ENTHÄLT SHOGUN: TOTAL WAR UND DAS OFFIZIELLE MONGOL ...
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INCLUDES <strong>SHOGUN</strong>: <strong>TOTAL</strong> <strong>WAR</strong> <br />
AND THE OFFICIAL EXPANSION PACK,<br />
<strong>MONGOL</strong> INVASION<br />
CONTIENT <strong>SHOGUN</strong>: <strong>TOTAL</strong> <strong>WAR</strong> <br />
ET L'EXTENSION OFFICIELLE<br />
<strong>MONGOL</strong> INVASION<br />
<strong>ENTHÄLT</strong> <strong>SHOGUN</strong>: <strong>TOTAL</strong> <strong>WAR</strong> <br />
<strong>ENTHÄLT</strong> <strong>SHOGUN</strong>: <strong>TOTAL</strong> <strong>WAR</strong><br />
<strong>UND</strong> <strong>DAS</strong> <strong>OFFIZIELLE</strong> <strong>MONGOL</strong> INVASION<br />
ERWEITERUNGSPAKET<br />
<br />
<strong>UND</strong> <strong>DAS</strong> <strong>OFFIZIELLE</strong> <strong>MONGOL</strong> INVASION<br />
ERWEITERUNGSPAKET<br />
CONTIENE <strong>SHOGUN</strong>: <strong>TOTAL</strong> <strong>WAR</strong> <br />
Y EL PACK DE EXPANSIÓN<br />
OFICIAL <strong>MONGOL</strong> INVASION
Einleitung ................................2<br />
1: Die Entstehung<br />
Japans ............................................6<br />
Das Frühe Japan ....................7<br />
Die Ersten Samurai ..............8<br />
Der Gempei-Krieg ..............10<br />
Die Frühen Shogunate ........11<br />
Sengoku - Die Zeit der<br />
kämpfenden Länder ............12<br />
Das letzte Shogunat ............28<br />
Geschichte in<br />
diesem Spiel ........................29<br />
Die Daimyo in<br />
Shogun: Total War ..............30<br />
2: Die Samurai ..................34<br />
Bushido:<br />
Der Weg des Kriegers ........35<br />
Waffen und Rüstungen ........39<br />
Samuraiverbände ................46<br />
Truppenteile ........................50<br />
Kampf um Schlösser<br />
und Festungen ....................56<br />
Artillerie ..............................57<br />
Flotte ................................58<br />
Strategische Einheiten ........58<br />
3: Das Land<br />
Der Daimyo ........................62<br />
Rebellionen, Bauernaufstände<br />
& Ronin ..............65<br />
Militärische Einrichtungen ..68<br />
4: Drei Samurai-<br />
Feldzüge ..................................78<br />
Eine Taktische Revolution ..........79<br />
1<br />
Die Schlachten von<br />
Oda Nobunaga, 1560-1575 ......80<br />
Die Schlachten von Toyotomi<br />
Hideyoshi, 1582-1590 ..............86<br />
Die Schlachten von Tokugawa<br />
Ieyasu, 1564-1600 ....................91<br />
5: Die Mongolen ............98<br />
Wer waren die Mongolen? ........98<br />
Temüdschin ................................99<br />
Kubilai Khan ............................103<br />
Die Invasion Japans ..................106<br />
Das Mongolische Heer ............110<br />
Mongolische Einheiten<br />
in Shogun: Total War ..............115<br />
Mitwerkende ............................118<br />
Lizenzvereinbarung ..................118<br />
Garantie....................................120<br />
Kundendienst............................120
Einleitung<br />
“Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert<br />
Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst<br />
du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind<br />
noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Shogun: Total War –Gold Edition spielt größtenteils in der Sengoku-Periode der japanischen<br />
Geschichte. Im Moment wisst Ihr dies vermutlich nicht einzuordnen, es sei denn, Ihr seid ein<br />
Kenner des feudalen Japans. Nach der Lektüre dieses Handbuchs und dem Genuss des<br />
Spiels wird Euch jedoch klar sein, dass das “Zeitalter der kämpfenden Länder”, so die<br />
wörtliche Übersetzung des Wortes Sengoku, zu den dramatischsten und aufregendsten<br />
Phasen in der Geschichte Japans gehört. Oder ist die Sengoku-Periode sogar das<br />
atemberaubendste Kapitel der Weltgeschichte?!<br />
“Handle erst, nachdem du Vorkehrungen getroffen hast; derjenige, der als Erster Nah<br />
und Fern erkennt, wird siegen – dies ist die Kunst des Krieges.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
In einem Zeitraum von etwa 100 Jahren kämpften riesige Samurai-Heere um die<br />
Vorherrschaft in Japan. An der Spitze dieser Verbände standen die Daimyo, mächtige<br />
Territorialfürsten mit der Machtfülle eines europäischen Königs. Einige dieser Daimyo waren<br />
zweifellos wahre Helden, andere wiederum grausame Despoten. Doch sie hatten eines<br />
gemein: Ihren unbeugsamen Ehrgeiz. Nun greift auch Ihr als Daimyo in den<br />
erbarmungslosen Kampf um Japan ein. Der Shogun bestimmt das Schicksal des Landes. Er ist<br />
mächtiger als der Kaiser selbst. Der Lohn für einen siegreichen Herrscher ist unermesslich,<br />
doch der Preis, den Ihr für Euer Versagen bezahlt, ist hoch. Der Sieger dieser<br />
Auseinandersetzung wird der neue Shogun, der militärische Herrscher über ganz Japan.<br />
Versagt Ihr, könnt Ihr Euer Haus nur durch das Seppuku vor noch größerer Schande<br />
bewahren!<br />
“Den Sieg nur zu sehen, wenn er auch von allen anderen gesehen wird, ist kein Beweis<br />
hervorragender Leistung. Eine Spinnwebe zu heben, ist kein Beweis für große Kraft;<br />
Sonne und Mond zu sehen, ist kein Beweis für ein scharfes Auge; den Lärm des<br />
Donners zu hören, ist kein Beweis für ein gutes Ohr.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Weder die Geschichte noch der Verlauf einer Schlacht unterliegen dem Zufall. Um das Spiel<br />
besser zu verstehen, solltet Ihr zunächst dieses Handbuch lesen. Ihr müsst Euch später nicht<br />
an jede Einzelheit erinnern (wir werden Euer Wissen nicht prüfen). Doch erst, wenn Ihr<br />
versteht, warum Daimyo A Daimyo B hasst, und weshalb er ein Bündnis mit Clan C<br />
eingehen möchte, könnt Ihr das Spiel in vollen Zügen genießen. Schließlich lernt Ihr die<br />
verschiedenen Territorialfürsten des Landes kennen – und wer weiß, vielleicht kann Euch<br />
das Handbuch sogar helfen, Shogun zu werden! Nur wenn Ihr denkt wie ein Daimyo,<br />
werdet Ihr siegen wie ein Daimyo!<br />
2<br />
“Siegen wird der, der weiß, wann er kämpfen muss und wann nicht.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Ihr müsst Euch in die Lage eines Daimyo versetzen und die Philosophie von Sun Tzu<br />
verstehen. Sein Werk über die Kunst des Krieges ist der Schlüssel für Euren Erfolg. Folgt Ihr<br />
seiner Lehre, werdet Ihr eines Tages über Eure Feinde triumphieren und als neuer Shogun<br />
über Japan herrschen!<br />
“Bist du umzingelt, verwende Kriegslisten; befindest du dich in einer hoffnungslosen<br />
Situation, kämpfe.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Vertraut niemandem. Beobachtet Eure Freunde … und vor allem Eure Feinde!<br />
Wer war Sun Tzu?<br />
In Shogun: Total War – Gold Edition und in diesem Handbuch findet Ihr zahlreiche Zitate aus<br />
Die Kunst des Krieges, dem berühmten Werk des chinesischen Philosophen Sun Tzu. Aber<br />
warum war ein chinesischer Philosoph mehrere hundert Jahre nach seinem Tod so wichtig<br />
für die Samurai Japans?<br />
“Die guten Kämpfer der Vergangenheit schlossen jede Möglichkeit einer Niederlage<br />
aus und warteten dann auf eine Gelegenheit, den Feind zu schlagen.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Sun Tzu, ein Zeitgenosse des großen Philosophen Konfuzius, lebte um 500 v.Chr. im<br />
Königreich Qi, der heutigen Provinz Shandong in Ostchina. Zu seinen Lebzeiten wurde<br />
China von mehreren Kriegen erschüttert, als sich einige Teilrepubliken des Landes gegen die<br />
Zentralregierung der kaiserlichen Zhou-Dynastie erhoben. Wie Ihr später sehen werdet,<br />
ähnelt diese Zeit der kriegerischen Wirren sehr stark der japanischen Sengoku-Periode.<br />
Aus diesem Grunde war Sun Tzu mit den verschiedenen Fassetten der Kriegsführung<br />
bestens vertraut. Angeblich hat er sein Buch für Helu, den König von Wu zwischen 514 und<br />
496 v.Chr. verfasst. Helu beherrschte das untere Jangtse-Tal und führte einen blutigen Krieg<br />
gegen das benachbarte Königreich Yue. Mehr ist über das Leben von Sun Tzu nicht bekannt.<br />
Etwa um 100 v.Chr. verfasste Sima Qian, einer seiner Chronisten, eine Biografie, in der er<br />
schildert, wie Sun Tzu seinen König von seinen Fähigkeiten als General überzeugte.<br />
Der Legende nach hatte Sun Tzu behauptet, er könne jeden Menschen dazu bringen,<br />
militärische Anweisungen zu befolgen. Also befahl ihm der König, über die Kühnheit seines<br />
Untergebenen belustigt, seine Konkubinen zu Soldaten auszubilden. Sun Tzu teilte die Frauen<br />
daraufhin in zwei Kompanien und stellte die Lieblingskonkubinen des Königs an die Spitze der<br />
Abteilungen. Natürlich waren die Frauen alles andere als Soldaten. Als Sun Tzu seine Befehle<br />
erteilte, brachen sie nur in Lachen aus. Daraufhin sagte Sun Tzu ruhig: “Wenn die<br />
Kommandoworte nicht klar und deutlich sind, wenn die Befehle nicht richtig verstanden<br />
werden, dann trifft die Schuld den General.” Geduldig wiederholte er anschließend seine<br />
Anweisungen... leider ohne Erfolg. Als die Frauen erneut in Gelächter ausbrachen, sagte er:<br />
“Wenn die Kommandos nicht klar und deutlich sind, wenn die Befehle nicht richtig<br />
3
verstanden werden, dann trifft die Schuld den General. Doch wenn seine Befehle klar sind<br />
und die Soldaten dennoch nicht gehorchen, dann ist es die Schuld der Offiziere.” Darauf gab<br />
er den Befehl, die beiden Anführerinnen der Kompanien hinzurichten. Doch der König, der<br />
das Geschehen aufmerksam beobachtet hatte, wollte seine Lieblingskonkubinen nicht<br />
verlieren. Eilig versicherte er Sun Tzu: “Wir sind zufrieden mit Euren Fähigkeiten. Wenn wir<br />
dieser beiden Konkubinen beraubt werden, verliert unser Essen und Trinken den Geschmack.<br />
Wir wünschen nicht, dass sie enthauptet werden.” Sun Tzu entgegnete jedoch: “Nachdem<br />
ich einmal von Eurer Majestät zum General ernannt wurde, gibt es gewisse Befehle, die ich<br />
nicht akzeptieren kann.” Die Frauen wurden hingerichtet.<br />
Und siehe da, plötzlich befolgten die eingeschüchterten Konkubinen alle Befehle Sun Tzus.<br />
Obwohl der König von Wu sehr um seine beiden Lieblingsfrauen trauerte, erkannte er, dass<br />
Sun Tzu ein Heer zu führen wusste, und ernannte ihn zum General.<br />
Alles, was wir heute über Sun Tzu und seine Denkweise wissen, entnehmen wir seinem<br />
Hauptwerk Die Kunst des Krieges. Er war offensichtlich ein kluger Mann … ein kühler<br />
Denker mit militärischer Erfahrung. Sun Tzu konnte auf sein geballtes Wissen zurückgreifen,<br />
als er die Probleme und Grundregeln der Kriegsführung analysierte und seine Erkenntnisse<br />
niederschrieb. Das Resultat seiner Überlegungen war ein Buch, in dem erstmals in der<br />
Geschichte der Menschheit die Kunst der Kriegsführung zur Philosophie erhoben wurde.<br />
Natürlich ist das Buch weit mehr als eine “Wie gewinne ich einen Krieg”-Fibel. Die Kunst des<br />
Krieges behandelt als Studie der Kriegsführung alle persönlichen und internationalen Aspekte<br />
eines Krieges. Sun Tzu geht davon aus, dass ein General, der alle Eigenheiten eines<br />
bewaffneten Konfliktes kennt, unbesiegbar ist und über seine Feinde triumphieren wird,<br />
ohne eine Schlacht zu schlagen – eine bemerkenswerte Theorie. Noch bemerkenswerter ist<br />
jedoch die Tatsache, dass er die formulierten Ziele in Die Kunst des Krieges tatsächlich<br />
verwirklicht! Seine Strategie ist derart klar und weise, dass sie manchmal zu geradlinig und<br />
offensichtlich, ja beinahe simpel, erscheint ... und dennoch richtig ist.<br />
“Oh du göttliche Kunst der Geschicklichkeit und Verstohlenheit! Durch sie lernen wir,<br />
unsichtbar zu sein, durch sie sind wir unhörbar, und damit halten wir das Schicksal des<br />
Feindes in unserer Hand.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
In Shogun: Total War sind Sun Tzus Strategien und Lektionen ein wichtiger Bestandteil des<br />
Gameplays. Dem Spiel liegt Sun Tzus Philosophie zu Grunde, da auch die Daimyo und ihre<br />
Samurai seiner Lehre folgten. Die Japaner hatten über die Jahrhunderte die besten und (für<br />
sie) nützlichsten Ideen der chinesischen Kultur übernommen, ohne ihre Unabhängigkeit<br />
aufzugeben. Die Kunst des Krieges war nur eines von vielen Büchern, die vom Festland nach<br />
Japan gelangten und dort von den Japanern begierig aufgenommen wurden. Vielleicht ist das<br />
ein Grund für die Grausamkeiten während der Sengoku-Periode. Hätte nur einer der<br />
großen Daimyo Sun Tzu gelesen und verstanden, wären die Kriege vermutlich schon nach<br />
kurzer Zeit entschieden gewesen. Da jedoch alle Kriegsherren des Landes Sun Tzus Werk<br />
gelesen hatten, kämpften auf den Schlachtfeldern Japans unzählige grandiose Strategen.<br />
Die Samurai nutzten Sun Tzus Weisheit auf ihre Weise, und so verschmolz die chinesische<br />
Philosophie im Laufe der Jahre mit einer typisch japanischen Vorstellung der Kriegsführung.<br />
4<br />
“Der Weg der Strategie ist, den Feind zu fällen. Dies ist eine Notwendigkeit, die keiner<br />
Erklärung bedarf.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Windes<br />
Sun Tzu hätte Musashis augenscheinliche Simplifizierung der Dinge vermutlich nicht gebilligt!<br />
Obwohl sich die Waffen im Laufe der Jahrhunderte verändert haben, steht ein militärischer<br />
Befehlshaber noch heute vor ähnlichen Problemen. Sun Tzus Lehre hat daher heute<br />
dieselbe Gültigkeit, wie vor vielen Jahrhunderten, als die Samurai sein Werk wissbegierig<br />
lasen. Bis heute gilt Die Kunst des Krieges als Standardwerk der Militärstrategie. Das Werk<br />
enthält auch für moderne Befehlshaber allgemein gültige Regeln der Kriegsführung. Alle<br />
großen Generäle der vergangenen Jahrhunderte haben dieses große Werk gelesen.<br />
5
1: Die Entstehung Japans<br />
“Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine<br />
Angelegenheit auf Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang<br />
führt. Deshalb darf sie unter keinen Umständen vernachlässigt werden.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
“Es kommt die Zeit und es gibt einen Ort, an dem wir die Waffen kreuzen müssen.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde<br />
In der japanischen Mythologie werden die<br />
Menschen als die Kinder der Götter<br />
bezeichnet. Einst standen der Gott Izanagi und<br />
die Göttin Izanami auf der Himmelsbrücke und<br />
stießen einen Korallenspeer in den Ozean. Als<br />
sie den Speer aus dem Wasser zogen, fielen<br />
einige Tropfen in den Ozean zurück. Diese<br />
Tropfen erstarrten und bildeten Inseln. Nun<br />
stieg das Paar aus dem Himmel herab und<br />
machten den Korallenspeer zum Zentrum<br />
ihres Hauses. Dies war die Geburtsstunde<br />
Japans.<br />
Das erste Kind von Izanagi und Izanami war Amaterasu, die Sonnengöttin. Doch wie in<br />
vielen Familien gab es schon bald Probleme ... göttliche Probleme: Izanagi erschlug sein<br />
zweites Kind, den Feuergott, da er seiner Mutter bei der Geburt schwere Verbrennungen<br />
zugefügt hatte. Izanami floh daraufhin in die Unterwelt. Susano-o, der zweite Sohn, war<br />
zügellos und gewalttätig. Er schleuderte Blitze über den Himmel und warf eines Tages nach<br />
einem Streit sogar ein Pferd nach seiner Schwester Amaterasu, die sich daraufhin in einer<br />
Höhle versteckte. Durch die Flucht der Sonnengöttin wurde die Erde in Dunkelheit gehüllt.<br />
Nur mit einer List gelang es den anderen Göttinnen und Göttern, Amaterasu aus ihrer<br />
Höhle zu locken: Sie befestigten einen Spiegel und eine Halskette mit wertvollen Juwelen an<br />
einem Baum vor ihrem Versteck. Fasziniert von ihrem eigenen Spiegelbild, verließ die<br />
Sonnengöttin ihr Versteck, und das Licht kehrte auf die Erde zurück.<br />
Susano-o machte seinen Fehler wieder gut, indem er eine riesige Schlange mit acht Köpfen und<br />
Schwänzen tötete. Die Schlange hatte ein Vorliebe für junge Mädchen und Sake. Also legte sich<br />
Susano-o mit einem Mädchen und reichlich Sake als Köder auf die Lauer. Die Schlange stürzte<br />
sich sofort auf den Sake. Susano-o wartete geduldig, bis das Ungeheuer betrunken war und<br />
hackte es schließlich in Stücke! In einem Schwanz der Schlange entdecke er ein Schwert, das er<br />
seiner Schwester Amaterasu zum Geschenk machte. Der Name der hervorragenden Klinge<br />
lautete Ame no murakomo no tsurugi oder “Regenwolkenschwert”. Am Anfang der Geschichte<br />
Japans stand also ein Schwert – ein Schwert mit magischen Kräften.<br />
Als Erstgeborene erbte Amaterasu die Erde und sandte ihren Enkel Ninigi zu den<br />
Menschen. Dieser sollte über Japan herrschen. Amaterasu schenkte ihrem Enkel – gleichsam<br />
zur Erleichterung seiner Aufgabe – drei Talismane: den Spiegel, die Edelsteine ihrer<br />
Halskette und das Regenwolkenschwert. Von diesem Zeitpunkt an waren diese drei<br />
Artefakte das Sinnbild der kaiserlichen Macht. Viele Jahre später wurde sein Enkel Jimmu<br />
6<br />
erster irdischer Kaiser Japans. Dieser bestieg der Sage nach den Thron am 11. Februar 660<br />
v. Chr. Daher ist dieser Tag bis heute ein japanischer Nationalfeiertag. Der heutige Tenno<br />
stammt in direkter Linie von diesem ersten Kaiser ab.<br />
Um das Jahr 200 v. Chr. erlebte das Land unter Tenno Sujin und seinem Sohn, Kronprinz<br />
Yamato (der spätere Tenno Keiko), tiefgreifende Veränderungen. Zu dieser Zeit bestimmten<br />
unzählige Clans die Geschicke Japans. Der mächtigste Clan war jedoch die kaiserliche<br />
Familie aus dem Geschlecht der Yamato. Die Yamato (benannt nach ihrer Heimatprovinz auf<br />
Honshu) beanspruchten aufgrund der direkten Abstammung von der Sonnengöttin<br />
Amaterasu die Herrschaft über Japan für sich. Als an den Grenzen des Reiches Rebellionen<br />
ausbrachen, ernannte Sujin als erster Kaiser vier Generäle, die die vier Flanken seines<br />
Reiches verteidigen sollten. Diese Generäle erhielten den Titel “Shogun” (“Kronfeldherr”).<br />
Yamato Sujin, eine teils mythische, teils historische Figur, ist der typische Vertreter des<br />
heldenhaften Samurai späterer Epochen: Ein fähiger Krieger adeliger Abstammung, der von<br />
seinen Feinden gejagt wird und – obgleich er tragisch endet – einen ehrenhaften Tod stirbt.<br />
Das Frühe Japan<br />
“In alten Zeiten machte sich der fähige Krieger unbesiegbar, bevor er nach der<br />
Schwäche seiner Feinde suchte.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Unabhängig von der mythischen Entstehungsgeschichte Japans weisen archäologische Funde<br />
auf ein altsteinzeitliches Leben für die Zeit vor etwa 100.000 Jahren hin. Die Ureinwohner<br />
Japans, die Ainu, wurden von den Mongolen im Laufe der Jahrhunderte auf die Insel<br />
Hokkaido zurückgedrängt. Die Einwanderer gründeten unzählige Stämme und Clans. Im<br />
Laufe der Zeit stieg jedoch der Yamato-Clan aus der zentral gelegenen Kanto-Ebene zur<br />
stärksten Macht des Landes auf und einte die ehemaligen Teilstämme. Die Yamato-Fürsten<br />
festigten ihre Macht, indem sie eine Frühform des Shintoismus zur allgemeinen Religion<br />
erhoben. Denn tatsächlich war es einfacher, gegen einen Kriegsherren zu rebellieren, als<br />
sich gegen den Nachkommen einer Göttin zur Wehr zu setzen!<br />
In der Herrschaftszeit der Yamato durchdrangen Einflüsse des chinesischen Festlandes die<br />
Kultur Japans. Dank der guten Handelsbeziehungen mit dem Königreich Paekche im<br />
südlichen Korea (die durch die geringe Entfernung zwischen beiden Ländern begünstigt<br />
wurden), brachten Händler Eisen, chinesisches Schriftgut und die chinesische Philosophie in<br />
den Staat der Yamato, die alle wichtigen Dokumente fortan in chinesischer Schrift<br />
verfassten. Die ersten zuverlässigen Zeugnisse japanischer Geschichtsschreibung stammen<br />
aus dem Jahr 430 n. Chr. Etwa 100 Jahre später breitete sich auch eine neue Religion, der<br />
Buddhismus, zunehmend aus. Japans Insellage hatte zwei Vorteile: Zum einen gelangten<br />
neue Kulturen, Technologien und neue Ideen in das Land, zum anderen konnten<br />
unerwünschte Lehren und Einflüsse aufgrund der Entfernung zum Festland abgehalten<br />
werden. Die Regierungsstruktur des Landes orientierte sich daher stark am chinesischen<br />
Rechtssystem: Ein großer Rat, der so genannte Dajokan (mit acht untergeordneten<br />
Ministerien), regierte das Kaiserreich mit Hilfe lokaler Gouverneure. Ab 710 war Nana in<br />
der Provinz Yamato die erste ständige japanische Hauptstadt, Kyoto blieb von 794 bis 1868<br />
kaiserliche Residenzstadt.<br />
7
Obwohl die Yamato ihre Vorherrschaft bis in das 9. Jahrhundert behaupten konnten, zogen<br />
sich die Kaiser mehr und mehr aus den täglichen Regierungsgeschäften zurück. Auf diese<br />
Weise verkamen die ehemaligen Machthaber zu bloßen Symbolen der Macht. Der Rückzug<br />
der Kaiser aus der politischen Verantwortung und die Übertragung der staatlichen Aufgaben<br />
an ihre Untergebenen führte zum Aufstieg der Fujiwara, der bedeutendsten Adelsfamilie am<br />
kaiserlichen Hof. Der Kaiser selbst blieb zwar an der Macht, das Land regierten jedoch<br />
andere. 858 wurde der Fujiwara-Prinz Yoshifusa als Vormund für seinen erst einjährigen<br />
Enkel (der aus der Verbindung seiner Tochter mit dem Kaiser hervorgegangen war)<br />
bestimmt. Die Fujiwara besetzten alle wichtigen Posten am kaiserlichen Hof und in der<br />
Verwaltung mit Verwandten. 884 stieg schließlich Fujiwara Motosune zum Kampaku – dem<br />
ersten “bürgerlichen Herrscher” – auf. Ein knappes Jahrhundert später herrschte der<br />
bedeutendste Herrscher der Fujiwara, Fujiwara Michinaga über das Land. Dieser vermählte<br />
seine fünf Töchter mit den jeweils fünf aufeinander folgenden Kaisern und sicherte auf diese<br />
Weise die Macht seiner Familie am kaiserlichen Hof!<br />
Unter der Herrschaft der Fujiwara entwickelte sich eine eigenständige japanische Kultur, die<br />
sich langsam ihrer chinesischen Wurzeln entledigte. Die Regierungszeit von Michinaga wird<br />
daher auch als Periode der klassischen japanischen Literatur bezeichnet. Gleichzeitig<br />
veränderte sich unter den Fujiwara auch der Charakter der Regierung. Korruption und<br />
Unfähigkeit begannen die Zentralregierung zu schwächen und es bildeten sich mehr und<br />
mehr feudalistische Strukturen. Adelige Mitglieder der Regierung erhielten als Bezahlung<br />
riesige steuerfreie erbliche Landgüter. Viele Bauern und Grundbesitzer mussten ihre<br />
Ländereien an diese Güter anschließen, um der drückenden Steuerlast, die für die<br />
Bewirtschaftung des öffentlichen Landes zu entrichten war, zu entkommen!<br />
Die Ersten Samurai<br />
“Der Weg des Kriegers ist die bedingungslose Annahme des Todes.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde<br />
Gleichzeitig schlossen sich in den Provinzen<br />
kleinere Kampfgruppen zusammen, die den<br />
feudalen Adel schützten. Ein militärischer<br />
Führer konnte wie ein europäischer Ritter<br />
durch entsprechende Leistungen in den Stand<br />
eines Samurai aufsteigen. Diese Samurai<br />
standen im Dienst aristokratischer<br />
Landbesitzer, reicher Adelsfamilien oder<br />
mächtiger Kriegsherren. Der Begriff Samurai ist<br />
übrigens eine Ableitung des alten japanischen<br />
Wortes für “dienen”.<br />
Die Regierung erkannte rasch den enormen Nutzen der Samurai bei der Niederschlagung<br />
von Aufständen und Rebellionen. Aber durch die Verschiebung des Machtgefüges zu<br />
Gunsten der mächtigen Landbesitzer verschob sich auch die Loyalität der Samurai. Diese<br />
kämpften nun meist gegen rivalisierende Landbesitzer, Banditen und aufständische Bauern.<br />
Obwohl einige Samurai von niedriger Herkunft waren, verfolgten die aufstrebenden Clans<br />
ihre Vorfahren oft über Jahrhunderte zurück und beriefen sich nicht selten auf (entfernte)<br />
Verwandte aus den Reihen der kaiserlichen Familie, die einst vom Hof verstoßen wurden,<br />
und zu Reichtum und Ansehen gelangten. Zwei dieser aristokratischen Samurai-Clans waren<br />
8<br />
die Minamoto, im Osten des Landes, und die Taira, die den Süden Japans beherrschten.<br />
Schließlich griffen die Samurai mehr und mehr in die Politik der Regierung ein und kämpften<br />
um die Vorherrschaft in Japan. Es ist sinnvoll, alle politischen und militärischen Maßnahmen<br />
und Ereignisse der folgenden Jahrzehnte zu betrachten, da in dieser Zeit die Weichen für die<br />
spätere Geschichte des Landes gestellt wurden – eine Geschichte skrupelloser Machtpolitik,<br />
in der die Sieger alles gewannen und die Verlierer alles verloren – auch ihren Kopf!<br />
1155 kam es zu einer Krise in der kaiserlichen Thronfolge. Am kaiserlichen Hof lebten zwei<br />
ehemalige Kaiser und der kränkliche Kind-Kaiser Konoe. Als Konoe vergiftet wurde,<br />
unterstützten die Fujiwara Kaiser Sotoku. Dessen Vater, der ehemalige Kaiser Toba, bestand<br />
allerdings darauf, dass sein anderer Sohn, Go-Shirakawa, neuer Kaiser werden sollte.<br />
Daraufhin bestieg dieser den kaiserlichen Thron. Als Toba 1156 starb, riefen Sotoku und<br />
Go-Shirakawa ihre Anhänger in die Hauptstadt. Der Taira- und der Minamoto-Clan<br />
überwarfen sich in der Frage der Thronfolge endgültig. Entscheidend war jedoch, dass<br />
fortan die Samurai über die Zukunft der Regierung entschieden und nicht mehr die Fujiwara.<br />
In den darauf folgenden Jahren wurde Japan mit dem Schwert regiert.<br />
“Der Weg des Kriegers ist der Tod. Gilt es, zwischen dem Leben und dem Tode zu<br />
wählen, ist es die Pflicht des Kriegers, dem Tod ins Auge zu sehen. Nicht mehr und<br />
nicht weniger. Der Weg des Kriegers ist die Entschlossenheit.”<br />
— Yamamoto Tsunenori, Ha Gakure (Verborgene Blätter)<br />
In der Schlacht von Hogen erlitten Sotukus Samurai eine empfindliche Niederlage. Kaiser<br />
Go-Shirakawa erwartete, dass die geschlagenen Samurai den Preis für ihren Widerstand<br />
bezahlen würden. Der einzige bedeutende Taira-Samurai an Sotukus Seite war bei seinen<br />
Verwandten derart unbeliebt, dass seine Hinrichtung niemanden verwunderte. Minamaoto<br />
Tameyoshi, das Oberhaupt der Sotuku-treuen Minamoto-Familie, wurde auf Befehl seines<br />
Sohnes Yoshitomo in einem Akt der Loyalität hingerichtet. Seinen Bruder Tametomo ließ<br />
Yoshitomo verstümmeln und zwang ihn ins Exil. Daraufhin beging Tametomo (als einer der<br />
ersten Samurai) das rituelle Harakiri, um seine Ehre zu retten.<br />
Nun gelang es dem Taira-Clan, seinen Einfluss am kaiserlichen Hofe rasch auszubauen.<br />
Schließlich war Kaiser Go-Shirakawa des Regierens müde und dankte zu Gunsten seines<br />
Sohnes Nijo ab. Der Führer der Taira, Taira Kiyomori, erklärte sich zum ersten Minister und<br />
setzte die Politik der Fujiwara fort. Auch er verheiratete seine Tochter mit einem<br />
kaiserlichen Prinzen und sorgte dafür, dass auch des Kaisers Konkubinen Angehörige des<br />
Taira-Clans waren. Die Fujiwara versuchten unterdessen, die am Hofe lebenden<br />
Angehörigen der Minamoto-Familie dazu zu bewegen, Rache zu nehmen – eine Idee, die<br />
schon bald in die Tat umgesetzt wurde.<br />
Der zweite Bürgerkrieg von 1159 bis 1160 war daher eine direkte Auseinandersetzung<br />
zwischen den Taira und den Minamoto. Obwohl das Kriegsglück anfangs auf Seiten der<br />
Minamoto lag, wandte sich das Blatt bald zu Gunsten der Taira. Diese attackierten das<br />
Hauptquartier der Minamoto und provozierten damit einen Gegenschlag. Der Gegenangriff<br />
der Minamoto scheiterte jedoch, da sich Minamoto Yorimasa weigerte, in die Schlacht<br />
einzugreifen, um seine Pflichten gegenüber dem Kaiser nicht zu verletzen. Die überlebenden<br />
Minamoto wurden daraufhin erbarmungslos gejagt und niedergemetzelt.<br />
9
Minamoto Yoshitomo gelang mit drei Söhnen die Flucht. Einer seiner Söhne, Tomonaga, war<br />
allerdings so schwer verletzt, dass er seinen Vater anflehte, ihn zu töten, damit er schneller<br />
fliehen konnte. Obwohl Yoshimoto dem Wunsch seines Sohnes entsprach, wurde er<br />
entdeckt und in seinem Bad ermordet, als er glaubte, seinen Häschern entkommen zu sein.<br />
Taira Kiyomori ließ das Oberhaupt des Minamoto-Clans köpfen. Nicht einmal der bereits<br />
tote Tomonaga entkam dieser Demütigung: Taira Kiyomori ließ den Leichnam ausgraben<br />
und ebenfalls enthaupten!<br />
Der Gempei-Krieg<br />
“Eine gute Armee sollte wie eine Schlange handeln. Schlage ihr auf den Kopf und der<br />
Schwanz wird dich angreifen; schlage ihr auf den Schwanz und der Kopf wird dich<br />
angreifen; schlage sie in der Mitte, und Kopf und Schwanz werden dich angreifen.<br />
Wenn du gefragt wirst, ob eine Armee die Schlange imitieren kann, dann antworte mit<br />
Ja. Selbst Feinde helfen einander, wenn sie im gleichen Boot einen Fluss überqueren<br />
und von einem Sturm überrascht werden.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Taira Kiyomori schien unbesiegbar zu sein. Er hatte seine Rivalen unter den Samurai<br />
ausgeschaltet und auch die Fujiwara geschlagen. 1180 wurde sein Enkel Antoku neuer<br />
Kaiser. Allerdings waren nicht alle Minamato der Mordlust Kiyomoris zum Opfer gefallen.<br />
Die Überlebenden hatten in den 20 Jahren seiner Herrschaft zu alter Stärke gefunden und<br />
es kam zu einem erneuten Aufstand.<br />
Dieser Bürgerkrieg, der Gempeikrieg, dauerte fünf Jahre. (Der Name “Gempei” leitet sich<br />
von der chinesischen Betonung der Ideogramme in den Clannamen der Taira und der<br />
Minamoto ab). Erneut trafen die Taira auf die Minamoto und die Fujiwara, auf deren Seite<br />
nun auch die Sohei, fanatische Mönchskrieger aus den Tempeln von Nara und Kyoto, in die<br />
Schlacht zogen. Die Sohei spielten auch in der späteren Geschichte Japans wiederholt eine<br />
entscheidende Rolle. Später waren verschiedene Gruppen der Mönche sogar eine ernsthafte<br />
Bedrohung für die herrschenden Kriegsherren. Trotzdem konnten die Taira die Armeen der<br />
Minamato in den Schlachten von Uji und Ishibashiyama anfangs vernichtend schlagen.<br />
Erst im Jahr 1183 wendete sich das Blatt zu Gunsten des Minamoto-Clans. Nach mehreren<br />
großen Siegen der Minamato kam es 1185 schließlich bei Danoura zur<br />
Entscheidungsschlacht. In der Straße von Shimonoseki trafen die Kriegsflotten der Taira und<br />
der Minamoto ein letztes Mal aufeinander. Im Verlauf der Schlacht von Danoura färbte sich<br />
die See rot vom Blut der getöteten Armeen der Taira. Auch der kindliche Kaiser Antoku<br />
befand sich an Bord eines Schiffes der Taira. Schließlich symbolisierte er deren<br />
Herrschaftsanspruch. Als Kaiser Antoku ertrank, versank auch seine (mit einer tiefen<br />
Symbolik verbundene) Replik des Ame no murakomo no tsurugi, des<br />
“Regenwolkenschwertes”, das die Sonnengöttin einst dem ersten Kaiser Japans geschenkt<br />
hatte, für immer in den Fluten der Inlandsee. Glücklicherweise handelte es sich bei dem<br />
Schwert nur um eine Nachbildung, doch die symbolische Bedeutung dieses Verlustes war<br />
katastrophal. Schließlich galten die Kaiser bei allen Clans, die sie kontrollieren wollten, als<br />
direkte Nachkommen der Sonnengöttin. Daher war die symbolische Bedeutung des Kaisers<br />
ähnlich wichtig, wie seine tatsächliche irdische Macht.<br />
10<br />
Die Frühen Shogunate<br />
“Derjenige, der angreift, ohne nach Ruhm zu schielen, und sich zurückzieht, ohne<br />
Ungnade zu fürchten, dessen einziger Gedanke der Schutz seines Volkes und der<br />
Dienst für seinen Herrn ist, dieser General ist das Juwel des Königreichs.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Dank dieses militärischen Triumphs war Minamoto Yoritomo nicht länger auf die politischen<br />
Winkelzüge am kaiserlichen Hofe angewiesen, derer sich die Taira und die Fujiwara bedient<br />
hatten. Seine Macht gründete sich auf seine Armeen und nicht mehr auf familiäre<br />
Verbindungen zu der kaiserlichen Familie. Nach der Abdankung des Kaisers erfüllte dieser<br />
nur noch eine rein symbolische Funktion. Yoritomo nahm den Titel und das Amt eines<br />
Seiitaishogun (kurz Shogun), also eines obersten Feldherrn, an. Außerdem verlegte er seinen<br />
Herrschaftssitz nach Kamakura in der Kanto-Ebene (in der Nähe des heutigen Tokio). Der<br />
kaiserliche Hof blieb zwar formal bestehen, spielte aber für die Regierung des Landes keine<br />
Rolle mehr – Das Zeitalter der Shogune war angebrochen.<br />
Schließlich gelangte der Hojo-Clan durch verschiedene Verschwörungen und die Ermordung<br />
aller Erben der Minamoto und deren Gefolgsleuten an die Macht. Anstatt jedoch selbst das<br />
Amt des Shoguns zu übernehmen, ernannten die Hojo Marionetten (teilweise auch Kinder)<br />
als Shogune, um selbst als Shikken, also Regenten, die eigentliche Macht zu übernehmen.<br />
Formal wurde das Land von Shogunen im Namen eines symbolischen Kaisers verwaltet,<br />
während in Wirklichkeit eine dritte Person die eigentliche Macht besaß. Die Hojo wussten,<br />
dass diese Macht wichtiger war, als alle Titel dieser Welt.<br />
Trotz dieser grotesken Konstellation regierte die Hojo-Familie das Land bis in das Jahr 1333.<br />
1274 und 1281 gelang es den Hojo, zwei Invasionen der Mongolen unter Kubilai Khan<br />
abzuwehren. 1281 bewahrte der Götterwind Kamikaze Japan vor der Eroberung durch die<br />
Mongolen. Der Kampf gegen die Mongolen hatte jedoch zu einer fatalen Schwächung und<br />
einem daraus resultierenden Machtverfall der Hojo innerhalb des Reiches geführt. Dies war<br />
der Grund für eine Revolte des ehemaligen Kaisers Godaigo, die im Jahr 1333 in der<br />
Eroberung Kamakuras, der Hauptstadt des Shogunats, gipfelte.<br />
Godaigos Versuch das Shogunat abzuschaffen, wurde durch die Revolte seines Vasallen<br />
Ashikaga Takauji vereitelt. Dieser verbannte Godaigo aus Kyoto und setzte einen<br />
Gegenkaiser ein. Der Erbfolgekrieg zwischen Godaigo und seinen Nachfolgern einerseits<br />
und den Ashikaga-Shogunen und deren Gegenkaisern andererseits prägte das Land in den<br />
folgenden 56 Jahren. Erst im Jahre 1392 dankte der (rechtmäßige) Kaiser ab und erklärte<br />
seinen Verzicht auf die Kronjuwelen und alle kaiserlichen Insignien.<br />
Damit waren die Marionetten der Ashikaga die legitimen Herrscher Japans. Trotzdem<br />
verloren die Ashikaga-Shogune relativ schnell ihre Macht. Nach der Ermordung von<br />
Ashikaga Yoshinori im Jahr 1441 und dem frühen Tod seines achtjährigen Sohnes, bestieg<br />
dessen jüngerer Bruder Yoshimasa den Thron.<br />
Obwohl er 30 Jahre lang Shogun blieb, konnte Yoshimasa den Machtverfall seiner Familie<br />
nicht aufhalten. Der Shogun verlor seine Macht zunehmend an andere bedeutende Samurai-<br />
Familien, die einer Klasse adeliger Territorialfürsten (Daimyo) angehörten. Es gelang den<br />
Ashikaga-Shogunen nie, die Daimyo zu kontrollieren. Diese Unfähigkeit sollte das Land in<br />
ein Jahrhundert blutiger Auseinandersetzungen stürzen.<br />
11
Sengoku – Die Zeit der<br />
Kämpfenden Länder<br />
“Schicke deine Armee in tödliche Gefahr, und sie wird überleben; schicke sie in eine<br />
verzweifelte Situation, und sie wird sie überwinden. Menschen in Gefahr sind in der<br />
Lage, den Sieg zu erringen.<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Die Zeit zwischen 1477 und 1615 nennt man Sengoku-Periode (übersetzt etwa “Die Zeit der<br />
kämpfenden Länder”). In dieser Phase grausamer Machtkämpfe spielt auch größtenteils<br />
Shogun: Total War-Gold Edition.<br />
Heute gilt die kurze Periode der Ashikaga als Zeit der Verfeinerung der Sitten, in der große<br />
künstlerische und literarische Werke entstanden. Auch der Buddhismus gewann unter den<br />
Ashikaga als politische Macht an Bedeutung. Während sich die Ashikaga-Shogune vor allem<br />
für Teezeremonien und die Poesie interessierten, versuchten andere Kräfte, die Macht an<br />
sich zu reißen. Die einflussreichsten Samurai des Landes waren inzwischen mächtige<br />
Landbesitzer geworden. Diese Männer kontrollierten riesige Ländereien und befehligten<br />
wahrhaft königliche Heere. Es begann die große Zeit der Daimyo!<br />
Das Wort Daimyo bedeutet “jemand der nach Besserem strebt” – im Falle der Daimyo nach<br />
Macht! Alle Daimyo waren außerordentlich ehrgeizig und die mächtigsten unter ihnen<br />
träumten vom Ende des Ashikaga-Shogunats. Dies ist durchaus verständlich, da die Ashikaga<br />
nicht mehr in der Lage waren, die Geschicke des Landes zu lenken. Ashikaga Yoshimasa<br />
versuchte beispielsweise, als Shogun abzudanken und versetzte seine Rüstung, um mit dem<br />
Geld seine kostspieligen Hobbys, wie zum Beispiel Blumenfeste, zu finanzieren! Dies kann in<br />
den Augen der Daimyo kaum der passende Zeitvertreib für einen Shogun gewesen sein.<br />
Nicht zuletzt deshalb verlor das Shogunat bei den aufstrebenden und mächtigen Daimyo<br />
jegliche Autorität.<br />
Ikki und Ashigaru<br />
“Begegne der Unordnung mit Ordnung und dem Ungestüm mit Ruhe.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Doch nicht nur die Daimyo wollten die Situation ändern. Bereits Anfang des 15.<br />
Jahrhunderts hatten die traditionell unterjochten Bauern die Geduld verloren. Im Großen<br />
und Ganzen drohte den Bauern des Landes – im Gegensatz zu den europäischen Bauern –<br />
von den vorbeiziehenden Armeen keine Gefahr. Abgesehen von zerstörten Feldern oder<br />
gestohlenem Getreide stellte der Krieg für die Bauern keine existenzielle Bedrohung dar.<br />
Auch Morde, Vergewaltigungen und Zwangsverpflichtungen für den Armeedienst waren<br />
eher eine Seltenheit.<br />
Dafür hatten die Bauern ein anderes Problem: Die Steuereintreiber der Shogune, deren<br />
kostspielige Hobbys und vornehme Lebensweise sie finanzieren mussten. Außerdem trieben<br />
die Steuereintreiber der Ashikaga die Steuern mit den Jahren in Schwindel erregende Höhen.<br />
Es gab Zeiten, in denen die Bauern 70% ihrer Ernteerträge als Steuern abgeben mussten.<br />
Angesichts dieser Situation waren die Bauern zweifellos nicht gut auf ihre Herren zu sprechen.<br />
12<br />
Doch nicht nur die Bauern litten unter den Ashikaga. Auch die Ji-Samurai, eine Klasse<br />
“besser gestellter Bauern”, die in Kriegszeiten kämpften und im Frieden das Land bestellten,<br />
waren durch die drückenden Steuern in ihrer Existenz bedroht oder baten um den Schutz<br />
eines Daimyo – dem sie als Gegenleistung ihre Ländereien überschrieben.<br />
Die Situation änderte sich erst, als sich die Bauern und die Ji-Samurai zu Kampfverbänden,<br />
den Ikki, zusammenschlossen. Die allgemeine Unzufriedenheit mit den Herrschenden<br />
gipfelte schließlich in mehreren Bauernaufständen. 1428 weitete sich eine Revolte in Kyoto<br />
auf ganz Japan aus. 1441 kehrten die Ikki, getrieben von der Last der Steuern und den<br />
drückenden Schulden, nach Kyoto zurück, und zogen mordend und brandschatzend durch<br />
die Stadt. Erst nach einer Woche der Gewalt wurden den Bauern ihre Schulden bei den<br />
Geldverleihern und Pfandleihern auf Erlass des Ashikaga-Shogunats erlassen (was deren<br />
Verhältnis zu den Shogunen, die ihrerseits auf die Hilfe der Geldverleiher angewiesen waren,<br />
zweifellos schwer belastete!). In den Jahren 1447, 1451, 1457 und 1461 standen die Ikki<br />
jedoch erneut vor Kyoto. 1457 besiegten sie sogar ein 800 Mann starkes Samurai-Heer, das<br />
sich ihnen entgegengestellt hatte!<br />
“Der Weg bedeutet, die Soldaten auf die Ziele ihres Generals einzuschwören, auf dass<br />
sie furchtlos an seiner Seite in den Tod gehen.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Durch den Eintritt in die Armee eines Daimyo konnte ein Bauer den Schulden entkommen.<br />
Voraussetzungen für den Militärdienst waren lediglich eine Rüstung und Waffen – beides<br />
stand aufgrund der langjährigen Kriege des Landes im Übermaß zur Verfügung. Bauern<br />
hatten in der Armee zwar nur geringe Aufstiegsmöglichkeiten, aber immerhin erhielten sie<br />
stets einen Teil der Beute. Schon bald bildeten diese Fußsoldaten, die Ashigaru (was wörtlich<br />
mit “Leichtfüße” übersetzt werden könnte), einen wichtigen Teil des Heeres, wenngleich<br />
ihre Disziplin meist zu wünschen übrig ließ. Die Ashigaru waren notorische Plünderer (da<br />
sie auf diese Weise ihren Sold aufbesserten) mit einer deutlich geringeren Moral als die<br />
wahren Samurai. Dennoch setzten die Daimyo in den Kriegen der folgenden Jahre verstärkt<br />
Ashigaru zur Unterstützung der Samuraiverbände ein. Mit der Zeit entwickelten sich die<br />
relativ “preiswerten” Ashigaru sogar zu einem entscheidenden Machtmittel.<br />
An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Ashigaru und Ikki die Gesellschaftsstruktur und die<br />
Kriegsführung nachhaltig veränderten; es begann die Phase des so genannte Gekokujo, der<br />
Auflehnung der “Unteren gegen die Oberen”. Diese Entwicklung gipfelte in der Sengoku-<br />
Periode, als sich zahlreiche (traditionell zur absoluten Loyalität verpflichtete) Vasallen gegen<br />
die herrschenden Clans und mächtigen Kriegsherrn erhoben, um deren Plätze<br />
einzunehmen.<br />
In den Wirren der Kriege und der Verschiebung der “natürlichen Ordnung” des japanischen<br />
Machtgefüges konnten die Ashikaga-Shogune weder die aufständischen Bauern, noch die<br />
mächtigen Daimyo länger kontrollieren.<br />
Es war daher nur eine Frage der Zeit, wann die Situation eskalieren würde.<br />
13
Der Onin-Krieg<br />
“Handle erst, nachdem du Vorkehrungen getroffen hast; derjenige, der als Erster Nah<br />
und Fern erkennt, wird siegen – dies ist die Kunst des Krieges.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Der Ausbruch des Onin-Krieges im Jahr 1467 markierte den eigentlichen Beginn der<br />
Sengoku-Periode. Der im ersten Jahr der Herrschaft Onins (daher der Name) entfachte<br />
Krieg wütete fast ausschließlich in Kyoto, das auch nach den Ikki-Aufständen der<br />
vergangenen Jahrzehnte immer noch die prachtvollste Stadt Japans war.<br />
Der Krieg brach aus, als Shogun Yoshimasa – derselbe Yoshimasa, der bereits seine Rüstung<br />
verpfändet hatte – seinen Bruder Yoshimi als Nachfolger bestimmte und diesen dazu sogar<br />
aus dem Kloster holte. Als jedoch ein Jahr später sein Sohn Yoshihisa geboren wurde,<br />
änderte Yoshimasa seine Meinung wieder.<br />
Zur gleichen Zeit suchten die beiden rivalisierenden Familien der Yamana und der<br />
Hosokawa nach einem Vorwand, einander den Krieg zu erklären. Da es zwei potenzielle<br />
Kandidaten für das Amt des Shoguns gab, war es unvermeidlich, dass beide Clans auf<br />
verschiedenen Seiten kämpften. Yamana Sozen, der aufgrund seines Temperaments und<br />
seiner Priesterschaft “Roter Mönch” genannt wurde, unterstützte Yoshihisa, während<br />
Hosokawa Katsumoto Yoshimi, dem Bruder des amtierenden Shoguns seine Loyalität<br />
