ENTHÄLT SHOGUN: TOTAL WAR UND DAS OFFIZIELLE MONGOL ...
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Sengoku – Die Zeit der<br />
Kämpfenden Länder<br />
“Schicke deine Armee in tödliche Gefahr, und sie wird überleben; schicke sie in eine<br />
verzweifelte Situation, und sie wird sie überwinden. Menschen in Gefahr sind in der<br />
Lage, den Sieg zu erringen.<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Die Zeit zwischen 1477 und 1615 nennt man Sengoku-Periode (übersetzt etwa “Die Zeit der<br />
kämpfenden Länder”). In dieser Phase grausamer Machtkämpfe spielt auch größtenteils<br />
Shogun: Total War-Gold Edition.<br />
Heute gilt die kurze Periode der Ashikaga als Zeit der Verfeinerung der Sitten, in der große<br />
künstlerische und literarische Werke entstanden. Auch der Buddhismus gewann unter den<br />
Ashikaga als politische Macht an Bedeutung. Während sich die Ashikaga-Shogune vor allem<br />
für Teezeremonien und die Poesie interessierten, versuchten andere Kräfte, die Macht an<br />
sich zu reißen. Die einflussreichsten Samurai des Landes waren inzwischen mächtige<br />
Landbesitzer geworden. Diese Männer kontrollierten riesige Ländereien und befehligten<br />
wahrhaft königliche Heere. Es begann die große Zeit der Daimyo!<br />
Das Wort Daimyo bedeutet “jemand der nach Besserem strebt” – im Falle der Daimyo nach<br />
Macht! Alle Daimyo waren außerordentlich ehrgeizig und die mächtigsten unter ihnen<br />
träumten vom Ende des Ashikaga-Shogunats. Dies ist durchaus verständlich, da die Ashikaga<br />
nicht mehr in der Lage waren, die Geschicke des Landes zu lenken. Ashikaga Yoshimasa<br />
versuchte beispielsweise, als Shogun abzudanken und versetzte seine Rüstung, um mit dem<br />
Geld seine kostspieligen Hobbys, wie zum Beispiel Blumenfeste, zu finanzieren! Dies kann in<br />
den Augen der Daimyo kaum der passende Zeitvertreib für einen Shogun gewesen sein.<br />
Nicht zuletzt deshalb verlor das Shogunat bei den aufstrebenden und mächtigen Daimyo<br />
jegliche Autorität.<br />
Ikki und Ashigaru<br />
“Begegne der Unordnung mit Ordnung und dem Ungestüm mit Ruhe.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Doch nicht nur die Daimyo wollten die Situation ändern. Bereits Anfang des 15.<br />
Jahrhunderts hatten die traditionell unterjochten Bauern die Geduld verloren. Im Großen<br />
und Ganzen drohte den Bauern des Landes – im Gegensatz zu den europäischen Bauern –<br />
von den vorbeiziehenden Armeen keine Gefahr. Abgesehen von zerstörten Feldern oder<br />
gestohlenem Getreide stellte der Krieg für die Bauern keine existenzielle Bedrohung dar.<br />
Auch Morde, Vergewaltigungen und Zwangsverpflichtungen für den Armeedienst waren<br />
eher eine Seltenheit.<br />
Dafür hatten die Bauern ein anderes Problem: Die Steuereintreiber der Shogune, deren<br />
kostspielige Hobbys und vornehme Lebensweise sie finanzieren mussten. Außerdem trieben<br />
die Steuereintreiber der Ashikaga die Steuern mit den Jahren in Schwindel erregende Höhen.<br />
Es gab Zeiten, in denen die Bauern 70% ihrer Ernteerträge als Steuern abgeben mussten.<br />
Angesichts dieser Situation waren die Bauern zweifellos nicht gut auf ihre Herren zu sprechen.<br />
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Doch nicht nur die Bauern litten unter den Ashikaga. Auch die Ji-Samurai, eine Klasse<br />
