den<br />

Menschen. Dieser sollte über Japan herrschen. Amaterasu schenkte ihrem Enkel – gleichsam<br />

zur Erleichterung seiner Aufgabe – drei Talismane: den Spiegel, die Edelsteine ihrer<br />

Halskette und das Regenwolkenschwert. Von diesem Zeitpunkt an waren diese drei<br />

Artefakte das Sinnbild der kaiserlichen Macht. Viele Jahre später wurde sein Enkel Jimmu<br />

6<br />

erster irdischer Kaiser Japans. Dieser bestieg der Sage nach den Thron am 11. Februar 660<br />

v. Chr. Daher ist dieser Tag bis heute ein japanischer Nationalfeiertag. Der heutige Tenno<br />

stammt in direkter Linie von diesem ersten Kaiser ab.<br />

Um das Jahr 200 v. Chr. erlebte das Land unter Tenno Sujin und seinem Sohn, Kronprinz<br />

Yamato (der spätere Tenno Keiko), tiefgreifende Veränderungen. Zu dieser Zeit bestimmten<br />

unzählige Clans die Geschicke Japans. Der mächtigste Clan war jedoch die kaiserliche<br />

Familie aus dem Geschlecht der Yamato. Die Yamato (benannt nach ihrer Heimatprovinz auf<br />

Honshu) beanspruchten aufgrund der direkten Abstammung von der Sonnengöttin<br />

Amaterasu die Herrschaft über Japan für sich. Als an den Grenzen des Reiches Rebellionen<br />

ausbrachen, ernannte Sujin als erster Kaiser vier Generäle, die die vier Flanken seines<br />

Reiches verteidigen sollten. Diese Generäle erhielten den Titel “Shogun” (“Kronfeldherr”).<br />

Yamato Sujin, eine teils mythische, teils historische Figur, ist der typische Vertreter des<br />

heldenhaften Samurai späterer Epochen: Ein fähiger Krieger adeliger Abstammung, der von<br />

seinen Feinden gejagt wird und – obgleich er tragisch endet – einen ehrenhaften Tod stirbt.<br />

Das Frühe Japan<br />

“In alten Zeiten machte sich der fähige Krieger unbesiegbar, bevor er nach der<br />

Schwäche seiner Feinde suchte.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Unabhängig von der mythischen Entstehungsgeschichte Japans weisen archäologische Funde<br />

auf ein altsteinzeitliches Leben für die Zeit vor etwa 100.000 Jahren hin. Die Ureinwohner<br />

Japans, die Ainu, wurden von den Mongolen im Laufe der Jahrhunderte auf die Insel<br />

Hokkaido zurückgedrängt. Die Einwanderer gründeten unzählige Stämme und Clans. Im<br />

Laufe der Zeit stieg jedoch der Yamato-Clan aus der zentral gelegenen Kanto-Ebene zur<br />

stärksten Macht des Landes auf und einte die ehemaligen Teilstämme. Die Yamato-Fürsten<br />

festigten ihre Macht, indem sie eine Frühform des Shintoismus zur allgemeinen Religion<br />

erhoben. Denn tatsächlich war es einfacher, gegen einen Kriegsherren zu rebellieren, als<br />

sich gegen den Nachkommen einer Göttin zur Wehr zu setzen!<br />

In der Herrschaftszeit der Yamato durchdrangen Einflüsse des chinesischen Festlandes die<br />

Kultur Japans. Dank der guten Handelsbeziehungen mit dem Königreich Paekche im<br />

südlichen Korea (die durch die geringe Entfernung zwischen beiden Ländern begünstigt<br />

wurden), brachten Händler Eisen, chinesisches Schriftgut und die chinesische Philosophie in<br />

den Staat der Yamato, die alle wichtigen Dokumente fortan in chinesischer Schrift<br />

verfassten. Die ersten zuverlässigen Zeugnisse japanischer Geschichtsschreibung stammen<br />

aus dem Jahr 430 n. Chr. Etwa 100 Jahre später breitete sich auch eine neue Religion, der<br />

Buddhismus, zunehmend aus. Japans Insellage hatte zwei Vorteile: Zum einen gelangten<br />

neue Kulturen, Technologien und neue Ideen in das Land, zum anderen konnten<br />

unerwünschte Lehren und Einflüsse aufgrund der Entfernung zum Festland abgehalten<br />

werden. Die Regierungsstruktur des Landes orientierte sich daher stark am chinesischen<br />

Rechtssystem: Ein großer Rat, der so genannte Dajokan (mit acht untergeordneten<br />

Ministerien), regierte das Kaiserreich mit Hilfe lokaler Gouverneure. Ab 710 war Nana in<br />

der Provinz Yamato die erste ständige japanische Hauptstadt, Kyoto blieb von 794 bis 1868<br />

kaiserliche Residenzstadt.<br />

7


Obwohl die Yamato ihre Vorherrschaft bis in das 9. Jahrhundert behaupten konnten, zogen<br />

sich die Kaiser mehr und mehr aus den täglichen Regierungsgeschäften zurück. Auf diese<br />

Weise verkamen die ehemaligen Machthaber zu bloßen Symbolen der Macht. Der Rückzug<br />

der Kaiser aus der politischen Verantwortung und die Übertragung der staatlichen Aufgaben<br />

an ihre Untergebenen führte zum Aufstieg der Fujiwara, der bedeutendsten Adelsfamilie am<br />

kaiserlichen Hof. Der Kaiser selbst blieb zwar an der Macht, das Land regierten jedoch<br />

andere. 858 wurde der Fujiwara-Prinz Yoshifusa als Vormund für seinen erst einjährigen<br />

Enkel (der aus der Verbindung seiner Tochter mit dem Kaiser hervorgegangen war)<br />

bestimmt. Die Fujiwara besetzten alle wichtigen Posten am kaiserlichen Hof und in der<br />

Verwaltung mit Verwandten. 884 stieg schließlich Fujiwara Motosune zum Kampaku – dem<br />

ersten “bürgerlichen Herrscher” – auf. Ein knappes Jahrhundert später herrschte der<br />

bedeutendste Herrscher der Fujiwara, Fujiwara Michinaga über das Land. Dieser vermählte<br />

seine fünf Töchter mit den jeweils fünf aufeinander folgenden Kaisern und sicherte auf diese<br />

Weise die Macht seiner Familie am kaiserlichen Hof!<br />

Unter der Herrschaft der Fujiwara entwickelte sich eine eigenständige japanische Kultur, die<br />

sich langsam ihrer chinesischen Wurzeln entledigte. Die Regierungszeit von Michinaga wird<br />

daher auch als Periode der klassischen japanischen Literatur bezeichnet. Gleichzeitig<br />

veränderte sich unter den Fujiwara auch der Charakter der Regierung. Korruption und<br />

Unfähigkeit begannen die Zentralregierung zu schwächen und es bildeten sich mehr und<br />

mehr feudalistische Strukturen. Adelige Mitglieder der Regierung erhielten als Bezahlung<br />

riesige steuerfreie erbliche Landgüter. Viele Bauern und Grundbesitzer mussten ihre<br />

Ländereien an diese Güter anschließen, um der drückenden Steuerlast, die für die<br />

Bewirtschaftung des öffentlichen Landes zu entrichten war, zu entkommen!<br />

Die Ersten Samurai<br />

“Der Weg des Kriegers ist die bedingungslose Annahme des Todes.”<br />

— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde<br />

Gleichzeitig schlossen sich in den Provinzen<br />

kleinere Kampfgruppen zusammen, die den<br />

feudalen Adel schützten. Ein militärischer<br />

Führer konnte wie ein europäischer Ritter<br />

durch entsprechende Leistungen in den Stand<br />

eines Samurai aufsteigen. Diese Samurai<br />

standen im Dienst aristokratischer<br />

Landbesitzer, reicher Adelsfamilien oder<br />

mächtiger Kriegsherren. Der Begriff Samurai ist<br />

übrigens eine Ableitung des alten japanischen<br />

Wortes für “dienen”.<br />

Die Regierung erkannte rasch den enormen Nutzen der Samurai bei der Niederschlagung<br />

von Aufständen und Rebellionen. Aber durch die Verschiebung des Machtgefüges zu<br />

Gunsten der mächtigen Landbesitzer verschob sich auch die Loyalität der Samurai. Diese<br />

kämpften nun meist gegen rivalisierende Landbesitzer, Banditen und aufständische Bauern.<br />

Obwohl einige Samurai von niedriger Herkunft waren, verfolgten die aufstrebenden Clans<br />

ihre Vorfahren oft über Jahrhunderte zurück und beriefen sich nicht selten auf (entfernte)<br />

Verwandte aus den Reihen der kaiserlichen Familie, die einst vom Hof verstoßen wurden,<br />

und zu Reichtum und Ansehen gelangten. Zwei dieser aristokratischen Samurai-Clans waren<br />

8<br />

die Minamoto, im Osten des Landes, und die Taira, die den Süden Japans beherrschten.<br />

Schließlich griffen die Samurai mehr und mehr in die Politik der Regierung ein und kämpften<br />

um die Vorherrschaft in Japan. Es ist sinnvoll, alle politischen und militärischen Maßnahmen<br />

und Ereignisse der folgenden Jahrzehnte zu betrachten, da in dieser Zeit die Weichen für die<br />

spätere Geschichte des Landes gestellt wurden – eine Geschichte skrupelloser Machtpolitik,<br />

in der die Sieger alles gewannen und die Verlierer alles verloren – auch ihren Kopf!<br />

1155 kam es zu einer Krise in der kaiserlichen Thronfolge. Am kaiserlichen Hof lebten zwei<br />

ehemalige Kaiser und der kränkliche Kind-Kaiser Konoe. Als Konoe vergiftet wurde,<br />

unterstützten die Fujiwara Kaiser Sotoku. Dessen Vater, der ehemalige Kaiser Toba, bestand<br />

allerdings darauf, dass sein anderer Sohn, Go-Shirakawa, neuer Kaiser werden sollte.<br />

Daraufhin bestieg dieser den kaiserlichen Thron. Als Toba 1156 starb, riefen Sotoku und<br />

Go-Shirakawa ihre Anhänger in die Hauptstadt. Der Taira- und der Minamoto-Clan<br />

überwarfen sich in der Frage der Thronfolge endgültig. Entscheidend war jedoch, dass<br />

fortan die Samurai über die Zukunft der Regierung entschieden und nicht mehr die Fujiwara.<br />

In den darauf folgenden Jahren wurde Japan mit dem Schwert regiert.<br />

“Der Weg des Kriegers ist der Tod. Gilt es, zwischen dem Leben und dem Tode zu<br />

wählen, ist es die Pflicht des Kriegers, dem Tod ins Auge zu sehen. Nicht mehr und<br />

nicht weniger. Der Weg des Kriegers ist die Entschlossenheit.”<br />

— Yamamoto Tsunenori, Ha Gakure (Verborgene Blätter)<br />

In der Schlacht von Hogen erlitten Sotukus Samurai eine empfindliche Niederlage. Kaiser<br />

Go-Shirakawa erwartete, dass die geschlagenen Samurai den Preis für ihren Widerstand<br />

bezahlen würden. Der einzige bedeutende Taira-Samurai an Sotukus Seite war bei seinen<br />

Verwandten derart unbeliebt, dass seine Hinrichtung niemanden verwunderte. Minamaoto<br />

Tameyoshi, das Oberhaupt der Sotuku-treuen Minamoto-Familie, wurde auf Befehl seines<br />

Sohnes Yoshitomo in einem Akt der Loyalität hingerichtet. Seinen Bruder Tametomo ließ<br />

Yoshitomo verstümmeln und zwang ihn ins Exil. Daraufhin beging Tametomo (als einer der<br />

ersten Samurai) das rituelle Harakiri, um seine Ehre zu retten.<br />

Nun gelang es dem Taira-Clan, seinen Einfluss am kaiserlichen Hofe rasch auszubauen.<br />

Schließlich war Kaiser Go-Shirakawa des Regierens müde und dankte zu Gunsten seines<br />

Sohnes Nijo ab. Der Führer der Taira, Taira Kiyomori, erklärte sich zum ersten Minister und<br />

setzte die Politik der Fujiwara fort. Auch er verheiratete seine Tochter mit einem<br />

kaiserlichen Prinzen und sorgte dafür, dass auch des Kaisers Konkubinen Angehörige des<br />

Taira-Clans waren. Die Fujiwara versuchten unterdessen, die am Hofe lebenden<br />

Angehörigen der Minamoto-Familie dazu zu bewegen, Rache zu nehmen – eine Idee, die<br />

schon bald in die Tat umgesetzt wurde.<br />

Der zweite Bürgerkrieg von 1159 bis 1160 war daher eine direkte Auseinandersetzung<br />

zwischen den Taira und den Minamoto. Obwohl das Kriegsglück anfangs auf Seiten der<br />

Minamoto lag, wandte sich das Blatt bald zu Gunsten der Taira. Diese attackierten das<br />

Hauptquartier der Minamoto und provozierten damit einen Gegenschlag. Der Gegenangriff<br />

der Minamoto scheiterte jedoch, da sich Minamoto Yorimasa weigerte, in die Schlacht<br />

einzugreifen, um seine Pflichten gegenüber dem Kaiser nicht zu verletzen. Die überlebenden<br />

Minamoto wurden daraufhin erbarmungslos gejagt und niedergemetzelt.<br />

9


Minamoto Yoshitomo gelang mit drei Söhnen die Flucht. Einer seiner Söhne, Tomonaga, war<br />

allerdings so schwer verletzt, dass er seinen Vater anflehte, ihn zu töten, damit er schneller<br />

fliehen konnte. Obwohl Yoshimoto dem Wunsch seines Sohnes entsprach, wurde er<br />

entdeckt und in seinem Bad ermordet, als er glaubte, seinen Häschern entkommen zu sein.<br />

Taira Kiyomori ließ das Oberhaupt des Minamoto-Clans köpfen. Nicht einmal der bereits<br />

tote Tomonaga entkam dieser Demütigung: Taira Kiyomori ließ den Leichnam ausgraben<br />

und ebenfalls enthaupten!<br />

Der Gempei-Krieg<br />

“Eine gute Armee sollte wie eine Schlange handeln. Schlage ihr auf den Kopf und der<br />

Schwanz wird dich angreifen; schlage ihr auf den Schwanz und der Kopf wird dich<br />

angreifen; schlage sie in der Mitte, und Kopf und Schwanz werden dich angreifen.<br />

Wenn du gefragt wirst, ob eine Armee die Schlange imitieren kann, dann antworte mit<br />

Ja. Selbst Feinde helfen einander, wenn sie im gleichen Boot einen Fluss überqueren<br />

und von einem Sturm überrascht werden.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Taira Kiyomori schien unbesiegbar zu sein. Er hatte seine Rivalen unter den Samurai<br />

ausgeschaltet und auch die Fujiwara geschlagen. 1180 wurde sein Enkel Antoku neuer<br />

Kaiser. Allerdings waren nicht alle Minamato der Mordlust Kiyomoris zum Opfer gefallen.<br />

Die Überlebenden hatten in den 20 Jahren seiner Herrschaft zu alter Stärke gefunden und<br />

es kam zu einem erneuten Aufstand.<br />

Dieser Bürgerkrieg, der Gempeikrieg, dauerte fünf Jahre. (Der Name “Gempei” leitet sich<br />

von der chinesischen Betonung der Ideogramme in den Clannamen der Taira und der<br />

Minamoto ab). Erneut trafen die Taira auf die Minamoto und die Fujiwara, auf deren Seite<br />

nun auch die Sohei, fanatische Mönchskrieger aus den Tempeln von Nara und Kyoto, in die<br />

Schlacht zogen. Die Sohei spielten auch in der späteren Geschichte Japans wiederholt eine<br />

entscheidende Rolle. Später waren verschiedene Gruppen der Mönche sogar eine ernsthafte<br />

Bedrohung für die herrschenden Kriegsherren. Trotzdem konnten die Taira die Armeen der<br />

Minamato in den Schlachten von Uji und Ishibashiyama anfangs vernichtend schlagen.<br />

Erst im Jahr 1183 wendete sich das Blatt zu Gunsten des Minamoto-Clans. Nach mehreren<br />

großen Siegen der Minamato kam es 1185 schließlich bei Danoura zur<br />

Entscheidungsschlacht. In der Straße von Shimonoseki trafen die Kriegsflotten der Taira und<br />

der Minamoto ein letztes Mal aufeinander. Im Verlauf der Schlacht von Danoura färbte sich<br />

die See rot vom Blut der getöteten Armeen der Taira. Auch der kindliche Kaiser Antoku<br />

befand sich an Bord eines Schiffes der Taira. Schließlich symbolisierte er deren<br />

Herrschaftsanspruch. Als Kaiser Antoku ertrank, versank auch seine (mit einer tiefen<br />

Symbolik verbundene) Replik des Ame no murakomo no tsurugi, des<br />

“Regenwolkenschwertes”, das die Sonnengöttin einst dem ersten Kaiser Japans geschenkt<br />

hatte, für immer in den Fluten der Inlandsee. Glücklicherweise handelte es sich bei dem<br />

Schwert nur um eine Nachbildung, doch die symbolische Bedeutung dieses Verlustes war<br />

katastrophal. Schließlich galten die Kaiser bei allen Clans, die sie kontrollieren wollten, als<br />

direkte Nachkommen der Sonnengöttin. Daher war die symbolische Bedeutung des Kaisers<br />

ähnlich wichtig, wie seine tatsächliche irdische Macht.<br />

10<br />

Die Frühen Shogunate<br />

“Derjenige, der angreift, ohne nach Ruhm zu schielen, und sich zurückzieht, ohne<br />

Ungnade zu fürchten, dessen einziger Gedanke der Schutz seines Volkes und der<br />

Dienst für seinen Herrn ist, dieser General ist das Juwel des Königreichs.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Dank dieses militärischen Triumphs war Minamoto Yoritomo nicht länger auf die politischen<br />

Winkelzüge am kaiserlichen Hofe angewiesen, derer sich die Taira und die Fujiwara bedient<br />

hatten. Seine Macht gründete sich auf seine Armeen und nicht mehr auf familiäre<br />

Verbindungen zu der kaiserlichen Familie. Nach der Abdankung des Kaisers erfüllte dieser<br />

nur noch eine rein symbolische Funktion. Yoritomo nahm den Titel und das Amt eines<br />

Seiitaishogun (kurz Shogun), also eines obersten Feldherrn, an. Außerdem verlegte er seinen<br />

Herrschaftssitz nach Kamakura in der Kanto-Ebene (in der Nähe des heutigen Tokio). Der<br />

kaiserliche Hof blieb zwar formal bestehen, spielte aber für die Regierung des Landes keine<br />

Rolle mehr – Das Zeitalter der Shogune war angebrochen.<br />

Schließlich gelangte der Hojo-Clan durch verschiedene Verschwörungen und die Ermordung<br />

aller Erben der Minamoto und deren Gefolgsleuten an die Macht. Anstatt jedoch selbst das<br />

Amt des Shoguns zu übernehmen, ernannten die Hojo Marionetten (teilweise auch Kinder)<br />

als Shogune, um selbst als Shikken, also Regenten, die eigentliche Macht zu übernehmen.<br />

Formal wurde das Land von Shogunen im Namen eines symbolischen Kaisers verwaltet,<br />

während in Wirklichkeit eine dritte Person die eigentliche Macht besaß. Die Hojo wussten,<br />

dass diese Macht wichtiger war, als alle Titel dieser Welt.<br />

Trotz dieser grotesken Konstellation regierte die Hojo-Familie das Land bis in das Jahr 1333.<br />

1274 und 1281 gelang es den Hojo, zwei Invasionen der Mongolen unter Kubilai Khan<br />

abzuwehren. 1281 bewahrte der Götterwind Kamikaze Japan vor der Eroberung durch die<br />

Mongolen. Der Kampf gegen die Mongolen hatte jedoch zu einer fatalen Schwächung und<br />

einem daraus resultierenden Machtverfall der Hojo innerhalb des Reiches geführt. Dies war<br />

der Grund für eine Revolte des ehemaligen Kaisers Godaigo, die im Jahr 1333 in der<br />

Eroberung Kamakuras, der Hauptstadt des Shogunats, gipfelte.<br />

Godaigos Versuch das Shogunat abzuschaffen, wurde durch die Revolte seines Vasallen<br />

Ashikaga Takauji vereitelt. Dieser verbannte Godaigo aus Kyoto und setzte einen<br />

Gegenkaiser ein. Der Erbfolgekrieg zwischen Godaigo und seinen Nachfolgern einerseits<br />

und den Ashikaga-Shogunen und deren Gegenkaisern andererseits prägte das Land in den<br />

folgenden 56 Jahren. Erst im Jahre 1392 dankte der (rechtmäßige) Kaiser ab und erklärte<br />

seinen Verzicht auf die Kronjuwelen und alle kaiserlichen Insignien.<br />

Damit waren die Marionetten der Ashikaga die legitimen Herrscher Japans. Trotzdem<br />

verloren die Ashikaga-Shogune relativ schnell ihre Macht. Nach der Ermordung von<br />

Ashikaga Yoshinori im Jahr 1441 und dem frühen Tod seines achtjährigen Sohnes, bestieg<br />

dessen jüngerer Bruder Yoshimasa den Thron.<br />

Obwohl er 30 Jahre lang Shogun blieb, konnte Yoshimasa den Machtverfall seiner Familie<br />

nicht aufhalten. Der Shogun verlor seine Macht zunehmend an andere bedeutende Samurai-<br />

Familien, die einer Klasse adeliger Territorialfürsten (Daimyo) angehörten. Es gelang den<br />

Ashikaga-Shogunen nie, die Daimyo zu kontrollieren. Diese Unfähigkeit sollte das Land in<br />

ein Jahrhundert blutiger Auseinandersetzungen stürzen.<br />

11


Sengoku – Die Zeit der<br />

Kämpfenden Länder<br />

“Schicke deine Armee in tödliche Gefahr, und sie wird überleben; schicke sie in eine<br />

verzweifelte Situation, und sie wird sie überwinden. Menschen in Gefahr sind in der<br />

Lage, den Sieg zu erringen.<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Die Zeit zwischen 1477 und 1615 nennt man Sengoku-Periode (übersetzt etwa “Die Zeit der<br />

kämpfenden Länder”). In dieser Phase grausamer Machtkämpfe spielt auch größtenteils<br />

Shogun: Total War-Gold Edition.<br />

Heute gilt die kurze Periode der Ashikaga als Zeit der Verfeinerung der Sitten, in der große<br />

künstlerische und literarische Werke entstanden. Auch der Buddhismus gewann unter den<br />

Ashikaga als politische Macht an Bedeutung. Während sich die Ashikaga-Shogune vor allem<br />

für Teezeremonien und die Poesie interessierten, versuchten andere Kräfte, die Macht an<br />

sich zu reißen. Die einflussreichsten Samurai des Landes waren inzwischen mächtige<br />

Landbesitzer geworden. Diese Männer kontrollierten riesige Ländereien und befehligten<br />

wahrhaft königliche Heere. Es begann die große Zeit der Daimyo!<br />

Das Wort Daimyo bedeutet “jemand der nach Besserem strebt” – im Falle der Daimyo nach<br />

Macht! Alle Daimyo waren außerordentlich ehrgeizig und die mächtigsten unter ihnen<br />

träumten vom Ende des Ashikaga-Shogunats. Dies ist durchaus verständlich, da die Ashikaga<br />

nicht mehr in der Lage waren, die Geschicke des Landes zu lenken. Ashikaga Yoshimasa<br />

versuchte beispielsweise, als Shogun abzudanken und versetzte seine Rüstung, um mit dem<br />

Geld seine kostspieligen Hobbys, wie zum Beispiel Blumenfeste, zu finanzieren! Dies kann in<br />

den Augen der Daimyo kaum der passende Zeitvertreib für einen Shogun gewesen sein.<br />

Nicht zuletzt deshalb verlor das Shogunat bei den aufstrebenden und mächtigen Daimyo<br />

jegliche Autorität.<br />

Ikki und Ashigaru<br />

“Begegne der Unordnung mit Ordnung und dem Ungestüm mit Ruhe.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Doch nicht nur die Daimyo wollten die Situation ändern. Bereits Anfang des 15.<br />

Jahrhunderts hatten die traditionell unterjochten Bauern die Geduld verloren. Im Großen<br />

und Ganzen drohte den Bauern des Landes – im Gegensatz zu den europäischen Bauern –<br />

von den vorbeiziehenden Armeen keine Gefahr. Abgesehen von zerstörten Feldern oder<br />

gestohlenem Getreide stellte der Krieg für die Bauern keine existenzielle Bedrohung dar.<br />

Auch Morde, Vergewaltigungen und Zwangsverpflichtungen für den Armeedienst waren<br />

eher eine Seltenheit.<br />

Dafür hatten die Bauern ein anderes Problem: Die Steuereintreiber der Shogune, deren<br />

kostspielige Hobbys und vornehme Lebensweise sie finanzieren mussten. Außerdem trieben<br />

die Steuereintreiber der Ashikaga die Steuern mit den Jahren in Schwindel erregende Höhen.<br />

Es gab Zeiten, in denen die Bauern 70% ihrer Ernteerträge als Steuern abgeben mussten.<br />

Angesichts dieser Situation waren die Bauern zweifellos nicht gut auf ihre Herren zu sprechen.<br />

12<br />

Doch nicht nur die Bauern litten unter den Ashikaga. Auch die Ji-Samurai, eine Klasse<br />

“besser gestellter Bauern”, die in Kriegszeiten kämpften und im Frieden das Land bestellten,<br />

waren durch die drückenden Steuern in ihrer Existenz bedroht oder baten um den Schutz<br />

eines Daimyo – dem sie als Gegenleistung ihre Ländereien überschrieben.<br />

Die Situation änderte sich erst, als sich die Bauern und die Ji-Samurai zu Kampfverbänden,<br />

den Ikki, zusammenschlossen. Die allgemeine Unzufriedenheit mit den Herrschenden<br />

gipfelte schließlich in mehreren Bauernaufständen. 1428 weitete sich eine Revolte in Kyoto<br />

auf ganz Japan aus. 1441 kehrten die Ikki, getrieben von der Last der Steuern und den<br />

drückenden Schulden, nach Kyoto zurück, und zogen mordend und brandschatzend durch<br />

die Stadt. Erst nach einer Woche der Gewalt wurden den Bauern ihre Schulden bei den<br />

Geldverleihern und Pfandleihern auf Erlass des Ashikaga-Shogunats erlassen (was deren<br />

Verhältnis zu den Shogunen, die ihrerseits auf die Hilfe der Geldverleiher angewiesen waren,<br />

zweifellos schwer belastete!). In den Jahren 1447, 1451, 1457 und 1461 standen die Ikki<br />

jedoch erneut vor Kyoto. 1457 besiegten sie sogar ein 800 Mann starkes Samurai-Heer, das<br />

sich ihnen entgegengestellt hatte!<br />

“Der Weg bedeutet, die Soldaten auf die Ziele ihres Generals einzuschwören, auf dass<br />

sie furchtlos an seiner Seite in den Tod gehen.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Durch den Eintritt in die Armee eines Daimyo konnte ein Bauer den Schulden entkommen.<br />

Voraussetzungen für den Militärdienst waren lediglich eine Rüstung und Waffen – beides<br />

stand aufgrund der langjährigen Kriege des Landes im Übermaß zur Verfügung. Bauern<br />

hatten in der Armee zwar nur geringe Aufstiegsmöglichkeiten, aber immerhin erhielten sie<br />

stets einen Teil der Beute. Schon bald bildeten diese Fußsoldaten, die Ashigaru (was wörtlich<br />

mit “Leichtfüße” übersetzt werden könnte), einen wichtigen Teil des Heeres, wenngleich<br />

ihre Disziplin meist zu wünschen übrig ließ. Die Ashigaru waren notorische Plünderer (da<br />

sie auf diese Weise ihren Sold aufbesserten) mit einer deutlich geringeren Moral als die<br />

wahren Samurai. Dennoch setzten die Daimyo in den Kriegen der folgenden Jahre verstärkt<br />

Ashigaru zur Unterstützung der Samuraiverbände ein. Mit der Zeit entwickelten sich die<br />

relativ “preiswerten” Ashigaru sogar zu einem entscheidenden Machtmittel.<br />

An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Ashigaru und Ikki die Gesellschaftsstruktur und die<br />

Kriegsführung nachhaltig veränderten; es begann die Phase des so genannte Gekokujo, der<br />

Auflehnung der “Unteren gegen die Oberen”. Diese Entwicklung gipfelte in der Sengoku-<br />

Periode, als sich zahlreiche (traditionell zur absoluten Loyalität verpflichtete) Vasallen gegen<br />

die herrschenden Clans und mächtigen Kriegsherrn erhoben, um deren Plätze<br />

einzunehmen.<br />

In den Wirren der Kriege und der Verschiebung der “natürlichen Ordnung” des japanischen<br />

Machtgefüges konnten die Ashikaga-Shogune weder die aufständischen Bauern, noch die<br />

mächtigen Daimyo länger kontrollieren.<br />

Es war daher nur eine Frage der Zeit, wann die Situation eskalieren würde.<br />

13


Der Onin-Krieg<br />

“Handle erst, nachdem du Vorkehrungen getroffen hast; derjenige, der als Erster Nah<br />

und Fern erkennt, wird siegen – dies ist die Kunst des Krieges.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Der Ausbruch des Onin-Krieges im Jahr 1467 markierte den eigentlichen Beginn der<br />

Sengoku-Periode. Der im ersten Jahr der Herrschaft Onins (daher der Name) entfachte<br />

Krieg wütete fast ausschließlich in Kyoto, das auch nach den Ikki-Aufständen der<br />

vergangenen Jahrzehnte immer noch die prachtvollste Stadt Japans war.<br />

Der Krieg brach aus, als Shogun Yoshimasa – derselbe Yoshimasa, der bereits seine Rüstung<br />

verpfändet hatte – seinen Bruder Yoshimi als Nachfolger bestimmte und diesen dazu sogar<br />

aus dem Kloster holte. Als jedoch ein Jahr später sein Sohn Yoshihisa geboren wurde,<br />

änderte Yoshimasa seine Meinung wieder.<br />

Zur gleichen Zeit suchten die beiden rivalisierenden Familien der Yamana und der<br />

Hosokawa nach einem Vorwand, einander den Krieg zu erklären. Da es zwei potenzielle<br />

Kandidaten für das Amt des Shoguns gab, war es unvermeidlich, dass beide Clans auf<br />

verschiedenen Seiten kämpften. Yamana Sozen, der aufgrund seines Temperaments und<br />

seiner Priesterschaft “Roter Mönch” genannt wurde, unterstützte Yoshihisa, während<br />

Hosokawa Katsumoto Yoshimi, dem Bruder des amtierenden Shoguns seine Loyalität<br />

zusicherte – eine unangenehme und schwierige Situation. Immerhin stand Hosokawa<br />

Katsumoto seinem eigenen Schwiegervater, Yamana Sozen, gegenüber.<br />

Beide Seiten sammelten ihre Armeen in Kyoto. 80.000 Samurai und Soldaten der Yamana<br />

trafen auf die etwa 85.000 Mann starken Verbände der Hosokawa. Die Truppenstärke<br />

beider Familien zeigt den enormen Reichtum Japans in dieser Periode. Die Zahl ist umso<br />

erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass es sich bei den Armeen um die Heere zweier Clans<br />

(und nicht um die Truppen des ganzen Landes) handelte. An dieser Stelle sei ein kleiner<br />

Vergleich gestattet: In den Rosenkriegen, die etwa zur gleichen Zeit im fernen England<br />

wüteten, bestanden die Heere der Kontrahenten aus (für japanische Verhältnisse<br />

lächerlichen) 12.000 Mann.<br />

“Wenn wir nahe sind, müssen wir den Feind glauben machen, dass wir weit entfernt<br />

sind; wenn wir weit entfernt sind, müssen wir ihn glauben machen, dass wir nahe sind.<br />

Lege Köder aus und schlage den Feind, wenn er überrascht ist.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Keine Seite wagte jedoch den ersten Schritt, da es sich keine der beiden Familien leisten<br />

konnte, vom schwachen Shogun als Rebell gebrandmarkt zu werden. Schließlich entlud sich<br />

die Spannung. Gerade als weitere 20.000 Mann der Yamana-Armee nach Kyoto<br />

marschierten, brannte ein Anwesen der Hosokawa auf mysteriöse Art und Weise bis auf die<br />

Grundmauern nieder. Daraufhin überfielen die Truppen der Hosokawa einen<br />

Versorgungskonvoi der Yamana. Wenig später kam es zu ersten schweren Kämpfen und im<br />

Juli 1467 –zwei Monate nach dem Ausbruch der Kämpfe – lag der Nordteil Kyotos bereits in<br />

Trümmern. Beide Kriegsparteien verschanzten sich hinter hastig errichteten Barrikaden und<br />

es entbrannte ein von Überfällen und Vergeltungsmaßnahmen geprägter Stellungskrieg, in<br />

dessen Verlauf unzählige Menschen vor den Soldaten aus der zerstörten Stadt flohen.<br />

14<br />

In den folgenden Jahren gelang es keiner Seite, dem Kriegsverlauf eine entscheidende Wende zu<br />

geben. Auch nach dem Tod von Yamana Sozen und Hosokawa Katsumoto im Jahr 1473 dauerte<br />

der Krieg mit unverminderter Härte an. Schließlich schwand jedoch der Mut der inzwischen als<br />

Rebellen gebrandmarkten Yamana, bis Ouchi Masahiro, einer der Yamana-Generäle sein Viertel<br />

in Kyoto in Brand setzte und floh. Die Stadt selbst wurde nun, 10 Jahre nach dem Ausbruch der<br />

Kämpfe, vom aufgebrachten und völlig verarmten Mob geplündert. Kyoto lag in Trümmern und<br />

unzählige Männer waren gefallen – einen Sieger gab es jedoch nicht.<br />

Und die Shogune? Tatenlos hatten sie den Verlauf der Kämpfe verfolgt. Ashikaga Yoshimasa<br />

soll ein Mann mit einem gestörten Wahrnehmungsbewusstsein gewesen sein. Das Schicksal<br />

Japans schien ihn in keiner Weise zu interessieren. Während Kyoto zerstört wurde,<br />

verbrachte er seine Zeit mit Dichterlesungen und anderen kulturellen Veranstaltungen und<br />

plante den Ginkaku-ji, einen Silberpavillon, der noch prächtiger als der Goldene Pavillon<br />

seines Großvaters sein sollte.<br />

Die Kämpfe in Kyoto hatten allerdings ernsthafte Auswirkungen auf ganz Japan. Der Onin-<br />

Krieg und die Untätigkeit des Shoguns gipfelten in Privatkriegen der verschiedenen Daimyo,<br />

die sich im ganzen Land ausbreiteten. Kein Winkel des Landes blieb von der nun folgenden<br />

Welle der Gewalt verschont – es regierte die Macht des Schwertes. Aber wer sollte die<br />

mächtigen Daimyo aufhalten? Der Shogun jedenfalls konnte oder wollte nicht eingreifen.<br />

Die Ikko-Ikki<br />

“Wenn das Wasser den Fels bewegt, ist dies wahre Kraft. Wenn der Falke seine Beute<br />

schlägt, so ist dies Präzision. Gleiches gilt für den erfolgreichen Krieger.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Nach dem Ende der Kämpfe in Kyoto breitete sich der Krieg über ganz Japan aus. In der<br />

Provinz Yamashiro kam es zu einer erbitterten Auseinandersetzung zwischen zwei<br />

befeindeten Lagern des Hatakeyama-Clans – einer Auseinandersetzung mit ernsthaften<br />

Folgen. 1485 folgte eine Revolte der Bauern und der Ji-Samurai. Die Aufständischen bildeten<br />

eine eigene Armee und vertrieben die Truppen der Clans aus der Provinz. In der Folgezeit<br />

wandelten sich die Ikki vom bewaffneten Mob zu einer disziplinierten Armee. 1486 setzten<br />

sie in Yamashiro sogar eine provisorische Regierung ein.<br />

Auch in der Provinz Kaga überschlugen sich die Ereignisse. Hier gab es seit dem 13.<br />

Jahrhundert eine bedrohliche Ikko-Gruppe (Amida-Buddhisten, die vor allem von Bauern<br />

unterstützt wurden). Da sich die Ikko im Gegensatz zu anderen –adeligen – buddhistischen<br />

Sekten vor allem an das gemeine Volk wandten, hatten sie großen Einfluss. Einer der<br />

bedeutendsten Fürsten der Provinz, ein gewisser Togashi Maschika, beging den –<br />

möglicherweise verhängnisvollen – Fehler, die Ikko in seine Armee aufzunehmen. In der<br />

Folgezeit ging aus den Ikko eine fanatische Sekte von Mönchskriegern, die Ikko-Ikki, hervor.<br />

Deren geistige Führer predigten, dass der ehrenvolle Tod auf dem Schlachtfeld mit einem<br />

Platz im Paradies belohnt würde. Daher kannten die Krieger keinerlei Furcht. Selbst<br />

angesichts größter Gefahren kämpften die Ikko-Ikki verbissen bis in den Tod.<br />

15


Togashi Maschika hatte sich somit selbst entmachtet. 1488 revoltierten die Ikko-Ikki,<br />

verbannten ihn aus Kaga und übernahmen die Kontrolle über die Provinz. Wie im Falle der<br />

Ikki ist auch der Aufstand der Ikko-Ikki ein Zeichen des Gekokujo, des Kampfes der<br />

“Unteren gegen die Oberen.” 1496 begannen die Ikko-Ikki an der Mündung des Yodo mit<br />

dem Bau einer befestigten “Kathedrale” als Hauptquartier. Sie wählten den Ort für das<br />

Ishiyama Hongan-ji sehr klug. Nach dem Untergang der Ikko-Ikki wurde auch Schloss Osaka<br />

(der Schauplatz der letzten Schlacht der Sengoku-Periode) an derselben Stelle errichtet.<br />

Umstürze und Verrat<br />

“Zeigst du dich demütig, wird der Feind überheblich. Fliehe, um ihn zu ermüden. Stifte<br />

Verwirrung. Greife an, wenn der Feind unvorbereitet ist und bewege dich, wenn er es<br />

nicht erwartet.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Als sich der Onin-Krieg ausbreitete, nutzten<br />

unzählige Daimyo die Situation, um alte<br />

Rechnungen zu begleichen und ihr<br />

Territorium auf Kosten ihrer Nachbarn zu<br />

vergrößern. Das System folgte einfachen –<br />

beinahe darwinistischen – Prinzipien. Unter<br />

den Territorialfürsten tobte ein grausamer<br />

Macht- und Überlebenskampf – ein Kampf,<br />

den viele Familien nicht überlebten. Anfang<br />

des 16. Jahrhunderts hatten sich die Shiba<br />

und Isshiki sowie die Hatakeyama und<br />

Yamashiro, ja selbst die einst mächtigen<br />

Yamana gegenseitig ausgelöscht.<br />

Doch ein Clan verlor in den Kriegswirren weit mehr als erwartet: Die kaiserliche Familie<br />

der Yamato war bankrott und konnte im Jahre 1501 nicht einmal für die Bestattung von<br />

Kaiser Go-Tsuchi-Mikado aufkommen. Die Krönung von Kaiser Go-Nara verzögerte sich um<br />

sage und schreibe 20 Jahre, bis die Ikki der kaiserlichen Familie das Geld für die Zeremonie<br />

zur Verfügung stellten. Bis zu seinem Tod lebte Go-Nara in einer Holzhütte in ärmlichen<br />

Verhältnissen.<br />

Dem Ashikaga-Shogunat ging es kaum besser.<br />

Eine Zentralregierung gab es nicht mehr. Die Daimyo setzten ihre Privatkriege fort, die<br />

meist erst endeten, wenn die Geldmittel einer Kriegspartei erschöpft waren. Auch die<br />

niederen Samurai-Familien träumten jetzt von Macht und dem Raub fremder Ländereien.<br />

Ein typisches Beispiel ist hier die Geschichte von Ise Shinkuro.<br />

16<br />

Der Aufstieg eines Samurai<br />

Ise Shinkuro war ein unbedeutender Samurai, bis er sich in die Angelegenheiten der<br />

Ashikaga einmischte. Ashikaga Chacha hatte sich dem Befehl des Shoguns widersetzt,<br />

Priester zu werden. Daraufhin attackierte Shinkuro Chacha und trieb diesen in den<br />

Selbstmord. Shinkuros Lohn war die Provinz Izu. Er nannte sich fortan Hojo Soun (damit<br />

entschloss er sich, einen buddhistischen Namen anzunehmen). Die Hojo hatten vor<br />

mehreren hundert Jahren über Japan geherrscht. Shinkuro – oder Hojo Soun, wie er sich<br />

nun nannte –, war mit den Hojo nicht einmal verwandt. Daher vermählte er einen Sohn mit<br />

einer entfernten Verwandten der “echten” Hojo!<br />

Hojo Soun beschloss nun, seinen Herrschaftsbereich zu vergrößern. Auf einer Treibjagd ließ<br />

er daher den Fürsten von Odowara ermorden und gliederte dessen Provinz in sein Reich<br />

ein. Anschließend unterwarf er die Provinzen Sagami und Musashi und zog schließlich in die<br />

Kanto-Ebene. Dort wartete er geduldig auf eine Schwäche der Uesugi und eroberte deren<br />

Burg in Edo, der alten Kaiserstadt (das heutige Tokio). Souns Sohn Ujitsuna und sein Enkel<br />

Ujiyasu setzten den Kampf gegen die Uesugi fort und schlugen diese im Jahr 1542 in der<br />

Schlacht vor Schloss Kawagoe.<br />

Das Interessante an dieser Geschichte ist die Tatsache, dass dem Niemand Hojo Soun (dem<br />

einstigen Ise Shinkuro) in nur drei Generationen der Aufbau eines mächtigen Reichs<br />

gelungen war. Gewalt und Verrat hatten diesen Aufstieg ermöglicht – ein Aufstieg, der<br />

undenkbar gewesen wäre, wenn die Ashikaga-Shogune ihre Pflichten wahrgenommen<br />

hätten.<br />

Die Clan-Kriege: Wechselndes<br />

Kriegsglück<br />

Hojo Soun war allerdings nicht das einzige Problem der Uesugi. Der berühmteste General<br />

der Familie, Uesugi Kenshin, wurde um das Jahr 1552 adoptiert. Er organisierte sofort einige<br />

Raubzüge gegen den (neuen) Hojo-Clan. Die meiste Zeit kämpfte er jedoch gegen die<br />

Takeda unter Takeda Shingen. Die Auseinandersetzung der beiden Kriegsherrn war<br />

allerdings etwas ungewöhnlich. Im Jahre 1553 kam es auf der Kawanakajima-Ebene in der<br />

Provinz Shinano zu mehreren Schlachten zwischen Uesugi Kenshin und Takeda Shingen. In<br />

den Jahren 1554, 1555, 1556, 1557 und 1563 trafen die Rivalen am selben Ort erneut<br />

aufeinander; sie schienen die Schlachten inzwischen als Ritual zu betrachten. Etwa zur<br />

gleichen Zeit versuchte Takeda Shingen, die Provinz Shinano, das Land der Murakami<br />

Yoshikiyo, zu unterwerfen. Mit dem Hilfegesuch des Murakami-Clans an Uesugi Kenshin<br />

begann eine langjährige Rivalität zwischen den Uesugi und den Shingen.<br />

“Hart wie ein Fels, kämpfe wie ein Feuer, sei beständig wie Holz und schnell wie der<br />

Wind. Im Himmel und auf Erden werde nur ich verehrt.”<br />

— Motto auf dem Banner von Takeda Shingen (1521-1573)<br />

17


Ouchi Masahiro hatte seine Gönner aus der Yamana-Familie überlebt und die Macht seines<br />

Clans vergrößert. Auch sein Sohn Yoshioki war ein großer Kriegsherr. Die Familie erlebte bis<br />

zur Machtübernahme von Masahiros Enkel, Ouchi Yoshitaki, eine Blütezeit. Mit Yamaguchi<br />

als sichere und reiche Heimatprovinz im Rücken, beschloss Yoshitaki im Jahr 1543 alle<br />

Kämpfe einzustellen und förderte stattdessen mit der Unterstützung exilierter Höflinge aus<br />

Kyoto die Kultur und Künste. Seine wichtigsten Gefolgsleute, Mori Motonari und Sue<br />

Harukata, warnten ihn, dass er durch dieses Verhalten sein Reich gefährden würde, zumal<br />

einige ehrgeizige Samurai nur auf eine günstige Gelegenheit warteten, um ihn zu stürzen. Als<br />

Sue Harukata wenig später rebellierte, beging der verratene Ouchi Yoshitaki Selbstmord.<br />

Die Angelegenheit war damit allerdings nicht beendet, da es Mori Motonari als seine Pflicht<br />

empfand, seinen ehemaligen Herrn zu rächen. 1555 gelang es ihm schließlich, Sue Harukata,<br />

der über ein deutlich größeres Heer verfügte, in eine Burg auf der Insel Miyajima zu locken.<br />

Nun spielte die Größe der Armee keine Rolle mehr, da Sues Soldaten auf der Insel<br />

eingekesselt waren. Am Ende der Schlacht richteten sich unzählige der geschlagenen und<br />

demoralisierten Soldaten Sues selbst. In der Folgezeit stieg der Mori-Clan zum mächtigsten<br />

Clan Westjapans auf.<br />

“Ob es darum geht, eine Armee zu zerschmettern, eine Stadt zu erstürmen oder einen<br />

Mann zu ermorden, so müsst Ihr zuvor immer die Namen des befehlshabenden<br />

Generals, der Besucher, der Türsteher und der Diener herausfinden. Dies in Erfahrung<br />

zu bringen, ist die Aufgabe der Spione.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Die wechselnden Rivalitäten und Bündnisse prägten diese Zeit. Verbündeten sich zwei Clans<br />

gegen einen dritten Clan, kam es nicht selten vor, dass einer der beiden Bündnispartner<br />

feststellen musste, dass sein Verbündeter oder ein ehemals loyaler Vasall plötzlich eine<br />

größere Bedrohung war als der gemeinsame Feind.<br />

Schon immer gehörten schmutzige Tricks, heimtückische Morde und offene<br />

Verschwörungen zu den Waffen der Samurai. In früheren Auseinandersetzungen, wie dem<br />

Gempei-Krieg, wurden die Clans, die sich derartiger Mittel bedienten allerdings als<br />

Verbrecher gebrandmarkt. Erst in der Sengoku-Periode war jedes Mittel erlaubt. Ein feiger<br />

Mord oder ein ehrbarer Sieg in der Schlacht – das Ergebnis war entscheidend. Die neuen<br />

Daimyo hatten Sun Tzu gelesen und beherzigten vor allem seine Ratschläge über den<br />

Einsatz von Spionen und den Nutzen von Mordanschlägen. Es ist also kaum verwunderlich,<br />

dass die Daimyo mehr und mehr auf die Hilfe der besten Spione und tödlichsten Attentäter<br />

aller Zeiten vertrauten – die Ninja. Ein weiser Mann ergriff nun weitreichende Maßnahmen<br />

zu seinem eigenen Schutz – während er selbst die Ermordung lästiger Rivalen plante.<br />

18<br />

Musketen<br />

“Die Muskete ist die tödlichste Waffe in der Schlacht, bevor die Truppen aufeinander<br />

treffen. Doch sobald die Schwerter gekreuzt werden, ist sie wertlos.”<br />

— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde<br />

Inmitten dieser Wirren landeten im Jahr 1543 die ersten portugiesischen Händler auf der<br />

Insel Kyushu. Die Europäer brachten zwei wichtige kulturelle Neuerungen nach Japan:<br />

Musketen und das Christentum. Mit dem Einfluss des Christentums werden wir uns an<br />

anderer Stelle noch eingehend beschäftigen.<br />

Feuerwaffen waren den Samurai nicht völlig fremd. Mit Sicherheit kannten sie bereits die<br />

Handfeuerwaffen der Chinesen, und auch die Mongolen hatten im Jahr 1274 primitive<br />

Handgranaten gegen die Samurai eingesetzt. Allerdings verwendeten die japanischen<br />

