ENTHÄLT SHOGUN: TOTAL WAR UND DAS OFFIZIELLE MONGOL ...
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Die Drei Rivalen: Oda Nobunaga,<br />
Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa<br />
Ieyasu<br />
“Indem er seine Vorkehrungen ändert und seine Pläne anpasst, hält der kluge General<br />
den Feind unwissend. Indem er sein Lager verlegt und Umwege nimmt, verhindert er,<br />
dass der Feind seine Absichten erkennt.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Der Zusammenbruch des zentralistischen<br />
Herrschaftssystems der Ashikaga brachte ein<br />
grundlegendes Problem mit sich. Mehrere<br />
Familien (vor allem die Hojo, die Takeda und<br />
die Uesugi) beanspruchten Kyoto und damit<br />
den Titel des neuen Shoguns für sich. Würde<br />
jedoch ein Daimyo seinen Herrschaftsbereich<br />
verlassen, hätten seine Rivalen die Gelegenheit,<br />
in dessen Provinz einzumarschieren, um ihm so<br />
seine Machtbasis zu rauben.<br />
In dieser Situation betrat eine weitere<br />
Samuraifamilie die politische Bühne: die Oda.<br />
Diesem Clan war es während der Segoku-Periode gelungen, die Provinz Owari in ihren<br />
Herrschaftsbereich einzugliedern. Ab 1551 lenkte der skrupellose Oda Nobunaga die<br />
Geschicke der Familie. 1558 gewann er die Unterstützung eines Ashigaru namens Toyotomi<br />
Hideyoshi, der sich in den folgenden Jahren als hervorragender General erwies. Zur gleichen<br />
Zeit stand ein anderer junger Samurai, Tokugawa Ieyasu, in den Diensten der Imagawa-<br />
Familie – eigentlich als Geisel zur Sicherung der Loyalität seiner Familie. Diese drei Männer<br />
sollten in den folgenden Jahren die Geschichte Japans prägen.<br />
Im Augenblick griffen jedoch noch andere nach der Macht.<br />
Imagawa Yoshimoto gehörte zu den ehrgeizigen Daimyo, die nach dem Amt des Shogun<br />
strebten. 1560 marschierte er aus diesem Grund nach Kyoto und machte sich den Umstand<br />
zu Nutze, dass sich die Hojo und Uesugi gerade gegenseitig bekämpften. Drei Provinzen<br />
lagen zwischen ihm und Kyoto – unter anderem Oda Nobunagas Heimat Owari. Anfangs<br />
war das Kriegsglück auf der Seite der Imagawa. Nachdem Tokugawa Ieyasu (im Namen der<br />
Imagawa) die Grenzfeste bei Marune genommen hatte, standen zwischen Imagawas 25.000<br />
Mann starkem Heer und dem Sieg lediglich die 2000 tapferen Soldaten Nobunagas.<br />
“Siegen wir, indem wir die Schwerter mit dem Feind kreuzen oder genießen wir die<br />
Schlacht gegen übermächtige Gegner, mehren wir unsere Macht und die Stärke<br />
unseres Herrn. Dies ist die Tugend der Strategie.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde<br />
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Nobunaga befahl dennoch den Angriff. Es gelang ihm, Yoshimoto in einen Hinterhalt zu<br />
locken und die Hauptstreitmacht der Imagawa in einer Schlucht zu überraschen. Diese<br />
Schlacht von Okehazama dauerte nur wenige Minuten. Yoshimoto fiel und erkannte erst im<br />
letzten Moment, dass er nicht von seinen eigenen betrunkenen Männern angegriffen<br />
worden war. Es spricht nicht unbedingt für Yoshimotos Autorität, dass er glaubte, seine<br />
Samurai hätten sich – vom Alkohol benebelt – gegen ihn gewandt. Oda Nobunaga wurde<br />
der neue Gefolgsmann von Tokugawa Ieyasu, dessen Verpflichtung gegenüber dem<br />
Imagawa-Clan durch den Tod Yoshimotos ein Ende gefunden hatte.<br />
Auch für Nobunaga muss die Versuchung, nach Kyoto zu marschieren, groß gewesen sein.<br />
Stattdessen schloss er jedoch Bündnisse mit seinen Nachbarn und vermählte diese mit<br />
seiner Tochter und seiner jüngeren Schwester. Er selbst heiratete die Tochter des<br />
ehemaligen Ölhändlers Saito Toshimasa, der in der Provinz Mino zum Daimyo aufgestiegen<br />
war und als ruchloser Herrscher galt. Toshimasa war ein Sadist, der es liebte, Menschen bei<br />
lebendigem Leib zu kochen! Schließlich fand er einen gerechten Tod, als ihn sein eigener<br />
Sohn, Yoshitatsu, tötete und seinen Platz einnahm. Yoshitatsu wiederum erlag der Lepra,<br />
kurze Zeit nachdem ihm Nobunaga den Krieg erklärt hatte. Immerhin war der ermordete<br />
Toshimasa sein Schwiegervater gewesen. Nobunaga zögerte nicht, den Saito-Clan<br />
auszulöschen. Nun war der Weg nach Kyoto frei und das Shogunat in greifbare Nähe<br />
gerückt. Toyotomi Hideyoshi erhielt den Auftrag, die Überlebenden des Saito-Clans zu<br />
töten – eine Mission, die er 1564 erfolgreich beenden konnte.<br />
Nobunaga brauchte lediglich einen guten Grund, um zur Hauptstadt zu marschieren. 1567<br />
ergab sich zufällig die perfekte Chance. Ashikaga Yoshiaki war als Nachfolger des Shoguns<br />
eine bedeutende politische Symbolgestalt. Sein Vorgänger und Bruder Yoshiteru gehorchte<br />
bedingungslos den hinterhältigen christlichen Hofbeamten Miyoshi Chokei und Matsunaga<br />
Hisahide, die ihn schließlich ermordeten und seinen jüngeren (und noch besser<br />
kontrollierbaren) Cousin als Marionette einsetzten. Auch Yoshiaki schwebte nun in großer<br />
Gefahr, doch es gelang ihm, zu Nobunaga zu fliehen.<br />
Oda Nobunaga marschierte im November des Jahres 1568 in Kyoto ein. An seiner Seite ritt<br />
Ashikaga Yoshiaki, den er nun zum Ashikaga-Shogun ernannte. Die eigentliche Macht lag<br />
allerdings in Nobunagas Händen, da der offizielle Herrscher lediglich eine symbolische<br />
Bedeutung hatte. Aufgrund verschiedener dynastischer Probleme wären die Oda niemals<br />
selbst als Shogune akzeptiert worden; durch die neue Konstellation hielt Nobunaga jedoch<br />
alle Fäden in der Hand.<br />
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