zusicherte – eine unangenehme und schwierige Situation. Immerhin stand Hosokawa<br />
Katsumoto seinem eigenen Schwiegervater, Yamana Sozen, gegenüber.<br />
Beide Seiten sammelten ihre Armeen in Kyoto. 80.000 Samurai und Soldaten der Yamana<br />
trafen auf die etwa 85.000 Mann starken Verbände der Hosokawa. Die Truppenstärke<br />
beider Familien zeigt den enormen Reichtum Japans in dieser Periode. Die Zahl ist umso<br />
erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass es sich bei den Armeen um die Heere zweier Clans<br />
(und nicht um die Truppen des ganzen Landes) handelte. An dieser Stelle sei ein kleiner<br />
Vergleich gestattet: In den Rosenkriegen, die etwa zur gleichen Zeit im fernen England<br />
wüteten, bestanden die Heere der Kontrahenten aus (für japanische Verhältnisse<br />
lächerlichen) 12.000 Mann.<br />
“Wenn wir nahe sind, müssen wir den Feind glauben machen, dass wir weit entfernt<br />
sind; wenn wir weit entfernt sind, müssen wir ihn glauben machen, dass wir nahe sind.<br />
Lege Köder aus und schlage den Feind, wenn er überrascht ist.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Keine Seite wagte jedoch den ersten Schritt, da es sich keine der beiden Familien leisten<br />
konnte, vom schwachen Shogun als Rebell gebrandmarkt zu werden. Schließlich entlud sich<br />
die Spannung. Gerade als weitere 20.000 Mann der Yamana-Armee nach Kyoto<br />
marschierten, brannte ein Anwesen der Hosokawa auf mysteriöse Art und Weise bis auf die<br />
Grundmauern nieder. Daraufhin überfielen die Truppen der Hosokawa einen<br />
Versorgungskonvoi der Yamana. Wenig später kam es zu ersten schweren Kämpfen und im<br />
Juli 1467 –zwei Monate nach dem Ausbruch der Kämpfe – lag der Nordteil Kyotos bereits in<br />
Trümmern. Beide Kriegsparteien verschanzten sich hinter hastig errichteten Barrikaden und<br />
es entbrannte ein von Überfällen und Vergeltungsmaßnahmen geprägter Stellungskrieg, in<br />
dessen Verlauf unzählige Menschen vor den Soldaten aus der zerstörten Stadt flohen.<br />
14<br />
In den folgenden Jahren gelang es keiner Seite, dem Kriegsverlauf eine entscheidende Wende zu<br />
geben. Auch nach dem Tod von Yamana Sozen und Hosokawa Katsumoto im Jahr 1473 dauerte<br />
der Krieg mit unverminderter Härte an. Schließlich schwand jedoch der Mut der inzwischen als<br />
Rebellen gebrandmarkten Yamana, bis Ouchi Masahiro, einer der Yamana-Generäle sein Viertel<br />
in Kyoto in Brand setzte und floh. Die Stadt selbst wurde nun, 10 Jahre nach dem Ausbruch der<br />
Kämpfe, vom aufgebrachten und völlig verarmten Mob geplündert. Kyoto lag in Trümmern und<br />
unzählige Männer waren gefallen – einen Sieger gab es jedoch nicht.<br />
Und die Shogune? Tatenlos hatten sie den Verlauf der Kämpfe verfolgt. Ashikaga Yoshimasa<br />
soll ein Mann mit einem gestörten Wahrnehmungsbewusstsein gewesen sein. Das Schicksal<br />
Japans schien ihn in keiner Weise zu interessieren. Während Kyoto zerstört wurde,<br />
verbrachte er seine Zeit mit Dichterlesungen und anderen kulturellen Veranstaltungen und<br />
plante den Ginkaku-ji, einen Silberpavillon, der noch prächtiger als der Goldene Pavillon<br />
seines Großvaters sein sollte.<br />
Die Kämpfe in Kyoto hatten allerdings ernsthafte Auswirkungen auf ganz Japan. Der Onin-<br />
Krieg und die Untätigkeit des Shoguns gipfelten in Privatkriegen der verschiedenen Daimyo,<br />
die sich im ganzen Land ausbreiteten. Kein Winkel des Landes blieb von der nun folgenden<br />
Welle der Gewalt verschont – es regierte die Macht des Schwertes. Aber wer sollte die<br />
mächtigen Daimyo aufhalten? Der Shogun jedenfalls konnte oder wollte nicht eingreifen.<br />
Die Ikko-Ikki<br />
“Wenn das Wasser den Fels bewegt, ist dies wahre Kraft. Wenn der Falke seine Beute<br />
schlägt, so ist dies Präzision. Gleiches gilt für den erfolgreichen Krieger.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Nach dem Ende der Kämpfe in Kyoto breitete sich der Krieg über ganz Japan aus. In der<br />
Provinz Yamashiro kam es zu einer erbitterten Auseinandersetzung zwischen zwei<br />
befeindeten Lagern des Hatakeyama-Clans – einer Auseinandersetzung mit ernsthaften<br />
Folgen. 1485 folgte eine Revolte der Bauern und der Ji-Samurai. Die Aufständischen bildeten<br />
eine eigene Armee und vertrieben die Truppen der Clans aus der Provinz. In der Folgezeit<br />
wandelten sich die Ikki vom bewaffneten Mob zu einer disziplinierten Armee. 1486 setzten<br />
sie in Yamashiro sogar eine provisorische Regierung ein.<br />
Auch in der Provinz Kaga überschlugen sich die Ereignisse. Hier gab es seit dem 13.<br />
Jahrhundert eine bedrohliche Ikko-Gruppe (Amida-Buddhisten, die vor allem von Bauern<br />
unterstützt wurden). Da sich die Ikko im Gegensatz zu anderen –adeligen – buddhistischen<br />
Sekten vor allem an das gemeine Volk wandten, hatten sie großen Einfluss. Einer der<br />
bedeutendsten Fürsten der Provinz, ein gewisser Togashi Maschika, beging den –<br />
möglicherweise verhängnisvollen – Fehler, die Ikko in seine Armee aufzunehmen. In der<br />
Folgezeit ging aus den Ikko eine fanatische Sekte von Mönchskriegern, die Ikko-Ikki, hervor.<br />
Deren geistige Führer predigten, dass der ehrenvolle Tod auf dem Schlachtfeld mit einem<br />
Platz im Paradies belohnt würde. Daher kannten die Krieger keinerlei Furcht. Selbst<br />
angesichts größter Gefahren kämpften die Ikko-Ikki verbissen bis in den Tod.<br />
15
Togashi Maschika hatte sich somit selbst entmachtet. 1488 revoltierten die Ikko-Ikki,<br />
verbannten ihn aus Kaga und übernahmen die Kontrolle über die Provinz. Wie im Falle der<br />
Ikki ist auch der Aufstand der Ikko-Ikki ein Zeichen des Gekokujo, des Kampfes der<br />
“Unteren gegen die Oberen.” 1496 begannen die Ikko-Ikki an der Mündung des Yodo mit<br />
dem Bau einer befestigten “Kathedrale” als Hauptquartier. Sie wählten den Ort für das<br />
Ishiyama Hongan-ji sehr klug. Nach dem Untergang der Ikko-Ikki wurde auch Schloss Osaka<br />
(der Schauplatz der letzten Schlacht der Sengoku-Periode) an derselben Stelle errichtet.<br />
Umstürze und Verrat<br />
“Zeigst du dich demütig, wird der Feind überheblich. Fliehe, um ihn zu ermüden. Stifte<br />
Verwirrung. Greife an, wenn der Feind unvorbereitet ist und bewege dich, wenn er es<br />
nicht erwartet.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Als sich der Onin-Krieg ausbreitete, nutzten<br />
unzählige Daimyo die Situation, um alte<br />
Rechnungen zu begleichen und ihr<br />
Territorium auf Kosten ihrer Nachbarn zu<br />
vergrößern. Das System folgte einfachen –<br />
beinahe darwinistischen – Prinzipien. Unter<br />
den Territorialfürsten tobte ein grausamer<br />
Macht- und Überlebenskampf – ein Kampf,<br />
den viele Familien nicht überlebten. Anfang<br />
des 16. Jahrhunderts hatten sich die Shiba<br />
und Isshiki sowie die Hatakeyama und<br />
Yamashiro, ja selbst die einst mächtigen<br />
Yamana gegenseitig ausgelöscht.<br />
Doch ein Clan verlor in den Kriegswirren weit mehr als erwartet: Die kaiserliche Familie<br />
der Yamato war bankrott und konnte im Jahre 1501 nicht einmal für die Bestattung von<br />
Kaiser Go-Tsuchi-Mikado aufkommen. Die Krönung von Kaiser Go-Nara verzögerte sich um<br />
sage und schreibe 20 Jahre, bis die Ikki der kaiserlichen Familie das Geld für die Zeremonie<br />
zur Verfügung stellten. Bis zu seinem Tod lebte Go-Nara in einer Holzhütte in ärmlichen<br />
Verhältnissen.<br />
Dem Ashikaga-Shogunat ging es kaum besser.<br />
Eine Zentralregierung gab es nicht mehr. Die Daimyo setzten ihre Privatkriege fort, die<br />
meist erst endeten, wenn die Geldmittel einer Kriegspartei erschöpft waren. Auch die<br />
niederen Samurai-Familien träumten jetzt von Macht und dem Raub fremder Ländereien.<br />
Ein typisches Beispiel ist hier die Geschichte von Ise Shinkuro.<br />
16<br />
Der Aufstieg eines Samurai<br />
Ise Shinkuro war ein unbedeutender Samurai, bis er sich in die Angelegenheiten der<br />
Ashikaga einmischte. Ashikaga Chacha hatte sich dem Befehl des Shoguns widersetzt,<br />
Priester zu werden. Daraufhin attackierte Shinkuro Chacha und trieb diesen in den<br />
Selbstmord. Shinkuros Lohn war die Provinz Izu. Er nannte sich fortan Hojo Soun (damit<br />
entschloss er sich, einen buddhistischen Namen anzunehmen). Die Hojo hatten vor<br />
mehreren hundert Jahren über Japan geherrscht. Shinkuro – oder Hojo Soun, wie er sich<br />
nun nannte –, war mit den Hojo nicht einmal verwandt. Daher vermählte er einen Sohn mit<br />
einer entfernten Verwandten der “echten” Hojo!<br />
Hojo Soun beschloss nun, seinen Herrschaftsbereich zu vergrößern. Auf einer Treibjagd ließ<br />
er daher den Fürsten von Odowara ermorden und gliederte dessen Provinz in sein Reich<br />
ein. Anschließend unterwarf er die Provinzen Sagami und Musashi und zog schließlich in die<br />
Kanto-Ebene. Dort wartete er geduldig auf eine Schwäche der Uesugi und eroberte deren<br />
Burg in Edo, der alten Kaiserstadt (das heutige Tokio). Souns Sohn Ujitsuna und sein Enkel<br />
Ujiyasu setzten den Kampf gegen die Uesugi fort und schlugen diese im Jahr 1542 in der<br />
Schlacht vor Schloss Kawagoe.<br />
Das Interessante an dieser Geschichte ist die Tatsache, dass dem Niemand Hojo Soun (dem<br />
einstigen Ise Shinkuro) in nur drei Generationen der Aufbau eines mächtigen Reichs<br />
gelungen war. Gewalt und Verrat hatten diesen Aufstieg ermöglicht – ein Aufstieg, der<br />
undenkbar gewesen wäre, wenn die Ashikaga-Shogune ihre Pflichten wahrgenommen<br />
hätten.<br />
Die Clan-Kriege: Wechselndes<br />
Kriegsglück<br />
Hojo Soun war allerdings nicht das einzige Problem der Uesugi. Der berühmteste General<br />
der Familie, Uesugi Kenshin, wurde um das Jahr 1552 adoptiert. Er organisierte sofort einige<br />
Raubzüge gegen den (neuen) Hojo-Clan. Die meiste Zeit kämpfte er jedoch gegen die<br />
Takeda unter Takeda Shingen. Die Auseinandersetzung der beiden Kriegsherrn war<br />
allerdings etwas ungewöhnlich. Im Jahre 1553 kam es auf der Kawanakajima-Ebene in der<br />
Provinz Shinano zu mehreren Schlachten zwischen Uesugi Kenshin und Takeda Shingen. In<br />
den Jahren 1554, 1555, 1556, 1557 und 1563 trafen die Rivalen am selben Ort erneut<br />
aufeinander; sie schienen die Schlachten inzwischen als Ritual zu betrachten. Etwa zur<br />
gleichen Zeit versuchte Takeda Shingen, die Provinz Shinano, das Land der Murakami<br />
Yoshikiyo, zu unterwerfen. Mit dem Hilfegesuch des Murakami-Clans an Uesugi Kenshin<br />
begann eine langjährige Rivalität zwischen den Uesugi und den Shingen.<br />
“Hart wie ein Fels, kämpfe wie ein Feuer, sei beständig wie Holz und schnell wie der<br />
Wind. Im Himmel und auf Erden werde nur ich verehrt.”<br />
— Motto auf dem Banner von Takeda Shingen (1521-1573)<br />
17
Ouchi Masahiro hatte seine Gönner aus der Yamana-Familie überlebt und die Macht seines<br />
Clans vergrößert. Auch sein Sohn Yoshioki war ein großer Kriegsherr. Die Familie erlebte bis<br />
zur Machtübernahme von Masahiros Enkel, Ouchi Yoshitaki, eine Blütezeit. Mit Yamaguchi<br />
als sichere und reiche Heimatprovinz im Rücken, beschloss Yoshitaki im Jahr 1543 alle<br />
Kämpfe einzustellen und förderte stattdessen mit der Unterstützung exilierter Höflinge aus<br />
Kyoto die Kultur und Künste. Seine wichtigsten Gefolgsleute, Mori Motonari und Sue<br />
Harukata, warnten ihn, dass er durch dieses Verhalten sein Reich gefährden würde, zumal<br />
einige ehrgeizige Samurai nur auf eine günstige Gelegenheit warteten, um ihn zu stürzen. Als<br />
Sue Harukata wenig später rebellierte, beging der verratene Ouchi Yoshitaki Selbstmord.<br />
Die Angelegenheit war damit allerdings nicht beendet, da es Mori Motonari als seine Pflicht<br />
empfand, seinen ehemaligen Herrn zu rächen. 1555 gelang es ihm schließlich, Sue Harukata,<br />
der über ein deutlich größeres Heer verfügte, in eine Burg auf der Insel Miyajima zu locken.<br />
Nun spielte die Größe der Armee keine Rolle mehr, da Sues Soldaten auf der Insel<br />
eingekesselt waren. Am Ende der Schlacht richteten sich unzählige der geschlagenen und<br />
demoralisierten Soldaten Sues selbst. In der Folgezeit stieg der Mori-Clan zum mächtigsten<br />
Clan Westjapans auf.<br />
“Ob es darum geht, eine Armee zu zerschmettern, eine Stadt zu erstürmen oder einen<br />
Mann zu ermorden, so müsst Ihr zuvor immer die Namen des befehlshabenden<br />
Generals, der Besucher, der Türsteher und der Diener herausfinden. Dies in Erfahrung<br />
zu bringen, ist die Aufgabe der Spione.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Die wechselnden Rivalitäten und Bündnisse prägten diese Zeit. Verbündeten sich zwei Clans<br />
gegen einen dritten Clan, kam es nicht selten vor, dass einer der beiden Bündnispartner<br />
feststellen musste, dass sein Verbündeter oder ein ehemals loyaler Vasall plötzlich eine<br />
größere Bedrohung war als der gemeinsame Feind.<br />
Schon immer gehörten schmutzige Tricks, heimtückische Morde und offene<br />
Verschwörungen zu den Waffen der Samurai. In früheren Auseinandersetzungen, wie dem<br />
Gempei-Krieg, wurden die Clans, die sich derartiger Mittel bedienten allerdings als<br />
Verbrecher gebrandmarkt. Erst in der Sengoku-Periode war jedes Mittel erlaubt. Ein feiger<br />
Mord oder ein ehrbarer Sieg in der Schlacht – das Ergebnis war entscheidend. Die neuen<br />
Daimyo hatten Sun Tzu gelesen und beherzigten vor allem seine Ratschläge über den<br />
Einsatz von Spionen und den Nutzen von Mordanschlägen. Es ist also kaum verwunderlich,<br />
dass die Daimyo mehr und mehr auf die Hilfe der besten Spione und tödlichsten Attentäter<br />
aller Zeiten vertrauten – die Ninja. Ein weiser Mann ergriff nun weitreichende Maßnahmen<br />
zu seinem eigenen Schutz – während er selbst die Ermordung lästiger Rivalen plante.<br />
18<br />
Musketen<br />
“Die Muskete ist die tödlichste Waffe in der Schlacht, bevor die Truppen aufeinander<br />
treffen. Doch sobald die Schwerter gekreuzt werden, ist sie wertlos.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde<br />
Inmitten dieser Wirren landeten im Jahr 1543 die ersten portugiesischen Händler auf der<br />
Insel Kyushu. Die Europäer brachten zwei wichtige kulturelle Neuerungen nach Japan:<br />
Musketen und das Christentum. Mit dem Einfluss des Christentums werden wir uns an<br />
anderer Stelle noch eingehend beschäftigen.<br />
Feuerwaffen waren den Samurai nicht völlig fremd. Mit Sicherheit kannten sie bereits die<br />
Handfeuerwaffen der Chinesen, und auch die Mongolen hatten im Jahr 1274 primitive<br />
Handgranaten gegen die Samurai eingesetzt. Allerdings verwendeten die japanischen<br />
Verbände bisher kein Schießpulver. Nun brachten die Portugiesen jedoch Arkebusen und<br />
Luntenschlossmusketen nach Japan. Bei beiden Waffen wurde das Pulver nicht mit einem<br />
Feuerstein, sondern mit einer Lunte entzündet. Die Arkebusen waren – verglichen mit den<br />
Feuerwaffen früherer Zeiten – leicht und relativ sicher – immerhin explodierten sie seltener<br />
als die bisherigen Gewehre. Schon bald erkannten die Japaner den enormen Vorteil der<br />
Arkebuse: Während die Ausbildung eines guten Bogenschützen mehrere Jahre dauerte,<br />
nahm die Ausbildung eines Arkebusiers nur wenige Tage in Anspruch. Außerdem war die<br />
Bedienung der neuen Wunderwaffe ein Kinderspiel. Nicht zuletzt deshalb wurde die<br />
Arkebuse rasch die Hauptwaffe der riesigen Ashigaru-Verbände in den Heeren Japans.<br />
Dank des handwerklichen Geschicks der japanischen Schwert- und Waffenschmiede dauerte<br />
es nicht lange, bis die Arkebusen von den einheimischen Handwerkern nachgebaut wurden.<br />
Wenig später rüsteten die Daimyo ihre Armeen mit den neuen Wunderwaffen aus. Trotz<br />
aller Vorteile der Arkebuse dauerte es jedoch geraume Zeit, bis die ersten Feldherrn<br />
größere Verbände aus Arkebusieren taktisch und effektiv einsetzten.<br />
19
Die Drei Rivalen: Oda Nobunaga,<br />
Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa<br />
Ieyasu<br />
“Indem er seine Vorkehrungen ändert und seine Pläne anpasst, hält der kluge General<br />
den Feind unwissend. Indem er sein Lager verlegt und Umwege nimmt, verhindert er,<br />
dass der Feind seine Absichten erkennt.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Der Zusammenbruch des zentralistischen<br />
Herrschaftssystems der Ashikaga brachte ein<br />
grundlegendes Problem mit sich. Mehrere<br />
Familien (vor allem die Hojo, die Takeda und<br />
die Uesugi) beanspruchten Kyoto und damit<br />
den Titel des neuen Shoguns für sich. Würde<br />
jedoch ein Daimyo seinen Herrschaftsbereich<br />
verlassen, hätten seine Rivalen die Gelegenheit,<br />
in dessen Provinz einzumarschieren, um ihm so<br />
seine Machtbasis zu rauben.<br />
In dieser Situation betrat eine weitere<br />
Samuraifamilie die politische Bühne: die Oda.<br />
Diesem Clan war es während der Segoku-Periode gelungen, die Provinz Owari in ihren<br />
Herrschaftsbereich einzugliedern. Ab 1551 lenkte der skrupellose Oda Nobunaga die<br />
Geschicke der Familie. 1558 gewann er die Unterstützung eines Ashigaru namens Toyotomi<br />
Hideyoshi, der sich in den folgenden Jahren als hervorragender General erwies. Zur gleichen<br />
Zeit stand ein anderer junger Samurai, Tokugawa Ieyasu, in den Diensten der Imagawa-<br />
Familie – eigentlich als Geisel zur Sicherung der Loyalität seiner Familie. Diese drei Männer<br />
sollten in den folgenden Jahren die Geschichte Japans prägen.<br />
Im Augenblick griffen jedoch noch andere nach der Macht.<br />
Imagawa Yoshimoto gehörte zu den ehrgeizigen Daimyo, die nach dem Amt des Shogun<br />
strebten. 1560 marschierte er aus diesem Grund nach Kyoto und machte sich den Umstand<br />
zu Nutze, dass sich die Hojo und Uesugi gerade gegenseitig bekämpften. Drei Provinzen<br />
lagen zwischen ihm und Kyoto – unter anderem Oda Nobunagas Heimat Owari. Anfangs<br />
war das Kriegsglück auf der Seite der Imagawa. Nachdem Tokugawa Ieyasu (im Namen der<br />
Imagawa) die Grenzfeste bei Marune genommen hatte, standen zwischen Imagawas 25.000<br />
Mann starkem Heer und dem Sieg lediglich die 2000 tapferen Soldaten Nobunagas.<br />
“Siegen wir, indem wir die Schwerter mit dem Feind kreuzen oder genießen wir die<br />
Schlacht gegen übermächtige Gegner, mehren wir unsere Macht und die Stärke<br />
unseres Herrn. Dies ist die Tugend der Strategie.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde<br />
20<br />
Nobunaga befahl dennoch den Angriff. Es gelang ihm, Yoshimoto in einen Hinterhalt zu<br />
locken und die Hauptstreitmacht der Imagawa in einer Schlucht zu überraschen. Diese<br />
Schlacht von Okehazama dauerte nur wenige Minuten. Yoshimoto fiel und erkannte erst im<br />
letzten Moment, dass er nicht von seinen eigenen betrunkenen Männern angegriffen<br />
worden war. Es spricht nicht unbedingt für Yoshimotos Autorität, dass er glaubte, seine<br />
Samurai hätten sich – vom Alkohol benebelt – gegen ihn gewandt. Oda Nobunaga wurde<br />
der neue Gefolgsmann von Tokugawa Ieyasu, dessen Verpflichtung gegenüber dem<br />
Imagawa-Clan durch den Tod Yoshimotos ein Ende gefunden hatte.<br />
Auch für Nobunaga muss die Versuchung, nach Kyoto zu marschieren, groß gewesen sein.<br />
Stattdessen schloss er jedoch Bündnisse mit seinen Nachbarn und vermählte diese mit<br />
seiner Tochter und seiner jüngeren Schwester. Er selbst heiratete die Tochter des<br />
ehemaligen Ölhändlers Saito Toshimasa, der in der Provinz Mino zum Daimyo aufgestiegen<br />
war und als ruchloser Herrscher galt. Toshimasa war ein Sadist, der es liebte, Menschen bei<br />
lebendigem Leib zu kochen! Schließlich fand er einen gerechten Tod, als ihn sein eigener<br />
Sohn, Yoshitatsu, tötete und seinen Platz einnahm. Yoshitatsu wiederum erlag der Lepra,<br />
kurze Zeit nachdem ihm Nobunaga den Krieg erklärt hatte. Immerhin war der ermordete<br />
Toshimasa sein Schwiegervater gewesen. Nobunaga zögerte nicht, den Saito-Clan<br />
auszulöschen. Nun war der Weg nach Kyoto frei und das Shogunat in greifbare Nähe<br />
gerückt. Toyotomi Hideyoshi erhielt den Auftrag, die Überlebenden des Saito-Clans zu<br />
töten – eine Mission, die er 1564 erfolgreich beenden konnte.<br />
Nobunaga brauchte lediglich einen guten Grund, um zur Hauptstadt zu marschieren. 1567<br />
ergab sich zufällig die perfekte Chance. Ashikaga Yoshiaki war als Nachfolger des Shoguns<br />
eine bedeutende politische Symbolgestalt. Sein Vorgänger und Bruder Yoshiteru gehorchte<br />
bedingungslos den hinterhältigen christlichen Hofbeamten Miyoshi Chokei und Matsunaga<br />
Hisahide, die ihn schließlich ermordeten und seinen jüngeren (und noch besser<br />
kontrollierbaren) Cousin als Marionette einsetzten. Auch Yoshiaki schwebte nun in großer<br />
Gefahr, doch es gelang ihm, zu Nobunaga zu fliehen.<br />
Oda Nobunaga marschierte im November des Jahres 1568 in Kyoto ein. An seiner Seite ritt<br />
Ashikaga Yoshiaki, den er nun zum Ashikaga-Shogun ernannte. Die eigentliche Macht lag<br />
allerdings in Nobunagas Händen, da der offizielle Herrscher lediglich eine symbolische<br />
Bedeutung hatte. Aufgrund verschiedener dynastischer Probleme wären die Oda niemals<br />
selbst als Shogune akzeptiert worden; durch die neue Konstellation hielt Nobunaga jedoch<br />
alle Fäden in der Hand.<br />
21
Nobunaga: Konsolidierung und<br />
Verrat<br />
Den Rest seines Lebens widmete er sich der Bekämpfung seiner noch lebenden Rivalen.<br />
Dabei unterstützten ihn zwei fähige Kommandeure: Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa<br />
Ieyasu. Nach Nobunagas Tod sollten diese beiden Männer gegeneinander intrigieren …<br />
Im Augenblick kämpfte Ieyasu jedoch gegen die Ikko-Ikki (1563). Beinahe hätte er in dieser<br />
Schlacht sein Leben verloren, als zwei Kugeln seine Rüstung durchschlugen, ihn jedoch nicht<br />
verletzten! Nobunagas nächster – erfolgreicher – Feldzug richtete sich gegen Miyoshi<br />
Chokei und Matsunaga Hisahide. Beide fielen 1567 in der Schlacht von Sakai. Diese Schlacht<br />
ist erwähnenswert, weil die christlichen Samurai, die auf beiden Seiten dienten, einen<br />
gemeinsamen Gottesdienst feierten, bevor sie in die Schlacht zogen. Die Jesuiten, die die<br />
christliche Lehre verbreiteten, hatten einen großen Einfluss auf die Samurai. Christliche<br />
Samurai waren daher schon bald keine Seltenheit mehr. Obwohl Oda Nobunaga nie selbst<br />
zum Christentum konvertierte, unterstützte er die Jesuiten-Missionare – allerdings<br />
hauptsächlich aus politischen Gründen – im Kampf gegen rebellische buddhistische Sekten.<br />
Die Zeit der Christenverfolgung lag noch in weiter Ferne.<br />
“Wenn sicher ist, dass der Kampf mit einem Sieg endet, dann musst du kämpfen, auch<br />
wenn der Herrscher es verbietet; wenn der Kampf nicht mit einem Sieg enden wird,<br />
dann darfst du nicht kämpfen, auch wenn der Herrscher es befiehlt.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Die letzten Lebensjahre Nobunagas waren von Feldzügen zur Machterhaltung geprägt. 1570<br />
überfiel er die Asakura in der Provinz Echizen, musste sich jedoch zurückziehen, als sich<br />
sein Schwager, Asai Nagamasa, auf die Seite der Asakura stellte. Nobunaga kehrte im selben<br />
Jahr noch einmal zurück und besiegte die Asakura in der Schlacht von Anegawa. Obwohl<br />
seine Truppen die Schlacht für sich entscheiden konnten, gelang es ihnen nicht, die Asakura<br />
und Asai endgültig zu besiegen. Der Druck auf Nobunaga nahm zu und er erkannte, dass<br />
neben den Armeen der Asakura und Asai inzwischen auch andere Kräfte die Einheit Japans<br />
bedrohten. Neben den Ikko aus Ishiyama Hongan-ji waren auch die Sohei aus dem Kloster<br />
Enryaku-ji eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Außerdem stand Tokugawa Ieyasu nun<br />
gleichzeitig der Armee der Hojo und dem Heer Takeda Shingens gegenüber.<br />
Nobunaga war von seinen Feinden eingekesselt und entschloss sich zum Angriff. Seine<br />
Truppen umstellten Enryaku-ji und töteten jeden – Männer, Frauen und Kinder – den sie im<br />
Kloster selbst oder in der direkten Umgebung fanden. Jetzt konnte Nobunaga auch gegen<br />
seine anderen Feinde vorgehen. 1572 zog Takeda Shingen schließlich gegen ihn in die<br />
Schlacht und drängte Tokugawa Ieyasu auf Schloss Hamamatsu zurück. Ieyasu blieben zwei<br />
Möglichkeiten: Sollte er bleiben und Shingen dadurch den Marsch auf Kyoto erlauben, oder<br />
sollte er kämpfen? Er entschloss sich, das Schloss zu verlassen und stellte Takedas Heer in<br />
den verschneiten Sümpfen von Mikata-ga-hara in der Nähe des Magome. Nach der<br />
ergebnislosen Schlacht kehrte Ieyasu auf Schloss Hamamatsu zurück (er hatte seine Pflicht,<br />
Shingen aufzuhalten, erfüllt), während Shingen nach Hause ritt. Er sollte Kyoto niemals<br />
erreichen.<br />
22<br />
Im Frühling des Jahres 1573 fiel Shingen in die Provinz Mikawa ein. Doch auch dieser<br />
Versuch, Kyoto zu erobern, scheiterte. In den folgenden Kämpfen traf ihn eine Kugel. Wenig<br />
später erlag er seiner Verletzung. Diese Niederlage war eine Katastrophe für den Takeda-<br />
Clan, zumal Shingens Sohn, Katsuyori, in keiner Weise über die Fähigkeiten seines Vaters<br />
verfügte. Sogar Uesugi Kenshin soll über den Verlust dieses edlen Feindes getrauert haben.<br />
Kenshin selbst kam im Jahre 1582 unter mysteriösen Umständen ums Leben. Angeblich<br />
hatten Nobunagas Ninja einen weiteren Rivalen ausgeschaltet – ein Vorwurf, der nie<br />
bewiesen werden konnte. Eine (vermutlich falsche) Version über die Umstände von<br />
Kenshins Tod findet Ihr im Kapitel über die Ninja in diesem Handbuch.<br />
“Ein wahrer Samurai kann weder seine Frau noch seine Familie vergessen, wenn er in<br />
die Schlacht zieht, da er sich niemals gestattet, an sie zu denken!”<br />
— Zitat eines Vasallen Takedas<br />
Zwei Jahre später wurden die Takeda endgültig besiegt. 1575 belagerte Takeda Katsuyori mit<br />
seiner Armee Schloss Nagashino, wo er auf heftigen Widerstand der belagerten Anhänger<br />
der Oda stieß. Nobunaga erkannte, dass er den Takeda-Clan mit seinen Einsatztruppen<br />
vernichten konnte – er sollte Recht behalten. In der Schlacht von Nagashino triumphierten<br />
Oda Nobunaga und seine Arkebusiere. Nobunaga sammelte 3000 seiner besten Schützen in<br />
einem einzigen Kampfverband und brachte diese in drei Reihen hinter einer Palisade in<br />
Stellung. Als die Soldaten des Takeda-Clans über das aufgeweichte Schlachtfeld stürmten,<br />
liefen sie in ihr Verderben – in kurzen Abständen hallten die Salven der Arkebusiere über das<br />
Schlachtfeld. Die wenigen Überlebenden wurden von den übrigen Einheiten Nobunagas<br />
niedergemetzelt. Gleichzeitig fielen die Verteidiger des Schlosses der Armee Takedas in den<br />
Rücken. Die Schlacht war gewonnen. Takeda Katsuyori konnte dem Blutbad entkommen und<br />
versank in der Bedeutungslosigkeit. 1582 fiel er einem Mordanschlag zum Opfer.<br />
Nobunaga zog nun nach Osten gegen den Mori-Clan. Mori Motonari war tot, aber sein<br />
Enkel, Mori Terumoto, herrschte über ein mächtiges Reich, das 10 Provinzen umfasste.<br />
Terumoto hatte Nobunagas Seeblockade gegen die Ikko-Ikki in Ishiyama Hongan-ji<br />
durchbrochen, was einer Kriegserklärung gleichkam. Nobunaga reagierte sofort und<br />
entsandte ein Heer unter den Samurai-Generälen Toyotomi Hideyoshi und Akechi Mitsuhide.<br />
Er selbst setzte den Kampf gegen die Ikko-Ikki fort und ließ sogar mit Eisenplatten<br />
gepanzerte Kriegsschiffe bauen – 300 Jahre, bevor die Europäer Panzerungen einsetzten.<br />
Schließlich kesselte er die Ikko ein und zwang sie im Jahr 1580 zum Aufgeben. Damit war<br />
die Macht der fanatischen Krieger endgültig gebrochen. In dieser Zeit baute Nobunaga in<br />
der Nähe von Kyoto auf der Insel Azuchi im Biwa-See eine Burg. Diese sollte die<br />
veränderten Machtverhältnisse in Japan symbolisieren. Erstmals in der Geschichte Japans<br />
entstand nun eine Burg mit mächtigen Mauern und Schießscharten für Arkebusiere.<br />
Nun konnte sich Nobunaga auf die Auseinandersetzung mit den Mori konzentrieren.<br />
Toyotomi Hideyoshi belagerte nach mehreren Siegen bereits die Burg der Mori bei<br />
Takamtsu und ließ sogar den Lauf des nahe gelegenen Flusses verändern, um die Festung zu<br />
überfluten. Daraufhin sammelten die Mori sämtliche Kräfte, um den Belagerungsring zu<br />
durchbrechen. Hideyoshi wiederum bat Nobunaga um Verstärkung, als er erkannte,<br />
welcher Übermacht er gegenüberstand: Ieyasu und (wie sich später herausstellte) zu viele<br />
von Nobunagas Kämpfern brachen auf, um sein Heer zu unterstützen. Nobunaga blieb mit<br />
nur 100 Leibwächtern in Kyoto zurück – eine geringe Zahl, wenn man bedenkt, dass er sein<br />
Leben normalerweise mit 2000 Leibwächtern schützte. Ein (wie wir heute wissen)<br />
verhängnisvoller Leichtsinn.<br />
23
Und Akechi Mitsuhide? Nach seinem fehlgeschlagenen Feldzug gegen die Mori war er bei<br />
Nobunaga in Ungnade gefallen. Daher zog er vor Kyoto, um sich an Nobunaga zu rächen.<br />
Die genauen Beweggründe für seinen Angriff auf Nobunagas Haus in Kyoto liegen<br />
weitgehend im Dunklen. Am 21. Juni 1582 wurde Nobunaga jedoch auf Befehl seines<br />
eigenen Generals erschossen. Es ist die Ironie des Schicksals, dass er mit derselben Waffe<br />
niedergestreckt wurde, der er seinen Aufstieg verdankte: der Arkebuse.<br />
Selbst gemessen an den herrschenden Verhältnissen seiner Zeit war Nobunaga ein<br />
skrupelloser Mann – für ihn war ein klarer Sieg gleichbedeutend mit der Auslöschung des<br />
Feindes. Dennoch hat er Japan nachhaltig verändert. Seine militärischen Neuerungen führten<br />
zu einer Modernisierung der Kriegsführung. Die Bauern und Ji-Samurai mussten ihre Felder<br />
verlassen, um zu kämpfen. Unter Nobunaga zog ein Mann in die Schlacht oder er bestellte<br />
das Land. Die Samurai und Ashigaru entwickelten sich zu Kriegerklassen und mussten nicht<br />
auf ihr Land zurückkehren, um die Ernte einzubringen. Sie hatten nur eine einzige Aufgabe:<br />
Für ihren Herrn zu kämpfen.<br />
Der Shogun der 13 Tage<br />
“Der General, der keine Strategie verfolgt und seinen Gegner unterschätzt, wird<br />
schon bald ein Gefangener des Feindes sein.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Als Toyotomi Hideyoshi von Akechi Mitsuhides Verrat erfuhr, schloss er augenblicklich Frieden<br />
mit den Mori und marschierte auf Kyoto. In der Zwischenzeit tötete Mitsuhide alle<br />
Verwandten und Gefolgsleute Nobunagas, die er fand, während Tokugawa Ieyasu in ein<br />
sicheres Versteck floh. Die prachtvolle Burg Azuchi brannte indessen (vermutlich ohne Zutun<br />
Mitsuhides) bis auf die Grundmauern nieder. Wenige Tage später endete das Akechi-Shogunat<br />
mit dem Angriff Hideyoshis. Mitsuhide musste fliehen und wurde von plündernden Banditen<br />
gefangen genommen und zu Tode geprügelt. Der ehrenhafte Tod durch das Schwert eines<br />
Samurai blieb dem Verräter damit verwehrt. So endete das Leben des “Shoguns der 13 Tage”.<br />
Toyotomi Hideyoshi hatte nun als “offizieller” Rächer Nobunagas eine außerordentlich<br />
starke Position. Aufgrund seiner niederen Abstammung war der überaus fähige<br />
Kommandeur bei seinen Ashigaru-Soldaten sehr beliebt. Die überlebenden Verwandten Oda<br />
Nobunagas – insbesondere dessen dritter Sohn Nobutaka – beobachteten Hideyoshis<br />
Aufstieg zum Oberhaupt des Clans verständlicherweise misstrauisch. Auch einigen anderen<br />
Generälen Nobunagas missfiel der Machtzuwachs Hideyoshis. Neben Tokugawa Ieyasu,<br />
Shibata Katsuie und Niwa Nagahide beanspruchten auch Takigawa Kazumasu und Ikeda<br />
Nobuteru die Nachfolge Nobunagas für sich!<br />
Wie so oft kam es zum Krieg, obwohl – oder möglicherweise weil – Hideyoshi Nobunagas<br />
einjährigen Enkel als neues Clan-Oberhaupt vorgeschlagen hatte. Damit hätte sich die<br />
traditionelle Regierungsweise mit einem Marionettenherrscher und einem mächtigen Mann<br />
im Hintergrund fortgesetzt. Die nächsten Monate standen für Hideyoshi im Zeichen<br />
mehrerer schwieriger Feldzüge. Der gefährlichste Gegner war zweifellos Shibata Katsuie.<br />
Dieser hatte bereits versucht, Akechi Mitsuhide anzugreifen. Er kam jedoch zu spät, um die<br />
Lorbeeren für dessen Ermordung selbst zu ernten. Wäre es Katsuie gelungen, seine<br />
Kampfhandlungen mit denen seiner Verbündeten, Oda Nobutaka und Takigawa Kazumasu,<br />
abzustimmen, hätten die drei Männer die Schlacht gewinnen können. Auch Ieyasu und die<br />
anderen warteten ab – um selbst nach der Macht zu greifen, oder um wenigstens die<br />
siegreiche Seite zu unterstützen!<br />
24<br />
Leider hatte Katsuie keine weisen Bündnispartner. Während das Land der Shibata noch<br />
unter einer hohen Schneedecke lag, gab Nobutaka Befehl zum Angriff. Dadurch hatte<br />
Hideyoshi die Möglichkeit, die Armeen seiner Gegner zu trennen und gefangen zu nehmen.<br />
Nobutaka war auf Burg Gifu eingeschlossen und winselte um Gnade. Nun tat Hideyoshi<br />
etwas Bemerkenswertes: Er verschonte Nobutakas Leben und sicherte sich dessen<br />
Loyalität, indem er zahlreiche Geiseln nahm. Noch vor kurzer Zeit hätte Nobutakas Vater,<br />
Nobunaga, jeden Feind, dessen er habhaft wurde, erbarmungslos getötet! Anschließend<br />
spaltete Hideyoshi Takigawa Kazumasus Streitkräfte, indem er eine wichtige Garnison<br />
bestach. Es gelang ihm sogar, Kazumasu selbst gefangen zu nehmen.<br />
“Friedensvorschläge, die nicht von einem beschworenen Abkommen begleitet sind,<br />
deuten auf einen Schachzug hin.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Dank des einsetzenden Tauwetters konnte Shibata Katsuie nun seine Truppen aussenden.<br />
Oda Nobutaka bedankte sich für die ihm erwiesene Gnade mit einer Rebellion gegen<br />
Hideyoshi. Dann beging der Shibata-General Sakuma Morimasa jedoch einen schweren<br />
Fehler. Er hatte nicht aus den Ereignissen der Schlacht von Nagashino gelernt und<br />
attackierte mit seinen Einheiten eine stark befestigte Stellung von Arkebusieren. Die<br />
folgende Schlacht von Shizugatake im Jahre 1583 endete für die Shibata-Streitkräfte in einer<br />
Katastrophe. Den Truppen blieb nur der Rückzug in Katsuies Burg. Dieser erkannte, dass er<br />
Hideyoshi unterlegen war, beging Selbstmord und brannte seine Burg nieder. Als Oda<br />
Nobutaka vom Tod Katsuies hörte, sah er seine Chancen auf ein siegreiches Ende der<br />
Auseinandersetzung schwinden und nahm sich das Leben.<br />
Nun kam es zur Konfrontation zwischen<br />
Hideyoshi und Ieyasu, den wichtigsten<br />
Gefolgsmännern und fähigsten Generälen<br />
Nobunagas. Beide Kriegsherren suchten nach<br />
Verbündeten. Die wichtigen Clans in<br />
Nobunagas ehemaligem Reich stellten sich auf<br />
unterschiedliche Seiten. Keine Seite konnte den<br />
Krieg jedoch für sich entscheiden, obwohl es<br />
zu blutigen Kämpfen, wie beispielsweise der<br />
Schlacht von Nagakute (1584) kam. Nach der<br />
Schlacht waren fast 2500 Soldaten der 9000<br />
Mann starken Streitmacht Hideyoshis gefallen.<br />
Ieyasu hatte lediglich 600 Mann verloren. Und trotzdem war der Krieg längst nicht<br />
entschieden.<br />
Eine Zweckgemeinschaft<br />
Schließlich unterwarf sich Ieyasu seinem Rivalen. Diese Entscheidung folgte primär<br />
praktischen Überlegungen. Gemeinsam waren die beiden Männer unbesiegbar, und<br />
Hideyoshi, der ältere der beiden, würde nicht ewig leben … Mit Ieyasu als neuem<br />
Verbündeten gelang es Hideyoshi nun, ganz Japan zu erobern. Dass ihm dies in relativ<br />
kurzer Zeit gelang, ist zum einen auf seine militärischen, zum anderen auf seine politischen<br />
Fähigkeiten zurückzuführen. Im Kampf gegen Nobunaga blieb den Gegnern meist nichts<br />
anderes übrig, als bis zum bitteren Ende zu kämpfen – da er ohnehin jeden tötete, egal ob<br />
er Widerstand leistete oder nicht.<br />
25
Hideyoshi ging hingegen diplomatischer (oder geschickter) vor. Er war seinen Feinden<br />
gegenüber großzügig und ließ diesen sogar einige ihrer Besitztümer (allerdings besetzte er<br />
einen Teil ihrer Ländereien, um seine loyalen Gefolgsleute zu entlohnen). Er nahm Geiseln,<br />
verzichtete jedoch darauf, ganze Familien auszulöschen. Im Gegenteil: Nachdem diese ihm<br />
absolute Treue geschworen hatten, durften sie sogar ihre alten Ämter behalten. Auf diese<br />
Weise gelang es ihm im Laufe der Zeit, die Armeen seiner Feinde in sein eigenes Heer<br />
einzubinden und seine Macht weiter zu vergrößern. Hideyoshi änderte außerdem die Art<br />
der Besoldung seiner Samurai. Fortan entlohnte er die Kämpfer nicht mehr mit Landbesitz,<br />
sondern mit Gold!<br />
Hideyoshi war nun Herr über ganz Japan und konnte sich endlich anderen Aufgaben<br />
widmen. Er ließ Schloss Osaka auf den Grundmauern der ehemaligen Ikko-Festung Ishiyama<br />
Hongan-ji errichten und veranlasste 1588 die wichtigste Reform des Landes: “Die große Jagd<br />
nach dem Schwert”. Dabei wurden alle Bauern entwaffnet und die Waffen eingeschmolzen.<br />
Das Metall sollte zum Bau von Hideyoshis Großem Buddha verwendet werden. Von nun an<br />
war das Tragen einer Waffe ausschließlich den Kriegern gestattet. Die gesellschaftliche<br />
Unterteilung in unbewaffnete Bauern, leicht bewaffnete Ashigaru und Samurai – die zwei<br />
Schwerter tragen durften – bestimmte nun das Gesellschaftsbild Japans.<br />
Hideyoshi verfolgte auch Pläne zur Eroberung Chinas. Allerdings würde die Beschreibung<br />
dieses Feldzuges dieses Handbuch und das Spiel sprengen. Die Invasion in Korea endete mit<br />
einer schweren Niederlage der Samurai. Es gelang ihnen zwar nicht, ihr Reich auf das<br />
Festland auszudehnen, allerdings rafften sie eine lohnende Beute zusammen. Seltsamerweise<br />
waren Tokugawa Ieyasus Truppen nicht an den Kämpfen auf dem Festland beteiligt.<br />
Die Letzte Schlacht<br />
“Demütige Worte und eifrige Vorbereitungen sind Zeichen dafür, dass der Feind<br />
vorrücken wird. Eine gemeine Sprache und wütendes Anstürmen, als wolle er<br />
angreifen, sind Zeichen dafür, dass er sich zurückziehen wird.<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Kurz vor seinem Tod im Jahr 1598 ernannte Hideyoshi fünf Männer als Regenten, die im<br />
Namen seines minderjährigen Sohnes regieren sollten. Toyotomi Hideyori war erst fünf<br />
Jahre alt, als die Vasallen seines Vaters ihren Treueschwur brachen und die Macht an sich<br />
rissen. Der bedeutendste dieser Männer, Tokugawa Ieyasu, gehörte inzwischen zu den<br />
reichsten Männern Japans: Die Erträge seiner Ländereien lagen bei 2.557.000 Koku – ein<br />
Koku entsprach einem Scheffel Reis, von dem ein Mann ein Jahr lang leben konnte.<br />
Bemerkenswert ist, dass es sich bei dieser unvorstellbaren Summe um das jährliche<br />
Einkommen und nicht um den Wert seiner Besitztümer handelte! Die vier anderen<br />
Regenten, Ukita Hideie, Maeda Toshiie, Mori Terumoto und Uesugi Kagaktasu, waren die<br />
einflussreichsten Daimyo Japans. Offensichtlich hatte Hideyoshi versucht, sie durch die<br />
Regentschaft an seine Familie zu binden.<br />
26<br />
“Geschwindigkeit ist kein Teil des wahren Weges der Strategie. Geschwindigkeit<br />
bedeutet, dass die Dinge schnell oder langsam erscheinen, abhängig davon, ob sie im<br />
Gleichgewicht sind oder nicht. Wie der Weg auch heißen möge, ein Meister der<br />
Strategie erscheint niemals schnell.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde<br />
Ieyasu hatte ehrgeizige Pläne, doch Ishida Mitsunari, ein Verwaltungsbeamter Hideyoshis,<br />
stellte sich ihm entgegen. Da Ieyasu jedoch nicht die Verantwortung für einen neuen Krieg<br />
tragen wollte, wartete er ab, bis Ishida Mitsunari schließlich den ersten Schritt machte. In<br />
der Zwischenzeit entschieden sich alle wichtigen Clan-Oberhäupter nach und nach für eine<br />
Seite. Ieyasu hatte Glück: Die meisten ehemaligen Gefolgsleute von Hideyoshi schlugen sich<br />
auf die Seite des erfolgreichen Kriegsherren. Außerdem kam ihm ein weiterer glücklicher<br />
Umstand zu Hilfe. Im Jahr 1600 traf er auf den ersten Engländer, der japanischen Boden<br />
betrat. Dieser Mr. Adams war außerordentlich interessant, handelte er doch mit Gewehren,<br />
Munition und hervorragendem europäischem Schießpulver. Ieyasu verlor keine Zeit und<br />
beschlagnahmte die gesamte Ware.<br />
Schließlich waren Ishidas Vasallen – sie bildeten die so genannte Westarmee – am Zug.<br />
Leider erwies sich die Ostarmee der Tokugawa auf Schloss Fushimi als außerordentlich<br />
kampfstark und widerstandsfähig. Als die Armee der Belagerten auf 200 Mann dezimiert<br />
war, öffneten diese die Tore und attackierten die Westarmee mehrmals! Obwohl sie bis auf<br />
den letzten Mann aufgerieben wurden, verschafften sie Ieyasu genügend Zeit, um gegen<br />
Ishida Mitsunaris Armee in die Schlacht zu ziehen.<br />
Die Rivalen trafen am 21. Oktober 1600 im dichten Nebel auf einem engen Pass bei<br />
Sekigahara aufeinander. Die Bedingungen waren denkbar schlecht: Beide Armeen konnten<br />
den Gegner im dichten Nebel kaum erkennen. Als sich der Nebel am Vormittag lichtete,<br />
gaben die Generäle Befehl zum Angriff. Doch als Kobayakawa Hideaki die Ostarmee mit<br />
seinen Einheiten attackierte, bemerkte er zu spät, dass er sich gegen seine eigenen Truppen<br />
gewandt hatte. Damit war die Westarmee geschlagen.<br />
“Gibt es in einem Gebiet unpassierbares Gelände, Schluchten und Fallgruben, verlasse<br />
dieses Gebiet so schnell du kannst. Ich selbst halte mich vor diesen Gebieten fern und<br />
blicke in ihre Richtung, damit der Feind sie im Rücken hat.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Am Nachmittag zählte Ieyasu die Köpfe der getöteten Feinde. Obwohl er keinen<br />
entscheidenden Sieg errungen hatte, muss er mit dem Ausgang der Schlacht sehr zufrieden<br />
gewesen sein. Ishida stellte keine Gefahr mehr dar. Das Schicksal der überlebenden Daimyo<br />
stand in der Folgezeit in direktem Zusammenhang mit der Seite, für die sie sich entschieden<br />
hatten. Von diesem Tage an war Tokugawa Ieyasu der unumstrittene Herrscher über Japan.<br />
1603 ernannte er sich selbst zum Shogun. Damit nahm 30 Jahre nach dem Sturz des letzten<br />
Ashikaga-Shoguns (Yoshiaki) erstmals ein Herrscher diesen Titel an. Ein Gegner war jedoch<br />
immer noch am Leben und schmiedete gefährliche Pläne: Toyotomi Hideyori.<br />
27
Ieyasu entschloss sich, zu warten und konzentrierte sich in den folgenden Jahren auf die<br />
Regierungsgeschäfte. Doch dann bot sich eine großartige Gelegenheit, um mit dem letzten<br />
Feind abzurechnen. Nach einer langen und erfolglosen Belagerung von Schloss Osaka<br />
wandten sich Hideyoris Truppen gegen Tokugawas Armee. Hideyoris Soldaten kämpften mit<br />