Verbände bisher kein Schießpulver. Nun brachten die Portugiesen jedoch Arkebusen und<br />

Luntenschlossmusketen nach Japan. Bei beiden Waffen wurde das Pulver nicht mit einem<br />

Feuerstein, sondern mit einer Lunte entzündet. Die Arkebusen waren – verglichen mit den<br />

Feuerwaffen früherer Zeiten – leicht und relativ sicher – immerhin explodierten sie seltener<br />

als die bisherigen Gewehre. Schon bald erkannten die Japaner den enormen Vorteil der<br />

Arkebuse: Während die Ausbildung eines guten Bogenschützen mehrere Jahre dauerte,<br />

nahm die Ausbildung eines Arkebusiers nur wenige Tage in Anspruch. Außerdem war die<br />

Bedienung der neuen Wunderwaffe ein Kinderspiel. Nicht zuletzt deshalb wurde die<br />

Arkebuse rasch die Hauptwaffe der riesigen Ashigaru-Verbände in den Heeren Japans.<br />

Dank des handwerklichen Geschicks der japanischen Schwert- und Waffenschmiede dauerte<br />

es nicht lange, bis die Arkebusen von den einheimischen Handwerkern nachgebaut wurden.<br />

Wenig später rüsteten die Daimyo ihre Armeen mit den neuen Wunderwaffen aus. Trotz<br />

aller Vorteile der Arkebuse dauerte es jedoch geraume Zeit, bis die ersten Feldherrn<br />

größere Verbände aus Arkebusieren taktisch und effektiv einsetzten.<br />

19


Die Drei Rivalen: Oda Nobunaga,<br />

Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa<br />

Ieyasu<br />

“Indem er seine Vorkehrungen ändert und seine Pläne anpasst, hält der kluge General<br />

den Feind unwissend. Indem er sein Lager verlegt und Umwege nimmt, verhindert er,<br />

dass der Feind seine Absichten erkennt.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Der Zusammenbruch des zentralistischen<br />

Herrschaftssystems der Ashikaga brachte ein<br />

grundlegendes Problem mit sich. Mehrere<br />

Familien (vor allem die Hojo, die Takeda und<br />

die Uesugi) beanspruchten Kyoto und damit<br />

den Titel des neuen Shoguns für sich. Würde<br />

jedoch ein Daimyo seinen Herrschaftsbereich<br />

verlassen, hätten seine Rivalen die Gelegenheit,<br />

in dessen Provinz einzumarschieren, um ihm so<br />

seine Machtbasis zu rauben.<br />

In dieser Situation betrat eine weitere<br />

Samuraifamilie die politische Bühne: die Oda.<br />

Diesem Clan war es während der Segoku-Periode gelungen, die Provinz Owari in ihren<br />

Herrschaftsbereich einzugliedern. Ab 1551 lenkte der skrupellose Oda Nobunaga die<br />

Geschicke der Familie. 1558 gewann er die Unterstützung eines Ashigaru namens Toyotomi<br />

Hideyoshi, der sich in den folgenden Jahren als hervorragender General erwies. Zur gleichen<br />

Zeit stand ein anderer junger Samurai, Tokugawa Ieyasu, in den Diensten der Imagawa-<br />

Familie – eigentlich als Geisel zur Sicherung der Loyalität seiner Familie. Diese drei Männer<br />

sollten in den folgenden Jahren die Geschichte Japans prägen.<br />

Im Augenblick griffen jedoch noch andere nach der Macht.<br />

Imagawa Yoshimoto gehörte zu den ehrgeizigen Daimyo, die nach dem Amt des Shogun<br />

strebten. 1560 marschierte er aus diesem Grund nach Kyoto und machte sich den Umstand<br />

zu Nutze, dass sich die Hojo und Uesugi gerade gegenseitig bekämpften. Drei Provinzen<br />

lagen zwischen ihm und Kyoto – unter anderem Oda Nobunagas Heimat Owari. Anfangs<br />

war das Kriegsglück auf der Seite der Imagawa. Nachdem Tokugawa Ieyasu (im Namen der<br />

Imagawa) die Grenzfeste bei Marune genommen hatte, standen zwischen Imagawas 25.000<br />

Mann starkem Heer und dem Sieg lediglich die 2000 tapferen Soldaten Nobunagas.<br />

“Siegen wir, indem wir die Schwerter mit dem Feind kreuzen oder genießen wir die<br />

Schlacht gegen übermächtige Gegner, mehren wir unsere Macht und die Stärke<br />

unseres Herrn. Dies ist die Tugend der Strategie.”<br />

— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde<br />

20<br />

Nobunaga befahl dennoch den Angriff. Es gelang ihm, Yoshimoto in einen Hinterhalt zu<br />

locken und die Hauptstreitmacht der Imagawa in einer Schlucht zu überraschen. Diese<br />

Schlacht von Okehazama dauerte nur wenige Minuten. Yoshimoto fiel und erkannte erst im<br />

letzten Moment, dass er nicht von seinen eigenen betrunkenen Männern angegriffen<br />

worden war. Es spricht nicht unbedingt für Yoshimotos Autorität, dass er glaubte, seine<br />

Samurai hätten sich – vom Alkohol benebelt – gegen ihn gewandt. Oda Nobunaga wurde<br />

der neue Gefolgsmann von Tokugawa Ieyasu, dessen Verpflichtung gegenüber dem<br />

Imagawa-Clan durch den Tod Yoshimotos ein Ende gefunden hatte.<br />

Auch für Nobunaga muss die Versuchung, nach Kyoto zu marschieren, groß gewesen sein.<br />

Stattdessen schloss er jedoch Bündnisse mit seinen Nachbarn und vermählte diese mit<br />

seiner Tochter und seiner jüngeren Schwester. Er selbst heiratete die Tochter des<br />

ehemaligen Ölhändlers Saito Toshimasa, der in der Provinz Mino zum Daimyo aufgestiegen<br />

war und als ruchloser Herrscher galt. Toshimasa war ein Sadist, der es liebte, Menschen bei<br />

lebendigem Leib zu kochen! Schließlich fand er einen gerechten Tod, als ihn sein eigener<br />

Sohn, Yoshitatsu, tötete und seinen Platz einnahm. Yoshitatsu wiederum erlag der Lepra,<br />

kurze Zeit nachdem ihm Nobunaga den Krieg erklärt hatte. Immerhin war der ermordete<br />

Toshimasa sein Schwiegervater gewesen. Nobunaga zögerte nicht, den Saito-Clan<br />

auszulöschen. Nun war der Weg nach Kyoto frei und das Shogunat in greifbare Nähe<br />

gerückt. Toyotomi Hideyoshi erhielt den Auftrag, die Überlebenden des Saito-Clans zu<br />

töten – eine Mission, die er 1564 erfolgreich beenden konnte.<br />

Nobunaga brauchte lediglich einen guten Grund, um zur Hauptstadt zu marschieren. 1567<br />

ergab sich zufällig die perfekte Chance. Ashikaga Yoshiaki war als Nachfolger des Shoguns<br />

eine bedeutende politische Symbolgestalt. Sein Vorgänger und Bruder Yoshiteru gehorchte<br />

bedingungslos den hinterhältigen christlichen Hofbeamten Miyoshi Chokei und Matsunaga<br />

Hisahide, die ihn schließlich ermordeten und seinen jüngeren (und noch besser<br />

kontrollierbaren) Cousin als Marionette einsetzten. Auch Yoshiaki schwebte nun in großer<br />

Gefahr, doch es gelang ihm, zu Nobunaga zu fliehen.<br />

Oda Nobunaga marschierte im November des Jahres 1568 in Kyoto ein. An seiner Seite ritt<br />

Ashikaga Yoshiaki, den er nun zum Ashikaga-Shogun ernannte. Die eigentliche Macht lag<br />

allerdings in Nobunagas Händen, da der offizielle Herrscher lediglich eine symbolische<br />

Bedeutung hatte. Aufgrund verschiedener dynastischer Probleme wären die Oda niemals<br />

selbst als Shogune akzeptiert worden; durch die neue Konstellation hielt Nobunaga jedoch<br />

alle Fäden in der Hand.<br />

21


Nobunaga: Konsolidierung und<br />

Verrat<br />

Den Rest seines Lebens widmete er sich der Bekämpfung seiner noch lebenden Rivalen.<br />

Dabei unterstützten ihn zwei fähige Kommandeure: Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa<br />

Ieyasu. Nach Nobunagas Tod sollten diese beiden Männer gegeneinander intrigieren …<br />

Im Augenblick kämpfte Ieyasu jedoch gegen die Ikko-Ikki (1563). Beinahe hätte er in dieser<br />

Schlacht sein Leben verloren, als zwei Kugeln seine Rüstung durchschlugen, ihn jedoch nicht<br />

verletzten! Nobunagas nächster – erfolgreicher – Feldzug richtete sich gegen Miyoshi<br />

Chokei und Matsunaga Hisahide. Beide fielen 1567 in der Schlacht von Sakai. Diese Schlacht<br />

ist erwähnenswert, weil die christlichen Samurai, die auf beiden Seiten dienten, einen<br />

gemeinsamen Gottesdienst feierten, bevor sie in die Schlacht zogen. Die Jesuiten, die die<br />

christliche Lehre verbreiteten, hatten einen großen Einfluss auf die Samurai. Christliche<br />

Samurai waren daher schon bald keine Seltenheit mehr. Obwohl Oda Nobunaga nie selbst<br />

zum Christentum konvertierte, unterstützte er die Jesuiten-Missionare – allerdings<br />

hauptsächlich aus politischen Gründen – im Kampf gegen rebellische buddhistische Sekten.<br />

Die Zeit der Christenverfolgung lag noch in weiter Ferne.<br />

“Wenn sicher ist, dass der Kampf mit einem Sieg endet, dann musst du kämpfen, auch<br />

wenn der Herrscher es verbietet; wenn der Kampf nicht mit einem Sieg enden wird,<br />

dann darfst du nicht kämpfen, auch wenn der Herrscher es befiehlt.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Die letzten Lebensjahre Nobunagas waren von Feldzügen zur Machterhaltung geprägt. 1570<br />

überfiel er die Asakura in der Provinz Echizen, musste sich jedoch zurückziehen, als sich<br />

sein Schwager, Asai Nagamasa, auf die Seite der Asakura stellte. Nobunaga kehrte im selben<br />

Jahr noch einmal zurück und besiegte die Asakura in der Schlacht von Anegawa. Obwohl<br />

seine Truppen die Schlacht für sich entscheiden konnten, gelang es ihnen nicht, die Asakura<br />

und Asai endgültig zu besiegen. Der Druck auf Nobunaga nahm zu und er erkannte, dass<br />

neben den Armeen der Asakura und Asai inzwischen auch andere Kräfte die Einheit Japans<br />

bedrohten. Neben den Ikko aus Ishiyama Hongan-ji waren auch die Sohei aus dem Kloster<br />

Enryaku-ji eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Außerdem stand Tokugawa Ieyasu nun<br />

gleichzeitig der Armee der Hojo und dem Heer Takeda Shingens gegenüber.<br />

Nobunaga war von seinen Feinden eingekesselt und entschloss sich zum Angriff. Seine<br />

Truppen umstellten Enryaku-ji und töteten jeden – Männer, Frauen und Kinder – den sie im<br />

Kloster selbst oder in der direkten Umgebung fanden. Jetzt konnte Nobunaga auch gegen<br />

seine anderen Feinde vorgehen. 1572 zog Takeda Shingen schließlich gegen ihn in die<br />

Schlacht und drängte Tokugawa Ieyasu auf Schloss Hamamatsu zurück. Ieyasu blieben zwei<br />

Möglichkeiten: Sollte er bleiben und Shingen dadurch den Marsch auf Kyoto erlauben, oder<br />

sollte er kämpfen? Er entschloss sich, das Schloss zu verlassen und stellte Takedas Heer in<br />

den verschneiten Sümpfen von Mikata-ga-hara in der Nähe des Magome. Nach der<br />

ergebnislosen Schlacht kehrte Ieyasu auf Schloss Hamamatsu zurück (er hatte seine Pflicht,<br />

Shingen aufzuhalten, erfüllt), während Shingen nach Hause ritt. Er sollte Kyoto niemals<br />

erreichen.<br />

22<br />

Im Frühling des Jahres 1573 fiel Shingen in die Provinz Mikawa ein. Doch auch dieser<br />

Versuch, Kyoto zu erobern, scheiterte. In den folgenden Kämpfen traf ihn eine Kugel. Wenig<br />

später erlag er seiner Verletzung. Diese Niederlage war eine Katastrophe für den Takeda-<br />

Clan, zumal Shingens Sohn, Katsuyori, in keiner Weise über die Fähigkeiten seines Vaters<br />

verfügte. Sogar Uesugi Kenshin soll über den Verlust dieses edlen Feindes getrauert haben.<br />

Kenshin selbst kam im Jahre 1582 unter mysteriösen Umständen ums Leben. Angeblich<br />

hatten Nobunagas Ninja einen weiteren Rivalen ausgeschaltet – ein Vorwurf, der nie<br />

bewiesen werden konnte. Eine (vermutlich falsche) Version über die Umstände von<br />

Kenshins Tod findet Ihr im Kapitel über die Ninja in diesem Handbuch.<br />

“Ein wahrer Samurai kann weder seine Frau noch seine Familie vergessen, wenn er in<br />

die Schlacht zieht, da er sich niemals gestattet, an sie zu denken!”<br />

— Zitat eines Vasallen Takedas<br />

Zwei Jahre später wurden die Takeda endgültig besiegt. 1575 belagerte Takeda Katsuyori mit<br />

seiner Armee Schloss Nagashino, wo er auf heftigen Widerstand der belagerten Anhänger<br />

der Oda stieß. Nobunaga erkannte, dass er den Takeda-Clan mit seinen Einsatztruppen<br />

vernichten konnte – er sollte Recht behalten. In der Schlacht von Nagashino triumphierten<br />

Oda Nobunaga und seine Arkebusiere. Nobunaga sammelte 3000 seiner besten Schützen in<br />

einem einzigen Kampfverband und brachte diese in drei Reihen hinter einer Palisade in<br />

Stellung. Als die Soldaten des Takeda-Clans über das aufgeweichte Schlachtfeld stürmten,<br />

liefen sie in ihr Verderben – in kurzen Abständen hallten die Salven der Arkebusiere über das<br />

Schlachtfeld. Die wenigen Überlebenden wurden von den übrigen Einheiten Nobunagas<br />

niedergemetzelt. Gleichzeitig fielen die Verteidiger des Schlosses der Armee Takedas in den<br />

Rücken. Die Schlacht war gewonnen. Takeda Katsuyori konnte dem Blutbad entkommen und<br />

versank in der Bedeutungslosigkeit. 1582 fiel er einem Mordanschlag zum Opfer.<br />

Nobunaga zog nun nach Osten gegen den Mori-Clan. Mori Motonari war tot, aber sein<br />

Enkel, Mori Terumoto, herrschte über ein mächtiges Reich, das 10 Provinzen umfasste.<br />

Terumoto hatte Nobunagas Seeblockade gegen die Ikko-Ikki in Ishiyama Hongan-ji<br />

durchbrochen, was einer Kriegserklärung gleichkam. Nobunaga reagierte sofort und<br />

entsandte ein Heer unter den Samurai-Generälen Toyotomi Hideyoshi und Akechi Mitsuhide.<br />

Er selbst setzte den Kampf gegen die Ikko-Ikki fort und ließ sogar mit Eisenplatten<br />

gepanzerte Kriegsschiffe bauen – 300 Jahre, bevor die Europäer Panzerungen einsetzten.<br />

Schließlich kesselte er die Ikko ein und zwang sie im Jahr 1580 zum Aufgeben. Damit war<br />

die Macht der fanatischen Krieger endgültig gebrochen. In dieser Zeit baute Nobunaga in<br />

der Nähe von Kyoto auf der Insel Azuchi im Biwa-See eine Burg. Diese sollte die<br />

veränderten Machtverhältnisse in Japan symbolisieren. Erstmals in der Geschichte Japans<br />

entstand nun eine Burg mit mächtigen Mauern und Schießscharten für Arkebusiere.<br />

Nun konnte sich Nobunaga auf die Auseinandersetzung mit den Mori konzentrieren.<br />

Toyotomi Hideyoshi belagerte nach mehreren Siegen bereits die Burg der Mori bei<br />

Takamtsu und ließ sogar den Lauf des nahe gelegenen Flusses verändern, um die Festung zu<br />

überfluten. Daraufhin sammelten die Mori sämtliche Kräfte, um den Belagerungsring zu<br />

durchbrechen. Hideyoshi wiederum bat Nobunaga um Verstärkung, als er erkannte,<br />

welcher Übermacht er gegenüberstand: Ieyasu und (wie sich später herausstellte) zu viele<br />

von Nobunagas Kämpfern brachen auf, um sein Heer zu unterstützen. Nobunaga blieb mit<br />

nur 100 Leibwächtern in Kyoto zurück – eine geringe Zahl, wenn man bedenkt, dass er sein<br />

Leben normalerweise mit 2000 Leibwächtern schützte. Ein (wie wir heute wissen)<br />

verhängnisvoller Leichtsinn.<br />

23


Und Akechi Mitsuhide? Nach seinem fehlgeschlagenen Feldzug gegen die Mori war er bei<br />

Nobunaga in Ungnade gefallen. Daher zog er vor Kyoto, um sich an Nobunaga zu rächen.<br />

Die genauen Beweggründe für seinen Angriff auf Nobunagas Haus in Kyoto liegen<br />

weitgehend im Dunklen. Am 21. Juni 1582 wurde Nobunaga jedoch auf Befehl seines<br />

eigenen Generals erschossen. Es ist die Ironie des Schicksals, dass er mit derselben Waffe<br />

niedergestreckt wurde, der er seinen Aufstieg verdankte: der Arkebuse.<br />

Selbst gemessen an den herrschenden Verhältnissen seiner Zeit war Nobunaga ein<br />

skrupelloser Mann – für ihn war ein klarer Sieg gleichbedeutend mit der Auslöschung des<br />

Feindes. Dennoch hat er Japan nachhaltig verändert. Seine militärischen Neuerungen führten<br />

zu einer Modernisierung der Kriegsführung. Die Bauern und Ji-Samurai mussten ihre Felder<br />

verlassen, um zu kämpfen. Unter Nobunaga zog ein Mann in die Schlacht oder er bestellte<br />

das Land. Die Samurai und Ashigaru entwickelten sich zu Kriegerklassen und mussten nicht<br />

auf ihr Land zurückkehren, um die Ernte einzubringen. Sie hatten nur eine einzige Aufgabe:<br />

Für ihren Herrn zu kämpfen.<br />

Der Shogun der 13 Tage<br />

“Der General, der keine Strategie verfolgt und seinen Gegner unterschätzt, wird<br />

schon bald ein Gefangener des Feindes sein.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Als Toyotomi Hideyoshi von Akechi Mitsuhides Verrat erfuhr, schloss er augenblicklich Frieden<br />

mit den Mori und marschierte auf Kyoto. In der Zwischenzeit tötete Mitsuhide alle<br />

Verwandten und Gefolgsleute Nobunagas, die er fand, während Tokugawa Ieyasu in ein<br />

sicheres Versteck floh. Die prachtvolle Burg Azuchi brannte indessen (vermutlich ohne Zutun<br />

Mitsuhides) bis auf die Grundmauern nieder. Wenige Tage später endete das Akechi-Shogunat<br />

mit dem Angriff Hideyoshis. Mitsuhide musste fliehen und wurde von plündernden Banditen<br />

gefangen genommen und zu Tode geprügelt. Der ehrenhafte Tod durch das Schwert eines<br />

Samurai blieb dem Verräter damit verwehrt. So endete das Leben des “Shoguns der 13 Tage”.<br />

Toyotomi Hideyoshi hatte nun als “offizieller” Rächer Nobunagas eine außerordentlich<br />

starke Position. Aufgrund seiner niederen Abstammung war der überaus fähige<br />

Kommandeur bei seinen Ashigaru-Soldaten sehr beliebt. Die überlebenden Verwandten Oda<br />

Nobunagas – insbesondere dessen dritter Sohn Nobutaka – beobachteten Hideyoshis<br />

Aufstieg zum Oberhaupt des Clans verständlicherweise misstrauisch. Auch einigen anderen<br />

Generälen Nobunagas missfiel der Machtzuwachs Hideyoshis. Neben Tokugawa Ieyasu,<br />

Shibata Katsuie und Niwa Nagahide beanspruchten auch Takigawa Kazumasu und Ikeda<br />

Nobuteru die Nachfolge Nobunagas für sich!<br />

Wie so oft kam es zum Krieg, obwohl – oder möglicherweise weil – Hideyoshi Nobunagas<br />

einjährigen Enkel als neues Clan-Oberhaupt vorgeschlagen hatte. Damit hätte sich die<br />

traditionelle Regierungsweise mit einem Marionettenherrscher und einem mächtigen Mann<br />

im Hintergrund fortgesetzt. Die nächsten Monate standen für Hideyoshi im Zeichen<br />

mehrerer schwieriger Feldzüge. Der gefährlichste Gegner war zweifellos Shibata Katsuie.<br />

Dieser hatte bereits versucht, Akechi Mitsuhide anzugreifen. Er kam jedoch zu spät, um die<br />

Lorbeeren für dessen Ermordung selbst zu ernten. Wäre es Katsuie gelungen, seine<br />

Kampfhandlungen mit denen seiner Verbündeten, Oda Nobutaka und Takigawa Kazumasu,<br />

abzustimmen, hätten die drei Männer die Schlacht gewinnen können. Auch Ieyasu und die<br />

anderen warteten ab – um selbst nach der Macht zu greifen, oder um wenigstens die<br />

siegreiche Seite zu unterstützen!<br />

24<br />

Leider hatte Katsuie keine weisen Bündnispartner. Während das Land der Shibata noch<br />

unter einer hohen Schneedecke lag, gab Nobutaka Befehl zum Angriff. Dadurch hatte<br />

Hideyoshi die Möglichkeit, die Armeen seiner Gegner zu trennen und gefangen zu nehmen.<br />

Nobutaka war auf Burg Gifu eingeschlossen und winselte um Gnade. Nun tat Hideyoshi<br />

etwas Bemerkenswertes: Er verschonte Nobutakas Leben und sicherte sich dessen<br />

Loyalität, indem er zahlreiche Geiseln nahm. Noch vor kurzer Zeit hätte Nobutakas Vater,<br />

Nobunaga, jeden Feind, dessen er habhaft wurde, erbarmungslos getötet! Anschließend<br />

spaltete Hideyoshi Takigawa Kazumasus Streitkräfte, indem er eine wichtige Garnison<br />

bestach. Es gelang ihm sogar, Kazumasu selbst gefangen zu nehmen.<br />

“Friedensvorschläge, die nicht von einem beschworenen Abkommen begleitet sind,<br />

deuten auf einen Schachzug hin.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Dank des einsetzenden Tauwetters konnte Shibata Katsuie nun seine Truppen aussenden.<br />

Oda Nobutaka bedankte sich für die ihm erwiesene Gnade mit einer Rebellion gegen<br />

Hideyoshi. Dann beging der Shibata-General Sakuma Morimasa jedoch einen schweren<br />

Fehler. Er hatte nicht aus den Ereignissen der Schlacht von Nagashino gelernt und<br />

attackierte mit seinen Einheiten eine stark befestigte Stellung von Arkebusieren. Die<br />

folgende Schlacht von Shizugatake im Jahre 1583 endete für die Shibata-Streitkräfte in einer<br />

Katastrophe. Den Truppen blieb nur der Rückzug in Katsuies Burg. Dieser erkannte, dass er<br />

Hideyoshi unterlegen war, beging Selbstmord und brannte seine Burg nieder. Als Oda<br />

Nobutaka vom Tod Katsuies hörte, sah er seine Chancen auf ein siegreiches Ende der<br />

Auseinandersetzung schwinden und nahm sich das Leben.<br />

Nun kam es zur Konfrontation zwischen<br />

Hideyoshi und Ieyasu, den wichtigsten<br />

Gefolgsmännern und fähigsten Generälen<br />

Nobunagas. Beide Kriegsherren suchten nach<br />

Verbündeten. Die wichtigen Clans in<br />

Nobunagas ehemaligem Reich stellten sich auf<br />

unterschiedliche Seiten. Keine Seite konnte den<br />

Krieg jedoch für sich entscheiden, obwohl es<br />

zu blutigen Kämpfen, wie beispielsweise der<br />

Schlacht von Nagakute (1584) kam. Nach der<br />

Schlacht waren fast 2500 Soldaten der 9000<br />

Mann starken Streitmacht Hideyoshis gefallen.<br />

Ieyasu hatte lediglich 600 Mann verloren. Und trotzdem war der Krieg längst nicht<br />

entschieden.<br />

Eine Zweckgemeinschaft<br />

Schließlich unterwarf sich Ieyasu seinem Rivalen. Diese Entscheidung folgte primär<br />

praktischen Überlegungen. Gemeinsam waren die beiden Männer unbesiegbar, und<br />

Hideyoshi, der ältere der beiden, würde nicht ewig leben … Mit Ieyasu als neuem<br />

Verbündeten gelang es Hideyoshi nun, ganz Japan zu erobern. Dass ihm dies in relativ<br />

kurzer Zeit gelang, ist zum einen auf seine militärischen, zum anderen auf seine politischen<br />

Fähigkeiten zurückzuführen. Im Kampf gegen Nobunaga blieb den Gegnern meist nichts<br />

anderes übrig, als bis zum bitteren Ende zu kämpfen – da er ohnehin jeden tötete, egal ob<br />

er Widerstand leistete oder nicht.<br />

25


Hideyoshi ging hingegen diplomatischer (oder geschickter) vor. Er war seinen Feinden<br />

gegenüber großzügig und ließ diesen sogar einige ihrer Besitztümer (allerdings besetzte er<br />

einen Teil ihrer Ländereien, um seine loyalen Gefolgsleute zu entlohnen). Er nahm Geiseln,<br />

verzichtete jedoch darauf, ganze Familien auszulöschen. Im Gegenteil: Nachdem diese ihm<br />

absolute Treue geschworen hatten, durften sie sogar ihre alten Ämter behalten. Auf diese<br />

Weise gelang es ihm im Laufe der Zeit, die Armeen seiner Feinde in sein eigenes Heer<br />

einzubinden und seine Macht weiter zu vergrößern. Hideyoshi änderte außerdem die Art<br />

der Besoldung seiner Samurai. Fortan entlohnte er die Kämpfer nicht mehr mit Landbesitz,<br />

sondern mit Gold!<br />

Hideyoshi war nun Herr über ganz Japan und konnte sich endlich anderen Aufgaben<br />

widmen. Er ließ Schloss Osaka auf den Grundmauern der ehemaligen Ikko-Festung Ishiyama<br />

Hongan-ji errichten und veranlasste 1588 die wichtigste Reform des Landes: “Die große Jagd<br />

nach dem Schwert”. Dabei wurden alle Bauern entwaffnet und die Waffen eingeschmolzen.<br />

Das Metall sollte zum Bau von Hideyoshis Großem Buddha verwendet werden. Von nun an<br />

war das Tragen einer Waffe ausschließlich den Kriegern gestattet. Die gesellschaftliche<br />

Unterteilung in unbewaffnete Bauern, leicht bewaffnete Ashigaru und Samurai – die zwei<br />

Schwerter tragen durften – bestimmte nun das Gesellschaftsbild Japans.<br />

Hideyoshi verfolgte auch Pläne zur Eroberung Chinas. Allerdings würde die Beschreibung<br />

dieses Feldzuges dieses Handbuch und das Spiel sprengen. Die Invasion in Korea endete mit<br />

einer schweren Niederlage der Samurai. Es gelang ihnen zwar nicht, ihr Reich auf das<br />

Festland auszudehnen, allerdings rafften sie eine lohnende Beute zusammen. Seltsamerweise<br />

waren Tokugawa Ieyasus Truppen nicht an den Kämpfen auf dem Festland beteiligt.<br />

Die Letzte Schlacht<br />

“Demütige Worte und eifrige Vorbereitungen sind Zeichen dafür, dass der Feind<br />

vorrücken wird. Eine gemeine Sprache und wütendes Anstürmen, als wolle er<br />

angreifen, sind Zeichen dafür, dass er sich zurückziehen wird.<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Kurz vor seinem Tod im Jahr 1598 ernannte Hideyoshi fünf Männer als Regenten, die im<br />

Namen seines minderjährigen Sohnes regieren sollten. Toyotomi Hideyori war erst fünf<br />

Jahre alt, als die Vasallen seines Vaters ihren Treueschwur brachen und die Macht an sich<br />

rissen. Der bedeutendste dieser Männer, Tokugawa Ieyasu, gehörte inzwischen zu den<br />

reichsten Männern Japans: Die Erträge seiner Ländereien lagen bei 2.557.000 Koku – ein<br />

Koku entsprach einem Scheffel Reis, von dem ein Mann ein Jahr lang leben konnte.<br />

Bemerkenswert ist, dass es sich bei dieser unvorstellbaren Summe um das jährliche<br />

Einkommen und nicht um den Wert seiner Besitztümer handelte! Die vier anderen<br />

Regenten, Ukita Hideie, Maeda Toshiie, Mori Terumoto und Uesugi Kagaktasu, waren die<br />

einflussreichsten Daimyo Japans. Offensichtlich hatte Hideyoshi versucht, sie durch die<br />

Regentschaft an seine Familie zu binden.<br />

26<br />

“Geschwindigkeit ist kein Teil des wahren Weges der Strategie. Geschwindigkeit<br />

bedeutet, dass die Dinge schnell oder langsam erscheinen, abhängig davon, ob sie im<br />

Gleichgewicht sind oder nicht. Wie der Weg auch heißen möge, ein Meister der<br />

Strategie erscheint niemals schnell.”<br />

— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde<br />

Ieyasu hatte ehrgeizige Pläne, doch Ishida Mitsunari, ein Verwaltungsbeamter Hideyoshis,<br />

stellte sich ihm entgegen. Da Ieyasu jedoch nicht die Verantwortung für einen neuen Krieg<br />

tragen wollte, wartete er ab, bis Ishida Mitsunari schließlich den ersten Schritt machte. In<br />

der Zwischenzeit entschieden sich alle wichtigen Clan-Oberhäupter nach und nach für eine<br />

Seite. Ieyasu hatte Glück: Die meisten ehemaligen Gefolgsleute von Hideyoshi schlugen sich<br />

auf die Seite des erfolgreichen Kriegsherren. Außerdem kam ihm ein weiterer glücklicher<br />

Umstand zu Hilfe. Im Jahr 1600 traf er auf den ersten Engländer, der japanischen Boden<br />

betrat. Dieser Mr. Adams war außerordentlich interessant, handelte er doch mit Gewehren,<br />

Munition und hervorragendem europäischem Schießpulver. Ieyasu verlor keine Zeit und<br />

beschlagnahmte die gesamte Ware.<br />

Schließlich waren Ishidas Vasallen – sie bildeten die so genannte Westarmee – am Zug.<br />

Leider erwies sich die Ostarmee der Tokugawa auf Schloss Fushimi als außerordentlich<br />

kampfstark und widerstandsfähig. Als die Armee der Belagerten auf 200 Mann dezimiert<br />

war, öffneten diese die Tore und attackierten die Westarmee mehrmals! Obwohl sie bis auf<br />

den letzten Mann aufgerieben wurden, verschafften sie Ieyasu genügend Zeit, um gegen<br />

Ishida Mitsunaris Armee in die Schlacht zu ziehen.<br />

Die Rivalen trafen am 21. Oktober 1600 im dichten Nebel auf einem engen Pass bei<br />

Sekigahara aufeinander. Die Bedingungen waren denkbar schlecht: Beide Armeen konnten<br />

den Gegner im dichten Nebel kaum erkennen. Als sich der Nebel am Vormittag lichtete,<br />

gaben die Generäle Befehl zum Angriff. Doch als Kobayakawa Hideaki die Ostarmee mit<br />

seinen Einheiten attackierte, bemerkte er zu spät, dass er sich gegen seine eigenen Truppen<br />

gewandt hatte. Damit war die Westarmee geschlagen.<br />

“Gibt es in einem Gebiet unpassierbares Gelände, Schluchten und Fallgruben, verlasse<br />

dieses Gebiet so schnell du kannst. Ich selbst halte mich vor diesen Gebieten fern und<br />

blicke in ihre Richtung, damit der Feind sie im Rücken hat.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Am Nachmittag zählte Ieyasu die Köpfe der getöteten Feinde. Obwohl er keinen<br />

entscheidenden Sieg errungen hatte, muss er mit dem Ausgang der Schlacht sehr zufrieden<br />

gewesen sein. Ishida stellte keine Gefahr mehr dar. Das Schicksal der überlebenden Daimyo<br />

stand in der Folgezeit in direktem Zusammenhang mit der Seite, für die sie sich entschieden<br />

hatten. Von diesem Tage an war Tokugawa Ieyasu der unumstrittene Herrscher über Japan.<br />

1603 ernannte er sich selbst zum Shogun. Damit nahm 30 Jahre nach dem Sturz des letzten<br />

Ashikaga-Shoguns (Yoshiaki) erstmals ein Herrscher diesen Titel an. Ein Gegner war jedoch<br />

immer noch am Leben und schmiedete gefährliche Pläne: Toyotomi Hideyori.<br />

27


Ieyasu entschloss sich, zu warten und konzentrierte sich in den folgenden Jahren auf die<br />

Regierungsgeschäfte. Doch dann bot sich eine großartige Gelegenheit, um mit dem letzten<br />

Feind abzurechnen. Nach einer langen und erfolglosen Belagerung von Schloss Osaka<br />

wandten sich Hideyoris Truppen gegen Tokugawas Armee. Hideyoris Soldaten kämpften mit<br />

dem Mut der Verzweiflung, während die Armee Tokugawas bewies, dass sie über die Jahre<br />

“gestählt” worden war. Tokugawas Männer entschieden die Schlacht für sich – allerdings<br />

ohne Elan. Mit dieser Schlacht endeten – nach Jahren – die Herrschaftskriege um Japan. In<br />

den folgenden Jahren gab es keine Rebellion mehr und der letzte Toyotomi, Hideyoris erst<br />

achtjähriger Sohn (Hideyoshis Enkel), wurde enthauptet.<br />

Ieyasu konnte seinen Sieg nur ein Jahr lang auskosten, da er bereits im Jahr 1616 starb.<br />

Trotz seiner außerordentlichen Vitalität erlag dieser große Mann dem Magenkrebs (so<br />

die Diagnose heutiger Wissenschaftler). Doch auch nach seinem Tod kam es zu keinen<br />

kriegerischen Auseinandersetzungen und Morden unter seinen Nachfolgern. Sein Sohn<br />

Tokugawa Hidetada nahm den Platz seines Vaters ein und regierte als zweiter<br />

Tokugawa-Shogun. Damit war das Shogunat gesichert und in Japan kehrte endlich<br />

Frieden ein.<br />

Ieyasu blieb in den Köpfen der Menschen unsterblich, da er als To-sho-gu, der<br />

Sonnengott des Ostens verehrt wurde.<br />

Das Letzte Shogunat<br />

“Wer als Erster auf dem Felde ist und das Kommen des Feindes erwartet, der ist für<br />

den Kampf ausgeruht; wer als Zweiter aufs Feld kommt und zur Schlacht eilt, der trifft<br />

erschöpft ein. Deshalb zwingt der kluge Kämpfer seinem Gegner seinen Willen auf,<br />

doch er lässt nicht zu, dass der Gegner ihm den seinen aufzwingt.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Die Tokugawa-Shogune blieben 250 Jahre lang die unumstrittenen Herrscher Japans. Der<br />

Kaiser war weiterhin eine gottähnliche Symbolfigur ohne tatsächliche Macht. Typisch für die<br />

Tokugawa-Shogune ist die systematische Abschottung Japans von der übrigen Welt. Schon<br />

vor dem Sieg bei Osaka hatten sich die Tokugawa gegen Fremde gewandt. Ab 1612 kam es<br />

zu blutigen Christenverfolgungen, die Spanier durften nach 1624 nicht mehr in Japan landen<br />

und schließlich verbot ein Edikt den Japanern selbst die Reise ins Ausland. Lediglich einige<br />

niederländische Kaufleute wurden weiterhin im Land geduldet. Die Shogune konnten diese<br />

Isolation bis in das Jahr 1853 aufrecht erhalten. Erst als eine Gesandtschaft der Amerikaner<br />

unter dem Kommodore Calbraith Perry landete – und dem Land die Kolonialisierung durch<br />

eine der aufstrebenden europäischen Großmächte drohte – gab man die Isolationspolitik<br />

auf. Japan war ein rückständiger Feudalstaat in einer neuen, modernen, viktorianischen<br />

Industriegesellschaft.<br />

Schon bald formierten sich jedoch die fremdenfeindlichen Clans, die zahlreiche Angriffe auf<br />

ausländische Händler ausübten, was wiederum die Position der Tokugawa-Shogune<br />

schwächte, die mehr und mehr die Kontrolle über die Clans verloren. Im Jahre 1867 stärkte<br />

die Meiji-Reform die Macht der kaiserlichen Familie und beendete das Shogunat. Alle Clans<br />

wurden entwaffnet und ihrer Lehensgüter beraubt.<br />

28<br />

Die neue Regierung wollte aus Japan einen modernen Staat machen, da die berechtigte<br />

Gefahr bestand, dass Japan, wie viele andere Staaten des fernen Ostens, in einen<br />

europäischen Kolonialstaat eingegliedert werden würde. Sogar China und Indien hatten ihre<br />

Unabhängigkeit inzwischen verloren. In einem Zeitraum von nur 50 Jahren verwandelte sich<br />

Japan von einer mittelalterlichen Nation in einen modernen Industriestaat. Kein anderes<br />

Land hat in einer derart kurzen Zeitspanne dramatischere Umwälzungen erlebt. Im<br />

Russisch-Japanischen Krieg (1904/05) bewies Japan mit dem Sieg über Russland, dass es den<br />

Wandel zu einer modernen Nation geschafft hatte. Sowohl die moderne kaiserliche Armee<br />

als auch die Kriegsflotte waren den Heeren der Europäer nun absolut ebenbürtig.<br />

Doch dieser Wandel vollzog sich nicht ohne Blutvergießen. 1877 kam es in der Provinz<br />

Satsuma zu einem letzten Aufstand der Samurai unter Saigo Takamori. Das mittelalterliche<br />

Samurai-Heer hatte gegen die moderne Armee jedoch keine Chance mehr. Selbst die<br />

Tapferkeit der Samurai konnte die Zukunft nicht mehr aufhalten; als Takamori dies erkannte,<br />

beging er Seppuku.<br />

Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der Geist der Samurai in der siegreichen kaiserlichen<br />

Armee Japans weiterlebte …<br />

Geschichte in Diesem Spiel<br />

“Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert<br />

Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst<br />

du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind<br />

noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Die Schauplätze der geschilderten Ereignisse liegen in ganz Japan verstreut. Ihr müsst eines<br />

beherzigen, wenn Ihr Shogun: Total War - Gold Edition siegreich beenden wollt. Kennt Ihr<br />

den tatsächlichen Gang der Geschichte, fällt es Euch leichter, Eure Gegner zu<br />

zerschmettern, sobald sich eine Gelegenheit ergibt. Einen erfolgreichen Daimyo zeichnete<br />

stets ein gewisses Maß an Skrupellosigkeit aus – also sammelt Informationen über Eure<br />

Feinde und wartet auf Eure Chance!<br />

Obwohl Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu die wichtigsten<br />

Anwärter auf das Amt des Shoguns waren, stand zu keinem Zeitpunkt fest, dass einer dieser<br />

drei Männer Erfolg haben würde. Auch die übrigen Daimyo kämpften verbissen um die<br />

Vorherrschaft in Japan. Wäre das Wetter bei Nagashino besser gewesen, und wären die<br />

Takeda nicht in das Gewehrfeuer der Oda, und damit in ihr Verderben geritten ... vielleicht<br />

hätte eines Tages ein Takeda den Thron des Shoguns bestiegen. In Shogun: Total War - The<br />

Mongol Invasion liegt es an Euch, herauszufinden, wer der rechtmäßige Herrscher Japans<br />

ist …<br />

In Shogun: Total War-Gold Edition beginnt im Jahr 1530, während der Sengoku-Periode. Seit<br />

zwei Generationen tobt ein blutiger Krieg. Der Kampf der Daimyo um das Shogunat ist<br />

längst nicht entschieden. Denkt daran, dass Kriege in dieser Zeit noch mit traditionellen<br />

Mitteln geführt werden: “Moderne” europäische Feuerwaffen stehen Euch zu dieser Zeit<br />

noch nicht zur Verfügung. Erst im Laufe des Spiels lernen Eure Generäle die neuen<br />

Wunderwaffen, wie Arkebusen und Musketen, kennen und schätzen.<br />

Denkt daran, dass Ihr die Zeit in Shogun: Total War - Gold Edition um 300 Jahre zur Zeit der<br />

Invasion durch die Mongolen zurückdrehen könnt.<br />

29


Die Daimyo in<br />

Shogun: Total War<br />

“Führungsstärke ist eine Frage von Intelligenz, Glaubwürdigkeit , Gerechtigkeit, Mut<br />

und Autorität.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Traditionell steht in Japan der Familienname an erster und der Rufname an zweiter Stelle.<br />

Tokugawa Ieyasu bedeutet also “Ieyasu aus der Familie der Tokugawa”. Die<br />

Verwandtschaftsverhältnisse und Clan-Loyalitäten sind die wichtigsten Bindungen der<br />

bedeutenden Daimyo in dieser geschichtlichen Phase. Auf diese Weise behaltet Ihr stets den<br />

Überblick über die unterschiedlichen Gruppen, die Euch in Shogun: Total War erwarten!<br />

Menschen mit demselben Familiennamen stehen grundsätzlich auf einer Seite. Wie Ihr wisst,<br />

hält dies einige Daimyo und Samurai jedoch nicht davon ab, gegen ihre Führer, Verwandten<br />

und Freunde zu rebellieren!<br />

Am Anfang von Shogun: Total War herrschen alle Daimyo über ihre heimischen Ländereien<br />

und bereiten sich auf die bevorstehende Auseinandersetzung vor. Jeder Clan könnte den<br />

zukünftigen Shogun stellen. Es gibt zahlreiche Bewerber auf das Amt des Shoguns, doch nur<br />

derjenige, der den Krieg gewinnt und seine Feinde erbarmungslos ausschaltet, wird eines<br />

Tages Herrscher dieses Landes sein!<br />

“Wenn du die Pläne deiner Gegner nicht kennst, kannst du niemals hilfreiche<br />

Bündnisse eingehen.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Tatsächlich verdankte Tokugawa Ieyasu (der als Kind von Imagawa Yoshimoto als Geisel<br />

genommen wurde) seinen Aufstieg geschickten politischen Schachzügen und seinen<br />

enormen militärischen Fähigkeiten. 250 Jahre lang stellte seine Familie die Shogune, doch<br />

Eure Version der Geschichte kann völlig anders verlaufen! Es ist Eure Aufgabe, Shogun zu<br />

werden, Eure Feinde zu zerschmettern und den Einflussbereich der Familie zu vergrößern.<br />

Die Tokugawa bzw. die Imagawa müssen nicht gewinnen … es sei denn, Ihr seid ihr<br />

Kriegsherr und führt sie skrupellos zum Sieg!<br />

Im Folgenden findet Ihr einige mächtige Daimyo:<br />

30<br />

Hojo<br />

Imagawa<br />

Hojo Ujitsuna — Ujitsuna setzt die stolze Tradition der Hojo-<br />

Shogunen fort. Unter den Hojo erlebte Japan nach dem Sieg<br />

über die Mongolen eine Zeit der Blüte und des Friedens.<br />

Ujitsuna und seine Söhne sind mächtige Daimyo die viele Jahre<br />

gegen die Takeda und Uesugi kämpften. Der Begründer der<br />

Familie, Hojo Soun, war ein Samurai von niederer<br />

Abstammung, der die alte Ordnung in seiner Heimatprovinz<br />

stürzte und einen alten Namen annahm. Seine Erben stehen<br />

ihm in punkto Skrupellosigkeit in nichts nach!<br />

Imagawa Yoshimoto — Unter Yoshimoto eroberte der<br />

Imagawa-Clan die Provinzen Mikawa, Totomi und Suruga.<br />

Als er in Owari einmarschierte, stellte sich ihm jedoch Oda<br />

Nobunaga (der Sohn von Oda Nobuhide) entgegen und<br />

Yoshimoto fiel in der Schlacht von Okehazama. Nach<br />

seinem Tod erlosch die Macht seiner Familie.<br />

Mori<br />

Mori Motonari — Die Mori waren einst Vasallen von Ouchi<br />

Yoshitaka. Später beherrschten sie 50 Jahre lang die Inlandsee<br />

und kämpften gegen die Amako. Nach dem Sturz der Ouchi<br />

nutzte Motonari die Gelegenheit, alle seine Rivalen<br />

auszuschalten und seine Machtbasis zu festigen. Anschließend<br />

dehnte er die Besitztümer seiner Familie erfolgreich bis in die<br />

Gebiete der Amako aus. Sein Enkel und Nachfolger kämpfte<br />

später gegen die Generäle Oda Nobunagas.<br />

31


Oda<br />

Oda Nobuhide — Der Vater des berühmten Oda<br />

Nobunaga war ein Verwandter der Taira-Familie, die<br />

einst über ganz Japan herrschte. Nobuhide führte seine<br />

Familie bei Azukizaka zum Sieg über die Imagawa und<br />

ebnete damit den Weg für seine Kinder. Sein<br />

berühmtester Sohn, Nobunaga, war ein habgieriger und<br />

skrupelloser Mann. Dennoch ist er der Archetyp des<br />

Daimyo-Generals seiner Zeit und hielt unter<br />

den letzten Ashikaga-Shogunen die tatsächliche Macht in<br />

den Händen.<br />

Shimazu<br />

Shimazu Takahisa — Takahisa war ein bedeutendes<br />

Oberhaupt des Shimazu-Clans im Süden Kyushus. Als<br />

erster Daimyo rüstete er seine Soldaten mit Arkebusen<br />

aus. Diese neue Waffe aus Europa sicherte ihm den Sieg<br />

bei der Belagerung von Schloss Kajiki in der Provinz<br />

Osumi. Nach seinem Tod sank der Stern des Hauses<br />

Shimazu. Takahisas Niederlage an der Seite Ishida<br />

Mitsunaris in der Schlacht von Sekigahara führte<br />

schließlich zum Untergang der Familie.<br />

Takeda<br />

Takeda Nobutora —Nobutora war einer der fähigsten<br />

Herrscher der Provinz Kai. Als er jedoch seinen<br />

jüngeren Sohn zu seinem Nachfolger ernannte,<br />

revoltierte der ältere Sohn, Takeda (Harunobu) Shingen<br />

gegen den eigenen Vater. Auf Befehl seines Sohnes<br />

wurde der gedemütigte Nobutora von einem<br />

benachbarten Daimyo gefangen genommen! Trotz dieses<br />

unglücklichen Anfangs, wurde Shingen einer der besten<br />

Daimyo seiner Zeit. Er ist auch der Held in Akira<br />

Kurosawas epischem Samurai-Film Kagemusha – dieser<br />

Film enthält übrigens unzählige Tipps für dieses Spiel!<br />

32<br />

Uesugi<br />

Uesugi Tomooki — Tomooki führte einen langen Krieg<br />

gegen die Hojo. Sein Zweig der Uesugi-Familie (die<br />

Ogigyatsu) starb aus, als sein Sohn Tomosada im Jahr<br />

1545 beim Versuch, Schloss Kawagoe einzunehmen, im<br />

Kampf gegen die Hojo fiel. Der andere Zweig der<br />

Familie, die Yamanouchi, hatte mehr Glück. Uesugi<br />

Kagekatsu wechselte nach der Schlacht von Sekigahara<br />

auf die Seite Tokugawas und wurde für seine Loyalität<br />

mit Ländereien bei Yonezawa belohnt. Die Uesugi<br />

befanden sich außerdem lange Jahre im Krieg mit den<br />

Takeda.<br />

33


2: Die Samurai<br />

“Betrachte deine Soldaten wie deine eigenen Kinder und sie werden bis in den Tod an<br />

deiner Seite stehen. Wenn du jedoch nachgiebig bist, und unfähig, deine Autorität<br />

durchzusetzen und deinen Befehlen Gehör zu verschaffen, werden deine Soldaten<br />

verzogenen Kindern ähneln.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Die Samurai sind bis heute das Sinnbild des<br />

mittelalterlichen Japans. Tapfer und<br />

unerschrocken zogen sie in die Schlacht und<br />

opferten für ihren Herrn ihr Leben. In einigen<br />

Fällen erhoben sich die Samurai jedoch gegen<br />

ihre Herren, in der Hoffnung, selbst zu Ruhm<br />

und Macht zu gelangen!<br />

Die Daimyo gehörten keiner eigenen<br />

gesellschaftlichen Klasse an. Sie waren<br />

lediglich die “edelsten” – oder besser gesagt<br />

skrupellosesten – Samurai Japans. Wie die<br />

japanische Geschichte zeigt, wandelte sich die<br />

Stellung der Samurai über die Jahrhunderte:<br />

Die einfachen militärischen Diener “der Großen und Guten” drängten sich mehr und mehr<br />

selbst in die Rolle der “Großen und Guten”. Was sich durch die Macht des Schwertes<br />

verteidigen ließ, konnte durch dieselbe Macht auch genommen werden! Die Samurai sollten<br />

nun – viele Jahrhunderte lang – die Geschicke des Landes bestimmen. Ohne ein<br />

schlagkräftiges Samurai-Heer konnte kein Daimyo, und war er noch so mächtig, lange<br />

