ENTHÄLT SHOGUN: TOTAL WAR UND DAS OFFIZIELLE MONGOL ...
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2: Die Samurai<br />
“Betrachte deine Soldaten wie deine eigenen Kinder und sie werden bis in den Tod an<br />
deiner Seite stehen. Wenn du jedoch nachgiebig bist, und unfähig, deine Autorität<br />
durchzusetzen und deinen Befehlen Gehör zu verschaffen, werden deine Soldaten<br />
verzogenen Kindern ähneln.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Die Samurai sind bis heute das Sinnbild des<br />
mittelalterlichen Japans. Tapfer und<br />
unerschrocken zogen sie in die Schlacht und<br />
opferten für ihren Herrn ihr Leben. In einigen<br />
Fällen erhoben sich die Samurai jedoch gegen<br />
ihre Herren, in der Hoffnung, selbst zu Ruhm<br />
und Macht zu gelangen!<br />
Die Daimyo gehörten keiner eigenen<br />
gesellschaftlichen Klasse an. Sie waren<br />
lediglich die “edelsten” – oder besser gesagt<br />
skrupellosesten – Samurai Japans. Wie die<br />
japanische Geschichte zeigt, wandelte sich die<br />
Stellung der Samurai über die Jahrhunderte:<br />
Die einfachen militärischen Diener “der Großen und Guten” drängten sich mehr und mehr<br />
selbst in die Rolle der “Großen und Guten”. Was sich durch die Macht des Schwertes<br />
verteidigen ließ, konnte durch dieselbe Macht auch genommen werden! Die Samurai sollten<br />
nun – viele Jahrhunderte lang – die Geschicke des Landes bestimmen. Ohne ein<br />
schlagkräftiges Samurai-Heer konnte kein Daimyo, und war er noch so mächtig, lange<br />
überleben. Dies führte schließlich dazu, dass die Daimyo fürchten mussten, eines Tages von<br />
ihren eigenen Vasallen gestürzt zu werden …<br />
In der Theorie folgten alle Samurai demselben Ehrenkodex. Viele Samurai – vermutlich<br />
sogar der Großteil – blieben diesem Kodex bis in den Tod treu. Der Name dieses Kodex<br />
lautet Bushido und bedeutet: “der Weg des Kriegers”.<br />
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Bushido: Der Weg des Kriegers<br />
“Heute siegen wir über unser gestriges Selbst; morgen siegen wir über die<br />
Minderwertigen.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Wassers<br />
Das Bushido existierte als Ehrenkodex bereits in der Frühzeit der Samurai. Doch erst am<br />
Ende der Sengoku-Periode ließen die Tokugawa-Shogune die “Regeln” niederschreiben. In<br />
vielen Bereichen ähnelt das Bushido den “Vorschriften” der mittelalterlichen Ritter: Es<br />
handelte sich also um einen Kodex, nach dem ein Mann zu leben hatte und der ihn<br />
gesellschaftlich über den normalen Söldner stellte. Das Bushido lehrte Tugenden wie<br />
Aufrichtigkeit, Beharrlichkeit, Fruchtbarkeit, Tapferkeit, Geduld und vor allem Loyalität.<br />
Ein Samurai, der dieser Berufung folgte, vergrößerte sein gesellschaftliches Ansehen. Dieser<br />
bedingungslose Ehrbegriff trieb viele Samurai zu augenscheinlich sinnlosen – und vor allem<br />
tödlichen – Taten. Ein Samurai, der, von seinen Feinden umstellt, auch in einer ausweglosen<br />
Situation weiter kämpfte, opferte im Sinne des Bushido nicht sein Leben, sondern bewies<br />
seine aufrichtige Loyalität. Dieses Bushido-Prinzip mag vom modernen Standpunkt aus<br />
unvernünftig oder gar dumm erscheinen, tatsächlich ist es jedoch nicht unvernünftiger als<br />
der Begriff der Ritterehre in Europa. Ein Samurai mit dem wahren Sinn des Bushido<br />
bedachte in seinen Handlungen nicht sein eigenes Leben. Leben und Tod hatten vor dem<br />
Ausgang einer Schlacht keine Bedeutung, vorausgesetzt, der Samurai tat das Richtige. Etwas<br />
zu wagen und zu verlieren, galt mehr, als nichts zu wagen.<br />
Dies hinderte einige Samurai nicht daran, in der Schlacht die Flucht zu ergreifen. Wir sollten<br />
nicht übersehen, dass Bushido keinen Kampf bis zum bitteren Ende und um jeden Preis<br />
forderte. Ein Samurai sollte klug und mutig handeln und nicht leichtfertig sein Leben<br />
riskieren. Ein offensichtlicher Selbstmord muss also vom Standpunkt des Bushido betrachtet<br />
werden. Einen Feind anzugreifen, der Euer Schloss belagert, ist Selbstmord. Wenn der<br />
Angriff den Feind jedoch aufhält und Ihr die Schlacht dadurch siegreich beendet, gilt dies als<br />
Akt der Treue und des Mutes, und nicht als selbstmörderische Torheit. Genau das taten die<br />
letzten 200 Tokugawa-Verteidiger des Fushimi-Schlosses im Jahre 1600, als sie die Tore<br />
öffneten und die Westarmee immer wieder angriffen. Dies erklärt auch die<br />
selbstmörderischen Banzai-Kämpfe der Japaner im Zweiten Weltkrieg. Der Bushido-<br />
Ehrenkodex hielt sich in der Armee und in der Marine Japans bis in das 20. Jahrundert.<br />
Bushido hatte, wie alle formalisierten Verhaltenskodexe, natürlich auch seine dunkle Seite.<br />
Oft behandelten die Samurai ihre Gefangenen grausam, da sie gegen den Verhaltenskodex<br />
verstoßen hatten. Viele Gegner wurden nach einer Schlacht nur deshalb hingerichtet.<br />
Anders als im mittelalterlichen Europa, wo ein gefangener Ehrenmann oder Ritter (oft<br />
jahrelang) festgehalten wurde, um Lösegeld zu erpressen, machten die Japaner mit<br />
Gefangenen meist kurzen Prozess. Einen Samurai oder Daimyo, der lebend gefangen<br />
genommen wurde, erwartete in der Regel ein schrecklicher Tod durch die Hand des<br />
Feindes.<br />
Die bis heute erhaltenen Bücher aus dieser Zeit können drei Hauptkategorien zugeordnet<br />
werden. Bei einigen Büchern handelt es sich um allgemeine Handbücher, die sich mit der<br />
Verwendung verschiedener Waffen befassen. Das Bushido beschränkt sich hier weitgehend<br />
auf einige praktische Fertigkeiten. Das Buch Tanki Yoriaki (wörtlich: “Ein einzelner Reiter”)<br />
ist ein Werk aus dem Jahre 1735 über die Rüstung und Bewaffnung eines Samurai vor der<br />
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