dem Mut der Verzweiflung, während die Armee Tokugawas bewies, dass sie über die Jahre<br />
“gestählt” worden war. Tokugawas Männer entschieden die Schlacht für sich – allerdings<br />
ohne Elan. Mit dieser Schlacht endeten – nach Jahren – die Herrschaftskriege um Japan. In<br />
den folgenden Jahren gab es keine Rebellion mehr und der letzte Toyotomi, Hideyoris erst<br />
achtjähriger Sohn (Hideyoshis Enkel), wurde enthauptet.<br />
Ieyasu konnte seinen Sieg nur ein Jahr lang auskosten, da er bereits im Jahr 1616 starb.<br />
Trotz seiner außerordentlichen Vitalität erlag dieser große Mann dem Magenkrebs (so<br />
die Diagnose heutiger Wissenschaftler). Doch auch nach seinem Tod kam es zu keinen<br />
kriegerischen Auseinandersetzungen und Morden unter seinen Nachfolgern. Sein Sohn<br />
Tokugawa Hidetada nahm den Platz seines Vaters ein und regierte als zweiter<br />
Tokugawa-Shogun. Damit war das Shogunat gesichert und in Japan kehrte endlich<br />
Frieden ein.<br />
Ieyasu blieb in den Köpfen der Menschen unsterblich, da er als To-sho-gu, der<br />
Sonnengott des Ostens verehrt wurde.<br />
Das Letzte Shogunat<br />
“Wer als Erster auf dem Felde ist und das Kommen des Feindes erwartet, der ist für<br />
den Kampf ausgeruht; wer als Zweiter aufs Feld kommt und zur Schlacht eilt, der trifft<br />
erschöpft ein. Deshalb zwingt der kluge Kämpfer seinem Gegner seinen Willen auf,<br />
doch er lässt nicht zu, dass der Gegner ihm den seinen aufzwingt.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Die Tokugawa-Shogune blieben 250 Jahre lang die unumstrittenen Herrscher Japans. Der<br />
Kaiser war weiterhin eine gottähnliche Symbolfigur ohne tatsächliche Macht. Typisch für die<br />
Tokugawa-Shogune ist die systematische Abschottung Japans von der übrigen Welt. Schon<br />
vor dem Sieg bei Osaka hatten sich die Tokugawa gegen Fremde gewandt. Ab 1612 kam es<br />
zu blutigen Christenverfolgungen, die Spanier durften nach 1624 nicht mehr in Japan landen<br />
und schließlich verbot ein Edikt den Japanern selbst die Reise ins Ausland. Lediglich einige<br />
niederländische Kaufleute wurden weiterhin im Land geduldet. Die Shogune konnten diese<br />
Isolation bis in das Jahr 1853 aufrecht erhalten. Erst als eine Gesandtschaft der Amerikaner<br />
unter dem Kommodore Calbraith Perry landete – und dem Land die Kolonialisierung durch<br />
eine der aufstrebenden europäischen Großmächte drohte – gab man die Isolationspolitik<br />
auf. Japan war ein rückständiger Feudalstaat in einer neuen, modernen, viktorianischen<br />
Industriegesellschaft.<br />
Schon bald formierten sich jedoch die fremdenfeindlichen Clans, die zahlreiche Angriffe auf<br />
ausländische Händler ausübten, was wiederum die Position der Tokugawa-Shogune<br />
schwächte, die mehr und mehr die Kontrolle über die Clans verloren. Im Jahre 1867 stärkte<br />
die Meiji-Reform die Macht der kaiserlichen Familie und beendete das Shogunat. Alle Clans<br />
wurden entwaffnet und ihrer Lehensgüter beraubt.<br />
28<br />
Die neue Regierung wollte aus Japan einen modernen Staat machen, da die berechtigte<br />
Gefahr bestand, dass Japan, wie viele andere Staaten des fernen Ostens, in einen<br />
europäischen Kolonialstaat eingegliedert werden würde. Sogar China und Indien hatten ihre<br />
Unabhängigkeit inzwischen verloren. In einem Zeitraum von nur 50 Jahren verwandelte sich<br />
Japan von einer mittelalterlichen Nation in einen modernen Industriestaat. Kein anderes<br />
Land hat in einer derart kurzen Zeitspanne dramatischere Umwälzungen erlebt. Im<br />
Russisch-Japanischen Krieg (1904/05) bewies Japan mit dem Sieg über Russland, dass es den<br />
Wandel zu einer modernen Nation geschafft hatte. Sowohl die moderne kaiserliche Armee<br />
als auch die Kriegsflotte waren den Heeren der Europäer nun absolut ebenbürtig.<br />
Doch dieser Wandel vollzog sich nicht ohne Blutvergießen. 1877 kam es in der Provinz<br />
Satsuma zu einem letzten Aufstand der Samurai unter Saigo Takamori. Das mittelalterliche<br />
Samurai-Heer hatte gegen die moderne Armee jedoch keine Chance mehr. Selbst die<br />
Tapferkeit der Samurai konnte die Zukunft nicht mehr aufhalten; als Takamori dies erkannte,<br />
beging er Seppuku.<br />
Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der Geist der Samurai in der siegreichen kaiserlichen<br />
Armee Japans weiterlebte …<br />
Geschichte in Diesem Spiel<br />
“Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert<br />
Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst<br />
du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind<br />
noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Die Schauplätze der geschilderten Ereignisse liegen in ganz Japan verstreut. Ihr müsst eines<br />
beherzigen, wenn Ihr Shogun: Total War - Gold Edition siegreich beenden wollt. Kennt Ihr<br />
den tatsächlichen Gang der Geschichte, fällt es Euch leichter, Eure Gegner zu<br />
zerschmettern, sobald sich eine Gelegenheit ergibt. Einen erfolgreichen Daimyo zeichnete<br />
stets ein gewisses Maß an Skrupellosigkeit aus – also sammelt Informationen über Eure<br />
Feinde und wartet auf Eure Chance!<br />
Obwohl Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu die wichtigsten<br />
Anwärter auf das Amt des Shoguns waren, stand zu keinem Zeitpunkt fest, dass einer dieser<br />
drei Männer Erfolg haben würde. Auch die übrigen Daimyo kämpften verbissen um die<br />
Vorherrschaft in Japan. Wäre das Wetter bei Nagashino besser gewesen, und wären die<br />
Takeda nicht in das Gewehrfeuer der Oda, und damit in ihr Verderben geritten ... vielleicht<br />
hätte eines Tages ein Takeda den Thron des Shoguns bestiegen. In Shogun: Total War - The<br />
Mongol Invasion liegt es an Euch, herauszufinden, wer der rechtmäßige Herrscher Japans<br />
ist …<br />
In Shogun: Total War-Gold Edition beginnt im Jahr 1530, während der Sengoku-Periode. Seit<br />
zwei Generationen tobt ein blutiger Krieg. Der Kampf der Daimyo um das Shogunat ist<br />
längst nicht entschieden. Denkt daran, dass Kriege in dieser Zeit noch mit traditionellen<br />
Mitteln geführt werden: “Moderne” europäische Feuerwaffen stehen Euch zu dieser Zeit<br />
noch nicht zur Verfügung. Erst im Laufe des Spiels lernen Eure Generäle die neuen<br />
Wunderwaffen, wie Arkebusen und Musketen, kennen und schätzen.<br />
Denkt daran, dass Ihr die Zeit in Shogun: Total War - Gold Edition um 300 Jahre zur Zeit der<br />
Invasion durch die Mongolen zurückdrehen könnt.<br />
29
Die Daimyo in<br />
Shogun: Total War<br />
“Führungsstärke ist eine Frage von Intelligenz, Glaubwürdigkeit , Gerechtigkeit, Mut<br />
und Autorität.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Traditionell steht in Japan der Familienname an erster und der Rufname an zweiter Stelle.<br />
Tokugawa Ieyasu bedeutet also “Ieyasu aus der Familie der Tokugawa”. Die<br />
Verwandtschaftsverhältnisse und Clan-Loyalitäten sind die wichtigsten Bindungen der<br />
bedeutenden Daimyo in dieser geschichtlichen Phase. Auf diese Weise behaltet Ihr stets den<br />
Überblick über die unterschiedlichen Gruppen, die Euch in Shogun: Total War erwarten!<br />
Menschen mit demselben Familiennamen stehen grundsätzlich auf einer Seite. Wie Ihr wisst,<br />
hält dies einige Daimyo und Samurai jedoch nicht davon ab, gegen ihre Führer, Verwandten<br />
und Freunde zu rebellieren!<br />
Am Anfang von Shogun: Total War herrschen alle Daimyo über ihre heimischen Ländereien<br />
und bereiten sich auf die bevorstehende Auseinandersetzung vor. Jeder Clan könnte den<br />
zukünftigen Shogun stellen. Es gibt zahlreiche Bewerber auf das Amt des Shoguns, doch nur<br />
derjenige, der den Krieg gewinnt und seine Feinde erbarmungslos ausschaltet, wird eines<br />
Tages Herrscher dieses Landes sein!<br />
“Wenn du die Pläne deiner Gegner nicht kennst, kannst du niemals hilfreiche<br />
Bündnisse eingehen.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Tatsächlich verdankte Tokugawa Ieyasu (der als Kind von Imagawa Yoshimoto als Geisel<br />
genommen wurde) seinen Aufstieg geschickten politischen Schachzügen und seinen<br />
enormen militärischen Fähigkeiten. 250 Jahre lang stellte seine Familie die Shogune, doch<br />
Eure Version der Geschichte kann völlig anders verlaufen! Es ist Eure Aufgabe, Shogun zu<br />
werden, Eure Feinde zu zerschmettern und den Einflussbereich der Familie zu vergrößern.<br />
Die Tokugawa bzw. die Imagawa müssen nicht gewinnen … es sei denn, Ihr seid ihr<br />
Kriegsherr und führt sie skrupellos zum Sieg!<br />
Im Folgenden findet Ihr einige mächtige Daimyo:<br />
30<br />
Hojo<br />
Imagawa<br />
Hojo Ujitsuna — Ujitsuna setzt die stolze Tradition der Hojo-<br />
Shogunen fort. Unter den Hojo erlebte Japan nach dem Sieg<br />
über die Mongolen eine Zeit der Blüte und des Friedens.<br />
Ujitsuna und seine Söhne sind mächtige Daimyo die viele Jahre<br />
gegen die Takeda und Uesugi kämpften. Der Begründer der<br />
Familie, Hojo Soun, war ein Samurai von niederer<br />
Abstammung, der die alte Ordnung in seiner Heimatprovinz<br />
stürzte und einen alten Namen annahm. Seine Erben stehen<br />
ihm in punkto Skrupellosigkeit in nichts nach!<br />
Imagawa Yoshimoto — Unter Yoshimoto eroberte der<br />
Imagawa-Clan die Provinzen Mikawa, Totomi und Suruga.<br />
Als er in Owari einmarschierte, stellte sich ihm jedoch Oda<br />
Nobunaga (der Sohn von Oda Nobuhide) entgegen und<br />
Yoshimoto fiel in der Schlacht von Okehazama. Nach<br />
seinem Tod erlosch die Macht seiner Familie.<br />
Mori<br />
Mori Motonari — Die Mori waren einst Vasallen von Ouchi<br />
Yoshitaka. Später beherrschten sie 50 Jahre lang die Inlandsee<br />
und kämpften gegen die Amako. Nach dem Sturz der Ouchi<br />
nutzte Motonari die Gelegenheit, alle seine Rivalen<br />
auszuschalten und seine Machtbasis zu festigen. Anschließend<br />
dehnte er die Besitztümer seiner Familie erfolgreich bis in die<br />
Gebiete der Amako aus. Sein Enkel und Nachfolger kämpfte<br />
später gegen die Generäle Oda Nobunagas.<br />
31
Oda<br />
Oda Nobuhide — Der Vater des berühmten Oda<br />
Nobunaga war ein Verwandter der Taira-Familie, die<br />
einst über ganz Japan herrschte. Nobuhide führte seine<br />
Familie bei Azukizaka zum Sieg über die Imagawa und<br />
ebnete damit den Weg für seine Kinder. Sein<br />
berühmtester Sohn, Nobunaga, war ein habgieriger und<br />
skrupelloser Mann. Dennoch ist er der Archetyp des<br />
Daimyo-Generals seiner Zeit und hielt unter<br />
den letzten Ashikaga-Shogunen die tatsächliche Macht in<br />
den Händen.<br />
Shimazu<br />
Shimazu Takahisa — Takahisa war ein bedeutendes<br />
Oberhaupt des Shimazu-Clans im Süden Kyushus. Als<br />
erster Daimyo rüstete er seine Soldaten mit Arkebusen<br />
aus. Diese neue Waffe aus Europa sicherte ihm den Sieg<br />
bei der Belagerung von Schloss Kajiki in der Provinz<br />
Osumi. Nach seinem Tod sank der Stern des Hauses<br />
Shimazu. Takahisas Niederlage an der Seite Ishida<br />
Mitsunaris in der Schlacht von Sekigahara führte<br />
schließlich zum Untergang der Familie.<br />
Takeda<br />
Takeda Nobutora —Nobutora war einer der fähigsten<br />
Herrscher der Provinz Kai. Als er jedoch seinen<br />
jüngeren Sohn zu seinem Nachfolger ernannte,<br />
revoltierte der ältere Sohn, Takeda (Harunobu) Shingen<br />
gegen den eigenen Vater. Auf Befehl seines Sohnes<br />
wurde der gedemütigte Nobutora von einem<br />
benachbarten Daimyo gefangen genommen! Trotz dieses<br />
unglücklichen Anfangs, wurde Shingen einer der besten<br />
Daimyo seiner Zeit. Er ist auch der Held in Akira<br />
Kurosawas epischem Samurai-Film Kagemusha – dieser<br />
Film enthält übrigens unzählige Tipps für dieses Spiel!<br />
32<br />
Uesugi<br />
Uesugi Tomooki — Tomooki führte einen langen Krieg<br />
gegen die Hojo. Sein Zweig der Uesugi-Familie (die<br />
Ogigyatsu) starb aus, als sein Sohn Tomosada im Jahr<br />
1545 beim Versuch, Schloss Kawagoe einzunehmen, im<br />
Kampf gegen die Hojo fiel. Der andere Zweig der<br />
Familie, die Yamanouchi, hatte mehr Glück. Uesugi<br />
Kagekatsu wechselte nach der Schlacht von Sekigahara<br />
auf die Seite Tokugawas und wurde für seine Loyalität<br />
mit Ländereien bei Yonezawa belohnt. Die Uesugi<br />
befanden sich außerdem lange Jahre im Krieg mit den<br />
Takeda.<br />
33
2: Die Samurai<br />
“Betrachte deine Soldaten wie deine eigenen Kinder und sie werden bis in den Tod an<br />
deiner Seite stehen. Wenn du jedoch nachgiebig bist, und unfähig, deine Autorität<br />
durchzusetzen und deinen Befehlen Gehör zu verschaffen, werden deine Soldaten<br />
verzogenen Kindern ähneln.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Die Samurai sind bis heute das Sinnbild des<br />
mittelalterlichen Japans. Tapfer und<br />
unerschrocken zogen sie in die Schlacht und<br />
opferten für ihren Herrn ihr Leben. In einigen<br />
Fällen erhoben sich die Samurai jedoch gegen<br />
ihre Herren, in der Hoffnung, selbst zu Ruhm<br />
und Macht zu gelangen!<br />
Die Daimyo gehörten keiner eigenen<br />
gesellschaftlichen Klasse an. Sie waren<br />
lediglich die “edelsten” – oder besser gesagt<br />
skrupellosesten – Samurai Japans. Wie die<br />
japanische Geschichte zeigt, wandelte sich die<br />
Stellung der Samurai über die Jahrhunderte:<br />
Die einfachen militärischen Diener “der Großen und Guten” drängten sich mehr und mehr<br />
selbst in die Rolle der “Großen und Guten”. Was sich durch die Macht des Schwertes<br />
verteidigen ließ, konnte durch dieselbe Macht auch genommen werden! Die Samurai sollten<br />
nun – viele Jahrhunderte lang – die Geschicke des Landes bestimmen. Ohne ein<br />
schlagkräftiges Samurai-Heer konnte kein Daimyo, und war er noch so mächtig, lange<br />
überleben. Dies führte schließlich dazu, dass die Daimyo fürchten mussten, eines Tages von<br />
ihren eigenen Vasallen gestürzt zu werden …<br />
In der Theorie folgten alle Samurai demselben Ehrenkodex. Viele Samurai – vermutlich<br />
sogar der Großteil – blieben diesem Kodex bis in den Tod treu. Der Name dieses Kodex<br />
lautet Bushido und bedeutet: “der Weg des Kriegers”.<br />
34<br />
Bushido: Der Weg des Kriegers<br />
“Heute siegen wir über unser gestriges Selbst; morgen siegen wir über die<br />
Minderwertigen.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Wassers<br />
Das Bushido existierte als Ehrenkodex bereits in der Frühzeit der Samurai. Doch erst am<br />
Ende der Sengoku-Periode ließen die Tokugawa-Shogune die “Regeln” niederschreiben. In<br />
vielen Bereichen ähnelt das Bushido den “Vorschriften” der mittelalterlichen Ritter: Es<br />
handelte sich also um einen Kodex, nach dem ein Mann zu leben hatte und der ihn<br />
gesellschaftlich über den normalen Söldner stellte. Das Bushido lehrte Tugenden wie<br />
Aufrichtigkeit, Beharrlichkeit, Fruchtbarkeit, Tapferkeit, Geduld und vor allem Loyalität.<br />
Ein Samurai, der dieser Berufung folgte, vergrößerte sein gesellschaftliches Ansehen. Dieser<br />
bedingungslose Ehrbegriff trieb viele Samurai zu augenscheinlich sinnlosen – und vor allem<br />
tödlichen – Taten. Ein Samurai, der, von seinen Feinden umstellt, auch in einer ausweglosen<br />
Situation weiter kämpfte, opferte im Sinne des Bushido nicht sein Leben, sondern bewies<br />
seine aufrichtige Loyalität. Dieses Bushido-Prinzip mag vom modernen Standpunkt aus<br />
unvernünftig oder gar dumm erscheinen, tatsächlich ist es jedoch nicht unvernünftiger als<br />
der Begriff der Ritterehre in Europa. Ein Samurai mit dem wahren Sinn des Bushido<br />
bedachte in seinen Handlungen nicht sein eigenes Leben. Leben und Tod hatten vor dem<br />
Ausgang einer Schlacht keine Bedeutung, vorausgesetzt, der Samurai tat das Richtige. Etwas<br />
zu wagen und zu verlieren, galt mehr, als nichts zu wagen.<br />
Dies hinderte einige Samurai nicht daran, in der Schlacht die Flucht zu ergreifen. Wir sollten<br />
nicht übersehen, dass Bushido keinen Kampf bis zum bitteren Ende und um jeden Preis<br />
forderte. Ein Samurai sollte klug und mutig handeln und nicht leichtfertig sein Leben<br />
riskieren. Ein offensichtlicher Selbstmord muss also vom Standpunkt des Bushido betrachtet<br />
werden. Einen Feind anzugreifen, der Euer Schloss belagert, ist Selbstmord. Wenn der<br />
Angriff den Feind jedoch aufhält und Ihr die Schlacht dadurch siegreich beendet, gilt dies als<br />
Akt der Treue und des Mutes, und nicht als selbstmörderische Torheit. Genau das taten die<br />
letzten 200 Tokugawa-Verteidiger des Fushimi-Schlosses im Jahre 1600, als sie die Tore<br />
öffneten und die Westarmee immer wieder angriffen. Dies erklärt auch die<br />
selbstmörderischen Banzai-Kämpfe der Japaner im Zweiten Weltkrieg. Der Bushido-<br />
Ehrenkodex hielt sich in der Armee und in der Marine Japans bis in das 20. Jahrundert.<br />
Bushido hatte, wie alle formalisierten Verhaltenskodexe, natürlich auch seine dunkle Seite.<br />
Oft behandelten die Samurai ihre Gefangenen grausam, da sie gegen den Verhaltenskodex<br />
verstoßen hatten. Viele Gegner wurden nach einer Schlacht nur deshalb hingerichtet.<br />
Anders als im mittelalterlichen Europa, wo ein gefangener Ehrenmann oder Ritter (oft<br />
jahrelang) festgehalten wurde, um Lösegeld zu erpressen, machten die Japaner mit<br />
Gefangenen meist kurzen Prozess. Einen Samurai oder Daimyo, der lebend gefangen<br />
genommen wurde, erwartete in der Regel ein schrecklicher Tod durch die Hand des<br />
Feindes.<br />
Die bis heute erhaltenen Bücher aus dieser Zeit können drei Hauptkategorien zugeordnet<br />
werden. Bei einigen Büchern handelt es sich um allgemeine Handbücher, die sich mit der<br />
Verwendung verschiedener Waffen befassen. Das Bushido beschränkt sich hier weitgehend<br />
auf einige praktische Fertigkeiten. Das Buch Tanki Yoriaki (wörtlich: “Ein einzelner Reiter”)<br />
ist ein Werk aus dem Jahre 1735 über die Rüstung und Bewaffnung eines Samurai vor der<br />
35
Schlacht. Der Untertitel des Buches lautet Hi Ko Ben oder “Die Kunst des Waffentragens”.<br />
Obwohl das Werk lange nach der Sengoku-Periode verfasst wurde, ist es dennoch vom<br />
Konservativismus des Tokugawa-Shogunats beseelt. Die beschriebenen Techniken wurden<br />
noch über ein Jahrhundert später praktiziert.<br />
In anderen, philosophischen Werken werden der Allgemeinheit Einstellungen zum Kampf,<br />
Vorstellungen und die Theorie des Bushido erklärt. Die dritte Kategorie bilden die<br />
praktischen und weltlichen Hinweise zum Stürmen eines Schlosses und zum Besiegen einer<br />
Samurai-Armee, sie zeigen jedoch auch auf, wie Bushido das Alltagsleben eines Samurai<br />
beeinflusste. Das Gesetz Kato Kiyomasas, “ein Samurai, der tanzte, solle den Befehl<br />
erhalten, Hara-Kiri zu begehen”, mag extrem erscheinen, aber vielleicht hatte Kiyomasa<br />
seine Gründe. Vielleicht war er kein guter Tänzer oder er dachte, ein Krieger solle seine<br />
Energie in den Kampf stecken und nicht in die Kultur.<br />
Ein “vollendeter Samurai” sollte ein kultivierter Mann und ein fähiger Krieger sein. Man<br />
erwartete von ihm neben der meisterlichen Beherrschung des Schwertes untadelige<br />
Umgangsformen, sowie einen Sinn für Zeremonien und die Poesie. Die Samurai trugen<br />
sogar Poesie-Duelle gegeneinander aus ... bisweilen sogar auf dem Schlachtfeld! Dabei<br />
sprach ein Samurai die erste Zeile eines Gedichts, woraufhin sein Gegner die folgende Zeile<br />
ergänzen musste. Ausgeklügelte Wortspiele und Anspielungen wurden besonders gewertet.<br />
Japan war ein reiches Land, und die Samurai genossen ein hohes Ansehen. Sie hatten also<br />
die Gelegenheit, sich den kulturellen Dingen des Lebens zu widmen. Ein Daimyo führte ein<br />
Leben, das mit dem Leben eines europäischen Landfürsten zu vergleichbar war.<br />
Harakiri: Tod und Ehre<br />
“Bei allen Formen der Strategie ist es notwendig, im alltäglichen Leben die<br />
Kampfhaltung einzunehmen und die alltägliche Haltung zur Kampfhaltung zu<br />
machen.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Wassers<br />
Grundsätzlich ist der rituelle Selbstmord nicht nur eine japanische Idee. Auch die römischen<br />
Kaiser gestatteten Verrätern häufig, sich selbst zu richten, um die Ehre ihrer Familie zu<br />
retten: Schließlich war der Befehl, sich selbst zu töten, bereits Bestrafung genug.<br />
Anders bei den Samurai: Durch den Selbstmord konnte ein Mann einerseits die eigene Ehre<br />
wahren und sich andererseits selbst bestrafen. Ein Samurai beging beispielsweise Harakiri,<br />
um der Gefangennahme durch einen Feind zu entgehen oder um seinem Herrn – als<br />
Zeichen seiner absoluten Loyalität – in den Tod zu folgen. Außerdem gab es die (für<br />
Außenstehende) seltsam anmutende Form der Selbsttötung als Protest gegen eine<br />
Entscheidung des Herrschers. Dieser Akt galt als Zeichen absoluter Loyalität; welcher Mann<br />
würde seine Entscheidung nicht überdenken, wenn einer seiner Gefolgsleute den Freitod<br />
dem Gehorsam vorzieht?<br />
36<br />
Es muss nicht erwähnt werden, dass das Harakiri, oder “Bauchaufschneiden” mit<br />
außerordentlichen Schmerzen verbunden war – dies sollte so sein. Unter Einhaltung<br />
bestimmter Regeln schnitt sich das Opfer den Leib von links nach rechts auf. Dieses<br />
Aufschlitzen war derart unmenschlich, dass die Samurai die Zeremonie später selbst<br />
abschwächten und sich das Opfer daraufhin “nur” in sein Schwert stürzen musste. Nach<br />
dem ersten Schnitt wurde der Selbstmörder von einem Freund oder Vertrauten mit einem<br />
Schwerthieb enthauptet. Obwohl dieser Gnadenstoß für das Opfer eine Erlösung war,<br />
erforderte das Harakiri eine außerordentliche Selbstdisziplin des Selbstmörders.<br />
Harakiri war jedoch nicht die einzige Form des rituellen Selbstmords. Togo Shigechika, ein<br />
sagenumwobener Samurai, fand beispielsweise ein besonders schauerliches Ende. Nachdem<br />
er vergeblich versucht hatte, eine feindliche Burg zu erobern, ließ er sich – in voller Rüstung<br />
auf dem Rücken seines Pferdes – bei lebendigem Leib begraben und schwor seinen Feinden<br />
grausame Rache!<br />
Samurai und Ninja<br />
“Das Vorwissen kann nicht den Geistern entlockt werden; es kann nicht aus den<br />
Sternen und auch durch keine Schlussfolgerung gewonnen werden. Das Wissen um die<br />
Pläne des Feindes kannst du nur von anderen Männern erhalten.<br />
Es gibt fünf Klassen von Spionen:<br />
eingeborene Spione, innere Spione,<br />
übergelaufene Spione, todgeweihte Spione<br />
und überlebende Spione. Eingeborene<br />
Spione zu haben heißt, sich der Hilfe der<br />
Einwohner eines Gebietes zu versichern.<br />
Innere Spione zu haben bedeutet, die<br />
Offiziere des Feindes zu benutzen.<br />
Übergelaufene Spione zu haben bedeutet,<br />
die Spione des Feindes zu fassen und selbst<br />
einzusetzen. Todgeweihte Spione zu haben bedeutet, dem Feind falsche Informationen<br />
zu geben. Überlebende Spione sind jene, die Nachricht aus dem Lager des Feindes<br />
überbringen.<br />
Daher darf es in der ganzen Armee keine vertraulicheren Beziehungen geben als jene,<br />
die mit Spionen aufrecht erhalten werden. Niemand anderer in der Armee sollte<br />
großzügiger entlohnt werden. In keiner anderen Beziehung muss größere Diskretion<br />
geübt werden.”<br />
Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
37
Spricht man von der Geschichte der Kriegsführung im mittelalterlichen Japan, spricht man<br />
automatisch von den effektivsten Mördern und besten Spionen dieser Zeit, den Ninja.<br />
Mit dem Begriff Ninja verbinden wir heute meist einen gewissenlosen, durch und durch<br />
bösen Schurken – zu Unrecht. Auf ihre Weise waren die Ninja tapfere und fähige Kämpfer:<br />
Nur ein Ninja konnte beispielsweise seine Gliedmaßen ausrenken, um seinen Fesseln zu<br />
entkommen. Außerdem war er in der Lage, jeden zu töten, jedes beliebige Ziel zu treffen,<br />
sich auf offenem Feld zu verstecken und sich fortzubewegen, ohne Spuren zu hinterlassen.<br />
Es gibt sogar Legenden über Ninja, die im Stile eines asiatischen Robin Hood die Bauern und<br />
Armen vor ihren habgierigen Herrschern beschützten. Dass die Menschen die Ninja<br />
fürchteten, beweisen die unzähligen Fallen in den herrschaftlichen Burgen und Anwesen.<br />
In einer – möglicherweise erfundenen – Geschichte, wird die Gefährlichkeit der Ninja<br />
deutlich. Wir Ihr bereits wisst, führten Takeda Shingen und Uesugi Kenshin fünf ergebnislose<br />
Schlachten um die Vorherrschaft in der Kawanakajima-Ebene. Eine sechste<br />
Auseinandersetzung erlebte Uesugi Kenshin jedoch nicht mehr, da er zuvor – angeblich –<br />
ermordet wurde.<br />
Nicht einmal die Samurai, die Uesugi Kenshin Tag und Nacht bewachten, konnten den Mord<br />
vereiteln. Der Mörder selbst hatte zuvor mehrere Tage auf der Latrine auf Kenshin<br />
gewartet. Nach einigen – vermutlich unangenehmen – Tagen wurde die Geduld des Ninja<br />
schließlich belohnt. Als Kenshin seine Notdurft verrichtete, tötete der Ninja den völlig<br />
überraschten Kriegsherren mit einem einzigen Schlag! Möglicherweise gab Takeda Shingen<br />
den Befehl zu diesem Mord, doch auch andere Daimyo hatten durchaus Vorteile vom Tod<br />
Kenshins. War Oda Nobunaga für die Ermordung Kenshins verantwortlich – oder starb<br />
dieser vielleicht doch eines natürlichen Todes?<br />
Egal – in jedem Fall ist es nicht unwahrscheinlich, dass ein Ninja Kenshin ermordet hat …<br />
Tod und Niederlage eines Daimyo<br />
Niederlage und Tod eines Samurai-Generals<br />
oder eines Daimyo waren normalerweise eine<br />
Katastrophe für sein Volk, es sei denn, er hatte<br />
einen Sohn oder Erben, der seine Stellung<br />
einnahm. Aber selbst dann konnten Probleme<br />
auftreten, wenn der Nachfolger seinen<br />
Vorgänger nicht würdig ersetzen konnte.<br />
Oftmals begangen Samurai aus Loyalität Hara-<br />
Kiri, wenn ihr Herrscher starb.<br />
Das Ende einer Daimyo-Familie führte oft<br />
dazu, dass die Anhänger ihre Position und ihr<br />
Vermögen verloren. Samurai ohne Herrscher hatten einen schlechten Ruf. Sie irrten oft<br />
lange auf der Suche nach einer neuen Stellung umher, denn es gab viele von ihnen, und der<br />
Wettbewerb war groß. Manchmal entwickelte sich ein Samurai auch selbst zum Kriegerlord<br />
einer Provinz. So wurden viele große Daimyo geboren!<br />
Im schlechtesten Fall sahen sich die stellungslosen Daimyo gezwungen, ihre Schwerter<br />
meistbietend zu verkaufen, ganz gleich, ob der Käufer ein Bandit oder ein ehrenwerter<br />
Mensch war. Manche Samurai verkauften ihr Schwert für eine Schüssel Reis.<br />
38<br />
Waffen und Rüstungen<br />
“Eine Armee ohne ihren Tross ist verloren; ohne Proviant ist sie verloren; ohne Geld ist<br />
sie verloren.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Über die Waffen und Rüstungen der Samurai wurden bereits unzählige Bücher geschrieben.<br />
In diesem Handbuch findet Ihr nur eine kurze Übersicht. Wenn Ihr Euch intensiver mit<br />
dieser Thematik befassen wollt, empfehlen wir Euch die Lektüre eines dieser Bücher.<br />
Heraldik der Samurai<br />
Die Heraldik hatte in Japan eine ähnliche Bedeutung wie in der westlichen Welt. Die Clans<br />
und Samurai waren an ihren Farben und Wappen eindeutig zu erkennen. Nur so konnten<br />
die Krieger auf dem Schlachtfeld feindliche Truppen von verbündeten Einheiten<br />
unterscheiden.<br />
Die Clanzugehörigkeit einer Armee war an deren Standarten und Bannern für jedermann<br />
erkennbar. Darüber hinaus zierte ein Mon, ein (normalerweise symbolisches)<br />
Familienwappen, die Banner, Rüstungen und Holzschilde der Samurai.<br />
Im Gegensatz zur westlichen Heraldik war die Form des Mon wichtiger als die Farbe.<br />
Außerdem blieb das Familienwappen für alle Zeiten unverändert. In der europäischen<br />
Heraldik deutete die Unterteilung eines Wappenschildes in Hälften, Viertel usw. häufig auf<br />
die Abstammung des Trägers hin. Da jeder Sohn das Familienwappen veränderte, ist die<br />
europäische Heraldik daher außerordentlich kompliziert. In Japan trugen alle Mitglieder<br />
einer Familie und deren Gefolgsleute ein und dasselbe Mon.<br />
In der Sengoku-Periode hatten alle wichtigen Samurai-Familien ein eigenes Wappen. Das<br />
Clansymbol der Tokugawa war ein dreiblättriges, zu einem Kreis geformtes Aoi (eine<br />
Steckrose). Verschiedene andere Familien trugen als Wappen eine Variante des Tomoe (des<br />
Yin-und-Yang-Symbols).<br />
Auch das Sashimono, das einige Samurai und Ashigaru auf dem Rücken trugen, war meist mit<br />
dem Mon ihres Hauses bestickt. An der Grundfarbe dieses kleinen Banners erkannte man,<br />
welcher Einheit der Träger angehörte. Berühmte (oder übermäßig stolze) Samurai ersetzten<br />
das Clan-Symbol auf ihrem Sashimono gelegentlich durch ihren Namen. Natürlich prangte<br />
auch auf den Nobori (den langen Querholz-Standarten der verschiedenen Truppenteile) das<br />
Clan-Symbol der Einheit. Auf anderen Nobori der Einheit war oft das Motto des jeweiligen<br />
Hauses zu lesen.<br />
Viele Feldherrn ließen die Standarten ihrer Einheiten auch mit Leitsätzen besticken. Auf<br />
einer der Flaggen Tokugawa Ieyasus war beispielsweise der buddhistische Sinnspruch<br />
“Entsage dieser schmutzigen Welt, und du wirst die Reinheit finden” zu lesen.<br />
Die unzähligen Standarten und Banner eines Samurai-Heeres waren auf dem Schlachtfeld<br />
vermutlich ein beeindruckender Anblick. Jeder Soldat durfte sein persönliches Sashimono<br />
tragen. Neben den Nobori einer Einheit gab es unzählige andere Banner, Wimpel, Flaggen<br />
und außergewöhnliche Heeresinsignien: Das Fukinuki, ein farbenprächtiger, üppig verzierter,<br />
zylindrischer Wimpel auf einem kreisförmigen Rahmen ist beispielsweise eine Frühform der<br />
modernen Windhose!<br />
39
Rüstung<br />
Die Samurai trugen keine Plattenpanzer, wie die Chinesen und Europäer. Sie bevorzugten<br />
Harnische aus kleinen Metallplatten, die mit Seide oder Lederschnüren verbunden waren.<br />
Die ursprünglich für berittene Einheiten entwickelte Yoroi wog etwa 30 kg und bot einen<br />
sehr guten Schutz. Da das Hauptgewicht der Rüstung auf den Schultern des Trägers lastete,<br />
eignete sie sich jedoch nicht für Fußsoldaten. Solange die Samurai auf dem Rücken ihrer<br />
Pferde in die Schlacht zogen, war dies allerdings kein größeres Problem.<br />
Im Verlauf des Onin-Krieges entwickelte man neue Rüstungen mit einer besseren<br />
Gewichtsverteilung auf den gesamten Oberkörper. Die Schnürriemen behielt man allerdings<br />
bei. Es war außerordentlich aufwendig, eine derartige Rüstung herzustellen und zu pflegen.<br />
In einem Land, das überwiegend aus Reisfeldern bestand, wirkt eine geschnürte Rüstung auf<br />
den ersten Blick etwas unpraktisch. Zum einen sogen sich die Lederriemen voll Wasser, was<br />
das Gewicht der Rüstung zusätzlich erhöhte, zum anderen fror die Rüstung bei großer Kälte<br />
rasch ein!<br />
Allerdings waren die Rüstungen dadurch dehnbar, leicht, und einfach zu reparieren.<br />
Außerdem konnten die Kämpfer ihre Kameraden an den farbigen Schnüren ihrer Rüstungen<br />
auch im Schlachtgetümmel von feindlichen Einheiten unterscheiden ... in der Hitze des<br />
Gefechts war dies ein möglicherweise lebenswichtiger Vorteil!<br />
Gerade die Schnürung lässt die japanische<br />
Rüstung so farbenprächtig und attraktiv<br />
erscheinen. Die Samurai dachten freilich eher<br />
praktisch über ihre Rüstung und legten keinen<br />
großen Wert auf eine übermäßige<br />
Farbenpracht, zumal einige Färbstoffe die<br />
Seide – und damit die Rüstung – zerstörten.<br />
Für die Samurai waren Rüstungen außerdem<br />
ein wichtiges Handelsgut. Dabei spielten auch<br />
Modeerscheinungen eine große Rolle: Nach<br />
der Entdeckung schwarzer Färbstoffe um das<br />
Jahr 1570 waren beispielsweise schwarze<br />
Rüstungen außerordentlich beliebt.<br />
“Der umsichtige Kämpfer bringt sich in eine Position, die die Niederlage unmöglich<br />
macht, und er versäumt nicht den richtigen Moment, den Feind zu vernichten.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
40<br />
Die Rüstung eines Samurai bestand aus zahlreichen Einzelteilen, die auch separat getragen<br />
werden konnten. Dadurch konnte ein Samurai (beispielsweise im sicheren Heerlager) nur<br />
einen Teil seiner Rüstung tragen und die schweren Rüstungsteile erst im Ernstfall anlegen.<br />
In der Regel war eine Rüstung aus mehreren Schichten aufgebaut: Einer Verstärkung aus<br />
weichem Metall, einer Deckschicht aus Stahl und schließlich einem Lacküberzug, der das<br />
Rosten des Metalls verhinderte. Ein Samurai, der lediglich das Haus seines Herrn bewachte,<br />
verrichtete seinen Dienst gewiss nicht in voller Rüstung. Stattdessen trug er unter seiner<br />
Kleidung gepanzerte (und mit Seide oder Leder überzogene) Armschoner. Diese bestanden<br />
aus kleinen Platten und wurden mit Schulterriemen befestigt.<br />
Das Anlegen der Rüstung folgte einem strengen Ritual, das sogar die Reihenfolge, in der die<br />
verschiedenen Teile der Rüstung angelegt werden sollten, festlegte. Durch dieses strenge<br />
Ritual war sichergestellt, dass der Samurai keinen Teil der Rüstung übersah. Die japanische<br />
Rüstung hatte jedoch noch einen weiteren Vorteil: Da die verschiedenen Rüstungsteile<br />
übereinander lagen, bot die Panzerung einen optimalen Schutz. Es war daher fast unmöglich,<br />
die schwere Rüstung eines Samurai mit einem Schwerthieb zu durchdringen.<br />
Die Vielfalt der Samurai-Helme ist kaum zu beschreiben. Es gab Furcht erregende Helme<br />
mit Ornamenten, die den Kopf vollständig verhüllten. Die Helme zierten außerdem<br />
Geweihe, riesige Federbüsche, Hörner, lange Federn sowie Sonnenbanner, Sonnen und<br />
verschiedene andere Ornamente, die den Gegner einschüchtern sollten. Auch das Mon des<br />
jeweiligen Hauses durfte auf keinem Helm fehlen. Ferner trugen die Samurai Masken –<br />
meist Furcht einflößende Dämonenfratzen oder groteske Grimassen. Nur wenige Daimyo<br />
gingen jedoch so weit wie Date Masamune, der seine 200 Hatamoto (Leibwächter) mit<br />
spitzen, goldüberzogenen Helmen ausrüstete, die fast so groß waren, wie die Träger selbst!<br />
Man darf allerdings nicht vergessen, dass viele der Prunkrüstungen und -helme, die die Zeit<br />
überdauert haben, niemals auch nur in der Nähe eines Schlachtfeldes getragen wurden. Ein<br />
Samurai (oder ein Daimyo), der es sich leisten konnte, versorgte sich und seine Männer<br />
stattdessen mit normalem Kriegsgerät und verschiedenen dekorativen<br />
Zeremonialgegenständen.<br />
Nach der Ankunft der Portugiesen waren “christliche” Rüstungen sehr beliebt. Es handelt<br />
sich dabei um spanische Rüstungen, die mit Sicherheit nicht der Qualität der japanischen<br />
Rüstungen entsprachen. Trotzdem gibt es verschiedene Darstellungen von Samurai in<br />
europäischen Rüstungen. Dies war möglicherweise eine Modeerscheinung oder eine<br />
Demonstration enormen Reichtums (schließlich kostete eine aus dem fernen Europa<br />
eingeführte Rüstung ein kleines Vermögen). Vielleicht trugen die Samurai die europäischen<br />
Rüstungen aber auch, um aller Welt ihren neuen – christlichen – Glauben zu zeigen. Die bis<br />
heute erhaltenen europäischen Rüstungen dieser Zeit weisen meist ein Einschussloch im<br />
Bereich der Brustplatten auf. Dies bedeutet nicht zwingend, dass der Träger erschossen<br />
wurde, sondern dass man eine Kugel auf die Rüstung abfeuerte, um deren Qualität zu<br />
prüfen. An der so entstandenen Delle erkannte man, dass die Rüstung für den Kampf<br />
geeignet war.<br />
41
Rüstungen der Ashigaru<br />
Viele Ashigaru erhielten von dem Clan, dem sie dienten, einfache Rüstungen und Waffen (für<br />
sein Schwert war allerdings jeder Soldat selbst verantwortlich). Um den Eindruck einer<br />
einheitlichen Uniform zu schaffen, bestrich man die Rüstungen mit Buntlacken. Die Rüstung<br />
eines Ashigaru war weitaus billiger als die Rüstung eines Samurai. Dennoch bot sie dem<br />
Soldaten einen guten Schutz. Von der Qualität dieser Rüstungen konnte ein Soldat im fernen<br />
Europa zu dieser Zeit nur träumen.<br />
Der konische Helm eines Ashigaru, der so genannte Jingasa, konnte gleichzeitig als Kochtopf<br />
verwendet werden!<br />
Das Schwert<br />
“Den Feind zu erschlagen ist der Weg der Strategie. Es gibt keinen Grund, dies weiter<br />
auszuführen.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Windes<br />
Die Sengoku-Periode war eine gesetzlose Zeit, in der sich selbst die Bauern bewaffneten.<br />
Allerdings trugen ausschließlich die Samurai (als Statussymbol) zwei Schwerter (Daisho).<br />
Dieses Schwerterpaar bestand aus dem langen Katana und dem kürzeren Wakizashi.<br />
Allerdings setzte der Samurai beide Waffen nur selten gleichzeitig ein. Miyamoto Musashi,<br />
der “Heilige des Schwertes” und Autor des Buches der fünf Ringe, dem berühmtesten Werk<br />
über die Kunst des Schwertkampfes, hatte einen besonderen Kampfstil. Er kämpfte mit<br />
beiden Klingen gleichzeitig. Ein weiteres Schwert, das mit beiden Händen geführte No-<br />
Dachi, konnte ausschließlich von Fußsoldaten geführt werden.<br />
Da die Katana zugleich Angriffs- und Verteidigungswaffe der Samurai war, kannten diese –<br />
im Gegensatz zu den europäischen Rittern – keine Schilde. Dank der hohen Elastizität der<br />
Klinge konnte ein Samurai selbst Schwerthiebe abwehren, die eine normale Stahlklinge<br />
zerstört hätten.<br />
Trotz dieser Elastizität verursachte die außerordentlich scharfe Schneide der Katana tiefe<br />
Wunden. Diese beiden gegensätzlichen Eigenschaften waren das Ergebnis der Erfahrungen,<br />
die die japanischen Schwertschmiede im Lauf der Jahrhunderte gesammelt hatten. Kein<br />
anderes Schwert, nicht einmal die berühmten Klingen aus Toledo, erreichten jemals die<br />
Qualität dieser Klinge.<br />
Ein Samurai-Schwert bestand aus zahlreichen Schichten aus Stahl und Eisen. Das Material<br />
wurde flach geschmiedet und unzählige Male gefaltet. Mit jedem Schmiedevorgang<br />
verdoppelte sich so die Anzahl der Faltungen. Ein Schwert konnte auf diese Weise bis zu<br />
4.194.304 hauchdünne Schichten aufweisen. Durch diese Faltung erhielt die Klinge ihre<br />
außerordentliche Härte. Während das Eisen die Elastizität des Schwertes garantierte,<br />
konnten aus dem gehärteten Stahlkern die perfekte Schneide geschmiedet werden.<br />
42<br />
Abschließend hüllte der Schmied das Schwert in eine Schicht aus Lehm, die entlang der<br />
Klinge deutlich dünner war. Nun wurde das Schwert gebrannt. Je dünner die Lehmschicht<br />
über dem Metall war, desto elastischer blieb die Klinge an der entsprechenden Stelle. Nach<br />
der Politur des Schwertes wurde die Yakiba, eine wellenförmige Begrenzungslinie zwischen<br />
Schneide und Klinge eingraviert.<br />
Mit diesem Schwert konnte man einen Menschen mit einem einzigen Hieb zerteilen.<br />
Gelegentlich prüfte der Auftraggeber die Tauglichkeit der Klinge an zum Tode verurteilten<br />
Personen. Meist verwendete man zu diesem Zweck jedoch ein Bündel aus Bambusstämmen<br />
oder Leichen. Bei einigen Schwertern wurde das Testergebnis in den Heftzapfen der Waffe<br />
eingraviert.<br />
Das Schwert galt als “Seele des Samurai” und war häufig ein wertvolles Familienerbstück.<br />
Noch im 2. Weltkrieg trugen einige japanische Offiziere das Schwert ihrer Familie als Teil<br />
ihrer Uniform. Diese Schwerter, die die Alliierten als Kriegsbeute nach Europa und Amerika<br />
brachten, zählen heute zu den wertvollsten Klingen der Welt.<br />
43
Der Bogen<br />
“Der Bogen ist eine taktisch bedeutsame Waffe. Vor allem bei Schlachten in<br />
Sumpfgebieten kann er die Reihen der Speerkämpfer rasch dezimieren.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde<br />
Die Kunst des Bogenschießens stand bei den frühen Samurai über allen anderen Fähigkeiten.<br />
Sie beschrieben ihr militärisches Selbstverständnis als “den Weg des Pferdes und des<br />
Bogens”, da die Samurai zunächst primär als berittene Bogenschützen in die Schlacht zogen.<br />
Als der Speer im Laufe der Jahrhunderte jedoch den Bogen als Hauptwaffe der Kavallerie<br />
verdrängte, kämpften immer mehr Samurai als Fußsoldaten. Dennoch blieb der Bogen stets<br />
das Symbol des perfekten Kriegers.<br />
Da sich der Spannpunkt des japanischen Bogens im unteren Drittel des Bogens befand,<br />
wirkte dieser asymmetrisch. Dies war jedoch völlig beabsichtigt, da ein Reiter den Bogen<br />
dadurch besser einsetzen konnte. Ein symmetrischer Bogen wäre für den Einsatz vom<br />
Rücken eines Pferdes ungeeignet gewesen. Der Bogen selbst bestand aus mehreren Lagen<br />
feinsten Bambusholzes. Eine Lackschicht schütze die empfindliche Waffe vor Feuchtigkeit.<br />
Gelegentlich flochten mehrere Männer die Sehne des Bogens. Dadurch hatte dieser eine<br />
außerordentliche Spannkraft.<br />
Die Präzision, die ein Samurai im Umgang mit dem Bogen erreichte, war das Ergebnis einer<br />
jahrelangen Ausbildung. Ein Samurai traf selbst kleinste Ziele aus vollem Galopp. Bis heute<br />
wird diese Kunst auf Yamasame-Festen demonstriert.<br />
Es gab zahlreiche Pfeilarten. Die Samurai setzten häufig Signalpfeile mit einer Holzpfeife an<br />
der Pfeilspitze ein. Diese erzeugten ein trillerndes Geräusch und sollten am Anfang einer<br />
Schlacht die Aufmerksamkeit der Kami oder Geister auf die bevorstehenden Heldentaten<br />
lenken.<br />
Naginata & Yari<br />
“Nichts ist schwieriger als die Kunst der Kriegsführung.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Die Naginata, eine Schwertlanze, hatte einen etwa 160 cm langen Schaft und eine leicht<br />
gekrümmte Klinge. Sie wurde vor allem von den Sohei verwendet. In den Händen eines<br />
geschickten Mannes – also eines Samurai – war die Naginata eine tödliche Waffe. In der<br />
Sengoku-Periode verdrängte jedoch der deutlich längere Yari die Naginata von den<br />
Schlachtfeldern Japans.<br />
Wie alle japanischen Waffen fertigten auch den Yari außerordentlich geschickte Handwerker<br />
an. Der Schaft des Speeres bestand aus Eichenholz, das mit dünnen Bambusscheiben und<br />
einer wasserdichten Lackschicht überzogen wurde. Die Spitze hatte ein beidseitig<br />
geschliffenes Blatt. Der ursprünglich 3 bis 4 Meter lange Yari wurde in der Sengoku-Periode<br />
von den Daimyo aus taktischen Gründen sogar noch verlängert.<br />
44<br />
Die Daimyo nutzten den Yari als “offensive” Defensivwaffe. Schließlich war es für den<br />
heranstürmenden Feind nicht einfach, eine geschlossene Reihe rasiermesserscharfer Klingen<br />
zu durchbrechen! Die Yari der einzelnen Clans hatten völlig unterschiedliche Längen. Die<br />
Krieger der Oda setzten beispielsweise über 5 Meter lange Speere ein. Mit diesen extrem<br />
langen Waffen gaben die Kämpfer den Arkebusieren Deckung, während diese ihre Waffen<br />