überleben. Dies führte schließlich dazu, dass die Daimyo fürchten mussten, eines Tages von<br />

ihren eigenen Vasallen gestürzt zu werden …<br />

In der Theorie folgten alle Samurai demselben Ehrenkodex. Viele Samurai – vermutlich<br />

sogar der Großteil – blieben diesem Kodex bis in den Tod treu. Der Name dieses Kodex<br />

lautet Bushido und bedeutet: “der Weg des Kriegers”.<br />

34<br />

Bushido: Der Weg des Kriegers<br />

“Heute siegen wir über unser gestriges Selbst; morgen siegen wir über die<br />

Minderwertigen.”<br />

— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Wassers<br />

Das Bushido existierte als Ehrenkodex bereits in der Frühzeit der Samurai. Doch erst am<br />

Ende der Sengoku-Periode ließen die Tokugawa-Shogune die “Regeln” niederschreiben. In<br />

vielen Bereichen ähnelt das Bushido den “Vorschriften” der mittelalterlichen Ritter: Es<br />

handelte sich also um einen Kodex, nach dem ein Mann zu leben hatte und der ihn<br />

gesellschaftlich über den normalen Söldner stellte. Das Bushido lehrte Tugenden wie<br />

Aufrichtigkeit, Beharrlichkeit, Fruchtbarkeit, Tapferkeit, Geduld und vor allem Loyalität.<br />

Ein Samurai, der dieser Berufung folgte, vergrößerte sein gesellschaftliches Ansehen. Dieser<br />

bedingungslose Ehrbegriff trieb viele Samurai zu augenscheinlich sinnlosen – und vor allem<br />

tödlichen – Taten. Ein Samurai, der, von seinen Feinden umstellt, auch in einer ausweglosen<br />

Situation weiter kämpfte, opferte im Sinne des Bushido nicht sein Leben, sondern bewies<br />

seine aufrichtige Loyalität. Dieses Bushido-Prinzip mag vom modernen Standpunkt aus<br />

unvernünftig oder gar dumm erscheinen, tatsächlich ist es jedoch nicht unvernünftiger als<br />

der Begriff der Ritterehre in Europa. Ein Samurai mit dem wahren Sinn des Bushido<br />

bedachte in seinen Handlungen nicht sein eigenes Leben. Leben und Tod hatten vor dem<br />

Ausgang einer Schlacht keine Bedeutung, vorausgesetzt, der Samurai tat das Richtige. Etwas<br />

zu wagen und zu verlieren, galt mehr, als nichts zu wagen.<br />

Dies hinderte einige Samurai nicht daran, in der Schlacht die Flucht zu ergreifen. Wir sollten<br />

nicht übersehen, dass Bushido keinen Kampf bis zum bitteren Ende und um jeden Preis<br />

forderte. Ein Samurai sollte klug und mutig handeln und nicht leichtfertig sein Leben<br />

riskieren. Ein offensichtlicher Selbstmord muss also vom Standpunkt des Bushido betrachtet<br />

werden. Einen Feind anzugreifen, der Euer Schloss belagert, ist Selbstmord. Wenn der<br />

Angriff den Feind jedoch aufhält und Ihr die Schlacht dadurch siegreich beendet, gilt dies als<br />

Akt der Treue und des Mutes, und nicht als selbstmörderische Torheit. Genau das taten die<br />

letzten 200 Tokugawa-Verteidiger des Fushimi-Schlosses im Jahre 1600, als sie die Tore<br />

öffneten und die Westarmee immer wieder angriffen. Dies erklärt auch die<br />

selbstmörderischen Banzai-Kämpfe der Japaner im Zweiten Weltkrieg. Der Bushido-<br />

Ehrenkodex hielt sich in der Armee und in der Marine Japans bis in das 20. Jahrundert.<br />

Bushido hatte, wie alle formalisierten Verhaltenskodexe, natürlich auch seine dunkle Seite.<br />

Oft behandelten die Samurai ihre Gefangenen grausam, da sie gegen den Verhaltenskodex<br />

verstoßen hatten. Viele Gegner wurden nach einer Schlacht nur deshalb hingerichtet.<br />

Anders als im mittelalterlichen Europa, wo ein gefangener Ehrenmann oder Ritter (oft<br />

jahrelang) festgehalten wurde, um Lösegeld zu erpressen, machten die Japaner mit<br />

Gefangenen meist kurzen Prozess. Einen Samurai oder Daimyo, der lebend gefangen<br />

genommen wurde, erwartete in der Regel ein schrecklicher Tod durch die Hand des<br />

Feindes.<br />

Die bis heute erhaltenen Bücher aus dieser Zeit können drei Hauptkategorien zugeordnet<br />

werden. Bei einigen Büchern handelt es sich um allgemeine Handbücher, die sich mit der<br />

Verwendung verschiedener Waffen befassen. Das Bushido beschränkt sich hier weitgehend<br />

auf einige praktische Fertigkeiten. Das Buch Tanki Yoriaki (wörtlich: “Ein einzelner Reiter”)<br />

ist ein Werk aus dem Jahre 1735 über die Rüstung und Bewaffnung eines Samurai vor der<br />

35


Schlacht. Der Untertitel des Buches lautet Hi Ko Ben oder “Die Kunst des Waffentragens”.<br />

Obwohl das Werk lange nach der Sengoku-Periode verfasst wurde, ist es dennoch vom<br />

Konservativismus des Tokugawa-Shogunats beseelt. Die beschriebenen Techniken wurden<br />

noch über ein Jahrhundert später praktiziert.<br />

In anderen, philosophischen Werken werden der Allgemeinheit Einstellungen zum Kampf,<br />

Vorstellungen und die Theorie des Bushido erklärt. Die dritte Kategorie bilden die<br />

praktischen und weltlichen Hinweise zum Stürmen eines Schlosses und zum Besiegen einer<br />

Samurai-Armee, sie zeigen jedoch auch auf, wie Bushido das Alltagsleben eines Samurai<br />

beeinflusste. Das Gesetz Kato Kiyomasas, “ein Samurai, der tanzte, solle den Befehl<br />

erhalten, Hara-Kiri zu begehen”, mag extrem erscheinen, aber vielleicht hatte Kiyomasa<br />

seine Gründe. Vielleicht war er kein guter Tänzer oder er dachte, ein Krieger solle seine<br />

Energie in den Kampf stecken und nicht in die Kultur.<br />

Ein “vollendeter Samurai” sollte ein kultivierter Mann und ein fähiger Krieger sein. Man<br />

erwartete von ihm neben der meisterlichen Beherrschung des Schwertes untadelige<br />

Umgangsformen, sowie einen Sinn für Zeremonien und die Poesie. Die Samurai trugen<br />

sogar Poesie-Duelle gegeneinander aus ... bisweilen sogar auf dem Schlachtfeld! Dabei<br />

sprach ein Samurai die erste Zeile eines Gedichts, woraufhin sein Gegner die folgende Zeile<br />

ergänzen musste. Ausgeklügelte Wortspiele und Anspielungen wurden besonders gewertet.<br />

Japan war ein reiches Land, und die Samurai genossen ein hohes Ansehen. Sie hatten also<br />

die Gelegenheit, sich den kulturellen Dingen des Lebens zu widmen. Ein Daimyo führte ein<br />

Leben, das mit dem Leben eines europäischen Landfürsten zu vergleichbar war.<br />

Harakiri: Tod und Ehre<br />

“Bei allen Formen der Strategie ist es notwendig, im alltäglichen Leben die<br />

Kampfhaltung einzunehmen und die alltägliche Haltung zur Kampfhaltung zu<br />

machen.”<br />

— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Wassers<br />

Grundsätzlich ist der rituelle Selbstmord nicht nur eine japanische Idee. Auch die römischen<br />

Kaiser gestatteten Verrätern häufig, sich selbst zu richten, um die Ehre ihrer Familie zu<br />

retten: Schließlich war der Befehl, sich selbst zu töten, bereits Bestrafung genug.<br />

Anders bei den Samurai: Durch den Selbstmord konnte ein Mann einerseits die eigene Ehre<br />

wahren und sich andererseits selbst bestrafen. Ein Samurai beging beispielsweise Harakiri,<br />

um der Gefangennahme durch einen Feind zu entgehen oder um seinem Herrn – als<br />

Zeichen seiner absoluten Loyalität – in den Tod zu folgen. Außerdem gab es die (für<br />

Außenstehende) seltsam anmutende Form der Selbsttötung als Protest gegen eine<br />

Entscheidung des Herrschers. Dieser Akt galt als Zeichen absoluter Loyalität; welcher Mann<br />

würde seine Entscheidung nicht überdenken, wenn einer seiner Gefolgsleute den Freitod<br />

dem Gehorsam vorzieht?<br />

36<br />

Es muss nicht erwähnt werden, dass das Harakiri, oder “Bauchaufschneiden” mit<br />

außerordentlichen Schmerzen verbunden war – dies sollte so sein. Unter Einhaltung<br />

bestimmter Regeln schnitt sich das Opfer den Leib von links nach rechts auf. Dieses<br />

Aufschlitzen war derart unmenschlich, dass die Samurai die Zeremonie später selbst<br />

abschwächten und sich das Opfer daraufhin “nur” in sein Schwert stürzen musste. Nach<br />

dem ersten Schnitt wurde der Selbstmörder von einem Freund oder Vertrauten mit einem<br />

Schwerthieb enthauptet. Obwohl dieser Gnadenstoß für das Opfer eine Erlösung war,<br />

erforderte das Harakiri eine außerordentliche Selbstdisziplin des Selbstmörders.<br />

Harakiri war jedoch nicht die einzige Form des rituellen Selbstmords. Togo Shigechika, ein<br />

sagenumwobener Samurai, fand beispielsweise ein besonders schauerliches Ende. Nachdem<br />

er vergeblich versucht hatte, eine feindliche Burg zu erobern, ließ er sich – in voller Rüstung<br />

auf dem Rücken seines Pferdes – bei lebendigem Leib begraben und schwor seinen Feinden<br />

grausame Rache!<br />

Samurai und Ninja<br />

“Das Vorwissen kann nicht den Geistern entlockt werden; es kann nicht aus den<br />

Sternen und auch durch keine Schlussfolgerung gewonnen werden. Das Wissen um die<br />

Pläne des Feindes kannst du nur von anderen Männern erhalten.<br />

Es gibt fünf Klassen von Spionen:<br />

eingeborene Spione, innere Spione,<br />

übergelaufene Spione, todgeweihte Spione<br />

und überlebende Spione. Eingeborene<br />

Spione zu haben heißt, sich der Hilfe der<br />

Einwohner eines Gebietes zu versichern.<br />

Innere Spione zu haben bedeutet, die<br />

Offiziere des Feindes zu benutzen.<br />

Übergelaufene Spione zu haben bedeutet,<br />

die Spione des Feindes zu fassen und selbst<br />

einzusetzen. Todgeweihte Spione zu haben bedeutet, dem Feind falsche Informationen<br />

zu geben. Überlebende Spione sind jene, die Nachricht aus dem Lager des Feindes<br />

überbringen.<br />

Daher darf es in der ganzen Armee keine vertraulicheren Beziehungen geben als jene,<br />

die mit Spionen aufrecht erhalten werden. Niemand anderer in der Armee sollte<br />

großzügiger entlohnt werden. In keiner anderen Beziehung muss größere Diskretion<br />

geübt werden.”<br />

Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

37


Spricht man von der Geschichte der Kriegsführung im mittelalterlichen Japan, spricht man<br />

automatisch von den effektivsten Mördern und besten Spionen dieser Zeit, den Ninja.<br />

Mit dem Begriff Ninja verbinden wir heute meist einen gewissenlosen, durch und durch<br />

bösen Schurken – zu Unrecht. Auf ihre Weise waren die Ninja tapfere und fähige Kämpfer:<br />

Nur ein Ninja konnte beispielsweise seine Gliedmaßen ausrenken, um seinen Fesseln zu<br />

entkommen. Außerdem war er in der Lage, jeden zu töten, jedes beliebige Ziel zu treffen,<br />

sich auf offenem Feld zu verstecken und sich fortzubewegen, ohne Spuren zu hinterlassen.<br />

Es gibt sogar Legenden über Ninja, die im Stile eines asiatischen Robin Hood die Bauern und<br />

Armen vor ihren habgierigen Herrschern beschützten. Dass die Menschen die Ninja<br />

fürchteten, beweisen die unzähligen Fallen in den herrschaftlichen Burgen und Anwesen.<br />

In einer – möglicherweise erfundenen – Geschichte, wird die Gefährlichkeit der Ninja<br />

deutlich. Wir Ihr bereits wisst, führten Takeda Shingen und Uesugi Kenshin fünf ergebnislose<br />

Schlachten um die Vorherrschaft in der Kawanakajima-Ebene. Eine sechste<br />

Auseinandersetzung erlebte Uesugi Kenshin jedoch nicht mehr, da er zuvor – angeblich –<br />

ermordet wurde.<br />

Nicht einmal die Samurai, die Uesugi Kenshin Tag und Nacht bewachten, konnten den Mord<br />

vereiteln. Der Mörder selbst hatte zuvor mehrere Tage auf der Latrine auf Kenshin<br />

gewartet. Nach einigen – vermutlich unangenehmen – Tagen wurde die Geduld des Ninja<br />

schließlich belohnt. Als Kenshin seine Notdurft verrichtete, tötete der Ninja den völlig<br />

überraschten Kriegsherren mit einem einzigen Schlag! Möglicherweise gab Takeda Shingen<br />

den Befehl zu diesem Mord, doch auch andere Daimyo hatten durchaus Vorteile vom Tod<br />

Kenshins. War Oda Nobunaga für die Ermordung Kenshins verantwortlich – oder starb<br />

dieser vielleicht doch eines natürlichen Todes?<br />

Egal – in jedem Fall ist es nicht unwahrscheinlich, dass ein Ninja Kenshin ermordet hat …<br />

Tod und Niederlage eines Daimyo<br />

Niederlage und Tod eines Samurai-Generals<br />

oder eines Daimyo waren normalerweise eine<br />

Katastrophe für sein Volk, es sei denn, er hatte<br />

einen Sohn oder Erben, der seine Stellung<br />

einnahm. Aber selbst dann konnten Probleme<br />

auftreten, wenn der Nachfolger seinen<br />

Vorgänger nicht würdig ersetzen konnte.<br />

Oftmals begangen Samurai aus Loyalität Hara-<br />

Kiri, wenn ihr Herrscher starb.<br />

Das Ende einer Daimyo-Familie führte oft<br />

dazu, dass die Anhänger ihre Position und ihr<br />

Vermögen verloren. Samurai ohne Herrscher hatten einen schlechten Ruf. Sie irrten oft<br />

lange auf der Suche nach einer neuen Stellung umher, denn es gab viele von ihnen, und der<br />

Wettbewerb war groß. Manchmal entwickelte sich ein Samurai auch selbst zum Kriegerlord<br />

einer Provinz. So wurden viele große Daimyo geboren!<br />

Im schlechtesten Fall sahen sich die stellungslosen Daimyo gezwungen, ihre Schwerter<br />

meistbietend zu verkaufen, ganz gleich, ob der Käufer ein Bandit oder ein ehrenwerter<br />

Mensch war. Manche Samurai verkauften ihr Schwert für eine Schüssel Reis.<br />

38<br />

Waffen und Rüstungen<br />

“Eine Armee ohne ihren Tross ist verloren; ohne Proviant ist sie verloren; ohne Geld ist<br />

sie verloren.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Über die Waffen und Rüstungen der Samurai wurden bereits unzählige Bücher geschrieben.<br />

In diesem Handbuch findet Ihr nur eine kurze Übersicht. Wenn Ihr Euch intensiver mit<br />

dieser Thematik befassen wollt, empfehlen wir Euch die Lektüre eines dieser Bücher.<br />

Heraldik der Samurai<br />

Die Heraldik hatte in Japan eine ähnliche Bedeutung wie in der westlichen Welt. Die Clans<br />

und Samurai waren an ihren Farben und Wappen eindeutig zu erkennen. Nur so konnten<br />

die Krieger auf dem Schlachtfeld feindliche Truppen von verbündeten Einheiten<br />

unterscheiden.<br />

Die Clanzugehörigkeit einer Armee war an deren Standarten und Bannern für jedermann<br />

erkennbar. Darüber hinaus zierte ein Mon, ein (normalerweise symbolisches)<br />

Familienwappen, die Banner, Rüstungen und Holzschilde der Samurai.<br />

Im Gegensatz zur westlichen Heraldik war die Form des Mon wichtiger als die Farbe.<br />

Außerdem blieb das Familienwappen für alle Zeiten unverändert. In der europäischen<br />

Heraldik deutete die Unterteilung eines Wappenschildes in Hälften, Viertel usw. häufig auf<br />

die Abstammung des Trägers hin. Da jeder Sohn das Familienwappen veränderte, ist die<br />

europäische Heraldik daher außerordentlich kompliziert. In Japan trugen alle Mitglieder<br />

einer Familie und deren Gefolgsleute ein und dasselbe Mon.<br />

In der Sengoku-Periode hatten alle wichtigen Samurai-Familien ein eigenes Wappen. Das<br />

Clansymbol der Tokugawa war ein dreiblättriges, zu einem Kreis geformtes Aoi (eine<br />

Steckrose). Verschiedene andere Familien trugen als Wappen eine Variante des Tomoe (des<br />

Yin-und-Yang-Symbols).<br />

Auch das Sashimono, das einige Samurai und Ashigaru auf dem Rücken trugen, war meist mit<br />

dem Mon ihres Hauses bestickt. An der Grundfarbe dieses kleinen Banners erkannte man,<br />

welcher Einheit der Träger angehörte. Berühmte (oder übermäßig stolze) Samurai ersetzten<br />

das Clan-Symbol auf ihrem Sashimono gelegentlich durch ihren Namen. Natürlich prangte<br />

auch auf den Nobori (den langen Querholz-Standarten der verschiedenen Truppenteile) das<br />

Clan-Symbol der Einheit. Auf anderen Nobori der Einheit war oft das Motto des jeweiligen<br />

Hauses zu lesen.<br />

Viele Feldherrn ließen die Standarten ihrer Einheiten auch mit Leitsätzen besticken. Auf<br />

einer der Flaggen Tokugawa Ieyasus war beispielsweise der buddhistische Sinnspruch<br />

“Entsage dieser schmutzigen Welt, und du wirst die Reinheit finden” zu lesen.<br />

Die unzähligen Standarten und Banner eines Samurai-Heeres waren auf dem Schlachtfeld<br />

vermutlich ein beeindruckender Anblick. Jeder Soldat durfte sein persönliches Sashimono<br />

tragen. Neben den Nobori einer Einheit gab es unzählige andere Banner, Wimpel, Flaggen<br />

und außergewöhnliche Heeresinsignien: Das Fukinuki, ein farbenprächtiger, üppig verzierter,<br />

zylindrischer Wimpel auf einem kreisförmigen Rahmen ist beispielsweise eine Frühform der<br />

modernen Windhose!<br />

39


Rüstung<br />

Die Samurai trugen keine Plattenpanzer, wie die Chinesen und Europäer. Sie bevorzugten<br />

Harnische aus kleinen Metallplatten, die mit Seide oder Lederschnüren verbunden waren.<br />

Die ursprünglich für berittene Einheiten entwickelte Yoroi wog etwa 30 kg und bot einen<br />

sehr guten Schutz. Da das Hauptgewicht der Rüstung auf den Schultern des Trägers lastete,<br />

eignete sie sich jedoch nicht für Fußsoldaten. Solange die Samurai auf dem Rücken ihrer<br />

Pferde in die Schlacht zogen, war dies allerdings kein größeres Problem.<br />

Im Verlauf des Onin-Krieges entwickelte man neue Rüstungen mit einer besseren<br />

Gewichtsverteilung auf den gesamten Oberkörper. Die Schnürriemen behielt man allerdings<br />

bei. Es war außerordentlich aufwendig, eine derartige Rüstung herzustellen und zu pflegen.<br />

In einem Land, das überwiegend aus Reisfeldern bestand, wirkt eine geschnürte Rüstung auf<br />

den ersten Blick etwas unpraktisch. Zum einen sogen sich die Lederriemen voll Wasser, was<br />

das Gewicht der Rüstung zusätzlich erhöhte, zum anderen fror die Rüstung bei großer Kälte<br />

rasch ein!<br />

Allerdings waren die Rüstungen dadurch dehnbar, leicht, und einfach zu reparieren.<br />

Außerdem konnten die Kämpfer ihre Kameraden an den farbigen Schnüren ihrer Rüstungen<br />

auch im Schlachtgetümmel von feindlichen Einheiten unterscheiden ... in der Hitze des<br />

Gefechts war dies ein möglicherweise lebenswichtiger Vorteil!<br />

Gerade die Schnürung lässt die japanische<br />

Rüstung so farbenprächtig und attraktiv<br />

erscheinen. Die Samurai dachten freilich eher<br />

praktisch über ihre Rüstung und legten keinen<br />

großen Wert auf eine übermäßige<br />

Farbenpracht, zumal einige Färbstoffe die<br />

Seide – und damit die Rüstung – zerstörten.<br />

Für die Samurai waren Rüstungen außerdem<br />

ein wichtiges Handelsgut. Dabei spielten auch<br />

Modeerscheinungen eine große Rolle: Nach<br />

der Entdeckung schwarzer Färbstoffe um das<br />

Jahr 1570 waren beispielsweise schwarze<br />

Rüstungen außerordentlich beliebt.<br />

“Der umsichtige Kämpfer bringt sich in eine Position, die die Niederlage unmöglich<br />

macht, und er versäumt nicht den richtigen Moment, den Feind zu vernichten.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

40<br />

Die Rüstung eines Samurai bestand aus zahlreichen Einzelteilen, die auch separat getragen<br />

werden konnten. Dadurch konnte ein Samurai (beispielsweise im sicheren Heerlager) nur<br />

einen Teil seiner Rüstung tragen und die schweren Rüstungsteile erst im Ernstfall anlegen.<br />

In der Regel war eine Rüstung aus mehreren Schichten aufgebaut: Einer Verstärkung aus<br />

weichem Metall, einer Deckschicht aus Stahl und schließlich einem Lacküberzug, der das<br />

Rosten des Metalls verhinderte. Ein Samurai, der lediglich das Haus seines Herrn bewachte,<br />

verrichtete seinen Dienst gewiss nicht in voller Rüstung. Stattdessen trug er unter seiner<br />

Kleidung gepanzerte (und mit Seide oder Leder überzogene) Armschoner. Diese bestanden<br />

aus kleinen Platten und wurden mit Schulterriemen befestigt.<br />

Das Anlegen der Rüstung folgte einem strengen Ritual, das sogar die Reihenfolge, in der die<br />

verschiedenen Teile der Rüstung angelegt werden sollten, festlegte. Durch dieses strenge<br />

Ritual war sichergestellt, dass der Samurai keinen Teil der Rüstung übersah. Die japanische<br />

Rüstung hatte jedoch noch einen weiteren Vorteil: Da die verschiedenen Rüstungsteile<br />

übereinander lagen, bot die Panzerung einen optimalen Schutz. Es war daher fast unmöglich,<br />

die schwere Rüstung eines Samurai mit einem Schwerthieb zu durchdringen.<br />

Die Vielfalt der Samurai-Helme ist kaum zu beschreiben. Es gab Furcht erregende Helme<br />

mit Ornamenten, die den Kopf vollständig verhüllten. Die Helme zierten außerdem<br />

Geweihe, riesige Federbüsche, Hörner, lange Federn sowie Sonnenbanner, Sonnen und<br />

verschiedene andere Ornamente, die den Gegner einschüchtern sollten. Auch das Mon des<br />

jeweiligen Hauses durfte auf keinem Helm fehlen. Ferner trugen die Samurai Masken –<br />

meist Furcht einflößende Dämonenfratzen oder groteske Grimassen. Nur wenige Daimyo<br />

gingen jedoch so weit wie Date Masamune, der seine 200 Hatamoto (Leibwächter) mit<br />

spitzen, goldüberzogenen Helmen ausrüstete, die fast so groß waren, wie die Träger selbst!<br />

Man darf allerdings nicht vergessen, dass viele der Prunkrüstungen und -helme, die die Zeit<br />

überdauert haben, niemals auch nur in der Nähe eines Schlachtfeldes getragen wurden. Ein<br />

Samurai (oder ein Daimyo), der es sich leisten konnte, versorgte sich und seine Männer<br />

stattdessen mit normalem Kriegsgerät und verschiedenen dekorativen<br />

Zeremonialgegenständen.<br />

Nach der Ankunft der Portugiesen waren “christliche” Rüstungen sehr beliebt. Es handelt<br />

sich dabei um spanische Rüstungen, die mit Sicherheit nicht der Qualität der japanischen<br />

Rüstungen entsprachen. Trotzdem gibt es verschiedene Darstellungen von Samurai in<br />

europäischen Rüstungen. Dies war möglicherweise eine Modeerscheinung oder eine<br />

Demonstration enormen Reichtums (schließlich kostete eine aus dem fernen Europa<br />

eingeführte Rüstung ein kleines Vermögen). Vielleicht trugen die Samurai die europäischen<br />

Rüstungen aber auch, um aller Welt ihren neuen – christlichen – Glauben zu zeigen. Die bis<br />

heute erhaltenen europäischen Rüstungen dieser Zeit weisen meist ein Einschussloch im<br />

Bereich der Brustplatten auf. Dies bedeutet nicht zwingend, dass der Träger erschossen<br />

wurde, sondern dass man eine Kugel auf die Rüstung abfeuerte, um deren Qualität zu<br />

prüfen. An der so entstandenen Delle erkannte man, dass die Rüstung für den Kampf<br />

geeignet war.<br />

41


Rüstungen der Ashigaru<br />

Viele Ashigaru erhielten von dem Clan, dem sie dienten, einfache Rüstungen und Waffen (für<br />

sein Schwert war allerdings jeder Soldat selbst verantwortlich). Um den Eindruck einer<br />

einheitlichen Uniform zu schaffen, bestrich man die Rüstungen mit Buntlacken. Die Rüstung<br />

eines Ashigaru war weitaus billiger als die Rüstung eines Samurai. Dennoch bot sie dem<br />

Soldaten einen guten Schutz. Von der Qualität dieser Rüstungen konnte ein Soldat im fernen<br />

Europa zu dieser Zeit nur träumen.<br />

Der konische Helm eines Ashigaru, der so genannte Jingasa, konnte gleichzeitig als Kochtopf<br />

verwendet werden!<br />

Das Schwert<br />

“Den Feind zu erschlagen ist der Weg der Strategie. Es gibt keinen Grund, dies weiter<br />

auszuführen.”<br />

— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Windes<br />

Die Sengoku-Periode war eine gesetzlose Zeit, in der sich selbst die Bauern bewaffneten.<br />

Allerdings trugen ausschließlich die Samurai (als Statussymbol) zwei Schwerter (Daisho).<br />

Dieses Schwerterpaar bestand aus dem langen Katana und dem kürzeren Wakizashi.<br />

Allerdings setzte der Samurai beide Waffen nur selten gleichzeitig ein. Miyamoto Musashi,<br />

der “Heilige des Schwertes” und Autor des Buches der fünf Ringe, dem berühmtesten Werk<br />

über die Kunst des Schwertkampfes, hatte einen besonderen Kampfstil. Er kämpfte mit<br />

beiden Klingen gleichzeitig. Ein weiteres Schwert, das mit beiden Händen geführte No-<br />

Dachi, konnte ausschließlich von Fußsoldaten geführt werden.<br />

Da die Katana zugleich Angriffs- und Verteidigungswaffe der Samurai war, kannten diese –<br />

im Gegensatz zu den europäischen Rittern – keine Schilde. Dank der hohen Elastizität der<br />

Klinge konnte ein Samurai selbst Schwerthiebe abwehren, die eine normale Stahlklinge<br />

zerstört hätten.<br />

Trotz dieser Elastizität verursachte die außerordentlich scharfe Schneide der Katana tiefe<br />

Wunden. Diese beiden gegensätzlichen Eigenschaften waren das Ergebnis der Erfahrungen,<br />

die die japanischen Schwertschmiede im Lauf der Jahrhunderte gesammelt hatten. Kein<br />

anderes Schwert, nicht einmal die berühmten Klingen aus Toledo, erreichten jemals die<br />

Qualität dieser Klinge.<br />

Ein Samurai-Schwert bestand aus zahlreichen Schichten aus Stahl und Eisen. Das Material<br />

wurde flach geschmiedet und unzählige Male gefaltet. Mit jedem Schmiedevorgang<br />

verdoppelte sich so die Anzahl der Faltungen. Ein Schwert konnte auf diese Weise bis zu<br />

4.194.304 hauchdünne Schichten aufweisen. Durch diese Faltung erhielt die Klinge ihre<br />

außerordentliche Härte. Während das Eisen die Elastizität des Schwertes garantierte,<br />

konnten aus dem gehärteten Stahlkern die perfekte Schneide geschmiedet werden.<br />

42<br />

Abschließend hüllte der Schmied das Schwert in eine Schicht aus Lehm, die entlang der<br />

Klinge deutlich dünner war. Nun wurde das Schwert gebrannt. Je dünner die Lehmschicht<br />

über dem Metall war, desto elastischer blieb die Klinge an der entsprechenden Stelle. Nach<br />

der Politur des Schwertes wurde die Yakiba, eine wellenförmige Begrenzungslinie zwischen<br />

Schneide und Klinge eingraviert.<br />

Mit diesem Schwert konnte man einen Menschen mit einem einzigen Hieb zerteilen.<br />

Gelegentlich prüfte der Auftraggeber die Tauglichkeit der Klinge an zum Tode verurteilten<br />

Personen. Meist verwendete man zu diesem Zweck jedoch ein Bündel aus Bambusstämmen<br />

oder Leichen. Bei einigen Schwertern wurde das Testergebnis in den Heftzapfen der Waffe<br />

eingraviert.<br />

Das Schwert galt als “Seele des Samurai” und war häufig ein wertvolles Familienerbstück.<br />

Noch im 2. Weltkrieg trugen einige japanische Offiziere das Schwert ihrer Familie als Teil<br />

ihrer Uniform. Diese Schwerter, die die Alliierten als Kriegsbeute nach Europa und Amerika<br />

brachten, zählen heute zu den wertvollsten Klingen der Welt.<br />

43


Der Bogen<br />

“Der Bogen ist eine taktisch bedeutsame Waffe. Vor allem bei Schlachten in<br />

Sumpfgebieten kann er die Reihen der Speerkämpfer rasch dezimieren.”<br />

— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde<br />

Die Kunst des Bogenschießens stand bei den frühen Samurai über allen anderen Fähigkeiten.<br />

Sie beschrieben ihr militärisches Selbstverständnis als “den Weg des Pferdes und des<br />

Bogens”, da die Samurai zunächst primär als berittene Bogenschützen in die Schlacht zogen.<br />

Als der Speer im Laufe der Jahrhunderte jedoch den Bogen als Hauptwaffe der Kavallerie<br />

verdrängte, kämpften immer mehr Samurai als Fußsoldaten. Dennoch blieb der Bogen stets<br />

das Symbol des perfekten Kriegers.<br />

Da sich der Spannpunkt des japanischen Bogens im unteren Drittel des Bogens befand,<br />

wirkte dieser asymmetrisch. Dies war jedoch völlig beabsichtigt, da ein Reiter den Bogen<br />

dadurch besser einsetzen konnte. Ein symmetrischer Bogen wäre für den Einsatz vom<br />

Rücken eines Pferdes ungeeignet gewesen. Der Bogen selbst bestand aus mehreren Lagen<br />

feinsten Bambusholzes. Eine Lackschicht schütze die empfindliche Waffe vor Feuchtigkeit.<br />

Gelegentlich flochten mehrere Männer die Sehne des Bogens. Dadurch hatte dieser eine<br />

außerordentliche Spannkraft.<br />

Die Präzision, die ein Samurai im Umgang mit dem Bogen erreichte, war das Ergebnis einer<br />

jahrelangen Ausbildung. Ein Samurai traf selbst kleinste Ziele aus vollem Galopp. Bis heute<br />

wird diese Kunst auf Yamasame-Festen demonstriert.<br />

Es gab zahlreiche Pfeilarten. Die Samurai setzten häufig Signalpfeile mit einer Holzpfeife an<br />

der Pfeilspitze ein. Diese erzeugten ein trillerndes Geräusch und sollten am Anfang einer<br />

Schlacht die Aufmerksamkeit der Kami oder Geister auf die bevorstehenden Heldentaten<br />

lenken.<br />

Naginata & Yari<br />

“Nichts ist schwieriger als die Kunst der Kriegsführung.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Die Naginata, eine Schwertlanze, hatte einen etwa 160 cm langen Schaft und eine leicht<br />

gekrümmte Klinge. Sie wurde vor allem von den Sohei verwendet. In den Händen eines<br />

geschickten Mannes – also eines Samurai – war die Naginata eine tödliche Waffe. In der<br />

Sengoku-Periode verdrängte jedoch der deutlich längere Yari die Naginata von den<br />

Schlachtfeldern Japans.<br />

Wie alle japanischen Waffen fertigten auch den Yari außerordentlich geschickte Handwerker<br />

an. Der Schaft des Speeres bestand aus Eichenholz, das mit dünnen Bambusscheiben und<br />

einer wasserdichten Lackschicht überzogen wurde. Die Spitze hatte ein beidseitig<br />

geschliffenes Blatt. Der ursprünglich 3 bis 4 Meter lange Yari wurde in der Sengoku-Periode<br />

von den Daimyo aus taktischen Gründen sogar noch verlängert.<br />

44<br />

Die Daimyo nutzten den Yari als “offensive” Defensivwaffe. Schließlich war es für den<br />

heranstürmenden Feind nicht einfach, eine geschlossene Reihe rasiermesserscharfer Klingen<br />

zu durchbrechen! Die Yari der einzelnen Clans hatten völlig unterschiedliche Längen. Die<br />

Krieger der Oda setzten beispielsweise über 5 Meter lange Speere ein. Mit diesen extrem<br />

langen Waffen gaben die Kämpfer den Arkebusieren Deckung, während diese ihre Waffen<br />

nachluden.<br />

Die Arkebuse<br />

“Verteidige dich, wenn du in Unterzahl bist, greife an, wenn du dem Feind überlegen<br />

bist.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Die Arkebuse oder Luntenschlossmuskete war eine einfache Schusswaffe. Nachdem der<br />

Schütze das Pulver, Watte und die Kugel in den Lauf gestopft und das Pulver in das Zündloch<br />

gefüllt hatte, setzte er die Lunte in Brand und feuerte. Im Gegensatz zu anderen<br />

Handfeuerwaffen ist die Lunte bei der Arkebuse direkt an der Waffe befestigt. Dadurch war<br />

ein Versagen des Zündmechanismus ausgeschlossen. Da die Arkebusen jedoch gelegentlich<br />

in den Händen ihres Benutzers explodierten, kostete sie nicht wenige Soldaten das Leben.<br />

Wenn Feuchtigkeit das Pulver unbrauchbar machte, war die Arkebuse allerdings nichts<br />

weiter, als ein teurer Knüppel. Aus diesem Grund konnten Arkebusiere nur bei schönem<br />

Wetter eingesetzt werden.<br />

Auch die Daimyo und die Samurai erkannten sofort die Möglichkeiten der neuen<br />

Wunderwaffe. Nach 1542 dauerte es nicht lange, bis sie die Handwerker mit dem Bau von<br />

Arkebusen beauftragten.<br />

Viele Samurai zogen fortan mit einer Arkebuse bewaffnet in die Schlacht und setzten sie ein,<br />

um wichtige Feinde (aufgrund der schlechten Zielgenauigkeit der Waffe mit wechselndem<br />

Erfolg) aus dem Hinterhalt zu erschießen. Trotz aller Vorzüge konnte die Arkebuse jedoch<br />

das Schwert als Hauptwaffe des wahren Samurai nicht verdrängen. Für einen einzelnen (und<br />

wohlhabenden) Samurai war die Waffe einfach nicht effektiv genug, zumal er sich ein<br />

wertvolles Schwert leisten konnte. Abgesehen davon hatte ein Arkebusier auf dem<br />

Schlachtfeld häufig keine Zeit, seine Waffe nachzuladen.<br />

Erst als große Ashigaru-Verbände mit Arkebusen ausgerüstet wurden, setzte sich die Waffe<br />

auf den Schlachtfeldern Japans durch. Nur wenn ein ganzes Heer gleichzeitig auf den Gegner<br />

feuerte, spielte die katastrophal schlechte Zielgenauigkeit der Arkebuse keine Rolle mehr.<br />

Lediglich mit Glück konnte ein einzelner Arkebusier einen Mann aus 50 Metern Entfernung<br />

töten. Ein Treffer aus 100 Metern Entfernung war daher ein wahres Wunder. Feuerte jedoch<br />

ein größerer Verband aus Arkebusieren auf eine heranstürmende Armee, spielte dies keine<br />

Rolle. In der Folgezeit veränderte die Arkebuse die Art der Kriegsführung daher nachhaltig.<br />

Ein Schuss aus einer Arkebuse verletzte den Getroffenen äußerst schwer, da die<br />

handgegossenen Kugeln (mit etwa 25 mm Durchmesser) vergleichsweise brüchig waren.<br />

Wenn die Kugel im Körper eines Angeschossenen zersprang, fügte sie diesem schwerste<br />

Verletzungen zu. Da die abgefeuerte Kugel relativ langsam flog, war die Wucht des Aufpralls<br />

enorm. Nicht selten starb ein Soldat mit einer Kugel im Arm oder Bein daher am Schock,<br />

den der Treffer auslöste. Moderne Geschosse sind deutlich schneller und durchschlagen das<br />

Ziel meist mühelos (ohne zu zersplittern). Die Verletzungen des Angeschossenen sind daher<br />

meist wesentlich harmloser.<br />

45


Am Ende der Sengoku-Periode verboten die Tokugawa-Shogune die Verwendung der<br />

Arkebuse. Demzufolge waren die Samurai die einzigen Krieger der Welt, die den<br />

Schusswaffen – und damit den Waffen der Zukunft – den Rücken kehrten.<br />

Samuraiverbände<br />

“I. Alle Männer dieses Distriktes, einschließlich der Samurai, haben sich bis zum 20.<br />

dieses Monats für die Armee zu melden. Besitzen sie eine Muskete, einen Speer oder<br />

eine andere Waffe, so mögen sie diese, ohne Angst vor Bestrafung zu haben,<br />

mitbringen.<br />

“II. Jeder Mann in diesem Distrikt, der dieser Aufforderung nicht nachkommt oder den<br />

Kriegsdienst verweigert, egal ob Gouverneur oder gemeiner Bauer, wird unverzüglich<br />

enthauptet.<br />

“III. Alle Männer im Alter von 15 bis 70 Jahren, sind zum Armeedienst verpflichtet;<br />

nicht einmal ein gewöhnlicher Affenzüchter wird entschuldigt.”<br />

— Rekrutierungsbefehle von Hojo Ujiyasu (1515-1570)<br />

Wie in jeder guten Armee gab es auch in den Samurai-Heeren verschiedene Einheiten.<br />

Neben der Kavallerie zogen Bogenschützen (oder Arkebusiere) und Infanteristen in die<br />

Schlacht. Die Größe der einzelnen Truppenteile war von Clan zu Clan verschieden.<br />

In der Sengoku-Periode spielten die Ashigaru in den Armeen Japans eine immer größere<br />

Rolle. Schließlich mussten die Samurai-Verbände ständig mit willigen Soldaten verstärkt<br />

werden! Doch die Samurai waren auch in der Vergangenheit stets mit mehreren Dienern in<br />

die Schlacht gezogen, die sie im Kampf unterstützten. Diese Lakaien (Genin oder Shoju)<br />

hatten ihren Herren zur rechten Zeit die richtige Waffe gereicht, sie mit neuen Pfeilen<br />

versorgt, oder deren Siege gezählt!<br />

“Stelle niemals einen Feind, dessen Banner eine vollkommene Ordnung zeigen; halte<br />

dich davor zurück, eine Armee anzugreifen, die zuversichtlich im Verband anrückt. Es<br />

ist eine Regel der Kriegsführung, nicht bergauf gegen den Feind anzutreten und sich<br />

ihm nicht zu stellen, wenn er bergab kommt.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

46<br />

Aber egal, wer an ihrer Seite kämpfte, im Zweifelsfall wurde eine Schlacht stets von den<br />

Samurai entschieden. Traditionell rückten die Samurai, ihren Namen rufend, vor und suchten<br />

nach einem würdigen Gegner. Hatte ein Samurai einen Gegner gefunden, kämpften diese<br />

beiden Männer Mann gegen Mann. Der Sieger zog weiter, während sein unterlegener Rivale<br />

enthauptet wurde. Der Schädel erhielt eine Markierung, damit später jedermann sehen<br />

konnte, wer den Krieger getötet hatte. Nach der Schlacht inspizierte der siegreiche General<br />

alle Köpfe und belohnte seine Männer für ihre Tapferkeit. Ein Samurai, der versehentlich<br />

einen Verbündeten getötet hatte, wurde hingegen schwer bestraft.<br />

Aufgrund dieser Vorgehensweise ähnelten die meisten Schlachten eher einer<br />

Massenschlägerei als einem gezielten Feldzug. Ein tapferer Samurai empfand es als große<br />

Ehre, die feindlichen Reihen zu durchbrechen, um dort einen würdigen Gegner zu töten und<br />

Anerkennung zu ernten. An eine möglicherweise übergeordnete Strategie seines<br />

Befehlshabers dachte er dabei nicht. Für einen General war dieser Enthusiasmus oft<br />

verheerend, da er seine Männer nicht davon abhalten konnte, blind in die Schlacht zu<br />

stürmen. Unzählige geniale Schlachtpläne scheiterten, als sich die Samurai – ohne über die<br />

Folgen ihres Handelns nachzudenken – in die Schlacht stürzten.<br />

Nichtsdestoweniger galt ein Samuraiverband unter dem richtigen Befehlshaber als<br />

bemerkenswertes Machtinstrument. Obwohl die Krieger oft nur schwer zu bändigen waren,<br />

standen sie doch meist auf der Seite des Siegers.<br />

Taktik<br />

“Lässt der Feind eine Tür offen, musst du hineinstürmen. Ergreife, was ihm teuer ist,<br />

und versuche, den Zeitpunkt seiner Ankunft auf dem Gelände abzuschätzen. Erhalte<br />

die Disziplin deiner Männer, und mache dich mit dem Feind vertraut, bis du die<br />

entscheidende Schlacht schlagen kannst. Zeige die Schüchternheit eines Mädchens, bis<br />

der Feind dir die Tür öffnet; danach entwickle die Geschwindigkeit eines rennenden<br />

Hasen, und für den Feind wird es zu spät sein, sich dir zu widersetzen.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Jeder Daimyo verfolgte eine eigene Strategie. Die Takeda eröffneten eine Schlacht<br />

beispielsweise immer mit einem Angriff der Kavallerie; eine sinnvolle Taktik, wenn man<br />

bedenkt, dass die berittenen Samurai der Takeda zu den besten Reitern des Landes<br />

gehörten. Diese Taktik ging auf, bis die Armee der Takeda in der Schlacht von Nagashino<br />

(1575) auf weichem Boden gegen eine Stellung mit Arkebusieren vorrückte. An diesem Tag<br />

mussten die Takeda erkennen, dass sich die Art der Kriegsführung geändert hatte. Den<br />

Arkebusen des Nobunaga-Clans hatten die Reiter nichts entgegenzusetzen.<br />

Es war eine wichtige Kriegsregel, mit möglichst vielen Samurai gegen einen möglichst<br />

kleinen Truppenverband des Feindes vorzurücken. Obwohl in jedem Heer weit mehr<br />

Ashigaru als Samurai dienten, entschieden dennoch meist die Samurai eine Schlacht. Kein<br />

Verband aus Ashigaru konnte im direkten Kampf einer ebenbürtigen Zahl von fanatischen<br />

und kampfstarken Samurai trotzen. Immerhin genoss ein Samurai bereits im Kindesalter eine<br />

außergewöhnliche militärische Ausbildung, während ein Ashigaru meist notgedrungen ein<br />

Leben als Soldat wählte, um dem eintönigen Dasein als armer Reisbauer zu entfliehen.<br />

47


Oda Nobunaga, der bedeutendste General der Sengoku-Periode, war kein Taktiker im<br />

eigentlichen Sinn. Er hatte jedoch die Bedeutung von Disziplin, Drill und Training für den<br />

Aufbau einer schlagkräftigen Armee erkannt. Außerdem beeindruckte er seine Gegner mit<br />

den weithin sichtbaren und farbenprächtigen Uniformen seiner Soldaten – eine einfache<br />

aber wirkungsvolle Taktik. Dank dieser einfachen Veränderungen war Nobunaga seinen<br />

Zeitgenossen weit voraus.<br />

Taktik und Arkebusen<br />

“Wenn ein General, der nicht fähig ist, die Stärke des Feindes einzuschätzen, zulässt,<br />

dass eine unterlegene Streitmacht eine überlegene angreift, ist das Ergebnis immer die<br />

Niederlage.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Auch der Einsatz der Arkebuse und die Nutzung der – für damalige Verhältnisse – enormen<br />

Feuerkraft dieser Waffe, gab Oda Nobunagas taktischen Neuerungen zusätzliche Stoßkraft.<br />

Ein gut ausgebildeter Arkebusier konnte in einer Minute drei Schüsse abgeben, wenngleich<br />

der Durchschnitt eher bei zwei Schuss pro Minute gelegen haben dürfte. Während die<br />

Arkebusiere ihre Flinten nachladen mussten, konnten sich die Gegner jedoch nähern und die<br />

gefährlichen Schützen ausschalten.<br />

Bisher hatten alle Daimyo, die Ashigaru-Arkebusiere einsetzten, die Soldaten gleichzeitig<br />

feuern lassen. Diese Salve schlug zwar eine bemerkenswerte Bresche in die Reihen der<br />

Feinde, allerdings waren die Schützen, während sie ihre Arkebusen nachluden, völlig nutzlos<br />

– und vor allem ungeschützt. Nobunaga ließ immer nur einen Teil seiner Arkebusiere<br />

feuern. Da seine Soldaten in Abteilungen feuerten, gelang es ihm, den Feind permanent<br />

unter Beschuss zu nehmen.<br />

Die japanischen Heere entwickelten sich nun zu Armeen mit Speeren und Feuerwaffen nach<br />

europäischem Vorbild. Mit Speeren bewaffnete Einheiten schützten die Arkebusiere,<br />

während diese ihre Waffen nachluden. Die taktische Ausrichtung der Truppen unterschied<br />

sich jedoch immer noch deutlich von der Taktik europäischer Kampfverbände. Da die<br />