“besser gestellter Bauern”, die in Kriegszeiten kämpften und im Frieden das Land bestellten,<br />
waren durch die drückenden Steuern in ihrer Existenz bedroht oder baten um den Schutz<br />
eines Daimyo – dem sie als Gegenleistung ihre Ländereien überschrieben.<br />
Die Situation änderte sich erst, als sich die Bauern und die Ji-Samurai zu Kampfverbänden,<br />
den Ikki, zusammenschlossen. Die allgemeine Unzufriedenheit mit den Herrschenden<br />
gipfelte schließlich in mehreren Bauernaufständen. 1428 weitete sich eine Revolte in Kyoto<br />
auf ganz Japan aus. 1441 kehrten die Ikki, getrieben von der Last der Steuern und den<br />
drückenden Schulden, nach Kyoto zurück, und zogen mordend und brandschatzend durch<br />
die Stadt. Erst nach einer Woche der Gewalt wurden den Bauern ihre Schulden bei den<br />
Geldverleihern und Pfandleihern auf Erlass des Ashikaga-Shogunats erlassen (was deren<br />
Verhältnis zu den Shogunen, die ihrerseits auf die Hilfe der Geldverleiher angewiesen waren,<br />
zweifellos schwer belastete!). In den Jahren 1447, 1451, 1457 und 1461 standen die Ikki<br />
jedoch erneut vor Kyoto. 1457 besiegten sie sogar ein 800 Mann starkes Samurai-Heer, das<br />
sich ihnen entgegengestellt hatte!<br />
“Der Weg bedeutet, die Soldaten auf die Ziele ihres Generals einzuschwören, auf dass<br />
sie furchtlos an seiner Seite in den Tod gehen.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
Durch den Eintritt in die Armee eines Daimyo konnte ein Bauer den Schulden entkommen.<br />
Voraussetzungen für den Militärdienst waren lediglich eine Rüstung und Waffen – beides<br />
stand aufgrund der langjährigen Kriege des Landes im Übermaß zur Verfügung. Bauern<br />
hatten in der Armee zwar nur geringe Aufstiegsmöglichkeiten, aber immerhin erhielten sie<br />
stets einen Teil der Beute. Schon bald bildeten diese Fußsoldaten, die Ashigaru (was wörtlich<br />
mit “Leichtfüße” übersetzt werden könnte), einen wichtigen Teil des Heeres, wenngleich<br />
ihre Disziplin meist zu wünschen übrig ließ. Die Ashigaru waren notorische Plünderer (da<br />
sie auf diese Weise ihren Sold aufbesserten) mit einer deutlich geringeren Moral als die<br />
wahren Samurai. Dennoch setzten die Daimyo in den Kriegen der folgenden Jahre verstärkt<br />
Ashigaru zur Unterstützung der Samuraiverbände ein. Mit der Zeit entwickelten sich die<br />
relativ “preiswerten” Ashigaru sogar zu einem entscheidenden Machtmittel.<br />
An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Ashigaru und Ikki die Gesellschaftsstruktur und die<br />
Kriegsführung nachhaltig veränderten; es begann die Phase des so genannte Gekokujo, der<br />
Auflehnung der “Unteren gegen die Oberen”. Diese Entwicklung gipfelte in der Sengoku-<br />
Periode, als sich zahlreiche (traditionell zur absoluten Loyalität verpflichtete) Vasallen gegen<br />
die herrschenden Clans und mächtigen Kriegsherrn erhoben, um deren Plätze<br />
einzunehmen.<br />
In den Wirren der Kriege und der Verschiebung der “natürlichen Ordnung” des japanischen<br />
Machtgefüges konnten die Ashikaga-Shogune weder die aufständischen Bauern, noch die<br />
mächtigen Daimyo länger kontrollieren.<br />
Es war daher nur eine Frage der Zeit, wann die Situation eskalieren würde.<br />
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