nachluden.<br />
Die Arkebuse<br />
“Verteidige dich, wenn du in Unterzahl bist, greife an, wenn du dem Feind überlegen<br />
bist.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Die Arkebuse oder Luntenschlossmuskete war eine einfache Schusswaffe. Nachdem der<br />
Schütze das Pulver, Watte und die Kugel in den Lauf gestopft und das Pulver in das Zündloch<br />
gefüllt hatte, setzte er die Lunte in Brand und feuerte. Im Gegensatz zu anderen<br />
Handfeuerwaffen ist die Lunte bei der Arkebuse direkt an der Waffe befestigt. Dadurch war<br />
ein Versagen des Zündmechanismus ausgeschlossen. Da die Arkebusen jedoch gelegentlich<br />
in den Händen ihres Benutzers explodierten, kostete sie nicht wenige Soldaten das Leben.<br />
Wenn Feuchtigkeit das Pulver unbrauchbar machte, war die Arkebuse allerdings nichts<br />
weiter, als ein teurer Knüppel. Aus diesem Grund konnten Arkebusiere nur bei schönem<br />
Wetter eingesetzt werden.<br />
Auch die Daimyo und die Samurai erkannten sofort die Möglichkeiten der neuen<br />
Wunderwaffe. Nach 1542 dauerte es nicht lange, bis sie die Handwerker mit dem Bau von<br />
Arkebusen beauftragten.<br />
Viele Samurai zogen fortan mit einer Arkebuse bewaffnet in die Schlacht und setzten sie ein,<br />
um wichtige Feinde (aufgrund der schlechten Zielgenauigkeit der Waffe mit wechselndem<br />
Erfolg) aus dem Hinterhalt zu erschießen. Trotz aller Vorzüge konnte die Arkebuse jedoch<br />
das Schwert als Hauptwaffe des wahren Samurai nicht verdrängen. Für einen einzelnen (und<br />
wohlhabenden) Samurai war die Waffe einfach nicht effektiv genug, zumal er sich ein<br />
wertvolles Schwert leisten konnte. Abgesehen davon hatte ein Arkebusier auf dem<br />
Schlachtfeld häufig keine Zeit, seine Waffe nachzuladen.<br />
Erst als große Ashigaru-Verbände mit Arkebusen ausgerüstet wurden, setzte sich die Waffe<br />
auf den Schlachtfeldern Japans durch. Nur wenn ein ganzes Heer gleichzeitig auf den Gegner<br />
feuerte, spielte die katastrophal schlechte Zielgenauigkeit der Arkebuse keine Rolle mehr.<br />
Lediglich mit Glück konnte ein einzelner Arkebusier einen Mann aus 50 Metern Entfernung<br />
töten. Ein Treffer aus 100 Metern Entfernung war daher ein wahres Wunder. Feuerte jedoch<br />
ein größerer Verband aus Arkebusieren auf eine heranstürmende Armee, spielte dies keine<br />
Rolle. In der Folgezeit veränderte die Arkebuse die Art der Kriegsführung daher nachhaltig.<br />
Ein Schuss aus einer Arkebuse verletzte den Getroffenen äußerst schwer, da die<br />
handgegossenen Kugeln (mit etwa 25 mm Durchmesser) vergleichsweise brüchig waren.<br />
Wenn die Kugel im Körper eines Angeschossenen zersprang, fügte sie diesem schwerste<br />
Verletzungen zu. Da die abgefeuerte Kugel relativ langsam flog, war die Wucht des Aufpralls<br />
enorm. Nicht selten starb ein Soldat mit einer Kugel im Arm oder Bein daher am Schock,<br />
den der Treffer auslöste. Moderne Geschosse sind deutlich schneller und durchschlagen das<br />
Ziel meist mühelos (ohne zu zersplittern). Die Verletzungen des Angeschossenen sind daher<br />
meist wesentlich harmloser.<br />
45
Am Ende der Sengoku-Periode verboten die Tokugawa-Shogune die Verwendung der<br />
Arkebuse. Demzufolge waren die Samurai die einzigen Krieger der Welt, die den<br />
Schusswaffen – und damit den Waffen der Zukunft – den Rücken kehrten.<br />
Samuraiverbände<br />
“I. Alle Männer dieses Distriktes, einschließlich der Samurai, haben sich bis zum 20.<br />
dieses Monats für die Armee zu melden. Besitzen sie eine Muskete, einen Speer oder<br />
eine andere Waffe, so mögen sie diese, ohne Angst vor Bestrafung zu haben,<br />
mitbringen.<br />
“II. Jeder Mann in diesem Distrikt, der dieser Aufforderung nicht nachkommt oder den<br />
Kriegsdienst verweigert, egal ob Gouverneur oder gemeiner Bauer, wird unverzüglich<br />
enthauptet.<br />
“III. Alle Männer im Alter von 15 bis 70 Jahren, sind zum Armeedienst verpflichtet;<br />
nicht einmal ein gewöhnlicher Affenzüchter wird entschuldigt.”<br />
— Rekrutierungsbefehle von Hojo Ujiyasu (1515-1570)<br />
Wie in jeder guten Armee gab es auch in den Samurai-Heeren verschiedene Einheiten.<br />
Neben der Kavallerie zogen Bogenschützen (oder Arkebusiere) und Infanteristen in die<br />
Schlacht. Die Größe der einzelnen Truppenteile war von Clan zu Clan verschieden.<br />
In der Sengoku-Periode spielten die Ashigaru in den Armeen Japans eine immer größere<br />
Rolle. Schließlich mussten die Samurai-Verbände ständig mit willigen Soldaten verstärkt<br />
werden! Doch die Samurai waren auch in der Vergangenheit stets mit mehreren Dienern in<br />
die Schlacht gezogen, die sie im Kampf unterstützten. Diese Lakaien (Genin oder Shoju)<br />
hatten ihren Herren zur rechten Zeit die richtige Waffe gereicht, sie mit neuen Pfeilen<br />
versorgt, oder deren Siege gezählt!<br />
“Stelle niemals einen Feind, dessen Banner eine vollkommene Ordnung zeigen; halte<br />
dich davor zurück, eine Armee anzugreifen, die zuversichtlich im Verband anrückt. Es<br />
ist eine Regel der Kriegsführung, nicht bergauf gegen den Feind anzutreten und sich<br />
ihm nicht zu stellen, wenn er bergab kommt.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
46<br />
Aber egal, wer an ihrer Seite kämpfte, im Zweifelsfall wurde eine Schlacht stets von den<br />
Samurai entschieden. Traditionell rückten die Samurai, ihren Namen rufend, vor und suchten<br />
nach einem würdigen Gegner. Hatte ein Samurai einen Gegner gefunden, kämpften diese<br />
beiden Männer Mann gegen Mann. Der Sieger zog weiter, während sein unterlegener Rivale<br />
enthauptet wurde. Der Schädel erhielt eine Markierung, damit später jedermann sehen<br />
konnte, wer den Krieger getötet hatte. Nach der Schlacht inspizierte der siegreiche General<br />
alle Köpfe und belohnte seine Männer für ihre Tapferkeit. Ein Samurai, der versehentlich<br />
einen Verbündeten getötet hatte, wurde hingegen schwer bestraft.<br />
Aufgrund dieser Vorgehensweise ähnelten die meisten Schlachten eher einer<br />
Massenschlägerei als einem gezielten Feldzug. Ein tapferer Samurai empfand es als große<br />
Ehre, die feindlichen Reihen zu durchbrechen, um dort einen würdigen Gegner zu töten und<br />
Anerkennung zu ernten. An eine möglicherweise übergeordnete Strategie seines<br />
Befehlshabers dachte er dabei nicht. Für einen General war dieser Enthusiasmus oft<br />
verheerend, da er seine Männer nicht davon abhalten konnte, blind in die Schlacht zu<br />
stürmen. Unzählige geniale Schlachtpläne scheiterten, als sich die Samurai – ohne über die<br />
Folgen ihres Handelns nachzudenken – in die Schlacht stürzten.<br />
Nichtsdestoweniger galt ein Samuraiverband unter dem richtigen Befehlshaber als<br />
bemerkenswertes Machtinstrument. Obwohl die Krieger oft nur schwer zu bändigen waren,<br />
standen sie doch meist auf der Seite des Siegers.<br />
Taktik<br />
“Lässt der Feind eine Tür offen, musst du hineinstürmen. Ergreife, was ihm teuer ist,<br />
und versuche, den Zeitpunkt seiner Ankunft auf dem Gelände abzuschätzen. Erhalte<br />
die Disziplin deiner Männer, und mache dich mit dem Feind vertraut, bis du die<br />
entscheidende Schlacht schlagen kannst. Zeige die Schüchternheit eines Mädchens, bis<br />
der Feind dir die Tür öffnet; danach entwickle die Geschwindigkeit eines rennenden<br />
Hasen, und für den Feind wird es zu spät sein, sich dir zu widersetzen.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Jeder Daimyo verfolgte eine eigene Strategie. Die Takeda eröffneten eine Schlacht<br />
beispielsweise immer mit einem Angriff der Kavallerie; eine sinnvolle Taktik, wenn man<br />
bedenkt, dass die berittenen Samurai der Takeda zu den besten Reitern des Landes<br />
gehörten. Diese Taktik ging auf, bis die Armee der Takeda in der Schlacht von Nagashino<br />
(1575) auf weichem Boden gegen eine Stellung mit Arkebusieren vorrückte. An diesem Tag<br />
mussten die Takeda erkennen, dass sich die Art der Kriegsführung geändert hatte. Den<br />
Arkebusen des Nobunaga-Clans hatten die Reiter nichts entgegenzusetzen.<br />
Es war eine wichtige Kriegsregel, mit möglichst vielen Samurai gegen einen möglichst<br />
kleinen Truppenverband des Feindes vorzurücken. Obwohl in jedem Heer weit mehr<br />
Ashigaru als Samurai dienten, entschieden dennoch meist die Samurai eine Schlacht. Kein<br />
Verband aus Ashigaru konnte im direkten Kampf einer ebenbürtigen Zahl von fanatischen<br />
und kampfstarken Samurai trotzen. Immerhin genoss ein Samurai bereits im Kindesalter eine<br />
außergewöhnliche militärische Ausbildung, während ein Ashigaru meist notgedrungen ein<br />
Leben als Soldat wählte, um dem eintönigen Dasein als armer Reisbauer zu entfliehen.<br />
47
Oda Nobunaga, der bedeutendste General der Sengoku-Periode, war kein Taktiker im<br />
eigentlichen Sinn. Er hatte jedoch die Bedeutung von Disziplin, Drill und Training für den<br />
Aufbau einer schlagkräftigen Armee erkannt. Außerdem beeindruckte er seine Gegner mit<br />
den weithin sichtbaren und farbenprächtigen Uniformen seiner Soldaten – eine einfache<br />
aber wirkungsvolle Taktik. Dank dieser einfachen Veränderungen war Nobunaga seinen<br />
Zeitgenossen weit voraus.<br />
Taktik und Arkebusen<br />
“Wenn ein General, der nicht fähig ist, die Stärke des Feindes einzuschätzen, zulässt,<br />
dass eine unterlegene Streitmacht eine überlegene angreift, ist das Ergebnis immer die<br />
Niederlage.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Auch der Einsatz der Arkebuse und die Nutzung der – für damalige Verhältnisse – enormen<br />
Feuerkraft dieser Waffe, gab Oda Nobunagas taktischen Neuerungen zusätzliche Stoßkraft.<br />
Ein gut ausgebildeter Arkebusier konnte in einer Minute drei Schüsse abgeben, wenngleich<br />
der Durchschnitt eher bei zwei Schuss pro Minute gelegen haben dürfte. Während die<br />
Arkebusiere ihre Flinten nachladen mussten, konnten sich die Gegner jedoch nähern und die<br />
gefährlichen Schützen ausschalten.<br />
Bisher hatten alle Daimyo, die Ashigaru-Arkebusiere einsetzten, die Soldaten gleichzeitig<br />
feuern lassen. Diese Salve schlug zwar eine bemerkenswerte Bresche in die Reihen der<br />
Feinde, allerdings waren die Schützen, während sie ihre Arkebusen nachluden, völlig nutzlos<br />
– und vor allem ungeschützt. Nobunaga ließ immer nur einen Teil seiner Arkebusiere<br />
feuern. Da seine Soldaten in Abteilungen feuerten, gelang es ihm, den Feind permanent<br />
unter Beschuss zu nehmen.<br />
Die japanischen Heere entwickelten sich nun zu Armeen mit Speeren und Feuerwaffen nach<br />
europäischem Vorbild. Mit Speeren bewaffnete Einheiten schützten die Arkebusiere,<br />
während diese ihre Waffen nachluden. Die taktische Ausrichtung der Truppen unterschied<br />
sich jedoch immer noch deutlich von der Taktik europäischer Kampfverbände. Da die<br />
Japaner beispielsweise niemals Speerkämpfer in 30 Reihen einsetzten, wurde diese Art der<br />
Massenschlacht nie ein wichtiger Teil der Samuraikriege – dafür sorgten die Samurai mit<br />
ihren tödlichen Katanas.<br />
“Auf trockenem, ebenem Grund suche dir eine leicht zugängliche Stellung mit<br />
ansteigendem Gelände zu deiner Rechten und hinter dir, so dass die Gefahr vor dir ist<br />
und die Sicherheit im Rücken.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
48<br />
Die Führung einer Armee war außerordentlich schwierig. Mit Flaggensignalen und<br />
Trommeln ließ ein General einfache Befehle an die Truppen übermitteln. Weit entfernte<br />
Einheiten erhielten ihre Befehle durch berittene Boten. Aus diesem Grund mussten die<br />
Kampfformationen unbedingt eingehalten werden, denn nur wenn jeder Mann in der<br />
Schlacht seinen festen Platz einnahm, konnte der General die einzelnen Truppenteile<br />
koordinieren.<br />
Feigheit vor dem Feind war ein Phänomen, mit dem sich die Generäle nur selten<br />
konfrontiert sahen. Wenn jemand desertierte und angesichts des Feindes die Flucht ergriff,<br />
dann nur ein Ashigaru. Aus diesem Grund setzte ein kluger General die Ashigaru niemals an<br />
Schlüsselpositionen ein. Außerdem stellte er sicher, dass hinter den Ashigaru weitere<br />
Truppenverbände aufrückten. Diese sollten die Moral der Ashigaru stärken und Deserteure<br />
töten.<br />
Ein Samurai hätte niemals freiwillig das Schlachtfeld verlassen – außer in einer völlig<br />
aussichtslosen Situation, in der sein Tod niemandem gedient hätte. Gelegentlich war diese<br />
engstirnige Tapferkeit jedoch problematisch: Nicht selten stürmten die Samurai – allen<br />
Befehlen zum Trotz – blind in die Reihen der Feinde. Aus der Sicht eines Strategen wäre die<br />
“Flucht” häufig eine sinnvolle taktische Variante gewesen – nicht aber für die Samurai. Ihr<br />
ungestümes (andererseits aber durchaus löbliches) Verhalten zerstörte so manchen wohl<br />
durchdachten Schlachtplan – in diesem Fall gefährdete der übergroße Enthusiasmus der<br />
Samurai den Sieg weit mehr, als die mangelnde Moral der einfachen Soldaten.<br />
Formationen<br />
“Der Ansturm eines siegreichen Heeres ist wie das Hereinbrechen aufgestauten<br />
Wassers in eine tiefe Schlucht. Soviel zur Taktik.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Die Zusammenstellung eines organisierten Heeres war die wichtigste Aufgabe eines<br />
Generals. Eine Armee, die in die Schlacht zog, musste aus der Marschordnung heraus<br />
bestimmte Standardformationen einnehmen können. Im Folgenden findet Ihr sechs wichtige<br />
Kampfformationen, die jede Armee beherrschen sollte.<br />
Die Formationen gingen auf alte chinesische Theorien der Kriegsführung zurück und hatten<br />
verschiedene gemeinsame Elemente. Der Taisho, also der General, stand stets im Zentrum<br />
seiner Armee, da er die Einheiten auf diese Weise optimal befehligen konnte. Die Kavallerie<br />
– gemeint sind ausschließlich Samurai – marschierte an den schwachen Punkten des<br />
gegnerischen Heeres auf. Gleichzeitig rückten Verbände aus Samurai und Ashigaru vor, um<br />
die Frontlinie des Feindes zu durchbrechen. Jeder General hielt außerdem ein gewisses<br />
Truppenkontingent als taktische Reserve zurück, das erst später in die Schlacht eingriff.<br />
49
Ganko — Diese flexible und kampfstarke Formation kann durch wenige<br />
Truppenbewegungen in eine defensive Stellung (Onryo) umgewandelt werden.<br />
Die Samurai-Einheiten zogen sich an einer Flanke zurück und bildeten somit<br />
eine zweite Linie.<br />
Gyorin — Hierbei handelt es sich um eine Keilformation, die in der Regel<br />
zahlenmäßig deutlich unterlegene Truppen einnahmen. Sie ist der Hoshi-<br />
Formation sehr ähnlich.<br />
Hoen — Diese “Schlüsselloch-Formation” galt in militärischen Kreisen als<br />
perfekte Antwort auf die Hoshi-Keilformation. Die feindlichen Truppen wurden<br />
eingekesselt und aufgerieben.<br />
Hoshi — Die keilförmige Hoshi-Formation gehörte zu den effektivsten<br />
Offensivformationen Japans. Sie eignet sich hervorragend, um eine Bresche in<br />
die feindliche Frontlinie zu schlagen.<br />
Kakuyoku — Auch hierbei handelt es sich um eine starke Formation, die der<br />
General an die jeweiligen Gegebenheiten anpasste. Die Kakuyoku-Forrmation<br />
war gleichzeitig Angriffs- und Defensivformation, da die Schlachtreihen relativ<br />
schnell die Hoshi-Formation einnehmen konnten, um anschließend den Feind zu<br />
attackieren.<br />
Koyaku — Die Vorhut dieser Formation hielt den Feind auf, bis die wahren<br />
Pläne der gegnerischen Armee offenkundig wurden. Anschließend nahm der<br />
Haupttross des Heeres eine der Situation angemessene Formation ein.<br />
Truppenteile<br />
“Die Kunst, eine Armee zu formen, liegt darin, Unordnung vorzutäuschen. Eine<br />
Streitkraft in Unordnung verwirrt feindliche Spione und erschwert es dem Gegner,<br />
eine Strategie zu entwerfen.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Alle im Folgenden beschriebenen Einheiten stehen Euch in Shogun: Total War zur Verfügung.<br />
Sie werden in den Festungen oder Schlössern der verschiedenen Daimyo ausgebildet. Für<br />
einige Einheiten ist die Modernisierung des Schlosses mit speziellen Waffenschmieden oder<br />
der Bau eines Dojo (einer Ausbildungsstätte) erforderlich.<br />
Natürlich könnt Ihr nur dann eine Einheit ausbilden, wenn Ihr über die erforderliche Menge<br />
an Koku verfügt. Einige Einheiten erscheinen auf den ersten Blick “billig”. Dabei dürft Ihr<br />
jedoch nicht vergessen, dass ein Koku einem Scheffel Reis entspricht, von dem sich ein<br />
Mann ein Jahr lang ernähren kann. Ein Daimyo, der eine Einheit der Berittenen<br />
Bogenschützen ausbilden lässt, muss also vergleichsweise wohlhabend sein und prall gefüllte<br />
Lagerhäuser besitzen. Allerdings gründete sich der Reichtum der verschiedenen Daimyo<br />
nicht unbedingt auf den Abgaben ihrer Bauern. Während die Takeda ihren Reichtum einer<br />
Goldmine verdankten, unterhielten andere Clans intensive Handelsbeziehungen mit dem<br />
chinesischen Festland, um ihre Schatzkammern zu füllen. In jedem Fall ist der Koku in<br />
Shogun: Total War - Gold Edition ein sicherer Hinweis auf den Reichtum eines Daimyo.<br />
50<br />
Eine Armee besteht aus unterschiedlichen Truppenteilen mit individuellen Stärken und<br />
Schwächen. Ein fähiger General nutzt die Stärken aller Truppenteile, ohne dabei jedoch<br />
deren Schwächen zu vergessen. Nur wenn es ihm gelingt, die Schwachstellen in seinem<br />
Heer zu kompensieren, kann er ein schlagkräftiges Heer aufbauen.<br />
“Der fähige General befiehlt keine zweite Aushebung, und seine Vorratswagen werden<br />
nicht mehr als zweimal beladen.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Die optimale Zusammensetzung einer Armee ist stark von den Vorlieben des<br />
verantwortlichen Daimyo abhängig. Die Takeda vertrauten beispielsweise sehr stark auf ihre<br />
Kavallerie, da sie jede Schlacht (meist erfolgreich) mit einem Vorstoß der Kavallerie<br />
eröffneten. Auf diese Weise konnten die Generäle der Takeda den Feind häufig schockieren<br />
und demoralisieren, bevor die Schlacht richtig begonnen hatte. Die Weichen waren also auf<br />
Sieg gestellt. Wie Ihr Eure Armeen, die Ihr in Shogun: Total War und in Shogun: Total War -<br />
Gold Edition befehligt, zusammensetzt, hängt von Eurer Kriegstaktik, vom jeweiligen Gegner<br />
und von Eurem Einkommen ab.<br />
Ein guter Taisho achtet stets darauf, die Verluste in den eigenen Reihen so gering wie<br />
möglich zu halten, zumal ein Pyrrhussieg auch die eigene Kampfkraft schwächt. Da alle<br />
Kämpfer in Shogun: Total War in jedem Kampf an Erfahrung gewinnen, ist es außerordentlich<br />
wichtig, die eigenen Verluste zu minimieren. Schließlich verliert eine Armee mit jedem<br />
Soldaten auch an Effektivität und Kampferfahrung – auf diese Weise verbaut Ihr Euch<br />
langfristig den Sieg.<br />
“Die von guten Kämpfern entwickelte Energie ist wie der Schwung eines runden Steins<br />
oder Baumstamms, der einen tausend Fuß hohen Berg hinabrollt. Soviel zur Energie.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Wenn Ihr nun die verschiedenen Einheiten betrachtet, denkt daran, dass die Samurai der<br />
lebende Beweis für ein einfaches militärisches Prinzip waren: Waffen sind nutzlos, wenn sie<br />
nicht geschickt geführt werden; die Männer, die sie tragen, sind wichtiger als die Waffen<br />
selbst. Es muss wohl nicht erwähnt werden, dass ein Samurai-Verband (mit jeder Waffe)<br />
deutlich effektiver kämpft, als eine Horde Ashigaru. Trotzdem sind auch die (deutlich<br />
billigeren) Ashigaru eine wichtige Stütze Eures Heeres.<br />
51
Leichte Samurai<br />
Die Leichten Samurai gehören in Shogun Total War zu den wichtigsten<br />
Einheiten, da Ihr für ihre Ausbildung wenig Zeit und Geld benötigt. Wie<br />
alle Samurai haben auch die Leichten Samurai eine außerordentlich starke<br />
Moral und sollten aufgrund ihrer exzellenten Ausbildung in keiner Armee<br />
fehlen. Leichte Samurai sind mit Bögen und Schwertern bewaffnet.<br />
Nachdem sie eine tödliche Salve von Pfeilen auf die gegnerischen Reihen<br />
abgefeuert haben, rücken Sie vor und stürzen sich – wenn nötig – in den<br />
Kampf Mann gegen Mann. Die Ausrüstung und der Harnisch der Leichten<br />
Samurai sind von hervorragender Qualität. Dank ihrer außergewöhnlichen Moral zählen sie<br />
zu den wichtigsten Einheiten eines Daimyo.<br />
Aufgrund ihrer Kampfkraft sollten die Leichten Samurai in keiner Armee fehlen.<br />
“Nahe am Ziel zu sein, während der Feind noch weit entfernt ist; gelassen zu warten,<br />
während der Feind sich müht; gut genährt zu sein, während der Feind hungert – dies<br />
ist die Kunst, die eigenen Kräfte einzuteilen.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Naginata-Samurai<br />
Die Naginata eines Samurai gehört zu den tödlichsten Waffen auf den<br />
Schlachtfeldern Japans. Sie ist zwar kürzer als der Yari, dafür aber<br />
“handlicher”. Trotzdem hat ein Naginata-Samurai eine größere<br />
Reichweite als ein normaler Schwertkämpfer. Ein einziger Hieb mit<br />
dieser schrecklichen Waffe kann einen herangaloppierenden Reiter<br />
enthaupten, oder dessen Pferd töten!<br />
Naginata-Samurai tragen häufig eine schwerere Rüstung und sind daher<br />
etwas langsamer als andere Einheiten. Allerdings erhalten sie durch die Rüstung<br />
verschiedene Verteidigungsboni.<br />
Yari-Samurai<br />
Der Yari, ein langer Speer mit einer beidseitig geschliffenen Klinge, war<br />
ursprünglich lediglich eine stabilere Variante der Lanze der berittenen<br />
Samurai. Erst später setzten ihn die Daimyo auch als eigenständige Waffe<br />
ein. Auch im Kampf Mann gegen Mann sind die Yari-Samurai<br />
außerordentlich gefährliche Gegner – allerdings nur, solange sie in<br />
Formation kämpfen.<br />
Yari-Samurai eignen sich hervorragend für den Kampf gegen berittene Einheiten, da es selbst<br />
mit einem perfekt ausgebildeten Schlachtross kaum möglich ist, eine Barriere aus<br />
Speerspitzen zu durchbrechen. Aus diesem Grund ist der Yari eine perfekte Defensivwaffe.<br />
Idealerweise wird der heranstürmende Feind von den Speerspitzen durchbohrt, bevor er<br />
einen einzigen Schwerthieb anbringen kann.<br />
52<br />
No-Dachi-Samurai<br />
Jeder Samurai trug als Zeichen seines Standes zwei Schwerter. Die No-<br />
Dachi-Samurai kämpften mit dem No-Dachi, einem mit beiden Händen<br />
geführten Schwert, mit dem ein geschickter Samurai beinahe jeden Gegner<br />
töten konnte. No-Dachi-Samurai sind sehr effektiv, wenn es gilt, feindliche<br />
Linien zu durchbrechen.<br />
Außerdem eignen sie sich hervorragend im Kampf gegen Einheiten mit<br />
geringer Moral, denn auch der tapferste Kämpfer erblasst beim Anblick<br />
eines heranstürmenden No-Dachi-Samurai! Ein weiser General denkt bei aller Stärke der<br />
No-Dachi-Samurai jedoch stets an ihre schwache Verteidigung.<br />
Kriegermönche<br />
Die Sohei sind fanatische Buddhisten, die als Samurai in verschiedenen<br />
Kriegen eine wichtige Rolle spielten. Unzählige Klöster bildeten diese<br />
tapferen und fanatischen Krieger aus, die den Tod auf dem Schlachtfeld<br />
nicht als Niederlage oder Schmach, sondern als Tor zum Paradies<br />
empfanden.<br />
Die kampfstarken Sohei werden stets von ihrem unerschütterlichen<br />
Glauben angetrieben. Das Feldzeichen der Sohei ist ein “tragbarer<br />
Schrein”, der andere buddhistische Einheiten davon abhält, die Mönche zu attackieren, um<br />
kein Sakrileg zu begehen. Christliche Samurai (die nach der Ankunft der Portugiesen im Jahr<br />
1542 und die anschließende Bekehrung durch die Jesuiten auftreten) lassen sich von diesem<br />
Schrein allerdings nicht beeindrucken.<br />
Berittene Bogenschützen<br />
Die mit Schwertern und Bögen bewaffneten, außerordentlich wendigen,<br />
Berittenen Bogenschützen sind perfekt für den Nahkampf geeignet.<br />
Nachdem diese furchtlosen berittenen Samurai den Gegner mit einem<br />
Pfeilhagel geschwächt haben, stürzen sie sich mit gezogenem Schwert<br />
selbst in das Schlachtgeschehen.<br />
Für einen perfekt organisierten Truppenverband sind die Berittenen<br />
Bogenschützen allerdings keine ernste Bedrohung; für eine ungeordnete<br />
Truppe können sie jedoch tödlich sein. Ein kluger General befiehlt den Berittenen<br />
Bogenschützen, in die ungeschützten Flanken des Feindes einzufallen oder demoralisierte<br />
Truppen auszuschalten.<br />
Wie alle Kavallerieeinheiten müssen auch Berittene Bogenschützen im Kampf gegen<br />
Arkebusiere umsichtig und weise eingesetzt werden.<br />
“Schlage zu, wo es der Feind nicht erwartet, und während er unentschlossen ist, nutze<br />
deinen Vorteil und vernichte ihn.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Feuers<br />
53
Schwere Kavallerie<br />
Diese schwer bewaffneten Samurai sind die Elite des Schlachtfeldes. Dank<br />
ihrer Geschwindigkeit, ihres Gewichtes und ihrer Kampkraft eignen sie sich<br />
hervorragend als Stoßtruppen gegen beinahe jeden Gegner. Die Schwere<br />
Kavallerie zeigt lediglich gegen Yari-Einheiten (die sie mit ihren langen<br />
Speeren auf Distanz halten) und gegen Akebusiere Schwächen. Im<br />
Nahkampf fügen die Reiter jedoch jedem Feind schwere Wunden zu. Auch<br />
in der Verteidigung sind diese Samurai verlässliche Diener.<br />
Fast alle Clans verstärkten ihre Heere mit Verbänden der Schweren Kavallerie. Vor allem<br />
die Takeda fügten ihren Gegnern am Anfang jeder Schlacht zunächst einen schweren Schlag<br />
durch die Schwere Kavallerie zu.<br />
Yari-Kavallerie<br />
Die Yari-Kavallerie hat dank ihrer Speere eine deutlich größere Reichweite<br />
als die Schwere Kavallerie. Aus der Lanze der berittenen Samurai<br />
entwickelte sich später der Yari der Infanterieeinheiten. Da die Lanzen der<br />
Yari-Kavallerie kürzer und leichter sind als die Speere der Fußsoldaten und<br />
der Ashigaru, haben sie gegen Yari-Einheiten einen gewissen Nachteil.<br />
Trotzdem ist die Yari-Kavallerie außerordentlich kampfstark. Allerdings fehlt<br />
den Reitern der Verteidigungsbonus der Schweren Kavallerie. Im Kampf<br />
gegen Arkebusiere ist jedoch Vorsicht geboten. Durch einen schlecht geplanten Angriff<br />
verliert ein General seine Kavallerie, noch bevor diese den Feind selbst attackieren kann.<br />
Yari-Ashigaru<br />
Am Anfang von Shogun: Total War erhalten die meisten Clans einen<br />
“kostenlosen” Yari-Ashigaru als erste Einheit.<br />
Der Yari, ein Langspeer, war die typische Waffe der Ashigaru. Einem<br />
einfachen Bauern beizubringen, in welche Richtung er den Speer halten<br />
musste, nahm schließlich deutlich weniger Zeit in Anspruch, als die<br />
mühsame Ausbildung am Schwert.<br />
Yari-Ashigaru unterscheiden sich deutlich von ähnlich ausgerüsteten<br />
Samurai. Diese genießen eine wesentlich bessere Ausbildung, haben eine stärkere Moral und<br />
eine hochwertigere Ausrüstung. Andererseits sind die Ashigaru preiswerte Soldaten, die in<br />
sehr großer Zahl in relativ kurzer Zeit ausgebildet werden können. Aus eben diesem Grund<br />
gibt es in jeder Armee große Ashigaru-Kontingente.<br />
Nach europäischem Vorbild setzten die Daimyo ihre Yari-Truppen als “Speerwall” ein. Auf<br />
diese Weise gaben die Soldaten den Arkebusieren Deckung, während diese ihre Flinten<br />
nachluden.<br />
54<br />
Arkebusen-Ashigaru<br />
Als die Portugiesen im Jahr 1542 die Arkebuse nach Japan brachten,<br />
änderte sich die Organisation und die Bewaffnung der Armeen Japans<br />
nachhaltig. Trotz der relativ geringen Reichweite und der langen Ladezeiten<br />
war die Arkebuse – überlegt eingesetzt – eine verheerende Waffe, die den<br />
traditionellen Bogen schon bald verdrängen sollte.<br />
Die außerordentlich schweren Arkebusen konnten anfangs nur mit Hilfe<br />
eines Stativs abgefeuert werden. Daher war es zum einen sehr mühselig,<br />
die Waffe zu transportieren und in Stellung zu bringen, zum anderen hatten mit Arkebusen<br />
bewaffnete Ashigaru im Nahkampf keine Chance gegen traditionelle Einheiten. Ein Schuss<br />
aus einer Arkebuse konnte dem heranstürmenden Feind schwere Verletzungen zufügen.<br />
Kam der Gegner jedoch nahe genug an den Schützen heran, war ihm dieser schutzlos<br />
ausgeliefert.<br />
Da für die Ausbildung von Arkebusieren eine Handelsstation erforderlich ist, könnt Ihr Eure<br />
Truppen erst nach der Ankunft europäischer Händler mit Arkebusen ausrüsten: Die<br />
Portugiesen erreichten Japan im Jahr 1542, die Niederländer folgten 1561. Die europäischen<br />
Kaufleute fanden in den Kriegsherren des Landes unzählige Käufer der neuen Wunderwaffe.<br />
Da die europäischen Waffenschmiede jedoch eine lange und beschwerliche Seereise von<br />
Japan entfernt waren, begannen auch die einheimischen Handwerker – anfangs relativ<br />
erfolglos – mit der Herstellung von Arkebusen. Dies ist einer der Gründe für die langwierige<br />
Ausbildung eines Arkebusiers: Es ist kein Problem, einem Ashigaru die Funktionsweise<br />
dieser Waffe zu erklären. Der Nachschub an guten Arkebusen, Pulver und Kugeln ist jedoch<br />
begrenzt!<br />
Musketier-Ashigaru<br />
Durch die Verbesserung der Waffentechnik und der taktischen<br />
Möglichkeiten der Arkebusiere während der Sengoku-Periode – also auch<br />
in Shogun: Total War – könnt Ihr ab einem gewissen Zeitpunkt auch<br />
Musketiere ausbilden. Die Musketen dieser Truppen haben eine etwas<br />
größere Reichweite und eine höhere Schussfrequenz. Der wichtigste<br />
Vorteil der neuen Musketen ist jedoch ihr geringes Gewicht. Dadurch kann<br />
auch ein einzelner Ashigaru die Waffe effektiv einsetzen.<br />
Hinweis: In den Feldzügen von Shogun: Total War - Gold Edition stehen keine reinen<br />
Arkebusier-Einheiten für die Zeit der Invasion durch die Mongolen zur Verfügung.<br />
Der Begriff “Musketier” ist eigentlich nicht richtig, da die Ashigaru nicht mit Musketen,<br />
sondern mit leichten Arkebusen ausgerüstet sind. Die Bezeichnung “Arkebusen-Ashigaru mit<br />
einer leichteren aber effektiveren Waffe” ist jedoch etwas umständlich!<br />
55
NAGINATA-KAVALLERIE<br />
Diese Form der Kavallerie entstand, als die berittenen Samurai<br />
zunehmend mit Speeren kämpften. Die Naginata, eine<br />
Schwertlanze, vereint die Vorteile eines Schwertes und eines<br />
Speers.<br />
Naginata-Kavalleristen können ausschließlich in Provinzen mit<br />
einem berühmten Reiter-Dojo und einem Speer-Dojo ausgebildet<br />
werden.<br />
KENSAI<br />
Kensai ist das japanische Wort für “Schwertheilige”. Einer dieser<br />
Kensai (und gleichzeitig einer der größten Schwertkämpfer aller<br />
Zeiten) war Miyamoto Musashi. Nicht selten kämpften die Kensai<br />
gegen eine feindliche Übermacht, ohne dabei selbst verletzt zu<br />
werden. Nur wenige Länder haben jemals derart perfekte Schwertkämpfer<br />
hervorgebracht. Nicht einmal die größten Schwertmeister<br />
Europas waren einem Kensai auch nur ansatzweise gewachsen.<br />
Kensai können ausschließlich in legendären Schwert-Dojos<br />
ausgebildet werden. Sie ziehen stets als Einzelkämpfer in die Schlacht. Aber lasst Euch nicht<br />
täuschen … diese Männer sind absolut tödlich!<br />
NINJA-ASSASSINEN<br />
Im Gegensatz zu anderen Ninja (traditionell Meuchelmörder)<br />
können Ninja-Assassinen wie normale Einheiten auf dem<br />
Schlachtfeld eingesetzt werden.<br />
Dank ihrer perfekten Tarnung sind sie in der Lage, feindliche<br />
Stellungen zu umgehen. Sie werden erst entdeckt, wenn sie<br />
angreifen.<br />
ASHIGARU-ARMBRUSTSCHÜTZEN<br />
Die Ashigaru-Armbrustschützen werden im Abschnitt Die Mongolen<br />
beschrieben, da sie nur in der Zeit der Mongolenkriege eine Rolle<br />
spielten. Voraussetzung für die Ausbildung von Armbrustschützen ist<br />
ein Bogen-Dojo.<br />
EINHEITEN DER <strong>MONGOL</strong>EN<br />
Die verschiedenen Einheiten der Mongolen werden im Abschnitt Die Mongolen<br />
beschrieben, da sie nur in der Zeit der Mongolenkriege eine Rolle spielten.<br />
Alle mongolischen Einheiten setzen vom chinesischen Festland nach Japan über. Da die<br />
Mongolen in Japan selbst keine Truppen ausbilden, sind für die Aushebung mongolischer<br />
Soldaten keine Einrichtungen erforderlich.<br />
56<br />
Kampf um Schlösser und<br />
Festungen<br />
Schlösser waren in der Kriegsgeschichte Japans stets von größter Bedeutung. Aus diesem<br />
Grund müsst Ihr auch in Shogun: Total War – Gold Edition verschiedene Schlösser und<br />
Festungen erobern oder verteidigen.<br />
In Shogun: Total War dauert – dank des strategischen Spielsystems – keine Belagerung lange.<br />
Wenn Eure Truppen eine Provinz mit einem Schloss belagern, müsst Ihr zunächst die<br />
Garnison der Provinz in die Knie zwingen. Allerdings fällt dadurch nicht automatisch die<br />
ganze Provinz in Eure Hände.<br />
Die besiegten Verteidiger ziehen sich auf ihre Festung zurück und verteidigen entschlossen<br />
und tapfer ihre Heimat. In dieser Zeit fließen aus der umkämpften Provinz keine Steuern in<br />
die Schatzkammern der Kriegsparteien. Zu allem Überfluss kann der Verteidiger darüber<br />
hinaus keine neuen Truppen ausheben.<br />
Solange sich in einer Provinz ein Offensivheer aufhält, gilt das Schloss als belagert. Als<br />
Daimyo Eures Clans müsst Ihr Euch keine Sorgen über die Details der Belagerung machen.<br />
Während einer Belagerung erleiden die Verteidiger einer Festung hohe Verluste. Die<br />
Belagerung ist also eine langwierige, aber erfolgreiche Methode, ein Schloss einzunehmen.<br />
Natürlich könnt Ihr Schlüsseleinheiten des Gegners ermorden lassen, um so eine offene<br />
Schlacht zu provozieren. Wenn die Zeit drängt, solltet Ihr auf eine Belagerung verzichten<br />
und andere Strategien in Erwägung ziehen.<br />
Auf den ersten Blick haben die Verteidiger nur die Möglichkeit, in einer Festung<br />
auszuharren, bis sie verhungern oder die Festung eingenommen wird. Das ist allerdings nur<br />
die halbe Wahrheit: Ihr könnt beispielsweise warten, bis der Feind aufgibt. Natürlich ist es<br />
gut möglich, dass Ihr die unvermeidliche Niederlage dadurch nur hinauszögert. Wagt Ihr<br />
einen Ausbruch aus Eurem Schloss, ist dieses verloren, wenn Eure Männer dem Feind auf<br />
dem Schlachtfeld unterliegen. Wenn Ihr Eure Verbündeten zu Hilfe ruft, könnt Ihr die<br />
feindlichen Truppen mit einem Entsatzheer angreifen, um so Eure Festung zu retten.<br />
Nach der Eroberung einer Festung ist diese meist stark beschädigt. In diesem Fall<br />
funktionieren möglicherweise verschiedene Verbesserungen des Schlosses erst, nachdem Ihr<br />
das Schloss repariert habt.<br />
Mit einem Schloss könnt Ihr den Vormarsch Eurer Feinde also vergleichsweise lange<br />
aufhalten. Außerdem werden in Festungen neue Einheiten ausgebildet.<br />
Historische Schlösser<br />
Die Schlösser im historischen Japan wurden meist als schwer einzunehmende Trutzburgen in<br />
unzugänglichem Gelände errichtet. Anfangs baute man Festungen aus Holz mit wenigen<br />
Steinverstärkungen. Oft ließen die Kriegsherren sogar die Gipfel von Hügeln und Bergen<br />
befestigen oder nutzen den Schutz eines nahe gelegenen Waldes.<br />
Anders als in Europa hatten die Verteidiger in einem Punkt jedoch Glück: Die<br />
Belagerungsmethoden der japanischen Heere waren durchschaubar und brachial.<br />
Üblicherweise umstellten die Angreifer die Festung und versuchten, diese mit Pfeilen in<br />
Brand zu schießen. Gelegentlich schossen außerdem die Infanteristen ungezielt über die<br />
Mauer oder das Tor des belagerten Schlosses. Die Verteidiger ihrerseits hofften, dass die<br />
57
Angreifer eines Tages aufgeben oder die Soldaten desertierten würden. In der Regel<br />
warteten die Verteidiger jedoch nicht untätig ab, sondern gingen selbst zum Angriff über. In<br />
der japanischen Geschichte finden wir viele Beispiele von Samurai, die eine sichere Festung<br />
verließen, um dem Feind im Kampf gegenüberzutreten.<br />
Bis zur Sengoku-Periode wurden Schlösser nach demselben Prinzip gebaut. Dadurch hatten<br />
sich auch die Belagerungstaktiken im Laufe der Jahrhunderte nur unwesentlich verändert –<br />
schließlich gab es keinen Grund, erfolgreiche Strategien zu ändern. Vor der Sengoku-Periode<br />
baute man – aus gutem Grund (immerhin war Japan schon immer erdbebengefährdet) – fast<br />
ausschließlich Holzburgen. Nur selten wurden die Holzfestungen auf Steinfundamenten<br />
errichtet.<br />
Wichtigster Aspekt beim Bau, der Verteidigung und der Belagerung eines Schlosses blieb die<br />
Reichweite der Brandpfeile. Die Fähigkeit, ein Schloss niederzubrennen, war von<br />
entscheidender Bedeutung. Außerdem galt es, die Verteidiger von den Schwachstellen der<br />
eigenen Armee fernzuhalten. All dies änderte sich jedoch mit der Einführung von<br />
Feuerwaffen. Plötzlich musste beim Bau einer Festung auch der Einsatz von Gewehren und<br />
Belagerungsgeschossen berücksichtigt werden.<br />
Eines änderte sich jedoch auch in der Sengoku-Periode nicht ... die Bereitschaft der<br />
Verteidiger, den Angreifern im offenen Feld entgegenzutreten. Bedenkt man den Einfluss des<br />
Bushido auf die Samurai, wird klar, warum die Krieger nicht in ihren Festungen ausharrten,<br />
sondern mutig in den Kampf stürmten!<br />
Im Laufe der Sengoku-Periode entstanden riesige Schlösser. Toyotomi Hideyoshis gewaltige<br />
Trutzburg in Osaka war allen anderen Festungen der damaligen Zeit überlegen. Sogar der<br />
nahe gelegene Fluss war ein Teil der Befestigungsanlagen. Die äußeren Festungsmauern<br />
waren über 18 Kilometer lang. Hatten die Angreifer die erste Mauer erstürmt, mussten sie<br />
erkennen, dass sie noch unzählige weitere Mauern von ihrem Ziel, der Festung, trennten.<br />
Artillerie<br />
In den Augen eines europäischen Feldherrn des 16. oder 17. Jahrhunderts fehlt dem<br />
japanischen Heer dieser Zeit eine wichtige Komponente: Die Feldartillerie. Da<br />
Handfeuerwaffen in Europa sehr teuer und schwer zu bedienen waren, setzten die Armeen<br />
Europas die Artillerie lange vor der Handfeuerwaffe ein.<br />
In Japan hingegen war es genau umgekehrt. Aufgrund eines kaiserlichen Ediktes gegen die<br />
Verwendung von Transportmitteln mit Rädern, gingen alle Japaner zu Fuß, ritten oder ließen<br />
sich in Sänften befördern.<br />
Ohne ein Fuhrwerk war es jedoch völlig unmöglich – und vor allem unpraktisch – schwere<br />
Feldgeschütze zu bewegen. Stellt Euch vor, Ihr müsst ein Fuhrwerk über eine nasse Wiese<br />
schieben, während Euch zum einen 100 Feinde attackieren und Ihr zum anderen darauf<br />
achten sollt, dass Eure wertvolle Fracht nicht feucht wird ... ein schier unmögliches<br />
Unterfangen.<br />
Aus diesem Grund setzten die Daimyo Arkebusen und Musketen zwar begeistert ein,<br />
ignorierten die Artillerie jedoch als eigenständige Waffengattung. Es gab zwar einige große<br />
Geschütze, die allerdings niemals auf offenem Feld eingesetzt wurden. Da die Artillerie bei<br />
der japanischen Kriegsführung dieser Zeit kaum eine Rolle spielte, steht sie in Shogun: Total<br />
War nicht zur Verfügung.<br />
Hinweis: In den Szenarien zur Invasion durch die Mongolen steht Euch Schießpulver zur<br />
Verfügung! Wenn Ihr wollt, könnt Ihr sogar die gefürchteten Koreanischen Scharmützler auf<br />
Eure Gegner hetzen!<br />
58<br />
Flotte<br />
Es ist eine Tatsache, dass die Samurai Seegefechte nicht schätzten, da sie selbst keine guten<br />
Seeleute waren. Ein Daimyo mit Ambitionen auf das Amt des Shoguns verließ sich daher nie<br />
auf eine Flotte, sondern auf seine Samurai.<br />
Die wenigen japanischen Schlachtschiffe spielten während der Sengoku-Periode keine<br />
entscheidende Rolle. Aus diesem Grund stehen Euch in Shogun: Total War keine<br />
Seestreitkräfte zur Verfügung. Die Werften in den Küstenregionen benötigt Ihr lediglich für<br />
den Handel mit dem chinesischen Festland.<br />
Strategische Einheiten<br />
Die im Folgenden beschriebenen Einheiten spielen vor allem eine taktische Rolle. Mit<br />
Ausnahme des Taisho, des Generals, erscheinen sie nicht auf dem Schlachtfeld. Ihre<br />
einzigartigen Fähigkeiten sollte ein weiser Daimyo jedoch in vollem Umfang nutzen. Aber<br />
lest selbst!<br />
Taisho<br />
Der Taisho wird unter den fähigsten Samurai<br />
gewählt und befehligt einen Teil des Heeres<br />
oder die gesamte Streitmacht eines Clans. Er<br />
erscheint auf der strategischen Karte Japans an<br />
der Stelle, an der sich seine Armee aufhält und<br />
ist auf jedem Schlachtfeld anwesend, auf dem<br />
Einheiten unter seinem Befehl kämpfen. Der<br />
Taisho wird stets von einigen Leibwächtern<br />
(den Hatamoto) abgeschirmt. Als General hat<br />
er einen starken Einfluss auf die ihm<br />
unterstellten Einheiten. Eine Armee unter<br />
einem erfahrenen Taisho mit einem starken<br />
Ehrgefühl erhält daher einen Moralbonus.<br />
Generäle können auf dem Schlachtfeld fallen und sind häufig das Ziel von Mordanschlägen<br />
durch feindliche Ninja. Da ein Taisho sehr wichtig für Euer Heer ist, solltet Ihr stets für<br />
seinen Schutz sorgen.<br />
59
Unterhändler<br />
Unterhändler sind Samurai, die Ihr aufgrund<br />
ihrer absoluten Loyalität auswählt und zu<br />
Botschaftern Eures Hauses ausbildet. Sie<br />
verfügen über ein außergewöhnliches<br />
diplomatisches Geschick und treten einem<br />
feindlichen Daimyo stets mit Respekt und<br />
Ehrerbietung gegenüber. Ein Unterhändler<br />
gewinnt mit jeder erfolgreichen Mission an<br />
Erfahrung. Dadurch steigen zum einen seine<br />
Erfolgsaussichten bei zukünftigen<br />
Verhandlungen, zum anderen ist er besser<br />
gegen Mordanschläge feindlicher Ninja<br />
gewappnet.<br />
Schickt Ihr einen Unterhändler zu einem feindlichen Daimyo, besteht immer die Gefahr,<br />
dass seine Mission scheitert und Euch der Daimyo als Antwort auf Euer Angebot den Kopf<br />
des Unterhändlers schickt. In diesem Fall könnt Ihr davon ausgehen, dass die Antwort des<br />
feindlichen Daimyo “Nein” lautet.<br />
Ninja<br />
Ninja sind perfekte Spione und Mörder. Nur ein<br />
törichter Daimyo verzichtet im Kampf gegen<br />
seine Rivalen auf die Unterstützung eines Ninja<br />
– und sei es nur, um Informationen zu<br />
sammeln. Ein Ninja tötet auf Befehl alle lästigen<br />
Widersacher: Unterhändler, Generäle, ja sogar<br />
einen feindlichen Daimyo. Je erfahrener sein<br />
Ziel ist, desto geringer sind jedoch seine<br />
Erfolgsaussichten. Meister- und legendäre Ninja<br />
leisten nach unzähligen erfolgreichen Missionen<br />
auch bei Belagerungen wichtige Dienste, da sie<br />
unerkannt in eine Festung eindringen und<br />
Euren Truppen die Tore öffnen können!<br />
Mit jeder erfolgreichen Mission steigt die Erfahrung eines Ninja. Dadurch nimmt natürlich<br />
auch seine Gefährlichkeit zu – es sei denn, er wird von Euren Gegnern entdeckt und<br />
hingerichtet!<br />
60<br />