Japaner beispielsweise niemals Speerkämpfer in 30 Reihen einsetzten, wurde diese Art der<br />

Massenschlacht nie ein wichtiger Teil der Samuraikriege – dafür sorgten die Samurai mit<br />

ihren tödlichen Katanas.<br />

“Auf trockenem, ebenem Grund suche dir eine leicht zugängliche Stellung mit<br />

ansteigendem Gelände zu deiner Rechten und hinter dir, so dass die Gefahr vor dir ist<br />

und die Sicherheit im Rücken.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

48<br />

Die Führung einer Armee war außerordentlich schwierig. Mit Flaggensignalen und<br />

Trommeln ließ ein General einfache Befehle an die Truppen übermitteln. Weit entfernte<br />

Einheiten erhielten ihre Befehle durch berittene Boten. Aus diesem Grund mussten die<br />

Kampfformationen unbedingt eingehalten werden, denn nur wenn jeder Mann in der<br />

Schlacht seinen festen Platz einnahm, konnte der General die einzelnen Truppenteile<br />

koordinieren.<br />

Feigheit vor dem Feind war ein Phänomen, mit dem sich die Generäle nur selten<br />

konfrontiert sahen. Wenn jemand desertierte und angesichts des Feindes die Flucht ergriff,<br />

dann nur ein Ashigaru. Aus diesem Grund setzte ein kluger General die Ashigaru niemals an<br />

Schlüsselpositionen ein. Außerdem stellte er sicher, dass hinter den Ashigaru weitere<br />

Truppenverbände aufrückten. Diese sollten die Moral der Ashigaru stärken und Deserteure<br />

töten.<br />

Ein Samurai hätte niemals freiwillig das Schlachtfeld verlassen – außer in einer völlig<br />

aussichtslosen Situation, in der sein Tod niemandem gedient hätte. Gelegentlich war diese<br />

engstirnige Tapferkeit jedoch problematisch: Nicht selten stürmten die Samurai – allen<br />

Befehlen zum Trotz – blind in die Reihen der Feinde. Aus der Sicht eines Strategen wäre die<br />

“Flucht” häufig eine sinnvolle taktische Variante gewesen – nicht aber für die Samurai. Ihr<br />

ungestümes (andererseits aber durchaus löbliches) Verhalten zerstörte so manchen wohl<br />

durchdachten Schlachtplan – in diesem Fall gefährdete der übergroße Enthusiasmus der<br />

Samurai den Sieg weit mehr, als die mangelnde Moral der einfachen Soldaten.<br />

Formationen<br />

“Der Ansturm eines siegreichen Heeres ist wie das Hereinbrechen aufgestauten<br />

Wassers in eine tiefe Schlucht. Soviel zur Taktik.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Die Zusammenstellung eines organisierten Heeres war die wichtigste Aufgabe eines<br />

Generals. Eine Armee, die in die Schlacht zog, musste aus der Marschordnung heraus<br />

bestimmte Standardformationen einnehmen können. Im Folgenden findet Ihr sechs wichtige<br />

Kampfformationen, die jede Armee beherrschen sollte.<br />

Die Formationen gingen auf alte chinesische Theorien der Kriegsführung zurück und hatten<br />

verschiedene gemeinsame Elemente. Der Taisho, also der General, stand stets im Zentrum<br />

seiner Armee, da er die Einheiten auf diese Weise optimal befehligen konnte. Die Kavallerie<br />

– gemeint sind ausschließlich Samurai – marschierte an den schwachen Punkten des<br />

gegnerischen Heeres auf. Gleichzeitig rückten Verbände aus Samurai und Ashigaru vor, um<br />

die Frontlinie des Feindes zu durchbrechen. Jeder General hielt außerdem ein gewisses<br />

Truppenkontingent als taktische Reserve zurück, das erst später in die Schlacht eingriff.<br />

49


Ganko — Diese flexible und kampfstarke Formation kann durch wenige<br />

Truppenbewegungen in eine defensive Stellung (Onryo) umgewandelt werden.<br />

Die Samurai-Einheiten zogen sich an einer Flanke zurück und bildeten somit<br />

eine zweite Linie.<br />

Gyorin — Hierbei handelt es sich um eine Keilformation, die in der Regel<br />

zahlenmäßig deutlich unterlegene Truppen einnahmen. Sie ist der Hoshi-<br />

Formation sehr ähnlich.<br />

Hoen — Diese “Schlüsselloch-Formation” galt in militärischen Kreisen als<br />

perfekte Antwort auf die Hoshi-Keilformation. Die feindlichen Truppen wurden<br />

eingekesselt und aufgerieben.<br />

Hoshi — Die keilförmige Hoshi-Formation gehörte zu den effektivsten<br />

Offensivformationen Japans. Sie eignet sich hervorragend, um eine Bresche in<br />

die feindliche Frontlinie zu schlagen.<br />

Kakuyoku — Auch hierbei handelt es sich um eine starke Formation, die der<br />

General an die jeweiligen Gegebenheiten anpasste. Die Kakuyoku-Forrmation<br />

war gleichzeitig Angriffs- und Defensivformation, da die Schlachtreihen relativ<br />

schnell die Hoshi-Formation einnehmen konnten, um anschließend den Feind zu<br />

attackieren.<br />

Koyaku — Die Vorhut dieser Formation hielt den Feind auf, bis die wahren<br />

Pläne der gegnerischen Armee offenkundig wurden. Anschließend nahm der<br />

Haupttross des Heeres eine der Situation angemessene Formation ein.<br />

Truppenteile<br />

“Die Kunst, eine Armee zu formen, liegt darin, Unordnung vorzutäuschen. Eine<br />

Streitkraft in Unordnung verwirrt feindliche Spione und erschwert es dem Gegner,<br />

eine Strategie zu entwerfen.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Alle im Folgenden beschriebenen Einheiten stehen Euch in Shogun: Total War zur Verfügung.<br />

Sie werden in den Festungen oder Schlössern der verschiedenen Daimyo ausgebildet. Für<br />

einige Einheiten ist die Modernisierung des Schlosses mit speziellen Waffenschmieden oder<br />

der Bau eines Dojo (einer Ausbildungsstätte) erforderlich.<br />

Natürlich könnt Ihr nur dann eine Einheit ausbilden, wenn Ihr über die erforderliche Menge<br />

an Koku verfügt. Einige Einheiten erscheinen auf den ersten Blick “billig”. Dabei dürft Ihr<br />

jedoch nicht vergessen, dass ein Koku einem Scheffel Reis entspricht, von dem sich ein<br />

Mann ein Jahr lang ernähren kann. Ein Daimyo, der eine Einheit der Berittenen<br />

Bogenschützen ausbilden lässt, muss also vergleichsweise wohlhabend sein und prall gefüllte<br />

Lagerhäuser besitzen. Allerdings gründete sich der Reichtum der verschiedenen Daimyo<br />

nicht unbedingt auf den Abgaben ihrer Bauern. Während die Takeda ihren Reichtum einer<br />

Goldmine verdankten, unterhielten andere Clans intensive Handelsbeziehungen mit dem<br />

chinesischen Festland, um ihre Schatzkammern zu füllen. In jedem Fall ist der Koku in<br />

Shogun: Total War - Gold Edition ein sicherer Hinweis auf den Reichtum eines Daimyo.<br />

50<br />

Eine Armee besteht aus unterschiedlichen Truppenteilen mit individuellen Stärken und<br />

Schwächen. Ein fähiger General nutzt die Stärken aller Truppenteile, ohne dabei jedoch<br />

deren Schwächen zu vergessen. Nur wenn es ihm gelingt, die Schwachstellen in seinem<br />

Heer zu kompensieren, kann er ein schlagkräftiges Heer aufbauen.<br />

“Der fähige General befiehlt keine zweite Aushebung, und seine Vorratswagen werden<br />

nicht mehr als zweimal beladen.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Die optimale Zusammensetzung einer Armee ist stark von den Vorlieben des<br />

verantwortlichen Daimyo abhängig. Die Takeda vertrauten beispielsweise sehr stark auf ihre<br />

Kavallerie, da sie jede Schlacht (meist erfolgreich) mit einem Vorstoß der Kavallerie<br />

eröffneten. Auf diese Weise konnten die Generäle der Takeda den Feind häufig schockieren<br />

und demoralisieren, bevor die Schlacht richtig begonnen hatte. Die Weichen waren also auf<br />

Sieg gestellt. Wie Ihr Eure Armeen, die Ihr in Shogun: Total War und in Shogun: Total War -<br />

Gold Edition befehligt, zusammensetzt, hängt von Eurer Kriegstaktik, vom jeweiligen Gegner<br />

und von Eurem Einkommen ab.<br />

Ein guter Taisho achtet stets darauf, die Verluste in den eigenen Reihen so gering wie<br />

möglich zu halten, zumal ein Pyrrhussieg auch die eigene Kampfkraft schwächt. Da alle<br />

Kämpfer in Shogun: Total War in jedem Kampf an Erfahrung gewinnen, ist es außerordentlich<br />

wichtig, die eigenen Verluste zu minimieren. Schließlich verliert eine Armee mit jedem<br />

Soldaten auch an Effektivität und Kampferfahrung – auf diese Weise verbaut Ihr Euch<br />

langfristig den Sieg.<br />

“Die von guten Kämpfern entwickelte Energie ist wie der Schwung eines runden Steins<br />

oder Baumstamms, der einen tausend Fuß hohen Berg hinabrollt. Soviel zur Energie.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Wenn Ihr nun die verschiedenen Einheiten betrachtet, denkt daran, dass die Samurai der<br />

lebende Beweis für ein einfaches militärisches Prinzip waren: Waffen sind nutzlos, wenn sie<br />

nicht geschickt geführt werden; die Männer, die sie tragen, sind wichtiger als die Waffen<br />

selbst. Es muss wohl nicht erwähnt werden, dass ein Samurai-Verband (mit jeder Waffe)<br />

deutlich effektiver kämpft, als eine Horde Ashigaru. Trotzdem sind auch die (deutlich<br />

billigeren) Ashigaru eine wichtige Stütze Eures Heeres.<br />

51


Leichte Samurai<br />

Die Leichten Samurai gehören in Shogun Total War zu den wichtigsten<br />

Einheiten, da Ihr für ihre Ausbildung wenig Zeit und Geld benötigt. Wie<br />

alle Samurai haben auch die Leichten Samurai eine außerordentlich starke<br />

Moral und sollten aufgrund ihrer exzellenten Ausbildung in keiner Armee<br />

fehlen. Leichte Samurai sind mit Bögen und Schwertern bewaffnet.<br />

Nachdem sie eine tödliche Salve von Pfeilen auf die gegnerischen Reihen<br />

abgefeuert haben, rücken Sie vor und stürzen sich – wenn nötig – in den<br />

Kampf Mann gegen Mann. Die Ausrüstung und der Harnisch der Leichten<br />

Samurai sind von hervorragender Qualität. Dank ihrer außergewöhnlichen Moral zählen sie<br />

zu den wichtigsten Einheiten eines Daimyo.<br />

Aufgrund ihrer Kampfkraft sollten die Leichten Samurai in keiner Armee fehlen.<br />

“Nahe am Ziel zu sein, während der Feind noch weit entfernt ist; gelassen zu warten,<br />

während der Feind sich müht; gut genährt zu sein, während der Feind hungert – dies<br />

ist die Kunst, die eigenen Kräfte einzuteilen.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Naginata-Samurai<br />

Die Naginata eines Samurai gehört zu den tödlichsten Waffen auf den<br />

Schlachtfeldern Japans. Sie ist zwar kürzer als der Yari, dafür aber<br />

“handlicher”. Trotzdem hat ein Naginata-Samurai eine größere<br />

Reichweite als ein normaler Schwertkämpfer. Ein einziger Hieb mit<br />

dieser schrecklichen Waffe kann einen herangaloppierenden Reiter<br />

enthaupten, oder dessen Pferd töten!<br />

Naginata-Samurai tragen häufig eine schwerere Rüstung und sind daher<br />

etwas langsamer als andere Einheiten. Allerdings erhalten sie durch die Rüstung<br />

verschiedene Verteidigungsboni.<br />

Yari-Samurai<br />

Der Yari, ein langer Speer mit einer beidseitig geschliffenen Klinge, war<br />

ursprünglich lediglich eine stabilere Variante der Lanze der berittenen<br />

Samurai. Erst später setzten ihn die Daimyo auch als eigenständige Waffe<br />

ein. Auch im Kampf Mann gegen Mann sind die Yari-Samurai<br />

außerordentlich gefährliche Gegner – allerdings nur, solange sie in<br />

Formation kämpfen.<br />

Yari-Samurai eignen sich hervorragend für den Kampf gegen berittene Einheiten, da es selbst<br />

mit einem perfekt ausgebildeten Schlachtross kaum möglich ist, eine Barriere aus<br />

Speerspitzen zu durchbrechen. Aus diesem Grund ist der Yari eine perfekte Defensivwaffe.<br />

Idealerweise wird der heranstürmende Feind von den Speerspitzen durchbohrt, bevor er<br />

einen einzigen Schwerthieb anbringen kann.<br />

52<br />

No-Dachi-Samurai<br />

Jeder Samurai trug als Zeichen seines Standes zwei Schwerter. Die No-<br />

Dachi-Samurai kämpften mit dem No-Dachi, einem mit beiden Händen<br />

geführten Schwert, mit dem ein geschickter Samurai beinahe jeden Gegner<br />

töten konnte. No-Dachi-Samurai sind sehr effektiv, wenn es gilt, feindliche<br />

Linien zu durchbrechen.<br />

Außerdem eignen sie sich hervorragend im Kampf gegen Einheiten mit<br />

geringer Moral, denn auch der tapferste Kämpfer erblasst beim Anblick<br />

eines heranstürmenden No-Dachi-Samurai! Ein weiser General denkt bei aller Stärke der<br />

No-Dachi-Samurai jedoch stets an ihre schwache Verteidigung.<br />

Kriegermönche<br />

Die Sohei sind fanatische Buddhisten, die als Samurai in verschiedenen<br />

Kriegen eine wichtige Rolle spielten. Unzählige Klöster bildeten diese<br />

tapferen und fanatischen Krieger aus, die den Tod auf dem Schlachtfeld<br />

nicht als Niederlage oder Schmach, sondern als Tor zum Paradies<br />

empfanden.<br />

Die kampfstarken Sohei werden stets von ihrem unerschütterlichen<br />

Glauben angetrieben. Das Feldzeichen der Sohei ist ein “tragbarer<br />

Schrein”, der andere buddhistische Einheiten davon abhält, die Mönche zu attackieren, um<br />

kein Sakrileg zu begehen. Christliche Samurai (die nach der Ankunft der Portugiesen im Jahr<br />

1542 und die anschließende Bekehrung durch die Jesuiten auftreten) lassen sich von diesem<br />

Schrein allerdings nicht beeindrucken.<br />

Berittene Bogenschützen<br />

Die mit Schwertern und Bögen bewaffneten, außerordentlich wendigen,<br />

Berittenen Bogenschützen sind perfekt für den Nahkampf geeignet.<br />

Nachdem diese furchtlosen berittenen Samurai den Gegner mit einem<br />

Pfeilhagel geschwächt haben, stürzen sie sich mit gezogenem Schwert<br />

selbst in das Schlachtgeschehen.<br />

Für einen perfekt organisierten Truppenverband sind die Berittenen<br />

Bogenschützen allerdings keine ernste Bedrohung; für eine ungeordnete<br />

Truppe können sie jedoch tödlich sein. Ein kluger General befiehlt den Berittenen<br />

Bogenschützen, in die ungeschützten Flanken des Feindes einzufallen oder demoralisierte<br />

Truppen auszuschalten.<br />

Wie alle Kavallerieeinheiten müssen auch Berittene Bogenschützen im Kampf gegen<br />

Arkebusiere umsichtig und weise eingesetzt werden.<br />

“Schlage zu, wo es der Feind nicht erwartet, und während er unentschlossen ist, nutze<br />

deinen Vorteil und vernichte ihn.”<br />

— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Feuers<br />

53


Schwere Kavallerie<br />

Diese schwer bewaffneten Samurai sind die Elite des Schlachtfeldes. Dank<br />

ihrer Geschwindigkeit, ihres Gewichtes und ihrer Kampkraft eignen sie sich<br />

hervorragend als Stoßtruppen gegen beinahe jeden Gegner. Die Schwere<br />

Kavallerie zeigt lediglich gegen Yari-Einheiten (die sie mit ihren langen<br />

Speeren auf Distanz halten) und gegen Akebusiere Schwächen. Im<br />

Nahkampf fügen die Reiter jedoch jedem Feind schwere Wunden zu. Auch<br />

in der Verteidigung sind diese Samurai verlässliche Diener.<br />

Fast alle Clans verstärkten ihre Heere mit Verbänden der Schweren Kavallerie. Vor allem<br />

die Takeda fügten ihren Gegnern am Anfang jeder Schlacht zunächst einen schweren Schlag<br />

durch die Schwere Kavallerie zu.<br />

Yari-Kavallerie<br />

Die Yari-Kavallerie hat dank ihrer Speere eine deutlich größere Reichweite<br />

als die Schwere Kavallerie. Aus der Lanze der berittenen Samurai<br />

entwickelte sich später der Yari der Infanterieeinheiten. Da die Lanzen der<br />

Yari-Kavallerie kürzer und leichter sind als die Speere der Fußsoldaten und<br />

der Ashigaru, haben sie gegen Yari-Einheiten einen gewissen Nachteil.<br />

Trotzdem ist die Yari-Kavallerie außerordentlich kampfstark. Allerdings fehlt<br />

den Reitern der Verteidigungsbonus der Schweren Kavallerie. Im Kampf<br />

gegen Arkebusiere ist jedoch Vorsicht geboten. Durch einen schlecht geplanten Angriff<br />

verliert ein General seine Kavallerie, noch bevor diese den Feind selbst attackieren kann.<br />

Yari-Ashigaru<br />

Am Anfang von Shogun: Total War erhalten die meisten Clans einen<br />

“kostenlosen” Yari-Ashigaru als erste Einheit.<br />

Der Yari, ein Langspeer, war die typische Waffe der Ashigaru. Einem<br />

einfachen Bauern beizubringen, in welche Richtung er den Speer halten<br />

musste, nahm schließlich deutlich weniger Zeit in Anspruch, als die<br />

mühsame Ausbildung am Schwert.<br />

Yari-Ashigaru unterscheiden sich deutlich von ähnlich ausgerüsteten<br />

Samurai. Diese genießen eine wesentlich bessere Ausbildung, haben eine stärkere Moral und<br />

eine hochwertigere Ausrüstung. Andererseits sind die Ashigaru preiswerte Soldaten, die in<br />

sehr großer Zahl in relativ kurzer Zeit ausgebildet werden können. Aus eben diesem Grund<br />

gibt es in jeder Armee große Ashigaru-Kontingente.<br />

Nach europäischem Vorbild setzten die Daimyo ihre Yari-Truppen als “Speerwall” ein. Auf<br />

diese Weise gaben die Soldaten den Arkebusieren Deckung, während diese ihre Flinten<br />

nachluden.<br />

54<br />

Arkebusen-Ashigaru<br />

Als die Portugiesen im Jahr 1542 die Arkebuse nach Japan brachten,<br />

änderte sich die Organisation und die Bewaffnung der Armeen Japans<br />

nachhaltig. Trotz der relativ geringen Reichweite und der langen Ladezeiten<br />

war die Arkebuse – überlegt eingesetzt – eine verheerende Waffe, die den<br />

traditionellen Bogen schon bald verdrängen sollte.<br />

Die außerordentlich schweren Arkebusen konnten anfangs nur mit Hilfe<br />

eines Stativs abgefeuert werden. Daher war es zum einen sehr mühselig,<br />

die Waffe zu transportieren und in Stellung zu bringen, zum anderen hatten mit Arkebusen<br />

bewaffnete Ashigaru im Nahkampf keine Chance gegen traditionelle Einheiten. Ein Schuss<br />

aus einer Arkebuse konnte dem heranstürmenden Feind schwere Verletzungen zufügen.<br />

Kam der Gegner jedoch nahe genug an den Schützen heran, war ihm dieser schutzlos<br />

ausgeliefert.<br />

Da für die Ausbildung von Arkebusieren eine Handelsstation erforderlich ist, könnt Ihr Eure<br />

Truppen erst nach der Ankunft europäischer Händler mit Arkebusen ausrüsten: Die<br />

Portugiesen erreichten Japan im Jahr 1542, die Niederländer folgten 1561. Die europäischen<br />

Kaufleute fanden in den Kriegsherren des Landes unzählige Käufer der neuen Wunderwaffe.<br />

Da die europäischen Waffenschmiede jedoch eine lange und beschwerliche Seereise von<br />

Japan entfernt waren, begannen auch die einheimischen Handwerker – anfangs relativ<br />

erfolglos – mit der Herstellung von Arkebusen. Dies ist einer der Gründe für die langwierige<br />

Ausbildung eines Arkebusiers: Es ist kein Problem, einem Ashigaru die Funktionsweise<br />

dieser Waffe zu erklären. Der Nachschub an guten Arkebusen, Pulver und Kugeln ist jedoch<br />

begrenzt!<br />

Musketier-Ashigaru<br />

Durch die Verbesserung der Waffentechnik und der taktischen<br />

Möglichkeiten der Arkebusiere während der Sengoku-Periode – also auch<br />

in Shogun: Total War – könnt Ihr ab einem gewissen Zeitpunkt auch<br />

Musketiere ausbilden. Die Musketen dieser Truppen haben eine etwas<br />

größere Reichweite und eine höhere Schussfrequenz. Der wichtigste<br />

Vorteil der neuen Musketen ist jedoch ihr geringes Gewicht. Dadurch kann<br />

auch ein einzelner Ashigaru die Waffe effektiv einsetzen.<br />

Hinweis: In den Feldzügen von Shogun: Total War - Gold Edition stehen keine reinen<br />

Arkebusier-Einheiten für die Zeit der Invasion durch die Mongolen zur Verfügung.<br />

Der Begriff “Musketier” ist eigentlich nicht richtig, da die Ashigaru nicht mit Musketen,<br />

sondern mit leichten Arkebusen ausgerüstet sind. Die Bezeichnung “Arkebusen-Ashigaru mit<br />

einer leichteren aber effektiveren Waffe” ist jedoch etwas umständlich!<br />

55


NAGINATA-KAVALLERIE<br />

Diese Form der Kavallerie entstand, als die berittenen Samurai<br />

zunehmend mit Speeren kämpften. Die Naginata, eine<br />

Schwertlanze, vereint die Vorteile eines Schwertes und eines<br />

Speers.<br />

Naginata-Kavalleristen können ausschließlich in Provinzen mit<br />

einem berühmten Reiter-Dojo und einem Speer-Dojo ausgebildet<br />

werden.<br />

KENSAI<br />

Kensai ist das japanische Wort für “Schwertheilige”. Einer dieser<br />

Kensai (und gleichzeitig einer der größten Schwertkämpfer aller<br />

Zeiten) war Miyamoto Musashi. Nicht selten kämpften die Kensai<br />

gegen eine feindliche Übermacht, ohne dabei selbst verletzt zu<br />

werden. Nur wenige Länder haben jemals derart perfekte Schwertkämpfer<br />

hervorgebracht. Nicht einmal die größten Schwertmeister<br />

Europas waren einem Kensai auch nur ansatzweise gewachsen.<br />

Kensai können ausschließlich in legendären Schwert-Dojos<br />

ausgebildet werden. Sie ziehen stets als Einzelkämpfer in die Schlacht. Aber lasst Euch nicht<br />

täuschen … diese Männer sind absolut tödlich!<br />

NINJA-ASSASSINEN<br />

Im Gegensatz zu anderen Ninja (traditionell Meuchelmörder)<br />

können Ninja-Assassinen wie normale Einheiten auf dem<br />

Schlachtfeld eingesetzt werden.<br />

Dank ihrer perfekten Tarnung sind sie in der Lage, feindliche<br />

Stellungen zu umgehen. Sie werden erst entdeckt, wenn sie<br />

angreifen.<br />

ASHIGARU-ARMBRUSTSCHÜTZEN<br />

Die Ashigaru-Armbrustschützen werden im Abschnitt Die Mongolen<br />

beschrieben, da sie nur in der Zeit der Mongolenkriege eine Rolle<br />

spielten. Voraussetzung für die Ausbildung von Armbrustschützen ist<br />

ein Bogen-Dojo.<br />

EINHEITEN DER <strong>MONGOL</strong>EN<br />

Die verschiedenen Einheiten der Mongolen werden im Abschnitt Die Mongolen<br />

beschrieben, da sie nur in der Zeit der Mongolenkriege eine Rolle spielten.<br />

Alle mongolischen Einheiten setzen vom chinesischen Festland nach Japan über. Da die<br />

Mongolen in Japan selbst keine Truppen ausbilden, sind für die Aushebung mongolischer<br />

Soldaten keine Einrichtungen erforderlich.<br />

56<br />

Kampf um Schlösser und<br />

Festungen<br />

Schlösser waren in der Kriegsgeschichte Japans stets von größter Bedeutung. Aus diesem<br />

Grund müsst Ihr auch in Shogun: Total War – Gold Edition verschiedene Schlösser und<br />

Festungen erobern oder verteidigen.<br />

In Shogun: Total War dauert – dank des strategischen Spielsystems – keine Belagerung lange.<br />

Wenn Eure Truppen eine Provinz mit einem Schloss belagern, müsst Ihr zunächst die<br />

Garnison der Provinz in die Knie zwingen. Allerdings fällt dadurch nicht automatisch die<br />

ganze Provinz in Eure Hände.<br />

Die besiegten Verteidiger ziehen sich auf ihre Festung zurück und verteidigen entschlossen<br />

und tapfer ihre Heimat. In dieser Zeit fließen aus der umkämpften Provinz keine Steuern in<br />

die Schatzkammern der Kriegsparteien. Zu allem Überfluss kann der Verteidiger darüber<br />

hinaus keine neuen Truppen ausheben.<br />

Solange sich in einer Provinz ein Offensivheer aufhält, gilt das Schloss als belagert. Als<br />

Daimyo Eures Clans müsst Ihr Euch keine Sorgen über die Details der Belagerung machen.<br />

Während einer Belagerung erleiden die Verteidiger einer Festung hohe Verluste. Die<br />

Belagerung ist also eine langwierige, aber erfolgreiche Methode, ein Schloss einzunehmen.<br />

Natürlich könnt Ihr Schlüsseleinheiten des Gegners ermorden lassen, um so eine offene<br />

Schlacht zu provozieren. Wenn die Zeit drängt, solltet Ihr auf eine Belagerung verzichten<br />

und andere Strategien in Erwägung ziehen.<br />

Auf den ersten Blick haben die Verteidiger nur die Möglichkeit, in einer Festung<br />

auszuharren, bis sie verhungern oder die Festung eingenommen wird. Das ist allerdings nur<br />

die halbe Wahrheit: Ihr könnt beispielsweise warten, bis der Feind aufgibt. Natürlich ist es<br />

gut möglich, dass Ihr die unvermeidliche Niederlage dadurch nur hinauszögert. Wagt Ihr<br />

einen Ausbruch aus Eurem Schloss, ist dieses verloren, wenn Eure Männer dem Feind auf<br />

dem Schlachtfeld unterliegen. Wenn Ihr Eure Verbündeten zu Hilfe ruft, könnt Ihr die<br />

feindlichen Truppen mit einem Entsatzheer angreifen, um so Eure Festung zu retten.<br />

Nach der Eroberung einer Festung ist diese meist stark beschädigt. In diesem Fall<br />

funktionieren möglicherweise verschiedene Verbesserungen des Schlosses erst, nachdem Ihr<br />

das Schloss repariert habt.<br />

Mit einem Schloss könnt Ihr den Vormarsch Eurer Feinde also vergleichsweise lange<br />

aufhalten. Außerdem werden in Festungen neue Einheiten ausgebildet.<br />

Historische Schlösser<br />

Die Schlösser im historischen Japan wurden meist als schwer einzunehmende Trutzburgen in<br />

unzugänglichem Gelände errichtet. Anfangs baute man Festungen aus Holz mit wenigen<br />

Steinverstärkungen. Oft ließen die Kriegsherren sogar die Gipfel von Hügeln und Bergen<br />

befestigen oder nutzen den Schutz eines nahe gelegenen Waldes.<br />

Anders als in Europa hatten die Verteidiger in einem Punkt jedoch Glück: Die<br />

Belagerungsmethoden der japanischen Heere waren durchschaubar und brachial.<br />

Üblicherweise umstellten die Angreifer die Festung und versuchten, diese mit Pfeilen in<br />

Brand zu schießen. Gelegentlich schossen außerdem die Infanteristen ungezielt über die<br />

Mauer oder das Tor des belagerten Schlosses. Die Verteidiger ihrerseits hofften, dass die<br />

57


Angreifer eines Tages aufgeben oder die Soldaten desertierten würden. In der Regel<br />

warteten die Verteidiger jedoch nicht untätig ab, sondern gingen selbst zum Angriff über. In<br />

der japanischen Geschichte finden wir viele Beispiele von Samurai, die eine sichere Festung<br />

verließen, um dem Feind im Kampf gegenüberzutreten.<br />

Bis zur Sengoku-Periode wurden Schlösser nach demselben Prinzip gebaut. Dadurch hatten<br />

sich auch die Belagerungstaktiken im Laufe der Jahrhunderte nur unwesentlich verändert –<br />

schließlich gab es keinen Grund, erfolgreiche Strategien zu ändern. Vor der Sengoku-Periode<br />

baute man – aus gutem Grund (immerhin war Japan schon immer erdbebengefährdet) – fast<br />

ausschließlich Holzburgen. Nur selten wurden die Holzfestungen auf Steinfundamenten<br />

errichtet.<br />

Wichtigster Aspekt beim Bau, der Verteidigung und der Belagerung eines Schlosses blieb die<br />

Reichweite der Brandpfeile. Die Fähigkeit, ein Schloss niederzubrennen, war von<br />

entscheidender Bedeutung. Außerdem galt es, die Verteidiger von den Schwachstellen der<br />

eigenen Armee fernzuhalten. All dies änderte sich jedoch mit der Einführung von<br />

Feuerwaffen. Plötzlich musste beim Bau einer Festung auch der Einsatz von Gewehren und<br />

Belagerungsgeschossen berücksichtigt werden.<br />

Eines änderte sich jedoch auch in der Sengoku-Periode nicht ... die Bereitschaft der<br />

Verteidiger, den Angreifern im offenen Feld entgegenzutreten. Bedenkt man den Einfluss des<br />

Bushido auf die Samurai, wird klar, warum die Krieger nicht in ihren Festungen ausharrten,<br />

sondern mutig in den Kampf stürmten!<br />

Im Laufe der Sengoku-Periode entstanden riesige Schlösser. Toyotomi Hideyoshis gewaltige<br />

Trutzburg in Osaka war allen anderen Festungen der damaligen Zeit überlegen. Sogar der<br />

nahe gelegene Fluss war ein Teil der Befestigungsanlagen. Die äußeren Festungsmauern<br />

waren über 18 Kilometer lang. Hatten die Angreifer die erste Mauer erstürmt, mussten sie<br />

erkennen, dass sie noch unzählige weitere Mauern von ihrem Ziel, der Festung, trennten.<br />

Artillerie<br />

In den Augen eines europäischen Feldherrn des 16. oder 17. Jahrhunderts fehlt dem<br />

japanischen Heer dieser Zeit eine wichtige Komponente: Die Feldartillerie. Da<br />

Handfeuerwaffen in Europa sehr teuer und schwer zu bedienen waren, setzten die Armeen<br />

Europas die Artillerie lange vor der Handfeuerwaffe ein.<br />

In Japan hingegen war es genau umgekehrt. Aufgrund eines kaiserlichen Ediktes gegen die<br />

Verwendung von Transportmitteln mit Rädern, gingen alle Japaner zu Fuß, ritten oder ließen<br />

sich in Sänften befördern.<br />

Ohne ein Fuhrwerk war es jedoch völlig unmöglich – und vor allem unpraktisch – schwere<br />

Feldgeschütze zu bewegen. Stellt Euch vor, Ihr müsst ein Fuhrwerk über eine nasse Wiese<br />

schieben, während Euch zum einen 100 Feinde attackieren und Ihr zum anderen darauf<br />

achten sollt, dass Eure wertvolle Fracht nicht feucht wird ... ein schier unmögliches<br />

Unterfangen.<br />

Aus diesem Grund setzten die Daimyo Arkebusen und Musketen zwar begeistert ein,<br />

ignorierten die Artillerie jedoch als eigenständige Waffengattung. Es gab zwar einige große<br />

Geschütze, die allerdings niemals auf offenem Feld eingesetzt wurden. Da die Artillerie bei<br />

der japanischen Kriegsführung dieser Zeit kaum eine Rolle spielte, steht sie in Shogun: Total<br />

War nicht zur Verfügung.<br />

Hinweis: In den Szenarien zur Invasion durch die Mongolen steht Euch Schießpulver zur<br />

Verfügung! Wenn Ihr wollt, könnt Ihr sogar die gefürchteten Koreanischen Scharmützler auf<br />

Eure Gegner hetzen!<br />

58<br />

Flotte<br />

Es ist eine Tatsache, dass die Samurai Seegefechte nicht schätzten, da sie selbst keine guten<br />

Seeleute waren. Ein Daimyo mit Ambitionen auf das Amt des Shoguns verließ sich daher nie<br />

auf eine Flotte, sondern auf seine Samurai.<br />

Die wenigen japanischen Schlachtschiffe spielten während der Sengoku-Periode keine<br />

entscheidende Rolle. Aus diesem Grund stehen Euch in Shogun: Total War keine<br />

Seestreitkräfte zur Verfügung. Die Werften in den Küstenregionen benötigt Ihr lediglich für<br />

den Handel mit dem chinesischen Festland.<br />

Strategische Einheiten<br />

Die im Folgenden beschriebenen Einheiten spielen vor allem eine taktische Rolle. Mit<br />

Ausnahme des Taisho, des Generals, erscheinen sie nicht auf dem Schlachtfeld. Ihre<br />

einzigartigen Fähigkeiten sollte ein weiser Daimyo jedoch in vollem Umfang nutzen. Aber<br />

lest selbst!<br />

Taisho<br />

Der Taisho wird unter den fähigsten Samurai<br />

gewählt und befehligt einen Teil des Heeres<br />

oder die gesamte Streitmacht eines Clans. Er<br />

erscheint auf der strategischen Karte Japans an<br />

der Stelle, an der sich seine Armee aufhält und<br />

ist auf jedem Schlachtfeld anwesend, auf dem<br />

Einheiten unter seinem Befehl kämpfen. Der<br />

Taisho wird stets von einigen Leibwächtern<br />

(den Hatamoto) abgeschirmt. Als General hat<br />

er einen starken Einfluss auf die ihm<br />

unterstellten Einheiten. Eine Armee unter<br />

einem erfahrenen Taisho mit einem starken<br />

Ehrgefühl erhält daher einen Moralbonus.<br />

Generäle können auf dem Schlachtfeld fallen und sind häufig das Ziel von Mordanschlägen<br />

durch feindliche Ninja. Da ein Taisho sehr wichtig für Euer Heer ist, solltet Ihr stets für<br />

seinen Schutz sorgen.<br />

59


Unterhändler<br />

Unterhändler sind Samurai, die Ihr aufgrund<br />

ihrer absoluten Loyalität auswählt und zu<br />

Botschaftern Eures Hauses ausbildet. Sie<br />

verfügen über ein außergewöhnliches<br />

diplomatisches Geschick und treten einem<br />

feindlichen Daimyo stets mit Respekt und<br />

Ehrerbietung gegenüber. Ein Unterhändler<br />

gewinnt mit jeder erfolgreichen Mission an<br />

Erfahrung. Dadurch steigen zum einen seine<br />

Erfolgsaussichten bei zukünftigen<br />

Verhandlungen, zum anderen ist er besser<br />

gegen Mordanschläge feindlicher Ninja<br />

gewappnet.<br />

Schickt Ihr einen Unterhändler zu einem feindlichen Daimyo, besteht immer die Gefahr,<br />

dass seine Mission scheitert und Euch der Daimyo als Antwort auf Euer Angebot den Kopf<br />

des Unterhändlers schickt. In diesem Fall könnt Ihr davon ausgehen, dass die Antwort des<br />

feindlichen Daimyo “Nein” lautet.<br />

Ninja<br />

Ninja sind perfekte Spione und Mörder. Nur ein<br />

törichter Daimyo verzichtet im Kampf gegen<br />

seine Rivalen auf die Unterstützung eines Ninja<br />

– und sei es nur, um Informationen zu<br />

sammeln. Ein Ninja tötet auf Befehl alle lästigen<br />

Widersacher: Unterhändler, Generäle, ja sogar<br />

einen feindlichen Daimyo. Je erfahrener sein<br />

Ziel ist, desto geringer sind jedoch seine<br />

Erfolgsaussichten. Meister- und legendäre Ninja<br />

leisten nach unzähligen erfolgreichen Missionen<br />

auch bei Belagerungen wichtige Dienste, da sie<br />

unerkannt in eine Festung eindringen und<br />

Euren Truppen die Tore öffnen können!<br />

Mit jeder erfolgreichen Mission steigt die Erfahrung eines Ninja. Dadurch nimmt natürlich<br />

auch seine Gefährlichkeit zu – es sei denn, er wird von Euren Gegnern entdeckt und<br />

hingerichtet!<br />

60<br />

Shinobi<br />

Shinobi sind Spione, die im Reich Eurer Feinde<br />

Informationen sammeln und dort Unruhe<br />

stiften. Als Daimyo erhaltet Ihr in Shogun: Total<br />

War – Gold Edition nur dann Informationen<br />

über ein bestimmtes Gebiet, wenn Ihr einen<br />

Shinobi ausgesandt habt. Dieser informiert<br />

Euch über den Wert und die Besonderheiten<br />

einer Provinz sowie über deren militärische<br />

Situation.<br />

Außerdem kann ein Shinobi die Loyalität der<br />

Bevölkerung schwächen und Aufstände<br />

provozieren. Nach einer Revolte unterwerfen<br />

sich die Bewohner einer Provinz allerdings<br />

nicht automatisch einem neuen Herrn, sondern erklären ihre Unabhängigkeit und heben ein<br />

eigenes Heer aus Bauern und Ronin aus.<br />

Setzt Ihr die Shinobi auf Eurem eigenen Territorium ein, organisieren sie eine effektive<br />

Spionageabwehr und schalten feindliche Agenten aus. Dadurch verhindert Ihr, dass feindliche<br />

Shinobi Eure Untertanen aufhetzen. Schließlich sind endlose Rebellionen für den<br />

Fortbestand Eures Reiches ebenso gefährlich wie ein feindliches Heer.<br />

Legendäre Geisha<br />

Die Legendäre Geisha ist eine hervorragende<br />

Diplomatin, gleichzeitig jedoch eine perfekte<br />

Spionin und Mörderin. Schickt Ihr sie als<br />

Unterhändlerin zu einem feindlichen Daimyo,<br />

sammelt sie in dessen Schloss – wie ein Ninja-<br />

Spion – wichtige Informationen. Das perfide an<br />

dieser Situation ist, dass Euer Opfer genau<br />

weiß, dass die Geisha nichts Gutes plant. Er<br />

kann ihrem Treiben jedoch nur ein Ende<br />

setzen, indem er sie von einem Ninja töten<br />

lässt!<br />

Vergesst nicht, dass eine Geisha keine<br />

Prostituierte oder Konkubine, sondern eine gebildete Begleiterin und Unterhalterin ist –<br />

wer könnte also besser geheime Informationen sammeln …<br />

61


Jesuit<br />

Ihr könnt Jesuiten als Unterhändler einsetzen,<br />

die als Diplomaten vor allem mit christlichen<br />

Herrschern außerordentlich gute<br />

Verhandlungsergebnisse erzielen. Unabhängig<br />

vom Ausgang seiner Mission wird ein Jesuit von<br />

einem christlichen Daimyo niemals enthauptet.<br />

Ein buddhistischer Daimyo hingegen hat keinen<br />

Grund, der christlichen Kirche oder einem<br />

ihrer Repräsentanten Respekt zu zollen!<br />

62<br />

3: Das Land der Daimyo<br />

“Das Terrain wird nach der Größe, der Zugänglichkeit und der Sicherheit bewertet.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Landbesitz und der auf den Feldern angebaute Reis waren im feudalen Japan stets eine<br />

wichtige Grundlage für Reichtum und Ansehen. Wenn man bedenkt, dass im<br />

mittelalterlichen Japan mehr Menschen lebten, als in ganz Europa, wird die Bedeutung des<br />

Grundbesitzes noch deutlicher.<br />

Das Land selbst besteht aus den vier<br />

Hauptinseln Hokkaido (Im Norden), Honshu<br />

(der größten Insel), Shikoku und Kyushu.<br />

Hokkaido steht in Shogun Total War nicht als<br />

Kriegsschauplatz zur Verfügung, da die<br />

Herrschaft über diese Insel während der<br />

Sengoku-Periode weder eine strategische, noch<br />

eine taktische Bedeutung hatte. Hokkaido galt<br />

im Mittelalter eher als rückständige<br />

Barbareninsel, auf der lediglich die Ainu, die<br />

Ureinwohner Japans, lebten. Damals wie heute<br />

war Honshu die wichtigste Insel des Landes.<br />

Die Kontrolle über die Honshu-Provinzen<br />

sicherte den Tokugawa die Herrschaft über Japan. Es wäre allerdings falsch, Shikoku und<br />

Kyushu als unwichtig zu bezeichnen, da beide Inseln immer wieder mächtige Daimyo<br />

hervorbrachten. Dank der Inlandsee, die diese Inseln voneinander trennte, hatten die<br />

Daimyo die Möglichkeit, gewaltige Armeen aufzubauen.<br />

“Die siegreiche Armee sucht nur dann den Kampf, wenn der Sieg bereits errungen ist.<br />

Ein Heer, das zum Untergang verdammt ist, kämpft zuerst und sucht dann den Sieg.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Aufgrund der Entfernung zum asiatischen Festland war es für fremde Armeen<br />

vergleichsweise schwierig, in Japan einzufallen – wie die Mongolen am eigenen Leib<br />

erfuhren. Durch diesen Umstand konnten sich die Daimyo gegenseitig bekämpfen, ohne<br />

eine Landung der Chinesen oder Mongolen befürchten zu müssen. Die Sengoku-Periode<br />

hätte sich also vermutlich nicht in dieser Form abgespielt, wenn die Bedrohung durch<br />

fremde Mächte größer gewesen wäre. Man denke nur an das Griechenland der Antike, das<br />

trotz der ständigen Bedrohung durch die Perser wuchs und gedieh.<br />

63


Provinzen & Verbesserungen<br />

In Shogun: Total War unterscheiden sich die einzelnen Provinzen des Landes kaum<br />

voneinander. Den Wert einer Provinz macht in erster Linie das Geld (gemessen in Koku)<br />

aus, das der herrschende Daimyo jährlich erwirtschaftet. Weitere Faktoren sind die<br />

strategische Position einer Provinz sowie das Prestige, das mit der Herrschaft über eine<br />

Provinz verbunden ist. Die Lage einer Provinz spielt hingegen keine entscheidende Rolle.<br />

Obwohl der Daimyo den Steuersatz in seinem Reich selbst bestimmen kann, sind die<br />

Steuereinnahmen in reichen und fortschrittlichen Provinzen natürlich am höchsten.<br />

Gleichzeitig darf die Steuerlast jedoch nicht zu hoch sein. Ein Daimyo, der seine Untertanen<br />

allzu gierig ausbeutet, um seine Soldaten zu entlohnen, oder um neue Festungen zu<br />

errichten, riskiert eine Rebellion. Vor allem die bäuerlichen Ikki und die Ji-Samurai haben aus<br />

Zorn über zu hohe Steuern schon so manchen Daimyo gestürzt!<br />

Provinzen wie Yamato oder Hida auf der Hauptinsel Honshu kommt eine enorme<br />

strategische Bedeutung zu, da ein Daimyo, der diese Provinzen beherrscht, sein Reich in<br />

verschiedene Richtungen ausdehnen kann. Dieser strategische Vorteil ist jedoch gleichzeitig<br />

– unter der Herrschaft eines schwachen Daimyo – die größte Schwäche, da die feindlichen<br />

Heere alle Grenzen des Landes bedrohen. Andererseits lässt sich eine Provinz auf Kyushu<br />

zwar hervorragend verteidigen, allerdings ist sie vom Kernland Japans und dem<br />

Machtzentrum Kyoto abgeschnitten. Ein weiser und fähiger Daimyo weiß die Vorteile beider<br />

Provinzen zu nutzen, zumal er nach weit höherem, als dem Sieg in der nächsten Schlacht<br />

strebt.<br />

“Ein weiser General achtet darauf, beim Feind zu plündern. Eine Wagenladung Vorräte<br />

vom Feind entspricht 20 eigenen.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Jede Provinz ist für sich einzigartig. In einigen Provinzen gibt es Gold- oder Erzvorkommen,<br />

die Ihr ausbeuten könnt. In anderen Territorien leben traditionell großartige Reiter (was die<br />

Aushebung von Kavallerieeinheiten deutlich erleichtert). Wieder andere Provinzen haben<br />

eine lange Tradition in der Ausbildung von Ninja-Assassinen. Diese Besonderheiten solltet<br />

Ihr bei der Planung Eurer Feldzüge stets berücksichtigen. Immerhin könnt Ihr einem Gegner<br />

durch die Unterwerfung einer Provinz wichtige Rohstoffe entziehen oder Eure eigenen<br />

Pläne vorantreiben.<br />

Sendet einen Shinobi zur Erkundung in eine Provinz, bevor Ihr diese angreift. Schließlich<br />

solltet Ihr die strategische und wirtschaftliche Bedeutung einer Provinz kennen, bevor Ihr sie<br />

in Euer Reich eingliedert. Der Angriff auf eine feindliche Provinz bringt zwei Vorteile mit<br />

sich: Zum einen vergrößert Ihr Euer eigenes Territorium, zum anderen wird der Feind<br />

durch den Ausfall der Erträge in der eroberten Provinz zusätzlich geschwächt. Die<br />

Unterwerfung einer Provinz verschiebt das herrschende Machtgefüge daher entscheidend<br />

und eröffnet dem siegreichen General meist neue strategische Möglichkeiten.<br />

64<br />

Wenn Ihr eine feindliche Provinz unterwerft, nehmt Ihr auch die Schlösser und Burgen des<br />

jeweiligen Gebietes ein ... ein großartiger Vorteil, wenn man bedenkt, dass die Eroberung<br />

eines Schlosses in der Regel langwierig und verlustreich ist. Ihr müsstet normalerweise<br />

mindestens zwei Schlachten schlagen oder die belagerten Einheiten einer Festung<br />

aushungern. Natürlich wird ein Schloss im Zuge einer Eroberung beschädigt (und um eine<br />

Ausbaustufe zurückgestuft). Allerdings ist dies meist deutlich billiger als die Errichtung einer<br />

neuen Festung. Alle militärischen Einrichtungen des Schlosses fallen nach der Eroberung<br />

ebenfalls in Eure Hände, es sei denn, das Schloss wird zu stark beschädigt. Durch die<br />

Unterwerfung einer Provinz könnt Ihr einen Gegner also empfindlich schwächen und Eure<br />

eigene Macht im Handstreich vergrößern!<br />

Förderung von Provinzen<br />

Die Daimyo waren große Feldherren und mächtige Landbesitzer. Ohne ihre riesigen<br />

Ländereien wäre der außerordentlich kostspielige Unterhalt ihrer gewaltigen Heere nicht<br />

möglich gewesen. Wie alle Großgrundbesitzer verfolgten die Daimyo die Entwicklung ihrer<br />

Besitztümer sehr aufmerksam und waren stets darauf bedacht, den Reichtum ihrer<br />

Provinzen zu steigern – schließlich war der Wohlstand ihrer Untertanen ausschlaggebend für<br />

die Höhe der eingetriebenen Steuern.<br />

In Shogun: Total War fördert Ihr Eure Provinzen durch gezielte Investitionen. Durch die<br />

