ENTHÄLT SHOGUN: TOTAL WAR UND DAS OFFIZIELLE MONGOL ...
ENTHÄLT SHOGUN: TOTAL WAR UND DAS OFFIZIELLE MONGOL ...
ENTHÄLT SHOGUN: TOTAL WAR UND DAS OFFIZIELLE MONGOL ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Obwohl die Yamato ihre Vorherrschaft bis in das 9. Jahrhundert behaupten konnten, zogen<br />
sich die Kaiser mehr und mehr aus den täglichen Regierungsgeschäften zurück. Auf diese<br />
Weise verkamen die ehemaligen Machthaber zu bloßen Symbolen der Macht. Der Rückzug<br />
der Kaiser aus der politischen Verantwortung und die Übertragung der staatlichen Aufgaben<br />
an ihre Untergebenen führte zum Aufstieg der Fujiwara, der bedeutendsten Adelsfamilie am<br />
kaiserlichen Hof. Der Kaiser selbst blieb zwar an der Macht, das Land regierten jedoch<br />
andere. 858 wurde der Fujiwara-Prinz Yoshifusa als Vormund für seinen erst einjährigen<br />
Enkel (der aus der Verbindung seiner Tochter mit dem Kaiser hervorgegangen war)<br />
bestimmt. Die Fujiwara besetzten alle wichtigen Posten am kaiserlichen Hof und in der<br />
Verwaltung mit Verwandten. 884 stieg schließlich Fujiwara Motosune zum Kampaku – dem<br />
ersten “bürgerlichen Herrscher” – auf. Ein knappes Jahrhundert später herrschte der<br />
bedeutendste Herrscher der Fujiwara, Fujiwara Michinaga über das Land. Dieser vermählte<br />
seine fünf Töchter mit den jeweils fünf aufeinander folgenden Kaisern und sicherte auf diese<br />
Weise die Macht seiner Familie am kaiserlichen Hof!<br />
Unter der Herrschaft der Fujiwara entwickelte sich eine eigenständige japanische Kultur, die<br />
sich langsam ihrer chinesischen Wurzeln entledigte. Die Regierungszeit von Michinaga wird<br />
daher auch als Periode der klassischen japanischen Literatur bezeichnet. Gleichzeitig<br />
veränderte sich unter den Fujiwara auch der Charakter der Regierung. Korruption und<br />
Unfähigkeit begannen die Zentralregierung zu schwächen und es bildeten sich mehr und<br />
mehr feudalistische Strukturen. Adelige Mitglieder der Regierung erhielten als Bezahlung<br />
riesige steuerfreie erbliche Landgüter. Viele Bauern und Grundbesitzer mussten ihre<br />
Ländereien an diese Güter anschließen, um der drückenden Steuerlast, die für die<br />
Bewirtschaftung des öffentlichen Landes zu entrichten war, zu entkommen!<br />
Die Ersten Samurai<br />
“Der Weg des Kriegers ist die bedingungslose Annahme des Todes.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch der Erde<br />
Gleichzeitig schlossen sich in den Provinzen<br />
kleinere Kampfgruppen zusammen, die den<br />
feudalen Adel schützten. Ein militärischer<br />
Führer konnte wie ein europäischer Ritter<br />
durch entsprechende Leistungen in den Stand<br />
eines Samurai aufsteigen. Diese Samurai<br />
standen im Dienst aristokratischer<br />
Landbesitzer, reicher Adelsfamilien oder<br />
mächtiger Kriegsherren. Der Begriff Samurai ist<br />
übrigens eine Ableitung des alten japanischen<br />
Wortes für “dienen”.<br />
Die Regierung erkannte rasch den enormen Nutzen der Samurai bei der Niederschlagung<br />
von Aufständen und Rebellionen. Aber durch die Verschiebung des Machtgefüges zu<br />
Gunsten der mächtigen Landbesitzer verschob sich auch die Loyalität der Samurai. Diese<br />
kämpften nun meist gegen rivalisierende Landbesitzer, Banditen und aufständische Bauern.<br />
Obwohl einige Samurai von niedriger Herkunft waren, verfolgten die aufstrebenden Clans<br />
ihre Vorfahren oft über Jahrhunderte zurück und beriefen sich nicht selten auf (entfernte)<br />
Verwandte aus den Reihen der kaiserlichen Familie, die einst vom Hof verstoßen wurden,<br />
und zu Reichtum und Ansehen gelangten. Zwei dieser aristokratischen Samurai-Clans waren<br />