Shinobi<br />
Shinobi sind Spione, die im Reich Eurer Feinde<br />
Informationen sammeln und dort Unruhe<br />
stiften. Als Daimyo erhaltet Ihr in Shogun: Total<br />
War – Gold Edition nur dann Informationen<br />
über ein bestimmtes Gebiet, wenn Ihr einen<br />
Shinobi ausgesandt habt. Dieser informiert<br />
Euch über den Wert und die Besonderheiten<br />
einer Provinz sowie über deren militärische<br />
Situation.<br />
Außerdem kann ein Shinobi die Loyalität der<br />
Bevölkerung schwächen und Aufstände<br />
provozieren. Nach einer Revolte unterwerfen<br />
sich die Bewohner einer Provinz allerdings<br />
nicht automatisch einem neuen Herrn, sondern erklären ihre Unabhängigkeit und heben ein<br />
eigenes Heer aus Bauern und Ronin aus.<br />
Setzt Ihr die Shinobi auf Eurem eigenen Territorium ein, organisieren sie eine effektive<br />
Spionageabwehr und schalten feindliche Agenten aus. Dadurch verhindert Ihr, dass feindliche<br />
Shinobi Eure Untertanen aufhetzen. Schließlich sind endlose Rebellionen für den<br />
Fortbestand Eures Reiches ebenso gefährlich wie ein feindliches Heer.<br />
Legendäre Geisha<br />
Die Legendäre Geisha ist eine hervorragende<br />
Diplomatin, gleichzeitig jedoch eine perfekte<br />
Spionin und Mörderin. Schickt Ihr sie als<br />
Unterhändlerin zu einem feindlichen Daimyo,<br />
sammelt sie in dessen Schloss – wie ein Ninja-<br />
Spion – wichtige Informationen. Das perfide an<br />
dieser Situation ist, dass Euer Opfer genau<br />
weiß, dass die Geisha nichts Gutes plant. Er<br />
kann ihrem Treiben jedoch nur ein Ende<br />
setzen, indem er sie von einem Ninja töten<br />
lässt!<br />
Vergesst nicht, dass eine Geisha keine<br />
Prostituierte oder Konkubine, sondern eine gebildete Begleiterin und Unterhalterin ist –<br />
wer könnte also besser geheime Informationen sammeln …<br />
61
Jesuit<br />
Ihr könnt Jesuiten als Unterhändler einsetzen,<br />
die als Diplomaten vor allem mit christlichen<br />
Herrschern außerordentlich gute<br />
Verhandlungsergebnisse erzielen. Unabhängig<br />
vom Ausgang seiner Mission wird ein Jesuit von<br />
einem christlichen Daimyo niemals enthauptet.<br />
Ein buddhistischer Daimyo hingegen hat keinen<br />
Grund, der christlichen Kirche oder einem<br />
ihrer Repräsentanten Respekt zu zollen!<br />
62<br />
3: Das Land der Daimyo<br />
“Das Terrain wird nach der Größe, der Zugänglichkeit und der Sicherheit bewertet.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Landbesitz und der auf den Feldern angebaute Reis waren im feudalen Japan stets eine<br />
wichtige Grundlage für Reichtum und Ansehen. Wenn man bedenkt, dass im<br />
mittelalterlichen Japan mehr Menschen lebten, als in ganz Europa, wird die Bedeutung des<br />
Grundbesitzes noch deutlicher.<br />
Das Land selbst besteht aus den vier<br />
Hauptinseln Hokkaido (Im Norden), Honshu<br />
(der größten Insel), Shikoku und Kyushu.<br />
Hokkaido steht in Shogun Total War nicht als<br />
Kriegsschauplatz zur Verfügung, da die<br />
Herrschaft über diese Insel während der<br />
Sengoku-Periode weder eine strategische, noch<br />
eine taktische Bedeutung hatte. Hokkaido galt<br />
im Mittelalter eher als rückständige<br />
Barbareninsel, auf der lediglich die Ainu, die<br />
Ureinwohner Japans, lebten. Damals wie heute<br />
war Honshu die wichtigste Insel des Landes.<br />
Die Kontrolle über die Honshu-Provinzen<br />
sicherte den Tokugawa die Herrschaft über Japan. Es wäre allerdings falsch, Shikoku und<br />
Kyushu als unwichtig zu bezeichnen, da beide Inseln immer wieder mächtige Daimyo<br />
hervorbrachten. Dank der Inlandsee, die diese Inseln voneinander trennte, hatten die<br />
Daimyo die Möglichkeit, gewaltige Armeen aufzubauen.<br />
“Die siegreiche Armee sucht nur dann den Kampf, wenn der Sieg bereits errungen ist.<br />
Ein Heer, das zum Untergang verdammt ist, kämpft zuerst und sucht dann den Sieg.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Aufgrund der Entfernung zum asiatischen Festland war es für fremde Armeen<br />
vergleichsweise schwierig, in Japan einzufallen – wie die Mongolen am eigenen Leib<br />
erfuhren. Durch diesen Umstand konnten sich die Daimyo gegenseitig bekämpfen, ohne<br />
eine Landung der Chinesen oder Mongolen befürchten zu müssen. Die Sengoku-Periode<br />
hätte sich also vermutlich nicht in dieser Form abgespielt, wenn die Bedrohung durch<br />
fremde Mächte größer gewesen wäre. Man denke nur an das Griechenland der Antike, das<br />
trotz der ständigen Bedrohung durch die Perser wuchs und gedieh.<br />
63
Provinzen & Verbesserungen<br />
In Shogun: Total War unterscheiden sich die einzelnen Provinzen des Landes kaum<br />
voneinander. Den Wert einer Provinz macht in erster Linie das Geld (gemessen in Koku)<br />
aus, das der herrschende Daimyo jährlich erwirtschaftet. Weitere Faktoren sind die<br />
strategische Position einer Provinz sowie das Prestige, das mit der Herrschaft über eine<br />
Provinz verbunden ist. Die Lage einer Provinz spielt hingegen keine entscheidende Rolle.<br />
Obwohl der Daimyo den Steuersatz in seinem Reich selbst bestimmen kann, sind die<br />
Steuereinnahmen in reichen und fortschrittlichen Provinzen natürlich am höchsten.<br />
Gleichzeitig darf die Steuerlast jedoch nicht zu hoch sein. Ein Daimyo, der seine Untertanen<br />
allzu gierig ausbeutet, um seine Soldaten zu entlohnen, oder um neue Festungen zu<br />
errichten, riskiert eine Rebellion. Vor allem die bäuerlichen Ikki und die Ji-Samurai haben aus<br />
Zorn über zu hohe Steuern schon so manchen Daimyo gestürzt!<br />
Provinzen wie Yamato oder Hida auf der Hauptinsel Honshu kommt eine enorme<br />
strategische Bedeutung zu, da ein Daimyo, der diese Provinzen beherrscht, sein Reich in<br />
verschiedene Richtungen ausdehnen kann. Dieser strategische Vorteil ist jedoch gleichzeitig<br />
– unter der Herrschaft eines schwachen Daimyo – die größte Schwäche, da die feindlichen<br />
Heere alle Grenzen des Landes bedrohen. Andererseits lässt sich eine Provinz auf Kyushu<br />
zwar hervorragend verteidigen, allerdings ist sie vom Kernland Japans und dem<br />
Machtzentrum Kyoto abgeschnitten. Ein weiser und fähiger Daimyo weiß die Vorteile beider<br />
Provinzen zu nutzen, zumal er nach weit höherem, als dem Sieg in der nächsten Schlacht<br />
strebt.<br />
“Ein weiser General achtet darauf, beim Feind zu plündern. Eine Wagenladung Vorräte<br />
vom Feind entspricht 20 eigenen.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Jede Provinz ist für sich einzigartig. In einigen Provinzen gibt es Gold- oder Erzvorkommen,<br />
die Ihr ausbeuten könnt. In anderen Territorien leben traditionell großartige Reiter (was die<br />
Aushebung von Kavallerieeinheiten deutlich erleichtert). Wieder andere Provinzen haben<br />
eine lange Tradition in der Ausbildung von Ninja-Assassinen. Diese Besonderheiten solltet<br />
Ihr bei der Planung Eurer Feldzüge stets berücksichtigen. Immerhin könnt Ihr einem Gegner<br />
durch die Unterwerfung einer Provinz wichtige Rohstoffe entziehen oder Eure eigenen<br />
Pläne vorantreiben.<br />
Sendet einen Shinobi zur Erkundung in eine Provinz, bevor Ihr diese angreift. Schließlich<br />
solltet Ihr die strategische und wirtschaftliche Bedeutung einer Provinz kennen, bevor Ihr sie<br />
in Euer Reich eingliedert. Der Angriff auf eine feindliche Provinz bringt zwei Vorteile mit<br />
sich: Zum einen vergrößert Ihr Euer eigenes Territorium, zum anderen wird der Feind<br />
durch den Ausfall der Erträge in der eroberten Provinz zusätzlich geschwächt. Die<br />
Unterwerfung einer Provinz verschiebt das herrschende Machtgefüge daher entscheidend<br />
und eröffnet dem siegreichen General meist neue strategische Möglichkeiten.<br />
64<br />
Wenn Ihr eine feindliche Provinz unterwerft, nehmt Ihr auch die Schlösser und Burgen des<br />
jeweiligen Gebietes ein ... ein großartiger Vorteil, wenn man bedenkt, dass die Eroberung<br />
eines Schlosses in der Regel langwierig und verlustreich ist. Ihr müsstet normalerweise<br />
mindestens zwei Schlachten schlagen oder die belagerten Einheiten einer Festung<br />
aushungern. Natürlich wird ein Schloss im Zuge einer Eroberung beschädigt (und um eine<br />
Ausbaustufe zurückgestuft). Allerdings ist dies meist deutlich billiger als die Errichtung einer<br />
neuen Festung. Alle militärischen Einrichtungen des Schlosses fallen nach der Eroberung<br />
ebenfalls in Eure Hände, es sei denn, das Schloss wird zu stark beschädigt. Durch die<br />
Unterwerfung einer Provinz könnt Ihr einen Gegner also empfindlich schwächen und Eure<br />
eigene Macht im Handstreich vergrößern!<br />
Förderung von Provinzen<br />
Die Daimyo waren große Feldherren und mächtige Landbesitzer. Ohne ihre riesigen<br />
Ländereien wäre der außerordentlich kostspielige Unterhalt ihrer gewaltigen Heere nicht<br />
möglich gewesen. Wie alle Großgrundbesitzer verfolgten die Daimyo die Entwicklung ihrer<br />
Besitztümer sehr aufmerksam und waren stets darauf bedacht, den Reichtum ihrer<br />
Provinzen zu steigern – schließlich war der Wohlstand ihrer Untertanen ausschlaggebend für<br />
die Höhe der eingetriebenen Steuern.<br />
In Shogun: Total War fördert Ihr Eure Provinzen durch gezielte Investitionen. Durch die<br />
Verbesserung des Weidelandes (maximal vier Mal) erzielt Ihr deutlich höhere jährliche<br />
Erträge. Stoßt Ihr in einer Provinz auf Bodenschätze, solltet Ihr augenblicklich eine Mine<br />
bauen. Schließlich sind Gold und andere Bodenschätze wichtige Einnahmequellen. Dank<br />
ihrer reichen Goldminen konnten die Takeda die Steuern senken und dennoch eine<br />
mächtige Kavallerie aufbauen.<br />
Das Garnisonsheer einer Provinz muss nicht ausgebaut werden. In Gebieten, in denen kein<br />
stehendes Heer auf Eure Befehle wartet, wahrt eine Armee aus Bauern, Ashigaru und Ji-<br />
Samurai Eure Interessen. Schlagt Ihr in Eurer Heimatprovinz eine Schlacht, wird diese<br />
tapfere Bürgerwehr durch zusätzliche Einheiten verstärkt. Wenn kein Daimyo über eine<br />
Provinz herrscht, verteidigen die Bauern und Ashigaru ihre Heimat gegen jeden potenziellen<br />
Eroberer.<br />
65
Wachtürme und Grenzbefestigungen<br />
Es gibt in Shogun: Total War zwei “nicht-wirtschaftliche” Bauwerke, die Ihr errichten könnt,<br />
bevor Ihr ein Schloss gebaut habt. Wachtürme dienen dabei nicht der Verteidigung Eurer<br />
Provinzen, sondern der Überwachung benachbarter Regionen. Wenn Ihr in einer Provinz<br />
Wachtürme errichtet habt, steht dem Bau einer Grenzbefestigung nichts mehr im Wege.<br />
Durch den Bau einer Grenzbefestigung verhindert Ihr, dass feindliche Spione in der<br />
jeweiligen Provinz ihr Unwesen treiben. Außerdem wird durch Wachtürme und<br />
Grenzbefestigungen die Loyalität der Provinzbewohner gefestigt.<br />
Katastrophen<br />
Japan wurde im Laufe seiner Geschichte immer<br />
wieder von schrecklichen Naturkatastrophen<br />
heimgesucht. Es besteht daher immer die<br />
Gefahr, dass ein plötzliches Erdbeben einige<br />
oder alle Gebäude und Verbesserungen einer<br />
Provinz zerstört. Glücklicherweise sind<br />
Erdbeben relativ selten.<br />
Ähnlich gefährlich und zerstörerisch sind die<br />
gefürchteten Taifune. Diese gewaltigen Stürme<br />
brauen sich über dem Pazifik zusammen und<br />
richten in den Küstenregionen des Landes<br />
verheerende Schäden an. Aufgrund der Nähe<br />
des chinesischen Festlandes besteht in den Provinzen an der japanischen Westküste übrigens<br />
keine Gefahr.<br />
Rebellionen, Bauernaufstände<br />
& Ronin<br />
Nicht alle Provinzen des Spiels gehören zum Herrschaftsbereich eines Daimyo. Wie im<br />
historischen Japan gibt es Gebiete, in denen der Herrscher von Ikko-Ikki oder von<br />
revoltierenden Bauern gestürzt wurde.<br />
Für jede Provinz in Shogun: Total War gibt es einen Loyalitätswert. Dieser steht für die<br />
Loyalität der Bauern und Ji-Samurai gegenüber ihrem Herrscher. Die Loyalität Eurer<br />
Untertanen wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Der wichtigste Grund für die<br />
Unzufriedenheit Eurer Untertanen ist ein allzu hoher Steuersatz. Zwar könnt Ihr mit hohen<br />
Steuern Euren persönlichen Reichtum fördern, allerdings lösen drückende Steuern in der<br />
Bevölkerung einer Provinz Unruhen aus. Nach der Einführung und der Verbreitung des<br />
Christentums beeinflusst unter Umständen auch die Religion die Loyalität Eurer Untertanen.<br />
Mehr dazu erfahrt Ihr im nächsten Kapitel dieses Handbuchs. Wenn Ihr eine Rebellion nicht<br />
rechtzeitig niederschlagt, breitet sich der Aufstand möglicherweise wie ein Flächenbrand auf<br />
benachbarte Provinzen aus. Zu allem Überfluss erheben sich die Bauern einer Provinz<br />
manchmal auch nach schlechten Ernten oder Naturkatastrophen gegen ihren Daimyo.<br />
66<br />
Ihrer Meinung nach ist es in diesem Fall besser, die gesamte Ernte für sich zu behalten, und<br />
dem Zorn ihres Herrn zu trotzen, als den Großteil einer ohnehin schlechten Ernte<br />
abzuführen und selbst zu verhungern.<br />
Natürlich habt Ihr verschiedene Möglichkeiten, die Loyalität Eurer Untertanen zu festigen.<br />
Durch den Bau einer Garnison könnt Ihr Aufstände bis zu einem gewissen Grad<br />
unterdrücken. Außerdem schützen die stationierten Einheiten Eure Provinz vor Überfällen<br />
rivalisierender Daimyo. Entsendet in eine Provinz Shinobi als “Geheimpolizei”, damit Ihr<br />
negative Strömungen frühzeitig erkennt und unterdrücken könnt. Auch Grenzbefestigungen<br />
und Wachtürme tragen zur Zufriedenheit der Bevölkerung bei: Auf diese Weise zeigt Ihr<br />
Euren Untertanen, dass Ihr Maßnahmen zu ihrem Schutz ergreift und die eingenommenen<br />
Steuern nicht in die Aushebung eines – für Eure Bauern unwichtigen – Heeres investiert. Ein<br />
Daimyo, der sich um das Wohl seiner Untertanen sorgt, und Geld in die Verbesserung ihrer<br />
Bauernhöfe investiert, ist natürlich ebenfalls beliebt.<br />
Es gibt noch einen weiteren Faktor, der zum Ausbruch einer Revolte führen kann: In einer<br />
eben unterworfenen Provinz schlagen sich die Bauern meist auf die Seite ihres alten Herrn.<br />
Wenn Ihr keine Garnison stationiert (und einen Shinobi in die Provinz entsendet), öffnet Ihr<br />
einer Revolte Tür und Tor. Nach der Eroberung einer Provinz dauert es etwa fünf Jahre, bis<br />
die Bevölkerung den neuen Herrscher akzeptiert. Dies solltet Ihr bei der Festsetzung der<br />
Steuern und vor der Verlagerung von Truppen immer bedenken.<br />
Früher oder später werden die Bewohner einer Provinz gegen Euch rebellieren. Einige<br />
dieser Revolten stellen eine ernsthafte Bedrohung dar. Andere Aufstände könnt Ihr getrost<br />
einige Zeit ignorieren. Wartet mit der Niederschlagung eines Aufstandes aber nicht zu lange,<br />
ansonsten könnte sich eine anfangs harmlose Rebellion auch auf benachbarte Provinzen<br />
ausdehnen.<br />
Bauernaufstände sind – aus der Sicht eines Daimyo – relativ unbedeutend. Schließlich ist es<br />
für ein Samurai-Heer ein Leichtes, eine Horde Ikki und mit Speeren bewaffnete Ashigaru in<br />
ihre Schranken zu weisen und die Revolte der aufgebrachten Bauern niederzuschlagen.<br />
Eine deutlich größere Gefahr geht von religiösen Aufständen aus, da Eure Samurai in diesem<br />
Fall meist gut ausgebildeten, religiösen Fanatikern gegenüberstehen. Bei einem<br />
Christenaufstand zieht ein kampfstarkes Samurai-Heer, das häufig von Arkebusieren<br />
unterstützt wird, gegen Euch in die Schlacht. Die buddhistischen Ikko-Ikki verwenden keine<br />
Arkebusen (schließlich handelt es sich hierbei um “christliche” Waffen). Allerdings kämpfen<br />
in ihren Reihen unzählige Kriegermönche. Aufgrund der Übermacht der feindlichen Truppen<br />
kann es mitunter sehr schwierig sein, einen religiös motivierten Aufstand niederzuschlagen.<br />
In erst kürzlich unterworfenen Provinzen droht darüber hinaus die Gefahr, dass ein (dem<br />
ehemaligen Daimyo treu ergebener) Teil der Bevölkerung rebelliert, um die Provinz<br />
zurückzuerobern. Dies kann Vor- und Nachteile mit sich bringen: Richtet sich der<br />
Loyalistenaufstand gegen den Angreifer, steht dieser plötzlich einem neuen Samurai-Heer<br />
gegenüber. Der unterlegene Herrscher einer Provinz hat hingegen die Chance, seine bereits<br />
verloren geglaubte Provinz mit einem ausgeruhten Heer zurückzuerobern!<br />
Stirbt ein Daimyo ohne Erben, zerfällt sein Reich in unabhängige Regionen, die von Ronin,<br />
den ehemaligen Soldaten des Verstorbenen, kontrolliert werden. Obwohl die Ronin auf den<br />
ersten Blick wie einfache Rebellen wirken, verfolgen sie ein Ziel … ihren Einfluss zu<br />
vergrößern. Nicht zuletzt deshalb zählen die Ronin-Heere zu den gefährlichsten<br />
unabhängigen Armeen in Shogun: Total War. Glücklicherweise gehen sie jedoch meist<br />
ungeordnet und selbstsüchtig vor. Es wäre für die Ronin undenkbar, einem bedrängten<br />
Ronin-Heer in einer benachbarten Provinz zu Hilfe zu eilen.<br />
67
Religion<br />
Früher oder später muss sich jeder Daimyo in<br />
Shogun: Total War zu einer Religion bekennen.<br />
Dies wirkt sich wiederum nachhaltig auf die<br />
Loyalität seiner Untertanen aus. Als die<br />
Portugiesen und insbesondere die Jesuiten den<br />
Katholizismus nach Japan brachten, geriet das<br />
traditionelle Glaubensgefüge aus Buddhismus,<br />
Shintoismus und Zen ins Wanken.<br />
Der 1539 von Ignatius von Loyola als<br />
“Gesellschaft Jesu” gegründete Jesuitenorden<br />
verstand sich als Orden der katholischen<br />
Erneuerung und der Gegenreformation.<br />
Zahlreiche großartige Scholaren, geschickte Diplomaten und brillante Soldaten schlossen<br />
sich im Laufe der Jahre der neuen Ordensgemeinschaft an. Als Missionare des Papstes<br />
unternahmen die Jesuiten unzählige Forschungsreisen. In Japan beeindruckten die Jesuiten<br />
die Samurai durch ihre martialische Denkweise … diese geht auf Ignatius von Loyola zurück,<br />
da dieser selbst einem alten Rittergeschlecht entstammte.<br />
68<br />
Da das Christentum keine andere Religion neben sich duldete, waren die alten<br />
Kompromisse für die wahren Gläubigen nicht mehr akzeptabel. Dies führte wiederum zu<br />
Spannungen zwischen den Anhängern der neuen Religion und den Buddhisten.<br />
In Shogun: Total War verliert ein Daimyo, dessen Religion vom Glauben seiner Untertanen<br />
abweicht, die Unterstützung seiner Bevölkerung. Ein buddhistischer Daimyo bekommt in<br />
einer buddhistischen Provinz deutlich mehr Unterstützung (und Steuern) als ein christlicher<br />
Daimyo, und umgekehrt.<br />
Jede Religion hat Vor- und Nachteile: Nur einem christlichen Daimyo stehen bereits in der<br />
Frühphase des Spiels Feuerwaffen zur Verfügung. Dies ändert sich erst mit der Ankunft der<br />
niederländischen Händler, die (im Gegensatz zu den Jesuiten) auch buddhistische Daimyo<br />
mit Gewehren versorgen. Entscheidet Ihr Euch für die buddhistische Lehre, ziehen<br />
fanatische und kampferprobte Kriegermönche für Euch in die Schlacht.<br />
In beiden Fällen konvertieren die Bewohner einer Provinz langsam zum offiziellen Glauben<br />
(also in der Regel zum Glauben des herrschenden Daimyo). Christliche Kirchen oder<br />
buddhistische Tempel beschleunigen diesen Prozess und ermuntern die Bürger einer<br />
Provinz, dem “richtigen” Glauben zu folgen.<br />
Umgekehrt können religiöse Differenzen zwischen einem Daimyo und seinen Untertanen<br />
Rebellionen auslösen.<br />
Militärische Einrichtungen<br />
Da Japan in einer Erdbebenzone liegt, haben die Bewohner der Inseln stets erdbebensichere<br />
Gebäude gebaut. Die traditionellen, aus Holz errichteten, Bauwerke waren ausgesprochen<br />
sinnvoll, da ein leichtes Bauwerk aus Holz elastischer ist und daher im Falle eines Erdbebens<br />
nicht zwingend einstürzt!<br />
Das bedeutet allerdings nicht, dass es in Japan keine gemauerten Gebäude gab. Diese<br />
entstanden jedoch erst nach der Einführung des Schießpulvers und der Schusswaffen. Wie<br />
überall waren die japanischen Burgen anfangs lediglich Festungen, die nur selten als<br />
Wohnungen genutzt wurden. Im Laufe der Jahre entstanden jedoch immer größere und<br />
prächtigere Burgen. Die in der Spätzeit der Sengoku-Periode gebauten Schlösser waren<br />
jeder anderen Festung dieser Zeit ebenbürtig – wenn nicht sogar überlegen.<br />
Bevor die Armeen einfache Raketen und Belagerungskanonen einsetzten, beschoss man das<br />
Schloss mit Brandpfeilen, um auf diese Weise die Gebäude im Inneren der Festung in Brand<br />
zu setzen. Befanden sich die Gebäude in Schussweite, ging diese Taktik weitgehend auf.<br />
Durch den Bau von mehreren Außenmauern aus Stein konnten die Verteidiger die inneren<br />
Bereiche der Festung jedoch vor diesem Pfeilhagel schützen.<br />
“Geschickt angewandte, unorthodoxe Methoden sind unerschöpflich wie Himmel und<br />
Erde, endlos wie das Gleiten mächtiger Ströme; wie die Bahnen von Sonne und Mond<br />
enden sie, um von neuem zu beginnen; sie vergehen und kehren wieder, wie die vier<br />
Jahreszeiten.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
69
Da Belagerungen von Festungen spieltechnisch vergleichsweise unattraktiv sind, spielen sie<br />
in Shogun: Total War nur eine untergeordnete Rolle und werden sehr geradlinig abgehandelt.<br />
Ihr müsst Euch also keine Gedanken über die Details einer Belagerung machen.<br />
Belagerungen waren weder heroisch, noch dramatisch, sondern eher ein schmutziges<br />
Geschäft; Nahrungsmittel verrotteten, es gab weder sauberes Trinkwasser, noch Toiletten<br />
und die Soldaten konnten sich oft monatelang nicht waschen. Außerdem dezimierten<br />
Krankheiten (ausgelöst durch verdorbene Nahrungsmittel, schlechtes Wetter und<br />
mangelnde Hygiene) sowie gelegentliche Kämpfe mit den Belagerten die Armee.<br />
Trotz der geschilderten Widrigkeiten gab es natürlich auch in Japan immer wieder<br />
Belagerungen. Die Belagerung Osakas im Jahr 1615 endete (wie andere Belagerungen)<br />
damit, dass die belagerten Truppen das Schloss verließen, um sich der feindlichen Armee auf<br />
dem Schlachtfeld zu stellen. Manchmal war es ein kluger Schachzug des befehlshabenden<br />
Kommandeurs, den Belagerungsgürtel zu durchbrechen. In der Regel – so auch in Osaka –<br />
zogen es die Verteidiger jedoch lediglich vor, auf dem Schlachtfeld einen ehrenvollen Tod zu<br />
sterben, anstatt in der eigenen Burg zu verhungern.<br />
Samurai-Schlösser<br />
In Shogun Total War gibt es vier mögliche Ausbaustufen eines<br />
Schlosses. Ein Schloss ist zum einen der Stützpunkt für die Armee<br />
eines Daimyo, zum anderen ein Symbol für die Macht des<br />
Herrschers. Ohne ein Schloss als Verwaltungszentrum könnt Ihr in<br />
einer Provinz keine militärischen Einrichtungen bauen.<br />
Die einfachste und billigste Form des Schlosses ist das Kastell<br />
(Schloss 1). Alle anderen Schlösser sind Erweiterungen dieses<br />
Standardschlosses. Ein Schloss entspricht in etwa dem befestigten<br />
Anwesen eines wohlhabenden Landbesitzers. Die größte Ausbaustufe des Kastells ist die<br />
Zitadelle (Schloss 4). Das großartige Schloss Osaka ist ein<br />
typisches Beispiel für eine Zitadelle. Höchstwahrscheinlich werden<br />
im Spielverlauf lediglich ein bis zwei Zitadellen errichtet. Neben den<br />
offensichtlichen Verteidigungsanlagen gibt es in japanischen<br />
Schlössern übrigens unzählige Fallen. Diese sollten feindliche Ninja<br />
abwehren.<br />
Alle Schlösser vergrößern das Ansehen des jeweiligen Besitzers. Als Ausdruck von Reichtum<br />
und Macht sind sie das Zeichen der unumstrittenen Herrschaft eines Daimyo.<br />
70<br />
Jedes Schloss kann durch unterschiedliche militärische Gebäude<br />
erweitert werden. Diese werden im Folgenden beschrieben. Als<br />
allgemeine Regel gilt, dass sich die Größe und das Ansehen eines<br />
Schlosses direkt auf die Qualität der angeschlossenen Gebäude und<br />
deren Erzeugnisse auswirken. Während Ihr eine kleine Befestigung<br />
lediglich mit einfachen Gebäuden ausbauen könnt, lockt ein<br />
mächtiges Schloss große und legendäre<br />
Handwerker und Sensei an, die Euch ihre<br />
Dienste anbieten. Mit Hilfe dieser fähigen<br />
Handwerker könnt Ihr kampfstärkere – und<br />
einige zusätzliche – Truppen ausbilden. In<br />
Shogun Total War errichtet ein weiser Herrscher in einer Provinz ein<br />
bis zwei große Schlösser, um zwei besonders starke Einheiten<br />
auszubilden. Es macht wenig Sinn, in jeder Provinz ein Schloss zu<br />
errichten, und diese über die Jahre auszubauen. Vergesst nicht, dass<br />
Euch nur begrenzte Geldmittel zur Verfügung stehen. Nur einmal<br />
pro Jahr füllt sich Eure Schatzkammer dank der Ernteerträge auf<br />
den Feldern und der Abgaben Eurer Untertanen! Denkt außerdem<br />
daran, dass Schlösser und Ausbildungsstätten lediglich die Grundlage für Eure ehrgeizigen<br />
Pläne, Shogun zu werden, sind. Möchtet Ihr über Japan herrschen, braucht Ihr Soldaten und<br />
keine leeren Dojos!<br />
“Es gibt Straßen, denen du nicht folgen darfst, und Armeen, die nicht angegriffen<br />
werden dürfen; es gibt Städte, die du nicht belagern darfst, Stellungen, um die nicht<br />
gekämpft, und Befehle des Herrschers, denen nicht gehorcht werden darf.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Zeughaus<br />
Im Gegensatz zu den Ashigaru, die den armen und niedrigen<br />
Gesellschaftsklassen angehörten, kümmerten sich die Samurai in der<br />
Regel selbst um ihre Rüstung und Waffen. In der Sengoku-Periode<br />
sorgten jedoch strenge Daimyo für eine einheitliche Ausrüstung der<br />
einfachen Soldaten. Auf diese Weise war die optimale Bewaffnung<br />
aller Soldaten sichergestellt. Außerdem entwickelte sich durch die<br />
einheitliche Rüstung ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
unter den Ashigaru. In Shogun Total War verbessert ein Zeughaus die Rüstungswerte aller<br />
Einheiten, die in der entsprechenden Provinz ausgebildet werden. Ihr habt ab einem<br />
gewissen Zeitpunkt ferner die Möglichkeit, Euer Zeughaus zu einem berühmten oder sogar<br />
legendären Zeughaus auszubauen. Dadurch erhalten Eure Einheiten einen zusätzlichen Bonus<br />
auf ihre Rüstung.<br />
“Dein großes Ziel im Krieg soll der Sieg sein und kein langwieriger Feldzug.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges,<br />
71
Bogen-Dojo<br />
Ursprünglich kämpften die Samurai mit ihren tödlichen Bögen –<br />
meist vom Rücken der Pferde. Nur außerordentlich geschickte<br />
und erfahrene Handwerker waren in der Lage, die großartigen<br />
asymmetrischen Langbögen der Samurai herzustellen. Aus diesem<br />
Grund verpflichtete jeder umsichtige Herrscher mindestens einen<br />
dieser grandiosen – und fürstlich entlohnten – Bogenflechter.<br />
Außerdem sorgte er dafür, dass stets einige Sensei zur Ausbildung<br />
seiner Männer bereitstanden. Ein Bogen-Dojo kann in jedem<br />
Schloss gebaut werden und gehört zu den wichtigsten<br />
Ausbildungsstätten einer Armee. In einem Bogen-Dojo bilden<br />
Eure Ausbilder Samurai-Bogenschützen aus. Baut Ihr das Dojo zu einem berühmten oder<br />
legendären Dojo aus – Voraussetzung dafür ist ein Schloss – könnt Ihr Samurai-<br />
Bogenschützen mit einem größeren Ehrgefühl ausbilden. In der Sengoku-Periode wurde der<br />
Bogen langsam von Arkebusen und Musketen verdrängt.<br />
“Wenn du den Himmel und die Erde kennst, wird dein Sieg vollständig sein.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Kirche und Kathedrale<br />
Die Portugiesen brachten neben der Arkebuse auch eine neue<br />
Religion nach Japan: den Katholizismus. Die Jesuiten, die das Land<br />
missionierten, lehrten jedoch eine äußerst militante Form des<br />
christlichen Glaubens, da der Begründer des Jesuitenordens,<br />
Ignatius von Loyola, selbst einem alten Rittergeschlecht<br />
entstammte. Bei den Samurai des Landes fand die martialische<br />
Denkweise der “Ritter der Gegenreformation” erwartungsgemäß<br />
großen Anklang. Bereits wenige Jahre nach ihrer Ankunft hatten die Jesuiten wichtige Teile<br />
der Bevölkerung bekehrt. Noch lag die Christenverfolgung der Tokugawa-Shogunate in<br />
weiter Ferne.<br />
Die Jesuiten und ihre kleine Anhängerschar errichteten als Symbol<br />
des neuen Glaubens und als Zeichen ihres Einflusses sofort einige<br />
Kirchen. Ein Daimyo, der eine christliche Kirche errichtet, muss<br />
zuvor zum Christentum konvertieren. Der Bau einer Kirche<br />
beschleunigt jedoch die Verbreitung des Christentums unter der<br />
Landbevölkerung. Dadurch erhöht sich die Anzahl der Christen in<br />
den nahe gelegenen Provinzen, was wiederum – langfristig – die<br />
Gefahr eines Christenaufstandes verringert. In einer Kirche<br />
werden außerdem Priester geweiht. Gelingt es Euch, eine Kirche zur Kathedrale<br />
auszubauen, verbreiten Eure Priester das Christentum rascher.<br />
72<br />
Haus der Geisha<br />
Waffenfabrik<br />
Besitzt ein Daimyo alle kulturellen Einrichtungen (ein Berüchtigtes<br />
Ninja-Haus, einen Lustgarten und ein Legendäres Teehaus), darf er<br />
endlich das Haus der Geisha errichten. Dies ist jedoch ausschließlich in<br />
sehr großen Schlössern möglich. Im Haus der Geisha werden Geishas<br />
als Spione und Unterhändler ausgebildet.<br />
Nachdem die Portugiesen die Arkebuse nach Japan gebracht hatten,<br />
verloren die Daimyo keine Zeit, die neue Wunderwaffe von ihren<br />
Waffenschmieden nachbauen zu lassen. Die europäischen Waffen<br />
waren den Daimyo trotz des enorm hohen Preises sehr willkommen.<br />
In bemerkenswert kurzer Zeit gelang es den japanischen<br />
Waffenschmieden, Arkebusen zu bauen, die den Vorbildern aus dem<br />
fernen Europa in nichts nachstanden. In Shogun Total War kann eine Waffenfabrik nur in der<br />
Nähe eines großen Schlosses errichtet werden.<br />
Reiter-Dojo<br />
Die Kavallerie benötigt viele Reit- und Packpferde. Eine Schlacht ist<br />
für Mensch und Tier eine Furcht erregende und verwirrende<br />
Erfahrung. Die Ausbildung eines tauglichen Schlachtrosses (das<br />
sogar darauf trainiert wurde, den Feind zu beißen oder zu treten)<br />
nahm daher sehr viel Geduld und Zeit in Anspruch. Da ein<br />
kampferprobtes Pferd als normales Transportmittel zu wertvoll<br />
(und vermutlich zu gefährlich) war, hatte ein Samurai mindestens<br />
zwei Pferde – ein Tier für die Schlacht und ein Reittier. Ein Kastell<br />
reicht für den Bau eines Reiter-Dojo nicht aus. Ihr benötigt<br />
zusätzlich in derselben Provinz ein Bogen- oder ein Speer-Dojo. Auch das Reiter-Dojo kann<br />
zu einem berühmten und einem legendären Dojo ausgebaut werden. Das Reiter-Dojo ist die<br />
Ausbildungsstätte Eurer berittenen Bogenschützen und der Yari-Kavallerie. Verfügt Ihr<br />
ferner über ein Zeughaus, könnt Ihr in einem Berühmten Reiter-Dojo auch Einheiten der<br />
Schweren Kavallerie ausbilden.<br />
“Stelle dich nicht gegen den Feind, wenn er bergab kommt.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
73
Ninja-Haus<br />
Hafen<br />
Die heimlich arbeitenden Ninja werden in einem besonderen Dojo in<br />
den dunklen Künsten der Spionage und des Mordes ausgebildet.<br />
Aufgrund ihrer hochspezialisierten Waffen und Fähigkeiten ist<br />
ausschließlich ein Ninja-Meister in der Lage, seine Schüler zu<br />
unterrichten. Die Ausbildung eines Ninja beginnt bereits im<br />
Kindesalter. Es dauert viele Jahre, um die Kinder in tödliche<br />
Kampfmaschinen zu verwandeln. Nachdem Ihr eine Festung errichtet<br />
habt, könnt Ihr ein Berüchtigtes Ninja-Haus bauen.<br />
Befindet sich in einer Küstenprovinz ein Schloss, könnt Ihr einen<br />
künstlichen Hafen anlegen. Dieser ermöglicht Euch die Ausbildung<br />
von Unterhändlern und Spionen. Außerdem kommt Ihr durch den<br />
Bau eines Hafens in den Genuss eines Handelsbonus. Schließlich habt<br />
Ihr noch die Möglichkeit, Eure Truppen auf dem Seeweg in eine<br />
andere Provinz zu verlegen. Ein Hafen ist eine Voraussetzung für den<br />
Bau einer Handelsstation oder einer Waffenfabrik.<br />
Portugiesische und Niederländische<br />
Handelsstation<br />
Obwohl die Samurai bereits Erfahrung mit den Schusswaffen der<br />
Chinesen (einschließlich einer primitiven Form der Handgranate der<br />
Koreanischen Scharmützler) gesammelt hatten, revolutionierte erst<br />
die Arkebuse, die portugiesische Händler in das Land brachten, die<br />
japanische Kriegsführung. Zwar stellten schon bald einheimische<br />
Handwerker den Großteil der Flinten der Samurai und Ashigaru her,<br />
allerdings handelte es sich bei diesen Waffen (anfangs) um schlechte<br />
Kopien der europäischen Vorbilder. Aufgrund der besseren Qualität des europäischen<br />
Schießpulvers ist eine Handelsstation für einen ehrgeizigen Daimyo ein absolutes Muss. Die<br />
Niederländer landeten in Japan deutlich nach den Portugiesen und Jesuiten. Obwohl auch<br />
die niederländischen Kaufleute mit Arkebusen handelten, unterschieden sie sich in einem<br />
Punkt entscheidend von den Portugiesen: Sie versuchten nicht, das Land durch Missionare<br />
zum Christentum zu bekehren. Das religiöse Sendungsbewusstsein des Landes war aufgrund<br />
des protestantischen Glaubens seiner Bürger wenig ausgeprägt. Die niederländischen<br />
Kaufleute begnügten sich damit, Geld zu verdienen und verzichteten darauf, die verlorenen<br />
Seelen ihrer Kunden zu retten!<br />
Voraussetzungen für den Bau einer Handelsstation sind ein Hafen und ein Schloss. Ein<br />
Daimyo kann entweder mit den Portugiesen ODER mit den Niederländern handeln.<br />
74<br />
Speer-Dojo<br />
Ein Dojo ist eine Ausbildungsstätte, in der ein Sensei – ein Meister<br />
in einer bestimmten Kunst – sein Wissen in einer angemessenen<br />
Atmosphäre der Ruhe an willige Schüler weitergibt. Dies gilt<br />
sowohl für verschiedene Kampftechniken als auch für friedliche<br />
Künste. Die besten Sensei werden von unzähligen Daimyo<br />
umworben, da sie nicht nur ihren Schülern ihre Fähigkeiten<br />
lehren, sondern auch den Ruhm und das Ansehen des Daimyo<br />
erhöhen. Im Speer-Dojo werden Yari-Ashigaru und Yari-Samurai ausgebildet. Auch das<br />
Speer-Dojo kann zu einem berühmten oder legendären Dojo ausgebaut werden. In einem<br />
Berühmten Speer-Dojo dürft Ihr zusätzlich Naginata-Samurai ausbilden, sofern Ihr ein<br />
Zeughaus besitzt.<br />
Schwert-Dojo<br />
Das Schwert ist die typische Waffe des Samurai. Nur nach einer<br />
langjährigen harten Ausbildung wird aus einem Samurai ein<br />
Meister des Schwertes. In Japan gab es unzählige Schwertschulen,<br />
in denen unterschiedliche Kampfstile gelehrt wurden. Nicht selten<br />
duellierten sich zwei Männer, um die bessere Technik zu<br />
ermitteln. Auch Miyamoto Musashi, der Heilige des Schwertes,<br />
tötete in seiner Jugend bei derartigen Duellen unzählige Gegner,<br />
um zu beweisen, dass seine Technik die beste war. Steigt ein Samurai in den Status eines<br />
legendären Schwertkämpfers auf, kann sein befehlshabender Daimyo ein Schwert-Dojo<br />
errichten. Daher ist es wichtig, dass Eure Truppen nicht nur überleben, sondern ihre<br />
Kampfkraft verbessern! Voraussetzung für den Bau eines Schwert-Dojo, in dem No-Dachi-<br />
Samurai ausgebildet werden, ist ein Schloss. Ihr könnt das Schwert-Dojo außerdem zu<br />
einem berühmten oder zu einem legendären Dojo erweitern.<br />
Schwertschmiede<br />
Nachdem ein weiser Daimyo ein Schloss gebaut hat, stellt er<br />
einen erfahrenen Schwertschmied in seine Dienste. Dadurch<br />
erhalten alle in der Provinz ausgebildeten Einheiten einen<br />
Angriffsbonus. Die Schmiede in einer Schwertschmiede<br />
beherrschen die verlorene Kunst, perfekte Klingen zu falten, und<br />
schmieden dadurch Waffen von unübertrefflicher Qualität. Auch<br />
dieses Gebäude kann zu einer berühmten oder einer legendären<br />
Schwertschmiede ausgebaut werden.<br />
75
“Die Tugend des langen Schwertes zu meistern, heißt die Welt selbst zu beherrschen;<br />
denn das lange Schwert ist die Grundlage der Strategie. Ein Mann, der die Tugend des<br />
Langschwertes erreicht, kann 10 Männer schlagen. Und so wie ein Mann 10 Männer<br />
schlagen kann, so schlagen 100 Männer 1000 und 1000 Männer 10.000. Nach meiner<br />
Lehre ist ein Mann so stark wie 10.000; deshalb ist diese Lehre die Kunst des<br />
Schwertes.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde<br />
Teehaus<br />
“Die Kunst der Feder und des Schwertes”. So lautet die vereinfachte<br />
aber zutreffende Beschreibung des Weges des Samurai. Die<br />
Samurai waren nicht nur gefürchtete Krieger, sondern gleichzeitig<br />
außerordentlich kultivierte Männer, die Haiku dichteten und die<br />
Teezeremonie begingen. Einer der Gründe, warum Japan in<br />
zahllosen Bürgerkriegen versank, ist die Tatsache, dass die<br />
Ashikaga-Shogune Teezeremonien und andere Zerstreuungen der<br />
Regierung des Landes vorzogen. Ein Teehaus kann in größeren Schlössern zu einem<br />
berühmten oder zu einem legendären Teehaus erweitert werden.<br />
Buddhistischer Tempel<br />
Obwohl die Religion häufig in ein kontemplatives und meditatives Leben führte, gab es<br />
immer wieder Bruderschaften, die sich im Namen des Herren auch in den Kampf stürzten.<br />
Die buddhistischen Mönchskrieger Japans waren allen anderen Soldaten ihrer Zeit<br />
ebenbürtig und zögerten nicht, auch außerhalb der Mauern ihres<br />
Klosters in die Politik des Landes einzugreifen. Wie Ihr wisst,<br />
hatte auch der große Nobunaga wiederholt Probleme mit den<br />
fanatischen Mönchen. Als Verbündete sind die Mönche sehr<br />
nützlich, wenngleich die japanische Geschichte gezeigt hat, dass<br />
sie nur schwer zu kontrollieren sind. Durch den Bau eines<br />
Tempels wird die Botschaft des Buddhismus in den nahe<br />
gelegenen Provinzen verbreitet. Auf diese Weise könnt Ihr das Christentum zurückdrängen.<br />
In einem Tempel werden Mönche ausgebildet. Berühmte Tempel und Tempelanlagen sind im<br />
Kampf gegen das Christentum aufgrund der besseren Ausbildung der hier lebenden Mönche<br />
deutlich effektiver.<br />
76<br />
Lustgarten<br />
In den meisten Tempeln und größeren Anwesen Japans gibt es einen Garten als Ort des<br />
Friedens und der Ruhe. Natürlich ist ein Garten der perfekte Ort, um – fernab von den<br />
Ohren der Wachen und Diener – mit Euren Agenten, Spionen und Unterhändlern zu<br />
sprechen. In einem Land, in dem die Häuser aus dünnen Bambus- und Papierwänden<br />
bestanden, waren ungestörte Gespräche schließlich nicht selbstverständlich! Ein Lustgarten<br />
kann in jedem Schloss angelegt werden. Außerdem ist er die Grundvoraussetzung für den<br />
Bau von Tempeln und Kirchen.<br />
Grenzbefestigungen<br />
Es ist sehr wichtig, dass Ihr Euer wachsendes Reich und Eure hart<br />
erkämpften Provinzen mit starken Grenzbefestigungen schützt.<br />
Grenztürme erlauben Euch, einen Blick in das Hinterland des<br />
Gegners zu werfen und ermöglichen<br />
die Kontrolle von Kaufleuten bei der<br />
Grenzüberschreitung. Außerdem<br />
erhaltet Ihr auf diese Weise wichtige<br />
Informationen über den Standort der feindlichen Truppen.<br />
Grenzbefestigungen sichern Eure Grenzen zu den<br />
Nachbarprovinzen und erschweren es feindlichen Einheiten, in<br />
Euer Reich einzudringen.<br />
Drill-Dojo<br />
Die Ausbildung von Soldaten umfasst weit mehr als die<br />
Weitergabe militärischer Erfahrung. Ein Soldat muss wissen, wie<br />
er sich in einem Kampfverband zum Wohle seiner Kameraden zu<br />
verhalten hat. Jeder Befehlshaber lehrt seine Rekruten auf seine<br />
Weise Disziplin und Kampfgeist. In der Regel liegen dem<br />
formalisierten militärischen Drill praktische Kampferfahrungen zu<br />
Grunde: Ein Verband aus Speerwerfern sollte beispielsweise stets<br />
in strenger Formation in die Schlacht ziehen!<br />
Im Drill-Dojo wird die Effektivität und die Disziplin Eurer Einheiten verbessert.<br />
Voraussetzung für den Bau eines Drill-Dojos ist ein Palast.<br />
Ninja-Dojo<br />
In Ninja-Dojos werden keine traditionellen Spione und<br />
Meuchelmörder, sondern kampfstarke Spezialeinheiten<br />
ausgebildet. Diese Ninja-Stoßtrupps sind für Eure Feinde eine<br />
tödliche Bedrohung. Voraussetzung für den Bau eines Ninja-Dojos<br />
ist ein (beliebiges) Schwert-Dojo und ein brüchtigtes Ninja-Haus<br />
(in derselben Provinz).<br />
77
4: Drei Samurai-Feldzüge<br />
Die drei historischen Feldzüge von Shogun: Total<br />
War – Gold Edition sind zeitlich in den späten<br />
Jahren des Sengoku Jidai, der “Zeit der kämpfenden<br />
Länder”, angesiedelt. In dieser Zeit erreichte der<br />
Kampf um die Vorherrschaft in Japan seinen<br />
Höhepunkt, als die bedeutendsten Feldherrn dieser<br />
Zeit ihre Rivalen um die Macht zerschmetterten<br />
und selbst nach dem Thron des Shoguns griffen.<br />
Einer dieser großen Daimyo war Oda Nobunaga,<br />
über dessen Skrupellosigkeit und Kühnheit Ihr<br />
bereits an anderer Stelle gelesen habt.<br />
Im Laufe der Feldzüge führt Ihr mächtige Samuraiheere auf das Schlachtfeld. Schlüpft in die<br />
Rolle von Oda Nobunaga, Tokugawa Ieyasu oder Toyotomi Hideyoshi. Diese drei Männer<br />
beendeten die Zeit des Sengoku Jidai und formten das Land neu. Sie waren die<br />
Schlüsselfiguren im Kampf um die Vorherrschaft in Japan. Im Laufe ihres Lebens trafen diese<br />
drei Daimyo (als Rivalen und als Verbündete) immer wieder aufeinander. Tokugawa Ieyasu<br />
kämpfte beispielsweise als junger Mann bei Anegawa an der Seite des großen Oda<br />
Nobunaga.<br />
“Einem klugen Kämpfer werden seine Siege weder den Ruf der Weisheit noch den des<br />
Mutes einbringen. Er gewinnt seine Schlachten, indem er keine Fehler macht. Keine<br />
Fehler zu machen ist die Grundlage für die Gewissheit des Sieges, denn es bedeutet,<br />
einen Feind zu besiegen, der bereits geschlagen ist.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Historiker stellen sich häufig die Frage, “Was wäre geschehen, wenn Tokugawa Ieyasu nicht<br />
zum unumstrittenen Shogun aufgestiegen wäre?” Vermutlich hätte ein anderer Daimyo<br />
seinen Platz eingenommen, und eine andere Familie hätte fortan die Geschicke Japans<br />
gelenkt. Eines wird bei diesem Gedanken klar: Die Geschichte hätte auch einen völlig<br />
anderen Verlauf nehmen können. Niemand konnte vorhersagen, dass Oda Nobunaga seine<br />
Schlachten gewinnen würde … und auch Ihr habt nicht die Gewissheit, dass Ihr in seinen<br />
historischen Schlachten triumphiert. Wie viele Entscheidungen hätten dem Schicksal eine<br />
andere Wendung geben können? In den historischen Feldzügen seid Ihr in derselben<br />
Situation wie vor Jahrhunderten die mächtigen Daimyo – jede Entscheidung könnte das<br />
Ende Eurer Familie bedeuten!<br />
Nun liegt es an Euch, diesen großen Feldherrn nachzueifern und selbst als mächtiger<br />
Daimyo in die Geschichte einzugehen!<br />
78<br />