Verbesserung des Weidelandes (maximal vier Mal) erzielt Ihr deutlich höhere jährliche<br />

Erträge. Stoßt Ihr in einer Provinz auf Bodenschätze, solltet Ihr augenblicklich eine Mine<br />

bauen. Schließlich sind Gold und andere Bodenschätze wichtige Einnahmequellen. Dank<br />

ihrer reichen Goldminen konnten die Takeda die Steuern senken und dennoch eine<br />

mächtige Kavallerie aufbauen.<br />

Das Garnisonsheer einer Provinz muss nicht ausgebaut werden. In Gebieten, in denen kein<br />

stehendes Heer auf Eure Befehle wartet, wahrt eine Armee aus Bauern, Ashigaru und Ji-<br />

Samurai Eure Interessen. Schlagt Ihr in Eurer Heimatprovinz eine Schlacht, wird diese<br />

tapfere Bürgerwehr durch zusätzliche Einheiten verstärkt. Wenn kein Daimyo über eine<br />

Provinz herrscht, verteidigen die Bauern und Ashigaru ihre Heimat gegen jeden potenziellen<br />

Eroberer.<br />

65


Wachtürme und Grenzbefestigungen<br />

Es gibt in Shogun: Total War zwei “nicht-wirtschaftliche” Bauwerke, die Ihr errichten könnt,<br />

bevor Ihr ein Schloss gebaut habt. Wachtürme dienen dabei nicht der Verteidigung Eurer<br />

Provinzen, sondern der Überwachung benachbarter Regionen. Wenn Ihr in einer Provinz<br />

Wachtürme errichtet habt, steht dem Bau einer Grenzbefestigung nichts mehr im Wege.<br />

Durch den Bau einer Grenzbefestigung verhindert Ihr, dass feindliche Spione in der<br />

jeweiligen Provinz ihr Unwesen treiben. Außerdem wird durch Wachtürme und<br />

Grenzbefestigungen die Loyalität der Provinzbewohner gefestigt.<br />

Katastrophen<br />

Japan wurde im Laufe seiner Geschichte immer<br />

wieder von schrecklichen Naturkatastrophen<br />

heimgesucht. Es besteht daher immer die<br />

Gefahr, dass ein plötzliches Erdbeben einige<br />

oder alle Gebäude und Verbesserungen einer<br />

Provinz zerstört. Glücklicherweise sind<br />

Erdbeben relativ selten.<br />

Ähnlich gefährlich und zerstörerisch sind die<br />

gefürchteten Taifune. Diese gewaltigen Stürme<br />

brauen sich über dem Pazifik zusammen und<br />

richten in den Küstenregionen des Landes<br />

verheerende Schäden an. Aufgrund der Nähe<br />

des chinesischen Festlandes besteht in den Provinzen an der japanischen Westküste übrigens<br />

keine Gefahr.<br />

Rebellionen, Bauernaufstände<br />

& Ronin<br />

Nicht alle Provinzen des Spiels gehören zum Herrschaftsbereich eines Daimyo. Wie im<br />

historischen Japan gibt es Gebiete, in denen der Herrscher von Ikko-Ikki oder von<br />

revoltierenden Bauern gestürzt wurde.<br />

Für jede Provinz in Shogun: Total War gibt es einen Loyalitätswert. Dieser steht für die<br />

Loyalität der Bauern und Ji-Samurai gegenüber ihrem Herrscher. Die Loyalität Eurer<br />

Untertanen wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Der wichtigste Grund für die<br />

Unzufriedenheit Eurer Untertanen ist ein allzu hoher Steuersatz. Zwar könnt Ihr mit hohen<br />

Steuern Euren persönlichen Reichtum fördern, allerdings lösen drückende Steuern in der<br />

Bevölkerung einer Provinz Unruhen aus. Nach der Einführung und der Verbreitung des<br />

Christentums beeinflusst unter Umständen auch die Religion die Loyalität Eurer Untertanen.<br />

Mehr dazu erfahrt Ihr im nächsten Kapitel dieses Handbuchs. Wenn Ihr eine Rebellion nicht<br />

rechtzeitig niederschlagt, breitet sich der Aufstand möglicherweise wie ein Flächenbrand auf<br />

benachbarte Provinzen aus. Zu allem Überfluss erheben sich die Bauern einer Provinz<br />

manchmal auch nach schlechten Ernten oder Naturkatastrophen gegen ihren Daimyo.<br />

66<br />

Ihrer Meinung nach ist es in diesem Fall besser, die gesamte Ernte für sich zu behalten, und<br />

dem Zorn ihres Herrn zu trotzen, als den Großteil einer ohnehin schlechten Ernte<br />

abzuführen und selbst zu verhungern.<br />

Natürlich habt Ihr verschiedene Möglichkeiten, die Loyalität Eurer Untertanen zu festigen.<br />

Durch den Bau einer Garnison könnt Ihr Aufstände bis zu einem gewissen Grad<br />

unterdrücken. Außerdem schützen die stationierten Einheiten Eure Provinz vor Überfällen<br />

rivalisierender Daimyo. Entsendet in eine Provinz Shinobi als “Geheimpolizei”, damit Ihr<br />

negative Strömungen frühzeitig erkennt und unterdrücken könnt. Auch Grenzbefestigungen<br />

und Wachtürme tragen zur Zufriedenheit der Bevölkerung bei: Auf diese Weise zeigt Ihr<br />

Euren Untertanen, dass Ihr Maßnahmen zu ihrem Schutz ergreift und die eingenommenen<br />

Steuern nicht in die Aushebung eines – für Eure Bauern unwichtigen – Heeres investiert. Ein<br />

Daimyo, der sich um das Wohl seiner Untertanen sorgt, und Geld in die Verbesserung ihrer<br />

Bauernhöfe investiert, ist natürlich ebenfalls beliebt.<br />

Es gibt noch einen weiteren Faktor, der zum Ausbruch einer Revolte führen kann: In einer<br />

eben unterworfenen Provinz schlagen sich die Bauern meist auf die Seite ihres alten Herrn.<br />

Wenn Ihr keine Garnison stationiert (und einen Shinobi in die Provinz entsendet), öffnet Ihr<br />

einer Revolte Tür und Tor. Nach der Eroberung einer Provinz dauert es etwa fünf Jahre, bis<br />

die Bevölkerung den neuen Herrscher akzeptiert. Dies solltet Ihr bei der Festsetzung der<br />

Steuern und vor der Verlagerung von Truppen immer bedenken.<br />

Früher oder später werden die Bewohner einer Provinz gegen Euch rebellieren. Einige<br />

dieser Revolten stellen eine ernsthafte Bedrohung dar. Andere Aufstände könnt Ihr getrost<br />

einige Zeit ignorieren. Wartet mit der Niederschlagung eines Aufstandes aber nicht zu lange,<br />

ansonsten könnte sich eine anfangs harmlose Rebellion auch auf benachbarte Provinzen<br />

ausdehnen.<br />

Bauernaufstände sind – aus der Sicht eines Daimyo – relativ unbedeutend. Schließlich ist es<br />

für ein Samurai-Heer ein Leichtes, eine Horde Ikki und mit Speeren bewaffnete Ashigaru in<br />

ihre Schranken zu weisen und die Revolte der aufgebrachten Bauern niederzuschlagen.<br />

Eine deutlich größere Gefahr geht von religiösen Aufständen aus, da Eure Samurai in diesem<br />

Fall meist gut ausgebildeten, religiösen Fanatikern gegenüberstehen. Bei einem<br />

Christenaufstand zieht ein kampfstarkes Samurai-Heer, das häufig von Arkebusieren<br />

unterstützt wird, gegen Euch in die Schlacht. Die buddhistischen Ikko-Ikki verwenden keine<br />

Arkebusen (schließlich handelt es sich hierbei um “christliche” Waffen). Allerdings kämpfen<br />

in ihren Reihen unzählige Kriegermönche. Aufgrund der Übermacht der feindlichen Truppen<br />

kann es mitunter sehr schwierig sein, einen religiös motivierten Aufstand niederzuschlagen.<br />

In erst kürzlich unterworfenen Provinzen droht darüber hinaus die Gefahr, dass ein (dem<br />

ehemaligen Daimyo treu ergebener) Teil der Bevölkerung rebelliert, um die Provinz<br />

zurückzuerobern. Dies kann Vor- und Nachteile mit sich bringen: Richtet sich der<br />

Loyalistenaufstand gegen den Angreifer, steht dieser plötzlich einem neuen Samurai-Heer<br />

gegenüber. Der unterlegene Herrscher einer Provinz hat hingegen die Chance, seine bereits<br />

verloren geglaubte Provinz mit einem ausgeruhten Heer zurückzuerobern!<br />

Stirbt ein Daimyo ohne Erben, zerfällt sein Reich in unabhängige Regionen, die von Ronin,<br />

den ehemaligen Soldaten des Verstorbenen, kontrolliert werden. Obwohl die Ronin auf den<br />

ersten Blick wie einfache Rebellen wirken, verfolgen sie ein Ziel … ihren Einfluss zu<br />

vergrößern. Nicht zuletzt deshalb zählen die Ronin-Heere zu den gefährlichsten<br />

unabhängigen Armeen in Shogun: Total War. Glücklicherweise gehen sie jedoch meist<br />

ungeordnet und selbstsüchtig vor. Es wäre für die Ronin undenkbar, einem bedrängten<br />

Ronin-Heer in einer benachbarten Provinz zu Hilfe zu eilen.<br />

67


Religion<br />

Früher oder später muss sich jeder Daimyo in<br />

Shogun: Total War zu einer Religion bekennen.<br />

Dies wirkt sich wiederum nachhaltig auf die<br />

Loyalität seiner Untertanen aus. Als die<br />

Portugiesen und insbesondere die Jesuiten den<br />

Katholizismus nach Japan brachten, geriet das<br />

traditionelle Glaubensgefüge aus Buddhismus,<br />

Shintoismus und Zen ins Wanken.<br />

Der 1539 von Ignatius von Loyola als<br />

“Gesellschaft Jesu” gegründete Jesuitenorden<br />

verstand sich als Orden der katholischen<br />

Erneuerung und der Gegenreformation.<br />

Zahlreiche großartige Scholaren, geschickte Diplomaten und brillante Soldaten schlossen<br />

sich im Laufe der Jahre der neuen Ordensgemeinschaft an. Als Missionare des Papstes<br />

unternahmen die Jesuiten unzählige Forschungsreisen. In Japan beeindruckten die Jesuiten<br />

die Samurai durch ihre martialische Denkweise … diese geht auf Ignatius von Loyola zurück,<br />

da dieser selbst einem alten Rittergeschlecht entstammte.<br />

68<br />

Da das Christentum keine andere Religion neben sich duldete, waren die alten<br />

Kompromisse für die wahren Gläubigen nicht mehr akzeptabel. Dies führte wiederum zu<br />

Spannungen zwischen den Anhängern der neuen Religion und den Buddhisten.<br />

In Shogun: Total War verliert ein Daimyo, dessen Religion vom Glauben seiner Untertanen<br />

abweicht, die Unterstützung seiner Bevölkerung. Ein buddhistischer Daimyo bekommt in<br />

einer buddhistischen Provinz deutlich mehr Unterstützung (und Steuern) als ein christlicher<br />

Daimyo, und umgekehrt.<br />

Jede Religion hat Vor- und Nachteile: Nur einem christlichen Daimyo stehen bereits in der<br />

Frühphase des Spiels Feuerwaffen zur Verfügung. Dies ändert sich erst mit der Ankunft der<br />

niederländischen Händler, die (im Gegensatz zu den Jesuiten) auch buddhistische Daimyo<br />

mit Gewehren versorgen. Entscheidet Ihr Euch für die buddhistische Lehre, ziehen<br />

fanatische und kampferprobte Kriegermönche für Euch in die Schlacht.<br />

In beiden Fällen konvertieren die Bewohner einer Provinz langsam zum offiziellen Glauben<br />

(also in der Regel zum Glauben des herrschenden Daimyo). Christliche Kirchen oder<br />

buddhistische Tempel beschleunigen diesen Prozess und ermuntern die Bürger einer<br />

Provinz, dem “richtigen” Glauben zu folgen.<br />

Umgekehrt können religiöse Differenzen zwischen einem Daimyo und seinen Untertanen<br />

Rebellionen auslösen.<br />

Militärische Einrichtungen<br />

Da Japan in einer Erdbebenzone liegt, haben die Bewohner der Inseln stets erdbebensichere<br />

Gebäude gebaut. Die traditionellen, aus Holz errichteten, Bauwerke waren ausgesprochen<br />

sinnvoll, da ein leichtes Bauwerk aus Holz elastischer ist und daher im Falle eines Erdbebens<br />

nicht zwingend einstürzt!<br />

Das bedeutet allerdings nicht, dass es in Japan keine gemauerten Gebäude gab. Diese<br />

entstanden jedoch erst nach der Einführung des Schießpulvers und der Schusswaffen. Wie<br />

überall waren die japanischen Burgen anfangs lediglich Festungen, die nur selten als<br />

Wohnungen genutzt wurden. Im Laufe der Jahre entstanden jedoch immer größere und<br />

prächtigere Burgen. Die in der Spätzeit der Sengoku-Periode gebauten Schlösser waren<br />

jeder anderen Festung dieser Zeit ebenbürtig – wenn nicht sogar überlegen.<br />

Bevor die Armeen einfache Raketen und Belagerungskanonen einsetzten, beschoss man das<br />

Schloss mit Brandpfeilen, um auf diese Weise die Gebäude im Inneren der Festung in Brand<br />

zu setzen. Befanden sich die Gebäude in Schussweite, ging diese Taktik weitgehend auf.<br />

Durch den Bau von mehreren Außenmauern aus Stein konnten die Verteidiger die inneren<br />

Bereiche der Festung jedoch vor diesem Pfeilhagel schützen.<br />

“Geschickt angewandte, unorthodoxe Methoden sind unerschöpflich wie Himmel und<br />

Erde, endlos wie das Gleiten mächtiger Ströme; wie die Bahnen von Sonne und Mond<br />

enden sie, um von neuem zu beginnen; sie vergehen und kehren wieder, wie die vier<br />

Jahreszeiten.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

69


Da Belagerungen von Festungen spieltechnisch vergleichsweise unattraktiv sind, spielen sie<br />

in Shogun: Total War nur eine untergeordnete Rolle und werden sehr geradlinig abgehandelt.<br />

Ihr müsst Euch also keine Gedanken über die Details einer Belagerung machen.<br />

Belagerungen waren weder heroisch, noch dramatisch, sondern eher ein schmutziges<br />

Geschäft; Nahrungsmittel verrotteten, es gab weder sauberes Trinkwasser, noch Toiletten<br />

und die Soldaten konnten sich oft monatelang nicht waschen. Außerdem dezimierten<br />

Krankheiten (ausgelöst durch verdorbene Nahrungsmittel, schlechtes Wetter und<br />

mangelnde Hygiene) sowie gelegentliche Kämpfe mit den Belagerten die Armee.<br />

Trotz der geschilderten Widrigkeiten gab es natürlich auch in Japan immer wieder<br />

Belagerungen. Die Belagerung Osakas im Jahr 1615 endete (wie andere Belagerungen)<br />

damit, dass die belagerten Truppen das Schloss verließen, um sich der feindlichen Armee auf<br />

dem Schlachtfeld zu stellen. Manchmal war es ein kluger Schachzug des befehlshabenden<br />

Kommandeurs, den Belagerungsgürtel zu durchbrechen. In der Regel – so auch in Osaka –<br />

zogen es die Verteidiger jedoch lediglich vor, auf dem Schlachtfeld einen ehrenvollen Tod zu<br />

sterben, anstatt in der eigenen Burg zu verhungern.<br />

Samurai-Schlösser<br />

In Shogun Total War gibt es vier mögliche Ausbaustufen eines<br />

Schlosses. Ein Schloss ist zum einen der Stützpunkt für die Armee<br />

eines Daimyo, zum anderen ein Symbol für die Macht des<br />

Herrschers. Ohne ein Schloss als Verwaltungszentrum könnt Ihr in<br />

einer Provinz keine militärischen Einrichtungen bauen.<br />

Die einfachste und billigste Form des Schlosses ist das Kastell<br />

(Schloss 1). Alle anderen Schlösser sind Erweiterungen dieses<br />

Standardschlosses. Ein Schloss entspricht in etwa dem befestigten<br />

Anwesen eines wohlhabenden Landbesitzers. Die größte Ausbaustufe des Kastells ist die<br />

Zitadelle (Schloss 4). Das großartige Schloss Osaka ist ein<br />

typisches Beispiel für eine Zitadelle. Höchstwahrscheinlich werden<br />

im Spielverlauf lediglich ein bis zwei Zitadellen errichtet. Neben den<br />

offensichtlichen Verteidigungsanlagen gibt es in japanischen<br />

Schlössern übrigens unzählige Fallen. Diese sollten feindliche Ninja<br />

abwehren.<br />

Alle Schlösser vergrößern das Ansehen des jeweiligen Besitzers. Als Ausdruck von Reichtum<br />

und Macht sind sie das Zeichen der unumstrittenen Herrschaft eines Daimyo.<br />

70<br />

Jedes Schloss kann durch unterschiedliche militärische Gebäude<br />

erweitert werden. Diese werden im Folgenden beschrieben. Als<br />

allgemeine Regel gilt, dass sich die Größe und das Ansehen eines<br />

Schlosses direkt auf die Qualität der angeschlossenen Gebäude und<br />

deren Erzeugnisse auswirken. Während Ihr eine kleine Befestigung<br />

lediglich mit einfachen Gebäuden ausbauen könnt, lockt ein<br />

mächtiges Schloss große und legendäre<br />

Handwerker und Sensei an, die Euch ihre<br />

Dienste anbieten. Mit Hilfe dieser fähigen<br />

Handwerker könnt Ihr kampfstärkere – und<br />

einige zusätzliche – Truppen ausbilden. In<br />

Shogun Total War errichtet ein weiser Herrscher in einer Provinz ein<br />

bis zwei große Schlösser, um zwei besonders starke Einheiten<br />

auszubilden. Es macht wenig Sinn, in jeder Provinz ein Schloss zu<br />

errichten, und diese über die Jahre auszubauen. Vergesst nicht, dass<br />

Euch nur begrenzte Geldmittel zur Verfügung stehen. Nur einmal<br />

pro Jahr füllt sich Eure Schatzkammer dank der Ernteerträge auf<br />

den Feldern und der Abgaben Eurer Untertanen! Denkt außerdem<br />

daran, dass Schlösser und Ausbildungsstätten lediglich die Grundlage für Eure ehrgeizigen<br />

Pläne, Shogun zu werden, sind. Möchtet Ihr über Japan herrschen, braucht Ihr Soldaten und<br />

keine leeren Dojos!<br />

“Es gibt Straßen, denen du nicht folgen darfst, und Armeen, die nicht angegriffen<br />

werden dürfen; es gibt Städte, die du nicht belagern darfst, Stellungen, um die nicht<br />

gekämpft, und Befehle des Herrschers, denen nicht gehorcht werden darf.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Zeughaus<br />

Im Gegensatz zu den Ashigaru, die den armen und niedrigen<br />

Gesellschaftsklassen angehörten, kümmerten sich die Samurai in der<br />

Regel selbst um ihre Rüstung und Waffen. In der Sengoku-Periode<br />

sorgten jedoch strenge Daimyo für eine einheitliche Ausrüstung der<br />

einfachen Soldaten. Auf diese Weise war die optimale Bewaffnung<br />

aller Soldaten sichergestellt. Außerdem entwickelte sich durch die<br />

einheitliche Rüstung ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

unter den Ashigaru. In Shogun Total War verbessert ein Zeughaus die Rüstungswerte aller<br />

Einheiten, die in der entsprechenden Provinz ausgebildet werden. Ihr habt ab einem<br />

gewissen Zeitpunkt ferner die Möglichkeit, Euer Zeughaus zu einem berühmten oder sogar<br />

legendären Zeughaus auszubauen. Dadurch erhalten Eure Einheiten einen zusätzlichen Bonus<br />

auf ihre Rüstung.<br />

“Dein großes Ziel im Krieg soll der Sieg sein und kein langwieriger Feldzug.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges,<br />

71


Bogen-Dojo<br />

Ursprünglich kämpften die Samurai mit ihren tödlichen Bögen –<br />

meist vom Rücken der Pferde. Nur außerordentlich geschickte<br />

und erfahrene Handwerker waren in der Lage, die großartigen<br />

asymmetrischen Langbögen der Samurai herzustellen. Aus diesem<br />

Grund verpflichtete jeder umsichtige Herrscher mindestens einen<br />

dieser grandiosen – und fürstlich entlohnten – Bogenflechter.<br />

Außerdem sorgte er dafür, dass stets einige Sensei zur Ausbildung<br />

seiner Männer bereitstanden. Ein Bogen-Dojo kann in jedem<br />

Schloss gebaut werden und gehört zu den wichtigsten<br />

Ausbildungsstätten einer Armee. In einem Bogen-Dojo bilden<br />

Eure Ausbilder Samurai-Bogenschützen aus. Baut Ihr das Dojo zu einem berühmten oder<br />

legendären Dojo aus – Voraussetzung dafür ist ein Schloss – könnt Ihr Samurai-<br />

Bogenschützen mit einem größeren Ehrgefühl ausbilden. In der Sengoku-Periode wurde der<br />

Bogen langsam von Arkebusen und Musketen verdrängt.<br />

“Wenn du den Himmel und die Erde kennst, wird dein Sieg vollständig sein.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Kirche und Kathedrale<br />

Die Portugiesen brachten neben der Arkebuse auch eine neue<br />

Religion nach Japan: den Katholizismus. Die Jesuiten, die das Land<br />

missionierten, lehrten jedoch eine äußerst militante Form des<br />

christlichen Glaubens, da der Begründer des Jesuitenordens,<br />

Ignatius von Loyola, selbst einem alten Rittergeschlecht<br />

entstammte. Bei den Samurai des Landes fand die martialische<br />

Denkweise der “Ritter der Gegenreformation” erwartungsgemäß<br />

großen Anklang. Bereits wenige Jahre nach ihrer Ankunft hatten die Jesuiten wichtige Teile<br />

der Bevölkerung bekehrt. Noch lag die Christenverfolgung der Tokugawa-Shogunate in<br />

weiter Ferne.<br />

Die Jesuiten und ihre kleine Anhängerschar errichteten als Symbol<br />

des neuen Glaubens und als Zeichen ihres Einflusses sofort einige<br />

Kirchen. Ein Daimyo, der eine christliche Kirche errichtet, muss<br />

zuvor zum Christentum konvertieren. Der Bau einer Kirche<br />

beschleunigt jedoch die Verbreitung des Christentums unter der<br />

Landbevölkerung. Dadurch erhöht sich die Anzahl der Christen in<br />

den nahe gelegenen Provinzen, was wiederum – langfristig – die<br />

Gefahr eines Christenaufstandes verringert. In einer Kirche<br />

werden außerdem Priester geweiht. Gelingt es Euch, eine Kirche zur Kathedrale<br />

auszubauen, verbreiten Eure Priester das Christentum rascher.<br />

72<br />

Haus der Geisha<br />

Waffenfabrik<br />

Besitzt ein Daimyo alle kulturellen Einrichtungen (ein Berüchtigtes<br />

Ninja-Haus, einen Lustgarten und ein Legendäres Teehaus), darf er<br />

endlich das Haus der Geisha errichten. Dies ist jedoch ausschließlich in<br />

sehr großen Schlössern möglich. Im Haus der Geisha werden Geishas<br />

als Spione und Unterhändler ausgebildet.<br />

Nachdem die Portugiesen die Arkebuse nach Japan gebracht hatten,<br />

verloren die Daimyo keine Zeit, die neue Wunderwaffe von ihren<br />

Waffenschmieden nachbauen zu lassen. Die europäischen Waffen<br />

waren den Daimyo trotz des enorm hohen Preises sehr willkommen.<br />

In bemerkenswert kurzer Zeit gelang es den japanischen<br />

Waffenschmieden, Arkebusen zu bauen, die den Vorbildern aus dem<br />

fernen Europa in nichts nachstanden. In Shogun Total War kann eine Waffenfabrik nur in der<br />

Nähe eines großen Schlosses errichtet werden.<br />

Reiter-Dojo<br />

Die Kavallerie benötigt viele Reit- und Packpferde. Eine Schlacht ist<br />

für Mensch und Tier eine Furcht erregende und verwirrende<br />

Erfahrung. Die Ausbildung eines tauglichen Schlachtrosses (das<br />

sogar darauf trainiert wurde, den Feind zu beißen oder zu treten)<br />

nahm daher sehr viel Geduld und Zeit in Anspruch. Da ein<br />

kampferprobtes Pferd als normales Transportmittel zu wertvoll<br />

(und vermutlich zu gefährlich) war, hatte ein Samurai mindestens<br />

zwei Pferde – ein Tier für die Schlacht und ein Reittier. Ein Kastell<br />

reicht für den Bau eines Reiter-Dojo nicht aus. Ihr benötigt<br />

zusätzlich in derselben Provinz ein Bogen- oder ein Speer-Dojo. Auch das Reiter-Dojo kann<br />

zu einem berühmten und einem legendären Dojo ausgebaut werden. Das Reiter-Dojo ist die<br />

Ausbildungsstätte Eurer berittenen Bogenschützen und der Yari-Kavallerie. Verfügt Ihr<br />

ferner über ein Zeughaus, könnt Ihr in einem Berühmten Reiter-Dojo auch Einheiten der<br />

Schweren Kavallerie ausbilden.<br />

“Stelle dich nicht gegen den Feind, wenn er bergab kommt.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

73


Ninja-Haus<br />

Hafen<br />

Die heimlich arbeitenden Ninja werden in einem besonderen Dojo in<br />

den dunklen Künsten der Spionage und des Mordes ausgebildet.<br />

Aufgrund ihrer hochspezialisierten Waffen und Fähigkeiten ist<br />

ausschließlich ein Ninja-Meister in der Lage, seine Schüler zu<br />

unterrichten. Die Ausbildung eines Ninja beginnt bereits im<br />

Kindesalter. Es dauert viele Jahre, um die Kinder in tödliche<br />

Kampfmaschinen zu verwandeln. Nachdem Ihr eine Festung errichtet<br />

habt, könnt Ihr ein Berüchtigtes Ninja-Haus bauen.<br />

Befindet sich in einer Küstenprovinz ein Schloss, könnt Ihr einen<br />

künstlichen Hafen anlegen. Dieser ermöglicht Euch die Ausbildung<br />

von Unterhändlern und Spionen. Außerdem kommt Ihr durch den<br />

Bau eines Hafens in den Genuss eines Handelsbonus. Schließlich habt<br />

Ihr noch die Möglichkeit, Eure Truppen auf dem Seeweg in eine<br />

andere Provinz zu verlegen. Ein Hafen ist eine Voraussetzung für den<br />

Bau einer Handelsstation oder einer Waffenfabrik.<br />

Portugiesische und Niederländische<br />

Handelsstation<br />

Obwohl die Samurai bereits Erfahrung mit den Schusswaffen der<br />

Chinesen (einschließlich einer primitiven Form der Handgranate der<br />

Koreanischen Scharmützler) gesammelt hatten, revolutionierte erst<br />

die Arkebuse, die portugiesische Händler in das Land brachten, die<br />

japanische Kriegsführung. Zwar stellten schon bald einheimische<br />

Handwerker den Großteil der Flinten der Samurai und Ashigaru her,<br />

allerdings handelte es sich bei diesen Waffen (anfangs) um schlechte<br />

Kopien der europäischen Vorbilder. Aufgrund der besseren Qualität des europäischen<br />

Schießpulvers ist eine Handelsstation für einen ehrgeizigen Daimyo ein absolutes Muss. Die<br />

Niederländer landeten in Japan deutlich nach den Portugiesen und Jesuiten. Obwohl auch<br />

die niederländischen Kaufleute mit Arkebusen handelten, unterschieden sie sich in einem<br />

Punkt entscheidend von den Portugiesen: Sie versuchten nicht, das Land durch Missionare<br />

zum Christentum zu bekehren. Das religiöse Sendungsbewusstsein des Landes war aufgrund<br />

des protestantischen Glaubens seiner Bürger wenig ausgeprägt. Die niederländischen<br />

Kaufleute begnügten sich damit, Geld zu verdienen und verzichteten darauf, die verlorenen<br />

Seelen ihrer Kunden zu retten!<br />

Voraussetzungen für den Bau einer Handelsstation sind ein Hafen und ein Schloss. Ein<br />

Daimyo kann entweder mit den Portugiesen ODER mit den Niederländern handeln.<br />

74<br />

Speer-Dojo<br />

Ein Dojo ist eine Ausbildungsstätte, in der ein Sensei – ein Meister<br />

in einer bestimmten Kunst – sein Wissen in einer angemessenen<br />

Atmosphäre der Ruhe an willige Schüler weitergibt. Dies gilt<br />

sowohl für verschiedene Kampftechniken als auch für friedliche<br />

Künste. Die besten Sensei werden von unzähligen Daimyo<br />

umworben, da sie nicht nur ihren Schülern ihre Fähigkeiten<br />

lehren, sondern auch den Ruhm und das Ansehen des Daimyo<br />

erhöhen. Im Speer-Dojo werden Yari-Ashigaru und Yari-Samurai ausgebildet. Auch das<br />

Speer-Dojo kann zu einem berühmten oder legendären Dojo ausgebaut werden. In einem<br />

Berühmten Speer-Dojo dürft Ihr zusätzlich Naginata-Samurai ausbilden, sofern Ihr ein<br />

Zeughaus besitzt.<br />

Schwert-Dojo<br />

Das Schwert ist die typische Waffe des Samurai. Nur nach einer<br />

langjährigen harten Ausbildung wird aus einem Samurai ein<br />

Meister des Schwertes. In Japan gab es unzählige Schwertschulen,<br />

in denen unterschiedliche Kampfstile gelehrt wurden. Nicht selten<br />

duellierten sich zwei Männer, um die bessere Technik zu<br />

ermitteln. Auch Miyamoto Musashi, der Heilige des Schwertes,<br />

tötete in seiner Jugend bei derartigen Duellen unzählige Gegner,<br />

um zu beweisen, dass seine Technik die beste war. Steigt ein Samurai in den Status eines<br />

legendären Schwertkämpfers auf, kann sein befehlshabender Daimyo ein Schwert-Dojo<br />

errichten. Daher ist es wichtig, dass Eure Truppen nicht nur überleben, sondern ihre<br />

Kampfkraft verbessern! Voraussetzung für den Bau eines Schwert-Dojo, in dem No-Dachi-<br />

Samurai ausgebildet werden, ist ein Schloss. Ihr könnt das Schwert-Dojo außerdem zu<br />

einem berühmten oder zu einem legendären Dojo erweitern.<br />

Schwertschmiede<br />

Nachdem ein weiser Daimyo ein Schloss gebaut hat, stellt er<br />

einen erfahrenen Schwertschmied in seine Dienste. Dadurch<br />

erhalten alle in der Provinz ausgebildeten Einheiten einen<br />

Angriffsbonus. Die Schmiede in einer Schwertschmiede<br />

beherrschen die verlorene Kunst, perfekte Klingen zu falten, und<br />

schmieden dadurch Waffen von unübertrefflicher Qualität. Auch<br />

dieses Gebäude kann zu einer berühmten oder einer legendären<br />

Schwertschmiede ausgebaut werden.<br />

75


“Die Tugend des langen Schwertes zu meistern, heißt die Welt selbst zu beherrschen;<br />

denn das lange Schwert ist die Grundlage der Strategie. Ein Mann, der die Tugend des<br />

Langschwertes erreicht, kann 10 Männer schlagen. Und so wie ein Mann 10 Männer<br />

schlagen kann, so schlagen 100 Männer 1000 und 1000 Männer 10.000. Nach meiner<br />

Lehre ist ein Mann so stark wie 10.000; deshalb ist diese Lehre die Kunst des<br />

Schwertes.”<br />

— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde<br />

Teehaus<br />

“Die Kunst der Feder und des Schwertes”. So lautet die vereinfachte<br />

aber zutreffende Beschreibung des Weges des Samurai. Die<br />

Samurai waren nicht nur gefürchtete Krieger, sondern gleichzeitig<br />

außerordentlich kultivierte Männer, die Haiku dichteten und die<br />

Teezeremonie begingen. Einer der Gründe, warum Japan in<br />

zahllosen Bürgerkriegen versank, ist die Tatsache, dass die<br />

Ashikaga-Shogune Teezeremonien und andere Zerstreuungen der<br />

Regierung des Landes vorzogen. Ein Teehaus kann in größeren Schlössern zu einem<br />

berühmten oder zu einem legendären Teehaus erweitert werden.<br />

Buddhistischer Tempel<br />

Obwohl die Religion häufig in ein kontemplatives und meditatives Leben führte, gab es<br />

immer wieder Bruderschaften, die sich im Namen des Herren auch in den Kampf stürzten.<br />

Die buddhistischen Mönchskrieger Japans waren allen anderen Soldaten ihrer Zeit<br />

ebenbürtig und zögerten nicht, auch außerhalb der Mauern ihres<br />

Klosters in die Politik des Landes einzugreifen. Wie Ihr wisst,<br />

hatte auch der große Nobunaga wiederholt Probleme mit den<br />

fanatischen Mönchen. Als Verbündete sind die Mönche sehr<br />

nützlich, wenngleich die japanische Geschichte gezeigt hat, dass<br />

sie nur schwer zu kontrollieren sind. Durch den Bau eines<br />

Tempels wird die Botschaft des Buddhismus in den nahe<br />

gelegenen Provinzen verbreitet. Auf diese Weise könnt Ihr das Christentum zurückdrängen.<br />

In einem Tempel werden Mönche ausgebildet. Berühmte Tempel und Tempelanlagen sind im<br />

Kampf gegen das Christentum aufgrund der besseren Ausbildung der hier lebenden Mönche<br />

deutlich effektiver.<br />

76<br />

Lustgarten<br />

In den meisten Tempeln und größeren Anwesen Japans gibt es einen Garten als Ort des<br />

Friedens und der Ruhe. Natürlich ist ein Garten der perfekte Ort, um – fernab von den<br />

Ohren der Wachen und Diener – mit Euren Agenten, Spionen und Unterhändlern zu<br />

sprechen. In einem Land, in dem die Häuser aus dünnen Bambus- und Papierwänden<br />

bestanden, waren ungestörte Gespräche schließlich nicht selbstverständlich! Ein Lustgarten<br />

kann in jedem Schloss angelegt werden. Außerdem ist er die Grundvoraussetzung für den<br />

Bau von Tempeln und Kirchen.<br />

Grenzbefestigungen<br />

Es ist sehr wichtig, dass Ihr Euer wachsendes Reich und Eure hart<br />

erkämpften Provinzen mit starken Grenzbefestigungen schützt.<br />

Grenztürme erlauben Euch, einen Blick in das Hinterland des<br />

Gegners zu werfen und ermöglichen<br />

die Kontrolle von Kaufleuten bei der<br />

Grenzüberschreitung. Außerdem<br />

erhaltet Ihr auf diese Weise wichtige<br />

Informationen über den Standort der feindlichen Truppen.<br />

Grenzbefestigungen sichern Eure Grenzen zu den<br />

Nachbarprovinzen und erschweren es feindlichen Einheiten, in<br />

Euer Reich einzudringen.<br />

Drill-Dojo<br />

Die Ausbildung von Soldaten umfasst weit mehr als die<br />

Weitergabe militärischer Erfahrung. Ein Soldat muss wissen, wie<br />

er sich in einem Kampfverband zum Wohle seiner Kameraden zu<br />

verhalten hat. Jeder Befehlshaber lehrt seine Rekruten auf seine<br />

Weise Disziplin und Kampfgeist. In der Regel liegen dem<br />

formalisierten militärischen Drill praktische Kampferfahrungen zu<br />

Grunde: Ein Verband aus Speerwerfern sollte beispielsweise stets<br />

in strenger Formation in die Schlacht ziehen!<br />

Im Drill-Dojo wird die Effektivität und die Disziplin Eurer Einheiten verbessert.<br />

Voraussetzung für den Bau eines Drill-Dojos ist ein Palast.<br />

Ninja-Dojo<br />

In Ninja-Dojos werden keine traditionellen Spione und<br />

Meuchelmörder, sondern kampfstarke Spezialeinheiten<br />

ausgebildet. Diese Ninja-Stoßtrupps sind für Eure Feinde eine<br />

tödliche Bedrohung. Voraussetzung für den Bau eines Ninja-Dojos<br />

ist ein (beliebiges) Schwert-Dojo und ein brüchtigtes Ninja-Haus<br />

(in derselben Provinz).<br />

77


4: Drei Samurai-Feldzüge<br />

Die drei historischen Feldzüge von Shogun: Total<br />

War – Gold Edition sind zeitlich in den späten<br />

Jahren des Sengoku Jidai, der “Zeit der kämpfenden<br />

Länder”, angesiedelt. In dieser Zeit erreichte der<br />

Kampf um die Vorherrschaft in Japan seinen<br />

Höhepunkt, als die bedeutendsten Feldherrn dieser<br />

Zeit ihre Rivalen um die Macht zerschmetterten<br />

und selbst nach dem Thron des Shoguns griffen.<br />

Einer dieser großen Daimyo war Oda Nobunaga,<br />

über dessen Skrupellosigkeit und Kühnheit Ihr<br />

bereits an anderer Stelle gelesen habt.<br />

Im Laufe der Feldzüge führt Ihr mächtige Samuraiheere auf das Schlachtfeld. Schlüpft in die<br />

Rolle von Oda Nobunaga, Tokugawa Ieyasu oder Toyotomi Hideyoshi. Diese drei Männer<br />

beendeten die Zeit des Sengoku Jidai und formten das Land neu. Sie waren die<br />

Schlüsselfiguren im Kampf um die Vorherrschaft in Japan. Im Laufe ihres Lebens trafen diese<br />

drei Daimyo (als Rivalen und als Verbündete) immer wieder aufeinander. Tokugawa Ieyasu<br />

kämpfte beispielsweise als junger Mann bei Anegawa an der Seite des großen Oda<br />

Nobunaga.<br />

“Einem klugen Kämpfer werden seine Siege weder den Ruf der Weisheit noch den des<br />

Mutes einbringen. Er gewinnt seine Schlachten, indem er keine Fehler macht. Keine<br />

Fehler zu machen ist die Grundlage für die Gewissheit des Sieges, denn es bedeutet,<br />

einen Feind zu besiegen, der bereits geschlagen ist.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Historiker stellen sich häufig die Frage, “Was wäre geschehen, wenn Tokugawa Ieyasu nicht<br />

zum unumstrittenen Shogun aufgestiegen wäre?” Vermutlich hätte ein anderer Daimyo<br />

seinen Platz eingenommen, und eine andere Familie hätte fortan die Geschicke Japans<br />

gelenkt. Eines wird bei diesem Gedanken klar: Die Geschichte hätte auch einen völlig<br />

anderen Verlauf nehmen können. Niemand konnte vorhersagen, dass Oda Nobunaga seine<br />

Schlachten gewinnen würde … und auch Ihr habt nicht die Gewissheit, dass Ihr in seinen<br />

historischen Schlachten triumphiert. Wie viele Entscheidungen hätten dem Schicksal eine<br />

andere Wendung geben können? In den historischen Feldzügen seid Ihr in derselben<br />

Situation wie vor Jahrhunderten die mächtigen Daimyo – jede Entscheidung könnte das<br />

Ende Eurer Familie bedeuten!<br />

Nun liegt es an Euch, diesen großen Feldherrn nachzueifern und selbst als mächtiger<br />

Daimyo in die Geschichte einzugehen!<br />

78<br />

Eine Taktische Revolution<br />

Obwohl die Japaner Feuerwaffen und Schießpulver lange Zeit vorher kannten, wurde die<br />

Arkebuse erst im Verlauf dieser drei Feldzüge eine wichtige – wenn nicht entscheidende –<br />

Waffe der Samurai-Kriege. Es gab viele gute Gründe, die für den Einsatz von Arkebusieren<br />

sprachen. Der Hauptgrund war sicherlich die einfache Handhabung der Waffe. Auch in<br />

Europa hatten Einheiten mit Schusswaffen nicht zuletzt deshalb längst die traditionellen<br />

Bogenschützen verdrängt. Ein geübter Bogenschütze kann in derselben Zeit, in der ein<br />

Arkebusier einen leidlich präzisen Schuss abgibt, mehrere Pfeile abfeuern. Allerdings<br />

erfordert dieses Kunststück eine jahrelange Ausbildung. Erschwerend kommt hinzu, dass<br />

nicht jeder Mann stark und geschickt genug ist, um den Bogen effektiv einzusetzen. Und<br />

hier liegt der Hauptvorteil der Arkebuse: Jeder Bauer konnte an dieser Waffe ausgebildet<br />

werden! Aus diesen Gründen war die Arkebuse<br />

also die perfekte Waffe für die riesigen Ashigaru-<br />

Verbände einzelner Daimyo.<br />

Durch die Verbreitung der Arkebuse änderte<br />

sich die Kriegstaktik der Samurai grundlegend.<br />

Vorbei waren die Tage, in denen einzelne<br />

Samurai laut schreiend über das Schlachtfeld<br />

stürmten, um sich einem würdigen Gegner zu<br />

stellen. Nach und nach verdrängte auf den<br />

Schlachtfeldern eine beinahe professionelle<br />

Mordlust die Ehre des Einzelnen. Auslöser für<br />

diese Entwicklung waren zweifellos die Ashigaru,<br />

einfache Kämpfer, denen der Ethos der<br />

individuellen Ehre fremd war. Wenige Jahre später waren die einst hastig rekrutierten und<br />

kaum ausgebildeten Ashigaru eine wichtige Stütze der Clan-Armeen. Die Ashigaru selbst<br />

verstanden sich nun als professionelle Söldner.<br />

“Im Krieg ist alles sehr einfach, aber selbst die einfachsten Dinge erweisen sich als<br />

schwierig ”<br />

— Carl von Clausewitz, Über den Krieg<br />

Alle großen Daimyo – unter ihnen auch Oda Nobunaga – hatten erkannt, dass die<br />

Modernisierung der Angriffsstrategie über Sieg und Niederlage entscheiden würde. Also<br />

verlagerten sie die Arkebusiere in die vorderste Schlachtreihe – eine ehrenhafte Position,<br />

die bisher ausschließlich den Samurai vorbehalten war. Nobunaga, eher ein Stratege und<br />

Realist, als ein engstirniger Traditionalist, wusste, dass die Arkebusiere die feindliche<br />

Streitmacht ausschalten mussten, bevor diese angreifen konnte. Diese Erkenntnis bedeutete<br />

jedoch in keiner Weise, dass er sich zukünftig ausschließlich auf seine Arkebusiere verlassen<br />

wollte. Allerdings setzte er (und später auch seine Konkurrenten) herkömmliche Ashigaru<br />

und Samurai vermehrt zum Schutz seiner Arkebusiere ein. Das Sperrfeuer der Arkebusiere<br />

wurde so zum entscheidenden Faktor auf den Schlachtfeldern Japans. Hätte die Sengoku-<br />

Periode noch länger angedauert, hätten die Daimyo den Aufbau großer Musketier-Verbände,<br />

die von Bogenschützen und Schwertkämpfern flankiert wurden, sicherlich weiter<br />

vorangetrieben.<br />

79


Nobunagas eigentliche taktische Leistung ist<br />

jedoch die Erkenntnis, dass der Sieg weitaus<br />

wichtiger ist, als die persönliche Ehre und die<br />

Wahrung von überkommenen Traditionen. Seine<br />

Bereitschaft, den Ashigaru den Vorzug zu geben,<br />

ist ein eindrucksvoller Beweis seiner weltoffenen<br />

Denkweise. Er war damit der erste Daimyo, der<br />

riesige Verbände aus Arkebusieren effektiv<br />

einsetzte. Natürlich hatten auch andere<br />

Feldherren die Bedeutung der Arkebuse erkannt,<br />

allerdings zögerten seine Zeitgenossen, große<br />

Truppenteile mit der neuen Wunderwaffe<br />

auszurüsten. Bisher war es darüber hinaus üblich, dass alle Arkebusiere eines Verbandes<br />

gleichzeitig feuerten. Diese Salve schlug zwar eine bemerkenswerte Bresche in die Reihen<br />

der Feinde, allerdings waren die Schützen, während sie ihre Arkebusen nachluden, völlig<br />

nutzlos – und vor allem ungeschützt. Nobunaga ließ seine Soldaten in Abteilungen feuern.<br />

Auf diese Weise gelang es ihm, den Feind permanent unter Beschuss zu nehmen.<br />

Die Schlachten von Oda<br />

Nobunaga, 1560-1575<br />

Oda Nobunaga war 15 Jahre alt, als er widerwillig das Erbe seines Vaters antrat. Erst nach<br />

dem Selbstmord seines loyalen Gefolgsmannes Hirade Kiyohide, der sich aus Protest gegen<br />

die Gleichgültigkeit des jungen Mannes, in sein Schwert gestürzt hatte, übernahm Nobunaga<br />

Verantwortung. Später ging Oda Nobunaga als einer der fähigsten aber gleichzeitig<br />

grausamsten und skrupellosesten Männer seiner Zeit in die Geschichte ein. Auch sein Tod<br />

war grausam. Glaubt man der Überlieferung, fiel er einem heimtückischen Mordanschlag<br />

seines eigenen Generals Akechi Mitsuhide zum Opfer.<br />

80<br />

“Wenn unsere Streitkräfte dem Feind zehn zu eins überlegen sind, umzingeln wir ihn.<br />

Wenn wir fünf zu eins überlegen sind, greifen wir an. Wenn wir doppelt so zahlreich<br />

sind, teilen wir unsere Armee. Wenn die Kräfte gleich sind, können wir eine Schlacht<br />

erwägen. Sind wir zahlenmäßig unterlegen, meiden wir den Feind. Wenn wir ihm in<br />

keiner Hinsicht gewachsen sind, können wir fliehen. Eine kleine Truppe kann den Feind<br />

zwar aufhalten, doch am Ende wird sie von der größeren Streitmacht gefangen<br />

genommen.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

In den Feldzügen von Shogun: Total War – Gold Edition erlebt Ihr noch einmal den steilen<br />

Aufstieg Oda Nobunagas, von seinem eindrucksvollen Sieg bei Okehazama im Jahr 1560<br />

(siehe unten), bis zur alles entscheidenden Schlacht gegen den Takeda-Clan bei Nagashino<br />

im Jahr 1575. Fünf Jahre nach der Schlacht bei Okehazama fügte Nobunaga den Asakura bei<br />

Anegawa eine verheerende Niederlage zu, die den Untergang des Hauses Asakura<br />

besiegelte. Als sich die Ikko-Ikki gegen Nobunaga erhoben, spürten die religiösen Fanatiker<br />

in der Schlacht von Nagashima (1573) seinen Zorn. Die Schlacht von Nagashino ist als<br />

Sieg der Feuerwaffe über die traditionelle Kriegsführung in die Geschichte eingegangen. In<br />

dieser denkwürdigen Schlacht erteilten Nobunagas Arkebusiere der gefürchteten Kavallerie<br />

der Takeda eine bittere Lektion.<br />

Okehazama, 1560<br />

“Wenn der Kampf tatsächlich begonnen hat und der Sieg lange auf sich warten lässt,<br />

dann werden die Waffen deiner Männer stumpf und ihr Eifer wird gedämpft … und<br />

wenn der Feldzug sich lange hinzieht, werden die Schätze des Staates unter der<br />

Belastung schwinden.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Im Juni 1560 marschierte Imagawa Yoshimoto in Richtung Kyoto. Allerdings lag zwischen<br />

ihm und seinem Ziel das Reich der Oda. Die Truppen der Imagawa rückten zügig vor und<br />

zerstörten die Grenzfestungen bei Washizu und Marune. Anschließend lagerten die Soldaten<br />

in der engen Dengaku-hazama-Schlucht in der Provinz Owari. Hier wurden sie von den<br />

ortskundigen Spähern Nobunagas entdeckt.<br />

Nobunaga fasste einen kühnen Plan und lockte Imagawa Yoshimotos Streitmacht in einen<br />

