ENTHÄLT SHOGUN: TOTAL WAR UND DAS OFFIZIELLE MONGOL ...
ENTHÄLT SHOGUN: TOTAL WAR UND DAS OFFIZIELLE MONGOL ...
ENTHÄLT SHOGUN: TOTAL WAR UND DAS OFFIZIELLE MONGOL ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Rüstung<br />
Die Samurai trugen keine Plattenpanzer, wie die Chinesen und Europäer. Sie bevorzugten<br />
Harnische aus kleinen Metallplatten, die mit Seide oder Lederschnüren verbunden waren.<br />
Die ursprünglich für berittene Einheiten entwickelte Yoroi wog etwa 30 kg und bot einen<br />
sehr guten Schutz. Da das Hauptgewicht der Rüstung auf den Schultern des Trägers lastete,<br />
eignete sie sich jedoch nicht für Fußsoldaten. Solange die Samurai auf dem Rücken ihrer<br />
Pferde in die Schlacht zogen, war dies allerdings kein größeres Problem.<br />
Im Verlauf des Onin-Krieges entwickelte man neue Rüstungen mit einer besseren<br />
Gewichtsverteilung auf den gesamten Oberkörper. Die Schnürriemen behielt man allerdings<br />
bei. Es war außerordentlich aufwendig, eine derartige Rüstung herzustellen und zu pflegen.<br />
In einem Land, das überwiegend aus Reisfeldern bestand, wirkt eine geschnürte Rüstung auf<br />
den ersten Blick etwas unpraktisch. Zum einen sogen sich die Lederriemen voll Wasser, was<br />
das Gewicht der Rüstung zusätzlich erhöhte, zum anderen fror die Rüstung bei großer Kälte<br />
rasch ein!<br />
Allerdings waren die Rüstungen dadurch dehnbar, leicht, und einfach zu reparieren.<br />
Außerdem konnten die Kämpfer ihre Kameraden an den farbigen Schnüren ihrer Rüstungen<br />
auch im Schlachtgetümmel von feindlichen Einheiten unterscheiden ... in der Hitze des<br />
Gefechts war dies ein möglicherweise lebenswichtiger Vorteil!<br />
Gerade die Schnürung lässt die japanische<br />
Rüstung so farbenprächtig und attraktiv<br />
erscheinen. Die Samurai dachten freilich eher<br />
praktisch über ihre Rüstung und legten keinen<br />
großen Wert auf eine übermäßige<br />
Farbenpracht, zumal einige Färbstoffe die<br />
Seide – und damit die Rüstung – zerstörten.<br />
Für die Samurai waren Rüstungen außerdem<br />
ein wichtiges Handelsgut. Dabei spielten auch<br />
Modeerscheinungen eine große Rolle: Nach<br />
der Entdeckung schwarzer Färbstoffe um das<br />
Jahr 1570 waren beispielsweise schwarze<br />
Rüstungen außerordentlich beliebt.<br />
“Der umsichtige Kämpfer bringt sich in eine Position, die die Niederlage unmöglich<br />
macht, und er versäumt nicht den richtigen Moment, den Feind zu vernichten.”<br />
— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges<br />
40<br />
Die Rüstung eines Samurai bestand aus zahlreichen Einzelteilen, die auch separat getragen<br />
werden konnten. Dadurch konnte ein Samurai (beispielsweise im sicheren Heerlager) nur<br />
einen Teil seiner Rüstung tragen und die schweren Rüstungsteile erst im Ernstfall anlegen.<br />
In der Regel war eine Rüstung aus mehreren Schichten aufgebaut: Einer Verstärkung aus<br />
weichem Metall, einer Deckschicht aus Stahl und schließlich einem Lacküberzug, der das<br />
Rosten des Metalls verhinderte. Ein Samurai, der lediglich das Haus seines Herrn bewachte,<br />
verrichtete seinen Dienst gewiss nicht in voller Rüstung. Stattdessen trug er unter seiner<br />
Kleidung gepanzerte (und mit Seide oder Leder überzogene) Armschoner. Diese bestanden<br />
aus kleinen Platten und wurden mit Schulterriemen befestigt.<br />
Das Anlegen der Rüstung folgte einem strengen Ritual, das sogar die Reihenfolge, in der die<br />
verschiedenen Teile der Rüstung angelegt werden sollten, festlegte. Durch dieses strenge<br />
Ritual war sichergestellt, dass der Samurai keinen Teil der Rüstung übersah. Die japanische<br />
Rüstung hatte jedoch noch einen weiteren Vorteil: Da die verschiedenen Rüstungsteile<br />
übereinander lagen, bot die Panzerung einen optimalen Schutz. Es war daher fast unmöglich,<br />
die schwere Rüstung eines Samurai mit einem Schwerthieb zu durchdringen.<br />
Die Vielfalt der Samurai-Helme ist kaum zu beschreiben. Es gab Furcht erregende Helme<br />
mit Ornamenten, die den Kopf vollständig verhüllten. Die Helme zierten außerdem<br />
Geweihe, riesige Federbüsche, Hörner, lange Federn sowie Sonnenbanner, Sonnen und<br />
verschiedene andere Ornamente, die den Gegner einschüchtern sollten. Auch das Mon des<br />
jeweiligen Hauses durfte auf keinem Helm fehlen. Ferner trugen die Samurai Masken –<br />
meist Furcht einflößende Dämonenfratzen oder groteske Grimassen. Nur wenige Daimyo<br />
gingen jedoch so weit wie Date Masamune, der seine 200 Hatamoto (Leibwächter) mit<br />
spitzen, goldüberzogenen Helmen ausrüstete, die fast so groß waren, wie die Träger selbst!<br />
Man darf allerdings nicht vergessen, dass viele der Prunkrüstungen und -helme, die die Zeit<br />
überdauert haben, niemals auch nur in der Nähe eines Schlachtfeldes getragen wurden. Ein<br />
Samurai (oder ein Daimyo), der es sich leisten konnte, versorgte sich und seine Männer<br />
stattdessen mit normalem Kriegsgerät und verschiedenen dekorativen<br />
Zeremonialgegenständen.<br />
Nach der Ankunft der Portugiesen waren “christliche” Rüstungen sehr beliebt. Es handelt<br />
sich dabei um spanische Rüstungen, die mit Sicherheit nicht der Qualität der japanischen<br />
Rüstungen entsprachen. Trotzdem gibt es verschiedene Darstellungen von Samurai in<br />
europäischen Rüstungen. Dies war möglicherweise eine Modeerscheinung oder eine<br />
Demonstration enormen Reichtums (schließlich kostete eine aus dem fernen Europa<br />
eingeführte Rüstung ein kleines Vermögen). Vielleicht trugen die Samurai die europäischen<br />
Rüstungen aber auch, um aller Welt ihren neuen – christlichen – Glauben zu zeigen. Die bis<br />
heute erhaltenen europäischen Rüstungen dieser Zeit weisen meist ein Einschussloch im<br />
Bereich der Brustplatten auf. Dies bedeutet nicht zwingend, dass der Träger erschossen<br />
wurde, sondern dass man eine Kugel auf die Rüstung abfeuerte, um deren Qualität zu<br />
prüfen. An der so entstandenen Delle erkannte man, dass die Rüstung für den Kampf<br />
geeignet war.<br />
41