Eine Taktische Revolution<br />
Obwohl die Japaner Feuerwaffen und Schießpulver lange Zeit vorher kannten, wurde die<br />
Arkebuse erst im Verlauf dieser drei Feldzüge eine wichtige – wenn nicht entscheidende –<br />
Waffe der Samurai-Kriege. Es gab viele gute Gründe, die für den Einsatz von Arkebusieren<br />
sprachen. Der Hauptgrund war sicherlich die einfache Handhabung der Waffe. Auch in<br />
Europa hatten Einheiten mit Schusswaffen nicht zuletzt deshalb längst die traditionellen<br />
Bogenschützen verdrängt. Ein geübter Bogenschütze kann in derselben Zeit, in der ein<br />
Arkebusier einen leidlich präzisen Schuss abgibt, mehrere Pfeile abfeuern. Allerdings<br />
erfordert dieses Kunststück eine jahrelange Ausbildung. Erschwerend kommt hinzu, dass<br />
nicht jeder Mann stark und geschickt genug ist, um den Bogen effektiv einzusetzen. Und<br />
hier liegt der Hauptvorteil der Arkebuse: Jeder Bauer konnte an dieser Waffe ausgebildet<br />
werden! Aus diesen Gründen war die Arkebuse<br />
also die perfekte Waffe für die riesigen Ashigaru-<br />
Verbände einzelner Daimyo.<br />
Durch die Verbreitung der Arkebuse änderte<br />
sich die Kriegstaktik der Samurai grundlegend.<br />
Vorbei waren die Tage, in denen einzelne<br />
Samurai laut schreiend über das Schlachtfeld<br />
stürmten, um sich einem würdigen Gegner zu<br />
stellen. Nach und nach verdrängte auf den<br />
Schlachtfeldern eine beinahe professionelle<br />
Mordlust die Ehre des Einzelnen. Auslöser für<br />
diese Entwicklung waren zweifellos die Ashigaru,<br />
einfache Kämpfer, denen der Ethos der<br />
individuellen Ehre fremd war. Wenige Jahre später waren die einst hastig rekrutierten und<br />
kaum ausgebildeten Ashigaru eine wichtige Stütze der Clan-Armeen. Die Ashigaru selbst<br />
verstanden sich nun als professionelle Söldner.<br />
“Im Krieg ist alles sehr einfach, aber selbst die einfachsten Dinge erweisen sich als<br />
schwierig ”<br />
— Carl von Clausewitz, Über den Krieg<br />
Alle großen Daimyo – unter ihnen auch Oda Nobunaga – hatten erkannt, dass die<br />
Modernisierung der Angriffsstrategie über Sieg und Niederlage entscheiden würde. Also<br />
verlagerten sie die Arkebusiere in die vorderste Schlachtreihe – eine ehrenhafte Position,<br />
die bisher ausschließlich den Samurai vorbehalten war. Nobunaga, eher ein Stratege und<br />
Realist, als ein engstirniger Traditionalist, wusste, dass die Arkebusiere die feindliche<br />
Streitmacht ausschalten mussten, bevor diese angreifen konnte. Diese Erkenntnis bedeutete<br />
jedoch in keiner Weise, dass er sich zukünftig ausschließlich auf seine Arkebusiere verlassen<br />
wollte. Allerdings setzte er (und später auch seine Konkurrenten) herkömmliche Ashigaru<br />
und Samurai vermehrt zum Schutz seiner Arkebusiere ein. Das Sperrfeuer der Arkebusiere<br />
wurde so zum entscheidenden Faktor auf den Schlachtfeldern Japans. Hätte die Sengoku-<br />
Periode noch länger angedauert, hätten die Daimyo den Aufbau großer Musketier-Verbände,<br />
die von Bogenschützen und Schwertkämpfern flankiert wurden, sicherlich weiter<br />
vorangetrieben.<br />
79
Nobunagas eigentliche taktische Leistung ist<br />
jedoch die Erkenntnis, dass der Sieg weitaus<br />
wichtiger ist, als die persönliche Ehre und die<br />
Wahrung von überkommenen Traditionen. Seine<br />
Bereitschaft, den Ashigaru den Vorzug zu geben,<br />
ist ein eindrucksvoller Beweis seiner weltoffenen<br />
Denkweise. Er war damit der erste Daimyo, der<br />
riesige Verbände aus Arkebusieren effektiv<br />
einsetzte. Natürlich hatten auch andere<br />
Feldherren die Bedeutung der Arkebuse erkannt,<br />
allerdings zögerten seine Zeitgenossen, große<br />
Truppenteile mit der neuen Wunderwaffe<br />
auszurüsten. Bisher war es darüber hinaus üblich, dass alle Arkebusiere eines Verbandes<br />
gleichzeitig feuerten. Diese Salve schlug zwar eine bemerkenswerte Bresche in die Reihen<br />
der Feinde, allerdings waren die Schützen, während sie ihre Arkebusen nachluden, völlig<br />
nutzlos – und vor allem ungeschützt. Nobunaga ließ seine Soldaten in Abteilungen feuern.<br />
Auf diese Weise gelang es ihm, den Feind permanent unter Beschuss zu nehmen.<br />
Die Schlachten von Oda<br />
Nobunaga, 1560-1575<br />
Oda Nobunaga war 15 Jahre alt, als er widerwillig das Erbe seines Vaters antrat. Erst nach<br />
dem Selbstmord seines loyalen Gefolgsmannes Hirade Kiyohide, der sich aus Protest gegen<br />
die Gleichgültigkeit des jungen Mannes, in sein Schwert gestürzt hatte, übernahm Nobunaga<br />
Verantwortung. Später ging Oda Nobunaga als einer der fähigsten aber gleichzeitig<br />
grausamsten und skrupellosesten Männer seiner Zeit in die Geschichte ein. Auch sein Tod<br />
war grausam. Glaubt man der Überlieferung, fiel er einem heimtückischen Mordanschlag<br />
seines eigenen Generals Akechi Mitsuhide zum Opfer.<br />
80<br />
“Wenn unsere Streitkräfte dem Feind zehn zu eins überlegen sind, umzingeln wir ihn.<br />
Wenn wir fünf zu eins überlegen sind, greifen wir an. Wenn wir doppelt so zahlreich<br />
sind, teilen wir unsere Armee. Wenn die Kräfte gleich sind, können wir eine Schlacht<br />
erwägen. Sind wir zahlenmäßig unterlegen, meiden wir den Feind. Wenn wir ihm in<br />
keiner Hinsicht gewachsen sind, können wir fliehen. Eine kleine Truppe kann den Feind<br />
zwar aufhalten, doch am Ende wird sie von der größeren Streitmacht gefangen<br />
genommen.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
In den Feldzügen von Shogun: Total War – Gold Edition erlebt Ihr noch einmal den steilen<br />
Aufstieg Oda Nobunagas, von seinem eindrucksvollen Sieg bei Okehazama im Jahr 1560<br />
(siehe unten), bis zur alles entscheidenden Schlacht gegen den Takeda-Clan bei Nagashino<br />
im Jahr 1575. Fünf Jahre nach der Schlacht bei Okehazama fügte Nobunaga den Asakura bei<br />
Anegawa eine verheerende Niederlage zu, die den Untergang des Hauses Asakura<br />
besiegelte. Als sich die Ikko-Ikki gegen Nobunaga erhoben, spürten die religiösen Fanatiker<br />
in der Schlacht von Nagashima (1573) seinen Zorn. Die Schlacht von Nagashino ist als<br />
Sieg der Feuerwaffe über die traditionelle Kriegsführung in die Geschichte eingegangen. In<br />
dieser denkwürdigen Schlacht erteilten Nobunagas Arkebusiere der gefürchteten Kavallerie<br />
der Takeda eine bittere Lektion.<br />
Okehazama, 1560<br />
“Wenn der Kampf tatsächlich begonnen hat und der Sieg lange auf sich warten lässt,<br />
dann werden die Waffen deiner Männer stumpf und ihr Eifer wird gedämpft … und<br />
wenn der Feldzug sich lange hinzieht, werden die Schätze des Staates unter der<br />
Belastung schwinden.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Im Juni 1560 marschierte Imagawa Yoshimoto in Richtung Kyoto. Allerdings lag zwischen<br />
ihm und seinem Ziel das Reich der Oda. Die Truppen der Imagawa rückten zügig vor und<br />
zerstörten die Grenzfestungen bei Washizu und Marune. Anschließend lagerten die Soldaten<br />
in der engen Dengaku-hazama-Schlucht in der Provinz Owari. Hier wurden sie von den<br />
ortskundigen Spähern Nobunagas entdeckt.<br />
Nobunaga fasste einen kühnen Plan und lockte Imagawa Yoshimotos Streitmacht in einen<br />
Hinterhalt. Er ließ seine Armee lagern und führte unbemerkt einen kleinen Stoßtrupp in den<br />
Rücken der feindlichen Truppen. Lag es an der drückenden Hitze oder an einem plötzlich<br />
hereinbrechenden Sommergewitter, dass die Wachposten Nobunagas Männer, die sich im<br />
Schutz des dichten Regens langsam dem Lager der Imagawa näherten, nicht bemerkten? Als<br />
sich das Gewitter gelegt hatte, gab Nobunaga Befehl zum Angriff. Yoshimotos Leibwächter<br />
und seine Soldaten flohen in Panik. Nur Imagawa Yoshimoto blieb in seinem Kommandozelt<br />
zurück. Anfangs glaubte er, dass unter seinen betrunkenen Männern ein heftiger Streit<br />
ausgebrochen war. Es spricht nicht für die Disziplin von Yoshimotos Soldaten, wenn er<br />
wirklich glaubte, seine Samurai hätten sich – vom Alkohol benebelt – gegen ihn gewandt.<br />
Als Yoshimoto reagierte, war es bereits zu spät. Verzweifelt befahl er Nobunagas Männern<br />
(die er für seine Soldaten hielt), an ihre Arbeit zurückzukehren. Wenig später wurden er<br />
81
und alle seine ranghohen Offiziere getötet. Nur zwei seiner Berater überlebten das<br />
Gemetzel. An einem einzigen Nachmittag hatte Nobunaga so den Imagawa-Clan aus den<br />
Geschichtsbüchern getilgt. Die Imagawa versanken in der Bedeutungslosigkeit.<br />
Obwohl Oda Nobunagas Männer der Armee der Imagawa zahlenmäßig deutlich unterlegen<br />
waren, zwang er seinen Gegner durch einen Überraschungsangriff mit gut ausgebildeten und<br />
hochmotivierten Einheiten in die Knie. In Shogun: Total War – Gold Edition trefft Ihr auf ein<br />
undiszipliniertes Imagawa-Heer. Wenn es Euch gelingt, den Willen der Soldaten zu brechen,<br />
ergreifen die feindlichen Samurai die Flucht. Vertreibt alle feindlichen Einheiten vom<br />
Schlachtfeld oder sichert Euch den Sieg wie einst Oda Nobunaga – beseitigt Imagawa<br />
Yoshimoto!<br />
Anegawa, 1570<br />
“Zorn mag sich in Freude verwandeln; auf Verärgerung mag Zufriedenheit folgen.<br />
Doch ein Königreich, das einmal zerstört wurde, kann nie wieder errichtet werden;<br />
und auch die Toten können nicht ins Leben zurückgeholt werden.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Hinweis: Diese Schlacht gehört zu den historischen Schlachten des Spiels und nicht zu den<br />
historischen Feldzügen.<br />
Anfang Juli 1570 zog Nobunaga gegen seinen<br />
Schwager Asai Nagamasa in die Schlacht. Sein<br />
Ziel war die Eroberung von Schloss Odani. Mitte<br />
Juli erreichten Nobunagas Truppen den<br />
Anegawa. Nobunaga schlug am südlichen Ufer<br />
des Flusses sein Lager auf und wartete auf die<br />
Verstärkung unter der Führung von Tokugawa<br />
Ieyasu. Ein kleiner Teil seiner Streitmacht<br />
belagerte währenddessen (als<br />
Ablenkungsmanöver) Schloss Yokoyama.<br />
Gleichzeitig marschierten am Nordufer des<br />
Anegawa die vereinigten Streitkräfte von Asai<br />
Nagamasa und den Asakura auf. Es kam zur alles entscheidenden Schlacht …<br />
Nach der Ankunft von Tokugawa Ieyasu war Nobunagas Streitmacht der Armee seiner<br />
Feinde zahlenmäßig weit überlegen. Da allerdings viele seiner Soldaten aus ehemaligen<br />
Provinzen der Asai stammten, konnte und wollte er ihnen im Ernstfall nicht vertrauen.<br />
Nobunaga unterstellte die fraglichen Einheiten kurzerhand seinem loyalen General Toyotomi<br />
Hideyoshi und gab seiner Armee Befehl zum Angriff. Nobunaga war fest entschlossen,<br />
seinen verhassten Schwager zu töten.<br />
Im Morgengrauen entbrannte in der Mitte des seichten Flusses eine blutige Schlacht.<br />
Während sich die Truppen der Tokugawa den Soldaten der Asakura stellten, attackierte<br />
Nobunaga mit seinen Verbänden die Einheiten der Asai. Das Wasser des Anegawa färbte<br />
sich rot, als ein Stoßtrupp der Tokugawa unter dem Befehl der Generäle Honda Tadakatsu<br />
und Sakakibara Yasumasa der Streitmacht der Asakura in die Flanke fiel und die Truppen<br />
General Kagetakes einkesselten. Die Asakura zogen sich daraufhin an das Nordufer des<br />
Flusses zurück. Ein einziger Mann gab den fliehenden Truppen in dieser dunklen Stunde<br />
Deckung und wurde so zum Helden der Schlacht: Makara Jurozaemon Naotaka. Der groß<br />
82<br />
gewachsene No-Dachi-Samurai schritt schreiend<br />
durch die Schlachtreihen der Tokugawa und<br />
forderte würdige Gegner zum Zweikampf ... sein<br />
offensichtliches Ablenkungsmanöver erfüllte<br />
seinen Zweck: Während er gemeinsam mit<br />
seinem Sohn unzählige Gegner ausschaltete, zogen<br />
sich die Asakura geordnet zurück. Die beiden<br />
tapferen Männer bezahlten ihren Heroismus indes<br />
mit ihrem Leben.<br />
In der Schlacht zwischen den Oda und den Asai<br />
überstürzten sich unterdessen die Ereignisse. Aus<br />
unerfindlichen Gründen trug Nobunaga nicht seine komplette Rüstung und wäre um ein<br />
Haar von Endo Kizaemon, einem Samurai der Asai, getötet worden. Langsam wichen<br />
Nobunagas Truppen vor den heranstürmenden Soldaten zurück. Erst als Tokugawa Ieyasu<br />
mit seinem Heer die Flanke von Nobunagas Streitmacht verstärkte, wendete sich das Blatt.<br />
Als auch noch die Belagerungstruppen von Schloss Yokoyama zurückkehrten, war das<br />
Schicksal der Asai besiegelt!<br />
Im Gegensatz zu den anderen Feldzügen Oda Nobunagas, war die Schlacht am Anegawa aus<br />
taktischer Sicht eine Katastrophe. Sie erinnerte eher an eine Massenschlägerei, als an einen<br />
organisierten militärischen Feldzug ... an eine direkte Einflussnahme auf die kämpfenden<br />
Soldaten war nach dem Beginn der Schlacht kaum noch zu denken. In Shogun: Total War –<br />
Gold Edition müsst Ihr diese Schlacht gewinnen – nicht mehr und nicht weniger. Verlasst<br />
Euch nicht allzu sehr auf Toyotomi Hideyoshis Männer, zumal Ihr diesen keine direkten<br />
Befehle erteilen könnt. Das Gleiche gilt übrigens auch für die Truppen von Tokugawa Ieyasu.<br />
Solltet Ihr jedoch in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, betet zu Gott, dass Ieyasu Euren<br />
Hals rettet!<br />
Mt. Hiei, 1571<br />
“Attackiere in der Schlacht stets die stärksten Stellungen des Feindes; wenn du siehst,<br />
dass sich seine Soldaten zurückziehen, teile deine Streitkräfte und greife eine andere<br />
starke Stellung seines Heeres an. Deine Taktik muss einem gewundenen Gebirgspfad<br />
gleichen.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Feuers<br />
1571 beschloss Oda Nobunaga, dem Treiben der rebellischen Tendai-Mönche am Mount<br />
Hiei ein Ende zu setzen. Immer wieder hatten die Mönche seine ungeschützte Flanke<br />
bedroht, wenn er gegen wichtige Feinde in die Schlacht zog. Mit der Vernichtung der<br />
Mönche wollte er ganz Japan zeigen, dass er keinen Widerstand gegen seine Autorität<br />
duldete. Nobunaga war fest entschlossen, die Mönche bis auf den letzten Mann zu töten<br />
und weder Frauen noch Kinder zu verschonen.<br />
Nur so konnte er seinem Machtanspruch Nachdruck verleihen!<br />
83
Nagashima, 1573<br />
“Manchmal gerät eine Armee in eine Notlage, die keine natürlichen Gründe hat,<br />
sondern auf Fehlern beruht, für die der General verantwortlich ist.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Hinweis: Diese Schlacht gehört zu den historischen Schlachten des Spiels und nicht zu den<br />
historischen Feldzügen.<br />
Im Juli 1573 hatte Oda Nobunaga genug von den aufständischen Ikko-Ikki. Er wusste, dass<br />
die rebellischen Kriegermönche seine Vorherrschaft niemals anerkennen würden. Daher<br />
war er fest entschlossen, ihrem Treiben ein Ende zu setzen.<br />
Er ließ in der Provinz Ise ein gewaltiges Heer ausheben. Über die genaue Zahl seiner<br />
Soldaten ist nichts bekannt. Nobunaga schickte starke Ashigaru-Verbände mit Arkebusen<br />
nach Nagashima – Sie sollten eine Bresche in die Reihen seiner Feinde schlagen. Gleichzeitig<br />
sicherten die Armeen von Sakuma Nobumori und Toyotomi Hideyoshi die westliche Flanke<br />
der Ashigaru-Truppen.<br />
Nobunagas kühner Plan scheiterte an einem plötzlichen Wetterumschwung. Nach einem<br />
heftigen Regenguss waren Nobunagas Arkebusen unbrauchbar. Die fanatischen Ikko-Ikki<br />
nutzen die Gunst der Stunde und trieben seine Stoßtruppen zurück. Dann, als der Regen<br />
aufgehört hatte, konnten die Mönche endlich ihre eigenen Feuerwaffen einsetzen!<br />
Nobunagas Truppen blieb nur der Rückzug. Nobunaga selbst wäre beinahe erschossen<br />
worden. Glücklicherweise tötete die für ihn bestimmte Kugel einen seiner Leibwächter.<br />
Diese Episode zeigt einmal mehr, dass auch Nobunaga immer an vorderster Front, also in<br />
Reichweite der Arkebusen, kämpfte. Schließlich zogen sich auch die Entsatztruppen im<br />
Westen zurück … zum zweiten Mal in nur zwei Jahren mussten sich Nobunagas Truppen<br />
geschlagen geben.<br />
Hatte sich Nobunaga überschätzt?<br />
In diesem Fall sicher nicht, da nur der plötzlich einsetzende Regen der Schlacht diese<br />
überraschende Wendung gegeben hatte. Kein General der Welt kann den Ausfall seiner<br />
Hauptstreitmacht kompensieren. Hoffentlich habt Ihr bei Nagashima mehr Glück, als einst<br />
Nobunaga. Besiegt die Ikko-Ikki. Es gibt nur eine Möglichkeit, diese fanatischen Krieger<br />
aufzuhalten: Tötet möglichst viele von ihnen. Eure Armee muss mindestens 50 Prozent der<br />
feindlichen Einheiten ausschalten, um deren Widerstand zu brechen. Die Ikko-Ikki sind<br />
hochmotiviert. In ihren Reihen dienen Krieger, die den einfachen Soldaten im Heer der Oda<br />
weit überlegen sind.<br />
Nagashino, 1575<br />
“Siegen wird der, der gut vorbereitet darauf wartet, den unvorbereiteten Feind<br />
anzugehen.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Als Oda Nobunaga mit seinen Truppen<br />
versuchte, den Belagerungsgürtel um Schloss<br />
Nagashino zu durchbrechen, kam es zur Schlacht<br />
mit Takeda Katsuyori. Dieser sammelte<br />
augenblicklich seine Belagerungstruppen und<br />
stellte sich den Oda, obwohl die Armee der<br />
Takeda den Soldaten Nobunagas zahlenmäßig<br />
deutlich unterlegen waren. Allerdings zog die<br />
gefürchtete Kavallerie der Takeda den offenen<br />
Kampf einer langwierigen Belagerung vor. Sogar<br />
das Wetter schien auf der Seite der Takeda zu<br />
stehen …<br />
Nobunaga lockte die Takeda in eine Falle: Er zog sich mit seinen Truppen auf das<br />
gegenüberliegende Ufer des seichten Rengogawa zurück, dessen Steilufer die berittenen<br />
Einheiten der Takeda aufhalten sollte. Anschließend sammelte er 3000 seiner besten<br />
Schützen und brachte diese in drei Reihen hinter einer Palisade in Stellung. Als die Soldaten<br />
des Takeda-Clans heranstürmten, liefen sie in ihr Verderben.<br />
Die Takeda gingen nach ihrer bewährten Taktik vor. Nach einem Vorstoß der Kavallerie<br />
sollten starke Infanterieverbände nachrücken ... angesichts der schweren Regenfälle der<br />
Nacht und der anhaltenden Schauer ein durchaus vernünftiger Plan. Takeda Katsuyori hatte<br />
guten Grund zu der Annahme, dass Nobunagas Arkebusen feucht und damit unbrauchbar<br />
waren. Außerdem, so dachte er, würde es ein Leichtes sein, die schutzlosen Arkebusiere<br />
nach der ersten Salve aufzureiben, während sie ihre Waffen nachluden.<br />
Diese an sich logische Überlegung sollte sich jedoch als tödlicher Irrtum erweisen. Als<br />
Takeda Katsuyori Befehl zum Angriff gab, feuerten Nobunagas Arkebusiere in drei<br />
Abteilungen auf die heranstürmenden Takeda – in kurzen Abständen hallten die Salven der<br />
Arkebusiere über das Schlachtfeld. Die Takeda hatten nicht den Hauch einer Chance.<br />
Schließlich mussten Katsuyoris Soldaten bis auf eine Schwertlänge an ihre Feinde<br />
herankommen, um diese zu töten ... ein im Kugelhagel aussichtsloses Unterfangen.<br />
Die Takeda waren mit einem unbeugsamen Siegeswillen in ihr Verderben gerannt. Etwa<br />
zwei Drittel von Katsuyoris Männern fielen im Kugelhagel der Oda. Noch nie zuvor hatte<br />
ein Samurai-Heer derart schreckliche Verluste erlitten. Mehr als die Hälfte der 97<br />
namentlich bekannten Samurai in Diensten der Takeda verloren in der Schlacht von<br />
Nagashima ihr Leben – unter ihnen auch acht der berühmten “24 Generäle” des Clans.<br />
Nobunaga triumphierte.<br />
Wenn Ihr vor Nagashino siegen wollt, müsst Ihr den Takeda eine ähnlich vernichtende<br />
Niederlage zufügen. Vergesst jedoch nicht, dass Eure Arkebusiere nach einem plötzlichen<br />
Regenguss vorübergehend unbrauchbar sind.<br />
84 85
Die Schlachten von Toyotomi<br />
Hideyoshi, 1582-1590<br />
“Wenn der Feind uns zahlenmäßig überlegen ist, können wir ihn am Kampf hindern.<br />
Versuche, seine Pläne aufzudecken und zu erkennen, wie Erfolg versprechend sie sind.<br />
Reize ihn, und ergründe das seiner Aktivität oder Inaktivität zu Grunde liegende Prinzip.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Toyotomi Hideyoshi stammte aus ärmlichen Verhältnissen und stieg vom einfachen Ashigaru<br />
zum getreuen General und Gefolgsmann Oda Nobunagas auf, an dessen Seite er zahlreiche<br />
Schlachten schlug.<br />
Hideyoshi war es auch, der die Ermordung Nobunagas durch Akechi Mitsuhide rächte. Sein<br />
Triumph über den Verräter sollte sein Recht auf die Nachfolge Nobunagas untermauern.<br />
Dies führte wiederum zu Spannungen mit ehemaligen Gefolgsleuten Nobunagas, die im<br />
Kampf um die Vorherrschaft in Japan Tokugawa Ieyasu unterstützten. Nach der (vorläufigen)<br />
Einigung mit Ieyasu widmete sich Hideyoshi einem drängenden Problem ... der Zerschlagung<br />
des Hojo-Clans. Sein übergroßer Ehrgeiz wurde Hideyoshi schließlich zum Verhängnis: Die<br />
Landung in Korea erwies sich als Katastrophe, da es Hideyoshi nicht gelang, seinen Einfluss<br />
auf das chinesische Festland auszudehnen. Nach seinem Tod im Jahr 1598 versank seine<br />
Familie in der Bedeutungslosigkeit. Ein anderer Mann betrat nun als Hideyoshis Nachfolger<br />
die politische Bühne: Tokugawa Ieyasu.<br />
Die Schlachten, die Ihr in Shogun: Total War –<br />
Gold Edition in Toyotomi Hideyoshis Namen<br />
befehligt, fanden alle nach dem Tode Oda<br />
Nobunagas statt. Natürlich hatte Hideyoshi<br />
bereits an der Seite seines Herrn zahlreiche<br />
Schlachten geschlagen. Das militärische Genie<br />
dieses großen Generals trat allerdings erst nach<br />
Nobunagas Ermordung zu Tage.<br />
Im Jahr 1582 rächte Hideyoshi die heimtückische<br />
Ermordung Oda Nobunagas durch dessen<br />
General Akechi Mitsushide. Nur 13 Tage nach<br />
Nobunagas Tod kam es in der Nähe des Dorfes<br />
Yamazaki zur entscheidenden Schlacht zwischen Hideyoshi und Mitsushide, dem “Shogun<br />
der 13 Tage”.<br />
1583 triumphierte Hideyoshi in der Schlacht von Shizugatake über Shibata Katsuie, seinen<br />
Rivalen um die Nachfolge Oda Nobunagas. Im darauf folgenden Jahr festigte er in der<br />
Schlacht von Kanie mit einem Sieg über Nobunagas Sohn seine Position als politischer und<br />
militärischer Nachfolger Nobunagas! 1585 rückten Hideyoshis Streitkräfte gegen eine Sekte<br />
von Kriegermönchen aus Negoroji vor. Sie sollten für ihre Loyalität gegenüber Tokugawa<br />
Ieyasu teuer bezahlen. In den Schlachten von Takajo und Sendaigawa richtete sich<br />
Hideyoshis Zorn 1597 gegen die Shimazu, bevor er im Jahr 1590 den Hojo in der Schlacht<br />
von Odawara eine vernichtende Niederlage zufügte. Obwohl Hideyoshi nach seinen Siegen<br />
der unangefochtene Herrscher über Japan war, sollte der Thron des Shoguns für ihn immer<br />
unerreichbar bleiben ...<br />
86<br />
Yamazaki, 1582<br />
“Überheblich zu beginnen und danach vor der Zahl des Feindes zurückzuschrecken, ist<br />
ein Beweis für einen außergewöhnlichen Mangel von Intelligenz.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Hideyoshi verlor nach der Ermordung Oda<br />
Nobunagas keine Zeit, seinen Herrn zu rächen.<br />
Akechi Mitsuhide hatte inzwischen Schloss Nijo<br />
in Kyoto erreicht und sich nach der Hinrichtung<br />
von Nobunagas Sohn und Erben selbst zum<br />
Shogun ernannt. Als Hideyoshi von den jüngsten<br />
Entwicklungen erfuhr, wusste er, dass er schnell<br />
handeln musste. Wenn es ihm nicht gelang,<br />
Akechi Mitsuhide binnen weniger Tage<br />
auszuschalten, würde der Verräter seine neu<br />
gewonnene Macht weiter festigen. Mitsuhide<br />
hatte geduldig abgewartet, bis alle seine Rivalen<br />
weit vom Zentrum der Macht entfernt waren, bevor er selbst Anspruch auf den Thron des<br />
Shoguns erhob.<br />
Als Mitsushide zehn Tage nach Nobunagas Tod von Hideyoshis Plänen erfuhr, entschloss er<br />
sich, Hideyoshis Armee auf dem Schlachtfeld entgegenzutreten, und nicht in seinem Schloss<br />
auf den Angriff seines Feindes zu warten. Auf der Straße nach Kyoto kam es schließlich zur<br />
alles entscheidenden Schlacht ... siegessicher ließ Mitsuhide seine Truppen vor seinen<br />
Schlössern aufmarschieren.<br />
Auch Hideyoshi zog die offene Schlacht einer langwierigen Belagerung vor. Bei der Suche<br />
nach einem geeigneten Schlachtfeld fiel seine Wahl auf einen bewaldeten Hügel bei<br />
Tennozan, unweit des Dorfes Yamazaki. Mitsuhide sammelte seine Truppen indes am Ufer<br />
des Enmyojigawa, einem schmalen Fluss ganz in der Nähe. Nach Einbruch der Dunkelheit<br />
setzten Hideyoshis Ninja in Mitsushides Lager mehrere Zelte in Brand und verunsicherten<br />
so dessen Soldaten ... Mitsuhides Ende stand kurz bevor.<br />
Am nächsten Morgen, 13 Tage nach Nobunagas Tod, gab Hideyoshi Befehl zum Angriff.<br />
Während ein Teil seiner Streitmacht zum Enmyojigawa vorrückte, entbrannte bei Tennozan<br />
eine blutige Schlacht. Verbissen hielten Hideyoshis Männer den Hügel. Gleichzeitig kesselte<br />
Hideyoshi das Heer seines Rivalen mit der rechten und linken Flanke seiner Streitmacht ein<br />
... panisch ergriffen die feindlichen Soldaten die Flucht. Auch Mitsushide floh. Allerdings<br />
wurde er wenig später von marodierenden Plünderern gefangen genommen und zu Tode<br />
geprügelt.<br />
So nahm der Shogun der 13 Tage ein vergleichsweise unrühmliches Ende. Hideyoshis Taktik<br />
war aufgegangen. Auch der Aufmarsch seiner Truppen vor der eigentlichen Schlacht gilt bis<br />
heute als Musterbeispiel strategischen Kalküls. Nach seinem Sieg ging Hideyoshi als Rächer<br />
Oda Nobunagas in die Geschichte ein ... und er wusste diesen politischen Vorteil zu nutzen.<br />
Diese Schlacht beweist eindrucksvoll, dass ein einziger Sieg das Schicksal eines ganzen<br />
Landes besiegeln kann! Der Lohn für den Sieger dieser Schlacht war das politische und<br />
militärische Erbe von Oda Nobunaga.<br />
87
Shizugatake, 1583<br />
“Es gibt fünf gefährliche Fehler, die jeder General begehen kann. Die beiden ersten<br />
sind: Unbekümmertheit, da sie zur Vernichtung führt; und Feigheit, da sie zur<br />
Gefangennahme führt. Der nächste ist ein empfindliches Ehrgefühl, das für Scham<br />
empfänglich ist; und ein ungezügeltes Temperament, das durch Beleidigung provoziert<br />
werden kann. Der letzte Fehler ist übergroße Sorge um das Wohl der Männer. Dies<br />
sind die fünf schrecklichsten Sünden eines Generals.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Auch nach Hideyoshis Sieg über Akechi<br />
Mitsuhide kämpften andere Generäle der Oda<br />
um den Thron des Shoguns. Einer dieser Männer<br />
war Shibata Katsuie.<br />
Hideyoshi errichtete auf den Bergen am<br />
Nordufer des Biwasees mehrere Festungen, da<br />
er den erwarteten Angriff Shibata Katsuies<br />
bereits im Keim ersticken wollte. Die Festung<br />
Shizugatake auf dem höchsten Gipfel stand unter<br />
dem Befehl von Nakagawa Kiyohide. Trotz des<br />
schwierigen Geländes attackierte Shibata Katsuie<br />
die Festung mit einer Armee unter dem Befehl<br />
seines Neffen Sakuma Morimasa. Da dieser wusste, dass Hideyoshis Streitmacht Schloss<br />
Gifu belagerte, missachtete er den Rückzugsbefehl seines Onkels. Er war fest entschlossen,<br />
das Schloss in nur drei Tagen zu erobern.<br />
Hideyoshi reagierte blitzschnell und stellte Morimasa nur einen Tag später mit starken<br />
Kavallerieverbänden vor den Toren der Festung. Obwohl Nakagawa Kiyohide getötet<br />
wurde, gelang es den verbissen kämpfenden Verteidigern, die Festung zu halten. Morimasa<br />
musste die Belagerung beenden und stellte sich Hideyoshis Truppen.<br />
Sakuma Morimasas Niederlage war verheerend. Die Schlacht glich eher einem blutigen<br />
Massaker als einem organisierten Feldzug. Die Soldaten der Sakuma entledigten sich ihrer<br />
Waffen und Rüstungen und flohen in den dichten Wald. Als Shibata Katsuie die traurigen<br />
Überreste seiner stolzen Armee sah, beging er Seppuku.<br />
Nun seid Ihr ein Befehlshaber in Hideyoshis Heer. Es liegt an Euch, Sakuma Morimasa eine<br />
ähnliche Niederlage zuzufügen, wie einst Toyotomi Hideyoshi.<br />
Negoroji, 1585<br />
“Oh du göttliche Kunst der Geschicklichkeit und Verstohlenheit! Durch sie lernen wir,<br />
unsichtbar zu sein, durch sie sind wir unhörbar, und damit halten wir das Schicksal des<br />
Feindes in unserer Hand.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
88<br />
Immer wieder bedrohten verschiedene Sekten<br />
von Kriegermönchen die Daimyo. Die Mönche<br />
konnten durchaus wertvolle Verbündete sein – in<br />
der Regel waren sie jedoch gefährliche und<br />
fanatische Feinde. Hideyoshi verbündete sich<br />
schließlich mit den Kriegermönchen von Ishiyama<br />
und Kyoto, nachdem er an der Seite Oda<br />
Nobunagas bereits blutige Kriege gegen die Ikko-<br />
Ikki geführt hatte.<br />
1585 verweigerten immer noch einige Sekten<br />
Hideyoshi den Gehorsam und unterstützten<br />
stattdessen seinen Rivalen Tokugawa Ieyasu. Vor<br />
allem die Mönche aus Negoroji und Saiga hatten 1584 in mehreren Schlachten unter Ieyasu<br />
gedient. Hideyoshi bestrafte die Mönche für ihre Loyalität gegenüber Ieyasu spät, aber<br />
äußerst grausam. Er marschierte in die Provinz Kii ein und zerstörte dort vier kleinere<br />
Außenposten, bevor er nach Negoroji weiterzog. Obwohl die Kriegermönche mutige<br />
Kämpfer waren, zogen sich viele von ihnen auf Schloss Ota in der Provinz Saito zurück. Die<br />
Zurückgebliebenden bereiteten sich indes auf den Kampf vor.<br />
Hideyoshi ging grausam, aber äußerst effektiv gegen die Mönche vor. Er ließ die<br />
Holzgebäude von Negoroji in Brand setzen – und verbrannte so einen Teil der Mönche bei<br />
lebendigem Leibe. Die Überlebenden wurden von seinen Soldaten erbarmungslos<br />
niedergemetzelt.<br />
Die Siegbedingungen für diese Schlacht sind klar: Kein einziger Mönch darf überleben!<br />
Takajo, 1587<br />
“Zwar haben wir von dummer Hast im Kriege gehört, doch Klugheit wurde noch nie<br />
mit langen Verzögerungen in Verbindung gebracht. In der ganzen Geschichte gibt es<br />
kein Beispiel dafür, dass ein Land aus einem langen Krieg Gewinn gezogen hätte.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
1587 entschloss sich Hideyoshi, den verhassten Shimazu-Clan auszulöschen.<br />
Mit einem Heer unter dem Befehl seines Halbbruders Hashiba Hidenaga drängte er die<br />
Streitmacht der Shimazu auf Schloss Takajo in der Provinz Hyuga zurück. Hidenaga schlug<br />
daraufhin sein Lager vor Schloss Takajo auf. Als die Shimazu von der Belagerung hörten,<br />
kehrten sie um und stellten sich Hidenagas Armee.<br />
Dieser sammelte seine Truppen und zog sich hinter eine eilig errichteten Palisade zurück.<br />
Ein kleiner Stoßtrupp der Shimazu rückte vor, um eine Bresche in die Reihen der Feinde zu<br />
schlagen. Anschließend sollte die Kavallerie nachrücken, um Hidenagas Soldaten aufzureiben.<br />
Der Plan schien aufzugehen, bis die Shimazu selbst durch eine geschickte Kriegslist<br />
getäuscht wurden: Hidenaga führte einen kleinen Stoßtrupp in den Rücken der feindlichen<br />
Streitmacht. Die Shimazu sollten glauben, dass ein zweites Heer sämtliche Rückzugswege<br />
blockierte. Die List funktionierte. Hastig zogen sich die zahlenmäßig deutlich überlegenen<br />
Truppen der Shimazu zurück und flohen in die Provinz Satsuma – Hidenaga triumphierte.<br />
89
Sendaigawa, 1587<br />
“Es liegt in unserer Hand, uns vor einer Niederlage zu schützen, doch die Gelegenheit,<br />
den Feind zu schlagen, gibt uns der Feind selbst.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Nach dem Triumph von Takajo vereinte Hideyoshi seine Armee mit Hidenagas Streitmacht.<br />
Unter seinem Befehl marschierten die Truppen anschließend zum Sendaigawa, dem<br />
Grenzfluss zu Kagoshima. Hier erwartete sie bereits eine Armee der Shimazu unter dem<br />
Befehl von Niiro Tadamoto.<br />
Obwohl er zahlenmäßig etwa 30 zu 1 unterlegen<br />
war, gab Niiro Tadamoto Befehl zum Angriff ...<br />
eine sinnlose aber außerordentlich tapfere<br />
Geste. Als die Nacht hereinbrach, zogen sich die<br />
Überlebenden seiner Armee nach Kagoshima<br />
zurück. Dort wurden sie von Hideyoshis<br />
Streitmacht eingekesselt.<br />
Anstatt seine Feinde anzugreifen, löste Hideyoshi<br />
den Konflikt jedoch durch geschickte<br />
Verhandlungen.<br />
Odawara, 1590<br />
“Wenn du die Stellung des Feindes nicht sehen kannst, täusche einen Angriff vor, um<br />
seine Stärke zu enthüllen. Es ist einfach, ihn zu besiegen, wenn du seine Stärke<br />
kennst.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Feuers<br />
Im Jahr 1590 hatte Hideyoshi die Hojo nahezu ausgerottet. Zum dritten und letzten Mal<br />
belagerte er Schloss Odawara.<br />
Verzweifelt setzte der Daimyo der Hojo Zwangsarbeiter aus den nahe gelegenen Dörfern<br />
ein, um die Befestigungsanlagen des Schlosses zu verstärken. Diese waren bereits seit 1582<br />
kontinuierlich ausgebaut worden.<br />
Hideyoshis Übermacht war erdrückend. In einem Brief an seine Frau schrieb er: “Wir haben<br />
Odawara in zwei oder drei Ringen umstellt und einige Gräben und Mauern angelegt. Kein<br />
Feind wird das Schloss lebend verlassen.” Das riesige Heerlager Hideyoshis erinnerte an<br />
eine eilig vor den Toren der Festung errichtete Kleinstadt. Selbst für die Unterhaltung der<br />
Soldaten war gesorgt. Laut hallte das ausgelassene Gelächter der siegessicheren Belagerer<br />
über das Schlachtfeld. Mit dieser inszenierten Heiterkeit sollten die eingeschlossenen<br />
Verteidiger demoralisiert werden.<br />
Kein europäisches Land dieser Zeit hätte sich den Unterhalt derart riesiger<br />
Truppenverbände leisten können. Insgesamt dienten in Hideyoshis Armee bis zum Fall des<br />
Schlosses etwa 200.000 Männer! Während der Belagerung gab es vor den Toren der<br />
Festung unzählige kleinere Scharmützel. Einmal gelang es einem Sprengkommando<br />
Hideyoshis sogar, eine Bresche in die Mauer des Schlosses zu sprengen.<br />
90<br />
Nach drei endlosen Monaten erkannten die Hojo, dass sie der Belagerung nicht mehr<br />
standhalten konnten und übergaben das Schloss Hideyoshi.<br />
“Du kannst sicher sein, mit deinem Angriff Erfolg zu haben, wenn du nur Orte<br />
angreifst, die unverteidigt sind. Du kannst die<br />
Sicherheit deiner Verteidigung erhöhen, wenn<br />
du nur Positionen hältst, die nicht angegriffen<br />
werden können. Der General, dessen Gegner<br />
nicht weiß, was er verteidigen soll, greift weise<br />
an; und er ist ein weiser Verteidiger, wenn sein<br />
Gegner nicht weiß, was er angreifen soll.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Die Schlachten von Tokugawa<br />
Ieyasu, 1564-1600<br />
Die Karriere von Tokugawa Ieyasu, dem späteren Shogun, war selbst in der Sengoku-<br />
Periode einzigartig.<br />
Er sammelte seine ersten militärischen Erfahrungen als Soldat der Imagawa – eigentlich als<br />
Geisel zur Sicherung der Loyalität seiner Familie. Trotzdem diente er in der Armee der<br />
Imagawa und kämpfte gegen die Soldaten Oda Nobunagas! Erst nach dem Tod Imagawa<br />
Yoshimotos brach er mit den Imagawa und wurde ein treuer Gefolgsmann Oda Nobunagas.<br />
Ieyasu hatte Zeit. Schließlich konnte er davon ausgehen, dass der wesentlich ältere<br />
Nobunaga vor ihm sterben würde. Nach seinem Tod, so hoffte Ieyasu, würde er dessen<br />
militärisches und politisches Erbe antreten. Nach Nobunagas Tod kämpfte Ieyasu mit<br />
Toyotomi Hideyoshi um die Vorherrschaft in Japan – mit wechselndem Erfolg, wie Ihr im<br />
Kapitel Der Weg des Daimyo nachlesen könnt. Schließlich krönte Ieyasu sein Lebenswerk<br />
mit dem Titel des Shoguns. 250 Jahre lang sollten er und seine Nachfolger die Geschicke<br />
Japans lenken.<br />
“Eins mit dem Feind werden bedeutet, sich in die Situation des Feindes zu versetzen. In<br />
unserer Welt denken die Menschen meist an einen Einbrecher, der in einem Haus<br />
gefangen ist. Wenn wir jedoch “eins mit unserem Feind werden”, erkennen wir, dass<br />
die ganze Welt gegen uns ist, und uns keine Hoffnung auf Flucht bleibt.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Feuers<br />
91
In Shogun: Total War – Gold Edition zieht Ihr<br />
gegen verschiedene Feinde Ieyasus in die<br />
Schlacht und trefft auf altbekannte Gegner.<br />
Bei Azukizaka bewies Ieyasu 1564 im Kampf<br />
gegen Oda Nobunagas Erzfeinde, die Ikko-Ikki,<br />
seine Tapferkeit. 1569 traf er in der Schlacht von<br />
Kakegawa auf seine einstigen Verbündeten, die<br />
Imagawa. In den denkwürdigen Schlachten von<br />
Mikata ga hara (1572), Yoshida (1575) und<br />
Temmokuzan (1582) kämpfte er gegen den<br />
mächtigen Takeda-Clan.<br />
Im Oktober des Jahres 1600, zwei Jahre nach dem Tod seines Rivalen Toyotomi Hideyoshi,<br />
schlug Ieyasu seine letzte Schlacht. Mit seinem Sieg am Sekigahara-Pass über die Ostarmee<br />
von Mitsunari Ishida sicherte er sich den Titel des Shoguns ... der Kampf um die<br />
Vorherrschaft war endlich entschieden.<br />
Azukizaka, 1564<br />
“Die Kunst des Krieges lehrt uns, nicht darauf zu hoffen, dass der Feind nicht kommt,<br />
sondern darauf zu bauen, dass wir bereit sind, ihn zu empfangen; nicht auf die<br />
Möglichkeit, dass er nicht angreift, sondern auf die Tatsache, dass wir unsere Stellung<br />
uneinnehmbar gemacht haben.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Tokugawa Ieyasu stellte die Ikko-Ikki bei Azukizaka in der Provinz Mikawa. Als loyaler<br />
Befehlshaber Oda Nobunagas hatte er wenig Mitleid mit den fanatischen Mönchen, die den<br />
Zorn seines Herrn entfacht hatten.<br />
Ieyasu kämpfte in der blutigen Schlacht an vorderster Front. Mehrere Kugeln durchschlugen<br />
seine Rüstung, ohne ihn ernsthaft zu verletzen. Für damalige Verhältnisse grenzte dies<br />
beinahe an ein Wunder: Nicht selten zersplitterten die minderwertigen Kugeln beim<br />
Eindringen in den Körper des Angeschossenen. Die Kugeln waren also durchaus mit<br />
modernen Explosiv- oder Dum-Dum-Geschossen vergleichbar.<br />
Vergesst nicht, dass die fanatischen Kriegermönche der Ikko-Ikki äußerst gefährlich sind.<br />
Ihre Moral ist nur schwer zu brechen. Nur wenn Ihr den Mönchen schwere Verluste zufügt,<br />
könnt Ihr sie in die Knie zwingen.<br />
Diese Schlacht ist übrigens als “Zweite Schlacht von Azukizaka” in die Geschichte<br />
eingegangen. In der erste Schlacht von Azukizaka trafen im Jahr 1542 die Oda auf die<br />
Imagawa. Es war in Japan durchaus üblich, dass Feldherren ihre Soldaten – vermutlich aus<br />
Platzmangel – immer wieder auf dieselben Schlachtfelder führten!<br />
92<br />
Kakegawa, 1569<br />
“Verfolge keinen Feind, der die Flucht vortäuscht. Greife keine Soldaten an, die auf<br />
den Kampf warten. Schlucke keinen Köder, den der Feind anbietet. Greife keine<br />
Armee an, die nach Hause zurückkehrt. Lasse ein Schlupfloch frei, wenn du eine<br />
Armee umzingelst. Du darfst einen verzweifelten Gegner nicht zu hart bedrängen.<br />
Dies sind militärische Leitsätze.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Es schien beinahe, als wollte Tokugawa Ieyasu<br />
eine alte Rechnung begleichen und sich für seine<br />
jahrelange Gefangenschaft bei den Imagawa<br />
rächen, als er Imagawa Ujizane auf Schloss<br />
Kakegawa belagerte. Ujizane war der Sohn<br />
Imagawa Yoshimotos, der Ieyasu wenige Jahre<br />
zuvor als Geisel festgehalten hatte.<br />
Trotz seiner persönlichen Ressentiments gegen<br />
die Imagawa wusste Ieyasu, dass die Eroberung<br />
des Schlosses wesentlich wichtiger war, als der<br />
Tod seiner Feinde. Also trat er mit seinen<br />
verhassten Feinden in Verhandlungen – mit<br />
Erfolg. Die Imagawa übergaben Ieyasu die Festung kampflos. Im Gegenzug sicherte ihnen<br />
Ieyasu seine Unterstützung bei der Rückeroberung der Provinz Suraga zu. Allerdings hatte<br />
Ujizane den Zenit seiner Macht zu diesem Zeitpunkt längst überschritten und musste nach<br />
einer verheerenden Niederlage gegen die Streitmacht der Takeda bereits ein Jahr später<br />
abdanken. Der lachende Dritte war zweifellos der neue Herr auf Schloss Kakegawa:<br />
Tokugawa Ieyasu.<br />
Denkt in dieser Schlacht immer daran, dass Ihr das Schloss um jeden Preis einnehmen<br />
müsst. Gelingt es Euch in Shogun: Total War – Gold Edition, die Festung im Sturm zu nehmen<br />
(wie es ursprünglich auch Ieyasu geplant hatte)? Natürlich ist die Eroberung der Festung<br />
sinnlos, wenn ein Großteil Eurer Truppen bei der Belagerung fällt.<br />
Mikata ga hara, 1572<br />
“Jede Kriegsführung gründet auf Täuschung. Wenn wir also fähig sind anzugreifen,<br />
müssen wir unfähig erscheinen; wenn wir unsere Streitkräfte einsetzen, müssen wir<br />
inaktiv scheinen.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Die Kavallerie der Takeda war in ganz Japan gefürchtet. Zu oft hatten die unerschrockenen<br />
Reiter der Takeda bereits über ihre Feinde triumphiert.<br />
Auf dem Weg zur Festung Hamamatsu traf Takeda Shingen bei Mitaka-ga-hara auf die<br />
Streitkräfte der Tokugawa unter dem Befehl Tokugawa Ieyasus.<br />
Laut Koyo Gunkan ließ Ieyasu seine Truppen auf der Mitaka-ga-Hara-Hochebene nördlich der<br />
Festung in Gyorin-Formation, auch Fischschuppen-Formation genannt, aufmarschieren.<br />
93
Die Keilformation sollte einen Angriff der Takeda<br />
provozieren. Da Ieyasus Heer den Truppen der<br />
Takeda etwa 1 zu 3 unterlegen war, sammelte er<br />
seine Männer und wartete auf den nächsten<br />
Schritt seiner Feinde. Die linke Flanke seiner<br />
Armee sicherten drei hervorragende Mikawa-<br />
Generäle: Matsudaira Ietada, Honda Tadakatsu<br />
und Ishikawa Kazumasa. Zu seiner Rechten<br />
marschierten Einheiten Oda Nobunagas auf.<br />
Trotz der Übermacht der Takeda rückten die<br />
Truppen der Tokugawa schließlich vor und<br />
feuerten auf die feindlichen Schlachtreihen. Als<br />
am Spätnachmittag leichter Schneefall einsetzte, gewannen die Takeda an der linken Flanke<br />
der Tokugawa-Armee die Oberhand. Takeda Shingen zog nun seine müden Soldaten<br />
langsam zurück und schickte frische Truppen ins Feld. Als sich die linke Flanke der Tokugawa<br />
im Schutz der hereinbrechenden Dunkelheit zurückzog, gab Takeda Shingen seiner<br />
Hauptstreitmacht Befehl zum Angriff. Je länger der Kampf dauerte, desto verzweifelter<br />
wurde die Situation für die Armee der Tokugawa.<br />
Schließlich sammelte Ieyasu seine Soldaten unter seinem persönlichen Banner und zog sich<br />
auf Schloss Hamamatsu zurück. Ursprünglich wollte er sich selbst auf die Soldaten der<br />
Takeda stürzen, um seinen eingekesselten Freund Mizuno Tadashige zu unterstützen. Er<br />
besann sich jedoch eines Besseren und rettete sich mit seinen Gefolgsleuten in die Festung.<br />
Die Schlacht, so schien es, war entschieden, da er Hamamatsu mit nur fünf Mann erreichte.<br />
Mit dem Mut der Verzweiflung befahl er, die Tore der Festung zu öffnen, um den<br />
Überlebenden seiner Armee den Rückzug in das Schloss zu ermöglichen. Darüber hinaus<br />
