ENTHÄLT SHOGUN: TOTAL WAR UND DAS OFFIZIELLE MONGOL ...
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Schlacht. Der Untertitel des Buches lautet Hi Ko Ben oder “Die Kunst des Waffentragens”.<br />
Obwohl das Werk lange nach der Sengoku-Periode verfasst wurde, ist es dennoch vom<br />
Konservativismus des Tokugawa-Shogunats beseelt. Die beschriebenen Techniken wurden<br />
noch über ein Jahrhundert später praktiziert.<br />
In anderen, philosophischen Werken werden der Allgemeinheit Einstellungen zum Kampf,<br />
Vorstellungen und die Theorie des Bushido erklärt. Die dritte Kategorie bilden die<br />
praktischen und weltlichen Hinweise zum Stürmen eines Schlosses und zum Besiegen einer<br />
Samurai-Armee, sie zeigen jedoch auch auf, wie Bushido das Alltagsleben eines Samurai<br />
beeinflusste. Das Gesetz Kato Kiyomasas, “ein Samurai, der tanzte, solle den Befehl<br />
erhalten, Hara-Kiri zu begehen”, mag extrem erscheinen, aber vielleicht hatte Kiyomasa<br />
seine Gründe. Vielleicht war er kein guter Tänzer oder er dachte, ein Krieger solle seine<br />
Energie in den Kampf stecken und nicht in die Kultur.<br />
Ein “vollendeter Samurai” sollte ein kultivierter Mann und ein fähiger Krieger sein. Man<br />
erwartete von ihm neben der meisterlichen Beherrschung des Schwertes untadelige<br />
Umgangsformen, sowie einen Sinn für Zeremonien und die Poesie. Die Samurai trugen<br />
sogar Poesie-Duelle gegeneinander aus ... bisweilen sogar auf dem Schlachtfeld! Dabei<br />
sprach ein Samurai die erste Zeile eines Gedichts, woraufhin sein Gegner die folgende Zeile<br />
ergänzen musste. Ausgeklügelte Wortspiele und Anspielungen wurden besonders gewertet.<br />
Japan war ein reiches Land, und die Samurai genossen ein hohes Ansehen. Sie hatten also<br />
die Gelegenheit, sich den kulturellen Dingen des Lebens zu widmen. Ein Daimyo führte ein<br />
Leben, das mit dem Leben eines europäischen Landfürsten zu vergleichbar war.<br />
Harakiri: Tod und Ehre<br />
“Bei allen Formen der Strategie ist es notwendig, im alltäglichen Leben die<br />
Kampfhaltung einzunehmen und die alltägliche Haltung zur Kampfhaltung zu<br />
machen.”<br />
— Miyamoto Musashi, Das Buch der fünf Ringe, Buch des Wassers<br />
Grundsätzlich ist der rituelle Selbstmord nicht nur eine japanische Idee. Auch die römischen<br />
Kaiser gestatteten Verrätern häufig, sich selbst zu richten, um die Ehre ihrer Familie zu<br />
retten: Schließlich war der Befehl, sich selbst zu töten, bereits Bestrafung genug.<br />
Anders bei den Samurai: Durch den Selbstmord konnte ein Mann einerseits die eigene Ehre<br />
wahren und sich andererseits selbst bestrafen. Ein Samurai beging beispielsweise Harakiri,<br />
um der Gefangennahme durch einen Feind zu entgehen oder um seinem Herrn – als<br />
Zeichen seiner absoluten Loyalität – in den Tod zu folgen. Außerdem gab es die (für<br />
Außenstehende) seltsam anmutende Form der Selbsttötung als Protest gegen eine<br />
Entscheidung des Herrschers. Dieser Akt galt als Zeichen absoluter Loyalität; welcher Mann<br />
würde seine Entscheidung nicht überdenken, wenn einer seiner Gefolgsleute den Freitod<br />
dem Gehorsam vorzieht?<br />
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Es muss nicht erwähnt werden, dass das Harakiri, oder “Bauchaufschneiden” mit<br />
außerordentlichen Schmerzen verbunden war – dies sollte so sein. Unter Einhaltung<br />
bestimmter Regeln schnitt sich das Opfer den Leib von links nach rechts auf. Dieses<br />
Aufschlitzen war derart unmenschlich, dass die Samurai die Zeremonie später selbst<br />
abschwächten und sich das Opfer daraufhin “nur” in sein Schwert stürzen musste. Nach<br />
dem ersten Schnitt wurde der Selbstmörder von einem Freund oder Vertrauten mit einem<br />
Schwerthieb enthauptet. Obwohl dieser Gnadenstoß für das Opfer eine Erlösung war,<br />
erforderte das Harakiri eine außerordentliche Selbstdisziplin des Selbstmörders.<br />
Harakiri war jedoch nicht die einzige Form des rituellen Selbstmords. Togo Shigechika, ein<br />
sagenumwobener Samurai, fand beispielsweise ein besonders schauerliches Ende. Nachdem<br />
er vergeblich versucht hatte, eine feindliche Burg zu erobern, ließ er sich – in voller Rüstung<br />
auf dem Rücken seines Pferdes – bei lebendigem Leib begraben und schwor seinen Feinden<br />
grausame Rache!<br />
Samurai und Ninja<br />
“Das Vorwissen kann nicht den Geistern entlockt werden; es kann nicht aus den<br />
Sternen und auch durch keine Schlussfolgerung gewonnen werden. Das Wissen um die<br />
Pläne des Feindes kannst du nur von anderen Männern erhalten.<br />
Es gibt fünf Klassen von Spionen:<br />
eingeborene Spione, innere Spione,<br />
übergelaufene Spione, todgeweihte Spione<br />
und überlebende Spione. Eingeborene<br />
Spione zu haben heißt, sich der Hilfe der<br />
Einwohner eines Gebietes zu versichern.<br />
Innere Spione zu haben bedeutet, die<br />
Offiziere des Feindes zu benutzen.<br />
Übergelaufene Spione zu haben bedeutet,<br />
die Spione des Feindes zu fassen und selbst<br />
einzusetzen. Todgeweihte Spione zu haben bedeutet, dem Feind falsche Informationen<br />
zu geben. Überlebende Spione sind jene, die Nachricht aus dem Lager des Feindes<br />
überbringen.<br />
Daher darf es in der ganzen Armee keine vertraulicheren Beziehungen geben als jene,<br />
die mit Spionen aufrecht erhalten werden. Niemand anderer in der Armee sollte<br />
großzügiger entlohnt werden. In keiner anderen Beziehung muss größere Diskretion<br />
geübt werden.”<br />
Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
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