Hinterhalt. Er ließ seine Armee lagern und führte unbemerkt einen kleinen Stoßtrupp in den<br />

Rücken der feindlichen Truppen. Lag es an der drückenden Hitze oder an einem plötzlich<br />

hereinbrechenden Sommergewitter, dass die Wachposten Nobunagas Männer, die sich im<br />

Schutz des dichten Regens langsam dem Lager der Imagawa näherten, nicht bemerkten? Als<br />

sich das Gewitter gelegt hatte, gab Nobunaga Befehl zum Angriff. Yoshimotos Leibwächter<br />

und seine Soldaten flohen in Panik. Nur Imagawa Yoshimoto blieb in seinem Kommandozelt<br />

zurück. Anfangs glaubte er, dass unter seinen betrunkenen Männern ein heftiger Streit<br />

ausgebrochen war. Es spricht nicht für die Disziplin von Yoshimotos Soldaten, wenn er<br />

wirklich glaubte, seine Samurai hätten sich – vom Alkohol benebelt – gegen ihn gewandt.<br />

Als Yoshimoto reagierte, war es bereits zu spät. Verzweifelt befahl er Nobunagas Männern<br />

(die er für seine Soldaten hielt), an ihre Arbeit zurückzukehren. Wenig später wurden er<br />

81


und alle seine ranghohen Offiziere getötet. Nur zwei seiner Berater überlebten das<br />

Gemetzel. An einem einzigen Nachmittag hatte Nobunaga so den Imagawa-Clan aus den<br />

Geschichtsbüchern getilgt. Die Imagawa versanken in der Bedeutungslosigkeit.<br />

Obwohl Oda Nobunagas Männer der Armee der Imagawa zahlenmäßig deutlich unterlegen<br />

waren, zwang er seinen Gegner durch einen Überraschungsangriff mit gut ausgebildeten und<br />

hochmotivierten Einheiten in die Knie. In Shogun: Total War – Gold Edition trefft Ihr auf ein<br />

undiszipliniertes Imagawa-Heer. Wenn es Euch gelingt, den Willen der Soldaten zu brechen,<br />

ergreifen die feindlichen Samurai die Flucht. Vertreibt alle feindlichen Einheiten vom<br />

Schlachtfeld oder sichert Euch den Sieg wie einst Oda Nobunaga – beseitigt Imagawa<br />

Yoshimoto!<br />

Anegawa, 1570<br />

“Zorn mag sich in Freude verwandeln; auf Verärgerung mag Zufriedenheit folgen.<br />

Doch ein Königreich, das einmal zerstört wurde, kann nie wieder errichtet werden;<br />

und auch die Toten können nicht ins Leben zurückgeholt werden.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Hinweis: Diese Schlacht gehört zu den historischen Schlachten des Spiels und nicht zu den<br />

historischen Feldzügen.<br />

Anfang Juli 1570 zog Nobunaga gegen seinen<br />

Schwager Asai Nagamasa in die Schlacht. Sein<br />

Ziel war die Eroberung von Schloss Odani. Mitte<br />

Juli erreichten Nobunagas Truppen den<br />

Anegawa. Nobunaga schlug am südlichen Ufer<br />

des Flusses sein Lager auf und wartete auf die<br />

Verstärkung unter der Führung von Tokugawa<br />

Ieyasu. Ein kleiner Teil seiner Streitmacht<br />

belagerte währenddessen (als<br />

Ablenkungsmanöver) Schloss Yokoyama.<br />

Gleichzeitig marschierten am Nordufer des<br />

Anegawa die vereinigten Streitkräfte von Asai<br />

Nagamasa und den Asakura auf. Es kam zur alles entscheidenden Schlacht …<br />

Nach der Ankunft von Tokugawa Ieyasu war Nobunagas Streitmacht der Armee seiner<br />

Feinde zahlenmäßig weit überlegen. Da allerdings viele seiner Soldaten aus ehemaligen<br />

Provinzen der Asai stammten, konnte und wollte er ihnen im Ernstfall nicht vertrauen.<br />

Nobunaga unterstellte die fraglichen Einheiten kurzerhand seinem loyalen General Toyotomi<br />

Hideyoshi und gab seiner Armee Befehl zum Angriff. Nobunaga war fest entschlossen,<br />

seinen verhassten Schwager zu töten.<br />

Im Morgengrauen entbrannte in der Mitte des seichten Flusses eine blutige Schlacht.<br />

Während sich die Truppen der Tokugawa den Soldaten der Asakura stellten, attackierte<br />

Nobunaga mit seinen Verbänden die Einheiten der Asai. Das Wasser des Anegawa färbte<br />

sich rot, als ein Stoßtrupp der Tokugawa unter dem Befehl der Generäle Honda Tadakatsu<br />

und Sakakibara Yasumasa der Streitmacht der Asakura in die Flanke fiel und die Truppen<br />

General Kagetakes einkesselten. Die Asakura zogen sich daraufhin an das Nordufer des<br />

Flusses zurück. Ein einziger Mann gab den fliehenden Truppen in dieser dunklen Stunde<br />

Deckung und wurde so zum Helden der Schlacht: Makara Jurozaemon Naotaka. Der groß<br />

82<br />

gewachsene No-Dachi-Samurai schritt schreiend<br />

durch die Schlachtreihen der Tokugawa und<br />

forderte würdige Gegner zum Zweikampf ... sein<br />

offensichtliches Ablenkungsmanöver erfüllte<br />

seinen Zweck: Während er gemeinsam mit<br />

seinem Sohn unzählige Gegner ausschaltete, zogen<br />

sich die Asakura geordnet zurück. Die beiden<br />

tapferen Männer bezahlten ihren Heroismus indes<br />

mit ihrem Leben.<br />

In der Schlacht zwischen den Oda und den Asai<br />

überstürzten sich unterdessen die Ereignisse. Aus<br />

unerfindlichen Gründen trug Nobunaga nicht seine komplette Rüstung und wäre um ein<br />

Haar von Endo Kizaemon, einem Samurai der Asai, getötet worden. Langsam wichen<br />

Nobunagas Truppen vor den heranstürmenden Soldaten zurück. Erst als Tokugawa Ieyasu<br />

mit seinem Heer die Flanke von Nobunagas Streitmacht verstärkte, wendete sich das Blatt.<br />

Als auch noch die Belagerungstruppen von Schloss Yokoyama zurückkehrten, war das<br />

Schicksal der Asai besiegelt!<br />

Im Gegensatz zu den anderen Feldzügen Oda Nobunagas, war die Schlacht am Anegawa aus<br />

taktischer Sicht eine Katastrophe. Sie erinnerte eher an eine Massenschlägerei, als an einen<br />

organisierten militärischen Feldzug ... an eine direkte Einflussnahme auf die kämpfenden<br />

Soldaten war nach dem Beginn der Schlacht kaum noch zu denken. In Shogun: Total War –<br />

Gold Edition müsst Ihr diese Schlacht gewinnen – nicht mehr und nicht weniger. Verlasst<br />

Euch nicht allzu sehr auf Toyotomi Hideyoshis Männer, zumal Ihr diesen keine direkten<br />

Befehle erteilen könnt. Das Gleiche gilt übrigens auch für die Truppen von Tokugawa Ieyasu.<br />

Solltet Ihr jedoch in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, betet zu Gott, dass Ieyasu Euren<br />

Hals rettet!<br />

Mt. Hiei, 1571<br />

“Attackiere in der Schlacht stets die stärksten Stellungen des Feindes; wenn du siehst,<br />

dass sich seine Soldaten zurückziehen, teile deine Streitkräfte und greife eine andere<br />

starke Stellung seines Heeres an. Deine Taktik muss einem gewundenen Gebirgspfad<br />

gleichen.”<br />

— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Feuers<br />

1571 beschloss Oda Nobunaga, dem Treiben der rebellischen Tendai-Mönche am Mount<br />

Hiei ein Ende zu setzen. Immer wieder hatten die Mönche seine ungeschützte Flanke<br />

bedroht, wenn er gegen wichtige Feinde in die Schlacht zog. Mit der Vernichtung der<br />

Mönche wollte er ganz Japan zeigen, dass er keinen Widerstand gegen seine Autorität<br />

duldete. Nobunaga war fest entschlossen, die Mönche bis auf den letzten Mann zu töten<br />

und weder Frauen noch Kinder zu verschonen.<br />

Nur so konnte er seinem Machtanspruch Nachdruck verleihen!<br />

83


Nagashima, 1573<br />

“Manchmal gerät eine Armee in eine Notlage, die keine natürlichen Gründe hat,<br />

sondern auf Fehlern beruht, für die der General verantwortlich ist.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Hinweis: Diese Schlacht gehört zu den historischen Schlachten des Spiels und nicht zu den<br />

historischen Feldzügen.<br />

Im Juli 1573 hatte Oda Nobunaga genug von den aufständischen Ikko-Ikki. Er wusste, dass<br />

die rebellischen Kriegermönche seine Vorherrschaft niemals anerkennen würden. Daher<br />

war er fest entschlossen, ihrem Treiben ein Ende zu setzen.<br />

Er ließ in der Provinz Ise ein gewaltiges Heer ausheben. Über die genaue Zahl seiner<br />

Soldaten ist nichts bekannt. Nobunaga schickte starke Ashigaru-Verbände mit Arkebusen<br />

nach Nagashima – Sie sollten eine Bresche in die Reihen seiner Feinde schlagen. Gleichzeitig<br />

sicherten die Armeen von Sakuma Nobumori und Toyotomi Hideyoshi die westliche Flanke<br />

der Ashigaru-Truppen.<br />

Nobunagas kühner Plan scheiterte an einem plötzlichen Wetterumschwung. Nach einem<br />

heftigen Regenguss waren Nobunagas Arkebusen unbrauchbar. Die fanatischen Ikko-Ikki<br />

nutzen die Gunst der Stunde und trieben seine Stoßtruppen zurück. Dann, als der Regen<br />

aufgehört hatte, konnten die Mönche endlich ihre eigenen Feuerwaffen einsetzen!<br />

Nobunagas Truppen blieb nur der Rückzug. Nobunaga selbst wäre beinahe erschossen<br />

worden. Glücklicherweise tötete die für ihn bestimmte Kugel einen seiner Leibwächter.<br />

Diese Episode zeigt einmal mehr, dass auch Nobunaga immer an vorderster Front, also in<br />

Reichweite der Arkebusen, kämpfte. Schließlich zogen sich auch die Entsatztruppen im<br />

Westen zurück … zum zweiten Mal in nur zwei Jahren mussten sich Nobunagas Truppen<br />

geschlagen geben.<br />

Hatte sich Nobunaga überschätzt?<br />

In diesem Fall sicher nicht, da nur der plötzlich einsetzende Regen der Schlacht diese<br />

überraschende Wendung gegeben hatte. Kein General der Welt kann den Ausfall seiner<br />

Hauptstreitmacht kompensieren. Hoffentlich habt Ihr bei Nagashima mehr Glück, als einst<br />

Nobunaga. Besiegt die Ikko-Ikki. Es gibt nur eine Möglichkeit, diese fanatischen Krieger<br />

aufzuhalten: Tötet möglichst viele von ihnen. Eure Armee muss mindestens 50 Prozent der<br />

feindlichen Einheiten ausschalten, um deren Widerstand zu brechen. Die Ikko-Ikki sind<br />

hochmotiviert. In ihren Reihen dienen Krieger, die den einfachen Soldaten im Heer der Oda<br />

weit überlegen sind.<br />

Nagashino, 1575<br />

“Siegen wird der, der gut vorbereitet darauf wartet, den unvorbereiteten Feind<br />

anzugehen.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Als Oda Nobunaga mit seinen Truppen<br />

versuchte, den Belagerungsgürtel um Schloss<br />

Nagashino zu durchbrechen, kam es zur Schlacht<br />

mit Takeda Katsuyori. Dieser sammelte<br />

augenblicklich seine Belagerungstruppen und<br />

stellte sich den Oda, obwohl die Armee der<br />

Takeda den Soldaten Nobunagas zahlenmäßig<br />

deutlich unterlegen waren. Allerdings zog die<br />

gefürchtete Kavallerie der Takeda den offenen<br />

Kampf einer langwierigen Belagerung vor. Sogar<br />

das Wetter schien auf der Seite der Takeda zu<br />

stehen …<br />

Nobunaga lockte die Takeda in eine Falle: Er zog sich mit seinen Truppen auf das<br />

gegenüberliegende Ufer des seichten Rengogawa zurück, dessen Steilufer die berittenen<br />

Einheiten der Takeda aufhalten sollte. Anschließend sammelte er 3000 seiner besten<br />

Schützen und brachte diese in drei Reihen hinter einer Palisade in Stellung. Als die Soldaten<br />

des Takeda-Clans heranstürmten, liefen sie in ihr Verderben.<br />

Die Takeda gingen nach ihrer bewährten Taktik vor. Nach einem Vorstoß der Kavallerie<br />

sollten starke Infanterieverbände nachrücken ... angesichts der schweren Regenfälle der<br />

Nacht und der anhaltenden Schauer ein durchaus vernünftiger Plan. Takeda Katsuyori hatte<br />

guten Grund zu der Annahme, dass Nobunagas Arkebusen feucht und damit unbrauchbar<br />

waren. Außerdem, so dachte er, würde es ein Leichtes sein, die schutzlosen Arkebusiere<br />

nach der ersten Salve aufzureiben, während sie ihre Waffen nachluden.<br />

Diese an sich logische Überlegung sollte sich jedoch als tödlicher Irrtum erweisen. Als<br />

Takeda Katsuyori Befehl zum Angriff gab, feuerten Nobunagas Arkebusiere in drei<br />

Abteilungen auf die heranstürmenden Takeda – in kurzen Abständen hallten die Salven der<br />

Arkebusiere über das Schlachtfeld. Die Takeda hatten nicht den Hauch einer Chance.<br />

Schließlich mussten Katsuyoris Soldaten bis auf eine Schwertlänge an ihre Feinde<br />

herankommen, um diese zu töten ... ein im Kugelhagel aussichtsloses Unterfangen.<br />

Die Takeda waren mit einem unbeugsamen Siegeswillen in ihr Verderben gerannt. Etwa<br />

zwei Drittel von Katsuyoris Männern fielen im Kugelhagel der Oda. Noch nie zuvor hatte<br />

ein Samurai-Heer derart schreckliche Verluste erlitten. Mehr als die Hälfte der 97<br />

namentlich bekannten Samurai in Diensten der Takeda verloren in der Schlacht von<br />

Nagashima ihr Leben – unter ihnen auch acht der berühmten “24 Generäle” des Clans.<br />

Nobunaga triumphierte.<br />

Wenn Ihr vor Nagashino siegen wollt, müsst Ihr den Takeda eine ähnlich vernichtende<br />

Niederlage zufügen. Vergesst jedoch nicht, dass Eure Arkebusiere nach einem plötzlichen<br />

Regenguss vorübergehend unbrauchbar sind.<br />

84 85


Die Schlachten von Toyotomi<br />

Hideyoshi, 1582-1590<br />

“Wenn der Feind uns zahlenmäßig überlegen ist, können wir ihn am Kampf hindern.<br />

Versuche, seine Pläne aufzudecken und zu erkennen, wie Erfolg versprechend sie sind.<br />

Reize ihn, und ergründe das seiner Aktivität oder Inaktivität zu Grunde liegende Prinzip.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Toyotomi Hideyoshi stammte aus ärmlichen Verhältnissen und stieg vom einfachen Ashigaru<br />

zum getreuen General und Gefolgsmann Oda Nobunagas auf, an dessen Seite er zahlreiche<br />

Schlachten schlug.<br />

Hideyoshi war es auch, der die Ermordung Nobunagas durch Akechi Mitsuhide rächte. Sein<br />

Triumph über den Verräter sollte sein Recht auf die Nachfolge Nobunagas untermauern.<br />

Dies führte wiederum zu Spannungen mit ehemaligen Gefolgsleuten Nobunagas, die im<br />

Kampf um die Vorherrschaft in Japan Tokugawa Ieyasu unterstützten. Nach der (vorläufigen)<br />

Einigung mit Ieyasu widmete sich Hideyoshi einem drängenden Problem ... der Zerschlagung<br />

des Hojo-Clans. Sein übergroßer Ehrgeiz wurde Hideyoshi schließlich zum Verhängnis: Die<br />

Landung in Korea erwies sich als Katastrophe, da es Hideyoshi nicht gelang, seinen Einfluss<br />

auf das chinesische Festland auszudehnen. Nach seinem Tod im Jahr 1598 versank seine<br />

Familie in der Bedeutungslosigkeit. Ein anderer Mann betrat nun als Hideyoshis Nachfolger<br />

die politische Bühne: Tokugawa Ieyasu.<br />

Die Schlachten, die Ihr in Shogun: Total War –<br />

Gold Edition in Toyotomi Hideyoshis Namen<br />

befehligt, fanden alle nach dem Tode Oda<br />

Nobunagas statt. Natürlich hatte Hideyoshi<br />

bereits an der Seite seines Herrn zahlreiche<br />

Schlachten geschlagen. Das militärische Genie<br />

dieses großen Generals trat allerdings erst nach<br />

Nobunagas Ermordung zu Tage.<br />

Im Jahr 1582 rächte Hideyoshi die heimtückische<br />

Ermordung Oda Nobunagas durch dessen<br />

General Akechi Mitsushide. Nur 13 Tage nach<br />

Nobunagas Tod kam es in der Nähe des Dorfes<br />

Yamazaki zur entscheidenden Schlacht zwischen Hideyoshi und Mitsushide, dem “Shogun<br />

der 13 Tage”.<br />

1583 triumphierte Hideyoshi in der Schlacht von Shizugatake über Shibata Katsuie, seinen<br />

Rivalen um die Nachfolge Oda Nobunagas. Im darauf folgenden Jahr festigte er in der<br />

Schlacht von Kanie mit einem Sieg über Nobunagas Sohn seine Position als politischer und<br />

militärischer Nachfolger Nobunagas! 1585 rückten Hideyoshis Streitkräfte gegen eine Sekte<br />

von Kriegermönchen aus Negoroji vor. Sie sollten für ihre Loyalität gegenüber Tokugawa<br />

Ieyasu teuer bezahlen. In den Schlachten von Takajo und Sendaigawa richtete sich<br />

Hideyoshis Zorn 1597 gegen die Shimazu, bevor er im Jahr 1590 den Hojo in der Schlacht<br />

von Odawara eine vernichtende Niederlage zufügte. Obwohl Hideyoshi nach seinen Siegen<br />

der unangefochtene Herrscher über Japan war, sollte der Thron des Shoguns für ihn immer<br />

unerreichbar bleiben ...<br />

86<br />

Yamazaki, 1582<br />

“Überheblich zu beginnen und danach vor der Zahl des Feindes zurückzuschrecken, ist<br />

ein Beweis für einen außergewöhnlichen Mangel von Intelligenz.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Hideyoshi verlor nach der Ermordung Oda<br />

Nobunagas keine Zeit, seinen Herrn zu rächen.<br />

Akechi Mitsuhide hatte inzwischen Schloss Nijo<br />

in Kyoto erreicht und sich nach der Hinrichtung<br />

von Nobunagas Sohn und Erben selbst zum<br />

Shogun ernannt. Als Hideyoshi von den jüngsten<br />

Entwicklungen erfuhr, wusste er, dass er schnell<br />

handeln musste. Wenn es ihm nicht gelang,<br />

Akechi Mitsuhide binnen weniger Tage<br />

auszuschalten, würde der Verräter seine neu<br />

gewonnene Macht weiter festigen. Mitsuhide<br />

hatte geduldig abgewartet, bis alle seine Rivalen<br />

weit vom Zentrum der Macht entfernt waren, bevor er selbst Anspruch auf den Thron des<br />

Shoguns erhob.<br />

Als Mitsushide zehn Tage nach Nobunagas Tod von Hideyoshis Plänen erfuhr, entschloss er<br />

sich, Hideyoshis Armee auf dem Schlachtfeld entgegenzutreten, und nicht in seinem Schloss<br />

auf den Angriff seines Feindes zu warten. Auf der Straße nach Kyoto kam es schließlich zur<br />

alles entscheidenden Schlacht ... siegessicher ließ Mitsuhide seine Truppen vor seinen<br />

Schlössern aufmarschieren.<br />

Auch Hideyoshi zog die offene Schlacht einer langwierigen Belagerung vor. Bei der Suche<br />

nach einem geeigneten Schlachtfeld fiel seine Wahl auf einen bewaldeten Hügel bei<br />

Tennozan, unweit des Dorfes Yamazaki. Mitsuhide sammelte seine Truppen indes am Ufer<br />

des Enmyojigawa, einem schmalen Fluss ganz in der Nähe. Nach Einbruch der Dunkelheit<br />

setzten Hideyoshis Ninja in Mitsushides Lager mehrere Zelte in Brand und verunsicherten<br />

so dessen Soldaten ... Mitsuhides Ende stand kurz bevor.<br />

Am nächsten Morgen, 13 Tage nach Nobunagas Tod, gab Hideyoshi Befehl zum Angriff.<br />

Während ein Teil seiner Streitmacht zum Enmyojigawa vorrückte, entbrannte bei Tennozan<br />

eine blutige Schlacht. Verbissen hielten Hideyoshis Männer den Hügel. Gleichzeitig kesselte<br />

Hideyoshi das Heer seines Rivalen mit der rechten und linken Flanke seiner Streitmacht ein<br />

... panisch ergriffen die feindlichen Soldaten die Flucht. Auch Mitsushide floh. Allerdings<br />

wurde er wenig später von marodierenden Plünderern gefangen genommen und zu Tode<br />

geprügelt.<br />

So nahm der Shogun der 13 Tage ein vergleichsweise unrühmliches Ende. Hideyoshis Taktik<br />

war aufgegangen. Auch der Aufmarsch seiner Truppen vor der eigentlichen Schlacht gilt bis<br />

heute als Musterbeispiel strategischen Kalküls. Nach seinem Sieg ging Hideyoshi als Rächer<br />

Oda Nobunagas in die Geschichte ein ... und er wusste diesen politischen Vorteil zu nutzen.<br />

Diese Schlacht beweist eindrucksvoll, dass ein einziger Sieg das Schicksal eines ganzen<br />

Landes besiegeln kann! Der Lohn für den Sieger dieser Schlacht war das politische und<br />

militärische Erbe von Oda Nobunaga.<br />

87


Shizugatake, 1583<br />

“Es gibt fünf gefährliche Fehler, die jeder General begehen kann. Die beiden ersten<br />

sind: Unbekümmertheit, da sie zur Vernichtung führt; und Feigheit, da sie zur<br />

Gefangennahme führt. Der nächste ist ein empfindliches Ehrgefühl, das für Scham<br />

empfänglich ist; und ein ungezügeltes Temperament, das durch Beleidigung provoziert<br />

werden kann. Der letzte Fehler ist übergroße Sorge um das Wohl der Männer. Dies<br />

sind die fünf schrecklichsten Sünden eines Generals.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Auch nach Hideyoshis Sieg über Akechi<br />

Mitsuhide kämpften andere Generäle der Oda<br />

um den Thron des Shoguns. Einer dieser Männer<br />

war Shibata Katsuie.<br />

Hideyoshi errichtete auf den Bergen am<br />

Nordufer des Biwasees mehrere Festungen, da<br />

er den erwarteten Angriff Shibata Katsuies<br />

bereits im Keim ersticken wollte. Die Festung<br />

Shizugatake auf dem höchsten Gipfel stand unter<br />

dem Befehl von Nakagawa Kiyohide. Trotz des<br />

schwierigen Geländes attackierte Shibata Katsuie<br />

die Festung mit einer Armee unter dem Befehl<br />

seines Neffen Sakuma Morimasa. Da dieser wusste, dass Hideyoshis Streitmacht Schloss<br />

Gifu belagerte, missachtete er den Rückzugsbefehl seines Onkels. Er war fest entschlossen,<br />

das Schloss in nur drei Tagen zu erobern.<br />

Hideyoshi reagierte blitzschnell und stellte Morimasa nur einen Tag später mit starken<br />

Kavallerieverbänden vor den Toren der Festung. Obwohl Nakagawa Kiyohide getötet<br />

wurde, gelang es den verbissen kämpfenden Verteidigern, die Festung zu halten. Morimasa<br />

musste die Belagerung beenden und stellte sich Hideyoshis Truppen.<br />

Sakuma Morimasas Niederlage war verheerend. Die Schlacht glich eher einem blutigen<br />

Massaker als einem organisierten Feldzug. Die Soldaten der Sakuma entledigten sich ihrer<br />

Waffen und Rüstungen und flohen in den dichten Wald. Als Shibata Katsuie die traurigen<br />

Überreste seiner stolzen Armee sah, beging er Seppuku.<br />

Nun seid Ihr ein Befehlshaber in Hideyoshis Heer. Es liegt an Euch, Sakuma Morimasa eine<br />

ähnliche Niederlage zuzufügen, wie einst Toyotomi Hideyoshi.<br />

Negoroji, 1585<br />

“Oh du göttliche Kunst der Geschicklichkeit und Verstohlenheit! Durch sie lernen wir,<br />

unsichtbar zu sein, durch sie sind wir unhörbar, und damit halten wir das Schicksal des<br />

Feindes in unserer Hand.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

88<br />

Immer wieder bedrohten verschiedene Sekten<br />

von Kriegermönchen die Daimyo. Die Mönche<br />

konnten durchaus wertvolle Verbündete sein – in<br />

der Regel waren sie jedoch gefährliche und<br />

fanatische Feinde. Hideyoshi verbündete sich<br />

schließlich mit den Kriegermönchen von Ishiyama<br />

und Kyoto, nachdem er an der Seite Oda<br />

Nobunagas bereits blutige Kriege gegen die Ikko-<br />

Ikki geführt hatte.<br />

1585 verweigerten immer noch einige Sekten<br />

Hideyoshi den Gehorsam und unterstützten<br />

stattdessen seinen Rivalen Tokugawa Ieyasu. Vor<br />

allem die Mönche aus Negoroji und Saiga hatten 1584 in mehreren Schlachten unter Ieyasu<br />

gedient. Hideyoshi bestrafte die Mönche für ihre Loyalität gegenüber Ieyasu spät, aber<br />

äußerst grausam. Er marschierte in die Provinz Kii ein und zerstörte dort vier kleinere<br />

Außenposten, bevor er nach Negoroji weiterzog. Obwohl die Kriegermönche mutige<br />

Kämpfer waren, zogen sich viele von ihnen auf Schloss Ota in der Provinz Saito zurück. Die<br />

Zurückgebliebenden bereiteten sich indes auf den Kampf vor.<br />

Hideyoshi ging grausam, aber äußerst effektiv gegen die Mönche vor. Er ließ die<br />

Holzgebäude von Negoroji in Brand setzen – und verbrannte so einen Teil der Mönche bei<br />

lebendigem Leibe. Die Überlebenden wurden von seinen Soldaten erbarmungslos<br />

niedergemetzelt.<br />

Die Siegbedingungen für diese Schlacht sind klar: Kein einziger Mönch darf überleben!<br />

Takajo, 1587<br />

“Zwar haben wir von dummer Hast im Kriege gehört, doch Klugheit wurde noch nie<br />

mit langen Verzögerungen in Verbindung gebracht. In der ganzen Geschichte gibt es<br />

kein Beispiel dafür, dass ein Land aus einem langen Krieg Gewinn gezogen hätte.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

1587 entschloss sich Hideyoshi, den verhassten Shimazu-Clan auszulöschen.<br />

Mit einem Heer unter dem Befehl seines Halbbruders Hashiba Hidenaga drängte er die<br />

Streitmacht der Shimazu auf Schloss Takajo in der Provinz Hyuga zurück. Hidenaga schlug<br />

daraufhin sein Lager vor Schloss Takajo auf. Als die Shimazu von der Belagerung hörten,<br />

kehrten sie um und stellten sich Hidenagas Armee.<br />

Dieser sammelte seine Truppen und zog sich hinter eine eilig errichteten Palisade zurück.<br />

Ein kleiner Stoßtrupp der Shimazu rückte vor, um eine Bresche in die Reihen der Feinde zu<br />

schlagen. Anschließend sollte die Kavallerie nachrücken, um Hidenagas Soldaten aufzureiben.<br />

Der Plan schien aufzugehen, bis die Shimazu selbst durch eine geschickte Kriegslist<br />

getäuscht wurden: Hidenaga führte einen kleinen Stoßtrupp in den Rücken der feindlichen<br />

Streitmacht. Die Shimazu sollten glauben, dass ein zweites Heer sämtliche Rückzugswege<br />

blockierte. Die List funktionierte. Hastig zogen sich die zahlenmäßig deutlich überlegenen<br />

Truppen der Shimazu zurück und flohen in die Provinz Satsuma – Hidenaga triumphierte.<br />

89


Sendaigawa, 1587<br />

“Es liegt in unserer Hand, uns vor einer Niederlage zu schützen, doch die Gelegenheit,<br />

den Feind zu schlagen, gibt uns der Feind selbst.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Nach dem Triumph von Takajo vereinte Hideyoshi seine Armee mit Hidenagas Streitmacht.<br />

Unter seinem Befehl marschierten die Truppen anschließend zum Sendaigawa, dem<br />

Grenzfluss zu Kagoshima. Hier erwartete sie bereits eine Armee der Shimazu unter dem<br />

Befehl von Niiro Tadamoto.<br />

Obwohl er zahlenmäßig etwa 30 zu 1 unterlegen<br />

war, gab Niiro Tadamoto Befehl zum Angriff ...<br />

eine sinnlose aber außerordentlich tapfere<br />

Geste. Als die Nacht hereinbrach, zogen sich die<br />

Überlebenden seiner Armee nach Kagoshima<br />

zurück. Dort wurden sie von Hideyoshis<br />

Streitmacht eingekesselt.<br />

Anstatt seine Feinde anzugreifen, löste Hideyoshi<br />

den Konflikt jedoch durch geschickte<br />

Verhandlungen.<br />

Odawara, 1590<br />

“Wenn du die Stellung des Feindes nicht sehen kannst, täusche einen Angriff vor, um<br />

seine Stärke zu enthüllen. Es ist einfach, ihn zu besiegen, wenn du seine Stärke<br />

kennst.”<br />

— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Feuers<br />

Im Jahr 1590 hatte Hideyoshi die Hojo nahezu ausgerottet. Zum dritten und letzten Mal<br />

belagerte er Schloss Odawara.<br />

Verzweifelt setzte der Daimyo der Hojo Zwangsarbeiter aus den nahe gelegenen Dörfern<br />

ein, um die Befestigungsanlagen des Schlosses zu verstärken. Diese waren bereits seit 1582<br />

kontinuierlich ausgebaut worden.<br />

Hideyoshis Übermacht war erdrückend. In einem Brief an seine Frau schrieb er: “Wir haben<br />

Odawara in zwei oder drei Ringen umstellt und einige Gräben und Mauern angelegt. Kein<br />

Feind wird das Schloss lebend verlassen.” Das riesige Heerlager Hideyoshis erinnerte an<br />

eine eilig vor den Toren der Festung errichtete Kleinstadt. Selbst für die Unterhaltung der<br />

Soldaten war gesorgt. Laut hallte das ausgelassene Gelächter der siegessicheren Belagerer<br />

über das Schlachtfeld. Mit dieser inszenierten Heiterkeit sollten die eingeschlossenen<br />

Verteidiger demoralisiert werden.<br />

Kein europäisches Land dieser Zeit hätte sich den Unterhalt derart riesiger<br />

Truppenverbände leisten können. Insgesamt dienten in Hideyoshis Armee bis zum Fall des<br />

Schlosses etwa 200.000 Männer! Während der Belagerung gab es vor den Toren der<br />

Festung unzählige kleinere Scharmützel. Einmal gelang es einem Sprengkommando<br />

Hideyoshis sogar, eine Bresche in die Mauer des Schlosses zu sprengen.<br />

90<br />

Nach drei endlosen Monaten erkannten die Hojo, dass sie der Belagerung nicht mehr<br />

standhalten konnten und übergaben das Schloss Hideyoshi.<br />

“Du kannst sicher sein, mit deinem Angriff Erfolg zu haben, wenn du nur Orte<br />

angreifst, die unverteidigt sind. Du kannst die<br />

Sicherheit deiner Verteidigung erhöhen, wenn<br />

du nur Positionen hältst, die nicht angegriffen<br />

werden können. Der General, dessen Gegner<br />

nicht weiß, was er verteidigen soll, greift weise<br />

an; und er ist ein weiser Verteidiger, wenn sein<br />

Gegner nicht weiß, was er angreifen soll.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Die Schlachten von Tokugawa<br />

Ieyasu, 1564-1600<br />

Die Karriere von Tokugawa Ieyasu, dem späteren Shogun, war selbst in der Sengoku-<br />

Periode einzigartig.<br />

Er sammelte seine ersten militärischen Erfahrungen als Soldat der Imagawa – eigentlich als<br />

Geisel zur Sicherung der Loyalität seiner Familie. Trotzdem diente er in der Armee der<br />

Imagawa und kämpfte gegen die Soldaten Oda Nobunagas! Erst nach dem Tod Imagawa<br />

Yoshimotos brach er mit den Imagawa und wurde ein treuer Gefolgsmann Oda Nobunagas.<br />

Ieyasu hatte Zeit. Schließlich konnte er davon ausgehen, dass der wesentlich ältere<br />

Nobunaga vor ihm sterben würde. Nach seinem Tod, so hoffte Ieyasu, würde er dessen<br />

militärisches und politisches Erbe antreten. Nach Nobunagas Tod kämpfte Ieyasu mit<br />

Toyotomi Hideyoshi um die Vorherrschaft in Japan – mit wechselndem Erfolg, wie Ihr im<br />

Kapitel Der Weg des Daimyo nachlesen könnt. Schließlich krönte Ieyasu sein Lebenswerk<br />

mit dem Titel des Shoguns. 250 Jahre lang sollten er und seine Nachfolger die Geschicke<br />

Japans lenken.<br />

“Eins mit dem Feind werden bedeutet, sich in die Situation des Feindes zu versetzen. In<br />

unserer Welt denken die Menschen meist an einen Einbrecher, der in einem Haus<br />

gefangen ist. Wenn wir jedoch “eins mit unserem Feind werden”, erkennen wir, dass<br />

die ganze Welt gegen uns ist, und uns keine Hoffnung auf Flucht bleibt.”<br />

— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Feuers<br />

91


In Shogun: Total War – Gold Edition zieht Ihr<br />

gegen verschiedene Feinde Ieyasus in die<br />

Schlacht und trefft auf altbekannte Gegner.<br />

Bei Azukizaka bewies Ieyasu 1564 im Kampf<br />

gegen Oda Nobunagas Erzfeinde, die Ikko-Ikki,<br />

seine Tapferkeit. 1569 traf er in der Schlacht von<br />

Kakegawa auf seine einstigen Verbündeten, die<br />

Imagawa. In den denkwürdigen Schlachten von<br />

Mikata ga hara (1572), Yoshida (1575) und<br />

Temmokuzan (1582) kämpfte er gegen den<br />

mächtigen Takeda-Clan.<br />

Im Oktober des Jahres 1600, zwei Jahre nach dem Tod seines Rivalen Toyotomi Hideyoshi,<br />

schlug Ieyasu seine letzte Schlacht. Mit seinem Sieg am Sekigahara-Pass über die Ostarmee<br />

von Mitsunari Ishida sicherte er sich den Titel des Shoguns ... der Kampf um die<br />

Vorherrschaft war endlich entschieden.<br />

Azukizaka, 1564<br />

“Die Kunst des Krieges lehrt uns, nicht darauf zu hoffen, dass der Feind nicht kommt,<br />

sondern darauf zu bauen, dass wir bereit sind, ihn zu empfangen; nicht auf die<br />

Möglichkeit, dass er nicht angreift, sondern auf die Tatsache, dass wir unsere Stellung<br />

uneinnehmbar gemacht haben.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Tokugawa Ieyasu stellte die Ikko-Ikki bei Azukizaka in der Provinz Mikawa. Als loyaler<br />

Befehlshaber Oda Nobunagas hatte er wenig Mitleid mit den fanatischen Mönchen, die den<br />

Zorn seines Herrn entfacht hatten.<br />

Ieyasu kämpfte in der blutigen Schlacht an vorderster Front. Mehrere Kugeln durchschlugen<br />

seine Rüstung, ohne ihn ernsthaft zu verletzen. Für damalige Verhältnisse grenzte dies<br />

beinahe an ein Wunder: Nicht selten zersplitterten die minderwertigen Kugeln beim<br />

Eindringen in den Körper des Angeschossenen. Die Kugeln waren also durchaus mit<br />

modernen Explosiv- oder Dum-Dum-Geschossen vergleichbar.<br />

Vergesst nicht, dass die fanatischen Kriegermönche der Ikko-Ikki äußerst gefährlich sind.<br />

Ihre Moral ist nur schwer zu brechen. Nur wenn Ihr den Mönchen schwere Verluste zufügt,<br />

könnt Ihr sie in die Knie zwingen.<br />

Diese Schlacht ist übrigens als “Zweite Schlacht von Azukizaka” in die Geschichte<br />

eingegangen. In der erste Schlacht von Azukizaka trafen im Jahr 1542 die Oda auf die<br />

Imagawa. Es war in Japan durchaus üblich, dass Feldherren ihre Soldaten – vermutlich aus<br />

Platzmangel – immer wieder auf dieselben Schlachtfelder führten!<br />

92<br />

Kakegawa, 1569<br />

“Verfolge keinen Feind, der die Flucht vortäuscht. Greife keine Soldaten an, die auf<br />

den Kampf warten. Schlucke keinen Köder, den der Feind anbietet. Greife keine<br />

Armee an, die nach Hause zurückkehrt. Lasse ein Schlupfloch frei, wenn du eine<br />

Armee umzingelst. Du darfst einen verzweifelten Gegner nicht zu hart bedrängen.<br />

Dies sind militärische Leitsätze.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Es schien beinahe, als wollte Tokugawa Ieyasu<br />

eine alte Rechnung begleichen und sich für seine<br />

jahrelange Gefangenschaft bei den Imagawa<br />

rächen, als er Imagawa Ujizane auf Schloss<br />

Kakegawa belagerte. Ujizane war der Sohn<br />

Imagawa Yoshimotos, der Ieyasu wenige Jahre<br />

zuvor als Geisel festgehalten hatte.<br />

Trotz seiner persönlichen Ressentiments gegen<br />

die Imagawa wusste Ieyasu, dass die Eroberung<br />

des Schlosses wesentlich wichtiger war, als der<br />

Tod seiner Feinde. Also trat er mit seinen<br />

verhassten Feinden in Verhandlungen – mit<br />

Erfolg. Die Imagawa übergaben Ieyasu die Festung kampflos. Im Gegenzug sicherte ihnen<br />

Ieyasu seine Unterstützung bei der Rückeroberung der Provinz Suraga zu. Allerdings hatte<br />

Ujizane den Zenit seiner Macht zu diesem Zeitpunkt längst überschritten und musste nach<br />

einer verheerenden Niederlage gegen die Streitmacht der Takeda bereits ein Jahr später<br />

abdanken. Der lachende Dritte war zweifellos der neue Herr auf Schloss Kakegawa:<br />

Tokugawa Ieyasu.<br />

Denkt in dieser Schlacht immer daran, dass Ihr das Schloss um jeden Preis einnehmen<br />

müsst. Gelingt es Euch in Shogun: Total War – Gold Edition, die Festung im Sturm zu nehmen<br />

(wie es ursprünglich auch Ieyasu geplant hatte)? Natürlich ist die Eroberung der Festung<br />

sinnlos, wenn ein Großteil Eurer Truppen bei der Belagerung fällt.<br />

Mikata ga hara, 1572<br />

“Jede Kriegsführung gründet auf Täuschung. Wenn wir also fähig sind anzugreifen,<br />

müssen wir unfähig erscheinen; wenn wir unsere Streitkräfte einsetzen, müssen wir<br />

inaktiv scheinen.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Die Kavallerie der Takeda war in ganz Japan gefürchtet. Zu oft hatten die unerschrockenen<br />

Reiter der Takeda bereits über ihre Feinde triumphiert.<br />

Auf dem Weg zur Festung Hamamatsu traf Takeda Shingen bei Mitaka-ga-hara auf die<br />

Streitkräfte der Tokugawa unter dem Befehl Tokugawa Ieyasus.<br />

Laut Koyo Gunkan ließ Ieyasu seine Truppen auf der Mitaka-ga-Hara-Hochebene nördlich der<br />

Festung in Gyorin-Formation, auch Fischschuppen-Formation genannt, aufmarschieren.<br />

93


Die Keilformation sollte einen Angriff der Takeda<br />

provozieren. Da Ieyasus Heer den Truppen der<br />

Takeda etwa 1 zu 3 unterlegen war, sammelte er<br />

seine Männer und wartete auf den nächsten<br />

Schritt seiner Feinde. Die linke Flanke seiner<br />

Armee sicherten drei hervorragende Mikawa-<br />

Generäle: Matsudaira Ietada, Honda Tadakatsu<br />

und Ishikawa Kazumasa. Zu seiner Rechten<br />

marschierten Einheiten Oda Nobunagas auf.<br />

Trotz der Übermacht der Takeda rückten die<br />

Truppen der Tokugawa schließlich vor und<br />

feuerten auf die feindlichen Schlachtreihen. Als<br />

am Spätnachmittag leichter Schneefall einsetzte, gewannen die Takeda an der linken Flanke<br />

der Tokugawa-Armee die Oberhand. Takeda Shingen zog nun seine müden Soldaten<br />

langsam zurück und schickte frische Truppen ins Feld. Als sich die linke Flanke der Tokugawa<br />

im Schutz der hereinbrechenden Dunkelheit zurückzog, gab Takeda Shingen seiner<br />

Hauptstreitmacht Befehl zum Angriff. Je länger der Kampf dauerte, desto verzweifelter<br />

wurde die Situation für die Armee der Tokugawa.<br />

Schließlich sammelte Ieyasu seine Soldaten unter seinem persönlichen Banner und zog sich<br />

auf Schloss Hamamatsu zurück. Ursprünglich wollte er sich selbst auf die Soldaten der<br />

Takeda stürzen, um seinen eingekesselten Freund Mizuno Tadashige zu unterstützen. Er<br />

besann sich jedoch eines Besseren und rettete sich mit seinen Gefolgsleuten in die Festung.<br />

Die Schlacht, so schien es, war entschieden, da er Hamamatsu mit nur fünf Mann erreichte.<br />

Mit dem Mut der Verzweiflung befahl er, die Tore der Festung zu öffnen, um den<br />

Überlebenden seiner Armee den Rückzug in das Schloss zu ermöglichen. Darüber hinaus<br />

ließ er Signalfeuer entzünden und eine riesige Trommel schlagen. Als die Vorhut der Takeda<br />

Hamamatsu erreichte und die Männer die offensichtliche Zuversicht der Tokugawa sahen,<br />

fürchteten sie einen Hinterhalt. Anstatt die Festung anzugreifen, schlugen die Tokugawa<br />

daher bei Saigadake ihr Nachtlager auf. Die siegreichen Soldaten wähnten sich in Sicherheit,<br />

als sie am Eingang der engen Schlucht von Mikata ga Hara lagerten. In der Nacht überfielen<br />

zwei Gefolgsmänner Ieyasus das Lager und trieben unzählige Samurai in die enge Schlucht.<br />

Hier waren sie für die Krieger der Tokugawa ein leichtes Ziel. Am nächsten Morgen zogen<br />

sich die Takeda zurück und überließen Hamamatsu Tokugawa Ieyasu – vorläufig.<br />

In Shogun: Total War – Gold Edition droht die Schlacht außer Kontrolle zu geraten. In einer<br />

offenen Schlacht habt Ihr kaum eine Chance gegen die Übermacht der Takeda. Haltet die<br />

Takeda mit einem Teil Eures Heeres so lange wie möglich auf, und zieht Euch mit Eurer<br />

Hauptstreitmacht geordnet auf die Festung zurück. Ein kontrollierter Rückzug ist nicht<br />

einfach. Wenn die Festung fällt, habt Ihr auch die Schlacht verloren.<br />

94<br />

Yoshida, 1575<br />

“Bewege dich nicht, wenn du keinen Vorteil siehst; setze deine Truppen nicht ein, wenn<br />

es nichts zu gewinnen gibt; kämpfe nicht, wenn die Lage nicht kritisch ist.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

1575, zwei Jahre nach dem Tod seines alten Rivalen Takeda Shingen, kämpfte Ieyasu immer<br />

noch gegen die Takeda. Da die Takeda den Aufstieg ihres Clans allerdings vor allem dem<br />

militärischen Genie Takeda Shingens verdankten, atmeten dessen Feinde nach seinem Tod<br />

erleichtert auf!<br />

Lediglich Shingens Sohn, Takeda Katsuyori,<br />

erwies sich als gefährlicher Feind. 1575 war er in<br />

die Provinz Mikawa eingefallen, um dort eine<br />

(augenscheinlich) schwache Garnison auf Schloss<br />

Yoshida zu belagern. Ieyasu hatte jedoch mit<br />

diesem Schachzug seines Gegners gerechnet und<br />

die Garnison mit gut ausgebildeten Truppen<br />

verstärkt. Katsuyori ging ihm in die Falle. Es<br />

gelang seiner Armee nicht, die Truppen der<br />

Tokugawa in die Knie zu zwingen, zumal diese<br />

klug genug waren, sich seiner Streitmacht nicht<br />

in der offenen Schlacht zu stellen. Enttäuscht<br />

brach Takeda Katsuyori die Belagerung ab und zog mit seiner Armee nach Norden in<br />

Richtung Nagashino.<br />

In Shogun: Total War – Gold Edition müsst Ihr die Truppen der Takeda möglichst lange<br />

aufhalten. Wenn es Euch gelingt, Takeda Katsuyoris Männer zu zermürben und einige von<br />

ihnen zu töten, geben Eure Feinde auf. Natürlich müsst Ihr darauf achten, dass Eure eigene<br />

Streitmacht von Euren zahlenmäßig deutlich überlegenen Feinden nicht aufgerieben wird.<br />

Temmokuzan, 1582<br />

“Deine Schnelligkeit soll sein wie die des Windes; deine Festigkeit wie die des Waldes.<br />

Beim Angriff und Plündern sei wie das Feuer; wenn du dich nicht bewegst, sei wie ein<br />

Berg. Deine Pläne sollen dunkel und undurchdringlich sein wie die Nacht, und wenn du<br />

dich bewegst, dann stürze herab wie ein Blitzschlag.”<br />

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />

Nach jahrelangen harten Kämpfen triumphierte Ieyasu schließlich über die Takeda und tilgte<br />

den einst mächtigen Clan aus den Geschichtsbüchern.<br />

Als die Heere von Oda Nobunaga und Tokugawa Ieyasu anrückten, wusste Takeda<br />

Katsuyori, dass er den Kampf um die Vorherrschaft verloren hatte. Er ließ seine Festung bei<br />

Shinpujo niederbrennen und floh in die Berge, um sich auf Iwadono, eine Festung seines<br />

Vasallen Oyamada Nobushige, zurückzuziehen. Doch als dieser die Tore der Festung vor<br />

Katsuyoris Augen schließen ließ, blieb dem Oberhaupt der Takeda keine Wahl. Er befahl<br />

seinen verbleibenden Gefolgsleuten, die Streitmacht der Oda und der Tokugawa möglichst<br />

95


lange aufzuhalten und nahm sich das Leben. Obwohl Nobunaga und Ieyasu ihren alten<br />

Rivalen sicher gerne selbst getötet hätten, spielte die Art seines Todes für die beiden<br />

Pragmatiker vermutlich keine Rolle. Ein Feind, der Selbstmord beging war für sie genauso<br />

tot, wie ein Gegner, den sie selbst enthauptet hatten.<br />

Eure Aufgabe ist klar: Vernichtet die Armee der Takeda. Bahnt Euch einen Weg durch die<br />

Reihen seiner Armee und tötet Katsuyori, bevor er sich selbst richtet. Ihr könnt den<br />

Truppen von Oda Nobunaga keine Befehle erteilen. Allerdings kämpfen sie tapfer an Eurer<br />