ließ er Signalfeuer entzünden und eine riesige Trommel schlagen. Als die Vorhut der Takeda<br />
Hamamatsu erreichte und die Männer die offensichtliche Zuversicht der Tokugawa sahen,<br />
fürchteten sie einen Hinterhalt. Anstatt die Festung anzugreifen, schlugen die Tokugawa<br />
daher bei Saigadake ihr Nachtlager auf. Die siegreichen Soldaten wähnten sich in Sicherheit,<br />
als sie am Eingang der engen Schlucht von Mikata ga Hara lagerten. In der Nacht überfielen<br />
zwei Gefolgsmänner Ieyasus das Lager und trieben unzählige Samurai in die enge Schlucht.<br />
Hier waren sie für die Krieger der Tokugawa ein leichtes Ziel. Am nächsten Morgen zogen<br />
sich die Takeda zurück und überließen Hamamatsu Tokugawa Ieyasu – vorläufig.<br />
In Shogun: Total War – Gold Edition droht die Schlacht außer Kontrolle zu geraten. In einer<br />
offenen Schlacht habt Ihr kaum eine Chance gegen die Übermacht der Takeda. Haltet die<br />
Takeda mit einem Teil Eures Heeres so lange wie möglich auf, und zieht Euch mit Eurer<br />
Hauptstreitmacht geordnet auf die Festung zurück. Ein kontrollierter Rückzug ist nicht<br />
einfach. Wenn die Festung fällt, habt Ihr auch die Schlacht verloren.<br />
94<br />
Yoshida, 1575<br />
“Bewege dich nicht, wenn du keinen Vorteil siehst; setze deine Truppen nicht ein, wenn<br />
es nichts zu gewinnen gibt; kämpfe nicht, wenn die Lage nicht kritisch ist.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
1575, zwei Jahre nach dem Tod seines alten Rivalen Takeda Shingen, kämpfte Ieyasu immer<br />
noch gegen die Takeda. Da die Takeda den Aufstieg ihres Clans allerdings vor allem dem<br />
militärischen Genie Takeda Shingens verdankten, atmeten dessen Feinde nach seinem Tod<br />
erleichtert auf!<br />
Lediglich Shingens Sohn, Takeda Katsuyori,<br />
erwies sich als gefährlicher Feind. 1575 war er in<br />
die Provinz Mikawa eingefallen, um dort eine<br />
(augenscheinlich) schwache Garnison auf Schloss<br />
Yoshida zu belagern. Ieyasu hatte jedoch mit<br />
diesem Schachzug seines Gegners gerechnet und<br />
die Garnison mit gut ausgebildeten Truppen<br />
verstärkt. Katsuyori ging ihm in die Falle. Es<br />
gelang seiner Armee nicht, die Truppen der<br />
Tokugawa in die Knie zu zwingen, zumal diese<br />
klug genug waren, sich seiner Streitmacht nicht<br />
in der offenen Schlacht zu stellen. Enttäuscht<br />
brach Takeda Katsuyori die Belagerung ab und zog mit seiner Armee nach Norden in<br />
Richtung Nagashino.<br />
In Shogun: Total War – Gold Edition müsst Ihr die Truppen der Takeda möglichst lange<br />
aufhalten. Wenn es Euch gelingt, Takeda Katsuyoris Männer zu zermürben und einige von<br />
ihnen zu töten, geben Eure Feinde auf. Natürlich müsst Ihr darauf achten, dass Eure eigene<br />
Streitmacht von Euren zahlenmäßig deutlich überlegenen Feinden nicht aufgerieben wird.<br />
Temmokuzan, 1582<br />
“Deine Schnelligkeit soll sein wie die des Windes; deine Festigkeit wie die des Waldes.<br />
Beim Angriff und Plündern sei wie das Feuer; wenn du dich nicht bewegst, sei wie ein<br />
Berg. Deine Pläne sollen dunkel und undurchdringlich sein wie die Nacht, und wenn du<br />
dich bewegst, dann stürze herab wie ein Blitzschlag.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Nach jahrelangen harten Kämpfen triumphierte Ieyasu schließlich über die Takeda und tilgte<br />
den einst mächtigen Clan aus den Geschichtsbüchern.<br />
Als die Heere von Oda Nobunaga und Tokugawa Ieyasu anrückten, wusste Takeda<br />
Katsuyori, dass er den Kampf um die Vorherrschaft verloren hatte. Er ließ seine Festung bei<br />
Shinpujo niederbrennen und floh in die Berge, um sich auf Iwadono, eine Festung seines<br />
Vasallen Oyamada Nobushige, zurückzuziehen. Doch als dieser die Tore der Festung vor<br />
Katsuyoris Augen schließen ließ, blieb dem Oberhaupt der Takeda keine Wahl. Er befahl<br />
seinen verbleibenden Gefolgsleuten, die Streitmacht der Oda und der Tokugawa möglichst<br />
95
lange aufzuhalten und nahm sich das Leben. Obwohl Nobunaga und Ieyasu ihren alten<br />
Rivalen sicher gerne selbst getötet hätten, spielte die Art seines Todes für die beiden<br />
Pragmatiker vermutlich keine Rolle. Ein Feind, der Selbstmord beging war für sie genauso<br />
tot, wie ein Gegner, den sie selbst enthauptet hatten.<br />
Eure Aufgabe ist klar: Vernichtet die Armee der Takeda. Bahnt Euch einen Weg durch die<br />
Reihen seiner Armee und tötet Katsuyori, bevor er sich selbst richtet. Ihr könnt den<br />
Truppen von Oda Nobunaga keine Befehle erteilen. Allerdings kämpfen sie tapfer an Eurer<br />
Seite.<br />
Sekigahara, 1600<br />
Die Schlacht von Sekigahara war die alles entscheidende Schlacht der Sengoku-Periode. An<br />
einem nebligen Oktobertag des Jahres 1600 krönte Tokugawa Ieyasu am Sekigahara-Pass<br />
sein Lebenswerk und herrschte fortan als neuer Shogun über Japan.<br />
Tokugawa Ieyasu befehligte die Ostarmee, eine Allianz ehemaliger Gefolgsleute Toyotomi<br />
Hideyoshis und Oda Nobunagas, allesamt Gegner einer neuen kaiserlichen Zentralregierung.<br />
Gleichzeitig hatten sich mehrere Clans, die Ieyasu als neuen Shogun ablehnten, der<br />
Westarmee des designierten neuen Kaisers Ishida Mitsunari angeschlossen.<br />
Ende Oktober 1600 spitzte sich die Situation nach mehreren verlustreichen aber<br />
ergebnislosen Schlachten und Belagerungen dramatisch zu. Die Ostarmee der Tokugawa<br />
trotzte auf Schloss Fushimi zunächst erfolgreich dem Ansturm der Westarmee. Als die<br />
Armee der Belagerten auf 200 Mann dezimiert war, öffneten diese die Tore und griffen die<br />
Westarmee mehrmals an ... kein einziger Verteidiger überlebte diesen Ausfall.<br />
Eine weitere kuriose Episode der Auseinandersetzung war die Belagerung der Garnison<br />
Hosokawa Yusai Fujitakas auf Schloss Tanabe durch die Westarmee. Die Angreifer wagten es<br />
offenbar nicht, die Festung des angesehenen Gelehrten einzunehmen. Wie sonst ist es zu<br />
erklären, dass verschiedene Generäle der Westarmee “vergaßen”, die Kanonen mit<br />
Kanonenkugeln zu bestücken, bevor sie auf die Festung feuerten? Nicht zuletzt deshalb<br />
geriet die Belagerung zur Farce.<br />
Schließlich trafen die beiden Armeen am engen Sekigahara-Pass in der Provinz Mino<br />
aufeinander. Allerdings stieß die Westarmee am Morgen dieses 21. Oktobers 1600 nach<br />
einem nächtlichen Gewaltmarsch eher zufällig auf die Westarmee Ieyasus. Ishida Mitsunari<br />
hatte den Pass als Schlachtfeld gewählt, da er hoffte, die Ostarmee überraschen zu können.<br />
Er wollte einen geordneten Aufmarsch von Ieyasus Truppen um jeden Preis verhindern. Also<br />
riegelte er den engen Pass mit seinem riesigen Heer ab.<br />
Die Bedingungen waren denkbar schlecht: Beide Armeen waren völlig durchnässt und<br />
konnten den Gegner im dichten Nebel kaum erkennen. Als sich der Nebel gegen Mittag<br />
lichtete, gaben die Generäle Befehl zum Angriff. Zunächst schien es, als hätten Ieyasus<br />
Truppen den Gewehrsalven der Westarmee nichts entgegenzusetzen. Doch schließlich ging<br />
die Ostarmee zum Gegenangriff über … es folgte ein blutiges Gemetzel. Langsam<br />
gewannen die Soldaten von Tokugawa Ieyasu an Boden und näherten sich unaufhaltsam<br />
Ishida Mitsunari.<br />
Da seine gesamte Streitmacht in Kämpfe verwickelt war, gab dieser mit einem zuvor<br />
vereinbarten Signalfeuer seinen Entsatztruppen unter dem Befehl von Kobayakawa Hideaka<br />
Befehl zum Angriff. Kobayakawas Einheiten sollten – so der Plan – mit einem raschen<br />
Vorstoß die linke Flanke der Ostarmee aufreiben. Zu Mitsunaris Entsetzen griff Kobayakawa<br />
Hideaka jedoch nicht in die Schlacht ein.<br />
96<br />
Tokugawa Ieyasu wusste, dass Hideakas Armee bereit war, die Seiten zu wechseln. Da ihm<br />
das Ausharren des Generals als Beweis für dessen Loyalität jedoch nicht ausreichte, ließ er<br />
einen kleinen Stoßtrupp auf Hideakas Truppen feuern, um diesen zu einer eindeutigen<br />
Entscheidung zu zwingen. Nun wechselte Kobayakawa Hideaka tatsächlich die Seiten und<br />
attackierte die Flanke seiner ehemaligen Verbündeten. Otani Yoshitsugu hatte diesen<br />
heimtückischen Angriff jedoch offenbar erwartet und schlug die Verräter zurück.<br />
Gleichzeitig attackierte Tokugawa Ieyasu zwei weitere Abteilungen der Westarmee – mit<br />
Erfolg: Die Kuchiki und die Wakizaka wechselten ebenfalls die Seiten. Als die Otani nun von<br />
drei Seiten angegriffen wurden, befahl Otani Yoshitsugu einem seiner Gefolgsleute, ihn zu<br />
töten; da er an Lepra litt konnte er sich nicht selbst richten.<br />
Das Ende der Westarmee stand kurz bevor.<br />
Lediglich den Shimazu gelang es, sich<br />
zurückzuziehen. Der Versuch, sich mit Ishida<br />
Mitsunaris Reservetruppen zu vereinigen<br />
scheiterte jedoch, da diese bereits zu Tokugawa<br />
Ieyasu übergelaufen waren ... genau die Truppen,<br />
die Ishida Mitsunari den Sieg sichern sollten,<br />
hatten ihn nun verraten. Damit war das Schicksal<br />
Japans besiegelt.<br />
Am Nachmittag zählte Ieyasu die Köpfe seiner<br />
gefallenen Gegner. Es gab niemanden mehr, der<br />
seine Autorität anzweifeln konnte. Ishida<br />
Mitsunari war geschlagen. Die Daimyo, die sich Ieyasu angeschlossen hatten, wurden für<br />
ihre Loyalität belohnt. Obwohl Ieyasu erst drei Jahre später zum Shogun erklärt wurde, war<br />
er von diesem Tage an der unumstrittene Herrscher Japans.<br />
97
5: Die Mongolen<br />
“Die Horde der Tataren ist riesig. Wenn einer dieser schrecklichen Krieger getötet<br />
wird, springen zehn andere an seine Stelle. Jeder von ihnen hat den Schädel eines<br />
Hundes und trägt die Waffen von drei bis vier Kämpfern.”<br />
— Benedikt der Pole, um 1240<br />
Benedikt der Pole fasste die Barbaren der<br />
östlichen Steppen (wie übrigens viele seiner<br />
Zeitgenossen) fälschlicherweise unter dem<br />
Begriff “Tataren” zusammen. Seine Furcht vor<br />
dieser Bedrohung, die Europa bis auf seine<br />
Grundfeste erschüttern sollte, war jedoch<br />
berechtigt. Furcht erregende Berichte aus Polen<br />
und dem fernen China schürten die Angst vor<br />
den grausamen und blutrünstigen Eroberern.<br />
Niemand – darin waren sich alle einig – konnte<br />
diese Ausgeburten der Hölle aufhalten.<br />
Die Mongolen werden häufig als die “Roten<br />
Khmer des Mittelalters” bezeichnet. Sie waren bereit, jeden zu töten, der sich ihnen in den<br />
Weg stellte. Skrupellos zerstörten die grausamen Horden blühende Zivilisationen und<br />
hinterließen in Asien und Europa eine Spur der Verwüstung.<br />
Niemand bestreitet, dass die Mongolen grausam, kompromisslos und brutal waren. Sie<br />
hatten anfangs überhaupt kein Interesse, den Reichtum der unterworfenen Völker für sich<br />
zu nutzen. Stattdessen tilgten sie ihre Opfer aus den Geschichtsbüchern. Insofern wurden<br />
sie ihrem Ruf durchaus gerecht. Die Unterwerfung durch die Mongolen war für die wenigen<br />
Überlebenden einer Invasion ein traumatisches Ereignis.<br />
Wer waren die Mongolen?<br />
Die Mongolen zogen (wie einige Jahrhunderte zuvor die Hunnen) als Nomaden durch die<br />
Steppen Zentralasiens und überfielen gelegentlich sesshafte (und zivilisiertere)<br />
Nachbarvölker. Gelang es einem Führer, seine Horde auch nach einem Beutezug<br />
zusammenzuhalten, ließen sich die plündernden Nomaden nicht selten in der<br />
unterworfenen Region nieder und bildeten dort einen neuen Adelsstand. Auch das<br />
Königreich Chin in Nordchina ist auf diese Weise entstanden.<br />
Unter Dschingis Khan erlebte das Mongolenreich seine Blütezeit. Wie einst Attila der<br />
Hunnenkönig hatte der gefürchtete Kriegsherr eine Vision und das unstillbare Verlangen, ein<br />
Weltreich zu errichten. Im Gegensatz zum Hunnenreich, das nach Attilas Tod in sich<br />
zusammenfiel, führten die Kinder und Kindeskinder Dschingis Khans dessen Lebenswerk<br />
erfolgreich weiter und blieben mehrere Jahrhunderte lang die bestimmende Macht in Asien.<br />
98<br />
Temüdschin<br />
Zu Beginn seiner militärischen Laufbahn war<br />
Dschingis Khan alles andere als ein<br />
charismatischer Führer oder mächtiger Eroberer.<br />
Er erblickte zwischen 1155 und 1167 das Licht<br />
der Welt. Sein Vater gab ihm den Namen eines<br />
Tatarenfürsten, den er einst getötet hatte:<br />
Temüdschin. Die nomadisierenden<br />
Mongolenstämme der Naimanen, Keräiten,<br />
Uiraten, Merkiten und Jalairen führten ein hartes<br />
und entbehrungsreiches Leben. Ihre Erzfeinde<br />
waren die Tataren und ihre Verbündeten, das<br />
Königreich Chin in Nordchina.<br />
Nach der Ermordung seines Vaters durch die Tataren war der etwa 12-jährige Junge<br />
unverhofft das neue Familienoberhaupt. Die Gefolgsleute seines Vaters verweigerten ihm<br />
jedoch den Gehorsam. Zu allem Überfluss musste sich der junge Temüdschin auch noch<br />
gegen seine Brüder behaupten. Eine überlieferte Episode verdeutlicht Temüdschins<br />
Grausamkeit: Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Chasar lockte er seinen Halbbruder<br />
Bektar in einen Hinterhalt und tötete ihn. Dieser hatte es gewagt, einen Fisch und einen<br />
Vogel aus Temüdschins Fallen zu stehlen. Die drakonische Bestrafung Bektars ist ein<br />
typisches Beispiel für die Unversöhnlichkeit der Mongolen …<br />
Schließlich scharte Temüdschin eine Horde loyaler Krieger um sich, die seine Fähigkeiten als<br />
Führer und Eroberer – und vermutlich vor allem seine Großzügigkeit – schätzten. Die<br />
Menschen schwärmten, dass der junge Temüdschin für seine Männer sein letztes Hemd<br />
geben würde. An der Seite von Toghril, dem Khan der Keräiten, zog er gegen seine<br />
Erzfeinde, die Tataren in die Schlacht. Die Europäer bezeichneten die Mongolen später<br />
fälschlicherweise ebenfalls als “Tartaren”, weil sie die Steppenbewohner für Ausgeburten<br />
der Hölle (Homers Tartarus) hielten.<br />
Nach langen Kämpfen gelang es Temüdschin und Toghril schließlich, die Tataren mit der<br />
Unterstützung des Königreichs Chin (das inzwischen die Seiten gewechselt hatte) in die Knie<br />
zu zwingen. Die Tataren wurden bis auf wenige Überlebende, die sich den Mongolen<br />
anschlossen, getötet. Etwa zur gleichen Zeit nahm Temüdschin den Titel “Dschingis Khan”<br />
(“Weltherrscher”) an. Als es wenig später zum Bruch mit Toghril kam, zog sich Dschingis<br />
Khan mit seinen loyalen Gefolgsleuten nach Sibirien zurück. Erst nach Toghrils Tod (er<br />
wurde versehentlich getötet, als er das Territorium der Naimaner durchquerte)<br />
akzeptierten die Keräiten Dschingis Khan als ihren Führer. Da dieser jedoch die Loyalität<br />
seiner neuen Verbündeten anzweifelte, setzte er alles daran, den Stamm auszulöschen.<br />
Anschließend wandte er sich gegen die mächtigen Naimaner, da er fürchtete, sie könnten<br />
seinen Aufstieg gefährden. Nach einem blutigen Feldzug unterwarfen sich die Naimaner.<br />
1206 wurde Dschingis Khan zum Khan aller Völker und Stämme der Mongolei ausgerufen<br />
und von einem Schamanen zum göttlichen Herrscher erhoben. Und nun? Dschingis Khan<br />
befehligte inzwischen riesige Armeen, die unbedingt beschäftigt werden mussten. Nur so<br />
konnte er Machtkämpfe zwischen den verschiedenen Stämmen verhindern.<br />
99
Also entschied er sich, weitere Gebiete – oder wenn möglich die ganze Welt – zu erobern<br />
… eine durchaus praktische Lösung des Problems. Zunächst unterwarf er die Kirgisen und<br />
andere Nomadenvölker Zentralasiens. Andere Stämme, wie die Uighuren erkannten die<br />
Zeichen der Zeit und unterwarfen sich freiwillig. In der Folgezeit hatte die uighurische<br />
Kultur großen Einfluss auf die Gesellschaft im neu entstehenden mongolischen Weltreich.<br />
Der Weg nach China<br />
China war zu jener Zeit ein zersplittertes Land. Die Mongolen nutzen diesen Umstand und<br />
fielen plündernd in die Königreiche Chin (bei Peking) und Hsi-Hsia in Westchina ein.<br />
Obwohl sich Hsi-Hsia Dschingis Khan daraufhin unterwarf, war der Feldzug kein wirklicher<br />
Erfolg. Die mongolische Kriegstaktik, besiegte Feinde erbarmungslos niederzumetzeln, war<br />
im Kampf gegen Steppenvölker äußerst effektiv, da man den Nomaden dadurch ihren<br />
einzigen “Reichtum”, die Arbeitskraft des Einzelnen raubte. Wozu aber Millionen von<br />
Chinesen töten? Es machte nicht einmal Sinn, die chinesischen Bauern in die Armee<br />
einzugliedern, da sie keine Kampferfahrung hatten. Gleichzeitig blieben die Herrscher von<br />
Chin eine ernste Bedrohung (schließlich waren sie selbst gefürchtete Eroberer). Nicht<br />
einmal nach dem Fall Pekings im Jahr 1215 unterwarfen sich die unbeugsamen Chin der<br />
Übermacht der Mongolen ... tapfer kämpften sie viele Generationen lang gegen die<br />
ungeliebten Eroberer.<br />
Nach dem Sturz der Kara Khitai in Ostturkestan nutzten Dschingis Khans Generäle die<br />
religiösen Spannungen des Landes geschickt zu ihren Gunsten und beendeten die Verfolgung<br />
der Muslime. Durch diesen klugen Schachzug wurden die Mongolen von der muslimischen<br />
Bevölkerung als Befreier gefeiert. Dschingis Khan plante indes einen neuen Feldzug: Hinter<br />
dem Pamir lagen die prächtigen Reiche der Osmanen ... Transoxanien und Persien.<br />
Krieg gegen die Araber<br />
“… meine Feinde in Stücke zu schneiden, sie vor mir herzutreiben, ihren Besitz zu<br />
rauben, mich an den Tränen ihrer Hinterbliebenen zu laben, und ihre Frauen und<br />
Töchter zu nehmen.”<br />
Nach Rashid al Din die Lieblingsbeschäftigung Dschingis Khans<br />
Auf der anderen Seite des Gebirges traf Dschingis Khan auf einen Mann, der ihm ebenbürtig<br />
war: Muhammed II., Sultan von Chorezm. Dieser hatte seinerseits die Khitai und seine<br />
Rivalen in Afghanistan bezwungen und sah keinen Grund, sich dem Großkhan zu<br />
unterwerfen. Allerdings beging Muhammed im Jahr 1219 einen entscheidenden Fehler. Er<br />
glaubte, dass Dschingis Khan sein Land lediglich plündern wollte, um anschließend nach<br />
China weiterzuziehen. Obwohl Muhammeds Armee den Mongolen zahlenmäßig deutlich<br />
überlegen war, drängten die Eroberer seine Truppen in mehrere Garnisonsstädte zurück.<br />
Die Städte hatten dem Ansturm der Mongolen nichts entgegenzusetzen. Als Bukhara fiel,<br />
ließ Dschingis Khan die dort stationierten Soldaten bis auf den letzten Mann töten. Viele<br />
Städte ereilte in der Folgezeit ein ähnliches Schicksal. Selbst in Städten, die sich kampflos<br />
ergaben, ließ Dschingis Khan die militärischen, geistigen und religiösen Führer enthaupten.<br />
Widersetzte sich eine Stadt, wurden<br />
100<br />
ALLE Bewohner – ungeachtet ihres Alters oder Geschlechts – getötet. Die Mongolen<br />
verschonten lediglich Handwerker, da sie deren Fähigkeiten schätzten und zu nutzen<br />
wussten. Die Städte selbst wurden teilweise versehentlich, teilweise bewusst,<br />
niedergebrannt. Durch diese willkürliche Schreckensherrschaft brachen die Mongolen<br />
schließlich die Moral der Bevölkerung und der Soldaten von Chorezm.<br />
Schließlich bliebt Ala al Din Muhammed nur die Flucht. Er starb 1220 desillusioniert und<br />
verzweifelt an Erschöpfung. Doch selbst nach seinem Tod setzten die Mongolen ihre<br />
Plünderungen fort. Dschingis Khan ließ sogar die Grabmäler der Vorfahren seiner Feinde<br />
zerstören. Nichts schien seinem ungezügelten Zorn standzuhalten. Ala al Dins Sohn, Jalal al<br />
Din setzte den Kampf gegen die Mongolen unerschrocken fort. Er besiegte sogar ein<br />
Mongolenheer, bevor ihn Dschingis Khan am Ufer des Indus stellte. Erstaunlicherweise ließ<br />
er seinen Rivalen, den er als wahren Helden würdigte, entkommen. Anschließend fielen die<br />
Mongolen in Indien ein, bevor sie erneut nach Norden zogen.<br />
Gleichzeitig revoltierten in Herat die Anhänger Jalals ... sie sollten für ihren Mut teuer<br />
bezahlen. Sechs lange Monate belagerten die Mongolen die Stadt, bis sich die Verteidiger<br />
der mongolischen Übermacht geschlagen geben mussten. Nach dem Fall der Stadt ließ<br />
Dschingis Khan angeblich 1,6 Millionen Menschen hinrichten.<br />
1223 kehrte Dschingis Khan mit mehreren Tausend Gefangenen in die mongolische Steppe<br />
zurück. Da die Mongolen die Gefangenen nicht mit Nahrungsmitteln versorgen konnten,<br />
begannen sie, diese systematisch zu töten. Auch die (inzwischen überflüssig gewordenen)<br />
Handwerker und Gelehrten fielen dem Massaker zum Opfer. Der Massenmord war damit<br />
endgültig zum wichtigsten politischen Mittel Dschingis Khans geworden.<br />
Seine Armeen zogen indes weiter. Ein Heer, das ursprünglich den fliehenden Ala al Din<br />
Muhammed töten sollte, plünderte zunächst den Westen des heutigen Iran und fiel<br />
anschließend im christlichen Georgien ein. Schließlich erreichten die Mongolen das<br />
Kaspische Meer. Hier trafen sie auf die nomadisierenden Kipchaken, die sich den Mongolen<br />
freiwillig unterwerfen wollten. Als die Mongolen dies ablehnten, wandten sich die Kipchaken<br />
Hilfe suchend an den Fürsten von Kiew. Dieser fiel jedoch in die Hände der Mongolen, die<br />
ihn (nach einer ungewohnt rücksichtsvollen Behandlung) unter einem Stapel Teppiche<br />
erstickten. Für die Mongolen war dies eine äußerst ehrenvolle Hinrichtung. Schließlich<br />
hatten sie peinlichst genau darauf geachtet, keinen Tropfen des fürstlichen Blutes zu<br />
vergießen. Anschließend zogen die mongolischen Horden weiter und brachten Tod und<br />
Verderben über das Land.<br />
101
Der Tod Dschingis Khans<br />
1226 wagte der alternde Dschingis Khan erneut einen Feldzug gegen China. Mit der<br />
gleichen Grausamkeit, mit der die Mongolen zuvor die Araber in die Knie gezwungen<br />
hatten, überrannten sie nun das Königreich Hsi-Hsia. Bevor er seinen Triumph jedoch feiern<br />
konnte, starb Dschingis Khan (vermutlich) an den Folgen eines Reitunfalls. Sein Tod wurde<br />
bis zum Ende des Feldzuges geheim gehalten. Angeblich töteten die Mongolen, die seine<br />
sterblichen Überreste in das Kentai-Gebirge brachten, jeden, der ihren Weg kreuzte.<br />
Schließlich sollte es dem Großen Khan auch im Jenseits nicht an willigen Dienern mangeln.<br />
40 junge Frauen, allesamt Angehörige der bedeutendsten mongolischen Familien, wurden zu<br />
Ehren des großen Feldherrn geopfert und folgten ihm in den Tod. Auch seine Dienstmägde,<br />
Pferde und die persönlichen Besitztümer des Großen Khans wurden in seiner Gruft<br />
bestattet. Noch an seinem Grab (das bis heute nicht gefunden wurde) beschlossen seine<br />
Nachfolger das letzte Massaker unter den Hsi-Hsia.<br />
Seine Söhne und Enkel, die Mitglieder der Goldenen Familie, führten das Lebenswerk<br />
Dschingis Khans fort. Nach der Herrschaft seines Sohnes Ögödai und seiner Enkel Kuyuk<br />
und Möngke betrat sein berühmtester Enkel die politische Bühne: Kubilai Khan.<br />
Auch nach Dschingis Khans Tod setzten die Mongolen ihre aggressive Eroberungspolitik fort.<br />
Schließlich fielen sie in den Mittleren Osten ein und stießen bis nach Europa vor.<br />
Der WestEn Wankt<br />
Am 9. April 1241 stellte sich ein deutsch-polnisches Ritterheer bei Liegnitz den<br />
vorrückenden Mongolen. Beim Anblick der schwer gepanzerten christlichen Ritter ergriffen<br />
die Mongolen die Flucht. Als diese nun siegessicher die Verfolgung aufnahmen, gerieten sie<br />
jedoch in einen heimtückischen Hinterhalt.<br />
Kein einziger Ritter überlebte das anschließende Massaker.<br />
Nur einen Tag später vernichtete ein anderes Mongolenheer die Streitmacht König Bélas<br />
von Ungarn. Die Mongolen hatten einen Rückzug vorgetäuscht und die nachrückenden<br />
ungarischen Truppen eingekesselt. Eine neue Katastrophe stand bevor. Dann entdeckten die<br />
Ungarn eine Lücke im Belagerungsring der Mongolen. Die verzweifelten Soldaten wagten<br />
einen Ausbruch. Beinahe schien es, als würde einigen von ihnen die Flucht gelingen, als<br />
plötzlich ein Teil der Soldaten in Panik geriet ... damit war das Schicksal der Ungarn<br />
besiegelt. Erbarmungslos wüteten die Mongolen unter den völlig verstörten Europäern. Nur<br />
wenige überlebten das Massaker: König Béla floh auf eine Insel im Mittelmeer. Erst als er das<br />
Meer überquert hatte, atmete er erleichtert auf!<br />
Nach der Unterwerfung Ungarns schlugen die Mongolen ihr Lager auf, um sich für den<br />
nächsten Feldzug zu rüsten. Europa stand kurz vor einer Katastrophe. Sollte auch Wien<br />
unter dem Ansturm der Mongolen fallen, war der Weg nach Deutschland und Frankreich<br />
frei. Kein europäischer Monarch hatte die nötigen Mittel, ein Heer auszuheben, das den<br />
mongolischen Kolonnen standhalten konnte ... der Untergang des Abendlandes stand kurz<br />
bevor. Hilflos warteten die Europäer auf das Unvermeidliche … hatte sich Gott von den<br />
Christen abgewandt? Eines stand fest: Die Mongolen würden unaufhaltsam bis an den<br />
Atlantik marschieren.<br />
Doch in letzter Sekunde kehrten die Mongolen völlig unerwartet um. Nur durch einen<br />
glücklichen Zufall entging Europa der Unterwerfung – Ögödai Khan, der dritte Sohn<br />
Dschingis Khans war gestorben. Der kluge (aber stets betrunkene) Regent hatte das Reich<br />
102<br />
seines Vaters bis in den Mittleren Osten und an die Grenzen Europas ausgedehnt. Obwohl<br />
sie ein Weltreich beherrschten, das sich von der Donau bis in das entfernte China<br />
erstreckte, waren die Mongolen stets ihren nomadischen Wurzeln treu geblieben: Sie<br />
kehrten in ihre Heimat zurück, um einen neuen Khan zu bestimmen!<br />
Der Alkohol wurde Ögödai schließlich zum Verhängnis. Nach seinem Tod wurde die<br />
grundlegende Schwäche des politischen Systems der Mongolen deutlich: Der Khan war die<br />
alleinige Identifikationsfigur des ganzen Volkes. Als er starb, kehrten die Mongolen in ihre<br />
Heimat zurück, um einen neuen Führer zu wählen. Gerade als sie die Möglichkeit hatten,<br />
Europa zu unterwerfen, ritten die Mongolen nach Hause und kehrten niemals zurück. In<br />
Polen wird die Niederlage von Liegnitz übrigens bis heute als Befreiungsschlacht gefeiert, die<br />
Europa rettete.<br />
Die Mongolen verschonten Europa und richteten ihre Aufmerksamkeit nach Osten …<br />
Kubilai Khan<br />
103<br />
In Xanadu did Kubla Khan<br />
A stately pleasure dome decree<br />
Where Alph, the sacred river ran<br />
Through caverns measureless to man<br />
Down to a sunless sea<br />
Ancestral voices prophesying war<br />
— Samuel Taylor Coleridge<br />
Im Zenit seiner Macht war Kubilai Khan der reichste und mächtigste Herrscher der Welt.<br />
Sein unermesslicher Reichtum ermöglichte ihm sogar den Unterhalt eines Sommerpalastes<br />
in Xanadu. Dieser Palast in Shang-tu, der Hauptstadt seines Reiches, lag inmitten eines<br />
riesigen Jagdreviers. Nie zuvor hatte es einen ähnlich Prachtbau gegeben. Als Marco Polo<br />
den Hof des Khans zum ersten Mal sah, verschlug es ihm angesichts des Reichtums seines<br />
Gastgebers den Atem.<br />
Kubilai Khan herrschte über ein Reich, das sich von der Donau bis an die chinesische<br />
Pazifikküste, und von Sibirien bis an den Indischen Ozean erstreckte. Der unumstrittene<br />
Khan aller mongolischen Clans setzte das Lebenswerk seines Großvaters, des großen<br />
Dschingis Khan, fort. Allerdings konzentrierte sich Kubilai Khan auf die Unterwerfung Chinas<br />
und die Errichtung eines chinesischen Großreichs (unter der Herrschaft der Mongolen).<br />
Kubilai einte China und begründete eine neue Herrscherdynastie.
Die Unterwerfung Chinas<br />
Unmittelbar nach Dschingis Khans Tod kam es zu Aufständen der unterdrückten Chin. Erst<br />
im Jahr 1234 gelang es den Mongolen, deren Widerstand zu brechen. Am Südufer des Hwai<br />
lag das Königreich Sung. Die Unterwerfung dieses mächtigen Reichs sollte 40 Jahre dauern.<br />
Nach Ögödais Tod im Jahr 1241 (er hatte sich buchstäblich zu Tode getrunken) drohte das<br />
mongolische Weltreich in rivalisierende Clans zu zerfallen. Schließlich riss Möngke, ein Enkel<br />
Dschingis Khans, die Macht an sich. Nach seiner Ernennung zum Großkhan setzte der<br />
unerschrockene Krieger die Eroberungszüge der Mongolen fort. Seinem Bruder Kubilai<br />
schenkte er einen Teil des eroberten Chinas, während er seinen anderen Bruder, Hülegü,<br />
zum Oberbefehlshaber seiner Armeen im Mittleren Osten ernannte. Da Möngke allerdings<br />
nicht im Traum daran dachte, erneut in Europa einzufallen, war dieser Posten<br />
vergleichsweise unbedeutend.<br />
Möngke und Kubilai bereiteten sich indes auf einen gemeinsamen Feldzug gegen die Sung<br />
vor. Ein langwieriger und verlustreicher Krieg stand bevor. Im reichen und dicht besiedelten<br />
Südchina gab es zu jener Zeit unzählige befestigte Städte. Außerdem kam die mongolische<br />
Armee (überwiegend berittene Bogenschützen) auf dem unwegsamen Gelände nur langsam<br />
voran. Im ungewohnten Klima des Landes hatten die Invasoren darüber hinaus mit bisher<br />
ungekannten Krankheiten zu kämpfen. Die Mongolen beschlossen, die Chinesen mit ihren<br />
eigenen Waffen zu schlagen. Sie rekrutierten chinesische Infanteristen, Ingenieure und<br />
andere Spezialisten. Schon bald beherrschten sie die chinesischen Kriegstaktiken meisterlich.<br />
Bevor Möngke jedoch offen gegen die Sung in die Schlacht zog, fiel er im Königreich<br />
Nanchow ein, um die Handelsrouten der Sung nach Indien und Burma zu unterbrechen.<br />
Kubilai war als Oberbefehlshaber für die perfekte Planung und Vorbereitung des Feldzuges<br />
verantwortlich. Erstmals bewies er nun sein militärisches Genie. Auf ihrem Weg nach Ta-li,<br />
der Hauptstadt von Nanchow, verzichteten die Mongolen (zum ersten Mal in ihrer<br />
Geschichte) auf blutige Massaker. Im Gegenteil: Kubilais chinesischer Lehrmeister hatte ihm<br />
von einem General erzählt, der einst eine Stadt eroberte, ohne einen einzigen Bewohner zu<br />
töten. Also verzichtete auch Kubilai auf unnötige Gewalt. Beim Einmarsch in Ta-li trugen<br />
seine Soldaten Banner mit den Worten “Jeder der tötet, wird mit dem Tode bestraft”.<br />
Dennoch töteten die Befehlshaber der Stadt die mongolischen Unterhändler. Als die<br />
Mongolen später unbehelligt in die Stadt einritten, ließ Kubilai die Mörder kurzerhand<br />
exekutieren. Alle anderen Bewohner der Stadt wurden von den Mongolen verschont.<br />
Vermutlich trug der Ruf der Mongolen entscheidend dazu bei, dass Kubilais Taktik aufging.<br />
Allerdings erkannte er, dass Gnade ein ähnlich wirkungsvolles politisches Werkzeug war, wie<br />
ein blutiges Massaker.<br />
Im Jahr 1257 stand einem Angriff auf das Reich der Sung nichts mehr im Wege. Doch dann<br />
begingen die Mongolen den törichten Fehler, die Annam in Nordvietnam anzugreifen. Die<br />
stolzen Eroberer ereilte in Vietnam jedoch ein ähnliches Schicksal, wie viele Großmächte<br />
nach ihnen. Obwohl sie mehrere Schlachten (sogar gegen Elefanten) gewinnen konnten,<br />
kehrten von den 100.000 Mongolen weniger als 20.000 Überlebende aus Vietnam zurück.<br />
Unzählige Männer waren Krankheiten und den Überfallkommandos der Annam zum Opfer<br />
gefallen. In der Folgezeit versuchten die Mongolen noch mehrmals, Vietnam zu unterwerfen<br />
– ohne Erfolg.<br />
104<br />
Kubilai Khan verbrachte indes einen Großteil seiner Zeit mit der Verwaltung seiner<br />
nordchinesischen Besitztümer. In Shang-tu (dem “Xanadu” aus Coleridges Gedicht) ließ er<br />
(etwa zehn Tagesreisen von Peking entfernt) eine neue Hauptstadt errichten. Er gewährte<br />
seinen chinesischen Ratgebern und Dienern außergewöhnliche Freiheiten, ohne jedoch die<br />
militärische Macht aus den Händen zu geben. Diese liberale Politik stieß bei den traditionell<br />
denkenden Mongolen erwartungsgemäß auf Unverständnis. Dies führte schließlich dazu,<br />
dass Möngke mehrere prominente chinesische Berater seines Bruders ermorden ließ.<br />
Kubilai und Möngke rüsteten sich zum Bürgerkrieg. In letzter Sekunde besannen sich die<br />
beiden Brüder jedoch eines Besseren und zogen Seite an Seite gegen die Sung-Dynastie in<br />
die Schlacht.<br />
Ihre Strategie war durchaus bemerkenswert. Anstatt (nach Art der Nomaden) plündernd<br />
und brandschatzend in Sung einzufallen, beschlossen die Brüder, das Kerngebiet der Sung in<br />
Ostchina zu isolieren, um die Sung auf diese Weise zur Kapitulation zu zwingen. Diese<br />
Taktik beweist, dass die Mongolen ihre Vergangenheit als blutrünstige Barbaren längst<br />
abgestreift hatten. Als Kubilai Wuchang belagerte, erreichte ihn die Nachricht vom Tod<br />
seines Bruders. Möngke war in Ho-chou an der Ruhr gestorben. Es gibt allerdings auch<br />
Berichte, dass ein Armbrustschütze der Sung den Großen Khan getötet hatte.<br />
Sung war gerettet – vorläufig. Doch die Geschichte sollte sich nicht wiederholen. Anders als<br />
in Europa zogen sich die Mongolen nicht zurück. Der Tod des Khans führte weder zu einem<br />
Zerfall der mongolischen Armee, noch zum Ausbruch blutiger Clankriege. Dies ist allein<br />
Kubilai zu verdanken. Anstatt zum Quriltai, dem Treffen aller Mongolen, zu reiten, um einen<br />
neuen Khan zu wählen, setzte er den Feldzug gegen die Sung fort. Kubilai wusste, dass ein<br />
Sieg über die verhassten Chinesen seinen Anspruch auf den Thron des Khans festigen<br />
würde. Er überquerte trotz des erbitterten Widerstandes der Chinesen und des Befehls,<br />
umzukehren, den Jangtse. Niemals, dachte er, würden es die Mongolen wagen, das Quriltai<br />
ohne ihn abzuhalten. Natürlich gab es verschiedene Anwärter auf den Thron des Khans.<br />
Allerdings hielten sich nur Kubilai und sein Bruder Arik-Böke mit nennenswerten Armeen in<br />
der Nähe der Versammlungsstätte auf. Da Kubilai wegen seiner Offenheit gegenüber den<br />
Chinesen und ihrer Kultur bei den Mongolen jedoch relativ unbeliebt war, schien es lange<br />
Zeit, als würde Arik-Böke anstelle seines Bruders zum neuen Großkhan ausgerufen.<br />
1260 ließ sich Kubilai von seiner Armee in Shang-tu zum Großen Khan proklamieren. Arik-<br />
Böke zog indessen die traditionsbewussteren Stammesfürsten der Mongolei auf seine Seite.<br />
Es kam zum Bürgerkrieg. Kubilai triumphierte über seinen jüngeren Bruder, verzichtete<br />
jedoch auf dessen Hinrichtung. 1264 ergab sich Arik-Böke schließlich. Zwei Jahre später<br />
starb er als Kriegsgefangener seines eigenen Bruders.<br />
Kubilai Khan nahm den traditionellen Titel der chinesischen Herrscher an und regierte<br />
fortan als “Sohn des Himmels”. Außerdem erließ er ein Dekret, das die Beteiligung<br />
chinesischer Berater an der Regierung ermöglichte. Kubilai sah die Zukunft seines Volkes<br />
also offensichtlich in China und im Osten ... Feldzüge im Mittleren Osten und Europa<br />
spielten in seinen Überlegungen nur noch eine untergeordnete Rolle. Nur die Goldene<br />
Horde war für das ferne Europa noch eine Bedrohung. Der von den Christen und Muslimen<br />
befürchtete Mongolensturm blieb jedoch aus.<br />
105
Die Unterwerfung der Sung<br />
1264 fiel Kubilai Khan erneut im Reich der Sung ein. Er plante den Feldzug bis ins letzte<br />
Detail, da er Südchina weder entvölkern, noch verwüsten wollte.<br />
Der Feldzug war langwierig, hart und unangenehm. Unzählige Mongolen erlagen im<br />
feuchten Klima des Landes verschiedensten Infektionskrankheiten. Es gab weder<br />
ausreichend Weideflächen für die Pferde, noch (für Kavallerieangriffe) geeignete<br />
Schlachtfelder. Also rekrutierten die Mongolen unzählige chinesische Fußsoldaten – eine, wie<br />
sich bald zeigen sollte, kluge Entscheidung. Außerdem verstärkte Kubilai Khan sein Heer mit<br />
ausgebildeten Belagerungstruppen. Selbst aus dem fernen Irak marschierten seine Soldaten<br />
schließlich nach China. Die Belagerungseinheiten waren dringend nötig, da die Mongolen<br />
beinahe jede Stadt der Sung belagern mussten, bis sich die fanatischen Verteidiger schließlich<br />
ergaben. Vor allem die Belagerung von Hsiang-yang ist in die Geschichte eingegangen: Erst<br />
nach einer fünfjährigen Belagerung gelang es den Mongolen, die Stadt einzunehmen. Der Fall<br />
der Stadt besiegelte das Schicksal der Sung, obwohl die kaiserliche Witwe Kubilai Khan erst<br />
im Jahr 1276 die Reichsinsignien und die Stadt Hang-tschou übergab.<br />
Der endgültige Sieg über die Sung ließ jedoch weitere drei Jahre auf sich warten. 1279<br />
musste sich der letzte, erst neun Jahre alte, Kaiser der Sung, mit den Überresten seiner<br />
Flotte der Übermacht der Mongolen beugen. Der Oberbefehlshaber der Flotte sprang<br />
daraufhin mit dem Kind im Arm über Bord, um dem Zorn der Mongolen zu entgehen. Nach<br />
dem Triumph über die Sung gelang es Kubilai Khan, China (erstmals seit dem Untergang der<br />
T’ang-Dynastie im 10. Jahrhundert) zu einen. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der<br />
Chinesen war offenbar auch nach Jahrhunderten der Spaltung ungebrochen.<br />
Natürlich weiteten die Mongolen unter Kubilai Khan ihren Herrschaftsbereich auch in<br />
andere Länder Asiens aus. Nachdem die Koreaner vergeblich versucht hatten, die Mongolen<br />
zu bestechen, um eine Unterwerfung ihres Landes abzuwenden, stellten sie sich den<br />
Invasoren entschlossen entgegen. Schließlich ging jedoch auch Korea im mongolischen<br />
Weltreich auf. Die königliche Familie des Landes regierte fortan im Namen des Großen<br />
Khans. Die Koreaner feierten die Unterwerfung durch die Mongolen sogar als Befreiung von<br />
den ungeliebten Herrschern des alten Königshauses.<br />
Die Invasion Japans<br />
In Korea entschloss sich Kubilai Khan schließlich, auch Japan zu unterwerfen, da japanische<br />
Piraten in der Vergangenheit wiederholt koreanische Küstenstädte geplündert hatten.<br />
Natürlich wagten sich die Seeräuber aus Furcht vor dem Zorn des Khans inzwischen längst<br />
nicht mehr an die Küsten des chinesischen Festlandes, doch Kubilai Khan wollte mehr. In<br />
den Jahren 1266 und 1268 entsandte er Unterhändler in das Land der aufgehenden Sonne<br />
und forderte die Unterwerfung Japans. Die Reaktion der Japaner dürfte den<br />
erfolgsverwöhnten Großen Khan überrascht haben: Japan hatte bereits einen göttlichen<br />
Kaiser und brauchte keinen neuen Herrscher.<br />
106<br />
Japan zur Zeit der Mongolen<br />
Als die Mongolen in Japan landeten, stand das Land kurz vor einem Krieg, obgleich sich die<br />
Machtkämpfe zunächst ausschließlich am kaiserlichen Hof abspielten. Von den Intrigen am<br />
Hofe unbehelligt, lenkten die Samurai indes die Geschicke des Landes ... die Zeiten, in<br />
denen sie auf den Schlachtfeldern Japans gekämpft hatten, waren längst vorbei.<br />
An der Spitze des Machtgefüges stand der Kaiser – die eigentliche Macht hielten jedoch<br />
andere in Händen. Der göttliche Kaiser war nichts weiter als eine Marionette der Shogune,<br />
den eigentlichen Herrschern des Landes. Als Kubilai Khans Unterhändler in Japan landeten,<br />
hatte sich das Machtgefüge erneut verschoben. Die Shogune hatten ihre Macht verloren ...<br />
an ihre Stelle war inzwischen der Shikken getreten. Die Hojo herrschten über das Land. Sie<br />
hatten die Minamoto-Shogune nach jahrelangen Intrigenspielen gestürzt und dabei nicht<br />
einmal vor heimtückischen Morden zurückgeschreckt. Natürlich waren die neuen Herrscher<br />
nicht bereit, sich nun kampflos einem fremden Eroberer zu unterwerfen ... nicht einmal<br />
dem mächtigen Kubilai Khan.<br />
1274 nahm erstmals eine Invasionsflotte Kurs auf Japan. An Bord der Schiffe waren<br />
Mongolen und einigen koreanische Krieger. Es versteht sich von selbst, dass die Koreaner<br />
alles andere als enthusiastisch in den Krieg gegen Japan zogen. Nach kleineren Scharmützeln<br />
auf den Inseln Tsushima und Iki landeten die Mongolen schließlich in der Hakata-Bucht.<br />
Obwohl es ihnen gelang, ein japanisches Samurai-Heer zurückzuschlagen, konnten die<br />
Mongolen ihre Position nicht festigen.<br />
Als das Wetter umschlug, überzeugten die koreanischen Offiziere ihre mongolischen Herren<br />
davon, dass es besser sei, dem aufziehenden Sturm auf hoher See zu trotzen – eine, wie<br />
sich später zeigen sollte, katastrophale Entscheidung: 13.000 Männer ertranken in der<br />
aufgepeitschten Inlandsee. Die wenigen Überlebenden der mongolischen Streitmacht<br />
segelten nach Korea zurück. Ganz Japan jubelte!<br />
Allerdings verdankten die Japaner ihre Rettung vor allem dem Sturm, und weniger den<br />
Samurai. Schließlich hatten diese keinerlei militärische Erfahrung, da ihre letzten Schlachten<br />
bereits viele Jahrzehnte zurücklagen.<br />
Die Japaner konnten dem Ansturm einer mongolischen Armee nichts entgegensetzen – zu<br />
sehr unterschied sich die militärische Tradition der Samurai von der Kriegsführung der<br />
Mongolen. Für die mongolischen Krieger hatte die Ehre des Einzelnen keine Bedeutung. Für<br />
die Samurai war jedoch jede Schlacht eine Frage der Ehre zwischen wohl erzogenen<br />
Kriegern. Die Samurai liefen traditionell über das Schlachtfeld und verkündeten lauthals ihre<br />
edle Abstammung, ihre Heldentaten und ihre Tapferkeit. Auf diese Weise suchten sie nach<br />
würdigen Gegnern, um sich mit diesen im Duell zu messen. Natürlich erkannten auch die<br />
Samurai die Vorteile eines organisierten Angriffs, allerdings hielten sie diese Form der<br />
Kriegsführung nicht für angemessen. Zu allem Überfluss erkannten die Samurai sehr schnell,<br />
dass die Mongolen weit bessere Waffen besaßen. Der mongolische Kurzbogen war dem<br />
japanischen Langbogen deutlich überlegen. Darüber hinaus zogen die Mongolen mit<br />
tödlichen Feuerwaffen in die Schlacht.<br />
Trotzdem war die erste Invasion kein Erfolg. Doch die Mongolen sollten zurückkehren …<br />
mit einem wesentlich größeren Heer.<br />
107
Der Kamikaze<br />
Bevor Kubilai Khan seine Aufmerksamkeit erneut auf Japan richtete, mussten die Sung<br />
unterworfen werden. Einige Zeit spielten die Japaner sogar mit dem Gedanken, ihrerseits in<br />
Korea einzufallen. Dazu sollte es jedoch nicht kommen. Im Jahr 1281 betraten die Mongolen<br />
erneut japanischen Boden.<br />
Ungewohnt hastig sammelte Kubilai Khan ein (deutlich größeres) Invasionsheer. Zwei<br />
Flotten stachen in Süd- bzw. Nordchina in See. Beide Flotten trafen sich in der Nähe der<br />
Insel Iki und nahmen gemeinsam Kurs auf die japanische Hauptinsel. Da sich die<br />
Befehlshaber der beiden Flotten überwarfen, kam es allerdings nie zu einem wirklich<br />
koordinierten Angriff. Die Schiffe der zerstrittenen Kommandeure ankerten in der Hakata-<br />
Bucht. Am Strand der Bucht hatten die Japaner bereits eine 20 Kilometer lange Mauer<br />
errichtet.<br />
Obwohl beide Invasionsheere den Strand erreichten, gelang es den Samurai, die Mongolen<br />
aufzuhalten. Da die chinesischen und koreanischen Truppen in den Reihen der Mongolen<br />
alles andere als verbissen kämpften, konnten sich die Japaner dem Ankerplatz der beiden<br />