8<br />
die Minamoto, im Osten des Landes, und die Taira, die den Süden Japans beherrschten.<br />
Schließlich griffen die Samurai mehr und mehr in die Politik der Regierung ein und kämpften<br />
um die Vorherrschaft in Japan. Es ist sinnvoll, alle politischen und militärischen Maßnahmen<br />
und Ereignisse der folgenden Jahrzehnte zu betrachten, da in dieser Zeit die Weichen für die<br />
spätere Geschichte des Landes gestellt wurden – eine Geschichte skrupelloser Machtpolitik,<br />
in der die Sieger alles gewannen und die Verlierer alles verloren – auch ihren Kopf!<br />
1155 kam es zu einer Krise in der kaiserlichen Thronfolge. Am kaiserlichen Hof lebten zwei<br />
ehemalige Kaiser und der kränkliche Kind-Kaiser Konoe. Als Konoe vergiftet wurde,<br />
unterstützten die Fujiwara Kaiser Sotoku. Dessen Vater, der ehemalige Kaiser Toba, bestand<br />
allerdings darauf, dass sein anderer Sohn, Go-Shirakawa, neuer Kaiser werden sollte.<br />
Daraufhin bestieg dieser den kaiserlichen Thron. Als Toba 1156 starb, riefen Sotoku und<br />
Go-Shirakawa ihre Anhänger in die Hauptstadt. Der Taira- und der Minamoto-Clan<br />
überwarfen sich in der Frage der Thronfolge endgültig. Entscheidend war jedoch, dass<br />
fortan die Samurai über die Zukunft der Regierung entschieden und nicht mehr die Fujiwara.<br />
In den darauf folgenden Jahren wurde Japan mit dem Schwert regiert.<br />
“Der Weg des Kriegers ist der Tod. Gilt es, zwischen dem Leben und dem Tode zu<br />
wählen, ist es die Pflicht des Kriegers, dem Tod ins Auge zu sehen. Nicht mehr und<br />
nicht weniger. Der Weg des Kriegers ist die Entschlossenheit.”<br />
— Yamamoto Tsunenori, Ha Gakure (Verborgene Blätter)<br />
In der Schlacht von Hogen erlitten Sotukus Samurai eine empfindliche Niederlage. Kaiser<br />
Go-Shirakawa erwartete, dass die geschlagenen Samurai den Preis für ihren Widerstand<br />
bezahlen würden. Der einzige bedeutende Taira-Samurai an Sotukus Seite war bei seinen<br />
Verwandten derart unbeliebt, dass seine Hinrichtung niemanden verwunderte. Minamaoto<br />
Tameyoshi, das Oberhaupt der Sotuku-treuen Minamoto-Familie, wurde auf Befehl seines<br />
Sohnes Yoshitomo in einem Akt der Loyalität hingerichtet. Seinen Bruder Tametomo ließ<br />
Yoshitomo verstümmeln und zwang ihn ins Exil. Daraufhin beging Tametomo (als einer der<br />
ersten Samurai) das rituelle Harakiri, um seine Ehre zu retten.<br />
Nun gelang es dem Taira-Clan, seinen Einfluss am kaiserlichen Hofe rasch auszubauen.<br />
Schließlich war Kaiser Go-Shirakawa des Regierens müde und dankte zu Gunsten seines<br />
Sohnes Nijo ab. Der Führer der Taira, Taira Kiyomori, erklärte sich zum ersten Minister und<br />
setzte die Politik der Fujiwara fort. Auch er verheiratete seine Tochter mit einem<br />
kaiserlichen Prinzen und sorgte dafür, dass auch des Kaisers Konkubinen Angehörige des<br />
Taira-Clans waren. Die Fujiwara versuchten unterdessen, die am Hofe lebenden<br />
Angehörigen der Minamoto-Familie dazu zu bewegen, Rache zu nehmen – eine Idee, die<br />
schon bald in die Tat umgesetzt wurde.<br />
Der zweite Bürgerkrieg von 1159 bis 1160 war daher eine direkte Auseinandersetzung<br />
zwischen den Taira und den Minamoto. Obwohl das Kriegsglück anfangs auf Seiten der<br />
Minamoto lag, wandte sich das Blatt bald zu Gunsten der Taira. Diese attackierten das<br />
Hauptquartier der Minamoto und provozierten damit einen Gegenschlag. Der Gegenangriff<br />
der Minamoto scheiterte jedoch, da sich Minamoto Yorimasa weigerte, in die Schlacht<br />
einzugreifen, um seine Pflichten gegenüber dem Kaiser nicht zu verletzen. Die überlebenden<br />
Minamoto wurden daraufhin erbarmungslos gejagt und niedergemetzelt.<br />
9