Seite.<br />

Sekigahara, 1600<br />

Die Schlacht von Sekigahara war die alles entscheidende Schlacht der Sengoku-Periode. An<br />

einem nebligen Oktobertag des Jahres 1600 krönte Tokugawa Ieyasu am Sekigahara-Pass<br />

sein Lebenswerk und herrschte fortan als neuer Shogun über Japan.<br />

Tokugawa Ieyasu befehligte die Ostarmee, eine Allianz ehemaliger Gefolgsleute Toyotomi<br />

Hideyoshis und Oda Nobunagas, allesamt Gegner einer neuen kaiserlichen Zentralregierung.<br />

Gleichzeitig hatten sich mehrere Clans, die Ieyasu als neuen Shogun ablehnten, der<br />

Westarmee des designierten neuen Kaisers Ishida Mitsunari angeschlossen.<br />

Ende Oktober 1600 spitzte sich die Situation nach mehreren verlustreichen aber<br />

ergebnislosen Schlachten und Belagerungen dramatisch zu. Die Ostarmee der Tokugawa<br />

trotzte auf Schloss Fushimi zunächst erfolgreich dem Ansturm der Westarmee. Als die<br />

Armee der Belagerten auf 200 Mann dezimiert war, öffneten diese die Tore und griffen die<br />

Westarmee mehrmals an ... kein einziger Verteidiger überlebte diesen Ausfall.<br />

Eine weitere kuriose Episode der Auseinandersetzung war die Belagerung der Garnison<br />

Hosokawa Yusai Fujitakas auf Schloss Tanabe durch die Westarmee. Die Angreifer wagten es<br />

offenbar nicht, die Festung des angesehenen Gelehrten einzunehmen. Wie sonst ist es zu<br />

erklären, dass verschiedene Generäle der Westarmee “vergaßen”, die Kanonen mit<br />

Kanonenkugeln zu bestücken, bevor sie auf die Festung feuerten? Nicht zuletzt deshalb<br />

geriet die Belagerung zur Farce.<br />

Schließlich trafen die beiden Armeen am engen Sekigahara-Pass in der Provinz Mino<br />

aufeinander. Allerdings stieß die Westarmee am Morgen dieses 21. Oktobers 1600 nach<br />

einem nächtlichen Gewaltmarsch eher zufällig auf die Westarmee Ieyasus. Ishida Mitsunari<br />

hatte den Pass als Schlachtfeld gewählt, da er hoffte, die Ostarmee überraschen zu können.<br />

Er wollte einen geordneten Aufmarsch von Ieyasus Truppen um jeden Preis verhindern. Also<br />

riegelte er den engen Pass mit seinem riesigen Heer ab.<br />

Die Bedingungen waren denkbar schlecht: Beide Armeen waren völlig durchnässt und<br />

konnten den Gegner im dichten Nebel kaum erkennen. Als sich der Nebel gegen Mittag<br />

lichtete, gaben die Generäle Befehl zum Angriff. Zunächst schien es, als hätten Ieyasus<br />

Truppen den Gewehrsalven der Westarmee nichts entgegenzusetzen. Doch schließlich ging<br />

die Ostarmee zum Gegenangriff über … es folgte ein blutiges Gemetzel. Langsam<br />

gewannen die Soldaten von Tokugawa Ieyasu an Boden und näherten sich unaufhaltsam<br />

Ishida Mitsunari.<br />

Da seine gesamte Streitmacht in Kämpfe verwickelt war, gab dieser mit einem zuvor<br />

vereinbarten Signalfeuer seinen Entsatztruppen unter dem Befehl von Kobayakawa Hideaka<br />

Befehl zum Angriff. Kobayakawas Einheiten sollten – so der Plan – mit einem raschen<br />

Vorstoß die linke Flanke der Ostarmee aufreiben. Zu Mitsunaris Entsetzen griff Kobayakawa<br />

Hideaka jedoch nicht in die Schlacht ein.<br />

96<br />

Tokugawa Ieyasu wusste, dass Hideakas Armee bereit war, die Seiten zu wechseln. Da ihm<br />

das Ausharren des Generals als Beweis für dessen Loyalität jedoch nicht ausreichte, ließ er<br />

einen kleinen Stoßtrupp auf Hideakas Truppen feuern, um diesen zu einer eindeutigen<br />

Entscheidung zu zwingen. Nun wechselte Kobayakawa Hideaka tatsächlich die Seiten und<br />

attackierte die Flanke seiner ehemaligen Verbündeten. Otani Yoshitsugu hatte diesen<br />

heimtückischen Angriff jedoch offenbar erwartet und schlug die Verräter zurück.<br />

Gleichzeitig attackierte Tokugawa Ieyasu zwei weitere Abteilungen der Westarmee – mit<br />

Erfolg: Die Kuchiki und die Wakizaka wechselten ebenfalls die Seiten. Als die Otani nun von<br />

drei Seiten angegriffen wurden, befahl Otani Yoshitsugu einem seiner Gefolgsleute, ihn zu<br />

töten; da er an Lepra litt konnte er sich nicht selbst richten.<br />

Das Ende der Westarmee stand kurz bevor.<br />

Lediglich den Shimazu gelang es, sich<br />

zurückzuziehen. Der Versuch, sich mit Ishida<br />

Mitsunaris Reservetruppen zu vereinigen<br />

scheiterte jedoch, da diese bereits zu Tokugawa<br />

Ieyasu übergelaufen waren ... genau die Truppen,<br />

die Ishida Mitsunari den Sieg sichern sollten,<br />

hatten ihn nun verraten. Damit war das Schicksal<br />

Japans besiegelt.<br />

Am Nachmittag zählte Ieyasu die Köpfe seiner<br />

gefallenen Gegner. Es gab niemanden mehr, der<br />

seine Autorität anzweifeln konnte. Ishida<br />

Mitsunari war geschlagen. Die Daimyo, die sich Ieyasu angeschlossen hatten, wurden für<br />

ihre Loyalität belohnt. Obwohl Ieyasu erst drei Jahre später zum Shogun erklärt wurde, war<br />

er von diesem Tage an der unumstrittene Herrscher Japans.<br />

97


5: Die Mongolen<br />

“Die Horde der Tataren ist riesig. Wenn einer dieser schrecklichen Krieger getötet<br />

wird, springen zehn andere an seine Stelle. Jeder von ihnen hat den Schädel eines<br />

Hundes und trägt die Waffen von drei bis vier Kämpfern.”<br />

— Benedikt der Pole, um 1240<br />

Benedikt der Pole fasste die Barbaren der<br />

östlichen Steppen (wie übrigens viele seiner<br />

Zeitgenossen) fälschlicherweise unter dem<br />

Begriff “Tataren” zusammen. Seine Furcht vor<br />

dieser Bedrohung, die Europa bis auf seine<br />

Grundfeste erschüttern sollte, war jedoch<br />

berechtigt. Furcht erregende Berichte aus Polen<br />

und dem fernen China schürten die Angst vor<br />

den grausamen und blutrünstigen Eroberern.<br />

Niemand – darin waren sich alle einig – konnte<br />

diese Ausgeburten der Hölle aufhalten.<br />

Die Mongolen werden häufig als die “Roten<br />

Khmer des Mittelalters” bezeichnet. Sie waren bereit, jeden zu töten, der sich ihnen in den<br />

Weg stellte. Skrupellos zerstörten die grausamen Horden blühende Zivilisationen und<br />

hinterließen in Asien und Europa eine Spur der Verwüstung.<br />

Niemand bestreitet, dass die Mongolen grausam, kompromisslos und brutal waren. Sie<br />

hatten anfangs überhaupt kein Interesse, den Reichtum der unterworfenen Völker für sich<br />

zu nutzen. Stattdessen tilgten sie ihre Opfer aus den Geschichtsbüchern. Insofern wurden<br />

sie ihrem Ruf durchaus gerecht. Die Unterwerfung durch die Mongolen war für die wenigen<br />

Überlebenden einer Invasion ein traumatisches Ereignis.<br />

Wer waren die Mongolen?<br />

Die Mongolen zogen (wie einige Jahrhunderte zuvor die Hunnen) als Nomaden durch die<br />

Steppen Zentralasiens und überfielen gelegentlich sesshafte (und zivilisiertere)<br />

Nachbarvölker. Gelang es einem Führer, seine Horde auch nach einem Beutezug<br />

zusammenzuhalten, ließen sich die plündernden Nomaden nicht selten in der<br />

unterworfenen Region nieder und bildeten dort einen neuen Adelsstand. Auch das<br />

Königreich Chin in Nordchina ist auf diese Weise entstanden.<br />

Unter Dschingis Khan erlebte das Mongolenreich seine Blütezeit. Wie einst Attila der<br />

Hunnenkönig hatte der gefürchtete Kriegsherr eine Vision und das unstillbare Verlangen, ein<br />

Weltreich zu errichten. Im Gegensatz zum Hunnenreich, das nach Attilas Tod in sich<br />

zusammenfiel, führten die Kinder und Kindeskinder Dschingis Khans dessen Lebenswerk<br />

erfolgreich weiter und blieben mehrere Jahrhunderte lang die bestimmende Macht in Asien.<br />

98<br />

Temüdschin<br />

Zu Beginn seiner militärischen Laufbahn war<br />

Dschingis Khan alles andere als ein<br />

charismatischer Führer oder mächtiger Eroberer.<br />

Er erblickte zwischen 1155 und 1167 das Licht<br />

der Welt. Sein Vater gab ihm den Namen eines<br />

Tatarenfürsten, den er einst getötet hatte:<br />

Temüdschin. Die nomadisierenden<br />

Mongolenstämme der Naimanen, Keräiten,<br />

Uiraten, Merkiten und Jalairen führten ein hartes<br />

und entbehrungsreiches Leben. Ihre Erzfeinde<br />

waren die Tataren und ihre Verbündeten, das<br />

Königreich Chin in Nordchina.<br />

Nach der Ermordung seines Vaters durch die Tataren war der etwa 12-jährige Junge<br />

unverhofft das neue Familienoberhaupt. Die Gefolgsleute seines Vaters verweigerten ihm<br />

jedoch den Gehorsam. Zu allem Überfluss musste sich der junge Temüdschin auch noch<br />

gegen seine Brüder behaupten. Eine überlieferte Episode verdeutlicht Temüdschins<br />

Grausamkeit: Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Chasar lockte er seinen Halbbruder<br />

Bektar in einen Hinterhalt und tötete ihn. Dieser hatte es gewagt, einen Fisch und einen<br />

Vogel aus Temüdschins Fallen zu stehlen. Die drakonische Bestrafung Bektars ist ein<br />

typisches Beispiel für die Unversöhnlichkeit der Mongolen …<br />

Schließlich scharte Temüdschin eine Horde loyaler Krieger um sich, die seine Fähigkeiten als<br />

Führer und Eroberer – und vermutlich vor allem seine Großzügigkeit – schätzten. Die<br />

Menschen schwärmten, dass der junge Temüdschin für seine Männer sein letztes Hemd<br />

geben würde. An der Seite von Toghril, dem Khan der Keräiten, zog er gegen seine<br />

Erzfeinde, die Tataren in die Schlacht. Die Europäer bezeichneten die Mongolen später<br />

fälschlicherweise ebenfalls als “Tartaren”, weil sie die Steppenbewohner für Ausgeburten<br />

der Hölle (Homers Tartarus) hielten.<br />

Nach langen Kämpfen gelang es Temüdschin und Toghril schließlich, die Tataren mit der<br />

Unterstützung des Königreichs Chin (das inzwischen die Seiten gewechselt hatte) in die Knie<br />

zu zwingen. Die Tataren wurden bis auf wenige Überlebende, die sich den Mongolen<br />

anschlossen, getötet. Etwa zur gleichen Zeit nahm Temüdschin den Titel “Dschingis Khan”<br />

(“Weltherrscher”) an. Als es wenig später zum Bruch mit Toghril kam, zog sich Dschingis<br />

Khan mit seinen loyalen Gefolgsleuten nach Sibirien zurück. Erst nach Toghrils Tod (er<br />

wurde versehentlich getötet, als er das Territorium der Naimaner durchquerte)<br />

akzeptierten die Keräiten Dschingis Khan als ihren Führer. Da dieser jedoch die Loyalität<br />

seiner neuen Verbündeten anzweifelte, setzte er alles daran, den Stamm auszulöschen.<br />

Anschließend wandte er sich gegen die mächtigen Naimaner, da er fürchtete, sie könnten<br />

seinen Aufstieg gefährden. Nach einem blutigen Feldzug unterwarfen sich die Naimaner.<br />

1206 wurde Dschingis Khan zum Khan aller Völker und Stämme der Mongolei ausgerufen<br />

und von einem Schamanen zum göttlichen Herrscher erhoben. Und nun? Dschingis Khan<br />

befehligte inzwischen riesige Armeen, die unbedingt beschäftigt werden mussten. Nur so<br />

konnte er Machtkämpfe zwischen den verschiedenen Stämmen verhindern.<br />

99


Also entschied er sich, weitere Gebiete – oder wenn möglich die ganze Welt – zu erobern<br />

… eine durchaus praktische Lösung des Problems. Zunächst unterwarf er die Kirgisen und<br />

andere Nomadenvölker Zentralasiens. Andere Stämme, wie die Uighuren erkannten die<br />

Zeichen der Zeit und unterwarfen sich freiwillig. In der Folgezeit hatte die uighurische<br />

Kultur großen Einfluss auf die Gesellschaft im neu entstehenden mongolischen Weltreich.<br />

Der Weg nach China<br />

China war zu jener Zeit ein zersplittertes Land. Die Mongolen nutzen diesen Umstand und<br />

fielen plündernd in die Königreiche Chin (bei Peking) und Hsi-Hsia in Westchina ein.<br />

Obwohl sich Hsi-Hsia Dschingis Khan daraufhin unterwarf, war der Feldzug kein wirklicher<br />

Erfolg. Die mongolische Kriegstaktik, besiegte Feinde erbarmungslos niederzumetzeln, war<br />

im Kampf gegen Steppenvölker äußerst effektiv, da man den Nomaden dadurch ihren<br />

einzigen “Reichtum”, die Arbeitskraft des Einzelnen raubte. Wozu aber Millionen von<br />

Chinesen töten? Es machte nicht einmal Sinn, die chinesischen Bauern in die Armee<br />

einzugliedern, da sie keine Kampferfahrung hatten. Gleichzeitig blieben die Herrscher von<br />

Chin eine ernste Bedrohung (schließlich waren sie selbst gefürchtete Eroberer). Nicht<br />

einmal nach dem Fall Pekings im Jahr 1215 unterwarfen sich die unbeugsamen Chin der<br />

Übermacht der Mongolen ... tapfer kämpften sie viele Generationen lang gegen die<br />

ungeliebten Eroberer.<br />

Nach dem Sturz der Kara Khitai in Ostturkestan nutzten Dschingis Khans Generäle die<br />

religiösen Spannungen des Landes geschickt zu ihren Gunsten und beendeten die Verfolgung<br />

der Muslime. Durch diesen klugen Schachzug wurden die Mongolen von der muslimischen<br />

Bevölkerung als Befreier gefeiert. Dschingis Khan plante indes einen neuen Feldzug: Hinter<br />

dem Pamir lagen die prächtigen Reiche der Osmanen ... Transoxanien und Persien.<br />

Krieg gegen die Araber<br />

“… meine Feinde in Stücke zu schneiden, sie vor mir herzutreiben, ihren Besitz zu<br />

rauben, mich an den Tränen ihrer Hinterbliebenen zu laben, und ihre Frauen und<br />

Töchter zu nehmen.”<br />

Nach Rashid al Din die Lieblingsbeschäftigung Dschingis Khans<br />

Auf der anderen Seite des Gebirges traf Dschingis Khan auf einen Mann, der ihm ebenbürtig<br />

war: Muhammed II., Sultan von Chorezm. Dieser hatte seinerseits die Khitai und seine<br />

Rivalen in Afghanistan bezwungen und sah keinen Grund, sich dem Großkhan zu<br />

unterwerfen. Allerdings beging Muhammed im Jahr 1219 einen entscheidenden Fehler. Er<br />

glaubte, dass Dschingis Khan sein Land lediglich plündern wollte, um anschließend nach<br />

China weiterzuziehen. Obwohl Muhammeds Armee den Mongolen zahlenmäßig deutlich<br />

überlegen war, drängten die Eroberer seine Truppen in mehrere Garnisonsstädte zurück.<br />

Die Städte hatten dem Ansturm der Mongolen nichts entgegenzusetzen. Als Bukhara fiel,<br />

ließ Dschingis Khan die dort stationierten Soldaten bis auf den letzten Mann töten. Viele<br />

Städte ereilte in der Folgezeit ein ähnliches Schicksal. Selbst in Städten, die sich kampflos<br />

ergaben, ließ Dschingis Khan die militärischen, geistigen und religiösen Führer enthaupten.<br />

Widersetzte sich eine Stadt, wurden<br />

100<br />

ALLE Bewohner – ungeachtet ihres Alters oder Geschlechts – getötet. Die Mongolen<br />

verschonten lediglich Handwerker, da sie deren Fähigkeiten schätzten und zu nutzen<br />

wussten. Die Städte selbst wurden teilweise versehentlich, teilweise bewusst,<br />

niedergebrannt. Durch diese willkürliche Schreckensherrschaft brachen die Mongolen<br />

schließlich die Moral der Bevölkerung und der Soldaten von Chorezm.<br />

Schließlich bliebt Ala al Din Muhammed nur die Flucht. Er starb 1220 desillusioniert und<br />

verzweifelt an Erschöpfung. Doch selbst nach seinem Tod setzten die Mongolen ihre<br />

Plünderungen fort. Dschingis Khan ließ sogar die Grabmäler der Vorfahren seiner Feinde<br />

zerstören. Nichts schien seinem ungezügelten Zorn standzuhalten. Ala al Dins Sohn, Jalal al<br />

Din setzte den Kampf gegen die Mongolen unerschrocken fort. Er besiegte sogar ein<br />

Mongolenheer, bevor ihn Dschingis Khan am Ufer des Indus stellte. Erstaunlicherweise ließ<br />

er seinen Rivalen, den er als wahren Helden würdigte, entkommen. Anschließend fielen die<br />

Mongolen in Indien ein, bevor sie erneut nach Norden zogen.<br />

Gleichzeitig revoltierten in Herat die Anhänger Jalals ... sie sollten für ihren Mut teuer<br />

bezahlen. Sechs lange Monate belagerten die Mongolen die Stadt, bis sich die Verteidiger<br />

der mongolischen Übermacht geschlagen geben mussten. Nach dem Fall der Stadt ließ<br />

Dschingis Khan angeblich 1,6 Millionen Menschen hinrichten.<br />

1223 kehrte Dschingis Khan mit mehreren Tausend Gefangenen in die mongolische Steppe<br />

zurück. Da die Mongolen die Gefangenen nicht mit Nahrungsmitteln versorgen konnten,<br />

begannen sie, diese systematisch zu töten. Auch die (inzwischen überflüssig gewordenen)<br />

Handwerker und Gelehrten fielen dem Massaker zum Opfer. Der Massenmord war damit<br />

endgültig zum wichtigsten politischen Mittel Dschingis Khans geworden.<br />

Seine Armeen zogen indes weiter. Ein Heer, das ursprünglich den fliehenden Ala al Din<br />

Muhammed töten sollte, plünderte zunächst den Westen des heutigen Iran und fiel<br />

anschließend im christlichen Georgien ein. Schließlich erreichten die Mongolen das<br />

Kaspische Meer. Hier trafen sie auf die nomadisierenden Kipchaken, die sich den Mongolen<br />

freiwillig unterwerfen wollten. Als die Mongolen dies ablehnten, wandten sich die Kipchaken<br />

Hilfe suchend an den Fürsten von Kiew. Dieser fiel jedoch in die Hände der Mongolen, die<br />

ihn (nach einer ungewohnt rücksichtsvollen Behandlung) unter einem Stapel Teppiche<br />

erstickten. Für die Mongolen war dies eine äußerst ehrenvolle Hinrichtung. Schließlich<br />

hatten sie peinlichst genau darauf geachtet, keinen Tropfen des fürstlichen Blutes zu<br />

vergießen. Anschließend zogen die mongolischen Horden weiter und brachten Tod und<br />

Verderben über das Land.<br />

101


Der Tod Dschingis Khans<br />

1226 wagte der alternde Dschingis Khan erneut einen Feldzug gegen China. Mit der<br />

gleichen Grausamkeit, mit der die Mongolen zuvor die Araber in die Knie gezwungen<br />

hatten, überrannten sie nun das Königreich Hsi-Hsia. Bevor er seinen Triumph jedoch feiern<br />

konnte, starb Dschingis Khan (vermutlich) an den Folgen eines Reitunfalls. Sein Tod wurde<br />

bis zum Ende des Feldzuges geheim gehalten. Angeblich töteten die Mongolen, die seine<br />

sterblichen Überreste in das Kentai-Gebirge brachten, jeden, der ihren Weg kreuzte.<br />

Schließlich sollte es dem Großen Khan auch im Jenseits nicht an willigen Dienern mangeln.<br />

40 junge Frauen, allesamt Angehörige der bedeutendsten mongolischen Familien, wurden zu<br />

Ehren des großen Feldherrn geopfert und folgten ihm in den Tod. Auch seine Dienstmägde,<br />

Pferde und die persönlichen Besitztümer des Großen Khans wurden in seiner Gruft<br />

bestattet. Noch an seinem Grab (das bis heute nicht gefunden wurde) beschlossen seine<br />

Nachfolger das letzte Massaker unter den Hsi-Hsia.<br />

Seine Söhne und Enkel, die Mitglieder der Goldenen Familie, führten das Lebenswerk<br />

Dschingis Khans fort. Nach der Herrschaft seines Sohnes Ögödai und seiner Enkel Kuyuk<br />

und Möngke betrat sein berühmtester Enkel die politische Bühne: Kubilai Khan.<br />

Auch nach Dschingis Khans Tod setzten die Mongolen ihre aggressive Eroberungspolitik fort.<br />

Schließlich fielen sie in den Mittleren Osten ein und stießen bis nach Europa vor.<br />

Der WestEn Wankt<br />

Am 9. April 1241 stellte sich ein deutsch-polnisches Ritterheer bei Liegnitz den<br />

vorrückenden Mongolen. Beim Anblick der schwer gepanzerten christlichen Ritter ergriffen<br />

die Mongolen die Flucht. Als diese nun siegessicher die Verfolgung aufnahmen, gerieten sie<br />

jedoch in einen heimtückischen Hinterhalt.<br />

Kein einziger Ritter überlebte das anschließende Massaker.<br />

Nur einen Tag später vernichtete ein anderes Mongolenheer die Streitmacht König Bélas<br />

von Ungarn. Die Mongolen hatten einen Rückzug vorgetäuscht und die nachrückenden<br />

ungarischen Truppen eingekesselt. Eine neue Katastrophe stand bevor. Dann entdeckten die<br />

Ungarn eine Lücke im Belagerungsring der Mongolen. Die verzweifelten Soldaten wagten<br />

einen Ausbruch. Beinahe schien es, als würde einigen von ihnen die Flucht gelingen, als<br />

plötzlich ein Teil der Soldaten in Panik geriet ... damit war das Schicksal der Ungarn<br />

besiegelt. Erbarmungslos wüteten die Mongolen unter den völlig verstörten Europäern. Nur<br />

wenige überlebten das Massaker: König Béla floh auf eine Insel im Mittelmeer. Erst als er das<br />

Meer überquert hatte, atmete er erleichtert auf!<br />

Nach der Unterwerfung Ungarns schlugen die Mongolen ihr Lager auf, um sich für den<br />

nächsten Feldzug zu rüsten. Europa stand kurz vor einer Katastrophe. Sollte auch Wien<br />

unter dem Ansturm der Mongolen fallen, war der Weg nach Deutschland und Frankreich<br />

frei. Kein europäischer Monarch hatte die nötigen Mittel, ein Heer auszuheben, das den<br />

mongolischen Kolonnen standhalten konnte ... der Untergang des Abendlandes stand kurz<br />

bevor. Hilflos warteten die Europäer auf das Unvermeidliche … hatte sich Gott von den<br />

Christen abgewandt? Eines stand fest: Die Mongolen würden unaufhaltsam bis an den<br />

Atlantik marschieren.<br />

Doch in letzter Sekunde kehrten die Mongolen völlig unerwartet um. Nur durch einen<br />

glücklichen Zufall entging Europa der Unterwerfung – Ögödai Khan, der dritte Sohn<br />

Dschingis Khans war gestorben. Der kluge (aber stets betrunkene) Regent hatte das Reich<br />

102<br />

seines Vaters bis in den Mittleren Osten und an die Grenzen Europas ausgedehnt. Obwohl<br />

sie ein Weltreich beherrschten, das sich von der Donau bis in das entfernte China<br />

erstreckte, waren die Mongolen stets ihren nomadischen Wurzeln treu geblieben: Sie<br />

kehrten in ihre Heimat zurück, um einen neuen Khan zu bestimmen!<br />

Der Alkohol wurde Ögödai schließlich zum Verhängnis. Nach seinem Tod wurde die<br />

grundlegende Schwäche des politischen Systems der Mongolen deutlich: Der Khan war die<br />

alleinige Identifikationsfigur des ganzen Volkes. Als er starb, kehrten die Mongolen in ihre<br />

Heimat zurück, um einen neuen Führer zu wählen. Gerade als sie die Möglichkeit hatten,<br />

Europa zu unterwerfen, ritten die Mongolen nach Hause und kehrten niemals zurück. In<br />

Polen wird die Niederlage von Liegnitz übrigens bis heute als Befreiungsschlacht gefeiert, die<br />

Europa rettete.<br />

Die Mongolen verschonten Europa und richteten ihre Aufmerksamkeit nach Osten …<br />

Kubilai Khan<br />

103<br />

In Xanadu did Kubla Khan<br />

A stately pleasure dome decree<br />

Where Alph, the sacred river ran<br />

Through caverns measureless to man<br />

Down to a sunless sea<br />

Ancestral voices prophesying war<br />

— Samuel Taylor Coleridge<br />

Im Zenit seiner Macht war Kubilai Khan der reichste und mächtigste Herrscher der Welt.<br />

Sein unermesslicher Reichtum ermöglichte ihm sogar den Unterhalt eines Sommerpalastes<br />

in Xanadu. Dieser Palast in Shang-tu, der Hauptstadt seines Reiches, lag inmitten eines<br />

riesigen Jagdreviers. Nie zuvor hatte es einen ähnlich Prachtbau gegeben. Als Marco Polo<br />

den Hof des Khans zum ersten Mal sah, verschlug es ihm angesichts des Reichtums seines<br />

Gastgebers den Atem.<br />

Kubilai Khan herrschte über ein Reich, das sich von der Donau bis an die chinesische<br />

Pazifikküste, und von Sibirien bis an den Indischen Ozean erstreckte. Der unumstrittene<br />

Khan aller mongolischen Clans setzte das Lebenswerk seines Großvaters, des großen<br />

Dschingis Khan, fort. Allerdings konzentrierte sich Kubilai Khan auf die Unterwerfung Chinas<br />

und die Errichtung eines chinesischen Großreichs (unter der Herrschaft der Mongolen).<br />

Kubilai einte China und begründete eine neue Herrscherdynastie.


Die Unterwerfung Chinas<br />

Unmittelbar nach Dschingis Khans Tod kam es zu Aufständen der unterdrückten Chin. Erst<br />

im Jahr 1234 gelang es den Mongolen, deren Widerstand zu brechen. Am Südufer des Hwai<br />

lag das Königreich Sung. Die Unterwerfung dieses mächtigen Reichs sollte 40 Jahre dauern.<br />

Nach Ögödais Tod im Jahr 1241 (er hatte sich buchstäblich zu Tode getrunken) drohte das<br />

mongolische Weltreich in rivalisierende Clans zu zerfallen. Schließlich riss Möngke, ein Enkel<br />

Dschingis Khans, die Macht an sich. Nach seiner Ernennung zum Großkhan setzte der<br />

unerschrockene Krieger die Eroberungszüge der Mongolen fort. Seinem Bruder Kubilai<br />

schenkte er einen Teil des eroberten Chinas, während er seinen anderen Bruder, Hülegü,<br />

zum Oberbefehlshaber seiner Armeen im Mittleren Osten ernannte. Da Möngke allerdings<br />

nicht im Traum daran dachte, erneut in Europa einzufallen, war dieser Posten<br />

vergleichsweise unbedeutend.<br />

Möngke und Kubilai bereiteten sich indes auf einen gemeinsamen Feldzug gegen die Sung<br />

vor. Ein langwieriger und verlustreicher Krieg stand bevor. Im reichen und dicht besiedelten<br />

Südchina gab es zu jener Zeit unzählige befestigte Städte. Außerdem kam die mongolische<br />

Armee (überwiegend berittene Bogenschützen) auf dem unwegsamen Gelände nur langsam<br />

voran. Im ungewohnten Klima des Landes hatten die Invasoren darüber hinaus mit bisher<br />

ungekannten Krankheiten zu kämpfen. Die Mongolen beschlossen, die Chinesen mit ihren<br />

eigenen Waffen zu schlagen. Sie rekrutierten chinesische Infanteristen, Ingenieure und<br />

andere Spezialisten. Schon bald beherrschten sie die chinesischen Kriegstaktiken meisterlich.<br />

Bevor Möngke jedoch offen gegen die Sung in die Schlacht zog, fiel er im Königreich<br />

Nanchow ein, um die Handelsrouten der Sung nach Indien und Burma zu unterbrechen.<br />

Kubilai war als Oberbefehlshaber für die perfekte Planung und Vorbereitung des Feldzuges<br />

verantwortlich. Erstmals bewies er nun sein militärisches Genie. Auf ihrem Weg nach Ta-li,<br />

der Hauptstadt von Nanchow, verzichteten die Mongolen (zum ersten Mal in ihrer<br />

Geschichte) auf blutige Massaker. Im Gegenteil: Kubilais chinesischer Lehrmeister hatte ihm<br />

von einem General erzählt, der einst eine Stadt eroberte, ohne einen einzigen Bewohner zu<br />

töten. Also verzichtete auch Kubilai auf unnötige Gewalt. Beim Einmarsch in Ta-li trugen<br />

seine Soldaten Banner mit den Worten “Jeder der tötet, wird mit dem Tode bestraft”.<br />

Dennoch töteten die Befehlshaber der Stadt die mongolischen Unterhändler. Als die<br />

Mongolen später unbehelligt in die Stadt einritten, ließ Kubilai die Mörder kurzerhand<br />

exekutieren. Alle anderen Bewohner der Stadt wurden von den Mongolen verschont.<br />

Vermutlich trug der Ruf der Mongolen entscheidend dazu bei, dass Kubilais Taktik aufging.<br />

Allerdings erkannte er, dass Gnade ein ähnlich wirkungsvolles politisches Werkzeug war, wie<br />

ein blutiges Massaker.<br />

Im Jahr 1257 stand einem Angriff auf das Reich der Sung nichts mehr im Wege. Doch dann<br />

begingen die Mongolen den törichten Fehler, die Annam in Nordvietnam anzugreifen. Die<br />

stolzen Eroberer ereilte in Vietnam jedoch ein ähnliches Schicksal, wie viele Großmächte<br />

nach ihnen. Obwohl sie mehrere Schlachten (sogar gegen Elefanten) gewinnen konnten,<br />

kehrten von den 100.000 Mongolen weniger als 20.000 Überlebende aus Vietnam zurück.<br />

Unzählige Männer waren Krankheiten und den Überfallkommandos der Annam zum Opfer<br />

gefallen. In der Folgezeit versuchten die Mongolen noch mehrmals, Vietnam zu unterwerfen<br />

– ohne Erfolg.<br />

104<br />

Kubilai Khan verbrachte indes einen Großteil seiner Zeit mit der Verwaltung seiner<br />

nordchinesischen Besitztümer. In Shang-tu (dem “Xanadu” aus Coleridges Gedicht) ließ er<br />

(etwa zehn Tagesreisen von Peking entfernt) eine neue Hauptstadt errichten. Er gewährte<br />

seinen chinesischen Ratgebern und Dienern außergewöhnliche Freiheiten, ohne jedoch die<br />

militärische Macht aus den Händen zu geben. Diese liberale Politik stieß bei den traditionell<br />

denkenden Mongolen erwartungsgemäß auf Unverständnis. Dies führte schließlich dazu,<br />

dass Möngke mehrere prominente chinesische Berater seines Bruders ermorden ließ.<br />

Kubilai und Möngke rüsteten sich zum Bürgerkrieg. In letzter Sekunde besannen sich die<br />

beiden Brüder jedoch eines Besseren und zogen Seite an Seite gegen die Sung-Dynastie in<br />

die Schlacht.<br />

Ihre Strategie war durchaus bemerkenswert. Anstatt (nach Art der Nomaden) plündernd<br />

und brandschatzend in Sung einzufallen, beschlossen die Brüder, das Kerngebiet der Sung in<br />

Ostchina zu isolieren, um die Sung auf diese Weise zur Kapitulation zu zwingen. Diese<br />

Taktik beweist, dass die Mongolen ihre Vergangenheit als blutrünstige Barbaren längst<br />

abgestreift hatten. Als Kubilai Wuchang belagerte, erreichte ihn die Nachricht vom Tod<br />

seines Bruders. Möngke war in Ho-chou an der Ruhr gestorben. Es gibt allerdings auch<br />

Berichte, dass ein Armbrustschütze der Sung den Großen Khan getötet hatte.<br />

Sung war gerettet – vorläufig. Doch die Geschichte sollte sich nicht wiederholen. Anders als<br />

in Europa zogen sich die Mongolen nicht zurück. Der Tod des Khans führte weder zu einem<br />

Zerfall der mongolischen Armee, noch zum Ausbruch blutiger Clankriege. Dies ist allein<br />

Kubilai zu verdanken. Anstatt zum Quriltai, dem Treffen aller Mongolen, zu reiten, um einen<br />

neuen Khan zu wählen, setzte er den Feldzug gegen die Sung fort. Kubilai wusste, dass ein<br />

Sieg über die verhassten Chinesen seinen Anspruch auf den Thron des Khans festigen<br />

würde. Er überquerte trotz des erbitterten Widerstandes der Chinesen und des Befehls,<br />

umzukehren, den Jangtse. Niemals, dachte er, würden es die Mongolen wagen, das Quriltai<br />

ohne ihn abzuhalten. Natürlich gab es verschiedene Anwärter auf den Thron des Khans.<br />

Allerdings hielten sich nur Kubilai und sein Bruder Arik-Böke mit nennenswerten Armeen in<br />

der Nähe der Versammlungsstätte auf. Da Kubilai wegen seiner Offenheit gegenüber den<br />

Chinesen und ihrer Kultur bei den Mongolen jedoch relativ unbeliebt war, schien es lange<br />

Zeit, als würde Arik-Böke anstelle seines Bruders zum neuen Großkhan ausgerufen.<br />

1260 ließ sich Kubilai von seiner Armee in Shang-tu zum Großen Khan proklamieren. Arik-<br />

Böke zog indessen die traditionsbewussteren Stammesfürsten der Mongolei auf seine Seite.<br />

Es kam zum Bürgerkrieg. Kubilai triumphierte über seinen jüngeren Bruder, verzichtete<br />

jedoch auf dessen Hinrichtung. 1264 ergab sich Arik-Böke schließlich. Zwei Jahre später<br />

starb er als Kriegsgefangener seines eigenen Bruders.<br />

Kubilai Khan nahm den traditionellen Titel der chinesischen Herrscher an und regierte<br />

fortan als “Sohn des Himmels”. Außerdem erließ er ein Dekret, das die Beteiligung<br />

chinesischer Berater an der Regierung ermöglichte. Kubilai sah die Zukunft seines Volkes<br />

also offensichtlich in China und im Osten ... Feldzüge im Mittleren Osten und Europa<br />

spielten in seinen Überlegungen nur noch eine untergeordnete Rolle. Nur die Goldene<br />

Horde war für das ferne Europa noch eine Bedrohung. Der von den Christen und Muslimen<br />

befürchtete Mongolensturm blieb jedoch aus.<br />

105


Die Unterwerfung der Sung<br />

1264 fiel Kubilai Khan erneut im Reich der Sung ein. Er plante den Feldzug bis ins letzte<br />

Detail, da er Südchina weder entvölkern, noch verwüsten wollte.<br />

Der Feldzug war langwierig, hart und unangenehm. Unzählige Mongolen erlagen im<br />

feuchten Klima des Landes verschiedensten Infektionskrankheiten. Es gab weder<br />

ausreichend Weideflächen für die Pferde, noch (für Kavallerieangriffe) geeignete<br />

Schlachtfelder. Also rekrutierten die Mongolen unzählige chinesische Fußsoldaten – eine, wie<br />

sich bald zeigen sollte, kluge Entscheidung. Außerdem verstärkte Kubilai Khan sein Heer mit<br />

ausgebildeten Belagerungstruppen. Selbst aus dem fernen Irak marschierten seine Soldaten<br />

schließlich nach China. Die Belagerungseinheiten waren dringend nötig, da die Mongolen<br />

beinahe jede Stadt der Sung belagern mussten, bis sich die fanatischen Verteidiger schließlich<br />

ergaben. Vor allem die Belagerung von Hsiang-yang ist in die Geschichte eingegangen: Erst<br />

nach einer fünfjährigen Belagerung gelang es den Mongolen, die Stadt einzunehmen. Der Fall<br />

der Stadt besiegelte das Schicksal der Sung, obwohl die kaiserliche Witwe Kubilai Khan erst<br />

im Jahr 1276 die Reichsinsignien und die Stadt Hang-tschou übergab.<br />

Der endgültige Sieg über die Sung ließ jedoch weitere drei Jahre auf sich warten. 1279<br />

musste sich der letzte, erst neun Jahre alte, Kaiser der Sung, mit den Überresten seiner<br />

Flotte der Übermacht der Mongolen beugen. Der Oberbefehlshaber der Flotte sprang<br />

daraufhin mit dem Kind im Arm über Bord, um dem Zorn der Mongolen zu entgehen. Nach<br />

dem Triumph über die Sung gelang es Kubilai Khan, China (erstmals seit dem Untergang der<br />

T’ang-Dynastie im 10. Jahrhundert) zu einen. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der<br />

Chinesen war offenbar auch nach Jahrhunderten der Spaltung ungebrochen.<br />

Natürlich weiteten die Mongolen unter Kubilai Khan ihren Herrschaftsbereich auch in<br />

andere Länder Asiens aus. Nachdem die Koreaner vergeblich versucht hatten, die Mongolen<br />

zu bestechen, um eine Unterwerfung ihres Landes abzuwenden, stellten sie sich den<br />

Invasoren entschlossen entgegen. Schließlich ging jedoch auch Korea im mongolischen<br />

Weltreich auf. Die königliche Familie des Landes regierte fortan im Namen des Großen<br />

Khans. Die Koreaner feierten die Unterwerfung durch die Mongolen sogar als Befreiung von<br />

den ungeliebten Herrschern des alten Königshauses.<br />

Die Invasion Japans<br />

In Korea entschloss sich Kubilai Khan schließlich, auch Japan zu unterwerfen, da japanische<br />

Piraten in der Vergangenheit wiederholt koreanische Küstenstädte geplündert hatten.<br />

Natürlich wagten sich die Seeräuber aus Furcht vor dem Zorn des Khans inzwischen längst<br />

nicht mehr an die Küsten des chinesischen Festlandes, doch Kubilai Khan wollte mehr. In<br />

den Jahren 1266 und 1268 entsandte er Unterhändler in das Land der aufgehenden Sonne<br />

und forderte die Unterwerfung Japans. Die Reaktion der Japaner dürfte den<br />

erfolgsverwöhnten Großen Khan überrascht haben: Japan hatte bereits einen göttlichen<br />

Kaiser und brauchte keinen neuen Herrscher.<br />

106<br />

Japan zur Zeit der Mongolen<br />

Als die Mongolen in Japan landeten, stand das Land kurz vor einem Krieg, obgleich sich die<br />

Machtkämpfe zunächst ausschließlich am kaiserlichen Hof abspielten. Von den Intrigen am<br />

Hofe unbehelligt, lenkten die Samurai indes die Geschicke des Landes ... die Zeiten, in<br />

denen sie auf den Schlachtfeldern Japans gekämpft hatten, waren längst vorbei.<br />

An der Spitze des Machtgefüges stand der Kaiser – die eigentliche Macht hielten jedoch<br />

andere in Händen. Der göttliche Kaiser war nichts weiter als eine Marionette der Shogune,<br />

den eigentlichen Herrschern des Landes. Als Kubilai Khans Unterhändler in Japan landeten,<br />

hatte sich das Machtgefüge erneut verschoben. Die Shogune hatten ihre Macht verloren ...<br />

an ihre Stelle war inzwischen der Shikken getreten. Die Hojo herrschten über das Land. Sie<br />

hatten die Minamoto-Shogune nach jahrelangen Intrigenspielen gestürzt und dabei nicht<br />

einmal vor heimtückischen Morden zurückgeschreckt. Natürlich waren die neuen Herrscher<br />

nicht bereit, sich nun kampflos einem fremden Eroberer zu unterwerfen ... nicht einmal<br />

dem mächtigen Kubilai Khan.<br />

1274 nahm erstmals eine Invasionsflotte Kurs auf Japan. An Bord der Schiffe waren<br />

Mongolen und einigen koreanische Krieger. Es versteht sich von selbst, dass die Koreaner<br />

alles andere als enthusiastisch in den Krieg gegen Japan zogen. Nach kleineren Scharmützeln<br />

auf den Inseln Tsushima und Iki landeten die Mongolen schließlich in der Hakata-Bucht.<br />

Obwohl es ihnen gelang, ein japanisches Samurai-Heer zurückzuschlagen, konnten die<br />

Mongolen ihre Position nicht festigen.<br />

Als das Wetter umschlug, überzeugten die koreanischen Offiziere ihre mongolischen Herren<br />

davon, dass es besser sei, dem aufziehenden Sturm auf hoher See zu trotzen – eine, wie<br />

sich später zeigen sollte, katastrophale Entscheidung: 13.000 Männer ertranken in der<br />

aufgepeitschten Inlandsee. Die wenigen Überlebenden der mongolischen Streitmacht<br />

segelten nach Korea zurück. Ganz Japan jubelte!<br />

Allerdings verdankten die Japaner ihre Rettung vor allem dem Sturm, und weniger den<br />

Samurai. Schließlich hatten diese keinerlei militärische Erfahrung, da ihre letzten Schlachten<br />

bereits viele Jahrzehnte zurücklagen.<br />

Die Japaner konnten dem Ansturm einer mongolischen Armee nichts entgegensetzen – zu<br />

sehr unterschied sich die militärische Tradition der Samurai von der Kriegsführung der<br />

Mongolen. Für die mongolischen Krieger hatte die Ehre des Einzelnen keine Bedeutung. Für<br />

die Samurai war jedoch jede Schlacht eine Frage der Ehre zwischen wohl erzogenen<br />

Kriegern. Die Samurai liefen traditionell über das Schlachtfeld und verkündeten lauthals ihre<br />

edle Abstammung, ihre Heldentaten und ihre Tapferkeit. Auf diese Weise suchten sie nach<br />

würdigen Gegnern, um sich mit diesen im Duell zu messen. Natürlich erkannten auch die<br />

Samurai die Vorteile eines organisierten Angriffs, allerdings hielten sie diese Form der<br />

Kriegsführung nicht für angemessen. Zu allem Überfluss erkannten die Samurai sehr schnell,<br />

dass die Mongolen weit bessere Waffen besaßen. Der mongolische Kurzbogen war dem<br />

japanischen Langbogen deutlich überlegen. Darüber hinaus zogen die Mongolen mit<br />

tödlichen Feuerwaffen in die Schlacht.<br />

Trotzdem war die erste Invasion kein Erfolg. Doch die Mongolen sollten zurückkehren …<br />

mit einem wesentlich größeren Heer.<br />

107


Der Kamikaze<br />

Bevor Kubilai Khan seine Aufmerksamkeit erneut auf Japan richtete, mussten die Sung<br />

unterworfen werden. Einige Zeit spielten die Japaner sogar mit dem Gedanken, ihrerseits in<br />

Korea einzufallen. Dazu sollte es jedoch nicht kommen. Im Jahr 1281 betraten die Mongolen<br />

erneut japanischen Boden.<br />

Ungewohnt hastig sammelte Kubilai Khan ein (deutlich größeres) Invasionsheer. Zwei<br />

Flotten stachen in Süd- bzw. Nordchina in See. Beide Flotten trafen sich in der Nähe der<br />

Insel Iki und nahmen gemeinsam Kurs auf die japanische Hauptinsel. Da sich die<br />

Befehlshaber der beiden Flotten überwarfen, kam es allerdings nie zu einem wirklich<br />

koordinierten Angriff. Die Schiffe der zerstrittenen Kommandeure ankerten in der Hakata-<br />

Bucht. Am Strand der Bucht hatten die Japaner bereits eine 20 Kilometer lange Mauer<br />

errichtet.<br />

Obwohl beide Invasionsheere den Strand erreichten, gelang es den Samurai, die Mongolen<br />

aufzuhalten. Da die chinesischen und koreanischen Truppen in den Reihen der Mongolen<br />

alles andere als verbissen kämpften, konnten sich die Japaner dem Ankerplatz der beiden<br />

Flotten nähern. Vom 23. Juni bis zum 14. August 1281 tobte eine blutige Schlacht, bis<br />

schließlich am 15. und 16. August ein Taifun einen Großteil der mongolischen Flotten<br />

versenkte. Etwa die Hälfte der südlichen Flotte und ein Drittel der Nordflotte versank für<br />

immer in den Fluten des Meeres. Die überlebenden Mongolen wurden von den Japanern<br />

noch am Strand getötet oder versklavt. Nach dieser Katastrophe musste Kubilai Khan seine<br />

Eroberungspläne erneut begraben. Wieder hatte der “göttliche Wind”, der Kamikaze, Japan<br />

gerettet. (Aus diesem Grund werden auch die japanischen Selbstmordpiloten des 2.<br />

Weltkrieges “Kamikaze” genannt, da sie dem Feind ähnlich verheerende Verluste zufügten.)<br />

Trotz der schrecklichen Verluste war Kubilai Khan entschlossen, ein drittes Mal in Japan<br />

einzufallen. Nur die Beharrlichkeit seiner Untergebenen (die einen weiteren Angriff strikt<br />

ablehnten) und sein plötzlicher Tod vereitelten eine dritte Invasion. Angesichts seiner<br />

beeindruckenden Errungenschaften spielte der Verlust Japans für Kubilai Khan allerdings<br />

keine große Rolle. Lediglich der Mythos der Unbesiegbarkeit hatte in Asien enormen<br />

Schaden genommen.<br />

“Was wäre wenn?” Der<br />

Mongolensturm in Shogun: Total<br />

War – Gold Edition<br />

Shogun: Total War – Gold Edition unterscheidet sich in einem entscheidenden Punkt von den<br />

tatsächlichen historischen Ereignissen.<br />

Was wäre geschehen, wenn die mongolische Flotte am 15. und 16. August des Jahres 1281<br />

nicht gesunken wäre? Was wäre geschehen, wenn die Mongolen in Japan Fuß gefasst hätten?<br />

Hätten sie Japan unterworfen und als weitere Provinz in das mongolische Reich<br />

eingegliedert?<br />

Stellen wir uns nun einmal vor, dass (besseres Wetter vorausgesetzt) weitere mongolische<br />

Truppen in Japan gelandet wären. Mit diesen Entsatztruppen hätten die Mongolen die<br />

Samurai vermutlich in das Hinterland zurückgedrängt. Wie lange hätten die tapferen Japaner<br />

die grausamen und disziplinierten Eroberer in diesem Fall noch aufhalten können?<br />

108<br />

40 Jahre vor der Landung in Japan hatten die Mongolen im polnischen Liegnitz ein riesiges<br />

Ritterheer bis auf den letzten Mann aufgerieben. Die Samurai zu Zeiten Kubilai Khans hatten<br />

einen ähnlichen Ehrenkodex wie ebendiese Ritter – auch sie waren nicht bereit, ihre<br />

persönliche Ehre einer militärischen Disziplin unterzuordnen. Sicherlich gab es in Japan<br />

unzählige talentierte Samurai – aber eine Armee, die den Truppen der Mongolen ebenbürtig<br />

war? Wohl kaum. Einzelne Samurai hätten vermutlich bis zum letzten Blutstropfen gegen die<br />