Flotten nähern. Vom 23. Juni bis zum 14. August 1281 tobte eine blutige Schlacht, bis<br />
schließlich am 15. und 16. August ein Taifun einen Großteil der mongolischen Flotten<br />
versenkte. Etwa die Hälfte der südlichen Flotte und ein Drittel der Nordflotte versank für<br />
immer in den Fluten des Meeres. Die überlebenden Mongolen wurden von den Japanern<br />
noch am Strand getötet oder versklavt. Nach dieser Katastrophe musste Kubilai Khan seine<br />
Eroberungspläne erneut begraben. Wieder hatte der “göttliche Wind”, der Kamikaze, Japan<br />
gerettet. (Aus diesem Grund werden auch die japanischen Selbstmordpiloten des 2.<br />
Weltkrieges “Kamikaze” genannt, da sie dem Feind ähnlich verheerende Verluste zufügten.)<br />
Trotz der schrecklichen Verluste war Kubilai Khan entschlossen, ein drittes Mal in Japan<br />
einzufallen. Nur die Beharrlichkeit seiner Untergebenen (die einen weiteren Angriff strikt<br />
ablehnten) und sein plötzlicher Tod vereitelten eine dritte Invasion. Angesichts seiner<br />
beeindruckenden Errungenschaften spielte der Verlust Japans für Kubilai Khan allerdings<br />
keine große Rolle. Lediglich der Mythos der Unbesiegbarkeit hatte in Asien enormen<br />
Schaden genommen.<br />
“Was wäre wenn?” Der<br />
Mongolensturm in Shogun: Total<br />
War – Gold Edition<br />
Shogun: Total War – Gold Edition unterscheidet sich in einem entscheidenden Punkt von den<br />
tatsächlichen historischen Ereignissen.<br />
Was wäre geschehen, wenn die mongolische Flotte am 15. und 16. August des Jahres 1281<br />
nicht gesunken wäre? Was wäre geschehen, wenn die Mongolen in Japan Fuß gefasst hätten?<br />
Hätten sie Japan unterworfen und als weitere Provinz in das mongolische Reich<br />
eingegliedert?<br />
Stellen wir uns nun einmal vor, dass (besseres Wetter vorausgesetzt) weitere mongolische<br />
Truppen in Japan gelandet wären. Mit diesen Entsatztruppen hätten die Mongolen die<br />
Samurai vermutlich in das Hinterland zurückgedrängt. Wie lange hätten die tapferen Japaner<br />
die grausamen und disziplinierten Eroberer in diesem Fall noch aufhalten können?<br />
108<br />
40 Jahre vor der Landung in Japan hatten die Mongolen im polnischen Liegnitz ein riesiges<br />
Ritterheer bis auf den letzten Mann aufgerieben. Die Samurai zu Zeiten Kubilai Khans hatten<br />
einen ähnlichen Ehrenkodex wie ebendiese Ritter – auch sie waren nicht bereit, ihre<br />
persönliche Ehre einer militärischen Disziplin unterzuordnen. Sicherlich gab es in Japan<br />
unzählige talentierte Samurai – aber eine Armee, die den Truppen der Mongolen ebenbürtig<br />
war? Wohl kaum. Einzelne Samurai hätten vermutlich bis zum letzten Blutstropfen gegen die<br />
Eindringlinge gekämpft. Doch genau diese Art des Widerstandes hätte unweigerlich zu<br />
blutigen Massakern geführt …<br />
Natürlich kann man die Armeen Kubilai Khans nicht mit der gewaltigen Streitmacht seines<br />
Großvaters vergleichen. Man denke nur an die ethnischen Differenzen innerhalb der Armee.<br />
Allerdings hatten die Mongolen ihre Undiszipliniertheit und die taktischen Zwänge der<br />
“alten” Horde längst abgelegt. Alles in allem unterhielt Kubilai Khan also ein<br />
außergewöhnlich modernes Heer.<br />
Der Einfluss der Mongolen<br />
Fielen die Mongolen in ein Land ein, hatte dies für die Bevölkerung schreckliche<br />
Konsequenzen. Plündernd und brandschatzend hinterließen die Eroberer eine Spur der<br />
Verwüstung und verbreiteten unter den Menschen Angst und Schrecken. In vielen Ländern<br />
galten die Mongolen daher als Strafe Gottes.<br />
Die Mongolen töteten systematisch einen Großteil der Bewohner eines Landes. Die<br />
Überlebenden nahm man gefangen oder überließ sie ihrem Schicksal. Die kalkulierte<br />
Verschonung eines kleinen Teils der Bevölkerung erscheint heute grausamer, als die<br />
Vernichtung des gesamten Volkes. Die Eroberer zerstörten ganze Städte und entvölkerten<br />
systematisch riesige Landstriche.<br />
Als die Mongolen unter Hülegü (Kubilai Khans Bruder) Bagdad, das damalige Zentrum des<br />
Islams, einnahmen, steckten sie den Kalifen der Stadt gefesselt in einen Ledersack und<br />
trampelten ihn mit Pferden zu Tode – eine jahrhundertlange religiöse Tradition endete damit<br />
unter den Hufen der Pferde. In den Augen der Mongolen hatte man den Kalifen allerdings<br />
durchaus respektvoll behandelt. Schließlich verhinderte der Ledersack, dass sein Blut<br />
(sichtbar) vergossen wurde. Vielleicht hätte den japanischen Kaiser oder den Papst ein<br />
ähnliches Schicksal erwartet, wenn die Mongolen Edo oder Rom erreicht hätten.<br />
Im Mittleren Osten vernichteten die Mongolen die so genannten Ganats, unterirdische<br />
Kanäle zur Bewässerung der Wüste. Sie hatten auch in anderen Ländern Ernten und<br />
Lagerhäuser zerstört, um ihre Feinde auszuhungern und zu töten, durch den Entzug des<br />
Wassers erreichte ihre Grausamkeit jedoch einen neuen Höhepunkt. Ohne ein<br />
funktionierendes Bewässerungssystem war keine Landwirtschaft möglich, zumal nicht mit<br />
regelmäßigen Regenfällen zu rechnen war. Einige islamische Gelehrte sind sogar der Ansicht,<br />
dass sich der Mittlere Osten bis heute nicht von den Folgen der mongolischen Tyrannei<br />
erholt hat.<br />
Chinas Gesamtbevölkerung sank während der Mongoleneinfälle um etwa 30 Prozent.<br />
Angesichts der riesigen Einwohnerzahl des Landes ist dies eine erschreckend hohe Zahl.<br />
Allerdings werden bei dieser Hochrechnung neben den getöteten und verhungerten<br />
Chinesen auch die so genannten “fehlenden Generationen”, also Menschen, die nie geboren<br />
wurden, berücksichtigt. Auf kurze Sicht wurde der Bevölkerungsrückgang gewiss durch die<br />
Zerstörungswut der Mongolen ausgelöst, allerdings erlagen in der Folgezeit unzählige<br />
Chinesen verschiedenen Krankheiten und Seuchen.<br />
Wäre es den Japanern nicht gelungen, die Mongolen zurückzuschlagen und hätte der<br />
109
Kamikaze die mongolische Flotte nicht vernichtet ... wer weiß, vielleicht hätte das Land der<br />
aufgehenden Sonne ein ähnliches Schicksal ereilt. Sicher, Kanäle können leichter zerstört<br />
werden, als Reisfelder. Trotzdem wäre vermutlich ein Großteil der japanischen Bevölkerung<br />
den grausamen Eroberern zum Opfer gefallen. In Ländern, in denen sich die Menschen den<br />
Mongolen widersetzten, gab es meist nur wenige Überlebende. Und auch die Samurai<br />
hätten den Mongolen vermutlich bis zum letzten Atemzug getrotzt.<br />
Dies gebot ihnen ihr überlieferter Ehrenkodex.<br />
Das Mongolische Heer<br />
“Ein unaufmerksamer Wachposten wird getötet. Ein betrunkener Bote wird getötet.<br />
Jeder, der einem Flüchtling Schutz gewährt, wird getötet. Ein Krieger, der Beute<br />
unterschlägt, wird getötet. Ein unfähiger Führer wird getötet.”<br />
— aus dem Yasak, Dschingis Khans Gesetzeswerk<br />
Als Dschingis Khan 1227 starb, bestand seine Armee aus etwa 130.000 Mann und weiteren<br />
60.000 Reservisten. Diese Zahlen sind allerdings (wie alle Angaben zu mittelalterlichen<br />
Heeresgrößen) mit Vorsicht zu genießen. Immerhin behaupteten die Feinde der Mongolen,<br />
dass diese unendlich viele Soldaten in die Schlacht schickten – wer gibt schließlich gerne zu,<br />
dass er von einem Feind besiegt wurde, der einfach nur kampfstärker war, als das eigene<br />
Heer?<br />
Der Mythos der “zahllosen Horde” wurde von den erfolgreichen Khans bewusst aufrecht<br />
erhalten. Dschingis Khan erklärte jedem Besucher, dass er unendlich viele Soldaten<br />
befehligte – und seine Gäste glaubten ihm. Andererseits bezahlten die Wenigen, die seine<br />
Worte anzweifelten, ihre Kühnheit vermutlich mit ihrem Leben. Das Wort “Horde” wird<br />
übrigens vom türkischen “Ordu” abgeleitet. Es bedeutet nichts weiter als “Zeltlager”.<br />
Es gab verschiedene Gründe, warum die Beobachter Schwierigkeiten hatten, die Größe<br />
einer mongolischen Armee einzuschätzen. Die Hauptursache war vermutlich das hohe<br />
Marschtempo der Mongolen. Viele Zeitgenossen konnten einfach nicht glauben, wie schnell<br />
die mongolischen Kolonnen vorrückten. Als die Mongolen in Ungarn einfielen, legten sie<br />
beispielsweise in nur drei Tagen über 400 Kilometer zurück – durch eine tief verschneite<br />
Landschaft! Eine moderne Armee hätte trotz mechanischer Transportmittel Probleme, nach<br />
einem derartigen Gewaltmarsch kampfbereit zu bleiben. Es war also nicht verwunderlich,<br />
dass die Menschen die Truppenstärke der Mongolen überschätzten. Schließlich tauchten die<br />
Eroberer innerhalb weniger Tage an Orten auf, die hunderte von Kilometern voneinander<br />
entfernt waren. Keine andere Armee dieser Zeit marschierte auch nur annähernd so schnell.<br />
Außerdem täuschten die Mongolen selbst geschickt eine größere Armee vor. Da jeder<br />
Krieger neben seinem Reitpferd vier bis fünf Ersatzpferde besaß, entstand bei den Gegnern<br />
der Eindruck einer riesigen Streitmacht. Manchmal banden die Mongolen auch Reisig an die<br />
Schwänze ihrer Pferde, um gewaltige Staubwolken aufzuwirbeln. Außerdem befestigten sie<br />
auf den Ersatzpferden Strohpuppen, um ihre Feinde zu täuschen. Die einfachen Tricks und<br />
Kriegslisten der Barbaren bewährten sich. Vor der Schlacht bei Chakirma’ut im Jahr 1204<br />
hatten alle mongolischen Krieger Befehl, fünf Lagerfeuer zu entfachen. Schließlich war die<br />
Täuschung und Einschüchterung der Gegner ein wichtiger Bestandteil der mongolischen<br />
Strategie.<br />
110<br />
Ein außergewöhnlich hoher Prozentsatz (etwa 60 %) der mongolischen Bevölkerung diente<br />
in den Heeren des Khans. Diese Zahl ist selbst für ein Nomadenvolk sehr hoch. Auch die<br />
Frauen spielten in der mongolischen Gesellschaft eine wichtige Rolle. Einige Frauen zogen<br />
sogar an der Seite ihrer Männer in die Schlacht oder bildeten eigene Kampfverbände. Für<br />
die Männer war es eine Selbstverständlichkeit und eine große Ehre, in den Heeren des<br />
Khans zu dienen. Sie lernten bereits im frühesten Kindesalter zu reiten und zu jagen –<br />
Fähigkeiten, die einen guten Krieger auszeichneten. Unter Kubilai Khan wurde diese eher<br />
spielerische Ausbildung formalisiert. Mit Erfolg: Die Khans konnten immer auf ein<br />
schlagkräftiges Heer aus hervorragenden Soldaten zurückgreifen.<br />
Die disziplinierte Armee der Mongolen war in Abteilungen zu je 10, 100, 1000 und 10.000<br />
Mann unterteilt, an deren Spitze ausschließlich kampferprobte und bewährte Befehlshaber<br />
standen. Auch Mitglieder des Adelsstandes mussten ihre Qualifikation (im Gegensatz zu allen<br />
anderen Heerführern dieser Zeit) zunächst unter Beweis stellen, bevor ihnen der Befehl<br />
über eine Armee anvertraut wurde. Nicht einmal die Mitglieder der Goldenen Familie<br />
waren von dieser Regel ausgenommen. Ein mongolischer Befehlshaber konnte von seinen<br />
Männern absoluten Gehorsam erwarten. Auch dies war in den zeitgenössischen Armeen bei<br />
weitem keine Selbstverständlichkeit. Dank der enormen Disziplin ihrer Soldaten hatten die<br />
Mongolen gegenüber ihren sesshaften und zivilisierteren Gegnern einen entscheidenden<br />
Vorteil!<br />
Als das mongolische Reich wuchs, änderte sich unweigerlich auch die Zusammensetzung der<br />
Heere. Zum einen wurden andere Steppenvölker in die mongolische Gesellschaft<br />
eingegliedert, zum anderen rekrutierten die Mongolen nun auch Krieger und<br />
Spezialeinheiten der unterworfenen Völker. In Kubilai Khans Heeren dienten neben den<br />
traditionell nomadisierenden Mongolen chinesische Infanteristen, Mongolen aus sesshaften<br />
Kolonien, muslimische Ingenieure und Kanoniere, Kirpaken aus den russischen Steppen,<br />
christliche und iranische Alanen, Koreaner und, und, und.<br />
Die Versorgung der Truppen war ein logistischer Albtraum – und eine großartige Leistung<br />
Kubilai Khans. Dass es ihm gelang, den Nachschub auch auf Feldzügen (wie gegen die Sung)<br />
zu sichern, war ein Triumph. Der Nachschub an Pferden blieb (vor allem in China) das<br />
Hauptproblem der Mongolen. Die Pferdezucht war nie eine Stärke der Chinesen. Allerdings<br />
brauchten die mongolischen Herrscher dringend neue Pferde. Von hundert Pferden mussten<br />
die chinesischen Pferdezüchter daher ein Tier (zu einem niedrigen Festpreis) der<br />
mongolischen Regierung überlassen. Nicht selten wurden die Pferde kurzerhand konfisziert.<br />
Auf die Unterschlagung oder den Schmuggel der wertvollen Reittiere standen drakonische<br />
Strafen. Trotz aller Probleme gibt es Aufzeichnungen, dass teilweise bis zu 10.000 Pferde an<br />
die Heere der Mongolen geliefert wurden.<br />
111
Strategie, Taktik und Waffen<br />
Wie alle Nomadenvölker verließen sich auch die Mongolen in der Schlacht auf berittene<br />
Bogenschützen und auf eine kampfstarke Kavallerie. In den mongolischen Armeen dienten<br />
daher vor allem leicht gepanzerte, berittene Bogenschützen. Der Angriff mit einer starken<br />
Reiterei hatte sich in den offenen Steppen seit Jahrhunderten bewährt. Vermutlich hätte<br />
auch Attila der Hunnenkönig die mongolischen Horden mühelos befehligen können. Alles in<br />
allem unterhielten die Mongolen eine – für mittelalterliche Verhältnisse – sehr moderne<br />
Streitmacht.<br />
Die Strategie der Mongolen war perfekt auf die Reiterei abgestimmt. Wie bereits erwähnt,<br />
legten die mongolischen Kolonnen innerhalb weniger Tage immense Entfernungen zurück.<br />
Für moderne Verhältnisse hatten die Soldaten nur wenige Ausrüstungsgegenstände im<br />
Gepäck. Jeder Krieger hatte überdies neben seinem Reitpferd mehrere Ersatzpferde. Häufig<br />
wechselten die Reiter ihre Pferde im vollen Galopp. Neben ihrer enormen<br />
Marschgeschwindigkeit hatten die Mongolen noch einen weiteren Vorteil: Eine perfekt<br />
funktionierende Informations- und Befehlskette. Im modernen Militärjargon wird diese<br />
Strategie des “Wissensvorsprungs” als C3I — Command, Control, Communications,<br />
Intelligence (Kommando, Kontrolle, Kommunikation und Spionage) bezeichnet.<br />
Das Kommando lag stets in den Händen der fähigsten Männer.<br />
Die Untergebenen hatten sich dem Befehl der Kommandeure widerspruchslos zu beugen.<br />
Die Übermittlung von Nachrichten war Aufgabe der “Pfeilboten”. Diese legten tagtäglich bis<br />
zu 190 Kilometer zurück (Marco Polo spricht sogar von 500 Kilometern, allerdings dürfte<br />
dies etwas übertrieben sein). Die Kuriere ritten zwischen den verschiedenen Kolonnen<br />
eines Heeres hin und her und ermöglichten dadurch das geschlossene Vorrücken aller<br />
Truppenteile. Keine andere Armee der damaligen Zeit war dazu in der Lage. Die Pfeilboten<br />
waren auf allen wichtigen Straßen des Reiches anzutreffen, da sie (sozusagen als Postboten)<br />
Nachrichten in alle Teile des Reichs beförderten. Diese Form der Kommunikation ist umso<br />
bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass in vielen anderen Armeen dieser Zeit die<br />
Befehle desjenigen befolgt wurden, der am lautesten brüllte.<br />
Die Mongolen waren hervorragende Spione — für ein Volk, das die meiste Zeit mit<br />
Beutezügen verbrachte, war dies äußerst wichtig.<br />
Selbst als Kubilai Khan seine Armeen mit chinesischen Fußsoldaten verstärkte, behielten die<br />
Mongolen ein überdurchschnittlich hohes Marschtempo bei. Sie hatten ein wichtiges<br />
militärisches Prinzip erkannt: Erreiche das Schlachtfeld mit möglichst vielen Kriegern vor<br />
dem Feind …<br />
Die Taktik der Kavallerie war perfekt auf die berittenen Bogenschützen abgestimmt. Die<br />
disziplinierten Abteilungen führten komplizierte Manöver aus, ohne (wie die japanischen<br />
Samurai und die Ritter Europas) ungestüm und ohne jede Strategie auf eigene Faust<br />
vorzupreschen, um sich einem “würdigen” Gegner zu stellen. Die Mongolen versuchten ihre<br />
Feinde einzukesseln, oder mit einem geschlossenen Angriff der Bogenschützen zu<br />
zermürben. Nicht selten setzten sie Kriegslisten ein, um ihre Feinde in einen Hinterhalt zu<br />
locken und bis auf den letzten Mann niederzumetzeln. Auf diese Weise fügten die Mongolen<br />
ihren Feinden meist vernichtende Niederlagen zu, ohne selbst nennenswerte Verluste zu<br />
erleiden. Allerdings waren die mongolischen Soldaten keine Nahkampftruppen, sondern<br />
dezimierten ihre Feinde aus sicherer Entfernung.<br />
112<br />
Gelegentlich kamen jedoch auch die Mongolen nicht umhin, ihre Feinde im Nahkampf zu<br />
stellen. Dies war die Aufgabe der schweren Kavallerie, einer Eliteeinheit. Die schwer<br />
gepanzerten Reiter ritten durch die Reihen der Gegner, um die zurückweichenden Feinde<br />
endgültig in die Knie zu zwingen.<br />
Natürlich brauchten die Mongolen effektive Waffen und robuste Pferde. Es ist also kein<br />
Zufall, dass die Mongolen fähige Pferdezüchter und großartige Reiter waren.<br />
Der mongolische Kurzbogen war deutlich effektiver als der englische Langbogen oder der<br />
asymmetrische Bogen der Samurai. Der Bogen wurde nicht aus einem einzigen Holzstück<br />
gefertigt, sondern bestand aus mehreren Schichten Horn, Sehnen und Holz. Diese<br />
Zusammensetzung gab dem Bogen eine außergewöhnliche Spannkraft. Obwohl der Bogen<br />
sehr kurz war (schließlich musste ihn ein Reiter aus vollem Galopp einsetzten), hatte er eine<br />
enorme Reichweite. Ein guter Bogenschütze traf ohne Schwierigkeiten Ziele in 300 Metern<br />
Entfernung. Beim Bogen der Mongolen war die Geschwindigkeit, mit der ein Pfeil die Sehne<br />
verließ, wichtiger, als dessen Gewicht. Die hohe Pfeilgeschwindigkeit und die Beschaffenheit<br />
des Bogens machten diesen in den Händen eines Experten zu einer präzisen und tödlichen<br />
Waffe – und die Mongolen waren fast ausnahmslos Experten.<br />
Die Khans bewahrten die überlieferten Strategien und übernahmen von ihren<br />
unterworfenen Feinden zahlreiche neue Kampftaktiken, die für die Belagerung von<br />
Festungen oder den Einsatz von Infanterieverbänden wichtig waren. Später kopierten auch<br />
die Muslime und (allen voran) die Christen die Kriegstechniken der Mongolen.<br />
Schiesspulver<br />
Wir widmen dem Schießpulver ein eigenes Kapitel, weil es für den Krieg in Japan von<br />
entscheidender Bedeutung war. Nie zuvor hatten die schockierten Samurai bisher eine<br />
ähnlich verheerende Waffe gesehen.<br />
Wann genau das Schießpulver als Waffe entdeckt wurde, ist unklar, allerdings setzten die<br />
Chinesen auf dem Schlachtfeld bereits um 1000 primitive “Flammenwerfer” ein –<br />
möglicherweise eine Abart des “Griechischen Feuers” der Byzantiner. Etwa 100 Jahre später<br />
verschossen chinesische Soldaten mit Bambusrohren Feuerkugeln – ein Experiment, das<br />
vermutlich viele Soldaten das Leben kostete. Die ersten “Schusswaffen” (Bambusrohre, mit<br />
deren Hilfe kleine Kugeln auf den Gegner gefeuert wurden) entstanden weitere 100 Jahre<br />
später. Die primitiven Handfeuerwaffen waren für den Schützen allerdings mindestens<br />
genauso gefährlich wie für das Opfer.<br />
Gleichzeitig setzten die Chinesen mit Kalk gefüllte Feuerwerkskörper ein, die das<br />
Schlachtfeld in eine ätzende Rauchwolke hüllten – die erste chemische Waffe war geboren.<br />
Für Menschen und Tiere war der ätzende Rauch äußerst unangenehm, zumal es vor den<br />
giftigen Dämpfen kein Entkommen gab.<br />
Als die Mongolen in Japan einfielen, gab es bereits chemische Feuerwerkskörper, die mit<br />
einem lauten Knall explodierten und den Gegner in eine dichte Rauchwolke hüllten. Wir<br />
wissen nicht, ob diese frühen Granaten, so genannte Huo-p’aos, anfangs Metallsplitter oder<br />
Steine enthielten, um die Gegner ernsthaft zu verletzen, oder ob die Explosion die<br />
feindlichen Einheiten nur verwirren sollte. Im 13. Jahrhundert gehörten die Huo-p’ao-<br />
Granaten zu den gefährlichsten Waffen auf den Schlachtfeldern Japans. Die Samurai waren<br />
über diese neue Wunderwaffe verständlicherweise schockiert. In einigen Quellen finden sich<br />
Hinweise auf einen “Granatwerfer”, den Hui-hui p’ao. Ob es sich bei diesem seltsamen<br />
Gerät eher um ein Katapult oder um einen mit Pulver betriebenen Werfer handelte, ist<br />
allerdings unklar.<br />
113
Seltsamerweise schenkte Kubilai Khan Verteidigungseinrichtungen gegen Sprengstoff,<br />
Kanonenkugeln oder andere Artilleriegeschosse keine Beachtung. Wir wissen mit Sicherheit,<br />
dass die Mongolen bei der Belagerung der Städte der Sung Stein-Katapulte einsetzten.<br />
Allerdings mussten sie (beispielsweise bei der Belagerung Pekings) lediglich einen<br />
aufgeschütteten Erdwall und zwei dünne Mauerringe überwinden. Mit einer Artillerie<br />
konnte man hingegen Löcher in die Mauern einer Festung schießen. Vermutlich ist das<br />
Schießpulver an sich eine Erfindung der Chinesen. Allerdings fand es erst im Mittleren Osten<br />
und bei den Muslimen als Treibladung für Fernwaffen Verwendung. Möglicherweise waren<br />
die Mongolen in dieser Zeit einfach sicher, dass kein feindliches Heer jemals eine<br />
mongolische Stadt erreichen würde.<br />
114<br />
Mongolische Einheiten in<br />
Shogun: Total War<br />
Die Rekrutierung mongolischer Einheiten unterscheidet sich deutlich von der Ausbildung<br />
japanischer Truppen, da sie auf dem chinesischen Festland ausgebildet werden und mit<br />
Schiffen nach Japan übersetzen. Die Größe des mongolischen Einflussbereichs bestimmt die<br />
Anzahl und Art der rekrutierten Krieger. Vergesst jedoch nicht, dass in China und in der<br />
Mongolei nur begrenzte Truppenkontingente auf ihren Einsatz warten.<br />
Leichte Kavallerie<br />
Die Krieger der Leichten Kavallerie sind (wie alle Nomaden) geschickte<br />
Bogenschützen und exzellente Reiter. Sie haben Befehl, alle<br />
Feindbewegungen zu stören und die gegnerischen Armeen in einen<br />
Hinterhalt zu locken. Die Kriegstaktik der Mongolen ist optimal auf die<br />
wendige und schnelle Leichte Kavallerie abgestimmt. Die pfeilschnellen<br />
Bogenschützen kommen häufig wie ein Sturm über eine feindliche Armee:<br />
Sie sammeln sich, greifen an, ziehen sich zurück, und greifen sofort erneut<br />
an. Da die Bogenschützen nur eine leichte Rüstung tragen, eignen sie sich<br />
nicht für den Nahkampf.<br />
Schwere Kavallerie<br />
Die Schwere Kavallerie der Mongolen prescht durch die Reihen einfacher<br />
Soldaten, um diese auszuschalten. Die exzellenten Reiter tragen eine<br />
schwere Rüstung und attackieren ihre Gegner mit tödlichen Speeren.<br />
Verbände der Schweren Kavallerie eignen sich vor allem für Angriffe auf<br />
Infanterieeinheiten und demoralisierte Verbände.<br />
Scharmützler<br />
Diese schwer gepanzerten Einheiten sind mit Speeren, Schilden und<br />
Schwertern bewaffnet, obwohl sie nicht direkt in das Schlachtgetümmel<br />
eingreifen. Scharmützler sollten in größeren Verbänden vorrücken. Dank<br />
ihrer Rüstung sind sie (theoretisch) vor feindlichen Geschossen geschützt.<br />
Nachdem die Scharmützler ihre (drei) Speere geschleudert haben, ziehen<br />
sie sich zurück.<br />
Scharmützler sind keine Mongolen im eigentlichen Sinn, sondern<br />
chinesische Rekruten. Sie spielten in den Heeren Kubilai Khans eine<br />
entscheidende Rolle.<br />
115
Speerwerfer<br />
Wächter<br />
Die koreanischen Speerwerfer eignen sich (wie die Speerwerfer der<br />
Japaner) hervorragend für die Abwehr von Kavallerieangriffen. Ihre<br />
Ausbildung ist zwar schlechter als die eines Samurai, allerdings sind sie<br />
eine verlässliche Stütze der mongolischen Armee.<br />
Die relativ langsamen Fußsoldaten sind besser gepanzert als die<br />
Speerwerfer. Sie ziehen mit einer etwa 2,5 Meter langen Schwertlanze<br />
(ähnlich der japanischen Naginata) in die Schlacht. Allerdings ist die<br />
Naginata der Samurai etwas effektiver. Die Einheiten sollten vor allem im<br />
Nahkampf oder gegen Truppen mit Fernwaffen eingesetzt werden.<br />
Grenadiere<br />
Nur geschickte und absolut furchtlose Soldaten haben die Nervenstärke,<br />
hochexplosive Granaten auf ihre Feinde zu schleudern. Die Granaten sind<br />
(vorsichtig ausgedrückt) unberechenbar. Nicht selten werden durch die<br />
Explosion auch verbündete Einheiten in Stücke gerissen. Grenadiere<br />
können sich auch versehentlich selbst in die Luft sprengen. Im Nahkampf<br />
werden sie von ihren Gegnern meist mühelos überwältigt.<br />
Japanische Einheiten im Kampf gegen<br />
die Mongolen<br />
Ashigaru-Armbrustschützen<br />
Die Armbrust war ursprünglich eine chinesische Waffe, die die Japaner im<br />
Laufe der Zeit kopierten und gelegentlich einsetzten. Auch die Armbrust<br />
hatte (wie jede Waffe) Vor- und Nachteile. Die Ausbildung eines<br />
Armbrustschützen war (im Gegensatz zur Ausbildung eines<br />
Bogenschützen) ein Kinderspiel. Jeder Mann, der stark genug war, die<br />
Waffe zu spannen, konnte sie auch einsetzen ... unzählige Hebel, Federn<br />
und Mechanismen erleichterten das Spannen der Waffe zusätzlich.<br />
Natürlich hatte die Armbrust auch einen entscheidenden Nachteil: Es<br />
dauerte relativ lange, einen neuen Bolzen einzulegen und die Waffe wieder zu spannen.<br />
Ashigaru-Armbrustschützen sind sehr preiswert. Allerdings braucht Ihr für ihre Ausbildung<br />
ein Bogen-Dojo. Im Nahkampf sind die Armbrustschützen absolut nutzlos. Wenn sich<br />
feindliche Truppen nähern, ergreifen die Armbrustschützen meist panisch die Flucht!<br />
116<br />
“Fehlende” Einheiten: Ashigaru-Arkebusiere, Musketiere<br />
und andere<br />
Als die Grenadiere der Mongolen in Japan landeten, waren die Samurai entsetzt ... zum<br />
ersten Mal standen sie Schusswaffen gegenüber.<br />
Die Mongolen fielen etwa 300 Jahre vor dem Beginn der Sengoku-Periode (und damit der<br />
Verbreitung der Schusswaffen durch die Europäer) in Japan ein. Da den Japanern im Kampf<br />
gegen die Mongolen weder Arkebusen noch Musketen zur Verfügung standen, können die<br />
entsprechenden Einheiten in dieser Zeit nicht ausgebildet werden.<br />
Es gib noch verschiedene andere Einheiten, auf die Ihr im Kampf gegen die Mongolen<br />
verzichten müsst: Kriegermönche, Ninja und Ashigaru-Speerwerfer.<br />
117
CREATIVE ASSEMBLY<br />
Project Director:<br />
The Production Team<br />
Mike Simpson<br />
Programming: A.P.Taglione (Tag), Matteo Sartori,<br />
Shane O’Brien, Dan Parkes, John McFarlane,<br />
Dan Laviers, Dan Triggs, Charlie Dell<br />
Art: Joss Adley, Howard Raynor, Greg Alston,<br />
Ester Reeve, Nick Smith, Al Hope,<br />
Nick Tresadern, Jude Bond<br />
Supporting Roles<br />
Project Management: Mike Simpson,<br />
Luci “Loki” Black, Ross Manton,<br />
Tim Ansell<br />
QA Manager: Graham Axford<br />
Testers: Chris Morphew, Jeff Woods,<br />
Jason Ong, James Buckle<br />
Historical Research: Dr Stephen Turnbull<br />
Dialog & Additional Content: Mike Brunton<br />
Scenario Editing:<br />
Motion Capture<br />
Tony Sinclair<br />
Lead Technician: Alan Ansell<br />
Editing & Processing: Greg Alston, Leonor Juarez<br />
Motion Capture Actors: Angela Kase,<br />
Emmanuel Levi, Daley Chaston<br />
Coding: Mike Simpson, Tim Ansell<br />
Tools: A.P.Taglione (Tag), Nick Tresadern,<br />
Charlie Dell<br />
Installer:<br />
Testing<br />
Lee Cowen<br />
QA Manager: Richard Chamberlain<br />
Testers:<br />
Audio<br />
Anthony Simcock, Tony Sinclair<br />
Music: Jeff van Dyck<br />
Audio Management: DNA Multimedia Audio<br />
(www.dnama.com)<br />
Sound Effects: Sam Spanswick @ GMD,<br />
Karl Learmont @ GMD,<br />
Jeff van Dyck<br />
Movie Post Production: Jeff van Dyck,<br />
Angela Somerville<br />
Audio Director: Jeff van Dyck<br />
MITWIRKENDE<br />
LIZENZVEREINBARUNG<br />
Bitte lesen Sie die folgenden Informationen behutsam, da in diesen Ihre fixierten Rechte von Sega Corporation von 1-2-12, Haneda, Ohta-ku,<br />
Tokyo, 144-8531 Japan und dessen angeschlossenen Unternehmen ("Sega") bezüglich der Benutzung der im Spiel eingegliederten Spiel-Software<br />
aufgelistet sind.<br />
WENN SIE MIT DIESEN BEDINGUNGEN NICHT ÜBEREINSTIMMEN, wird Ihnen die Benutzung der Spiel-Softwarenicht gestattet. Sega bittet<br />
Sie darum, eins der Kundenberatungszentren zu kontaktieren, die in den der Spiel-Software beiliegenden Informationen aufgelistet sind. Bitte<br />
beachten Sie, dass für den Anruf zum Kundenberatungszentrum eine Gebühr entfallen kann.<br />
1. Lizenz zur Benutzung der Software<br />
Der Begriff "Spiel-Software" beinhaltet die Software in diesem Spiel, assoziierte Medien,jegliche Software, die mit dem Online-Modus des Spiels<br />
118<br />
Casting & Voice Production: Philip Morris @<br />
AllintheGame Ltd<br />
Voices: Togo Igawa, Eiji Kusuhara,<br />
Daniel York, Simon Greenall,<br />
Kentaro Suyama<br />
Public Relations: Jason Fitzgerald,<br />
Cathy Campos @ Panache PR<br />
SEGA EUROPE LIMITED<br />
CEO of SEGA Europe / SEGA America Naoya Tsurumi<br />
President/COO of SEGA Europe Mike Hayes<br />
Development Director Gary Dunn<br />
Head of Development – Europe Brandon Smith<br />
Producers James Brown<br />
Darius Sadeghian<br />
Creative Director Matthew Woodley<br />
Director of European Marketing Gary Knight<br />
Head of Brand Marketing Helen Nicholas<br />
European PR Lynn Daniel<br />
Kerry Martyn<br />
Brand Manager Darren Williams<br />
International Brand Manager Ben Stevens<br />
Creative Services Tom Bingle<br />
Keith Hodgetts<br />
Akane Hiraoka<br />
Arnoud Tempelaere<br />
Alison Warfield<br />
Online Marketing Manager Morgan Evans<br />
Web Editor Romily Broad<br />
Senior Web Designer Bennie Booysen<br />
Head of Development Services Mark Le Breton<br />
QA Supervisor Marlon Grant<br />
Stuart Arrowsmith<br />
Master Tech. John Hegarty<br />
Lead Testers Denver Cockell<br />
Phongtep Boonpeng<br />
Testers Rickard Kallden<br />
Andrzej Lubas<br />
Dominic Taggart<br />
Hercules Bekker<br />
Hany Gohary<br />
Dave George<br />
in Verbindung steht, jegliche gedruckte Materialien, jegliche elektronische oder Online-Dokumentation und alle anderen aus solcher Software<br />
und Materialien hervorgegangenen Kopien und abgeleiteten Arbeiten.<br />
Sega gestattet Ihnen das nicht-exklusive, nicht übertragbare eingeschränkte Recht und die Lizenz,die Spiel-Software zu installieren und deren<br />
Kopienur für den persönlichen Gebrauch zu benutzen. Alle Rechte, die nicht ausdrücklich durch diese Lizenz übertragen wurden, verbleiben bei<br />
Sega. Die Spiel-Software wurde für Sie lizensiert und nicht an Sie verkauft.<br />
Diese Lizenz verleiht Ihnen keinerlei Anspruch oder Eigentumsrechte der Spiel-Software und darf nicht als Verkauf oder Weiterleitung jeglicher<br />
geistiger Eigentumsrechte der Spiel-Software interpretiert werden.<br />
2. Eigentum der Spiel-Software<br />
Sie erklären sich bereit und bestätigen, dass jegliches Anrecht, Eigentumsrecht, Immaterialgüterrecht, das mit der Spiel-Software<br />
zusammenhängt, und jegliche andere Kopien (vor allem jegliche Anrechte, Computercodes, Themen, Gegenstände, Figuren, Figurennamen,<br />
Handlungen, Dialoge, Schlagwörter, Orte, Konzepte, künstlerische Darstellungen, Animationen, Töne, Musik, audiovisuelle Effekte, Texte,<br />
Vorgehensweisen, Urheberpersönlichkeitsrechte sowie jegliche in Beziehung stehende Dokumentationen) in Besitz von Sega oder dessen<br />
Lizenzgebern sind. Die Spiel- Software beinhaltet gewisse lizensierte Materialien. Segas Lizenzgeber können im Falle von Missbrauch dieses<br />
Abkommens ihre Rechte schützen.<br />
3. Benutzung der Spiel-Software<br />
Sie erklären sich bereit, die Spiel-Software, oder jeglichen Teil von ihr, diesen Lizenzbestimmungen entsprechend zu benutzen. ES IST NICHT<br />
GESTATTET:<br />
(a) die Spiel-Software oder jeglichen Teil der Spiel-Software ohne die Genehmigung von Sega für kommerziellen Gebrauch, wie z.B.<br />
Internetcafe, Spielhallen oder ähnlichen kommerziellen Einrichtungen zu benutzen;<br />
(b) die Spiel-Software ohne weitere Lizenz oder Erlaubnis zu benutzen oder ihre Benutzung an mehr als einem Computer, Spielkonsole,<br />
tragbaren Gerät oder PDA zur selben Zeit ausüben;<br />
(c) Kopien der Spiel-Software oder zugehöriger Teile zu machen;<br />
(d) die Spiel-Software zu benutzen oder ihre Benutzung in einem Netzwerk, einer Mehrbenutzereinrichtung oder einem<br />
Abrufverfahren,einschließlich Online-Nutzungen zu gestatten, außer wenn es anderweitig ausdrücklich durch Sega gestattet wird und den<br />
allgemeinen Nutzungbedingungen unterliegt;<br />
(e) diese Spiel-Software zu verkaufen, zu verleihen, weiterzugeben, zu lizensieren, zu verteilen oder deren Kopien anderweitig ohne die<br />
ausdrückliche vorherige Einwilligung von Sega zu transferieren;<br />
(f) sie umzubauen, Quellcodes abzuleiten, zu verändern, zu dekompilieren, auseinanderzunehmen, oder abgeleitete Produkte der gesamten<br />
oder Teile der Spiel-Software zu erstellen, es sei denn, dies wird in Abschnitt (j) ausdrücklich erwähnt;<br />
(g) jegliche Eigentumsangaben oder Etiketten auf oder in der Spiel-Software zu entfernen, untauglich zu machen oder zu umgehen;<br />
(h) die Spiel-Software oder jegliche Kopien oder Adaptionen zu exportieren oder rückzuexportieren, wenn dabei gegen anwendbare Gesetze<br />
oder Regulierungen verstoßen wird; und<br />
(i) Daten oder funktionsfähige Programme zu erstellen, die die Daten oder die Funktionsfähigkeit der Spiel-Software nachahmen, es sei denn,<br />
dies wird in Abschnitt (j) ausdrücklich erwähnt;<br />
(j) den Teil der Spiel-Software zu nutzen, mit dem Sie neue Variationen konstruieren können (“Editor”), um neue Level zu erstellen, die (i)<br />
anderweitig in Verbindung mit der Spiel-Software genutzt werden können; (ii) ablauffähige Dateien modifizieren; (iii) beleidigendes,<br />
verleumderisches oder anderes illegales Material produzieren, das anstößig ist oder die Rechte des Datenschutzes oder der Publizität<br />
Dritter verletzt; (iv) die Warenzeichen, Kopierrechte oder das geistige Eigentum Dritter missbrauchen; (v) gewerblich von Ihnen missbraucht<br />
werden (durch Pay-per-Play oder Timesharing-Dienste oder anderweitig). Damit Zweifel ausgeschlossen werden, sind Sie alleine haftbar<br />
und verantwortlich für alle Klagen Dritter, die aus Ihrem Nutzen des Editors resultieren.<br />
Sie erklären sich bereit, die Vorsichtsmaßnahmen, die Wartungsvorschriften und Sicherheitsinformationen der Game Disc, die der Dokumentation<br />
der Spiel- Software beiliegt, zu lesen und sich an sie zu halten.<br />
4. Garantie<br />
Die Spiel-Software wurde mit keiner Garantie oder Gewährleistung versehen, außer der, die ausdrücklich in diesen Bedingungen erwähnt und<br />
daher vom anwendbaren Gesetz zugelassen wurde.<br />
Die Lizenz affektiert Ihre gesetzlichen Rechte als Kunde nicht.<br />
5. Haftung<br />
Sega übernimmt keine Veantwortung für Risiken, die mit Gewinnverlust, Sachbeschädigung, abhanden gekommenen Unterlagen, Verlust von<br />
Geschäftswerten, Konsole, Computer oder Versagen des tragbaren Geräts, Fehlern und entgangenen Geschäften oder anderen Angaben als<br />
Folge von Besitz, Gebrauch oder Fehlfunktion der Spiel-Software zusammenhängen, auch wenn Sega von der Möglichkeit eines solchen Verlust<br />
unterrichtet wurde.<br />
Sega übernimmt keine Verantwortung für jeglichen Schaden, Beschädigungen oder Verlust, wenn sie durch eigene Fahrlässigkeit, Unfall oder<br />
Missbrauch verursacht wurden oder wenn die Spiel-Software auf welche Weise auch immer (nicht von Sega) verändert wurde, nachdem sie<br />
gekauft wurde. Die Haftung für den durch Segas Fahrlässigkeit hervorgerufenen Tod oder die Verletzung einer Person wird nicht ausgeschlossen<br />
oder eingeschränkt.<br />
Segas Haftung wird den tatsächlichen Preis der Spiel-Software nicht übersteigen.<br />
Wenn irgendeine der Bedingungen in dieser Lizenz von einem anwendbaren Gesetz für ungültig oder nichtig erklärt wird, werden die anderen<br />
Vorschriften dieser Bedingungen unberührt und in voller Kraft und Wirkung bestehen bleiben.<br />
6. Beendung<br />
Zusätzlich zu anderen Rechten von Sega, die in Kraft treten können, wird diese Lizenz automatisch beendet, wenn Sie deren allgemeinen<br />
Geschäftsbedingungen nicht befolgen. In diesem Fall müssen Sie alle Kopien der Spiel-Software und deren gesamte Zubehörteile zerstören.<br />
7. Gerichtliche Verfügung<br />
Wenn die Bedingungen dieser Lizenz nicht eingehalten werden, könnte Sega nicht wieder gut zu machenden Schaden erleiden. Daher benötigen<br />
wir Ihre Zustimmung, dass Sega bei Bedarf entsprechende Maßnahmen, einschließlich einer einstweiligen Verfügung und anderer gleichwertiger<br />
Rechtsmittel, vornimmt. Dies geschieht zusätzlich zu anderen Rechtsmitteln, die sich darauf beziehen und unter dem anwendbaren Gesetz<br />
gelten.<br />
8. Schadensersatz<br />
Sie erklären sich bereit, Sega, dessen Partner, angeschlossene Unternehmen, Auftragnehmer, leitende Angestellte, Geschäftsführer, Arbeitnehmer<br />
und Bevollmächtigte zu entschädigen, und von jeglicher finanzieller Haftung, Ansprüchen, Kosten und Ausgaben (einschließlich Gerichtskosten)<br />
auszuschließen, die direkt oder indirekt aufgrund Ihrer Handlungen oder Unterlassungen zu handeln, auf unsachgemäße Benutzung der Spiel-<br />
Software, die nicht mit den Bedingungen dieses Abkommens übereinstimmt, zurückzuführen ist.<br />
9. Sonstiges<br />
Diese Lizenz und der Bezugsvertrag, auf den Sie treffen, wenn Sie die Spiel-Software im Online-Modus spielen, stellen das gesamte Abkommen<br />
zwischen Sega und Ihnen bezüglich der Benutzung der Spiel-Software dar und tritt an Stelle aller vorherigen Abkommen und Vertretungen,<br />
Garantien oder Übereinkünfte (ob nachlässig oder unschuldig verursacht, betrügerische Absicht ausgeschlossen).<br />
Wenn eine Vorschrift dieser Lizenz aus irgendeinem Grund für nicht vollstreckbar gehalten wird, wird diese Vorschrift nur insoweit umgeformt<br />
werden, dass sie durchführbar ist und die verbleibenden Vorschriften dieser Lizenz nicht beeinflusst werden.<br />
Diese Lizenz schließt Dritte davon aus, jeglichen Gewinn oder Rechte aus den Bedingungen dieser Lizenz einzuklagen, und die Vorschriften der<br />
Verträge (Rechte Dritter), Gesetz 1999 (da von Zeit zu Zeit berichtigt und abgeändert), sind ausdrücklich ausgeschlossen.<br />
Diese Lizenz wird von den englischen Gesetzen beherrscht und dem nicht-exklusiven Gerichtsstand der englischen Gerichte unterworfen.<br />
119
GARANTIE<br />
GARANTIE: SEGA Europe Limited garantiert Ihnen, dem ursprünglichen Käufer dieses Spiels, dass dieses<br />
Spiel im Wesentlichen 90 Tage ab dem Erstkaufdatum wie in der beiliegenden Anleitung beschrieben<br />
funktioniert. Sollten Sie innerhalb dieser Garantiezeit von 90 Tagen auf ein Problem stoßen, hat Ihr<br />
Händler die Möglichkeit, Ihnen das Spiel nach seiner Wahl entweder kostenfrei zu reparieren oder zu<br />
ersetzen. Dabei ist unten beschriebene Vorgehensweise unbedingt einzuhalten (strengstens verboten).<br />
Diese begrenzte Garantie (a) gilt nicht bei geschäftlicher oder gewerblicher Verwendung des Spiels und<br />
(b) tritt außer Kraft, wenn die aufgetretenen Schwierigkeiten auf Unfälle, Missbrauch, Viren oder<br />
unsachgemäße Anwendung zurückzuführen sind. Diese begrenzte Garantie verleiht Ihnen bestimmte<br />
Rechte. Außerdem stehen Ihnen eventuell positive oder andere Rechte unter Ihrer örtlichen<br />
Rechtssprechung zu.<br />
GARANTIEANSPRÜCHE: Wenden Sie sich mit Ihren Garantieansprüchen bitte immer an den Händler, bei<br />
demsSie das Spiel gekauft haben. Geben Sie das Spiel zusammen mit einer Kopie des Originalkaufbelegs<br />
und einer Beschreibung der aufgetretenen Schwierigkeiten zurück. Der Händler hat nun die Wahl, das<br />
Spiel entweder zu reparieren oder zu ersetzen. Ersatzspiele erhalten eine Garantie für die verbleibende<br />
Zeit der ursprünglichen Garantie bzw. von 90 Tagen, je nachdem, welcher Zeitraum länger ist. Sollte das<br />
Spiel aus irgendeinem Grund nicht repariert oder ersetzt werden können, haben Sie Anspruch auf<br />
Schadenersatz der direkt (nicht jedoch anderer) entstandenen Schäden in angemessener Höhe, maximal<br />
jedoch auf den Betrag, den Sie beim Erwerb dieses Spiels bezahlt haben. Oben genannte Mittel<br />
(Reparatur, Ersatz oder begrenzter Schadenersatz) sind Ihre ausschließlichen Rechtsmittel.<br />
BEGRENZUNGEN: IM VOLLEN VOM GESETZ VORGESCHRIEBENEN UMFANG SIND WEDER SEGA<br />
EUROPE LIMITED NOCH SEINE HÄNDLER ODER LIEFERANTEN FÜR JEGLICHE SPEZIELLEN,<br />
ZUFÄLLIGEN, STRÄFLICHEN, INDIREKTEN BZW. FOLGESCHÄDEN HAFTBAR, DIE AUS DEM BESITZ,<br />
DER BENUTZUNG ODER FUNKTIONSSTÖRUNGEN DIESES SPIELS RESULTIEREN.<br />
Dieser Service steht eventuell nicht in allen Gebieten zur Verfügung. Der Nutzer bestimmt die Länge des<br />
Anrufs. Alle Nachrichten sind ohne vorherige Ankündigung veränderlich. Die in diesem Dokument<br />
enthaltenen Informationen, u.a. auch die URL und andere Verweise auf Internetseiten, sind ebenfalls<br />
ohne vorherige Ankündigung veränderlich. Sofern nicht anders angegeben, sind alle im Spiel genannten<br />
Firmen, Organisationen, Produkte, Personen und Ereignisse fiktiv und haben keinerlei Bezug zu<br />
tatsächlichen Firmen, Organisationen, Produkten, Personen und Ereignissen. Der Nutzer ist für die<br />
Einhaltung der urheberrechtlichen Bestimmungen verantwortlich. Die Vervielfältigung, Speicherung<br />
oder Eingabe in ein Datenabrufsystem bzw. Übertragung dieses Dokuments – auch von Teilen hiervonjeglicher<br />
Art, auf jegliche Art und Weise (elektronisch, mechanisch, Fotokopie, Aufnahme oder sonstige)<br />
und für jeglichen Zweck ist ohne die ausdrückliche schriftliche Zustimmung von SEGA Europe Limited<br />
untersagt, ohne dass die unter das Urheberrecht fallenden Bestimmungen dadurch eingeschränkt<br />
werden.<br />
K<strong>UND</strong>ENDIENST<br />
Unseren Kundendienst erreichen Sie an Werktagen montags bis freitags<br />
von 11 bis 20 Uhr unter folgenden Rufnummern:<br />
Technische Hotline: 0900-100 SEGA bzw. 0900-1007342<br />
(€1,49 pro Minute * )<br />
Spielinhaltliche Hotline: 0900-110 SEGA bzw. 0900-1107342<br />
(€1,49euro pro Minute * )<br />
Alternativ können Sie den technischen Kundendienst auch unter<br />
support@sega.de erreichen.<br />
* Alle Preise beziehen sich auf Anrufe aus dem Festnetz der Deutschen Telekom AG sowie zum Zeitpunkt der<br />
ersten Drucklegung dieses Handbuches. Die Kosten zu einem späteren Zeitpunkt sowie von anderen<br />
Netzbetreibern insbesondere aus den Mobilfunknetzen können variieren. Bitte beachten Sie hierzu auf jeden<br />
Fall die kostenlose Tarifansage am Anfang der Verbindung. Bitte informieren Sie sich auch über die Kosten<br />
direkt bei Ihrem Telefonanbieter. Minderjährige benötigen die Zustimmung eines Erziehungsberechtigten, um<br />
diese kostenpflichtigen Serviceangebote in Anspruch nehmen zu können.<br />
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