Eindringlinge gekämpft. Doch genau diese Art des Widerstandes hätte unweigerlich zu<br />

blutigen Massakern geführt …<br />

Natürlich kann man die Armeen Kubilai Khans nicht mit der gewaltigen Streitmacht seines<br />

Großvaters vergleichen. Man denke nur an die ethnischen Differenzen innerhalb der Armee.<br />

Allerdings hatten die Mongolen ihre Undiszipliniertheit und die taktischen Zwänge der<br />

“alten” Horde längst abgelegt. Alles in allem unterhielt Kubilai Khan also ein<br />

außergewöhnlich modernes Heer.<br />

Der Einfluss der Mongolen<br />

Fielen die Mongolen in ein Land ein, hatte dies für die Bevölkerung schreckliche<br />

Konsequenzen. Plündernd und brandschatzend hinterließen die Eroberer eine Spur der<br />

Verwüstung und verbreiteten unter den Menschen Angst und Schrecken. In vielen Ländern<br />

galten die Mongolen daher als Strafe Gottes.<br />

Die Mongolen töteten systematisch einen Großteil der Bewohner eines Landes. Die<br />

Überlebenden nahm man gefangen oder überließ sie ihrem Schicksal. Die kalkulierte<br />

Verschonung eines kleinen Teils der Bevölkerung erscheint heute grausamer, als die<br />

Vernichtung des gesamten Volkes. Die Eroberer zerstörten ganze Städte und entvölkerten<br />

systematisch riesige Landstriche.<br />

Als die Mongolen unter Hülegü (Kubilai Khans Bruder) Bagdad, das damalige Zentrum des<br />

Islams, einnahmen, steckten sie den Kalifen der Stadt gefesselt in einen Ledersack und<br />

trampelten ihn mit Pferden zu Tode – eine jahrhundertlange religiöse Tradition endete damit<br />

unter den Hufen der Pferde. In den Augen der Mongolen hatte man den Kalifen allerdings<br />

durchaus respektvoll behandelt. Schließlich verhinderte der Ledersack, dass sein Blut<br />

(sichtbar) vergossen wurde. Vielleicht hätte den japanischen Kaiser oder den Papst ein<br />

ähnliches Schicksal erwartet, wenn die Mongolen Edo oder Rom erreicht hätten.<br />

Im Mittleren Osten vernichteten die Mongolen die so genannten Ganats, unterirdische<br />

Kanäle zur Bewässerung der Wüste. Sie hatten auch in anderen Ländern Ernten und<br />

Lagerhäuser zerstört, um ihre Feinde auszuhungern und zu töten, durch den Entzug des<br />

Wassers erreichte ihre Grausamkeit jedoch einen neuen Höhepunkt. Ohne ein<br />

funktionierendes Bewässerungssystem war keine Landwirtschaft möglich, zumal nicht mit<br />

regelmäßigen Regenfällen zu rechnen war. Einige islamische Gelehrte sind sogar der Ansicht,<br />

dass sich der Mittlere Osten bis heute nicht von den Folgen der mongolischen Tyrannei<br />

erholt hat.<br />

Chinas Gesamtbevölkerung sank während der Mongoleneinfälle um etwa 30 Prozent.<br />

Angesichts der riesigen Einwohnerzahl des Landes ist dies eine erschreckend hohe Zahl.<br />

Allerdings werden bei dieser Hochrechnung neben den getöteten und verhungerten<br />

Chinesen auch die so genannten “fehlenden Generationen”, also Menschen, die nie geboren<br />

wurden, berücksichtigt. Auf kurze Sicht wurde der Bevölkerungsrückgang gewiss durch die<br />

Zerstörungswut der Mongolen ausgelöst, allerdings erlagen in der Folgezeit unzählige<br />

Chinesen verschiedenen Krankheiten und Seuchen.<br />

Wäre es den Japanern nicht gelungen, die Mongolen zurückzuschlagen und hätte der<br />

109


Kamikaze die mongolische Flotte nicht vernichtet ... wer weiß, vielleicht hätte das Land der<br />

aufgehenden Sonne ein ähnliches Schicksal ereilt. Sicher, Kanäle können leichter zerstört<br />

werden, als Reisfelder. Trotzdem wäre vermutlich ein Großteil der japanischen Bevölkerung<br />

den grausamen Eroberern zum Opfer gefallen. In Ländern, in denen sich die Menschen den<br />

Mongolen widersetzten, gab es meist nur wenige Überlebende. Und auch die Samurai<br />

hätten den Mongolen vermutlich bis zum letzten Atemzug getrotzt.<br />

Dies gebot ihnen ihr überlieferter Ehrenkodex.<br />

Das Mongolische Heer<br />

“Ein unaufmerksamer Wachposten wird getötet. Ein betrunkener Bote wird getötet.<br />

Jeder, der einem Flüchtling Schutz gewährt, wird getötet. Ein Krieger, der Beute<br />

unterschlägt, wird getötet. Ein unfähiger Führer wird getötet.”<br />

— aus dem Yasak, Dschingis Khans Gesetzeswerk<br />

Als Dschingis Khan 1227 starb, bestand seine Armee aus etwa 130.000 Mann und weiteren<br />

60.000 Reservisten. Diese Zahlen sind allerdings (wie alle Angaben zu mittelalterlichen<br />

Heeresgrößen) mit Vorsicht zu genießen. Immerhin behaupteten die Feinde der Mongolen,<br />

dass diese unendlich viele Soldaten in die Schlacht schickten – wer gibt schließlich gerne zu,<br />

dass er von einem Feind besiegt wurde, der einfach nur kampfstärker war, als das eigene<br />

Heer?<br />

Der Mythos der “zahllosen Horde” wurde von den erfolgreichen Khans bewusst aufrecht<br />

erhalten. Dschingis Khan erklärte jedem Besucher, dass er unendlich viele Soldaten<br />

befehligte – und seine Gäste glaubten ihm. Andererseits bezahlten die Wenigen, die seine<br />

Worte anzweifelten, ihre Kühnheit vermutlich mit ihrem Leben. Das Wort “Horde” wird<br />

übrigens vom türkischen “Ordu” abgeleitet. Es bedeutet nichts weiter als “Zeltlager”.<br />

Es gab verschiedene Gründe, warum die Beobachter Schwierigkeiten hatten, die Größe<br />

einer mongolischen Armee einzuschätzen. Die Hauptursache war vermutlich das hohe<br />

Marschtempo der Mongolen. Viele Zeitgenossen konnten einfach nicht glauben, wie schnell<br />

die mongolischen Kolonnen vorrückten. Als die Mongolen in Ungarn einfielen, legten sie<br />

beispielsweise in nur drei Tagen über 400 Kilometer zurück – durch eine tief verschneite<br />

Landschaft! Eine moderne Armee hätte trotz mechanischer Transportmittel Probleme, nach<br />

einem derartigen Gewaltmarsch kampfbereit zu bleiben. Es war also nicht verwunderlich,<br />

dass die Menschen die Truppenstärke der Mongolen überschätzten. Schließlich tauchten die<br />

Eroberer innerhalb weniger Tage an Orten auf, die hunderte von Kilometern voneinander<br />

entfernt waren. Keine andere Armee dieser Zeit marschierte auch nur annähernd so schnell.<br />

Außerdem täuschten die Mongolen selbst geschickt eine größere Armee vor. Da jeder<br />

Krieger neben seinem Reitpferd vier bis fünf Ersatzpferde besaß, entstand bei den Gegnern<br />

der Eindruck einer riesigen Streitmacht. Manchmal banden die Mongolen auch Reisig an die<br />

Schwänze ihrer Pferde, um gewaltige Staubwolken aufzuwirbeln. Außerdem befestigten sie<br />

auf den Ersatzpferden Strohpuppen, um ihre Feinde zu täuschen. Die einfachen Tricks und<br />

Kriegslisten der Barbaren bewährten sich. Vor der Schlacht bei Chakirma’ut im Jahr 1204<br />

hatten alle mongolischen Krieger Befehl, fünf Lagerfeuer zu entfachen. Schließlich war die<br />

Täuschung und Einschüchterung der Gegner ein wichtiger Bestandteil der mongolischen<br />

Strategie.<br />

110<br />

Ein außergewöhnlich hoher Prozentsatz (etwa 60 %) der mongolischen Bevölkerung diente<br />

in den Heeren des Khans. Diese Zahl ist selbst für ein Nomadenvolk sehr hoch. Auch die<br />

Frauen spielten in der mongolischen Gesellschaft eine wichtige Rolle. Einige Frauen zogen<br />

sogar an der Seite ihrer Männer in die Schlacht oder bildeten eigene Kampfverbände. Für<br />

die Männer war es eine Selbstverständlichkeit und eine große Ehre, in den Heeren des<br />

Khans zu dienen. Sie lernten bereits im frühesten Kindesalter zu reiten und zu jagen –<br />

Fähigkeiten, die einen guten Krieger auszeichneten. Unter Kubilai Khan wurde diese eher<br />

spielerische Ausbildung formalisiert. Mit Erfolg: Die Khans konnten immer auf ein<br />

schlagkräftiges Heer aus hervorragenden Soldaten zurückgreifen.<br />

Die disziplinierte Armee der Mongolen war in Abteilungen zu je 10, 100, 1000 und 10.000<br />

Mann unterteilt, an deren Spitze ausschließlich kampferprobte und bewährte Befehlshaber<br />

standen. Auch Mitglieder des Adelsstandes mussten ihre Qualifikation (im Gegensatz zu allen<br />

anderen Heerführern dieser Zeit) zunächst unter Beweis stellen, bevor ihnen der Befehl<br />

über eine Armee anvertraut wurde. Nicht einmal die Mitglieder der Goldenen Familie<br />

waren von dieser Regel ausgenommen. Ein mongolischer Befehlshaber konnte von seinen<br />

Männern absoluten Gehorsam erwarten. Auch dies war in den zeitgenössischen Armeen bei<br />

weitem keine Selbstverständlichkeit. Dank der enormen Disziplin ihrer Soldaten hatten die<br />

Mongolen gegenüber ihren sesshaften und zivilisierteren Gegnern einen entscheidenden<br />

Vorteil!<br />

Als das mongolische Reich wuchs, änderte sich unweigerlich auch die Zusammensetzung der<br />

Heere. Zum einen wurden andere Steppenvölker in die mongolische Gesellschaft<br />

eingegliedert, zum anderen rekrutierten die Mongolen nun auch Krieger und<br />

Spezialeinheiten der unterworfenen Völker. In Kubilai Khans Heeren dienten neben den<br />

traditionell nomadisierenden Mongolen chinesische Infanteristen, Mongolen aus sesshaften<br />

Kolonien, muslimische Ingenieure und Kanoniere, Kirpaken aus den russischen Steppen,<br />

christliche und iranische Alanen, Koreaner und, und, und.<br />

Die Versorgung der Truppen war ein logistischer Albtraum – und eine großartige Leistung<br />

Kubilai Khans. Dass es ihm gelang, den Nachschub auch auf Feldzügen (wie gegen die Sung)<br />

zu sichern, war ein Triumph. Der Nachschub an Pferden blieb (vor allem in China) das<br />

Hauptproblem der Mongolen. Die Pferdezucht war nie eine Stärke der Chinesen. Allerdings<br />

brauchten die mongolischen Herrscher dringend neue Pferde. Von hundert Pferden mussten<br />

die chinesischen Pferdezüchter daher ein Tier (zu einem niedrigen Festpreis) der<br />

mongolischen Regierung überlassen. Nicht selten wurden die Pferde kurzerhand konfisziert.<br />

Auf die Unterschlagung oder den Schmuggel der wertvollen Reittiere standen drakonische<br />

Strafen. Trotz aller Probleme gibt es Aufzeichnungen, dass teilweise bis zu 10.000 Pferde an<br />

die Heere der Mongolen geliefert wurden.<br />

111


Strategie, Taktik und Waffen<br />

Wie alle Nomadenvölker verließen sich auch die Mongolen in der Schlacht auf berittene<br />

Bogenschützen und auf eine kampfstarke Kavallerie. In den mongolischen Armeen dienten<br />

daher vor allem leicht gepanzerte, berittene Bogenschützen. Der Angriff mit einer starken<br />

Reiterei hatte sich in den offenen Steppen seit Jahrhunderten bewährt. Vermutlich hätte<br />

auch Attila der Hunnenkönig die mongolischen Horden mühelos befehligen können. Alles in<br />

allem unterhielten die Mongolen eine – für mittelalterliche Verhältnisse – sehr moderne<br />

Streitmacht.<br />

Die Strategie der Mongolen war perfekt auf die Reiterei abgestimmt. Wie bereits erwähnt,<br />

legten die mongolischen Kolonnen innerhalb weniger Tage immense Entfernungen zurück.<br />

Für moderne Verhältnisse hatten die Soldaten nur wenige Ausrüstungsgegenstände im<br />

Gepäck. Jeder Krieger hatte überdies neben seinem Reitpferd mehrere Ersatzpferde. Häufig<br />

wechselten die Reiter ihre Pferde im vollen Galopp. Neben ihrer enormen<br />

Marschgeschwindigkeit hatten die Mongolen noch einen weiteren Vorteil: Eine perfekt<br />

funktionierende Informations- und Befehlskette. Im modernen Militärjargon wird diese<br />

Strategie des “Wissensvorsprungs” als C3I — Command, Control, Communications,<br />

Intelligence (Kommando, Kontrolle, Kommunikation und Spionage) bezeichnet.<br />

Das Kommando lag stets in den Händen der fähigsten Männer.<br />

Die Untergebenen hatten sich dem Befehl der Kommandeure widerspruchslos zu beugen.<br />

Die Übermittlung von Nachrichten war Aufgabe der “Pfeilboten”. Diese legten tagtäglich bis<br />

zu 190 Kilometer zurück (Marco Polo spricht sogar von 500 Kilometern, allerdings dürfte<br />

dies etwas übertrieben sein). Die Kuriere ritten zwischen den verschiedenen Kolonnen<br />

eines Heeres hin und her und ermöglichten dadurch das geschlossene Vorrücken aller<br />

Truppenteile. Keine andere Armee der damaligen Zeit war dazu in der Lage. Die Pfeilboten<br />

waren auf allen wichtigen Straßen des Reiches anzutreffen, da sie (sozusagen als Postboten)<br />

Nachrichten in alle Teile des Reichs beförderten. Diese Form der Kommunikation ist umso<br />

bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass in vielen anderen Armeen dieser Zeit die<br />

Befehle desjenigen befolgt wurden, der am lautesten brüllte.<br />

Die Mongolen waren hervorragende Spione — für ein Volk, das die meiste Zeit mit<br />

Beutezügen verbrachte, war dies äußerst wichtig.<br />

Selbst als Kubilai Khan seine Armeen mit chinesischen Fußsoldaten verstärkte, behielten die<br />

Mongolen ein überdurchschnittlich hohes Marschtempo bei. Sie hatten ein wichtiges<br />

militärisches Prinzip erkannt: Erreiche das Schlachtfeld mit möglichst vielen Kriegern vor<br />

dem Feind …<br />

Die Taktik der Kavallerie war perfekt auf die berittenen Bogenschützen abgestimmt. Die<br />

disziplinierten Abteilungen führten komplizierte Manöver aus, ohne (wie die japanischen<br />

Samurai und die Ritter Europas) ungestüm und ohne jede Strategie auf eigene Faust<br />

vorzupreschen, um sich einem “würdigen” Gegner zu stellen. Die Mongolen versuchten ihre<br />

Feinde einzukesseln, oder mit einem geschlossenen Angriff der Bogenschützen zu<br />

zermürben. Nicht selten setzten sie Kriegslisten ein, um ihre Feinde in einen Hinterhalt zu<br />

locken und bis auf den letzten Mann niederzumetzeln. Auf diese Weise fügten die Mongolen<br />

ihren Feinden meist vernichtende Niederlagen zu, ohne selbst nennenswerte Verluste zu<br />

erleiden. Allerdings waren die mongolischen Soldaten keine Nahkampftruppen, sondern<br />

dezimierten ihre Feinde aus sicherer Entfernung.<br />

112<br />

Gelegentlich kamen jedoch auch die Mongolen nicht umhin, ihre Feinde im Nahkampf zu<br />

stellen. Dies war die Aufgabe der schweren Kavallerie, einer Eliteeinheit. Die schwer<br />

gepanzerten Reiter ritten durch die Reihen der Gegner, um die zurückweichenden Feinde<br />

endgültig in die Knie zu zwingen.<br />

Natürlich brauchten die Mongolen effektive Waffen und robuste Pferde. Es ist also kein<br />

Zufall, dass die Mongolen fähige Pferdezüchter und großartige Reiter waren.<br />

Der mongolische Kurzbogen war deutlich effektiver als der englische Langbogen oder der<br />

asymmetrische Bogen der Samurai. Der Bogen wurde nicht aus einem einzigen Holzstück<br />

gefertigt, sondern bestand aus mehreren Schichten Horn, Sehnen und Holz. Diese<br />

Zusammensetzung gab dem Bogen eine außergewöhnliche Spannkraft. Obwohl der Bogen<br />

sehr kurz war (schließlich musste ihn ein Reiter aus vollem Galopp einsetzten), hatte er eine<br />

enorme Reichweite. Ein guter Bogenschütze traf ohne Schwierigkeiten Ziele in 300 Metern<br />

Entfernung. Beim Bogen der Mongolen war die Geschwindigkeit, mit der ein Pfeil die Sehne<br />

verließ, wichtiger, als dessen Gewicht. Die hohe Pfeilgeschwindigkeit und die Beschaffenheit<br />

des Bogens machten diesen in den Händen eines Experten zu einer präzisen und tödlichen<br />

Waffe – und die Mongolen waren fast ausnahmslos Experten.<br />

Die Khans bewahrten die überlieferten Strategien und übernahmen von ihren<br />

unterworfenen Feinden zahlreiche neue Kampftaktiken, die für die Belagerung von<br />

Festungen oder den Einsatz von Infanterieverbänden wichtig waren. Später kopierten auch<br />

die Muslime und (allen voran) die Christen die Kriegstechniken der Mongolen.<br />

Schiesspulver<br />

Wir widmen dem Schießpulver ein eigenes Kapitel, weil es für den Krieg in Japan von<br />

entscheidender Bedeutung war. Nie zuvor hatten die schockierten Samurai bisher eine<br />

ähnlich verheerende Waffe gesehen.<br />

Wann genau das Schießpulver als Waffe entdeckt wurde, ist unklar, allerdings setzten die<br />

Chinesen auf dem Schlachtfeld bereits um 1000 primitive “Flammenwerfer” ein –<br />

möglicherweise eine Abart des “Griechischen Feuers” der Byzantiner. Etwa 100 Jahre später<br />

verschossen chinesische Soldaten mit Bambusrohren Feuerkugeln – ein Experiment, das<br />

vermutlich viele Soldaten das Leben kostete. Die ersten “Schusswaffen” (Bambusrohre, mit<br />

deren Hilfe kleine Kugeln auf den Gegner gefeuert wurden) entstanden weitere 100 Jahre<br />

später. Die primitiven Handfeuerwaffen waren für den Schützen allerdings mindestens<br />

genauso gefährlich wie für das Opfer.<br />

Gleichzeitig setzten die Chinesen mit Kalk gefüllte Feuerwerkskörper ein, die das<br />

Schlachtfeld in eine ätzende Rauchwolke hüllten – die erste chemische Waffe war geboren.<br />

Für Menschen und Tiere war der ätzende Rauch äußerst unangenehm, zumal es vor den<br />

giftigen Dämpfen kein Entkommen gab.<br />

Als die Mongolen in Japan einfielen, gab es bereits chemische Feuerwerkskörper, die mit<br />

einem lauten Knall explodierten und den Gegner in eine dichte Rauchwolke hüllten. Wir<br />

wissen nicht, ob diese frühen Granaten, so genannte Huo-p’aos, anfangs Metallsplitter oder<br />

Steine enthielten, um die Gegner ernsthaft zu verletzen, oder ob die Explosion die<br />

feindlichen Einheiten nur verwirren sollte. Im 13. Jahrhundert gehörten die Huo-p’ao-<br />

Granaten zu den gefährlichsten Waffen auf den Schlachtfeldern Japans. Die Samurai waren<br />

über diese neue Wunderwaffe verständlicherweise schockiert. In einigen Quellen finden sich<br />

Hinweise auf einen “Granatwerfer”, den Hui-hui p’ao. Ob es sich bei diesem seltsamen<br />

Gerät eher um ein Katapult oder um einen mit Pulver betriebenen Werfer handelte, ist<br />

allerdings unklar.<br />

113


Seltsamerweise schenkte Kubilai Khan Verteidigungseinrichtungen gegen Sprengstoff,<br />

Kanonenkugeln oder andere Artilleriegeschosse keine Beachtung. Wir wissen mit Sicherheit,<br />

dass die Mongolen bei der Belagerung der Städte der Sung Stein-Katapulte einsetzten.<br />

Allerdings mussten sie (beispielsweise bei der Belagerung Pekings) lediglich einen<br />

aufgeschütteten Erdwall und zwei dünne Mauerringe überwinden. Mit einer Artillerie<br />

konnte man hingegen Löcher in die Mauern einer Festung schießen. Vermutlich ist das<br />

Schießpulver an sich eine Erfindung der Chinesen. Allerdings fand es erst im Mittleren Osten<br />

und bei den Muslimen als Treibladung für Fernwaffen Verwendung. Möglicherweise waren<br />

die Mongolen in dieser Zeit einfach sicher, dass kein feindliches Heer jemals eine<br />

mongolische Stadt erreichen würde.<br />

114<br />

Mongolische Einheiten in<br />

Shogun: Total War<br />

Die Rekrutierung mongolischer Einheiten unterscheidet sich deutlich von der Ausbildung<br />

japanischer Truppen, da sie auf dem chinesischen Festland ausgebildet werden und mit<br />

Schiffen nach Japan übersetzen. Die Größe des mongolischen Einflussbereichs bestimmt die<br />

Anzahl und Art der rekrutierten Krieger. Vergesst jedoch nicht, dass in China und in der<br />

Mongolei nur begrenzte Truppenkontingente auf ihren Einsatz warten.<br />

Leichte Kavallerie<br />

Die Krieger der Leichten Kavallerie sind (wie alle Nomaden) geschickte<br />

Bogenschützen und exzellente Reiter. Sie haben Befehl, alle<br />

Feindbewegungen zu stören und die gegnerischen Armeen in einen<br />

Hinterhalt zu locken. Die Kriegstaktik der Mongolen ist optimal auf die<br />

wendige und schnelle Leichte Kavallerie abgestimmt. Die pfeilschnellen<br />

Bogenschützen kommen häufig wie ein Sturm über eine feindliche Armee:<br />

Sie sammeln sich, greifen an, ziehen sich zurück, und greifen sofort erneut<br />

an. Da die Bogenschützen nur eine leichte Rüstung tragen, eignen sie sich<br />

nicht für den Nahkampf.<br />

Schwere Kavallerie<br />

Die Schwere Kavallerie der Mongolen prescht durch die Reihen einfacher<br />

Soldaten, um diese auszuschalten. Die exzellenten Reiter tragen eine<br />

schwere Rüstung und attackieren ihre Gegner mit tödlichen Speeren.<br />

Verbände der Schweren Kavallerie eignen sich vor allem für Angriffe auf<br />

Infanterieeinheiten und demoralisierte Verbände.<br />

Scharmützler<br />

Diese schwer gepanzerten Einheiten sind mit Speeren, Schilden und<br />

Schwertern bewaffnet, obwohl sie nicht direkt in das Schlachtgetümmel<br />

eingreifen. Scharmützler sollten in größeren Verbänden vorrücken. Dank<br />

ihrer Rüstung sind sie (theoretisch) vor feindlichen Geschossen geschützt.<br />

Nachdem die Scharmützler ihre (drei) Speere geschleudert haben, ziehen<br />

sie sich zurück.<br />

Scharmützler sind keine Mongolen im eigentlichen Sinn, sondern<br />

chinesische Rekruten. Sie spielten in den Heeren Kubilai Khans eine<br />

entscheidende Rolle.<br />

115


Speerwerfer<br />

Wächter<br />

Die koreanischen Speerwerfer eignen sich (wie die Speerwerfer der<br />

Japaner) hervorragend für die Abwehr von Kavallerieangriffen. Ihre<br />

Ausbildung ist zwar schlechter als die eines Samurai, allerdings sind sie<br />

eine verlässliche Stütze der mongolischen Armee.<br />

Die relativ langsamen Fußsoldaten sind besser gepanzert als die<br />

Speerwerfer. Sie ziehen mit einer etwa 2,5 Meter langen Schwertlanze<br />

(ähnlich der japanischen Naginata) in die Schlacht. Allerdings ist die<br />

Naginata der Samurai etwas effektiver. Die Einheiten sollten vor allem im<br />

Nahkampf oder gegen Truppen mit Fernwaffen eingesetzt werden.<br />

Grenadiere<br />

Nur geschickte und absolut furchtlose Soldaten haben die Nervenstärke,<br />

hochexplosive Granaten auf ihre Feinde zu schleudern. Die Granaten sind<br />

(vorsichtig ausgedrückt) unberechenbar. Nicht selten werden durch die<br />

Explosion auch verbündete Einheiten in Stücke gerissen. Grenadiere<br />

können sich auch versehentlich selbst in die Luft sprengen. Im Nahkampf<br />

werden sie von ihren Gegnern meist mühelos überwältigt.<br />

Japanische Einheiten im Kampf gegen<br />

die Mongolen<br />

Ashigaru-Armbrustschützen<br />

Die Armbrust war ursprünglich eine chinesische Waffe, die die Japaner im<br />

Laufe der Zeit kopierten und gelegentlich einsetzten. Auch die Armbrust<br />

hatte (wie jede Waffe) Vor- und Nachteile. Die Ausbildung eines<br />

Armbrustschützen war (im Gegensatz zur Ausbildung eines<br />

Bogenschützen) ein Kinderspiel. Jeder Mann, der stark genug war, die<br />

Waffe zu spannen, konnte sie auch einsetzen ... unzählige Hebel, Federn<br />

und Mechanismen erleichterten das Spannen der Waffe zusätzlich.<br />

Natürlich hatte die Armbrust auch einen entscheidenden Nachteil: Es<br />

dauerte relativ lange, einen neuen Bolzen einzulegen und die Waffe wieder zu spannen.<br />

Ashigaru-Armbrustschützen sind sehr preiswert. Allerdings braucht Ihr für ihre Ausbildung<br />

ein Bogen-Dojo. Im Nahkampf sind die Armbrustschützen absolut nutzlos. Wenn sich<br />

feindliche Truppen nähern, ergreifen die Armbrustschützen meist panisch die Flucht!<br />

116<br />

“Fehlende” Einheiten: Ashigaru-Arkebusiere, Musketiere<br />

und andere<br />

Als die Grenadiere der Mongolen in Japan landeten, waren die Samurai entsetzt ... zum<br />

ersten Mal standen sie Schusswaffen gegenüber.<br />

Die Mongolen fielen etwa 300 Jahre vor dem Beginn der Sengoku-Periode (und damit der<br />

Verbreitung der Schusswaffen durch die Europäer) in Japan ein. Da den Japanern im Kampf<br />

gegen die Mongolen weder Arkebusen noch Musketen zur Verfügung standen, können die<br />

entsprechenden Einheiten in dieser Zeit nicht ausgebildet werden.<br />

Es gib noch verschiedene andere Einheiten, auf die Ihr im Kampf gegen die Mongolen<br />

verzichten müsst: Kriegermönche, Ninja und Ashigaru-Speerwerfer.<br />

117


CREATIVE ASSEMBLY<br />

Project Director:<br />

The Production Team<br />

Mike Simpson<br />

Programming: A.P.Taglione (Tag), Matteo Sartori,<br />

Shane O’Brien, Dan Parkes, John McFarlane,<br />

Dan Laviers, Dan Triggs, Charlie Dell<br />

Art: Joss Adley, Howard Raynor, Greg Alston,<br />

Ester Reeve, Nick Smith, Al Hope,<br />

Nick Tresadern, Jude Bond<br />

Supporting Roles<br />

Project Management: Mike Simpson,<br />

Luci “Loki” Black, Ross Manton,<br />

Tim Ansell<br />

QA Manager: Graham Axford<br />

Testers: Chris Morphew, Jeff Woods,<br />

Jason Ong, James Buckle<br />

Historical Research: Dr Stephen Turnbull<br />

Dialog & Additional Content: Mike Brunton<br />

Scenario Editing:<br />

Motion Capture<br />

Tony Sinclair<br />

Lead Technician: Alan Ansell<br />

Editing & Processing: Greg Alston, Leonor Juarez<br />

Motion Capture Actors: Angela Kase,<br />

Emmanuel Levi, Daley Chaston<br />

Coding: Mike Simpson, Tim Ansell<br />

Tools: A.P.Taglione (Tag), Nick Tresadern,<br />

Charlie Dell<br />

Installer:<br />

Testing<br />

Lee Cowen<br />

QA Manager: Richard Chamberlain<br />

Testers:<br />

Audio<br />

Anthony Simcock, Tony Sinclair<br />

Music: Jeff van Dyck<br />

Audio Management: DNA Multimedia Audio<br />

(www.dnama.com)<br />

Sound Effects: Sam Spanswick @ GMD,<br />

Karl Learmont @ GMD,<br />

Jeff van Dyck<br />

Movie Post Production: Jeff van Dyck,<br />

Angela Somerville<br />

Audio Director: Jeff van Dyck<br />

MITWIRKENDE<br />

LIZENZVEREINBARUNG<br />

Bitte lesen Sie die folgenden Informationen behutsam, da in diesen Ihre fixierten Rechte von Sega Corporation von 1-2-12, Haneda, Ohta-ku,<br />

Tokyo, 144-8531 Japan und dessen angeschlossenen Unternehmen ("Sega") bezüglich der Benutzung der im Spiel eingegliederten Spiel-Software<br />

aufgelistet sind.<br />

WENN SIE MIT DIESEN BEDINGUNGEN NICHT ÜBEREINSTIMMEN, wird Ihnen die Benutzung der Spiel-Softwarenicht gestattet. Sega bittet<br />

Sie darum, eins der Kundenberatungszentren zu kontaktieren, die in den der Spiel-Software beiliegenden Informationen aufgelistet sind. Bitte<br />

beachten Sie, dass für den Anruf zum Kundenberatungszentrum eine Gebühr entfallen kann.<br />

1. Lizenz zur Benutzung der Software<br />

Der Begriff "Spiel-Software" beinhaltet die Software in diesem Spiel, assoziierte Medien,jegliche Software, die mit dem Online-Modus des Spiels<br />

118<br />

Casting & Voice Production: Philip Morris @<br />

AllintheGame Ltd<br />

Voices: Togo Igawa, Eiji Kusuhara,<br />

Daniel York, Simon Greenall,<br />

Kentaro Suyama<br />

Public Relations: Jason Fitzgerald,<br />

Cathy Campos @ Panache PR<br />

SEGA EUROPE LIMITED<br />

CEO of SEGA Europe / SEGA America Naoya Tsurumi<br />

President/COO of SEGA Europe Mike Hayes<br />

Development Director Gary Dunn<br />

Head of Development – Europe Brandon Smith<br />

Producers James Brown<br />

Darius Sadeghian<br />

Creative Director Matthew Woodley<br />

Director of European Marketing Gary Knight<br />

Head of Brand Marketing Helen Nicholas<br />

European PR Lynn Daniel<br />

Kerry Martyn<br />

Brand Manager Darren Williams<br />

International Brand Manager Ben Stevens<br />

Creative Services Tom Bingle<br />

Keith Hodgetts<br />

Akane Hiraoka<br />

Arnoud Tempelaere<br />

Alison Warfield<br />

Online Marketing Manager Morgan Evans<br />

Web Editor Romily Broad<br />

Senior Web Designer Bennie Booysen<br />

Head of Development Services Mark Le Breton<br />

QA Supervisor Marlon Grant<br />

Stuart Arrowsmith<br />

Master Tech. John Hegarty<br />

Lead Testers Denver Cockell<br />

Phongtep Boonpeng<br />

Testers Rickard Kallden<br />

Andrzej Lubas<br />

Dominic Taggart<br />

Hercules Bekker<br />

Hany Gohary<br />

Dave George<br />

in Verbindung steht, jegliche gedruckte Materialien, jegliche elektronische oder Online-Dokumentation und alle anderen aus solcher Software<br />

und Materialien hervorgegangenen Kopien und abgeleiteten Arbeiten.<br />

Sega gestattet Ihnen das nicht-exklusive, nicht übertragbare eingeschränkte Recht und die Lizenz,die Spiel-Software zu installieren und deren<br />

Kopienur für den persönlichen Gebrauch zu benutzen. Alle Rechte, die nicht ausdrücklich durch diese Lizenz übertragen wurden, verbleiben bei<br />

Sega. Die Spiel-Software wurde für Sie lizensiert und nicht an Sie verkauft.<br />

Diese Lizenz verleiht Ihnen keinerlei Anspruch oder Eigentumsrechte der Spiel-Software und darf nicht als Verkauf oder Weiterleitung jeglicher<br />

geistiger Eigentumsrechte der Spiel-Software interpretiert werden.<br />

2. Eigentum der Spiel-Software<br />

Sie erklären sich bereit und bestätigen, dass jegliches Anrecht, Eigentumsrecht, Immaterialgüterrecht, das mit der Spiel-Software<br />

zusammenhängt, und jegliche andere Kopien (vor allem jegliche Anrechte, Computercodes, Themen, Gegenstände, Figuren, Figurennamen,<br />

Handlungen, Dialoge, Schlagwörter, Orte, Konzepte, künstlerische Darstellungen, Animationen, Töne, Musik, audiovisuelle Effekte, Texte,<br />

Vorgehensweisen, Urheberpersönlichkeitsrechte sowie jegliche in Beziehung stehende Dokumentationen) in Besitz von Sega oder dessen<br />

Lizenzgebern sind. Die Spiel- Software beinhaltet gewisse lizensierte Materialien. Segas Lizenzgeber können im Falle von Missbrauch dieses<br />

Abkommens ihre Rechte schützen.<br />

3. Benutzung der Spiel-Software<br />

Sie erklären sich bereit, die Spiel-Software, oder jeglichen Teil von ihr, diesen Lizenzbestimmungen entsprechend zu benutzen. ES IST NICHT<br />

GESTATTET:<br />

(a) die Spiel-Software oder jeglichen Teil der Spiel-Software ohne die Genehmigung von Sega für kommerziellen Gebrauch, wie z.B.<br />

Internetcafe, Spielhallen oder ähnlichen kommerziellen Einrichtungen zu benutzen;<br />

(b) die Spiel-Software ohne weitere Lizenz oder Erlaubnis zu benutzen oder ihre Benutzung an mehr als einem Computer, Spielkonsole,<br />

tragbaren Gerät oder PDA zur selben Zeit ausüben;<br />

(c) Kopien der Spiel-Software oder zugehöriger Teile zu machen;<br />

(d) die Spiel-Software zu benutzen oder ihre Benutzung in einem Netzwerk, einer Mehrbenutzereinrichtung oder einem<br />

Abrufverfahren,einschließlich Online-Nutzungen zu gestatten, außer wenn es anderweitig ausdrücklich durch Sega gestattet wird und den<br />

allgemeinen Nutzungbedingungen unterliegt;<br />

(e) diese Spiel-Software zu verkaufen, zu verleihen, weiterzugeben, zu lizensieren, zu verteilen oder deren Kopien anderweitig ohne die<br />

ausdrückliche vorherige Einwilligung von Sega zu transferieren;<br />

(f) sie umzubauen, Quellcodes abzuleiten, zu verändern, zu dekompilieren, auseinanderzunehmen, oder abgeleitete Produkte der gesamten<br />

oder Teile der Spiel-Software zu erstellen, es sei denn, dies wird in Abschnitt (j) ausdrücklich erwähnt;<br />

(g) jegliche Eigentumsangaben oder Etiketten auf oder in der Spiel-Software zu entfernen, untauglich zu machen oder zu umgehen;<br />

(h) die Spiel-Software oder jegliche Kopien oder Adaptionen zu exportieren oder rückzuexportieren, wenn dabei gegen anwendbare Gesetze<br />

oder Regulierungen verstoßen wird; und<br />

(i) Daten oder funktionsfähige Programme zu erstellen, die die Daten oder die Funktionsfähigkeit der Spiel-Software nachahmen, es sei denn,<br />

dies wird in Abschnitt (j) ausdrücklich erwähnt;<br />

(j) den Teil der Spiel-Software zu nutzen, mit dem Sie neue Variationen konstruieren können (“Editor”), um neue Level zu erstellen, die (i)<br />

anderweitig in Verbindung mit der Spiel-Software genutzt werden können; (ii) ablauffähige Dateien modifizieren; (iii) beleidigendes,<br />

verleumderisches oder anderes illegales Material produzieren, das anstößig ist oder die Rechte des Datenschutzes oder der Publizität<br />

Dritter verletzt; (iv) die Warenzeichen, Kopierrechte oder das geistige Eigentum Dritter missbrauchen; (v) gewerblich von Ihnen missbraucht<br />

werden (durch Pay-per-Play oder Timesharing-Dienste oder anderweitig). Damit Zweifel ausgeschlossen werden, sind Sie alleine haftbar<br />

und verantwortlich für alle Klagen Dritter, die aus Ihrem Nutzen des Editors resultieren.<br />

Sie erklären sich bereit, die Vorsichtsmaßnahmen, die Wartungsvorschriften und Sicherheitsinformationen der Game Disc, die der Dokumentation<br />

der Spiel- Software beiliegt, zu lesen und sich an sie zu halten.<br />

4. Garantie<br />

Die Spiel-Software wurde mit keiner Garantie oder Gewährleistung versehen, außer der, die ausdrücklich in diesen Bedingungen erwähnt und<br />

daher vom anwendbaren Gesetz zugelassen wurde.<br />

Die Lizenz affektiert Ihre gesetzlichen Rechte als Kunde nicht.<br />

5. Haftung<br />

Sega übernimmt keine Veantwortung für Risiken, die mit Gewinnverlust, Sachbeschädigung, abhanden gekommenen Unterlagen, Verlust von<br />

Geschäftswerten, Konsole, Computer oder Versagen des tragbaren Geräts, Fehlern und entgangenen Geschäften oder anderen Angaben als<br />

Folge von Besitz, Gebrauch oder Fehlfunktion der Spiel-Software zusammenhängen, auch wenn Sega von der Möglichkeit eines solchen Verlust<br />

unterrichtet wurde.<br />

Sega übernimmt keine Verantwortung für jeglichen Schaden, Beschädigungen oder Verlust, wenn sie durch eigene Fahrlässigkeit, Unfall oder<br />

Missbrauch verursacht wurden oder wenn die Spiel-Software auf welche Weise auch immer (nicht von Sega) verändert wurde, nachdem sie<br />

gekauft wurde. Die Haftung für den durch Segas Fahrlässigkeit hervorgerufenen Tod oder die Verletzung einer Person wird nicht ausgeschlossen<br />

oder eingeschränkt.<br />

Segas Haftung wird den tatsächlichen Preis der Spiel-Software nicht übersteigen.<br />

Wenn irgendeine der Bedingungen in dieser Lizenz von einem anwendbaren Gesetz für ungültig oder nichtig erklärt wird, werden die anderen<br />

Vorschriften dieser Bedingungen unberührt und in voller Kraft und Wirkung bestehen bleiben.<br />

6. Beendung<br />

Zusätzlich zu anderen Rechten von Sega, die in Kraft treten können, wird diese Lizenz automatisch beendet, wenn Sie deren allgemeinen<br />

Geschäftsbedingungen nicht befolgen. In diesem Fall müssen Sie alle Kopien der Spiel-Software und deren gesamte Zubehörteile zerstören.<br />

7. Gerichtliche Verfügung<br />

Wenn die Bedingungen dieser Lizenz nicht eingehalten werden, könnte Sega nicht wieder gut zu machenden Schaden erleiden. Daher benötigen<br />

wir Ihre Zustimmung, dass Sega bei Bedarf entsprechende Maßnahmen, einschließlich einer einstweiligen Verfügung und anderer gleichwertiger<br />

Rechtsmittel, vornimmt. Dies geschieht zusätzlich zu anderen Rechtsmitteln, die sich darauf beziehen und unter dem anwendbaren Gesetz<br />

gelten.<br />

8. Schadensersatz<br />

Sie erklären sich bereit, Sega, dessen Partner, angeschlossene Unternehmen, Auftragnehmer, leitende Angestellte, Geschäftsführer, Arbeitnehmer<br />

und Bevollmächtigte zu entschädigen, und von jeglicher finanzieller Haftung, Ansprüchen, Kosten und Ausgaben (einschließlich Gerichtskosten)<br />

auszuschließen, die direkt oder indirekt aufgrund Ihrer Handlungen oder Unterlassungen zu handeln, auf unsachgemäße Benutzung der Spiel-<br />

Software, die nicht mit den Bedingungen dieses Abkommens übereinstimmt, zurückzuführen ist.<br />

9. Sonstiges<br />

Diese Lizenz und der Bezugsvertrag, auf den Sie treffen, wenn Sie die Spiel-Software im Online-Modus spielen, stellen das gesamte Abkommen<br />

zwischen Sega und Ihnen bezüglich der Benutzung der Spiel-Software dar und tritt an Stelle aller vorherigen Abkommen und Vertretungen,<br />

Garantien oder Übereinkünfte (ob nachlässig oder unschuldig verursacht, betrügerische Absicht ausgeschlossen).<br />

Wenn eine Vorschrift dieser Lizenz aus irgendeinem Grund für nicht vollstreckbar gehalten wird, wird diese Vorschrift nur insoweit umgeformt<br />

werden, dass sie durchführbar ist und die verbleibenden Vorschriften dieser Lizenz nicht beeinflusst werden.<br />

Diese Lizenz schließt Dritte davon aus, jeglichen Gewinn oder Rechte aus den Bedingungen dieser Lizenz einzuklagen, und die Vorschriften der<br />

Verträge (Rechte Dritter), Gesetz 1999 (da von Zeit zu Zeit berichtigt und abgeändert), sind ausdrücklich ausgeschlossen.<br />

Diese Lizenz wird von den englischen Gesetzen beherrscht und dem nicht-exklusiven Gerichtsstand der englischen Gerichte unterworfen.<br />

119


GARANTIE<br />

GARANTIE: SEGA Europe Limited garantiert Ihnen, dem ursprünglichen Käufer dieses Spiels, dass dieses<br />

Spiel im Wesentlichen 90 Tage ab dem Erstkaufdatum wie in der beiliegenden Anleitung beschrieben<br />

funktioniert. Sollten Sie innerhalb dieser Garantiezeit von 90 Tagen auf ein Problem stoßen, hat Ihr<br />

Händler die Möglichkeit, Ihnen das Spiel nach seiner Wahl entweder kostenfrei zu reparieren oder zu<br />

ersetzen. Dabei ist unten beschriebene Vorgehensweise unbedingt einzuhalten (strengstens verboten).<br />

Diese begrenzte Garantie (a) gilt nicht bei geschäftlicher oder gewerblicher Verwendung des Spiels und<br />

(b) tritt außer Kraft, wenn die aufgetretenen Schwierigkeiten auf Unfälle, Missbrauch, Viren oder<br />

unsachgemäße Anwendung zurückzuführen sind. Diese begrenzte Garantie verleiht Ihnen bestimmte<br />

Rechte. Außerdem stehen Ihnen eventuell positive oder andere Rechte unter Ihrer örtlichen<br />

Rechtssprechung zu.<br />

GARANTIEANSPRÜCHE: Wenden Sie sich mit Ihren Garantieansprüchen bitte immer an den Händler, bei<br />

demsSie das Spiel gekauft haben. Geben Sie das Spiel zusammen mit einer Kopie des Originalkaufbelegs<br />

und einer Beschreibung der aufgetretenen Schwierigkeiten zurück. Der Händler hat nun die Wahl, das<br />

Spiel entweder zu reparieren oder zu ersetzen. Ersatzspiele erhalten eine Garantie für die verbleibende<br />

Zeit der ursprünglichen Garantie bzw. von 90 Tagen, je nachdem, welcher Zeitraum länger ist. Sollte das<br />

Spiel aus irgendeinem Grund nicht repariert oder ersetzt werden können, haben Sie Anspruch auf<br />

Schadenersatz der direkt (nicht jedoch anderer) entstandenen Schäden in angemessener Höhe, maximal<br />

jedoch auf den Betrag, den Sie beim Erwerb dieses Spiels bezahlt haben. Oben genannte Mittel<br />

(Reparatur, Ersatz oder begrenzter Schadenersatz) sind Ihre ausschließlichen Rechtsmittel.<br />

BEGRENZUNGEN: IM VOLLEN VOM GESETZ VORGESCHRIEBENEN UMFANG SIND WEDER SEGA<br />

EUROPE LIMITED NOCH SEINE HÄNDLER ODER LIEFERANTEN FÜR JEGLICHE SPEZIELLEN,<br />

ZUFÄLLIGEN, STRÄFLICHEN, INDIREKTEN BZW. FOLGESCHÄDEN HAFTBAR, DIE AUS DEM BESITZ,<br />

DER BENUTZUNG ODER FUNKTIONSSTÖRUNGEN DIESES SPIELS RESULTIEREN.<br />

Dieser Service steht eventuell nicht in allen Gebieten zur Verfügung. Der Nutzer bestimmt die Länge des<br />

Anrufs. Alle Nachrichten sind ohne vorherige Ankündigung veränderlich. Die in diesem Dokument<br />

enthaltenen Informationen, u.a. auch die URL und andere Verweise auf Internetseiten, sind ebenfalls<br />

ohne vorherige Ankündigung veränderlich. Sofern nicht anders angegeben, sind alle im Spiel genannten<br />

Firmen, Organisationen, Produkte, Personen und Ereignisse fiktiv und haben keinerlei Bezug zu<br />

tatsächlichen Firmen, Organisationen, Produkten, Personen und Ereignissen. Der Nutzer ist für die<br />

Einhaltung der urheberrechtlichen Bestimmungen verantwortlich. Die Vervielfältigung, Speicherung<br />

oder Eingabe in ein Datenabrufsystem bzw. Übertragung dieses Dokuments – auch von Teilen hiervonjeglicher<br />

Art, auf jegliche Art und Weise (elektronisch, mechanisch, Fotokopie, Aufnahme oder sonstige)<br />

und für jeglichen Zweck ist ohne die ausdrückliche schriftliche Zustimmung von SEGA Europe Limited<br />

untersagt, ohne dass die unter das Urheberrecht fallenden Bestimmungen dadurch eingeschränkt<br />

werden.<br />

K<strong>UND</strong>ENDIENST<br />

Unseren Kundendienst erreichen Sie an Werktagen montags bis freitags<br />

von 11 bis 20 Uhr unter folgenden Rufnummern:<br />

Technische Hotline: 0900-100 SEGA bzw. 0900-1007342<br />

(€1,49 pro Minute * )<br />

Spielinhaltliche Hotline: 0900-110 SEGA bzw. 0900-1107342<br />

(€1,49euro pro Minute * )<br />

Alternativ können Sie den technischen Kundendienst auch unter<br />

support@sega.de erreichen.<br />

* Alle Preise beziehen sich auf Anrufe aus dem Festnetz der Deutschen Telekom AG sowie zum Zeitpunkt der<br />

ersten Drucklegung dieses Handbuches. Die Kosten zu einem späteren Zeitpunkt sowie von anderen<br />

Netzbetreibern insbesondere aus den Mobilfunknetzen können variieren. Bitte beachten Sie hierzu auf jeden<br />

Fall die kostenlose Tarifansage am Anfang der Verbindung. Bitte informieren Sie sich auch über die Kosten<br />

direkt bei Ihrem Telefonanbieter. Minderjährige benötigen die Zustimmung eines Erziehungsberechtigten, um<br />

diese kostenpflichtigen Serviceangebote in Anspruch nehmen zu können.<br />

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